Atlas Moderner Betonbau

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Beispiel 08

Panoramagalerie Pilatus Kulm, CH 2011 Architekten: Niklaus Graber & Christoph Steiger Architekten, Luzern Projektleitung: Philipp Käslin Bauleitung: Jürg Gabathuler, Wollerau Tragwerksplaner: Dr. Schwartz Consulting AG, Zug Aldo Vital

Nahezu mit dem Fels des Pilatusmassivs verschmolzen, verbindet die Panoramagalerie als architektonischer Höhenweg die bestehende Seilbahnstation und zwei Hotels. Anstelle des bekannten Entwurfsziels »form follows function« gilt hier »form follows mountain«. Sanfte Übergänge zwischen künstlicher und natürlicher Landschaft gelingen mit einer polygonal mäandrierenden Grundrissform und einer leichten Modulation im Schnitt. Wie selbstverständlich schließt der Bau an den Bestand mit unterschiedlichen Niveaus an und erzeugt verschiedene Raumwirkungen mit besonderem Charakter und Ausblick. Der eingeschossige 60 ≈ 20 m große Neubau nutzt ein bestehendes Gebäude der Armee als Sockel. Das Dach der Galerie dient als Aussichtsplattform und bietet Bereiche zum Sonnen. Eine großzügig angelegte, kaskadenartige Treppe verbindet Terrasse, Galerie und Räume der Hotels. Die Idee der Bewegung findet sich auch in der Konstruktion wieder. Unterschiedlich gespreizte v-förmige Doppelstützen aus Stahlkastenprofilen sowie sichtbare, im Zickzack dazwischen verlaufende Unterzüge bilden ein räumliches Gitter, das Decke und Fassade trägt. Die Ortbetondecke wirkt mit den u-förmigen Stahlunterzügen als Verbundkonstruktion. So können bis zu 18 m Spannweite erreicht werden, obwohl auf der Terrasse Schneehöhen bis 9 m möglich sind. Die auskragenden Bereiche der unteren Deckenplatte sind mittels Zugstangen an den Unterzügen der oberen Deckenplatte abgehängt. Die Stahlprofile durchdringen, nur auf wenige Punkte konzentriert, die innen liegende Wärmedämmung, womit Wärmebrücken auf ein vernachlässigbares Maß minimiert werden. Die Materialität der Gebäudehülle aus vorgefertigten Betonelementen nimmt Bezug auf das Kalkgestein des Pilatusmassivs. Durch die verwendete Schalungsmatritze erhält die Oberfläche eine feine vertikale Profilierung. Zusätzlich zur sinnlichen Haptik und Tiefenwirkung sind so auch die Elementstöße nicht sichtbar. Die Elemente wurden mit den Ortbeton-Brüstungsbändern vergossen, die zur Verteilung der Deckenlasten in Längsrichtung beitragen. Der Grundrissform folgend steigen die opaken Brüstungen bzw. Stürze an und ab, wodurch Panoramafenster mit spannungsvollen Ausblicken entstehen.

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