Gemeinschaftskunde
Morddrohung am Handy WhatsApp kann Angst machen, zeigt eine Schulstunde
Morddrohungen, Gruppenchats,
„Nach der Morddrohung hatte ich Angst
Die Kids arbeiten gut mit. Sie interessiert,
Nachrichten von Fremden: Per WhatsApp
einzuschlafen“, berichtet eine Fünftklässlerin.
was die 27-Jährige zu sagen hat. Auch denen,
kommen nicht nur Grinse-Smileys.
Sie ringt mit den Worten. Anna Beyer reagiert
die noch kein WhatsApp nutzen, gefällt’s. Sie
Deswegen arbeitet die Freiburger Medien-
verständnisvoll, sie kennt solche Situationen.
sollen frühzeitig aufgeklärt werden. Das würde
pädagogin Anna Beyer mit Schulklassen
Der Schülerin erklärt sie, wie ein WhatsApp-
schon von Anfang an helfen, sagt Anna Beyer,
zu dem Nachrichtendienst.
Kettenbrief funktioniert: Erst fängt er mit etwas
die regelmäßig solche Schulungen macht. Die
Schönem an, dann kommt die Forderung:
Gefahren rund um WhatsApp sind ein
„Schick es an zehn Leute weiter.“ Darauf folgt
gefragtes Thema in Schulen.
Die 27-Jährige spricht dabei mit Schülern über die Nutzung und Risiken von WhatsApp – und zeigt, wie man sich
die Drohung: „Sonst bringe ich dich heute
Jetzt spricht sie mit der Klasse über Vor- und
Nacht um!“ Wo hier Fiktion aufhört und
Nachteile der Chat-App, die mittlerweile zu
Referentin im Auftrag der Arbeitsgemein-
Realität anfängt, verstehen viele Schüler nicht.
Facebook gehört. Den Schülern fällt haupt-
schaft für Kinder- und Jugendhilfe (AGJ)
Die Referentin beim AGJ-Fachverband will
sächlich Negatives ein. Vor allem die dauernde
helfen. Sie gibt bei der Schulung Tipps zum
Ablenkung ist für sie ein Problem. Festgehalten
richtigen Umgang. Zum Beispiel: „Sprecht mit
wird alles auf Plakaten. So behalten die Kids
jemandem, dem ihr vertraut, und schickt den
den Überblick und können auch am Ende der
Brief nicht weiter.“
Stunde noch Fragen stellen.
schützen kann. Zuletzt war sie als
im St. Ursula Gymnasium in Freiburg. Das f79 hat sie begleitet. Text // Lisa Hörig Fotos // Lisa Hörig, pixabay
Digitale Kettenbriefe verbreiten sich vor allem in der Klassengruppe, berichten die
unterstützt. Es geht um technische Möglich-
Schüler. 20 der 30 Schüler sind Teil der Gruppe,
keiten von Smartphones, Ablenkung und
geschrieben wird über alles Mögliche. Aber die
Cybermobbing. In den Clips werden Situationen
Hilfe bleibt oft auf der Strecke. „Wenn jemand
zugespitzt, die Kids springen darauf an und
nach den Hausaufgaben fragt, kommt nur ein
erzählen von ihren Erlebnissen. Ein Mädchen
‚Wie geht’s dir?‘ zurück“, berichtet eine
berichtet, dass die Schwester ständig aufs
Fünftklässlerin. Zusammen malt die Klasse
Handy schaue. Zeit für sich hätten die beiden
einen Chatverlauf auf ein Blatt Papier. Neben
schon lange nicht mehr gehabt. Sie wirkt geknickt.
vielen Bildern und Emojis findet man hier vor allem eins: Chaos. Genau dagegen möchte die
Kennt sich aus: Medienpädagogin Anna Beyer spricht mit Schülerinnen über WhatsApp.
10 f79 // 03.17
Die Session wird durch kurze Filme
Das Mitteilungsbedürfnis ist groß. Wie schafft man es, wieder mehr Zeit mit der Familie statt am Handy zu verbringen? Das
Medienpädagogin arbeiten. „Was fällt
Problem gibt’s nicht nur unter Jugendlichen
euch auf?“, fragt sie in die Runde.
– es ist auch in den Wohnzimmern angekom-
Die Schüler sehen sofort, was los ist.
men, sagt Beyer. Leider ist die Stunde schon
Zu viel Belangloses wird geschrieben.
fast rum. Beyer hat noch einen wichtigen Tipp:
Ein Mädchen hat einen Lösungs
Falls sie eine unbekannte Nummer anschreibt,
vorschlag: „Vielleicht weniger
sollen sie die Nachricht unbedingt ihren Eltern
unnötige Sachen schreiben.“
zeigen und die Nummer blockieren. Für den
Hände gehen runter, viele wollten
Rest gibt’s Arbeitsblätter mit Adressen von
offenbar das Gleiche sagen. „Und
Ansprechpartnern für brenzlige Situationen.
auf Fragen antworten“, ruft es aus der anderen Ecke.
Denn die sind keine Ausnahme in der giftgrünen WhatsApp-Welt.
14:33