Stadtblatt 2016 09

Page 17

FOTO: MUSIK PRODUKTIV FOTO: MARIO SCHWEGMANN

E-Gitarre, Schlagzeug, Bass – große Auswahl beim Musikerflohmarkt

Film-, Kunst- und Musikbücher zu verkaufen! Gisbert Wegener wählt dafür den Medienflohmarkt Diese Erfahrung hat auch Mirko Drees, Mitarbeiter der Lagerhalle, gemacht. Er hat selbst schon einmal auf dem Medienflohmarkt DVDs und Serien verkauft, die sich aus Platzmangel bereits im Kleiderschrank stapelten. Er mag vor allem die nette Atmosphäre in der Lagerhalle: „Es ist warm und trocken, und der Rahmen ist überschaubar.“ Der Medienflohmarkt dauert knackige zweieinhalb Stunden und findet am frühen Nachmittag statt. Das hat zwei Vorteile: Man muss nicht so früh aufstehen und aufbauen und es wird zeitig voll, so dass man schon früh einen guten Umsatz machen kann. Treffpunkt für eine ganz andere, aber ähnlich spezielle, Zielgruppe ist der laut eigenen Angaben „größte Musikerflohmarkt Europas“, der zweimal jährlich auf dem Gelände von Musik Produktiv in Laggenbeck stattfindet. Seit rund 30 Jahren können Hobby- und Berufsmusiker hier ihre gebrauchten Instrumente und Zubehörteile zu verkaufen. Viele nutzen das laut Saskia Zierenberg, Marketingchefin bei Musik Produktiv, um Platz und das nötige Kleingeld für eine neue Ausrüstung zu schaffen. Zwischen 350 und 450 Stände, je nach Wetterlage, finden auf dem Gelände Platz. Musik Produktiv hat an den Flohmarkttagen geöffnet, sorgt für Verpflegung und einen Shuttle-Service zum Flohmarktgelände – eine perfekte Organisation. „Der Flohmarkt ist seit seinem Beginn kontinuierlich gewachsen“, berichtet Saskia Zierenberg. „Im Moment stagnieren die Zahlen, aber das liegt daran, das hier auch nicht mehr geht.“ Ungefähr 5.000 Besucher kommen im Frühjahr und Herbst zu dem Großereignis. Neues und Selbstgemachtes wird hingegen auf dem Koffermarkt in der Lagerhalle angeboten. Das Konzept stammt ursprünglich aus den USA, 2012 brachte es Andrea Hollingshaus gemeinsam mit zwei Bekannten nach Osnabrück. Jetzt findet bereits der 7. Koffermarkt statt. Im Gegensatz zum klassischen Flohmarkt ist hier alles handgemacht, gefeilscht wird nicht. „Es ist einfach etwas anderes als der typische Kunsthandwerkermarkt mit den

ollen Häkeldeckchen“, findet die Schneiderin und Bekleidungstechnikerin, die auch schon selbst als Ausstellerin dabei war. „Jeder Aussteller hat einen Koffer voll Ware dabei, das Angebot ist frischer und ansprechender.“ Die Aussteller kommen nicht nur aus Osnabrück, auch aus Berlin und dem Schwarzwald waren schon welche da. Die Osnabrückerin Chitose Richter ist mit ihrem Koffer voll Origami, japanischen Stickereien und selbst genähten Kleinigkei-

„Wenn man lustige Sachen hat, sollte man den Preis dafür so hoch ansetzen, dass sie nicht sofort weggehen – so zieht man das Publikum an den Stand.“ Susanne Rinn ten aus japanischem Stoff schon das zweite Mal dabei. „Seit etwa zwei Jahren produziere ich selber“, erzählt sie. „Ich habe erst versucht, die Sachen im Internet zu verkaufen, aber dann habe ich von einer Freundin von dem Koffermarkt erfahren – und das macht mir viel Spaß.“ Der Spaß steht auch bei ,Flohmarkt-Familie‘ Susanne Rinn und Ehemann Sebastian Ortner mit ihrer Tochter Charlotte im Vordergrund. Seit die ein Baby war, verkauft die Familie regelmäßig die verschiedensten Dinge. „Eigentlich fing auf dem Nachtflohmarkt alles an“, erinnert sich Susanne Rinn. „Charlotte war vielleicht anderthalb, und wir haben Babysachen und was vom Umzug doppelt vorhanden war, verkauft. Damals wie heute war unser Stammplatz an der Ecke beim Tiefenrausch. Es gab eine Band, Bier und nette Leute. Am Morgen stellte sich beim Kassensturz

heraus, dass wir so ganz nebenbei weit über 400 Euro verdient hatten.“ Inzwischen sind die drei wahre Flohmarkt-Profis, die selbst vor Wind und Wetter nicht zurückschrecken (der Experte verpackt seine Ware nämlich nicht in Pappkartons, sondern in Plastikboxen!). Sogar Freunde und Bekannte versorgen die Familie gelegentlich mit Ware, was manchmal Überraschungen birgt: „Eine Freundin meiner Mutter hatte einmal eine alte Wandlampe mit Schirm und unechten Kerzen aussortiert, die ging als erstes weg“, berichtet Susanne Rinn, die inzwischen gelernt hat, dass man immer alles mitnehmen sollte, anstatt die Sachen zu Hause vorzusortieren. Als Profi weiß sie, dass man mit Kuriositäten Interessenten anlocken kann: „Wenn man lustige Sachen hat, sollte man den Preis dafür so hoch ansetzen, dass sie nicht sofort weggehen, so zieht man das Publikum an den Stand.“ Aber es ist auch Vorsicht geboten, wenn nach dem Ausmisten zu Hause auch mal das eine andere Geschenk von Freunden auf dem Flohmarktstand landet. „Leider ist es uns schon mehrmals passiert, dass derjenige Bekannte sein Mitbringsel dann wiederentdeckt“, erzählt Sebastian Ortner schmunzelnd. „Das ist dann nicht so schön für uns.“ Gerne erinnert er sich hingegen an eine junge Frau, die als gefühlt 500. Interessentin nach dem Preis für eine alte Armee-Truhe fragte, die er eigentlich nur zur Aufbewahrung von Schallplatten nutzte und gar nicht verkaufen wollte. „Ich habe dann einen – meiner Meinung nach – viel zu hohen Preis verlangt, um Ruhe zu haben. Sie hat gezahlt – und besitzt die Kiste immer noch, wie sie gerne berichtet, wenn wir uns mal wieder auf dem Flohmarkt treffen.“

Für Sammler & Jägerinnen: P Nachtflohmarkt, 3./4.9., Innenstadt P Koffermarkt, 18.9., Lagerhalle P Musiker-Flohmarkt, 1.10., Musik Produktiv, Laggenbeck P Medienflohmarkt, 30.10., Lagerhalle STADTBLATT 9.2016 17


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.
Stadtblatt 2016 09 by bvw werbeagentur - Issuu