MANUAL. GIPS 1

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MANUAL. GIPS I

TU Dortmund

Lehrstuhl Gebäudetypologien

Prof. Dipl.-Ing. Heike Hanada

Technische Universität Dortmund

Fakultät Architektur und Bauingenieurwesen

Lehrstuhl Gebäudetypologien

Prof. Dipl.-Ing. Heike Hanada

August-Schmidt-Straße 8, GB II

D- 44227 Dortmund

www.bauwesen.tu-dortmund.de/gb

ISBN 978-3-947323-38-8

MANUAL. GIPS

INHALT 07 16 18 20 20 20 20 22 26 30 36 48 50 1 2 3 EINFÜHRUNG KONZEPTMODELL GIPSMODELL ARBEITSSCHRITTE Werkzeuge Materialien Allgemeine Hinweise Das Negativmodell Gipsguss Ausschalen STUDENTISCHE ARBEITEN ABBILDUNGSVERZEICHNIS LITERATURVERZEICHNIS
Untitled (Upstairs), Rachel Whiteread, 2000/2001 Coverbild: o.T., Nic Tenwiggenhorn, Bonn 2005.
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„Das Aufeinandertreffen von Peter Zumthors in Beton gegossenem Kunsthaus in Bregenz und Rachel Whitereads

„verkehrten Gussstücken ist einzigartig und provokativ“. Der architektonische Raum stellt die Umkehrung seiner massiven Form im Aussenraum dar, während die ausgestellten Skulpturen

Ergebnisse des umgekehrten Arbeitsvorganges sind. Die Plastiken

reflektieren Spiegelbilder des architektonischen Raumes. Die Ausstellungshallen und Treppen, fugenlos in einem einzigen

Arbeitsgang gegossen, zeugen von einmaliger Festigkeit. Das Gebäude ist in Wirklichkeit eine Höhle – wie aus einem einzigen Betonfelsblock herausgemeißelt.“ 1

JUHANI PALLASMAA

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1 Whiteread (2005), S. 29-30.
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Frontansicht Gipsmodell Abb. 2: Studentische Arbeit bei Prof. Hans Kollhoff, Rahel Marti, 2002
9 Detail Gipsmodell Abb. 3: Studentische Arbeit
bei Prof. Hans Kollhoff, Rahel Marti, 2002
10 Perspektive Gipsmodell Abb. 4: o.T., Studentische Arbeit bei Prof. Oda Pälmke, 2008
11 Perspektive Gipsmodell Abb. 5: o.T., Studentische Arbeit bei Prof. Oda Pälmke, 2008
12 Perspektive Gipsmodell Abb. 6: o.T., Petra Gipp, 2018
13 Frontansicht Gipsmodell Abb. 7: o.T., Petra Gipp, 2018
14 Ansicht
Gipsmodell Abb. 8: Centro Giovanni Paolo II: metafisica dell´interiorioritá, Renato Rizzi, 2011
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Ansicht Gipsmodell Abb. 9: Centro Giovanni Paolo II: metafisica dell´interiorioritá, Renato Rizzi, 2011

KONZEPTMODELL

„Idee - Ein architektonischer Entwurf birgt immer einer Idee. Doch welche Idee ist gemeint? Eine „gute Idee“ ist unabdingbar für eine begeisterte Arbeit ... sie wird kontinuierlich überprüft, das heißt in Auseinandersetzung mit architektonischen Kriterien zu einem Konzept, der „reinen Idee“, weiterentwickelt und verfeinert.“ 2

ODA PÄLMKE

Die Voraussetzung für die Erarbeitung eines architektonischen bzw. städtebaulichen Entwurfes ist die Erarbeitung eines Konzeptes. Das Wort Konzept kommt aus dem lateinischen und bedeutet „das Zusammengefasste“. Ein Konzept bildet die wesentlichen Aspekte der Grundidee eines Entwurfes ab, dies kann zum Beispiel das Konzept für eine Raumidee bzw. ein Raumkonzept sein. Es gibt viele Möglichkeiten ein Konzept zu veranschaulichen. Dies können Skizzen, Piktogramme, Collagen oder Modelle sein. In unserem Falle soll das Konzept anhand eines Gipsmodelles veranschaulicht werden.

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Pälmke (2015), S. 9.
17 Perspektive Gipsmodell Abb. 10: o.T., Studentische Arbeit
bei Prof. Heike Hanada, Philipp Bischoff, 2019

„Das Volumen ist für die Plastik alles. Wo das Volumen aufhört, da hört auch die Plastik auf.“ 3

HANS WIMMER

Im Gegensatz zu einem reinen Konzeptmodell aus Gips, kann das Gipsmodell auch dazu dienen, die städtebauliche Figur zu beschreiben. Es veranschaulicht dann in einem vorgegebenen Maßstab das Volumen bzw. den Baukörper eines ausgearbeiteten Entwurfes. Je nach Maßstab lässt sich anhand eines Volumenmodells auch die Detailtiefe variieren. Es lassen sich die Baumasse, die Proportionen und Verhältnisse des Baukörpers darstellen und es zeigt neben dem Volumen die architektonischen Gliederungselemente wie: Sockelanschluss, Fenster, Faschen, Türen, Lisenen, Gesimsbänder, Dachabschluss. Beim Gipsmodell wird das äußere Erscheinungsbild des Baukörpers bewusst abstrahiert.

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3 Kollhoff (2005), S. 58.
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VOLUMENMODELL

Frontansicht Gipsmodell

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Abb. 11: o.T., Studentische Arbeit bei Prof. Hans Kollhoff, Maria do Rosário Garcia Gonçalves, 2002

WERKZEUGE Schneidematte, Cuttermesser, Schneidelineal, Geodreieck, Bleistift, Schere, Pinsel, Heißklebepistole, Plastikeimer, Gipsbecher oder kleines Gefäß, Plastiktüte, Schleifpapier, Nagelschleife

MATERIALIEN Polystyrol, Styropor, Kapaplatten, Finnpappe, Vaseline, wasserunlöslicher Klebstoff, Panzerband, Betonklebeband, Holzbrett, Holzleisten/ Styrodurplatte, Plastilin, Kreppband Bauhaus Gips oder Brund und Böhm Gips, Wasser

ALLGEMEINE HINWEISE Die Grundlage für das Gießen eines Gipsmodelles ist die Herstellung eines Negativmodelles. Vor der Erstellung des Negativmodells sollte man sich Klarheit über die Gießrichtung des Gipses verschaffen.

Wenn man das Modell „von unten“ gießt, hat es den Vorteil, dass die geschalten Flächen bei dem Endprodukt, dem Positivmodell, sichtbar sind. Das fertige Modell wird dementsprechend verkehrt herum aufgestellt, somit ist die Einguss-Seite nicht mehr sichtbar.

Zu klären ist ebenfalls welches Material man für die Schalung verwendet. Vorzugsweise verwendet man ein nichtsaugendes Material, wie Polystyrol, Styropor, oder Kapaplatten. Diese haben den Vorteil, dass der Gips nicht wie bei saugenden Materialien beim Vorgang des Ausschalens an der Oberfläche kleben bleibt und somit eine saubere Oberfläche ausbildet.

Falls saugende Materialien verwendet werden, müssen diese nach dem Zusammenbau der Schalung wasserfest behandelt werden. Die Schalung sollte hierbei mit Vaseline eingefettet werden. Das überschüssige Trennmittel ist mit einem Pinsel zu entfernen.

Bei der Wahl des Materials ist Vorsicht geboten, da der Gips sich sehr gut dem Negativmodell anpasst und die Oberflächenbeschaffenheit beeinflusst wird.

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ARBEITSSCHRITTE
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Materialien Gipsguss

DAS NEGATIVMODELL Mithilfe eines Cuttermessers und einem Schneidelineal kann das Negativmodell einfach gebaut werden. Beim Arbeiten mit dem Cuttermesser ist darauf zu achten, dass man keine Kraft auf die Klinge ausübt, sondern die Schnitte mehrfach durchführt. Es ist auf eine scharfe Cutterklinge zu achten. Die Klinge sollte häufig gewechselt werden. Ausgefranste Ecken könnten mit einer Nagelschleife nachbearbeitet werden. Die Einzelteile der Schalung werden anschließend mit einem wasserunlöslichen Klebstoff zusammengeklebt. Heißklebestoff ist feuchtigkeitsresistent und daher ideal für den Zusammenbau der Schalung. Sprühkleber sollte hier nicht verwendet werden.

Nachdem das Negativmodell fertig gebaut wurde, können in einem nächsten Arbeitsschritt die Kanten und Ecken des Negativs mithilfe von Panzerband bzw. Betonklebeband von außen abgeklebt werden. Somit wird das Auslaufen des flüssigen Gipses im späteren Arbeitsprozess verhindert.

Das Negativmodell wird nun auf ein ebenes Holzbrett oder eine Styroporplatte gesetzt. Damit der Gips die Seiten des Negativmodell im Gipsvorgang nicht auseinanderdrückt, wird das Modell mit Holzleisten oder Styrodurplatten außen verstärkt. Die Holzleisten werden hierbei so zueinander gestellt, dass eine „Windmühle“ entsteht. Die Ränder und Ecken werden mit Plastilin verklebt. Verwendet man Styrodurplatten, so werden diese um das Negativmodell angeordnet und mit Kreppband zusammengeklebt und umwickelt.

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Untersicht Negativmodell

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24 Untersicht Negativmodell mit Schalung

Perspektive Negativmodell mit Schalung

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GIPSGUSS Der Gipsguss ist der wichtigste Arbeitsschritt. Dieser sollte gut vorbereitet werden. Es ist hilfreich im Vorfeld ein kleines Probemodell zu bauen und dieses auszugießen, um den Ablauf des Gießens zu erproben.

Es ist wichtig zu beachten, dass der Gips in das Wasser eingerührt wird und nicht umgekehrt!

Zu Beginn wird ein Eimer mit Wasser gefüllt. Anschließend wird das Gipspulver aus einem kleinen Behälter (bspw. einem Gipsbecher) vorsichtig nach und nach in das Wasser gegeben. Hierbei sollte darauf geachtet werden, dass man mit dem Umrühren so lange wartet, bis sich ein Berg an der Oberfläche des Wassers gebildet hat. Sobald der „Gipsberg“ sich mit Wasser vollgesogen hat, ist dieser gesättigt und kann daraufhin umgerührt oder geknetet werden. Ein nachträgliches Verdünnen des Gipses sollte vermieden werden, da der Gips dann schneller aushärtet. Wenn die Konsistenz zähflüssig und bläschenfrei ist, kann der Gips in die Schalung gegossen werden. Damit der Gips in jede Ecke des Negativmodells gelangt und die Luftbläschen aufsteigen können, wird im Nachhinein leicht an der Schalung gerüttelt.

Die überschüssige Gipsmasse ist keinesfalls in einem Waschbecken oder einer Toilette zu entsorgen! Die im Eimer getrocknete Gipsmasse sollte gesondert in eine ausreichend große Mülltüte geschüttet werden.

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Gipsguss
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Gipsguss
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Gipsguss

AUSSCHALEN Erfahrungsgemäß kann das Gipsmodell nach ca. 1-2 Tagen aus der Schalung entfernt werden. Dafür können die Schalung und das Negativmodell vorsichtig mithilfe einer Pinzette gelöst werden. Zum Trocknen wird das Modell auf Stäbchen gelegt. Mithilfe eins feinen Schleifpapiers oder einer Nagelfeile können an einem getrockneten Modell ebenfalls noch Korrekturen vorgenommen werden.

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Ausschalen
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Ansicht Straßenfassade Gipsmodell
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Ansicht Hoffassade Gipsmodell
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Perspektive Gipsmodell
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Perspektive Gipsmodell

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