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Management

Ethik und Banken Weiterbildung in „Ethical Finance“ hat auch (Kredit-)Genossenschaften im Blick. Text: Holger Blisse Foto: istockphoto.com

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ie Finanzkrise hat zu einem Bewusstseinswandel nicht nur bei den Anlegern, sondern auch bei den Anbietern von Finanzdienstleistungen selbst, insbesondere den Banken geführt: Ein führender Vertreter äußerte bereits 2009, dass sich die Banken überschätzt, leichtgläubig gehandelt hätten und zu hohe Risiken eingegangen wären; nun gelte es, alles offenzulegen, damit das Vertrauen zurückkehre. Kreditgenossenschaften sind in vielen europäischen Ländern als regionale Institute oft deutlich weniger stark von der Krise betroffen worden, die von den internationalen Märkten ausgegangen ist; genossenschaftsähnliche Lösungen bewähren sich weltweit im Bereich z. B. auch der Wechselseitigkeitsversicherungen und Mikrofinanz, wie die Entwicklungsgenossenschaft Oikocredit belegt, die sehr erfolgreich auch von Österreich aus arbeitet. Vielfach fehlt es aber noch an Informationen, Wissen und Transparenz – auf Seiten aller Beteiligten, auch wenn sich schon viel getan hat, wie Buchneuerscheinungen, Vortragsveranstaltungen und Produkt- und Beratungsangebote der Finanzdienstleister belegen.

Weiterbildungsangebot Aus der Wissenschaft in Kooperation mit der Praxis ist kürzlich ein Weiterbildungsangebot des Postgraduate Center der Universität Wien gestartet: Dieser Zertifikatskurs bietet Führungskräften aus dem Finanzbereich, aus Stiftungen, kirchlichen Institutionen, Vermögensverwaltungen und NGOs 32

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die Möglichkeit, im Fachgebiet der ethischen Finanzanlagen ihre Kompetenzen zu erweitern und sich dadurch für ihre jeweiligen Tätigkeiten weiter zu qualifizieren. Im Mittelpunkt stehen nachhaltige, langfristige Anlage- und Absicherungsstrategien. Der Kurs wird durch die Universität Wien in Kooperation mit dem Sustainability Economic Forum e.V. (SEFO) durchgeführt. Anfang Mai startete der erste Block im Stift St. Georgen am Längsee (Kärnten). Verteilt auf weitere fünf Blöcke in St. Georgen bzw. in Wien werden an insgesamt 20 Tagen die Inhalte der vier Module bis Ende Jänner 2014 den Teilnehmern vermittelt, von ihnen diskutiert und in Kleingruppen und im Selbststudium erarbeitet. Inhaltlich widmet man sich in Modul 1 „Ethik und Finanzmärkte“ z. B. verantwortlichem Wirtschaften aus der Perspektive der allgemeinen Ethik, der christlichen Kirchen und des Islam, im Modul 2 „Entwicklung und Finanzierung“ Grundlagen der Investition und Finanzierung, nachhaltigen Institutionen, Venture Kapital und Start Ups, aber auch der Rolle des Staates und wie Hedgefonds einzuordnen sind. Das Modul 3 „Nachhaltige Vermögensverwaltung“ stellt die Kapitalmarktpraxis und alternative Investments vor und erlaubt mit Grundlagen der Portfolioanalyse und Fondsbewertung auch, eigene Anlagestrategien zu entwickeln und nach ethischen Kriterien zu beurteilen. In Modul 4 „Microfinance, Stiftungen und Versicherung“ werden Grundlagen kooperativer Finanzierungsformen, darunter Genossenschaftsbanken und Mi-


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