triskel - 12/2011

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Ausgabe 0 - Dezember 2011

Pascal Briggs Erdbeben im Studio und Verwicklungen auf der B端hne

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A si ~ g e R

CDs und Platten Interviews Konzert und Festivals

Bandportraits Medien und Literatur und vieles mehr...


Inhalt

Über Celtic Rock Where Bass And Drums Meet Fiddle And Accordeon Die Verbindung von keltischem Folk mit Rock und Punk hat sich in den letzten zwanzig Jahren zu einem weltum-

spannenden musikalischen Genre entwickelt. Nicht nur in Irland oder Schottland, sondern von Australien bis Argentinien und von Kanada bis Japan gibt es Bands, die sich dem Celtic Rock verschrieben haben. Einige der bekanntesten sind die Dropkick Murphys, Flogging Molly, The Mahones, die Levellers oder die Real McKenzies. Als Vertreter der deutschen Szene sind Fiddler’s Green, Mr. Irish Bastard, Across The Border, In Search Of A Rose, The Ceili Family oder Ahead To The Sea stellvertretend für viele weitere zu nennen. Obwohl die europäischen Festivals mit keltischer Folk- und Rockmusik jährlich von Tausenden besucht werden, wird die Szene von den etablierten Medien kaum zur Kenntnis genommen und darf sich als “formatuntaugliche Randgruppenmusik” einsortieren lassen. Die Einrichtung von celtic-rock.de im Sommer 2007 war daher auch eine Selbsthilfemaßnahme. Unser celtic rock & punk fanzine hat sich vor allem der Szene in Deutschland angenommen und ist durch Umfang, Vielfalt und mediale Vernetzung ein einzigartiges Portal geworden, das die Komponenten Bild, Klang, Text und Video miteinander in Verbindung setzt und international wahrgenommen wird.

Ziel des offenen, unentgeltlich tätigen Redaktionsteams ist die Darstellung und Förderung der Szene und aktive Gewinnung neuer Freunde unserer Musik. Neben aktuellen Alben- und Bandpräsentationen, Konzerttipps und -berichten, Interviews, Hintergrundinfos und Wissenswertem zum Umfeld der Musik, Literatur und Reisetipps, runden zahlreiche interaktive Angebote und Gewinnspiele das Angebot ab. Unser Internetangebot enthält redaktionelle Textbeiträge, Podcasts, eine Radiostation und integriert Videobeiträge. Ganz viel Spaß und spannende Unterhaltung beim Schmökern in unserem ersten e-zine wünscht Eure celtic-rock Redaktion

Titelstory

Konzert und Festivals

Pascal Briggs ....................................................................8

VI. Irish Folk Festival Volmarstein 2012 ...................17 Gipfeltreffen der irischen Braukunst .........................25

CDs und Platten

Album des Monats ..........................................................3 Jordan Reyne ~ Children Of A Factory Nation ........5 Piggery Spur ~ Welcome To Piggery Spur .................6 The Galway Hooker Band ~ Hookers Hooch & ....12 Beltaine (PL) ~ Live (2011) .........................................13 Dom Duff ~ Roc’h ......................................................21 Kudde und die Kudders ~ Alter Hafen Nord .........22 The O’Reillys ~ No Money for the Pub ...................26 The Dangleberries ~ Nae Sleep Tae Regent.............27

Instrumente lernen

Ralf P. Wackers: Die Irish Bouzouki .........................20 Bandportraits

Bellowhead .....................................................................23 Medien und Literatur

Richard Schuberth ~ CrossRoots ..............................28 Konzertberichte

Deirin Dé & Elphin, Herdecke 27.11.2011...............30

Streams Of Whiskey

Dezember 2011 ...............................................................4 Impressum

.........................................................................................31

Interviews

Tooraloo Radio #16: Sean Cannon ..............................7 Brett Hunt ......................................................................14

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CDs und Platten

Album des Monats - Dezember Sir Reg ~ A sign of the times (2011) von Jessy Sir Reg liefern nach ihrem selbstbetitelten Debutalbum mit „A sign of the times“ einen mindestens ebenso explosiven Nachfolger. Mit dem Iren Brendan Sheehy an den Leadvocals und den schwedischen Kollegen an den Instumenten, fabriziert die Band eine geniale Mischung, bei der sich die besten Komponenten des Celtic Rock und Punk verbinden. Gleich zu Beginn donnert der Opener und Titelsong „A sign of the times“ mit einer derartigen Präsenz und Eingängigkeit aus den Boxen, dass man beinahe versucht ist zu denken, die Band verschießt gleich zu Anfang ihr Pulver. Eine geniale Melodie, die perfekt getragen wird durch die Instrumente, zaubert Bilder von Sehnsucht und Hoffnung. Bei dieser Nummer haut einen die Energie der Hookline sprichwörtlich aus den Latschen. Sofort musste ich an Bands wie REM oder Travis denken, mit denen sich Sir Reg musikalisch problemlos messen könnten. Zum Glück hält das Album das was es mit dem ersten Song verspricht, denn auch die anderen Titel überzeugen selbst das verwöhnteste Ohr. In ihren Songs besingen Sir Reg Themen wie Emigration, die kleinen und großen Kämpfe des Lebens, Verzweiflung und der Weg aus dieser heraus. Mit Musik wie auf „A sign of the times“ ist das kein Problem. Bis auf „Dublin City“ ist das komplette Album durch ein hohes Tempo charakterisiert, die Songs werden schnell und kraftvoll gespielt ohne dabei das Feingefühl missen zu lassen. Songs wie „Dying to rebel“, „How the hell can you sleep?“ und „Living on the moon“ beweisen, dass diese Band nicht nur ihre Instrumente, sondern auch das Songwriting im Griff hat und das ist keine Selbstverständlichkeit. Bevor sich Sir Reg 2009 gründeten, war bereits eine lange Zeit als Cover-Band ins Land gegangen. Ihre persönlichen Lieblingsbands wie The Pogues, Horslips, Flogging Molly, The Beatles, The Dubliners und

Dropkick Murphy’s dienten als Songlieferanten und diese Einflüsse merkt man natürlich auch in der Musik. Da verbinden sich Attribute wie liebevoll mit energisch, kämpferisch und melancholisch. Dass Sir Reg Songs großes Potential haben, haben sie spätestens mit „A sign of the times“ unmissverständlich klar gemacht. „This country’s for sale“ oder „I’ll leave for New York“ haben eindeutig Hitpotential und stehen als kunstvolles Ausrufezeichen für das Talent, dass diese Musiker in ihre Arbeit stecken. Die Saiten werden bis zum Glühen gespielt, Drums und Stimmbänder zum Beben gebracht und der Hörer bleibt mit einem Gefühl zurück, wie es nur gute Musik verleihen kann: Absolute Zufriedenheit!

www.celtic-rock.de/archives/13723

Trackliste 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11.

A sign of the times Dying to rebel How the hell can you sleep? This country’s for sale Far away Bolloxology I’ll leave for New York Living on the moon Ah just leave me alone Frustration Dublin City

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Streams Of Whiskey

Streams Of Whiskey Dezember 2011 // mit Gewinnspiel von daniels Diesmal haben ja schon ein paar mehr Leute mitgemacht. Aber es könnten noch mehr sein Unsere ungarischen Freunde von Firkin haben sich den ersten Platz zurück geholt! Unsere VorzeigeFolkrocker von Fiddler’s Green hingegen haben einige Plätze verloren, kamen am Ende aber doch noch auf Platz 5. Aufsteiger sind aber aus meiner Sicht die Krusty Moors, die sich im dritten Monat auf Platz 2 hochgekämpft haben. Hier die Top 3 Oktober 2011: 1.) Firkin, Lord Of The Dance 2.) The Krusty Moors, King Of Ireland 3.) Paddy And The Rats, Wicked Suicide Weitere Plazierungen findet Ihr auf unserer » Chartarchivseite Es zeichnet sich in Kürze auch eine Änderung der Spielregeln ab. Titel können maximal fünf Monate in den Charts bleiben, danach fallen Sie raus und finden Eingang in die “Hall Of Fame”. Neuvorstellungen gibt es in diesem Monat von: Brieg Guerveno Group, The Dangleberries, The O’Reillys, Kudde & die Kudders, Dom Duff, Beltaine, The Galway Hooker Band, Pigery Spur, Jordan Reyne, Sean Wheeler & Zander Schloss, Pascal Briggs & The Stokers, Connemara Stone Company, Coast, The Go Set und Nobody Knows Vorschläge von Euch nehmen wir gerne in unserem » Forum entgegen. Zu gewinnen gibt es in diesem Monat etwas ganz besonderes: Unter allen die sich diesen Monat bis zum 25.Dezember • an unseren Charts beteiligen und in Ihrem Profil eine gültige E-Mailadresse hinterlassen, • fünf Titel wählen und • im Forum oder hier in den Kommentaren einen Vorschlag für zukünftige Charts hinterlassen, verlosen wir 1 x 2 Gästelistenplätze Poyenberg Irish Folk 2012 1 x Firkin Fanpacks, 1 x Sir Reg Fanpack (Sir Reg, A Sign Of The Times, Buttons), Herzlicher Dank für die Preise gebührt:

Um teilzunehmen müsst Ihr Euch registrieren oder Euren bekannten Account verwenden. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. www.celtic-rock.de/archives/13811

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CDs und Platten

CDs und Platten Jordan Reyne ~ Children Of A Factory Nation (2011) von jary Whiskeygeschwängerte Atmosphäre, dumpfe und tiefe Klänge, keltisch inspirierte Songwriter-Perlen gesungen von der Neuseeländerin Jordan Reyne. Musik zwischen Industrial und Folk, Steampunk und den Grimm’schen Märchen. Die weibliche Stimme tut den Songs gut. Jordan Reye singt sehr tief, hat aber ein vielseitiges Organ und weiß dieses einzusetzen. Die Songs hangeln sich entlang der Geschichte einer walisischen Familie zwischen dem späten 19. und dem frühen 20. Jahrhundert. Endphase Industrialisierung. Was machen alle die Maschinen mit dem Leben einer Familie?

klimper, sanftes, sphärisches Rauschen. Alles unterlagert von einem tiefem, stampfendem Beat, ausgestattet mit einer zarten Dynamik, die eine höchst bedrohliche Stimmung aufkommen lässt. Da wechseln sich Hufe auf Asphalt, Wellenrauschen, Wind und Hämmer ab. Die Rufe der Arbeiter werden zum Groove. Fantastisch. Ein Gesamtkunstwerk. Einzelne Stücke herauszuheben ist schwer. Ich höre die schweren, düsteren Songs wie Blood on the Sea, London oder vor allem den Quasi-Titeltrack Factory Nation besonders gern, aber die offeneren, poppigeren Songs wie The Arsonist schaffen einen Ausgleich – und lassen nachfolgende Songs viel tiefer stürzen. Das ist kein depressives Emo-Album. Sondern der Soundtrack düsterer Geschichten einer vergangenen Zeit, die sachte in das Fantasy-Genre, bzw. Steampunk abdriften. Selten eine klarere Kaufempfehlung ausgesprochen. www.celtic-rock.de/archives/12266

So geht es im ersten Song um Johnny, der zwischen dem Leben auf See und dem Diktat der Maschine auf das bürgerliche Leben hin- und hergerissen ist. Während er seine jüngeren Jahre auf See verbringt, sehnt er sich doch irgendwann nach einem normalen Leben. Also heiratet er, kriegt Kinder, nimmt einen Job in einer Fabrik an … und doch lässt ihn das Meer nicht los. Irgendwann kann er nicht mehr widerstehen, er läuft ins Meer, raus in die Wellen – um zu sterben. Gleich der nächste Song beschäftigt sich mit seiner zurückgelassenen Ehefrau. Und so begleitet einen die CD durch eine Atmosphäre zwischen Maschinenglut, dem Hämmern von Maschinen, qualmenden Schloten – und zwischendrin immer wieder: Das Meer. Das weite, weite Meer. Unberührt. Bis die Familie dann nach London zieht.

Trackliste

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11.

Jordan Reyne setzt diese Ideen erstaunlich gut und passend um. Da sind liebliche Gesänge, zartes Ge-

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Johnny & The Sea A Women Scorned Blood On The Sea A Hard Game London Factory Nation Havenly Creatures The Arsonist Wait (I Run Too Slow) A Healer’s Folly (Live) Crooked


CDs und Platten

Piggery Spur ~ Welcome To Piggery Spur (2011) von daniels Akustische Musik, die zum Träumen und Nachdenken verleitet. Diese Musiker/innen haben Ruhe, Rhythmus und Gefühl im Blut.

Einflüsse ihrer Musik führen sie unter anderem auf Neil Young, Bob Dylan, Johnny Cash, Simon & Garfunkel, Tom Waits, John Martyn, Jerry Garcia & the Waterboys zurück. Eingefleischten Dropkick Murphy Fans wird es nicht gefallen, es sei denn sie lösen ihre Scheuklappen, aber für Sympathisant/innen / Liebhaber/innen akustischer Musik eine empfehlenswerte Abwechslung zum folkigen Allerlei. Anspieltipps:

Drinking Song (Radio Edit) Home www.celtic-rock.de/archives/13295

Ich rede über das aus Schottland/Kanada stammende Duo Piggery Spur: Greg Fullerton, guitar, lead vocalist Mike Schroeder, mandolin, fiddle, guitar,vocals Häufig bekomme ich zu akustischen Klängen keinen Draht. Hier hat es ein bisschen gedauert, dann in der richtigen Stimmung aber gefunkt. Mit relaxten Klängen schaffen sie es, Themen aus dem modernen Schottland wie Alkoholismus, Drogenmißbrauch und den Zerfall ländlicher Strukturen zu thematisieren. Meine erste Begegnung, mal wieder im Auto Richtung Broterwerb, war ein ziemlicher Flopp. Ein paar Tage später, angenervt und unentspannt, lege ich die CD wieder ein. Diesmal kam der Flow und die Gedanken drifteten ab. Irgendwann kurz vor zu Hause wachte ich wieder auf. Man kann sicher viel hinein interpretieren, aber das Auffälligste an dem Album ist, wie ein Duo, wenn auch Multiinstrumentalisten, es schafft, jedem Lied eine eigene dichte Atmosphäre zu verleihen. Die Texte der Songs kann man auf der Homepage und im liebevoll gestalteten Booklet nachlesen.

Trackl is

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1. ON 2. NO THE RISE 3. LE RTHBOUND A TRAIN 4. HO VING M 5. JIM E M 6. INT Y FIN 7. LA O THE BLAC U 8. DR REN’S WALT K INKIN Z 9. RA G SON IN G 10. FR O 11. RIP M THE OUT SIDE 12. EN OFF D OF T 13. BE HE LIN S 14. JIM IDE THE SE E A M 15. DR Y FIN (RAD INKIN I G SON O EDIT) G (RAD IO ED I

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Interviews

Interviews Tooraloo Radio #16: Sean Cannon – Five beards on the road…for 49 years! von Funkfuzzi Die Dubliners im Konzerthaus Dortmund. Nach dem Soundcheck ist ein Interview-Termin für Tooraloo Radio abgemacht. Das „Geriatric Quintet“ (Zitat: Barney McKenna) bereitet sich auf das Konzert vor. Sean Cannon nimmt sich Zeit für einen kurzen Plausch auf der Backstage-Treppe zur Bühne. Das letzte Mal habe ich vor neun Jahren in Hagen mit ihm gesprochen, daran erinnert er sich. Wir beschließen, dieses Mal weniger schwäbisch zu sprechen (Se-

an hat eine Zeit in Süddeutschland gelebt). 49 Jahre on Tour – wie läuft es aktuell, was ist für das 50. Jubiläum geplant, wie war es damals mit dem großen Luke Kelly und was sagt ein Dubliner zu all den Dropkick Murphys und Flogging Mollys?? Darum geht’s in dieser Folge Tooraloo Radio! Nach dem Interview überreiche ich Sean noch die aktuelle CD der Ceili Family. Über den Bandnamen amüsiert er sich köstlich. Dann schaut er sich die Tracklist an – und ich muss ihm schnell versichern, dass es sich bei der „Screaming whore of the Sargasso Sea“ um ein Piratenschiff handelt. Hoffe, ihm gefällt’s! Das anschließende Konzert zeigt das „Geriatric Quintet“ in absoluter Höchstform. Die Setlist ist runderneuert. Neben den „Hits“ gibt es viele wiederbelebte Songs und Material, was man lange oder noch gar nicht live gehört hat. Großartige Gitarren-

arbeit von Eamonn Campbell, nettes Crooning von Patsy Watchorn, die unvergleichliche Stimme von Sean Cannon, großartige Fiddle- und Whistle-Tunes mit John Sheahan und nicht zuletzt Barney McKenna. Der Mann ist nicht mehr gut zu Fuß, aber am Banjo und der Squeeze Box unerreicht. Seine – zugegebenermaßen etwas ausufernden – Ansagen rühren das vollbesetzte Konzerthaus, bringen es zum Lachen und Songs wie Fiddler’s Green oder I wish I had someone to love me sind einfach ganz großer Sport!

Ich freue mich auf die nächsten 50 Jahre mit den Dubliners! Sean Cannon ist übrigens mit seinen Söhnen im Januar für ein paar Termine in Deutschland! 12.1.2012 Salzgitter 13.1.2012 Seefeld 14.1.2012 Bad Wünnenberg 15.1.2012 Delligsen 19.1.2012 Fulda 20.1.2012 Steinfeld 21.1.2012 Nürnberg 22.1.2012 Nürnberg Musik von Dubliners gibt es wie immer in unser begleitenden Radioshow “Tooraloo Radio“. www.celtic-rock.de/archives/13455

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Titelstory

Titelstory Pascal Briggs – Erdbeben im Studio und Verwicklungen auf der Bühne von Roisin Dubh Ute: Hallo Pascal, vielen Dank, dass Du Dir Zeit für das Interview nimmst. Auch wenn es von der Chronologie vielleicht etwas unstrukturiert ist muss ich einfach mit der Frage beginnen, die mich am meisten Interessiert:Du warst vor kurzen in den USA und hast mit verschiedenen Musikern zusammen gespielt. Wie kam Deine Reise zustande und wie hat es Dir gefallen? Pascal: Hi Ute, es gab schon letztes Jahr Bemühungen seitens eines amerikanischen Veranstalters mich in die Staaten zu holen, dieses Jahr hat es endlich gepasst. Er konnte mir rund um das von ihm mitveranstaltete Soundfest in Seattle eine kleine Tour zuschustern, überwiegend an der Westküste der USA. Auf dem mehrtägigen Soundfest hatte ich die Gelegenheit für grossartige Bands wie die Swingin Utters und die Stiff Little Fingers zu eröffnen, drumherum gab es ein paar kleinere Konzerte z.B. mit Drag The River in Portland und ein freudiges Wiedersehen mit Sean Wheeler & Zander Schloss in Olympia. Dann gings für mich weiter auf Tour mit meinen alten Kumpels von den US Bombs, die ich ja schon seit den 90ern kenne, und diese hat mich dann durch Idaho und Nebraska und durch weite Teile von Californiens bis runter nach San Diego an der mexikanischen Grenze geführt. Und ich hatte großes Glück meinen alten Freund Johnny Falcon, den ehemaligen Tourmanager der Briefs, als Fahrer und Begleiter an meiner Seite zu haben. Er konnte mir auf den langen Strecken durch die Wüste viel über Land und Leute erzählen, vor allem zur Geschichte der amerikanischen Ureinwohner und auch den Redwood Forest hat er mir gezeigt. Einmal wären wir fast in einen Baby Tornado hineingefahren, so was sieht man als Europäer nicht alle Tage. Ute: Gibt es Unterschiede zwischen dem amerikanischen und dem deutschen bzw. europäischen Publikum? Pascal: Ich hab ja in Europa relativ viel getourt, auch in Ländern wie Spanien, Italien und Frankreich, in denen die englische Sprache ja generell nicht so geläufig geschweige denn populär ist. Da ist es in England oder eben den USA schon einfacher die Menschen direkt zu erreichen, speziell wenn ich alleine unterwegs bin, mit dieser wenig tanzbaren und doch eher lyrisch orientierten Singer/Songwriter Musik.

Ute: Du hast u.a. mit Sean Wheeler und Zander Schloss zusammen gespielt und mit den beiden ist ja auch ein Split-Album entstanden, das gerade Album des Monats bei celtic-rock.de geworden ist. Ich kenne Sean noch aus seiner Zeit mit Throw Rag. Ich glaube ihr habt viel gemeinsam? Pascal: Throw Rag waren mir von den “Old Scars and Upstarts” compilations bekannt, die ja Duane Peters, der Sänger der US Bombs, in den Jahren um die Jahrtausendwende zusammengestellt hatte und auf denen auch Bands vertreten waren bei denen ich damals gespielt hatte. Jetzt habe ich durch den persönlichen Kontakt mit Sean noch mehr Zugang und bedauer es sehr, sie nie Live gesehen zu haben, da sie ein unglaublich energetischer Act gewesen sein müssen! Und ja, Sean und ich teilen einiges…z.B. eine Rude Boy Vergangenheit und die Liebe zum Reggae. Aber auch darüber hinaus sind wir gute Freunde geworden. Er ist ein außergewöhnlich interessanter Mensch, der mit einer großen Wachheit und einer bemerkenswerten Beobachtungsgabe durch die Welt

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Titelstory

und das Leben geht. Und natürlich ein unglaublicher Entertainer, nicht nur auf der Bühne…ein großer Junge…und ein großer Poet! Ute:

Wie genau kam es zur Zusammenarbeit?

Pascal: Irgendwann kam aus heiterem Himmel eine Mail von Sean Wheeler: “Hey, denkst du es wäre eine gute Idee mit mir und Zander Schloss auf Tour in Europa zu gehen?” Ich habe keine Minute gezögert, um mitzuteilen, dass ich das für eine sehr gute Idee halte! Zander Schloss war mir durch seine Zusammenarbeit mit Joe Strummer, Die Hunns und als Mitglied der Circle Jerks ohnehin ein Begriff. Aber wir hatten uns bis dahin nie persönlich kennen gelernt. Sean hatte lediglich mein Album “The Mercenary” in den USA in die Finger bekommen, und es hat ihn scheinbar sehr beeindruckt…und letztendlich zu dieser Mail bewogen. Wir hatten aber alle direkt ein gutes Gefühl. Möglich wurde das ganze jedoch erst, als auch meine Agentur in Deutschland grünes Licht für dieses exklusive, aber doch in Europa nicht unbedingt massen-kompatible, Tourpackage gegeben hat. Zusammen mit Muttis Booking haben wir dann die fast einmonatige Tour im Februar auf die Beine gestellt. Ute: Ich ärgere mich immer noch, dass ich damals keine Zeit hatte eins der Konzerte zu besuchen. Wie ist die Tour gelaufen und wie war das Feedback vom Publikum? Pascal: Es war für alle Beteiligten etwas ganz besonderes, die beiden waren zwar schon mit ihren jeweiligen Bands hier, aber noch nie als Duo. Auch für die Stokers war es die erste Tour, davor gab es nur einige wenige Gigs. Die Besucherzahlen waren deshalb auch oft unterschiedlich, denn so ein exotisches Package muss man dann ja auch erst mal “verkaufen”. Allerdings hatten alle Konzerte eines gemeinsam: egal ob es jetzt 20 oder 120 Besucher waren, wir haben jeden Abend Begeisterungstürme erfahren und auffällig oft gehört, es sei das beste Konzert seit langem, oder sogar jemals, gewesen! Und obwohl wir die Amerikaner erst bei ihrer Ankunft kennen lernten, war es auch untereinander sofort ein guter Vibe. Das überträgt sich dann wohl auch auf die Bühne, und vor allem das gemeinsame Musik machen mit diesen beiden Originalen gegen Ende der Shows war für uns etwas sehr besonderes. Wir standen bei der Zugabe zu siebt auf der Bühne und haben ordentlich was losgemacht. Ute: Plant ihr weitere gemeinsame Tourneen / Projekte? Pascal: Bei meinen beiden Solo Auftritten im Spätsommer in Los Angeles hat Zander Schloss mich

dann auch bei ein paar Songs mit seiner Bouzouki begleitet, das ist eine Art Laute, die überwiegend in der griechischen und irischen Musik zum Tragen kommt, und einen wunderschönen Klang hat. Und da ich einige Tage in der Gegend war, konnte ich im Ultrasound Studio in Downtown LA zudem noch ein paar Aufnahmen machen, an denen auch Zander beteiligt war. Es war übrigens das erste Mal, dass ich wegen einem Erdbeben die Session unterbrechen musste! Es gibt auch eine Idee zu einer gemeinsamen Tour mit Chip Hanna und Sean & Zander in den Staaten, aber terminlich ist da noch nichts in trockenen Tüchern. Ich würde es aber auch sehr begrüßen, wenn sie recht bald nochmal den Sprung nach Europa wagen. Ich hoffe ich plauder nicht zu viel aus, wenn ich verrate das Sean Wheeler & Zander Schloss grade an ihrem zweiten Album arbeiten…da darf man gespannt sein! Wir sind also in Kontakt und es würde mich sehr wundern, wenn sich die Wege nicht auf die ein oder andere Art wieder kreuzen würden. Ute: Deine eigene Musik ist ja unglaublich vielseitig und ein Mix etlicher Stilrichtungen, was hörst Du denn privat am liebsten? Pascal: Das variert sehr, ich habe keine eigene Plattensammlung mehr und höre eigentlich nicht allzu viel Musik. Oft ist es das, was ich auf meinen Reisen aufschnappe, und an manchem bleib ich dann eben hängen. In Seattle bin ich auf Roky Erikson’s Album “The Evil One” von 1981 gestossen, pure genius…. und der Wiener Songwriter Antcar hat mir vor kurzem den rudimentären Blues von R.L. Burnside nähergebracht. An aktuellen Bands begeistern mich vor allem The Devil Makes Three, die ja Anfang 2012 zum ersten Mal nach Europa kommen sollen, und auch das Debut Album von Nathan Maxwell & The Original Bunny Gang begleitet mich seit unseren gemeinsamen Konzerten im letzten Jahr beständig. Die frühen Black Sabbath habe ich auch für mich wiederentdeckt…aber zum Entspannen darf es auch eher mal was ruhiges, instrumentales sein, z.B. von Giora Feidman. Ute: Ich finde es immer ziemlich interessant von welchen Bands sich Musiker beeinflussen lassen. Wo liegen Deine musikalischen Wurzeln? Pascal: In meiner Kindheit war ich vor allem von klassischer Musik umgeben, von der meine Mutter sehr fasziniert war. Mein Vater ist in erster Linie Bob Dylan Fan, aber auch die Musik von Leonard Cohen z.B. habe ich durch ihn schon in frühester Kindheit kennen und lieben gelernt. Zum ersten Mal selber Musik für mich entdeckt, das war wohl Bruce Springsteen, kurz nachdem Born in The USA rauskam. Ich erinnere mich genau, wie ich dem Album zum ersten Mal unter den Kopfhörern lauschte…danach war

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Titelstory

nichts mehr wie es vorher war. Das war in Belgien, ich war vielleicht neun oder zehn Jahre alt, und ich denke der Boss ist Schuld daran, dass ich mir die erste Gitarre gekauft habe…eine Telecaster Kopie für 40 Mark! Aber gegen Ende der 80er kamen dann die Teenager Jahre, und da war vor allem alles an Subkultur interessant, was man zu fassen bekam, auch wenn die Bands ihre größten Tage oft grade hinter sich gelassen hatten. Meine Faible für The Pogues, The Specials oder auch The Who habe ich sehr früh entdeckt. Ich denke all diese Einflüsse, ob gewollt oder ungewollt, kann man in meiner Musik raushören…

tarre einen ganzen Saal “gefangen nehmen” kann, und das ist ein gutes Gefühl! Ute: Haha, nein. Das hatte ich schon wieder völlig vergessen. Ich fand das damals auch gar nicht so dramatisch. Ich meinte mehr, dass es viel mehr “Mut” (ist vielleicht nicht ganz das richtige Wort, aber mir fällt kein besseres ein) erfordert so ganz alleine vor ein Publikum zu treten von dem man, gerade wenn man Opening Act ist, nicht weiß, wie es einem gesonnen ist. Pascal: Das kann sehr unter Umständen sehr strange sein. Ich hab mich aber vor der Bunny Gang sehr wohl gefühlt, denn obwohl ihre Musik eher Reggae lastig ist, hat es auch hier auf einer anderen Ebene gut gepasst, denke ich. Ich hatte nichts zu verlieren und konnte sogar auch vereinzelt Leute für meine Musik begeistern und gewinnen. Nicht zuletzt haben wir uns ja auf der Tour auch kennen gelernt! Ute: Inzwischen hast Du eine Deine Band, „The Stokers“ im Rücken. Wie habt ihr zusammen gefunden? Pascal: Um ehrlich zu sein ist die Band noch und wieder im Findungsprozess…Chris Brief von den unvergessenen “Briefs” ist neuer Schlagzeuger der Stokers, da Burn Harper mit seinem eigenen Studio, dem “Heizraum” in Essen, eigentlich schon genug um die Ohren hat…und schon seit dem Rebellion Festival in Blackpool im August ist ein weiterer guter Freund, Martin, der ehemalige “Frontkick” Gitarrist, an meiner Seite…genau wie Bob The Stoker und Long Shot Hooky immernoch dabei sind! Auf meiner Dezember Tour mit Honest John Plain wird es neben akustischen Gigs auch ein paar Auftritte mit den Stokers zusammen geben, eine erste Feuerprobe für das neue Line-up! Ute: Das klingt spannend. Wie lange bist Du denn im Dezember unterwegs?

Ute: Wir haben uns zum ersten Mal getroffen als Du Nathen Maxwell von Flogging Molly supportet hast. War das nicht ganz schön schwierig so alleine auf der Bühne zu stehen?

Pascal: Die Tour beginnt am 1.12. in Düsseldorf im Vox Club und endet am 17.12. im Archiv in Potsdam, wobei die Konzerte mit Unterstützung der Stokers vor allem die am Anfang und am Ende der Tour sind.

Pascal: Meinst du dieses letzte Konzert der Tour in München, als ich mich mal wieder gnadenlos in meinem Gitarrenkabel verwickelt habe? Nach all den Jahren sollte man ja meinen, ich hätte mir eine professionelle Bühnenpräsenz angeeignet! Ohne Gitarren-Tech bin ich nach wie vor mit dieser Seite der Dinge überfordert…aber ich hab in den letzten Jahren auch die Erfahrung gemacht, dass ich an einem guten Abend nur mit meiner Stimme und einer Gi-

Ute: Du bist ja wirklich schon weit rum gekommen, gibt es einen Ort wo Du am liebsten spielst? Pascal: Ich bin z.B. sehr gerne bei meinen Freunden im Baskenland! Und was Festivals angeht, gehört das Rebellion zu meinen Favoriten, die verschiedenen Venues, alle in einem riesen Gebäudekomplex, sind schon sehr besonders, mit ihrem teilweise trashigen und doch edlen Ambiente.

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Titelstory

Ute: Gibt es einen Ort an dem Du unbedingt einmal spielen möchtest? Pascal: New York gehört auf jeden Fall dazu, aber auch nach Südamerika möchte ich einmal! Ute: Was hältst Du von der Occupy-Bewegung? Einige Musiker, wie zum Beispiel Stef sind da ja sehr engagiert. Pascal: Ich denke, dass es gut ist, aufzubegehren und den Banken und Politikern Zunder zu geben. Auch wenn es, wie der Occupy Bewegung ja schon vorgeworfen wurde, an der Darlegung von Alternativen mangelt, das kapitalistische Geldsystem ist am Ende der Fahnenstange angekommen, das ist wohl kaum zu leugnen. Durch dessen Fall muss also zwangsläufig etwas Neues entstehen, je schneller, desto besser. Ich selber bin ein eher nach innen gekehrter Mensch und politisch nicht sehr engagiert. Aber ich habe mich mehr oder weniger bewusst dazu entschieden ein Leben weitestgehend ohne materialistische Werte zu führen, das heißt ich habe kein Auto, kein Haus und auch kein Geld auf der Bank. Das ist manchmal tough, aber wenigstens muss ich beim großen Crash auch um nichts bangen…

Ute: Zum Abschluss noch zwei Fragen: Welches war Dein allererstes Album das Du besessen hast? Pascal: Schwer zu sagen, das ganze lief doch eher über Tapes…das erste richtige und wichtige Punk Rock Vinyl war wohl “Angels withe Dirty Faces – the rest and the best of Sham 69ʺ″ Wenn Bruce Springsteen mich dazu bewegt hat, die Gitarre in die Hand zu nehmen, dann hat mir Dave Parsons gezeigt, was man damit auch machen kann… Ute:

Pascal: Der Tod von Poly Styrene von X-Ray Spex vor kurzem hat mich ich sehr berührt, denn natürlich haben nicht nur männliche Idole meine Jugend begleitet…und wenn ich über den Tellerrand des Rock’n'Roll hinwegsehe, denke ich das mit Dennis Hopper ein grosser Freigeist und Rebell gegangen ist. Maximum Respect! Aber neben einigen unereichbaren und teilweise bereits verstorbenen Grössen wurden diejenigen, die mich in meinem eigenen Umfeld am meisten beeindrucken und somit auch beeinflussen, bereits in diesem Interview genannt. The Mighty Stef, Sean Wheeler, Zander Schloss, Duane Peters & Chip Hanna von den US Bombs, Nathan Maxwell & Honest John Plain…und dann fällt mir da vor allem noch ein grosser englischer Punk Rocker der ersten Stunde ein: TV Smith! Ich schätze mich sehr glücklich mit all diesen fabelhaften Musikern und liebenswerten Menschen Zeit auf der Bühne und darüber hinaus verbracht zu haben und hoffe noch vieles mit ihnen teilen zu dürfen. Ute: Vielen Dank noch mal für das spannende Interview. Wir sehen uns im Dezember bei Deiner Tour. Für alle, die Pascal Briggs live sehen möchten sind hier die kompletten Tourdaten: 01.12. Düsseldorf – Tube Club (+The Stokers) 02.12. Nijmegen, Holland – De Bijstand 03.12. Den Haag, Holland – De Vinger 04.12. Bochum – Wageni 05.12. Billerbeck – Forum Billerbeck 06.12. Mainz – Kulturcafé 07.12. Heidelberg – Café Gegendruck 08.12. Karlsruhe – Neue Hackerei 09.12. Luzern, Switzerland – Sedel 10.12. Augsburg – TBA 11.12. Nürnberg – Der Wilderer 12.12. Weiden – Toucan 13.12. Prag, Czechia – Cross Club 14.12. Cottbus – Glad House 15.12. Leipzig – Raum der Kulturen 16.12. Dresden – Chemiefabrik (+The Stokers) 17.12. Potsdam – Archiv (+The Stokers) www.celtic-rock.de/archives/13256

Hast Du Vorbilder/ Idole?

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CDs und Platten

CDs und Platten The Galway Hooker Band ~ Hookers Hooch & Haberdash (2011) von Jessy The Galway Hooker Band ist eine Gruppe aus dem sonnigen Orange County und sie liefert den besten Beweis dafür, dass es dort nicht nur luxusverwöhnte Reiche, sondern auch eine ansehnliche Musikszene gibt. Gegründet hat sich die sechsköpfige Kombo bereits 2008 und seitdem schmettert sie in ihrer Heimat und Umgebung voller Inbrunst ihre Version des Irish Punk von den Bühnen. Das Album “Hookers Hooch & Haberdash” ist ein eindrucksvoller Spiegel des musikalischen Stils der Galway Hooker Band. Sänger Paul Brashier alias “Paddy O’Furniture” macht mit seinem rauhen, schnörkellosen Gesang die Songs unverwechselbar.

Insbesondere merkt man bei den Musikanten der Galway Hooker Band definitiv, dass hier echte “Punk-Veteranen” am Werk sind, welche mit persönlicher Hingabe die Verbindung mit der irischen Musik zelebrieren. Die Songs weisen insgesamt ein durchgängiges Tempo auf, das kaum Zeit zum Ausruhen lässt und genau das ist wohl auch das Tolle an der Platte. Es handelt sich bei “Hookers Hooch & Haberdash” abermals um eine Schöpfung, die direkt der hitzigen Enge eines Pubs oder der Verruchtheit eines Underground-Clubs entsprungen zu sein scheint. Definitiv “Live-Material”, das dafür gemacht ist, auf der Bühne dargeboten zu werden bis die letzten Pints geleert sind! www.celtic-rock.de/archives/13338

Trackliste

Galoppierende Kompositionen wie “Shit Ball of wax” oder “9th street” überzeugen mit Tempo und Melodie. Die persönlichen Idole der Band, wie Dropkick Murphys, Flogging Molly oder The Pogues haben hier eindeutig ihre Spuren hinterlassen. Die einzelnen Instrumente ergänzen sich dabei immer wieder hervorragend. Einprägsame Violinenlinien und die trabende Rhythmik der Mandoline laden bei “Girlie Song” oder “Leaving of Liverpool” zum Feiern ein. Textlich gibt es bei “Hookers, hooch & Aberdash” keine Überraschungen, es werden allerlei Geschichten rund um Liebe, Heimat, das Trinken und Feiern besungen. Jedoch könnte eventuell der spezielle Gesang für den Ein oder Anderen eventuell auf Dauer eine Herausforderung sein, denn dieser setzt nicht auf feine Akzentuierung, sondern auf trotzigen Ausdruck. Doch stilistisch gesehen ist das genau die richtige Attitüde für echten Irish Punk!

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12.

Key of Whiskey Coming Home Shit Ball of wax Gracie 9th street Girlie song I.C.U Bottom of your glass Leaving of Liverpool Whiskey Stumble Raise me glass Fight song!

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CDs und Platten

Beltaine (PL) ~ Live (2011) von kuec

te weiter verstärkt. Wer von einer Harfe nur sanftes Säuseln erwartet, muss sich umgewöhnen. Ihr Zusammenklingen mit einer kraftvollen Band macht diese CD außergewöhnlich. Beltaine setzen vorrangig auf das Zusammenwirken von Rhythmen und Melodien, wobei die Harmonien weniger durch Akkorde gesetzt sind. Den Groove betont die zusätzlich zum Schlagzeug laufende Perkussion mit dem (hervorragenden) Bass. Darüber legen die Fiddle, Bläser oder Harfe variationsreiche Stimmen, die untereinander verknüpft sind. Live muss das eine echtes Erlebnis gewesen sein.

Eine Band mit herausragenden musikalischen Fähigkeiten, die ein bemerkenswertes Instrumentarium und Grooves aus verschiedenen Kontinenten verbindet – trotzdem hat kaum jemand bei uns schon von Beltaine aus Polen gehört. Dass sich dies unbedingt ändern sollte, beweist ihr aktuelles Live – Album von einer Tour im März. Der rote Faden ist unzweifelhaft Keltisches, was sich nicht nur auf Irland beschränkt, sondern auch die Bretagne oder Nordspanien meint. Damit kombinieren Beltaine Indisches, Südamerikanisches, Afrikanisches, mixen dazu Rock, Funk oder Soul, was eine ungemein vielschichtige Mischung ergibt. Der Kölner Harfenist Jochen Vogel passt da prima hinein, da er bestrebt ist, sein Clairseach genanntes Instrument in moderne Zusammenhänge zu setzen. Die polnischen Beltaine (nicht zu verwechseln mit zahlreichen gleich benannten) bestehen seit 2002 und sind zu Siebt. Die Band hat schon in Mexiko, Malaysia und Moldawien gespielt und wird wohl der Kategorie Weltmusik zugeordnet – was schade ist, da sie keineswegs nur ein Nischen – Publikum überzeugen kann, wie an der Live-Aufnahme unzweifelhaft zu hören ist. Sie haben zwar auch E-Bass und Schlagzeug, sind aber keine Rockband im engeren Sinn, denn die Gitarren spielen meist eine untergeordnete Rolle. Trotzdem sind sie mit ihrem druckvollen Sound auf der Höhe der Zeit. Statt eines Keyboards bringen eine reiche Auswahl vonMelodieinstrumenten eine große Palette Klangfarben. Der metallische Klang von Vogels Stahlsaitenharfe wird durch EffekTrackliste 1. 2. 3. 4. 5.

Beltaine Influenza Bretolomolo Mad Song Butterfly

6. 7. 8. 9. 10.

Lodz By Night Little Cascade Hoodoo’s Lament Technogaita Ain’t No Sunshine

Gern beginnt ein Stück mit selbst geschaffenen Melodielinien, bevor sich dann ein keltischer Tune herausschält, etwa beim beliebten Slipjig Butterfly. Little Cascade stellt die Harfe mit einem ruhigen irischen Stück in den Vordergrund, es geht aber auch rockig zu bei komplett eigenen Werken mit traditionell klingenden Riffs: Influenza oder Lodz by Night. Gesungen wird recht wenig. Bei Mad Song wird düster im Hintergrund ein Gedicht von William Blake vorgetragen, beim Bretolomolo gibt es den typisch bretonischen Sprechgesang. Erst als letzte Nummer kommt ein „richtiger“ Song, der Pop-Klassiker Ain’t No Sunshine, wo die Harfe mit cleveren Akkorden eine ganz eigene, leicht melancholische Atmosphäre schafft. Stark. Erheblichen Anteil am Gesamteindruck hat der Mann am Mischpult, der kräftig seine Soundeffekte einsetzt und einen trotz aller Unterschiede charakteristischen Bandsound gestaltet. Ein sehr dichtes Album, bei dem es schwer fällt, Favoriten herauszupicken. Beltaine sei allen anspruchsvollen Festivalveranstaltern und -besuchern warm empfohlen. Besetzung Adam Romanski – Fiddle Grzegorz Chudy – Low Whistle, Akkordeon, Bombarde, Bansuri, Gesang Lukasz Kulesza – akustische Gitarre Bartlomiej Dudek – E-Bass Jan Kubek – Tabla, Cajon, Djembe Jan Galczewski – Bouzouki, E-Gitarre, galizischer u.a. Dudelsack, Bodhran Mateusz Sopata – Drums Rafal Witkowicz – Soundeffekte www.celtic-rock.de/archives/13392

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Interviews

CDs und Platten

Wie man ein Interview verpatzt oder ein wunderbarer Nachmittag mit Brett Hunt von Roisin Dubh Nachdem ich schon Brett Hunts Album „corrugated road“ hier bei Celtic Rock besprechen durfte hatte ich mich sehr darauf gefreut mich bei seinem Konzert in Grosskarlbach davon überzeugen zu können, dass er live genauso gut ist wie auf CD. Zu meiner Enttäuschung konnte ich an diesem Abend letztendlich doch nicht dabei sein. Um wenigstens das geplante Interview nicht platzen zu lassen haben wir uns am nächsten Tag zum Mittagessen verabredet.

auch Brett, dass die in der Vergangenheit von den Gewerkschaften hart erkämpften Errungenschaften gerade wieder den Bach runter gehen. Im weiteren Verlauf des Gesprächs hat sich dann mal wieder meine These bewahrheitet, dass es keinen Australischen Musiker gibt, der nicht die Kult-Band „Weddings Partys Anything“ auf die eine oder andere Art zu seinen Favoriten zählt. Mick Thomas, der Kopf der Band, ist ein brillanter Songwriter und schafft es immer wieder die Zuhörer in seinem Bann zu ziehen.

So kam es, dass Brett Hunt letzten Sonntag um 15 Uhr bei mir vor der Tür stand. Mein Gerüst von Fragen lag bereits sorgfältig aufgeschrieben auf dem Tisch, der Kuli, den ich extra nochmal auf Funktionsfähigkeit getestet hatte, schreibbereit daneben. Als gute Gastgeberin war es jedoch meine erste Pflicht Getränke anzubieten – und schon waren wir in ein Gespräch über Bier verwickelt. Brett entpuppte sich als echter Bierkenner. Er schätzt deutsches Bier sehr weil es nach dem Reinheitsgebot gebraut ist. In Australien ist das nicht immer der Fall. Manche Biere kommen dort nach nur 6 Tagen Herstellungsprozess auf den Markt und sind mit allerlei Zusätzen versehen. Brett ist ein Fan von Mikro-Brauereien und wir haben sogar gemeinsame Lieblingsbiere wie Little Creatures und Mountain Goat. Aber nicht nur in Sachen Bier ist Brett ein Verfechter der natürlichen Herstellung und regionalen Märkte. So schwärmte er sehr vom guten Wein und Käse den er in Grosskarlbach bekommen hat. Brett versucht, egal ob zuhause oder unterwegs, lokale Produkte zu kaufen um die kleinen Hersteller von hochwertigen Waren zu unterstützen. Während unser Mittagessen auf dem Herd brutzelte hatten wir uns schon richtig festgequatscht. Es ging um Orte in Australien die ich schon besucht hatte, witzige Erlebnisse und natürlich um die exzellente Melbourner Musik Szene. Beim Essen sind wir dann über Umwege auf die Australische Geschichte gekommen. Einer, oder vielleicht sogar der australische Volksheld ist Ned Kelly. Er gilt als Robin Hood Australiens und musste vor knapp 150 Jahren sein Leben am Strang lassen. Ich kannte die Geschichte im Groben, es war jedoch sehr interessant zu erfahren, dass Ned Kelly nicht nur ein Wilderer und Räuber mit guten Absichten war, sondern auch ein sehr politischer Mensch, irischer Abstammung, der Missstände, vor allem die schlechte Behandlung katholischer Iren durch die britischen Kolonialbehörden offen anprangerte. Über Ned Kelly sind wir beim Australischen Arbeitsmarkt gelandet und, wie viele andere australische Musiker, fürchtet

Es war so ein geselliger Nachmittag, dass wir nach dem Essen spontan beschlossen noch auf ein Abschlussbier in meine Stammkneipe zu gehen bevor Brett sich wieder auf den Weg machen musste. Das war ja auch ein viel besserer Ort für so eine ernsthafte Sache wie ein Interview als zuhause auf dem Sofa… Die sorgfältig zurechtgelegten Fragen blieben natürlich auch genau dort wo ich sie hingelegt hatte, nämlich auf dem Wohnzimmer Tisch. Nun gut, Gesprächsstoff gab es genug; Also legten wir bei einem Bier unserer örtlichen Brauerei los. Doch leider war da noch ein anderes Problem. Brett hatte noch gut 300 km Strecke vor sich und, ich weiß wirklich nicht, wie das geschehen konnte, hatten wir die Zeit ein kleines bisschen aus den Augen verloren und wir mussten nach kurzer Zeit, fast ein bisschen hektisch, wieder aufbrechen. Ich habe es trotzdem gerade noch geschafft ein paar Fragen zu stellen und so ist an diesem Sonntagnachmittag zwar nur ein halbes Interview aber dafür eine ganze Freundschaft entstanden.

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CDs und Platten Interviews

U: Dein Album „Corrugated Road“ ist in Australien bereits 2006 erschienen. Jetzt hat es über das Label Tonetoaster auch den Weg nach Europa geschafft. Wie kommt es zur Zusammenarbeit eines australischen Künstlers mit einem kleinen deutschen Plattenlabel? B: Ich habe regelmäßig in einem Club namens BBs in Bondi gespielt. Dort habe ich einen Deutschen getroffen, der von meiner Musik begeistert war und mir sage, ich müsse unbedingt nach Deutschland kommen. Dieser Deutsche war Frank Scheller von Tonetoaster und er war so hartnäckig, dass er es nach einigen Jahren, in denen er mich immer wieder gefragt hat, geschafft hat mich zu überreden. So bin ich 2009 zum ersten Mal auf Europa Tournee gegangen. Damals habe ich auch Konzerte in Irland gespielt. Das war sehr witzig. Vor dem offiziellen Release meines Albums habe ich selbst CDs meiner Musik, quasi als Bootleg, verkauft . Als ich dann nach Irland kam waren im Publikum jede Menge Iren, die für ein Jahr in Australien gelebt hatten, meine Lieder kannten und mitsingen konnte. U: Du bist in Bega aufgewachsen, lebst jetzt aber mit Deiner Familie in Bondi. Dann bist Du doch bestimmt auch Surfer? B: Nein, ich Laufe und Schwimme gerne. Surfen ist nichts für mich. Außerdem ist der Bondi-Beach oft wahnsinnig voll. Ich habe Strände an die es mich mehr zieht. U:

Wie gefällt Dir Deutschland?

B: Die Deutschen sind ein ganz besonders Publikum, sie zeigen einen einzigartigen Respekt und haben eine hohe Anerkennung dafür, dass jemand eine lange Reise auf sich nimmt um ihnen seine Musik nahe zu bringen. U:

ist das australische Publikum anders?

B: ja, es ist viel schwieriger das australische Publikum für sich einzunehmen. U: Du bist ja auch in Australien ziemlich viel unterwegs, lebst Du von Deiner Musik? B: Ich mache Theater. Das ist so eine Art Ausbildungs-Unternehmen. Mit Hilfe von Theaterstücken soll bei Kindern das Interesse an Bildung geweckt und Kreativität gefördert werden. Das sind 300 Shows im Jahr und dann spiele ich noch so um die 80 Gigs. Ich muss also hart arbeiten um das Geld für mich und meine Familie zu verdienen.

U: Ich kenne Australien und seine Musik Szene ein bisschen. Australische Musik hat etwas ganz eigenes… B: Australien ist wegen seiner Geschichte wie ein Schmelztiegel der keltischen Musik. Nimm mich als Beispiel: Mein Großvater war Waliser, meine Großmutter Engländerin und der gesamte Rest der Familie ist Irisch stämmig. Diese Mischung ergibt eine Art Australische Note. U: Deine aktuelle Tour hat gerade erste begonnen, aber nachdem Du so vom Deutschen Publikum geschwärmt hast interessiert mich natürlich trotzdem ob es jetzt schon weitere Pläne gibt. B: Ja, die gibt es tatsächlich schon. Ich möchte künftig möglichst zwei Mal im Jahr nach Europa kommen. 2012 werde ich die ersten 3 Wochen im Juli hier sein und auf verschiedenen Festivals spielen. Wir sind gerade dabei die Gigs zu buchen. U: Das klingt jetzt gerade wahnsinnig einfach von Australien nach Europa zu kommen. Es gibt so viele australische Bands auf die wir hier sehnsüchtig warten, die aber nie den Absprung schaffen. Wie kommt das. B: Es ist ein Unterschied ob Du als Solo-Künstler oder als Band unterwegs bist. Ich habe nur die Flugkosten für eine Person, die ich sogar noch relativ gering halten konnte indem ich auf den Komfort einer renommierten Airline verzichtet habe. Außerdem muss man nicht so viele Tickets verkaufen bis sich der Aufwand rechnet. Wenn zu einer Band 150 Leute kommen bleibt kein Gewinn übrig, ich als Solo-Künstler würde bei der gleichen Anzahl von Leuten ganz gut verdienen. Ich finde es übrigens ganz erstaunlich wie viele Australier in Deutschland sind. Besonders in Berlin; viele von denen versuchen im Westen Fuß zu fassen, aber das scheint sehr schwer. Ich kann jedenfalls von mir sagen, ohne Tonetoaster wäre ich nie nach Deutschland gekommen. Die kümmern sich wirklich gut um mich und sorgen dafür, dass alles reibungslos klappt. Ohne solche Unterstützung ist es für einen Musiker sehr schwer. Ich bin Tonetoaster echt dankbar; die tun das alle für mich weil sie sich in meine Musik verliebt haben und nicht wegen Geld. Mit neuen Künstlern kann man kein Geld verdienen. Deshalb sind Beziehungen ungeheuer wichtig. Ich finde die neuen Möglichkeiten, die das Internet diesbezüglich bringt sehr interessant. Facebook zum Beispiel ermöglicht es Dir Beziehungen zu knüpfen und zu Pflegen bei denen es nur um

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Interviews

CDs und Platten

die Musik geht und nicht um finanzielle Aspekte. Ich möchte meine Musik den Menschen näher bringen und das funktioniert auf diesem Weg richtig gut. Mir geht es nur um meine Musik und überhaupt nicht um Ruhm.

U: Vielen Dank für das Interview, wir müssen los… ;-) www.celtic-rock.de/archives/13502

Brett Hunt Tour 2011 03.11. – Marburg (GER), Molly Malones 04.11. – Losheim am See (GER), Dreschkeller 05.11. – Großkarlbach (GER), Franks Bodega 07.11. – Bamberg (GER), Live Club 09.11. – Greiz (GER), Eigenart e.V. 10.11. – Frankenberg (GER), Klimperkasten 12.11. – Lippstadt (GER), Pub Festival 16.11. – Castrop-Rauxel (GER), Bahia de Cochinos 18.11. – Crailsheim (GER), 7180 19.11. – Zella-Mehlis (GER), Da Capo e.V.

23.11. – Soest (GER), Alter Schlachthof 24.11. – Sarstedt (GER), Rainers Rockhaus 25.11. – Bielefeld (GER), Verve 26.11. – Hamburg (GER), Sichtbar 30.11. – Liege (BEL), Le Tipi 01.12. – Calais (FRA), Le Mauvaise Herbe 02.12. – Lille (FRA), Lucky Ducky 03.12. – Brussels (BEL), tba. 04.12. – Arras (FRA), Le Couleur Café 05.12. – Wesel (GER), JZ Karo (Songwriter Evening)

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Konzerte und Festivals

VI. Irish Folk Festival Volmarstein 2012 von kuec Das Festival in Volmarstein findet seit 2002 alle zwei Jahre statt. Es wird getragen von der Interessengemeinschaft Volmarsteiner Vereine, ist daher familienfreundlich angelegt und war zunächst für Tagesbesucher aus dem heimischen Raum gedacht. Es gibt jedoch auch Stammgäste, die regelmäßig aus größerer Entfernung anreisen. Daher wurde 2010 erstmals eine Campingmöglichkeit angeboten, die jedoch vom innerörtlichen Festivalgelände entfernt lag. Am 24./25.8.2012 bietet das Festival an der Burgruine über dem Ruhrtal wieder eine vielseitige, attraktive Musik-Zusammenstellung, wobei Programmgestalter Keith Bailey mit der Verpflichtung von Dougie MacLean aus Schottland ein echter Coup gelungen ist.

The Brendan McCreanor Band (IRL/SCO) Nua (D) Irish Rose (Slowakei) FullSet (IRL) Dougie MacLean (SCO) Bachelors Walk (IRL/D)

Freitag: Ten Pints After (D) In Search of a Rose (D) Samstag: The O’ Reillys (D) Beide für den Freitag gebuchte Bands sind für starke live-Gigs bekannt und versprechen einen unterhaltsamen Abend, mal akustisch, mal elektrisch. Ten Pints After treten diesmal in ihrer Inkarnation als Trio auf. Paddy, Det und Jörn verbinden jahrelange Band-Erfahrung mit dem Charme des Ruhrgebiets, wie er hier durchkommt: „Ob die Entscheidung, die Band Ten Pints After zu gründen, wirklich nach zehn Guinness gefallen ist, kann heute niemand mehr mit Bestimmtheit sagen. Angeblich waren es noch einige Pints mehr – so viele, dass sogar ein ganzes Orchester dabei hätte herauskommen können… Das Ergebnis dieser bierseligen Idee sind mitreißende und kompromisslose, natürlich handgemachte Scottish & Irish Pub Songs – im traditionellen Stil von Bands wie z.B. : The Corries, The Dubliners und den Clancy Brothers.“ Die Band um um unser Team-Mitglied Maze stellt sich selbst vor: „In Search Of A Rose kombinieren einen phantasievollen und abwechslungsreichen Stil mit Virtuosität und Humor, der für Irish Folk Rock-Fans ein absolutes Muss ist. Nicht nur der Vollständigkeit halber sollte man sie zum Kanon guter und professioneller deutscher Celtic Rock-Bands zählen, sondern auch wegen ihrer Kreativität und ihrem Hang zum Detail. Große Empfehlung für alle also, die zwischen gemäßigtem Punkrock bis hin zu Poprock auf solider Folkbasis mit Neigung zu liebevollen Verzierungen durch andere Musikstile zu haben sind. Gegründet 1992 in Lemgo, hat sich ISOAR schnell als feste Größe in der deutschen Folkrock-Szene etabliert. Als Vorbilder fungierten Bands wie The Pogues, The Levellers oder The Waterboys.“ Gegründet 1992 in Lemgo, hat sich ISOAR schnell als feste Größe in der deutschen Folkrock-Szene etabliert.

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Konzert und Festivals

Am frühen Samstag liegt der Schwerpunkt bei jungen Bands, die sich einen Namen machen wollen und dafür beste Voraussetzungen mitbringen. Das trifft auf den heimischen Nachwuchs, aber speziell für die aus Irland bzw. Schottland angereisten neu formierten Gruppen zu. Die O’Reilly-Brüder fragten 2010, ob sie nicht am Nachmittag vor dem „eigentlichen“ Programm spielen dürften. Die beiden jungen Lokalmatadoren versprühten gute Laune und kamen gut an. Für dieses Mal wurden sie nun offiziell mit ihrer neuen Band eingeladen. Wir haben mehrfach über Sean und Dwight und ihre Gruppe berichtet, die mit ihrem frechen Folkpunk auf dem Weg nach oben ist. Zu Nua zählen einige der talentiertesten jüngeren Leute der deutschen Irish Trad.-Szene: Mich Neumaier (Fiddle), Steffen Gabriel (Flute), Tobi Kurig (Blarge, d.h. große Bouzouki) und Michaela Grüß (Bodhran, Gesang). Sie verzichten auf ein zu großes Instrumentarium und jegliche Elektronik, experimentieren dafür aber mit alternativen Stimmungen, Tonarten und Rhythmen. Dadurch gelingt es ihnen, auf elegante Art und Weise die traditionelle irische Musik mit neuen Elementen der modernen Folkmusik zu verbinden.

Die Brendan McCreanor – Band besteht aus dem Namensgeber (Uilleann Pipes, Whistles, Gesang), Fiona Cuthill (Fiddle) und Stevie Lawrence (ak. Gitarre, Bouzouki). Brendan McCreanor hat bereits für die irische Präsidentin Mary McAleese, aber ebenso eine Menge Sessions in ganz Irland und auf dem Kontinent gespielt. Er erwarb am Dundalk Institute of Technology einen Abschluss im Fach Musik. Stevie und Fiona kommen aus Schottland. Sie haben in den letzten 15 Jahren gemeinsam in diversen Folkbands gespielt und sind auch als Duo aufgetreten. Das Trio ist erst seit 2010 zusammen und trat bereits sehr erfolgreich beim Glasgower Festival Celtic Connections auf.

Irish Rose wurde im Sommer 2003 in der Slowakei von zwei Irish Folk-Fans gegründet. Das Repertoire an Songs und Tanzmelodien stammt hauptsächlich aus Irland und Schottland. Zunächst wurde auf englisch, später aber auch in den authentischen Sprachen gesungen. Mit der Zahl der Konzerte entwickelte sich der eigene Sound. Inzwischen hat das Quintett auch eigene Stücke im Programm, die von keltischen Melodien und Rhythmen inspiriert sind. Seit ihrer Gründung 2003 haben sie auf keltischen, Country-, Folk- oder Weltmusikfestivals in der Slowakei, Tschechien und Polen gespielt. Die Besetzung umfasst Violine, Flöte, Akkordeon, Mandola, Bodhran und Gesang. 2008 nahmen sie ihre CD „Roses’ Dream“ auf und bereiten jetzt das 2. Album vor.

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Konzerte und Festivals

Da bleibt kein Fuß ruhig…FullSet bestehen aus fünf jungen MusikerInnen aus Irland, die einen „staunenswerten, einzigartigen Sound schaffen: er steckt voller Energie und Innovation, bleibt aber trotzdem immer den traditionellen Wurzeln treu. Für ihre Debütveröffentlichung haben sie gute Kritiken bekommen und wurden vom angesehenen Irish Music Magazine sogar mit Supergruppen wie Danu und Altan verglichen.“ (Presseinfo) Sabrina Palm schreibt im Irland-Journal 311 über die CD: „Die Sechs zünden zwar ein musikalisches Feuerwerk und rauschen durch die Tunes – ein durchaus gefährliches Unterfangen –, schaffen es aber, den Bogen zu halten und die Musik nicht beliebig erscheinen zu lassen. “ FullSet sind bereits bei zahlreichen Festivals in ganz Europa aufgetreten, darunter das Festival Interceltique in Lorient. Lange hat er sich bei uns rar gemacht, Musik von ihm ist aber bei vielen Folkkonzerten zu hören. Dougie MacLean (Jg. 1954) blickt auf eine lange, erfolgreiche Karriere zurück, hauptsächlich als Songschreiber, aber auch als Sänger und Komponist. Er schafft es, allein mit seiner Stimme und seiner Gitarre jedes noch so große Publikum in seinen Bann zu ziehen und eine persönliche Atmosphäre herzustellen. Seine Songs sind meistens ruhig, aber ausdrucksstark und sind von zahlreichen Künstlern übernommen worden. Er schrieb u.a. Ready for the Storm, die Filmmusik The Gael, sowie Caledonia, die heimliche schottische Nationalhymne. Er hatte nie Instrumentalunterricht, bekam aber aus seiner Familie einiges an musikalischer Tradition mit und ist ein sehr guter Fiddle-Spieler. Seine ersten Schritte auf internationale Bühnen machte er in den Siebzigern als Sänger und Geiger der Tannahill Weavers. Er lebt in den Highlands arbeitet dort im eigenen Studio. Über zwanzig Alben hat er aufgenommen und ist rund um den Globus getourt. Seine Jubiläums – CD und DVD haben wir im vergangenen Jahr vorgestellt. Die Mitglieder von Bachelor’s Walk stammen aus Irland und England, residieren aber alle seit vielen Jahren im Raum Stuttgart. Sie haben ihre Band nach einer Dubliner Flanierzeile benannt. So sehen Bachelor’s Walk sich selbst: „Ihre fetzigen Jigs und Reels zum Mitklatschen und Mittanzen sorgen für super Stimmung, die noch durch witzige Ansagen gewürzt werden. Besonderen Wert legt die Band auf ihren mehrstimmigen Harmoniegesang. Gefühlvoll wird es bei den gesungenen Balladen. Bachelor’s Walk sind für ihre Vielseitigkeit bekannt. Ihr Repertoire ist eine pulsierende Mischung aus Altem und Neuem, Tradition und Innovation. Obwohl sie ihrer großen Liebe – der irischen Tradition – all die Jahre treu geblieben sind, nimmt man ihnen kleine Seitensprünge in Richtung Country- Western, Rock oder sogar Comedy nicht krumm. In den über 20 Jahren der Bandgeschichte gab es Highlights wie Auftritte auf der Hauptbühne beim Open Air St. Gallen vor 35.000, im Vorprogramm von Michael Flatley’s ‚Feet of Flames’ vor 5.000 Zuschauern und etliche Fernsehauftritte.“ Der reguläre Preis für ein Wochenendticket liegt bei 35,-€. Noch bis zum 1. Dezember gibt es das vorweihnachtliche Sonderangebot von 20,-€ pro Karte. www.celtic-rock.de/archives/13406

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Instrumente lernen

Instrumente lernen Ralf P. Wackers: Die Irish Bouzouki (2009) von kuec Auch in diesem Monat stellt Jan Oelmann von der Folkmusikschule Halle wieder ein hilfreiches Werk für die Saitenzupfer vor: Ralf P. Wackers: Die Irish Bouzouki In den Stimmungen GDAE, GDAD und ADAD für Musiker mit und ohne Notenkenntnisse So schnell kann’s gehen: In den sechziger Jahren schnappten sich ein paar irische Musiker die Bouzouki und spielten darauf, als habe der Folk von der Grünen Insel schon immer auf das griechische Lauteninstrument gewartet. Tatsächlich passt der „metallische“ Sound der Bouzouki nicht nur zu Sirtaki, Rembetiko und Co, sondern eignet sich auch hervorragend, um Songs und Tanzmusik aus der keltischen Welt zu begleiten. Analog zu seinem Buch zur irischen Gitarre hat Ralf P. Wackers ein Lehrbuch für die Bouzouki herausgebracht – und ist damit wieder einmal recht konkurrenzlos im deutschensprachigen Bereich. Tatsächlich werden Leser, die schon Wackers’ Gitarrenbuch erworben haben, sich in vielen Passagen daran erinnert fühlen. So sind die Ausführungen und Übungen zur Rhythmik irischer Tanzmusik weitgehend identisch. Auch die Begleit- CD ist ebenfalls sehr ähnlich aufgemacht, sodass ich an dieser Stelle einfach auf die frühere Rezension verweise. Interessant wird es wieder mal im Bereich Harmonik: Anders als in seinem Gitarrenbuch, das sich auf eine Stimmung konzentriert, möchte der Autor gleich drei verschiedenen Stimmungen der Bouzouki (GDAE, ADAD, GDAD) beikommen. Spielt man die entsprechenden Passagen nach, wird schnell deutlich, dass Wackers selbst offenbar die Stimmung GDAE bevorzugt – hier gehen die angebotenen Griffe am flüssigsten von der Hand. Gerade letzteres gilt leider nicht immer für die angebotenen Griffwechsel in ADAD und GDAD. Hier würde sich gerade der Anfänger ein paar mehr praktikable „will-do“ Chords wünschen. Fazit: Spieler, die ihr Instrument nach dem Merksatz „Geh Du Alter Esel“ stimmen wollen, werden an dem Buch uneingeschränkt ihre Freude haben. Auch Einsteiger, die die übrigen Stimmungen ausprobieren möchten, finden einen guten ersten Zugang – der dann allerdings ein wenig anspruchsvoller ausfällt.

Ralf P. Wackers: Die Irish Bouzouki In den Stimmungen GDAE, GDAD und ADAD für Musiker mit und ohne Notenkenntnisse Ringheftung, 101 Seiten, mit Audio-CD. UVP: 20,00 Euro Verlag: Eigenverlag Ralf P. Wackers, 2009 Sprache: Deutsch Zu Beziehen über die Webseite des Autors: www.ralf-wackers.de ISBN: 978-3-00-021417-2 Der Autor Jan Oelmann Der gebürtige Erlangener ist Mitbegründer der Folkmusikschule in Halle (Saale), Deutschlands erster Musikschule nur für Folk aus Irland, Schottland und den USA. Seitdem er im zarten Alter von 15 Jahren vom Folkvirus infiziert wurde, hat er rund 1000 Konzerte mit verschiedenen Bands in Deutschland, Kanada, Spanien und Belgien absolviert und war als Studiomusiker an zahlreichen CD-Produktionen und Filmsoundtracks beteiligt. Derzeit ist er als musikalischer Leiter der Irish-Folk-Band Dizzy Spell tätig und arbeitet als Musiklehrer an der Folkmusikschule sowie der Musikschule Robert Franz in Halle (Saale). www.celtic-rock.de/archives/13542

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CDs und Platten

CDs und Platten Dom Duff ~ Roc’h (2011) von jary Roc’h heißt Dom Duffs neues Werk. Sieht auf dem CD-Cover ein wenig nach Rock aus. Heißt auch soviel wie Fels oder Berg. Und tatsächlich ist der verspielte, bretonische Songwriter-Folk etwas rockiger als auf den Vorgänger-Platten. Auch etwas eingängiger und zugänglich sowieso. Für mich die beste Dom Duff Platte bisher. Dom Duff experimentiert wieder mit Stimme und Worten, mit Percussion und Rhythmus, dazu gibt’s eine typisch keltische Fiddle und eine meist zweckmäßige Gitarre. Der Anspruch ist künstlerisch und unabhängig, mit bretonischen Texten dürfte man nach wie vor nicht all zu viele Hörer erreichen können. Das ist kein Soundtrack für den Irland-Urlaub, das ist kein Kopf-Kino von Schlachten, nebligen Tälern oder mystischen Geschichten aus der Vergangenheit. Dom Duff schafft in klassischer Songwriter Manier eine eigene Ausdrucksweise. Besonders gut gefällt mir etwa Telemakaezh, das mit einem Percussion-Wirbel beginnt und bald von einer E-Gitarre unterstützt wird. Der Gesang und die Geige legen sich darüber sorgen für mehr Homogenität. Nach etwa einer Minute darf die E-Gitarre verzerrte Akzente setzen und sich dabei von einer typischen Fiddle ablenken lassen. Der nervöse Percussion-/Gitarren-Groove dringt immer tiefer in die Gehörgänge, die Stimme wirkt so gar nicht beruhigend mehr.

Auch Teuz ar re Dianket ist schön, erinnert an einen ruhigen Frank Zappa Song, einen der nicht übermäßig abgefahrenen. Yec’hed Mat geht ziemlich straight voran, mit einem festen aber minimalistischen Gitarren/Drum-Groove. Der Gesang wirkt ab und an etwas hakelig bzw gequetscht. Dahinter kommt nicht so recht, wer des bretonischen nicht mächtig ist. Nach einem Break geht’s nach Maßstäben Dom Duffs ab, die Stimme zieht an, auch das Rhythmische Zusammenspiel. Es folgt ein 4-on-the-floor-Beat mit Solo, das in die nächste Strophe übergeht. Nach einem Mini-Crescendo hört die Platte auf. Abrupt. Aber ohne das Spiel zu überreizen. Schönes Ding. www.celtic-rock.de/archives/13598

Trackliste 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12.

Kan an Awen Roc’h Chench Amzer Telemakaezh Teuz ar re Dianket Laouen Brezhoneg ‘Raok Kimiad Hawaii Avel Dit Nevezshant Johnnie Skuizh on Yec’hed Mat

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CDs und Platten

Kudde und die Kudders ~ Alter Hafen Nord (2009) von Slon Heute dreht sich das Debütalbum von Kudde & the Kudders im CD Player. “Shanty ‘n’ Roll von der Waterkant”, so nennen die drei Jungs aus dem hohen Norden, genau genommen aus Rostock, ihre Mixtour aus Rock’n'Roll und einem Schuss aus der Flasche die sich Folk nennt. 11 Songs findet man auf dieser Platte und jeder einzelne Schluck geht gut geschmiert die Kehle runter. Und das Schöne ist, man kann immer wieder von trinken, das verbraucht sich nicht. Wer sich gar nichts unter diesem Mix vorstellen kann, findet auf der Webseite der Band Hörbeispiele, z.B. in Videoform und das lohnt sich. So findet man ein geiles Video eines Songs dieser Platte. “Kudder Rock’n'Roll” heißt das gute Stück welches ihr neben ihrer Version von “The Leaving of Liverpool” in unserem Player findet. Jungs macht weiter so, ich brauch mehr von eurem Gesöff, welches mich in diesen schönen Rausch schaukelt.

Von mir bekommt ihr einen ganz dicken Daumen nach oben. Vergleiche kann und möchte ich nicht ziehen, hier wird sich in den Schatten von niemandem gestellt. Im Grunde kann und möchte ich nichts weiter hinzu fügen. Besorgt euch diese Platte, trinkt von diesem wunderbaren Zaubertrank und schwingt das Tanzbein. Aber Vorsicht: Absolute Suchtgefahr… Risiken und Nebenwirkungen sind ausschließlich Abnutzungserscheinungen eures Players, ansonsten ist dieser Trunk absolut bekömmlich und leicht verdaulich. Ich schlage vor: Ihr macht euch auf den Weg zu dem Plattenhändler eures Vertrauens, während ich noch mal nen großen Schluck zu mir nehme. In diesem Sinne: Prost! www.celtic-rock.de/archives/13628

Trackliste 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11.

The Leaving of Liverpool Sie nannten ihn Santiano Hai Duhn Ablandiger Wind Donkey Riding Zur See Kudder Rock’n'Roll Roll Boys Schade Küstenjungs Wir sagen Ahoi

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Bandportraits

Bandportraits Bellowhead von daniels „In der englischen Folkmusik hat man noch nichts Vergleichbares gehört oder gesehen wie Bellowhead unter Vollgas … es ist ebenso selten wie beglückend, eine Band zu erleben, die so viel Spaß verbreitet.“ Auf der Bühne geben Bellowhead wahrlich ein imposantes Bild ab. Die elfköpfige Folk-Big-Band aus England, die sich alte Perlen heimischer Folkmusik fischt und diese kräftig aufpoliert, wartet mit einem riesigen Arsenal traditioneller Instrumente auf, die sie mit der Grandezza und Wucht einer Rockband erklingen lassen. Kein Wunder, dass nicht nur britische Fans regelmäßig bei den Konzerten ausflippen, sondern die Band auch nordamerikanische Konzertsäle in einen „medieval mosh-pit“ verwandelt, wie die BBC es trefflich beschrieb. In Großbritannien sind Bellowhead in den letzten Jahren zu absoluten Kritikerlieblingen avanciert. Mit „Burlesque“ (2006), „Matachin“ (2008) und ihrem aktuellen, in Deutschland durch eine Bonus Live DVD ergänzte und am 25. November erscheinenden Album „Hedonism“ hat die Band bereits drei hochgelobte Studiowerke auf ihrer Agenda stehen. Anfang 2012 kommen Bellowhead erstmals auf Deutschlandtournee, um ihre außergewöhnlichen folkloristischen Fiestas auch hierzulande zu präsentieren. Ein geradezu einmaliges Bühnenereignis voller Theatralik, ein mitreißender Budenzauber, den man sich keinesfalls entgehen lassen sollte. Gegründet wurden Bellowhead im Jahr 2004 von John Spiers (Akkordeon, Konzertina) und Jon Boden (Gesang, Fidel), die bis dahin schon als recht bekanntes Duo unterwegs waren. Die von den beiden Musikern gegründete Folk-Big-Band, deren Mitglieder bereits beachtliche Solokarrieren absolviert haben, bündelte all ihre individuellen musikalischen Talente und schuf gemeinsam etwas Einzigartiges. Sie stellen englische Traditionals förmlich auf den Kopf und entstauben mit wagemutigen Arrangements selbst die ältesten Folk-Überlieferungen. Ihre mitreißenden Fusionen aus Folk, Rock, World Music, Klassik und Music Hall haben ihnen besonders als Live-Act innerhalb weniger Jahre ein einzigartiges Renommee beschert. Ganz gleich, ob bei den BBC Proms in der Royal Festival Hall oder als berufene Hausband im berühmten Southbank Centre in London, wo ihre Shows stets ausverkauft sind, Bellowhead werden als Bühnensensation allerorten gefeiert.

So wurden sie seit dem Jahr 2005 gleich fünf Mal mit dem BBC 2 Folk Award als beste Live-Band ausgezeichnet, was bis dahin noch nie einer Band gelungen war. Das englische Magazin Songlines kürte sie in diesem Jahr sogar zur besten Band. Kaum ein großes Festival, bei dem sie in diesem Sommer nicht aufgetreten sind – die Liste reicht vom Cambridge Folk Festival bis Glastonbury, von V über Latitude bis hin zum WOMAD Festival. Auch im britischen Fernsehen sind sie in letzter Zeit immer häufiger zu sehen gewesen. Sie waren zu Gast bei Jools Hollands populärer Show „Later with Jools“ und nach ihrem Auftritt im Frühstücksfernsehen der BBC wurde ihnen die außergewöhnliche Ehre zuteil, für Radio 4 die Melodie der englischen Kultserie „The Archers“ neu aufzunehmen. Ein Coup gelang ihnen mit ihrem dritten Album, das das Magazin Uncut als „ihren um einige rasante Meilen besten Wurf“ bezeichnete. Für „Hedonism“ konnte die Band den renommierten Produzenten John Leckie (Stones Roses, Radiohead) engagieren, der die Aufnahmen in den Abbey Road Studios betreute. Wer das Album hört, mag kaum glauben, dass manche musikalischen Vorlagen ursprünglich aus dem 15. oder 16. Jahrhundert stammen. Bellowhead klingen wahrlich alles andere als antiquiert. Im Gegenteil: Ihre Arrangements sind so abenteuerlich wie innovativ. Und das honorierte die englische Presse eindrucksvoll und bedachte das Werk mit etlichen Vier-und-Fünf-Sterne-Rezensionen. Das Magazin fRoots kürte „Hedonism“ sogar zum besten Album des Jahres.

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Bandportraits

Rein musikalisch ist „Hedonism“ eine geradezu berauschende Mixtur. „A-Begging I Will Go“, ein englischer Folk-Standard aus dem 17. Jahrhundert, wurde ins Hier und Jetzt katapultiert und mit Ska-Elementen, Anleihen an Isaac Hayes’ „Theme From Shaft“ und dem Drive einer Brass Band aufgepeppt. Die Atmosphäre zwielichtiger Hafenviertel evozieren sie in Jaques Brels Chansonklassiker „Amsterdam“ ebenso überzeugend wie das mit klagenden Bläsersätzen verzierte „Cold Blows The Wind“, ein Folksong aus der berühmten Sammlung englischer Folksongs von Francis James Childs. Immer wieder greifen Bellowhead tief in die Schatzkiste englischer Geschichte, wie etwa bei der Interpretation von „The Hand Weaver And The Factory Girl“, eine hier ins Zirkushafte gerückte romantische Ballade an der Schwelle der industriellen Revolution, die schon von Folkgrößen wie A.L. Lloyd und Steeleye Span interpretiert wurde. Ganz gleich, ob bei dem zwischen Balkanlieblichkeit und fröhlichem Jig pendelnden Instrumental „Crosseyed And Chinless“ oder dem funkenschlagenden Punk-Folk von „Little Sally Racket“, bei dem die Sixties-Folkband Young Tradition Pate gestanden hat, wenn Bellowhead richtig aufdrehen, gibt es kein Halten mehr. Wie geschickt sie zudem verschiedene musikalische Quellen anzapfen, zeigt sich bei „Broomfield Hill“, dessen Melodie von „Bogie’s Bonny Belle“ entlehnt wurde, während der Refrain aus einer Robin-Hood-Ballade stammt. Und wann hat man schon mal Dudelsäcke derart swingen hören? Dass sie ihr Album mit der überdrehten Polka „New York Girls“ und dem Brass-Band-Furor von „Yarmouth Town“ in einen zu ausgelassenen Tänzen animierenden Rahmen eingebettet haben, spricht für die Euphorie und Lebensfreude, die Bellowhead nicht nur auf der Bühne, sondern auch im Studio ausstrahlen. History has rarely sounded that hip!

Bellowhead : Jon Boden Vocals / Fiddle / Tambourine John Spiers Melodeon / Concertina Benji Kirkpatrick Guitar / Bouzouki / Mandolin / Banjo Rachael McShane Cello / Fiddle Paul Sartin Fiddle / Oboe Sam Sweeney Fiddle / Bagpipes Pete Flood Percussion Ed Neuhauser Sousaphone Justin Thurgur Trombone Brendan Kelly Saxophones / Bass Clarinet Andy Mellon Trumpet Tourneedaten Hedonism 2012 Montag, 30. Jan. 2012 Hamburg - Uebel & Gefährlich Dienstag, 31. Jan. 2012 Aschaffenburg - Colos-Saal Mittwoch, 01. Feb. 2012 München - Freiheiz Sonntag, 05. Feb. 2012 Köln - Kantine Montag, 06. Feb. 2012 Berlin - Postbahnhof Dienstag, 07. Feb. 2012 Hannover - Capitol www.celtic-rock.de/archives/13585

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Konzerte und Festivals

Konzerte und Festivals Gipfeltreffen der irischen Braukunst: „Ceilis“ go „Paddyhat“! von frakru Die einen: mehr als nur eine aufstrebende Nachwuchshoffnung. Die anderen: seit 15 Jahren im Namen der grünen Insel unterwegs. THE O’REILLYS AND THE PADDYHATS aus , und THE CEILI FAMILY aus dem benachbarten Hagen. Am 26. November spielen sie ein weiteres gemeinsames Konzert – bei der IRISH FOLK PUNK PARTY in der Sportalm in Gevelsberg. Es soll vor allem ein großes Fest werden – mit allem, was dazu gehört. Das Irish Stew köchelt auf dem Herd, die Guinness-Pints stehen gut gekühlt ebenfalls bereit. Auf der Bühne gibt es fulminanten Irish Folk Punk, wie er 2011 klingen sollte. Dafür sorgen THE O’ REILLYS AND THE PADDYHATS und THE CEILI FAMILY – danach heißt es: AFTER SHOW PARTY! THE O’ REILLYS AND THE PADDYHATS haben sich gerade frisch formiert und haben schon für Furore gesorgt. Nicht zuletzt durch ihr spontanes Einspringen beim #15 Birthday Tooraloo der Ceili Family, als den Hagenern am Tag des Konzerts Headliner Mr. Irish Bastard abgesprungen war. Die Gevelsberger waren sofort bereit, dabei zu sein – und holten sogar kurzerhand noch ein Bandmitglied aus Holland ab. Das Publikum war von dem erfrischenden Set auf der Bühne hin und weg. Der ausgefallene Headliner war mehr als vergessen… THE CEILI FAMILY freut sich sehr auf das Gipfeltreffen mit den Kollegen. Auch die Hagener haben ja mit kleinerem Line-Up angefangen und sich nach und nach mit Bass, Schlagzeug und zuletzt Geige verstärkt. Aus dem Pub-Trio, das die Lieder anderer spielt, ist eine Szene-Größe geworden, die vor allem das eigene Repertoire ständig erweitert. Neue Stücke werden auch in Gevelsberg dabei sein, bevor es kurz vor der After Show Party mit dem traditionellen tooraloo-Gebrüll in Jack’s Heroes auf die Zielgerade geht… THE CEILI FAMILY IRISH FOLK PUNK PARTY: feat. THE O’ REILLYS AND THE PADDYHATSTHE CEILI FAMILY Einlass: 19:00 9 € VVK und 12€ AK KARTEN gibt es bei den Bands, Sportalm Gevelsberg, Radio Meckel & Buchhandlung Appelt www.celtic-rock.de/archives/13664

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CDs und Platten

CDs und Platten The O’Reillys ~ No Money for the Pub (2011) von Slon …Wenn das Banjo seine Melodie zu spielen beginnt und der gnadenlose Rhytmus der Bass Drum zur irischen Gitarre einsetzt, kann sich kaum noch jemand vor dem Mitklatschen retten. Ein Guinness in der Hand und immer einen lockeren Spruch parat. Das sind Sean und Dwight O’Reilly. Ob Rebellen, Pretty Maids oder Trunkenbolde und Diebespack, in ihren Liedern wird jeder bedacht….

So beschreiben die beiden in Nordrhein-Westfalen beheimateten Bandmitglieder ihre Musik. Und ich denke die beiden übertreiben nicht. Im Gegenteil, meine Beine zucken wie so oft auf und ab während ein kurzweiliger Song den nächsten jagt. Ein schöner Mix aus schnelleren und langsamen Songs ohne langweilig zu werden. Die Spiefreude kann man den Jungs anhören. Ich kann mir die O’Reillys gut in einem Irish Pub vorstellen, in der Ecke musizierend während sich das Publikum klatschend, auf den Tisch klopfend oder mit den Beinen den Rhytmus begleitend um die beiden schart. Die Musik sorgt für sofort aufsteigende Fröhlichkeit und Trunksucht. *Hehe*

Ich mag diese Klänge die mich an das Innere eines schönen Pubs errinnern. Anspieltipps sind dieses Mal “No Money for the Pub” und “The Pub Song”. Diese beiden Tracks findet ihr ab heute auch bei uns im Player. Viel Spaß beim Hören wünsche ich euch und ich lehne mich jetzt zurück und genieße noch ein Weilchen die neue Perle in meiner Plattensammlung. www.celtic-rock.de/archives/13673

Trackliste 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8.

Intro No Money for the Pub The Shamrock Thief Killorglin Town Jig Bloody “Marrion Row” The Pub Song Jolly Roger’s Crew (Bonus Track)

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CDs und Platten

The Dangleberries ~ Nae Sleep Tae Regent Street (2009) von daniels So wie sie sich auf dem Bild darstellen, klingt auch der Sound. Richtig fett. Die 12 Musiker/innen aus Schottland nennen Ihre Musik “Galloway Pipes Rock”. Das ist Rockmusik, die in erster Linie durch die Dudelsäcke lebt. Manchmal höre ich die Unterschiede der einzelnen Songs nicht mehr wirklich, da der Dudelsack meist einfach alles dominiert. Andere stechen heraus und lassen einen aufhorchen. So zum Beispiel beim Coversong “Daddy Cool”. Wenn ich mir das Video anschaue, glaube ich, dass das richtig abgeht. Leider kommt es bei den Albumaufnahmen nicht so rüber. In einer Rezension eines dt. Folkmagazins habe ich gelesen, der Autor findet diese Musik “Mainstream”. Möchte mal wissen, was der sonst so hört. Auf alle Fälle schön anzuschauen und für mich eine willkommene Abwechslung zum derzeit in meinem Universum allgegenwärtigen DudelsackPunk. www.celtic-rock.de/archives/13687

Tracklist 1. 2. 3. 4. 5.

Yab Dabs The Screamin’ a Oot Take Yer Mamm ’ a Big Caribou an o w T A Moose or New Shin Regent Street Nae Sleep Tae

l / Rasputin 6. Daddy Coo 7. Too Boozy an Fur A’ That M 8. A Man’s A Pan ky 9. Seth’s Man 10. Valerie Wellie 11. The Meltit

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Medien und Literatur

Medien und Literatur Richard Schuberth ~ CrossRoots (2002) von kuec CrossRoots – Lexikon der irischen, schottischen, englischen, walisischen und bretonischen Folk-, World- und Traditional Music

Gescheiteres zum Thema ist seit dem Erscheinen dieses Klassikers nicht in Buchform veröffentlicht worden – jedenfalls nicht auf Deutsch. Ein Monumentalwerk von über 500 Seiten in großem Taschenbuchformat, das im Januar 2012 zehn Jahre alt wird. Also ein guter Zeitpunkt, um auf Richard Schuberths große Verdienste hinzuweisen und vielleicht ein Geschenktipp, falls man noch eines Exemplars habhaft wird. Die erste Auflage ist nämlich vergriffen, und eine weitere wird wohl nicht kommen. Dass ich überhaupt ein Exemplar von CrossRoots besitze, ist dem Zufall geschuldet. Verleger Christian Ludwig fand im Keller noch eine falsch beschriftete Kiste, deren Inhalt er zum Sonderpreis online anbot. Das Buch bietet zweierlei: kurze Lexikontexte zu Bands und Personen sowie Sonderkapitel über Regionen, Instrumente, musikalische Formen und Stile, die den Sinnzusammenhang herstellen. Nicht unbedingt selbstverständlich ist, dass der englischen Folkszene genauso Raum gegeben wird wie der schottischen und irischen. Amerika, speziell Kanada mit Cape Breton ist einbezogen. Der Schwerpunkt liegt aber bei der irischen Tradition und ihren Revivals. Anstelle eines Vorworts macht Schuberth klar, was im Rahmen seines Buches die Begriffe ‚traditionelle Musik’, ‚Folk’ und ‚keltisch’ bedeuten. Er ist studierter Historiker und Ethnologe und kann daher schlüssig darlegen, weshalb er die beiden letzteren Ausdrücke tunlichst meidet – sie tragen nicht zur begrifflichen Klarheit bei. Der Autor führt an der passenden Stelle ein paar eigene Kategorien ein, die sich als hilfreich erweisen: Rhythm & Reel für die rhythmusbetonte Akkordbegleitung, wie sie sich in der Nachfolge von Planxty und der Bothy Band bei akustischen Gruppen durchsetzte. Mit Folk Baroque meint er einen Gitarrenstil, der auf Bert Jansch, John Renbourn et al. zurückgeht und großen Einfluss auf jüngere Folkgitarristen hatte. Der Wiener Autor, Jg. 1968, schreibt flüssig und bringt eine Unmenge Wissen ein. Er hat mehrere Jahre Arbeit in dieses Werk gesteckt.

Den Hauptteil machen die Einträge zu Bands und Personen aus. Oft sind treffende englische Zitate vorangestellt, die in grau-kursiver Schrift allerdings mühsam zu entziffern sind. Das ein oder andere Etikett (MacColl als Marxist) ist mir zu einseitig, aber ohne Verkürzung wäre das Werk wohl ausgeufert. Den Artikeln nachgestellt ist i.d.R. eine Diskographie, auch auf Bücher und Videos wird hingewiesen. Schuberth muss sich durch Hunderte von Alben hindurchgehört haben. Weniger leicht greifbar sind die Auswirkungen, die die Live – Auftritte der gelisteten Bands hatten. Schön wäre eine Darstellung der wichtigsten Festivals gewesen; Cropredy, Cambridge oder die Celtic Connections Glasgow werden aber wenigstens erwähnt. Fotos sind eher dünn gesät. CrossRoots zählt aber nicht nur Namen und Alben auf, sondern liefert Querverweise und gibt fundierte Bewertungen ab. In den Einträgen weist Schuberth immer wieder den Einfluss andersartiger Musikstile von Jazz bis Techno nach. Er stellt die persönliche Kreativität der KünstlerInnen in den Mittelpunkt. Keltischer Mystizismus hat bei ihm keine Chance; purer Kommerz wird als solcher benannt. Seine Bewertungen orientieren sich nicht an der Treue zu irgendeiner Tradition, sondern an ästhetisch-künstlerischen Maßstäben, die mehr dem Akustischen als dem

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Medien und Literatur

Rock zuneigen. Fairport Convention und Steeleye Span werden als (begrenzt) innovativ gewürdigt, die Schotten von Five Hand Reel oder Wolfstone finden Anerkennung, Run Rig wird als stark heimattümelnd kritisiert. Celtic Rock als Stichwort fehlt, die Pogues und die Levellers bekommen immerhin einen eigenen Eintrag, wobei der Autor nicht versäumt, auf die minderen instrumentalen Fertigkeiten der Pogues – Urbesetzung hinzuweisen. Nun ja. “Schönheit” ist nicht immer das künstlerische Ziel. Musikalische Innovation,wie sie Donal Lunny in Irland betrieb, haben der traditionellen Musik neues Leben gebracht. Schuberth stellt heraus, dass eine solche musikalische Überlieferung ohne das Aufgreifen von neuen Einflüssen ihre Lebendigkeit einbüßt. Z.B. weist er unterm dem Stichwort ‚Balkan Connection’ den erheblichen Anteil osteuropäischer Musik am Soundtrack von Riverdance nach. Im Vergleich mit anderen Büchern zum Thema wird die bleibende Qualität von CrossRoots am deutlichsten. Ein kleines „Folk-Lexikon“ (rororo, 1981) gab es bereits. Das Taschenbuch von Kaarel Siniveer hat Charme und einigen Informationswert, wirkt nach 30 Jahren aber doch sehr Zeitgeist-geprägt. Carl-Ludwig Reichert zieht seine Leserschaft in dem Buch „Folk“ (dtv, 2008) in einen Strudel von Namen und persönlichen (Vor-)Urteilen, was verwirrt und nervt. Im Gegensatz dazu schafft Schuberth es tatsächlich, sein Subjekt in CrossRoots nachvollziehbar zusammenzufassen. Er vermeidet allerdings eine Menge Probleme dadurch, dass er Mitteleuropa außen vor lässt.

Zu Bemängeln ist an Crossroots eine erhebliche Zahl von Fehlern, gerne bei der Schreibung von Namen, deren Behebung dem Verlag oblegen hätte. Trotz des stolzen Originalpreises von 34,90 € war offenbar kein Geld für einen Korrekturleser da. Diese Aufgabe hatte der Herausgeber offenbar der Leserschaft zugedacht, denn der Umschlag enthält gleich den Vordruck einer Korrektur – Postkarte. Sinnvoll wäre auch gewesen, schräge Übersetzungen aus dem Englischen richtig zu stellen. Die Fehler sind insofern ärgerlich, als sie die vorliegende Leistung herabwerten – Sinn eines Lexikons ist schließlich zuverlässige Information. Wer sich für das Folk – Revival des 20. Jhdts. interessiert, ist mit diesem Buch gut bedient. Wenn man CrossRoots fortschreiben wollte, müssten eine Menge junger MusikerInnen und Bands aus allen genannten Regionen aufgenommen werden. Abgesehen davon wird CrossRoots als Handbuch der Grundlagen seine Gültigkeit behalten. Texte aus Crossroots kann man auch im Netz finden: Artikel aus dem Buch sind in das Online -Lexikon Celtic Music Net eingegangen. Den großen Überblick gewinnt man mit dieser empfehlenswerten InfoSammlung jedoch nicht, da der Zusammenhang online viel schwerer darzustellen ist. Den schaffen die grau unterlegten Hintergrundartikel im Buch auf den ersten Blick. Optimal wäre, sie noch mal kompakt als ‚Roots-Compendium’ neu herauszubringen. www.celtic-rock.de/archives/13568

Richard Schuberth CrossRoots – Lexikon der irischen, schottischen, englischen, walisischen und bretonischen Folk-, World- und Traditional Music Christian Ludwig Verlag Moers / Lamuv Verlag Göttingen 544 Seiten, 2002 ISBN 3-935943-00-8

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Konzertberichte

Konzertberichte Deirin De & Elphin, Herdecke 27.11. von kuec Die Holzwürmer hätten keine Chance gehabt – wenn es sie im Parkett des Werner-Richard – Saales denn gegeben hätte. Die donnernden Tanzschuhe der fünf jungen Frauen von Elphin hätten sie mit Sicherheit vertrieben. Selten hat man Gelegenheit, irischen Stepptanz mit hochklassiger Live-Musik zu erleben. Die Kooperation zwischen deutsch-irischer Musikgruppe und polnischen Tänzerinnen bot so viel Elan und Temperament, dass die Besucherschaft absolut begeistert war, mich inbegriffen. Deirin Dé sind im Münsterland beheimatet und mir immer wieder einen Konzertbesuch wert, es war mir aber noch nicht gelungen, sie mit Elphin zu erleben. Die bestens eingespielte akustische Band entwickelte bei den Jigs und Reels eine unglaubliche Power, die sich mit den Künsten der Tänzerinnen weiter steigerte. Thomas Hecking/ Knopfakkordeon, Ulrike Steinborn/Fiddle, Tobias Kurig/Blarge, Benedikt Terrahe/Bodhran gehören zu den besten deutschen ir.trad.- InstrumentalistInnen. Sie haben sich mit Colman Connolly (London) an den Pipes und Flöten verstärkt und besitzen mit Ann Grealy eine hervorragende Sängerin, die aber nicht auf Irisches festgelegt ist. Gesungen wurde über enttäuschte Liebe, aber auch über Bergarbeiter oder Baumwollpflücker; bei Green Grow the Rushes ließ sich das Publikum zum Mitsingen animieren. Die humorvollen Ansagen trugen ebenfalls zur gelungenen Unterhaltung bei.

stets ihr Lächeln. Durch den Wechsel zwischen Liedern und Tänzen, Hard und Soft Shoes kamen verschiedene Stimmungen zum Tragen. Klasse war auch das Bodhran-Solo mit genau passendem Tanz dazu. Wirklich ganz großer Sport. Da die örtliche Kneipe Olle Bé die Veranstaltung organisierte, gab es für zehn Euro Eintritt auch noch ein warmes Pastagericht vorweg. Reich wird so sicher keiner der Beteiligten, Motor ist offenbar die gemeinsame Begeisterung für die irische Musikund Tanzkultur. Schade war, dass die technischen Möglichkeiten des Saals, was Licht und Sound angeht, nicht ausgeschöpft werden konnten. Vielleicht nimmt ja die Dörken-Stiftung, die im Haus beheimatet ist, die Akteure nächstes Jahr in ihr Programm auf. Wenn dann noch die Werbung stimmt, könnte dieses versteckte Juwel von einer Veranstaltung die verdiente Aufmerksamkeit mit entsprechenden Besucherzahlen bekommen.

www.celtic-rock.de/archives/13755

Der Kontakt zu Elphin aus Gdansk kam vor neun Jahren bei Straßenmusik zustande. Seitdem touren beide Partner immer mal wieder gemeinsam für einige Tage in der Region. Die Fünf von Elphin zeigten eigene, sehr schöne Choreographien und tanzten meisterhaft. Trotz des hohen Tempos behielten sie

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Die n채chste Ausgabe von

triskel the celtic-rock & punk ezine erscheint am

Samstag den 07.01.2012 auf

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