FOTO: CHUNG YIN TANG
familiensache „Da sein, 2. Stimme sein, mitfühlen“: Chung Yin Tang (re.) bei seiner Arbeit, die für ihn nicht nur Arbeit ist
Friedrich der Zaubererrr, mit Elefantenherde
Dreifacher Zauber Zauberer haben niemals Erfolg, sagt der Koran. Zauberei ist Sünde, sagt die Bibel. Hmm.
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er Holger Meierdierks fragt, alias Friedrich der Zaubererrr (ja, mit vier „r“, insgesamt, plus zwei im Vornamen natürlich), wird allerdings was anderes hören. Der ist mit „Hokus-Pokus-Omnibus“ unterwegs (14.2., Lagerhalle). Und da geht es um ein seltsames Universum, in dem ein Huhn eine Rolle spielt, ein Malbuch (ohne Bilder), eine Knotenpusteröhre. Und wer den Zaubererrr schon mal mit seiner Herde roter Elefanten gesehen hat (die passt locker in eine Hand), weiß, was Kinder hier erwartet: die Aufforderung, nicht nur zuzuschauen, sondern mitzumachen. Auch die Ehrlich Brothers würden wohl nicht unterschreiben, dass Zauberei keinen Erfolg beschert. Mehr als 500.000 Besucher haben schon „Magie – Träume erleben“ (20.2. OsnabrückHalle) gesehen. Wer also sehen will, wie sie Bahnschienen verbiegen oder mit einem Motorrad aus einem iPad fahren, hilft mit, dass es irgendwann eine Million werden. Okay, die Brüder zielen nicht so ganz auf die Kleinen unter uns wie Zaubererrr Meierdierks, aber trotzdem … Und dann ist da noch das neue Strumpfpuppen-Kindertheaterstück „Strumpf ist futsch“ (28.2., Lagerhalle) von und mit Erwin Grosche. Da geht’s um Suchen und Finden – und, wie beim Zaubererrr, ums Mitmachen, Waschmaschinen-SchleudergangSong inklusive. Kinderzimmer-Verzauberung, die es den Eltern schwermacht, anschließend noch aufs Ordnunghalten zu drängen. Nur Kaninchen aus dem Hut holt er nicht. Dafür macht er Audio-CDs wie „Feenzauber“, dreht Filme wie „Hütchenzauber“. Also. HARFF-PETER SCHÖNHERR
Erwin Grosche (li.) in „Strumpf ist futsch“ 22 STADTBLATT 2.2016
Den Tagen mehr Leben geben Kinder, die lebensverkürzend erkrankt sind – eine große Herausforderung für Familien. Entlastung bietet der Ambulante Kinderhospizdienst Osnabrück.
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s hat zu kleine Flügel, also kann es nicht fliegen. Und zu lange Beine hat es auch, also kann es nicht laufen. Aber das kleine Puppen-Maskottchen, das Susanne Wagner mit an den Tisch setzt, Koordinatorin des Ambulanten Kinderhospizdienstes Osnabrück, hat trotzdem einen Mut machenden Namen: „Hopi“ – Hoffnung. 43 Ehrenamtliche, zwischen 24 und 70 Jahre alt, begleiten derzeit 16 Familien, in denen Kinder und Jugendliche „lebensverkürzend erkrankt sind“ – Geburtstraumata, Muskeldystrophie, inoperable Herzfehler. Wagner: „Die Begleitung der Familien beginnt oft schon kurz nach der Diagnose und geht nicht selten bis über den Tod hinaus.“
Die Diagnose: Für die Familie ist sie stets ein Schock. Dann setzen die Fragen ein: Was kann und muss medizinisch geschehen, was pflegerisch? Der gesamte Alltag wandelt sich, radikal, wird zur Belastungsprobe, nicht zuletzt seelisch. Für die meisten steht fest: Solange es möglich ist, bleibt das Kind zuhause, auch in der Sterbephase, bis zum Ende. Das geht jedoch schnell an die Substanz. Und dann ist jede Hilfe, jede Entlastung, willkommen. Läuft bei Wagner eine neue Anfrage auf, wird sondiert: „Entscheidend ist, dass die Chemie zwischen dem ehrenamtlichen Begleiter und der Familie stimmt, denn eine Begleitung dauert ja zuweilen Jahre.“ Haben beide Seiten das Gefühl, zueinander zu passen, be-
ginnt ein intensives Miteinander, bei dem der Schenkende oft zugleich ein Beschenkter ist. Wagner: „Man nimmt das eigene Leben, die eigene Gesundheit, einfach bewusster wahr.“ Einmal pro Woche kommen die Ehrenamtlichen, Einsatzradius 30 Kilometer, für zwei bis drei Stunden in die Familie. Da wird dann vorgelesen, erzählt oder gespielt – oder vielleicht auch ein Ausflug unternommen, wenn der Zustand des jungen Patienten es zulässt. Oft hilft es schon, einfach nur still am Bett zu sitzen und die Hand zu massieren. Eine kurze Zeitspanne nur, aber dennoch eine große Entlastung für die Eltern, die Geschwister. Auf Wunsch sind die Ehrenamtlichen des Ambulanten Kinderhospizdienstes auch für den Rest der Familie da. Einer von ihnen ist Chung Yin Tang, Student der Erziehungswissenschaft. Sein Begleiten sieht er als „da sein, 2. Stimme sein, mitfühlen“. Es hat ihn „weicher, reflektierter, aber auch (selbst-)bewusster“ werden lassen. „Menschlichkeit, Zeit und Raum für das Individuum bereichern meine Denk- und Handlungsweisen“. So arbeits- und zeitaufwändig die Schulungen, Fortbildungen, Supervisionen sind, in denen sich die ehrenamtlichen Kräfte für ihre Aufgabe qualifizieren, so wenig fallen sie gegen diese Bereicherung ins Gewicht. Chung Yin Tang ist derzeit im „Kinderhospiz Löwenherz e.V.“ im Praktikum, in Syke, mit dem der Hospizdienst Osnabrück kooperiert. „Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben“, so Cicely Saunders, Ärztin, Sozialarbeiterin und Gründerin der modernen Hospizbewegung, „sondern den Tagen mehr Leben.“ Saunders wurde für ihre Arbeit in den Adelsstand erhoben. Ehrungen wie diese erwarten die Ehrenamtlichen des Kinderhospizdienstes nicht. Ach ja: Der nächste Qualifizierungskurs beginnt im März 2016. HARFF-PETER SCHÖNHERR
Mami Moshpit Erkenntnisse aus dem (Nacht-)Leben
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eute geht es um Motivation, liebe Mit-Mosher, Personal Butler und Zofen von Mini-Mes. Was gibt es in eurem Leben, das ihr seit dem wahnsinnigen Wandel des Elternwerdens vermisst? Nicht mehr macht? Euch nicht mehr erlaubt? Wozu ihr euch zu müde fühlt, zu alt/dick/lächerlich findet? Hmm? Na? Ich verwette einen Keks (nein, mindestens die französischen Trüffel vom Denn’s, die mir mein Mann stets gern als „überflüssigen“ – ha! das Wort ist inkompatibel mit allem, was Kakaobohnen enthält – Kostenfaktor unter die Nase reibt) darauf, dass es da was gibt. Ich fang’ mal an: Bei mir war’s das Musikmachen, 5 Jahre lang hatte das keinen Platz mehr (dachte ich). Hat es doch – wenn man ihn sich schafft! Und so habe ich mich endlich, pünktlich zum Überschrittenhaben der Lebensmitte, selbst in den Po getreten und wieder etwas angeschlossen, was doch gemeinhin eher mit den jungen,
Voice of Germany-tauglichen, taufrischen Anteilen der Bevölkerung assoziiert wird: einer richtigen, lauten Rockband. Warum, fragt ihr jetzt vielleicht entsetzt, wo’s doch abends auf dem Sofa so schön ist, wenn der Nachwuchs endlich pennt? Warum sich das noch bzw. wieder antun? Ganz einfach: Lemmy weg, David weg – einer muss jetzt einspringen. – Scherz! Nein, ganz einfach, weil es kein Alter gibt, wenn man Musik wirklich liebt. Weil kein Streit so viel Spaß macht wie die kreative Auseinandersetzung mit Bandkollegen um die beste Songstruktur. Und weil die ersten Beats und verzerrten Akkorde sofort fit und lebendig machen. Weil man eine bessere Mami ist, wenn man sich auch als Person nicht abschreibt. Und – was fangt ihr dieses Jahr wieder an, das euch so richtig gut tut? Egal, was: rock on!
Eure Mami