Stadtblatt 2014 05

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FOTO: MARIO SCHWEGMANN

aufgefallen So müssen sie aussehen: Christoph Hötzel (m.) und weitere Vespa-Fans

Zwei Takte Glück Jeden Sonntag treffen sich Osnabrücker Vespa-Fans zur gemeinsamen Ausfahrt. Und genießen den Knattersound des Kultrollers.

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s ist Sonntag, es ist gutes Wetter, es ist 14 Uhr und draußen vor dem Theater am Domhof stehen sie – legendäre VespaRoller. Mit ihren Fahrern. Die Truppe von Osnabrücker Vespa-Fans gibt es schon länger, aber in diesem Frühjahr

wollen sie sich stärker der Öffentlichkeit präsentieren, um demnächst neue Fahrer in ihren Reihen begrüßen zu können. „Das wendige Fahrverhalten der Vespa und die Geräusche des Motos, das ist einmalig“, sagt Christoph Hötzel, der seit einem Jahr in

Osnabrück wohnt und seitdem an den Treffen teilnimmt. Es ist auch ein nostalgisches Gefühl, das bei den Ausfahrten mitschwingt: „Ich hatte als 16-Jähriger eine Vespa“, sagt Hötzel, „und da werden natürlich Erinnerungen wach.“ Die erste Vespa (ital. für Wespe) wurde 1946 gebaut, als der italienische Fahrzeughersteller Piaggio nach dem Krieg ein Fortbewegungsmittel für den ‚kleinen Mann’ brauchte. Heute sind Italiens Innenstädte ohne den knatternden Zweitakter kaum denkbar. Der Europa-weite Siegeszug setzte spätestens mit dem Film „Ein Herz und eine Krone“ (1952) ein, in dem Audrey Hepburn und Gregory Peck verliebt mit einer Vespa durch Rom düsen. Heute zahlen Sammler für OriginalModelle aus den 50ern und 60ern bis zu 20.000 Euro. Wer es günstiger haben will: eine neue Vespa geht bei ca. 3.000 EUR los. Die meisten der Osnabrücker Fans haben zwei Vespa: eine für den Alltag, eine für die sonntägliche Ausfahrt. Christoph Hötzel fährt eine Vespa PX von 1982, „mit Schaltung“ und rund 100 km/h in der Spitze. Wer auch mitfahren möchte, kann sich gerne sonntags – bei gutem Wetter – vor dem Theater einfinden und seinen ZweiTakter mitbringen. Der sollte klassisch aus Blech sein und nicht, wie heute oft üblich, aus Plastik. Dann geht es ab zum Eis essen, zum Flohmarkt oder zu einem Ausflugsziel in der Region. MARIO SCHWEGMANN FOTO: CLAUDIA SARRAZIN

In Osnabrück und der Welt zuhause Önder Sancarbarlaz betreibt in Osnabrück ein Reisebüro. Und ist eine Institution in Sachen Völkerverständigung.

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er Önder Sancarbarlaz treffen möchte, schaut am besten im Reisebüro Sancarbarlaz Tours vorbei, dass er seit 20 Jahren mit seinem Bruder Hakan, einem Betriebswirt, am Petersburger Wall betreibt. Wer spontan kommt, hat aber vielleicht auch Pech. Denn der gebürtige Osnabrücker, der Rechtswissenschaften studierte, bevor er sein Hobby zum Beruf machte, ist vielseitig engagiert. Auch im Deutschen Reiseverband (DRV) ist er aktiv: „Eine Institution, die die Interessen des deutschen Tourismus vertritt, der größte Tourismusverband weltweit.“ Zur Zeit setzt er sich für die Einrichtung eines Beirats am Flughafen FMO ein, aus touristischen Dienstleistern und Vertretern des politischen Lebens der Region. Mitinitiiert hat er auch die Kooperation von Turkish Airlines mit dem FMO. 6

STADTBLATT 5.2014

Auch Ehrenamt und sozial-politisches Engagement sind ihm wichtig, dafür nimmt Sancarbarlaz sich Zeit. So war er viele Jahre im Ausländerbeirat der Stadt Osnabrück aktiv, fünf davon als Vorsitzender. Eine Tätigkeit, durch die sich nicht zuletzt der Friedensgedanke von Stadt und Region forciert sah. „Wir sind Osnabrücker durch und durch“, sagt er über seine Familie. „Wir sind stolz darauf, dass wir in Osnabrück leben.“ Außerdem lobt er: „Die Stadt war immer ein Vorreiter in Sachen Zusammenleben und interreligiösem Dialog.“ Dennoch freut sich Sancarbarlaz über seine Wurzeln. „Ich habe beide Identitäten, ohne dass sich das ausschließt.“ Besonders stolz ist er auf die Partnerschaft mit der türkischen Stadt Canakkale, die er mit initiiert hat. „Es ist nicht mehr exotisch, wenn ein Drittel einer Gesellschaft einen Migrati-

Eingespieltes Team: Murat Akyürek, Önder Sancarbarlaz, Özenc Yel und Hakan Sancarbarlaz onshintergrund hat.“ Allerdings wünsche er sich, dass „man von plakativen Aussagen und Sonntagsreden absieht, und zu mehr echter Freundschaft und nachbarschaftlichem Zusammenleben“ komme. Und für seine Kinder Yelda, 4, und Arda, 2, wünscht er sich, dass sie nie das Gefühl der Andersartigkeit haben. Was das Thema Unternehmensgründung von Migranten angeht, ist er der Meinung: „Mittlerweile sollte die Herkunft eines Unternehmers nicht mehr ausschlaggebend sein. Und wenn ich im Ausland unterwegs

bin, werde ich als deutscher Vertreter des Tourismusverbandes betrachtet.“ 10.000 Reiselustige betreut er pro Jahr. Inzwischen kommen sogar schon die Kinder seiner älteren Kunden und buchen bei ihm. Einen Wehmutstropfen gibt es dennoch: Von einigen Wirtschaftsinstitutionen und hiesigen Verbänden, der IHK etwa oder den Wirtschaftsjunioren, würde er sich wünschen, sie gingen auf die „Community“ zu. „Die sind da unter sich und haben ein riesiges Netzwerk“, so Sancarbarlaz. CLAUDIA SARRAZIN


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