Zürcher KMU 5 2015

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DAS ZÜRCHER UNTERNEHMER-MAGAZIN

K U RT A E S C H B A C H E R

KULTUR AKTIVIST INTERVIEW

UNTERNEHMEN

K U LT U R

Benno Seiler: Wirtschaftsförderung Zürich

Zein Knitwear: Faire Mode

Trugbilder: Bewegte Pixel


ÂŤEine Bank, mit der wir als KMU festen Boden unter den FĂźssen haben.Âť $TWPQ $WTMJCNVGT 6QDKCU 5EJOKF .KIPQĆƒQT #)

Mehr auf www.zkb.ch/unternehmensphasen

(Ă˜T FKG +PJCDGT WPF )GUEJĂ€HVUHĂ˜JTGT FGT .KIPQĆƒQT #) DKGVGV FKG <Ă˜TEJGT Kantonalbank eine solide Basis fĂźr eine langjährige Partnerschaft: Lokale Verankerung, persĂśnliche Kundenbetreuung und einfache Handhabung der Bankgeschäfte in allen Unternehmensphasen.


IRNUHBAR LI K T

4 NEWS 5 AKTUELL Brutstätte für Innovationen

7 Talente werden Profis

IM GESPRÄCH

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8 Barocker Mann vor der Kamera

WIRTSCHAFT 12 Interview mit Benno Seiler, dem Leiter der Wirtschaftsförderung Zürich

14 EWZ: Neue Einblicke

UNTERNEHMEN 16 Zane und Inga Apsite von «Zein Knitwear»: Faire Mode

20 Design: Das Schöne im Auge 22 Urs und Cécile Pirchner: Pinot noir am Stadtberg Eglisau

WEITERBILDUNG 24 EB Zürich: Die Kunst des Lernens

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ZÜRCHER PIONIERE 26 Das Telefon, das spricht!

KULTUR 28 Trugbilder: Bewegte Pixel 30 Arbeit im Bild 32 Brunnengeschichten

BUSINESS LUNCH 36 Muggenbühl Gaststuben: Fest- und Augenschmaus

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GELD 38 Globalance Bank: Klug investieren

RECHT 41 Missbräuchliche Konkurse

NETZWERKE 43 Zürcher Handelskammer: Pfeiler der Wirtschaft 45 VZH: Aus der Praxis

ZÜRICH IM BILD Fotoquellen: alle zVg

46 Treffpunkt

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IMPRESSUM ZÜRCHER KMU – Das Zürcher Unternehmer-Magazin erscheint im Verlag SWISS BUSINESSPRESS SA, Zürcherstrasse 39, 8952 Schlieren, Zürich, Telefon 044 306 47 00, Fax 044 306 47 11, www.unternehmerzeitung.ch, print@zürcherkmu.ch HERAUSGEBER Remo Kuhn, kuhn@unternehmerzeitung.ch REDAKTION Dominique Lieb, lieb@swissnews.ch; Anouk Arbenz, arbenz@swissnews.ch; Peter Blattner, blattner@unternehmerzeitung; Delia Bachmann, bachmann@swissnews.ch; Silvan Buholzer, buholzer@swissnews.ch MARKETING Felix Keller, keller@unternehmer zeitung.ch MITARBEIT AN DIESER AUSGABE Martin Streb, Jürgen Deininger, Sonja Suter, Thomas Koeberl, Nicolas Facincani, Reto Sutter, Regine Sauter, Hans Strittmatter LAYOUT & PRODUKTION Bruno Strupler, strupler@swissnews.ch; Anglina Sophia, print@swissnews.ch; Silvan Buholzer, buholzer@swissnews.ch DRUCK Stämpfli AG, Wölfli strasse 1, 3001 Bern NACHDRUCK Mit schriftlicher Genehmigung des Verlags und detaillierter Quellenangabe ©Unternehmer zeitung /SWISS BUSINESSPRESS SA; Ep: Fr. 6.– , Abo: Fr. 30.– TEXT- UND BILDMATERIAL Für unverlangt eingesandtes Text- und Bild material wird keine Haftung übernommen. Im Verlag SWISS BUSINESSPRESS erscheinen ausserdem: UNTERNEHMER ZEITUNG – Fachblatt der Firmeninhaber und -Inhaberinnen in der Deutschschweiz, SWISS CUISINE – Das Fachmagazin der Gehobenen Gastronomie

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NEWS

Gut gerüstet Vom 10. – 13. November findet in der Messe Zürich die 20. Auflage der Schweizer Fachmesse für «Fire, Safety & Security» statt. Die Sonderschau «Risikomanagement und Naturgefahren» steht dieses Jahr erneut im Fokus.

Gezeigt werden vorausschauende Produkte und Dienstleistungen aus der gesamten Branche. Weit über 200 Aussteller und Sicherheitsfachleute informieren die Besucher und präsentieren passende Lösungen zu aktuellen Sicherheitsproblemen. Schwerpunktthemen Die Fachmesse «Sicherheit» bietet die ideale Plattform für den Austausch zwischen Gefahrenexperten und Sicherheitsbeauftragten. So finden man Informationen über Themen wie

Mechanische Sicherungstechnik, Kontroll- und Überwachungseinrichtungen, Informations- und Informatiksicherheit, Transportschutz-Einrichtungen, Spezialfahrzeuge, Persönliche Schutzausrüstung und Arbeitssicherheit, Kriminaltechnik Planung, Ausbildung, Vorschriften, Recht, Gebäude-Management und vieles mehr. Aktuelle Themen Der Umgang mit Naturgefahren wird immer wichtiger. Daher wird die Sonderschau auch dieses Jahr wieder von

Vorausschauende Produkte und Dienstleistungen an der Sicherheitsmesse.

hochkarätigen Referenten geleitet, die sowohl die Gefährdung und Risiken als auch die Prävention und Intervention beleuchten. Aktuelle Themen wie risikobasierter Umgang mit Hochwasser, Anpassung an den Klimawandel oder auch Schutz vor Naturgefahren werden mit Fallbeispielen aus der Praxis präsentiert. Ausserdem berichten Funktionäre aller Stufen in einer

Podiumsdiskussion über Erkenntnisse und Lehren aus dem Unwettereinsatz im Emmental 2014. Die Anwesenheit der Naturgefahren-Experten verspricht Wissenstransfer aus der Praxis und ermöglicht den Austausch auf höchstem Niveau. Insbesondere Sicherheitsbeauftragte von Unternehmen finden in diesem Forum den idealen Einstieg, um sich sowohl für den Stand-

Foto: BilderBox.com

ortcheck als auch bezüglich möglicher Massnahmen zur Begrenzung der Risiken mit Partnern aus Behörde, Forschung und Praxis zu unterhalten. Die Konzeption und Organisation der Sonderschau steht unter der Leitung von Egli Engineering AG und findet in der Halle 6 statt. Weitere Informationen finden Sie auf der Webseite. info@sicherheit-messe.ch

Salon für Vintage-Möbel Am Wochenende vom 28.-29. November 2015 stellen im grossen Vortragssaal des Kunsthauses Zürich rund 22 Aussteller, Galeristen und Vintage-Möbelläden aus dem In- und Ausland ihre besten Stücke aus.

Tiefere Inflationsrate gleich stärkere Währung.

Wechselkursprognose Wechselkursprognosen sind deshalb schwierig, weil wir sehr wenig über die Zukunft wissen. Zwar kann man kurzfristige Wechselkursprognosen abgeben, aber die Wahrscheinlichkeit, die Richtung der nächsten Kursbewegung richtig vorherzusagen, liegt bei 50 Prozent.

TEXT MARTIN STREB

Wie sieht es mit der längerfristigen Wechselkursprognose aus? Wenn sich überhaupt etwas bewährt hat, dann die Theorie der Kaufkraftparität. Diese sagt aus, dass der längerfristige Verlauf des Wechselkurses

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durch das Preisniveau der betrachteten Währungsräume bestimmt wird. Daher ist diejenige Währung die stärkere, die die tiefere Inflationsrate aufweist. Erwartete Inflationsraten im Jahresdurchschnitt: Schweiz 2015: 1.1 Prozent, 2016: plus

Foto: BilderBox.com

0.1 Prozent; EU 2015: plus 0.1 Prozent, 2016: plus 1.2 Prozent. Der Franken ist und bleibt gegenüber dem Euro eindeutig die stärkere Währung. Ein Blick auf die Wechselkursentwicklung und der Kaufkraftparität über die letzten 30 Jahre zeigt aber auch, dass trotz Phasen starker Abweichungen, die Kaufkraftparität im längerfristigen Trend den Verlauf des Wechselkurses bestimmt. www.wechselstube.ch

Die Design-Klassiker aus den 1920er bis 1980er Jahren kann man auch kaufen: Möbel, Leuchten, Wohnaccessoires, Textilien, Elektrogeräte und Keramik. Ziel ist es, gutes Design aus der Schweiz, Deutschland, Frankreich, Österreich, Belgien und Holland und das dahintersteckende Wissen einem interessierten Publikum zugänglich und erlebbar

zu machen. Der Salon für Vintage-Möbel hat sich zur festen Grösse im Bereich der Verkaufs- und Wissensplattformen rund um Design Klassiker des 20. Jahrhunderts entwickelt. 2012 fand der Anlass zum ersten Mal auch in Basel statt. Im November ist Design+Design wieder in Zürich. www.designunddesign.ch

Auf diesen Möbeln lässt sich gut denken. Foto: zVg/designunddesign


AKTUELL

Brutstätte fßr Innovationen C O W O R K I N G Seit dem 19. September hat der Impact Hub einen weiteren Stßtzpunkt in Zßrich. Das Netzwerk

wächst somit auf ßber 80 Standorte, die rund um den Globus verteilt sind.

TEXT DOMINIQUE LIEB

Sich austauschen und wie ein Ă–kosystem in einer innovativen Gemeinschaft neue LĂśsungen finden – das ist die Idee hinter dem neuen Coworking Space in ZĂźrich. Das Projekt hat auch verschiedene Grossunternehmen wie Swisscom, Migros, Credit Suisse und SIX begeistert. Sie erhoffen sich von der Zusammenarbeit mit den Jungunternehmern neue Impulse fĂźr ihre eigene Zukunft. Start-up Inkubator Der neue Impact Hub in der ehemaligen GlashĂźtte am Sihlquai 131/133 umfasst gut 2500 Quadratmeter. Die Räumlichkeiten sind sparsam-funktionell eingerichtet, im unteren Stockwerk gibt es einen eigenen Gastrobereich. Ăœber 500 Mitglieder und gut 250 Startups sind bereits Teil der Community in ZĂźrich. Auch Projekteteams von grossen Unternehmen werden sich die Arbeitsräume mit dem Talent-Pool teilen. So geht das Pionierlab von Engagement Mirgros eine fĂźnfjährige Partnerschaft mit dem Impact Hub ein. Im Zentrum steht das Coaching von Pionierprojekten. Das Angebot richtet sich gezielt der Entwicklung von innovativen Projekten in den Bereichen Kultur und Kreativwirtschaft. Die Credit Suisse sucht innovative Tools fĂźr den Finanzbereich und lässt eine Handvoll Mitarbeitender im Impact Hub mitdenken, sich vernetzen und an Projekten mitwirken. Technologie und Innovation haben im Bankgeschäft einen epochalen Wandel ausgelĂśst und dem

Kunden neue Horizonte erÜffnet. Wir sind beim Impact Hub dabei, weil hier Zukunft gedacht wird, begrßndet Marco Abele das Engagement der Credit Suisse. Die Kickfoundation beteiligt sich ebenfalls. Mit einem integrierten Programm, das bestehende Initiativen verknßpft und ergänzt, leistet sie einen entscheidenden Beitrag zur Stärkung des Standorts Schweiz. Zum FÜrderfonds gehÜren auch die Partner ETH Zßrich, die Gebert Rßf Stiftung und die Swisscom. Innovative Hubs Ein typisches Start-up wie man es hier antrifft wäre zum Beispiel Three Coins: Eine Juristin, eine Wirtschaftswissenschaftlerin und eine Game Designerin wollen in der Armutsbekämpfung aktiv

INFO Kontakt: Impact Hub Zßrich: Viaduktstrasse 93–95, 8005 Zßrich Colab: Sihlquai 131/133, 8005 Zßrich, +41 44 273 58 79, zurich@impacthub.ch Live Events: 22.10.2015, 8.30 Uhr, Viaduktstasse: Skill Share Breakfast, Expandieren, Exportieren, Internationalisieren 29.10.2015, 15.30 Uhr, Sihlquai: U.Lab@Impact Hub Zßrich – Third live Session 5.11.2015, 8.30 Uhr, Viaduktstrasse: Skill Share Breakfast, Make your Startup go viral 19.11.2015, 8.30 Uhr, Geroldstrasse: Skill Share Breakfast, HR fßr Startups 17.12.2015, 15.30 Uhr, Geroldstrasse: U.Lab@Impact Hub Zßrich – Fourth live Session

werden. Gemeinsam haben sie den Verein fßr Social Business gegrßndet und entwickeln neue Bildungsformate fßr den verantwortungsvollen Umgang mit Geld. Zum Beispiel ein App fßr Jungendliche, welches ihnen zu mehr finanzieller Unabhängigkeit verhilft. Das bekannteste Format von Three Coins ist das Programm CURE Runners: Das kostenlose Handy-Spiel ist ein TßrÜffner fßr den eigenen Finanzkompetenz-Workshop. Der Zusammenschluss von Gross und Klein soll ßber Branchen- und Firmengrenzen hinaus eine offene Zusammenarbeit ermÜglichen und eine enkeltaugliche Zukunft schaffen, so der Geschäftsfßhrer vom Impact Hub Christoph Birkholz. Anzeige

FĂźhrung SVF

Mediation Kommunikation und Management

Marketing und Werbung

Weiterbildung

Social Media

Fachausweis Ausbilder/in

47&# ;FSUJmLBUF Erwachsenenbildner/in HF

Berufsbildung

PQ

Kantonale Berufsschule fĂźr Weiterbildung w Riesbachstrasse 11, 8008 ZĂźrich Telefon 0842 843 844, www.eb-zuerich.ch



AKTUELL

Talente werden Profis B E R U F S M E S S E Eine Lehre ist nicht einfach nur der Einstieg in die Berufswelt. Durch die

vielfältigen Anschlussmöglichkeiten stehen den jungen Berufsleuten alle Wege offen.

TEXT KANTONALER GEWERBEVERBAND

Gut qualifizierte Fachleute sind in vielen Branchen gesucht. Die Berufsmesse Zürich, die dieses Jahr unter dem Motto «Mach eine Lehre, werde Profi» steht, bietet Gelegenheit, Berufslehren und darauf aufbauende Karrieremöglichkeiten näher kennenzulernen.

Foto: zVg/Berufsmesse 2014

Die Berufsmesse Zürich vom 17. bis 21. November 2015 bietet mit rund 240 Lehrberufen und zahlreichen Weiterbildungsmöglichkeiten eine umfassende Plattform. www.berufsmesse.ch

Wunschberufe Die Hemmschwelle für ein Gespräch am Messestand ist niedrig, und der Austausch unter Jugendlichen oder zwischen Eltern und Ausbildnern bringt Licht in die unzähligen Facetten und Möglichkeiten der Berufswelt. So gewinnen die Besucher der Berufsmesse Zürich ein realistisches Bild; bei den meisten Ausstellern tauchen Interessierte unmittelbar in ihren Wunschberuf ein. «Treffpunkt Weiterbildung» heisst die Plattform für Weiterbildungsangebote jeglicher Art; zahlreiche Lehrgänge, Kurse und weiterführende Studienangebote sind in einem kompakten Bereich zusammengefasst.

Das knackige Rahmenprogramm Im Forum vermitteln Referate wichtige Informationen zu den Themen Berufswahl, Bewerbung, Lehrstellensuche, Schnupperlehre und Berufsmatura. Eine Neuheit im Forum ist das interaktive Theaterstück: «Wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu können…», in dem der Bewerbungsprozess in spielerischer Weise aufgezeigt wird. Um den anspruchsvollen Übertritt von der Schule in die Arbeitswelt zu meistern, finden die Jugendlichen im Bewerbungscampus verschiedene kostenloste Dienstleistungen. Hier können sie zum Beispiel ihre eigenen Bewerbungsunterlagen überprüfen lassen. Wer für sein Dossier noch kein passendes Foto hat, kann sich professionell ablichten lassen. In diskreten Gesprächsinseln können die Jugendlichen mit Experten aus der Wirtschaft die Situation in einem Bewerbungsgespräch üben. Weiter können mit

dem Berufswahltest die persönlichen Fähigkeiten, Interessen und Stärken abgefragt werden. Aufgrund dieser Angaben erhält jeder Jugendliche Vorschläge zu passenden Berufsfeldern und den dazugehörigen Ausstellern an der Berufsmesse Zürich. Das Berufswahlradio und Radio 4tng strahlen live von der Berufsmesse Zürich über das Internet. Beide Radios werden von Jugendlichen betrieben, die teilweise selber noch Lernende sind. Mit Interviews und Sendungen unterstützen und inspirieren sie Gleichaltrige bei der Berufswahl. Social Media und Berufsmesse-App Die Berufsmesse Zürich ist mit Facebook, Twitter und Instagram auf den Social-Media-Kanälen gut vernetzt. Für Smartphone-Nutzer steht ab Oktober die Berufsmesse-Zürich-App im AppStore und im Google Play Store zum kostenlosen Download bereit.


IM GESPRÄCH

Barocker Mann vor der Kamera TA L K M A S T E R Seit über 30 Jahren ist Kurt Aeschbacher als Redaktor und Moderator beim Schweizer

Fernsehen tätig. Als unverbesserlicher Unternehmer vermietet er der SRG sein eigenes Studio und liefert die Sendung dazu gleich mit.

INTERVIEW DOMINIQUE LIEB

Neue Unternehmen zu gründen, fällt Kurt Aeschbacher leicht und sein Einfallsreichtum, wie man Menschen zusammenbringt, scheint unerschöpflich. Ausserdem liebt der stilvolle Talkmaster die Oper und für jeden Auftritt hält er das passende Stück Garderobe bereit. Bei einem Gespräch mit Kurt Aeschbacher haben wir festgestellt: Es gibt auch Fragen, die ihn ratlos stimmen. Sie führen ein Doppelleben als Fernsehmoderator und umtriebiger Unternehmer. Wie viele selbständige Firmen haben Sie insgesamt gegründet? Kurt Aeschbacher Das sind einige im Laufe der Zeit: Ich hatte eine Boutique mit Accessoires, dann die Labor-Bar. Ausserdem ein Restaurant, das Zuppamundial, welches wir aber bald eingestellt haben. Seit drei Jahren bin ich Teilhaber der Zeitschrift 50plus. Ein anderes Unternehmen ist das Therapiezentrum Antagon. Welches ist Ihr jüngstes Kind? Antagon an der Lessingstrasse in Zürich – ein Zentrum für medizinische Massagen, Therapien und Personal Training. Wir versuchen nach den neuesten Erkenntnissen, mit modernsten Geräten und hervorragend ausgebildeten Leuten dem Gesundheitsbedürfnis der Menschen gerecht zu werden. Was bewegt Sie dazu, so vielseitig unternehmerisch tätig zu sein? Es ist die Neugierde, ob eine Idee funktioniert und wie eigene Interessensgebiete mit einem Geschäftsmodell umgesetzt werden können. Einfach Geld in Aktien investieren, in der Hoffnung, dass sich das Vermögen rasch vermehrt, das war nie meine Motivation. Mich reizt es, gemeinsam mit anderen Menschen Neues auf die Beine zu stellen. Als Unternehmer möchte ich auch anderen Mut machen, Verantwortung zu übernehmen und etwas zu wagen. Ich

möchte sie dabei unterstützen, mit dem notwendigen Durchhaltevermögen auch scheinbar unerreichbare Ziele zu verwirklichen. Im besten Fall kann ich mich dann freuen und erleben, wie junge Menschen an einem Unternehmen wachsen und über ihre Fähigkeiten hinaus sich zu richtigen Entrepreneurs entwickeln. Das ist für mich die schönste Rendite.

Einige müssen noch fliegen lernen, aber sie sind auf dem besten Weg.

Kann das nicht auch in einer grossen Enttäuschung enden? Doch sicher, bei Zuppamundial habe ich nicht die richtigen Leute gefunden und es wurde ein teures Abenteuer, an dem ich lange zu nagen hatte – emotional wie finanziell. Das Risiko des Scheiterns ist immer vorhanden. Unternehmer sein, aus welcher Motivation auch immer,

In der Zeitschrift fand ich diesen Artikel: «Londons verwunschene Friedhöfe, zum Sterben schön». Das ist schon sehr speziell für ein Seniorenmagazin? Erstens: Wieso sollten Friedhöfe nicht als eindrückliches Kulturgut in einem Magazin beschrieben werden? Zweitens: 50plus ist kein Seniorenmagazin, sondern ein Heft für reife Menschen, die das Leben geniessen. Unsere Grosseltern waren vielleicht mit fünfzig sogenannte Senioren. Heute sind über 50-Jährige im besten Alter (schmunzelt). Unsere Leserschaft ist übrigens zwischen 50 und 65 Jahre alt. Wir publizieren also kein Magazin für Palliativpflege. Leider wird heute das Alter 50plus immer noch primär mit Lebensdefiziten verbunden, was überhaupt nicht stimmt. Fragen Sie eine/n 50-Jährige/n, was er/sie noch alles vor hat im Leben. In der Schweiz ist es das einzige Alterssegment, welches wächst. Die meisten Menschen über 50 bleiben gesund bis weit über 70, sind aktiv – viele wollen noch arbeiten und eigentlich

«ICH HABE NIE STRATEGISCH EINE KARRIERE GEPLANT, SONDERN NEHME OPTIONEN WAHR.» heisst Risiken eingehen. Nur wer sein Geld unter der Matratze versteckt, geht auf Nummer sicher. Aber auch da kann es einem abhanden kommen. (lacht) Ist es wie Gamblen? Nein, denn beim Gamblen macht man einen Einsatz ohne zu wissen, welche Zahl oder Farbe kommt. So naiv bin ich nicht. Ich bin auch im Verwaltungsrat vom Casino Baden und daher weiss ich, wie es da zu und her geht. Zum Unternehmertum gehört schon die Fähigkeit, Chancen richtig einzuschätzen. Und man muss Strategien haben, damit man rechtzeitig eingreifen kann, wenn sich die Umstände nicht so entwickeln, wie man sie geplant hat. Ich nenne das: kalkuliertes Risiko. Einige Ihrer Unternehmen haben sich auch gelohnt? Ja zum Glück. Die meisten haben sich gelohnt.

Sie sind auch beteiligt an der Zeitschrift 50plus, wie kam es dazu? Das Magazin hat schon existiert und ich habe es zusammen mit einem Partner vor drei Jahren übernommen.

ZUR PERSON Kurt Aeschbacher wurde 1948 in Bern geboren und ist einer der bekanntesten Fernsehmoderatoren der Schweiz. Beim Schweizer Radio und Fernsehen ist er seit 1981 als Redaktor und Moderator tätig. Im Industriequartier betreibt er die Labor-Bar, von wo aus seine wöchentlichen Talksendungen ins Schweizer Fernsehen übertragen werden. Aeschbacher ist an verschiedenen Unternehmen wie Antagon, 50plus u.a. beteiligt. Er arbeitet ehrenamtlich als der erste UNICEF-Botschafter der Schweiz. Foto: zVg

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IM GESPRÄCH

fängt die sogenannte dritte Lebenshälfte erst ab 80 Jahren an. Die über 65-Jährigen besitzen fast drei Viertel vom landesweiten Vermögen. Sie sind extrem neugierig, sie reisen viel, unterstützen ihre Kinder, sind gesundheitsbewusst, kaufen teure Autos. Eigentlich sind sie der wichtigste Pfeiler unserer Wirtschaft. Und dies wird sich in den nächsten 20 Jahren noch akzentuieren. Das zeigen ganz klar alle demografischen Statistiken. Unsere Zeitschrift hat überhaupt nichts mit Sterben zu tun, sondern mit der Freude an einem genussvollen Leben. Die Werbewirtschaft konzentriert sich ja vor allem auf ein junges Publikum. Wie finanzieren Sie das Produkt? Es geht uns mit einer beglaubigten Auflage von rund 100 000 Exemplaren hervorragend. Und vielleicht müssen auch die Werbeagenturen langsam realisieren, wie sich unsere Gesellschaft demografisch zusammensetzt, wohin sie sich entwickelt und wo das verfügbare Einkommen für teure Schönheitsprodukte, Autos oder Reisen wirklich vorhanden ist. Eine junge Familie kann sich beispielsweise nicht so leicht einen tollen BMW leisten oder einen wunderbaren Jaguar. Weil Jungsein grundsätzlich idealisiert und Älterwerden grundsätzlich desavouiert wird, hat die Werbebranche immer noch Mühe, die Mehrheit unserer Bevölkerung – und das sind in den industrialisierten Ländern in Zukunft die über 50-Jährigen – mit den richtigen Botschaften anzusprechen . Also finden Sie genug Inserenten? Ja, danke für die Nachfrage, es geht uns prima. Ich glaube auch, dass die gedruckte Presse trotz dem Online-Angebot auch für die Werbewirtschaft wichtig bleiben wird. So wenig, wie das Fernsehen das Buch vertrieben hat, wird die gedruckte Information verschwinden. Voraussetzung sind gut recherchierte Berichte, Begegnungen mit Menschen und Themen, welche die Lebensbereiche der Leserschaft reflektieren. Genau diesen Lesestoff versuchen wir sechs mal jährlich zu bieten, indem wir die Inhalte laufend ausbauen und mit unseren Lesern im ständigen Austausch stehen. Auf der 50plus-Webseite habe ich gesehen, dass Sie im Herbst eine Lesereise durch die Provence veranstalten. Ist Ihnen Kultur ein grosses Anliegen? Ja sehr, ich sammle Kunst, seit ich 16 Jahre alt bin. Ich lese viel und Musik ist für mich eine wichtige Inspirationsquelle. Kultur ist mein wichtigster Input überhaupt: Theater, Oper, bildende Kunst, Literatur. Das meiste meiner Freizeit verbringe ich mit diesen Dingen. Das spürt man glaube ich auch in meinen TV-Sendungen.

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Foto: zVg

«ICH GLAUBE AN DIE CHANCE VOM LEBEN. ICH FINDE DAS GLÜCK, IN DIESEM UMFELD HIER IN DER SCHWEIZ ZU LEBEN, DAS IST EINZIGARTIG!»

Sie haben zuerst ein Wirtschaftsstudium absolviert. Wie sind sie zum Fernsehen gekommen? Wie so vieles im Leben war es die Koinzidenz von Glück und Zufall. Ich habe lange in der Industrie gearbeitet, und dann die Grün80 – eine grosse Gartenbauausstellung in Basel – mitorganisiert. Dort hatte ich einen zeitlich befristeten Vertrag. Als Marketingverantwortlicher stand ich oft mit dem Fernsehen in Kontakt und es wurde mir dann von der SRG eine Stelle als freier Mitarbeiter angeboten. Ich wollte die Chance für drei Monate packen. Nun sind daraus 33 Jahre geworden. Aber freier Mitarbeiter bin ich heute noch. Ich habe nie strategisch eine Karriere geplant, sondern nehme eher Optionen wahr. Spricht mich eine Chance an, dann packe ich zu. Sie haben selber die Labor-Bar installiert. Das Geschäftsmodell der Labor-Bar ist es, Geschichten von Menschen zu sammeln. Wo finden Sie ihre Gesprächspartner? Ich wollte vor 15 Jahren meine neue Sendung im eigenen Studio realisieren, weil es mir wichtig war, die Ambiance selber zu gestalten. So habe ich auf eigene Kosten ein ehemaliges Versuchslabor von Sulzer-Escher-Wyss als Fernsehstudio umgebaut. In dieser intimen

Umgebung lassen sich unsere Begegnungen und Gespräche mit Menschen aus den unterschiedlichsten Gesellschaftsschichten am besten umsetzen. Wir suchen mit unserem Team Geschichten, welche die Zuschauer auch für ihr eigenes Leben inspirieren sollen. Dabei wollen wir ohne zu werten, respektvoll in die verschiedensten Lebensentwürfe eintauchen. Uns interessiert nie der Status eines Gastes, sondern nur der Inhalt seiner Geschichte. Das funktioniert seit 15 Jahren hervorragend. Wo ist die Grenze zwischen privat und öffentlich? Wenn ich jemanden befrage und merke, dass ich der Person zu nahe komme, dann insistiere ich nicht, oftmals bremse ich, bevor sich die andere Person bedrängt fühlt – auch um sie vor sich selber zu schützen. Als Journalist habe ich hier eine grosse Verantwortung. Auch wenn Blosstellen leider die besseren Schlagzeilen liefert als Rücksichtnahme – aber da bin ich wohl ein Fossil in meiner Auffassung, wie ich meine Arbeit machen möchte. Andy Warhol hat in den 80er Jahren den Ausdruck geprägt «15 minutes of fame for everybody». Damit hat er vorausgenommen, was das Fernsehen heute ist. Können Sie sich vorstellen, wie das Fernsehen in 30 Jahren aussieht? Also zwei Sachen. 15 Minuten lang berühmt zu sein, das hat A.W. als Provokation gemeint: nämlich dass es in unserer Zeit nicht mehr länger die Leistung ist, die fürs Berühmtsein zählt, sondern nur noch die Inszenierung. Er hat damit eigentlich unser Facebookzeitalter vorweg genommen. Bei uns in der Sendung geht es aber nicht ums Berühmtwerden, son-


dern um Inhalte. Wir sind schliesslich keine Castingshow, sondern eine Gesprächssendung, die sich mit Persönlichkeiten auseinandersetzt. Das andere ist: Ich kann mir nicht vorstellen, wie das Fernsehen in 30 Jahren aussieht, so wenig wie Sie und ich uns haben vorstellen können, dass wir einmal einen Computer in Form eines Smartphones mit uns herumtragen werden, der uns mit der ganzen Welt verbindet. Sie appellieren gerne an Offenheit, Toleranz, Optimismus und haben selber immer gute Laune. Von wo kommt diese Überzeugungskraft? Ich glaube an die Chance vom Leben. Ich finde das Glück, in diesem Umfeld hier in der Schweiz zu leben, das ist einzigartig! Damit verbunden ist aber auch eine Verantwortung den Leuten gegenüber, denen es weniger gut geht. Ich bin sehr dankbar für mein Leben und grundsätzlich optimistisch. Das versuche ich auch durch meine Arbeit zu zeigen. Möchten Sie sozial oder politisch etwas verändern? Möchte ich schon. Politik, als Machtinstrument für mich persönlich, interessiert mich aber nicht. Veränderungen bewirke ich lieber durch

die Hintertür mit Fernsehsendungen, indem ich hoffnungsvollerweise ein paar 100 000 Leute mit einem Thema berühre und ihnen vielleicht helfe, sich eine Meinung zu bilden. Was halten Sie vom Machtgefälle in der Gesellschaft z. B. zwischen Männern und Frauen? Die Mehrheit meiner Mitarbeitenden sind Frauen. Ich beurteile niemanden aufgrund seines Geschlechts. Mich interessiert nur, wie kompetent ein Mensch ist. Natürlich gibt es die Diskussion, dass Frauen weniger verdienen als Männer. Ich kann zu den Statistiken keine Antwort geben. Ich weiss einfach, in meinem Einflussgebiet und in den Gesellschaftskreisen, in denen ich verkehre, gibt es diese Unterschiede zum Glück nicht. Sie engagieren sich für das Kinderhilfswerk UNICEF. Wie sind Sie dazu gekommen? Ich habe diese Aufgabe auf Anfrage der UNICEF vor 12 Jahren übernommen. Die Ideale dieses UNO Hilfswerkes entsprechen meinen eigenen sehr. Es muss ein Ziel unserer Gesellschaft sein, den Kindern dieser Welt zu helfen, damit sie selbstbestimmt, gesund und mit guten Bildungsmöglichkeiten aufwachsen. Kommt

dazu, dass ich als Person, die in der Öffentlichkeit herumturnt, fast wöchentlich eine Anfrage erhalte, ob ich mich für irgendeine soziale, wohltätige Organisation einsetze. Das ist ein unglaublich unangenehmer Druck: Man muss sich immer entschuldigen, weil man sich nicht für alles einsetzen kann. Darunter habe ich jahrelang gelitten und ich war froh, als die UNICEF auf mich zukam. Von dem Moment an habe ich gesagt: jetzt konzentriere ich mich auf dieses Projekt und mache, was ich kann, sowohl zeitlich wie materiell und darf mit gutem Gewissen alle anderen Sachen absagen. Ist Ihnen die öffentliche Meinung wichtig? Nein. Wenn Sie die Schweiz von heute auf morgen verändern könnten, was würden Sie tun? Da bin ich ratlos. Ich würde versuchen, das Flüchtlingsproblem zu lösen, aber ich weiss nicht wie. Es gibt höchstens eine humane, keine grundsätzliche Lösung. Man sollte für diese Entwicklung mit den gescheitesten Leuten Lösungen suchen und sie auch politisch mit der notwendigen Solidarität umsetzen. Das Flüchtlingsdrama betrifft mich im Moment am meisten. Anzeige

AKTUELLE WECHSELKURSE RUND UM DIE UHR – ZAHLUNGEN RUND UM DIE WELT.


WIRTSCHAFT

Wirtschaft und Lebensqualität I N F R A S T R U K T U R Die Stadt Zürich ist ein pulsierender Ort für Unternehmen aus den unter-

schiedlichsten Fachgebieten. Die Wirtschaftsförderung berät und unterstützt diese und trägt somit zum prosperierenden Wirtschaftsstandort bei.

INTERVIEW SILVAN BUHOLZER

Die Wirtschaftsförderung der Stadt Zürich ist gleichermassen Anlaufstelle für bestehende, neu zuziehende und neu entstehende Unternehmen. Bei ihren Clusterstrategien zielt die Stadt auf eine vielfältige Wirtschaftsstruktur ab. Der Leiter der Wirtschaftsförderung, Benno Seiler, kann uns mehr dazu sagen. Gemäss der Mercer-Studie steht Zürich weltweit für beste Lebensqualität. Welches sind die wichtigsten Kriterien für diese schmeichelhafte Beurteilung? Benno Seiler Die Lebensqualität setzt sich aus verschiedenen Aspekten zusammen. Dies zeigt sich unter anderem im funktionierenden öffentlichen Verkehr, der Umweltqualität, Stabilität, Infrastruktur und der Sicherheit. Ein

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Arbeitnehmer kann mit seiner Familie nach Zürich ziehen, ohne sich um die Sicherheit Sorgen machen zu müssen. Die Kinder können beispielsweise problemlos unbegleitet zur Schule gehen. Für viele Geschäftsleute, die mit ihren Familien aus dem Ausland nach Zürich kommen, sind solche Aspekte wichtig. Die Wirtschaftsförderung setzt sich für gute Rahmenbedingen im Raum Zürich ein. Welches sind die wichtigsten Massnahmen? Es ist die ganze Stadtverwaltung, die mit ihren Dienstabteilungen einen Beitrag für gute Rahmenbedingungen leistet, zum Beispiel für eine funktionierende Infrastruktur. Um uns ein Bild von der Situation zu machen, informieren wir uns jeweils vor Ort. Eine funktionierende Stadt wirkt sich auch positiv auf die Gesellschaft aus, denn Zürich soll neuen Zuwandernden Möglichkeiten

bieten, damit sie sich schnell einleben und hier wohl fühlen können. Welches sind die wichtigsten Vorteile für Unternehmen? Für internationale Unternehmen ist der nahegelegene Flughafen Zürich ein grosser Vorteil. Das ermöglicht den verschiedenen Branchen in Zürich im In- und Ausland vielfältige Geschäftsbeziehungen zu knüpfen. Aber auch weiche Standortfaktoren wie das Kulturangebot, die Lebensqualität und die nahe gelegenen Erholungsräume haben einen erheblichen Einfluss. Man ist schnell in der Natur, zudem gibt es eine grosse Auswahl an kulturellen, sportlichen und wirtschaftlichen Veranstaltungen. Das sind wichtige Gründe, warum viele Mitarbeitende eines Unternehmens nicht nur ihren Arbeitsplatz in der Stadt haben, sondern auch ihren Wohnsitz. Was Zürich ausmacht, ist


der Mix an sehr guten Standortfaktoren. Die Steuern sind vergleichsweise moderat. Aber sie sind nur ein Faktor von sehr vielen, die Unternehmen bei ihrer Standortwahl berücksichtigen.

Für internationale Unternehmen ist der nahegelegene Flughafen Zürich ein grosser Vorteil. Foto: zVg/Flughafen Zürich

Welchen Einfluss haben die Hochund Fachhochschulen auf die hier ansässigen Unternehmen? Die Bildungsmöglichkeiten sind für die Stadt Zürich eine Bereicherung. Es hilft den Firmen, qualifizierte Mitarbeitende zu finden. Ausserdem haben unsere Hoch- und Fachschulen einen ausgezeichneten internationalen Ruf. Viele technisch orientierte Unternehmen arbeiten im Forschungsbereich mit den Hochschulen zusammen. So ist etwa die ABB im Engineering auf Hochschulabgänger angewiesen und auch Google würde wohl ohne unsere herausragenden Hochschulen nicht hier in Zürich das grösste Forschungs- und Entwicklungszentrum ausserhalb der USA betreiben. International gesehen ist Zürich eher eine kleine Stadt. Trotzdem haben wir auf «engstem» Raum sehr viele Forschungsinstitute und dementsprechende Firmen. Durch die Dichte ist ein beachtlicher Austausch von Erkenntnissen möglich. Und nicht zuletzt entstehen aus unseren Hochschulen immer wieder sehr innovative Jungunternehmen. Grossbanken räumen ihre Büros in der City und ziehen an die Peripherie. Macht Ihnen diese Entwicklung Sorge? Der Büromarkt in der City ist tatsächlich in Bewegung geraten. In der City sind die Leerstände zuletzt allerdings wieder rückläufig geworden, denn die Nachfrage nach den Toplagen ist offenbar da. Mehrere Firmen nutzten die Chance und sind in den letzten Monaten in die Innenstadt zurückgekehrt oder haben ihre Büros an zentraler Lage zusammenlegt. Das Gesamtangebot an Büroräumen wächst jedoch möglicherweise in den nächsten Jahren schneller als die Nachfrage.

ZUR PERSON ETH-Absolvent Benno Seiler ist seit 2007 Leiter der Wirtschaftsförderung und seit 2013 auch Stellvertretender Direktor Stadtentwicklung der Stadt Zürich. Er wirkt unter anderem in den Vorständen des Vereins GO! für Mikrokredite, des Inkubators BlueLion, des Startzentrums Zürich sowie von Zürich Tourismus.

Wird der Finanzplatz Zürich an Bedeutung einbüssen? Ich denke, der Finanzsektor wird weiterhin eine zentrale Branche für uns bleiben. Dazu brauchen wir natürlich weitere wirtschaftliche Standbeine. Der Stadtrat möchte in Zukunft auf eine Diversifizierung setzen. Deshalb spannen wir bei gewissen Aktivitäten mit der Standortförderung des Kantons zusammen. Die Zusammen-

arbeit besteht schon seit Jahren und hat sich gut eingespielt; zum Beispiel im Life-Science-Bereich, in der ICTBranche und in der Kreativwirtschaft. Wir können die wirtschaftliche Zukunft leider nicht vorhersagen, sollten aber einige Weichen so stellen, dass der Wirtschaftsraum künftig prosperieren kann. Sie sind Ansprechpartner für kleine und mittlere Unternehmen. Wo liegen deren grösste Probleme? Die Anzahl an KMU, die sich an uns wenden, ist vergleichsweise bescheiden. Deshalb fasse ich den Themenkreis grösser zusammen: Es geht sehr häufig um die Nutzung des öffentlichen Raumes von Privaten. Sei es im Gastronomiebereich etwa die Gartenrestaurants, oder Geschäfte, die sogenannte Passantenstopper zu Werbezwecken aufstellen möchten. Wir verstehen uns als Anlaufstelle für verschiedenste Gewerbebetriebe, die mit Fragstellungen zu Bewilligungen zu uns kommen. Bezüglich der Kreativwirtschaft: Zürich hat doch genügend Werbeagenturen und Ateliers? Sicher, die Kreativwirtschaft floriert in Zürich. Sie beschränkt sich aber nicht auf die von Ihnen genannten Teilmärkte, sondern ist sehr vielfältig. Dazu gehören beispielsweise auch die Gameentwickler und –entwicklerinnen, die in letzter Zeit mehrfach international ausgezeichnet wurden. Die Kreativwirtschaft wird künftig weiter wachsen. Die vielen Kreativen sind eine Bereicherung für Zürich. Sie liefern auch den anderen Branchen immer wieder wichtige Impulse. Welche Quartiere liefern attraktive Nutzflächen für Firmen im Produktionsbereich? Das ist kein einfaches Thema: Firmen, die im Produktionsbereich tätig sind, sowie alteingesessene Gewerbetreibende bekunden bei den beachtlichen Preissteigerungen im Immobilienmarkt Mühe. Die Attraktivität Zürichs widerspiegelt sich in höheren Mieten und Immobilienpreisen. Mit der aktuellen BZO-Teilrevision hält der Stadtrat explizit an den für Gewerbe und Industrie reservierten Zonen fest. Damit soll dem Gewerbe und der Industrie im urbanen Raum der Rücken gestärkt werden. Kurze Wege und vielfältige Arbeitsplätze und Beschäftigungsprofile sind ein Merkmal einer dynamischen, innovativen und zukunftsfähigen Stadt.

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WIRTSCHAFT

Neue Einblicke W E LT N E U H E I T Ende August wurde das ewz-Unterwerk in Zürich-Oerlikon

eingeweiht und an die Stromversorgung angeschlossen. Im Rahmen eines gemeinsamen Projekts haben ewz und ABB neuartige, gasisolierte Anlagen eingebaut, die eine Weltneuheit in der Schaltanlagentechnik darstellen. Einblick in das Werkhofgebäude und Kunst am Bau von Yves Netzhammer.

TEXT DOMINIQUE LIEB

Keine surrende Hochspannungsanlage unter freiem Himmel: Das neue ewz-Unterwerk in Zürich- Oerlikon wurde unterirdisch gebaut. Transformatoren und Schaltanlagen liegen zwei Stockwerke unterhalb der Erdoberfläche. Der oberirdische Teil des Gebäudes dient als Netzstützpunkt und somit als Basis für die ewz-Mitarbeitenden. Für die Realisierung des anspruchsvollen Baus sind die Fachspezialisten der Pöyry Schweiz AG und das Architektenteam illiz aus Zürich und Wien verantwortlich. Unterirdisch und mittendrin Die bestehende Freiluftschaltanlage an der Binzmühlestrasse konnte den Anforderungen des 21. Jahrhunderts nicht mehr gerecht werden. 1949 zwischen Fabrik- und Maschinenhallen errichtet, befindet sich das Areal heute inmitten eines der grössten innerstädtischen Stadtumbaugebiete der Schweiz. So wird das neue Unterwerk inklusive Transformatoren, Schaltanlagen und der dazugehörigen Infrastruktur kompakt und flächensparend unter die Erde

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verlegt. Mit drei Untergeschossen reicht das Gebäude an seiner tiefsten Stelle 13 Meter unter den Grundwasserspiegel. Das dem Unterwerk aufgesetzte zweigeschossige Werkhofgebäude dient den Monteuren des ewz als Stützpunkt für ihre Montage- und Servicearbeiten am elektrischen Verteilnetz in der Stadt. In der Nacht erscheint das Industriegebäude als geschlossener, dunkler Monolith. Zu Beginn des Arbeitstages jedoch öffnet sich das Gehäuse wie ein gewaltiger Werkzeugkasten. Grosse Teile der schiefergrauen Zinkfassade falten sich aus der Gebäudehülle heraus und erweitern so den Arbeitsbereich in das umgebende Gelände.

kommt eine neue Technologie zum Einsatz: Statt des üblichen SF6-Gases wird ein neuartiges und klimafreundliches Gasgemisch zur elektrischen Isolierungen der Schaltanlagen eingesetzt. Dieses alternative Gasgemisch kann die CO2-äquivalenten Emissionen über den Lebenszyklus der Ausrüstung um bis zu 50 Prozent reduzieren und hat ein um fast 100 Prozent niedrigeren Treibhauseffekt. Gas isoliert elektrische Spannung deutlich besser als Luft und ermöglicht damit sehr kompakte Anlagen. Die neue Technologie wird im Unterwerk weltweit zum ersten Mal eingesetzt. Zurzeit werden erste Erfahrungen im Betrieb gesammelt.

Smarte Stromtechnologie Ein steigender Verbrauch, aber auch dezentrale Einspeisungen führen zu stärkeren Verbrauchsschwankungen. Dies sind die aktuellen Herausforderungen für die Verteilung von elektrischer Energie. Die Betreiber müssen sich den veränderten Bedingungen stellen und den Ausbau und die Leistungsfähigkeit ihrer elektrischen Verteilnetze intensivieren. Im ewz-Unterwerk

Elektrische Unterwelt Mit dem Wunsch, die smarte Stromtechnologie für die Öffentlichkeit erlebbar zu machen, setzen die Elektrizitätswerke Zürich bei dem Neubau des ewz-Unterwerkes in Zürich Oerlikon auf ein unkonventionelles Konzept: Der Bauherr möchte die kostbare Investition nicht unter der Erde verstecken, sondern der Öffentlichkeit zugänglich machen. Das Büro «illiz

Fotos: Roger Frei


architektur» entwickelte in der Wettbewerbsphase für das Bauprojekt die Idee des «Guckkastens», welcher es dem Besucher ermöglicht, in das Innere des Industriegebäudes zu spähen. Der 12 Meter hohe, unterirdische Schaltanlagenraum greift um einige Meter in den oberirdischen Teil, so dass die Passanten von der Strasse aus im «Bauch» des Gebäudes das Herzstück, die 150kV Hochspannungsschaltanlage, bewundern können. Zwischen Haupteingang und «Guckkasten» führt ein unterirdischer Gang vorbei an Transformatoren und Rohrblöcken. Einmal hinabgetaucht, wandern die Besucher durch einen diffus grün leuchtenden Gang, vorbei an Trafozellen und Schalträumen – immer begleitet von einem dezenten Summen.Die «Gucklöcher» zur Technikwelt sind überall an den Wänden zu sehen und begleiten den Besucher wie Augen auf seinem Weg durch das Unterwerk. Vom lichtdurchfluteten Haupteingang hinunter, durch das Treppenhaus und über die Trafoempore hinweg, eröffnen sich immer neue Blickwinkel in die

verschiedenen Räume der elektrotechnischen Anlagen. Herausforderungen an die Architektur ewz und ABB haben bereits mehrere gemeinsame Projekte realisiert. Die Zusammenarbeit kam – wie bei solch grossen Vergaben üblich – nach einer öffentlichen Ausschreibung zustande. Die unmittelbare Nähe von ewz und ABB war ein glücklicher Zufall und erleichterte viele Abläufe. Um den strengen Sicherheitsauflagen gerecht zu werden, koordinierte ein gemischtes Planungsteam aus Ingenieuren und Architekten, Starkstromexperten, Haustechnikern, Grafikern und einem Künstler die Prozesse in und um das Gebäude. Dabei war ein Spagat zu bewältigen zwischen der Erwartung eines dem Zweck dienenden Infrastrukturbaus und den künstlerischen Vorstellungen der Architekten. Als Ergebnis dieser engen und produktiven Zusammenarbeit gestaltete das Team auch Komponenten, die unter «normalen» Umständen kaum zur

Gestaltungsaufgabe geworden wären: Technische Ausstattungen wie Kabelrohrblöcke, Kran- und Schienenanlagen sowie die elektrotechnische Gebäudeausrüstung fanden alle Eingang in das Gestaltungskonzept. Kunst am Bau Ein weiteres Element ist das «Kunst am Bau»-Projekt des Schweizer Künstlers Yves Netzhammer. Seine Installation eröffnet nochmals neue Einblicke zum Thema Energie: Die Wände des «Guckkastens» hat er mit einer multimedialen Spiegelinstallation verkleidet, in der Betrachter und elektrotechnische Anlagen in einer gespiegelten Szene verschmelzen. Netzhammers Installation «Der gefangene Floh» ist eine Anspielung an den Roman «Morles Erfindungen» von Adolfo Bioy Casares aus den 1940er Jahren: Er erzählt von einem Mann, der auf eine verlassene Insel geflohen ist und dort, in den Kellerräumen des Museums, eine riesige, funktionsfähige Maschine entdeckt, die ihm unerwartete Begegnungen beschert.

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« ZEIN KNITWEAR HAT EINEN SEHR KLASSISCHEN STIL, DER SICHER VON DER TRADITIONELLEN STRICKMODE IN LETTLAND BEEINFLUSST IST. NUR DAS MATERIAL IST RAFFINIERTER.»

Fotos: zVg

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Faire Mode S T R I C K K U N S T Gehen ein eleganter Stil und fair produzierte Mode zusammen? Die beiden Schwestern Zane

und Inga Apsite aus Lettland machen es vor. Sie haben mit ihren Strickkreationen aus hochwertigen Materialien das Label Zein Knitwear in Zürich gegründet.

TEXT UND INTERVIEW DOMINIQUE LIEB

Kleider machen Leute – aber machen wir uns auch genug Gedanken darüber, wer unsere Kleider herstellt und wie sie produziert werden? Mode umfasst eine Vielzahl von Industrien, von der Herstellung bis zum Verkauf, von der Landwirtschaft bis zur Werbung. Als Modefreunde können wir den monotonen Zyklus von Shopping, Warenstapelung und periodischer Kleiderentsorgung ersetzen durch eine Kultur der Wertschätzung und Pflege zu den Produkten, die wir kaufen. Sorgfältiges Handwerk Zunächst einmal haben die Apsite Schwestern eine unkomplizierte Strategie, wie Mode fair produziert werden kann: Die 15 Näherinnen von Zein Knitweare arbeiten in drei Ateliers in Lettland. In der Arbeitsgemeinschaft

mit familiärem Charakter arbeitet Designerin Inga eng mit den Angestellten zusammen. Die professionellen Strickerinnen haben zum Teil schon 20 Jahre Erfahrung in ihrem Beruf, denn Strickwaren haben eine lange Tradition in Lettland. Schon in ihrer Kindheit wurden Inga und Zane von ihren Grossmüttern in die Arbeit mit dem organischen Material und in die Kunst des Strickens eingeweiht. Inga hat sich zur Designerin ausbilden lassen und arbeitet seit 2003 als Stylistin in der Mode- und Kosmetikbranche. Zane studierte in Riga Business und Marketing und kümmert sich um das Management und die Qualitätssicherung von Zein Knitwear. Trotz der unterschiedlichen Interessenslagen sind die Schwestern als Geschäftspartnerinnen ein ideales Team, mit ähnlichen Werten und einem gemeinsamen Ziel. Auch ihre Lieferan-

ten haben sich die Zein-Schwestern sorgfältig ausgesucht. Der wichtigste Partner ist eine traditionsreiche Wollhändlerfamilie in Italien, die seit mehreren Generationen mit hochwertigen Textilien wie Kashmir, weicher Mohair und zarter Seide handelt. Zwei Kulturen vereint Zane, die Managerin, lebt mit ihrem Partner seit 2011 in Zürich. Vor zwei Jahren entstand die Idee, hier ein unabhängiges Fashionlabel zu gründen. Der Online-Shop www.zeinknitwear.com wurde installiert und Zane fing gleich an, das Kundennetz aufzubauen. Mit der Steuerung der Geschäftsprozesse in Zürich und der traditionellen Produktion in Lettland vereinen sich zwei Kulturen auf ideale Weise. Wir haben uns mit Zane Apsite für ein Gespräch getroffen.

«Wenn man eine gute Idee hat, dann soll man sie gross machen» Ist Zürich ein guter Ort für Strickmode aus Lettland? Zane Apsite Ja, das denke ich auf jeden Fall. Die Stadt ist sehr multikulturell, Touristen aus aller Welt kommen nach Zürich. Die Menschen können sich Mode leisten und man darf modisch sein. Das ist sicher ein wichtiger Grund, weshalb wir unseren Brand hier in Zürich gestartet haben. Die Menschen haben einen Sinn für Qualität. Denken Sie, als Modelabel muss man international agieren, um seine Ziele zu erreichen? Über den Online-Shop kann man unsere Produkte überall kaufen. Ich habe von meinem Partner und

auch in der Universität gelernt: Wenn man eine gute Idee hat, dann soll man sie gross machen. Und wir haben grosse Pläne und grosse Vorbilder. Für das Design ist vor allem Inga verantwortlich. Können Sie mir den Stil Ihrer Schwester beschreiben, was inspiriert sie? Inga hat einen sehr klassischen, reduzierten Stil, der sicher von der traditionellen Strickmode in

Lettland beeinflusst ist. Nur das Material ist raffinierter. Statt vom Schaf verwenden wir Wolle von der Kaschmirziege – das Garn ist deutlich feiner als die dünnste Schafwolle und gehört zu den feinsten Tierhaaren überhaupt. Das Design betont klare Linien, die Gewebe haben sehr filigrane Muster, verzichten aber auf überflüssige Ornamente. Ich würde sagen, Fortsetzung nächste Seite

Zein Knitwear Zane und Inga Apsite sind die Gründerinnen des High-End-Modelabels für klassischelegante Damenbekleidung. Zein Knitwear hat seinen Sitz in Zürich, die Kleider werden in Handarbeit in Lettland produziert. Ihre Kollektion ist im Online-Shop www.zeinknitwear.com ab sofort erhältlich. Auf https://vimeo.com/138855922 bekommt man einen Einblick, wie die Kleider produziert werden.

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Fortsetzung von Seite 17

Ingas Stil ist zeitlos und elegant. Man kann diese Mode auf ganz verschiedene Arten tragen, offen und fliessend oder mit einem breiten Gurt, der die Figur betont. Was unterscheidet Euer Label von anderen? Zuerst einmal sind die Kleidungsstücke mit viel Hingabe und grosser Sorgfalt hergestellt. Dank der guten Qualität kann man die Pullover lange und oft tragen. Alle Arbeitsschritte, vom Design zum Material bis zur Manufaktur der Kleider, werden in Europa abgewickelt. In der Modebranche ist das heute eher unüblich, denn vieles wird in Billiglohnländern auf Kosten der Qualität produziert. Faire Mode mit zeitlos elegantem Stil und klaren Linien.

Die Arbeit ist sehr zeitintensiv, daher teuer – ist es den Preis wert? Warum lohnt sich eine nachhaltige Produktion? Viele unsere Mitbewerber produzieren in Asien. Diese Kleider werden in riesigen Manufakturen unter ungünstigen Arbeitsbedingungen hergestellt. Die Qualität des Garns ist komplett verschieden. Wir denken, Qualitätsfragen werden immer wichtiger für den Kunden. Es ist schön, dass die Menschen wieder mehr Bewusstsein für nachhaltig und hochwertig produzierte Mode entwickeln und lieber etwas teurere Produkte kaufen, welche unter fairen Bedingungen hergestellt wurden. Es geht auch darum, den europäischen Markt zu unterstützen, das ist ein wichtiges Anliegen und die Philosophie hinter Zein Knitwear. Es gab eine gut entwickelte Industrie von Webereien in Zürich, mit Fabriken entlang den Flüssen im Aatal, an der Sihl oder die Baumwollindustrie im Glarnerland, die mit Wasserkraft betrieben wurden. Sollte man diese Art von Produktion wiederbeleben? Es wäre wunderbar, wenn man diese Art von Industrie in Europa wieder fördern würde. Im Moment geben die Leute viel

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Geld aus für kurzlebige, billige Produkte, die sie in Massen kaufen. Damit unterstützen sie die schlechten Arbeitsbedingungen und produzieren Berge von Abfall. Wer sind die Menschen die Ihre Kleider herstellen? Zum Beispiel arbeitet eine Dame bei uns, sie hat früher, als ich und meine Schwester klein waren, Kostüme für uns genäht. Als sich unsere Idee für das eigene Label herausbildete und wir über die Produktion nachdachten, wollten wir unbedingt, dass sie für uns arbeitet. Sollte das Kunsthandwerk mehr gefördert werden? In Lettland ist Stricken immer noch sehr populär, überall gibt es Kurse, wo man neue Techniken lernen kann. Ich habe sogar den Eindruck, es wird immer beliebter. Auch die Kunden interessieren sich dafür, wer die Kleider herstellt und wie sie fabriziert werden. Diese Damen, die für uns arbeiten, haben so viel zu tun – ein guter Handwerker hat immer genug Arbeit. Ihr verwendet vor allem Kaschmire. Gäbe es auch die

Möglichkeit Garn aus Wolle von einheimischen Tieren zu verwenden, Lammwolle zum Beispiel? Die Kaschmirziege hat schon eine sehr einzigartige, sehr feine Wolle. Wir verwenden ausschliesslich diese. Was sollte jede Frau im Kleiderschrank haben? Einen schwarzen Pullover mit geraden Boatneckkragen, den kann man für ein Geschäftstreffen oder im Theater tragen. Oder beige- und kameltonfarbene Pullover, die passen immer. Habt Ihr eher ältere oder jüngere Kunden? Wir habe Kundinnen so um die 30 und einige Kundinnen über 50, vor allem Geschäftsfrauen. Sind eure Kunden eher auf der konservativen Seite? Nicht unbedingt. Man kann diese eleganten, einfachen Kleidungsstücke mit trendigen Röcken, Schuhen, Hosen oder Taschen kombinieren. Unsere Kleider sind wie Basics für das Image und können ergänzt werden mit Accessoires. Es ist eine sehr klassische Linie mit schönen Twists und Details.

September/Oktober ist die Saison, um die neuen Kollektionen für das nächste Jahr zu präsentieren. Macht Ihr auch Präsentationen in Zürich? In unserem Showroom haben wir ein paar Stücke aus der Kollektion, diese stellen wir auch für Shootings zur Verfügung, und wir machen Präsentationen für Journalisten. Was für eine Kollektion bereitet Ihr im Moment vor? Wir arbeiten an einer Linie für den nächsten Sommer, mit einfachen Formen und natürlichen Farben. Für nächstes Jahr sind es hellere Farben. Wie ist es mit der Schwester zuzsammen zu arbeiten? Es ist ein Vorteil – wir haben beide einen ähnlichen Geschmack und vertreten ähnliche Werte und wir kennen uns sehr gut. Wir versuchen beide, perfekt zu sein. Manchmal kommt es zu Meinungsverschiedenheiten, aber das ist natürlich. Am Schluss, und darauf kommt es an, haben wir dasselbe Ziel und arbeiten in dieselbe Richtung.


PROMOTION

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2015

Eine GesundheitsfÜrderung, die Frßchte trägt Der Thurgauer Fruchtimporteur Giovanelli AG hat schon lange erkannt, dass die Gesundheit der Mitarbeitenden ein zentraler Erfolgsfaktor fßr das Unternehmen ist. Die systematische Betriebliche GesundheitsfÜrderung ist eine Investition, die sich mehrfach auszahlt. Die Arbeit in der Sortierung, in der Verpackung und in den Kßhllagern ist kÜrperlich anspruchsvoll. Um Absenzen mÜglichst zu verhindern, braucht es gesunde, motivierte und zufriedene Mitarbeitende. Dies ist fßr Priska Mßller, Leiterin Personal, eine Grundvoraussetzung, um wirtschaftlich erfolgreich tätig sein zu kÜnnen. Darum steht die GesundheitsfÜrderung am Arbeitsplatz weit oben auf ihrer Prioritätenliste.

Ursachenforschung bei den Absenzen Absenzen im Betrieb gaben vor einigen Jahren den Ausschlag, verstärkt in den Bereich GesundheitsfÜrderung zu investieren. Zusammen mit einem externen Partner machte Priska Mßller eine Zufriedenheitsumfrage unter den Mitarbeitenden und fßhrte den Absenzenradar von Visana durch. Dabei zeigte sich, dass die Ursachen vieler Absenzen nicht betrieblicher oder organisatorischer Natur waren, sondern im zwischenmenschlichen Bereich lagen. Stichworte: Wertschätzung, verbindliche FßhrungsverantZRUWXQJ 7HDPNRQĝLNWH XQG 7HDPJHLVW In den folgenden Jahren setzte Priska Mßller diverse wiederkehrende und neue Massnahmen um: von Fachschulungen, einem freiwilligen Turnangebot während der Arbeitszeit, Wasserspendern ßber Teamanlässe bis hin zu einem Ferien-Bonussystem fßr Mitarbeitende ohne krankheitsbedingte Absenzen während eines Monats.

Klares Bekenntnis der Geschäftsleitung Entscheidend fßr die erfolgreiche Umsetzung war, dass die Geschäftsleitung von Beginn an hinter den Plänen der Personalleiterin stand: Es gab zwar kritische Stimmen, aber dieser Austausch von Argumenten war wichtig, sagt Priska Mßller. Als Personalfachfrau vertritt sie die Meinung, dass es sich immer lohne, in Menschen und ihre Gesundheit zu investieren, selbst wenn nicht alles mit Zahlen und Statistiken belegbar ist.

Bei den Absenzzahlen liess sich der Erfolg eindeutig belegen. Bereits im zweiten Jahr gingen die Absenzen um einen Fßnftel zurßck. Auch bei der Mitarbeitendenzufriedenheit steht die Giovanelli AG im Branchenvergleich sehr gut da. Trotzdem muss man die Zahlen mit Vorsicht geniessen und darf sie nicht einfach den Investitionen gegenßberstellen, erklärt Priska Mßller. Die Ursachen von Krankheiten sind vielfältig, und manchmal habe man einfach Pech wie bei einer Grippewelle.

BGM – eine lohnende Strategie

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www.giovanelli.ch Hauptsitz: Branche: Mitarbeitende: Visana-Kunde seit:

Frauenfeld Lebensmittelimport 77 2011

Ein Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) erfordert vom Unternehmen viel Engagement. Es ist aber unbestritten, dass Gesundheit und Fßhrungsstil eng miteinander verbunden sind und sich Investitionen auszahlen. Ein BGM ist nicht nur Prävention, sondern Ausdruck eines echten Interesses an der physischen und psychischen Gesundheit der Mitarbeitenden. Sensibilisierung der Fßhrungskräfte, offene Gespräche, Wertschätzung und verbindliche Abmachungen sind dabei wichtige Instrumente. Visana bietet Beratung bei der Umsetzung sowie pragmatische LÜsungen im Gesundheitsmanagement. www.visana-business.ch

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Lürzer‘s Archive 200 200 best b s be packaging packagin ing g Design Desig De g

Das Schöne im Auge D E S I G N Die selbständige Designerin und Art Directorin Catherine Martin hat sich auf KMU

spezialisiert. Soeben hat sie einen renommierten Award gewonnen. Wir haben sie in ihrem Atelier besucht.

INTERVIEW DOMINIQUE LIEB

Das Atelier von Catherine Martin befindet sich in unmittelbarer Nähe der Universität Zürich. Ein schöner Erker ragt wie ein Aquarium auf die Clausiusstrasse hinaus. Hier hat die Graphic-Designerin ihren Arbeitsplatz eingerichtet. Ein grosser Monitor steht in der Glaskabine, von wo sie eine freie Sicht auf die hängenden Sommergärten der Quartierstrasse, und auf ein Stück Himmel hat. Catherine Martin ist eine zierliche Frau, ganz in schwarz gekleidet. Sie beobachtet genau, wie jemand, der den Alltag nach interes-

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santen Bildern, Farben oder Kompositionen absucht. Abgesehen vom Arbeitsplatz und einem grossen, leeren Tisch mit Stühlen ist der Raum unmöbliert, nur an den Wänden sieht man eine Serie Tuschezeichnungen und Collagen. Wie sind sie zu Ihrem Beruf gekommen? Catherine Martin Ich musste mich mit 15 Jahren entscheiden, wo ich zum Schnuppern hingehen möchte und im Quartier gab es ein Grafikatelier. Daraufhin ging ich in die Kunstgewerbeschule und habe parallel dazu bei Pub-

licis die Ausbildung gemacht. Ich hatte einen Cousin der bei Publicis Creative Director war. Mit 15 Jahren hat man natürlich keine Ahnung, was Werbung alles beinhaltet. Ich hatte aber die Gelegenheit, jede Stufe der Werbeagentur kennen zu lernen, um herauszufinden, wo ich mich dort sehe. Wie sehr beeinflusst Graphic Design unseren Alltag? Das beeinflusst uns bereits wenn wir Einkaufen gehen. Es beeinflusst uns überall im Alltag, ich glaube alle umgeben sich gerne mit schönen Sachen.


Ich habe genug im Rucksack, um den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen. Arbeiten Sie jetzt ganz alleine? Ich arbeite allein und baue je nach Auftrag mein Team mit Spezialisten aus. Wenn beispielsweise ein Kunde ein Logo mit einem komplett neuen Auftritt möchte. Ich entwerfe das Konzept und das Design und arbeite dann mit einem Programmierer und einem Texter zusammen. So suche ich mir das Team, welches zum Projekt passt.Ich habe ein sehr gutes Netzwerk und es kommen immer wieder Spezialisten dazu, die so arbeiten, wie ich mir das vorstelle, und wir haben auch Freude und Spass zusammen, das ist sehr wichtig, um zusammen gute Ideen auszuhecken.

ZUR PERSON Catherine Martin arbeitet seit 2012 selbständig als Art Director. Neben vielen namhaften Kunden hat Catherine Martin zum Beispiel für SIGG, Coca-Cola, Otto Fischer, die Bildungsdirektion des Kanton Zürich und George Fischer gearbeitet.

Haben Sie sich in eine Richtung von Graphic Design spezialisiert? Ich mag sehr gerne reduziertes Graphic Design. Ich studiere auch Design aus London, Amsterdam, New York und Tokio, diese Stile inspirieren mich am meisten. Besonders das Design aus Japan entspricht meiner Formsprache. Es hat eine einmalige Ästhetik, eine wunderschöne Formsprache, absolute Reduktion. Die machen das meisterhaft, in jedem Bereich, auch im Kunstbereich finde ich es sehr spannend.

Fotos: Phil Müller/zVg

Sie haben bis vor zwei Jahren in einer Werbeagentur gearbeitet und sich dann selbständig gemacht. Was hat Sie zu diesem Schritt bewogen? Ich hatte ja schon mehr als 20 Jahre Berufserfahrung bei einer sehr grossen Agentur wie Publicis. Bis zu kleineren Agenturen, das hat mich sehr gereizt, weil hier konnte ich von A-Z alles beeinflussen. Ich habe immer wieder spekuliert, eines Tages selbständig sein zu sein. Meine letzte Stelle war in einer kleinen Werbeagentur im Seefeld. Danach war ich überzeugt:

Wie würden Sie Ihren persönlichen Stil beschreiben? Er ist sicher geprägt von einer guten Idee. Das ist die Basis. Dann ist mir die Reduktion sehr wichtig. Lieber sparsam und dafür prägnant kommunizieren. Woran arbeiten Sie jetzt gerade? Momentan mache ich einen Neuauftritt für eine Einzelfirma im Bereich Human Ressources. Welches sind besonders gute Werbekampagien? Der aktuelle Suvacare TV-Spot hat mich von der Idee bis zur Umsetzung positiv überrascht. Das neue Branding von Salt ist sicher gelungen, es ist prägnant, sehr modern und kommt frisch daher. Mit dem Riesenbudget ist es natürlich auch überall sichtbar – es ist ein Traum, wenn man sich so überall präsentieren kann. Sie haben gerade einen Preis gewonnen von der renommierten Fachpublikation Lürzer’s Archiv. Die 200 besten Package-Designs für 2015 weltweit wurden ausgezeichnet. Was bedeutet das für Sie? Es ist eine sehr schöne Anerkennung, wenn man in dieser Publikation drin ist. Viele Sachen in der Werbung, zum Beispiel im Plakataushang oder ein Inserat, verlieren schnell an Präsenz. Das Buch hingegen bleibt bestehen. In der Schweiz sind drei Designer für den Preis ausgezeichnet worden. In der Kategorie Kosmetik bin ich die Einzige, die ausgewählt worden ist. Sie sind spezialisiert auf Verpackungen? Ich komme aus der klassischen Wer-

bung. Jetzt, seit der Selbständigkeit, bin ich vor allem für Rebranding und Neuauftritte zuständig, da kann ein neues Verpackungsdesign dazukommen. Ich habe früher auch für Coca-Cola Etiquetten konzipiert. Verpackungsdesign ist eine Disziplin, die ich sehr gerne mache, weil es drei-dimensional und gleichzeitig wie ein kleines Plakat ist. Man muss sich auch den Mehrnutzen einer Verpackung überlegen. Heute ist der ökologische Gedanke auch immer wieder gefragt, man sollte nicht zu viel Abfall generieren. Hat das Schweizer Design international noch dieselbe Bedeutung wie vor 60 Jahren, als beispielweise Hans Hilfiger die Bahnhofsuhr erfunden hat – sein Design wurde ja ungefragt von Apple kopiert. Schweizer Design steht für saubere, klare Grafik. Wir leben im Ausland sicher noch ganz stark von diesem Image. Ich finde es schade, dass wir im Zeitgeist der Digitalisierung nicht mehr die gleiche Sorgfalt pflegen. Wieweit haben die Digitalisierung und social-media das Berufsbild beeinflusst? Der Einfluss ist sehr stark. Der Kunde denkt, er könne mit dem iPhone schnell selber ein Foto machen. Der ganze Arbeitsflow braucht heute viel mehr Überzeugungsarbeit. Sie sagen, dass die Kunden vermehrt selber den Auftritt gestalten und nicht mehr zu einem Spezialisten gehen? Ich glaube, die Wertschätzung gegenüber dem Profi geht verloren. Wenn man das Handwerk ohne Computer erlernt, dann schaut man die Dinge ganz anders an. Wenn das Auge nicht geschult worden ist, merkt man am Computer nicht, dass die Proportionen eines Bildes falsch sind oder ein Schriftzug nicht ausgeglichen worden ist. Wenn man handwerklich etwas lernt, wird das Auge besser geschult, dazu eignet sich der dreidimensionalen Raum besser als der flache Bildschirm. Wie würde Ihr Lieblingsauftrag aussehen? Ich bin neugierig auf jede Branche und auf jedes Produkt. Sehr schön und sehr dankbar sind komplette Neuauftritte, wenn man von Anfang an mit dem Kunden zusammen etwas Neues erschaffen kann. Und wenn man den Kunden über längere Zeit begleiten darf.

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Das Weingut Pircher erstreckt sich über eine Fläche von sechs Hektar oberhalb Eglisau.

Fotos: zVg

Pinot noir am Stadtberg Eglisau U R S P I R C H E R Gegründet 1956 betreibt der Winzer sein Weingut in zweiter Generation und

bald wird sein Göttibub, der in Changins Oenologie studierte und im Herbst ein Praktikum in der Mosel absolviert, in den Betrieb zwecks späterer Übernahme einsteigen.

TEXT PETER BLATTNER

Eglisau liegt am Rhein und wird von einer riesigen, über 100-jährigen Eisenbahnbrücke mit den beiden Ufern verbunden. Das pittoreske Städtchen mit den vielen, gut erhaltenen alten Gebäuden weist enge Strassen auf. Der Rebberg von Urs Pircher fällt steil gegen den Fluss hinab – da ist maschinell nicht viel auszurichten und Handarbeit im Rebberg angesagt. Bei Gründung des Unternehmens gab es kaum Strassen in den Rebbergen. Diese mussten mit Hilfe von Kanton, Gemeinde und den ortsan-

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sässigen Winzern erst erstellt werden. Damit einher erfolgte eine Melioration, d.h. kleine Rebberge wurden zu grösseren Parzellen zusammengefasst. Urs Pircher ist ein Selbstkelterer und bearbeitet eine Fläche von sechs Hektar. Er keltert auch Weine für kleinere Winzer, bei denen sich eine eigene Keltereieinrichtung nicht lohnt. Es gibt im Ort noch einen zweiten Selbstkelterer und eine Weinbaugenossenschaft. Was wird bei Pirchers produziert? Da ist zuerst der Räuschling zu erwähnen, den man vor allem aus der Region

des Zürichsees kennt und der sich dank seiner prägnanten Säure bestens zu Fisch, Käse und geräucherten Würsten eignet. Den Riesling - Sylvaner (Müller Thurgau) schätzen die Freunde des guten Weins als Apéro und zu Fondue. Der Pinot gris wird zum Teil im Holzfass ausgebaut. Den Gewürztraminer trinkt man zu Curry- und Safrangerichten. Den Hauptanteil an Pircher’s Produktion stellt der Blauburgunder (Pinot noir) dar. Der Federweisse ist ein kurz nach der Lese gepresster Rebensaft aus Blauburgunder Trauben – auch Weissherbst


Urs und Cécile Pircher: Der Rebbauer ist auf der Liste der 100 besten Schweizer Winzer 2015 von Gault&Milleau aufgeführt.

genannt. Die Blauburgunder Auslese besteht aus selektionierten Trauben mit einer langen Maischestandzeit. An über 50-jährigen Stöcken reifen die Trauben für den Pinot noir heran, der im Barrique ausgebaut wird. Der Regent ist eine frühreife, pilzwiderstandsfähige Sorte, die eineinhalb Jahre in kleinen Holzfässern reift. Mémoire des vins suisses Diese Initiative von Weinjournalisten wurde 2002 als Club gegründet, um das Ansehen hochwertiger Schweizer Weine im In- und Ausland zu fördern. Seit 2004 ist es ein Verein, der von Produzenten und Weinjournalisten geleitet wird. Das Weingut Pircher präsentiert in der kleinen Vereinsbroschüre den Pinot noir Stadtberg Eglisau, der während 18 Monaten in ein bis dreijähri-

INFOS Weingut Pircher, Stadtberg, 8193 Eglisau, Telefon 044 867 16 37, 079 254 77 06 Kellerbesichtigungen sind jeweils am Samstag von 14.00 bis 16.00 Uhr möglich. Für die Degustation von fünf Weinen in Gruppen werden 15 Franken pro Person erhoben. www.weingut-pircher.ch

gen Barriques ausgebaut wird. Eine der vielen Auszeichnungen von Urs Pircher erfuhr er mit der Aufnahme in die Liste der 100 besten Schweizer Winzer 2015 von Gault&Millau. Jährlich werden insgesamt 30 000 Flaschen abgefüllt. Das Anbaugebiet Der Kanton Zürich ist der bedeutendste Weinbaukanton der Ostschweiz mit einer Rebfläche von 614 Hektar. Der Stadtberg in Eglisau hat seit Jahrhunderten einen legendären Ruf. Um 1860 wurde im Kanton eine riesige Rebfläche von 5600 Hektar betrieben, dann kam die Reblaus und beendete die Arbeit der Winzer. Erst mit aufgepfropften neuen Reben konnte die Situation wieder verbessert werden und das Angebot aus Zürichs Rebbergen generell zeigt eine neue und schöne Vielfalt. Die Kundschaft Zwei Drittel der Produktion werden von Privaten abgenommen, ein Drittel entfällt auf die Gastronomie. Hier sind u.a. zu nennen der Hirschen in Eglisau, das Casinotheater Winterthur, Neumarkt Zürich, die Reblaube in Zürich, Globus und kleinere Vinotheken in der Westschweiz, aber auch das Chedi in Andermatt.

Das Weingut liegt steil am legendären Stadtberg.

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WEITERBILDUNG

Die Kantonale Berufsschule für Weiterbildung in Zürich Riesbach.

Die Kunst des Lernens B E R U F S B I L D U N G Die EB Zürich vermittelt im öffentlichen Auftrag Berufsleuten aus allen Schichten und

Branchen jene Kompetenzen, die sie künftig brauchen. Gefragt ist dabei längst nicht mehr nur Fachwissen: Immer wichtiger wird der Umgang mit Technologien, mit Menschen und mit sich selbst.

Die Wissenschaft, die Wirtschaft, die Politik – alle beteuern, dass wir mehr Fachkompetenzen brauchen. Doch was heisst das und welche brauchen wir? Kompetent sein heisst, anpassungsfähig sein: Sein Wissen in wechselnden Situationen anzuwenden und die Folgen des Handelns richtig einzuschätzen. Dafür müssen wir mit Dingen (Sachkompetenz), mit Personen (Sozialkompetenz) und mit uns selbst (Selbstkompetenz) umgehen können.

Kooperation. Sie funktioniert dann am besten, wenn alle Beteiligten ihre Ressourcen und Fachkompetenzen einbringen. Statt das Rad neu zu erfinden, können vorhandene Räder gemeinsam in Schwung gebracht werden. An der EB Zürich bilden sich jedes Jahr rund 14 000 Kundinnen und Kunden in Kursen, Bildungsgängen und Ateliers weiter. Gemeinsam entwickeln sie Sach-, Sozial- und Selbstkompetenz. Aktuelle Trends in Wirtschaft und Gesellschaft fliessen laufend in die Bildungsangebote der EB Zürich ein.

Schlüsselkompetenz Kompetenz hat nichts zu tun mit Google-Abfragen, der Darreichung von Wissen in medial aufbereiteten Häppchen oder dem Abhaken von Checklisten. Der kompetente Mensch ist flexibel und geht weiter: Er verlässt das Vorgegebene, wenn es die Situation erfordert. Genauso wichtig wie das Wissen ist die Fähigkeit, selbstverantwortlich damit umzugehen. Weiterbildung ist auch eine Art

Beispiel Kommunikation In unserer vernetzten Dienstleistungsgesellschaft kommunizieren wir bei jeder Gelegenheit. Die Frage ist nur, machen wir es richtig? E-Mails schreiben, Präsentationen, Konzepte, Newsletter, Vorträge, Offerten, Verhandlungen, Teamarbeit, Mitarbeitergespräche – jede Kommunikationsdisziplin sollte uns und den Ansprechpartner weiterbringen. Wer es richtig macht, hat dabei mehr Erfolg. Ob Sprach- und Schreib-

TEXT JÜRGEN DEININGER

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WEITERBILDUNGSANGEBOTE IM EB ZÜRICH – Management und Kommunikation – Deutsche Sprache und Text, DAZ und Fremdsprachen – Publishing und Digitale Medien – Informatik und Softwareentwicklung – Berufs- und Erwachsenenbildung – Selbstmanagement und Gesellschaft EB Zürich, Kantonale Berufsschule für Weiterbildung, Riesbachstrasse 11, 8008 Zürich, Telefon 0842 843 844, lernen@eb-zuerich.ch www.eb-zuerich.ch, www.facebook.com/ebzuerich.ch

vermögen, Rhetorik, Fremdsprachenkenntnisse, der souveräne Umgang mit Social Media, Empathie oder die Fähigkeit zur konstruktiven Zusammenarbeit – alle diese Kompetenzen sind heute für Berufsleute genauso wichtig wie die fachliche Qualifikation. Lernen als Begegnung Die Kantonale Berufsschule für Weiterbildung EB Zürich ist die grösste, in der Schweiz von der öffentlichen Hand getragene Weiterbildungsinstitution. Seit über 40 Jahren unterstützt sie die Weiterbildung von Berufsfachleuten


Seit über 40 Jahren unterstützt die EB Zürich die Weiterbildung von Berufsfachleuten aus allen Branchen und Schichten.

aus allen Branchen und Schichten: Lehrabgänger und Akademikerinnen, selbständige Handwerker und kaufmännische Angestellte, Beschäftigte und Stellenlose, Kader und Berufsein-

steigerinnen – sie alle feilen gemeinsam an ihren Kompetenzen und bereichern sich gegenseitig durch neue Sichtweisen und Perspektiven. Dank eines breiten Fächers von Anfängerkursen bis zu

Foto: zVg/EB Zürich

den professionellen Bildungsgängen, können sie in über 400 Angeboten (fast) alle Fähigkeiten erwerben, die sie brauchen, um ihren Berufsalltag erfolgreich zu meistern. Anzeige

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ZÜRCHER PIONIERE

Das Telefon, das spricht! I P S O P H O N Wenn sich die mechanische Stimme des Telefonbeantworters meldet, ist das meistens ein Ärger-

nis und Grund zum Auflegen. Dabei hätte sie durchaus mehr Aufmerksamkeit verdient, denn Willy Müllers «Ipsophon» ist eine der cleversten Schweizer Erfindungen des 20. Jahrhunderts.

Foto: Telephonica.ch

ligung seines Antrags erfolgte im September 1942.

TEXT SILVAN BUHOLZER

Agah Kahn, einer der reichsten Männer der Welt, war stolzer Besitzer eines fast meterhohen und 164 Kilogramm schweren Metallkastens – das Ipsophon. Ein damals neuartiges Gerät, das in der Presse als «das Telefon, das spricht» bezeichnet wurde. Jetzt steht das Prunkstück im Telefonmuseum in Islikon, Thurgau. Ein deutscher Siebesiech Willy Müller wurde 1903 im bayrischen Dorf Burgberg geboren und arbeitete nach seiner Lehre als Elektrotechniker bei den Allgäuer Kraftwerken, einer Firma für Kleinstmotoren. Bereits im Alter von 21 Jahren profilierte er sich mit seiner ersten Erfindung. Sie hiess «der lebende Strumpf». An einem Kunststoffdamenbein wurde durch einen eingebauten Elektromechanismus ein Strumpf unsichtbar auf- und abgezogen. Weitere Erfindungen folgten: Ein Flüssigkeitsmesser mit Zählwerk, ein elektrischer Autoheber, der von Rolls Royce gekauft wurde, und eine elektromechanische Hebebühne. Während des Zweiten Weltkriegs entwickelte Willy Müller das Ipsophon. Der Erfinder und Unternehmer hatte in München eine Firma für Apparateversuchsbau, wo er den Prototypen seines Ipsophons entwickelte. Da der clevere Erfinder seinen Prototyp in der Schweiz in Sicherheit bringen wollte, wurde das Ipsophon später als «genia-

ZÜRCHER PIONIERGEIST Porträts von Menschen mit Ideen, Herausgeber: Beat Glogger, Fee Anabelle Riebeling, Lehrmittelverlag Zürich, 300 Seiten, gebunden, 58.– ISBN 978-3-0313-677-5

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Unerwünschte Geschäftskontakte Der deutsche Reichspostminister erfuhr erst 1943 von Müllers Vorhaben in Bern, was ihn dazu veranlasste, ein «Verfahren wegen bewusster Industrieverschiebung» einzuleiten. «Es wurde mir zur Auflage gemacht, innerhalb von 14 Tagen 500 000 Schweizer Franken in Devisen an die deutsche Reichsbank einzubringen.» Da Müller schon früher Schweizer Geschäftskontakte geknüpft hatte, war die Auflage nicht aussichtslos. Die Angelegenheit liess sich mit Hilfe von Emil Bührle, dem Chef der Werkzeugmaschinenfabrik Oerlikon, regeln. Der Prototyp wurde für die Serienfabrikation in Oerlikon weiterentwickelt. Müller betrieb weiterhin sein Labor in München, das allerdings Bombenangriffen zum Opfer fiel. Seit 1945 hatte er seinen Wohnsitz in der Schweiz, blieb aber deutscher Staatsbürger. Später gründete er in Küsnacht am Zürichsee die Firma Phonova und liess sich in Zollikon nieder, wo er 1992 im Alter von 89 Jahren starb.

le Schweizer Erfindung» gefeiert. Das Reichspostzentralamt erteilte ihm in Berlin die Bewilligung, das Gerät ans deutsche Telefonnetz anzuschliessen. Aus Angst vor Bombenangriffen lagerte Müller den Apparat vorerst im Keller einer Münchner Brauerei. In seinen Memoiren mit dem Titel «Mein Erfinder Leben» schreibt er: «Da ich schon damals an die internationale Vermarktung dieser Erfindung dachte, stellte ich an die Wirtschaftsgruppe Elektroindustrie in Berlin das Gesuch, dieses Gerät bei der Eidgenössischen Telefondirektion in Bern vorstellen zu dürfen.» Die Bewil-

Aus der Bedienungsanleitung des ersten Telefonbeantworters der Welt. Das Ipsophon und diverse andere Telekommunikationsgeräte kann man im Museum Telephonica besichtigen. www.telephonica.ch

Wunderwerk Auffällig beim Ipsophon sind die Aufnahmewerke: Eines für die Ansage und zwei für die eingehenden Mitteilungen. An den Spulen sind 1000 Meter magnetisierbarer Stahldraht aufgewickelt, darüber hat es 71 Relais für die elektrische Steuerung. Gemäss Betriebsanleitung wurde ein Anrufer etwa so begrüsst: «Hier Ipsophon Meier und Co., Zürich. Ihre Mitteilung wird Automatisch aufgenommen. Achtung... sprechen Sie bitte jetzt!». Das Ipsophon aus dem Jahr 1946 besitzt alle Funktionen, die auch ein heutiger Anrufbeantworter hat. Man konnte das Gerät von jedem beliebigen Telefon aus abfragen – was man dazu benötigte, war ein Code. Auch das Überspringen von Leerstellen und das Fernlöschen waren möglich – ein Wunderwerk aus Draht und Mechanik. .


PROMOTION

Schweizer Lunch-Check lanciert moderne Kartenlösung. Das bewährte Konzept der bargeldlosen Verpflegungsbeiträge wird um eine multifunktionale Kartenlösung erweitert: Für Arbeitgeber wird die Verwaltung der Verpflegungsbeiträge und vor allem die Verteilung einfacher, Arbeitnehmende freuen sich auf schnelleres Zahlen im Restaurant und maximale Kostenübersicht. Weniger Administration, maximaler Service: Neu wird der Verpflegungsbeitrag automatisch auf die Lunch-Check Karte geladen, damit entfällt das physische Verteilen der Lunch-Checks an die Mitarbeitenden. Diese können ihr Guthaben aber auch an einer zentralen Stelle im Unternehmen nach Wunsch und Anspruch beziehen. Die Beträge sind sofort verfügbar. Für sämtliche Bezugs- und Aufladevarianten erhalten die Arbeitgeber eine monatliche Sammelrechnung. Indivi-

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Anna-Maria

Mustermann

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duelle Anpassungen wie Daueraufträge und Personalmutationen können bequem im neuen Onlineportal vorgenommen werden. Zudem bietet Schweizer Lunch-Check individuelle Lösungen für Datenerfassung und -transfer.

kunftsorientiert. «Das kontaktlose Bezahlen wird immer beliebter», erklärt Thomas Recher, Geschäftsführer von Schweizer Lunch-Check. «Mit der Karte werden wir den Anforderungen der Gäste und der Gastronomen gerecht.»

Mehr Übersicht auch für die Mitarbeitenden: Arbeitnehmende fragen den Saldo auf der Website, per QR-Code oder per SMS ab. Zudem kann die Karte bei Verlust gesperrt werden.

Bewährte Vorteile, mehr Komfort, keine Mehrkosten – für Arbeitgeber zahlt sich die Lohnnebenleistung aus: Bis zu einem Betrag von 180 Franken pro Person und Monat sind Lunch-Checks von sämtlichen Sozialabgaben befreit. Seit August 2015 wird die neue Lunch-Check Karte schweizweit eingeführt. Das Verpflegungssystem für Mitarbeitende wird ohne zusätzliche Kosten für die Arbeitgeber vereinfacht. Für bestehende Kunden lohnt sich der Wechsel: Sie erhalten die neue Lunch-Check Karte kostenlos und ohne jährliche Gebühr. Die bewährten Lunch-Checks aus Papier sind aber weiterhin gültig und erhältlich.

Besonders während der stark frequentierten Mittags- und Abendzeit geniessen Restaurantgäste maximale Effizienz, denn mit der Lunch-Check Karte können Mitarbeitende sowohl an bestehenden Terminals als auch an Geräten mit Kontaktlos-Funktion zahlen. Die multifunktionale Karte ist zu-

Lunch-Checks sind in rund 6000 Restaurants ein willkommenes Zahlungsmittel. Über so viel kulinarische Vielfalt und abwechslungsreiche Pausen freuen sich bereits über 70 000 Mitarbeitende in der ganzen Schweiz.

WER PROFITIERT VON LUNCHCHECK-PAUSEN?

DAS TEAM UND DER CHEF.

Gegen Ende des Jahres wird auch eine multifunktionale Geschenkkarte lanciert. Die beschenkte Person kann diese in rund 6000 Restaurants nach Wahl einlösen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Gutscheinen hat die Geschenkkarte kein Verfallsdatum und kann mit dem gewünschten Betrag aufgeladen werden. Ob Jubiläum oder Geburtstag – die Karte ist ein Geschenk für jeden Geschmack.

Weitere Auskünfte Schweizer Lunch-Check Thomas Recher, Geschäftsführer Tel. +41 44 202 02 08 info@lunch-check.ch lunch-check.ch

SCHWEIZER LUNCH-CHECK DIE LECKERSTE WÄHRUNG DER SCHWEIZ.

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K U LT U R

Bewegte Pixel

Vogelflugsimulator «Birdly». Max Rheiner, Thomas Tobler, Fabian Troxler, 2014. Foto: Myleen Hollero, zVg ZHdK

T R U G B I L D E R Animierte GIFs und Emoticons bereichern als pfiffige Kurzschrift unsere

Debatten auf Social Media. Auch Computerspiele, Navigationsgeräte oder neuerdings Datenbrillen werden immer öfter zum selbstverständlichen Bestandteil unseres Alltags.

TEXT DOMINIQUE LIEB

Der Wunsch, etwas Lebendiges, Unmögliches, Unsichtbares, Göttliches in ein Bild zu fassen, existiert spätestens seit der Darstellung der Jungfrau Maria in der Ikonenmalerei. Das sogenannte Trugbild wird in neuerer Zeit vorzugsweise mit digitalen Techniken erzeugt. Von hier aus ist es nur noch ein kleiner Schritt zum bewegten Bild. Je nachdem, welcher Generation wir entsprungen sind, haben wir eine andere Vorstellung davon, was bewegte Bilder überhaupt sind. Es gibt unzählige Animationsgenres – von Edward Muybridges Stroboskop-Studien von galoppierenden Pferden bis zum computergenerierten Double eines Schauspielers. Rotmilan im Flug In «Animierte Wunderwelten» zeigt das Museum für Gestaltung eine Auswahl von 36 Arbeiten zum Thema digitale Animation. Die beiden Kuratoren Suzanne Buchan und Andres Janser haben bei der Auswahl vor allem die Vielfalt der Anwendungen berück-

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sichtigt, um dann in den einzelnen Bereichen die relevanten Arbeiten und Künstler zu präsentieren. Es ist ein gelungener Versuch, die ganze Breite und Tiefe der digitalen Animation in der heutigen Welt aufzuzeigen. Zum Beispiel der Vogelflug-Simulator «Birdly», der von Max Reiner, Thomas Tobler und Fabian Troxler von der Zürcher Hochschule der Künste entwickelt wurde. In Bauchlage und mit einer stereoskopischen Datenbrille bestückt, taucht der Ausstellungsbesucher ein in die optische Welt des fliegenden Rotmilans. Im Korsett eingespannt, kann man durch Körpereinsatz den Vogelflug steuern. Diese neuartige Verbindung von Animation und Feinmechanik hat international ein sehr positives Echo ausgelöst und motivierte die Erfinder zur Gründung der Firma Somniacs, die «Birdly» für andere Anwendungen, wie zum Beispiel für therapeutische Einsätze, weiterentwickeln will. Avatare und Vactors Auch Formlosem wie Daten und Informationen wird mit Hilfe von digitaler

Animation eine Gestalt gegeben. Wissenschaftliche Studien im Nanometer-Bereich können sichtbar gemacht werden. Bei der Computeranimation «Protein Packing» kann das Laienpublikum zellbiologische Abläufe mitverfolgen. Die digitalisierte Studie wurde von John Liebler und dem Harvard College realisiert. Die Arbeit «1945-1998» des Japaners Isao Hashimoto beruht auf Angaben der schwedischen Forschungsagentur für Verteidigung. Auf einer Weltkarte pulsieren blau umrandete, manchmal rote, helle Lichtpunkte. Im Zeitraffer werden die verheerenden, historischen Ereignisse dargestellt: Atombomben und Atombombenversuche. Am oberen Rand der Bildfläche zeigen tickende Zähler den chronologischen Verlauf im Zeitraffer, auch die Decknamen der insgesamt 2053 Bomben werden eingeblendet. Wer die Karte länger betrachtet, bemerkt, wie sich die Lichtpunkte während des Kalten Krieges vervielfachen. Begleitet wird die «show» von einer Klangwolke aus «radioaktiven» Regentropfen. Der jahrzehntelang

FIFA Computerspiel von EA Sports, CA/US seit 1993. Foto: Ian Miles Cheong.flickr


Theaterstück Golem, UK/AT/FR 2014 Foto: zVg ZHdK

geheimgehaltene, atomare Rüstungswettlauf wird durch dieses Konvolut innerhalb von ein paar Minuten sichtbar gemacht, wenn zum Abschluss noch einmal sämtliche Explosionen als unheilvolle, weisse Cluster auf der Karte erscheinen. Avatare und Vactors Die Theaterstück Golem unter der Leitung von Suzanne Andrade, arbeitet mit einem Bühnenbild aus projizieren Bild-Text-Collagen. Das sonst eher statische Bühnenbild wird ersetzt durch eine bewegte Kulisse, in der die Schauspieler den sklavischen Lehm-Golem aus Gustav Meyrinks Roman wieder auferstehen lassen. Die später verbesserte Roboterversion übernimmt zunehmend die Kontrolle über das Leben des Protagonisten: Er rennt, und wie in einem schlechten Traum bewegt er sich trotzdem nicht vom Fleck, während die Grossstadt-Szenerie hintern ihm vorbeizieht und seine Verfolger aufrücken. Verblüffende räumliche Erfahrungen bieten auch interaktive Games oder Motion Comics. Für das Konsolen- und PC-Spiel FIFA hat der Spiele- Produzent EA die Talente der internationalen Fussballstars mittels Motion Capture eingescannt und auf Avatare übertragen. Der Gamer kann nun an seiner Konsole die Spieler steuern und ein täuschend echtes Szenario bespielen. Die Spielzüge und Grossaufnahmen der Fussballer

sind oft irritierend nah an den Fernsehbildern von realen Fussballspielen. Motion Capture und Performance Capture arbeiten mit einer Bodymap, wobei die Schauspieler in Virtual Actors, sogenannte Vactors transformiert werden. Das Verfahren wird immer häufiger auch für Spielfilme wie zum Beispiel «The Congress», «Maleficent» und für die neuen Disneyfilme verwendet. Da drängt sich die Frage auf, ob Schauspieler eines Tages nicht mehr gebraucht werden? Das komme sehr auf den Anwendungsbereich an, meint die Kuratorin Suzanne Buchan: «Dieses Szenario sei zwar technisch möglich, die Leute gehen aber immer noch ins Theater und ins Kino, um die Leistung eines richtigen Schauspielers zu sehen. Zur Zeit werden technisch Dinge entwickelt, bei denen man nicht weiss wozu und manchmal stellt man fest: die Leute wollen das gar nicht. Im Falle vom Fifagame scheint die Technik aber die Verkaufszahlen zu fördern.» Eintauchen ins Aquarium Die zauberhafte, digitale Animation «Fischli» wird ergänzt mit Wasser, Klang und ein paar leichtgewichtigen Bällen zum anfassen und herumschmeissen. Die drei ehemaligen Studenten der ZHdK François Chalet, Jan Huggenberg und Mathis Vetter haben diese interaktive Installation im Auftrag vom Museum für Gestaltung für

die Ausstellung realisiert: In einem grossen Brunnentrog tummeln sich abstrahierte Fische, die mit menschlichen Eigenschaften ausstaffiert worden sind. Es gibt freundliche, zurückhaltende, gesellige, freche, böse oder einzelgängerische Fischli, die sich vorerst ziellos im geheimnisvollen Trog tummeln. Als Ausstellungsbesucher hat man Gelegenheit, die Fische zu füttern, indem man die leichten Bälle auf die Wasseroberfläche des Brunnens wirft. Auf diese spielerische Ansprache reagieren die Tierchen zuerst erschrocken, dann mit Neugier, um sich schliesslich gierig auf die Nahrung zu stürzen. Als Zuschauer erschrickt man ob dieser «menschlichen» Reaktion, und wundert sich, wenn die herzigen Fischli nach der Fütterung im Brunnentrog zu fantastischen Unterwasserwesen mutieren. Am Becken sind auch noch kleine Springbrunnen mit echten Wasserfontänen angebracht: ab und zu irritieren sie die Wasseroberfläche. Die Bewegung des Wassers verstärkt die Verschmelzung von Realität und digitaler Illusion. Diese Installation erfüllt eigentlich keinen Zweck, sondern kreiert wie von selbst immer wieder neue Geschichten. Wenn man bedenkt, wie leicht die digitale Animation für Manipulation und Propaganda verwendet wird, dann erfreut man sich gerne an den «Fischli», weil man sie einfach nur geniessen kann.

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K U LT U R

Arbeit im Bild F O T O G R A F I E Vergangene und aktuelle Arbeitswelten zwischen den Jahren 1860 bis 2015

sind das Thema einer Ausstellung, die noch bis zum 3. Januar 2016 im Landesmuseum zu sehen ist. Das «Museum im Hof» zeigt über 500 Fotografien aus dem umfangreichen Archiv des Nationalmuseums.

TEXT DOMINIQUE LIEB

Die aktuelle Fotoausstellung des Landesmuseums führt den Besucher durch fremdartig anmutende Arbeitswelten der vergangenen 150 Jahre. Parallel dazu verfolgt man die Geschichte der Fotografie – von der Daguerreotypie bis zum allgegenwärtigen Selfie. Hierfür wurden sechs Millionen Bilder aus den eigenen Sammelbeständen gesichtet. Aus diesem Bilderberg das richtige Material auszugraben, gab Kurator Dario Donati und seinen Mitarbeitern viel zu tun. Schliesslich haben sich die Ausstellungsmacher auf das Wesentliche konzentriert und einen eindrücklichen Überblick geschaffen. Der Besucher wird angehalten, auf Touchscreens interaktiv mitzuarbeiten oder für eine Serie von Stereoskopbildern seine Augen mit einer 3D-Brille zu bewaffnen. Lichtmalerei Die Verfahren für die fotografische Darstellung von Bildern haben sich in den vergangenen 150 Jahren stark gewandelt. So wurde um 1840 bei der Daguerreotypie eine versilberte, spiegelglatte Kupferplatte mit Jod- oder Chlordampf lichtempfindlich gemacht und belichtet. Das Bild wurde mit einer Zyankali-Lösung fixiert und es

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entstand eine äusserst lichtbeständige, fein strukturierte Fotografie. Das Unikat wurde sofort gerahmt und versiegelt. Im Laufe der Entwicklung hat man andere lichtempfindliche Medien, z. B. Rollfilme verwendet, die seit den 70er Jahren auch in elektronische Daten transformiert werden konnten. Seit 1990 überträgt die Digitalfotografie die Lichtquellen in digitale Signale, die direkt in verschiedene Dateiformate gespeichert und komprimiert werden, und dadurch die Einbindung ins Internet ermöglichen. Die frühesten Bilder in der aktuellen Ausstellung sind auf das Jahr 1860 datiert und zeigen Portraits, ganz im klassischen Sinne, nach dem Vorbild der Malerei. Diese Fotografien sind noch echte Lichtmalerei. Das Zimmermädchen aus dem Hotel Beau-Rivage musste wegen der langen Belichtungszeiten mit Stützen fixiert werden, denn jede Bewegung verursachte eine Bewegungsunschärfe. Die Qualität der belichteten Glasplatten ist erstaunlich. Für die Ausstellung werden Abzüge von den originalen Fotoplatten in Überlebensgrösse präsentiert. Um das Jahr 1870 kommen neben den Portraits Typenbilder dazu. Sie zeigen meist kleine Gruppen von Arbeitern, die im Studio mit ihrer

Berufstracht und den entsprechenden Arbeitsutensilien für den Fotografen stillhalten. Mit Stolz repräsentieren sie ihren Berufsstand: Postboten, Kaminfeger, Näherinnen und natürlich der Fotograf persönlich. Bald erhalten die Fotografen Aufträge von Firmen, denn nun sollen ganze Belegschaften portraitiert werden. Die Arbeitenden sind jetzt Repräsentanten einer gesellschaftlichen Gruppe. Aus dieser Zeit stammen auch aufwendig hergestellte Tableaus mit Einzelportraits von Fachvereinen. Der Fotograf wagt sich mit seiner Ausrüstung ins Freie, denn der Gotthardtunnel wird gebaut und die Baustelle will dokumentiert werden. Gelegentlich sieht man nur noch die Infrastruktur abgebildet: Strommasten, Stellwerke und Dampfmaschinen. Dann wieder Fotografien mit Rangierpersonal beim hantieren, Bautaucher in voller Montur kurz vor dem Einsatz oder ein Ehepaar vor seinem Metzgerladen, wo das Fleisch in rohen Stücken ins Schaufester gehängt wurde. Aus dieser Epoche sieht man Bilder von der Arbeit in der Landwirtschaft, hier kommen grosse Objekte ins Bild: Fuhrwerke, Pferde und Heuschober. Die Bauarbeiter und Bauern werden mit ihren Arbeitsgeräten wie auf einem Bühnenbild inszeniert.

Mechanische Ziegelei Allschwil, 1898 Foto: Eduard Müller Schweizerisches Landesmuseum©


Arbeiter auf der Baustelle des Landesmuseums Zßrich, 2015 Foto: Roger Hagen, Schweizerisches LandesmuseumŠ

#LMZWORK Werden Sie Teil der Ausstellung Wer ein Foto von sich oder einer Kollegin/einem Kollegen bei der Arbeit hat, kann es mit dem Hinweis #LMZwork auf Twitter, Instagram oder auf die Facebook-Seite des Landesmuseums, oder per Mail an LMZwork@snm.admin.ch senden. Ist das Foto im Landesmuseum eingetroffen, wird es sofort auf einem Bildschirm in der Ausstellung aufgeschaltet. Die Ausstellung dauert noch bis zum 3.1.2016

Massenmedien Um die Jahrhundertwende ßberholte die Industrie die Landwirtschaft. Gleichzeitig beginnt die beschleunigte Produktion von Bildern in Form von Postkarten. 3-D Bilder werden zu einen Massenmedium. Der Ausstellungsbesucher bekommt in einem separaten Raum mit Hilfe einer 3-D Brille Einblick in die Arbeitswelt der 1910er und 20er Jahre. Der arbeitende Mensch wirkt in der mechanisierten Umgebung immer kleiner. Dafßr werden die Menschengruppen umso grÜsser: Die Belegschaft der MÜbelfabrik Glarus oder der Mechanischen Ziegelei in Allschwil. Die Arbeiter stehen nicht mehr fßr sich, sondern fßr die Leistungsfähigkeit des Unternehmens. In den 30er Jahren läuft die industrielle Produktion auf Hochturen. Kollektive Arbeit findet in Fabrikhallen und Grossraumbßros statt. Auch das Verlagswesen gedeiht. Täglich werden Zeitungen gedruckt und Fotojournalisten ergänzen die Berichterstattung mit Bildreportagen. Arbeitsprozesse und neue technischen Errungenschaften

werden dokumentiert. Die Fotografien von Theo Ballmer um 1940 zeigen den Arbeiter als gesichtsloses Wesen. Schweisser im Karosseriebau oder eine Fabrikhalle mit einer langen Serie von Näherinnen um 1940: Die Frauen sind alle in der gleichen Haltung ßber ihre Arbeit gebeugt und lassen sich kaum voneinander unterscheiden. 1970 hat die Fotografin Barbara Davatz in der Serie Porträt einer Schweizer Firma die Mitarbeiterinnen einer Zßrcher Textildruckerei und -zwirnerei portraitiert. Ihre Bilder geben der Einzelnen wieder sein Gesicht zurßck, und mit dem Gesicht ihre Geschichte. Zurßck in der Gegenwart und passend zum Ausstellungsthema, sind die Umbauarbeiten beim Landesmuseum fßr den Erweiterungsbau in vollem Gang. Unter anderem wird hier ein Studienzentrum eingerichtet, wo das gesamte Bildarchiv Üffentlich zugänglich gemacht wird. Eine gute Gelegenheit, um sich anhand der Zeitdokumente zu besinnen, woher wir gekommen sind, und wohin wir gehen. Anzeige

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K U LT U R

Brunnengeschichten J U N G B R U N N E N Zürich hat Glück, denn Wasser ist hier

nicht nur im Überfluss vorhanden, sondern auch von hervorragender Qualität. Ein weit verzweigtes Adersystem speist über 1200 Brunnen – somit ist Zürich eine der brunnenreichsten Städte in Europa.

TEXT UND FOTO DOMINIQUE LIEB

Ein warmer Herbstmorgen auf dem Lindenhofplatz. Noch ist der Moränenhügel im Herzen der Zürcher Altstadt wenig bevölkert, nur ein lebhafter Schwarm Tauben hat sich für die Gefiederpflege am Brunnenbecken unter den Lindenbäumen versammelt. Von hier aus mache ich mit Herrn Gonella von der Wasserversorgung einen kleinen Rundgang durch 800 Jahre Zürcher Brunnengeschichte. Ganz schnell reisen wir noch ein Stück weiter zurück in die Vergangenheit, denn als wir in die Fortunagasse hinabstechen, stossen wir auf einen uralten, zwanzig Meter tiefen Sodbrunnen mit einem seltsam modernen Aufsatz aus Chromstahl. Wasserlöcher Bevor der erste öffentliche Laufbrunnen 1430 installiert wurde, hat man das Wasser aus dem See, aus Flüssen und aus die-

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sem Sodbrunnen gewonnen. Brunnenschächte gab es in grosser Zahl und ein paar wenige sind heute noch sichtbar. Das daraus geschöpfte Grundwasser war schwer kontaminiert, mit stinkendem Unrat aus Küchen und Toiletten, sowie mit Abwasser vom Bader- oder Gerbergewerbe. Die letzte Choleraepidmie von 1876 setzte dem Sodbrunnen ein Ende: Damals begann die Stadt mit dem Aufbau einer modernen Wasserversorgung und einem Leitungssystem, die das Seewasser direkt in die Häuser beförderte, welche die Tüchel, das System aus Holzleitungen, ersetzte. Adersystem Im Laufe der Zeit wurden 320 zumeist historische Altstadtbrunnen über ein 150 Kilometer langes Leitungsnetz mit Quellwasser gespeist. Die Versorgung dieser Brunnen mit Quellwasser geschieht dank natürlichem Gefälle und benötigt weder Strom noch

Wasserpumpe. Zu diesem Adersystem gehören auch die 80 Notwasserbrunnen, erkennbar am charakteristischen Bronzeguss mit Babytreppe, wie sie seit den 1970er Jahren überall in der Stadt installiert werden. Sie sind ein wichtiges Inventar für die Notwasserversorgung, denn im Notfall können sie in eine Zapfstelle umgewandelt werden. Spitäler und Zivilschutzanlagen sind ebenfalls am Quellwassernetz angeschlossen. Quellwasser ist unbehandelt, und seit 1993 wird das Trinkwasser nicht mehr gechlort. Vom Brunnen zum Kunstwerk Ein Stück weiter oben am Rennweg treffen wir auf den Amazonenbrunnen. Er trägt die Nummer 1 und ist seit 1430 aktenkundig. Somit ist er der erste öffentliche Laufbrunnen der Stadt. Als erster seiner Art wurde er mit sauberem Wasser versorgt und stellte somit einen Quantensprung in der Wasser-


Am Rennweg wieder freigelegt: Alter Sodbrunnen, Vorläufer der Röhrenbrunnen. Hier wirft man Münzen hinein – zum Dank oder damit Wünsche in Erfüllung gehen.

versorgung dar. Möglicherweise wurde er deshalb mit einer Säule, dem sogenannten Stud, und einer Säulenfigur geschmückt. Erstmals diente ein Brunnen nicht nur der profanen Nutzung, sondern wurde zugleich als öffentliches Kunstwerk betrachtet. Wie schon auf dem Lindenhof wird auch der Amazonenbrunnen mit einer wehrhaften Frauenfigur geschmückt.

Der Lindenhofbrunnen wurde im Jahr 1667 zusammen mit der Pumpanlage an der Limmat und dem Reservoirhäuschen (links im Bild) errichtet. Er wechselte mehrmals den Standort, der heutige Brunnen wurde 1912 gebaut.

Brunnenarchitektu Wir spazieren weiter Richtung Münzplatz. Hier kann mir Herr Gonella anhand des Augustinerbrunnens die Brunnenarchitektur erklären. Der Trog bildet eine Wabenform mit sechs Wänden aus Mägenwiler Muschelkalk. Er ist mit einem Schmiedeeisenring zusammengespannt, die Ritzen sind mit Blei ausgegossen. Eine Halterung für die Tanse, mit der man das Wasser auf dem Rücken davontrug, ist immer noch vorhanden. Der halbkreisförmige, niedrige Vorbau bildet den Sudeltrog – er dient als Tränke für die Tiere und um Werkzeug darin zu waschen. Ein sehr kleines, steinernes Becken am Fuss des Troges ist tatsächlich als Tränke für Hunde und kleine Tiere gedacht. Markiert wird die Anlage von einem Stud aus Sandstein, das Kapital ist mit Pflanzenornamenten verziert und obendrauf steht die «Mässigkeit», als weibliche Standfigur mit Krug. Die Gestaltung der Brunnenfigur wurde eingehend kritisiert. Interessant ist daher die Brunnenröhre, die aus einem Löwenkopf besteht, aus seinem Maul schiesst eine Schlange hervor, diese wiederum speit das Wasser, das Geplänkel fliesst sich als gezähmter Wasserstrahl in den Brunnentrog. Möglicherweise ist es eine Parabel für die Nörgeler, die dem Bau-

Einer von 80 Notwasserbrunnen: Sie sind alle an das 150 Kilometer lange Quellwassernetz angeschlossen und können zur Zapfstation umfunktioniert werden.

vorstand das Leben schwer machten. Auf unserem Weg zur Limmat macht mich Herr Gonella auf einen unscheinbaren Brunnen auf der Peterhofstatt aufmerksam. Der kleine Metallbrunnen wurde von der Künstlerin Charlotte Germann-Jahn realisiert. Ein Brunnenbächlein plätschert aus der Quellfassung in mehrere kleine Wannen – diese Skulptur erinnert mich an eine zerklüftete Gebirgslandschaft-Miniatur. Seit der Gotthardtunnel 1880 eine direkte Verbindung auf die Alpensüdseite ermöglicht, wurden grosse Granitblöcke aus dem Tessin nach Zürich gebracht und man fing an monumentale Brunnen zu bauen, wie zum Beispiel der Manessebrunnen beim Hirschengraben. Wallfahrtsorte, Therme, Bräuche Wir gehen durch die Thermengasse und wandeln über die letzten Überreste eines römischen Bades. Von hier aus kommt man direkt auf den ehemaligen Hauptumschlagplatz für Wein und natürlich steht auf dem Weinplatz ein Winzerbrunnen mit einer stilisierten Eisenhaube aus filigraner Schmiedekunst. Von hier aus sieht man gut hinüber zur Wasserkirche, am anderen Ufer der Limmat. Herr Gonella erwähnt eine mysteriöse Heilquelle, die unterirdisch, auf dem ehemaligen Wohnsitz des Stadtheiligen Felix, jahrhundertelang ein Wallfahrtsort gewesen war. Während der Reformation hat man den Ansturm der Katholiken zurückgedrängt, indem man die Quelle versiegelte. Seither ruht sie verschlossen, wie Aladins Wunderlampe, unterhalb der Wasserkirche. Nun geht es wieder bergauf Richtung Predigerplatz, wo Herr Gonella mir den Froschauerbrunnen vorführt. Anno

1551 kaufte der Buchdrucker Christoff Froschauer die Gebäulichkeiten des einstigen Frauenklösterchens St. Verena an der Kleinen Brunnengasse und richtete hier die erste Druckerei in Zürich ein. Für seinen Handwerkerbetrieb baute er sich auch eine eigene Wasserversorgung. Der Brunnen dazu sprengte den Rahmen des bisher Gewohnten. Der Buckdruckmeister bestellte bei einem Steinmetz ein gemeisseltes Firmenzeichen: einen riesigen Frosch, auf dem ein Knabe mit einem Fähnchen sitzt. Überhaupt pflegte man seltsame Sitten und schöne Bräuche: So wurden die Buchdruckerlehrlinge während der Gesellentaufe in den Brunnen geworfen. Etwas Ähnliches praktizierte man auch

Herr Gonella von der Wasserversorgung Zürich vor seinem Lieblingsbrunnen an der Leuengasse.

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K U LT U R

mit der frischvermählten Braut ihrem Bräutigam, gleich nach der Hochzeit – als Aphrodisiakum und zur Steigerung der Fruchtbarkeit. Kriege und Konkurse Ein eher kriegerischer Akt ereignete sich 1987 am Neumarktbrunnen. Währen einer nächtlichen Sprengstoffattacke wurde die Jupiterstatue durch einen Sprengstoffanschlag aus unbekannten Gründen zerstört. Ähnliches erleidet bis heute der Bannerträger auf dem Stüssihofbrunnen, denn die Standfigur wird immer wieder von Vandalen heimgesucht. Nun besuchen wir den Pelikanbrunnen an der Leuengasse. Geht man um Herrn Gonellas Lieblingsbrunnen herum, entdeckt man die eingemeisselten Initialen der Stifterfamilie J.C.Z. oder L.Z. und eine Jahreszahl: 1725. Die Zieglers waren als Seidenfabrikanten mit japanischer Rohseide reich geworden. Beim Talacker bauten sie den «kleinen Pelikan» und zum 50-Jahre Jubiläum wurde dort ein Familienbrunnen errichtet. Nach dem Konkurs hat die Familie das Gut verkauft, der Brunnen wurde eingelagert, bis er 1959 hier wieder aufgestellt wurde. Er wirkt schlicht, nur eine Kugel sitzt auf dem Stud. Der wabenförmige Trog und die Säule sind aus Muschelkalk. Wir gehen zurück an die Limmat zum ehemaligen Fischmarkt. Hier war ein Brunnen äusserst nützlich, denn man konnte die Fischkörbe in den Trog hängen, um die Fische frisch zu halten. Auf dem Stud steht Samsun und kämpft in edler Pose mit den Löwen. Wasser und Wein Bei den Bauarbeiten stossen die Arbeiter manchmal auf Teuchel, die alten Holzleitungen, und nicht selten stellt man dort neue Brunnen auf. Zum Beispiel beim Vulkanplatz oder beim Münsterhof im Zusammenhang mit der neuen Platzgestaltung. Oder man sucht eine Quellwasserleitung in der Nähe und schliesst die neuen Brunnen an. Die unterirdischen Leitungen bilden so ein riesiges Adernsystem und man hat immer wieder Gelegenheit, mitten in der Stadt frisches Quellwasser zu trinken. Übrigens wurde im Mittelalter nur selten Wasser getrunken – die Leute konsumierten vor allem Wein oder Milch. Wer wenig Geld besass, trank oft auch Essig mit Wasser verdünnt. Wohl bekomms!

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Bub reitet Frosch: Froschauers Firmenzeichen am Predigerplatz gehörte zur ersten Buchdruckerei in Zürich.

Der Augustinerbrunnen nahe der Bahnhofstrasse steht auf einem ehemaligen, mittelalterlichen Notfriedhof.

Der kleine Brunnen auf der Peterhofstatt wurde 1974 von der Künstlerin Charlotte Germann-Jahn realisiert.


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BUSINESS LUNCH

Das Restaurant Muggenbühl ist 365 Tage im Jahr für Gäste geöffnet. Ernst Bachman mit seinen Schützlingen in der Küche. .:

Fotos: zVg (l.) / Stevan Bukvic/Tillate (r.)

Fest- und Augenschmaus G A R T E N R E S TA U R A N T Die Muggenbühl Gaststuben in Zürich-Wollishofen werden seit sechs Jahren von Ernst

Bachmann betrieben, der seit Jahrzehnten die Zürcher Gastroszene prägt.

TEXT PETER BLATTNER

Ein Blick auf die Speisekarten weckt ungeahnte Gelüste. Von einfachen Gerichten wie Bratwurst mit Rösti, Ofenfleischkäse mit hausgemachtem Kartoffelsalat (ohne Mayonnaise!) oder einem fast 600-grämmigen Wädli, geht es über «Spaghetti Padrone», Kalbsschnitzel «Muggenbühl» bis zum Klassiker Chateaubriand, um nur wenige Beispiele zu nennen. Interessant und vielseitig ist das Fischangebot von Barsch über Zander, Thunfisch, Lachs bis zur Seezunge. Nicht zu vergessen der Fischteller Muggenbühl mit feinen Zutaten wie Forelle, Saibling und Zander. Wie üblich beim Fisch: Auf den Tisch kommt, was der Fischer zu liefern vermag. Allherbstliche Schlager: Das Wild! Den Gast erwarten Rehpfeffer, Rehschnitzel, Wildschwein, Rehrückenfilet, Rehrücken Muggenbühl und vieles mehr, natürlich immer grosszügig garniert. Nicht nur ein Fest- sondern auch ein Augenschmaus! Spezialitäten Da wären die Mistchrazerli von Kneuss in verschiedenen Variationen und mit diversen Beilagen. Für die Freunde der grossen Fleischstücke hält der Gastwirt und Küchenchef Top US Entrecôtes und Rindsfilets bereit. Legendär und tellergross sind die Cordon bleus. Die Kalbshaxe cremolata wird mit Weissweinrisotto serviert und das Kalbskotelett ist riesig. Auch Lammgerichte

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(Lammfleisch aus Neuseeland) stehen auf der Karte. Empfehlenswert sind die Mittagsmenüs. Das Lokal ist bestens geeignet für kreative Business Lunches und Familien- und Vereinsanlässe. Gegen 30 Vereine kehren im Muggenbühl regelmässig ein. Imposanter Weinkeller Analog dem Speiseangebot präsentiert sich die Weinkarte, die stark mit zürcherischen und schweizerischen Spezialitäten besetzt ist. Da wäre u.a. bei den Weissen der Räuschling Burghalde Riesbach, ein Merlot del Ticino, aber auch die edlen Waadtländer St. Saphorin oder Dézaley zu nennen. Der rare Cure d’Attalens ist ebenfalls im Angebot, sowie Weine aus Österreich, Italien und Frankreich. Bei den Rotweinen werden regionale Spezialitäten gepflegt, wie den Magdener Pinot Noir oder den Schiterberger «Himmelsleiterli». Gut vertreten sind das Tessin, das Wallis und Graubünden. Die Karte führt ausserdem Rotweine aus Österreich, Frankreich, Italien und Spanien auf. Aus exoterischen Gefilden stammen Weine aus Chile, Argentinien und aus den USA. Viele dieser edlen Tropfen sind auch im Offenausschank erhältlich. Ernst Bachmann’s Tochter ist mit dem Winzer Gerhard Wunderli in Zeiningen verheiratet und liefert u.a. den Pinot Noir und Pinot gris ins Muggenbühl. Lokalitäten Nebst der grossen Gartenwirtschaft sind im sorgfältig renovierten Riegelbau ver-

schiedene Gaststuben untergebracht. Es gibt auch ein bedientes Fumoir. Der Pavillon bietet Platz für Bankette bis zu 95 Personen. Dabei legt der Wirt grössten Wert darauf, dass jede Feier und jeder Anlass einzigartig gestaltet wird – und zwar für jedes Budget. Ob Chateaubriand oder Ghackets mit Hörnli: Der Chef setzt sich persönlich mit den Kunden zusammen, um das Bankett zu planen und einen Event zu gestalten, von dem die Gäste nach lange schwärmen werden. Parkplätze sind vor dem Haus genügend vorhanden. Insgesamt gibt es sechs Säle für Feste und Versammlungen. Nicht zu vergessen die Kegelbahn in welcher im Untergeschoss zwei Teams gleichzeitig spielen können. Für bescheidene 30 Franken pro Stunde ist man dabei. Der Patron Ernst Bachmann, der rührige Pächter des der Stadt Zürich gehörenden Betriebs, hat auch einen Sitz im Kantonsrat. Er nimmt führende Positionen im Verbandswesen der Wirte ein, und ist somit beispielhaft für seine Berufskollegen. In seinem Betrieb bildet der Vizepräsident von Gastrosuisse in einjährigen Gastro-Lehrgängen Flüchtlinge aus, damit sie anschliessend eine Berufslehre absolvieren können. INFO Muggenbühl Gaststuben, Muggenbühlstrasse 15, 8038 Zürich, Telefon 044 482 11 45, Fax 044 482 84 54, www.muggenbuehl.ch, gaststuben@muggenbuehl.ch


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GELD

Klug investieren G L O B A L A N C E B A N K Die Datenmenge im Internet verdoppelt sich alle vier Monate. Innovatives

Energiemanagement ist daher für die Zukunftsfähigkeit der IT-Branche entscheidend. Auch andere Sektoren sehen sich mit fundamentalen Veränderungen konfrontiert. Die Globalance Bank findet die besten Stromsparer in IT und die stärksten Innovatoren in andern Branchen. Sie ermöglicht ihren Kunden zukunftsorientiertes Investieren. GLOBALANCE FOOTPRINT®

Footprint

Wäre das Internet ein Land, wäre es der fünftgrösste Energieverbraucher.

Es braucht eine systemat a ische Suche und einen ausgeprägten Spürsin sinn, um diejenigen Unternehmen zu finden, welche die wirklich h wicchti h gen globalen Herausforderungen erfolgrei e ch meistern können. Die Zür Zürche ch r Privatbank Globalance Bank hat extra für diesen Zweck den Globalance Footprint® entwickelt. Mit diesem Insstru t ment wird die Zukunftsfähigkeit von Anlagen bewertet und deren Wirkung auf Wirtschaft Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt aufgezeigt. Grafikquelle: Globalance Bank Foto: Florian Hirzinger/wikipedia

TEXT PETER ZOLLINGER

Jede Google-Abfrage, jedes Facebook-Bild oder YouTube-Video benötigt Strom. Unser Surfen, Liken, Sharen verschlingt immer mehr Energie: Wäre das Internet ein Land, wäre es der fünftgrösste Energieverbraucher (nach den USA, China, Russland, Japan, vor Indien und Deutschland). Die Datenmenge im World Wide Web verdoppelt sich alle vier Monate. Auf unserer privaten Stromrechnung macht dies kaum einen Unterschied, denn der grösste Anteil an diesem Stromverbrauch fällt hinter den Kulissen an: In den gigantischen Datenzentren, die Google, Amazon, Facebook und Co. betreiben. Sie sind äusserst energie- und kostenintensiv. Kluge Systeme verhindern Ressourcen-Vergeudung Zugleich aber haben die IT-Branche und ihre Zulieferer ein hohes Sparpotenzial erkannt. Sie entwickeln innovative Lösungen, um die Effizienz

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der Datenzentren zu steigern. Eines dieser Unternehmen ist der amerikanische Energiemanager Eaton: Es bietet unter anderem unterbrechungsfreie Stromversorgungs-Anlagen (USVs) an. Diese sind dafür ausgelegt, qualitativ hochwertigen Backup-Strom zu liefern. Die Energiespar-Technologie der USVs von Eaton kann bis zu 15 Prozent effizienter arbeiten als traditionelle unterbrechungsfreie Stromversorgungs-Anlagen. Damit lassen sich Kosten senken und CO2-Emissionen reduzieren. Dank Globalance mit Erfolg in zukunftsorientierte Unternehmen investieren Der Energiemanager Eaton steht damit exemplarisch für die Anlagegrundsätze der Globalance Bank in Zürich, die ihren Kunden zukunftsorientiertes Investieren mit «doppelter Rendite» ermöglicht: Einer finanziellen und einer ideellen. Dazu Gründer und CEO Reto Ringger: «Smartes Energie-

management wie jenes von Eaton entspricht unserem Anspruch beispielhaft. Es sind solche Unternehmen, die dazu beitragen, dass wir die wirklich wichtigen globalen Herausforderungen erfolgreich meistern können.» Auch in anderen Sektoren findet Globalance renditestarke Innovatoren. Zwei weitere Beispiele: Im Bereich Telekommunikation schliesst der norwegische Telekom-Anbieter Telenor Länder wie Pakistan mit Mobiltechnologie an das weltweite Internet an und der Schweizer Warenprüfer SGS ist weltweit führend, wenn es um Vertrauen in Daten geht. GLOBALANCE BANK Die Globalance Bank ist eine eigentümergeführte Schweizer Privatbank und steht für einen Paradigmenwechsel im Banking. Globalance Bank berät Privatkunden, Familien und Stiftungen bei der langfristigen Vermögensanlage. Die Privatbank ist bereits mehrfach ausgezeichnet worden, u.a. prämierte im September 2015 das World Economic Forum (WEF) an einer Konferenz in Dalian, China, die Globalance Bank als «Global Growth Company». www.globalance-bank.com


PROMOTION

Mineralwasserproduzentin setzt auf ABACUS ERP Dank der ABACUS ERP-Software hat die Mineralwasserproduzentin Goba aus Gontenbad bei Appenzell ihre Unternehmensprozesse im Griff. Mit Hilfe eines individuellen Customizing der Standardsoftware erfüllt diese sämtliche branchenspezifischen Anforderungen der Lebensmittelindustrie.

TEXT THOMAS KOEBERL

Mit der ABACUS Lösung und der Implementierung durch bsb.info.partner wurde eine hohe Automatisierung der Auftrags- und Produktionsabwicklung bei Goba erreicht. Zu den unabdingbaren Voraussetzungen, die Goba als Lebensmittelproduzentin von einem ERP-System benötigt, gehören branchenübliche Funktionen, um Chargen zurückzuverfolgen, Qualitätssicherungsprozesse zu unterstützen, ein komplexes Preis und Rabattsystem abzubilden, Gebinde zu verwalten und Gebühren abzurechnen. Von Null auf Hundert Die Umsetzung der Anforderungen von Goba in der Software nahm etwa acht Monate in Anspruch. Am zweiten Januar 2014 erfolgte der Livestart. Heute profitieren insbesondere die Aussendienstler von den individualisierten Funktionen zur Erfassung ihrer Kundenbesuche. Die Verkaufsleitung hat den Vorteil, dass sie jederzeit über die Aktivitäten der Aussendienstler informiert ist und dank dem Wochenrapport eine Kontrolle inklusive der Spesenauslagen über jeden einzelnen erhält. Im ABACUS CRM wurden auch die Beziehungen der Getränkehändler zu ihren Endkunden abgebildet. So zeigt ein Kundenstammblatt sämtliche Ansprechpartner, das Kundensortiment, die Werbe und Sponsoringbeiträge sowie Umsatzzahlen der letzten beiden Jahre, was GobaMitarbeitenden eine grösstmögliche Transparenz über das Unternehmensgeschehen bietet. Branchenspezifisches Customizing Damit sich Artikelzubehöre wie Gebinde und das PET-Recycling im System ohne Zusatzaufwand verwalten lassen, wurden diese für jeden Artikel

GOBA AG Goba ist einer der kleinsten Mineralwasserproduzenten der Schweiz, ist im appenzellischen Gontenbad domiziliert, beschäftigt 50 Mitarbeitende und verzeichnet einen Ausstoss von rund 17 Millionen Flaschen pro Jahr. Mit zwei Partnerfirmen werden über die eigene Betriebslogistik schweizweit Händler, Gastronomen, Detaillisten, Grossverteiler und Private beliefert. Implementierungspartner: bsb.info.partner AG, St. Gallen, Spreitenbach, Glarus. www.bsbinfopartner.ch Softwarehersteller: ABACUS Research AG, www.abacus.ch

Gabriela Manser, CEO der Goba AG: «Wir legen grossen Wert auf die Berücksichtigung regionaler Qualitätsprodukte, nicht nur in der Herstellung unserer eigenen Produkte, sondern auch bei der Informatiklösung. Mit ABACUS und dem Vertriebspartner bsb.info.partner haben wir die optimale Kombination gefunden.»

als SetPositionen abgebildet, was die Auftragserfassung enorm beschleunigt. Leergebinde und Depot werden wie bei den Getränkehandelslösungen bei der Rücknahme auf dem Auftrag eingegeben und bei der Fakturierung der Monatsrechnung automatisch abgezogen. Die Möglichkeit, komplexe Preis und Rabattfindungen für die einzelnen Kunden dem Programm zu überlassen, wird von den Sachbearbeiterinnen bei Goba sehr geschätzt.

Fazit Mit der ABACUS ERPGesamtlösung hat Goba heute das gesamte Unternehmenswissen, über Kunden und Prozesse, an einem zentralen Ort abgelegt und somit jederzeit Zugriff auf alle relevanten Informationen. Die von bsb.info.partner angepassten Programmmodule und implementierten Prozesse haben aus der ABACUS Standardsoftware ein mehr als taugliches ERPSystem für Lebensmittelhersteller und den Getränkehandel gemacht.

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RECHT

Missbräuchliche Konkurse Z I E L K O N F L I K T E Im heute geltenden Konkursrecht besteht eine der wichtigsten Zielsetzungen darin,

scheiternden Unternehmern eine neue Chance für eine wirtschaftliche Tätigkeit zu gewähren. Leider wird diese Chance oft dafür missbraucht, dass sich Unternehmer ihren Verpflichtungen entledigen.

TEXT NICOLAS FACINCANI UND RETO SUTTER

Die Praxis zeigt, dass es immer wieder Fälle gibt, in denen der Konkurs einer Gesellschaft dazu missbraucht wird, um Löhne und andere unliebsame Forderungen nicht bezahlen zu müssen. Normalerweise wird dabei wie folgt verfahren: Kurze Zeit nach Konkurseröffnung gründet der Geschäftsinhaber eine neue Gesellschaft, wirbt die bisherigen Arbeitnehmer für die neue Gesellschaft ab und kauft die notwendigen Warenlager und Produktionsanlagen günstig, häufig massiv unter Wert, aus der Konkursmasse. Dadurch werden in der Regel nicht nur die Gläubiger geschädigt, sondern auch Mitkonkurrenten unter Umständen unlauter konkurrenziert. Zudem wird auch die Arbeitslosenkasse geschädigt, die den Angestellten über die Insolvenzentschädigung die ausstehenden Monatslöhne vor dem Konkurs bezahlen muss. Das geltende Konkursrecht, das Gesellschaftsrecht und das Strafrecht stellen verschiedene Mittel zur Verfügung, um Missbräuche im Zusammenhang mit Konkursen zu ahnden. In der Praxis sind aber die faktischen und rechtlichen Hürden für Gläubiger und Behörden zur Rechtsdurchsetzung oft zu hoch. Oft verzichten die Gläubiger bereits auf die Stellung eines Konkursbegehrens, weil das Kostenrisiko zu hoch ist. Organhaftung und Strafrecht Eine der Möglichkeiten, um gegen missbräuchliche Konkurse vorzugehen, ist die Actio Pauliana (sog. Anfechtungsklage). Dabei kann ein Gläubiger innert gewisser Fristen mit einem Pfändungsverlustschein oder die Konkursverwaltung klageweise die Rückübertragung von Vermögenswerten in die Konkursmasse verlangen. Voraussetzung hierfür ist, dass die Vermögenswerte durch eine anfechtbare Rechtshandlung übertragen und damit der Konkursmasse entzogen worden sind. Anfechtbare Rechtshandlungen in diesem Sinn sind namentlich Schenkungen oder Verkauf

unter Marktwert und Rechtshandlungen, die in der Absicht ausgeführt wurden, um die Gläubiger zu schädigen oder einzelne Gläubiger zu bevorzugen. Die Rückabwicklung solcher Transaktionen hängt auch von der Durchführung eines zumindest summarischen Konkursverfahrens ab, für dessen Kosten u.U. die Gläubiger in Vorlage gehen müssen. Gesellschaftsrechtlich stehen beim missbräuchlichen Konkurs die Organhaftung zur Verfügung. Die prozessualen Hürden für die Durchsetzung der Verantwortlichkeitsklage und das damit verbundene Kostenrisiko lassen eine nachhaltige Verfolgung regelmässig aber nur in Ausnahmefällen zu. Das Strafrecht sieht mit den Tatbeständen «betrügerischer Konkurs und Pfändungsbetrug», «Gläubigerschädigung durch Vermögensverminderung» und der «Misswirtschaft» Möglichkeiten vor, um in bestimmten Fällen die Verantwortlichen strafrechtlich zu sanktionieren. Das Problem ist, dass die entsprechenden Sachverhalte den Strafverfolgungsbehörden zuerst zur Anzeige gebracht werden müssen und die Strafuntersuchung lange Zeit in Anspruch nimmt. Nicht selten führen solche Strafuntersuchungen nicht zu einer Verurteilung. Neue Möglichkeiten Im Rahmen einer geplanten Revision des Konkursrechts sollen die Gläubiger nun etwas besser geschützt werden. Die unserer Ansicht nach wichtigsten Änderungen sind die folgenden: Ist der Schuldner eine juristische Person, so haften die letzten von der Gesellschaft eingesetzten und im Handelsregister eingetragenen Organe des Schuldners dem Konkursamt oder der Partei, die den Kostenvorschuss für den Konkurs geleistet hat, solidarisch für einen Ausfall, sofern diese nicht nachweisen, dass

Foto: Pixelio.de

sie kein Verschulden trifft. Die leitenden Organe können also u.U. für die Kosten des Konkursverfahrens herangezogen werden, was das Kostenrisiko für die Gläubiger reduziert und den Konkurs und damit die Abklärung offener Fragen oftmals erst ermöglicht. Zudem sollen neu die Gläubiger von Steuern, Abgaben, Gebühren, Bussen und andere im öffentlichen Recht begründete Leistungen sowie von Prämien der obligatorischen Unfallversicherung befugt sein, ein Konkursbegehren stellen. Damit wird es vermehrt zu Konkursen kommen, welche durch staatliche Stellen initiiert werden und private Gläubiger werden quasi auf den Zug aufspringen können.Ob die geplanten Änderungen die erhoffte Wirkung zeitigen werden, kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abschliessend beurteilt werden. DIE AUTOREN Nicolas Facincani, lic. iur., LL.M., ist Partner der Anwaltskanzlei Voillat Facincani Sutter + Partner. Er ist als Rechtsanwalt tätig und berät Unternehmen und Private vorwiegend in wirtschaftsrechtlichen Belangen. Kontakt: facincani@vfs-partner.ch Reto Sutter, Dr. iur., LL.M., ist Partner der Anwaltskanzlei Voillat Facincani Sutter + Partner. Er ist Rechtsanwalt und dipl. Steuerexperte. Er berät Unternehmen und Private vorwiegend in wirtschafts- und steuerrechtlichen Angelegenheiten. Kontakt: sutter@vfs-partner.ch www.vfs-partner.ch

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NETZWERKE

Aus den Forschungseinrichtungen der Schweizer Hochschulen entspringen immer wieder neue Spin-offs.

Foto: wikipedia/ETH Hönggerberg

Pfeiler der Wirtschaft I N N O VAT I O N Forschungseinrichtungen, die Weltspitze sind, flexible Unternehmen, liberale Rahmen-

bedingungen und viel Erfindergeist. Dies ist das Rezept für den Erfolg unseres Wirtschaftsstandortes.

TEXT REGINE SAUTER

Regelmässig ist die Schweiz auf den vordersten Plätzen zu finden, wenn die Innovationsfähigkeit verschiedener Länder miteinander verglichen wird. Konkret bedeutet dies, dass es eine Stärke der Schweizer Wirtschaft ist, neue Erkenntnisse erfolgreich umzusetzen und als wegweisende Produkte auf den Markt zu bringen. Was hat die Schweiz in diesem Bereich so stark gemacht, und wie können wir dafür sorgen, dass sie dies in Zukunft auch bleibt? Investitionen in die Forschung Pfeiler der innovativen Schweiz sind unsere hervorragenden Forschungseinrichtungen wie die ETH, Unis und verschiedenste Institute. Diese forschen nicht einsam vor sich hin, sondern befinden sich in einem permanenten Austausch mit der Wirtschaft. Zum Teil entstehen aus den Forschungsaktivitäten sogar eigene Unternehmen, sogenannte Spin-offs. Ein gutes Beispiel dafür ist die Präzisionsgüterindustrie. Sie hat sich neben der Pharmabranche zum wichtigsten Industriezweig der Schweiz entwickelt. Rund 90 000 Beschäftigte arbeiten schweizweit in dieser Branche, und sie ist für 16 Prozent der gesamten Schweizer Exporte verantwortlich. Einen wesentlichen Anteil an diesem Erfolg hat die hohe Forschungsintensität in der Schweiz. Während in anderen Ländern die Ausgaben für Forschung und Entwicklung zurückgegangen sind, stiegen diese in

unserem Land in den vergangenen Jahren kontinuierlich an. Träger der Präzisionsgüterindustrie sind vor allem die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU). Hier besteht die nötige Flexibilität, um rasch auf neue Anforderungen des Marktes zu reagieren. Möglich wird dies auch, weil unser Arbeitsmarkt liberal ausgestaltet ist, und die Unternehmen die Möglichkeit haben, dann und dort Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu beschäftigen, wo sie benötigt werden. Fachkräfte nötig Dass wir über hochqualifizierte Fachleute verfügen, ist die grösste Stärke unseres Landes; im Bereich der Innovation vor allem Naturwissenschaftlerinnen und Naturwissenschaftler, aber auch Mathematiker und Ingenieurinnen, Informatikerinnen und Informatiker. Gerade die letzte Berufsgruppe wird in Zukunft noch wichtiger werden. Digitale Technologien spielen schon heute eine entscheidende Rolle in sämtlichen Branchen und Prozessen, und für die Präzisionsgüterindustrie gilt dies ganz besonders. Allerdings bilden wir in der Schweiz heute zu wenig Informatiker aus, um den steigenden Bedarf an diesen Spezialistinnen und Spezialisten – tausendene in den nächsten Jahren – decken zu können. Es muss somit gelingen, junge Menschen zu einer Ausbildung in Informatik zu motivieren. Es wird aber auch immer nötig bleiben, zusätzlich Fachkräfte aus dem Ausland zuzuziehen. Wenn es infolge der Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative nicht mehr mög-

lich sein sollte, diese anzustellen, dann ist auch der Innovationsplatz Schweiz gefährdet. Innovationspark als Chance Intensiviert werden muss schliesslich der Austausch zwischen Forschung und Wirtschaft. Produktion und Forschung müssen Hand in Hand gehen. Nötig ist Nähe und Vernetzung, nötig ist ein eigentlicher «Marktplatz», wo die Ideen sich begegnen können und anschliessend realisiert werden. Mit den geplanten Innovationsparks auf dem Gelände des Flugplatzes Dübendorf und bei der ETH in Lausanne bietet sich hierfür eine hervorragende Chance. Spezialistinnen und Spezialisten aus Hochschulen und Forschungsabteilungen von Unternehmen werden dort in enger Nachbarschaft zusammenarbeiten können. Neue Impulse für die Wirtschaft werden dadurch möglich. Nicht Trägheit hat die Schweiz zu dem gemacht was sie heute ist, sondern Erfindergeist, vorausschauendes Handeln und ein Staat, der Freiheit gewährt. Wenn unser Wirtschaftsstandort weiterhin innovativ und erfolgreich bleiben soll, dann müssen wir diesen Stärken Sorge tragen und sie weiterentwickeln. Denken wir daran: die Konkurrenz schläft nicht.

DIE AUTORIN Dr. Regine Sauter ist Direktorin der Zürcher Handelskammer.

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Eine Sprache für Alles und Jeden Am 14. Oktober 2015 findet der Weltnormentag statt. Normen sind aus der Welt, wie wir sie kennen, nicht mehr wegzudenken. Längst haben sie unseren Alltag durchdrungen, prägen unser Verhalten und begegnen uns in Form von Produkten, Symbolen und Routineabläufen.

Die Kreditkarte funktioniert an jedem Geldautomat, in den Läden finden Sie mühelos die passende Glühbirne für Ihre Lampe und der Computer übermittelt Ihre Dokumente an den Drucker eines anderen Herstellers. Das problemlose Funktionieren dieser Abläufe ist für uns längst zur Selbstverständlichkeit geworden. Dahinter steckt aber viel Arbeit und Präzision. Stellen Sie sich vor, wie schwierig es wäre, Produkte oder Komponenten bei internationalen Anbietern zu bestellen, wenn es keine Masseinheiten gäbe. Unter «klein» oder «gross» versteht

jeder etwas anderes, unter Normen – beispielsweise Formate wie «JPEG» oder «MPEG» – jeder das Gleiche. Von der Telefonvorwahl über Währungskürzel bis hin zum Internetzugang ist heute alles normiert. Normen erleichtern die Kommunikation zwischen Mensch und Maschine oder stellen die Zusammenarbeit zwischen Komponenten und Produkten sicher. Sie nützen nicht nur dem Handel, sondern erleichtern auch die Zusammenarbeit unter den Menschen auf der ganzen Welt. Genormte Symbole vermitteln wich-

SCHWEIZERISCHE NORMEN-VEREINIGUNG (SNV) Die SNV ist die nationale Normenorganisation der Schweiz. Sie vertritt die Anliegen ihrer Mitglieder und gewährleistet damit die Einflussnahme der Schweizer Wirtschaft und Gesellschaft in den nationalen, europäischen und internationalen Normengremien. www.snv.ch

Normen erleichtern die Kommunikation: Der Weltnormentag am 14. 10. 2015.

tige Informationen wie Waschanleitungen, Notfallfluchtwege oder

Gebrauchshinweise für elektrische Geräte schnell und weltweit verständlich. Internationale Normen sind das Ei des Kolumbus der Technologie. Wo es sie gibt, funktionieren die Dinge einfach; wo keine angewandt werden,

merken wir es sofort. In einer Welt ohne Normen wären die alltäglichsten Dinge wie ein Telefonanruf, das Surfen im Internet oder das Zahlen mit einer Kreditkarte viel komplizierter oder beinahe unmöglich. Anzeige

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NETZWERKE

VERBAND ZÜRCHER HANDELSFIRMEN

Aus der Praxis P R A K T I K A N T E N Eine Medizinstudentin absolvierte bei einem Hausarzt ein Praktikum. Als

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sie auf dem Weg zur Arbeit mit dem Velo stürzte, wollte die Unfallversicherung des Hausarztes mit der Begründung nicht zahlen, die Praktikantin sei gar nicht obligatorisch unfallversichert

Der Verband Zürcher Handelsfirmen (VZH) ist mit seinen rund 2 300 Mitgliedsfirmen eine starke Stimme der Arbeitgeber im Wirtschaftsraum Zürich. Die Mitgliedsfirmen profitieren u.a. von der kostenlosen Rechtsberatung im Arbeits- und Sozialversicherungsrecht und den regelmässig erscheinenden Mitteilungsblättern mit aktuellen personalrechtlichen und -politischen Informationen wie Gerichtsurteilen, Checklisten, Gesetzesneuerungen, Veranstaltungshinweisen u.v.m.

Foto: BilderBox.com

gewesen.

TEXT HANS STRITTMATTER

Die Rechtsprechung bezeichnet als Arbeitnehmer gemäss Unfallversicherungsgesetz: «Wer um des Erwerbes oder der Ausbildung willen für einen Arbeitgeber, mehr oder weniger untergeordnet, dauernd oder vorübergehend tätig ist, ohne hierbei ein eigenes wirtschaftliches Risiko tragen zu müssen». Unfallversicherung Gestützt darauf teilte das Bundesgericht die Meinung der Versicherungsgesellschaft nicht. Praktikanten (auch Schnupperlehrlinge oder Volontäre) seien grundsätzlich versichert, da von der obligatorischen Unfallversicherung auch Tätigkeiten erfasst seien, die Begriffsmerkmale eines Arbeitsverhältnisses nicht vollumfänglich erfüllen. Daher sei es im konkreten Fall unerheblich, dass die Praktikantin ihre Ausbildung noch nicht abgeschlossen hatte.

Ebenfalls spielte es keine Rolle, dass es keinen schriftlichen Arbeitsvertrag gab und sie auch keinen Lohn erhielt*. Mehrere Jobs? Nicht selten kommt es vor, dass (Teilzeit-)Mitarbeitende verschiedene Jobs nebeneinander innehaben. Beliebte Ergänzungen nebst eigentlichen Zweitoder Drittanstellungen sind beispielsweise Reinigungsdienst, nächtliches Taxifahren oder Engagements als Türsteher. Auch kommen (schein-)selbstständige Tätigkeiten in Frage. Das ist per se nicht problematisch, sofern die einzelnen Beschäftigungen zumindest keine negativen Auswirkungen aufeinander haben oder sich gar konkurrieren (Treuepflicht, Schwarzarbeitsverbot), nicht gegen arbeitsvertragliche oder betriebliche Regelungen verstossen und die arbeitsgesetzlichen Vorschriften eingehalten werden. Bei Letzteren ist vor allem an die täglichen und wöchentlichen Höchstarbeitszeiten, die tägliche und wöchentliche Ruhezeit oder an den wöchentlichen freien Halbtag zu denken. Bei Mehrfach-

beschäftigung wird die Arbeitszeit sämtlicher Tätigkeiten zusammengezählt. Die Verantwortung zur Einhaltung der arbeitsgesetzlichen Vorschriften liegt bekanntlich auf der Arbeitgeberseite, wobei namentlich Zweit- oder Drittarbeitgeber erhöhte Kontrollanforderungen treffen. Die Firmen tun gut daran, reglementarisch oder arbeitsvertraglich vorzusehen, dass Nebentätigkeiten zumindest mitgeteilt werden müssen, wenn sie nicht sogar bewilligungspflichtig sind. Grundsätzlich trifft ein Mitarbeiter gegenüber seinem Arbeitgeber eine ungefragte Mitteilungspflicht, wenn er eine Nebentätigkeit übernehmen möchte, die die Interessen seines Arbeitgebers tangieren könnte. In der Praxis ist dies jedoch oft nicht im Bewusstsein verankert. Werden Mitarbeitende neu für Tätigkeiten eingestellt, die beliebte Nebenerwerbe sind, ist es auch empfehlenswert, sich ein Bild vom ganzen «Jobportfolio» eines Bewerbers zu machen. * Urteil des Bundesgerichts vom 5. Mai 2015, 8C 116/2015

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ZÜRICH IM BILD

Durchschnittlich 400 000 Personen gehen täglich im Hauptbahnhof Zürich ein und aus. Sich in diesem Gewimmel zu finden, ist gar nicht so einfach. Die grosse SBB-Standuhr ist der offizielle Treffpunkt in der Bahnhofshalle, wo sich Geschäftsleute, Touristen und einfach jeder, der will, verabreden können. Es ist in seiner Vielfalt ein kleines Abbild Zürichs und ein idealer Ort, um die Menschen der Stadt kennenzulernen. Foto: Silvan Buholzer 46 l

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