Kerzen, Räucherstäbchen und ein inbrünstiges Om – dieses Image ist Geschichte. Yoga ist längst kein hipper Trend mehr, sondern im Alltag vieler Osnabrücker angekommen. Eine Kursstunde in der Woche gehört fast schon zum guten Ton. Unzählige Yoga-Lehrer bieten ihre Dienste an. Dabei ist es nicht ganz leicht, den Überblick zu behalten.
Alles in Balance: Die Asana „Der Tänzer“ verbessert Körperhaltung, Gleichgewichtssinn und Konzentrationsfähigkeit
VON CLAUDIA SARRAZIN FOTOS JUDITH KANTNER
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ückenprobleme, Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Stress – die Gründe, einen Yogalehrer aufzusuchen sind vielfältig. Als Anfänger den richtigen zu finden, gestaltet sich hingegen knifflig – Google spuckt bei den Schlagwörtern „Osnabrück + Yoga + Kurs“ knapp 100.000 Ergebnisse aus. Wertvoll auf der Suche nach dem richtigen Yoga-Lehrer sind Tipps und Empfehlungen von Freunden und Bekannten. Wer darauf nicht setzen kann, schaut am besten, welche Yoga-Richtung am ehesten passen könnte. „Das ist wie bei Autos: Die verschiedenen Richtungen sind vergleichbar mit einzelnen Automarken“, erklärt Yoga-Lehrer Jan Rautenberg ganz pragmatisch. Doch natürlich gibt es auch beim Yoga Klassiker und neue Fabrikate: Neben den bekannten, traditionellen Yoga-Richtungen, werden immer mehr neue Stile entwickelt – nicht gerade zur Freude derjenigen, die Yoga als eine Lebenshaltung, eine Lebensphilosophie oder ein ganzheitlich ausgerichtetes Gesundheitskonzept definieren. Gemeint sind Angebote wie Yogilates, eine Mischung aus Yoga und Pilates. Clubbing Yoga, oder auch Jivamuktis, ist eine Kombination der alten indischen Yogatradition mit modernem Lifestyle, beispielsweise Rockmusik. Guerilla Yoga nennt man Outdoor-Yoga-Sessions, die an ungewöhnlichen Orten starten. Seit Jahrhunderten erprobt und bewährt haben sich „Oldies“ wie Hatha-Yoga, ein zeitgemäßer Klassiker, der ursprünglich als Gegenpol zu den spirituellen Yoga-Stilen entstand. Ziel ist, das Gleichgewicht zwischen Körper und Geist durch Asanas (Körperübungen), Pranayama (Atemtechniken) und Meditation wiederherzustellen.
„Yoga-Übungen gibt es für jeden, sie können den Bedürfnissen des Einzelnen angepasst werden und sowohl fordernd als auch sanft gestaltet sein“, weiß Hatha-Lehrerin Sabine Narup. Die ausgebil-
„Yoga ist mehr als nur Sport. Es ist eine Lebenshaltung.“ Manfred Stücklschwaiger dete Gesundheits- und Krankenschwester gibt Kurse unter anderem für Senioren und Blinde. Claudia Coers legt ihren Schwerpunkt im Hatha-Yoga auf die Grundlage der altindischen Ayurveda Medizin. „Yoga spricht mich ganzheitlich an – nicht nur körperlich, sondern auch meinen
Geist und meine Seele“, erklärt die Yoga-Lehrerin, die unter anderem Tagesseminare im Kloster Nette gibt. Brigitte Jung-Wilke unterrichtet mit Iyengar Yoga eine sehr körperbetonte, abgewandelte Form des Hatha-Yogas. Sie gibt auch Kurse für Schwangre. Dabei kommen Hilfsmittel wie Klötze, Gurte, Wände oder Stühle zu Einsatz, um einzelne Stellungen körpergerecht und länger gehalten zu können, wodurch die Wirkung erhöht wird. Neben dem Hatha-Yoga zählt auch das seit über 50 Jahren international verbreitete Sivananda Yoga zu den Klassikern. Es geht auf die Yoga-Meister Swami Sivananda zurück. Diese ganzheitliche Yoga-Form integriert alle bekannten Yoga-Systeme. Dazu gehören eine Anfangsentspannung, Atemübungen, Muskelaufbau, Dehnung, Konditionstraining – also der Sonnengruß, bestehend aus zwölf klassischen Grundübungen aus dem HathaSTADTBLATT 2.2013 13