chilli - das Freiburger Stadtmagazin

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sport Ringen

zählt Seger, „was ich da endlich einmal Sie alle haben Geschichten zu erwieder gesehen habe, war Ringen, wie zählen, aus einer Zeit, als es in es aussehen sollte.“ Südbaden noch eine erfolgreiche, Ringen, wie es aussehen sollte – wo ernstzunehmende Ringergemeinlässt sich das in Freiburg besser beobde gab: Die 70er Jahre, in denen achten als am Olympiastützpunkt in Litin Freiburg ein deutscher Meister tenweiler, wo nicht nur der Zweitligist nach dem anderen aufgestiegen ist, RKG Freiburg trainiert, sondern auch in denen das Ringen ein Breitender Nationalkader? Während draußen sport war und Freiburg seine deutdie Läufer in der Dämmerung ihre Runsche Hauptstadt. Seger erzählt von den auf der Tartanbahn ziehen, wärmen seinen fünf großen Brüdern, jeder sich innen Südbadens beste Ringer für ein Ringer und zumindest südbadidas Kadertraining auf. Eine kurze Anscher Meister, denen er nachgeeiweisung des Trainers und es geht los: fert hat: „Jeder wollte besser sein Die Ringer stellen sich paarweise geals der andere.“ genüber auf und schon wirbelt je einer In Freiburg fehle es an dieser Konder beiden durch die Luft und landet kurrenzsituation, an ein paar übermit einem markerschütternden Knall ragenden Sportlern, die diesem auf der blauen Matte. Sport in Freiburg wieder zu seinem Seger, der das Geschehen lässig vom einstigen Prestige verhelfen und Rand aus beobachtet, lässt sich daandere Nachwuchssportler nach von nicht beeindrucken: „Klar, einem sich ziehen. Die Konsequenz: Ende Untrainierten würde es nach so eider 80er stieg der AV St. Georgen nem Hüftwurf schlecht gehen. Aber in die Zweite Bundesliga ab, der SV den Jungs hier macht das nichts aus.“ Haslach in die Regionalliga – die Und das sei auch gut so: Wer es nicht RKG, die sich aus den beiden Verschaffe, im Kampf an seine Grenzen zu einen gegründet hat, hat seitdem gehen, der könne niemals ganz oben keine Luft mehr in der Ersten Bunmitspielen – die mentale Kraft sei beim desliga geschnuppert. Ringen ebenso unverzichtbar wie die Das Training in der Halle ist mittlerkörperliche, weiß der Olympiasieger. weile vorbei. Der südbadische LanEin Wurf aus dem Stand gibt im Kampf destrainer Mario Sachs sitzt auf eidrei Punkte, bei einem besonders honer Bank und unterhält sich mit ein hen Wurf sind sogar fünf Punkte drin paar Schülern. Er sieht müde aus – – die Höchstpunktzahl. Für den Laien gerade ist er aus Sibirien zurückgesehen diese Würfe nicht nur spektakommen, wo die von ihm trainierte kulär, sondern auch sehr professionell Jugendmannschaft vernichtend geaus: Ob hier wohl schlagen wurde. gerade zukünftige Dabei ist Südba– Weltmeister oder den bei der Nachebenso unverzichtbar wie wuchsarbeit in Olympiasieger auf die körperliche der Matte stehen? Deutschland ganz Seger ist skeptisch: vorne mit dabei. „Früher war Südbaden eine Macht, Das Problem sei, dass sich der heute sind wir nur noch ohnmächtig.“ Erfolg der Jugend oftmals nicht Er hat genug gesehen. Über eine Trepins Erwachsenenalter mitnehmen pe geht es hinauf ins „Café Olympialässt. „Die Frage ist, ob sie den stützpunkt“. Das inoffizielle Café ist ein großen Sprung schaffen“, sagt der Besprechungsraum mit Kaffeemaschine, Trainer. Ein Problem sei, dass bei in dem sich ein kleines Grüppchen von den Jugendlichen oft schon früh Ringerveteranen regelmäßig trifft. Iheine geistige Sättigung eintrete: nen sieht man ihre Vergangenheit als Wer als Zehnjähriger bereits bei Leistungssportler an – das auch im Alter 200 Turnieren gekämpft habe, sei noch breite Kreuz, die sehnigen Musirgendwann ausgelaugt. Und wenn keln, aber auch manch ein schleppenmit 16 bis 19 Jahren die Wettder Gang aufgrund eines künstlichen kampftätigkeit eigentlich zunehHüftgelenks und natürlich die ringertymen müsse, gebe es kaum noch pischen Blumenkohlohren. Turniere.

Fotos: © tbr

Mentale Kraft

Ringerlegende Adolf Seger (oben) und Landestrainer Mario Sachs (unten) sind sich einig: Durch ein Olympia-Aus wären dem Ringen in Freiburg Strukturen und Finanzen weggebrochen. Die Aberkennung des Olympiastatus hätte die Situation drastisch verschlimmert, da sind sich Sachs und Seger einig. „Die Strukturen und die Finanzen wären weggebrochen“, ist sich Sachs sicher. Für Sponsoren sei das Ringen nicht so interessant wie andere Sportarten, und so finanziert sich der Landesverband vor allem durch öffentliche Gelder. Die eventuelle Suche nach einer neuen Trainingsstätte, der Ersatz der Trainer durch Hobbytrainer – all das sind Fragen, die durch das Zurückrudern des IOC glücklicherweise hinfällig geworden sind. Für den Landestrainer bedeutet das, jetzt nach vorne zu schauen: „Wir müssen sicherlich hier und da noch an einer Stellschraube drehen, doch jetzt gilt es erst mal, den Rückenwind zu nutzen.“ Tanja Bruckert OKTOBER 2013 CHILLI 15


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