Szene_0211
06.02.2011
17:53 Uhr
Seite 18
SZENE FREIBURG
DIE SONNE LACHT WIEDER Kais Kostproben: Ouzeria Lindenmattenstraße 4 | 79117 Freiburg | Tel.: 0761/61291739 | www.ouzeria-freiburg.de KRITIK IN KÜRZE:
✪ Kochwerk: griechisch-mediterran ✪ Service: warmherzig ✪ Euro-Bedarf: völlig okay ✪ Summa summarum: fünf rote Schoten*
Fotos: © Kai Hockenjos
* 1 Schote: ranzig, 2 Schoten: durchwachsen, 3 Schoten: engagiert, 4 Schoten: frisch & fein, 5 Schoten: tadellos, 6 Schoten: formidabel
I
n Spanien heißen sie „Tapas“ und die Italiener sagen „Antipasti“ dazu. Kleine Vorspeisehäppchen, die man auch als Snack zwischendurch genießen kann. In der griechischen Küche tragen die verführerischen AppetitHappen den Namen „Meze“. Früher wurde das griechische Fingerfood in den Kafenions klassisch zum Ouzo serviert – als Gastgeschenk und stets nach altem Brauch: Mit jedem bestellten Anisschnaps wurde das Essen üppiger, von Oliven und Käsewürfel bis zum großen Vorspeisenteller. In Deutschland ist diese Gewohnheit weniger bekannt, hier setzt man griechisches Essen bedauerlicherweise oft mit Gyros, Bauern-Teller und Akropolis-Platte gleich. Auf der Speisekarte von Dimitrios Charelas finden sich diese Gerichte nicht. Der gebürtige Grieche eröffnete kürzlich die ehemalige „Sonne“ in Littenweiler als „Ouzeria“ wieder. Dunkles Holz, hohe Stuckdecken, leuchtendes Weiß und sattes Rot an den Wänden – ein schöner Gastraum ohne folkloristischen Kitsch, lediglich die obligatorische „Griechisch-lernen-Serviette“ deutet auf die Herkunft hin. Und der überaus gastfreundliche Charme. Warmherzig werden wir begrüßt und zum Tisch an der langen Fensterfront („mit Meerblick“) geführt. Die Meze-Auswahl ist vielfältig und da wir alle kosten wollen, bestellen wir die „große Vorspeisenplatte“ (14,50 Euro) und je einen Ouzo auf Eis (4cl, 3,70 Euro). Nach angenehmer Wartezeit, versüßt
durch das anregende Anis-Elixier, erreichen uns verschiedene Dips, Käse, knuspriges Gebäck, gegrilltes Gemüse, gebratene Meeresfrüchte und ofenwarmes Brot. Die hausgemachten Dips sind hervorragend, besonders das „Tyrokafteri“, eine Feta-Chili-Creme, überzeugt mit pikanter Würze. Das Gemüse hat Biss und feine Röstaromen, die Spinatpastete wird durch zarten Dill rund im Geschmack, und der herzhafte „Saganakí“, gebratener Käse, durch den Zitronensaft unerwartet bekömmlich. Den kulinarischen Clou setzen an diesem Abend die kurz gebratenen Baby-Kalmare, frisch, butterweich und mit Meersalz und Olivenöl bereichert. So lecker, dass wir eine weitere Meze (5,90 Euro) davon bestellen. Ohne Ouzo – die Portion ist dennoch großzügig und der Service bleibt großherzig bis zum Schluss. Kai Hockenjos
Gastro & Gusto Art-Café zum Zweiten Seit Anfang 2011 hat Freiburg ein zweites Art-Café. Das heißt mit Vornamen „Divinas“, steht an der Günterstalstraße und trägt seinen Namen aus gutem Grund: In regelmäßigen Abständen stellen regionale Künstler hier ihre Werke aus, die die Kundschaft dann zu Kaffee, portugiesischem Kuchen, Küchlein mit Puddingfüllung und Blätterteigtaschen bewundern darf. Neu-Gastronomin Ludevina Milhanas ist selbst Portugiesin und will mit ihrem Café den Süden und seine Vorzüge ein Stück näher an Freiburg bringen. Kunst selber machen können Freiburger ja ein paar Häuser nebenan im artjamming-café. fho 14 CHILLI FEBRUAR 2011
Grünhof zum Letzten Der Grünhof ist dicht. Das vor knapp drei Jahren spektakulär wiedereröffnete Traditionswirtshaus, das vor allem durch seine von Lokalkünstler Stefan Strumbel dominierte „Neon-Schwarzwald-Deko“ von sich reden machte, hat nun endgültig die Pforten geschlossen. In den vergangenen Wochen wurde in zwei Ausverkaufsveranstaltungen ein Großteil des Inventars veräußert, jetzt ist Freiburg wieder um eine Lokalität mit Biergarten ärmer. Am 1. Februar hatten die ursprünglichen Pächter Jan Ehret und Markus Gutt den Grünhof an Michael Soukup übergeben, der die Einrichtung kaufen wollte, aber nie bezahlte. fho