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«ÜBER MENTALE GESUNDHEIT ZU SPRECHEN, IST ÄUSSERST WICHTIG»
from EWA-energieUri Blitz 251
by CKW AG
Mentale Gesundheit erhält in der Arbeitswelt zusehends mehr Aufmerksamkeit. Als diesjähriges Fokusthema unseres betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) hat es für CKW eine besondere Priorität. Am BGM-Themenabend sprach Ariella Kaeslin über ihre persönlichen psychischen Herausforderungen und stellte sich zusammen mit CKW-Mitarbeiter und Rollstuhlsportler Fabian Blum persönlichen Fragen.
Am BGM-Anlass haben die Anwesenden den Ausführungen der ehemaligen Spitzenathletin Ariella Kaeslin mit grossem Interesse zugehört. Ihre Leistungen in der Leichtathletik sind bemerkenswert; ihre Offenheit, über die psychischen Belastungen zu sprechen, die eine Profisportlerin bewältigen muss auch nach dem Karriereende, steht ihren sportlichen Erfolgen in nichts nach. Strenge Trainingsbedingungen, Entbehrungen und Verzicht über Jahre, um auf Topniveau zu bleiben, sowie hohe Erwartungshaltungen haben Ariellas mentale Gesundheit beeinträchtigt.
Diagnose Erschöpfungsdepression
Ariella erörterte in ihrem Referat vor allem die dunklen Seiten der Sportwelt, die sich in ihrem Leben zusehends bemerkbar machten. Als sich erste physische und psychische Erschöpfungssymptome während ihrer Sportkarriere zeigten, fühlte sie sich zunächst ratlos. «Ich habe meinen Sportarzt gebeten, irgendeine Diagnose zu machen oder mir ein Medikament zu verschreiben, damit ich wieder normal trainieren konnte. Doch die üblichen Gesundheitstests zeigten, dass zumindest körperlich alles in Ordnung war.» Die Ungewissheit dauerte rund drei Jahre an, bis sie nach etwas Eigenrecherche die Möglichkeit einer psychischen Erkrankung in Erwägung zog.
Nach der Diagnose Erschöpfungsdepression trat sie zurück und fiel in ein Loch. Sie verlor ihre persönliche Identität als Spitzensportlerin und wurde erstmals mit den Lebensherausforderungen ausserhalb der durchgetakteten Welt der professionellen Leichtathletik konfrontiert. Der Weg aus der Depression war lang: «Bis ich wieder echte Lebensfreude verspüren konnte, vergingen rund fünf Jahre. Nun sind bereits zwölf Jahre vergangen, und meine Belastbarkeit ist im Vergleich zu früher nach wie vor nicht auf dem gleichen Niveau.»
Mental Health
Die Zahlen zeigen einen deutlichen Trend: Noch nie war die Anzahl an Arbeitsausfällen durch psychische Erkrankungen so hoch wie 2022. Gemäss einem Artikel der «NZZ am Sonntag» vom Dezember 2022 sind die Fälle um 20 Prozent gegenüber 2021 gestiegen. Grundlage ist eine Datenbank von 250 000 Angestellten aus 6000 Unternehmen. Gesundheitsexperten beobachten, dass neue Krankheitsbilder wie posttraumatische Belastungsstörungen, Anpassungsstörungen, das Fatigue-Syndrom oder das PostCovid-Syndrom auf dem Vormarsch sind. Auch die Krankenkasse Swica hat gegenüber der Zeitung den Anstieg bestätigt und spricht von einem Plus von 15 Prozent. Die Fallzunahme gründet auch auf besserer Aufklärung, niederschwelligen Hilfs angeboten und einer generellen Ent tabuisierung psychischer Krankheiten.
Auch bei CKW gibt es Mitarbeitende mit psychischen Krankheiten. Betroffene werden durch HR und Vorgesetzte unterstützt und eng begleitet. Mit Movis besteht zusätzlich ein externes Beratungsangebot. Das betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) befasst sich mit mentaler Gesundheit und setzt primär auf Aufklärung und Prävention. So hat BGM unter anderem Kurzschulungen für Führungskräfte lanciert, um die Früherkennung zu schärfen.
Ariellas vier Werkzeuge für eine stabilere Psyche
Um ihren neuen Lebensabschnitt zu meistern, hat sie auch professionelle psychologische Hilfe in Anspruch genommen. Präventiv können sich Betroffene auch selbst helfen. Ariellas «Werkzeugkiste» für eine stabilere Psyche enthält vier Hilfestellungen:
1. An sich selbst glauben (Gesundes Selbstvertrauen)
2. Sich nicht schämen, Hilfe zu suchen (Professionelle und/oder Hilfe aus dem engen Umfeld)
3. Ausgewogene Lebensführung (Unterschiedliche Interessen verfolgen)
4. Mit eigenen körperlichen und mentalen Ressourcen bewusst umgehen (Was tut mir gut?)
Zur späteren Fragerunde stiess auch CKW-Kollege Fabian Blum, Elektroplaner in Reussbühl, der sich durch einen schweren Sportunfall vor rund zehn Jahren eine Querschnittlähmung zuzog. Ein solcher Schicksalsschlag birgt grosse Gefahr, psychisch in ein tiefes Loch zu fallen. Doch Fabian konnte dank positiver Einstellung und seiner Liebe zum Sport neue Kraft schöpfen und ist mittlerweile erfolgreicher Rollstuhlsportler: «Sport hat mich schon immer motiviert. Nach meinem Unfall habe ich schnell gemerkt, dass Rollstuhlsport hilft, mir Halt zu geben. Zudem kann ich so meine Energie freisetzen.» Auch Fabian hat als aktiver Sportler mit strukturiertem Trainingsprogramm Tage, an denen ihm alles über den Kopf wächst. Zum Abschalten geht der passionierte Fischer gerne angeln oder hört Musik.
Die Wahrung der psychischen Gesundheit ist komplex, nicht zuletzt, weil jede Person auf Stress, Enttäuschungen und Schicksalsschläge anders reagiert. Dennoch ist für Ariella klar, dass jede Organisation, wie beispielsweise CKW, Schritte unternehmen kann, die Abhilfe schaffen: «CKW macht schon sehr viel richtig, indem das Unternehmen über psychische Gesundheit spricht und dadurch das Thema enttabuisiert und entstigmatisiert. Über mentale Gesundheit zu sprechen, ist äusserst wichtig und der erste Schritt, das Problem anzugehen.» Matias Frei, CKW
Service für Mitarbeitende
Eine Auflistung von Hilfestellungen bei übermässiger psychischer Belastung findest du im Artikel «Hilfe annehmen ist eine Stärke» auf Seite 12. Zusätzlich sind weitere Informationen und Tipps rund um die mentale Gesundheit im Insider bereitgestellt.
Wer die externe Sozialberatung von CKW, Movis, in Anspruch nehmen will, kann sich via Insider melden.