Lungau - Unverschämt natürlich!

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Fachspezifische Arbeit aus dem Bereich Hotelmanagement und Gesundheitstourismus der Höheren Lehranstalt für Tourismus Salzburg - Bad Hofgastein

Lungau - unverschämt natürlich Regionale Nachhaltigkeit am Beispiel des Bezirks Lungaus

Christian Mauser HLT 5A Schuljahr 2012/13 Eingereicht bei Dipl. Päd. Isabella Löschenbrand Eingereicht im Schuljahr 2012/13 1


Vorwort Mein Name ist Christian Mauser und ich wohne in Mauterndorf im Lungau. Ich erblickte am 23. August 1994 in Tamsweg das Licht der Welt. Im Herbst 2012, im 5. Jahrgang der Höheren Lehranstalt für Tourismus, war es an der Zeit ein Thema für die Abschlussarbeit zu finden. Da ich gerne in meinem Heimatbezirk lebe, kam mir die Idee über den Lungau zu schreiben. Zugute kam mir auch, dass der Lungau gemeinsam mit den Kärntner Nockbergen zu einem UNESCO Biosphärenpark ausgezeichnet wurde.

Doch dass ich es geschafft habe bis dahin zu kommen, ist nicht selbstverständlich. Dafür möchte ich mich vor allem bei meinen Eltern, die mir ermöglicht haben die Tourismusschule zu besuchen, bedanken. Einen großen Beitrag leistete auch unser Jahrgangsvorstand Frau Prof. Mag. Margit König. Sie hat es geschafft, uns perfekt für das Leben nach der Schule vorzubereiten. Danke Frau König für die vielen Reisen und Lehrfahrten und dafür, dass Sie in jeder Situation den Überblick behielten. Natürlich möchte ich mich auch bei Frau Dipl. Päd. Isabella Löschenbrand bedanken. Sie hat uns in den letzten Jahren mit vollem Einsatz im Fach Ernährung und auch im Fach Hotelmanagement und Gesundheitstourismus unterrichtet und uns damit perfekt auf die Matura vorbereitet. Danke gebührt auch allen anderen Lehrern, welche uns in den letzten fünf Jahren begleitet haben. Ich werde stets positiv auf meine Zeit an der Tourismusschule Bad Hofgastein zurückblicken. Zum Schluss möchte ich mich auch noch beim Biosphärenpark Management für die hervorragende Zusammenarbeit bedanken.

Abbildung 1 Blick in den Lungau

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Inhaltsverzeichnis Vorwort ................................................................................................................... 2 Inhaltsverzeichnis ................................................................................................... 3 Der Lungau ............................................................................................................. 4 Allgemein ............................................................................................................. 4 Regionale Küche .................................................................................................. 5 Tourismus ........................................................................................................... 6 Samson – UNESCO Weltkulturerbe ..................................................................... 7 Der Biosphärenpark – Was ist das? ......................................................................... 8 Allgemein ............................................................................................................. 8 Der Weg zum Biosphärenpark ............................................................................. 9 Verleihung ......................................................................................................... 11 Zoneneinteilung ................................................................................................. 12 Kernzone:........................................................................................................... 12 Pflegezone .......................................................................................................... 13 Entwicklungszone .............................................................................................. 13 Personenkomitee ............................................................................................... 14 Die Entwicklung.................................................................................................... 15 Schwerpunktabende .......................................................................................... 15 Biosphärenstammtische..................................................................................... 17 Erklärung der Ideenwolke:................................................................................. 19 Biosphärenparktourismus ................................................................................. 20 Biosphärenparkmanagement ............................................................................. 20 Klimaschutz und Nachhaltigkeit im Biosphärenpark ............................................. 21 Stromerzeugung im Lungau............................................................................... 22 Kraftwerk Kendlbruck / Lungauer Mur ............................................................. 22 Samsonwind – Windernte im Lungau ................................................................ 24 E-Bike Region Lungau ....................................................................................... 25 Resümee ............................................................................................................... 26 Anhang ................................................................................................................. 27 Interview............................................................................................................ 27 Abbildungsverzeichnis ....................................................................................... 30 Quellenverzeichnis............................................................................................. 31 Eidesstattliche Erklärung ...................................................................................... 33 Hinweis zur Neutralität ......................................................................................... 33

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Der Lungau Der Lungau, ein Bezirk der „die letzten 30 Jahre verschlafen hat“, suchte nach einem Thema mit welchem er sich präsentiert. Der Lungau bietet seinen Gästen und auch der einheimischen Bevölkerung sehr viel. Er ist reich an Kultur und Brauchtum, Naturschönheiten und Bauwerken. Da auch die Nachhaltigkeit und das umweltfreundliche Handeln schon immer eine große Rolle im ganzen Bezirk spielte, entschied man sich bei der UNESCO für das Prädikat Abbildung 2 Landkarte vom Lungau Biosphärenpark zu bewerben. Nach arbeitsintensiven Jahren war es dann auch so weit, am 11. Juli 2012 erhielt der Salzburger Lungau gemeinsam mit den Kärntner Nockbergen diese Auszeichnung.

Allgemein „Die Riesenfiguren des Samson gehören zur Lungauer Tradition. Riese und Zwerg sind auch Symbol für die Polarität im kleinsten Salzburger Gau. Der Lungau, ein von Tauern und Nockbergen eingerahmtes Hochplateau, ist geprägt von harmonischer Landschaft, von alten Bauernhäusern, aber auch von deutlichen Gegensätzen. Wo man noch archaische Bräuche findet - seit Jahrhunderten gepflegt - und zugleich versucht, eine junge, offene Kultur zu etablieren, wo man auf sanften Tourismus setzt und gleichzeitig erlebt, wie das Land von einer riesigen Autobahn durchschnitten wird, einem europäischen Verkehrsweg. Nicht den Anschluss im Bereich der Wirtschaft zu verpassen, ist schwer im Lungau. Arbeitsplätze sind rah. Reges Wirtschaftsleben gab es vereinzelt in der Vergangenheit, in der Papierfabrik von Ramingstein etwa oder auch in der Glashütte von St. Michael.“ (Baumann, 2006) Dieser Ausschnitt aus dem Film „Lungoland – Die vielfältige Welt der Querschläger“ beschreibt den Lungau sehr gut. Der Lungau ist der südlichste Bezirk des Salzburger Landes und ist die deckungsgleiche Bezeichnung für den Bezirk Tamsweg. Er liegt am Dreiländereck von Kärnten, Salzburg und der Steiermark. Der Lungau hat insgesamt 15 Gemeinden, welche sich auf einer Fläche von rund 1.000 km² erstrecken. Alle Gemeinden, außer der Gemeinde Ramingstein, liegen über 1000 m Seehöhe. Ramingstein befindet sich an der Grenze zur Steiermark und liegt auf 970 Höhenmetern. Im Lungau findet man rund 60 Bergseen.

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Im Bezirk Tamsweg leben rund 20.000 Menschen. Es gibt im Lungau keine Stadt, aber drei Marktgemeinden: Tamsweg, der Bezirkshauptort, St. Michael, der zweitgrößte Ort und Mauterndorf, ein geschichtlich bedeutender Ort. Wenn man den Bezirk aus der Luft betrachtet, sieht er aus wie der Reifen eines Fahrrades. Die Seitentäler bilden die Speichen und der Mitterberg ist, wie der Name schon sagt, die Radmitte. Der Lungau hat auch die größte Blumenvielfalt im alpinen Raum. (vgl. Youtube, 2013) Im Lungau findet man den sonnenreichsten Ort Österreichs, Mariapfarr. Jedoch bietet auch hier der Lungau wieder seine Besonderheit, denn der Bezirkshauptort Tamsweg und die Nachbargemeinde Ramingstein gelten als eine der kältesten Orte Österreichs. Der Lungau hat im Jahr 2010 ein Bruttoregionalprodukt (BRP) pro Einwohner von 27.000 €. Damit liegt der Bezirk Tamsweg zwar unter dem österreichischen Durchschnitt von 34.100 €, jedoch liegt der Lungau am 19. Platz von insgesamt 35 Regionen. Dies hat der Lungau vor allem dem Tourismus zu verdanken. (vgl. Statisitk Austria, 2012)

Regionale Küche Der gesamte Lungau wurde 2005 als Genussregion ausgezeichnet. Der Lungauer Eachtling, also die Kartoffel, ist der Mittelpunkt dieser Genussregion. Die Hälfte der Kartoffelanbaufläche des Landes Salzburgs liegt im Lungau. Das inneralpine Becken beeinflusst Klima und Vegetation entscheidend, sodass exzellente Qualitäts-Speisekartoffeln mit hochwertigem pflanzlichen Eiweiß wachsen können. (vgl. Saatbauverein Lungau, 2013) Aber auch andere Lungauer Produkte, wie zum Beispiel das Rahmkoch sind weit bekannt. Das Rahmkoch, auch Lungauer Marzipan genannt, ist eine Süßspeise, welche aus Butter oder Rahm, Mehl, Zucker, Eiern, Korinthen und Gewürzen hergestellt wird. Früher würde es vor allem auf Almen zubereitet, um den Wanderern und Besuchern zum Kaffee eine Süßspeise anbieten zu können.

Abbildung 3 Lungauer Rahmkoch

Eine Renaissance erlebt auch der Tauernroggen, eine typisch lungauerische Getreidesorte. Dieser spezielle Roggen hat sich an die besonderen Witterungsverhältnisse des Lungaus, angepasst. Der Tauernroggen hat eine Strohlänge von ungefähr zwei Metern und wird seit 1924 im Lungau angebaut. Nach außen vertritt den Tauernroggen der Lungauer Saatgutverein, welcher 1949 gegründet wurde. (vgl. Lungau Travel, 2013) Aus dem Tauernroggen braut die Brauerei Stiegl seit dem Jahre 2009 das „Lungauer Gold". (vgl. Stiegl, 2013) Um all diese Lungauer Spezialitäten zu probieren, kommen viele Gäste aus Nah und Fern in den Biosphärenpark. 5


Tourismus Der Hauptwirtschaftszweig des Bezirks ist zweifellos der Tourismus. Jährlich verzeichnet der Lungau rund 1,3 Millionen Übernachtungen, von denen rund 70% im Winterhalbjahr (November-April) gemacht werden. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer lag im Jahr 2012 bei 4,76 Nächten. Dies ist im regionalen Vergleich eine sehr hohe durchschnittliche Nächtigungsdauer. Doch auch diese ist in den letzten Jahren zurückgegangen. (vgl. Ferienregion Lungau, 2012) Es ist sehr klar zu erkennen, dass sich der Tourismus auf die größeren Orte im Lungau zentralisiert. Dies hängt wiederum mit der Geografie des Bezirkes zusammen.

Nächtigungen (November 2011 bis zum Oktober 2012)

141.552

372.625

210.388

315.987

Göriach Lessach Mariapfarr Mauterndorf Muhr Ramingstein St.Andrä St. Magarethen St. Michael Tamsweg Thomatal Tweng (mit Obertauern) Untertauern Weißpriach Zederhaus

Abbildung 4 Nächtigungsstatistk Lungau 2012 Im Lungau gibt es 4 Schiregionen: Großeck-Speiereck, Fanningberg, Katschberg-Aineck und Obertauern. Damit verfügt der Lungau über 64 Seilbahnen und Liftanlagen und über 300 Pistenkilometer. Aber auch über 150 km Langlaufloipen befinden sich in der Region. Im Sommer legt der Lungau das Hauptaugenmerk auf die Bewegung in der Natur. Den Gästen werden Wanderrouten der verschiedensten Art geboten und seit dem Jahr 2010 ist der Lungau, zusammen mit der steirischen Krakau, die größte E-Bikeregion von Österreich. Sommer wie Winter spielt auch das Brauchtum im Bezirk Tamsweg eine große Rolle. Durch die Jahrhunderte lange schwere Erreichbarkeit des Lungaus entwickelten sich ganz besondere und einzigartige Bräuche. Kasmandl, die Prangstangen oder auch der Samson sind hier zu nennen.

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Samson – UNESCO Weltkulturerbe Seit dem Jahr 2010 ist der Samson offiziell in das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes in Österreich aufgenommen. Der Brauch des Samsontragens geht bis auf die Barockzeit zurück. Bis ins Jahr 1802 hatte der Brauch immer wieder mit Verboten - meist durch den Fürsterzbischof von Salzburg - zu kämpfen. In zehn Gemeinden des Lungaus und in 2 Nachbargemeinden in der Steirischen Krakau gibt es diese Riesenfiguren. Eine Samsonfigur bringt um die 80 kg auf die Waage und wird von einem einzigen Mann getragen. Dieser wird durch vier „Aufhaber“ unterstützt. Sie helfen dem Träger beim Tanz bzw. den Gehpausen und in heiklen Situationen. Die Samsonfiguren des Lungaus sind zwischen 4,30 und 6,80 hoch und tragen zur Gänze eine Tunika, eine breite Schärpe über Schulter und Hüfte und haben einen Kriegshelm auf. Zur weiteren Ausstattung zählen eine Lanze und ein Krummsäbel, sowie Abbildung 5 eine Eselskinnbacke. Die Köpfe sind entweder aus Holz, Der Mauterndorfer Samson Pappmaché oder aus einem Polyesterguss und lassen sich teilweise sogar durch einen Holzstab vom Träger aus drehen. Begleitet wird der Samson meist von einem Zwergenpaar, welches eine traditionelle Tracht trägt. Die Köpfe dieser Zwerge sind überdimensioniert und lassen daher den Samson noch eindrucksvoller wirken. (vgl. Wikipedia, 2013) Der Samson rückt nur an besonderen Festtagen, welche von Gemeinde zu Gemeinde verschieden sind, aus. Er wird begleitet von örtlichen Vereinen, wie der Bürgermusik, den Schützen, der Alttrachtengruppe und den Schreffelschützen. Alle 6 Jahre findet das „Große Fest der Lungauer Volkskultur“ statt, bei dem auch alle zwölf Samsonfiguren dabei sind.

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Der Biosphärenpark – Was ist das? Allgemein „Ein Biosphärenreservat ist eine im Allgemeinen von der UNESCO anerkannte Modellregion, in der nachhaltige Entwicklung in ökologischer, ökonomischer und sozialer Hinsicht exemplarisch verwirklicht werden soll.“ (Wikipedia, 2012) Die Biosphärenparks, auch Biosphärenreservate genannt, bilden ein globales Netzwerk zum Austausch von Wissen über regionale Entwicklung. Auch Forschungsdaten über die Biodiversität, die Artenvielfalt, werden gesammelt und verglichen. „In dem Wort Biosphäre steckt das Leben und der Raum, nämlich „Bios“ für Leben und „Sphäre“ für Raum und im Ursprünglichen „reservare“ die schöne Absicht „bewahren“.“ (Die Medienwerkstatt, 2012) Die UNESCO, genauer ihr MAB-Programm (Mensch und Biosphäre) ist für die Kennzeichnung und die Erstellung von Biosphärenreservaten zuständig. Seit der UNESCO Generalversammlung im Jahr 1971 gibt es dieses Programm. (vgl. Wikipedia, 2012)

Abbildung 6 Logo des österreichischen MAB Seit der Gründung müssen Biosphärenreservate folgende Komitee vier Hauptaufgaben in den Mittelpunkt ihrer Arbeit stellen: „Erhalt der biologischen und kulturellen Vielfalt; Gebiete mit hoher biologischer und kultureller Vielfalt sollen in Zukunft stärker erfasst werden. Einrichtung von Modellregionen für eine nachhaltige Entwicklung der Regionen; dabei ist die aktive Einbeziehung der lokalen Interessensgruppen in alle Entscheidungsprozesse sehr wichtig. Nutzung von Biosphärenreservaten als Forschungs-, Monitoring-, Bildungs- und Ausbildungsstätten mit dem Schwerpunkt Umwelt-Mensch-Beziehungen. Kontinuierlich verbesserte Umsetzung des anspruchsvollen Konzepts durch den Austausch von good practice Beispielen, die Erstellung von Managementplänen, die Entwicklung von neuen Modellen zur Beteiligung der lokalen Bevölkerung, verstärkte Öffentlichkeitsarbeit und Partnerschaften zwischen einzelnen Gebieten. “ (Biosphärenpark Nockberge, 2012) Weltweit gibt es, mit Stand September 2012, rund 610 Biosphärenreservate in 117 verschiedenen Ländern. (Wikipedia, 2012) Unter ihnen sind zum Beispiel so berühmte Gebiete wie der Yellowstone Park oder auch die Galapagos Inseln. 8


Der Weg zum Biosphärenpark Seit dem Jahre 2004 steht die Idee im Raum, im Lungau einen Biosphärenpark zu etablieren. Diese Idee wurde dann immer weiter intensiviert und konkretisiert. Schon im Jahre 2005 wurde das Grenzgebiet Lungau-Murau im Weißbuch „Leben in Vielfalt“ als Biosphärenparkkandidat erwähnt. (Österreichische Akademie der Wissenschaften, 2005) Mitte Mai 2009 fand im Haus für Wirtschaft, Arbeit und Bildung eine Diskussion, veranstaltet vom Lungauer Bezirksblatt, statt. Die Wogen gingen bei den Befürwortern sowie auch bei den Gegnern hoch. Es wurde jedoch klar gestellt, es müsse noch im Jahr 2009 eine Entscheidung für oder gegen einen Biosphärenpark geben. (vgl. Bezirksblätter, 2009) Im Sommer wurde dann eine riesige Informationskampagne gestartet, um der Bevölkerung den Begriff und den Sinn eines Biosphärenparks zu erklären. Fast wöchentlich wurde eine Doppelseite in den Bezirksblättern dazu verwendet. (vgl. Bezirksblatt Lungau, 2009) Im Herbst 2009 wurde es dann ein weiteres Mal spannend, denn alle bis auf eine Lungauer Gemeinde, die jeweiligen Tourismusverbände, die Wirtschaftskammer und sogar die Bauernkammer standen der Idee positiv gegenüber. Nur die Seilbahnunternehmer übten weiterhin Kritik an der Idee. Sie sahen in der Zoneneinteilung Schwierigkeiten mit der Expansion ihrer Schigebiete. (vgl. Bezirksblatt Lungau, 2009) Im Februar 2010 wurde dann das Personenkomitee des Biosphärenparks und von Februar bis Juni die einzelnen Vertreter vorgestellt. (vgl. Bezirksblatt Lungau, 2010) Im September 2010 wurden wieder kritische Stimmen laut, denn man erfuhr, dass das Regionalmanagement des Nachbarbezirks Pongau mit der Idee, einen „Biosphärenpark Tennengebirge“ zu schaffen, scheiterte. Schon Ende des Jahres 2009 wurde der Prozess im Pongau abgebrochen, da nicht die ganze Region an einem Strang zog und Geldmittel vom Land Salzburg fehlten. Das Land Salzburg konnte und kann sich keine zwei Biosphärenparks leisten. Da der Entwicklungsprozess im Lungau schon weiter vorangeschritten war, konzentrierte sich das Land Salzburg auf den Bezirk Tamsweg. (vgl. Bezirksblatt Lungau, 2010) Zwei Wochen später verkündete der Student Michael Huber die ersten Ergebnisse seiner Umfrage zum Biosphärenpark Lungau. Fast drei Viertel der 459 befragten Lungauer standen demnach dem Biosphärenpark positiv gegenüber. Dieses Ergebnis überraschte sogar die Verantwortlichen. (vgl. Bezirksblatt Lungau, 2010) Im Dezember 2010 war erstmals die Rede davon, auch andere Regionen in den Biosphärenpark einzuschließen. Es wurde die steirische Krakau, sowie der Nationalpark Nockberge genannt. (vgl. Bezirksblatt Lungau, 2010) Im Frühling 2011 stellte dann die UNESCO klar, dass es keine zwei eigenständigen Biosphärenparks nebeneinander geben wird. Diese Idee kam auf, als der Nationalpark Nockberge entschied, sich auch als Biosphärenpark zu bewerben. Man einigte sich auf ein 9


gemeinsames Biosphärenreservat, welches den Lungau und auch den Nationalpark Nockberge einschließe. Jedoch musste man nun nach einem neuen Namen suchen und auch eine neue Zoneneinteilung musste geschaffen werden. Da mit der neuen, größeren Fläche auch die Fläche der jeweiligen Zonen stiegen, mussten mehr Flächen als Kernzone gekennzeichnet werden. Die steirische Krakau war ab diesem Zeitpunkt kein Thema mehr. (vgl. Bezirksblatt Lungau, 2011) Kurz vor Weihnachten 2011 wurde das Projekt endgültig zum nationalen MAB –Komitee (Man and Biosphere) mit Sitz in Wien abgeschickt. Diese leitete das Projekt mit positiver Aussicht zur internationalen Kommission mit Sitz in Paris weiter. (vgl. Bezirksblatt Lungau, 2011) Am 11. Juli 2012 war es dann soweit: die Region „Salzburger Lungau und Kärntner Nockberge“ wurde offiziell als UNESCO-Biosphärenpark anerkannt. Damit wurden 8 Jahre harter Arbeit und Engagement gewürdigt. Jetzt fing die Arbeit aber erst an. (vgl. Biosphärenpark Lungau auf Facebook, 2012) Am 30. September 2012 wurde das Zertifikat vom obersten europäischen UNESCO Delegierten, Herrn Dr. Thomas Schaaf, beim Erntedankfest in St. Michael überreicht. Dieser konnte sich dabei von der Einzigartigkeit des Lungaus überzeugen. (vgl. Youtube, 2012)

Abbildung 7 Blick aufs Großeck-Speiereck

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Verleihung Am 11. Juli 2012 kam die lang ersehnte positive Nachricht. Unter der Vorsitzenden, der aus Ägypten stammenden Boshra Salem, wurde der Antrag auf einen Länder übergreifenden Biosphärenpark Salzburger Lungau und Kärntner Nockberge positiv beurteilt. (vgl. Salzburg Wiki, 2012) Die offizielle Übergabe des Prädikates fand anlässlich des Erntedankfestes am 30. September 2012 in St. Michael statt. Herr Dr. Thomas Schaaf, der oberste europäische UNESCO Vertreter, verlieh der Region Salzburger Lungau und Kärntner Nockberge die Auszeichnung Biosphärenpark. (vgl. Youtube, 2012) Die Region darf nun den Beinamen „Modellregion für nachhaltige Entwicklung“ tragen. Damit hat die UNESCO die besonderen natürlichen Voraussetzungen und Werte, wie Natur, Gastfreundschaft, Ökologie und Nachhaltigkeit geehrt, und diese erhalten dadurch noch mehr an Bedeutung. „Was die Auszeichnung der UNESCO doppelt wertvoll macht, ist die Tatsache, dass die Ferienregion Lungau ganz natürlich in diese Rolle hineingewachsen ist: als ursprünglicher Lebensraum mit ausgeprägten Traditionen und reicher ökologischer Vielfalt.“ (Ferienregion Lungau, 2012) Die Region wurde damit zum siebten und größten Biosphärenpark in Österreich. Alle anderen österreichischen Biosphärenreservate sind zusammen kleiner als der Salzburger Lungau und die Kärntner Nockberge.

Abbildung 8 Anerkennungsurkunde zum Biosphärenpark

In seiner Rede sagte der stellvertretende Landeshauptmann von Salzburg, Dr. Wilfried Haslauer, dass der Kurzaufenthalt im Biosphärenpark Herrn Dr. Thomas Schaaf zu einem richtigen Lungaufan gemacht hat. Dieser erkundigte sich gleich, ob es in der Nähe ein Trachtengeschäft gäbe. Auch die traditionellen Bräuche interessierten den UNESCO Vertreter sehr. Auch die Lungauer Eachtling, also die Kartoffel, schmeckten dem gebürtigen Deutschen, welcher seit 25 Jahren in Belgien lebt.

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Zoneneinteilung Jeder Biosphärenpark ist in drei verschiedene Zonen eingeteilt. Jede Zone hat gewisse Vorgaben und Richtlinien, an die man sich bei der Erstellung eines Parks halten muss. Kernzone: Die Kernzone muss mindestens 5% der Gesamtfläche des Parks ausmachen und hier darf keine bzw. nur extensive Nutzung erfolgen. Unter extensive, traditionelle Nutzung fällt unter anderem Jagd und Fischerei wie auch Schafhaltung. Diese Zone repräsentiert die natürlichen und naturnahen Ökosysteme. Die Kernzone muss rechtlich als strenges Schutzgebiet ausgewiesen werden. Dies kann durch die Schaffung eines Nationalparks oder eines Naturschutzgebietes, sowie durch „Natura 2000“ Flächen oder durch eine spezielle Gebietsverordnung erfolgen. Forschende können in diesen Gebieten dynamische Prozesse innerhalb der natürlichen Ökosysteme erforschen und verfolgen. Im Lungau waren bereits vor der Gründung des Biosphärenreservats 3% der Kernzone vorhanden. Diese Flächen waren das Nationalparkgebiet der Gemeinde Muhr, der Seethaler See, sowie die Moore am Überling. Die restlichen 2% der Kernzone - also ungefähr 2.300 ha sind im Gemeindegebiet von Lessach gefunden worden. Die Grundbesitzer haben sich bereit erklärt, dem Biosphärenpark offen gegenüber zu stehen und ihre Flächen zur Verfügung zu stellen. (vgl.: Biosphärenpark Lungau, 2012)

Abbildung 9 Zonenverteilung

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Pflegezone Die Pflegezone, auch Pufferzone genannt, ist der Übergang vom Schutzgebiet ins Entwicklungsgebiet. Die Zone muss mindestens 20% der Gesamtfläche betragen, und die Nutzung muss den Erhalt der Natur- und Kulturlandschaft mit sich bringen. Dazu zählen unter anderem die Viehzucht, die Landwirtschaft inklusive der Almwirtschaft, der Tourismus und die Holznutzung. Die Pflegezone muss mit der geeigneten Schutzkategorie ausgewiesen werden. Normal erfolgt dies durch ein Landschaftsschutzgebiet. Im Biosphärenpark Salzburger Lungau und Kärntner Nockberge wird der Pflegezone das größte Potenzial für die Erzeugung und Vermarktung von umweltfreundlichen und innovativen Produkten zugesprochen. Die Pflegezone umfasst im Lungau fast 40% der Fläche, alles bereits bestehende Landschaftsschutzgebiete. (vgl.: Biosphärenpark Lungau, 2012)

Entwicklungszone Hier leben und arbeiten die Menschen der Region. Diese Zone sollte naturschutzfachlich und raumplanerisch sinnvoll abgegrenzt werden. Sie bedarf aber keiner rechtlichen Sicherung. Die Region soll und muss sogar durch innovative und nachhaltige Wirtschafts- und Bewirtschaftungsformen in den Bereichen Land- und Forstwirtschaft genutzt werden. Auch das Gewerbe, Handwerk, Industrie und Tourismus sollen vorbildliche Standards für die Region setzen. (vgl.: Biosphärenpark Lungau, 2012)

Abbildung 10 Blick in den Naturpark Riedingtal

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Personenkomitee Um das Ansuchen, einen Biosphärenpark zu schaffen, voranzutreiben, bildete man ein Personenkomitee. Dieses wurde auf verschiedene Sparten aufgeteilt und vom AltBürgermeister Hans Hohenwarter aus Muhr koordiniert. Die Sparten sind:    

Forst- und Landwirtschaft Tourismus Soziales Gesundheit

   

Kultur und Brauchtum Gesellschaft Bildung Wirtschaft

Jede Sparte erhielt einen Sprecher, der den ihm zugeteilten Bereich nach außen vertritt. Der Bereich Forst- und Landwirtschaft wird durch Hans Gappmayer, Bauer in Tamsweg, vertreten. In seinem Team sind weitere 17 Bauern aus dem Lungau. Für den Bereich Kultur und Brauchtum steht der Musiker der Querschläger, Fritz Messner, an vorderster Stelle. Der schon österreichweit bekannte Musiker, Lehrer, Liederschreiber und Kabarettist sieht im Prädikat Biosphärenpark eine Jahrhundertchance für den Lungau. Der Chef des 4 Sterne Superior Hotels Eggerwirt in St. Michael, Albert Moser, ist der Sprecher der Sparte Tourismus. Er ist überzeugt, dass das Konzept Biosphärenpark und Lungau perfekt zusammen passen. Der Tamsweger Dechant, Dr. Markus Danner, vertritt den Bereich Gesellschaft. Er wird von vielen Lungauern unterstützt, wie zum Beispiel Klaus Heizmann, Obmann des Museumsportals. Für den Bereich Soziales konnte man Elisabeth Huber, die Leiterin der Caritas im Lungau, gewinnen. Sie findet, dass der Fortschritt auch im Einklang mit sozialen Bedürfnissen im Sinne einer ganzheitlichen Entwicklung stattfinden sollte und dies ließe sich wunderbar mit dem UNESCO Prädikat Biosphärenpark vereinbaren. Das Umweltbewusstsein ist ein wichtiger Teil des Biosphärenparks, findet Rosemarie Gfrerer, die Leiterin des örtlichen Bildungswerkes in Zederhaus und Sprecherin der Sparte Bildung. Den Bereich Gesundheit leitet Dr. Bernhard Jirikowski, ehemaliger Primar im Krankenhaus von Tamsweg. Er findet, dass durch den Biosphärenpark das Bewusstsein für das körperliche und geistige Wohlbefinden profitieren würde. Brigitte Pertl, Chefin eines kleinen Unternehmens im Lungau, ist die Sprecherin des Bereiches Wirtschaft. Sie wird tatkräftig von vielen Handwerkern im Lungau unterstützt. Sie glaubt, dass der Lungau nur einmal so seine Chance wie den Biosphärenpark erhält. (vgl.: Biosphärenpark Lungau, 2012) 14


Die Entwicklung Das Biosphärenparkmanagement arbeitet engagiert an der Weiterentwicklung des Biosphärenparks. Dies passiert nicht nur, weil die UNESCO immer wieder die Region prüft, ob sie noch den Anforderungen eines Biosphärenparks entspricht, sondern weil der Biosphärenpark auch den Menschen im Lungau zugutekommt. Schwerpunktabende Die insgesamt acht Schwerpunktabende fanden vom 1. bis zum 22. Oktober 2012 in verschiedenen Biosphärenparkgemeinden statt. Den Anfang bildete der Abend am 1. Oktober 2012 unter dem Thema „Biosphärenpark & UNESCO – Die Chancen für den Lungau durch eine internationale Auszeichnung“. Dr. Günther Köck, Mitglied im MAB Komitee Österreich, war hier der Vortragende. (vgl. Biosphärenpark Lungau, 2012). Er nahm Bezug auf den Biosphärenpark Musterschüler Walsertal, denn diese Region habe es geschafft, durch Innovationen die Abwanderung zu stoppen und neue Arbeitsplätze zu schaffen. Dies sei auch im Biosphärenpark Salzburger Lungau und Kärntner Nockberge möglich. (vgl. M. Mühlethaler, 2012) Gleich einen Tag später fand der Schwerpunktabend, zum Thema „Biosphärenpark & Wirtschaft – Wenn schon Land, dann aber richtig! – Regionale Innovationen durch neue Netzwerke“, in Thomatal statt. (vgl. Biosphärenpark Lungau, 2012). Universitätsprofessor Dr. Josef Scheff von der Universität Graz begann seinen Vortrag damit, dass er das Publikum fragte, welche Erwartungen es an den Biosphärenpark stelle. Die Antworten gingen von der Sicherung der Arbeitsplätze über den Mut zu Neuem hin zu einem gemeinsamen Ziel. Dann stellte er eine Tabelle mit Pro- und Kontra-Faktoren zur Wirtschaft im Biosphärenpark vor. Diese Tabelle verglich er mit den Erwartungen des Publikums, und so kam man zum Schluss, dass sich die Erwartungen mit möglichen Pros überschnitten. (vgl. M. Mühlethaler, 2012) Unter dem Thema „Biosphärenpark & Bildung und Forschung – Nachhaltigkeit – das Thema für die nächsten Generationen fand der Schwerpunktabend am 3. Oktober 2012 im Bundesgymnasium Tamsweg statt. (vgl. Biosphärenpark Lungau, 2012). Die Referentin dieses Abends war Dr. Rosemarie Fuchshofer. „Die Kluft zwischen dem Bildungsniveau und der Arbeit im Lungau wird immer größer.“ (M. Mühlethaler, 2). Schwierigkeiten bilden auch der demografische Wandel und die sinkende Geburtenrate, sowie natürlich die Abwanderung sozusagen die Guten und Ausgebildeten werden abgeschöpft. (vgl. M. Mühlethaler, 2012).

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Das Publikum hatte folgende Ideen:    

Schaffung von Greenjobs Biosphärenakademie Forschung im nachhaltigen Bereichen Netzwerke nutzen uvm. „Biosphärenpark & Kulturlandschaft – Biosphärenpark Großes Walsertal – eine Erfolgsgeschichte“ lautete der Titel des Schwerpunktabends am 4. Oktober 2012. Im Jagglerhof in Ramingstein präsentierte der Obmann des Biosphärenpark Großes Walsertal, Landtagsabgeordneter Josef Türtscher, seine Region und ihr Konzept. Nach mehr als zehn Jahren gibt es auch im Biosphärenpark Großes Walsertal noch immer nicht nur Befürworter dieses Konzeptes. Der Grundtenor ist ganz einfach, die Region muss handeln und nicht die Arme verschränken und warten, was auf sie zukommt. (vgl. M. Mühlethaler, 2012 Am Montag, den 8. Oktober 2012, fand in der Burg Mauterndorf der fünfte Schwerpunktabend zum Thema „Biosphärenpark und Kultur und Tradition – Podiumsdiskussion über mögliche Impulse für die Lungauer Kultur- und Brauchtumsszene“ statt. Der Redakteur der Salzburger Nachrichten, Heinz Bayer, leitete die Diskussion. „Kultur funktioniert dann, wenn sie gewollt ist und kein Kirchturmdenken mehr besteht. Zu Volkskultur & Brauchtum gehört mehr als nur Haltfinden in der Gesellschaft.“ (M. Mühlethaler, Seite 3) Die Region soll mutiger sein, offen für Neues, an einem Strang ziehen und dadurch stark werden. Vor allem aber sollte man die Skepsis, dass der Biosphärenpark in einem Jahr verschwindet, ablegen und an den verschiedensten Ideen mitwirken. (vgl. M. Mühlethaler, 2012). Der Lungau muss versuchen, regionale und seltene Bräuche zu erhalten und nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Dazu braucht man motivierte Menschen, die Bilanz ziehen und schauen, welche Bräuche und Traditionen man in der Region findet bzw. welche schon ausgestorben sind. Auf dieser Basis kann man dann aufbauen.

Am 9. Oktober trafen sich die Lungauer im Josef Mohr Saal in Mariapfarr, um über das Thema „Biosphärenpark & Die Menschen – Chancen für ein zukunftsfähiges Miteinander“ zu diskutieren. Gerald Koller, ein Vertreter des Forum Lebensqualität Österreich, findet, dass der Biosphärenpark und die Lebensqualität in einem engen Zusammenhang miteinander stehen. Denn die Lebensqualität entsteht durch Familie, Natur, Entspannung, Kultur, einer intakten Umwelt und einem wirtschaftlichen Fundament. (vgl. M. Mühlethaler, 2012) Einen sehr interessanten Abend bildete der siebte Schwerpunktabend, welcher im Gasthof Gambswirt in Tamsweg am 10. Oktober 2012 stattfand. Der Geschäftsführer des 16


Tourismusverbandes Großarl, Herr Thomas Wirnsperger, referierte zum Thema „Biosphärenpark & Tourismus – Eine Tourismusregion braucht eine klare Positionierung“. Zuerst berichtete er über Großarl und dessen Entwicklung zum Tal der Almen. Danach sprach er über die Chancen des Biosphärenpark Salzburger Lungau und Kärntner Nockberge. Dabei ging es hauptsächlich um die Themen, wie das Alleinstellungsmerkmal des Biosphärenpark in dieser Größe in Österreich, eine langfristige Produktion und ein verstärktes Miteinander durch Kooperationen. (vgl. M. Mühlethaler, 2012) Der letzte und einzige Schwertpunktabend im Gebiet der Nockberge fand am 24. Oktober 2012 im Stadtsaal von Radenthein statt. Franz Weissmann leitete die Diskussion zum Thema „Biosphärenpark Salzburger Lungau und Kärntner Nockberge – Synergien, Chancen und Perspektiven für die Region“. Anwesend waren unter anderem der Landeshauptmann Stellvertreter Kurt Scheuch, Mag. Dietmar Rossmann (Nationalpark Nockberge) und Mag. Josef Fanninger (Biosphärenparkmanagement). Es wurde unter anderem die Frage geklärt, warum ein grenzüberschreitender Biosphärenpark notwendig ist und wie andere Biosphärenreservate untereinander zusammenarbeiten. (vgl. M. Mühlethaler, 2012) Das Biosphärenparkmanagement sammelte alle Vorschläge und Ideen. Diese wurden ausgearbeitet, und nun wird versucht, die Besten umzusetzen. Biosphärenstammtische Schon bevor der letzte Schwerpunktabend am 24. Oktober 2012 stattfand, begann man in jeder Gemeinde einen Biosphärenstammtisch abzuhalten. Die Verantwortlichen wollten gezielt in die einzelnen Gemeinden gehen, um die Einwohner jeder Gemeinde zu informieren, aufzuklären und deren Ideen zu sammeln. Zwischen 18. Oktober und 30. November 2012 fanden in jeder der 15 Lungauer Gemeinden solche Stammtische statt. Am Freitag, den 16. November 2012, fand, als einer der letzten und bestbesuchtesten, der Mauterndorfer Stammtisch im Café Binggl statt. Zuerst wurde der Biosphärenpark kurz vorgestellt. Es wurde die Zonierung und auch die Philosophie des Biosphärenparks erklärt. Auch, dass der Biosphärenpark nur durch ein großes Miteinander entstehen konnte und auch nur dadurch erhalten bleiben wird, wurde festgestellt. Um ein Entwicklungskonzept, also ein Leitbild zu erstellen, braucht man ungefähr drei Jahre, denn das Biosphärenparkmanagement wolle dem Lungau kein Konzept aufdrücken, sondern eins entwickeln. Dies sollte, ja muss sogar von der Bevölkerung getragen werden, denn ansonsten kann der Biosphärenpark nicht weiter bestehen. In dieses Leitbild wolle man auch den im Jahre 2011 erstellten „Tourismus Masterplan“ einbinden. In der ersten Runde wurde ein Stein herumgereicht und jeder sollte mit möglichst wenigen Wörtern beschreiben, was für ihn der Biosphärenpark bringe, was er damit verbinde und wie 17


bzw. ob er sich vorstellen könnte mitzuarbeiten und mitzugestalten. Alle Antworten wurden anonym aufgenommen. Der zweite Teil bestand darin, dass jeder Tisch Ideenwolken zu je einem Überbegriff zusammenstellen musste. Jeder Tisch musste dann seine Ideenwolken erklären. Diese Ideenwolken wurden wieder gesammelt und verglichen, um herauszufinden, ob es gemeindeübergreifende Ideen gibt bzw. wo es noch Probleme gibt. Zum Anschluss standen noch die Mitarbeiter des Biosphärenparkmanagements Rede und Antwort. Die Veranstaltung endete dann in einer offenen Diskussion.

Abbildung 11 Ideenwolke

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Erklärung der Ideenwolke: Es ist schwer, dass jedes Hotel weiß, von welchem Bauer oder Erzeuger man regionale Produkte bekommt. Da könnte eine Art Zentrale Abhilfe schaffen. Die Produzenten liefern ihre Produkte an eine Zentrale. Diese Zentrale könnte Hotels und Privatpersonen kontaktieren und ihre Bestellung aufnehmen. So schafft man einen regionalen Markt, welcher die heimische Wirtschaft unterstützt. Elektrotankstellen werden zwar vereinzelt angeboten, aber so richtig flächendeckend ist das System noch nicht. Um eine umweltbewusste Gästeschicht anzusprechen, könnte man auf den Ausbau dieses Systems setzen. Wenn der Strom für diese Tankstellen auch noch in der Region gewonnen wird, dann ist dies ein nachhaltiges, innovatives Mittel, den sanften Tourismus voranzutreiben. Die Lungau Card, welche es seit Mai 2012 gibt, hat eine Gültigkeit von 1. Mai bis zum 31. Oktober. Die Gültigkeit diese Karte soll auf die Wintermonate ausgedehnt werden und noch mehr Partnerbetriebe, besonders noch mehr Geschäfte in der Region sollten sie akzeptieren. Im Winter natürlich besonders Schihütten, Sportgeschäfte und Schischulen. Dadurch entsteht für den Gast der Eindruck, im Urlaub viel weniger Geld Abbildung 12 Lungau Card gebraucht zu haben und dies führt wiederum zu Stammgästen. Auch die Einführung von geführten Wanderungen zu „Geheimplätzen“, also Plätzen, die besonders von der lokalen Bevölkerung geschätzt werden, sollen organisiert werden. Dadurch entsteht eine enge Verbindung zwischen dem Gast und der Region. Man kommt so auch in persönlichen Kontakt mit den Gästen und kann ihnen Tipps zum Aufenthalt geben oder Fragen von Gästen zur Region beantworten. Auch historische Ortsführungen wären eine Möglichkeit, persönlich mit den Gästen in Verbindung zu treten und dadurch wiederum Stammgäste aus ihnen zu machen. Natürlich müssen diese Führer gut geschult werden und die Regionen kennen, um sich mit ihr auseinander zu setzen. Der Lungau sollte auf keine Weise zu sehr touristisch genutzt werden. Auf keinen Fall will man ein zweiter Oberpinzgau werden, wo sich eine Bettenburg an die nächste anschließt. Der Biosphärenpark Lungau sollte eher auf den sanften Tourismus setzen und nicht auf die Massen von Menschen. Denn das wäre ein „Ausverkauf“ der Heimat, der viel mehr zerstört als er bringt.

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Biosphärenparktourismus Der Tourismus wird durch die Auszeichnung Biosphärenpark angekurbelt. Im Sommer 2013, zum Beispiel werden rund 120 Pilzexperten aus Mitteleuropa in den Lungau kommen und die einzigartige und große Pilzwelt erforschen. (Österreichische Mykologische Gesellschaft, 2013) „Schon jetzt besuchen uns im Lungau Journalisten aus ganz Europa, um die Einzigartigkeit unseres Biosphärenpark und der Region ihren Landsleuten näher zu bringen. Die zukünftigen Gäste werden dadurch auf eine von der UNESCO ausgezeichnete Region aufmerksam.“ (Interview im Anhang, 2013)

Biosphärenparkmanagement Das Biosphärenpark Management besteht aus 5 Mitarbeitern. Es hat seinen Sitz gegenüber der Kirche der Marktgemeinde Mauterndorf. Der Regionalmanager und Leiter des Team ist Mag. Josef Fanninger, er ist zugleich auch Geschäftsführer des Regionalverbandes Lungau. Stefan Fanninger ist der Projektmanager des Biosphärenparks Salzburger Lungau und Kärntner Abbildung 13 Das Biosphärenparkmanagement Nockberge. v.l.n.r.: Stefan Fanninger, Mag. Josef Fanninger, Angelika Pertl, Jasmin Pickl, Nina Meier, Naturraummanagerin ist Jasmin Pickl. Bürgermeister Wolfgang Eder Nina Meier ist die Assistenz des Managements und Angelika Pertl hat die Assistenz der Geschäftsführung über.

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Klimaschutz und Nachhaltigkeit im Biosphärenpark „Der Begriff „Nachhaltigkeit“ kommt eigentlich aus der Forstwirtschaft und meint, nie mehr zu verbrauchen als nachwachsen kann. Heute geht der Begriff über die reine Rohstoffversorgung hinaus und beschreibt die Nutzung eines regenerierbaren Systems insgesamt.“ (Österreich Werbung, 2012) Der Begriff „Nachhaltigkeit“ steht auch immer mit dem Begriff „Klimaschutz“ in Verbindung. Um die Nachhaltigkeit im Tourismus umzusetzen bzw. zu erhöhen, gibt es eine Pyramide mit drei Anforderungsebenen, die auf einander aufbauen. Dabei muss auch auf die drei-Säulen geachtet werden, denn keine Stufe der Pyramide darf im Widerspruch mit der Ökologie, der Ökonomie oder dem Sozialen stehen.

Visionen Anforderungen an den Tourismus

Die ökologische Nachhaltigkeit sieht vor, dass nur so viele Ressourcen verwendet werden dürfen, welche auch wieder nachwachsen. Auch der sparsame Umgang mit Ressourcen und Energie gehört zu diesem Bereich.

Basisanforderungen

Ökonomische Nachhaltigkeit

Soziale Nachhaltigkeit

Ökologische Nachhaltigkeit

Die ökonomische Nachhaltigkeit besteht darin, dass die projektspezifische Ressourcenausstattung gesichert sein muss. Auch die Nachfrage muss gegeben sein.Die Berücksichtigung des Interesses und der lokalen Identität der Bevölkerung zählt zur sozialen Nachhaltigkeit. Auch Einbindung von regionalen Akteuren, sowie die Schaffung von Abbildung 14 Nachhaltigkeitspyramide guten Arbeitsbedingungen gehören dazu. im Tourismus Die zweite Stufe beinhaltet die Anforderungen an den Tourismus. Die Nachhaltigkeit spezieller, touristischer Produkte und Dienstleistungen für den Gast erleb- und wahrnehmbar zu gestalten. Dazu zählt eine nachhaltige Mobilitätslösung bis hin zur Verwendung von regionalen Produkten. Zu den Visionen im Tourismus zählen die Verwendung von intelligenten und systemorientierten Lösungen zur Optimierung der Energiegewinnung und der Energieeinsparung. Natürlich spielt auch in der Zukunft die Mobilität eine sehr große Rolle. Aber auch der Schutz und die Bewahrung des materiellen (Kulturlandschaften, Baustoffe, Strukturen) und immateriellen, (Bräuche, Kultur, Handwerkstechnicken) regionalen Erbes wird ein wichtiger Teil sein. (vgl. Österreich Werbung, 2012) 21


Stromerzeugung im Lungau Die Salzburg AG besitzt im Lungau vier Kraftwerke. Das Kraftwerk Hintermuhr, das Kraftwerk Zederhaus, das Kraftwerk Rotgülden und das Kraftwerk Murfallhaus. Neben den Kraftwerken der Salzburg AG gibt es auch noch viele private Kleinkraftwerke, welche über den ganzen Lungau verstreut sind. Der Lungau braucht, wie man anhand der Abbildung erkennt, im Schnitt pro Jahr 9,2 GWh Strom mehr Strom als er selbst Abbildung 15 Erzeugter und verbrauchter Strom produziert. Jedoch sind die Produktion im Lungau und der Verbrauch je nach Jahreszeit verschieden. So wurde im Dezember 2011 nur 1/5 der verbrauchten Menge im Lungau produziert. Im April werden dafür rund 20 GWh produziert, aber nur 10 GWh verbraucht. (vgl. Salzburg AG, 2013) Kraftwerk Kendlbruck / Lungauer Mur Das geplante Laufkraftwerk soll auf dem Gemeindegebiet von Tamsweg und Ramingstein gebaut werden. Dieses Laufkraftwerk mit einem acht Kilometer langen Triebwerksstollen soll rund 26.000 Haushalte mit Strom versorgen. 90 Millionen kWh Strom würde das Kraftwerk erzeugen, dies wären 6% des Stromverbrauchs des ganzen Bundeslandes Salzburg.

Abbildung 16 Plan des Kraftwerkes Lungauer Mur Eine Wehranlage, welche im Gemeindegebiet von Tamsweg errichtet werden soll, ist der Beginn des Kraftwerkes. Von dort aus wird das Wasser in den acht Kilometer langen Triebwerksstollen abgeleitet. Der Stollen soll einen Durchmesser von vier bis fünf Meter haben. In der Mur wird nur mehr eine Restwassermenge verbleiben. Diese Restmenge wird im Februar, dem Monat mit der geringsten Durchflussmenge, auf 2,5 -3,5 m³ zurückgehen, 22


denn 32 m³ werden zur Stromgewinnung gebraucht. Rafting wird dadurch nicht mehr möglich sein, Kanu fahren nur mehr in den Sommermonaten. Das Kraftwerkshaus wird in Kendlbruck errichtet. Dort wird der Strom durch zwei Turbinen gewonnen. Durch den Triebwerksstollen wird eine Fallhöhe von 83 m erreicht. Das Wasser wird schließlich wieder in die Mur eingeleitet. (vgl. Salzburg AG, 2013) Jedoch gibt es auch, wie bei jedem Projekt, Gegner. Vor allem Naturschützer, Anwohner und Touristiker wehren sich gegen das Projekt. Die Gegner haben den Verein „Lebensader Mur“ gegründet mit dem Plattformsprecher Josef Holzer, Sohn des Lungauer „Agrarrebells“ Anton Holzer. Die Plattform kritisiert, dass das Kraftwerk nur in den Sommermonaten ausgelastet ist, es in dieser Zeit genug Strom im Bundesland gibt und dieser exportiert wird. Im Winterhalbjahr, wenn Strom gebraucht wird, produziert das Kraftwerk nur wenig Strom, kritisieren die Kraftwerksgegner. Sie halten der Salzburg AG vor, nur an den Profit zu denken. Dabei seien die Auswirkungen auf den Tourismus laut Plattform enorm: Rafting wäre nicht mehr möglich, es könnten auch keine Meisterschaften mehr stattfinden. Im Jahr 2012 brachten die deutschen Meisterschaften über 3.000 Nächtigungen für die Region. Die Kraftwerksgegner sehen auch einen Widerspruch des Kraftwerks zur Auszeichnung Biosphärenpark. Denn das Ortsbild von Ramingstein würde dadurch völlig zerstört werden und ein Biosphärenpark ist ein Zusammenspiel zwischen den Menschen und der Region. Die Anrainer sollen sich auch wohlfühlen und nicht neben einem halb ausgetrockneten Flussbett wohnen. (vgl. Lebensader Mur, 2013) Das Projekt liegt aktuell auf Eis, denn der Stv. Landeshauptmann von Salzburg, Dr. Wilfried Haslauer, hat eine Nachdenkpause gefordert. Die Salzburg AG beschloss daraufhin, nur wenn sich die Gemeinde Ramingstein für das Projekt ausspräche, weiter daran zu arbeiten. (Jänner 2013) Um das Murkraftwerk zu ersetzen, müssten 28 Laufkraftwerke oder 21 Windräder oder eine Photovoltaikanlage mit über 600.000m² errichtet werden. (vgl. Salzburg AG, 2013).

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Samsonwind – Windernte im Lungau Die „samsonwind erneuerbare energie gmbh“, welche ihren Sitz in St. Margarethen im Lungau hat, hat das Ziel einen Windpark am Aineck zu errichten. Das Projekt wurde im Jahr 2002 gestartet. Geplant sind drei Windräder mit einem Rotordurchmesser von 82 m und einer Nabenhöhe von 85m. Man geht von einer Generatorleistung von 3.000 Kilowatt aus, was bedeuten würde, dass alle 3 Windräder 5.100 Haushalte versorgen könnten. Dies wurde durch viele Messungen von verschiedenen Firmen festgestellt. Das ganze Projekt würde sich schon in ungefähr acht bis neun Jahren rechnen, denn jährlich würden durch den Verkauf von 18.000 kWh 1,75 Millionen € erzielt werden. Trotz dieser guten Aussichten gibt es einige Touristiker die gegen das Projekt sind. (vgl. Samsonwind, 2013). Albert Moser, Chef des 4* Superior Wellnesshotel Eggerwirt in St. Michael, sieht Abbildung 17 Logo der „samsonwind erneuerbare durch die Windräder mehr energie gmbh“ Schaden für den Lungau als Segen. Er findet, dass die Windkraftanlagen die Landschaft des Lungaus beeinträchtigen und dass den Gästen der Schattenwurf und der Lärm dieser Windräder missfällt. Als alternative Lösung sollte man die Photovoltaik ausbauen. (vgl. Bezirksblatt Lungau, 2012) Die Sorgen sind jedoch unbegründet, denn die Windräder werden auf einer Höhe von 2.150 2.100 m Seehöhe gebaut. In dieser Höhe kann ruhig Schatten fallen und auch den Gästen bzw. auch dem Wild kann der Lärm nichts anhaben. Für eine Photovoltaikanlage braucht man genauso Platz und dieser Platz kann besser genutzt werden, als der am Berg über der Baumgrenze. Außerdem ergänzen sich Windenergie und Wasserkraft perfekt, denn im Winterhalbjahr wird mehr Windenergie produziert und im Sommerhalbjahr mehr Wasserkraft. Dies ist ein optimales Zusammenspiel der zwei Ökostromtechnologien. (vgl. Samsonwind, 2013)

Abbildung 18 Fotomontage der geplanten Windräder

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E-Bike Region Lungau Mit seinen rund 600 km befahrbaren Radund Mountainbikewegen und den 100 Ladestationen ist der Lungau, zusammen mit der Steirischen Krakau, die größte E-Bike Region in ganz Österreich. Den Gästen stehen 300 Verleihräder zur Verfügung. Der Vorteil solcher E-Bikes ist ganz einfach Abbildung 19 Logo der E-Bike Region Lungau zu erklären, so können durch den Elektromotor auch ältere Menschen anspruchsvollere Steigungen bewältigen. Je nachdem wie stark man selbst in die Pedale tritt und wie steil das Gelände ist, hält eine volle Akkuladung für rund 80 km Fahrt. Beim Bergabfahren kann man den Motor auf die Funktion „Laden“ umstellen. Dadurch kann man noch länger den Lungau per Rad erkunden. Damit die Erkundung so einfach wie möglich geplant werden kann, wurde eine App entwickelt. Die App enthält eine Karte mit den Ladestationen und Aussichtspunkte, das aktuelle Wetter, und mehr nützliche Funktionen für einen Radtour. In den Sommermonaten werden auch Touren mit gewissem Schwerpunkt angeboten. Jeden Tag steht eine andere Tour auf dem Programm. So kann man beispielsweise bei der KultTour oder bei der AlmTour teilnehmen. Abbildung 20 Die Ladestation auf der Die E-Bike Region ist auch Partner von KTM und BIONX. Die Leihräder, also sowohl E- Citybikes also Gragleralm auch die E-Mountainbikes, stammen aus dem Hause KTM und haben ein BIONX Antriebssystem verbaut.

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Resümee Mit der Auszeichnung zum Biosphärenpark hat der Lungau die Chance sich stark am Markt zu präsentieren. Jedoch muss diese Chance auch genutzt werden. Dies kann nur durch eine intensive Zusammenarbeit zwischen den Verantwortlichen und der Lungauer Bevölkerung passieren. Vor allem muss man den Lungauern erklären, wie sie vom Biosphärenpark profitieren können. Denn zum jetzigen Zeitpunkt wissen viele nicht, was der Lungau mit dieser Auszeichnung machen soll. Auch die Skepsis, dass der Biosphärenpark nach Ablauf der Subventionen in einer Schublade verschwindet, ist groß. Vor allem der Umwelt- und Nachhaltigkeitsgedanke soll in den nächsten Jahren eine immer stärkere Rolle spielen, denn dadurch kann der Klimawandel und der Ausstoß von Treibhausgasen deutlich vermindert werden. Wenn der Lungau diese Linie weiterzieht und dadurch Erfolg hat, werden andere Regionen sich den Bezirk als Beispiel nehmen. Ich wünsche mir, dass der Biosphärenpark für den Lungau ein (Riesen) Erfolg wird, denn diese einzigartige Mischung von Brauchtum und Tradition, Kultur und Landschaft, Menschen und deren Lebensweise ist sicher einzigartig. Vor allem das Familienleben, dass Generationen zusammenleben, voneinander lernen und profitieren und sich in der Heimat wohlfühlen, liegt mir sehr am Herzen und ich hoffe, dass die Abwanderung durch gezielte innovative Handlungen gestoppt wird. Ich hoffe sehr, dass die Jugend wieder mit viel Erfahrung in den Lungau zurückkehrt, sich hier verwirklicht und altes Handwerk erlernt und/oder mit innovativen Ideen den Lungau wieder einige Schritte nach vorne bringt.

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Anhang Interview Interview mit Stefan Fanninger, Projektmanager des Biosphärenparks Salzburger Lungau und Kärntner Nockberge. Das Interview fand am 18. Februar 2013 im Büro des Biosphärenparks statt. Wie entstand die Idee im Lungau einen Biosphärenpark zu errichten? Der Lungau ist so vielfältig und daher wollte man eine Auszeichnung, mit welcher man dies transportieren kann. Es klingt zwar nicht so, aber es ist sehr positiv anzusehen, dass der Lungau die letzten 30 Jahre verschlafen hat. Das heißt, dass er in der Entwicklung, wie zum Beispiel in der Industrie, zurückgeblieben ist. Jetzt, im Nachhinein, sehen wir das als einen riesigen Vorteil. Jede Region sucht ein Thema, mit welchem man sich am Markt platzieren kann. Der Lungau entschied sich eben für einen Biosphärenpark. Die Europäische Kommission wird in der nächsten Periode (2014-2021) den Regionen weniger Geld zur Verfügung stellen. Dadurch können weniger Regionen gefördert werden, denn ab 2014 wird es nicht mehr das Gießkannenprinzip geben. (Anm.: Gießkannenprinzip bedeutet, dass alle Regionen gleich gefördert werden.) Es werden nur mehr Regionen mit einem gewissen Potenzial gefördert. Regionen, die kein Thema haben, kann man dadurch kein Geld mehr zur Verfügung stellen. Der Biosphärenpark ist ein guter Motor, um an Förderungen zu kommen. Überregionalität, wie es bei unserem Biosphärenpark der Fall ist, wird noch mehr belohnt. Sagen sie mir die ersten drei Worte, die Ihnen zum Lungau einfallen! Vielfalt, Tradition/Brauchtum, riesiges Potenzial Wird das Personenkomitee auch noch in die laufende Entwicklung eingebunden? Das Personenkomitee wird nur mehr vereinzelt in die laufende Entwicklung eingebunden. Es wurde inzwischen eine Kerngruppe der wichtigsten Lungauer Organisationen gebildet. Pro Thema wird eine Gruppe mit einem bis drei Vertretern gebildet: z.B.: Jugend (Eva Maria Rauter, Akzente Lungau), Senioren (Hans Bogensberger, Seniorenvertreter Lungau) Was sind die nächsten Schritte, die das Biosphärenpark Management durchsetzen will? Wir sind gerade dabei, das Almforschungszentrum im Riedingtal, welches in Kooperation mit der UNI Salzburg betrieben wird, auszubauen. Wir wollen es als ein alpines Naturschutzzentrum etablieren. Natürlich steht auch der gemeinsame Auftritt mit den Kärntner Nockbergen im Vordergrund unserer Arbeit.

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Wir sind auch gerade dabei Indikatoren in allen möglichen Gebieten festzulegen (Naturschutz, Umweltbelastung, demografischer Wandel). Dadurch erhoffen wir uns, Probleme und deren Auswirkungen früher feststellen zu können und gegenzulenken. Zurzeit beschäftigt uns auch ein Infrastrukturprojekt mit dem Namen „Herr Doktor Emil“. Es soll im Lungau ein Carsharingservice auf Elektroautobasis etabliert werden. Wir wollen unseren Gästen auch eine sanfte Anreise anbieten, eine Anreise ohne Auto sollte möglich werden. Dafür muss man den öffentlichen Verkehr im Lungau neu strukturieren. Unser Plan wäre, jede Stunde einen Bus in jede Ortschaft anzubieten. Dazu gehört auch, dass der Lungau wieder besser mit dem Zug erreichbar gemacht werden soll. Wir arbeiten gerade an einer Machbarkeitsstudie über die Zukunft der Murtalbahn. Diese soll nämlich auf Elektrizität umgestellt werden. Weiters arbeiten wir gerade an der „Biosphärenpark-Fexen“-Ausbildung. Ein „Biosphärenpark-Fex“ ist ein Natur-und Landschaftsführer mit Lungau Schwerpunkt. Wir wollen schon im Sommer 2013 mit 5 Touren pro Woche starten. Das bedeutet, dass der Fex Gästen und auch Einheimischen den Lungau und speziell den Biosphärenpark näher bringt. Es wird zum Beispiel eine Moorwanderung ins „Natura 2000“ Gebiet Überling oder eine Kernzonen-Erlebniswanderung ins Lessachtal geben. Ein sehr interessantes Projekt ist auch die Sommeruni. Für zwei Sommermonate werden Studenten in den Lungau kommen. Die Studenten bekommen je nach Fachrichtung ihres Studiums die verschiedensten Arbeiten zugewiesen. Zum Beispiel das Thema „Neues Leben in alten Mauern“ oder „Wie schafft man eine umweltfreundliche und nachhaltige Verpackung für Lungauer Produkte“. Die Sommeruni wird in Zusammenarbeit mit der BOKU Wien, der Universität Graz und der Universität Salzburg durchgeführt. Im Bereich Landwirtschaft und Gastronomie arbeiten wir zurzeit an dem Projekt „Schofaufbratln gegen Verbuschung“. Da in den letzten 30 Jahren der Schafbestand im Lungau um 40% zurückgegangen ist, sind die Weideflächen mit Sträuchern und Büschen zugewachsen. Wir wollen mit dem Projekt dieser Entwicklung gegensteuern. Wie kann jeder einzelne den Biosphärenpark voranbringen? Jeder einzelne kann seinen ökologischen Fußabdruck verringern. Dies kann durch die Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln oder auch durch die Verringerung der Lichtverschmutzung geschehen. Alle Lungauer können auch der Abwanderung gegensteuern indem sie im Bezirk bleiben und so den demografische Wandel (Überalterung) verlangsamen. Wie kann/soll der Tourismus den Biosphärenpark (besser) vermarkten? Schon jetzt besuchen uns im Lungau Journalisten aus ganz Europa, um die Einzigartigkeit unseres Biosphärenparks und der Region ihren Landsleuten näher zu bringen. Die Gäste werden dadurch auf eine von der UNESCO ausgezeichnete Region aufmerksam. 28


Weiters bin ich für eine zweckgebundene Verwendung der Ortstaxen für nachhaltige Projekte, was wiederum dem Tourismus zugutekäme. Wie betreibt das Biosphärenpark Management weiterhin Öffentlichkeitsarbeit? Wir arbeiten hauptsächlich mit Printmedien und Newslettern. Weiters wird es ab Sommer 2013 einen „Info-Fex“ geben, welcher den ganzen Sommer von Ort zu Ort durch den Lungau fährt, um Fragen der Gäste und der Einheimischen zu klären und ihnen dadurch den Biosphärenpark näher zu bringen. Zurzeit arbeiten wir auch an einer neuen Homepage, welche zusammen mit den Kärntner Nockbergen umgesetzt wird. Wo sehen Sie den Biosphärenpark in 10-15 Jahren? Das kann ich ganz genau sagen: als Modellregion für den Natur- und Umweltschutz in Europa. Es wird uns auch gelingen, dass die Abwanderung stagniert oder sogar gestoppt wird. Wie können wir im Lungau den Klimaschutz und die Nachhaltigkeit noch vorantreiben? Schon durch die Stammtische wurde ein minimaler Erfolg erzielt. Es wurde nämlich darüber diskutiert, warum die Straßen- und Kirchenbeleuchtung die ganze Nacht hindurch eingeschalten sein muss. Auf diese Diskussion hin wurde die Beleuchtungsdauer der Kirchen und der Straßen verringert. Schon durch so kleine Änderungen haben wir viel Energie gespart und auch die Lichtverschmutzung wurde verringert. Jeder einzelne könnte auf seinem Dach Photovoltaikplatten installieren. Dadurch können wir das Ziel erreichen, dass der Lungau einmal energieautark wird. Was halten Sie von den vielen Kraftwerksprojekten, wie zum Beispiel: Murkraftwerk, Samsonwind, Photovoltaikanlagen, …? Diese Projekte stehen auf keinen Fall in Kontroverse mit dem Biosphärenpark, jedoch steht der Mensch im Mittelpunkt des Biosphärenparks. Wenn dieser das Projekt nicht will, soll dieses auch nicht umgesetzt werden. Ich hoffe, dass das Land Salzburg nun endlich einen landesweiten Energieplan auf den Tisch legt. Das Land Salzburg soll sich in diesem Punkt sehr viel von Vorarlberg abschauen, denn dort ist man schon fast energieautark. Natürlich steht der Biosphärenpark für erneuerbare Energie, jedoch wäre es sinnlos, Natur zu schützen, indem man sie mit einem Kraftwerksbau zerstört. Zu den Photovoltaikanlagen möchte ich sagen, dass sie wieder in das Raumordnungsgesetz kommen sollen, um einem Wildwuchs der Anlagen wie in Unternberg zu verhindern. Es sollen Dachflächen genutzt und nicht Grünflächen mit Photovoltaikanlagen verbaut werden. Denn dadurch haben die Bauern weniger Flächen zum Bewirtschaften, was wiederrum zu Bauernsterben führt. 29


Abbildungsverzeichnis Abb. 1: Blick in den Lungau

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Abb. 2: Landkarte vom Lungau Abb. 3: Lungauer Rahmkoch Abb. 4 Nächtigungsstatistik Lungau 2012

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Abb. 5: Der Mauterndorfer Samson Abb. 6: Logo des österreichischen MAB Komitee Abb. 7: Blick aufs Großeck-Speiereck Abb. 8: Anerkennungsurkunde zum Biosphärenpark Abb. 9: Zoneneinteilung Abb. 10: Blick in den Naturpark Riedingtal

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Mit freundlicher Genehmigung: Copyright 2012 Lungau.Travel Max Rossberg Ferienregion Lungau Christa Spreitzer Erstellt aus Daten von der Ferienregion Lungau Dorothea Witter-Rieder MAB Komitee Österreich

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Ferienregion Lungau Büro LHStv. Scheuch

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Abb. 11: Ideenwolke Abb. 12: Lungau Card

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Abb. 13: Das Biosphärenparkmanagement Abb. 14: Nachhaltigkeitspyramide im Tourismus Abb. 15: Erzeugter und verbrauchter Strom im Lungau Abb. 16: Plan des Kraftwerkes Lungauer Mur Abb. 17: Logo der „samsonwind erneuerbare energie gmbh“ Abb. 18: Fotomontage der geplanten Windräder Abb. 19: Logo der E-Bike Region Lungau Abb. 20: Die Ladestation auf der Gragleralm

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Biosphärenpark Lungau Mit freundlicher Genehmigung: Copyright 2012 Lungau.Travel Max Rossberg Selbst erstellt Mit freundlicher Genehmigung: Copyright 2012 Lungau.Travel Max Rossberg Biosphärenpark Lungau

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Österreich Tourismus

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Salzburg AG

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Salzburg AG

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Samsonwind erneuerbare Energie GmbH Samsonwind erneuerbare Energie GmbH Electro Drive Lungau Mit freundlicher Genehmigung: Copyright 2012 Lungau.Travel Max Rossberg

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Quellenverzeichnis Seite 4: „Lungoland, die vielfältige Welt der Querschläger“, Roabee Music, 2006, Manfred Baumann Seite 5: vgl. Youtube: http://www.youtube.com/watch?v=zMuTgxt4-v4 vgl. Statistik Austria: http://goo.gl/B0pHr vgl. Saatbauverein Lungau: http://goo.gl/nGnr3 vgl. Lungau. Travel: http://goo.gl/iXmT3 vgl. Stiegl: http://goo.gl/PI7ov Seite 6: vgl. Ferienregion Lungau: http://goo.gl/5nUR2 Seite 7: vgl. Wikipedia: http://goo.gl/rbZ6E Seite 8: Biosphärenreservate, Wikipedia, 2013, http://goo.gl/v0R7t „Der Biosphärenpark Lungau“, Die Medienwerkstatt, 2012, http://goo.gl/UXt6T vgl. Wikipedia: http://goo.gl/hTikm Biosphärenpark Nockberge, 2012, http://goo.gl/i66ok Seite 9: vgl. Österreichische Akademie der Wissenschaften: http://goo.gl/eC5PU vgl. Bezirksblätter Lungau: http://goo.gl/0hahi Seite 10: vgl. Bezirksblätter Lungau: http://goo.gl/0hahi vgl. Biosphärenpark Lungau auf Facebook: http://goo.gl/6f9UP vgl. Youtube: http://goo.gl/TY0mE Seite 11: vgl. Salzburg Wiki: http://goo.gl/J4OBO vgl. Youtube: http://goo.gl/TY0mE Ferienregion Lungau, http://goo.gl/V4A9U Seite 12/13: vgl. Imageprospekt Biosphärenpark Lungau, Biosphärenpark Lungau, 2012 Seite 14: vgl. Biosphärenpark Lungau: http://goo.gl/iJn2o Seite 15/16: vgl. Schwerpunktabende 1.-22. Oktober 2012, Madeleine Mühlethaler, 2012, Seite 20: vgl. Österreichsiche Mykologische Gesellschaft: http://goo.gl/hkrqi 31


Seite 21: vgl. Österreich Werbung: http://goo.gl/iQG06 Seite 22: vgl. Salzburg AG, PDF Dokumente, (per E-Mail erhalten) Seite 23: vgl. Salzburg AG, PDF Dokumente, (per E-Mail erhalten) vgl. Lebensader Mur http://goo.gl/veJ1r Seite 24: vgl. Samsonwind http://goo.gl/Evp73 vgl. Bezirksblätter Lungau http://goo.gl/QfEpY Seite 25: vgl. Electrodrive Lungau http://goo.gl/ODomw

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Eidesstattliche Erklärung Ich, Christian Mauser, erkläre hiermit an Eides statt, dass ich die vorliegende fachspezifische Arbeit im Gegenstand Hotelmanagement und Gesundheitstourismus an der Höheren Lehranstalt für Tourismus Salzburg – Bad Hofgastein, selbstständig und ohne fremde Hilfe verfasst, andere als die angegebenen Quellen nicht benutzt und die verwendeten Quellen, sowie wörtlich und inhaltlich entnommene Stellen als solche erkenntlich gemacht habe.

Mauterndorf, im Februar 2013

Hinweis zur Neutralität Auf die Hinzufügung der jeweiligen weiblichen Formulierungen wurde bei geschlechtsspezifischen Hinweisen im Sinne der flüssigen Lesbarkeit verzichtet. Alle personalen Begriffe sind sinngemäß geschlechtsneutral, also weiblich und männlich, zu lesen.

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