f79 – Das Schülermagazin für Freiburg und Region

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Gemeinschaftskunde

Morddrohung am Handy WhatsApp kann Angst machen, zeigt eine Schulstunde

Morddrohungen, Gruppenchats,

„Nach der Morddrohung hatte ich Angst

Die Kids arbeiten gut mit. Sie interessiert,

­Nachrichten von Fremden: Per WhatsApp

einzuschlafen“, berichtet eine Fünftklässlerin.

was die 27-Jährige zu sagen hat. Auch denen,

kommen nicht nur Grinse-Smileys.

Sie ringt mit den Worten. Anna Beyer reagiert

die noch kein WhatsApp nutzen, gefällt’s. Sie

Deswegen arbeitet die Freiburger Medien­-

verständnisvoll, sie kennt solche Situationen.

sollen frühzeitig aufgeklärt werden. Das würde

pädagogin Anna Beyer mit Schulklassen

Der Schülerin erklärt sie, wie ein WhatsApp-

schon von Anfang an helfen, sagt Anna Beyer,

zu dem Nachrichten­dienst.

Kettenbrief funktioniert: Erst fängt er mit etwas

die regelmäßig solche Schulungen macht. Die

Schönem an, dann kommt die Forderung:

Gefahren rund um WhatsApp sind ein

„Schick es an zehn Leute weiter.“ Darauf folgt

gefragtes Thema in Schulen.

Die 27-Jährige spricht dabei mit Schülern über die Nutzung und Risiken von WhatsApp – und zeigt, wie man sich

die Drohung: „Sonst bringe ich dich heute

Jetzt spricht sie mit der Klasse über Vor- und

Nacht um!“ Wo hier Fiktion aufhört und

Nachteile der Chat-App, die mittlerweile zu

Referentin im Auftrag der Arbeitsgemein-

Realität anfängt, verstehen viele Schüler nicht.

Facebook gehört. Den Schülern fällt haupt-

schaft für Kinder- und Jugendhilfe (AGJ)

Die Referentin beim AGJ-Fachverband will

sächlich Negatives ein. Vor allem die dauernde

helfen. Sie gibt bei der Schulung Tipps zum

Ablenkung ist für sie ein Problem. Festgehalten

richtigen Umgang. Zum Beispiel: „Sprecht mit

wird alles auf Plakaten. So behalten die Kids

jemandem, dem ihr vertraut, und schickt den

den Überblick und können auch am Ende der

Brief nicht weiter.“

Stunde noch Fragen stellen.

schützen kann. Zuletzt war sie als

im St. Ursula Gymnasium in Freiburg. Das f79 hat sie begleitet. Text // Lisa Hörig  Fotos // Lisa Hörig, pixabay

Digitale Kettenbriefe verbreiten sich vor allem in der Klassengruppe, berichten die

unterstützt. Es geht um technische Möglich-

Schüler. 20 der 30 Schüler sind Teil der Gruppe,

keiten von Smartphones, Ablenkung und

geschrieben wird über alles Mögliche. Aber die

Cybermobbing. In den Clips werden Situationen

Hilfe bleibt oft auf der Strecke. „Wenn jemand

zugespitzt, die Kids springen darauf an und

nach den Hausaufgaben fragt, kommt nur ein

erzählen von ihren Erlebnissen. Ein Mädchen

‚Wie geht’s dir?‘ zurück“, berichtet eine

berichtet, dass die Schwester ständig aufs

Fünftklässlerin. Zusammen malt die Klasse

Handy schaue. Zeit für sich hätten die beiden

einen Chatverlauf auf ein Blatt Papier. Neben

schon lange nicht mehr gehabt. Sie wirkt geknickt.

vielen Bildern und Emojis findet man hier vor allem eins: Chaos. Genau dagegen möchte die

Kennt sich aus: Medienpädagogin Anna Beyer spricht mit Schülerinnen über WhatsApp.

10 f79 // 03.17

Die Session wird durch kurze Filme

Das Mitteilungsbedürfnis ist groß. Wie schafft man es, wieder mehr Zeit mit der Familie statt am Handy zu verbringen? Das

Medien­pädagogin arbeiten. „Was fällt

Problem gibt’s nicht nur unter Jugendlichen

euch auf?“, fragt sie in die Runde.

– es ist auch in den Wohnzimmern angekom-

Die Schüler sehen sofort, was los ist.

men, sagt Beyer. Leider ist die Stunde schon

Zu viel Belangloses wird geschrieben.

fast rum. Beyer hat noch einen wichtigen Tipp:

Ein Mädchen hat einen Lösungs­

Falls sie eine unbekannte Nummer anschreibt,

vorschlag: „Vielleicht weniger

sollen sie die Nachricht unbedingt ihren Eltern

unnötige Sachen schreiben.“

zeigen und die Nummer blockieren. Für den

Hände gehen runter, viele wollten

Rest gibt’s Arbeitsblätter mit Adressen von

offenbar das Gleiche sagen. „Und

Ansprechpartnern für brenzlige Situationen.

auf Fragen antworten“, ruft es aus der anderen Ecke.

Denn die sind keine Ausnahme in der gift­grünen WhatsApp-Welt.

14:33


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