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Strom von der Sonne
Von links nach rechts: Zwei komplett eingerichtete Küchen stehen den Gästen zur Verfügung. Die Bar im Erdgeschoss ist der heimliche Mittelpunkt des vollständig eingerichteten Hauses. Blick in ein 2-Bett-Zimmer. Alle Fotos: Rudi Nägele

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zur Freude unseres Hüttenwarts Martin Miller zudem eine große Werkstatt.
Was gibt es in der Umgebung?
Vorderhornbach hat in unmittelbarer Nähe einen Hausberg: die Grubachspitze mit 2.102 m. Aber das gesamte Lechtal bietet im Sommer den Bergsteigern Touren aller Schwierigkeitsgrade, von der gemütlichen Wanderung auf dem Lechweg bis zur extremen Kletterpartie. Das familienfreundliche Freibad „Badino“ be ndet sich direkt in Vorderhornbach. Der Lechtalradweg führt am Haus vorbei, man kann hier gleich auf- und einsteigen. Wer woandershin will, kann den Radlerbus benützen, der einen großen Anhänger mitführt. Im Winter stehen Winterwanderwege, Rodelstrecken und ein weitläu ges Langlaufgebiet zur Verfügung. Von hier aus sind ebenso ausgedehnte Skitouren möglich. Verschiedene Skigebiete sind schnell erreichbar: ein kleines in unmittelbarer Nähe, in Stanzach ein Anfängerlift und anspruchsvolle Pisten in Warth und am Hahnenkamm in Reutte, zu denen man mit dem Skibus fahren kann. Die Haltestelle liegt gegenüber unserem Haus. Von hier geht stündlich ein Bus nach Reutte und Warth.
Für die Selbstversorger ist es wichtig zu wissen, dass es einen Supermarkt und einen Metzgereigasthof im nahe gelegenen Stanzach gibt, und dass der Verkaufswagen einer Bäckerei in Vorderhornbach täglich Brot und Semmeln anbietet.
Der Helikopter bringt Material und Photovoltaikzellen auf die Terrasse der Willi-Merkl-Hütte. Foto: Beate Stockmaier / Reinhard Frohnauer

Die Willi-Merkl-Hütte erhielt im Sommer eine Photovoltaik-Anlage
von Lukas Konietzka
Planung einer umweltfreundlichen Stromversorgung Wenn ich einen Aufenthalt auf der WilliMerkl-Hütte vorhatte, standen bisher Taschenlampe und Ersatzbatterien an erster Stelle auf meiner Mitnahmeliste. Denn es gab dort oben keinen Strom.
Jetzt steht wieder der Helm an oberster Stelle. Nach Jahren der Dunkelheit gibt es nämlich seit Juli wieder elektrisches Licht in der Hütte. Und zwar kommt der Strom nicht von der benachbarten Otto-Mayr-Hütte, wie vor Jahren, und auch nicht von einem Diesel-betriebenen Generator, der für kurze Zeit installiert war. Jetzt liefert ihn die Sonne kostenlos. Damit erfüllen wir einen Grundsatz des Deutschen Alpenvereins, Schutzhütten in den Alpen zu betreiben, die die Natur so wenig wie möglich beein ussen.
Um diesen Anspruch der Umweltfreundlichkeit zu realisieren, el bei der Planung einer eigenständigen Stromversorgung für unsere Hütte die Wahl schnell auf die Photovoltaiktechnik. Ziel dabei war, die Hütte ganzjährig mit Strom zu versorgen. So entstand der Plan, vier PV-Zellen auf dem nach Osten geneigten Dach zu montieren und zwei zusätzliche Zellen an der Südwand oberhalb der Eingangstüre.
Letztere sollen die Stromerzeugung auch im Winter sichern, wenn die Zel- len auf dem Dach mit Schnee bedeckt sind. Der gewonnene Strom wird in Batterien gespeichert, um rund um die Uhr zur Verfügung zu stehen.
Wegen der allgemeinen Sicherheit und wegen der Photovoltaikanlage musste außerdem ein Blitzschutz installiert werden. Die Maßnahmen hier- für waren allerdings aufwendiger: Der heutige Standard, den Blitzschutz im Betonfundament zu verlegen, konnte wegen des schon bestehenden Hauses natürlich nicht umgesetzt werden. Ein Erder, der in den Boden geschlagen wird, kam wegen des felsigen Untergrunds ebenfalls nicht infrage. So blieb nur die Ringleitung. Hierbei wird ein 60 m langer Ring in ca. 30 cm Tiefe um die Hütte verlegt. Der Blitzfänger auf dem Dach sowie alle leitenden Bauteile werden dann mit dem Ring verbunden. Der Schutz erfolgt durch das Prinzip des faradayschen Kägs.
Um eine schnelle Inbetriebnahme der Systeme zu gewährleisten, beauftragten wir eine Fachrma mit der Materialbeschaung und der Installation des Systems auf dem Dach.
Hubschrauber hebt die PV-Zellen auf die Hüttenterrasse Nach langen Nächten der Planung und mehreren Gesprächen mit Bürgermeister und Behörden stand die Umsetzung an. An einem Wochenende Mitte Juli packten wir das Auto bis unters Dach voll mit Werkzeug und Proviant und fuhren hinauf zur Willi-Merkl-Hütte. Die beauftragte Fachrma kam in der Früh des nächsten Tages und brachte das Material mit. In einer nur wenige Minuten dauernden, aber doch spektakulären Aktion wurden die PV-Zellen mit einem Helikopter von dem unterhalb der Hütte gelegenen ebenen Fahrweg zur Hüttenterrasse hinaufgeogen. Der Pilot setzte das Paket mit den Materialien routiniert auf der Terrasse ab, und wir konnten endlich loslegen. Während sich die Mitarbei- ter der Fachrma daran machten, die vier PV-Zellen auf dem Hüttendach zu
Links: Zum Schutz der PV-Anlage und der gesamten Hütte wurde um die Hütte herum ein Blitzschutzband in den Boden eingegraben. Lukas Konietzka bei der Verlegung des Bandes. Rechts oben: Zwei PV-Zellen werden an der Südfront der Hütte angebracht. Rechts unten: Nicht nur die Photovoltaik fängt Sonnenenergie ein: vier PV-Zellen, Christian Münz (l.), Lukas Konietzka (r.) und Marie Stockmaier auf dem Dach der Hütte. Der Gimpel schaut von oben zu.
montieren, kümmerte sich unser Team um die Installation des Blitzschutzes. Wir ngen also an, einen Graben um die Hütte auszuheben. Eine schweißtreibende Arbeit! Aber nach nur einer kaputten Hacke, vielen Blasen und einem gequetschten Finger war es geschat: der Graben war fertig. Auch die Truppe der Fachrma war gut vorangekommen. Bereits am ersten Tag waren ihre Arbeiten so weit fortgeschritten, dass wir bei elektrischem Licht zu Abend essen konnten. Ein super Gefühl war das!
Tags darauf ging es bereits früh weiter. Es wurden die letzten Arbeiten an der PV-Anlage erledigt, die gesamte Hausinstallation durchgemessen und die neue Fluchtwegsbeleuchtung montiert. Rund um die Hütte musste nun das 60 m lange Blitzschutzband in den Graben gelegt und dieser danach wieder zugeschüttet werden. Anschließend wurden der Blitzfänger und das Dach mit dem Ring verbunden. Bei Kaee und Kuchen setzten wir uns am Nachmittag zu einer kurzen Nachbesprechung zusammen und verabschiedeten anschließend die Mitarbeiter der Fachrma.
Am dritten und letzten Tag der Aktion erledigten wir noch Restarbeiten wie das Beschriften der Sicherungen und klemmten die früher genutzte Leitung zwischen Otto-Mayr- und Willi-MerklHütte ab. Damit waren wir fertig, früher als gedacht. Das lag nicht zuletzt an der perfekten Planung und Organisation durch das Hüttenteam.
Für technisch Interessierte Die Hütte verfügt nun insgesamt über sechs Photovoltaikzellen. Jede liefert eine elektrische Leistung von 340 Watt. Fällt nun das Licht der Sonne auf die Zellen, wird die Energie der Lichtwellen in elektrische Energie umgewandelt. Mit dem entstehenden Gleichstrom werden vier 12V-Bleibatterien geladen. Diese versorgen direkt die Fluchtwegs-