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„Zerwirtschaftung eines potenziellen Lebensortes Stadt.“ Prof. Dipl.-Ing. Dirk Manzke, Ringlokschuppen
Der alte Güterbahnhof wird Stück für Stück versilbert. Seine obskuren Eigentümer sehen in ihm offenbar ein gewinnbringendes Spekulationsobjekt. Der Osnabrücker StädtebauProfessor Dirk Manzke bedauert dagegen die Vernachlässigung städtebaulicher Verantwortung. VON HARFF-PETER SCHÖNHERR FOTOS HARFF-PETER SCHÖNHERR | ROGER WITTE
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n „Monopoly“ sind Bahnhöfe ja nicht besonders beliebt. Sie bringen einfach kein Geld. Im wirklichen Leben ist das anders. „Erfolg“, sagt die Zion GmbH, der jetzige Besitzer des einstigen Osnabrücker Güterbahnhofs, „ist die
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Unter die Räder gekommen Summe richtiger Entscheidungen!“ Und diese haben sie scheinbar getroffen. Das Gelände braucht eine neue Perspektive, Beplanung, Nutzung. Möglichst ganzheitlich. Und keiner seiner bisherigen Besitzer besaß das Potenzial dazu. Auch die Stadt blieb lange Zeit untätig. Zuviel zu tun mit den Konversionsflächen. Zuviel Schulden, um selbst größer zu investieren. Und dann, wie aus dem Nichts heraus, schlug die Zion GmbH zu. Ein No-Name-Investor. Wo die Stadt einen moderierten Kommunikationsprozess hätte auslösen können, herrscht jetzt Privatheit. Derzeit verkauft Zion die 22,8 Hektar große Fläche Stück um Stück. Die „Lebensquelle“ hat sich bedient, Alando-Betreiber Frederik Heede, die Stadt Osnabrück. Zwischennutzungsmieter bringen Geld, von der „Kleinen Freiheit“ bis zum „Freiraum Petersburg“. Und selbst die staubige Brache drumherum ist lukrativ: als Parkraum. Ralf Gervelmeyer (Finanz Partner GmbH, Georgsmarienhütte) und Thomas A. Gründler (Medialog Direktmarketing GmbH, Bielefeld), Geschäftsführer und zu gleichen Teilen Gesellschafter der Zion GmbH, reiben sich also die Hände. Der Vorentwurf
der Neufassung des Bebauungsplans zeigt, in welche Richtung es geht: großenteils Gewerbe, wegen der Steuereinnahmen. Umsatz für die beiden Landhändler. Nimmt die Stadt weitere Vorkaufsrechte wahr, wie jüngst beim Ringlokschuppen, wo sich die Beschlussvorlage VO/2013/2763-01 des Finanzvorstands immerhin „planerische Spielräume“ zur Umsetzung „städtebaulicher Ziele“ wünscht? Fließt Geld, fließt es in beider Tasche. Selbst der mediale Sturm, der den schwulenfeindlichen Zionisten ins Gesicht weht, „Lebensquelle“-Bashing inklusive, facht das Verkaufsfeuer an. Und die Einmischung immer neuer Aktivisten erst recht – wie jüngst die der KIEZ AG. „Überall in Deutschland droht dieses Ausliefern städtischer Chancenräume“, sagt Prof. Dipl.-Ing. Dirk Manzke, Städtebau und Freiraumplanung an der Hochschule Osnabrück. „Inspiration zählt zu wenig, integrierende Kommunikation, Konzept, städtebauliche Verantwortung, Geduld. Da soll etwas Faszinierendes endlich von der Tagesordnung weggezerrt werden. Anscheinend für das schnelle Geld.“