Zürcher KMU 6 2015

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NR. 6 l 2015

DAS ZÜRCHER UNTERNEHMER-MAGAZIN

UNTERNEHMERIN

GIADA ILARDO

KÖRPER KUNST INTERVIEW

UNTERNEHMEN

K U LT U R

Pfarrer Ernst Sieber: Sozialwerke SWS

Kunsthandel: Silvio Baviera

Ilse Mayer: Hinter der Linse


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IRNUHBAR LI K T

5 AKTUELL Engagement Migros: Klug vernetzt

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In den letzten 50 Jahren hat Pfarrer Ernst Sieber immer wieder Pionierprojekte entwickelt – als Antwort auf akute soziale Fragen. Foto: Keystone/ Alessandro Della Bella

6 Energiepreis für Dietikon 7 Prix SVC

IM GESPRÄCH 8 Sozialwerke SWS: Pfarrer Ernst Sieber

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WIRTSCHAFT 12 Sind Unternehmer bei Arbeitslosigkeit versichert?

UNTERNEHMEN 16 18 20 22

Giahi GmbH: Karriere mit Körperkunst Kunsthandel: Silvio Baviera Berggasthaus Uto-Kulm: Konfliktzone Paradies Hotel Boldern: Neustart

MANAGEMENT 24 Markenbildung: Passende Bewerber

ZÜRCHER PIONIERE

Das Angebot der Giahi GmbH geht unter die Haut. So auch die Erfolgsgeschichte von Gründerin Giada Ilardo.

26 Pionierin des Monats: Ilse Mayer

KULTUR 30 Sinnlich: Lack und Samt

LIFESTYLE 32 Erholungszone: Gmüetliberg

BUSINESS LUNCH 36 Carlton Restaurant: Weinpalast

GELD 38 KMU-Spiegel 2015: Nachfolger gesucht 39 BÜCHER Projektmanagement

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Ein Blick hinter die Linse: Fotopionierin Ilse Mayer und Ehemann Fred, gemeinsam auf der Jagd nach dem besten Bild.

RECHT 40 Unternehmensnachfolge: Erbschaftssteuer 41 Telefonverkäufe: Konsumentenrechte

NETZWERKE 42 Zürcher Handelskammer: Karin Lenzlinger 45 VZH: Strenger Massstab Fotoquellen: zVg

46 ZÜRICH IM BILD

IMPRESSUM ZÜRCHER KMU – Das Zürcher Unternehmer-Magazin erscheint im Verlag SWISS BUSINESSPRESS SA, Zürcherstrasse 39, 8952 Schlieren, Zürich, Telefon 044 306 47 00, Fax 044 306 47 11, www.unternehmerzeitung.ch, print@zürcherkmu.ch HERAUSGEBER Remo Kuhn, kuhn@unternehmerzeitung.ch REDAKTION Dominique Lieb, lieb@swissnews.ch; Anouk Arbenz, arbenz@swissnews.ch; Peter Blattner, blattner@unternehmerzeitung; Delia Bachmann, bachmann@swissnews.ch; Silvan Buholzer, buholzer@swissnews.ch MARKETING Felix Keller, keller@unternehmer zeitung.ch MITARBEIT AN DIESER AUSGABE François Cochard, Irene Tschopp, Dominic Lüthy, Renato Profico, Nicolas Facincani, Patrick von Arx, Stephen Laug, Hans Strittmatter LAYOUT & PRODUKTION Bruno Strupler, strupler@swissnews.ch; Silvan Buholzer, buholzer@swissnews.ch DRUCK Stämpfli AG, Wölfli strasse 1, 3001 Bern NACHDRUCK Mit schriftlicher Genehmigung des Verlags und detaillierter Quellenangabe ©Unternehmer zeitung /SWISS BUSINESSPRESS SA; Ep: Fr. 6.– , Abo: Fr. 30.– TEXT- UND BILDMATERIAL Für unverlangt eingesandtes Text- und Bild material wird keine Haftung übernommen. Im Verlag SWISS BUSINESSPRESS erscheinen ausserdem: UNTERNEHMER ZEITUNG – Fachblatt der Firmeninhaber und -Inhaberinnen in der Deutschschweiz, SWISS CUISINE – Das Fachmagazin der Gehobenen Gastronomie

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AKTUELL

Seit 2014 unterstützt der Förderfonds Migros den Aufbau eines Weiterbildungsangebotes für Imkerinnen und Imker.

Foto: zVg

Klug vernetzt F Ö R D E R F O N D S Engagement Migros wird neu auch in der Wirtschaftsförderung aktiv und fördert die

Erweiterung bestehender Initiativen.

TEXT DOMINIQUE LIEB

Der Förderfonds von Engagement Migros wurde 2012 gegründet und hat die Erweiterung der Kultur- und Kreativwirtschaft im Fokus. Dahinter steht der Gedanke, dass es neuartige Projekte in der Schweiz besonders schwer haben, während für Bekanntes und Bewährtes genug Fördergeld zur Verfügung steht. Förderschwerpunkte Engagement Migros wählt die Projekte nach Förderschwerpunkten auf dem Berufungsweg aus. So wurde das Pionierlab dem Impact-Hub angegliedert, um gezielt Pionierprojekte zu fördern. Im Jahr 2014 wurden für die Schwerpunke Nachhaltigkeit und Innovation bereits 9.8 Millionen Franken zur Verfügung gestellt. Der Förderfonds unterstützt so beispielsweise den Aufbau eines Weiterbildungsangebotes für Imkerinnen und Imker. Auch die Modeplattform Mode Suisse oder Institutionen wie der Strauhof Zürich profitieren seit 2014 vom Coaching durch den Förderfonds.

Richtig wirtschaften Im Jahr 2015 hat der Förderfonds 1.5 Millionen Franken investiert. Nutzniesser sind unter anderem der Impact-Hub in Zürich, mit dem die Migros eine fünfjährige Partnerschaft eingegangen ist. In der Unternehmer-Community wird die Migros bei Pionierprojekten als Coach den Jungunternehmen zur Seite stehen. Dabei sollen betriebswirtschaftliche Ansätze auf kulturelle Projekte angewendet werden. Das gemeinsam lancierte Pionierlab offeriert passende Angebote in Organisationsentwicklung und Fundraising, und unterstützt die Pioniere dabei, die passenden Dienstleistungen anzuwenden. Damit wird eine Brücke geschlagen zwischen Kultur und Wirtschaft. Die Assistenz der Migros-Profis wird sicher dankbar angenommen, da sich manche Kreative gerne in ihrer Arbeit verlieren und den betriebswirtschaftlichen Aspekten zu wenig Aufmerksamkeit schenken. Netzwerke stärken Zusammen mit den Partnern ETH Zürich, Gebert Rüf Stiftung und Swiss-

com hat der Förderfonds die Initiative «Kick» gegründet. Sie soll helfen, bestehende Startup-Programme mit neuen Pionierprojekten zu koordinieren und auch gesamtschweizerisch zu vernetzen. Dabei richtet der Förderfonds Migros den Fokus auf die Stärkung und Erweiterung bestehender Initiativen. Dazu gehört beispielsweise der Impact-Hub in Lausanne. «Indem wir in der Wirtschaftsförderung enger zusammenarbeiten, helfen wir mit, dass die besten Geschäftsideen umgesetzt werden können», sagt Migros-Chef Herbert Bolliger. Dank der Vernetzung mit verschiedenen Förderinstrumenten ergeben sich neue und unerwartete Anknüpfungspunkte. Auf diesem Weg stehen mehr Möglichkeiten zur Verfügung, um dieeinzelnen Initiativen zu entwickeln.

Migros-Genossenschafts-Bund Direktion Kultur und Soziales Josefstrasse 214 CH-8031 Zürich www.engagement-migros.ch

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AKTUELL

Energiepreis WEGWEISEND

Die Stadt Dietikon wurde im September 2015 vom Label «Energiestadt» mit Gold

ausgezeichnet. Der Leistungsnachweis wird an Gemeinden verliehen, die beste Voraussetzungen für eine nachhaltige Energiepolitik mitbringen.

TEXT SILVAN BUHOLZER

Im Mai 2011 fassten Bundesrat und Parlament den Entschluss, schrittweise aus der Kernenergie auszusteigen. Dies ist zu schaffen, wenn fossile, importierte Energie für Wärme und Verkehr reduziert werden und mehr auf erneuerbare Energie gesetzt wird. Dies bedingt ein koordiniertes Vorgehen von Bund, Kantonen, Gemeinden, Wirtschaft und Gesellschaft. Schweizweit gibt es bisher 31 Städte, die vom Label «Energiestadt» mit Gold ausgezeichnet wurden. Die Goldstädte nehmen eine Vorreiterrolle bei der Umsetzung der Energiestrategie 2050 ein. Aufnahmeverfahren Mit einer Input-Beratung von Energiestadt werden mit der Gemeinde Abläufe, Termine und Kosten diskutiert, um sich einen ersten Überblick zuverschaffen. Durch die Mitgliedschaft im Energiestadt Trägerverein erklärt sich die Gemeinde mit dem vorgese-

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henen Ablaufprozess einverstanden. Es folgt die Wahl eines akkreditierten Energiestadtberaters, mit dem die voraussichtlich mögliche Punktezahl und die damit verbundenen Massnahmen besprochen werden. Durch das Gespräch lässt sich ein Gemeindeprofil erstellen und ein Standpunkt festlegen. Für die Energiestadtaktivitäten wird eine Kommission gebildet, deren Aufgabe es ist, ein konkretes energiepolitisches Programm zusammenzustellen. Die daraus resultierenden Massnahmen werden umgesetzt und in einer jährlichen Erfolgskontrolle vom Energiestadtberater geprüft. Alle vier Jahre findet eine Rezertifizierung der energiepolitischen Aktivitäten durch die Label-Kommission statt. Neu vergoldet Welche Massnahmen brachten Dietikon den Gold-Status? Die Stadt offeriert eine kostenlose Beratung sowie Förderbeiträge für erneuerbare Energien nutzende Heizsysteme. In zwei Schulanla-

gen gab es eine Betriebsoptimierung, es wurde eine EnAW-Zielvereinbarung für das Stadthaus getroffen und 20 Prozent Naturstrom STAR in öffentlichen Bauten beschlossen. Zudem wurden Gebäudestandards für städtische Neu- und Umbauten mit energetischen Anforderungen bei Gestaltungsplanverfahren festgelegt. Die verkehrsberuhigten Zonen wurden ausgebaut und fünf Prozent Biogas ins Erdgasnetz eingespeist. Ein Energie-Kommunikationskonzept mit jährlichen Veranstaltungen dient zur Sensibilisierung der Bevölkerung, der Politik und des Gewerbes. Das verspricht das Label Den Mitgliedern wird ein regelmässiger Erfahrungsaustausch gewährleistet und dank einer Gesamtübersicht ist eine zielgerichtete Handlung von der Gemeinde bis zum Bund möglich.

Mehr Informationen unter: www.energiestadt.ch

Jährlich sparen alle Energiestädte zusammen rund 120 000 Tonnen CO2 und 305 Gigawattstunden Strom. Foto: zVg


Ausgezeichnete KMU U N T E R N E H M E R N E T Z W E R K Mit dem Prix SVC Wirtschaftsraum Zürich werden herausragende KMU prä-

miert, die in der Region Zürich verankert sind. Die Jury hat aus über 80 nominierten Unternehmen sechs Finalisten aus unterschiedlichen Branchen bestimmt.

TEXT DOMINIQUE LIEB

Mehr als 97 Prozent aller Unternehmen in der Schweiz fallen in die Kategorie Klein- und Mittelunternehmen (KMU) und tragen somit das Erfolgsmodell Schweiz. Dank vielfältigen internationalen Vernetzungen und seiner Nähe zu den Hochschulen ist Zürich ein fruchtbarer Boden für Innovation und

bildet den stärksten Wirtschaftsraum in der Schweiz. Die sechs Preisträger des Prix SVC Wirtschaftsraum Zürich werden für ihre innovativen Technologien und Geschäftsmodelle, ihre Firmenkultur, die Qualität ihrer Mitarbeitenden und ihres Managements sowie einen nachhaltigen Erfolgsausweis ausgezeichnet. Träger und Initiant der Prix SVC Verleihungen ist der Swiss Venture

Club, ein unabhängiger non-profit-Verein zur Förderung und Unterstützung von KMU in der Schweiz. Das Unternehmernetzwerk vergibt den Prix SVC Wirtschaftsraum Zürich bereits zum fünften Mal. Die Preisverleihung wird am 21. Januar 2016 im Hallenstadion Zürich ausgetragen. www.swiss-venture-club.ch

Foto: zVg

Die sechs Zürcher Finalisten Bucher Leichtbau AG Die Bucher Leichtbau AG hat sich auf den Flugzeug- und Helikopterinnenausbau spezialisiert. Das Angebot der 1953 gegründeten Firma gliedert sich in die Anwendungsbereiche Catering (Bordküchen), Cabin (Sitzkomponenten), Medical Systems (Rettungsausrüstungen) und VIP (Klapptische, Konsolen). Neu spezialisiert sich die weltweit mit 320 Mitarbeitenden an drei Standorten tätige Bucher-Gruppe unter der Leitung von CEO Beat Burlet auch auf innovative Leichtbaulösungen für das bodengebundene Transportwesen.

Kalaidos Bildungsgruppe Schweiz Die Kaleidos FH wurde 1997 als private Fachhochschule gegründet. Sie erfüllt in ihren drei Departementen Wirtschaft, Gesundheit und Musik den gesetzlichen Leistungsauftrag aus Lehre, Forschung und Entwicklung. An der Fachhochschule angeschlossen sind ein Bildungsmedienhaus und Unternehmen, die auf innerbetriebliche Bildungskonzepte und bildungslogistische Dienstleistungen spezialisiert sind. An den über 30 Standorten in der Schweiz, in Deutschland und Brasilien sind gut 3500 Mitarbeitende für die Gruppe im Einsatz.

IE Industrial Engineering Zürich AG Das 1966 gegründete Unternehmen plant und realisiert massgeschneiderte Industriebauten und trägt die Verantwortung für ein koordiniertes Vorgehen, um die grösstmögliche Effizienz in der Produktion zu erreichen. Branchenspezialisierte Ingenieure, Architekten und Logistiker planen den Arbeitsprozess von der Machbarkeitsstudie bis zur Realisierung der Projekte und garantieren ihren Kunden als Gesamtdienstleister faire Kosten, Qualität und fristgerechte Termine.

Katadyn Gruppe Die 1928 gegründete Katadyn ist Spezialist für die individuelle Nahrungs- und Trinkwasserversorgung. Outdoor-Enthusiasten und Weltenbummler setzen auf das vielseitige Angebot der Katadyn Gruppe. Das Produktangebot reicht von portablen Wasserfiltern über gefriergetrocknete Trekkingnahrung und Campingkocher bis hin zu Entsalzungsgeräten und UV- Desinfektionsanlagen. Das Unternehmen mit Sitz in Kemptthal hat weltweit 170 Mitarbeitende, davon 70 am Hauptsitz in der Schweiz.

Oetiker Gruppe Die Oetiker entwickelt, produziert und vertreibt anspruchsvolle und anwendungsspezifische Klemmen, Schellen, Ringe und andere Verbindungen, sowie passende Montagelösungen für verschiedene Automobilund Industrieanwendungen. Die Firma wurde 1942 von Hans Oetiker in Horgen gegründet. Produktionsgesellschaften bestehen in über 30 Niederlassungen. Das Unternehmen bedient mit rund 1500 Mitarbeitenden Kunden in über 70 Ländern. Trafag AG Die im Bereich Sensorik spezialisierte Trafag AG beliefert weltweit führende Unternehmen mit qualitativ hochstehenden und innovativen Sensoren und Überwachungsgeräten für Druck, Temperatur und Gasdichte. Die Anwendungsbereiche liegen beim Schiffbau, in der Hydraulik, der Wasserbehandlung, im Bereich Schienenfahrzeuge und Grossmotoren oder in explosionsgefährdeten Zonen. Trafag verfügt über ein breites Vertriebs- und Servicenetz in über 40 Ländern weltweit. Das 1942 gegründete Unternehmen beschäftigt 168 Mitarbeitende und hat seinen Hauptsitz in Bubikon.

Von links: Adrian Schmassmann, VRP Katadyn Gruppe; Thomas Meier-Bickel, CEO Oetiker Gruppe; Robert Pfrunder, CEO/VRP Trafalg AG; Beat Buriet, CEO Bucher Leichtbau AG; Armin Ballweg, Geschäftsführer IE Industrial Engeneering. Nicht abgebildet sind die Vertreter der Kalaidos Bildungsgruppe Schweiz.

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IM GESPRÄCH

Familienversammlung S O Z I A LW E R K S W S Sein Leben lang beschäftigte sich Pfarrer Ernst Sieber mit Menschen in Not.

In den letzten 50 Jahren hat er immer wieder soziale Pionierprojekte entwickelt – als Antwort auf akute soziale Fragen.

Seit über 10 Jahren wird im November die Notschlafstelle «Pfuusbus» während der kalten Jahreszeit installiert. Die Bewohner helfen mit beim Aufbau. Initiator Pfarrer Ernst Sieber feiert mit den Obdachlosen Weihnachten. Foto: Keystone/Allesandro Della Bella

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INTERVIEW DOMINIQUE LIEB

Seit 1948 sucht Pfarrer Ernst Sieber den Kontakt mit Obdachlosen, Drogensüchtigen und Aidskranken und er hat auch mit ihnen zusammen gelebt. Die Solidarität mit den Menschen ist für ihn die Grundlage seiner diakonischen Arbeit. Durch sein Engagement am Boden der Realität hat er über die Jahre eine riesige Solidargemeinschaft geschaffen. Wir haben den ehemaligen Pfarrer von Altstetten begleitet und diverse Stationen seiner Arbeit besucht – von der Jugenderziehungsanstalt in Uitikon-Waldegg, über den «Pfuusbus» beim Albisgüetli, und nach Horgen zu seinen Skulpturen beim Friedhof bis zu seinem Atelierhüttli im Ybrig. Pfarrer Sieber, wie sind Sie zum Seelsorger geworden? Ernst Sieber Ich bin dem Herrgott in die Arme gelaufen. Meinem Müeti habe ich es zu verdanken, dass ich diesen Weg gegangen bin. Man riet mir Schauspieler zu werden, Sänger, alles Mögliche hat man mir anempfohlen. War Ihre Mutter religiös? Sie war Bauerntochter und hatte einen sehr praktischen Bezug zum Glauben. Sie hatte die Gabe, mit unangepassten Menschen umgehen zu können. Mein Vater hatte in Horgen ein Chalet gebaut. Kaum sind wir da eingezogen, war das Haus voll mit Schizophrenen und Depressiven, mit Menschen, die niemand wollte. Das waren meine ersten Kontakte mit dieser Welt. Mein Müeti wollte, dass ich Bauer werde. Ich habe geknechtet und zugleich die Prüfung als Landwirt abgelegt. Nach der Bauernzeit habe ich während zwei Jahren die Matur nachgeholt und dann Theologie studiert. Wie haben Sie die landwirtschaftliche Arbeit mit der Theologie verbunden? Ich hatte ein grosses Interesse an der Theologie. Wenn ich das Feld bearbeitete, habe ich mich sehr stark mit dem Boden identifiziert. Der ganze Prozess vom Wachsen, wenn beim Korn der Samen stirbt und daraus etwas Neues entsteht, hat mich mit dem Boden verbunden. Ich habe dem Boden zugehört und hatte das Gefühl, er singt. Beim Bauern war ich immer mit der Seele anderer Menschen in Kontakt. Wenn in einem Menschenleben etwas verletzt war, dann hat es mich angezogen. Diese Tiefendimension habe ich auch beim Boden empfunden, zum Beispiel dass der Boden leidet. Der Boden ist auch ein

Sozialherd, den muss man spüren. Mit der kirchlichen Jugendarbeit habe ich den Boden umgepflügt. Was war Ihre erste Aufgabe nach dem Theologiestudium? 1956 kam ich als Vikar in eine Gemeinde die seit 20 Jahren zerstritten war und wo der Gemeidepräsident nicht mehr weiter wusste. Die Bauernschaft war gespalten, weil einige von ihnen bei den Landverkäufen bevorzugt worden waren. Also schickte mich die Landeskirche dorthin und sagte: «Geh du, Ernst, und schau für den Frieden.» Dann waren Sie als Theologe schon von Anfang an politisch involviert? Das war ein politischer Streit bis in den Regierungsrat. Hier war auch die kantonale Arbeiterziehungsanstalt, wo während der Jugendunruhen in den 1980-er Jahren 90 Insassen abgehauen sind. Es gab grosse Probleme in der Anstalt und ich wurde geschickt, um die Spannungen zu lösen und Streitereien zu beheben. Von 1991 bis 1995 waren Sie für die EVP im Nationalrat. Was haben Sie in dieser Position erreicht? Die EVP ist damals auf mich zugekommen, weil sie sich für die soziale Arbeit in unserem Staat interessiert hat. Die Bergpredigt ist ja zum Teil auch enthalten in der Bundesverfassung: Wenn jemand in Not ist und nicht mehr für sich selber sorgen kann, hat er Anspruch auf soziale Unterstützung und auf die Mittel, die es ihm ermöglichen, ein menschenwürdiges Leben zu führen. Als Nationalrat hatte ich eine Motion eingereicht: Ein Dorf für Drogenabhängige, Kranke und Obdachlose. Der Nationalrat, Ständerat und der Regierungsrat haben den Vorstoss gutgeheissen, weil sie erkannten, dass es ein zukunftsweisendes Projekt war. Entscheidend bleibt für mich in diesem Zusammenhang der Dienst am Staat und der Dienst für die Gesellschaft. In der Präambel der Bundesverfassung steht: Die Stärke unseres Landes lässt sich messen am Wohl der Ärmsten. Das hat für mich einen wesentlichen Zusammenhang mit dem Evangelium. Ich war furchtbar gerne im Nationalrat. Sie haben den Wohlfahrtsstaat kritisiert. Warum? Der Wohlfahrtsstaat verteilt Geld und vergisst den Menschen. Es ist entwürdigend, wenn man einfach nur Geld bekommt – die Schweiz ist kein Versorgerstaat. Die Betroffenen werden

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IM GESPRÄCH

am besten gestützt indem man ihre Eigeninitiative fördert. Im Bunker 1963 war klar, dass ich mir für meine Brüder und Schwestern Zeit genommen habe und mit ihnen am Wochenende auf ein Reislein gegangen bin. Also nicht einfach nach einem Stundenplan Pflichtstunden, Supervisionsstunden, Informationsstunden ausgeführt habe. Sie machen das Gegenteil von dem, was in Wirtschaftsseminaren gelehrt wird, und es scheint trotzdem zu funktionieren? Das kann ich belegen, in den letzten 50 Jahren habe ich über 30 Sozialwerke gegründet. Es gibt auch viele Wirtschaftskapitäne die die Seite wechseln möchten, die neue Inhalte und Emotionen aufnehmen wollen, weil sie zuhause bei der Familie fehlen. Ihre Hoffnungen bringen sie zu ihrer Frau und geben ihr wiedermal ein Küsslein und sagen, «ich habe dich lieb». Veränderungen für Menschen in Schwierigkeiten lassen sich am besten in einer Solidargemeinschaft verwirklichen. Wie sollte ich denn sonst die Millionen für den «Sune-Egge» sammeln, ohne dass die Leute mich lieb haben? Wer hat Ihnen bei den Konzeptionen Ihrer Projekte geholfen? Der Weg zur Hilfe hat mich in die Ratsstuben geführt: zur Gemeindebehörde, zum Kantonsrat oder zum Friedensrichter – und ich ging auch mit dem Kopf durch die Wand. Ich habe immer Wert darauf gelegt, dass Einrichtungen mit Vorbildcharakter geschaffen wurden. Die Hauptträger meiner diakonischen Arbeit bestehen alle noch: Der «SuneEgge», das Aidsspital u.a. Während dem sehr kalten Winter 1963 suchte ich eine Unterkunft für die Obdachlosen und

habe Stadtrat Sigi Widmer telefoniert, ich müsse ein Nest unter dem Boden haben. So kam ich zum Bunker beim Helvetiaplatz. Sie bekamen dann immer die Bewilligungen, die Sie brauchten? Da hatte ich noch nie Mühe. Für die Gründung der Stiftung «Puureheimet Brotchorb» hatte ich in kurzer Zeit vier Millionen Franken gesammelt. Für eine abgebrannte Scheune in Stallikon habe ich bei der Migros gebettelt, ob sie mir 800 000 Franken geben könnten. So einen schönen Ort findet man auf dem ganzen Albis nirgends. Gab es auch Widerstand gegen Ihre Projekte? Ja, 1981 bei dem Landwirtschaftsbetrieb «Puureheimet Brotchorb» in Stallikon. Da hatten die Bewohner Einsprache erhoben und es gab einen Bundesgerichtsentscheid in Lausanne. Meine Frau Sonja hat gesagt: «Jetzt musst du dich mal schön anziehen: ein weisses Hemd, eine dunkle Kravatte, die beste Schale, die du hast.» Am Morgen um vier Uhr hat sie alles perfekt parat gelegt und ich bin nach Lausanne gefahren. Im Zug habe ich noch den Psalm 131 gelesen: «Du musst keinen Kummer haben vor den Feinden, sie werden dich nicht überwinden, du wirst sie überwinden.» Das Gericht erteilte dem Landwirtschaftsbetrieb mit sozialtherapeutischer Zielsetzung eine Ausnahmebewilligung, weil keine überwiegenden Interessen entgegenstanden. Was sagen Sie zur gegenwärtigen Flüchtlingkrise? Flüchtlige gehören zu uns – und umgekehrt. Es geht darum, dass man den eigenen Standard auch bei den anderen

fördert. Jean-Claude Juncker, Präsident der Europäischen Komission, hat es wohl richtig gesagt: Wir brauchen einen Verteilschlüssel. Henry Dunant, Gründer des Roten Kreuzes, hat in seiner ersten Konvention betont, dass die reichen Staaten den Armen beistehen müssen. Dass die, die den Wohlstand haben, auch an die denken sollen, die ausserhalb unseres Landes leben und ärmer sind. Ist es nicht auch ein Selbstschutz, wenn eine Gemeinschaft sich nach aussen abgrenzt? Natürlich, das braucht es. Wenn eine Gemeinschaft ein gewisses Kulturniveau erreicht hat, ist es notwendig, dass die Angehörigen sich auch enger begegnen als mit der übrigen Welt – aber ohne dass man sektiererisch sein muss, sondern mit einem offenen Herzen für jeden Menschen. Sie stehen für die unmittelbare Hilfe ein. Der ehemalige Stadtrat Waser hat Sie dafür kritisiert. Er hatte die Einbildung, die Stadt habe keine Obdachlosen, sie hätten alles im Griff. Dann können Sie mit mir heute Nacht mitkommen, dann sehen wir dann, wo die Heimatlosen überall sind. Wenn es zum Thema Armut kommt, dann hat es von den Betroffenen viele, die nicht auffällig werden, weil sie sich verstecken mit ihrer Armut. Müssen sich Arme in der Schweiz heute mehr als früher verstecken? Die Sozialhilfe in der Schweiz ist vorbildlich, da hat sich vieles verbessert. Im täglichen Umgang werden aber die betuchten Leute gegenüber den Armen bevorzugt, da gibt es leise Unterscheidungen. Die Würde und die Akzeptanz ist etwas vom Wichtigsten, was man den

SWS SOZIALWERKE DER STIFTUNG PFARRER ERNST SIEBER (EINE AUSWAHL) Für Obdachlose 1963 Eröffnung einer Notschlafstelle im Bunker am Helvetiaplatz. 1975 Auszug aus dem Bunker in den «Suneboge». 1990 «Aktion Agglomeration»: 10 kirchliche Notschlafstellen in und um Zürich. 1995 Lettenschliessung: Umzug der Notschlafstelle «Neugasse» in den Bunker Helvetiaplatz. 1995 Schliessung des Bunker und Eröffnung der Kontakt- und Anlaufstelle «Sunestube». 1995 «Aktion Kälte»: Teams suchen Obdachlose in ihren Verstecken auf und holen sie an die Wärme in den «Suneboge». 2002 «Pfuusbus» in Zürich-Albisgüetli. Für Obdachlose und Drogenabhängige. 2011 «Brothuuse» Wohnsiedlung für max. 50 Randständige in Zürich Affoltern.

Einrichtungen für Drogenabhängige 1987 «Sune-Egge»: Notfallmässig medizinische Versorgung von drogensüchtigen Obdachlosen. 1988 Im Zuge der Platzspitzräumung werden vorübergehend verschiedene «Dörflis» eröffnet:«Hügeldörfli», «Lettendörfli», «Selnaudörfli», u.a.

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1988 Gründung der «Stiftung Sozialwerke Pfarrer Erbst Sieber». 1988 «Puureheimet Brotchorb»: Einrichtung für Menschen mit psychischer Erkrankung und/oder Suchtmittelabhängigkeit. 1989 «Sune-Egge»: Kompetenzzentrum für akutmedizinische und pallative Behandlung von sucht- und aidskranken Patienten. Die Hans Goldfarb-Stiftung stellt Gebäude für das Aidsspital zur Verfügung. Erste ambulante Patienten behandelt. 1993 «Ur-Dörfli» in Urdorf. Während 24 Stundenbetreute Suchthilfeeinrichtung. 1994 «Betten statt Letten»: Anlaufstelle «Neugasse». Suchthilfeeinrichtung in Kollbrunn. 1994 Der Nationalrat überweist die Motion «Selbsthilfedorf für ausstiegswillige Drogenabhängige» mit einer Mehrheit von 119 zu 9 Stimmen an den Ständerat. 1995 Ständerat stimmt der Motion einstimmig zu. 1996 «Stiftung Spiesshof» Dorfgemeinschaft in Ramsen für ausstiegswillige Drogenabhängige.

Jugendarbeit 1968 Globuskravalle: Gründung der «Zürcher Arbeitsgemeinschaft für Jugendprobleme». 1971 ZAGJP Auffangstation im Kirchengemeidehaus Wollishofen.


Sie haben oft mit Menschen zu tun, die kriminell sind. Ich habe fast jeden Tag mit solchen Menschen zu tun. Also ich suche bei den Menschen nicht die Schwierigkeiten, sondern gemäss meines Glaubens immer zuerst das Herz. Wegleitend ist für mich, was Augustinus gesagt hat:«Ama et fac quod vis!» – Liebe und tu was du willst! Das Handeln ist geleitet durch die Ethik. Mit meinem Entgegenkommen befreie ich mich. Gestrauchelte Menschen bringt man am besten auf die Beine wenn sie sich angenommen fühlen. Ich bin offen für jeden Menschen. Die Offenheit gibt mir aber auch ein Warnlicht, wo die Lage nicht gut ist. Ist Ihnen noch nie etwas passiert? Molmol, schon. Auch schwere Schicksale die an mich herangetreten sind. Zum Beispiel im Madranertal hatte ich einen Zeichnungsblock bei mir und sitze auf einer Bank neben der Strasse beim Kerstelenbach. Es beginnt zu regnen und ich gehe zurück ins Auto. Und wie ich an meinem Platz sitze, saust ein riesiger Felsblock genau dort hin, wo ich kurz zuvor noch gesessen habe. Solche Sachen sind immer wieder passiert. Wie gehen Sie mit Menschen um, die total querschlagen? Ich schaue in den Spiegel und frage mich, wo sind meine Fehler? Dann kann es sein, dass ich in diesem Moment ein Urteil, welches ich schnell gefällt habe, aufgebe und mich von gesellschaftlichen Massstäben, die das Innere des Menschen nicht bewegen,

befreie. Eine starke Wirksamkeit haben die Gedanken: Wenn ich an einen Menschen denke und der Kontakt wirkt gestört, dann ist die seelische Sprache entscheidend. Das kannst du an dir prüfen: Du merkst bei Menschen, ob ihre Ausstrahlung dir angenehm ist oder ob du Widerstand spürst. Wenn man den Kontakt nicht nur oberflächlich aufnimmt, dann spürt man, was das genau ist, was man an diesem Menschen liebt. Die seelische Kontrolle an sich selber oder im Gespräch mit jemandem, den du gerne hast, oder der dich gerne hat, lässt sich üben. Das ist etwas vom Besten. Und wenn du eine Aufgabe an diesem Menschen hast, dann geht es weiter. Das ist hochinteressant. Gleichgültigkeit ist etwas vom Schlimmsten. Sie sind bald 89 Jahre alt und engagieren sich immer noch aktiv. Ist das nicht sehr anstrengend für Sie? Wenn es um die Berufung geht, kann ich den Pfarrer nicht an den Nagel hängen. Das würde mir nie gelingen. Die «vocatio arcana» – die geheime Berufung, das ist die Grundlage meines Berufs. Es fängt am Morgen an und es hört auch in der Nacht nicht auf. Ich will die Solidarität mit den Menschen, die leiden, ihren Leidensdruck mindern und erst dann die Therapie. Das Miteinanderleben ist die Voraussetzung, die es dazu braucht. Ich bin ein Werkzeug im Dienste der Gemeinschaft. Sehen Sie einen Zusammenhang Ihrer Arbeit mit der Wirtschaft? Das Wort Wirtschaft kommt im 12. Jahrhundert im Zusammenhang mit der Religion das erste Mal vor. Damals war mit Wirtschaft auch das Abendmahl gemeint. Das gemeinsame Essen

1981 Im Zuge der Opernhauskravalle Gründung des ökumenischen «Vereins für ein selbst verwaltetes Jugendzentrum». 2012 «Nemo»: Anlaufstelle für Jugendliche zwischen 16 und 20 Jahren.

Einrichtungen für psychisch Kranke 1992 Gründung «Sunedörfli»: Therapiestation am Hirzel. 2004 «Spiesshof»: Dorfgemeinschaft in Ramsen für Menschen in Not. 2012 «Brothuuse»: in Zürich-Affolteren. Notwohnsiedlung für sozial desintegrierte Menschen.

Für Flüchtlinge 2013 Notschlafstelle «Biwak» für Arbeitmigranten in Zürich. 2013 «Iglu» in Seebach. Notherberge für Migranten und Wanderarbeiter.

Stiftung Ernst Sieber info@swsieber.ch, PC 80-40115-7, 8004 Zürich

gehörte zum Gottesdienst. Heute ist es nur noch ein Schlücklein Wein und ein Brösmeli Brot – da ist etwas verloren gegangen. Das gemeinsame Essen ist das einfachste Prinzip der Obdachlosenarbeit: Teilen wir das Brot. Was bedeutet Ihnen Ihre künstlerische Tätigkeit? Die künstlerische Tätigkeit ist für mich wie frische Luft. Ich bin der Meinung, dass der liebe Gott allen Menschen Gaben gegeben hat, um kreativ zu sein – und wenn es nur ein Fingerhut voll ist. Malerei, Bildhauerei, oder auch wie man die Sprache formt, das ist eine Fähigkeit. Der Stein muss die Seele Foto: Stiftung Ernst Sieber / zVg

Menschen im täglichen Leben entgegenbringen kann.

« FLÜCHTLIGE GEHÖREN ZU UNS – UND UMGEKEHRT.» spüren, die ihn bearbeiten will und man muss während dem Hämmern die Seele auch hingeben. Ich mag es, auf einer groben Sackleinwand ein so feines Gesicht zu malen. Malerei und Bildhauerei hat für mich stark mit Beziehungen zu tun. Mein Antrieb entsteht aus dem Gefühl, geliebt zu werden. Wenn Sie von heute auf morgen etwas verbessern könnten, was wäre das? Jesus ist zu weit weg. Ich wünschte mir, dass die Zukunft heute noch beginnt und das Kreuz in unserem Wappen – wir haben ja keine Blutwurst – unser Volk aufrüttelt. Wenn man fragt, was man sich für die Schweiz über Nacht wünscht, dann kann man lesen, was auf dem Fünflieber draufsteht: «Dominus Providevit» – Gott wird dazu schauen. Also man soll sich nicht zu viele Gedanken machen, sondern vertrauen, dass es gut herauskommt. Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt untergeht, würde ich trotzdem heute noch ein Bäumlein pflanzen.

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WIRTSCHAFT

Sind Unternehmer bei Arbeitslosigkeit versichert? FA I R N E S S F Ü R K M U Obwohl auch Unternehmer Beiträge an die Arbeitslosenversicherung zahlen, sind sie

im Falle einer Arbeitslosigkeit (ALV) massiv benachteiligt. Die Interessensgemeinschaft «Fairness für KMU» setzt sich für eine Verbesserung der Situation ein. Foto: pixelio / Bernd Kasper

TEXT FRANÇOIS COCHARD

In der Wintersession 2014 reichte die Grünliberale Partei im Nationalrat die Motion «Fairness für KMU» ein. Auf kantonaler Ebene könnte jetzt schon sehr einfach und schnell eine Verbesserung der Situation vorgenommen werden. Doch die zuständigen Behörden unternehmen nichts. Obligatorische Versicherung Wer würde eine Versicherung abschliessen, wenn schon bei Vertragsabschluss bekannt ist, dass die Versicherungsgesellschaft nie eine Versicherungsleistung erbringen wird? Bei der Arbeitslosenversicherung (ALV) ist das der Fall. Wer als Unternehmer angestellt ist und eine Gesellschaftsbeteiligung besitzt, muss der ALV – wie jeder Angestellte auch – Versicherungsprämien bezahlen, wird aber gleichzeitig von Versicherungsleistungen der ALV ausgeschlossen. Ebenfalls ausgeschlossen werden Personen in Geschäftsleitungsfunktionen oder mitarbeitende Familienangehörige. Schätzungsweise 200000 Personen sind in der ganzen Schweiz von der Problematik betroffen. Sie zahlen jährlich rund 0.5 Milliarden Franken Versicherungsprämien einW, ohne dass sie sich auf den Schutz der ALV verlassen können. François Cochard weiss durch seine Tätigkeit als Wachstumsspezialist für KMU, dass vielen Betroffenen dies nicht einmal bekannt ist. Ungleiche Behandlung Zur Veranschaulichung ein Beispiel: Vier Freunde gründen gemeinsam eine Kapitalgesellschaft. Jeder ist an der Firma finanziell beteiligt und alle arbeiten in der Firma mit. Nach zwei

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Jahren führt eine Veränderung des Marktes dazu, dass eine der vier Stellen gestrichen werden muss. Die entlassene Person befindet sich in einer sogenannten «arbeitgeberähnlichen Stellung» und wird deshalb von der ALV von Leistungen ausgeschlossen. Hätten nur zwei Freunde die Firma gegründet und zwei Personen eingestellt, wäre die Entlassung einer angestellten Person kein Problem gewesen. Die ALV hätte ihr Leistungen zugesprochen. Auch bei einem Grossunternehmen mit 400 Mitarbeitern, das aufgrund derselben Marktveränderung einen Viertel der Angestellten entlassen muss, wären die Entlassenen von der ALV aufgefangen worden. Wo also liegt der Unterschied? Obwohl die Rahmenbedingungen für alle gleich sind, werden die als Unternehmer handelnden Personen benachteiligt. Problematischer Leistungsausschluss Die ALV will mit dem Leistungsausschluss Missbrauch verhindern. Dagegen ist grundsätzlich nichts einzuwenden. Es ist jedoch höchst problematisch, wenn die ALV und die Rechtsprechung alle Unternehmer deshalb pauschal von ihren Leistungen ausschliessen. Wenn eine Person durch den Stellenverlust in eine finanzielle Notlage gerät, aber von der ALV von Leistungen ausgeschlossen wird, wird sie unter Umständen von der Sozialhilfe abhängig. Anstatt dass die Kosten von der prämienfinanzierten Arbeitslosenversicherung bezahlt werden, man sie so den Steuerzahlern überbürdet. Zukünftige Bedeutung der Unternehmer Dabei stellt sich dabei eine Grundsatzfrage: Welche Rolle spielen Unterneh-


mer für die Schweizer Volkswirtschaft? Wäre es nicht fair und im Interesse unserer Gesellschaft, dass Personen, die bereit sind, Risiken auf sich zu nehmen, um als Unternehmer Arbeitsplätze für andere zu schaffen, auch in den Genuss von Sozialversicherungsleistungen kommen? Viele Startup-Unternehmen entscheiden sich auch deshalb für die Gründung einer Kapitalgesellschaft auch deshalb, weil sie annehmen, dass sie als Angestellte der Gesellschaft ALV-versichert sind. Scheitert das Unternehmen und der Versicherungsfall tritt ein, findet dieser Trugschluss ein bitteres Ende. Lösung des Problems Das Gesetz sieht nicht den grundsätzlichen Ausschluss von Unternehmern von Leistungen der ALV vor. Dieser erfolgt teils durch die Rechtsprechung, vor allem aber durch die Mitarbeitenden der ALV, welche eine Erstbeurteilung vornehmen und damit die Weichen für den Ausschluss stellen. Dabei erfolgen immer wieder Ausschlüsse, weil die Betroffenen ungenügend informiert sind. Die Lösung wäre ein Kompetenzzentrum, in welchem Berater Fälle mit

arbeitgeberähnlicher Stellung vertieft anschauen und zusammen mit den Betroffenen nach Lösungen suchen. Auf diese Weise können sich Betroffene zu ihrer Situation informieren und erhalten die Möglichkeit, Gründe für einen Versicherungsausschluss zu beseitigen. Anfrage an den Regierungsrat Kantonsrat Michael Zeugin (GLP) hatte zu dieser Problematik eine Anfrage an den Regierungsrat eingereicht. Zur Richtlinie der Schweizer Arbeitsmarktbehörde (Seco) gehört, dass für den Unternehmer nach einem Ausscheiden aus der Firma eine Anspruchsberechtigung auf Leistungen der ALV möglich ist. Während der Regierungsrat auf diese Richtlinie verweist (Kr-Nr. 320/2014), rechtfertigt er gleichzeitig das Verhalten des AWA unter anderem mit dem Bundesgerichtsurteil 8C_143/2012. Dieses Gerichtsurteil widerspricht den Richtlinien des Seco. Die im Urteil betroffene Person wurde von Leistungen der ALV ausgeschlossen, obwohl sie vollständig aus der Firma ausgeschieden war. Unbeantwortet bleibt die Frage, für welche Ziele und Interessen sich der Regierungsrat einsetzt.

Eine unternehmerisch tätige Person, die gezwungen wird eine Firma aufzulösen, gefährdet damit auch die Arbeitsplätze von Angestellten. Das Urteil 8C_143/2012 hatte genau diese Folgen. Es wird damit in Frage gestellt, ob das Ziel der Richtlinien des Seco, nämlich Arbeitsplätze zu erhalten, erste Priorität hat, oder ob davon ausgegangen wird, dass der Unternehmer mit betrügerischer Absicht handelt.

FAIRNESS FÜR KMU Die Diskussionsplattform im Internet wurde im Sommer 2014 von François Cochard gegründet. Politisch wurde das Anliegen von der Grünliberalen Partei aufgenommen. Nationalrat Thomas Maier reichte die Motion «Fairness für KMU» im Namen der gesamten GLP Bundeshausfraktion in der Wintersession 2014 ein. Die Behandlung der Motion durch das Parlament ist in der Pipeline. www.fairnessfuerkmus.ch

AWA nimmt Stellung A R B E I T S L O S E N V E R S I C H E R U N G Wer als Unternehmer arbeitslos wird, erhält keine

Arbeitslosenentschädigung, solange die sogenannte arbeitgeberähnliche Stellung weiterhin besteht. Unter gewissen Voraussetzungen haben aber auch ehemalige Unternehmerinnen und Unternehmer Anspruch auf Taggeldunterstützung.

TEXT IRENE TSCHOPP

Die Arbeitslosenversicherung bezweckt, den versicherten Personen unter anderem für Erwerbsausfälle wegen Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit einen angemessenen Ersatz zu garantieren. Die gesamte unselbständig erwerbende Bevölkerung der Schweiz ist obligatorisch gegen Arbeitslosigkeit versichert. Nicht versichert sind dagegen selbständig erwerbende Personen wie beispielsweise der Inhaber einer Einzelfirma. Sozialversicherungsrechtlich gelten Personen als selbständig erwerbend, wenn sie in eigenem Namen und auf eigene Rechnung arbeiten sowie in unabhängiger Stellung sind und ihr eigenes wirtschaftliches Risiko tragen.

Die arbeitgeberähnliche Stellung Wählt ein Unternehmen die Rechtsform einer Aktiengesellschaft (AG) oder einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH), so sind alle Mitarbeiter Arbeitnehmende dieses Unternehmens. Diese natürlichen Personen gelten als unselbständig Erwerbende. Mit der Ausübung einer Erwerbstätigkeit in einer AG oder GmbH beginnt auch die Beitragspflicht an die AHV/IV/EO sowie an die Arbeitslosenversicherung. Auch die Tätigkeit von Personen, die in ihrer eigenen AG oder GmbH arbeiten, wird als unselbständige Erwerbstätigkeit qualifiziert. Bei diesen Personen stellen sich jedoch verschiedene Fragen, da sie eine Art «Zwitterstellung» zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer einnehmen.

Gerade weil sie einen massgebenden Einfluss auf die Entscheidungsfindung in ihrem Betrieb haben, bestimmen sie Art und Umfang ihrer Anstellung sowie die Höhe ihrer Entlohnung selber oder haben einen direkten Einfluss darauf. In einer arbeitgeberähnlichen Stellung befinden sich Personen, die als unselbständig Erwerbende Lohn erzielen (z.B. in einer AG oder GmbH) und gleichzeitig einen massgeblichen Einfluss auf die Entscheidungsfindung dieses Betriebes haben. Die arbeitgeberähnliche Stellung kann sich aus folgenden Aspekten ergeben: In der Eigenschaft als Gesellschafterin oder Gesellschafter, bei einer massgeblichen finanziellen Beteiligung am Betrieb, oder bei einer Teilhabe an der Betriebs-

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WIRTSCHAFT

leitung. Die mitarbeitenden Ehepartner haben ebenfalls eine arbeitgeberähnliche Stellung im Betrieb inne. Sowohl bei einem Verwaltungsratsmitglied in einer AG sowie bei einem geschäftsführenden Gesellschafter in einer GmbH ergibt sich die arbeitgeberähnliche Stellung von Gesetzes wegen. In allen übrigen Fällen (z. B. Geschäftsführerin einer GmbH ohne Gesellschaftereigenschaft, Geschäftsführer einer AG) ist die arbeitgeberähnliche Stellung konkret im Einzelfall zu prüfen. Unter gewissen Umständen Anspruch auf Arbeitslosenentschädigung Entscheidend ist immer, welche Entscheidungsbefugnisse dem Arbeitnehmenden aufgrund der internen Struktur zukommen, beziehnungweise inwieweit diese Person auf die Entscheidungen des Unternehmens einen massgeblichen Einfluss hat. Arbeitnehmende in arbeitgeberähnlicher Stellung (z. B. in der eigenen AG oder GmbH) haben nach bundesgerichtlicher Rechtsprechung dann einen Anspruch auf Arbeitslosenentschädigung, wenn die arbeitgeberähnliche Stellung im Unternehmen definitiv aufgegeben wird und die übrigen Anspruchsvoraussetzungen erfüllt sind. Eine Einflussnahme auf den Geschäftsgang darf ab diesem Zeitpunkt nicht mehr gegeben sein. Beispiele hierfür sind: Definitive Schliessung (Auflösung) des Betriebes, Verkauf des Betriebes oder der finanziellen Beteiligung an einen Dritten (aber nicht an den Ehepartner); Kündigung oder Austritt, mit welcher der Arbeitnehmende die arbeitgeberähnliche Eigenschaft verliert; Konkurs des Unternehmens. Kein Anspruch bei weiterhin bestehendem Einfluss auf Firmenentscheide Behält die arbeitslose Person ihre arbeitgeberähnliche Stellung im bisherigen Betrieb bei – etwa als Verwaltungsratsmitglied – besteht kein Anspruch auf Leistungen der Arbeitslosenversicherung. Keinen Anspruch auf Arbeitslosenentschädigung haben Personen, die in ihrer Eigenschaft als Gesellschafter, als finanziell am Betrieb Beteiligte oder als Mitglieder eines obersten betrieblichen Entscheidungsgremiums die Entscheidungen des Arbeitgebers bestimmen oder massgeblich beeinflussen können sowie ihre mitarbeitenden Ehegatten. Diese Regelung dient dazu, Missbräu-

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che zu verhindern. Würden diese Personen ihre arbeitgeberähnliche Stellung weiterhin beibehalten dürfen, könnten sie sich in wirtschaftlich schwierigen Zeiten selbst entlassen, um bei der Arbeitslosenversicherung Unterstützung zu beantragen. Sobald die Auftragslage wieder besser wäre, könnten sie sich sodann wiederum selbst anstellen. Die Arbeitslosenversicherung bezweckt jedoch nicht die Abdeckung von unternehmerischen Risiken. Überdies würde finanzielle Unterstützung von selbständig erwerbenden Personen, die gleichzeitig als arbeitslos gemeldet sind, den Markt verzerren. Informationspflicht Zum Aspekt der Informationspflicht im Kanton Zürich in Bezug auf die arbeitgeberähnliche Stellung hat sich bereits der Zürcher Regierungsrat geäussert (KR-Nr. 320/2014). Wie dieser festgehalten hat, arbeitet das AWA in Übereinstimmung mit den einschlägigen Gesetzesnormen und der bundesgerichtlichen Rechtsprechung. Die Einrichtung eines zusätzlichen Kompetenzzentrums für diesen Aspekt ist deshalb nicht vorgesehen. Vollzugspraxis im Kanton Zürich Die Information über Rechte und Pflichten von Personen, die sich bei der Regionalen Arbeitsvermittlung zur Stellensuche anmelden, ist umfassend. Der Informationsvermittlung kommt eine wichtige Rolle zu, denn je besser neu angemeldete Stellensuchende informiert sind, desto gezielter kann der künftige Prozess der Stellensuche gestaltet werden. Bei der Anmeldung werden Versicherte aufgefordert, sich

umgehend bei der Arbeitslosenkasse zu melden, falls er oder sie «Gesellschafter, Teilhaber oder Mitglied des Leitungsgremiums in einer Firma» ist. Der Kanton Zürich orientiert Interessierte zum Thema Selbständigkeit und Arbeitslosenversicherung mit Broschüren, Merkblättern und Wegleitungen. Ausführliche Informationen zur Thematik sind auf der Homepage des Amtes für Wirtschaft und Arbeit (AWA) unter Arbeitsmarkt – Beratung im RAV – Selbständig werden – Selbständigkeit und Arbeitslosenversicherung, zu finden. Die Homepage des AWA enthält überdies unter dem Stichwort «Firmengründung» einen Link zur Internetplattform www.gruenden.ch: siehe unter Standortförderung – Ansiedlungen. Die Folgen der Selbständigkeit, auch im Hinblick auf einen Anspruch auf Arbeitslosenentschädigung, werden unter der Rubrik «Erste Überlegungen – Konsequenzen» ausführlich erörtert. Die «Fachstelle Selbständigkeit» des AWA unterstützt sowohl Personen, die generell Fragen zum Verhältnis zwischen Arbeitslosenversicherung und Selbständigkeit haben als auch erwerbslose Personen, welche die Arbeitslosigkeit mittels Aufnahme einer selbständigen Erwerbstätigkeit beenden möchten. Die Fachstelle berät Personen rund um das Thema «Selbständigkeit» und bietet eine Standortbestimmung an, insbesondere auch in Bezug auf die Frage, wie die Arbeitslosenversicherung einen allfälligen Start in die Selbständigkeit erleichtern kann. Dazu bietet sie ebenfalls Informationsveranstaltungen an, die öffentlich zugänglich und kostenlos sind.

AMT FÜR WIRTSCHAFT UND ARBEIT Irene Tschopp ist Medienverantwortliche und stellvertretende Leiterin Kommunikation beim Amt für Wirtschaft und Arbeit. Das AWA sowie das angegliederte Arbeitvermittlungszentrum RAV leistet einen Beitrag an gute Rahmenbedingungen für Unternehmen und bringt Stellensuchende und Arbeitgeber zusammen. www.awa.zh.ch


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UNTERNEHMEN

Karriere mit Körperkunst G I A H I G M B H Die Erfolgsgeschichte von Giahi beginnt in

einer kleinen Wohnung in Altstetten, wo die Gründerin Giada Ilardo mit ihrer Mutter lebte. Sie war 16 Jahre alt, als sie sich mit dem Piercen selbstständig machte. Ein Jahr später kam das Tätowieren und schliesslich der erste Mitarbeiter hinzu.

TEXT DELIA BACHMANN

Eine Ankertätowierung zierte den Nacken von Kaiserin Sissi – Winston Churchill trug seine auf dem Oberarm. Auch Thomas Edison, Königin Victoria und Josef Stalin sollen tätowiert gewesen sein. Der Körper der über 5000 Jahre alten Eismumie «Ötzi» weist gar über 60 Tätowierungen auf. Trotz seiner tausendjährigen Geschichte und einigen berühmten Anhängern dauerte es seine Zeit, bis der subkutane Körperschmuck in Europa in breiten Gesellschaftsschichten Anklang und damit Eingang in den Mainstream fand. Das war in den 1990er-Jahren. Die Erfolgsgeschichte von Giahi ist mit der jüngsten Episode der Kulturgeschichte der Tätowierung eng verknüpft. Giada Ilardo ist überzeugt, dass Giahi zur gestiegenen Beliebtheit von Tattoos wesentlich beigetragen hat: «Wir wollten nicht eine spezifische Kundschaft ansprechen, sondern haben unsere Türen für alle geöffnet – nicht nur für Rocker.» Man soll sich in ihren Studios ebenso wohlfühlen können wie in einem Coiffeurgeschäft oder beim Besuch der Kosmetikerin. Diese Vision widerspiegelt sich auch in der äusseren Aufmachung der Giahi-Studios. Der Erfolg gibt Giada Ilardos Vision und Geschäftskonzept recht: Giahi beschäftigt mittlerweile 40 Festangestellte in fünf Filialen in Zürich und Winterthur. Am jährlichen Weihnachtsessen sind es über 80 Personen, alle Freelancer und Untermieter miteingerechnet: «Es ist

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Foto: zVg


schon ein besonderes Gefühl für mich, zu sehen, dass diese Menschen hier zusammensitzen, essen und an einer Idee teilhaben, mit der ich vor 16 Jahren gestartet bin.» Plan B als Lebensziel Giada Ilardo wusste schon immer, was sie will. So auch in den letzten Schuljahren, als es um die Lehrstellensuche ging. Etwas Kreatives sollte es sein. Also hat sie gesucht – allerdings vergeblich: Ein Plan B musste her. Sie besuchte ein Kunstgymnasium in Italien, schloss dieses aber nicht ab; das Heimweh war zu stark. Heute bedauert sie dies manchmal. Bevor es zurück in die Schweiz ging, absolvierte Giada Ilardo einen zweitägigen Kurs, in dem sie die Grundlagen des Piercens lernte. Der Rest war «learning by doing»: Geübt hat sie in ihrem 14-Quadratmeter-Zimmer an Freunden und allen, die hinhalten wollten. Mehr als ein paar sterile Nadeln brauchte sie dafür nicht. Die Grundlagen des Tätowierens erarbeitete sie sich ebenfalls in Italien, diesmal dauerte der Kurs eine Woche. «Damals war noch nicht alles so professionell wie heute», erklärt Ilardo die kurze Kursdauer. Beide bestand sie mit Bravour. Sie wusste früh, dass sie das Piercen und Tätowieren «grossziehen und erfolgreich machen würde». Während ihr mit 16 klar war: «Das ist jetzt mein Lebensziel», zeigte sich ihre Mutter weniger begeistert von ihrer Idee. Auf der anderen Seite nahm sie die Sache auch nicht allzu ernst und liess Ilardo nach wiederholtem Drängen machen. «Mach, was du willst», habe sie gesagt und es seither auch nicht bereut. So richtig überzeugte sie dann die Eröffnung des ersten Ladens. «Heute arbeitet meine Mutter sogar für mich im Büro», erzählt Ilardo sichtlich stolz. Aller Anfang ist schwer Die Umsetzung des Entschlusses, das Piercen und Tätowieren zum Inhalt und zur wirtschaftlichen Grundlage ihres Lebens zu machen, zog Jahre harter Arbeit nach sich. Die grösste Herausforderung lag für Ilardo klar in der Personalführung: «Gerade als junge Frau ohne wesentliche Erfahrungen musste ich lernen, dass andere Menschen eben nicht so arbeiten wie ich. Dieser Lernprozess war sehr schwierig.» Das Unternehmerhandwerk hat sie wie auch das Piercen und Tätowieren grösstenteils durch die alltägliche Praxis gelernt.

Dazu hat sie auch den einen oder anderen Weiterbildungskurs absolviert und sich intensiv mit der Management-Literatur befasst: «Ich glaube, ich habe jedes Management-Buch gelesen, dass es gibt.» Bedingt durch die veränderte Lebenssituation, knüpfte sie neue Freundschaften hauptsächlich mit anderen Unternehmern. Mit diesen sei ein ganz anderer Austausch möglich. So könne sie etwa mit Star-Coiffeur Valentino über Fragen der Unternehmensund Mitarbeiterführung diskutieren. Das grösste Studio in Europa Auf sagenhaften 530 Quadratmetern Fläche kann man sich in der Filiale an der Zürcher Löwenstrasse piercen und tätowieren lassen. Damit verfügt Giahi über das grösste Tattoo-Studio in der Schweiz und ganz Europa. Nicht nur die Grösse, sondern auch die gelebte Vielseitigkeit unterscheidet Giahi von der Konkurrenz: Bis zu 60 internationale Künstler arbeiten hier unter einem Dach – für ein breites Kundenspektrum: Vom Kleinkind zur Rentnerin, vom Szenie zum Rechtsanwalt – die Türe steht allen offen. Die Piercer werden im Rahmen einer Zweitausbildung von Giahi selbst ausgebildet: «Ich kann von mir behaupten, dass ich sicher die bestausgebildeten Mitarbeiter in der Branche habe.» Im vergangenen Jahr wurden mit der Filiale in Winterthur und jener im Niederdorf gleich zwei Filialen neueröffnet. Damit ist Giahi in einem Jahr um fast das Doppelte gewachsen. Seit kurzem beschäftigt Giahi in der Winterthurer Filiale auch einen Inhouse Goldschmied. «Das war schon immer mein Wunsch, denn die Piercingbranche ist im Vergleich zur Schmuckbranche ziemlich langweilig: Es gibt ein, zwei Produzenten, bei denen die ganze Welt einkauft. Dass sich Giuseppe, unser Goldschmied, beworben hat, wenn auch auf eine andere Stelle, war ein enormer Glücksfall.» Obwohl die Piercings, aber auch Verlobungs- und Eheringe von Hand angefertigt werden, kann Giahi dank Inhouse-Produktion die gleichen Preise anbieten, wie sie bei der Produktion en masse geboten würden: «So können wir alle Kundenwünsche erfüllen – und vor allem auch meine», fügt Ilardo lachend hinzu. Mehr Mut und bessere Qualität Als alter Hase im Geschäft konnte Giada Ilardo die Veränderungen der Branche in den vergangenen Jahren hautnah

miterleben. Die Kunden seien mutiger geworden. Sie lassen sich grossflächigere Tattoos stechen und machen nicht mehr immer nur das Gleiche: «Früher hat man ein Tattoo 100 000 Mal gemacht, gerade wenn das Vorbild ein Prominenter war – Arschgeweihe und Sternli sind typische Beispiele dafür». Solche Anfragen gäbe es heute kaum mehr: «Die Leute haben verstanden, dass sie ein Kunstwerk sind und wählen ein möglichst individuelles Motiv. Gewisse Trends lassen sich dennoch feststellen. So seien Insektenmotive wie Schmetterlinge oder Motten diesen Sommer besonders beliebt gewesen. Ilardo selbst hat mittlerweile rund die Hälfte ihres Körpers mit Kunstwerken verzieren lassen. Sich selbst zu tätowieren, wie das viele Künstler machen, komme für sie aber nicht in Frage. Wichtiger als das Motiv ist ihr, der Stil des Künstlers: «Mir gefallen die Tattoos am besten, bei denen man den «Fingerabdruck» des Künstlers sieht.» Eine sehr erfreuliche Entwicklung in der Branche sei, dass die Qualität der Tattoos sowie jene der eingesetzten Materialien und Farben in den vergangenen Jahren stark gestiegen sind. Den Zenit noch nicht erreicht Obwohl Ilardo nach dem starken Wachstum im vergangenen Jahr das Geschäft etwas stabilisieren möchte, wäre sie bereit, weiter zu expandieren. Allerdings müsste die Initiative von ihren Mitarbeitende kommen – weiteres Wachstum würde nur in Zusammenarbeit stattfinden: «Unsere Mitarbeiter haben allgemein sehr viel Einfluss auf dieses Unternehmen, denn diese arbeiten tagtäglich hier und müssen sich auch wohlfühlen können». Im Rahmen der Kaderschulung, welche Giada Ilardo einmal wöchentlich durchführt, werden jene Fragen diskutiert, die sich nachhaltig auf das Unternehmen auswirken. Dazu gehört etwa das Einstellen neuer Mitarbeiter, das Anschaffen von Mobiliar oder eben das Eröffnen einer neuen Filiale. Giada Ilardo kann sich gut vorstellen, dass Giahi dereinst von einer zweiten Generation geführt wird. Vorerst aber bleibt Giahi ein Einzelkind und geniesst die ungeteilte Aufmerksamkeit der 32-Jährigen Tattoo-Königin. Die markanten Filialen an prominenter Lage werden uns unter ihrer «strengen, aber liebevollen» Führung noch viele Jahre erhalten bleiben.

«DIE MITARBEITER HABEN ALLGEMEIN SEHR VIEL EINFLUSS AUF DAS UNTERNEHMEN» l ZHKMU l Nr. 6 l 2015 l 17


UNTERNEHMEN

Bilder lesen K U N S T H A N D E L Der Kunsthändler übernimmt eine Schlüsselposition zwischen dem Künstler

und seinem Publikum. Er bewertet die Qualität der Werke und bringt sie in Umlauf. Dadurch hat er auch einen entscheidenden Einfluss auf die Durchsetzung von neuen Kunstrichtungen.

TEXT DOMINIQUE LIEB

Silvio Baviera führt seit über 40 Jahren eine Galerie im Kreis 4, in unmittelbarer Nähe der Langstrasse. Die bequeme Polstergruppe im Foyer schafft eine angenehme Atmosphäre für Gespräche. Auf dem Tisch liegen Kataloge und Bücher, alles sorgfältig geordnet. Büchervitrinen bis unter die Decke verkleiden die Wände. Man merkt, wie hier mit den Dokumenten gearbeitet wird – es ist die Gelehrtenstube eines Kunstkenners. Seit 1973 betreiben Sie die Galerie Baviera im «Scherbenviertel» von Zürich. Ist das Quartier das richtige Umfeld für Ihre Arbeit? Silvio Baviera Für diese Art von Geschäft ist hier sicher nicht die beste Lage, wird es auch nie werden. Leute mit Kaufkraft kommen nicht hierher. Die Mietzinse sind aber verhältnismässig günstig. Auch gibt es viele Künstlerateliers. Durch unser Projekt «Kult Zürich Aussersihl», welches auch im Helmhaus gezeigt wurde, waren etwa 350 Leute involviert, die alle im Kreis 4 kulturell aktiv sind. Warum haben Sie mit der Galerie angefangen? Ich bin im Quartier aufgewachsen und habe mich schon von Haus aus für Kunst interessiert. Mit den Ankäufen wollte ich die Künstler unterstützen. Meine Lager sind im Laufe der Zeit stark angewachsen. Irgendwann hatte ich das Problem, meine Bilder unterzubringen. Dann habe ich den Faden weitergesponnen, bis klar wurde, dass ich ein Museum gründen werde. Haben Sie auch Künstler entdeckt, die später bekannt geworden sind? Aus meinem Stall sind etwa 70 Prozent der Künstler international bekannt geworden: Manon, Dieter Meier, HR Giger, Ina Barfuss, Thomas Wachweger, Martin Kippenberger u.s.w. Damals bekam man nichts für ihre Bilder. Heute

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könnte ich nicht genug von dieser «Ware» haben. Von HR Giger besitzte ich schon lange keine Arbeiten mehr – sie stiegen kontinuierlich im Preis. Bei meiner ersten Ausstellung mit seinenWerken, 1973, verkaufte ich gar nichts. Die Poster fanden unter den Jugendlichen reissenden Absatz, aber seine Kunst wurde als solche nicht anerkannt. Ich habe viele Erstausstellungen gemacht, aber das Meiste war in der Anfangszeit schwer verkäuflich. Welchen Künstler schätzen Sie besonders? An meiner Sammlung schätze ich nicht das einzelne Werk, sondern das Arrangement, wie es ineinander spielt. Das Dokumentarische – wo eine bestimmte Epoche dargestellt wird. Wenn ich Geld hätte, würde ich sicher einen George Grosz kaufen und einen James Ensor, den einen oder anderen deutschen Expressionisten und ein gutes Bild von Ernst Ludwig Kirchner. Auch in Ihrer Wohnung sieht man sehr viel Kunst. Wie lebt es sich mit Bildern? Ich schaue mir die Bilder gerne an, vor allem merke ich, wenn ich auf Reisen bin, dass sie mir fehlen. Dann komme ich gerne wieder nach Hause um diese Atmosphäre um mich zu haben. Wie sind Sie zum Kunsthändler geworden? Weil ich als Galerist oft finanziell unter Druck geraten bin, fing ich an Kunsthandel zu betreiben. Mittlerweile überwiegt der Kunsthandel die Ausstellungstätigkeit. Ich bin unter anderem spezialisiert auf Nachlässe. Ich bewerte die Kunst und kenne die Käufer und ihre Sammelleidenschaft. Machen Sie auch Inventare und Dokumentationen für Private? Nur wenn ich sehe, dass etwas Vernünftiges dabei ist. Den letzten Nachlass, den ich bewertet habe, da war etwa 15 Prozent akzeptabel. Ich hatte den Auftrag

angenommen, weil ich ein paar Werke zum Handeln bekommen habe, damit ich wieder etwas im Angebot hatte. Bei einem Nachlass wollen die Kunden ein Inventar, um damit eine Grundlage zu schaffen. Oft stellt sich die Frage, will man eine Stiftung gründen, oder den Nachlass einem Museum schenken, oder es an den Markt bringen. Man braucht eine exakte Aufstellung für die Steuern, wenn man Ausstellungen macht oder eine Stiftung gründen will. Ausserdem gehen Informationen verloren, wenn man sich nicht unverzüglich um den Nachlass kümmert. Woran erkennt man ein gutes Werk? Das ist Übung. Man hat keinen Qualitätsbegriff wenn man das erste Bild angeschaut hat. Aber wenn man 100 000 gesehen hat, dann entwickelt man einen Sinn für die Qualität. Kriterien wären zum Beispiel: die Technik, das Formale, das Inhaltliche, die Aussage, die Ästhetik u.s.w. Ein Werk ist aufgrund verschiedener Kriterien lesbar. Um sich mit Kunst gesellschaftlich zu positionieren braucht es Geld. Wer sammelt Kunst? Es gibt die unterschiedlichsten Sammler, auch solche, die mit bescheidenem Budget hervorragende Sammlungen aufgebaut haben. Die Kunst ist ein Fenster in die Welt hinaus, sie eröffnet neue Perspektiven und Horizonte. Zum Beispiel hatte der Foulardhändler Willi Guggenheim ursprünglich keinen Kontakt mit Kunst. Durch ein Volontariat in Berlin begann er Kunst zu sammeln. Auch seine Frau begeisterte sich für Kunst. Sie waren kinderlos, haben eine Stiftung gegründet und einen Teil der Sammlung verschiedenen Museen geschenkt. Hervorragende Werke von Künstlern wie Alberto Giacometti, Pablo Picasso und Paul Klee. Guggenh war aufgrund seiner finanziellen Verhältnisse eher auf kleinere Werke fixiert, die oftmals von besserer Qualität waren, als die offiziellen Ankäufe. Gut überprüfbar war das, als seine Schen-

Silvio Baviera: Kultur ist der Einstieg zur Chancengleichheit und zum Fortschritt. Foto: zVg


kungen im Neubau des Kunsthauses Zürich ausgestellt worden sind. Ein kleiner Picasso übertraf alle anderen Werke, die im Nebenraum ausgestellt waren. Guggenheim hatte einen untrüglichen Sinn für Qualität. Es gab auch Künstler wie Andreas Züst, HR Giger, Martin Schwarz, François Viscontini die gesammelt haben. Wie wichtig ist die Kunst für die Wirtschaft? Es stehen doch einige Wirtschaftszweige damit in Verbindung – von der Bildung bis zur Unterhaltungsindustrie. Kunst verbessert die Lebensqualität. Hotels, Restaurants machen im Schatten der Museen bessere Umsätze. Sie bringen den Tourismus zum Laufen. Künstler sagen, der Galerist sei ein Kapitalist, der sich an ihrer Arbeit bereichert? Ein Künstler ist ein Unternehmer, weil er per Definition über seine eigenen Produktionsmittel verfügt. Die Künst-

ler handeln aber oft nicht unternehmerisch. Ihr Anspruch erschöpft sich häufig in der Meinung, die Gesellschaft hätte sie zu alimentieren. Daraus resultieren die typischen Subventionskünstler. Obwohl sie wissen, dass Kreativität nur mit Unabhängigkeit die radikalste Entwicklung findet. Was halten Sie von der zeitgenössischen Kunst? Es gibt aus allen Epochen gute Kunst. Stellen Sie sich vor, Miro hätte während der Renaissance seine Bilder gemalt, das wäre nicht verstanden worden – damals war die Zentralperspektive wichtig. Ich sehe mir immer die Stipendiatenausstellung an, da fällt selten etwas aus dem Rahmen – es ist eher eine Kopieranstalt. Da hat beispielweise Armand Schulthess in Gavicliano im Wäldchen rund um sein Rustico eine Installation geschaffen. Als er damit bekannt wurde, haben es Tausende nachgemacht. Aber das Original hat letztlich nur Schulthess kreiert.

Vielleicht sind die Künstler unter Produktionsdruck und suchen nach neuen Techniken, damit die Kreativität wieder in Gang kommt? Schulthess hat das in aller Ruhe gemacht, und in den Bäumen seine Täfelchen mit Sinnsprüchen aufgehängt. Er hätte ein umfangreiches Werk hinterlassen, wenn nicht die Erben alles in eine Schuttmulde geworfen hätten. Heute ist Armand Schulthess eine zentrale Figur im Zusammenhang mit konzeptioneller Kunst. Würden Sie wieder Galerist werden? Ich hätte versucht, wirtschaftlicher zu sein. Trotzdem hätte ich den gleichen Weg eingeschlagen. Der Versuch, über die Kultur gesellschaftliche Veränderungen herbeizuführen. Das ist auch heute noch richtig. Vor allem ist es ein friedlicher Weg. Ich habe Mühe mit allem, was verbunden ist mit Aggression. Kultur ist der Einstieg zur Chancengleichheit und zum Fortschritt.

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Konfliktzone Paradies U T O - K U L M Seit 1983 hat Giusep Fry sein Berggasthaus mit viel Energie ausgebaut und ist ent-

sprechend angeeckt. Für seine Träume kämpfte er sich immer wieder durch alle behördlichen Instanzen. Nachdem die umstrittene Glasfront auf der Panoramaterrasse abgebrochen wurde, hat sich der Sturm auf dem Zürcher Hausberg ein wenig gelegt.

TEXT DOMINIQUE LIEB

Wir stehen auf einer Plattform, 871 Meter über Meer. Von hier aus überblickt man die gesamte Stadt und schaut tief hinab auf den Zürichsee. Bei schönem Wetter sieht man vom Säntis im Appenzell bis zu den schneebedeckten Felsen im Berner-Oberland die ganze Alpenkette. Nur ein paar Schritte entfernt steht das luxuriös anmutende Hotel Restaurant Uto-Kulm. Das Giebeldach mit dem weiten Dachüberstand erinnert entfernt an ein Chalet. Das Gebäude wurde in alle Himmelsrichtungen erweitert und wirkt, als ob es demnächst aus allen Nähten platzt. Hier treffen wir den Geschäftseigentümer Giusep Fry für ein Gespräch. Bündner Gipfelstürmer Vor vielen Jahren suchte der junge Bündner Bergbauernsohn und gelernte Koch Giusep Fry eine berufliche Herausforderung in Zürich und inserierte in einer lokalen Zeitung für Gastronomie. Zwei Wochen später stand er als Geschäftsführer vor dem Hotel UtoKulm – mit einer umwerfenden Sicht auf die Stadt. Das muss sich grossartig angefühlt haben. Damals war das Berghotel im Besitz der Schweizerischen Bankgesellschaft. Ein paar Jahre später stand das Immobilienobjekt durch die Fusion mit dem Bankverein frei zur Veräusserung. Auf dem Berggipfel konnte man nicht wirk-

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lich expandieren und der Naturschutz setzte denkbaren Ausbauplänen zusätzliche Schranken. Schliesslich stand das Hotel zum Verkauf und Giusep Fry packte die Herausforderung an. 1999 erwarb er das 26000 Quadratmeter grosse Grundstück samt Liegenschaft und Aussichtsturm und wurde zum Geschäftsinhaber. Die seither getätigten Investitionen sind erheblich, denn der Geschäftsführer und Inhaber Giusep Fry will seinen Gästen eine hochstehende Erlebniswelt bieten. Geschäftsmodell Uto-Kulm Das Geschäftsmodell vereint vier Konzepte unter einem Dach: Das Ausflugsrestaurant, geeignete Räume für Business und Seminare, Bankette und Events sowie den Hotelbetrieb. Am besten bewährt haben sich Anlässe, die sich planen lassen – wie Bankette und Seminare. Gefragte Anlässe sind Hochzeiten, Firmenfeste oder Jubiläen. Weniger berechenbar sind die Ausflügler. «An einzelnen Tagen hat es viele Besucher und bei schlechtem Wetter kommt gar keiner. An heissen Sommertagen gehen die Leute lieber an den See. Mit Erfahrung kann man die Besucherzahlen in einem gewissen Rahmen einschätzen, aber die Unberechenbarkeit ist manchmal schwierig zu bewältigen, denn es ist nicht so einfach, für vier Stunden kurzfristig Personal bereitzustellen» sagt Giusep Fry.

Alles, was sich unter freiem Himmel im Open-Air-Bereich abspiele, sei schwierig zu realisieren. Im aktuellen Entwurf des neuen Gestaltungsplans sind für Veranstaltungen im Aussenbereich vier temporäre Nutzungen pro Jahr vorgesehen. Für weitere Events stehen auf dem Plateau Clublokale zur Verfügung. Partys im House-Bereich, mit top DJs werden ein bis zwei mal pro Jahr veranstaltet. Dann gibt es auch immer wieder klassische Konzerte. Im November war es die Compania Rossini, ein ruhiger Anlass mit einem Chor von der Surselva. Im Dezember singt ein Gospelchor mit Queen Yahna und zum Neujahr steigt die Silvesterparty – mit bester Sicht auf das traditionelle Feuerwerk. Es sei eher schwierig, ein Publikum für kulturelle Veranstaltungen auf den Uto Kulm zu locken, sagt Giusep Fry, denn die Stadt hat schon fast alles im Angebot. Kulturelle Events im Berggasthaus Uto-Kulm

Seit 1815 haben Gast- und Kurhäuser auf dem Uetliberggipfel Tradition. Fotos: Uto Kulm, zVg


lohnen sich eher in Kombination, zum Beispiel mit einem Essen im Restaurant Allegra.

Für sein Lebenswerk kämpft Giusep Fry mit allen Mitteln. VORSCHRIFTEN AN PROMINENTER LAGE Der Uetliberg ist ein Objekt im Bundesinventar der Landschafts- und Naturdenkmäler und daher von nationaler Bedeutung. Der Gastgewerbebetrieb Uto-Kulm und das dazugehörige Grundstück sind Privateigentum. Ein überarbeiteter Gestaltungsplan definiert die öffentlich zugänglichen Bereiche, sowie die zulässigen Bauten. Der Entwurf des Gestaltungsplans «Uto Kulm» ist für die Öffentlichkeit bis zum 18. Januar 2016 bei der Baudirektion einsehbar: (Ein Auszug) Zugänglichkeit: Die öffentlich zugängliche Fläche auf dem Kulm bleibt nach wie vor gesichert. Die Eigentümerin kann bei der Benützung des Aussichtturms und der WC-Anlage eine Gebühr erheben. Bauten: Auf der Terasse darf nicht gebaut werden. Bestehende Bauten dürfen aber geringfügig erweitert werden. Herr Fry darf auch einen Kiosk und einen mobilen Windschutz aufstellen. Verkehr: Helikopterflüge sind nicht mehr zulässig. Pro Jahr sind 4000 Autofahrten von der SZU-Endstation bis zum Kulm erlaubt. Fahrten mit dem Elektromobil sind unbeschränkt erlaubt. Für alle anderen Fahrten braucht es eine Ausnahmegenehmigung. Events: Auf der grossen Terasse sind pro Jahr künftig vier temporäre Nutzungen bis zu maximal drei Wochen möglich. Beleuchtung: Die Wegbeleuchtung sowie Fassadenbeleuchtung auf dem Uto Kulm soll zurückhaltend und gleichmässig sein.

Exponierte Lage Zweifellos ist der Uto Kulm ein ungemein inspirierender Ort und der Geschäftsinhaber sprüht vor Ideen, was man an dieser himmlischen Lage alles inszenieren könnte. Zum Beispiel würde er gerne ein paar Mal im Jahr Open-Air-Konzerte veranstalten, etwa im Rahmen einer volkstümlichen Veranstaltung. Auch träumte er schon von Bungee-Jumping, einer Rodelbahn oder von einer Eisbahn auf dem Plateau – eine entsprechende Baubewilligung wurde von den Behörden allerdings nicht freigegeben. Giusep Fry versichert, dass bei allen Projekten, die hier lanciert werden, auf die Natur Rücksicht genommen wird. So baute man für das Fonduestübli ein authentisches Maiensäss aus altem Holz. Auf die Frage, ob er ein naturverbundener Mensch sei, sagt Giusep Fry mit rollendem bündner Akzent: «Natürlich, selbstverständlich! Ich bin ein Bergbauernsohn ursprünglich und ich spüre die Natur. Ich sehe die schönen Farben in den Bäumen, die jetzt wechseln und ich kümmere mich auch um den Wald. Nach 32 Jahren auf dem Uetliberg staune ich noch immer über den Sonnenaufgang oder eine schöne klare Sicht auf den Mond. Solche Momente sind magisch» Gestaltungsplan Ausgelöst durch Frys Unternehmergeist und den daraus resultierenden Konflikten mit der Öffentlichkeit, wurde 2010 vom Regierungsrat ein Gestaltungsplan für den Uto Kulm entwickelt. Mehrere Umweltorganisationen haben den Plan angefochten und die Regierung hat das Papier 2013 aufgehoben und an die Baudirektion zurückgewiesen. Die Lage ist schon sehr verworren. Da fragt man sich, warum der private Aussichtsturm, der auf öffentlichem Grundstück steht, seit dem letzten Som-

mer zwei Franken kostet. «Die Aussicht wäre auch fünf Franken wert», sagt Giusep Fry «auch an anderen Orten werden für touristische Attraktionen Gebühren verlangt, vor allem wenn eine besondere Infrastruktur zu Verfügung gestellt wird. Der Aussichtsturm braucht Unterhalt und wir können nicht alles gratis zur Verfügung stellen. Für jeden Tourist, der hier raufkommt, ist das ganz normal und die Hotelgäste können gratis auf den Turm. Im Moment gibt es laut Gesetz für das Grundstück nur ein Wegrecht für die Öffentlichkeit». Uetliberglegende Trotz mehrfacher Rückschläge kommt Giusep Fry leicht ins schwärmen, wenn man ihn auffordert, sich neue Projekte auszudenken: «Ein zauberhafter Weihnachtsmarkt, mit einer langen Reihe von Marktständen, die unten bei der Endstation ihren Anfang nimmt, und den ganzen Weg bis hinauf zur Plattform und wieder zurück zur Bahnstation führt. Das Ambiente im Winter mit dem Wald – das wäre wunderschön. Beim Hauptbahnhof könnte man in ein hübsch dekoriertes Bähnli steigen und direkt zum Weihnachtsmarkt fahren.» Am Wegrand zwischen der SZU Endstation und dem Uto Kulm stehen kunstvolle Hirschskulpturen mit eleganten, langgezogenen Körpern. Im Geweih tragen sie bei Nacht leuchtende Lampen. Der Zürcher Künstler Bruno Weber hat sie in den 1980er-Jahren für den Uto Kulm kreiert. Dabei orientierte er sich an einer alten Uetliberglegende, wonach ein Hirsch mit leuchtendem Geweih zwei Schwestern aus den Wirrnissen des Waldes in die Stadt geführt hat. Dort wurde bald darauf das Kloster Fraumünster gebaut. Heute stehen die riesenhaften Hirsche schweigend zwischen den Bäumen und schauen zu, wie die Besucher aus den Wirrnissen der Stadt, Zuflucht und Ruhe auf dem Uetliberg suchen. www.utokulm.ch

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Neustart

S E M I N A R H O T E L Das Hotel Boldern in Männedorf bekommt

unter der Führung von Hotelier Thomas Grosjean ein neues Gesicht. Die «Stiftung Boldern» will mit gesellschafts-, kulturund wirtschaftspolitischen Veranstaltungen unserer Gesellschaft neue Impulse geben.

TEXT DOMINIC LÜTHY

«Das Erfolgsrezept von Boldern ist der einmalige Panoramablick auf den Zürichsee, die wohltuende Umgebung und die hohe Qualität unserer Dienstleistungen», sagt Thomas Grosjean, Gastgeber und Direktor des Hotels Boldern in Männedorf. Es ist seine Vision, aus Boldern ein Hotel und Restaurant zu machen, wo sich Gäste mit unterschiedlichem kulturellen Hintergrund und Alter begegnen und austauschen. Boldern inspiriert Musik, Kultur sowie Veranstaltungen zu gesellschaftspolitischen, ethischen und theologischen Themen sind die Schwerpunkte von «Boldern inspiriert». Die Werte Bolderns – Dialog, Offenheit, Begegnung, Austausch und Engagement – sollen sich nicht nur in den verschiedenen Projekten, sondern auch im täglichen Schaffen und Wirken widerspiegeln. Im 3-Sterne-Hotel sind unter der Woche vor allem Seminargäste und an allen Tagen Individualreisende und Firmen zu Gast. Daneben ist das «Boldern» ein regionaler Treffpunkt für Kaffee- und Kuchengäste am Nachmittag sowie Mittag- und Abendgäste im Restaurant und Bistro.

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Auch wird weiterhin eine engagierte Gruppe jeden Tag die Auslegung eines biblischen Textes verfassen. Diese erscheinen in den «Bolderntexten», einem handlichen Büchlein. Die Texte sind auch auf der Homepage abrufbar. Zusammen mit einem Labyrinth, dem Weg der Sinne und der Oase – ein spezieller Raum der Stille, in welchem die Gruppe «verbindlich Leben» Meditationen gestaltet –, bilden diese Angebote einen wesentlichen Teil vom Gestaltungskonzept von «Boldern Inspiriert». Neue Führung Der 35-jährige Hotelier Thomas Grosjean hat seine Ausbildung an der bekannten Ecole hôtelière de Lausanne (EHL) absolviert. Er war die letzten neun Jahre in der asiatischen Hotellerie tätig, zuletzt verantwortlich für die operative Führung eines grossen Stadthotels mit 560 Zimmern in der Metropole Bangkok. Gemeinsam mit seiner jungen Familie ist er zu seinen Wurzeln an den Zürichsee zurückgekehrt und hat am 15. September 2015 die Führung des Hotels Boldern übernommen. Turnaround geschafft Der Boldern-Vorstand hat die Managerin Simone Emmenegger mit dem

Das Seminarhotel Boldern liegt in einer entspannten und ruhigen Atmosphäre, eingebettet in die hügelige Landschaft am Zürichsee. Fotos: zVg

Turnaround-Mandat betraut. Ihr Mandat hat sie jetzt Thomas Grosjean weitergegeben. Zwischen Herbst 2014 und Sommer 2015 hat sich Frau Emmenegger mit grossem Elan dem Hotel Boldern angenommen. Die Gäste im Restaurant Boldern mit seinen 80 bis 120 Plätzen werden nun von einer versierten Mannschaft aus einer nagelneuen Küche bekocht und verwöhnt. Die sanfte Renovierung aller Zimmer und der Umbau der Seminarräume ist gelungen. Zeitgemässe Strukturen Die Aktivitäten auf Boldern werden von einem Trägerverein organisiert. Der Vorstand arbeitet mit Hochdruck an neuen Strukturen, um das Wirkungsfeld neu zu definieren und Nachhaltigkeit zu gewährleisten. Die Hotellerie und Gastronomie soll in eine Aktiengesellschaft überführt werden und für alle anderen Bereiche wird eine gemeinnützige Stiftung errichtet. Der bisher bestehende Trägerverein soll in einen aktiven Förderverein umgewandelt werden. Mit regionaler und geschichtlicher Verwurzelung soll sowohl die Aktiengesellschaft als auch die Institution begünstigt und unterstützt werden. Weitere Informationen: info@boldern.ch


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Unfällen im Büro vorbeugen Die Statistik zeigt deutlich: Mehr als jeder zweite Berufsunfall findet im Dienstleistungssektor statt. Auch Absenzen beispielsweise wegen Rückenleiden haben für Unternehmen oft weitreichende Folgen.

Das Büro – eine unfallfreie Zone? Dem ist leider nicht so. Über 50 Prozent aller Berufsunfälle ereignen sich im Dienstleistungssektor. Die Gefahrenquellen lauern an verschiedenen Orten. So können lose Kabel, Teppichohren, offene Schubladen und Schranktüren, glatte oder nasse Flächen oder der unachtsam abgestellte Aktenkoffer zu tückischen Stolperfallen werden. Zudem führen mangelnde Bewegung, schlecht eingestellte Bürostühle und Pulte, falsch platzierte Bildschirme und eine nicht den Verhältnissen angepasste Organisation der Arbeit zunehmend zu muskuloskelettalen Beschwerden, Stress oder gar Burnout.

Digitale Präventionsinstrumente Die Eidgenössische Koordinationskommission für Arbeitssicherheit EKAS unterstützt Arbeitgeber dabei, ihre Verantwortung für Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz wahrzunehmen. So bietet beispielsweise die EKAS-Box (www.ekas-box.ch), ein kostenloses Online-Präventionsinstrument, praktische Tipps zu den Themen Unfallverhütung, Ergonomisches Arbeiten, Büroeinrichtung, Büroplanung, Gebäude/Unterhalt, Arbeitsorganisation und Selbstmanagement. Und mit den beiden kostenlosen Apps SafetyCheck und ErgoCheck der EKAS-Checkbox stehen zwei weitere

Hilfsmittel zur Verfügung: Mit dem SafetyCheck können bei einem Bürorundgang Stolperfallen eruiert und behoben werden. Im ErgoCheck sind verschiedene Lern- und Check-Videos enthalten, mit deren Hilfe sich der Büroarbeitsplatz ergonomisch einrichten und überprüfen lässt. Mit der EKAS-Checkbox können die mit den Apps erfassten Daten am Computer aufgerufen werden. So hat man alle Ergebnisse stets im Überblick und wird an anfallende Aufgaben, wie bspw. die Behebung einer zuvor identifizierten Stolperfalle, erinnert (www. ekas-checkbox.ch).

Mangelnde Bewegung, schlecht eingestellte Bürostühle und Pulte können zu verheerenden Folgen führen. Foto: Bilderbox

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EKAS-Checkbox: Noch leichter zu Sicherheit und Gesundheitsschutz im Büro. Die EKAS-Checkbox ist das neue interaktive Präventionsmittel fürs Büro. Mit den Apps der EKAS-Checkbox spüren Sie Stolperfallen auf oder prüfen Sie, ob Ihr Büroarbeitsplatz ergonomisch eingerichtet ist. Sie erfassen nötige Präventionsmassnahmen und werden daran erinnert, diese regelmässig zu überprüfen. Ihre Mitarbeitenden werden es Ihnen danken. Gleichzeitig reduzieren Sie Kosten und Absenzen. Unsere Infos und Präventionsmittel unterstützen Sie dabei, mit wenig Aufwand Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz zu verbessern. www.praevention-im-buero.ch

Schweizerische Eidgenossenschaft Confédération suisse Confederazione Svizzera Confederaziun svizra

Eidgenössische Koordinationskommission für Arbeitssicherheit EKAS


MANAGEMENT

Passende Bewerber gesucht M A R K E N B I L D U N G Nicht die besten, sondern die passenden Mitarbeiter benötigt ein Unternehmen, wenn es

Erfolg haben will. Bei JobCloud AG spielt das Employer Branding eine entscheidende Rolle.

TEXT RENATO PROFICO

Zu den begehrtesten Fachkräften gehören hierzulande besonders Informatiker, Ingenieure, Techniker und Handwerker. Kleinere und mittelständische Unternehmen (KMU) haben in diesen Bereichen Schwierigkeiten, gutes Personal zu finden. Um ihre Vakanzen zu ersetzen, sollten sie auf authentisches und zielgerichtetes Employer Branding achten. Dabei ist das Commitment eines relativ kleinen Kreises von Beschäftigen im HR und in der Geschäftsleitung besonders wichtig. Echte Leistungen, glaubwürdige Werte In erster Linie geht es darum, die Positionierung des Unternehmens zu erarbeiten. Welche Merkmale machen das Unternehmen als Arbeitgeber besonders und attraktiv? Ein klares Bild über das Umfeld, indem sich das Unternehmen im Markt bewegt, schärft das eigene Profil. Zudem muss ein glaubwürdiges Leistungsversprechen formuliert werden. Nur so kann ein potenzieller Kandidat herausfinden, ob seine persönlichen Werte mit denen des Unternehmens übereinstimmen und er oder sie die passende Besetzung für die ausgeschriebene Vakanz ist. Gut geplant, nachhaltig wirksam Gutes Employer Branding ist ein langfristiger Prozess. Im Zentrum stehen die

CHECKLISTE Die Messbarkeit von Employer Branding: – Überprüfung der Anzahl Bewerbungen und Anzahl Bewerbungsgespräche pro Vakanz – Konsequentes Sammeln an Informationen von potenziellen Kandidaten in Form von Einführungsgesprächen durch den HR-Verantwortlichen vor Beginn des eigentlichen Bewerbungsgesprächs, z. B.: Welche Bewerbungsquelle wurde gewählt? – Analyse der vermittelten Wahrnehmung bei Kandidaten – Regelmässige Auswertung zur Effizienz der Rekrutierungsprozesse

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UNTERNEHMEN MIT VORBILDFUNKTION VBZ – Attraktive Karriere-Webseite, – Storytelling der VBZ als Arbeitgeber in schriftlichen Berichten – Foto-Streams, Videos – Social Media-Live Stream – Zielgruppenstarke Plakat-Kampagnen – HR-Blog «buckmannbloggt» Swisscom – Mobile-kompatible Stelleninserate mit gezielter Ansprache von ICT-Fachkräften – Einsatz eines ICT-Blogs auf der Webseite Baloise – Gute Karriere-Webseite und dynamischer Facebook-Auftritt Fotoquelle: BilderBox.com

Kommunikation, ein wirksamer Markenaufbau und eine nachhaltige Markenpflege. KMU setzen dabei meist auf ihre eigenen HR- und Marketing-Spezialisten oder vergeben je nach Auslastung und Know-how Kommunikationsstrategien an externe Profis. Konzerne hingegen entscheiden sich oftmals dafür, ein eigenes Team aus Personalmarketing- und Kommunikationsspezialisten anzustellen und sie als Teil der HR-Organisation einzubinden. Instrumente des Employer Branding Stellenanzeigen und Karriere-Webseiten gehören mit 80 Prozent zu den meist genutzten und damit zu den wichtigsten Instrumenten im Rekrutierungsprozess von KMU und geben dem Bewerber einen ersten Eindruck vom Unternehmen. Entscheidend sind attraktiv formulierte Texte, die kurz und kompakt die wichtigsten Kernbotschaften transportieren. Der Einsatz von Videos mit Kurzinterviews der Mitarbeitenden geben einen authentischen Einblick in die Firma. Erst wenn diese Basics stimmen, sollten Arbeitgeber in zusätzliche Massnahmen investieren.

Mitarbeiter als Botschafter einsetzen Das Einbinden von Mitarbeitern als Botschafter des Unternehmens ist unbedingt zu empfehlen. Sie können am glaubwürdigsten bezeugen, dass es sich um ein modernes Arbeitsumfeld mit Angeboten wie flexible Arbeitszeiten, Home Office, Fringe Benefits, ein gutes Arbeitsklima, Weiterbildungen oder Kinderkrippe u.s.w. handelt. Stellenausschreibungen können auch mit Arbeitgeberbewertungen angereichert werden. Informationen und Bewertungen zu Arbeitgebern erhält man bei Kununu.com. Das verliehene «Great place to work»-Prädikat oder das «Home Office Friendly»-Label geben Hinweise auf Glaubwürdigkeit und Attraktivität eines Arbeitgebers.

DER AUTOR Renato Profico ist CEO der JobCloud AG. Gemeinsam mit dem bestehenden Management-Team und den rund 140 Mitarbeitenden liegt sein Hauptaugenmerk auf dem Ausbau der JobCloud und deren Dienstleistungen. Jobportale: jobs.ch, jobup.ch, jobcloud.ch.


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Ein Blick hinter die Linse P I O N I E R I N D E S M O N AT S Eine Frau, die einem Kaiser

schöne Augen macht, am anderen Ende der Welt mit Kakerlaken haust und dabei ist, wenn ein Stück Weltgeschichte geschrieben wird, muss eine Frau mit viel Humor und Durchsetzungsvermögen sein, eine Frau, die sich notfalls auch als Mann ausgibt, um an gute Bilder zu kommen.

TEXT ANOUK ARBENZ

Als Ilse Mayer ein junges Mädchen war, wollte sie eigentlich Goldschmiedin werden. Zur damaligen Zeit – es waren die 1940er-Jahre – fanden Frauen jedoch kaum Lehrstellen in diesem Bereich. In einer Nacht in St. Gallen, als Ilse mit einem Freund beim Abbruch des Zirkus Knies zuschaute, lernte sie einen Fotografen kennen. Er fragte sie, was sie werden wolle. Sie wisse es nicht, antwortete Ilse. «Werde doch Fotografin. Das ist ein super Job», riet ihr der Unbekannte. Noch in derselben Nacht entschloss sie sich, ebenfalls Fotografin zu werden. Eine Entscheidung, die ihr Leben prägen sollte. Sei es in der Politik, der Kultur oder im Sport; der selbstbewussten Fotografin entging nichts, was das Land bewegte. Blitzlicht-Geschichten Als erste Keystone-Reporterin war Ilse Mayer oftmals die einzige Frau, die beruflich zu Anlässen wie Pferderennen, Banketten und Konferenzen gehen durfte. Persönlich begeistert war sie von den Autorennen: «Das hat mich schon immer gepackt. Ich habe die Rennlizenz mit meinem Fiat 600 gemacht», erzählt Ilse Mayer. Ein Jahr später startete sie mit ihrem Alfa Romeo Giulietta in derselben Renngruppe wie Formel-1 Rennfahrer Joseph Siffert. Als Realistin war sich Ilse Mayer bewusst, dass sie sich doppelt

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anstrengen musste, wenn sie ihre männlichen Kollegen auch beruflich überholen wollte. Diese machten es ihr – besonders zu Anfang – alles andere als einfach: «Sie schlossen Wetten ab, wann sie mich rausgeekelt haben würden. «Das Weib brauchen wir nicht», sagten sie. Ich musste mich beweisen, und ab und zu den Agenturen eine Kirschtorte vorbeibringen!», erinnert sich Ilse Mayer und lacht. Ihren Charme setzte sie gekonnt ein, ihre Kollegen überzeugte sie durch gute Arbeit und viel Tatkraft. Ihr erster Auftrag war zugleich auch der aufregendste. 1954 sollte sie den Empfang des äthiopischen Kaisers Haile Selassie I am Bahnhof Enge fotografisch festhalten. Ilse Mayer war so nervös, dass sie kaum wusste, wie sie die Kamera zu halten hatte. Zudem hatte sie nicht bemerkt, dass ihr Film bereits zu Ende war und verpasste somit den entscheidenden Moment für das Foto. Der Monarch, der bereits in seine verdunkelte Limousine eingestiegen war, sah die verzweifelte junge Frau in der Menge und bat seinen Fahrer, zu warten. Trotz gedrängtem Zeitplan öffnete er noch einmal die Türe seiner Limousine und winkte Ilse Mayer zu sich. Das Foto, das danach entstand, sollte später in fast allen Schweizer Zeitschriften erscheinen. Selbst ist die Frau Im zarten Alter von 22 Jahren erlebte


EIN LEBEN IN BILDERN Ilse Mayer, mit Mädchenname Günther, erblickte am 29. Mai 1934 in Zürich das Licht der Welt. Nach der Schule absolvierte sie eine Fotografenlehre bei Hänssler und Paul Scheidegger in Zürich. Auf Rat einer Freundin bewarb sie sich bei der Bildagentur Keystone Schweiz und wurde prompt als erste weibliche Fotoreporterin eingestellt. Später arbeitete sie freischaffend für verschiedene Familien- und Frauenzeitschriften wie Femina und Annabelle. 1956 heiratete sie den Pressefotografen Fred Mayer, der unter anderem für das Lifestyle-Magazin Magnum arbeitete. Ein Jahr später bringt sie ihre Tochter Sybill zur Welt. Mit ihrem Mann hat Ilse Mayer mehr als 30 Bildbände publiziert, unter anderem zum Thema Vatikan, Pferderennen und Polo rund um die Welt.

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ZÜRCHER PIONIERE

Kaiser Haile Selassie I beim Empfang in Zürich.

Ilse Mayer ein Stück Weltgeschichte. An der Genfer Gipfelkonferenz vom Juli 1955 durfte sie vier Grössen der Weltpolitik ablichten: Den amerikanischen Präsidenten Eisenhower, Anthony Eden aus Grossbritannien, den sowjetischen Premier Nikolai Bulganin und Edgar Faure aus Frankreich. Die vier Staatsmächte kamen zusammen, um über nichts weniger als das Schicksal der Menschheit zu tagen. Für die Bilder erntete Ilse Mayer in der Agentur grosses Lob. In der von Männern dominierten Branche ist das keine Selbstverständlichkeit: «Ich behauptete mich mit Charme und guten Fotos, die national und international verkauft wurden», so Ilse Mayer. «Mir ist es lieber, dass ich etwas selber mache. Ich warte nicht, bis mir etwas angeboten wird.» Nach ihrer Heirat mit dem Fotografen Fred Mayer und der Geburt ihrer Tochter machte sich die Fotografin selbständig und arbeitete freiberuflich für Frauenzeitschriften wie die Annabelle. Doch sie konnte die steifen, künstlichen und auf Schönheit ausgelegten Modefotografien nicht ausstehen. Zudem litt sie unter den Mobbing-Attacken einer bekannten Kolumnistin: «Die machte mich so fertig, dass ich sagte; jetzt ist Schluss.» Sie wollte den Bildern ihren Stempel aufdrücken und interessante Persönlichkeiten schaffen. Bei der Zeitschrift Femina wurde das möglich: «Das war super. Ich machte die Reportage, konnte ihr davon erzählen, und meine Chefredakteurin schrieb darüber.» Ihre Innovation, Mode- mit Reisereportagen zu verbinden und die Models vor Sehenswürdigkeiten abzulichten, wurde bald zum Trend. Ein bisschen verrückt Im Kampf gegen Ihre Fotografen-Kollegen scheute sich Ilse Mayer nicht davor, auch ungewöhnliche oder sogar riskante Massnahmen zu ergreifen. Sie

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Vier Grössen der Weltpolitik auf einem Bild (v.l.n.r.): Bulganin, Eisenhower, Faure und Eden.

umging Verbote, ignorierte Absperrungen und gab sich einmal sogar als Mann aus. An einem Rennen der Tour de Suisse zog sie Hosen, Hut und Jackett an, um im Pressetross mitfahren zu dürfen. Es gab jedoch Grenzen, die sie nie überschritten hätte. Beispielsweise wäre es ihr nie in den Sinn gekommen, Menschen in ihrem Elend zu fotografieren. Damit hätte sie ihnen das letzte bisschen Würde, das ihnen blieb, weggenommen. Für ein gutes Foto tat Ilse Mayer viel, doch über Leichen gehen kam nicht in Frage. Sie behielt stets den Respekt vor den Menschen, die sie fotografierte, und ihre grosse Gabe war gerade ihre Unaufdringlichkeit, gepaart mit der Fähigkeit, die Menschen und Situationen realistisch und natürlich abzubilden. «Ich wäre gerne Journalistin geworden», gesteht sie, «aber ich kann halt nicht gut schreiben. Dafür kann ich aber «schwätzen»!» Als Künstlerin möchte sie sich selber nicht bezeichnen: «Ich lief nicht mit der Kamera um den Hals herum, so wie es heute fast jeder Zweite macht. Ich hatte einen fixen Auftrag und habe immer gezielt fotografiert.» Reisefieber und Abenteuerlust Nachdem sich Ilse und Fred Mayer selbständig gemacht hatten, trieb sie ihre gemeinsame Leidenschaft zur Fotografie und das Fernweh hinaus in die Welt. Nach Bali, Jerusalem, Paris, Indien und Sibirien, um nur einige Destinationen zu nennen. Dabei kam es vor, dass Ilse Mayer auf der anderen Seite der Erde in Elendshütten hauste und sich von Beutelsuppen ernährte, indigene Völker in ihrem Alltag begleitete oder tagelang auf einen Helikopter warten musste, der sie von einer Piste im Nirgendwo abholte. Insgesamt neun Monate waren Ilse Mayer und ihr Mann in Sibirien, um eine Reportage über die indigenen Völker des russischen Nor-

dens zu schreiben. Laut dem National Geographic sollen die nordamerikanischen Indianer teilweise von diesen abstammen. Die beiden waren zu Zeiten des Zusammenbruchs der Sowjetunion dort und es sei fast schon ein Wunder gewesen, dass sie schliesslich die Erlaubnis für die Reportage erhielten. Ilse Mayer beschreibt die damalige schwierige Situation wie folgt: «Diese Völker wurden insbesondere nach dem Umbruch stark unterdrückt, verloren ihre eigene Sprache und waren auf den Staat und deren Essenspakete angewiesen, um zu überleben. Selbst durften sie nicht jagen – bis auf die Seehunde.» Aus diesem Grund vertrügen sie keine andere Nahrung als Wal- und Seehundfleisch: «Als zwei junge Männer dieses Volkes nach Sankt Petersburg geschickt wurden, starben diese, weil sie keine Vitamine aus unserer Nahrung aufnehmen konnten.» Unverminderte Schaffensfreude Ilse Mayer bedauert, dass solche Bücher, wie jenes über die indigenen Völker in Sibirien, heutzutage unmöglich sind: «Wir lebten auch damals von der Hand in den Mund. Das Geld, das wir hatten, steckten wir bereits in das nächste Projekt. Doch heute bekommt man nicht einmal mehr einen Zuschuss, man kann einfach kein Projekt starten, wenn man zuvor nicht viel Geld investiert. Heute können wir nicht mehr von dieser Arbeit leben.» Allgemein sei alles viel komplizierter geworden. Fotos müssten auf die Schnelle gemacht werden und hätten am nächsten Tag schon keinen Wert mehr. Auch gelte es heute, vor allem Prominente abzulichten, während es doch viel interessanter wäre, unbekannte, alltägliche Menschen zu portraitieren. «Wir Menschen sind doch alle irgendwo durch Voyeure», sagt sie und lacht. Fotografen wie der 31-jährige Brandon Stanton, der im Rahmen

Fotos: zVg


Mit einem Fiat 600 erwarb Ilse Mayer ihre Rennlizenz.

seines Projekts «humans of New York» (HONY) Menschen, welche er auf der Strasse antraf, portraitierte, machen dies deutlich. Wir interessieren uns brennend für das Leben und Schicksal anderer Menschen, möchten teilhaben, möchten mitfühlen, ohne selbst etwas von uns preisgeben zu müssen. Ilse Mayer besitzt die Gabe, Menschen unterschiedlichster Kulturen persönlich

Wohl eines der ersten Selfies: Ilse Mayer auf einer Ballonfahrt über St. Moritz.

anzusprechen und für sich zu gewinnen. Ob auf der Strasse, im Urwald oder in der Taiga – der Fotoreporterin gelangen in ihrer Karriere einzigartige Momentaufnahmen, welche sie zusammen mit ihrem Mann in über 30 Bildbänden veröffentlichte. Analog zu ihrem letzten Projekt «Hommage to Hermann Hesse and his Siddharta», das mit einer Reise durch Indien und dem Besuch von den im Buch

beschrieben Schauplätzen verbunden war, planen die beiden für nächstes Jahr einen Bildband zu Ernest Hemingways «Der alte Mann und das Meer». Dafür wollen sie nach Kuba reisen. Ans Aufhören denken die beiden Fotografen – trotz ihren 81 und 82 Jahren – zu unserer Freude noch lange nicht. www.fred-mayer.com Anzeige

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Die Ausstellung «Nirvana – Wundersame Formen der Lust» im Gewerbemuseum Winterthur

befasst sich mit dem Einfluss von Erotik auf Design, Mode und zeitgenössische Kunst – eine andere Sicht auf das Universum der Sinnlichkeit.

TEXT SILVAN BUHOLZER

Tabus, Werturteile und der Blick auf die Sexualität werden vom 29. November 2015 bis 8. Mai 2016 infrage gestellt, denn ein fanatsievoller Umgang mit Erotik spielt in den 200 Exponaten und Installationen eine wichtige Rolle. Gestaltung und Materialien, sowie die Bedeutungsebenen erotischer oder fetischistischer Welten werden neu interpretiert. Wahrnehmung von Lust Einige der ausgestellten Objekte haben durch ihre Bedeutung einen grossen Seltenheitscharakter und sind normalerweise unzugänglich. Sie verweisen auf unsere Konzeption und Wahrnehmung von Lust. Bei den Arbeiten wurde u.a. mit hochwertigen Materialien wie Leder, Glas, Samt und Edelmetalle gearbeitet. Es zeigen sich Verarbeitungstechniken, die wir von Luxusgütern, der Haute Couture und von traditionsreichen Handwerksarbeiten her kennen. Nirvana verschafft Einblicke in die Modewelt. Kleider, die eng am Körper anliegen, sinnliche Stoffe mit Schmuckstücken, die ebenso ästhetisch wie verspielt sind. Auch mit Geräten und Möbel, in denen sich das Skandalöse mit erlesener Schönheit vereint, setzt sich die Ausstellung auseinander. Die amerikanische Schmuckdesignerin Betony Vernon, der britische Designer Mark Woods und die slowenische Designerin Nika Zupanc erhielten eine Carte blanche, um eigens für Nirvana neue Arbeiten zu gestalten. Geruchssinn intensivieren In der Sonderpräsentation «der Duft der Materialien» wird verschiedensten Fragen nachgegangen: Welcher Duft macht Leder verführerisch? Ist der Geruch ein wichtiger Bestandteil, der den Fetisch auf Latex oder Gummi bringt? Warum haben Ambra und Moschus keine Zukunft und wie konserviert man den Duft eines Menschen? Riech- und Hörstationen dienen zur Untersuchung der olfaktorischen Eigen-

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Rein Vollenga (NL): Sans Titre (Fin), 2011, Material: Epoxidharz

Mustafa Sabbagh (IT): Just in Black, 2014, Material: Lambda Print

Foto: Jonas Lindström

Foto: Mustafa Sabbagh

schaften. Es werden dabei die kulturellen Präferenzen von Lockstoffen wie Iris oder Oud erklärt und Relevantes über den Charakter von Fichte, Sandelholz und der aphrodisierenden Arve vermittelt oder der Unterschied zwischen dem Geruch einer Zweihunderternote und einem Kochbuch gezeigt.

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LIFESTYLE

Mystischer Uetliberg über dem Nebelmeer.

Foto: Hier und Jetzt Verlag

Gmüetliberg E R H O L U N G S Z O N E Wie ein Schutzwall flankiert der Uetliberg die Westseite von Zürich. Als Naherholungs-

gebiet ist er heute für die Stadt ein Geschenk. Verschiedene Funde aus prähistorischer, römischer und mittelalterlicher Zeit zeugen von der kulturellen Bedeutung des Üezgi.

TEXT DOMINIQUE LIEB

Man stelle sich vor, die Stadt Zürich wäre mit den Gemeinden im Reppischtal, dem Knonauer Amt und dem Sihltal dicht zusammengewachsen und in der Mitte dieser zukünftigen Stadt erhebt sich ein gewaltiger Berg. An der Bushaltestelle produziert ein unaufhörlich vorbeiziehender Fluss von Diesel-, Benzin-, Hybrid- und Elektromotoren einen konstant lärmigen Geräuschpegel. Dazu rattert in unmittelbarer Nähe ein Presslufthammer lautstark, der Boden vibriert, ein Tram braust vorbei und gibt einen schrillen Kreischton von sich. Die Leute gucken wieder einmal alle auf ihre Smartphones. Ich schaue lieber in die Weite, zu den nebelverhangenen Wäldern am Uetliberg, denn dort will ich hin. Durchatmen Mich beruhigt der Gedanke, dass die Zustände und Ereignisse dieses Berges zeitlich noch viel weiter zurückliegen

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als die menschliche Geschichte. Aus Sicht des Geologen ist der Berg mit seinen 11 Millionen Jahren ziemlich jung. Er entstand in der Epoche des Miozän, aus der Oberen Süsswassermolasse, die das Fundament der Albiskette bildet. Darauf haben sich Moränen- und Schotterablagerungen aus der Eiszeit gebildet. Der mäanderartige Hügelzug hat vielgestaltige seitliche Hangpartien, und teilweise sogar felsige Abstürze. An etlichen Stellen kommt es immer wieder zu Hangrutschen oder Felsabbrüchen. Einen imposanten Erosionstrichter bildet die Falätsche oberhalb Zürich Leimbach. Der Uetliberggipfel ragte während der letzten Eiszeit über den Linthgletscher hinaus. Auf dem Kulm angelangt, kann man an der frischen Luft tief durchatmen und die Aussicht auf die Schweizer Wirtschaftsmetropole geniessen, wie sie eingebettet in das ehemalige Molassebecken des Schweizer Mittellandes liegt. Wegen der steilen, schlecht nutzbaren Hänge ist der Uetliberg sehr arten-

reich geblieben. Das ganze Gebiet von Uitikon bis Adliswil wurde deshalb schon 1959 als Pflanzenschutzgebiet deklariert. Die Wildnis bietet Lebensraum für etwa 70 Prozent aller in der Schweiz vorkommenden Tier- und Pflanzenarten. Damit die Artenvielfalt erhalten bleibt, muss die Landschaft gepflegt werden, denn letztlich sind sämtliche Tierarten vom Reichtum der Vegetation abhängig. Drei Wildhüter kümmern sich um 9200 Hektaren Wildschongebiet, für die Wälder und Fluren ist Grün Stadt Zürich zuständig. Rauchzeichen Die Höhenlage des Plateaus bei Uto Kulm erlaubt die Kontrolle der Landund Wasserwege. Schon vor 5000 Jahren haben sich in dieser Gegend Menschen angesiedelt. Der Berg war als Fluchtort bei feindlichen Invasionen und für die Errichtung von befestigten Anlagen ideal. Während der Eisenzeit um 1000 v. Chr. hatte der keltische Volksstamm der Helvetier das Gebiet zwischen Ring-


Auf dem Planetenweg bewegt sich der durchschnittliche Wanderer mit doppelter Lichtgeschwindigkeit durch das Sonnensystem.

likon und Kulm besiedelt. Dort wo die SZU ihre letzte grosse Schlaufe vor der Bergstation fährt, befindet sich ein rund 900 Meter langer Vorwall. Er gehört zu einem Wallsystem, das den Osthang der Uetlibergspitze verkleidet. Auf dem Sonnenbühl, ein wenig unterhalb der SZU-Endstation, liegt der Grabhügel einer keltischen Fürstin. Einige Fundstücke aus dem Grab, unter anderem zwei kunstvoll gefertigte Gold-Fibeln, kann man heute im Schweizerischen Landesmuseum besichtigen. Im Dreissigjährigen Krieg erhielt der Uetliberg eine wichtige militärisch-strategische Bedeutung. Zwischen 1620 und 1650 wurde im Kanton Zürich ein Netz von Hochwachten aufgebaut. Auch die konfessionellen Spannungen innerhalb der Eidgenossenschaft spielten für die Befestigung des Berges eine Rolle. Der Aufbau eines Alarmierungssystems durch kantonsweit 23 Hochwachten ermöglichte es, mit Rauch- und Feuersignalen auf Sichtweite die Grenztürme miteinander zu verbinden. Der Hochwachtturm auf dem Uto Kulm war als Teil des kantonalen Systems wiederum mit dem Hochwachtnetz des Kantons Bern verbunden. Aus jüngerer Vergangenheit zeugen Relikte wie der Artilleriebeobachtungsposten oberhalb des Hohensteins aus dem Zweiten Weltkrieg und der Panzergraben bei der Waldegg. Die Tanksperre Waldegg wurde 1940 errichtet, um den passartigen Übergang zischen dem Limmattal und dem Reppischtal abzusichern.

Burgen und Minnesänger Aus dem Mittelalter stammen die fünf Burgen zwischen dem Friesenberg und der Felsenegg: Die Uotelenburg auf dem Uto Kulm, gegen Süden die Burg Friesenberg, Manegg auf dem abfallenden Seitengrat oberhalb Unterleimbach, Sellenbüren auf dem Ofengüpf an der westlichen Bergflanke, und die Burg Baldern, an strategisch exzellenter Lage, auf dem Berggrat unweit des Felsenegg-Turms. Von den stattlichen Burgtürmen sind nur noch Mauerstummel zu erkennen. Wenn man den Kindern von den geschichtlichen Begebenheiten an diesen Orten erzählt, dann sind es wunderbare Spielplätze, wo sich in den feuchten Höhlen Drachen in Form von Feuersalamandern und andere Waldgeister verstecken. Die Burg Manegg war Stammsitz der Familie Manesse, einer vom 13. bis 15. Jahrhundert bezeugten Adels- und Patrizierfamilie in Zürich, die sich nach dem Aussterben der Zähringer in den Ritterstand aufschwang. Ein einflussreicher Abkömmling der Familie war Ritter Rüdiger II. (1252-1304). Er war über lange Zeit ein Mitglied des Zürcher Rates und pflegte daneben eine Leidenschaft für den Minnegesang. Auf seiner Burg waren vorbeiziehende Minnesänger willkommene Gäste, die grosszügig bewirtet wurden und im Gegenzug ihre Gedichte und Lieder darboten. Ritter Rüdiger II gilt als Initiator einer ehrgeizigen Minneliedersammlung, die ständig erweitert wurde. Seiner Sammeltätigkeit haben wir die Manessische

Foto: Wikipedia

Liederhandschrift zu verdanken, die als besonders kostbare Zusammenstellung von dichterischen Werken in mittelhochdeutscher Sprache gilt. Eldorado für Sportler Mit der Uetlibergbahn hat man schnell viele Höhenkilometer überwunden und kann bequem eine Gratwanderung machen. Oder man besteigt den Berg auf breiten Naturwegen, durch eine Allee mit Eiben, Kiefern, Buchen, Ahorn, Eschen und Tannen. Daneben plätschert ein lebhafter Wildbach zwischen schöngeformten Steinen, die wie Sterne im Wasser glänzen. Eilige Läufer, gerne mit Stöpsel in den Ohren, hüpfen beinahe lautlos an den Spaziergängern vorbei. Felswände aus kompaktem Konglomerat, wie unterhalb des Kulms, werden auch gerne zu Trainigszwecken von Kletterern genutzt. Auch Mountainbiker nutzen die steilen Hänge. Seit 2005 gibt es den 3.5 Kilometer langen Antennentrail zwischen dem Fernsehturm bei Uto Kulm bis zum Triemli. Leider zieht der ständige Ausbau der Trails immer mehr Biker an. Die neue Infrastruktur wird zum nationalen Anziehungspunkt, und bringt die Hektik der Beschleuniger in den Wald. Die Region um den Uetliberg gilt heute als ideales Bisenfluggebiet für Deltasegler- und Gleitschirmflieger. Die Szene hat sich seit den 1980er Jahren stark entwickelt. Ihr Startpunkt ist eine 805 Meter über Meer gelegene Rampe beim Restaurant Uto Staffel. Die meisten

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LIFESTYLE

Flüge enden auf der Allmend Brunau. Der bisher weiteste Flug vom Uetliberg aus brachte einen Deltasegler bis ins fribourgische Lucens. Der Startpunkt für Gleitschirmflieger ist bei der Baldern, auf 730 Metern über Meer. An schönen Tagen mit genug Aufwind schweben sie stundenlang in der Sphäre über dem Berggasthaus Uto-Kulm. Bergdramen Mit der Eröffnung der Uetlibergbahn 1875 begann die touristische Erschliessung der Region, die auch den Bau verschiedener Hotels zur Folge hatte. Bereits seit 1815 gibt es ein Berggasthaus auf dem Kulm. In den vergangenen 100 Jahren wurden auf dem Plateau verschiedene Gast- und Kurhäuser errichtet. Besonders imposant war ein Bau von Theodor Baur aus dem Jahr 1874, der das bescheidene Kulmrestaurant zu einem Grosspavillion umbaute. Vier Jahre später brannte das Gebäude komplett nieder. Brandstifter war der Eigentümer selbst, der sich finanziell übernommen hatte und

Drama auf dem Uto Kulm: 1878 brannte das Berggasthaus komplett nieder.

seinen Schwiegersohn zur Brandlegung anstiftete. Die Hochwachten von früher sind heute die Sendetürme. Für die ersten Übertragungen von Fernsehsendungen in der Schweiz wurde 1953 ein Sendeturm erbaut. 1968 wurde der bestehende Fernsehturm ersetzt und 1990 folgte der 187 Meter hoher Neubau, wie wir ihn heute kennen.

WER GENAU HINSCHAUT, ERKENNT DIE ANZEICHEN.

Eine erste Tunnelvision für den Berg wurde vor über 60 Jahren vom Architekten Jakob Haller entworfen. Im Jahr 2009 war es dann soweit: Die Westumfahrung mit dem Uetlibergtunnel und der Autobahn A4 im Knonaueramt wurde eröffnet. Dies hat zu einer Verlagerung der Verkehrsströme geführt, welche durch flankierende Massnahmen in der Stadt

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Foto: Hier und Jetzt Verlag

Zürich sowie in den Ortszentren im Knonaueramt unterstützt wurde. Schadstoffmessungen zeigen eine deutliche Verbesserung der Luftqualität: In Zürich (Aussersihl/West), Hedingen, Affoltern am Albis, Mettmenstetten und Birmensdorf hat sich die Stickstoffdioxid-Belastung vermindert, am Bullingerplatz in Zürich gar halbiert.

Andere Dimensionen Oberhalb der SZU-Bergstation beginnt der Planetenweg. Von hier aus schreitet man in einem ungefähr zweistündigen Lehrgang durch unser Sonnensystem. Zwischen Uto Kulm und Felsenegg begegnet man allen Planeten von Merkur bis Neptun, sowie den Zwergplaneten Ceres und Pluto. Die kleineren Planeten

sind im Verhältnis 1:1 Milliarde dargestellt, wurden in Glas eingegossen und in die Nische eines Findlings eingelegt. Ihre Positionen sind für den Ausflügler gut markiert. Als Orientierung für die Wanderung gilt: Ein Meter des Modells entspricht ungefähr einer Million Kilometer im Weltall. Die reale Lichtgeschwindigkeit beträgt 300 000 Kilometer pro Sekunde. Den Relationen entsprechend bewegt sich der durchschnittliche Wanderer auf dem Planetenweg mit doppelter Lichtgeschwindigkeit. Solche unmittelbare Erfahrungen mit der Relativität machen dem Uetliberggänger bewusst, wie bedeutungslos und klein er ist, wie aber trotzdem jeder Schritt, je nach Anschauung, sehr bedeutend sein kann.

Quellennachweis: «Der Üetliberg», Stefan Schneiter, 2011 Baden, Hier und jetzt Verlag Verlag für Kultur und Geschichte

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BUSINESSLUNCH

Weinpalast im Carlton TRADITIONSLOKAL

1913 eröffnete Hugo E. Prager, Vater des legendären Mövenpick-Gründers Ueli

Prager, das Gross-Restaurant & Café an der Zürcher Bahnhofstrasse, welches später mit dem Zusatz Carlton versehen wurde. Das Haus war damals auch ein Hotel. 1999 übernahmen Daniela und Markus Segmüller das Carlton und eröffneten es als Restaurant & Bar. Der Inhaber stand für ein Gespräch zur Verfügung.

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TEXT PETER BLATTNER

Die Segmüller Collection umfasst mittlerweile fünf gastronomische Perlen in Zürich. Dazu gehört das kürzlich renovierte Carlton Restaurant & Bar mit dem vornehmen Speiserestaurant im Art Déco-Stil wie auch das Locanda, das die Tessiner Küche und Weine kredenzt. Die Weinbar James Joyce, benannt nach dem berühmten irischen Schriftsteller, der in Zürich seine letzte Ruhe fand, ist ein weiteres Prunkstück der Sammlung. Die bei einer Auktion erstandenen Einrichtungsstücke aus der Dubliner Jurys Antique Bar verleihen dem Lokal einen authentisch irischen Flair. Das Loft Five in der Europaallee setzt auf Rough Chic, Vintage und bei den Speisen und Getränken auf einen gelungenen Mix von klassisch und kreativ. Der Adlisberg, das ländlichste Lokal der Segmüller Sammlung, hat demgegenüber eher Gutbäuerliches auf der Karte. Markus Segmüller verbringt den Löwenanteil seiner Zeit im Carlton, dem grössten Lokal der Gruppe. Dennoch verpasst er es nicht, bei den anderen Lokalen regelmässig auf Stippvisite zu gehen. Neben dem feinen Essen und den erlesenen Weinen bietet das Carlton auch interessante Events, die einen Besuch zum Erlebnis machen. So können die Restaurantbesucher an der «Monday Bouteille» ihren eigenen Wein zum Essen mitbringen und von den Carlton-Sommeliers dekantieren, einschenken oder – auch das kommt vor – degustieren lassen. Am Dienstagabend ist «After Work» und von Mittwoch bis Samstag kann man eintauchen in die traditionelle «English Afternoon Tea»-Tradition. Weiter wird das Carlton von der Zunft St. Niklaus als Zunftstube genutzt. Speisen in gediegenem Rahmen Die Küche unter Leitung von Dominik Müller bietet das Beste aus der klassi-

schen Küche, frisch interpretiert. Die Karte ist klein aber fein und bietet Spezielles für den verwöhnten Gast. Wie wäre es mit einem lauwarmen Markbein auf schwarzem Malzbrot zur Vorspeise? Eine Goldbrasse in der Salzkruste, steht ebenso auf der Karte wie eine glasierte Kalbshaxe oder ein Filet de boeuf Wellington. Als Besonderheit für den Gourmet wird ein Rindsfilet vom 800°-Grill angeboten, Ladies Cut oder Gentlemen’s Cut. Die Saisonkarte wird fünf Mal im Jahr erneuert. Mittags hat der Gast die Qual der Wahl zwischen drei Businesslunches. Eine spezielle Winterkarte offeriert verschiedene Gerichte mit Trüffeln wie Rindstatar, Risotto oder Tagliolini. Und haben Sie schon einmal Rentierrücken probiert? Weinkeller «The Vault» Zur interessanten und abwechslungsreichen Speisekarte gehört natürlich ein Weinkeller, der im Carlton als gigantisch bezeichnet werden kann. Nicht weniger als 1000 Positionen stehen auf der Karte, die alle wichtigen Weinregionen der Welt abdeckt. Ein besonderes Augenmerk wird aber auf die Schweizer Weine gelegt, so findet sich ein Pinot gris vom Stadtberg Eglisau, ein Müller Thurgau vom Weingut Baumann, Oberhallau, ein Sauvignon blanc von der Domaine Grand’Cour, Satigny, eine Petite Arvine Grain blanc der Winzerin Marie-Thérèse Chappaz, Fully oder ein Dosso Chardonnay von Christian Zündel, Beride als Vertreter des Tessins auf der Karte. Alle relevanten Weinländer Europas und der übrigen Welt sind prominent vertreten. Es befinden sich darunter echte Trouvaillen wie zum Beispiel ein Montrachet Grand Crut Conti 2006 für 2700 Franken, ein Romanée Conti Grand Cru 2006 für 4900 Franken oder ein Château Pétrus 2005 für 5800 Franken. Das sind zweifellos keine Weine für

alle Tage, es muss aber festgehalten werden, dass viele Weine zu sehr angenehmen Preisen auf der Karte stehen und somit auch das Budget eines weniger verwöhnten Gastes nicht übermässig strapazieren. Im Übrigen stehen für eine fachkundige Beratung nebst Weinakademiker und Inhaber Markus Segmüller der Restaurantleiter Thomas Profanter und Sommelier Thomas Kern zur Verfügung. Der interessierte Gast kann auch den Weinkeller besichtigen und dort seine Flasche gleich selber auswählen. Im Vorraum kann mit einer Gesellschaft bis zu 28 Personen getafelt werden.

Speisen in gediegenem Ambiente. Fotos: zVg

Blick hinter die Kulissen Markus Segmüller hat eine Kochlehre absolviert, dann die Hotelfachschule Belvoirpark und ist diplomierter Restaurant Hotelier SHV. Er beschäftigt in der ganzen Gruppe 100 Festangestellte, 20 Aushilfen und bildet 10 Lehrlinge aus. Um die Mittagszeit kommen viele Geschäftsleute, aber auch Touristen mit gastronomischen Ansprüchen, befindet sich das Carlton doch an der Bahnhofstrasse. Am Abend frequentiert oftmals der Weinliebhaber das Carlton. Das Restaurant bewegt sich preislich im Mittelfeld und hat auch deshalb eine grosse Stammkundschaft. Das Erfolgsrezept lautet, dem Gast das Beste zu bieten und immer wieder Neues zu präsentieren. Die beiden Restaurants sind für geschäftliche Meetings aber auch für private Feiern sehr geeignet und mit ÖV bestens erschlossen. Einem Besuch des Carltons oder der Locanda steht also nichts entgegen.

Carlton Zürich AG Bahnhofstrasse 41, 8001 Zürich Telefon 044 227 19 19 www.carlton.ch

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GELD

Nachfolger gesucht KMU-SPIEGEL 2015 Eines von acht KMU in der Schweiz ist

gegenwärtig mit den Herausforderungen einer Unternehmensnachfolge konfrontiert. Das bedeutet, dass rund 70 000 KMU ihre Nachfolge in den nächsten fünf bis zehn Jahren regeln müssen.

TEXT DOMINIQUE LIEB

Die FHS St.Gallen hat den KMU-Spiegel für das Jahr 2015 veröffentlicht und greift das Thema der Unternehmensnachfolge erneut auf. Für die Studie wurden die Branchen nach ihrer Bedeutung hinsichtlich Bruttowertschöpfung sowie Anzahl Arbeitsplätze ausgewählt. Die im Bericht dargestellten Ergebnisse basieren auf einer zwischen Januar und April 2015 landesweit durchgeführten Online-Umfrage und beleuchtet die wichtigsten betriebswirtschaftlichen Zusammenhänge von acht Branchen. Babyboomer treffen auf Generation Y Es ist heutzutage nicht mehr selbstverständlich, dass Kinder in die Fussstapfen ihrer Eltern treten wollen, selbst wenn es um die Nachfolge in einem sehr erfolgreichen Unternehmen geht. Heutige Jungunternehmer möchten ihren eigenen Weg gehen. So stammt mittlerweile mehr als jeder Zweite Nachfolger aus dem externen Personenkreis. Für viele Übergeber haben der Fortbestand des Unternehmens und die Sicherung der Arbeitsplätze grosse Bedeutung, während bei Übernehmern Selbständigkeit und Unabhängigkeit im Vordergrund stehen. Sie streben nach Selbstverwirklichung, hohem Einkommen und Flexibilität. Übernahmen scheitern oft aufgrund unzureichender Klärung von eigenen Zielen und Bedürfnissen auf Seite des Übernehmers.

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Eigentümer als Coach Die Unterstützung des Übergebers ist gefragt: Der Geschäftseigentümer ist wertvoll in der Rolle als Coach, in Bezug auf Kundenbeziehungen, als Verkaufsleiter oder zur Unterstützung bei starker Belastung oder Abwesenheit. Der abtretende Geschäftsinhaber kann sich so schrittweise aus dem aktiven Berufsleben zurückziehen. Eine zu grosse Beteiligung und Mitsprache seitens des Übergebers wird aber bei vielen Nachfolgern nicht goutiert. Die Unternehmesnachfolge muss frühzeitig geplant werden, denn der Prozess kann fünf bis acht Jahre in Anspruch nehmen. Finanzen Im Rahmen der Untersuchung konnte festgestellt werden, dass in vier von zehn Fällen die Nachfolge aus den Mitteln des Übernehmers finanziert wird, wobei oftmals auch Vorsorgegelder beigezogen werden. Die bevorstehende Altersreform 2020 und die geplanten Einschränkungen der zweiten Säule für Kapitalbezüge werden die Eigenkapitalfinanzierungen eher einschränken, sodass die übrigen Finanzierungsquellen in Zukunft noch relevanter werden. Neben klassischen Finanzierungsgebern kann der Übergeber selbst eine wichtige Rolle bei der Finanzierung spielen. Für viele Unternehmer stellt das Alter den wichtigsten Grund für die Übergabe dar, sodass der Verkauf des Unternehmens einen wichtigen

DIE ACHT WICHTIGSTEN BRANCHEN – Die Maschinen-, Elektro-, und Metallindustrie ist vom starken Franken besonders betroffen. Bei vielen KMU in dieser Branche handelt es sich um inhabergeführte Familienunternehmen. – Beim Baugewerbe ist das Wachstum leicht rückläufig. Das verstärkte regulatorische Umfeld sowie das eingeschränkte Rentabilitätspotenzial erschwert die Nachfolge. – Der Grosshandel ist heterogen zusammengesetzt und durch eine Vielzahl von Kleinunternehmen geprägt. Das erhöht den Wettbewerb. Die Übertragung des bestehenden Beziehungsnetzes auf den Nachfolger hat eine zentrale Bedeutung. – Der Detailhandel ist nach wie vor von einem hohen Konkurrenz- und Preisdruck geprägt. Zu den grössten Herausforderungen beim Übergabeprozess gehört der Kapitalbedarf. – In der Hotel- und Gastronomiebranche sind der starke Franken, ein hoher Investitionsbedarf sowie viele Regulierungen das Hauptproblem. Wegen den schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und den Arbeitszeiten wollen Nachkömmlinge von Hoteliers und Gast wirten den elterlichen Betrieb oftmlas nicht übernehmen. – Der technologische Fortschritt ist Haupttreiber und Motor für das Marktwachstum. Viele Unternehmen in der IT-Brache sind noch relativ jung, sodass hier nur wenige Vergleichswerte zum Thema Unternehmensnachfolge vorliegen. – Das Wachstum bei den Freiberuflern, die wissenschaftliche und technologische Dienstleistungen anbieten, ist weiterhin ungebrochen, die Nachfolge ein wichtiges Thema. – Die Gesundheitsbranche zeigt sich robust und wächst weiter. Der Fachkräftemangel ist der Haupteinflussfaktor, der die Nachfolge massgeblich einschränkt.

Teil der Alterssicherung ausmacht. Die Beteiligung des Übergebers an der Finanzierung der Nachfolge erleichtert oder ermöglicht die Übergabe und somit den Verkauf des Unternehmens. Eine häufig gewählte Form der Finanzierungsbeteiligung ist in der Praxis das Verkäuferdarlehen: Der Übergeber kann so am künftigen Erfolg partizipieren, wodurch den beiden Parteien ein gewisser Spielraum eröffnet wird.

Foto: Gabi Eder/pixelio

Marktregulierung Politische Vorstösse und Initiativen wie die Erbschaftsinitiative und die Masseneinwanderungsinitiative belasten Schweizer KMU zusätzlich. Obwohl die Entwicklungen im Bereich der Unternehmenssteuern positiv zu werten sind, gibt es Handlungsbedarf in Bezug auf bessere Rahmenbedingungen. Nachfolger werden beispielsweise durch regulatorische Kosten stark abgeschreckt. Die Rahmenbedingungen müssen so ausgestaltet sein, dass eine Nachfolge ohne grosse Probleme geplant und durchgeführt werden kann.


BÜCHER

Nützlicher Werkzeugkasten M E T H O D E N K O M P E T E N Z Von einem Problemlösungspraktiker für andere Problemlösungspraktiker

und alle die es werden wollen geschrieben, bildet Nicolai Andlers «Tools für Projektmanagement, Workshops und Consulting» eine solide Grundlage und ermöglicht das Eintauchen in die thematische Vielfalt der Projekt- und Beratungswelt.

Foto: zVg

TEXT DELIA BACHMANN

Immer wenn Nicolai Andler den «Hasen aus dem Beratungszylinder» zaubern wollte, erforderte die Durchforstung alter Projektdokumentationen einen enormen zeitlichen Aufwand. Sein Buch entstand vor dem Hintergrund dieses Eigenbedarfs im Rahmen seiner Beratertätigkeit. Das umfangreiche Kompendium umfasst in seiner sechsten Auflage mittlerweile 152 Werkzeuge und Techniken. Ein Produkt harter Arbeit Wie viel Arbeit in Andlers Werk steckt, ist bereits nach wenigen Seiten erkennbar: Eine informative Tabelle am Anfang des Buches gibt dem Leser eine Kurzübersicht über alle Tools, welche bereits nach Zweck beziehungsweise Prozessschritten kategorisiert und geordnet wurden. Darüber hinaus verrät ein Smiley-System dem Leser das Anforderungsprofil eines jeden Tools: Drei Smileys bedeuten, dass kaum Vorkenntnisse erforderlich sind. Ein Smiley signalisiert, dass erhöhte Anforderungen an Wissen und Erfahrung gestellt werden. Aus diesem Grund überrascht es nicht, wenn Professor Sommerlatte, Autor des Geleitwortes, schreibt: «Das Buch ist eines von denen, die man schon immer gerne gehabt hätte, man aber nicht glaubte, dass sie jemals geschrieben würden.» Ein starkes Gerüst Das von Andler verwendete Problemlösungskonzept besteht aus den klassischen Stufen Diagnose, Zielformulierung, Analyse und Entscheidungsfindung. Der hier beschriebene Problemlösungsprozess bildet das allumspannende Gerüst, den einzelnen Schritten werden die verschiedenen Werkzeugkategorien zugeordnet. Zu diesen gehören beispielsweise die Situationsdefinition, die Informations-

Tools für Projektmanagement, Workshops und Consulting, Nicolai Andler, 72 Franken Publicis, 512 Seiten, Gebunden ISBN: 978-3-89578-453-8

beschaffung oder die Informationskonsolidierung. Der Umgang mit den einzelnen Werkzeugen dieser Kategorien wird stets nach demselben Schema – Zweck, Funktion, Anleitung und Tipps – erklärt. Zu Andlers Lieblingstools gehören etwa das «Kontextdiagramm», die «Verantwortlichkeiten-Matrix» oder die «Booz-Ball-Bewertung». Die umfangreiche Liste an Kontrollfragen im Anhang verleiht den Nutzern dieser Tools und Techniken ein Gefühl zusätzlicher Sicherheit. Projektarbeit ist Zukunftsmusik Die Projektarbeit – schon heute eine wichtige Arbeitsform – wird in Zukunft nochmals stark an Bedeutung gewin-

nen. Sie ist mit unter eine Antwort auf die Forderung der heutigen Arbeitswelt nach mehr Flexibilität und eine Folge der anhaltenden Beschleunigung unserer Lebensverhältnisse. In diesem Sinne lohnt es sich für jeden, sich näher mit dieser zukunftsträchtigen Arbeitsform auseinanderzusetzen. Zwar richtet sich das Buch in erster Linie an Personen, die solche Tools und Techniken im Beruf oder Studium nutzen und damit über ein mehr oder minder grosses Vorwissen und Erfahrung verfügen, es kann aber auch von Neulingen auf diesem Gebiet im Sinne einer Orientierungshilfe gelesen werden. So veranschaulichen gut gewählte Beispiele, wie die Anwendung dieser Tools in der Praxis aussehen könnte. Die durchdachte Struktur führt den Leser sicher durchs Werk. Der Wechsel zwischen den verschiedenen Abstraktionsebenen sorgt wie der Hochsitz eines Försters dafür, dass der Blick aufs Ganze im Tool-Dschungel nicht verloren geht.

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RECHT

Befreite Nachfolge

U N T E R N E H M E N S N A C H F O L G E Am 14. Juni 2015 lehnte das Schweizer Volk die Eidgenössische

Erbschaftssteuerinitiative ab. Damit gelten weiterhin die Erbschaftssteuergesetze der Kantone. Welche Erbschaftssteuern fallen beim Versterben eines Zürcher Unternehmers an?

Fotoquelle: zVg

TEXT PATRICK VON ARX

Stirbt ein Unternehmer mit letztem Wohnsitz im Kanton Zürich, so erhebt der Kanton Zürich nach dem Zürcher Erbschafts- und Schenkungssteuergesetz (ESchG) die Erbschaftssteuer. Nur die in einem anderen Kanton gelegenen Liegenschaften des Unternehmers werden von diesem anderen Kanton besteuert. Die überlebende Ehefrau und die Kinder des Unternehmers, welche ohne anderslautende testamentarische Anordnung je die Hälfte des Nachlasses und somit auch des Unternehmens erben, sind im Kanton Zürich von der Erbschaftssteuer befreit. Die Steuerbefreiung gilt unabhängig von der Grösse des Unternehmens. Vererbt der Unternehmer sein Unternehmen an seine Frau und/oder Kinder, so wird der Weiterbestand des Unternehmens somit nicht durch Erbschaftssteuern gefährdet. Hohe Steuern für Nichtverwandte Anders präsentiert sich die Situation, wenn das Unternehmen an andere Verwandte (wie Brüder, Cousinen oder Neffen) oder an Nichtverwandte vererbt wird. Diese sind nicht von der Erbschaftssteuer befreit. Die Höhe der im Einzelfall anfallenden Erbschaftssteuer ist abhängig vom Verwandtschaftsgrad zwischen dem verstorbenen Unternehmer und dem jeweiligen Erben sowie von der Höhe der Erbschaft, und damit vom Verkehrswert des Unternehmens. Erbt ein Nichtverwandter, z. B. ein langjähriger Mitarbeiter des Unternehmers,

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die Firma, so beträgt die kantonale Erbschaftssteuer bis zu 36 Prozent des Unternehmenswerts. Angesichts dieser hohen Steuerbelastung wäre der Nachfolger in den meisten Fällen gezwungen, die Firma zu verkaufen oder einen Bankkredit aufzunehmen, um die Erbschaftssteuern bezahlen zu können. Der Kanton Zürich hat dieses Problem erkannt und gewährt daher bei Unternehmensnachfolgen eine Steuerermässigung, wodurch der Fortbestand der Unternehmen gesichert werden soll. Steuerermässigung mit Auflagen Im Kanton Zürich erhalten Erben, die Geschäftsvermögen von Unternehmen mit Sitz in der Schweiz erben, welches der selbständigen Erwerbstätigkeit des Erben dient, und die dieses Unternehmen während mindestens 10 Jahren nach dem Tod des Unternehmers weiterführen, eine Steuerermässigung von 80 Prozent der üblicherweise anfallenden Erbschaftssteuer. Erbt der Erbe beispielsweise ein Einzelunternehmen, so profitiert er von dieser Steuerermässigung nur, wenn er das Unternehmen weiterführt. Von derselben 80-prozentigen Steuerermässigung profitiert auch ein Erbe, der eine Beteiligung in der Höhe von mindestens 51 Prozent des Aktienkapitals einer operativ tätigen Schweizer Aktiengesellschaft, GmbH oder Genossenschaft erbt und in leitender Stellung im Betrieb der geerbten Gesellschaft tätig ist. Auch hier gilt, dass der Erbe die Unternehmensanteile während mindestens 10 Jahren behalten und während dieser Frist auch selbst

im Unternehmen arbeiten muss. In den Genuss der Steuerermässigung sollen nur diejenigen Erben kommen, welche aufgrund ihrer substanziellen Unternehmensbeteiligung und aufgrund ihrer leitenden Tätigkeit im Unternehmen auch tatsächlich Einfluss auf die Geschicke des Unternehmens und damit letztlich auch auf den Erhalt der Arbeitsplätze nehmen können. Veränderte Veranlagung Gibt der Erbe vor Ablauf der 10 Jahres-Frist die unternehmerische Tätigkeit oder seine leitende Stelle im geerbten Unternehmen auf, reduziert er seine Unternehmensbeteiligung unter 51 Prozent, verlegt er den Unternehmenssitz ins Ausland oder überführt er Geschäftsvermögen ins Privatvermögen, so muss er die Erbschaftssteuer im Nachhinein vollumfänglich oder anteilmässig bezahlen. Der Kanton Zürich schafft somit Steueranreize für die Unternehmensnachfolge. Allerdings müssen entfernter verwandte oder nicht verwandte Erben die gesetzlichen Voraussetzungen strikt einhalten, um von der Steuerermässigung profitieren zu können.

DER AUTOR Patrick von Arx, LL.M., ist Rechtsanwalt in Zürich. Er berät Privatpersonen und Unternehmer im Erbrecht und bei der Nachfolgeplanung. Er amtet auch als Willensvollstrecker und vertritt Erben vor Gericht. www.bclaw.ch


Konsumentenrechte T E L E F O N V E R K Ä U F E Nach geltendem Recht gilt ein

Widerrufsrechts von sieben Tagen bei Haustürgeschäften und ähnlichen Verträgen. Während diesen sieben Tagen kann ein Käufer von einem Vertrag zurücktreten. Ab dem ersten Januar 2016 gilt neu ein Widerrufsrecht bei Telefonverkäufen von 14 Tagen. Gleichzeitig wird aggressive Werbung für Konsumkredite verboten. Foto: pixelio

TEXT NICOLAS FACINCANI

Wer wurde nicht schon telefonisch kontaktiert, um gleich einen Vertrag abzuschliessen. Oft lassen sich die eher aggressiven Anrufer nicht einfach abspeisen und drängen so ihr gegenüber zu ungewollten Vertragsabschlüssen. Doch was kann man dagegen unternehmen? Ist ein solcher Vertrag bindend? Nach geltendem Recht besteht bei sogenannten Haustürgeschäften für Kunden ein Widerrufsrecht von sieben Tagen, innert welchen sie vom Vertrag zurücktreten können. Kauft man folglich Ware über das Telefon (und nicht an der Haustüre), so kann man praktisch nicht vom Vertrag zurücktreten, ausser es gelingt darzulegen, dass man sich beim Vertragsabschluss in einem Irrtum befand oder dass man getäuscht wurde. Die neue Regelung Im Rahmen einer Änderung des Obligationenrechts per ersten Januar 2016 wird das Widerrufsrecht auch auf am Telefon abgeschlossene Verträge zur Anwendung gelangen, wobei die 7-tägige Widerrufsfrist auf 14 Tage erhöht wird. Kein Rücktrittsrecht besteht, wenn die Geschäfte einen Wert von weniger als 100 Franken haben, bei Versicherungsverträgen oder wenn ein Konsument die Vertragsverhandlungen explizit wünscht. Der Anbieter, welcher den Vertrag am Telefon abschliesst, hat den Kunden schriftlich oder in einer anderen Form, die den Nachweis durch Text ermöglicht, über das Widerrufsrecht

sowie über die Form und Frist zu informieren. Zudem muss der Anbieter seine Adresse bekannt geben. Das Widerrufsrecht ist an keine Form gebunden, kann also auch mündlich ausgeübt werden, wobei dem Kunden der Nachweis obliegt, dass er das Widerrufsrecht fristgerecht ausgeübt hat. Die 14-tägige Frist zum Widerruf beginnt, sobald der Kunde den Vertrag beantragt oder angenommen hat und er gemäss den Bestimmungen des Gesetzes über das Widerrufsrecht gemäss den Bestimmungen des Gesetzes informiert wurde. Die Frist zum Widerruf des abgeschlossenen Vertrages gilt als eingehalten, wenn der Kunde am letzten Tag der Widerrufsfrist dem Anbieter (bzw. Verkäufer) seinen Widerruf mitteilt, oder bei schriftlichem Widerruf, wenn er seine Widerrufserklärung am letzten Tag der Widerrufsfrist der Post übergibt. Kein Widerrufsrecht bei Internetkäufen Die vorgenannten Regeln gelten nicht für die Verkäufe über das Internet. Im Gegensatz zu vielen europäischen Ländern (z. B. Deutschland) kennt die Schweiz kein gesetzliches Widerrufsrecht für Vertragsabschlüsse über das Internet und führt dieses, im Rahmen der laufenden Revision, auch nicht ein. Keine aggressive Werbung für Konsumkredite Gleichzeitig mit der vorbeschriebenen Änderung des Obligationenrechts wird eine Änderung des Konsumkreditge-

setzes in Kraft gesetzt. Das Ziel ist, dass durch die beiden Gesetzesrevisionen Konsumenten besser geschützt und insbesondere Jugendliche vor Verschuldung bewahrt bleiben. Im Rahmen der Änderungen des Konsumkreditgesetzes gilt neu ebenfalls die 14-tägige Widerrufsfirst für Konsumkreditverträge. Sodann wird aggressive Werbung für Konsumkredite (d.h. für Kredite ab 500 Franken bis 80 000 Franken) verboten, wobei die Kreditbranche selber zu definieren hat, was unter aggressiver Werbung zu verstehen ist. Sodann sind sogenannte Expresskredite, die nach drei Monaten zurückbezahlt werden müssen, weiterhin vom Konsumkreditgesetz ausgenommen, während dem Kredite, die in nicht mehr als vier Raten zurückbezahlt werden müssen, neu auch dem Konsumkreditgesetz unterstehen. Das Widerrufsrecht dürfte eine erhebliche Erschwerung der Telefonverkäufe mit sich bringen. Ob die Gesetzesänderungen jedoch tatsächlich ihren angestrebten Zweck erreichen, kann noch nicht beurteilt werden.

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DER AUTOR Nicolas Facincani, lic. iur., LL.M., ist Partner der Anwaltskanzlei Voillat Facincani Sutter + Partner. Er ist als Rechtsanwalt tätig und berät Unternehmen und Private in wirtschaftsrechtlichen Belangen. Kontakt: facincani@vfs-partner.ch

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Zuversicht für die Schweiz

« DER LIBERALE ARBEITSMARKT IST EINER UNSERER GRÖSSTEN PLUSPUNKTE»

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W I R T S C H A F T S V E R B A N D Die Schweiz verdankt ihren wirtschaftlichen Erfolg auch den guten Rahmenbedin-

gungen. Diese wurden in den letzten Jahren jedoch von wirtschaftskritischen Kräften vermehrt torpediert. Das neu gewählte, bürgerlichere Parlament hat gemäss Karin Lenzlinger, Unternehmerin und Präsidentin der Zürcher Handelskammer (ZHK), nun eine gute Chance, unseren Standort zu stärken.

INTERVIEW STEPHAN LAUG

Frau Lenzlinger, das Jahr 2015 ist schon bald wieder Geschichte. Nach der Aufhebung des Euro-Mindestkurses im letzten Januar ist der Kostendruck überall spürbar. Wie gehen Sie als Unternehmerin eines Industriebetriebes damit um? Karin Lenzlinger Der Kostenschock, welcher sich nach der Aufhebung des Euro-Mindestkurses ergab, war nicht nur gross, er kam auch überraschend schnell. Der schon seit 2011 grosse Druck nahm zu: Einerseits durch eine Zunahme von billigen Direktimporten, andererseits durch Schweizer Unternehmen, welche ihre Vorleistungen und Arbeitskräfte vermehrt im Euroraum beschaffen. Auch in unserem Unternehmen müssen wir uns seit dem 15. Januar häufiger überlegen, ob wir gewisse Anlageinvestitionen reduzieren oder sogar weglassen. Die Schweiz musste sich jedoch, seit sie eine erfolgreiche internationale Position inne hat, an solche Strukturveränderungen anpassen. Manchmal ist dies gut gelungen, teilweise hat man aber längere schwierige Phasen und ein deutlicher Rückgang der Wettbewerbsposition durchlaufen müssen, wie z.B. die 1990-er Jahre. Die Schweiz hat vor ein paar Wochen gewählt. Was sind Ihre Erwartungen an das neue bürgerliche Parlament? Schon heute perfektionieren produzierende Unternehmen ihre internationale Arbeitsteilung und sind deshalb auf einen möglichst effizienten und günstigen internationalen Verkehr von Gütern und Arbeitskräften angewiesen. Vollständig umgeben von der EU sind Verträge mit dieser Region unumgängZUR PERSON Dr. oec. Karin Lenzlinger studierte und promovierte an der Hochschule St. Gallen. Sie ist Delegierte des Verwaltungsrates der Firma Lenzlinger Söhne AG in Nänikon/Uster. Karin Lenzlinger hat diverse Verwaltungsratsmandate inne, so z.B. bei der MCH Group, der SV Group oder der Bank Linth. Seit 2013 steht Karin Lenzlinger der Zürcher Handelskammer als Präsidentin vor.

lich. Seit ca. 13 Jahren leben wir gut mit diesen Bilateralen Verträgen. Nun zu riskieren, sie mit einer stark gewachsenen Staatengemeinschaft, die selbst grosse Probleme lösen muss, verhandeln zu wollen, verzögert nicht nur den wirtschaftspolitischen Prozess, sondern verschlingt auch Unmengen von Ressourcen. Und hier sind Bundesrat und Parlament gefordert. Es gilt, mit der EU eine Lösung für die Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative zu finden, und gleichzeitig die bestehenden bilateralen Verträge mit der EU zu erhalten. Aber auch was das Inland betrifft sind die Erwartungen an das neu gewählte Parlament hoch. Als Unternehmerin würde ich es begrüssen, wenn keine direkten Unterstützungsprogramme oder -gelder mehr fliessen und jene, die schon vorhanden sind – beispielsweise im Agrarbereich – möglichst reduziert werden. Hinzu kommt, dass alle politischen Vorhaben, welche die Unternehmen belasten, dringend gestoppt werden müssten. Ich denke da etwa an die Regulierung unseres liberalen Arbeitsmarktes. Dabei war gerade dieser bis anhin einer unserer grössten Pluspunkte. Sind Sie dennoch zuversichtlich? Grundsätzlich bin ich zuversichtlich, aber Politik und Wirtschaft müssen sich wieder gemeinsam den kommenden Herausforderungen stellen. Aufgrund wachsender Probleme in der EU nimmt eine offene Haltung gegenüber der EU in der Schweiz ab. Wenn nun aber überreagiert wird und wir uns abschotten, kann dies langfristig viel Schaden anrichten. Wir haben hierzulande – zumindest relativ gesehen – noch immer eine sehr gute Ausgangslage, sowohl in Bezug auf das politische System, als auch auf die Qualifikation der Arbeitskräfte oder die Innovationsfähigkeit der Wirtschaft. Nebst Delegierte des Verwaltungsrates der Lenzlinger Söhne AG sind Sie auch Präsidentin der Zürcher Handelskammer (ZHK) . Welche Akzente setzten Sie in Ihrer Tätigkeit für den Wirtschaftsverband? Als Präsidentin der Zürcher Handelskammer stehe ich nun seit mehr als zwei

Jahren einer Organisation vor, deren Aufgabe es ist, sich für die Interessen der Wirtschaft stark zu machen. Ich tue dies mit grosser Freude. Es gibt nämlich nach wie vor viel Positives zu berichten: Schweizer Unternehmen gehören zu den Innovativsten weltweit, und es gelingt uns, die besten und engagiertesten Fachkräfte zu beschäftigen. Dadurch erbringen wir Spitzenleistungen. Das ist nicht selbstverständlich. Hier ist es die Aufgabe der ZHK, Bewusstsein dafür zu schaffen, dass man dem Wirtschaftsstandort Sorge tragen muss. Wie robust unsere Wirtschaft ist, welche Schocks sie aushalten und welche Krisen sie überstehen kann: Diese Fragen müssen wir uns heute ganz kritisch stellen. Wo sehen Sie die grössten Herausforderungen für die ZHK für 2016? Wir sind ein effizient organisierter aber letztlich doch eher schlank aufgestellter Verband. Um einen wirksamen Beitrag Z Ü R C H E R HANDELSKAMMER Die Zürcher Handelskammer vertritt als branchenübergreifender Wirtschaftsverband die Interessen der ihr angeschlossenen rund 1 100 Unternehmen in den Kantonen Zürich, Zug und Schaffhausen. Sie setzt sich für liberale und marktwirtschaftlich geprägte Rahmenbedingungen ein, um die Stellung der regionalen Wirtschaft zu fördern, und bietet zahlreiche Dienstleistungen für die exportierende Wirtschaft an. www.zhk.ch

an den wirtschaftspolitischen Dialog in der Schweiz leisten zu können, wird es für uns noch wichtiger werden, mit Unterstützung des Vorstandes und unserer Direktion, so viel Wirkung wie möglich zu erzielen. Zudem gehe ich davon aus, dass wir zukünftig mehr Aufwand betreiben müssen, um die Anliegen der Wirtschaft deutlich zu machen, denn es befinden sich einige wirtschaftsbelastende Abstimmungen in der «Pipeline». So zum Beispiel die Lohndumping-Initiative der Unia, über welche das Zürcher Stimmvolk im kommenden Februar abstimmt – und die es hoffentlich ablehnen wird. Eine weitere «Herkulesaufgabe» ist die Klärung des Verhältnisses der Schweiz zu Europa. Auch hier ist es mir ein Anliegen, dass sich die ZHK mit ihrer Position gewinnbringend einbringen kann.

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Strenger Massstab FÜRSORGEPFLICHT

Der Arbeitgeber ist verpflichtet, Arbeitsbedingungen zu schaffen, die

jeden Beschäftigten vor Gefahren für Leib und Leben schützen. Hierzu bestehen eine Reihe von gesetzlichen Schutzvorschriften.

VERBAND ZÜRCHER HANDELSFIRMEN

044 267 40 30 www.vzh.ch

Der Verband Zürcher Handelsfirmen (VZH) ist mit seinen rund 2 300 Mitgliedsfirmen eine starke Stimme der Arbeitgeber im Wirtschaftsraum Zürich. Die Mitgliedsfirmen profitieren u.a. von der kostenlosen Rechtsberatung im Arbeits- und Sozialversicherungsrecht und den regelmässig erscheinenden Mitteilungsblättern mit aktuellen personalrechtlichen und -politischen Informationen wie Gerichtsurteilen, Checklisten, Gesetzesneuerungen, Veranstaltungshinweisen u.v.m.

Die Vorschriften auferlegen gewissen Betrieben eine nahezu unerfüllbare Haftung für Berufsrisiken.

TEXT HANS STRITTMATTER

Dem Entscheid des Bundesgerichts lag der folgende, etwas vereinfacht dargestellte Sachverhalt zugrunde: Ein Mitarbeitender mit qualifizierter Ausbildung und Berufserfahrung verletzte sich an einer grossen Maschine an der Hand. Diese Anlage wurde von der SUVA wie auch vom kantonalen Amt für Wirtschaft und Arbeit bewilligt und abgenommen. Haftung des Arbeitgebers Dem Mitarbeiter musste zudem ein gewisses Selbstverschulden vorgeworfen werfen. Trotzdem bejahte das Bundesgericht eine Haftung des Arbeitgebers. Die Prüfung durch die SUVA sei nicht genügend umfassend gewesen. Selbst wenn dies der Fall gewesen wäre, hätte der Arbeitgeber eine spezielle Schutzeinrichtung anbringen

sowie den Arbeitnehmer sorgfältig(er) instruieren und überwachen müssen, damit auch eine korrekte Nutzung der überprüften Anlage erfolge. Dies sei vorliegend nicht ausreichend getan worden, weshalb der Arbeitgeber zu zwei Dritteln schadenersatzpflichtig wurde (Urteil vom 6. Juli 2015, 4A_189/2015).Dieses Urteil erscheint sehr streng und auferlegt gewissen Betrieben eine nahezu unerfüllbare Haftung für Berufsrisiken. Gemäss Art. 328 OR hat der Arbeitgeber unter anderem auf die Gesundheit des Arbeitnehmers gebührend Rücksicht zu nehmen. Er hat zum Schutz von Leben, Gesundheit und persönlicher Integrität der Arbeitnehmer Massnahmen zu treffen, die nach der Erfahrung notwendig, nach dem Stand der Technik anwendbar und den Verhältnissen des Betriebes oder Haushaltes angemessen sind, soweit es mit Rücksicht

Foto: BilderBox.com

auf das einzelne Arbeitsverhältnis und die Natur der Arbeitsleistung ihm billigerweise zugemutet werden kann. Schutz vor Betriebsunfällen So hat der Arbeitgeber etwa die erforderlichen und geeigneten Massnahmen zum Schutz vor Berufsunfällen zu treffen. Auch sind nach Art. 28 Abs. 1 der Verordnung über die Unfallverhütung Arbeitsmittel, die beim Verwenden eine Gefährdung der Arbeitnehmer durch bewegte Teile darstellen, mit entsprechenden Schutzeinrichtungen auszurüsten, die verhindern, dass in den Gefahrenbereich bewegter Teile getreten oder gegriffen werden kann. Auch wenn der Realitätsbezug der im vorliegenden Fall urteilenden Richter Fragen aufwerfen mag, bleibt den betroffenen Betrieben nichts anderes übrig, als den hier gesetzten Massstab zu beherzigen.

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ZÜRICH IM BILD

Seit über 30 Jahren werden von der «Marronigruppe Albisriederplatz» im Herbst und im Winter mit Rotkohl veredelte Marronis geröstet. Kein Wunder, dass in der kalten Jahreszeit der besondere Duft der Edelkastanie die Stammkundschaft und Besucher an ihren Stand lockt. Es kann in der Hochsaison gut sein, dass bis zu 150 Kilogramm Marronis am Tag über den Tisch gehen. Die Fotografin arbeitet auch am Foto: Trille Amann Marronistand. 46 l

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