Stadtblatt 2013.07

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familiensache Tipps für Kids

Tja, ob es nun wirklich Wölfe im Dschungel gibt? Und riesige Braunbären? Egal. Darauf kommt’s hier nicht an. Mogli wird jedenfalls von einer Wolfsfamilie aufgezogen. Und von Baloo, dem Bären. Und natürlich sind auch die anderen Dschungelbewohner dabei, die wir aus Rudyard Kiplings Erzählungen und Gedichten kennen. Verspielter Junge reift zum Herrn der Tierwelt heran? Nein, das muss man nicht allzu ernst nehmen. P 7., 14., 21., 28.7. Waldbühne Melle

Kein Spaziergang: Berthold Wesseler, Johannes Jörlemann, Elena Nohlen, Christof Wahmes (v.l.), Jugendgerichtshilfe

Getätschel hilft nicht Einmal im Jahr startet die Jugendgerichtshilfe ein Anti-Aggressivitätstraining. Die Erfolgsquote ist hoch.

Emil und die Detektive

Nicht totzukriegen ist er, Erich Kästners Kriminalroman für Kinder – der immerhin schon 1928 entstand. Und warum auch? Selbst in Zeiten von CSI Miami ist die Geschichte von Emil Tischbein, der aus einem kleinen Dorf in die große Stadt Berlin fährt, was Feines. Also: Eintauchen ins Kaiserreich-Musical! Wie schreibt Kästner in „Als ich ein kleiner Junge war“? „Damals war ja so vieles anders als heute! Ich bin noch mit der Pferdbahn gefahren! Der Wagen lief schon auf Schienen, aber er wurde von einem Pferd gezogen...“ P 21., 27., 31.7., Waldbühne Kloster Oesede

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iele sagen: Wiederholungstäter. Aber das hört Johannes Jörlemann, Jugendgerichtshilfe Stadt Osnabrück, nicht gern. Eher schon: „Jugendliche und Heranwachsende, die wegen mehrfacher Gewaltdelikte aufgefallen sind und weiterhin eine starke Gewaltbereitschaft offenbaren“. So jedenfalls heißt sie im Jahresbericht der Jugendgerichtshilfe, die Zielgruppe des AntiAggressivitätstrainings (AAT). Sechs Monate, 100 Betreuungsstunden. 12 Betreute pro Kurs, ebenso viele Trainer. Dreistündige Gruppentreffen, flankiert durch Einzelhilfen. Handy anlassen? Basecap auflassen? Tabu. Blickkontakt beim Sprechen? Ein Muss. Wer sich öffnet, an sich arbeitet, sich ändert, sammelt Pluspunkte. Wer dichtmacht, abblockt, Theater spielt, nicht. Ziel ist „ein Selbstkonzept, das keinen Platz für Gewaltanwendung und Machtmissbrauch zulässt“. Wer hier zum AAT geht, Kooperationspart-

600 Pippi Langstrumpf

Es ist mal wieder soweit: das orangerothaarige Anarcho-Power-Mädchen stürmt die Freilichtbühne Tecklenburg. Und weil es ein Stück für Kinder ist, stehen auch hauptsächlich Kinder auf der Bühne: 52. Zu sehen ist Klassisches: Einzug in die Villa Kunterbunt, Rückkehr von Kapitän Efraim, der Kleine Onkel, Herr Nilsson... Mittendrin: Maxi Schulz als Pippi. HPS P Jeden Mittwoch und Sonntag, Freilichtbühne Tecklenburg 22 STADTBLATT 7.2013

FOTO: HARFF-PETER SCHÖNHERR

Das Dschungelbuch

ner ist die AWO, bei dem haben alle anderen pädagogischen Maßnahmen versagt. Wer nicht durchhält, steht oft vor Problemen – im Extremfall dem Freiheitsentzug. Jörlemann: „Absolut kein Spaziergang. Weder für die Teilnehmer noch für uns. Getätschel hilft nicht.“ Es geht um Biografie- und Opfer-Arbeit, um Selbst- und Fremdeinschätzung, um Ursachen, Arten und Folgen, Kanalisierung, Abbau und Vermeidung aggressiven Verhaltens. Entspannungsübungen und Rollenspiele gehören dazu, Rhetoriktrainings und Erlebnispädagogik, Konfrontationstechniken wie der „Heiße Stuhl“, bei dem es gilt, sich in einem schonungslosen Verbalkreuzfeuer seinem Verhalten zu stellen. Obligatorisch auch der Besuch der Hannoveraner Gerichtsmedizin. Da werden dann Fotos gezeigt. Und was auf denen zu sehen ist, ist oft selbst für Hartgesottene ein Schock. Trainer Christof Wahmes: „Viele gehen da kreidebleich raus. Realisieren vielleicht zum ersten Mal so richtig, was alles hätte passieren können.“ Ein Boot-Camp ist das AAT jedoch nicht. Klarheit und Konsequenz, nicht

Manchmal, da muss man sich ja schon ein bisschen wundern. Zum Beispiel beim Ferienpass. Höchst rätselhaft, was uns da mancher Programmtitel sagen will. Aber kann ja schon mal passieren bei über 600 Angeboten für 6 Wochen. Zum Beispiel die Sache mit dem „Tiere filzen“. Was mag das heißen? Tasten Kids hier Hasen und Eichhörnchen auf Waffen und Drogen ab? Oder richtet sich dieses Angebot gar nicht an Kinder, sondern an Damhirsch und Dachs? Komisch auch der „Kanuschnuppertag“. Was kann so spannend daran sein, an Kanus zu

Härte. Es geht um Vertrauensbildung. Trainerin Elena Nohlen: „Man muss viel Leidenschaft mitbringen. Und am Ende sind das oft sehr bewegende Momente. Wenn man denen, die es durchgehalten haben, sagen kann: Respekt!“ Und wer das AAT durchhält, hat eine gute Prognose. Jörlemann: „Zwei Drittel aller positiven Abschließer sehen wir hier nicht wieder.“ Einen Kurs gibt es in Osnabrück pro Jahr. Zwar betreut die Jugendgerichtshilfe pro Jahr rund 200 GewaltdeliktTäter. Aber ein AAT brauchen eben nicht alle. Nohlen ist Freiberuflerin. Wie Marco Hannak. 2011 war er Mitgründer des Büro 49. Sein Angebot hat dasselbe Ziel, heißt aber anders: „Gewalt-Alternativ-Training“ (GAT). Seit über 10 Jahren betreut er junge „Körperverletzer“, u.a. im Auftrag des Landkreises. „Die Kids werden früher auffällig“, beobachtet er. „Zunehmend spielen Waffen- und Gruppendelikte eine Rolle.“ Aber ohne Hoffnung ist auch er nicht: „Viele suchen regelrecht nach Grenzen, Orientierung.“ Auch Hannak hält Spiegel vor. Forscht Biografien nach. Gewalt? Sie lässt sich verlernen. Aber schwer. HARFF-PETER SCHÖNHERR

riechen? Oder der „Vogelfutterhausbau“. Baut hier Vogelfutter Häuser? Werden hier Häuser aus Vogelfutter gebaut? Oder werden hier Häuser FÜR Vogelfutter gebaut, wobei man sich dann natürlich fragt, wie Vogelfutter am liebsten wohnt – mit Whirlpool, Terrasse, offenem Kamin? Auch „Fußball-Golf“ irritiert. Drischt man hier mit Golfschlägern auf Fußbälle ein? Auch das „Schnuppertauchen“ hört sich merkwürdig an. Ist es wirklich ratsam, unter Wasser Luft durch die Nase zu ziehen? HARFF-PETER SCHÖNHERR

KlickKlickKlick: Hier wird’s lustig


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