Stadtblatt 2016 11

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ander sind“, sagt Meskendahl. Befreundet ist er mit Hardy Schwetter, den meisten heute besser bekannt als Christian Steiffen. Und nicht nur das: Meskendahl hat Background gesungen auf seinen beiden Alben: „Ich bin ja nicht nur Schauspieler, sondern auch Musiker.“ Und Musik-Fan: „Besonders toll finde ich hier das Morgenland- und das AfrikaFestival.“ In Osnabrück fühlt er sich zuhause, auch wenn die Stadt nicht den Ruf einer schillernden Metropole hat: „Ich bin noch nie damit konfrontiert worden, dass Osnabrück langweilig ist“, sagt Meskendahl. „Im Gegenteil: Ich habe immer nur mitbekommen, dass auch außerhalb der Stadt über Osnabrück gesprochen wird – und zwar positiv.“ Die Stadt habe sich in kultureller Hinsicht sehr entwickelt. „Außerdem gibt es hier eine prima Freibadkultur, Kinos und gute Kneipen wie das Tiefenrausch.“ Da ist er früher oft gewesen.

Jetzt mit Familie „Früher“: Das war vor der Geburt seines knapp zwei Jahre alten Sohnes Leonard. „Heute bin ich ziemlich viel auf Spielplätzen unterwegs“, sagt Meskendahl. Oder er musiziert mit seinem Sohn: „Leonard schrammelt fleißig auf der Gitalele rum, singt oder versucht, Töne aus dem riesigen Akkordeon herauszupressen.“ Ein Kind verändert den Alltag – bis morgens um drei nach einer Aufführung mit den Kollegen über eine Szene zu diskutieren, das gehe nicht mehr, sagt Meskendahl. Und vieles andere auch nicht, denn Meskendahls Frau Monika Vivell gehört ebenfalls zum Osnabrücker Schau-

spiel-Ensemble. „Zusammen im Beruf zu sein ist toll, aber wir sind eigentlich ständig damit beschäftigt, uns zu organisieren“, sagt er. „Aufgrund der abendlichen Arbeitszeiten, der immer kurzfristig anberaumten Probenpläne oder zusätzlicher Aufführungen braucht man einen extrem flexiblen Babysitter.“ Das sei nicht nur stressig, sondern auch teuer.

Oliver Meskendahl ist Mitglied im „Ensemble-Netzwerk“: Die Initiative macht sich für KünstlerRechte stark Dabei haben Schauspieler nichts zu verschenken. Ihr Durchschnittsgehalt liegt bei 2.100 Euro brutto pro Monat – bei vertraglich festgelegten 48 Arbeitsstunden pro Woche. Unerlässliche Aufgaben wie das Lernen des Textes sind da nicht einmal inbegriffen. Familienfreundliche Arbeitszeitmodelle? „Ach was“, winkt Meskendahl ab. Er ist, wie mittlerweile viele seiner Kollegen, Mitglied im „Ensemble-Netzwerk“. Die Anfang 2015 in Oldenburg gegründete Initiative macht sich für die Rechte der Künstler stark, die – gerade auch in Osna-

brück – am meisten unter den ständigen Subventionskürzungen zu leiden haben. „Das Thema Kinderbetreuung ist da ein ganz großes“, sagt Meskendahl. In Osnabrück stehen er und Vivell mit dem Problem Vereinbarkeit von Beruf und Familie nicht alleine da: „Wir sind ein sehr fruchtbares Ensemble“, sagt er. Man muss seinen Beruf sehr lieben, um trotz der miesen Arbeitsbedingungen nicht ans Aufhören zu denken. Und Meskendahl liebt seinen Beruf. Begeistert erzählt er von den Proben zur Uraufführung „Über meine Leiche“ von Stefan Hornbach, dem Gewinner des letzten Osnabrücker Dramatikerpreises ( siehe Bühne). Die Geschichte, ausgehend von einem jungen Mann, der die Diagnose Krebs bekommt, hat laut Meskendahl „viel mit Bewusstseinsströmen zu tun, es kreist sehr, ist sehr spiralförmig, es geht von außen nach innen und wieder zurück – die Arbeiten zu dem Stück machen sehr viel Freude.“ Man merkt ihm an: Hier geht’s nicht um das berühmte Graubrot.

Schluss-Szene Würde er seinem Sohn empfehlen, Schauspieler zu werden? „Nein“, sagt Meskendahl ungewöhnlich spontan. „Der Beruf wird wirklich mies bezahlt. Man hat kaum Freizeit. Und es ist zumindest in den ersten Jahren sehr schwer, sich von sich selbst und von der Arbeit und seiner Rolle zu distanzieren.“ Wer wirklich Schauspieler werden will, sagt er, der höre ohnehin nicht auf Empfehlungen: „Der will es einfach.“


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