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Ausbildung
Viel mehr als eine Fortbildung
von Hartmut Seelus
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Es war der 15. März, als durch die CoronaPandemie die Skitouren-Saison abrupt und ohne Vorwarnung zu Ende war.
Einige Tage zuvor waren wir noch auf der Heidelberger Hütte bei einer Fortbildung für Skitouren- und Skihochtourenführer, mit viel Theorie und fordernden Aufgaben im Gelände. Durch den Ausfall eines Ausbilders konnten leider nicht alle Fachübungsleiter*innen teilnehmen. Gerade das alpine Know-how entwickelt sich immer weiter und die große Erfah rung des Ausbilders vom Bundeslehrteam brachte uns in verschie denen Bereichen wieder auf den aktuellen Stand.
Fixpunktbau und Lastübertragung Los ging’s wie immer mit einer gewissenhaften Tourenplanung: Welche Alternative lege ich mir zurecht? Denn im Gelände gilt es, Warnzeichen permanent zu überprüfen und das Verhalten entsprechend anzupassen.
Zur Beurteilung des Schneedeckenaufbaus kommen neue, analytische Ansätze hinzu wie beispielsweise die „Systematische Schneedeckendiagnose“ (SSD). Zentrales Element der SSD ist der „kleine Blocktest“. Mit etwas Übung lassen sich hier schnell Handlungsempfehlungen ableiten. Durch die SSD erhöht sich die Aussagekraft der Hangeinschätzung deutlich.
Auf Hochtouren muss ein Spaltensturz kein Problem sein – wenn man die nötigen Rettungstechniken beherrscht, um wieder rauszukommen. Moderne Klemmgeräte erleichtern dies, sind sehr zu empfehlen und eine zeitsparende Alternative zur altbewährten Prusikschlinge. Die kleinen Leichtgewichte (Seilrollen mit Rücklaufsperre) lassen sich auch problemlos mit Handschuhen bedienen. Meine bereits vor Ort gedanklich erstellte „Material-Einkaufsliste“ summierte sich schon zu einem nicht unerheblichen Umfang.
Ausbildungsschwerpunkte waren: p der Mannschaftszug (Ziehen der gesamten Mannschaft am Seil, wird zu Unrecht oft vernachlässigt); p die lose Rolle als übliche Methode, wenn nicht genug Helfer für den
Mannschaftszug da sind; sowie p Selbstrettung aus der Spalte, freih ängend und mit Raupentechnik, mit und ohne Bremsknoten. Gerade hier ist ein Update immer wieder wichtig.
Ein zusätzliches Schmankerl war die sehr praxisorientierte „Erste-Hilfe-Extrem“ mit vielen nützlichen Tipps durch unsere Uta Miller. Gerade die Versorgung des
Pulvertraum – auch der Spaß am Skifahren kam nicht zu kurz.
Schneeanalyse
„Verschütteten-Dummys“ nach einem schweißtreibenden Freischaufeln ging ans Eingemachte. Dafür ganz herzlichen Dank von uns allen und auch an Helia Hollmann für die super Organisation der Fortbildung!
Es waren spannende und informative Tage, die – da bin ich mir sicher – jeden von uns (Eva, Helia, Uta, Florian, Klemens, Meik, Toni und Hartmut) begeistert haben. Wir gehen neu motiviert und gestärkt in die kommende Wintersaison 2020/2021!
Eiskletterkurs Januar 2020
von Wolfgang Reh
Nach fünf Jahren Auszeit hatte sich das DAV-Lehrteam der Sektion entschlossen, Anfang 2020 wieder einen Grundkurs „Eisklettern“ anzubieten. Der Kurs war nach kurzer Zeit ausgebucht und nach dem Informationsabend im Kletter- zentrum Augsburg ging es am 17.1.2020 los. Die Kursteilnehmer*innen Alexandra, Svava, Stephanie, Danilo, Thorsten, Benedikt, Fabian und Wolfgang machten sich zusammen mit den beiden Trainern Helmut und Martin Freitag früh auf den Weg nach Matrei in Osttirol.
Nach der Ankunft im Hotel zogen wir rasch warme Kleidung an und fuh- ren zum „Eiskletterpark Osttirol“ am Matreier Tauernhaus. Der Zustieg war kurz und wir machten uns fertig, zogen Helm, Klettergurt und Steigeisen an und nahmen die Eisgeräte in die Hände oder befestigten sie am Gurt.
Zu Beginn stand ein wenig „Theorie“ auf dem Programm: Wie verwende ich die Eisgeräte am besten? Wie setze ich die Steigeisen ein? Richtige Schlagtechnik der Eisgeräte usw. Diese Lehrinhalte wurden dann sofort bodennah an einem von den Trainern eingerichteten Parcours in die Praxis umgesetzt und geübt. Bei herrlichstem Wetter – Sonnenschein und blauem Himmel – kletterten wir dann gut gesichert im Toprope die Eiswände nach oben, immer gut gecoacht von Helmut und Martin, die uns Tipps zur Verbesserung unserer Technik gaben. Die Zeit verging wie im Flug, so richtig kalt wurde es keinem. Trotzdem freuten sich alle am Abend auf die heiße Dusche, das Abendessen und auf ein „kühles“ Getränk.
Am Samstag hatten wir weniger Glück mit dem Wetter, aber egal, wir waren ja nicht in Finale oder Spanien beim Felsklettern im Sommer. Am Vormittag wurde weiter im Toprope geübt und jede*r durfte nacheinander den „Kanal“ erklettern. Eine lässige Route mit einer Mischung aus Eis und Fels – man konnte bei jedem Kletternden das Blinken in den Augen und die Begeisterung erkennen. Begleitet von Schneeschauern folgte dann wieder die Theorie. Nun stand das selbständige Vorsteigen auf dem Programm. Das setzt die sichere Verwendung von Eisschrauben voraus. Der richtige Stand ist ebenso wichtig wie die Tatsache, dass genug Eis aus der Eisschraube heraustritt. Mit diesem Wissen und bewanet mit Eisschrauben wurde wieder bodennah geübt und das Eis durchlöchert wie ein Emmentaler. Dabei wurde uns auch noch die Eissanduhr nach Abalakov gezeigt, die beim Abseilen im vergletscherten Gelände bzw. im Eis zum Einsatz kommt, und wir übten diese Methode ebenfalls.
Danach ging es wieder die senkrechte Eiswand nach oben, diesmal im Vorstieg! Mit bestimmten Übungen und Aufgaben vermittelten uns Helmut und Martin das Vorsteigen sehr gut. Hier hatten alle ihre Erfolgs- und Aha-Erlebnisse. Im Schein
Fabian im senkrechten Eis. Foto: Privat

der „Hirabira“ (Stirnlampe) und begleitet von starkem Schneetreiben kehrten wir schließlich zurück zum Auto und fuhren ins Hotel.
Nach dem Abendessen gab es von Martin noch einige Tipps und Anmerkungen sowie eine Präsentation ver schiedener Steigeisen und Eisgeräte. Auch über das Nachschleifen der Zacken an den Steigeisen oder der Spitzen an den Eisgeräten wurde diskutiert. Ein kurzweiliger Abend in geselliger Runde.
Am Sonntag war der letzte Kurstag angebrochen, das Auto beladen und nach dem Frühstück brachen wir ein letztes Mal zu den Eiswänden auf. Dort das gleiche Spiel wie die beiden Tage vorher: Ausrüstung anziehen und die Wände im Vorstieg erklimmen, Beine, Eisgeräte und Eisschrauben richtig setzen, 1-2-3-Schritttechnik trainieren und Spaß haben. Zu guter Letzt durften wir uns auch am „Drytooling“ versuchen, einer Variante des Eiskletterns, bei der auch Felswände durchstiegen werden.
Zu schnell waren diese drei Tage vorbei und nach einem letzten gemeinschaftlichen Getränk im Matreier Tauernhaus fuhren wir zurück nach Augsburg. Mit Martin und Helmut hatten wir zwei hervorragende Trainer, bei denen es richtig Spaß gemacht hat, das Eisklettern zu erlernen. Alle Teilnehmer*innen sind nach dem Kurs nun in der Lage, die ersten Eiswände allein in Angri zu nehmen.