test ich mir im Internet an, wie das funktioniert oder frage meine Eltern. NATHALIE MORITZ: Ich war von der 7. bis zur 10. Klasse auf einer Realschule. Und ich habe noch nie so viele Bewerbungen geschrieben wie dort. Die Real- und Hauptschulen bereiten eher auf das Berufsleben vor, die Gymnasien auf die Hochschulen. Aber in der heutigen Zeit wandelt sich das mehr und mehr. Viele Abiturienten machen auch eine Ausbildung. Da sollten sich die Gymnasien drauf einstellen.
„Mit Eigenmotivation findet man was – Studienplatz oder Ausbildungsplatz.“ Nathalie Moritz, 20 Jahre Gymnasium Carolinum, Jahrgang 13
GESA JANSSEN: Zwar bereitet das Gymnasium auf das Studium vor, aber trotzdem muss man im Leben Bewerbungen schreiben – sei es für Praktika im Studium oder für den Job danach. Das ist also auch für die Schüler des Gymnasiums wichtig und besonders von den Gymnasiasten wird das auch erwartet. STADTBLATT: Es drängen diesmal mehr Abiturienten auf den Ausbildungs- und Hochschulmarkt. Bekommt ihr das zu spüren? DANIEL CALLEJA CANCHO: Ich möchte im Wintersemester mit meinem Studium beginnen, aber die Auswirkungen werde ich erst später spüren, da sich die NCs ja nach der Bewerberanzahl richten. GESA JANSSEN: Ich möchte eine Ausbildung in Flensburg machen – wie die Ausbildungssituation in Niedersachsen ist, kann ich also nicht sa-
gen. Ich habe ein ganz anderes Problem: Wenn ich im August meine Ausbildung beginne, bin ich noch 17. Und dann eine Wohnung oder einen Nebenjob zu suchen, wird sicher schwierig. Das ist ein großer Nachteil, wenn man so jung Abi macht und noch nicht volljährig ist. NATHALIE MORITZ: Einige meiner Freunde wollen in Niedersachsen studieren und die machen sich schon Sorgen, dass sie mit ihrem Notendurchschnitt, also z.B. mit 2,0, keinen Studienplatz bekommen. Wegen des Doppelabiturs sind die Chancen dann schon geringer. Beruhigend, dass die Hochschulen so viele neue Studienplätze schaffen. Aber wenn dann so eine Wehrpflichtaussetzung stattfindet, wird man doch wieder nervös – auch ich. Weil dann sicher viele auch nach Österreich gehen – und dort möchte ich studieren. STADTBLATT: Suchen Deine Freunde Alternativen? NATHALIE MORITZ: Ja, sie bewerben sich in anderen Bundesländern oder für andere Studiengänge. DANIEL CALLEJA CANCHO: Ich habe auch Sorge, dass ich deswegen keinen Studienplatz bekomme und habe dann geguckt, was Hochschulen in anderen Bundesländern anbieten und welche Studiengänge mich noch interessieren. STADTBLATT: Also wirkt sich das Doppelabi auch auf die Wahl des Studiengangs und den Studienort aus? NATHALIE MORITZ: Mit Eigenmotivation findet man was – Studienplatz oder Ausbildungsplatz. DANIEL CALLEJA CANCHO: Es werden zwar mehr Studienplätze angeboten. Es gibt aber nicht mehr Wohnungen. Ich hoffe, da kommt es nicht zu Komplikationen. Jeder Student sollte ein Dach über dem Kopf haben. STADTBLATT: Kritik an G8? GESA JANSSEN: Die Schüler in der Mittelstufe haben jetzt viel mehr Unterricht. Teilweise haben die bis 16 oder 17 Uhr Schule. Da geht viel Freizeit verloren – und gerade in diesem Alter sind Hobbys und Freunde wichtig für die Orientierung und die Charakterbildung. Den Doppelabiturjahrgang finde ich aber eher positiv. Da an unserer Schule 12er und 13er zusammen Unterricht haben, habe ich unheimlich viele Leute kennen gelernt und das finde ich super. NATHALIE MORITZ: Grundsätzlich finde ich das Abitur nach 12 Jahren nicht schlecht, aber natürlich haben die Schüler nach 12 Jahren nicht die Reife wie nach 13 Jahren Schule. DANIEL CALLEJA CANCHO: Ich stehe dem Ganzen sehr skeptisch gegenüber. Man hat das Gefühl, die Regierung will da Lehrkräfte einsparen, weil ja ein Jahr wegfällt. Außerdem gehen die Absolventen ein Jahr früher auf den Arbeitsmarkt und zahlen ein Jahr mehr Steuern. Bildung ist aber wichtig und da sollte so etwas nicht im Vordergrund stehen. GESA JANSSEN: Man sollte keine Abstriche bei der Charakterbildung machen, nur um die Wirtschaft anzutreiben.