Stadtblatt 2017 10

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sehenswert

FOTOS: MAREILE TEMPEL

kunst

Kerstin Hehmann

Kerstin Hehmann Thomas Bartels Es ist einer dieser Ausstellungstitel, die locker in einen Gedichtband passen würden: „Nirgends doch anders“. Zu sehen: Fotografie und „kinematographische Skulpturen“. Thomas Bartels zeigt „Tanz“, eine Installation aus 16 Fotovergrößerern, die einen Loop projizieren: ein tanzendes Paar. Kerstin Hehmann hat Filmemacher und Freunde fotografiert, während sie im Kino saßen. P 14.10. bis 11.11., BBK Kunstquartier

Hochformate im hohen Raum: Im Hasberger Wasserturm interpretiert Kunst die Architektur – nicht nur formal Frank Kunert: „Lifestyle“ (Deutschland)

Felix Schoeller Photo Award Zu sehen ist die Endauswahl in der Schau „Winners & Nominees“ – Porträt, Landschaft/Natur, Architektur/Industrie, Fotojournalismus/Editorial, Freie/Konzeptionelle Fotografie. Die „Besten der Besten“ also, von Saskia Boelsums mit „Dutch Landscape“ bis Matt Hulse, mit „Sniper“. P ab 15.10., Museumsquartier, Kulturgeschichtliches Museum

Alter Turm, junge Kunst Der Hasberger Wasserturm erwacht zu neuem Leben. Auch als Galerie. Was Mitte September zu sehen war, zum Tag des offenen Denkmals. Mit der Ausstellung „Denkmalschutz und Kunst im Wasserturm“.

u Damian Pietrek Adam Pociecha Malerei und Grafik von zwei polnischen Künstlern unter dem Titel „Zwischen“. In Damian Pietreks Tuschezeichnungen, gekoppelt mit Aquarell, geht es nicht zuletzt um das Reisen, dessen Stationen am Betrachter vorüberziehen: Abfahrt, Orte, Menschen, Ankunft. Adam Pociecha scheint ebenfalls gereist zu sein. Zu Kathedralen. Die Kirchen, die er hier zeigt, sind jedoch „eher die Essenz einer Kathedrale bzw. ihrer Architektur.“ HPS P 21.10. bis 12.11., Galerie Letsah 34 STADTBLATT 10.2017

ngewöhnlich klein ist der Ausstellungsraum, genauso ungewöhnlich sind die Bildformate der sieben Gemälde, die in den vergangenen Wochen im alten Hasberger Wasserturm betrachtet werden konnten. Aisleen Beynon-Thomas, Lena Brüner, Lisa Burandt, Estera Dobrolinska, Marie Fink, Tim Tolhuysen und Franziska Schmitz studieren Kunst an der Universität Osnabrück und haben sich mit dem einmaligen, nun denkmalgeschützten, Gebäude auseinandergesetzt. Mit seiner Wandstruktur, der ihn umgebenden Landschaft als Erinnerungsort, der zeitweisen Nutzung des Turms als Flüchtlingsunterkunft in den Wirren des Zweiten Weltkriegs. Alle Künstler schufen eine individuelle Verbindung zum Wasserturm. Um ein paar Beispiele zu nennen: Ein kleiner schwarzer Punkt, der sich

bei näherer Betrachtung als Hummel entpuppt, dazu ein Schaf auf einer Wiese. Beynon-Thomas bezieht sich auf das „versteckte Leben“, welches um den Wasserturm nicht stillsteht, auch wenn es auf dem ersten Blick so scheint. Das collagenartige Gemälde von Dobrolinska soll den Prozess der Restaurierung spiegeln. Das Blau des Hintergrundes symbolisiert das Wasser, während in gegenständlichem Malstil Details des Turmes abgebildet sind. Das Gemälde von Marie Fink möchte im Spiel von Wasser, Farbe und Licht den Betrachter auf abstrakte Weise in Bann ziehen. Der um ca. 1885 errichtete Turm hat eine Höhe von rund 8 m, bei einer gerade mal vier mal vier m großen Grundfläche. Das einheitliche extreme Hochformat der Bilder von 90 x 250 cm wurde gewählt, um die Wirkung der Architektur zu unterstreichen. „2,5

Meter war schon eine Herausforderung“, sagte Beynon-Thomas. Die Initiatorin der Ausstellung wollte jedoch den hohen Raum optimal ausnutzen. Der Wasserturm in Hasbergen versorgte einst die Dampflokomotiven der Georgsmarien-Hüttenbahn. Bis zur Elektrifizierung um 1910 erfolgte die Wasserzuleitung vermutlich per Hand, danach mit einer elektrischen Pumpe. Der im Obergeschoss eingebaute Wassertank umschließt ein Fassungsvermögen von zehn Kubikmetern. Damit war der Turm einer der kleinsten Wassertürme Deutschlands. In den 60er Jahren wurde er vermutlich stillgelegt und war seither in Vergessenheit geraten. Efeubewachsen und ohne richtigen Dachstuhl wurde er wiederentdeckt und im Oktober 2012 unter Denkmalschutz gestellt. Der Kulturund Verkehrsverein Hasbergen, kurz „KuV“, machte sich eine Komplettsanierung zur Aufgabe. Erhaltenswerte Architektur mit neuem Leben zu füllen, ist langfristig das Ziel. Im Juli dieses Jahres stellte der Künstler Steffen Unland als erster in dieser Räumlichkeit aus. Die Ausstellung „Denkmalschutz und Kunst im Wasserturm“ war jetzt ebenfalls ein Erfolg, wie Beynon-Thomas berichtete. Die Schwierigkeit, eine funktionierende Komposition auf so einem speziellen Format zu realisieren, meisterten alle mit Bravour. Die kleine Gruppenausstellung bot ein breites Spektrum von Ausdrucksweisen der Malerei, die gefördert werden sollten. Nicht jeder der Kunst macht, kann Kunst ausstellen. Präsentationsmöglichkeiten im öffentlichen Raum werden immer gesucht, gerade von Studierenden. Nach der Innensanierung, die demnächst eingeleitet werden soll, steht die Räumlichkeit für weitere Ausstellungen zur Verfügung. MAREILE TEMPEL


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