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Hochschule Coburg hilft in Corona-Zeiten

Hochschule Coburg hilft in C orona-Zeiten

Corona ist, wenn Brauereien Desinfektionsmittel produzieren, das Landestheater Coburg Mundschutzmasken näht und Homeoffice in vielen Firmen kein Problem mehr darstellt. Die Corona-Krise machte mehr möglich als gedacht und so entstanden viele Ideen und unkonventionelle Lösungen für die Schwierigkeiten, die so plötzlich den Alltag beherrschten. Viele kreative Köpfe der Hochschule Coburg brachten ihre Ideen ein und engagierte Mitarbeiter*innen bauten Kooperationen zu regionalen Akteuren aus und halfen schnell und unkompliziert. Hier stellen wir einige Aktionen und Projekte vor, die die Hochschule Coburg verwirklicht hat.

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DIE AKTION #COBURG CONTRA CORONA

Eltern, die ihre Kinder besser beim Lernen zuhause unterstützen wollen. Pädagog*innen, die ihr Fachwissen einbringen wollen. Selbständige, die neue Wege suchen, ihre Dienstleistungen anzubieten. Unternehmen, die Produkte entwickeln wollen, um das Überleben des Betriebs zu sichern. Informatik-Studierende, die schon lange an einer App zum effektiven Informationsaustausch arbeiten. Schnell mussten in Corona-Zeiten neue Ideen und Lösungen her. Mit #Coburg contra Corona startete die Hochschule ein spannendes Projekt. Als Vorbild für die Aktion diente eine Initiative der Bundesregierung. #WirVsVirus – unter diesem Motto konnten Menschen aus ganz Deutschland zwei Tage lang Projekte anstoßen und Produkte entwickeln, die helfen, die Herausforderungen der Corona-Krise zu meistern. Verena Blume, Netzwerkmanagerin der Hochschul-Vernetzungsplattform CREAPOLIS, erinnert sich: „Frau Professorin Nicole Hegel, Dekanin der Fakultät Soziale Arbeit und Gesundheit, ist auf uns zugekommen mit der Frage, wie die Hochschule Coburg in der aktuellen Situation einen Beitrag für die Region und Gesellschaft leisten kann.“ Der Anstoß wurde schnell aufgegriffen und die Aktion #Coburg contra Corona ins Leben gerufen. Die Idee war, mit Akteur*innen aus der Region – egal ob Privatpersonen, Schüler*innen oder Senior*innen, Selbstständige, Verbände oder Initiativen – gemeinsam an Lösungsansätzen zu arbeiten. „Dabei war uns das Miteinander sehr wichtig. Wir wollten nicht nur innerhalb der Hochschule in Laboren und Instituten an Lösungen arbeiten, sondern auch zusammen mit den Menschen vor Ort.“, berichtet Verena Blume. Mit ihrem Team und der Unterstützung von Zukunft.Coburg. Digital hat die Netzwerkmanagerin die Gruppen zusammengebracht. Der Austausch und die Zusammenarbeit liefen ausschließlich online.

Rund 100 Teilnehmer*innen haben sich angemeldet, 70 Themen wurden eingereicht, 11 davon bearbeitet und die Ergebnisse der Öffentlichkeit präsentiert. Entstanden sind neben der Aktion #raumspenden zum Beispiel ein Konzept für Führungskräfte, eine Anleitung für zwei Do-it-yourself-Desinfektionsmittel, eine Plattform für Einzelhändler*innen, die Bring- und Holdienste anbieten, oder Ideen für analoge und digitale Aktionen gegen Einsamkeit und soziale Isolation. Im Rückblick fasst Verena Blume zusammen: „Die Zusammenarbeit hat sehr gut geklappt. Und das, obwohl sich die Teilnehmenden zum größten Teil nicht kannten und ausschließlich virtuell zusammenarbeiten konnten.“ Sie freut sich darüber, dass das gesellschaftliche Engagement so hoch war. „Die Bürgerinnen und Bürger haben sich sowohl bei der Einreichung von Herausforderungen und Problemen sehr stark eingebracht, als auch bei der Erarbeitung von Lösungsansätzen.“ Die Aktion #Coburg contra Corona zeigt eindrucksvoll, welche Impulse die Hochschule in der Region zu geben vermag und welche Schlagkraft das gemeinsame Engagement mit der Bevölkerung entwickeln kann.

COBURG CONTRA CORONA – PROJEKT 14: LEITFADEN FÜR FÜHRUNGSKRÄFTE

Corona hat den Arbeitsalltag vieler Menschen auf den Kopf gestellt. Doppelbelastung durch Kinderbetreuung und Homeoffice auf der einen Seite, Kurzarbeit und weniger Lohn auf der anderen. Führungskräfte müssen in dieser Phase Lösungen und Perspektiven bieten. Bei dem Projekt 14 der Aktion #Coburg contra Corona entwickelten Studierende der Hochschule Coburg gemeinsam mit Unternehmensvertreter*innen einen entsprechenden Leitfaden. Wie können Führungskräfte in der aktuellen Situation und nach der Corona-Zeit ihre Beschäftigten effektiv und effizient führen? Wie kann die Arbeitszeit für Mitarbeiter*innen mit Kindern gestaltet werden? Wie organisiert man den Übergang von Homeoffice zurück ins Büro? Diese und weitere Fragen wollten die Teilnehmer*innen des Kooperationsprojektes beantworten. Heraus kam eine Toolbox, die Tipps und Tricks für Führungskräfte enthält. Die Themenfelder reichen von sozialen Angeboten und interner Kommunikation bis hin zu den Herausforderungen für Mitarbeiter*innen, Führungskräfte und Auszubildende. Außerdem nehmen sie Bezug zu Homeoffice, Krisenmanagement, Motivation der Mitarbeiter*innen für die Zeit nach Corona. Für das Projekt haben sich neben Studierenden und Professor*innen der Hochschule Coburg auch Vertreter*innen aus regionalen Unternehmen engagiert. Zum Beispiel IT-Projektmanager Nico Appelfeller. Er wollte einerseits dabei sein, um von den jungen Menschen neue Blickwinkel kennenzulernen. Andererseits konnte er viel von seiner eigenen Erfahrung mitgeben: „Es gibt viele Leitfäden zu dem Thema, die sind jedoch sehr akademisch. Ich habe die jungen Menschen darin bestärkt, ihre ganz eigenen Ideen zu entwickeln und ganz neu auf die Sache zu schauen. So ist ein Leitfaden entstanden, der aus der Praxis kommt und aus wenigen Tipps besteht, die dafür wirklich funktionieren.“ Auch Tamara Precht hat sich privat bei dem Projekt engagiert, um ihre Erfahrungen beim Führen von Personal weiterzugeben. Sie arbeitet als Prozessplanerin bei der Dr. Schneider Unternehmensgruppe. Für sie gehört internationales Agieren zum Alltag: „Bei uns finden tägliche Briefings statt, damit die Leute immer informiert sind. In Zeiten von Homeoffice muss man als Führungskraft seine Erreichbarkeit auch erhöhen, um auf die Anliegen der Leute flexibel zu reagieren.“ Für den Betriebswirtschafts-Studenten Tobias Müller war das Thema Führen in der Corona-Krise ebenfalls von großer Bedeutung. In einer Vorlesung von Professorin Dr. Hedwig Schmid warb er für seine Idee eines Leitfadens. „Zum einen bin ich Werkstudent in einem Maschinenbauunternehmen und habe somit direkten Einblick in die Praxiswelt. Zum anderen dient der Master in Betriebswirtschaftslehre zur Vorbereitung auf die zukünftige Position als Führungskraft. Somit ist auch für einen Studenten die betriebswirtschaftliche, beziehungsweise unternehmerische Sichtweise von Interesse.“ Professorin Schmid hat diese Idee gleich unterstützt und die Studierenden motiviert, mitzumachen: „Wir erleben gerade Zeitgeschichte, und es war die Gelegenheit sich daran zu beteiligen.“ Innerhalb ihrer Lehrveranstaltung wird der Leitfaden für Führungskräfte nun weiter ausgebaut. Schließlich dient diese Arbeit als Ersatz für das eigentlich geplante Praxisprojekt, das aufgrund der Corona-Beschränkungen nicht durchgeführt werden konnte.

COBURG CONTRA CORONA PROJEKT 60: #RAUMSPENDEN

Was haben fünf Coburger Bratwürste, drei Sambatrommeln und 25 Coburger „Rutscher“ gemeinsam? Sie ergeben nebeneinander gelegt 1,50 Meter. In Coburg machten Plakate mit diesen Motiven dafür Werbung, den Mindestabstand einzuhalten. In der Coburger Webergasse wird es für Fußgänger*innen schnell mal eng. Die Bürgersteige sind nur knapp einen Meter breit. Wer sich hier aus dem Weg gehen will, muss die Straßenseite wechseln oder auf die Fahrbahn ausweichen. „Das ist genau das Problem“, sagt Ina Sinterhauf. „Wer auf Abstand achtet, gerät an anderer Stelle in Konflikt.“ Festgelegte Laufrichtungen für enge Gehwege, offene Gartentore zum Ausweichen oder weniger Parkplätze an Engstellen, damit Fußgänger*innen besser aneinander vorbeikommen – solche Ideen könnten für mehr Raum in Städten sorgen. Die Studentinnen Marie Fischer und Alicia Magdanbaylan, die Coburger Kommunikationsdesignerin Kathrin Planner, die Hochschulmitarbeiterin Jana Melber, der Architektur-Professor Mario Tvrtković und die Stadträtin Ina Sinterhauf haben sich überlegt, wie sich das in Coburg umsetzen ließe. Ihre Ideen sehen sie als Vorschläge an die Stadt. Der Mindestabstand muss schließlich auch in den Köpfen der Menschen ankommen. Deshalb hat sich die Gruppe eine Kampagne ausgedacht. Mit typischen Coburger Spezialitäten und Symbolen als Maßstab. 25 Klöße eben oder fünf Bratwürste. Kommunikationsdesignerin Kathrin Planner hat die Motive für Plakate und Karten gestaltet, die die Gruppe in Coburg verteilt hat. Auch 1,50 Meter lange Klebestreifen mit den Coburger Motiven als Set für Coburger Unternehmen hat sie sich ausgedacht. Davon war der Leiter des Coburger Stadtmarketings Michael Selzer gleich begeistert: „Das Thema ‚Abstand halten‘ mit typisch Coburger Motiven und einem fränkischen Text umzusetzen und so vielleicht mit einem kleinen Schmunzeln für das Thema auch weiterhin zu sensibilisieren, war für uns als Stadtmarketing von Anfang an spannend.“ So wurden auf Bestellung des Einzelhandels Aufklebe-Sets mit den Coburger Motiven oder sogar Motiven nach Wunsch gedruckt. In den sozialen Medien veröffentlichte die Gruppe außerdem Tipps zum kreativen Abstandhalten. Dazu wurde eigens ein Videodreh und Fotoshooting mit dem Ballett des Coburger Landestheaters in ausladenden Kostümen gemacht. Das sorgte in der Stadt für Aufmerksamkeit. „1,50 Meter sind fei…“ 1,50 Meter sind fei ganz schön viel. Text: Pia Dahlem

1,50 Meter sind fei