Kontovers Veranstaltungen
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KONTROvers
eine Kultur: Am 13. März „feierte“ dieses „Dogma“ in Freiburg schon sein Einjähriges. Und ein verlässliches Ende dieses Zustands – für die meisten wohl eher dieser Unzumutbarkeit – ist aktuell nicht in Sicht. Bei den Öffnungsszenarien gilt es unter anderem die Frage zu beantworten, ob Kultur für Geimpfte und frisch Getestete wieder möglich sein soll. In unserer neuen Rubrik „KONTROvers“ argumentieren jeweils Protagonisten für und wider.
»Mutig, nicht übermütig«
Warum Kulturbürgermeister Ulrich von Kirchbach für grünes Licht für Geimpfte und Getestete ist
Ja, wir brauchen wieder Kunst und Kultur und ja, wir brauchen das auch, solange es noch Corona-Fälle in unserer Stadt gibt. Es ist jetzt wichtig, mutig zu sein und trotzdem nicht übermütig zu werden; Perspektiven zu bieten und dennoch Vorsicht walten zu lassen. Dass das an sich kein Widerspruch ist, zeigen die Museen und Theater mit intelligenten Konzepten für Öffnungen. Ich bin davon überzeugt, dass es möglich ist,
Foto: © Julia Rumbach
Ulrich von Kirchbach: seit 2002 Kultur- und Sozialbürgermeister von Freiburg
16 CHILLI März 2021
ohne Infektionsgefahr Kunst und Kultur zu genießen. Wir haben die Schnelltests, die immer besser verfügbar und leichter anzuwenden sind, und es gibt immer mehr Menschen mit Impfschutz. Die Menschen brauchen jetzt Zuversicht und Perspektive. Jede und jeder sollte die Möglichkeit haben, ohne Risiko Veranstaltungen zu besuchen. Das ist mein Wunsch für dieses Frühjahr und ich denke, dass das vielen Menschen helfen wird, die letzte Phase mit Einschränkungen und täglichen Corona-Meldungen besser zu bewältigen. Die Kultur fehlt und das Leben muss zurückkommen. Und das wird vor allem geschehen, wenn etwa die Theater wieder Angebote haben. Ich bin sehr dankbar dafür, dass die Kunst- und Kulturszene so viel Durchhaltevermögen und Kreativität gezeigt und viele digitale Formate umgesetzt hat. Aus der Not sind so neue Ideen entstanden. Gleichzeitig haben die Kunst- und Kulturschaffenden hart daran gearbeitet, mit Hygienekonzepten Öffnungen zu ermöglichen. Das muss jetzt belohnt
werden. Die Lage für die Kulturschaffenden spitzt sich zu, und die Menschen haben Hunger nach der Kultur. Sie lechzen förmlich danach, denn das Digitale hat sich allmählich abgenutzt. Es wird auch nach der Pandemie nur eine Ergänzung bleiben. Und das ist auch gut so. Meiner Meinung nach sollte deshalb Geimpften der Besuch von Theatern und Veranstaltungen möglich sein. Natürlich gelten auch für diese Hygienebestimmungen und Abstandsregeln. Wir müssen auch Personen, die nicht geimpft werden dürfen oder noch kein Impfangebot haben, eine Perspektive bieten. Die Teilhabe an Kunst und Kultur ist wichtig und das muss für alle gelten. Die Menschen könnten über eine App oder eine Bescheinigung nachweisen, dass sie vor Kurzem einen negativen Schnelltest gemacht haben. Ich freue mich auf die Rückkehr der Kunst und Kultur aus dem Digitalen ins Analoge. Mit Impfungen, Hygienekonzepten, Kontaktnachverfolgung und Tests wird uns das verantwortungsbewusst gelingen. Ulrich von Kirchbach