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Vorwort

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitarbeitende,

Klima... Manch einer mag es schon nicht mehr hören: Erderwärmung, Klimakatastrophe, abschmelzende Pole, drohende Unwetter… die Reihe ließe sich fortsetzen. Mit unserer Jahreskampagne machen wir darauf aufmerksam. Jeder und jede kann etwas tun. Wir schauen auch im Verband auf kurze Lieferketten und regionalen Einkauf, E-Mobilität (wenn auch noch in kleinem Umfang), JobRad, Homeoffice, Gewinnung erneuerbarer Energie und Bioprodukte. Da geht sicherlich noch einiges mehr und jeder Schritt zählt.

Ich sorge mich aber auch ums Mikroklima und damit meine ich das Klima zwischen uns im Alltag, in den Familien, am Arbeitsplatz, im Ehrenamt oder im Freundeskreis. Wie gehen wir miteinander um? Sehen wir über unsere persönlichen Sorgen und Anforderungen im Alltag auch noch die Nachbarin oder den Kollegen? Es ist nicht immer angenehm und manchmal sogar anstrengend, dem anderen zuzuhören oder vielleicht eine helfende Hand anzubieten. Wir fühlen uns auch so schon belastet genug.

Wie mag es den Menschen ergehen, die „Klimaverlierer“ sind, weil sie in unserer Gesellschaft keinen festen Platz (mehr) haben, nicht dazu gehören als Kranke, Alte oder Migranten?

Sie stehen vor unseren Caritaszentren und bitten um Hilfe. Da sind wir Profis und wissen, was zu tun ist. Wir „sortieren“ die Probleme der Menschen in die richtigen Schubladen und arbeiten sie nach Zuständigkeit fein säuberlich und hoch professionell ab.

Aber was tun, wenn die Probleme, ja wenn sogar der Mensch selbst nicht in eine unserer Schubladen passt?

Wenn morgens ein alter Mann völlig verfroren vor dem Caritashaus steht?

Lautet dann unser Reflex: „Nein, wir haben keine Obdachlosenhilfe, rufen Sie Ihren Betreuer an, hier können Sie nicht bleiben“? Oder besinnen wir uns auf unser christliches Menschenbild und leisten so einen Beitrag zum gesellschaftlichen Klima?

Bitten wir doch den alten Mann ins Warme, geben ihm einen Kaffee und etwas zu essen. Hören wir zu, was er zu erzählen hat und lassen ihn einfach ein paar Stunden schlafen. Ich meine, wir sollten unsere Türen nicht schließen, damit „keine ungebetenen Gäste“ ins Haus kommen. Dass wir dabei auf einen friedlichen Umgang miteinander Wert legen ist selbstverständlich. Dazu sind wir aus Schutz gegenüber anderen Ratsuchenden sowie unseren Mitarbeitenden verpflichtet.

Für uns als soziale Dienstleister ist es nicht leicht auszuhalten, wenn wir nicht jedes Problem lösen können und nicht für jeden Menschen wissen, was gut für ihn ist. Aber schauen wir als Christinnen und Christen hin. Bleiben wir offen, das freundliche Gesicht und die helfende Hand. Manchmal tut es auch ein lächelnder Gruß, mit dem wir einem ausgegrenzten Mitmenschen deutlich machen, dass wir ihn wahrnehmen. Diese Wärme zwischen Menschen kommt nicht von außen und muss auch wegen der Energiekrise nicht gedrosselt werden. Im Gegenteil –wenn wir nun in die dunkle Jahreszeit gehen und uns im Advent auf Weihnachten vorbereiten, dann können auch wir zu „Klimarettern“ werden.

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