Stadtblatt 2014 04

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musik

konzerttipps

Die britische Acid-Jazz-Legende Incognito

Dirty Science Tour

HIPHOP. Bei „Dirty Science“ handelt es sich um eine Westcoast-Labelcrew. Mastermind Exile, bürgerlich Aleksander Manfredi, ist ein honoriger DJ, Produzent und Rapper, der für Alben von J Dilla oder Madlib verantwortlich zeichnet. Zusammen mit Johnson Barnes tritt er auf der Tour als Blu & Exile auf. Auch bei Dag Savage mischt Exile mit. Mit dem Rapper Johaz (Foto, mit Exile) veröffentlichte er jüngst unter diesem Moniker das Album „E&J“, das begeisterte Boom Bap-Heads hinterließ. Johaz bringt auch die Philosophie hinter der Tour auf den Punkt: „Wir wollen zeigen, wie stark Dirty Science ist und alle unsere Talente präsentieren.“ Quelle Chris stammt aus der HipHop-Hochburg Detroit (J Dilla, Big Sean, Eminem). Gleich zwei Veröffentlichungen gab es von ihm 2013. Seinen Namen fand er in den ersten Büchern der Bibel (file under: Quellencode). Denmark Vessey ist im Storytelling zu Haus, MED ein MC aus der Stones Throw-Community. P 11.4., Münster, Skaters Palace

Kollektiver Genuss Auf dem Jazzfest in Gronau kann man jährlich Newcomern und Altbewährten lauschen, sich mitreißen, überraschen und begeistern lassen.

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azz spielt man im Kollektiv. Kein Wunder, diese Musikrichtung lebt von einer kräftigen Big Band, verschiedenen Stimmen, Instrumentalvielfalt. Dieses Jahr sorgt unter anderem Roger Cicero für einströmende Musikliebhaber. Der Pop- und Jazz-Sänger rumänischer Herkunft, geboren in Berlin und wohnhaft in Hamburg, hatte die ungewöhnliche sowie revolutionäre Idee, deutschen Swing-Jazz zu produzieren. Adrett gekleidet in Anzug mit Hut orientiert er sich an Idolen wie Stevie Wonder und Ray Charles, ist aber auch ein bekennender Prince-Fan. Die Liebe zu Jazz und Soul wurde ihm in die Wiege gelegt – sein Vater, Jazzpianist Eugen Cicero, teilte seine Leidenschaft für Musik mit ihm, auch wenn der Sohn die aufgezwungenen Klavierstunden zunächst boykottierte. Zum Glück kam er zur Vernunft, stellte eine Big Band zusammen, die ihn bis heute begleitet, und sang sich mit oft klischeehaften Texten über Geschlechterrollen vor allem in die Frauenherzen. Auf seinem neuen Album „Was immer auch kommt“ wird Roger Cicero nachdenklich – er verarbeitet die Trennung von seiner langjährigen Freundin, Mutter seines Sohnes. Im Gegensatz zu Cicero & Big Band lässt sich bei Incognito keine feste Besetzung erkennen. Die britische AcidJazz-Band, gegründet 1980 von JeanPaul „Bluey“ Maunick, hat nach eigener Aussage mehr als 1000 Musiker kommen und gehen sehen – davon

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lebt ihr Sound, denn der ist so vielseitig wie die verschiedenen Künstler. Die Urbesetzung, bestehend aus Maunick, Bassist Paul „Tubbs“ Williams, Saxophonist George Lee und Schlagzeuger Jeff Dunn, wurde im Laufe der Jahre erweitert und abgelöst durch Musiker wie Peter Hinds, Gee Bello und dem irischen Sänger Van Morrison. So gesehen passt der Name ganz gut – bei derartig schnellem Wechsel kann niemand sich alle Namen merken. Ein Name, den man sich definitiv merken sollte: Snarky Puppy, also ein gereizter oder bissiger Welpe. Wieder ein Kollektiv, wieder eine bewegte Besetzung. Gründer der Band ist Michael League, Bassist und Gitarrist. Mit ihrer Mischung aus Jazz, Funk und Weltmusik wollen „the pups“ sowohl Gehirn als auch Hintern ihrer Zuhörer zum Schwingen bringen – „music to move the brain and booty“ heißt es auf ihrer Internetseite. Zugegeben, der Name ist nicht allzu kreativ: Samuel Jon Samuelsson Big Band, gegründet von Samuel Jon Samuelsson, bestehend aus ihm und seiner Big Band. Aber was der Bandname vermissen lässt, macht das 9-köpfige Kollektiv mit seinen Auftritten wett – diese sind spektakuläre Partys, mit aufwendigen Kostümen und einem explosiven, schweißtreibenden Sound, der alles mitreißt, was Ohren hat. Feinster Funk, gemischt mit klassischem Jazz – ein isländischer Import, der sich sehen und hören lassen kann. Und genau wie die anderen Künstler wird er auf dem diesjährigen Jazzfest in Gronau garantiert für erstklassige Stimmung sorgen. Musik hören ist im Kollektiv nämlich auch am schönsten. JANA TUBBESING

P 26.4.-4.5., Gronau, u.a. Bürgerhalle, Ev. Stadtkirche, Parkfreibad

Andrea Schroeder & Band

40 Jahre Forum

POP NOIR. Völlig zu Recht gerät KritikerPapst Jan Wigger bei der Wahlberlinerin ins Schwärmen und spricht bei Schroeders Songs von „nächtlichen Reisen ans Ende der Hauptstadt“. Die Sängerin klingt wie Marlene Dietrich, die sich die Tindersticks als Begleiter geangelt hat. Ein Ereignis. Der Kammerpop wurde vom verdienten Chris Eckman (The Walkabouts) geschmackssicher in Szene gesetzt. P 9.4., Münster, Gleis 22 P 11.4., Bielefeld, Forum

UMSONST & DRINNEN. 40 Jahre Forum, davon 15 in der jetztigen Location in Bielefeld. Zum Feiern kommen vier Bands, Eintritt frei. The Graveltones sind Australier aus London, die rohen Rock spielen. Gleich zwei israelische Bands sind dabei: Soda Fabric (Post Punk) und The 1840s (Powerpop). Dazu kommen Buffalo Summer aus Wales (Foto), die in England The Graveltones supportet haben und es sich zwischen Led Zeppelin und Free gemütlich machen. P 13.4., Bielefeld, Forum

Adel Tawil

Samy Deluxe & DLX Bnd

POP. Er hat mit Ich + Ich so viele Hits gehabt, dass man kaum glauben kann, dass „Lieder“ sein erstes Soloalbum ist. Und auch vom Alleingang sind die Fans begeistert: Die erste Single, ebenfalls „Lieder“ benannt, ist mit seinen Anspielungen auf zig Pop- und Rocksongs schon jetzt ein Radio-Klassiker. Der sympathische Berliner Adel Tawil ist aber vor allem ein Mann der Bühnen, der das Live-Spielen vermisst hat. P 13.4., Halle, Gerry Weber Stadion, Halle

DEUTSCHRAP. Nach dem etwas obskuren Ausflug als Herr Sorge ist Samy Deluxe zurück. Das neue Album „Männlich“ wurde durch eine 6-teilige TV-Staffel namens „Männlich deluxe“ auf DMAX angeschoben. Auch die Gäste auf dem Album sind illuster: Die Fantastischen Vier und Flo Mega sind dabei. Im Verlauf des Jahres soll ein neues Mixtape als Nachfolger für „Perlen vor die Säue“ kommen. P 19.4., Münster, Skaters Palace P 20.4., Bielefeld, Ringlokschuppen


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