Stadtblatt 2016 07

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FOTO: PASCAL BRÜNNING

musik

Silly Walks wissen Bescheid: „Reggae ist auf dem aufsteigenden Ast.“

Legenden und Newcomer Besucher wählen das Reggae Jam-Festival in Bersenbrück beständig zum besten des Jahres. Auch dieses Mal gibt es einen Querschnitt durch die Szene. JUBILÄUM Silly Walks feiern auf dem Reggae Jam ihr 25-jähriges Bestehen. Selector Oliver Schrader und MC Joscha Hoffmann waren als Silly Walks Discotheque Pioniere der europäischen Reggaeszene. In den 90ern war noch Gentleman mit von der Partie. Mittlerweile tourt das Soundsysten durch Europa, Afrika und Amerika. Die aktuelle Szene sieht Schrader positiv: „Reggae ist gesund und munter, sogar auf dem aufsteigenden Ast. Es gibt jede Menge gute Musik und junge Talente.“ Unterstützt werden Silly Walks live vom deutschen Reggaesänger Patrice und dem Jamaikaner Assassin. Der ist, zum Teil unter dem Pseudonym Agent Sasco, einer der angesagtesten Deejays der aktuellen Dancehall-Szene und verantwortlich für Hits wie „No Boring Gal" oder „Idiot Ting". Zudem hatte Assassin seine Finger beim Track „The Blacker The Berry" von Kendrick Lamarrs „To Pimp A Butterfly" im Spiel.

FAMILIENBANDE Familiensinn wird im Reggae groß geschrieben. So auch bei Freddie McGregor, der gleich mit zweien seiner Söhne auf der Bühne steht. McGregor senior ist so etwas wie der Elder Statesman 26 STADTBLATT 7.2016

des Reggae. Der Sänger, Produzent und Labelbetreiber hat bereits über 40 Alben veröffentlicht. Das liegt auch daran, weil Freddie McGregor bereits im zarten Alter von sieben Jahren zusammen mit Ernest Wilson und Peter Austin seine erste Band namens The Clarendonians gründete. In den 80ern folgten Hits wie „Bobby Bobylon" und „Big Ship". Noch früher dran als sein Vater war Stephen „Di Genius“ McGregor. Der komponierte bereits mit fünf Jahren seinen ersten Song. Mit sieben konnte er Bass, Gitarre, Keyboard und Violine spielen. Als Junge begleitete Di Genius seinen Vater auf Tour und verlegte sich später neben Gesang und Deejaying aufs Produzieren. Der dritte im Bunde ist Daniel „Chino“ McGregor, der in Szenekreisen als „Dancehall’s most esoteric weapon" bezeichnet wird. „Für meinen Style muss ein neues Genre erfunden werden. Und das muss Runkus heißen", gibt eben jener Runkus vollmundig kund. Der 22-jährige Jamaikaner ist der Sohn von Rasta-DJ Determine und bekam die Musik quasi in die Wiege gelegt. Und sein Stil ist tatsächlich außergewöhnlich. Es gibt One Drop-Riddims, Ska-Rhythmus und HipHop-Beats. Und vor allem gibt es Runkus Bluesgitarre.

EIN MARLEY Wenn man mit Nachnamen Marley heißt, erübrigen sich eigentlich alle Fragen. Selbstredend ist Julian Marley ein Sohn des größten und bekanntesten Reggaekünstlers aller Zeiten. Im Gegensatz zu seinen älteren Halbbrüdern Ziggy, Damien und Stephen wuchs Julian allerdings bei seiner Mutter Lucy Pounder in London auf. Aber es ging jährlich nach Jamaika, um den Vater zu treffen. Mit 17 zog es Julian dann endgültig nach Kingston: „Mir wurde klar, dass ich mich auf die Musik konzentrieren wollte. Ich liebe die Musik und muss dort sein, wo sie stattfindet.“ Mittlerweile pendelt Marley zwischen Kingston und London. Die Verbindung mit seinen Halbbrüdern wird durch das musikalische Erbe des Vaters erhalten: „Wir spielen seine Musik immer noch“, sagt Julian. „Unser Vater ist ein Teil von uns.“ Auch im Studio funken sie auf einer Wellenlänge: „Wir kochen und essen zusammen, spielen Fußball“, so Julian. „Wenn es um die Musik geht, brauchen wir nicht viel zu sagen. Ich spiele etwas und weiß im selben Augenblick, was mein Bruder gerade denkt.“

LEGENDEN Mit The Tennors kommt eine der ein-

flussreichsten Vocalgroups des Reggae nach Bersenbrück. Gegründet in den 60ern von George „Clive“ Murphy und dem verstorbenen Maurice „Professor“ Johnson, war die Gruppe in unterschiedlichen Besetzungen einer der schillerndsten Acts der RocksteadyÄra jener Zeit. Vor allem ihr Song „Ride Your Donkey“ ist ein ewiger Klassiker dieses Genres. 1977 ging man getrennte Wege, doch 2012 gab es eine Reunion. „Unsere Musik überdauert die Zeit“, meint Murphy. „Es gibt sie seit den 60ern und wir bauen auf diesem Erbe auf. Wir werden nichts total anderes machen, sondern unserem dreistimmigen Gesang treu bleiben. Wir wollen unseren eigenen Style behalten und gleichzeitig in die heutige Zeit passen.“

NEWCOMER Sehr gut in die heutige Zeit passt momentan Samory-I. Der 26jährige Grass Roots Performer machte mit Tracks wie „Take Me Oh Jah“ und „Daughter“ auf sich aufmerksam und ist einer der vielversprechendsten Newcomer. Zur Zeit arbeitet Samory-I an seinem Debüt. MALTE SCHIPPER P 29.-31.7., Bersenbrück, Festivalgelände


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