2 minute read

Hyères

1 Villa Noailles Schmelztiegel der Kunst

Auf dem Rasen im Garten der modernistischen

Advertisement

Villa Noailles versuche ich mir vorzustellen, wie Salvador Dalí hier einst malte, Jean Cocteau an seinem ersten Film arbeitete und Alberto Giacometti bildhauerte. Sie waren dort auf Einladung des Pariser Ehepaars Charles und Marie-Laure de Noailles. Zwischen 1923 und 1933 ließen sie in Hyères die Villa Noailles errichten, wo Künstler überwintern und arbeiten konnten. Das Paar wollte, dass die Villa nüchtern und praktisch gebaut wurde, ohne unnötigen Schnickschnack, im Gegensatz zu dem Luxus ihres Pariser Hauses. Ein gesunder Lebensstil war „Pflicht“, daher gab es ein Schwimmbad und einen Sportlehrer.

Marie-Laure starb 1970, woraufhin Charles die Villa Noailles für einen symbolischen Betrag der Stadt Hyères verkaufte. Heute werden dort Ausstellungen mit zeitgenössischer Kunst organisiert, flankiert von einem Museumsladen und einem Gartencafé.

Die Idee von Charles und Marie-Laure lebt weiter: Jedes Jahr finden Wettbewerbe statt, um neuen Designtalenten eine Chance zu geben, wie das internationale Festival für Mode und Fotografie in der Villa selbst und die Design-Parade für Architektur und Innenarchitektur in Toulon. Große

Namen wie Jean Paul Gaultier saßen in der Jury. Vom Garten der Villa Noailles aus blickt man über Hyères bis zum Meer: von den exotischen Gärten und Gebäuden der Altstadt bis zu den modernen Vierteln, den Salinen der Halbinsel Giens und den drei Inseln vor der Küste, den Îles d'Hyères. Kein Wunder, dass Hyères die erste Stadt an der Côte d'Azur wurde, in der im 18. Jh. die europäische Elite überwinterte. Die Liste der Aristokraten, berühmten Schriftsteller und Künstler ist lang, darunter Napoleons Schwester Pauline, Königin Victoria und die Schriftstellerin George Sand. Montée de Noailles. villanoailles.com

2 Castel Pierre Lisse Übernachten unter Kunst des 20. Jahrhunderts

Ein weiteres Stück „altes Hyères“, kombiniert mit Kunst des 20. Jh. und einem Hauch von Rock 'n' Roll, findet sich in den Chambres d'hôtes Castel Pierre Lisse. Die typisch provenzalische Villa stammt aus dem Jahr 1850 und war einst im Besitz der amerikanischen Schriftstellerin Edith Wharton. Vor fast neun Jahren kaufte der heutige Eigentümer und Kunstsammler Nicolas Broche die Villa: „Ich habe jedem Zimmer ein eigenes Design gegeben, das von einem bestimmten Künstler inspiriert ist, und es mit meiner eigenen Kunstsammlung ausgestattet.“ Im Wohnzimmer fallen ein Bild von Mick Jagger und Keith Richards des Fotografen

Mario Testino und sowie das Regal mit den Roboter-Actionfiguren ins Auge. In „meinem“ Zimmer sind die Wände golden gestrichen und an der Schranktür hängt Lego. „Das war früher Spielzeug meines Sohnes“, erzählt Nicolas liebevoll. DZ ab €100/Nacht. castelpierrelisse.fr

3 Hôtel La Reine Jane Mediterrane Designer-Zimmer

Auch im Hotel La Reine Jane an der Küste von Hyères dreht sich alles um Kunst. 1965 waren das Hotel und der kleine Hafen davor Kulisse für Jean-Luc Godards Film Pierrot le fou („Elf Uhr nachts“) mit Anna Karina und Jean-Paul Belmondo. Das blau-weiße Gebäude und die Inneneinrichtung wirken frisch, sommerlich und mediterran.

Eigentümer David und Lisa Pirone haben dem Hotel 2017 einen völlig neuen Look verpasst. 14 ehemalige Teilnehmer oder gar Gewinner der Design Parade durften jeweils einen Raum gestalten, das Mittelmeer diente als Inspiration.

Lisa: „Gäste kommen auch wegen der Gestaltung des Zimmers und der Kunst her, nicht nur wegen des Komforts. Deshalb schlafen sie hier oft nur eine Nacht.“ In Erinnerung an den Film wurde an der Außenseite des Gebäudes nichts verändert. Das Strandrestaurant Le Marais ist ein weiteres großes Projekt des Paares.

• DZ ab €105/Nacht. lareinejane.fr, lemaraisplage.fr

4 Parcours des Arts

Von Galerie zu Galerie schlendern

Eine weitere Möglichkeit, Kunst in Hyères zu erleben, ist der Parcours des Arts, ein zwei Kilometer langer Spaziergang im historischen Zentrum, der an verschiedenen Kunsthandwerkern, Galerien und Künstlern vorbeiführt. Zum Beispiel das LadenAtelier Lily Blanche, wo Schmuck, Aquarelle und Duftkerzen (sogar eine Kerze mit den Düften von Hyères) zu finden sind. Sous les Palmiers bietet unter anderem schöne Strick- und Häkelarbeiten und hübsche Accessoires aus recycelten Werbebannern des Tourismusbüros von Hyères. parcoursdesarts.hyeres.fr

Oben links: die Villa Noailles, daneben die Terrasse des Hotels La Reine Jane; gegrillter Oktopus im Restaurant Le Jardin in Hyères

Rechts: Eleganz pur auf dem Parcours des Arts in Hyères, der an Kunsthandwerkern, Galerien und Künstlern vorbeiführt.

Oben: Rouge Lola verkauft Kinderkleidung.

Unten: Im Geschäft Un brin c'est tout! werden Keramik und Accessoires aus Korbgeflecht feilgeboten.