Stadtblatt 2016 08

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FOTO: HARFF-PETER SCHÖNHERR

familiensache

Vorsicht, Räuber: Oberwachtmeister Dimpfelmoser in voller Uniform

Wald hoch 3

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er Wald! Ein magischer Magnet für alle, die Kinder haben, zumal im Sommer. Eichhörnchen, murmelnde Bäche. Und was für den Wald gilt, gilt für die Waldbühne erst recht: jede Menge Anziehungskraft. Das hat sicher auch damit zu tun, dass ich weiß, was mich erwartet. Im Wald sind es, wir sagten es schon, Eichhörnchen und murmelnde Bäche. In der Waldbühne sind es Fantasiegestalten, bei deren Namen niemand groß zu rätseln braucht. Nehmen wir die Waldbühne Ahmsen. Da war schon Wickie zu sehen und Michel aus Lönneberga. Und Pettersson und Findus natürlich auch. Und diesen Sommer? Ist Peter Pan dran, als Musical. Peter Pan? Klar, der Junge, der nie erwachsen wird. Und wenn er sich auf der Insel Nimmerland über jemanden ärgern muss, dann über Captain Hook, der in Ahmsen Kapitän Haken heißt. Nächste Waldbühne, nächster Bekannter. Auf der Waldbühne Melle steht „Neues vom Räuber Hotzenplotz“ an. Und auch hier ist Musik im Spiel, wenn Kasperl und Seppel Hotzenplotz dingfest machen – blöderweise hat der die Uniform vom Oberwachtmeister Dimpfelmoser geklaut. Verfolgungsjagden! Nächste Waldbühne, nächster Bekannter, nächstes Musical: Die Waldbühne Kloster Oesede spielt „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“. Da heißt die Insel fast so wie bei Peter Pan, nur eben mit „Lu“ statt mit „Ni“. Und wie Peter Pan ist auch Jim Knopf ein Junge, dem viele Abenteuer bevorstehen. Per Lokomotive geht die Reise übers Meer? Hmm. Aber ist ja Fantasie. HARFF-PETER SCHÖNHERR

P Peter Pan, 27., 28.8., Waldbühne Ahmsen PNeues vom Räuber Hotzenplotz, 7., 14., 21., 28.8., Waldbühne Melle PJim Knopf und Lukas der Lokomotivführer, 3., 7., 14., 21., 28.8., Waldbühne Kloster Oesede

20 STADTBLATT 8.2016

Worte auf der Wäscheleine Ferienzeit? Zeit für das Sommercamp „Sprache und Natur auf der Spur“! Förderer jedes Jahr: die Bohnenkamp-Stiftung – die noch viel mehr für Kinder und Jugendliche tut. ort vorne sind sie, die drei Hütten. Drittklässler haben sie gebaut, an einem Tag Anfang Juli, im Schölerberg, einen Steinwurf von der Jugendherberge entfernt. Robust sehen sie aus. Ein paar Seilenden, ein bisschen Totholz, fertig. Spaziergänger, die genau hinhören, hören an diesem Tag viele Sprachen im Wald. Russisch zum Beispiel, Arabisch. Denn alle Kinder, die hier Äste zusammentragen und Knoten schlingen, haben einen Migrationshintergrund. Sie gehören zum zweiwöchigen Sommercamp „Sprache und Natur auf der Spur“ – vormittags Sprachförderung, nachmittags Aufgaben draußen

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im Grünen. Dieses Jahr ist das Camp 46 Teilnehmer groß. Die Kids aus der Stadt, von Atter bis Lüstringen, sind im Landschulheim Mentrup-Hagen untergebracht, die aus dem Landkreis, von Borgloh bis Westerhausen, in der Jugendherberge Osnabrück – Abwechslung tut gut. Die Projektleitung des Camps – seit 2010 findet es jeden Sommer statt – liegt seit 2013 bei der Stadt Osnabrück. Lehramtsstudierende engagieren sich, die Regionale Arbeitsstelle zur Förderung von Kindern aus Zuwandererfamilien (RAZ), der Verein zur pädagogischen Arbeit mit Kindern aus Zuwandererfamilien (VPAK). Förderer:

HARFF-PETER SCHÖNHERR

Mami Moshpit Erkenntnisse aus dem (Nacht-)Leben

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FOTO: WALDBÜHNE KLOSTER OESEDE

Wird im Lummerland großgeschrieben: Öffentlicher Nahverkehr!

Sprachförderung beim Stockbrotbacken? Ums Feuer sitzen ist kommunikativ!

die Bohnenkamp-Stiftung. Nachmittags geht’s raus, bei Wind und Wetter – auch das Stockbrotbacken heute geht da nicht ganz ohne dunkle Wolkenbänke ab. Vormittags kommt oft eine Wäscheleine zum Einsatz. An die werden neugelernte Worte geklammert. „Hautflügler“ zu Beispiel, schmunzelt Stiftungs-Geschäftsführer Michael Prior. „Das Wort kannte ich vorher selbst noch nicht.“ Rund die Hälfte der Gewinnausschüttungen der Osnabrücker Bohnenkamp AG stehen der Stiftung zur Verfügung. Damit fördert sie „auf Nachhaltigkeit angelegte Projekte, die die Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen verbessern“, im Schwerpunkt regional, vom MusiktheaterWorkshop bis zum Media Art Camp. Was sie von vielen anderen Stiftungen unterscheidet: Sie versteht sich nicht nur als Geldgeber. „Unsere Rolle ist aktiv, operativ“, so Prior. „Wir gestalten mit, setzen Prozesse in Gang, moderieren sie.“ Wichtig vor allem: Bildungspartnerschaften, Netzwerkbildung. Ein anderes Unterscheidungsmerkmal: „Wir inszenieren uns nicht“, so Prior. „Der Öffentlichkeit gegenüber sind wir eher zurückhaltend.“ Nachhaltig ist das Sommercamp übrigens in mehrfacher Hinsicht. Kinder, die besonders positiv auffallen, haben die Chance auf ein DiesterwegStipendium – zwei Jahre Intensivförderung durch die Stiftung. Ein Selbstläufer ist das Camp ohnehin. Prior: „Wir könnten es auch mehrfach pro Sommer füllen. Viele Familien schicken schon ihr zweites oder drittes Kind zu uns.“ Dass es für die Kids dabei nicht um reine Sommerbespaßung geht, liegt auf der Hand. Aber auch die Veranstalter erleben Herausforderungen: „Dieses Jahr hatten wir einige Kinder dabei, die konnten kaum Deutsch“, so Prior. „Da mussten wir dann mit Dolmetschern arbeiten ...“

alve, Leser in der hoffentlich heißen Zukunft des fernen August! In Mamis aktueller Gegenwart, dem „Sommer“ 2016 mitten im Juli, scheint nur eins, aber das immerhin gewiss: Die nächste Wolke kommt bestimmt. Und das nicht nur im sonnen-unverwöhnten Osnabrück – ganz Deutschland wähnt sich dieser Tage im „great British summer, all three days of it.“ The sun has left the building – und Dexit begangen. Da kann man als hart arbeitender Mensch, der sich das ganze Jahr auf einen fröhlichen Familienurlaub freut, schon mal verzweifelt, äh, spontan statt Nordsee (Vorhersage daselbst für die nächsten 17 Wochen: kalter, peitschender Wind; Wassertemperatur erfrischende 13 Grad) ein paar Tage im ruralen Rentnerparadies Bad Neuenahr

einplanen. Wo immerhin die Oma wohnt und Welt wie Barometer noch in Ordnung scheinen. Und so tun Papi und ich es den Über-AchtzigJährigen gleich, wandeln ganz old school in Kurparks und -hallen und laben uns am „Urwasser“. Das nur manchmal von oben kommt, immer aber verlässlich aus dem „Großen Sprudel“ von 1868. – Immer? Aber nein. Eine „Tanzkneipe“ (sic) namens „Die drei Musketiere“ lockt uns dann doch eines Abends mit Hopfenkaltschale und trotz schauriger Schlagermucke, über YouTube auf Riesenfernseher gestreamt. Und siehe da: Wie durch ein Wunder wird ab unserem Eintreten nur noch guter alter Classic Rock gespielt. Jede Menge Biere, Boss und Queen später taumeln wir, an Geist und Seele gelabt, in die (immerhin fast) laue rheinische Nacht … und wären fast ins Sommerloch gefallen. Eure Mami


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