Bauernzeitung

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BauernZeitung – Nr. 14 – 5. April 2012

Tirol

BauernZeitung landesbauerntag

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Großer Andrang zum Landesbauerntag

Ein positiver Blick in die Zukunft der Tiroler Landwirtschaft

Der Landesbauerntag in Igls am vergangenen Samstag stand im Zeichen der Zukunft der Landwirtschaft. Rund 250 Bäuerinnen, Bauern und Jungbauern folgten den Ausführungen der Referenten. Im Bild v. l. LK-Präsident Ing. Josef Hechenberger, der Österreichische Bauernbunddirektor Johannes Abentung, EVPChef Joseph Daul, Bauernbundpräsident Jakob Auer und Bauernbundobmann LHStv. Anton foto: bz/leitner Steixner.

Gap-reform – Unterstützung der Berg-

landwirtschaft außer Frage gestellt

EU ist nicht das Problem, sondern die Lösung Die Vertretung der Tiroler Landwirtschaft konnte beim Landesbauerntag ihre Forderungen an die Europäische Union anbringen.

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rotz schwieriger Bedingungen und Sparpaketen – die Landwirtschaft in Europa und besonders im Berggebiet kann durchaus mit Zuversicht in die Zukunft schauen. Die Europäische Union hat laut dem Europaparlamentarier Frakti-

onsführer im EU-Parlament Joseph Daul die Bergbauernunterstützung nicht in Frage gestellt. Sollte es zu keiner Einigung über die GAPReform geben, dann soll das bisherige Budget gelten. Die BauernZeitung hat Bauern und Bäuerinnen befragt.

landesbauerntag – EVP-Fraktionsführer Joseph Daul und Bauernbundpräsi-

dent NR Jakob Auer referierten vor 250 Bäuerinnen, Bauern und Jungbauern.

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ie Zukunft der Landwirtschaft im Spannungsfeld der politischen Auseinandersetzungen wurde beim Landesbauerntag des Tiroler Bauernbundes in Igls heftig debattiert. Bauernbundobmann LHStv. Anton Steixner begrüßte als Referenten den Fraktionsvorsitzenden der Europäischen Volkspartei (EVP), Joseph Daul, und Bauernbundpräsidenten Jakob Auer. Die Botschaften: EVP stimmt Kürzungen im EU-Budget nicht zu. Die Berglandwirtschaft steht außer Streit.

Stefan Greuter, Tarrenz, Milchvieh und Mutterkuhhaltung, Zuerwerb im Winterdienst und beim Maschinenring: „Ich sehe für meinen Vollerwerbsbetrieb durchaus gute Chancen für die Zukunft, wenn die GAP-Reform so umgesetzt wird, wie es MEP Joseph Daul angekündigt hat. Unter diesen Bedingungen habe ich vor, meinen Betrieb auszubauen.“

Hermann Huber, Kitzbühel, Milchwirtschaft und Zuerwerb: „Ich nehme vom Landesbauerntag in Innsbruck ein positives Gefühl nach Hause mit. Am Schönsten wäre es, die Landwirtschaft ohne Förderungen führen zu können. Das wird wohl ein Wunschtraum bleiben. Daher muss es weiterhin Förderungen geben, damit es einigermaßen fair zugeht.“

Christoph Köll, OBO, Matrei i. O., Vollerwerb mit Milchwirtschaft, Schafe: „Wenn die Förderungen, die wir bisher hatten, und wenn die Zuerwerbsmöglichkeiten mit Holz und im Tourismus auch weiterhin möglich sind, dann bin ich für meine Zukunft und die meiner Kinder am Hof optimistisch. Obwohl wir im extremsten Bergebiet mit viel Handarbeit wirtschaften.“

Steixner: Bauern sollten mit Optimismus arbeiten

Der Festsaal im Congresspark Igls war gut besucht.

Joseph Daul, selbst Bauer in der Nähe von Straßburg, leitet die Geschicke der EVP im EU-Parlament. Er forderte eine aktive Europa-Politik: „Europa ist die Lösung, nicht das Problem. Wir haben keine Schulden, weil wir nicht mehr ausgeben, als wir im Topf haben. Deswegen ist Populismus gegenüber der Union fehl am Platz. Das ist zu einfach.“ Die EVP müsse Werte vertreten. Daul sieht dabei die Agrarpolitik als einziges europäisches Politikfeld als Vorbild: „Wäre die Fiskal- und die Sozialpolitik auch so geregelt – wir hätten keine Probleme.“ Dass die Landwirtschaft trotzdem oft und gerne angegriffen wird, ist für Daul logisch: „Wer gut arbeitet, der gerät

Von schwierigen Rahmenbedingungen sprach Bauernbundpräsident Jakob Auer. Der gebürtige Tiroler, der in Oberösterreich einen Hof bewirtschaftet, forderte die Bauern auf, Lösungen anzubieten. „Nur zu sagen, was nicht geht,

bringt uns nicht weiter. Wir müssen unsere Stärken betonen. Die Landwirtschaft ist die Wirtschaft am Land, die Arbeitsplätze und regionale Wertschöpfung sichert. Es stimmt: Jeder Euro für die Bauern löst eine Investition aus, von der alle profitieren“, meint Auer. Ihn ärgern die zahlreichen Attacken auf die Landwirtschaft. „Gerade für die Arbeiterkammer sind wir Zielscheibe. Das ist für die Nebenerwerbsbauern besonders bitter, wenn sie das mit ihren Mitgliedsbeiträgen sogar noch finanzieren“, so der Bauernbundpräsident. Dabei trage gerade die Landwirtschaft beim Stabilitätspakt des Bundes einen wesentlichen Anteil. Dafür fordert Auer jetzt aber die Unterstützung bei den Verhandlungen zur GAP: „Wir sind jetzt betroffen. Noch einmal ist das nicht tragbar. Auch Kanzler Faymann wird erken-

MEP Joseph Daul: „Die Unterstützungen für die Berglandwirtschaft sind in Brüssel außer Frage gestellt. Die europäische Agrarpolitik braucht allerdings mehr Investitionen in die Forschung und neue Produkte.“

Bauernbundpräsident NR Jakob Auer: „Die Landwirtschaft leistet einen wesentlichen Beitrag zum Stabilitätspaket des Bundes. Dafür verlangen wir Unterstützungen bei den GAPVerhandlungen in Brüssel.“

Bauernbundobmann LHStv. Anton Steixner: „Die vorgeschlagene Deckelung der Ausgleichszulage von 300 Euro pro Hektar kommt nicht in Frage. Es trifft die Bergbauern, die es ohnehin schon schwer haben.“

Daul fordert aktivere Europa-Politik Bettina Lindner, Steinach a. Br., Mutterkuhhaltung mit Jahrlingsproduktion, 10 Hühner: „Ich bin zuversichtlich, was die Zukunft für unseren Kleinbetrieb anbelangt. Besondere Chancen liegen in der Direktvermarktung und in der Regionalität. Meine Hoffnung: Dass mit der GAP-Reform wieder bessere Zeiten für die Landwirtschaft kommen.“

nen müssen, was die Bauern für unser Land bedeuten.“

ins Schussfeld.“ Für die zukünftige Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) glaubt Daul an einen Vorschlag im Parlament mit Ende des Jahres. „Ich versichere den Tiroler Bäuerinnen und Bauern: Werden Kürzungen vorgeschlagen, dann stimmt die EVP nicht zu. Jeder Euro im EU-Budget ist ein Euro, der aktiv Investitionen in den Regionen auslöst.“ Außer Frage stellt er die Unterstützungen für die Berglandwirtschaft. Daul will mehr Geld für Forschung und Innovation in der Landwirtschaft.

Auer: Schwierige Rahmenbedingungen

Bauernbundobmann LHStv. Anton Steixner appellierte an die Gesellschaft, den Leistungen der Bauernfamilien mit Respekt für deren Fleiß und Anständigkeit zu begegnen. „Wenn behauptet wird, dass die Bauern zu viel Ausgleichszahlungen bekommen, liegen falsche Zahlen am Tisch. Lediglich zwei Prozent des Landeshaushaltes sind Agrarzahlungen. 55 Millionen Euro an Bauerngeldern stehen 463 Millionen Euro für den Sozialbereich gegenüber. Das sind die großen Posten, auch wenn sie berechtigt sind“, stellt Steixner klar. Er forderte von Auer und Daul klare Aussagen zur Berglandwirtschaft. „Wenn in Europa eine grünere Landwirtschaft verlangt wird, dann sollen sie sich unsere Form der Landwirtschaft anschauen. Umweltmaßnahmen und Ausgleichszulage sind für natürliche Nachteile unverzichtbar“, meint Steixner. Die Bauern sollen laut Steixner mit Optimismus in die Zukunft blicken: „Regionalität wird wichtiger, gleichzeitig müssen wir immer mehr Menschen weltweit ernähren. Bauer sein ist ein Zukunftsberuf.“ Weitere Fotos im Internet: www.bauernzeitung.at

Bauernbunddirektor Peter Raggl: „Am Landesbauerntag konnten wir mit Jakob Auer und Joseph Daul Informationen aus erster Hand erfahren. Die Erwartungen wurden zu 100 Prozent erfüllt.“


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