Chronik der Ortsgruppe München

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DieGeschichtederSektionNeuland derJahre1910bis1945

vonGeorgPraml

Vorwort

EsistschonweitmehralsfünfJahreher,alsderGedankeauftauchte,obmannichtdieGeschichtederSektionNeuland aufschreibensollte.DieSektionwirdheuer75Jahrealt,undesgibtnurnochganzwenigMitglieder,diedieGründung oderdieunmittelbardarauffolgendeZeitselbsterlebthaben.EsgehtalsozunehmendWissenumdieVorgängeausder Anfangszeitverloren,dasfürmanchesMitglied,dasspäterzurSektiongestoßenist,sicheraberfürjene,dieinspäteren JahrenimVorstandoderimBeiratmitarbeitenwerden,interessantseinkönnte.EslebtjaimGrundejederEinzelneund auchjederVereinausseinerGeschichteinseineZukunfthinein.

AlsehemaligerSchriftführerderSektionNeulandistesmireinAnliegen,dieVergangenheitunsererSektionvorder Vergessenheitzubewahren,soweitdiesheutenochmöglichist.DieRekonstruktiongelingtnurnochteilweise,wiesich inzwischengezeigthat.Unterlagen,wieBriefe,Sitzungsprotokolleu.s.w.existierenausderZeitvordemzweiten Weltkriegnicht,dennsiesindbeieinemderverheerendenLuftangriffeaufMünchenverbrannt.DieErinnerungder wenigennochlebendenZeitzeugenistzwarsehrwertvoll,aberauchetwaslückenhaft.DadurchsinddieRecherchen überdieGeschichteunsererSektionziemlichzeitaufwendigundesistmirbisjetztnurgelungen,dieallgemeine EntwicklungvonderGründungderOrtsgruppe1910überdie1.Währungsreform 1924unddieMachtergreifungdurch dieNationalsozialisten1933biszumEndedeszweitenWeltkrieges1945darzustellen.ÜberdieEntwicklungnach 1945,dasHütten-undTourenwesen,dieOrtsgruppenunddieSkiabteilungwerdeichnochweiterarbeiten,sofernmir ausreichendZeitzugemessenseinwird.

DerSektionNeulandgingdieOrtsgruppeMünchenderSektionSaalfeldendesDeutschenundÖsterreichischen Alpenvereins(DuÖAV)voraus.DieseOrtsgruppewurdeam11.Januar1910gegründetundvondenHerrnMoosandl, Lechner,SchweißgutundRickerlgeleitet.

ZudieserZeitundbiszumBeginndeserstenWeltkrieges1914betrugderMitgliederbeitrag11,20MarkimJahr,ein aufdenerstenBlickgeringerscheinenderBetrag.SiehtmanabergenauerhinundvergleichtdiedamaligenVerhältnisse ungefährmitdenheutigen,sokommtmanzueinemanderenErgebnis.DerdurchschnittlicheStundenlohneines gelerntenArbeiters,heutewürdenwirihnalsFacharbeiterbezeichnen,betrugnettoetwa40Pfennige.Eineeinfache Rechnungzeigt,dasseinMitglied28StundenfürdenJahresbeitraghatarbeitenmüssen.Heutebleibeneinem Facharbeiternettoetwa15Mark.EinA-MitgliedmussalsoheutefüreinenBeitragvonz.B.65Mark(wieinunserer Sektion)etwasmehralsvierStundenarbeiten.GeringwarderdamaligeBeitragdemnachsichernicht.Jedenfallshatte derkleineVereindavonseineVersammlungsabende,FesteundallesonstigenAusgabenzubestreiten.Manmusstezum BeispieleinejährlicheLokalmietevon50MarkbezahlenundfürvieleHektoliterBierdenUmsatzgarantieren.

DieOrtsgruppewargeradedreiMonatealt,dabrachteeinMitglied,HerrLankes,am10.April1910denAntragein, manmögeeineneue,selbständigeSektiongründen.DerAnlassdafürwarderallgemeineEindruck,dassdie MuttersektionSaalfeldenihreOrtsgruppeMünchennuralsEinnahmequellebetrachtete.DieOrtsgruppemussteeinen gewissenProzentsatzihrerMitgliederbeiträgeandieSektionSaalfeldenabführen,erhieltaberkeinerleiUnterstützung oderFörderung.DerAntragwurdeabgelehntundesbliebzunächsteinmalallesbeimalten.Manschreckte wahrscheinlichvordenvermehrtenAusgabenundderzuerwartendenMehrarbeitzurück,diemiteiner SektionsgründungunddannmitderSektionsführungzwangsläufigverbundenseinmussten.

ZuBeginndeserstenWeltkriegeswurdemitgroßerWahrscheinlichkeitdasgesamteFührungsteamzumKriegsdienst einberufen,dennwährendderZeitdeserstenWeltkriegesübernahmdieLeitungHerrLechelmeier.Dasicherauchein großerTeilderMitgliedereingezogenwordenwar,kannmanannehmen,dassdasVereinslebenweitgehenderlahmte. ErstnachdemEndedesKriegesfandensichallmählichdieMitgliederderOrtsgruppewiederzusammen,soweitsieden Kriegüberlebthatten.DenVorsitzhattedamalsbereitsderspätereVorsitzendederSektionNeuland,HeinzRuby.Das gehtausderFestschriftzumfünfjährigenBestehenderSektionNeulandhervor.DortstehtnämlichaufSeite3,dass sichdieMitglieder"wiederunterderFührung desderzeitigenVorsitzenden" zusammengefundenhaben.Diese Festschriftwurde1925herausgegeben,damalswarRubyVorsitzender.AußerdemistaufSeite6derselbenFestschrift dieRedevonder"zielbewusstenArbeitdes seinerzeitigenundauchnochheutigen1. VorsitzendenderSektion...".

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NunsetztesehrbaldeineregebergsteigerischeTätigkeiteinundparalleldazuentwickeltesicheinrechtlebhaftes Vereinsleben.DieszeigtesichauchineinerrapidenZunahmederMitgliederzahl.

DieseEntwicklungihrerdamalsweitgehendselbständigenOrtsgruppeMünchengefielnunoffenbarderSektion Saalfeldengarnicht,dennsieteilteam24.Mai1919mit,dass künftiginMünchenkeineMitgliedermehr aufgenommenwerdendürfen.DieOrtsgruppedürfenurnochVorschlägezurAufnahmevonMitgliedernandieSektion Saalfeldenweiterreichen,diedanndortgeprüftundentschiedenwürden.AuchdieAusweisedürftennurnochvonder SektionSaalfeldenausgestelltwerden.DerOrtsgruppeMünchenwardamitihrebisherigeSelbständigkeitentzogenund siewärenurnocheinausführendesOrgangewesen.Am2.Juni1919teiltedanndieSektionihrerOrtsgruppemit,dass esnichtinihremSinnesei,nochweitereMünchnerMitgliederaufzunehmen,dasheißt,einweiteresWachstumwar nichterwünscht.DamitwardasMaßvoll.

FürdieOrtsgruppeMünchengabesnunfolgendeMöglichkeiten:MankonnteweiterhindieOrtsgruppeMünchender SektionSaalfeldenbleiben,hattedannaberkeineMöglichkeitzurWeiterentwicklung.Oder:DieOrtsgruppekonnte sichauflösen.Dannhättensichdieinzwischenetwa200Mitgliederzerstreuenundversuchenmüssen,inandere MünchnerSektionenaufgenommenzuwerden,entwedereinzelnoderinGruppen.Damalswaresabernichtleicht, MitgliedeinerSektionzuwerden.ManbrauchteinderRegelmindestenszweiBürgenundvieleSektionenhattennoch weitereHindernissefürNeuaufnahmenaufgebaut.AußerdemwärendieNeuländerineineranderenSektion,zumindest amAnfang,mehroderwenigernurgeduldetgewesen,wahrscheinlichaberaufDauernichtheimischgeworden.

Konsequenterweiseversuchtemandeshalb,eineneueSektionzugründen.Manerinnertesichwohlandenvoretwa neunJahrenvonHerrnLankesgestelltenAntrag.IneinerVersammlungam5.Juni1919wurdebeschlossen,den VersucheinerNeugründungzuunternehmen.DamitsetzteeinintensiverBriefwechselzunächstmitdem HauptausschussdesDuÖAVinWienundkurzdaraufmitdemOrtsausschussderMünchnerSektionenein.Diese standeneinerNeugründungzunächstablehnendgegenüber.DashattesicherauchdarinseinenGrund,dassihnendie OrtsgruppeMünchenderSektionSaalfeldenzudemokratischeingestelltwar,ihreMitgliederfastausnahmslosArbeiter undkleineAngestelltewarenunddieNachrichtenderOrtsgruppeinderdamaligen"MünchnerPost"erschienen,einer denSozialdemokratennahestehendeTageszeitung.

EinerihrerRedakteurewarderFührerderUnabhängigenSozialisten,KurtEisner,derspäterdieRevolutionausrief, KönigLudwigIllfürabgesetztundBayernzumFreistaaterklärte.Erwardanndererste,wennauchprovisorische MinisterpräsidentdesneuenFreistaates,eheihnderfanatischeMonarchistGrafArco-ValleyaufdemWegzum Landtagermordete.DassunterdiesenUmständendie"MünchnerPost"indenkonservativen,starkrechtsgerichteten Kreisen,diedamalssowohlallgemein,alsauchimDuÖAVundseinenSektionenvorherrschendwaren,keinen besondersgutenRufgenoss,istleichteinzusehen.Übrigenswurdedie"MünchnerPost"nachderMachtübernahme durchdieNationalsozialistenimMärz1933sofortvonderSA(Sturmabteilung)besetztunddannverboten.

TrotzalldieserWidrigkeitenwurdenFortschritteerzielt.InzwischenhattebeiderSektionSaalfeldeneinWechselim Ausschussstattgefunden.MöglicherweisewardiesderGrund,dassmandortdiePolitikänderteundnunversuchte,die OrtsgruppeMünchenwiederfesterandieSektionSaalfeldenzubinden.Dazuschicktesiesogarihren1.Vorsitzenden, dendamals,sehrbekanntenBergsteigerRiegele,zuVerhandlungennachMünchen,dereineweiteregemeinsameArbeit vorschlug.Eswaraberbereitszuspät.EinRückzugwarnichtmehrmöglich,weilderGedankederSektionsgründung beidenMitgliedernschonstarkverankertwarunddieVerwaltungsvorgängebereitskurzvordemAbschlussstanden. BeiderdamaligenVersammlungfandsichauchnichteineeinzigeStimmefüreinenRückzug.

DaabertrotzdeminMünchendieSachenichtsorechtvorangehenwollte,fuhreneinigeHerrendesVorstandesder OrtsgruppenachWien,demSitzdesDuÖAV,umdortdessenVorstandzubewegen,derNeugründungzuzustimmen. DashatteErfolg.MitdemDatum25.Oktober1919setztederHauptausschussdesDuÖAVdieOrtsgruppeMünchen derSektionSaalfeldendavoninKenntnis,dasserderUmwandlungderOrtsgruppeindieneueSektion"Bergwelt" seineGenehmigungerteilthabe.

NunerhobdieSektion"Bergland"Einspruch.ZwarnichtgegendieGründungeinerneuenSektion,abergegenden vorgesehenenNamen,weildieserzuVerwechslungenhätteführenkönnen.DerEinspruchwurdeberücksichtigtundder Name"Neuland"gewählt,derbereitsvorherauchschonimGesprächwar.AberdieBedeutungdesNamens"Neuland" waranscheinendnichtallenaufAnhiebklarundscheintdeshalbvielfachfalschausgelegtwordenzusein,dennsonst hättesichderVorstandnichtveranlasstgesehen,miteinemSchreibenvom5.November1919demHauptausschussdes DuÖAVdenNamen"Neuland"mitfolgendenWortenzuerläutern:"DiealpineBewegung,diedurchdenDuÖAVzieht undsichdemZeitgeisteinidealemSinneangepassthat,habenwirvollergriffen,diessollunserNameschonnach außenhinzeigen.UnserejungeSektionwirdsichaufdiesemBodenentfaltenunddazubeitragen,wirklichesideales NeulanddemausübendenBergsteigerzubieten".Einwenigschwülstig,dieseDarlegung,undunsHeutigen

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wahrscheinlichauchwiedernichtganzverständlich.Aber:AufGrundderweiterenEntwicklungunsererSektionund ihrerLeistungenverdientdieserNameRespekt.

NachdemnundieGenehmigungerteiltundauchderNamegeklärtwar,wurdeam23.Dezember 1919inder GründungsversammlungsiefandimNebenzimmerderGaststätte"SenefelderHof'statt-dieOrtsgruppeMünchender SektionSaalfeldenaufgelöstunddieSektionNeulanddesDuÖAVgegründet.DieswarderjuristischeGründungsakt, wieernachdemVereinsrechterforderlichist.AberdieGründungwaraucheingesellschaftlichesEreignis,daszu feiernwar.Undmanfeiertegroß!NochindererstenJanuarhälfte1920fandimdamaligenMathildensaaleine Festveranstaltungstatt,mitdersichdieneugegründeteSektionindenKreisderMünchnerSektioneneinführteundam 22.Januar1920veranstaltetemanimFestsaaldesLöwenbräukellerseinenGründungsball.WeilmanschonamFeiern war,folgteMitteFebruar,imFasching,dererste"Neuländerball"inder"SchwabingerBrauerei".

1:EinladungzumGründungsball

DieLeitungderneugegründetenSektion,damalsalsAusschussbezeichnet,setztesichwiefolgtzusammen:

1.VorsitzenderHeinzRuby

2.Vorsitzender(zugleich

HüttenreferentOttoSchiller

1.Kassierund

1.SchriftführerFrauRuby-Grimm

2.Kassierund

2.SchriftführerJ.Knaus BeisitzerB.Zehetmeier

H.Rickerl

0.Stangl

Tourenreferentund

SachwartM.Erath RevisorenG.Wächtersen.

J.Härth

A.Krafft

ZurZeitderGründunghattedieSektionNeulandetwa300Mitglieder.DieseZahlstiegdannsehrraschaufetwa600, umdannspäter,indenInflationsjahren1922/23unddenebenfallswirtschaftlichschlechtenJahren1928bis1933, wiederauf230abzusinken.

IndenJahren,diederGründungfolgten,entwickeltesicheineäußerstregeTeilnahmederMitgliederanden wöchentlichenZusammenkünften,VersammlungenundVorträgen.Biszu14stetsgutbesuchteVorträgefandenin zweiwöchigemAbstandindenWinterhalbjahrenstatt.DamalshattenLichtbildervorträgeausdemAlpenraumoder auchfernerenGebieteneinegroßeAnziehungskraft,besonderswennsie,wiehäufiggeschehen,von Sektionsmitgliederngehaltenwurden.DassheutedasInteresseansolchenVorträgendeutlichgeschwundenist,mag wohlinersterLinieaneinerÜbersättigungdurchdasFernsehenliegen,dasunsfasttäglichBilderundBerichteaus allerWeltinsWohnzimmerliefert.JedenfallswardamalsdieBeteiligungsostark,dassmanbereits 1920,alsoimJahr nachderGründungderSektion,einneues,größeres"Sektionsheim"suchenmusste.Esgehtausdenspärlichen Unterlagenleidernichthervor,womansichbisdahingetroffenhatte;allemAnscheinnachaberim"SenefelderHof', wodieSektiongegründetwordenwar.DieneueBleibefandmanimGasthaus"AlterHackerkeller",indembereitsin derVorkriegszeit,alsovor1914,dieOrtsgruppeMünchenderSektionSaalfeldenbeheimatetwar.Der"Lichtbildner", derdieVortragendenbesorgte,dieVorträgeorganisierteundwahrscheinlichauchdeneinenoderanderenBeitragselbst lieferte,warKarlPerzl.

DasgesellschaftlicheLebenderSektionbeschränktesichabernichtaufdieregelmäßigenZusammenkünfteund Vorträge.SofandindiesenJahrenregelmäßigzuBeginndesWinterhalbjahres,meistimOktober,einbunterAbend statt,beidemessehrheiterherging.ImFaschinggabesdanndenNeuländerballinder"SchwabingerBrauerei"und denFaschingskehraus,meistimVereinsheim.OffenbarhabendamalsdieNeuländerverstandenzulebenunddasrechte MaßzwischenArbeitundEntspannungzufinden.Nureinmal, 1923,musstederNeuländerballausfallen;indiesem JahrerreichtedieInflationihrenHöhepunkt.

AlledieseVergnügungenmusstennatürlichorganisiertwerden,unddeshalbhattemaneinMitgliedimAusschuss,dem diesenichtgeradeeinfacheAufgabeoblag.EswardieszunächstBartholomäusZehetmeier,deroffenbarein

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hervorragendesOrganisationstalenthatte.1922gingdasAmt"Vergnügungen`vonZehetmeieraufHansWielandjr. überund1924übernahmesHansBauer.

GegenEndedeserstenJahresihresBestehenshattedieSektionNeulandinnerhalbderMünchner SektionengemeinschaftfestenFußgefasstundgehörtenundazu.EbenfallsindiesemerstenJahrkameszueinem unerwarteten,rapidenMitgliederzuwachs,derimzweitenVierteljahreinsetzte.GingdieSektionmitca.300 MitgliedernindasJahr1920,sowarenesamEndediesesJahresbereitsetwa600,alsoeineVerdopplunginnerhalb einesJahres!EinsolcherZulauf,vielleichtnichtinganzdemgleichenAusmaß,warauchbeianderenMünchner Sektionenzubeobachten.JedenfallsmachtensichsowohlderAusschussalsauchdieMitgliederGedankendarüber,ob dasgutseinkönne...

Eswarnichtgut,dennmankonntebaldnachlassendesInteressesowohlimTourenwesenalsauchandenübrigen Veranstaltungenbemerken.Dasheißt,dieAnzahlderTeilnehmer,bezogenaufdieGesamtmitgliederzahlgingdeutlich zurück.EswarenebennichtalleNeuzugängesolcheIdealisten,wiemansiegernegehabthätte,wieesvielederalten MitgliederauchtatsächlichwarenundwieesinderdamaligenZeit,alsdieSektionNeulandnochsojungwar, erforderlichgewesenwäre.DaherkamausderMitgliedschaftdieAnregungandenAusschuss,denZustromneuer Mitgliederzubremsen.DiesversuchtemannunaufzweiWegenzuerreichen:Erstenswurdeeine "Aufnahmekommission"gebildet,diedieBewerberaufihreEignungbesondersinbergsteigerischerHinsichtprüfen sollte,undzweitenswurdeaufGrundeineseinstimmigenVersammlungsbeschlussesdasFühreneinesTourenbuches angeordnet.DamitwarendieMitgliederverpflichtet,ihreTourenaufzuschreibenundsiederSektionzurKenntniszu bringen.DassollteeinerseitsdiejenigenBewerberabschrecken,dienurseltenBergtourenunternahmen -Gelegenheitsbergsteigeralso-,dabeiaberdieVorteilederMitgliedschaft,zumBeispielaufHütten,inAnspruch nehmenwollten.AndererseitssollteesbeidenMitgliedern,diedasBergsteigenernsthaftbetrieben,eineweitere FörderungdesTourenwesensbewirken.DiesesnahmdadurchtatsächlicheinenmerklichenAufschwung.

DerAufnahmekommissiongehörtenH.Bauer,M.Erath,K.Hahn,

K.HafnerundGg.Wächteran,vondenenzwei,nämlichM.ErathundGg.Wächter,auchimAusschusstätigwaren. DieAufnahmekommissionbegannetwaMittedesJahres1920ihreTätigkeit,wastatsächlicheinenleichtenRückgang derNeuaufnahmenbewirkte.TrotzdemhattedieSektionamEndedesJahres1920,wiebereitserwähnt,ca.600 Mitglieder.InderMitgliederversammlungwurdevom1.VorsitzendeneineSatzungsänderungbeantragtundvonder MitgliederversammlunggenehmigtWasdieseSatzungsänderungenthaltenhat,istnichtmehrfestzustellen.Siemuss sichaberaufdieAufnahmebeschränkungbezogenhaben,dennsiewurdebeantragt"...(um)dengesunden bergsteigerischenKernzuerhalten...".TrotzallemgabesamAnfangdesJahres1921immernocheinenstarkenZulauf, dervonderMehrheitderMitgliedernichterwünschtwar,sodassdieAufnahmekommissionihreAnforderungenhöher schraubenmusste.Allerdingsschiedennunauchwiedereinigevondenenaus,dieimJahrvorherwahllos aufgenommenwordenwaren;eindurchauserwünschterEffekt.

WährendheuteeinVereinunddamitaucheineDAV-SektionnebenIdealistenaucheineMenge"einfache" Beitragszahlerbraucht,umamLebenzubleiben,hattemandamalsoffenbarnurdiejenigenimVisier,diesichder Sacheverschriebenhatten.DasführteaberzuganzextremenWünschenundMeinungen.SowurdezumBeispielin einerVersammlungimJuli1921voneinerGruppevonMitgliedern,dersogenannten"JungenGilde",einAntragauf vollständigeAufnahmesperreeingebracht,weilnachderenMeinungdurchzuvieleMitglieder,unterdenensichnach ihrerAnsichtzwangsläufigauchungeeignetebefindenmüssten,dieBergsteigerinteressengefährdetseien.

Wasdie"JungeGilde"war,istheutenichtmehrfestzustellen;vielleichthatsiedenheutigenJuniorenoderder Jungmannschaftentsprochen.WeiterwarenBestrebungenimGange,beieinernichtvollständigenAufnahmesperre zumindestFraueninZukunftnichtmehraufzunehmen,jamanchewolltensogarweiblicheMitgliederausderSektion ausschließen.ZurEhrederdamaligenMehrheitseivermerkt,dasssichdieseextremenAnsichtennichtdurchsetzen konnten;allerdingsmitderEinschränkung,dassdieAufnahmekommissionnunmehrmitderAufnahmevonFrauen merklichzurückhaltenderwurde.EinetotaleAufnahmesperrescheintabernichtbeschlossenwordenzusein.Immerhin schrumpftedurchdieseMaßnahmengegenEnde1921dieMitgliederzahlvonca.600aufca.530.DieBewerbungenfür eineMitgliedschafthieltensichaberwohlaufhohemNiveau.DennwieimBerichtfür1923vermerktist,stellteinder Sommerhauptversammlung1923derAusschussnunvonsichauseinenAntragaufAufnahmesperre,dervonder Versammlungangenommenwurde.SototalkonnteaberdienunbeschlosseneAufnahmesperreauchwiedernicht gewesensein,dennaufdernächstenSeitedesselbenBerichtsistdavondieRede,dassdieAufnahmetätigkeitinnerhalb desBerichtsjahresinmäßigenGrenzengebliebenwar.EsgabalsoeinlangesHinundHerumdieAufnahmesperre,das mindestensbisüberdasJahr1924hinausangehaltenhat.DannscheintderVersammlungsbeschlussabergegriffenzu haben,dennimBerichtfürdasJahr1924steht:"DieAufnahmetätigkeitruhteim2.HalbjahrinfolgeAufnahmesperre vollständig."

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NunaberwiederzurückindasJahr1920.IneinerVersammlungimMaiwurdeeinstimmigbeschlossen,der "Bergsteigergruppe"desDuÖAVbeizutreten,umdiebergsteigerischeEntwicklungderSektionweiterzufördern.Was wardasnunfüreinGebilde,eineBergsteigergruppeineinemBergsteigerverein,derjaderDuÖAVschließlichwar'? DieseBergsteigergruppehatnatürlichselbstaucheineGeschichteunddiewurzeltinderZeitumdieJahrhundertwende, alsPaulPreuß(1886-1913),HansFiechtl(1883-1925)undHansDülfer(1893-1915),umnureinigezuerwähnen,die GrundlagenzumextremerenAlpinismuslegten.NachdemverlorenenerstenWeltkriegkamaufdieseWeisesowohl einesportlicheKomponentealsaucheineanderegeistigeEinstellungindenDuÖAV.Umbeideszufördernundweiter zuentwickeln,gründetenEugenOertel(SektionBayerland)undWalterSchmidkunz(AkademischerAlpenverein München)imJahre1919dieBergsteigergruppeimAlpenverein.Esdürftesichalsoumsoetwaswieeine HochtouristengruppedesDuÖAVgehandelthaben,wiesieauchspätereinmalimkleineninderSektionNeuland bestandenhat.DashatmiraucheineUnterhaltungmiteinemunsererältestenMitglieder,WilliMayer,bestätigt,der dieseZeitselbstmiterlebthat.DerNameBergsteigergruppewaralsowohlnichtganztreffendgewählt.

UngefähreineinhalbJahrespäterwurdeinderMitgliederversammlungderAntraggestellt,eineRettungsabteilungins Lebenzurufen,dieinBergnotgeratenenMitgliedernderSektionNeulandzuHilfekommensollte.DerAusschuss unterstütztedenAntrag,erwurdevonderVersammlungangenommenundsofortindieTatumgesetzt.Nocham gleichenAbendstelltensich10MitgliederzurVerfügung,darunterauchder1.Vorsitzende,HeinzRuby.Damitwar dieRettungsabteilunggegründet;siewurdevondenübrigenMitgliedernspontanfinanziellunterstützt.DerGrundfür diesenAntragunddamitfürdieGründungderRettungsabteilungwarletztenEndesdiebeginnendeInflation.Fürdas alpineRettungswesenwarendamalshauptsächlichdieautorisiertenBergführerdesDuÖAVtätig.Diesemusstenaber aufGrundderimmerschnellerfortschreitendenGeldentwertungfürihreHilfeleistungensohoheSummenfordern,dass dieVerunglücktenoderdieHinterbliebenendiesenichtmehraufbringenkonnten.DieLeitungderRettungsabteilung übernahmFritzKleeberger.

Esistheutenichtmehrsorechtnachvollziehbar,wiedieRettungsabteilungfunktionierthabenkönnte.Siemussteja voneinemBergunfallersteinmalhierinMüncheninKenntnisgesetztwerden.Telefongabeszwarschon,abersicher nichtindernächstenHütte,sondernirgendwoimTal.DannmusstemanhinfahrenundzwarmitdemZugbei möglicherweiseschlechterVerbindungundhattedannvomBahnhofeinenweitenWeg.Manwärebeischweren Unfällenalsowohlimmerzuspätgekommen.GlücklicherweisesindsolcheUnfällenichteingetreten,wennauchdie RettungsabteilungihreFunktionsfähigkeitsichergerneeinmalunterBeweisgestellthätte.Nurzweimalmusstesie ausrücken,unddawarinbeidenFällenbeiihremEintreffenbereitsvonandererSeiteHilfegeleistetworden.

DiesektionseigeneRettungsabteilungbestandbisindasJahr 1924hinein.ImLaufediesesJahresbautedanndie Bergwachtihre"AlpineRettungsstelleMünchen"ausundfasstediezuralpinenHilfeleistungbereitenBergsteigerder MünchnerSektionenineinergutfunktionierendenOrganisationzusammen.DieserschlossensichauchdieMitglieder dersektionseigenenRettungsabteilungan,diedannaufgelöstwurde.EineHilfeleistungdurchdiegrößereund schlagkräftigereOrganisationderBergwachtwarauchmitSicherheiteffektiver.

ZunächstwardieBergwachtallerdingsnichtalsRettungsorganisationkonzipiert,sondernsiehattesichdieAufgabe gestellt,als"alpinerSelbstschutz"dieinderdamaligenZeit"starküberhandnehmendenAuswüchseundUnsitteninden Bergen"zubekämpfen-konkreterwirddieQuelle,dieFestschriftzum5jährigenBestehenderSektion,auchnicht. GegründetwurdedieBergwachtam14.Juni1920beieinerOrtsausschusssitzungderMünchnerAlpenvereinssektionen unddersonstigenalpinenundwandersportlichenVereine.AuchdieSektionNeulandwarbeider Gründungsversammlunganwesendundvertretendurchihren

1.Vorsitzenden,HeinzRuby.InitiatorderGründungwarFritzBergervonderSektionBayerland.DerGedankeandie GründungeinerSelbstschutzorganisationgehtwohlaufdieersteGeneralversammlungdesDuÖAVnachdemersten WeltkriegimJahre1919zurück,dieunteranderemdie"NürnbergerLeitsätze"beschlossenhatte.DieserTextenthielt nebenvielenanderenPunktenaucheineEntschließungüberdasBenehmenindenBergen,diesichebengegendie "AuswüchseundUnsitten"wandte.DieBergwachtsolltehelfen,dieseEntschließungindiePraxisumzusetzen.Es dauertejedochnichtlange,bissichdieBergwachtauch,undspätervorwiegend,mitdemRettungswesenbefasste.Bis zumJahr1923warenbereits161VereinederBergwachtangeschlossenundetwa2000Bergwachtleuteaktiv,davon69 MitgliederderSektionNeuland.

ImJahre1922beganneineschlimmeZeitfürDeutschland,dieZeitderInflation.Natürlichwarendavonauchalle MitgliederderSektionNeulandbetroffenundbesondersjene,diemitdenFinanzenderSektionzutunhatten,zum BeispieldieKassierinFrauRuby-Grimm.DieInflationerreichteam7.November1923ihrenHöhepunkt.Andiesem Tagkostete-nacheinemRückblickinderSüddeutschenZeitung-zumBeispieleineSemmel3,5MilliardenMark,ein PfundBrot32MilliardenundeineMaßBierebenfalls32Milliarden.ImOktoberhattensichdieLebenshaltungskosten

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gegenüberdemVormonataufdas3265millionenfacheerhöht.Dasheißt,dasGeld,dasmanheuteverdienthatte,war morgenschonsogutwienichtsmehrwert.ZwarbeschlosseineVersammlungimJuni1923,wegender fortgeschrittenenInflationeinenNachbeitragzufordern.Dashalfabersogutwienichts,weildieGeldentwertung immerschnellerverlief.Mankannsichheutenichtmehrvorstellen,wiedieMenschendamalsimallgemeinenund unsereSektionsvorfahrenimbesonderenmitdiesemProblemfertigwurden.DieseVorstellungdürftesogardenen schwerfallen,diedieWährungsreformnachdemzweitenWeltkriegerlebthaben.

LiestmandienocherhaltenenJahresberichte,sozeigtsich,dassdiejungeSektionauchschonverschiedeneinterne Schwierigkeitengehabthabenmuss,zumBeispielDifferenzenzwischenSektionundSkiabteilung.SomussteEnde Januar1924eineaußerordentlicheMitgliederversammlung"...einevomreinbergsteigerischenStandpunktausnicht ganzeinwandfreieAngelegenheit,dieausderSkiabteilungindieSektionalssolchehereinspielte..."behandeln.

Siewurdenacheiner"sehrbewegtenAussprache"bereinigt.Umwasessichdabeigenaugehandelthat,istnichtmehr festzustellen.Einschneidendwaresabersicher,wenndafüreineaußerordentlicheMitgliederversammlungeinberufen werdenmusste.

Damitabernichtgenug.GegenEndedesgleichenJahresmussteeineweitere"wenigerfreulicheAngelegenheit" erledigtwerden."Vonwirklichvorliegenden,zumTeilaberauchkonstruiertenVorwändenausgehendunddurch EreignisseinnerhalbderSkiabteilungausgelöst"wareinegrundlegendeSatzungsänderungdurchzuführen.Leider enthältderJahresbericht1924nurdiesevagenMitteilungenundnichtsKonkretes.Esmussaberschonsehrwichtig gewesensein,dennwegendieserAngelegenheitwurdeimNovembernochmalseineaußerordentliche Mitgliederversammlungeinberufen,diezweiteindiesemJahr.Unddies,obwohlimDezemberdieordentliche Mitgliederversammlungangesetztwar.BeidieseraußerordentlichenMitgliederversammlungfandenauchNeuwahlen statt,diedanninderordentlichenMitgliederversammlungbestätigtwurden.AusdiesenWahlengingHeinzRuby weiterhinals1.Vorsitzenderhervor,der2.Vorsitzende,HansBauer,schiedausgeschäftlichenGründenausundwurde durchDr.Voltzersetzt.MansiehtausdiesenVorgängen,dassdieSektionsführungauchschoninderAnfangszeitmit allerleiQuerelenzukämpfenhatte.

BeiderordentlichenMitgliederversammlungimDezemberbeschlossmanunteranderemdenUmzugineinneues Vereinslokal,den"Franziskanerkeller".DortwurdedannauchgleichdieWeihnachtsfeierabgehalten,dieAugust Kammererleitete.Damalswaresanscheinendleichter,einneuesVereinslokalzufinden...

SeitseinerGründungverstandsichderDuÖAValspolitischneutral.Eszeigtesichaber,dassgünstigstenfallseine parteipolitischeNeutralitätmöglichist:Politikimallgemeinenspieltimmerirgendwieherein.Manbrauchtsichheute z.B.nurmitdemUmwelt-oderNaturschutzzubeschäftigenundstecktschonmittendrin.Dasseinvölliges HeraushaltenausallerPolitikunmöglichist,habenauchderDuÖAVundseineSektionenerfahrenmüssen.

EtwaumdieJahrhundertwendeschlichensichpolitischeStrömungenindenDuÖAVunddamitauchinseineSektionen ein.VorallemderAntisemitismusmachtesichbemerkbarundnahminderZeitzwischen1920und1924sehrstarkzu. Dadurchentwickeltesich1924fürdieSektionNeulandeinProblem,ebensowiefürandereSektionenunddenDuÖAV ganzbesonders:DieAffäre"SektionDonauland".

DerwachsendeAntisemitismusbewirkte1924,dassdiegroßeSektion"Austria"inWienihrejüdischenMitglieder veranlasste,dieSektionzuverlassen.DaraufhintratenaucheineAnzahlNichtjudenunterProtestaus.Alle ausgetretenenMitgliedergründetendannzusammendieSektionDonauland,diedurcheinenBeschlussdes HauptausschussesindenDuÖAVaufgenommenwurde.InderfolgendenZeitnahmaberderAntisemitismusauchin vielenanderenSektionenimmerstärkerzu,unddiesefordertennungemeinsamdenAusschlussderSektionDonauland ausdemDuÖAV.ImHaupt-undimVerwaltungsausschussdesDuÖAVwarmansichindieserFragenichteinigund indenSektionengabeszumTeilrechtheftigeDiskussionenfürundgegendenAusschluss.Soauchbereitsseit längereminderSektionNeuland,besondersinihrerSommerhauptversammlung1924.Diesebefasstesich,beigroßer Mitgliederbeteiligung,nebensonstigenAnträgenandiebevorstehendeHauptversammlungdesDuÖAV 1924in RosenheimauchmitdiesemThema,dasauchdortaufderTagesordnungstand.

BeidieserHauptversammlungwardieSektionNeulanddurchihren1.Vorsitzenden,HeinzRuby,unddasMitglied FritzSieglevertreten.EskamzueinerKampfabstimmung,diezuUngunstenderSektionDonaulandausging. Daraufhinwurdedieseaufgefordert,ihrenAustrittausdemDuÖAVzuerklären,wassieabernichttat.Deshalbwurde fürden14.12.1924eineaußerordentlicheHauptversamml ung.nachMüncheneinberufen-erstmaliginderGeschichte desDuÖAV-mitdemeinzigenTagesordnungspunkt"Ausschließungsantrag".UndhierwurdederAusschlussder SektionDonaulandmitMehrheitbeschlossen.Mündlichüberliefertist,dassauchdieVertreterderSektionNeulandfür denAusschlussgestimmthaben.

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WenndiesesAusschlussverfahrenundalles,wasvorherdamitzusammenhing,zwarinersterLiniedieSektion Donaulandbetraf,sohattendochauchandereSektionen,ebensowiedieSektionNeuland,wegendernotwendigen Entscheidungsfindung,zeitweiliggroßeinterneSchwierigkeiten.InderFestschrift 1920-1925wurdeaufSeite28zwar nurkurzaufdieAngelegenheit"Donauland"eingegangen,aberauf"mancheMeinungsverschiedenheiten"hingewiesen, dieindenJahrenvorheraufgetretenwarenund"dievomreinbergsteigerischenStandpunktausbetrachtetlieberindem Alpenvereinanundfürsichnieaufgetauchtwäre(n)".Dannistdortnurnocherwähnt,dasshiernichtderPlatzsei,um dieZusammenhängeunddenVerlaufderAngelegenheitzuprüfenmanwollteeswohlauchnicht.Aberessei "unbedingtPflichtjedesEinzelnen,nachdemnundieseleidigeAngelegenheitmitdemAusschlussdieserSektion (Donauland,d.Verf.)erledigtist,wiedermitzuhelfenandemweiterenGedeihenderSektion"(Neuland,d.Verf.).

DienächstenJahrenahmenglücklicherweiseinsgesamteinenruhigerenVerlauf.LeiderverlordieSektionNeuland 1926auftragischeWeiseeinesihrerGründungsmitglieder,FrauWilhelmineEdelhäuser.Am24.Mai 1926,dem Pfingstmontag,ereignetesichamOstbahnhofinMüncheneinschweresEisenbahnunglück.FrauEdelhäuser,diedamals dieSteinlingalmanderKampenwandbewirtschaftete,warunterdenTodesopfern.

1927gabeseinebedeutendeÄnderungimAusschuss.HeinzRuby,schonVorsitzenderderOrtsgruppeMünchender SektionSaalfeldenundnachderGründungderSektionNeulandauchderen1.Vorsitzender,wurdevonKarlDietrich abgelöst.DieseAblösungmusseinensehrschwerwiegendenGrundgehabthaben,dennineinerRückschauinder Festschrift"40JahreSektionNeuland"sindmehrereverdienteVorstandsmitgliederdererstenJahreerwähnt,unddann folgtderSatz:"Der1.Vorsitzende,dessen Nameheutenichtsmehrzusagenhat, wurde1927vonKarlDietrich abgelöst".ObwohlsichRubygewissauchVerdiensteerworbenhat,sollderneue1.VorsitzendedemVernehmennach beieinerVersammlungkeingutesHaaranihmgelassenhaben.Waswirklichgeschehenist,lässtsichheutenichtmehr ergründen.UnterlagensindwährenddesKriegesverbrannt,unddiewenigenaltenMitgliederwissenauchnichts ZuverlässigesüberdiesenVorgang.SiesprechenvonfinanziellenUnstimmigkeiten,eskönnenaberauchandere Gründegewesensein.

DamitscheintwiedereineZeitinnererUnruheangebrochenzusein:AuchKarlDietrichwurdekurzeZeitspäter abgelöst.Vielleichtwarer"zustürmischundzueigenwilliginseinerArtwieinderFestschrift"40JahreSektion Neuland"vermutetwird.NachKarlDietrichübernahmHansGantnerdasAmtdes1.Vorsitzenden,aberauchnurfür kurzeZeit.Denn1928setztenachdemBörsenkrachinAmerikadieWeltwirtschaftskriseein,dieauchinDeutschland einerapidansteigendeArbeitslosenzahlzurFolgehatte.DieswarwiederumderGrund,dassvieleMitgliederdie Sektionverließen,wahrscheinlich,weilsiesichdenBeitragnichtmehrleistenkonnten.

Damitmagauchzusammengehangenhaben,dassGantnerdenVorsitzniederlegte.

ÄhnlichwieinspäterenJahrenmussesauch1928nichtleichtgewesensein,jemandenals1.Vorsitzendenzu gewinnen.Zwei"denkwürdigeVersammlungen"warennotwendig,dannstelltesichMatthiasBiller,damals28Jahre alt,zurVerfügung.ErwareinbegeisterterBergsteigerundSkifahrer,hatteaberzunächstkeineErfahrunginder FührungeinesVereins.Diesekamdannwohlsehrschnell,dennüberlatenteFührungsqualitätenmussBillerzweifellos verfügthaben.Eswäresonstwohlnichtmöglichgewesen,dassdieübrigeVorstandschaftsoeisernzuihmhielt.Dieser ZusammenhaltwarabereinewichtigeVoraussetzungdafür,dassBillerüberallenochbevorstehendenschwierigen Zeitenhinweg-miteinerkurzenUnterbrechungnachdem2.Weltkrieg-bis 19641.Vorsitzenderblieb,also36Jahre lang!

MitderÜbernahmederVereinsführungdurchMatthiasBillerkehrteinderSektionwiederRuheein.ZudieserZeitwar dieMitgliederzahlaufetwa230geschrumpft.1928beganneineschwereZeit,nichtnurfürdieSektionNeuland, sondernfürDeutschlandganzallgemein.IndenkommendenJahrenstiegdieArbeitslosenzahlsehrschnellaufsechs Millionen.DiesführtezuwirtschaftlicherundinderFolgezupolitischerInstabilität,dieschließlichindie MachtübernahmedurchHitlermündete.

GeradeindieserbedrückendschwerenZeitundderdarausresultierendenausgesprochenschlechtenfinanziellenLage schafftenesdieNeuländer,amLängenbergdieNeulandhüttezubauen.Daswar1931,alsdieArbeitslosigkeitihrem Höhepunktzustrebte.

ImgleichenJahrgründetedieSektionaucheineJugendgruppe.ZurZeitderSektionsgründungwarenalleMitglieder verhältnismäßigjung,sodassmannichtsofortaneineeigeneJugendgruppedenkenmusste.Nunkammanaberzuder naheliegendenErkenntnis,dassjederVerein,undsomitaucheineAlpenvereinssektion,nurbestehenkann,wennstets jungeLeutedazukommen.DieseErkenntnislagaberauchimallgemeinenTrendinnerhalbdesDuÖAV,denn

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besondersindenJahrenzwischen1924und1930entwickeltesichdasJugendbergsteigen.AnfangderdreißigerJahre kamdannimDuÖAVdasLehrwartwesenhinzu,einallerersterAnfangderheutigenBerg-undSkischule.

DieZeitdesNationalsozialismus1933-1945

AufdiesenZeitabschnitt,alsoaufdiezwölfJahre,indenendas1000jährigeReich"bestandenhat,sollteeigentlichim ZusammenhangmitunsererSektionnähereingegangenwerden.DieslägebesondersimInteresseunsererjüngeren Mitglieder,diedieseZeitjanichtselbsterlebthaben.Leideristdiesabersehrschwierig,daesaußerKopienvonein paarJahresberichtensogutwiekeineUnterlagenausdieserZeitgibt-allesandereistbeiLuftangriffenverbrannt-,und dassdieseauchnursehrwenigAufschlussreichesenthalten.Mankonntejanichtallesschreibenundmusstesichan bestimmteVorgabenhalten,sonstwarmitRepressalienzurechnen.ZwarenthaltendiesewenigenJahresberichte geschichtlichverwertbareAussagen;obabervielederBeiträge,dieinschwülstigemStilüberVolkundVaterland, Kampf,Siegeszuversicht,GlaubeandieeigeneKraftusw.geschriebensind,wirklichdieMeinungdesjeweiligen Verfassersdarstellen,mussernsthaftbezweifeltwerden.Beieinigenmagesdennochzutreffen,einpaarüberzeugte ParteigenossengabesjaauchinderSektionNeuland.

EtwasmehrInformationenliegenüberdieEntwicklungdesDuÖAVindieserZeitvor,dieineinigenAV-Mitteilungen dersechzigerundachtzigerJahreenthaltensindundausdenensichauchaufdieEntwicklungindenSektionen schließenlässt.IndiesemZusammenhangseihiereinekleineAbschweifunginallgemeinegeschichtlicheEreignisse jenerZeitgestattet.

UnterdenvielengrößerenundkleinerenParteien,dieimReichstagderWeimarerRepublikvertretenwaren,hattezur Jahreswende1932/33dieNationalsozialistischeDeutscheArbeiterpartei(NSDAP)diemeistenStimmen.Daswarder Grund,dassReichspräsidentv.Hindenburgam30.Januar1933denFührerderNSDAP,AdolfHitler,mitderBildung einerneuenReichsregierungbeauftragte.Diesebestandhauptsächlichausnationalenbzw.nationalistischenParteien. DamitwardieMachtübernahmeeingeleitet.DierascheFolgederweiterenEreignisselässtdaraufschließen,dassalles bestensvorbereitetgewesenseinmuss.KnappvierWochenspäter,am27.Februar,branntedasReichstagsgebäude. DaswareinGrundfürdenErlassder"NotverordnungzumSchutzvonVolkundStaatundzurAbwehr kommunistischerGewaltakte",dennalsBrandstifterwurdendieKommunistenverdächtigt.Einervonihnen,vander Lubbe,wurdefestgenommen,ersollimAuftragderkommunistischenParteigehandelthaben.Zwarkambalddarauf derVerdachtauf,dieNSDAPseiselbstfürdenBrandverantwortlichgewesen,aberlautdarübergesprochenwurdeerst inderNachkriegszeit.

Am5.MärzwurdederReichstagneugewählt.WegendesausgebranntenReichstagsgebäudesfandendieSitzungenin derKroll-Operstatt.DieWahlwareinErfolgfürdieNSDAP,undsowurdenbereitseinenTagspäterinverschiedenen LänderndieerstenReichskommissareeingesetzt.BayernbekammitRitterv.EppseinenReichskommissaram9.März. EsgabzudiesemZeitpunktzwarnochLänderregierungen,diesichaberdenAnordnungenderReichskommissare fügenmussten.DreiTagespäter,am12.März,verkündeteHitler:"...dieGleichschaltungdespolitischenWillensder LändermitdemWillenderNationistvollzogen".DamitwarendieLänderpraktischnurnochVerwaltungseinheiten desReiches.InderReichstagssitzungam23.MärzerhieltHitlerschließlichdieMehrheitderStimmenfürdasbekannte "Ermächtigungsgesetz"(genau:"GesetzzurBehebungderNotvonVolkundStaat").NurdieSozialdemokraten stimmtendagegen.DiesesGesetzsetztedenReichstagfürseinegesamteLegislaturzeitvon4JahrenaußerFunktion. NunbrauchteHitlerwederReichstagsbeschlüssenochNotverordnungenzumRegieren.Wiesichspätergezeigthat,galt dasErmächtigungsgesetznichtnurvierJahre,sondernbiszumKriegsendeundzumZusammenbruchdesReiches.

ImMärz1933wurdeauchdieRedaktionder"MünchnerPost"einesozialdemokratischeZeitung,inderdieOrtsgruppe MünchenderSektionSaalfeldenundspäterdieSektionNeulandihreMitteilungenveröffentlichte-vonderSA ("Sturm-Abteilung")besetzt,geplündertundteilweisezerstört,dieRedakteurewurdenmisshandelt.Auchanderen Zeitungen,dienichtaufderLiniederneuenMachthaberlagen,ergingesso,z.B.derZeitschrift"BayerischerKurier", derTageszeitung"MünchnerNeuesteNachrichten"(VorläuferderSüddeutschenZeitung)undderWochenzeitung"Der geradeWeg".Herausgebervon"DergeradeWeg"warderPublizistFritzGerlich.ErbekämpfteinseinemBlattden NationalsozialismusbiszurMachtergreifungkompromisslosundwurdeam1.Juli1934imKonzentrationslager Dachauermordet.

DieSAhatteinderZeitvor1933zunächstfürdenSaalschutzbeipolitischenVersammlungenderNSDAPzusorgen, beideneneshäufigzuSchlägereienmitpolitischenGegnernkam.Siewurdeaberschonbaldzueinerparamilitärischen Organisation.

EbensowiedenLändern,die"gleichgeschaltet"wurden,ergingeseinigeZeitspäterauchallenVereinen.Dergrößte Teilbestandzwarweiter,aberebenpolitischgleichgeschaltet:SiewurdeneinerentsprechendenParteiorganisation

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eingegliedertundkonntennichtmehrselbständighandeln.Vereine,diesichderGleichschaltungwidersetztenoderdie einernunmehrverbotenenpolitischenRichtungangehörtbzw.einersolchennahegestandenhatten,wurdenkurzerhand aufgelöst.AlserstetrafesdieGewerkschaften.Am21.AprilwurdenihreHäuserundBürosvonderSAbesetzt,das VermögeneingezogenunddieFunktionäreverhaftet.AlsErsatzwurdeimHerbst1934durchVerordnungdie "DeutscheArbeitsfront"aufgebaut.EswardieseineMassenorganisation"allerschaffendenDeutschenderStirnundder Faust".InihrmusstepraktischjederMitgliedsein,sowohldieUnternehmer,dienunmehr

"Betriebsführer"hießen,alsauchdieArbeiterundAngestellten,nunmehrdie"Gefolgschaft".

FürdenDuÖAV,derzunächstvorallemwegenseinersatzungsgemäßenAblehnungderParteipolitikmassiv angegriffenwurde,wäreeineEingliederungineinenVereininFragegekommen,dersich"DeutscherWander-und Bergsteigerverband"nannte.DieserVerbandwarschonbaldnachderMachtübernahmealsAblegerdes ReichssportbundesNSRL("NationalsozialistischerReichsbundfürLeibesübungen")insLebengerufenwordenundder versuchtenunmitallenMittelnaufdenAusschussdesDuÖAV,dervon1933bis1937seinenSitzinStuttgarthatte, Einflusszunehmen.DerErfolgwarallerdingszunächstminimal,dennderDuÖAVwehrtesichmitallerKraftgegen diedrohendeGleichschaltung.AlseinAbwehrmittelschufmanden"ReichsdeutschenSektionentag",dersozusagenals PufferzwischendenNS-OrganisationenunddenVereinsorganenwirkte.Dazukam,dassschonlangevorherdie "GesamtdeutscheIdee"imDuÖAVbeheimatetwar,wennauchnichtimnationalsozialistischenSinn.Esgehörteeben damalsganzeinfachdazu,nationalundgesamtdeutschzufühlenundzudenken.DadurchschienderDuÖAVden neuenMachthabernzwarnichtunbedingtinsKonzeptzupassen,abermankonnteihndulden,zunächstwenigstens. DazukamnochdiezwischenstaatlicheStellungdesDuÖAV(DeutschesReich-Österreich-Tschechoslowakei).So sahmanersteinmalvoneinerGleichschaltungabundderVerwaltungsausschusskonnteseineArbeitdemokratischund mitfreiemMeinungsaustauschseinerOrganenachderbestehendenSatzungfortführen,natürlichnurinnerhalbdes Vereins.DieswarwohlauchderGrunddafür,dassderDuÖAVseineSektioneneineZeitlangdemdirektenZugriffdes NSRLentziehenkonnte.

1938entstanddurchden"Anschluss"desSudetenlandesundÖsterreichseineneueLage.DaswirksameArgumentder Zwischenstaatlichkeitwarentfallen.EsgabnunauchkeinenDeutschenundÖsterreichischenAlpenvereinmehr, sondernnurnochdenDeutschenAlpenverein(DAV).BeiderHauptversammlung1938inFriedrichshafenmussteder DeutscheAlpenvereinvordenNationalsozialistenkapitulieren.Als"FachverbandBergsteigen"traterinden NationalsozialistischenReichsbundfürLeibesübungenein,gabsicheineneueSatzung,dieaufdemFührerprinzip gegründetwar,undbekanntesichausdrücklichalspolitisch.ZumVereinsführerwurdeDr.Seyß-Inquarternannt, damalsInnenministerim"heimgekehrten"Österreich.Gewähltwurdenichtmehr,demokratischeFormenwaren abgeschafft.AlsVereinssitzwurdeInnsbruckbestimmtunddabeibliebesbiszumkatastrophalenEnde.Die Kapitulationwarunumgänglich,abersiehatdemVereinwenigstensseineVereinsorgane,diewirtschaftliche UnabhängigkeitundeinenRestanSelbständigkeitbelassen.EineandereEntscheidunghättemitSicherheitdie AuflösungdesDAVundmöglicherweiseauchdieInhaftierungderVereinsführungbedeutet.Allerdingswardie Selbständigkeitsehrbegrenzt:SomusstenbeispielsweiseinVeröffentlichungen,dieeigentlichnurbergsteigerische BelangeoderdieArbeitdesDAVbetrafen,auchArtikelvonoderüberParteiundStaataufgenommenwerden.Dass alleszensiertwurde,verstehtsichvonselbst.

KurzvorBeginndes2.WeltkriegeshattederDAVnochmiteinerzweitenNS-Organisation,mit"KraftdurchFreude" (KdF),zutun.DieseOrganisationkümmertesichumdieFreizeitderarbeitendenBevölkerung.Sievermittelteunter anderempreisgünstigenorganisierten-keinenindividuellen!-Urlaub,aberderHauptzweckwar,dieBevölkerung möglichstauchinderFreizeitimGriffzuhaben.KdFversuchtenun,sichallerHüttendesDAVzubemächtigen.Ein freivereinbarterVertragzwischenDAVundKdF,derwenigstensdieRechtederDAV-MitgliederaufdenHütten sichernsollte,kamzwarzustande,wurdeabervonKdFbereitsnachwenigenMonatengekündigt.Zueinerweiteren Auseinandersetzung,diefürdenDAVsicherschlechtausgegangenwäre,kamesabernicht,weilinzwischenderKrieg begonnenhatteundauchbeidenNS-OrganisationenandereSorgenindenVordergrundgetretenwaren.

NunwiederzurSektionNeuland.NachdemderReichssportbunddenDAVindenGriffbekommenhatte,warenalle seineSektionenvomgleichenSchicksalbetroffen.Auchhiergaltnundas"Führerprinzip".EsgabkeinenVorsitzenden mehr,sonderneinen"Vereinsführer",stattSektionhießesjetzt"Zweig"undMehrheitsbeschlüssegabes selbstverständlichauchnichtmehr.DemokratischeStrukturenwarenabgeschafft.DeshalbsindinJahresberichtenaus dieserZeitnirgendsMitgliederversammlungenerwähnt,esgabganzeinfachkeine.Nachdem"Führerprinzip"hatteder "Vereinsführer"zubestimmenundalleszuverantworten.Abernatürlichwarauchernichtfreiinseinen Entscheidungen,sondernbekaminvielenDingenWeisungen"vonoben",dasheißtvonderParteiführungüberden NSRL.SicherwirdBillersolcheWeisungenmitdenübrigenMitgliedernderVereinsführungbesprochenundversucht haben,siesozuinterpretieren,dassdieinlangerTraditiongewachsenenIdealedesDAVundderSektionNeulandnicht ganzverlorengingen.DaswareineschwierigeGratwanderungunddurchausnichtungefährlich.Dennauchinder

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"roten"Sektionwaren"braune"Mitglieder,sogarinderVereinsführung.Manchevonihnenkamengelegentlichinder goldbetresstenUniformderParteiamtswalterzudenSektionsabenden.DendamaligenPressewartnanntemandeshalb "unserenGoldfasan".BeidiesenLeutenwusstemanwenigstens,mitwemmaneszutunhatte.Gefährlicherwarenjene, vondenenmanesnichtwusste...

DieörtlichenMachthaberbeobachtetenNeulandsicherauchdeshalbbesondersargwöhnisch,weilschonbeider SektionsgründungdieMitgliedervornehmlichArbeiterundkleineAngestelltegewesenwaren,dienichtgeradeim Verdachtstanden,besondersrechtslastigzusein-deshalb"roteSektion".

AusmindestenszweiGründenwarschließlichauchderVereinsführerBillergenötigt,derNSDAPbeizutreten.Erstens, weileralsVereinsführereinenbesserenStandgegenüberderParteihatteundmancheDingeleichterundwirksamer vertretenkonnte.ZweitensausberuflichemGrund:ErwarBeamterbeiderdamaligenDeutschenReichspostundals BeamterkonntemansichderParteizugehörigkeitaufdieDauernurinseltenenFällenentziehen.Leichtwirdihmder BeitrittzurNSDAPnichtgefallensein,dennnachMitteilungältererMitglieder,dieihnnochpersönlichgutgekannt haben,standereherderSozialdemokratienahe.AberauchdieParteizugehörigkeitbotfürBillerkeineabsolute Sicherheit.Mehrmalsmussteersich,einigeMaleauchzusammenmitanderenMitgliedernderVereinsführung,wegen angeblicherVerfehlungenbeider"Gestapo"(GeheimeStaatspolizei)verantworten.Eskannsein,dassmansichnicht immerganzandievorgegebeneLiniegehaltenhat,eskannsichaberauchumgemeineDenunziationengehandelt haben,wiesiedamalsnichtgeradeseltenwaren.WerabereinmalmitderGestapozutunhatte,fürdenwarauchdie GefahrderHaftineinemKZ(Konzentrationslager)gegeben.

EinbesonderesVorkommnisscheinterwähnenswert,weilesvondendamaligenVerhältnissenzumindesteineAhnung vermittelt.DabeigehtesumdenSektionskameradenHansSterr.Erhatte1934PropagandamaterialderKPD (KommunistischeParteiDeutschlands)verteilt,wurdeerwischt,verhaftetundfüretwaeinJahrinsKZDachau eingesperrt.DieKPDwarzuderZeitbereitsverboten,abersiewirktenochimUntergrund,undwerfürsietätigwar, galtalsStaatsfeind.AlsSterrdann1935entlassenwurde,legtemanihmnahe,ausderSektionNeulandauszutreten. EineDAV-SektionkonnteessichunterdengegebenenVerhältnissenebensowenigwieirgendeinandererVerein leisten,einenehemaligenKZ-HäftlingalsMitgliedzuhabenundeine"rote"Sektionschongleichgarnicht. Wahrscheinlichwarder"Vereinsführer"nichtglücklich,dasserSterrdenAustrittnahelegenmusste,undsowohlim AusschussalsauchinderMitgliederschaftwirdmangeteilterMeinunggewesensein.Diesgehtauchdaraushervor, dassumdiezehnweitereMitgliederausProtestausderSektionNeulandaustraten.BeidiesenwarauchHans Schwangler,derJahrespäterwiederzurSektionNeulandzurückfandunddannlangeJahreHüttenreferentwar,und auchHugoHerdy,dernachdemKriegebenfallswiederzurSektionzurückkamundspäterzweiterunddannerster Vorsitzenderwurde.ZudieserProtestaktiongehörteeineganzePortionMut.Dennwermiteinem"KZler" sympathisierte,brachtesichindieGefahr,selbstalsStaatsfeindbetrachtetzuwerdenundebenfallsimKZzulanden. Soweitbekannt,hattendieAusgetretenenGlück.SterrdagegensollspäterwährenddesKriegesineinerStrafkompanie gefallensein.

Esistnichtverwunderlich,dassuntersolchenVerhältnissendieVereinsarbeitkeineFreudegemachthabenkann.Um sohöhermussesgewertetwerden,dassBillermitseinerMannschaftbiszumEndedurchgehaltenhat.

NichtnuraufderEbenederVereinsführungwarderEinflussvonParteiundStaatdurchdenReichssportbundzu spüren,sondernauchbeispielsweiseinderJugendarbeit.DieeinzigenJugendorganisationen,dieesgab,warendieHJ (Hitler-Jugend)undfürdieweiblicheJugendderBDM(BundDeutscherMädel).Eswarein"freiwilliger"Zwang, diesenOrganisationenanzugehören.Allerdingswurdees1936möglich,dassdieMitgliedschaftinderJugendgruppe einerAlpenvereins-SektiondieZugehörigkeitzurHJersetzenkonnte.KlareVerhältnisseschienendamalsabernicht geherrschtzuhaben,dennerst1939kameszueiner"brauchbaren"VereinbarungzwischenHJ-FührungundDAV. Diesehataberoffenbarsoausgesehen,dassdieJugendgruppenjetztindieHJeingegliedertwurden.

*2:AusweiseinesJugend-Bergfahrtenführers

ZurJugendgruppederSektionNeulandgehörtenzunächstnurBurschenimAlterzwischen14und18Jahren.Erster LeiterderJugendgruppewarKarlBaumann.1939tratihmHansHeinrichalsMitarbeiterzurSeite.1941übernahmL. MichldasAmtdesJugendwartes.DerGrunddesWechselsistnichtbekannt,jedochliegtdieVermutungnahe,dass BaumannundHeinrichzumWehrdiensteingezogenwordenwaren.EineJungmädelgruppefürMädchengleichen AlterswurdeerstspäterinsLebengerufen.ErstimJahresbericht1941,alsoschonwährenddesKrieges,istzulesen: "DieAnsätzezurBildungeinerJungmädelgruppesinderfolgversprechend".DieLeitungderimEntstehenbegriffenen JungmädelgruppehatteElseSchiele.

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Seitetwa1940zeigtesichdieNotwendigkeit,JugendundJungmannschaftgetrenntzubetreuen.DieFührungder neugebildetenJungmannschaft,derenMitgliederzwischen18und24Jahrealtwaren,übernahmAnderlBauerbiszu seinerEinberufungzurWehrmacht.Dasmuss1942gewesensein,dennindiesemJahrübernahmWilliFritschidie FührungderJungmannschaft.ErkonntedieseGruppe,dieinfolgederEinberufungenimmermehrschrumpfte,bis Kriegsendeführen.DaswarderTatsachezuverdanken,dassFritschianwichtigerStelleineinemRüstungsbetrieb arbeitete,derihnimmerwieder"uk"(unabkömmlich)stellenlassenkonnte.

DieseJugend-undJungmannschaftsleiterhattendiesichernichtganzleichteAufgabe,diejungenLeutezufähigenund verantwortungsbewußtenBergsteigernauszubilden,siemitdenGefahrenderBergevertrautzumachen,sie charakterlichzuformenundsieKameradschaftnichtnurzulehren,sondernihnenauchvorzuleben.Auchwollteman denjungenMenschenEhrfurchtvorderNaturundLiebezurHeimateinpflanzen.Daswarenjedenfallsdie ZielsetzungenzurZeitderGründungderJugendgruppe.Spätersahensieandersaus.Im20.Jahresbericht(Vereinsjahr 1939/40)istineinemBeitragzulesen,daß"eseinederüberragendstenZielsetzungdesDeutschenAlpenvereinsist,die körperlichgeeignetenundbergsteigerischvorgebildetenjungenLeutedenGebirgstruppenunseresHeereszuzuführen". Oder:WichtigstesZielseidieErziehung"zumfreudigenEinsatzfürVolkundVaterland".

UndanandererStelleistzulesen:"DerJugendmüssenaberdarüberhinaus(überdiebergsteigerischeAusbildung hinaus,d.Verf.)nochandere,sehrwichtigeWertevermitteltwerden.InderSchönheitundUrsprünglichkeitdernäheren undfernerenBergweltmussdieJugenddieSchönheitderHeimatschätzenundliebenlernen,diesie,wennderRufan sieergeht,auchverteidigenundschützenwird".HeimatliebewaralsokeinWertmehransich,sonderneineMotivation zurVerteidigung.KeinWunder,dennderKrieghattebereitsbegonnen.

FürdiebergsteigerischeAusbildungstandimEinvernehmenmitderHJ-FührungjeweilsderersteundvierteSonntag imMonatzurVerfügung.Siewarals"freiwilligeSportausbildung"zuverstehen;wahrscheinlichimGegensatzzum sonstigenpflichtgemäßenDienstinderHJ,wozuunteranderemdievormilitärischeAusbildungundauchdie BeteiligungandenSammlungendesWinterhilfswerkes(WHW)gehörten.ImJahresbericht 1941iststolzdarauf hingewiesen,dassbeieinersolchenSammlungderZweigNeulandbesondersstarkvertretenwarundhervorragende Sammelergebnisseerzielthat.

NatürlichhinterließdieseZeitauchandenVeröffentlichungenderSektion(jetzt:desZweiges)NeulandSpuren, sowohlimInhaltalsauchäußerlich.ZumBeispielzeigtdasTitelblattdesJahresberichts1939außerdemEdelweißdes DeutschenAlpenvereinsunddemEmblemderSektionNeulandnunauchdenstilisiertenReichsadlermitHakenkreuz. Inhaltlichfälltauf,dassnebensachlichenArtikelnundBerichtenüberVereinstätigkeit,Verwaltung,Hüttenusw.jetzt auchvielüberVolkundVaterlanddieRedeistundseitAusbruchdesKrieges1939auchvomGlaubenandenSieg, vonSiegeszuversichtundKampfbereitschaft.UntersolchenBeiträgenstehtauchnichtmehrwiefrüher"BergHeil", sondern"HeilHitler".MancheVerfassersolcherArtikelmögenausÜberzeugungsogeschriebenhaben;vieleaber wegenderZensur,derdamalssogutwiealleDruck-Erzeugnisseunterlagen.

MitAusbruchdesKriegesam1.September1939wurdedieVereinsarbeitzunehmendschwieriger.Eswurdenimmer wiedernichtnurSektionsmitgliederzumKriegsdiensteingezogen,sondernauchMitgliederdesBeirates.Unddie warendamalssicherauchnichtleichterzuersetzenalsheute.AmmeistenhattealsGruppedieJungmannschaftunter denEinberufungenzuleiden,derenMitgliederjageradeamAnfangdeswehrfähigenAltersstanden.Der20. Jahresbericht,derimwesentlichendasVereinsjahr1939umfasstundEndeFebruar1940erschien,meldetbereitszu diesemZeitpunkt88Einberufene.Ermeldetaberauch,dassOttoWiesbauerinPolengefallenisterwaranscheinend derersteausdenReihenderNeuländerunddassweiterefünfMitgliederverletzt,zumTeilschwer,inLazarettenliegen. EinJahrspätermeldetedernächsteJahresberichtbereits7Gefallene.Essolltenleidernochvielmehrwerden: InsgesamthattedieSektionNeuland54Gefallenezubeklagen.

1940erschienzumerstenMaldasMitteilungsblatt"DerNEULÄNDER".DiesesBlattmiteinerAuflagevon600Stück, hattenichtnurdieAufgabe,NachrichtenüberLichtbildervorträge,Führungsbergfahrtenusw.,soweitsienoch stattfindenkonnten,unterdenSektionsmitgliedernzuverbreiten,sondernessollteauchindenimmerschwerer werdendenZeiteneineVerbindungzwischenderHeimatunddenweitüber100eingezogenenMitgliedernherstellen, besondersmitdenenanderFront.AberbereitsimgleichenJahrmusstederNEULÄNDEReinerAbmagerungskur unterzogenwerden.AufGrundeinerAnordnungderReichspressekammer,AbteilungDruck,durftedasBlattnurnoch indereinfachenFormeinesBriefbogenserscheinen.DasabergeschahallezweiMonate,undsohatderNEULÄNDER sicherauchindieserFormseinenZweckerfüllt.NichtnurderNEULÄNDERwareinBindegliedzwischenden MitgliederndaheimunddenKameradenanderFront,auchvieleFeldpostsendungen,BriefeundPäckchenerreichten sie.

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*3:TitelblattJahresbericht1939

JelängerderKriegdauerte,umsomehrlittdasVereinsleben.Soistz.B.imJahresbericht1941vermerkt,dassauchin diesemJahrkeinebesonderenFeierlichkeitenundFestestattgefundenhaben.DieHeimatbekamdenKriegdurch immermassivereLuftangriffeinsteigendemMaßezuspüren.ZweibesondersverheerendeLuftangriffehatteMünchen 1944zuerleiden.DabeiwurdeauchdieWohnungvonMatthiasBillerzerstört,undalleUnterlagenderSektion Neulandverbrannten.DieZerstörungeninMünchenundauchinanderenGroßstädtenwarengrauenhaft,ein Wiederaufbauwareigentlichgarnichtvorstellbar.Am7.Mai1945kapituliertedieReichsregierungunterAdmiral Dönitzbedingungslos-HitlerhattezudiesemZeitpunktbereitsSelbstmordbegangen-,undam8.Maitratdie KapitulationinKraft.DamitwardieserwahnsinnigeKriegzwarzuEndeundjederwarzunächstfroh,ihnüberlebtzu haben.Abereswaralleszerstört,vorallemdiegrößerenStädte.DieVereinehattenaufgehörtzuexistieren.Bayern wurdevonderamerikanischenBesatzungsmachtregiert,diezunächstkeineZusammenschlüsseirgendwelcherArt duldete,auchkeineVereine.Versammlungenwarenverboten.DamithattederDeutscheAlpenvereinunddieSektion Neulandaufgehörtzubestehenwenigstenszunächst.

Nachwort

FürdieInformationen,diemirdieArbeitandiesemBeitragermöglichthaben,bedankeichmichsehrherzlichbei MariaSchwangler,WilliFritschi,MaxWeigl,FritzLandesundFritzAumann.EinenbesonderenDankanunser wahrscheinlichältestesMitgliedWilliMayer:BeiihmsindeinigealteFestschriftenundJahresberichteausderZeitvor 1945erhaltengeblieben,dieermirzurAuswertungzurVerfügunggestellthat.AuchvielemündlicheInformationen habeichvonihm.HerzlichenDankauchmeinemSohn,Dr.GeorgJ.Praml,fürwertvolleredaktionelleHinweiseund HilfebeimKorrekturlesen.

ZumSchlussnocheineBitteanalleMitglieder,diemirvielleichtbeiderweiterenArbeithelfenkönnen:WennSie UnterlagenoderFotosausfrühererZeithaben,oderetwaswissen,washiernichtenthaltenistodersichaufHütten, Touren,SkiabteilungundOrtsgruppenbezieht,teilenSieesbittedemVorstandmit.Ichmöchtealldasbeieiner ÜberarbeitungoderNeubearbeitungberücksichtigenundwerdemichgernemitIhneninVerbindungsetzen.

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