Kettenglieder II: Familienchronik

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An der Sitzung der Kirchenpflege vom 27. Oktober 1878 teilte Pfarrer Paul Friedrich Böhringer mit, dass er infolge Berufung an die Kirchgemeinde St. Peter in Basel die Entlassung aus seinem hiesigen Pfarramt per Ende des Jahres eingereicht habe, und er es übernehme, sich beim Sekretär des kantonalen Kirchen­ rates darnach zu erkundigen, welche Kandidaten als sein Nachfolger disponibel seien. Es zeigte sich diesbezüglich, dass schliesslich lediglich Pfarrer Johannes Marty (geboren 1852, gestorben 1927) aus dem glarnerischen Ennenda zur Verfügung stand. Der zweite Kandidat, Pfarrer Pfeiffer in Bilten, erachtete den Wechsel ökonomisch als zu wenig attraktiv und erteilte deshalb der Kirchenpflege eine abschlägige Ant­ wort. Offensichtlich wollte die Geistlichkeit nicht bloss zum „Gottes Lohn“ arbeiten ! Zur Qualifikation von Pfarrer Johannes Marty, der 1878 ordinierte, wird im Protokoll der Kirchenpflege vom 25. November 1878 das Folgende festgehalten: „Über Hr. Marty und dessen Familie werde nur Günstiges berichtet, dass Gross­ vater u. Vater gehörten schon dem geistlichen Stand an u. zeichneten sich durch Wohltätigkeit u. leutseliges Benehmen aus u. genossen die allgemeine Achtung. Herr Marty gehöre der freisinnigen Richtung an.“ Pfarrer Marty amtete bis 1888 in Niederhasli und übernahm dann die Pfarrstelle in Meilen am Zürichsee. Pfarrer Paul Friedrich Böhringer wurde anlässlich eines gemütlichen Abschiedsfestes bei Wirt Heinrich Meier in Niederhasli am 22. Dezember 1878 in vollen Ehren verabschiedet (der Name der betroffenen Gastwirtschaft konnte leider nicht eruiert werden). Auf eine behördliche Begleitung bei seiner Abreise verzichtete er zum Voraus. Nach Niederhasli (ab 1879) amtete Paul Friedrich Böhringer als Hauptpfarrer der Kirchgemeinde St. Peter in Basel. Er war sowohl Mitglied des Basler Kirchenrates als auch der Basler Kuratei und wird als eine der seinerzeitigen Hauptstützen des kirchlichen Freisinns qualifiziert. Darüber hinaus war er Befürworter und Förderer der Weltkirchenbewegung sowie Leiter der schweizerischen Tierschutzbewegung. Dies zeigt, dass er in umfassendster Weise aktiv war. Paul Friedrich Böhringer verstarb am 3. Juli 1929 in Basel. Ergänzend ist nachzutragen, dass zur Zeit der Amtstätigkeit von Pfarrer Paul Friedrich Böhringer sich die Kirchenpflege Niederhasli aus den Herren Armengutsverwalter Gloor, Gemeinderat Gloor, Hiltebrand, Gemeinderat Fröhlich, Maag, Vogel, Gemeinderat Benz, Volkart, Werndli und Derrer, teilweise auch Marthaler, Schlatter und Schuppisser, zusammensetzte, also weitgehend aus Vertretern von Familien, die bis heute in Niederhasli ansässig sind.

Quellen: Friedrich Wilhelm Bautz: Böhringer, Georg Friedrich, in: BiographischBibliographisches Kirchenlexikon (BBKL), Band 1, Hamm 1975, Spalte 667 Wikipedia: Paul Böhringer Basler Jahrbuch 1930 Lägern-Bote (diverse Ausgaben aus den Jahren 1875 – 1878) Protokolle der Kirchgemeinde Niederhasli für die Jahre 1875 – 1878 Gemeindechronik Niederhasli – von den Anfängen bis zur Gegenwart, 1988 Mitteilungsblatt der Gemeinde Niederhasli, Februar 2013

Spühler, Kettenglieder /  Ergänzung | 39


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