Der Mittelstand. 4/2011

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Europa POLITIK

Schwerer Stand für den grünen Strom Atomstrom bleibt Nummer eins in Frankreich

Foto: matthewleesdixon/istockphoto.com

Mit einem Anteil von rund 75 Prozent dominiert die Atomenergie den französischen Strommarkt. Trotz politischer Willensbekundungen geht der Ausbau anderer Energiequellen eher zögerlich voran. Mit dem Kernkraftwerk Marcoule in der Region Languedoc-Roussillon nahm Frankreich 1956 als zweites europäisches Land einen Reaktorblock in Betrieb. Rund 55 Jahre später ist man dank der Kernkraft nach wie vor stolz darauf, Stromexporteur statt -importeur zu sein. Insgesamt 58 Atomreaktoren werden zur Zeit in Frankreich betrieben. Als „Dinosaurier” gilt vor allem das Kernkraftwerk im elsässischen Fessenheim an der deutschfranzösischen Grenze. Dies erzeugt seit 1977 Strom und steht ebenso lang in der

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Kritik deutscher Atomkraftgegner. Zu unsicher sei der Standort am Rheingraben, der als besonders erdbebengefährdet gilt. Auch Störfälle – wie 2008 in Tricastin – haben in Frankreich nicht viel daran geändert, dass die Befürwortung der Kernkraft politisch bis vor kurzem noch zum guten Ton gehörte. Zu sehr verließ man sich jahrzehntelang auf den „sauberen” Atomstrom, als dass man in absehbarer Zeit auf ihn verzichten könnte. Daher werden in Frankreich auch weiterhin neue Atommeiler gebaut.

Andere Energiequellen spielen bis heute im französischen Energiemix nur eine untergeordnete Rolle. Gerade einmal 10,8 Prozent der Primärenergieproduktion wird aus fossilen Brennstoffen wie Kohle, Öl und Gas gewonnen. Bei der Wasserkraft sind es immerhin 12,4 Prozent. Bereits in den 30er-Jahren wurden in Frankreich elektrische Wasserkraftwerke entlang der Rhône errichtet. Das heute Leistungsfähigste ist der sogenannte Barrage de Roseland, mit jährlich über 1.000 Gigawattstunden Strom. Ein ebenso gigantisches Projekt aus den 60er-Jahren ist

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