Zürcher KMU 2 2016

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NR. 2 l 2016

DAS ZÜRCHER UNTERNEHMER-MAGAZIN

CARMEN WALKER SPÄH

DIE KMU-MINISTERIN THEMA

UNTERNEHMEN

PORTRÄT

Züri-Nord im Wandel

Philip Bucher von Doppelleu

Alex Rübel: Der Zoo ist PR für den Naturschutz


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IRNUHBAR LI K T

AKTUELL 4 Fachmessen 5 Kion: Eventorganisation

IM GESPRÄCH 6 Regierungsrätin Carmen Walker Späh

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1934 wurde Oerlikon an die Stadt Zürich angeschlossen und bildet zusammen mit Affoltern und Seebach den Kreis 11. In den letzten Jahren entwickelte sich die ehemalige Industrieblüte zu einer lebendigen Werk- und Wohnstadt.

THEMA 10 Oerlikon im Wandel: Vom Industriestandort zur Wohnstadt

12 Strukturwandel: Werkplatz im Norden

UNTERNEHMEN 16 Doppelleu Brauwerkstatt AG: Das Ende der Stange 20 Felfel: Die Würze des Lebens 22 Daniel Müller: Neustart als Winzer

PORTRÄT 24 Zoodirektor Alex Rübel: «Der Wolf gehört zu uns»

ZÜRCHER PIONIERE 28 Heini Hediger: Mit Leib und Seele

INNOVATION 30 Smart Service: Robotergeflüster

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Die Vorsteherin der Volkswirtschaftsdirektion Carmen Walker Späh im Interview.

KULTUR 32 Echo-Archiv: Topografie der Stimme 34 Wappenkönig: Der Zürileu

BUNSINESSLUNCH 36 Restaurant Zeughauskeller: Für Schwertschlucker

BÜCHER 38 Vernetzte Gesellschaft

RECHT 40 Arbeitsrecht: Einsicht in die Personalakte 41 Vertretungsrecht: Selbstbestimmte Zukunft

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Philip Bucher, CEO und Co-Gründer von Doppelleu im Gespräch: «Ein Grossteil der kleinen Brauereien wächst heute auf Kosten der Grossen.»

NETZWERKE 42 ZHK: Im Einsatz für den Wirtschaftsstandort 44 VZH: Rechte und Pflichten im Sozialversicherungsrecht

EVENT Bilder: Keystone/Valeriano Di Domenico (Cover) zVg/Stadtarchiv der Stadt Zürich (o.) Keystone/Nick Soland (o.r.) zVg (m.r.) Keystone/René Ruis (u.r.)

45 Wer wagt, gewinnt

ZÜRICH IM BILD 46 Die Oerliker Schraube

Für Alex Rübel ist der Zoo eine PR-Institution für den Naturschutz.

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IMPRESSUM ZÜRCHER KMU – Das Zürcher Unternehmer-Magazin erscheint im Verlag SWISS BUSINESSPRESS SA, Zürcherstrasse 20, 8952 Schlieren, Zürich, Telefon 044 306 47 00, Fax 044 306 47 11, www.unternehmerzeitung.ch, print@zürcherkmu.ch HERAUSGEBER Remo Kuhn, kuhn@unternehmerzeitung.ch REDAKTION Dominique Lieb, lieb@swissnews.ch; Anouk Arbenz, arbenz@swissnews.ch; Peter Blattner, blattner@unternehmerzeitung; Delia Bachmann, bachmann@swissnews.ch; Silvan Buholzer, buholzer@swissnews.ch MARKETING Felix Keller, keller@unternehmer zeitung.ch MITARBEIT AN DIESER AUSGABE Nicola Behrens, Elke Frost, Nicolas Facincani, Julia Gschwend, Regine Sauter, Hans Strittmatter LAYOUT & PRODUKTION Bruno Strupler, strupler@swissnews.ch; Silvan Buholzer, buholzer@swissnews.ch DRUCK Stämpfli AG, Wölfli strasse 1, 3001 Bern NACHDRUCK Mit schriftlicher Genehmigung des Verlags und detaillierter Quellenangabe ©Unternehmer zeitung /SWISS BUSINESSPRESS SA; Ep: Fr. 6.– , Abo: Fr. 30.– TEXT- UND BILDMATERIAL Für unverlangt eingesandtes Text- und Bild material wird keine Haftung übernommen. Im Verlag SWISS BUSINESSPRESS erscheinen ausserdem: UNTERNEHMERZEITUNG – Fachblatt der Firmeninhaber und -Inhaberinnen in der Deutschschweiz

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AKTUELL

Heisser Stuhl und Praxiswerkstatt 2 . S Ä U L E Die Fachmesse für Personalvorsorge findet am 27. und 28. April im Kongresshaus Zürich statt. Die Zweite Säule ist die kapitalgedeckte Versicherung für die berufstätige Bevölkerung zur Deckung der gewohnten Lebenshaltungskosten. An der Fachmesse 2. Säule können sich Verantwortungsträger der beruflichen Vorsorge untereinander austauschen und mit Experten aus allen Fachbereichen rund um Pensionskassen ins Gespräch kommen. An der diesjährigen Fachmesse im Kongresshaus sind rund 100 Aussteller dabei, darunter Banken, Versicherungen, Beratungsfirmen, IT-Firmen, Organisationen und Immobilienfirmen. Verantwortungsträger von Vorsorgeeinrichtungen können sich hier eine

repräsentative Marktübersicht verschaffen. Im Rahmen des Veranstaltungsprogramms finden vier Arenen zu Vorsorgethemen statt. Hier geht es beispielsweise um die Frage, wie risikoreich Anlagen in Staatsund Unternehmensanleihen sind oder, welches Leistungsniveau wir uns langfristig gönnen wollen. An den Morgenevents wird über die Umverteilung bei den Vorsorgeeinrichtungen diskutiert. Auf dem «Heissen Stuhl» stehen prominente Persönlichkeiten wie Martin Kaiser oder Michael Uebersax Rede und Antwort. Das Vorsorge Update informiert über die wichtigsten Erkenntnisse und

Digital und innovativ C X O - D AY Vom 12. bis 14. April finden in der Messe Zürich

gleich fünf Fachmessen mit einem umfangreichen Vortragsprogramm statt.

Die Fachmesse gibt einen Überblick zu den aktuellen Entwicklungen im Digital Marketing und E-Business. Bild: Depositphotos.com/Sergey Nivens

Die dreitägige Fachmesse informiert in Vorträgen und Podiumsdiskussionen über Führung und Management, Motivation und Betriebliches Gesundheitswesen, Online Marketing und eBusi-

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ness. Das begleitende Vortragsprogramm präsentiert zahlreiche Einblicke in die Praxis und bietet den Besuchern viele Gelegenheiten für den fachlichen Austausch mit Experten. So erhalten sowohl

An der Fachmesse für Personalvorsorge geht es unter anderem um die Umverteilung bei den Vorsorgeeinrichtungen. Bild: Depositphotos.com/bizoon

Handlungsoptionen, die sich aus den neuen Grundlagen des BVG 2015 ergeben. In der Praxiswerkstatt werden Ausschnitte aus dem neuen Handbuch für Stiftungsräte

und Geschäftsführer vorgestellt. Am 27. April ab 18 Uhr findet ein Messeapéro statt.

Neueinsteiger als auch Spezialisten einen umfassenden Überblick über den Schweizer Markt und einen Eindruck von den aktuellen Entwicklungen um Digital Marketing und E-Business. Ein Rückblick auf das Jahr 2015 verspricht ein reichhaltiges Veranstaltungsprogramm: 175 austellende Firmen – darunter sowohl Startups als auch Branchenriesen, 160 Fachvorträge, acht Keynotes und 100 Software-Anbieter haben fast 5 000 Fachbesuchern ihre Lösungen vorgestellt. Das diesjährige Veranstaltungsangebot findet in einem ähnlichen Rahmen statt und bietet folgende Schwerpunke: Personal Swiss Neue Mitarbeiter müssen zum Unternehmen passen. Die Fachmesse für Human Ressource Management bietet ein breites Spektrum an Rekrutierungslösungen, Personal Training- und Management. Personalverantwortliche schätzen den aktuellen Überblick über das breite Spektrum an Dienstleistungen. Dialog-Marketing-Messe Die Dialog-Marketing-Messe ist die einzige Fachmesse der Schweiz, die sich auf das Dialog- und Di rektmarketing konzentriert. Diese Form von Marketing stellt den Dialog des Unternehmens mit dem

Kunden in den Mittelpunkt. Swiss Online Marketing Längst hat die Digitalisierung auch Unternehmen, Dienstleistungen und Produkte der Old Economy erreicht. Die Innovationen im E-Business halten vielseitige Herausforderungen bereit, sowohl für Betreiber von Onlineshops als auch für internationale Handelsketten oder Ladeninhaber. Workplace Strategy Expo Die räumliche Gestaltung eines Büros hat einen bedeutenden Einfluss auf die Produktivität der Mitarbeiter. Diese Messe richtet sich an alle Unternehmen, die es sich zum Ziel gemacht haben, einen Arbeitsplatz so zu gestalten, dass Engagement, Kreativität, Teamwork und Gesundheit gefördert werden. Swiss eBusiness Expo Seit 2015 erhält die Branche eBusiness mit der «Swiss eBusiness Expo» eine eigene Plattform. Sie bietet einen umfangreichen Überblick über den Schweizer Markt und gibt Einblick in die aktuellen Entwicklungen der automatisierten Geschäftsprozesse eines Unternehmens mit Hilfe von Informations- und Kommunikationstechnologie.

Info: www.pk-messe.ch

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Schnittstellen K I O N Key Topics for Key People ist eine Veranstaltungsplattform für Zeitgeistthemen.

INTERVIEW DOMINIQUE LIEB

Am 6. und 7. April begleitet Olivia Bosshart in der Messe Zürich das Konferenzprogramm von Packaging Innovation 2016. Sie organisieren Events aus eigener Initiative und haben sich auf die Gesprächsführung spezialisiert. Welches sind Ihre Schwerpunkte? Olivia Bosshart Das können Fragen zu zukünftigen Abstimmungen in der Schweiz sein, Trends und Strömungen, wie seinerzeit die Subprime-Krise oder die Migrationsbewegungen.

Aktuell führen wir im Rahmen von «Visions and Values» an der «Packaging Innovations» in Zürich mehrere Podiumsdiskussionen durch. Dabei geht es um die Rolle der Verpackung an der Schnittstelle von Design, Lifestyle und Kunst. Die Verpackung kann ein Luxusprodukt sein oder sie kann die Nachhaltigkeit von Produkten unterstützen. An den Podiumsdiskussionen tauschen sich die Experten mit dem Publikum aus. Bei «Packaging Innovations» diskutieren wir unter anderem mit Werner Abt, Inhaber und Geschäftsführer vom Spitzenhaus, Seta Thakur, CEO von Öbu oder Rafael Rubio von der Confiserie Teuscher. Wie schaffen Sie die geeigneten Rahmenbedingungen für Kontakte und Netzwerke? Ausgehend von den Themen, die

Die Macherin: Am 21.April und 12.Mai bei Modissa in Zürich

auf den Podien zur Sprache kommen sollen, suche ich die passenden Redner aus. Die Ausschreibung verschicke ich jeweils an Kunden einer umfangreichen und nach Themen geordneten Datenbank, von denen ich annehme, dass sie sich für die Fragestellung interessieren. In den letzten zehn Jahren habe ich über 300 Anlässen organisiert und kann auf ein vielseitiges Netzwerk zurückgreifen.

Bild: zVg/Modissa

und verantwortlichem Handeln unter anderem mit Gewerbeverbandspräsident Hans-Ulrich Bigler, Nick Beglinger von Swiss Cleantech und dem damals frischgewählten Ständerat Daniel Jositsch. Wir veranstalten auch Anlassreihen wie zum Beispiel «Business & Beyond»: Ansichten, Einsichten und Erkenntnisse – aus Wirtschaft und Wissenschaft, die im Wintersemester einmal pro Monat am Paradeplatz stattfand und im Oktober weitergeht. Oder «Die Macherin», die sich an Kaderfrauen, Unternehmerinnen und alle anderen engagierten und aktiven Frauen richtet und jetzt im Frühjahr vier Fortsetzungen haben wird.

Können Sie uns ein paar Beispiele von vergangenen Veranstaltungen nennen? Ein Highlight im vergangenen Oktober war zum Beispiel der Anlass «Freiheit und Verantwortung» – Unternehmen im Spannungsfeld von Freiheit, Regulierung

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IM GESPRÄCH

Die KMU-Ministerin

I N F R A S T R U K T U R Seit Mai 2015 amtet Carmen Walker Späh als Vorsteherin der Volkswirt-

schaftsdirektion des Kantons Zürich. In dieser Position ist die ehemalige Bauanwältin für die beiden Politikbereiche Wirtschaft und Verkehr zuständig.

INTERVIEW DOMINIQUE LIEB

Carmen Walker Späh verfügt über 15 Jahre Erfahrung als Kleinunternehmerin. Sie weiss, wie wichtig die KMU für den Wirtschaftsmotor der Schweiz sind und was es braucht, um den Wirtschaftsstandort für ansässige Firmen attraktiv zu gestalten. Zudem engagiert sie sich als Präsidentin der FDP-Frauen Schweiz für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Ihren ersten Schritt in die Politik machte Carmen Walker Späh als junge Mutter, als sie sich für die Verbesserung eines Schulweges einsetzte – heute ist sie Regierungsrätin. Als Zürcher Volkswirtschaftsdirektorin sind Sie auch die Zürcher «KMU-Ministerin». Was sind Ihre persönlichen Erfahrungen mit kleineren und mittleren Unternehmen? Carmen Walker Späh Vor meiner Wahl in den Regierungsrat führte ich während

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15 Jahren ein eigenes Unternehmen, eine auf öffentliches und privates Baurecht spezialisierte Anwaltskanzlei. Dieser Rucksack als Kleinunternehmerin, meine langjährige Erfahrung als Kantonsrätin und meine liberale Staatsauffassung helfen mir, die Bedürfnisse von KMU besser zu verstehen. Welchen Eindruck haben Sie in den ersten Monaten Ihres Amtes von den Zürcher KMU gewonnen? Als Volkswirtschaftsdirektorin mache ich regelmässig Firmenbesuche, bei denen ich nicht nur die Vielfalt der Zürcher KMU kennenlerne, sondern auch von den Firmenchefs ungeschliffen erfahre, wo der Schuh drückt oder was am Standort Zürich als vorteilhaft empfunden wird. Besonders beeindruckt mich die Innovationskraft und auch die Flexibilität vieler KMU, welche angesichts des starken Frankens besonders gefragt sind. Die

grossen und bekannten Unternehmen beherrschen zwar die Schlagzeilen in der Tagespresse, im Grunde sind es aber vor allem die vielen KMU, welche unseren Wirtschaftsmotor am Laufen halten. Ein Wirtschaftsmotor, der allerdings etwas ins Stottern geraten ist. Auch im Kanton Zürich sind die Folgen des Frankenschocks spürbar. Eine Rezession konnte zum Glück abgewendet werden, doch das Wirtschaftswachstum hat sich deutlich verlangsamt. Dies hat allerdings nicht nur mit dem starken Franken zu tun, sondern auch mit der schwachen Konjunktur in wichtigen Absatzmärkten wie dem Euroraum oder in China. Die schwierige Konjukturlage dürfte noch eine Zeit lang anhalten; die meisten Prognostiker gehen auch für 2016 von einem bescheidenen Wirtschaftswachstum aus.


Die Zahl der Arbeitslosen steigt. Wird die hohe Arbeitslosenquote wieder zurückgehen? Die aktuelle Wirtschaftslage widerspiegelt sich auch in der Entwicklung der Arbeitslosenquote. Zum Zeitpunkt der Aufhebung des Euro-Mindestkurses im Januar 2015 lag die Arbeitslosenquote im Kanton Zürich noch bei 3.5 Prozent, heute liegt sie bei 4 Prozent. Von der Arbeitslosigkeit sind viele Branchen betroffen, wobei der Anstieg in der Metall- und Maschinenindustrie oder im Gross- und Detailhandel besonders ausgeprägt ist. Ich rechne nicht CARMEN WALKER SPÄH Die amtierende Regierungsrätin hat in Zürich Rechtswissenschaft studiert. Von 2000 bis 2015 führte Sie ihre eigene Anwaltskanzlei. 1995 ist sie in die FDP eingetreten, im Jahr 2000 wurde sie in den Verfassungsrat, zwei Jahre später in den Kantonsrat gewählt. Bis 2015 war sie Mitglied der kantonsrätlichen Kommission für Planung und Bau. 2015 wurde Carmen Walker Späh in den Regierungsrat gewählt und ist heute Vorsteherin der Volkswirtschaftsdirektion des Kantons Zürich.

damit, dass die Arbeitslosenquote in den nächsten Monaten sinken wird. Je länger die aktuelle Währungssituation anhält, desto stärker wird der Druck zur Anpassung der Produktion.

Regierungsrätin Carmen Walker Späh setzt sich für eine breit diversivizierte Wirtschaft ein. Bild: Keystone/Nick Soland

Was können Sie als Volkswirtschaftsdirektorin konkret für einen starken Standort unternehmen? Die Standortattraktivität besteht aus einem ganzen Strauss von Faktoren: Zum Beispiel die gute internationale Verkehrsanbindung, unser Bildungssystem, die Berufslehre, die hohe Le bensqualität, das Vorhandensein von qualifizierten Fachkräften oder ein moderates Steuerniveau. Ich setze mich als Regierungsrätin dafür ein, dass wir hier auch künftig einen attraktiven Mix anbieten können und mache mich für weniger Bürokratie stark. Ebenso unterstütze ich den Erhalt der bil ateralen Verträge mit der EU. Viele Zürcher Unternehmen exportieren nach Europa und sind auf eine stabile Regelung der wirtschaftlichen Beziehungen mit der EU angewiesen. Das sollten wir in wirtschaftlich unsicheren Zeiten nicht aufs Spiel setzen. Ein wichtiges Ziel attraktiver wirtschaftlicher Rahmenbedingungen ist schliesslich der Erhalt von Arbeitsplätzen. Stellt die einseitige Abhängigkeit vom Zürcher Finanzplatz nicht ein

Risiko für die Zürcher Wirtschaft dar? Das ist in der Tat ein gewisses Risiko. Wir haben alle Interesse an einem starken Finanzplatz und trotzdem tun wir gut daran, auch andere zukunftsträchtige Branchen zu fördern. Im Rahmen der sogenannten Cluster-Strategie setzen wir denn auch darauf, dass Branchen wie ICT oder Life-Science besonders gefördert werden, damit die Wirtschaftsstruktur unseres Standortes diversifiziert und breit abgestützt ist. Diese Strategie zeigt bereits Wirkung: Die Life-Science Branche wies in den letzten Jahren das höchste relative Wertschöpfungswachstum aus, während diese Rolle in den 1990er-Jahren noch dem Finanzplatz zufiel. Ein weiteres wichtiges Anliegen ist die Schaffung eines innovationsfreudigen Umfelds, beispielsweise mit der Realisierung eines Innovationsparks auf dem Gelände des Flugplatzes Dübendorf. Neu ist in Zürich die China Construction Bank ansässig. Sie fungiert als Handelszentrum für den Renminbi. Was können sich heimische Unternehmen von diesem Geldinstitut versprechen? Der Zürcher Finanzplatz vermochte bei der Standortwahl der CCB mit seinem soliden Ruf und seiner ausgezeichneten Infrastruktur zu überzeugen. Die Zürcher Regierung hat sich für diese Ansiedlung eingesetzt. Zwei weitere chinesische Banken haben bereits ihr Interesse an einem Standbein in Zürich bekundet. Der Handel hiesiger Unternehmen mit einem der grössten Exportländer der Welt wird durch die direkte Abrechnung in der chinesischen Währung einfacher und sicherer. Zudem gewinnt auch der Finanzplatz Schweiz dank seinem Beitrag zur Internationalisierung und Stärkung des Renminbi an weltwirtschaftlicher Bedeutung. Als Zürcher Volkswirtschaftsdirektorin sind Sie auch für die Verkehrsplanung zuständig. Welche Strategie verfolgen Sie, um die zunehmende Masse an Menschen im Kanton Zürich zu bewegen? Die Strategie des Regierungsrats besteht darin, 50 Prozent des neu anfallenden Verkehrs auf den öffentlichen Verkehr zu bringen. Um dies zu erreichen, hat der Kanton Zürich viel Geld in die ÖV-Infrastruktur investiert, beispielsweise in die Eröffnung der Durchmesserlinie, welche zusammen mit anderen Anpassungen einen eigentlichen

Schub ins ÖV-Angebot gebracht hat. Von einem gut ausgebauten öffentlichen Verkehr profitiert auch der Autofahrer. Ein attraktiver ÖV trägt zur Entlastung der Strasse bei. Doch auch die kantonale Strasseninfrastruktur muss punktuell ausgebaut werden. Geplant und beschlossen ist beispielsweise der Ausbau der Kantonsstrasse im Hardwald bei Bülach auf vier Spuren. Auch Ortsumfahrungen sind geplant, etwa in Eglisau. Man braucht aber einen langen Atem bei der Realisierung von Verkehrsinfrastrukturen. Warum dauert die Realisierung von neuen Infrastrukturprojekten so lange? Das hängt mit der Verfahrensdauer zusammen. Wir sollten nicht darüber diskutieren, den Rechtsschutz zu kappen. Eigentumsrechte sind ein urliberales Anliegen. Wer ein legitimes Recht hat, etwas vor Gericht zu bringen, soll das tun können. Man muss den Mut haben, die Gesetze selbst zu ändern, indem man die öffentlichen Interessen umfassender formuliert. Anliegen der Umwelt und des Landschaftsschutzes sind auch mir wichtig, werden aber oft höher gewichtet als das Interesse der Bevölkerung an einer Entlastung oder der Volkswirtschaft am Bau einer Infrastruktur. Zürich-Nord hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Wie wird sich das neue Stadtgebiet zwischen den ehemaligen Industriebrachen entwickeln? Zürich-Nord ist wegen seiner verkehrstechnisch vorteilhaften Lage zwischen Innenstadt und Flughafen ein beliebter Wohnort und auch bei Unternehmen ein gefragter Standort. Entsprechend hoch ist die Bautätigkeit. Von Seiten des Kantons haben wir mit dem Bau der Glatttalbahn für die optimale Erschliessung dieses Gebiets mit dem öffentlichen Verkehr gesorgt. Noch in diesem Jahr abgeschlossen wird der Ausbau des sechstgrössten Schweizer Bahnhofs in Oerlikon mit neuen Bahnhofszugängen, verbreiterten Unter führungen und neuen Veloabstellplätzen. Bei all der Dynamik in Zürich-Nord gilt es aber auch, die Lebensqualität nicht ausser Acht zu lassen. Mitten durch Schwamendingen führt eine der verkehrsreichsten Strassen der Schweiz mit täglich über 110 000 Fahrzeugen. Mit dem Projekt «Einhausung Schwamendingen» wird der Abschnitt zwischen dem Autobahnkreuz Aubrugg

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IM GESPRÄCH

und dem Schöneichtunnel auf knapp einem Kilometer umhüllt und damit ein Stück Lebensqualität ins Quartier zurückgebracht. Wir gehen heute davon aus, dass 2018/2019 mit den Hauptarbeiten begonnen werden kann. Was bedeutet der Flughafen für den Wirtschaftsstandort Zürich? Der Flughafen hat eine enorme volkswirtschaftliche Bedeutung. Er bietet knapp 30 000 Menschen einen Arbeitsplatz, generiert eine Gesamtwertschöpfung von rund sechs Milliarden Franken und garantiert mit rund 180 Direktverbindungen unsere internationale Erreichbarkeit. Die Flughafenpolitik der Regierung basiert auf einem gesetzlichen Auftrag, der einen Interessensausgleich zwischen einem starken Flughafen und dem Schutz der Bevölkerung vor Lärm anstrebt. Die richtige Balance zu finden ist sehr schwierig, weil die verschiedenen Akteure teilweise unterschiedliche Interessen haben und auch weil der Kanton Zürich am Flughafen nicht alleine das Sagen hat. Am Flughafen Zürich gibt es heute rund 18 Prozent weniger Flugbewegungen als noch im Jahr 2000, die Passagierzahlen hingegen nehmen laufend zu. Die an sich gewonnenen Kapazitäten werden wieder gemindert, weil Skyguide aus Sicherheitsgründen die zeitlichen Margen zwischen den Flügen verlängert hat. Wir schauen nun mit dem Bund und dem Flughafen, welche künftigen

Flugvarianten die beste Mischung aus Lärmschutz und volkswirtschaftlichem Nutzen bringen. In die Kritik eingestimmt hat jüngst auch der ehemalige CEO der Swiss, Harry Hohmeister, was den Tagesanzeiger zu einer Karikatur bewogen hat, die Ihre Frisur im steifen Wind eines Triebwerks zeigt. Was halten Sie von der Karikatur und der Kritik Harry Hohmeisters? Als ich die Karikatur gesehen habe, musste ich laut lachen. Da hat der Zeichner wirklich einen guten Job gemacht, weil er die Situation subtil aber mit Schalk dargestellt hat. In meinem Büro hängt ja bereits eine Karikatur vom gleichen Zeichner. Zur Kritik von Herrn Hohmeister: Aus unternehmerischer Sicht habe ich ein gewisses Verständnis dafür. Ein Firmenchef versucht stets, das Beste für sein Unternehmen herauszuholen, das ist legitim. Allerdings muss man auch erwähnen, dass sowohl der Flughafen als auch die Swiss glänzende Zahlen präsentieren. Die Swiss hat soeben einen neuen Passagierrekord ausgewiesen und gehört zu den erfolgreicheren Unternehmen im Lufthansa Konzern. So schlecht können die Rahmenbedingungen in Zürich also nicht sein. Dass der Kanton Zürich keineswegs flughafenfeindlich gestimmt ist, zeigen zahlreiche Volksabstimmungen, in denen sich das Volk immer wieder hinter den Flughafen gestellt hat.

Sie sind Präsidentin der FDP-Frauen Schweiz. Welches sind für Sie die dringlichsten Anliegen der Frauen? Ein zentrales Anliegen der FDP-Frauen ist die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Das Thema ist aus volkswirtschaftlicher Sicht aktueller denn je, weil es im Kontext der Zuwanderungsdebatte immer wichtiger wird, dass die Schweiz die eigenen Potentiale an Arbeitskräften besser mobilisieren kann. Die Voraussetzung, damit ein Unternehmen die Vereinbarkeit zwischen Beruf und Familie leben und umsetzen kann, ist die wirtschaftliche Prosperität des Betriebes. Je erfolgreicher ein Unternehmen wirtschaftet, desto einfacher fällt es ihm auch, in die Vereinbarkeit zu investieren. Auch deshalb ist es mir wichtig, den Unternehmen im Kanton Zürich auch künftig möglichst gute Rahmenbedingungen bieten zu können. Wie bringen Sie den zeitintensiven Job als Regierungsrätin, Präsidentin der FDP-Frauen und Familienfrau unter einen Hut? Das ist alles eine Frage der Organisation. Meine Familie gibt mir den nötigen Rückhalt auf privater Seite und als Volkswirtschaftsdirektorin kann ich auf einen gut organisierten Mitarbeiterstab zurückgreifen. Gut abschalten kann ich in der Natur, beispielsweise beim Pilzesammeln oder bei einem Abstecher in unser Ferienhaus im Prättigau.

Visualisierung: ASTRA/Bundesamt für Strassen

«DIE RÜCKEROBERUNG ‹EINHAUSUNG SCHWAMENDINGEN›: DIE NATUR HOLT SICH IHREN PLATZ ÜBER DER AUTOBAHN ZURÜCK»

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THEMA

Im Wandel I N D U S T R I E S TA N D O R T Z U R W O H N S TA D T Oerlikon wur-

de dank Eisenbahn und Schwerindustrie zum Zentrum der vier Glatttalgemeinden. 1934 wurden die Gemeinden der Stadt Zürich angeschlossen, zusammen mit Affoltern und Seebach bilden sie den Kreis 11. In den letzten Jahren entwickelte sich die ehemalige Industrieblüte zu einer lebendigen Wohnstadt.

TEXT NICOLA BEHRENS

Schwamendingen, Oerlikon, Seebach und Affoltern lagen bis ins 20. Jahrhundert von Zürich aus gesehen weit hinter dem Milchbuck. 1836 lebten dort 2665 Personen, die noch überwiegend in der Landwirtschaft tätig waren. Nur Affoltern zählte schon gegen 100 Fabrikarbeiter sowie etwa 40 Maurer, Dachdecker und andere Arbeiter.

Das Verwaltungsgebäude der ehemaligen Maschinenfabrik Oerlikon (MFO) wurde 2012 verschoben, um Platz für den Bahnhofsausbau zu machen. Die historische Aufnahme (u.) zeigt das Gebäude am alten Ort. Bilder: zVg/Stadtarchiv der Stadt Zürich

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Die Eisenbahn – Oerlikons Aufstieg Den ersten Wendepunkt in der Geschichte von Zürich-Nord bildete die Eröffnung der Bahnlinie Oerlikon–Winterthur Ende 1855 und deren Anschluss nach Zürich ein halbes Jahr später. Die Eisenbahn veränderte die Gegend nachhaltig: Weil sich Schwamendingen geweigert hatte, Land für den Bahnbau abzutreten, führte die Linie durch Oerlikon, und Schwamendingen verlor seine vormals vorherrschende Stellung unter den Glatttalgemeinden. Der Eisenbahnknotenpunkt Oerlikon dagegen prosperierte und verselbständigte sich 1872 von Schwamendingen. Nordwestlich des Bahnhofs entstand 1863 mit der Giesserei P. E. Huber & Cie die erste Fabrik. Aus deren ehemaligen Werkstätten ging 1876 die

Werkzeug- und Maschinenfabrik in Oerlikon hervor. Die Maschinenfabrik Oerlikon (MFO), wie sie seit 1886 hiess, wurde zum führenden Betrieb für den Bau elektrotechnischer Maschinen und Anlagen. Sie richtete die elektrische Beleuchtung der Stadt Zürich ein, baute 1891 ihre erste Schmalspurbahn und konnte einen Durchbruch bei der Fernübertragung von Elektrizität erzielen. 1897 nahm die MFO die elektrische Strassenbahn Zürich–Oerlikon–Seebach in Betrieb. 1906 musste sie ihre Werkzeugmaschinenproduktion jedoch an die Schweizerische Werkzeugmaschinenfabrik Oerlikon auslagern. Nach etlichen Wirren ging diese an Emil Georg Bührle über, der die Werkzeugmaschinenfabrik Oerlikon Bührle zur Waffenschmiede umwandelte. Diese und andere Grossbetriebe, wie etwa die Kugellagerfabrik von J. Schmid-Roost oder die Accumulatoren-Fabrik, prägten das Bild von Oerlikon nachhaltig. Daneben entstanden in Oerlikon selbst, aber auch in Seebach und Affoltern, die beide – im Gegensatz zu Schwamendingen – Bahnanschluss hatten, viele kleine und mittlere Gewerbebetriebe. Oerlikon wurde innert weniger Jahrzehnte zum unbestrittenen Zentrum des


mittleren Glatttals. Mit dem rasanten Wirtschaftsaufschwung ging auch ein starker Arbeitskräftezuzug einher. Die Arbeiter liessen sich aber nicht nur in Oerlikon, sondern auch in den angrenzenden Quartieren der Nachbargemeinden Affoltern, Schwamendingen und Seebach nieder. Die Anforderungen an den Ausbau der Infrastruktur bedingten enorme Investitionen, was diese Gemeinden völlig überforderte. Schon 1909 war die Lage so hoffnungslos, dass Affoltern den Kanton um Hilfe ersuchen musste und um eine Eingemeindung durch Zürich oder Oerlikon bat. Oerlikon lehnte die Eingemeindung ab. Und weil sich die übrigen Landgemeinden vor einer Vergrösserung der Stadt Zürich fürchteten, verblieben Affoltern wie auch Seebach und Schwamendingen bis 1931 in ihrer prekären Lage. Erst dann, in einem zweiten Anlauf, stimmte der Kanton der Eingemeindung zu. In Seebach, Affoltern und Schwamendingen lagen die Zustimmungsraten bei fast 100 Prozent. Die vier ehemaligen Glatttalgemeinden bildeten darauf den Stadtkreis 11, bis Schwamendingen 1970 davon abgetrennt und zum Kreis 12 wurde. Grundlage der Gartenstadt Zwischen 1915 und 1918 veranstaltete die Stadt einen internationalen «Wettbewerb zur Erlangung eines Bebauungsplanes der Stadt Zürich und ihrer Vororte» oder kurz «Wettbewerb Gross-Zürich». Er erfasste 22 Gemeinden, unter diesen auch die vier Glatttalgemeinden. Die Wettbewerbsvorgaben waren durchdrungen von den Gartenstadtideen, sie sahen aber auch vor, die Stadt Zürich über Limmat oder Glatt an den schiffbar zu machenden Oberrhein anzuschliessen. Diese Idee kam nie auch nur in die Nähe einer Realisierung, aber die auf diesem Planungswettbewerb basierenden Bebauungspläne wurden für die Glatttalgemeinden wich-

tig. Das städtische Quartierplanbüro entwickelte nach dem Prinzip, die Nutzungen konzentrisch anzuordnen und mit Grünstreifen zu trennen, solche Pläne auch für die umliegenden Gemeinden und stellte sie ihnen zur Verfügung. Da diese aber vor der Eingemeindung kein Geld hatten und die Eingemeindung in die Zeit der Weltwirtschaftskrise fiel, verzögerte sich die Realisierung bis in die 1940er-Jahre. Bevölkerungszuwachs nach dem Krieg 1942 beschloss der Bundesrat «Massnahmen zur Milderung der Wohnungsnot durch Förderung der Wohnbautätig keit». Vorab Schwamendingen entwickelte sich nach den Plänen des Stadtbaumeisters Albert Heinrich Steiner von 1948 zur Gartenstadt und Hochburg des gemeinnützigen Wohnungsbaus. Die Bevölkerungsentwicklung im Kreis 11 war rasant: In den dreissig Jahren von 1941 bis 1970 verdreifachte sich die Einwohnerzahl, und gut drei Viertel des Bevölkerungszuwachses der Stadt Zürich fanden in Zürich-Nord statt. Oerlikon erlebte in den 1960er-Jahren seine industrielle Blüte. Allein die Maschinenfabrik Oerlikon, die Werkzeugmaschinenfabrik Oerlikon Bührle AG, die Accumulatorenfabrik AG und die Maschinenfabriken Gauss und Stierli belegten 1961 eine Fläche von fast einem Quadratkilometer. Doch schon 1967 wurde die MFO durch die BBC übernommen und ging später im schwedisch-schweizerischen Konzern ABB auf, der zwar seinen Hauptsitz nach Zürich verlagerte, die Produktion aber auslagerte. Von den 10 000 Stellen in der Metall- und Maschinenindustrie, die in Zürich-Nord verloren gingen, hingen 7 000 mit der MFO zusammen. Die Accumulatorenfabrik AG zog 2004 weg, die Kugellagerfabrik J. SchmidRoost AG wurde 1994 abgebrochen. In Affoltern wurde die Storenfabrik Gauger 1979 liquidiert und die CeCe Grafit-

werke AG 1990 stillgelegt, in Seebach gab die Gauss & Co AG 1989 auf und die Stierli & Co AG zog 1984 nach Uster. Von den grossen Betrieben hat lediglich die Oerlikon Bührle die Krise und die Umstrukturierungen überlebt. Das Unternehmen, das sich um 2000 noch Unaxis nannte, heisst heute OC Oerlikon und gehört zum Firmenkomplex von Viktor Vekselberg. Aufschwung und Wohnungsbau Die Krise bewirkte auch einen Rückgang der Wohnbevölkerung auf weniger als 356 000 Personen im Jahr 1989. Die Steuerausfälle brachten die Stadt Zürich in grosse finanzielle Schwierigkeiten, bevor sie in Zusammenarbeit mit den Grundeigentümern die Industriebrachen wiederbelebte. Dabei entstand der neue Stadtteil Neu-Oerlikon mit vier Parks, 5 000 neuen Einwohnenden und 11 000 Arbeitsplätzen. Der Wohnungsbau erhielt zudem mit den Legislaturzielen der Stadt «10 000 Wohnungen in 10 Jahren» und «Wohnen für alle» erhöhte Priorität. In Affoltern konnten ehemalige Industriegelände um den Bahnhof und die angrenzenden Bauzonen für den Wohnungsbau genutzt werden, sodass dort der stadtweit stärkste Bevölkerungszuwachs zu verzeichnen war. Aber auch in Schwamendingen hatte der Bau der S-Bahn zu einem neuen, verdichteten Zentrum um die Station Stettbach geführt. Der Wiederaufschwung scheint vorderhand – nicht nur in Zürichs Norden – geglückt zu sein, zählt die Stadt heute doch über 400 000 Einwohnerinnen und Einwohner.

DER AUTOR Nicola Behrens, stellvertretender Leiter des Bereichs Archivierung und Recherche des Stadtarchivs der Stadt Zürich. Sein Beitrag ist im Stadtblick 32 erschienen.

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THEMA

Werkplatz im Norden S T R U K T U R W A N D E L Die meisten Industrieareale in Zürich-Nord sind umgenutzt worden. In

Oerlikon und Seebach gibt es aber weiterhin Firmen, die zum Werkplatz zählen und mit ihrem Standort im urbanen Raum zufrieden sind.

TEXT ELKE FROST

Die Entwicklungsgeschichte der Quartiere Oerlikon, Seebach und Affoltern ist stark geprägt von der Erschliessung durch die Eisenbahn und der damit einhergehenden Industrialisierung in der zweiten Hälfte des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Heute ist von der industriellen Vergangenheit in Zürich nur noch wenig übrig. Wohnen prägt das Bild Im Zuge der Deindustrialisierung und des damit verbundenen Strukturwandels wurden grössere Industrieareale

fürs Wohnen umgenutzt. Derzeit sind Ersatzneubauten bei vielen Wohnbaugenossenschaften ein Thema, da einige Siedlungen in die Jahre gekommen sind und den künftigen Bedürfnissen nicht mehr entsprechen. Doch in den Quartieren, die sich in Richtung Glatttal und Flughafen ausdehnen, wird nicht nur gewohnt, sondern weiterhin gearbeitet. Bei der Kennzahl der Arbeitsplatzdichte werden Arbeitsplätze ins Verhältnis zur Wohnbe völkerung gesetzt. Für Zürich-Nord beträgt die Arbeitsplatzdichte 0.6. Das heisst, auf 100 Bewohnerinnen und Bewohner kommen 60

DAS NOERD 2011 entstand in der Industriezone westlich des Bahnhofs Oerlikon das «Noerd», ein Gewerbehaus für Kleingewerbe. Über 25 Mieter und damit gut 300 Kreative und kreative Macher haben hier unter einem gemeinsamen Dach zusammengefunden.

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Bild: zVg, noerd.ch (Gaston Wicky, www.architekturmedia.ch)

Arbeitsplätze. Ein Blick auf die einzelnen Quartiere offenbart grosse Unterschiede. In Oerlikon und Seebach befinden sich relativ betrachtet sehr viele Arbeitsplätze – hier liegt die Arbeitsplatzdichte nahe bei eins, während in den Quartieren Affoltern, Saatlen, Schwamendingen-Mitte und Hirzenbach vorwiegend gewohnt wird und die Arbeitsplatzdichte bei niedrigen Werten zwischen 0.1 und 0.3 pendelt. Dienstleistungen, doch auch … Die überwiegende Mehrheit der Arbeitsplätze ist heute dem Dienstleistungssektor zuzuordnen. Nur 6.6 Prozent aller


Beschäftigten der Stadt Zürich sind im Gewerbe und in der Industrie tätig. Die entsprechenden Daten liefert die vom Bundesamt für Statistik (BFS) erhobene Statistik der Unternehmensstruktur (Statent). Ein Blick auf die Erhebung von 2012, dem letzten verfügbaren Jahr, zeigt eine breit gefächerte Branchenlandschaft für die Quartiere in Zürich-Nord. Affoltern hat ein starkes Standbein in der Forschung und Entwicklung, das auf Agroscope im Reckenholz zurückzuführen ist. Oerlikon weist besonders viele Beschäftigte in den Unternehmensdienstleistungen auf, der die Firma PWC und andere Beratungsfirmen angehören. Dazu ist die Zahl der bei Temporärarbeitsfirmen Angestellten überdurchschnittlich hoch.

In Seebach ist das Schweizer Radio und Fernsehen eine wichtige Arbeitgeberin. Auch die Universität Zürich ist mit mehreren Instituten präsent. Zusätzlich haben sich in den letzten Jahren Finanzdienstleister wie die Credit Suisse niedergelassen. In Saatlen, Schwamendingen-Mitte und in Hirzenbach findet man Baufirmen, Gebäudeservicebetriebe, den Entsorgungs- und Recyclingbetrieb der Stadt Zürich sowie Heime, die besonders viele Arbeitsplätze bieten.

Im Gewerbehaus Noerd fertigen die Gebrüder Freitag aus ausgedienten Materialien hochfunktionale Taschenunikate.

. . . Industrieinseln im Wohnungsmeer Einzig Oerlikon hat mit einem Anteil von acht Prozent noch nennenswerte Flächen, die der Industriezone zugewiesen sind. Es handelt sich unter anderem um

Der Zug- und Flugzeugbauer Bombardier ist seit 2007 in Zürich-Oerlikon. Bilder: zVg, freitag.ch (Roland Tännler), Bombardier

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THEMA

das Areal der Rheinmetall Air Defense (ehemals Contraves/Oerlikon Bührle) sowie das Noerd mit Abstand bekannten Firmen wie Freitag oder Aroma. In Affoltern nimmt die Industriezone drei Prozent (u.a. Stierli-Areal), in Seebach zwei Prozent der Fläche ein. In einer Sonderanalyse zur Stadtentwicklung Zürich von 2014 wurden Standortzufriedenheit und Raumbedarf von Industrie und produzierendem Gewerbe im urbanen Raum untersucht: 98 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, dass sie zufrieden sind und keine Ausbau- oder Verlagerungsabsichten hegen. Stadtrat stärkt den Rücken Längst nicht alle Gewerbe- und Industriebetriebe liegen in der Industriezone. Häufig sind sie auch in anderen Zonen anzutreffen. Aber die Zonierung ist ein Instrument, mit dem der Stadtrat dem Gewerbe und der Industrie im

urbanen Raum den Rücken stärkt. Mit planungs- und baurechtlichen Instrumenten möchte die Stadt Zürich den Raum für quartierorientiertes Gewerbe und gewerblich-industrielle Firmen sichern, wie aus der städtischen Studie «Gewerbefreundliche Stadt Zürich» von 2010 hervorgeht. Mit der Teilrevision der Bau- und Zonenordnung (BZO) von 2014 hält die Stadt sogar explizit an den für Gewerbe und Industrie reservierten Zonen fest. Auch gemäss den Anfang 2015 publizierten «Strategien Zürich 2035» verfolgt der Stadtrat das Ziel eines diversifizierten Wirtschaftsstandorts, der weiterhin Platz für zukunftsweisende Gewerbe- und Industriebetriebe bietet. Die Branchenvielfalt erhalten Die verbleibenden für Gewerbe und Industrie geeigneten Areale auf Stadtgebiet sind rarer geworden. Die

Entwicklung solcher Areale für gewerblich-industrielle Nutzungen braucht anerkanntermassen mehr Zeit als die Entwicklung klassischer Wohngebiete. Eine zukunftsfähige Stadt zeichnet sich durch eine gewisse Branchenvielfalt aus, die ihr Resilienz verschafft. Kurze Wege und vielfältige Arbeitsplätze und Beschäftigungsprofile gehören ebenso dazu wie Innovationen sowie dynamische und anpassungsfähige Betriebe, auch im gewerblich-industriellen Bereich. In den verbleibenden Industriezonen auf Stadtgebiet können solche zukunftsweisenden Entwicklungen stattfinden. DIE AUTORIN Elke Frost war Projektleiterin bei der Wirtschaftsförderung der Stadt Zürich und ist heute selbständige Beraterin in Politik und Wirtschaftsfragen. Ihr Beitrag ist im Stadtblick 32 erschienen.

Hängende Gärten im MFO-Park auf dem Gelände der ehemaligen Maschinenfabrik im Stadtteil Neu-Oerlikon in Zürich. Bilder: zVg; Zürich Tourismus, swiss-image.ch, Elisabeth Real (1); Switzerland Tourism, Christof Schuerpf (2–4)

Der Wahlen-Park, benannt nach Bundesrat Friedrich Traugott Wahlen.

Der Oerliker-Park mit Wasserbalken (u.).

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Das Ende der Stange

D O P P E L L E U B R A U W E R K S TAT T A G Die Ära der Biervielfalt ist angebrochen – hat die traditionelle Stange

ausgedient? Hunderte Mikrobrauereien und diverse neue Bierstile zeugen davon. Ganz oben auf der Trendwelle schwimmt der Winterthurer «Chopfab»-Produzent mit.

TEXT DELIA BACHMANN

Da braut sich was zusammen: Ein Trend aus Übersee und eine rekordhohe Zahl an neugegründeten Brauereien bringen Dynamik in den hiesigen Biermarkt. Mit mittlerweile mehr als 600 Brauereien weist die Schweiz die weltweit höchste Brauereidichte auf. Zum Vergleich: Im Jahr 1990, ein Jahr vor dem Ende des Schweizer Bierkartells, gab es gerade einmal 35 Brauereien. Die jungen Wilden der Branche betreiben das Bierbrauen im Unterschied zu den industriellen Grossbrauereien als Handwerk. Dieser Umstand gab dem Biertrend seinen Namen: Craft-Beer.

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Entstanden ist er in den 1980er-Jahren ausgerechnet in den USA – einem Land dessen Bier vielerorts den Ruf hat, gefärbtes Leitungswasser mit Geschmack zu sein – als Antwort der kleinen Brauereien auf die einheitliche Biersituation: Der Markt war zugedeckt mit leichten, hellen Lagerbieren wie Budweiser, Millers oder Coors. Die kleinen Craft-Beer-Brauereien von damals, Boston Beer, mit der Marke Samuel Adams, oder Sierra Nevada, sind heute jede für sich grösser als die Feldschlösschen-Brauerei. Ihrem Bierstil sind sie jedoch treu geblieben: Darunter das Pale Ale – die Mutter aller Craft-Bierstile – oder das India Pale Ale. Die Trend-

welle erreichte die Schweizer Konsumenten vor allem über Fachgeschäfte wie die Drinks of the World-Filialen an grossen Schweizer Bahnhöfen. Craft schien einen Geschmacksnerv getroffen zu haben, denn der Trend wurde seither nur stärker und hat Startups wie der 2012 gegründeten Doppelleu Brauwerkstatt AG innert kürzester Zeit ein starkes Wachstum beschert. Die Köpfe hinter Chopfab Philip Bucher, der die Doppelleu Brauwerkstatt zusammen mit Jörg Schönberg gründete, sieht die Ursache für das rasante Wachstum im guten Timing: «Heute würde es sicher nicht mehr so


Branche genauso wichtig wie das gute Bier in der Flasche.» Sie geben auch den Impuls zu neuen Biersorten, übergeben ihre Ideen aber noch relativ vage umschrieben dem Braumeister. Dieser vertieft die Ideen und entwickelt die Rezeptur. Auf seine mittlerweile zwei Braumeister ist Bucher sichtlich stolz: «Wenn es ein guter Braumeister ist, und wir haben nur gute Braumeister, dann ist es so, dass der erste Wurf direkt funktioniert.» Dennoch werde laufend optimiert und an allen Bieren «geschraubt», indem beispielsweise eine bestimmte Hopfensorte ausgetauscht werde. Neben den zwei Braumeistern beschäftigt das Unternehmen in der Produktion fünf Brauer und zwei Produktionsmitarbeiter im Abfüllbereich. Im Vertrieb sind es sieben Verkäufer, die allesamt eine Ausbildung zum Bier-Sommelier absolviert haben, sowie einen Eventverantwortlichen.

schnell gehen, wie es bei uns gegangen ist.» Die junge Brauerei im Winterthurer Grüze-Quartier hat sich in den drei Jahren ihres Bestehens gut auf dem Markt positionieren können und gehört bereits zu den Grossen unter den Kleinbrauereien. Der Name «Chopfab» hat sich längst als Marke etabliert. Dabei ging der Traum vom eigenen Unternehmen der Bieridee voraus. Gestartet sind sie im Winter 2012/13 mit einem gebrauchten Sudhaus aus Holland und einer ausrangierten Füllerei aus Deutschland. Von Anfang an zogen die beiden Junggründer mit Marketing- und Vertriebshintergründen einen Braumeister als Gesprächs- und Entwicklungspartner bei. Bierbrauen mag ein Handwerk sein, erfordert aber das Fachwissen eines studierten Lebensmittelingenieurs – gerade wenn die Brauerei eine gewisse Grösse erreicht hat. Bucher als Geschäftsführer und Schönberg als Vertriebsleiter kümmern sich ihrerseits um Marketing und Vertrieb: «Das ist in der

Die Brauwerkstatt Doppelleu wie sie im Februar 2013 aussah. Heute, nach mehreren Ausbauschritten, ist in der Halle fast kein Durchkommen mehr.

Die Kehrseite des Erfolgs Das schnelle Wachstum, so schön es auch ist, stellte für die Doppelleu Brauwerkstatt gleichsam die grösste Herausforderung dar: «Wir sind vom Markt sehr gut aufgenommen worden und massiv schneller vorwärts gekommen, als wir das kalkuliert haben. Doch wenn man schnell unterwegs ist, kommen die hohen Investitionskosten früher als geplant. Das kann eine junge Brauerei vor ein grosses Problem stellen», schildert Philip Bucher die aussergewöhnliche Situation, in der sich das Unternehmen befand. Wenige Monate nach Verkaufsstart stiess das Startup an seine Kapazitätsgrenzen. In kleineren Ausbauschritten konnte die Kapazität der Anlage von ursprünglich 5 000 auf 15 000 Hektoliter gesteigert werden, doch auch das reichte nicht aus, um die stetig steigende Nachfrage zu bedienen. Der Bau einer neuen Anlage mit einer Produktionskapazität von 35 000 Hektolitern bedeutete Investitionen in Höhe von fünf Millionen Franken – Kosten, welche das Jungunternehmen nicht alleine stemmen konnte. Die Auszeichnung mit dem Qualitätslabel «SEF-High. Potential» am Swiss Economic Forum 2014 ermöglichte den rettenden Zugang zu einer Leasingfinanzierung durch die UBS: «Ohne diese hätten wir viele Kunden nicht mehr bedienen können, und das schöne Wachstum wäre abrupt abgebremst worden.» Nun denken die beiden Doppelleu-Gründer bereits über einen weiteren Ausbau nach. Insbesondere bei den Tanklagern könnte es in Zukunft wieder zu Engpässen

kommen, Grund dafür sei die vier- bis sechswöchige Lagerzeit des Biers. Das Doppelleu-Vertriebsnetz erstreckt sich mittlerweile über die ganze Schweiz, ist in und um den Hauptmarkt Zürich aber besonders engmaschig. Es umfasst den klassischen Getränkehandel, den Detailhandel und zu einem kleineren Anteil auch die Gastronomie. Auch aus dem Ausland habe es schon einige Dutzend Anfragen gegeben, die grundsätzlich interessant wären, doch der Schritt über die Grenze kommt für Bucher derzeit noch nicht in Frage: «Bisher sind wir dem Bedarf nur schon in der Schweiz immer hinterher gerannt.» Spurensuche im Flascheninnern Will man in einem Markt reüssieren, der grundsätzlich gesättigt ist und wo bereits etablierte Player vorhanden sind, braucht es laut Philip Bucher vor allem eines: Die Hilfe des Konsumenten. Das stärkste Marketinginstrument neben dem visuellen Erstkontakt sei dabei die Mund-zu-Mund-Propaganda. Diese findet allerdings nur statt, wenn das Produkt schmeckt: «Das ChopfabBier ist so etwas wie die Einstiegslinie in die grosse, breite Welt des Crafts-Biers», erklärt Bucher den durchschlagenden

«BISHER SIND WIR DEM BEDARF NUR SCHON IN DER SCHWEIZ IMMER HINTERHER GERANNT.» Erfolg der Chopfab-Linie, welche insgesamt sechs Sorten – Hell, Amber, Trüeb, Dunkel, Weize und Summer – umfasst. Demgegenüber sei die Doppelleu-Linie klar ein Produkt für den anspruchsvolleren Bierliebhaber – auch im Preis. Auch bei dieser Linie gibt es sechs Sorten: India Pale Ale, Belgian Triple, Oak Wood Red Ale, Single Hop Black Ale, Whiskey Ale und die saisonalenBrewmaster-Editions, welche im Vierteljahrestakt auf den Markt kommen. Diese Experimentierfreudigkeit sei charakteristisch für Craft-Beer, ebenso wie die Vielfalt der Aromen, Geschmäcker und Farben. Das Chopfab-Draft, erhältich auch als Dosenbier, komplettiert das Sortiment im Sinne eines Massenprodukts. Allesamt sind es obergärige Biere, das heisst, sie wurden bei 20 Grad oder darüber gebraut. Das Gärverfahren unterscheidet die Doppelleu-Biere von den klassischen Lagerbieren, welche «untergärig» bei rund sieben Grad gebraut werden. Besonders

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Besonders sorgfältig ausgewählt wird der Hopfen, denn dieser wird im Unterschied zum Lagerbier, wo in erster Linie Hopfenextrakt beigemischt wird, in reiner oder in Form von Pellets verarbeitet. Die Braumeister reisen um die halbe Welt, um die entsprechenden Parzellen respektive Chargen auszuwählen – etwa in die USA, Tasmanien oder Neuseeland. Weil es in der Schweiz keine Mälzerei gibt, stammt auch dieser Rohstoff aus dem Ausland. Da jedoch das Bier zum Grossteil aus Wasser besteht, erfüllt die Doppelleu Brauwerkstatt wie alle Brauereien mit Produktionsstandort Schweiz die Swissness-Vorlage, die verlangt, dass dort, wo Schweiz drauf steht, zu mindestens 80 Prozent «Schweiz» drin sein muss.

Philip Bucher, CEO und Co-Gründer, im Gespräch: «Ein Grossteil der kleinen Brauereien wächst heute auf Kosten der Grossen.»

gut spielen könne man mit dem Hopfen, denn dieser, so Bucher, mache den Unterschied und sei gewissermassen das Gewürz des Bieres: «Nehmen Sie einen Risotto, dann ist der Hopfen das Safran oder die Steinpilze.» Der Risotto-Vergleich ist auch in Bezug auf das Mengenverhältnis der Zutaten stimmig: «Wir verwenden überdurchschnittlich viel Hopfen, mengenmässig ist aber auch bei Doppelleu das Malz am wichtigsten.» Letzteres gebe dem Bier seinen «Körper», die charakteristische Farbe und einen Teil des Geschmacks.

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Eine neue Bierkultur Die neuen Bierstile kommen an – besonders bei Konsumentenschichten ausserhalb des «traditionellen Biertrinkers». Dazu gehören etwa die Jungen, die sich in den vergangenen Jahren tendenziell vom Bier ab- und den Mischgetränken zugewandt haben, und nun teilweise zurückgewonnen werden konnten. Auch bei den Frauen konnte Boden gut gemacht werden: «Es sind eher sanfte und aromatische Biere, die dieses Bittere nicht haben, das viele Frauen nicht mögen.» Wo eine grosse Vielfalt gegeben ist, ist das Expertentum meist nicht weit: Der Bierkenner klebt dem Weinkenner dicht an den Fersen. Die Parallelen zur Weinkultur sind dabei kein Zufall; das Bier arbeite sich nach und nach in den Weinbereich vor, sagt Bucher: «Es gibt heute Bier in 7.5 De-

ziliter Flaschen, verschlossen mit Cham pagnerkorken.» Die Zunahme von sogenannten «Beer & Dines» sind ebenfalls symptomatisch für diese Entwicklung. Und auch bei den Produktbeschrieben der Doppelleu-Biere ist sie spürbar. So assoziiert man «die auf Eichenholz gereifte rotglänzende Spezialität», welche hervorragend zu klassischen Fleischgerichten wie Braten, Ragouts oder Wild passe, in erster Linie mit einem Bordeaux oder Cabernet und nicht mit dem «Oak Wood Red Ale». Die Zeiten, in denen man in der Beiz einfach nur ein Bier bestellte, ohne dass jemand genauer nachfragte, scheinen ein Ablaufdatum zu haben.

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Der Name Chopfab ist eine Referenz an das Köpfen eines Bieres, aber auch an die enthaupteten Stadtheiligen von Winterthur und Zürich: Albanus sowie Felix und Regula. Doppelleu steht für die Wappentiere der beiden Städte. Gegründet: 2012 von Philip Bucher und Jörg Schönberg Mitarbeitende: 27 Produktionskapazität: 35 000 Hektoliter www.doppelleu.ch

Aus allen Ecken der Welt Das breite Spektrum an Aromen und Geschmäcker stellt hohe Anforderungen an die verarbeiteten Rohstoffe.

Bilder: zVg

Gemeinsam gegen die Biereinfalt «Ein Grossteil der kleinen Brauereien wächst heute auf Kosten der Grossen», stellt Philip Bucher zufrieden fest. In den grossen, etablierten Brauereien sieht er den Hauptmitbewerber seiner Brauerei, denen es Schritt für Schritt Marktanteile abzugraben gilt: «Die Grossen führen einen Verteidigungskampf um ihr Lagerbier.» In den kleinen und mittleren Brauereien sieht Bucher eher Mitstreiter als Konkurrenten. So ist die Winterthurer Brauerei der 1990 gegründeten Interessensgemeinschaft unabhängiger Schweizer Brauereien beigetreten, deren Zweck es ist, die Unabhängigkeit und Selbstständigkeit der einzelnen Mitglieder zu erhalten und die regionale Biervielfalt zu fördern. Das geschieht etwa durch Gemeinschaftsprojekte wie dem Adventskalender in der Vorweihnachtszeit 2015. Ein Kampf der kleinen Davids gegen die Branchen-Goliaths also? «Könnte man so sagen», antwortet Bucher, «nur hat dort David gewonnen, was bei den heutigen Grössenverhältnissen im Biermarkt nicht möglich ist. Etwas ärgern kann der kleine David den grossen Goliath aber schon.» Er gibt sich zuversichtlich: «Es ist sicher so, dass der Konsument im Moment eher in unsere Richtung kippt und schön findet, dass sich die Unabhängigen etwas zurückholen, was sich Carlsberg und Heineken als internationale Grosskonzerne in der Schweiz zusammengekauft haben.» Ein Blick in die USA erlaubt die Prognose, dass sich der Craft-Trend auch hierzulande hält und Brauereien wie Doppelleu kräftig mitwachsen werden. Das erwachte Bierbewusstsein stellt die gute, alte Stange vor die Herausforderung, ihren angestammten Platz am Stammtisch mit Nachdruck zu verteidigen.


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Die Würze des Lebens F E L F E L Im Zürcher Stadtteil Wiedikon an der Grubenstrasse 11 werden Speisen und Getränke mit einer ein-

zigartigen Effizienz an Unternehmen vertrieben. Emanuel Steiner, Gründer und CEO von Felfel, gibt mit seinem Unternehmen dem Verpflegungsautomaten eine neue Bedeutung.

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Wort «Felfel», was auf Deutsch Pfeffer bedeutet – symbolisch betrachtet «die Würze des Lebens». Die Kühlschränke werden in Zürich Seefeld von einem traditionsreichen Familienunternehmen produziert. Für Felfel stehen die Chancen gut, in Zukunft schwarze Zahlen zu schreiben. Deshalb kann sich Steiner eine baldige Expansion ins Ausland vorstellen, unter anderem nach Deutschland und England. Für das Expansionsvorhaben wird man mit den Kühlschränken in Serienproduktion gehen müssen.

TEXT SILVAN BUHOLZER

Das Unternehmen von Emanuel Steiner erreicht man durch einen Warenlift, der zugleich als Eingangstür dient. Gleich neben dem Eingangsbereich ist der Kühlraum für die Speisen und Getränke, welche an die Kunden geliefert werden. Im Hauptraum arbeiten die Mitarbeitenden an ihren Laptops und zugleich wird Ware verladen. Auffallend sind die zwei Felfel-Kühlschränke durch ihr Holzimitat. Die meisten Mitarbeiter des Unternehmens sind Quereinsteiger. «Das ist ein Vorteil», sagt Emanuel Steiner, «so können sie verschiedene Erfahrungen in den Arbeitsalltag einbringen». Den Warenlift hört man im Minutentakt rauf- und runterfahren. Intelligenter Kühlschrank Das Konzept von Felfel ist einfach: Der Kunde, ein Unternehmen ohne Kantine, bekommt einen Kühlschrank, der wöchentlich mit frisch zubereiteten Gerichten nachgefüllt wird. Es handelt sich dabei nicht um einen üblichen Verpflegungsautomaten. Steiner bezeichnet ihn als «intelligenten Kühlschrank». Der Felfel-Kühlschrank eignet sich für Unternehmen ab achtzig bis fünfhundert Personen. «Es gibt auch Ausnahmen von Firmen mit nur sechzig Angestellten, welche aber in der Regel weit weg von Verpflegungsmöglichkeiten arbeiten», betont der Geschäftsführer. Die Idee mit den Kühlschränken gewann der Schweizer mit persischen Wurzeln während seiner Zeit als Berater. Er arbeitete in einem Unternehmen, welches zu klein für eine eigene Kantine war. Oft wurde in nahegelegenen Lokalen gegessen, das konnte teuer werden oder viel Zeit beanspruchen. Sein Background war auch die Inspiration für den Namen des eigenen Geschäfts. Mit seiner Familie kam er auf das persische

Beim «Smoked Chicken Barley Salad» von den Paul & Lulu Köchen ist die Nachfrage besonders hoch.

Felfel öffne dich! Jeder Mitarbeiter eines Kunden erhält am ersten Tag, wenn der Kühlschrank im Geschäft steht, eine Zugangskarte und einen eigenen Felfel-Account. Er hat jederzeit Zugriff auf den Kühlschrank, was besonders von denjenigen geschätzt wird, die keine fixen Mittagszeiten haben oder am Abend arbeiten. Das erklärt die Öffnungszeiten von 24 Stunden. Für den Felfel-Service zahlt der Kunde eine monatliche Pauschale. Die Swisscom bietet Felfel das Netz und somit den Zugriff auf die Kühlschränke. Durch die Zusammenarbeit konnte man den Netzanbieter auch als Kunde gewinnen. Ein eigens entwickeltes Dashboard zeigt die Kühlschränke der jeweiligen Unternehmen und gibt eine Übersicht, welches Produkt gerade konsumiert wird. Auch ersichtlich sind die verschiedenen Ablagen des Kühlschranks und deren Inhalt. Wird aus dem Kühlschrank etwas entnommen, geht die Information an Emanuel Steiner und sein Team und die auf dem Dashboard angezeigt wird. Das ermöglicht ein effizientes Controlling. So können schnell neue Produkte organisiert werden, die der Kunde noch am nächsten Morgen erhält. Für jeden was dabei Die Auswahl an Food-Lieferanten ermöglicht dem Jungunternehmen, für jede Woche ein neues Sortiment aus 20 verschiedenen Produkten zu kreieren und auf die unterschiedlichen Vorlieben der Kunden einzugehen. «Ob Veganer, Vegetarier oder Allergiker; es gibt für jeden etwas», so Steiner. Zwei Drittel der Gerichte aus dem Kühlschrank sind zum Aufwärmen gedacht. Die Produkte durchlaufen zuerst eine interne Testphase. Haben sie die Prüfung des Felfel-Teams bestanden, kommen sie ins Wochensortiment. Jede Woche werden neue Menüs angeboten, dennoch gibt es gewisse «Schlagerpro-

dukte», wie Steiner sie bezeichnet, die eine Konstante bilden. Der «Smoked Chicken Barley Salad» von den Paul & Lulu Köchen ist zum Beispiel ein absoluter Favorit. Die Gerichte werden ohne Konservierungs- und Zusatzstoffe hergestellt, weswegen ihre Haltbarkeit bei drei Tagen liegt. Die Getränke halten etwa ein halbes Jahr. Bei diesen gibt es keinen Überschuss. Wenn eine Gericht das Haltbarkeitdatum überschritten hat, wird es noch am selben Tag an die Caritas-Märkte geliefert. Dort wird das Produkt für einen Franken verkauft. So sorgt der Verpflegungsautomaten-Anbieter für eine Nachhaltigkeit, die in der Gastronomie leider noch nicht selbstverständlich ist. Fast alle Produkte werden regional eingekauft – mit einer Ausnahme: Die Mangos werden von einem Familienunternehmen aus Kamerun von Hand pflückt, die Früchte werden jede Woche zugeliefert. Durch die Dauer des Transportes haben sie ihre beste Reife, wenn sie eintreffen. Gesund beraten Der Gesundheitsaspekt ist Felfel wichtig. Durch das Angebot soll eine ausgewogene Ernährung ermöglicht werden. Der Kunde kann anhand eines auf ihn erstellten Ernährungsprofils ablesen, wie viele Kalorien seine Mahlzeit beinhaltet. Zudem sind alle Zutaten eines Produktes gekennzeichnet. Keine Konkurrenz Es gibt Anbieter, die den Firmen Automaten mit lang haltbaren Produkten zur Verfügung stellen. Emanuel Steiner sieht diese aber nicht als seine Konkurrenz, denn er setzt den Fokus auf abwechslungsreiches und gesundes Essen. Kein Wunder, belegte das Unternehmen den zweiten Rang von «Best of Swiss Gastro». Zusammen mit seinem zehnköpfigen Team verfolgt er das Motto: «Das Leben ist zu kurz für durchschnittliches Essen».

ZUM UNTERNEHMEN FELFEL wurde Anfang März 2014 ins Leben gerufen. Das Unternehmen beschäftigt zehn Mitarbeitende, von denen die Mehrheit Quereinsteiger sind. Sie alle teilen das Interesse an gutem und gesunden Essen. FELFEL, Grubenstrasse 11, 8045 Zürich Tel: +41 43 536 74 51 www.felfel.ch, info@felfel.ch

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Daniel Müller beim Degustieren: Der Winzer in seinem Element.

Bilder: Rudolf Blattner

Neustart als Winzer D A V I N U M Vor 100 Jahren teilten sich nicht weniger als 69 Rebbesitzer eine Rebfläche von

7.74 Hektar am Schlüssberg. Zwischen 1895 und 1910 beendeten mehrere sehr kalte Winter den Rebbau in der Gemeinde, bis Daniel Müller auf den Plan trat.

TEXT PETER BLATTNER

Im Jahr 1998 stellte Daniel Müller in Bern ein Gesuch zur Aufnahme des Schlüssberges in den Rebkataster, diese wurde in der Folge bewilligt. Heute läge diese Entscheidung in der Kompetenz des kantonalen Rebbaukommissärs. Der Rebberg liegt auf 505 Metern über Meer, ist nach Südost bis Südwest ausgerichtet und hat eine mittlere Hangneigung von 30 Prozent. Dadurch ist eine maschinelle Bearbeitung des Geländes möglich. Am 1. Mai 1999 begann Daniel Müller eine Fläche von 75 Aren mit 2 500 Riesling x Sylvanerund 1 300 Garanoir Reben zu bestücken. Die Gesamtfläche wurde nach und nach auf 2.5 Hektare vergrössert. Heute stehen 12 000 Rebstöcke bei Daniel Müller am Schlüssberg, womit er jährlich 25 000 Flaschen produziert, meist hälftig weisse und rote Weine. Die Kelterung der Weine übernimmt Samuel Wetli Weinbau in Männedorf, die Vermarktung seines Grüeniger Wy besorgt er selber. Zu seinen Kunden zählen private Weinkenner sowie Gasthöfe vor allem in der Region. Daniel Müller hat aber auch schon bis nach Neuenburg

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geliefert. Sein ganzes Sortiment ist übrigens in der ortsansässigen Chäs-Hüttä an der Binzikerstrasse 25 erhältlich. Die Gemeinde Grüningen hat den einzigen ortsansässigen Rebbauern ausserdem dazu beauftragt, beim Schloss wieder Rebstöcke zu setzen und so eine alte Tradition wiederzubeleben. Das Angebot an Grüeniger Wy Der weisse Seyval Blanc begleitet am besten Käsespeisen, da der Wein als neutral bezeichnet werden kann. Er ist kräftig im Gaumen und Abgang. Der Klassiker ist natürlich der Riesling x Sylvaner (Müller Thurgau, benannt nach dem Schweizer Rebforscher, der ihn 1882 züchtete). Der Wein ist fruchtig und bestens dafür geeignet, kühl an Sommertagen genossen zu werden. Der Johanniter hat kräftige Aromen und passt gut zu kalten Platten. Der sehr üppige Solaris trinkt sich wunderbar zu einem Apéro, er geht gut mit reifem Weichkäse zusammen, aber auch mit der asiatischen Küche. Den Rosé hat Daniel Müller aus dem Angebot verbannt und ihn durch einen Federweisser ersetzt. Bei den Roten ist der Garanoir zu empfehlen, der eine schöne Cassis-Note

besitzt. Er ist ein idealer Begleiter zu Fleischgerichten und kalten Platten. Im Eichenfass wird der Barrique Léon Millot & Siramé erzeugt, eine Assemblage aus einer sehr alten und einer sehr neuen Rebsorte. Der südländische Weintyp – man denkt an Italien oder Spanien – passt zu kräftigem Fleisch. Der zweite Tropfen aus dem Barrique ist der Cabertis, das rote Pendant zu Solaris. Auch der Cabernet-Typ mundet zu kräftigen Gerichten.

DA VINUM Inhaber: Daniel Müller Position: Inhaber und Geschäftsführer Gründung: 1999 bepflanzte Daniel Müller die erste Parzelle am Grüninger Schlüssberg. Werdegang: Daniel Müller hat die Landwirtschaftsschule in Wetzikon mit einem Meisterdiplom abgeschlossen und war danach fünf Jahre lang als Betreuer in einer Rehabilitationseinrichtung für Drogenabhängige tätig. In den 90er-Jahren lernte er das Winzerhandwerk. Produktionskapazität: 25 000 Flaschen Kontakt: Da Vinum Gubelstrasse 12, 8627 Grüningen Telefon: 043 833 95 06, 078 722 14 84 info@davinum.ch, www.davinum.ch


Am Schlüssberg ist der grösste Rebberg des Zürcher Oberlandes zu finden.

Grüeniger Schämpis und Pro Miller Mit dem ihm eigenen Humor bezeichnet er seinen Schaumwein als «Schämpis». Dieser wird aus Riesling x Sylvaner und Seyval Blanc nach der Methode Champenoise hergestellt und in der Flasche gegärt. Solaris-Trester bildet die Grundlage für den Pro Miller, einen fruchti-

gen Weinbrand, den man als Grappa bezeichnen könnte – wenn man dürfte. Seine schöne caramelartige Färbung verdankt er dem Barriquefass. Am 23. und 24. April 2016 ist in Grüningen der Frühlingsmarkt, an dem der Winzer des Ortes natürlich nicht fehlen darf. Am ersten und zweiten Juli findet

Bilder: Bibi Furger

im Rebhüsli die jährliche Degustation statt. Da bei Weinbauern zuweilen auch die philosophische Ader zum Vorschein kommt, schliesst der Winzer das gesellige Treffen mit einem der vielen Wein-Weisheiten ab: «Wer fröhnt dem täglich Weingenuss, dem wächst des Bauches Radius.» Anzeige

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PORTRÄT

«Der Wolf gehört zu uns» Z O O Z Ü R I C H Für Alex Rübel ist

der Zoo eine PR-Institution für den Naturschutz. Die Besucher sollen dazu motiviert werden, über die Erhaltung der Artenvielfalt nachzudenken.

INTERVIEW DOMINIQUE LIEB

Der Zürcher Zoo ist mit seinen 200 Mitarbeitenden gerade noch ein KMU. Zusammen mit 300 freiwilligen Helfern kümmern sich die Angestellten um 386 Tierarten aus sechs Kontinenten. Damit das Zusammenleben der verschiedenen Arten auf engem Raum reibungslos verläuft, braucht Direktor Alex Rübel ein Konzept, das die verschiedensten Bedürfnisse abdeckt. In Bezug auf die Tierhaltung gilt der Zürcher Zoo weltweit als einer der fortschrittlichsten. Wie wird man den Tieren im Zoo gerecht? Alex Rübel Für die Tiere ist es entscheidend, dass sie ihre Verhaltensweisen ausleben können. Ein Tier hat Auf-

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gaben, wie wir auch. Der Lebensraum sollte so gestaltet sein, dass es sich wie in der Wildnis verhalten kann. Der Zoo ist kein Schlaraffenland, wo das Tier am Strand liegt. Zum Wohlbefinden gehört auch Herausforderung: Es soll etwas für die Futterbeschaffung tun, es muss aufpassen, dass es nicht gefressen oder bedrängt wird. Für das Tier ist wichtig, wie das Gehege eingerichtet ist. Für den Besucher ist es dagegen massgeblich, dass er etwas vermittelt bekommt. Wir haben eine grosse Vielfalt an Besuchern und für alle muss es die Möglichkeit geben, etwas zu lernen. Schliesslich haben wir die Tiere nicht zum Selbstzweck, sondern um die Menschen dafür zu motivieren, selber etwas für die Erhaltung der Arten und den Naturschutz beizutragen.

Sie sind Tierarzt und Zoodirektor. Welches sind Ihre Hauptaufgaben? Meine Aufgabe besteht vor allem darin, dafür zu sorgen, dass meine Leute ihre Arbeit optimal erfüllen können. Dazu muss ich die Mittel bereitstellen und das Geld beschaffen. Mir ist es wichtig, dass sich die Qualität bei der Tierhaltung ständig verbessert, dass wir neue Erkenntnisse gewinnen, etwa darüber, wie man mit den Besuchern umgeht und wie man ihnen das Wissen über die Natur vermittelt. Im Zoo leben Tiere und Pflanzen aus verschiedenen Lebenswelten und Klimazonen zusammen. Wie sorgen Sie dafür, dass das klappt? Wir haben für fast jedes Tier ein Haus. Im Sommer, wenn es heiss ist, kann es

Halbwüchsiger Mongolischer Wolf im Zoo Zürich.


Zooverband und haben hervorragende moderne Anlagen. Transportiert wird das Nashorn im Flugzeug, mit einem Direktflug, der vier Stunden dauert. Das Nashorn wird schon Wochen im Voraus an seine Transportkiste gewöhnt. Wir sind in einem Artenschutzverbund mit den zoologischen Gärten weltweit verbunden. Hier tauschen wir Tiere aus, damit keine Inzucht entsteht. Das bedingt, dass dauernd Tiere hin- und hergegeben werden, weil man neue Paare aufbauen muss oder die Jungen an einen neuen Ort weggibt. Um die Tiere an geeigneten Orten unterzubringen, setzt der Zoo auch Massnahmen zur Familienplanung ein.

ZAHLEN AUS DEM ZOO ZÜRICH Der Zürcher Zoo wurde 1929 auf dem Zürichberg im Quartier Fluntern gegründet. Heute leben 386 verschiedene Tierarten auf einem 27 Hektar grossen Gelände. Der Zürcher Zoo ist eine Non-Profit Aktiengesellschaft: Die öffentliche Hand ist mit 25 Prozent, der Förderverein mit 5 Prozent beteiligt, die 6 500 Aktionäre halten 70 Prozent. Zu den Betriebskosten tragen Stadt und Kanton 22 Prozent bei. Neuanlagen werden durch Schenkungen, Legate und Beiträge des Fördervereins und des «Zoofäschts» finanziert. Für Infrastrukturbauten hat der Zoo letztmals 2008 eine Subvention von Stadt und Kanton erhalten. Der Förderverein hat über 30 000 Mitglieder. Pro Jahr besuchen 1.3 Millionen Menschen den Zoo. www.zoo.ch

sich in den Schatten zurückziehen. Im Winter haben die Tiere die Möglichkeit, drinnen zu bleiben oder nach draussen zu gehen. Das Klima wird angepasst, die Temperatur abgestimmt. Auch die Lichtphasen sind wichtig, um dem Tier ein optimales Umfeld zu bieten. Das Nashornhaus wird bald zu einem Australienhaus umgebaut. Wohin werden die Nashörner umquartiert? Das Nashornhaus steht unter Denkmalschutz, am Gebäude selber wird sich wenig verändern. Im geplanten Australienhaus werden kleinere Tiere untergebracht, und wir bauen eine Anlage im Freien für die kleinen Wallaby-Kängurus. Das Nashorn kommt nach Sharjah. Die Zoos der Vereinigten Arabischen Emirate gehören zum Europäischen

Bild: Zoo Zürich, Enzo Franchini

Haben Sie noch weitere Projekte für den Artenschutz? Wir haben eine enge Verbindung zum Natur- und Artenschutz in der Wildnis. In den Arterhaltungsprogrammen versucht man herauszufinden, wie die Tiere ausgewildert werden können – dies dient direkt der Erhaltung der Art. Auf der anderen Seite haben wir sieben verschiedene Naturschutzprojekte. Zum Beispiel in Thailand zur Erhaltung der letzten 200 wilden Elefanten im Kaeng Krachan Nationalpark, oder in Sumatra ein Projekt für die Wiederansiedlung von OrangUtans, das wir zusammen mit Paneco durchführen. Dabei handelt es sich nicht um Tiere von uns, sondern um konfiszierte Orang-Utans aus Heimhaltung. In Kolumbien haben wir ein grosses Zuchtprogramm für Frösche. Dort sterben Arten aus wegen eines Pilzes, den die Menschen verbreitet haben. Wir züchten resistente Frösche vor Ort und behandeln den Pilz. Das Projekt läuft bereits seit zehn Jahren, wir sind aber noch nicht am Ziel. Einige Froscharten konnte man retten, bisher aber nur im Zoo. Es gibt immer mehr Krankheiten, die für Tiere problematisch sind. Schaden entsteht auch durch die Fauna-Verfälschung, also durch die Einführung fremder Arten, die zu einem Ungleichgewicht führen können. In der Schweiz haben wir zum Beispiel die Tigermücke, diese ist auch für den Menschen ein Problem. Welches ist Ihr erfolgreichstes Naturschutzprojekt? Unser grösstes Projekt befindet sich in Madagaskar, dort unterstützen wir den Masoala Nationalpark. Wir arbeiten mit lokalen Organisationen zusammen und planen mit Experten vor Ort die Forschungsarbeit. In Madagaskar und in Thailand ist das die Wildlife Conservation Society. Häufig ist der Natur-

schutz-Approach ein Lebensraum Approach: Man konzentriert sich dabei nur auf eine Tierart. Es reicht nicht, bedrohte Tiere zu züchten, sondern es geht auch darum, Probleme zu lösen, die oft der Mensch verursacht hat. Deshalb muss man auch primär mit dem Menschen arbeiten. Was zeichnet den Erfolg beim Madagaskar-Projekt aus? In den letzten zehn Jahren konnte man die Abholzung reduzieren. Dies gelang uns unter anderem, indem wir den Leuten halfen, andere Erwerbsquellen zu finden und die Landwirtschaftserträge zu erhöhen, besonders beim Reis. Ein Problem ist der Raubbau des kostbaren Rosenholzes – wie beim Drogenhandel geht es dort um viel Geld mit Korruption, Mafia etc. Abgesehen davon haben wir jedoch Erfolg mit dem Projekt. Mittlerweile wurde der Nationalpark zum Unesco-Welterbe ernannt. Sie haben Gehege wie die Masoalahalle, wo die Menschen sehr nahe bei den Tieren sind. Gibt es manchmal Konflikte mit den Besuchern? Im Masoala-Regenwald ist es erstaunlich und schön zu sehen, wie hoch der Respekt der Besucher vor den Tieren ist. Man kommt dort in eine andere Welt, es riecht anders, die Luft ist schwer von der Feuchtigkeit – das fördert die Ruhe. Diese Anlage hat sich sehr bewährt. Die Madagaskar- Tiere reagieren kaum auf den Menschen. Füttern ist hier verboten. Die Lemuren haben ein anderes Süssigkeitsempfinden als wir, sie interessieren sich nicht für Schokolade, dadurch kommen sie auch nicht zum Betteln in die Nähe der Menschen. Die Tierpfleger haben zudem klare Anweisungen: Sie dürfen nie direkt füttern, weil sie sonst den Tieren beibringen, dass der Mensch Futter bringt. Die Direktfütterung ist nur bei den Haustieren im Minizoo erlaubt, bei den Ziegen und den Ponys. Das machen wir ganz bewusst. Es ist ein besonderes Erlebnis, wenn man Tiere anfassen und riechen kann, das sind wertvolle Erfahrungen, die für das ganze Leben prägen. Das Tier soll sich aber nicht unwohl oder bedrängt fühlen, deshalb trennen wir strikt zwischen der Fütterung des Wildtiers und des Haustiers. Ist genug Raum vorhanden, damit auch grosse Tiere ihr eigenes Territorium haben? Die Territorien sind in der Wildnis häufig nicht grösser als im Zoo. Auch dort

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PORTRÄT

wir in der Schweiz mit dem Wolf. Auch da müssen wir einen Weg finden, wie der Mensch mit dem Wolf leben kann. Man schützt nur, was man gern hat, und man kann nur lieben, was man kennt. Das ist auch in anderen Ländern so. Für die Menschen in Afrika ist der Druck gross, wenn sie selbst hungern und sich gleich daneben ein Naturschutzreservat befindet. Da muss man auch mit den Menschen arbeiten. Das Wildern darf sich nicht lohnen. Aber solange mit einem Nashorn viel Geld verdient werden kann, wird dieses Geschäft nicht aufhören.

Alex Rübel: «Man schützt nur, was man gern hat.»

haben die Tiere ihre festen Grenzen, nur sehen wir Menschen diese nicht. Das Territorium ist davon abhängig, ob es genug Futter und Sicherheit gibt. Von daher ist die Grösse des Territoriums veränderlich. Bei den Löwen kann man das gut sehen: Je mehr Futter sie haben, desto kleiner wird das Territorium. Haben die Tiere genug Gelegenheit, ihren Jagdtrieb auszuleben? Wir können den Löwen natürlich kein lebendiges Zebra ins Gehege geben – das unmittelbare Jagen findet nicht statt. Aber wir simulieren eine Situation mit Futterkisten, die die Löwen anspringen müssen, um an die Beute zu kommen. Die Kisten sind im Gehege verteilt, sie öffnen sich im Laufe des Tages und die Löwen müssen aufpassen, dass sie den Zeitpunkt nicht verpassen. Aber ein Zebra zu töten, das würden die Zoobesucher nicht akzeptieren. Wir wollen auch nicht, dass das Beutetier leiden muss. Unsere Tiere sind gut gefüttert, sie müssen nicht hungern, von daher

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ZUR PERSON Alex Rübel ist seit 1991 Direktor des Zürcher Zoos. Davor arbeitete er zehn Jahre lang als Zoologe an der Klinik für Zoo-, Heim- und Wildtiere der Universität Zürich. Für seinen ausserordentlichen Einsatz im Bereich der Wissenschaft und der Bildung für den Natur-, den Tier- und den Umweltschutz, erhielt er vom Weltverband der Zoologischen Gärten 2012 den Heini Hediger-Award.

wäre die Chance bei ihnen grösser, dass der Jäger mit der Beute spielt anstatt sie zu fressen – was wir natürlich nicht wollen. Auch gegenüber dem Futtertier muss der Tierschutz stimmen.

Foto: Keystone/René Ruis

Der natürliche Lebensraum der Tiere wird immer mehr eingeengt. Werden dafür die Zoos grösser? Im Zürcher Zoo haben wir noch Platz für eine Savanne, die wollen wir für Giraffen und Nashörner realisieren. In diesem Sinn wird der Zoo tatsächlich noch ein wenig grösser. Letztlich gehören die Tiere in die Wildnis, und dort sollen sie konfliktfrei mit den Menschen leben können. Diese Diskussion haben

Was würden Sie denn mit dem Wolf im Wallis machen? Ich bin der Meinung, dass der Wolf zu uns gehört, ein gemeinsames Leben sollte in einem gewissen Rahmen möglich sein. Da muss sich auch der Wolf anpassen, er darf nicht übermächtig werden, wie wir es beim Fuchs erleben, wenn er in die Städte kommt. Auf der anderen Seite kann auch der Mensch lernen, mit dem Wolf zu leben – er sollte wieder Hunde halten, um Schafe zu hüten. Im Tierschutzgesetz heisst es, dass man seine Tiere jeden Tag einmal sehen soll. Das heisst, man darf die Schafe nicht einfach im Frühling auf den Berg führen und im Herbst wieder herunterholen. Es sterben heute viel mehr Schafe, weil sie verunfallen, als dass sie vom Wolf getötet werden. Das muss man im richtigen Verhältnis sehen. Natürlich ist es für einen Bauern ein Problem, wenn der Wolf auf einmal zehn Schafe reisst, aber auch hier muss man einen Weg für beide Seiten finden. Das Image des Wolfes ist belastet. Deshalb zeigen wir den Wolf im Zoo, damit wir nicht Märchen, sondern Wahrheiten über ihn erzählen können. Es passiert sehr selten, dass ein Mensch vom Wolf angegriffen wird. Auch das muss man wissen. Gibt es Zeiten, in denen die Tiere besonders aktiv sind und laute Geräusche machen? Auch Tiere machen über Mittag häufig eine Siesta, am Morgen und am Abend sind sie aktiver. Die Siamangs haben ihre Rufstunden manchmal morgens um vier Uhr: Sobald das erste Licht kommt, geht es los. Die Gibbons kommen etwa um 10 Uhr, auch die Lemuren sind am Morgen aktiv. Das Gebrüll unseres Löwenmännchens hört man bis nach Gockhausen. Damit zeigt er, wo sein Revier ist.


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Die Treuhand-Kammer ist neu EXPERTsuisse. Als Schweizer Expertenverband für Wirtschaftsprüfung, Steuern und Treuhand setzen wir uns seit 1925 erfolgreich ein für: • hohe Dienstleistungsqualität bei Wirtschaftsprüfung, Steuern und Treuhand durch unsere Mitglieder. • einen kompetenten Berufsstand auf Basis der höheren Berufsbildung und der kontinuierlichen Weiterbildung. • wirksame Rahmenbedingungen für einen starken und attraktiven KMU-geprägten Wirtschaftsstandort Schweiz. Im Jahr des 90-jährigen Bestehens hat sich die Treuhand-Kammer in EXPERTsuisse umbenannt, um der aufgebauten Position sowie der Bedeutung im Schweizer Markt und der gesamtschweizerischen Mitgliederstruktur gerecht zu werden: Wir zählen über 5 000 eidg. dipl. Experten sowie 900 Mitgliedunternehmen – über 95 Prozent davon KMU – zu unseren Mitgliedern.

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ZÜRCHER PIONIERE

Mit Leib und Seele HEINI

H E D I G E R Eine Giftnatter und ein

Flughund wurden nach ihm benannt, dutzende Zoos nach seinem Ratgeber «Wildtiere in Gefangenschaft» gebaut und neue Erkenntnisse im Bereich der Tierpsychologie durch seine wissenschaftlichen Beiträge gewonnen: Der ehemalige Zoodirektor von Zürich Heini Hediger ist der Begründer des modernen Zoos.

TEXT ANOUK ARBENZ

Bereits im Alten Ägypten wurden wilde Tiere, die als Prestigeobjekte galten, in Gehegen gehalten. Im Mittelalter hielten sich Klöster, darunter auch das Kloster St. Gallen, Schwarz- und Rehwild sowie Hühner, in Städten wurden Tiere zu Jagdzwecken in Gräben oder zur Zurschaustellung in Zwinger eingesperrt. Einen respektvollen Umgang mit Tieren kannten sie nicht, die Belustigung stand im Vordergrund. Aufschwung erhielten die Vorläufer des zoologischen Gartens, die sogenannten Menagerien, nachdem Ludwig XIV 1662 den Jagdpavillon im Schlosspark von Versailles zu einem Komplex aus Gehegen für «exotische» Tiere hatte ausbauen lassen. Von da an war es für adlige Familien Mode, sich fremdländische Tiere zu halten. Zwischen den frühesten zooähnlichen Tierhaltungen in China um 2 000 v. Chr. über die Einzeltierhaltung in Kleinkäfigen bis zur heutigen Tiergartenarchitektur mit Freiflughalle und gitterfreiem Biotop liegen ein paar Jahrtausende. Die Schwerpunktaufgaben des Zoos haben sich im Laufe der Geschichte von der einfachen Ausstellung wilder und exotischer Tiere hin zur Erforschung von Tierarten sowie der Erhaltungszucht verschoben. Heutige Aufgaben eines Zoos beinhalten auch den Natur- und Artenschutz sowie die

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Wissens- und Kulturvermittlung. Diesen Umstand verdanken wir zu einem grossen Teil dem Zoologen und ehemaligen Zürcher Zoodirektor Heini Hediger. Natürliches Territorium statt hohe Gitterzäune Heini Hediger verstand die Tiere als Lebewesen mit vielfältigen Bedürfnissen und war stets darum bemüht, die Welt aus ihrer Sicht zu sehen. Seine Idee, verschiedene Arten, die auch in der Wildnis in Symbiose leben, gemeinsam in Gehegen unterzubringen, war der Grundstein für die moderne Tierhaltung berühmter Zoos wie dem San Diego Zoo – einer der grössten Zoos der Welt. Dank Hediger wird heute meist auf massive Absperrungen verzichtet, da bei den meisten Tierarten bereits symbolische Grenzen genügen. Auch in der Natur gibt es von Auge nicht wahrnehmbare Territoriumsgrenzen, die von den Tieren akzeptiert werden. Hedigers Ziel war es, die Tiere so weit wie möglich in ihrer natürlichen Umgebung im Zusammenleben mit ihren Sozialpartnern zu zeigen. Erst mit dem Aufkommen der Impfungen konnte diese Theorie aber auch tatsächlich umgesetzt werden. Das Afrikahaus des Zoos Zürich, auf das Hediger besonders stolz war, baute er für die Spitzmaulnashörner und eine Schar von Vögeln, die den Dickhäutern Parasiten aus der Haut pickten. Rechte Winkel, flache Böden, herkömmliche

Türen und ein Gitter suchte man hier vergebens. Hediger arbeitete mit einem Psychologen zusammen und liess natürlich geformte und beleuchtete Räume bauen, damit sich Besucher und Tier in der Anlage wohl fühlten. Das Afrikahaus, welches das Image des Zoos erheblich verbessert hatte, wäre nicht möglich gewesen, wenn der Zoo nicht durch den Kanton und die Stadt finanziell unterstützt worden wäre. Die Beiträge wurden 1962 beschlossen und mit dem wissenschaftlichen Anspruch des Zoos gerechtfertigt. Dieser hatte sich von einem «kommerziellen Betrieb» zu einer kulturellen Institution mit Verantwortung für den Natur- und Artenschutz entwickelt. Ein lebenslänglicher Tierfreund Heini Hediger wurde 1908 in Basel geboren und wuchs ganz in der Nähe des Zollis auf. Bereits als kleiner Junge hielt er sich unzählige Reptilien, Skorpione und Fische und erklärte seinen Eltern, dass er Zoodirektor werden wolle. Während einiger Monate hielt er sich gar einen Fuchs als Haustier – bis sein Vater diesen wegen der nachlassenden Schulnoten seines Sohnes aus dem Haus schaffte. Bevor Heini Hediger seine Idee vom Zoo als kulturelle Institution umsetzen konnte, reiste er um die Welt und unternahm verschiedene Expeditionen und Forschungsreisen nach Marokko, in die Südsee

Heini Hediger konzipierte die moderne Tiergartenbiologie, wonach der Zoo kein kommerzieller Betrieb ist, sondern den Charakter einer kulturellen Institution trägt. Bild: Archiv Zoo Zürich


und in den Kongo. Da seine Passion die Reptilien waren, wandte er sich in Marokko unter anderem an Schlangenbeschwörer, um das Verhalten der Tiere nachvollziehen zu können. Auch im Zirkus studierte er die Interaktion zwischen Tier und Dompteur, welche er in seinem Buch: «Beobachtungen zur Tierpsychologie im Zoo und im Zirkus» dokumentierte. Im Alter von gerademal 24 Jahren erlangte er seinen Doktortitel und wurde kurz darauf vom Naturhistorischen Museum Basel zum Kurator der Zoologischen Abteilung gewählt. Mit 30 Jahren hatte er sein Ziel erreicht: Mit der Position als Verwalter des Tierparks in Bern und später des Basler Zollis wurde ein Traum wahr. 1954 trieb ihn ein heftiger Streit mit den beiden Zoologen Rudolf Geigy und Adolf Portmann zum Zoo Zürich, wo er bis zum Jahr 1973 als Zoodirektor wirkte. Mit Konrad Lorenz und Bernhard Grzimek gründete Heini Hediger die Zeitschrift: «Das Tier», die beinahe vierzig Jahre lang eines der erfolgreichsten Tiermagazine Europas war. Was ihn auszeichnete, war seine wissenschaftlich korrekte und verständlich geschriebene Berichterstattung mit grossem Unterhaltungswert und aussagekräftigen Abbildungen. Nicht umhin wurde Hediger von seinem ehemaligen Chef und Kurator des Zürcher Zoos als «einer der Erfinder des modernen Infotainments» bezeichnet.

DIE HEDIGER-TAFEL Die Informationstafeln, die man heute in praktisch jedem Zoo vorfindet, gehen auf Heini Hediger zurück. Neben dem Tiernamen in Latein sowie in den jeweiligen Landessprachen sind darauf eine Verbreitungskarte, eine Abbildung des Tieres sowie Informationen in Bezug auf Lebensweise, Besonderheiten und Lebensraum der Tierart zu finden.

Knut-Kult und Zookritik Trotz all der Verbesserungen bei der Tierhaltung kann und wird das «Konzept Zoo» regelmässig in Frage gestellt. Die Enge eines Zoogeheges ist mit der Weite eines Dschungels oder einer Wüste nicht zu vergleichen. Echte Gefahren gibt es keine und die tägliche Erdrückung durch fotografierende Menschenmassen, kreischende Kleinkinder und mühsame Prozeduren durch Tierpfleger können dem Leben in der Wildnis kaum vorzuziehen sein. Der Medienrummel um Eisbären-Star Knut ist nur ein Beispiel für die Vermenschlichung von Wildtieren. In sogenannten «Erlebniszoos» wird die Interaktion zwischen Tier und Mensch in den Vordergrund gestellt – dass hier Tiere aber auch immer wieder gezerrt und geschubst werden müssen, ist Nebensache. Eine wichtige Rolle muss deshalb unbedingt die Aufklärung der Besucher einnehmen. Vorzeigebeispiel

und ganz im Sinne Heini Hedigers ist die Masoala-Halle: Im überdachten Ökosystem haben die Tiere hinter dreissig Meter hohen Bäumen und dichtem Buschwerk jederzeit die Möglichkeit, sich zurückzuziehen und zu verstecken. Dies auf Kosten der Besucher, welche dadurch weniger Tiere zu sehen bekommen. Heini Hediger-Award für ausgezeichnete Leistungen Hediger setze neue Standards und revolutionierte damit nicht nur die Haltung von Tieren, sondern erforschte auch deren Psychologie und Schlafverhalten. Sein Werk «Wildtiere in Gefangenschaft» gilt als Grundlagenwerk der Tiergartenbiologie und widmet sich insbesondere dem Fluchtverhalten der Tiere. Er war auch im Radio zu hören und im Fernsehen zu sehen und hielt unglaubliche 84 Semester lang an der Universität Basel Vorlesungen. Zudem arbeitete er 26 Jahre lang als Titularprofessor für Tierpsychologie an der Universität Zürich. Ihm zu Ehren vergibt der Weltverband der Zoologischen Gärten den Heini Hediger-Award, mit dem auch Alex Rübel prämiert wurde. Es ist die höchste Auszeichnung in der Zoowelt und anerkennt hervorragende Leistungen zur Erreichung der von den Zoos definierten Ziele im Gebiet der Tiergartenbiologie.

Weder Gitter noch Fenster: Der Elefantenpark des Zoos Zürich, der vor zwei Jahren gebaut wurde, umfasst eine Fläche von gut zwei Fussballfeldern, eine künstliche Felswand mit Wasserfall und einen See. Der Park ist nach Hedigers Prinzipien konzipiert worden und ermöglicht den Tieren eine vielseitige und regelmässige Bewegung. Bild: Carole Arbenz

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I N N O VAT I O N

Kognitive Systeme werden vermutlich schon bald in jedem Haushalt anzutreffen sein.

Robotergeflüster S M A R T S E R V I C E Gemäss Robots Market Report wächst der Marktanteil für Service-

roboter sieben Mal schneller als der Markt für Manufakturroboter insgesamt. Roboter Pepper kommuniziert mit Menschen und stellt seine Dienste in Japan bereits zur Verfügung.

TEXT DOMINIQUE LIEB

Während des Interviews mit Karin Vey von IBM Research in Rüschlikon flitzen noch keine Roboter herum. Es wäre natürlich schön, wenn man mit der Kognitiven Intelligenz von Pepper bereits ein Gesprächs führen könnte. Unter kognitiver Intelligenz von Computern versteht man, dass diese natürliche Sprache verstehen und lernen, sowie in gewissem Rahmen zu Schlussfolgerungen gelangen können. Künftig soll eine neue Generation von hochflexiblen Robotern auch bei uns zum Einsatz kommen, etwa in Empfangsräumen oder in der Bildung und im Gesundheitswesen. Sie können sich bewegen, ohne Gefahr zu laufen,

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Menschen zu verletzen und man kann sie schnell für andere Aufgaben umprogrammieren. Ein Chat mit Pepper Pepper ist ein sogenannter «Emotional Robot», der in gewissem Masse auch Emotionen erkennen und darauf reagieren kann. «Er muss in der Lage sein, beim Dialog Emotionen zu identifizieren, um den Kunden richtig einzuschätzen», sagt Karin Vey, «dabei analysiert er die Tonalität der Stimme, die Verwendung von Worten und insbesondere die Mimik des Gegenübers – sie ist der Hauptindikator für Emotionen. Dann versucht er, seine Antwort entsprechend anzupassen, und kann dabei auch rudimentär Emotionen zeigen.» Dies äussert sich

in einem Lichtspiel um die Augen oder indem er mit bestimmten Bewegungen Emotionen signalisiert. Entscheidend für die Emotionserkennung ist der Gesichtsausdruck. Der amerikanische Psychologe Paul Ekmann hat während Jahrzehnten die nonverbale Kommunikation erforscht, insbesondere wie sich Emotionen im Gesicht ausdrücken. Etwa 40 verschiedene Muskelgruppen spielen bei der Erzeugung von emotionaler Mimik eine Rolle. Diese sogenannten Mikroexpressionen sind kategorisiert und man kann zahlreiche emotionale Ausdrücke unterscheiden. Mit diesen Vorgaben versucht man, den Robotern über Image Recognition allmählich das Erkennen dieser Ausdrücke beizubringen.


IBM RESEARCH – ZÜRICH UND KMU Das IBM Forschungszentrum in Rüschlikon arbeitet immer wieder mit KMU zusammen: – Zum Beispiel im Bereich Passwortschutz mit der Softwarefirma Ergon (www.airlock.com) und der Plattform für sichere Mails in der Privatspäre (www.privatsphere.com). – Im Projekt Thrive geht es um die Entwicklung einer wärmebetriebenen Absorptionswärmepumpe. IBM-Wissenschaftler kooperiert mit verschiedenen Forschungseinrichtungen und Unternehmen. Beteiligte KMU sind Zeochem und ETS Energie. (http://ibm.biz/ruch_thrive) – Im IBM Research THINK Lab in Rüschlikon, können Unternehmen in Innovations-Workshops gemeinsam mit IBM-Forschern Technologietrends diskutieren und deren Bedeutung für das eigene Unternehmen erörtern. (www.zurich.ibm.com)

Dr. Karin Vey ist Innovations- und Trendexpertin im Think-Lab der IBM Forschung in Rüschlikon. Sie hat Physik, Kommunikation und Psychologie studiert.

Kognitive Systeme in der Arbeitswelt Kognitive Systeme sind nicht auf Roboter beschränkt, sondern beginnen bereits, unsere bestehenden Computersysteme zu erweitern – zum Beispiel im Gesundheitswesen. In der Sprechstunde hat heute ein Arzt oft zu wenig Zeit für ein Gespräch. Nicht selten ist er damit beschäftigt, Geräte zu bedie-

Bilder: zVg/ÎBM

nen, auf dem Computer nach Informationen zu suchen oder solche einzutragen, während der Patient schweigend daneben sitzt. Werden bald auch Roboter eingesetzt, um meine Mimik zu analysieren, um so via Display dem Arzt meine Gemütslage zu verraten? Karin Vey ist Physikerin und Psychologin. Sie wünscht sich, dass wir in Zukunft mit Hilfe von Technologie die Welt wieder menschlicher machen können: «Viele Patienten vermissen heute das Gespräch, wenn sie zum Arzt gehen. Da geht es etwa darum, was eine Diagnose für den Patienten bedeutet. Was ist sonst noch los in seinem Leben, in welchem Kontext hat sich diese Krankheit überhaupt entwickelt und inwiefern wäre im sozialen Umfeld Unterstützungsleistung möglich, um den Patienten besser bei der Therapie zu begleiten? Dieses Gespräch von Mensch zu Mensch, das auch eine heilende Wirkung hat, kommt heute oft viel zu kurz.» Kognitive Systeme können den Arzt dabei unterstützen, in grossen Mengen medizinischer Daten schnell relevante Informationen zu finden. Damit bieten sie eine effektive Entscheidungshilfe bei Diagnose und Therapie. «Bisher hat die Technologie von uns verlangt, dass wir uns an sie anpassen. Heute passen sich die kognitiven Systeme uns an und sprechen in einer natürlichen Sprache mit uns», sagt Karin Vey. Die Systeme sind darauf ausgelegt, die Informationen möglichst schnell zur Verfügung zu stellen. Da die Quellen, aus denen das System seine Informationen bezieht, transparent gemacht werden, kann der Arzt überprüfen, worauf die Antwort des Systems beruht. Der Arzt kann dann mit seiner Erfahrung beurteilen, ob diese zutrifft oder ob er weitere Aspekte berücksichtigen muss. So kommt er in einen Dialog mit dem System, ähnlich wie mit einem menschlichen Assistenten. Für die blitzschnelle Verfügbarkeit von Information sind kognitive Systeme gewiss ein exzellentes Hilfsmittel. Aber können wir mit ihnen auch anspruchsvolle Gespräche führen, können sie sogar Gesprächspartner simulieren, zum Beispiel einen Dialog mit Johann Wolfgang von Goethe? Karin Vey findet, diese Frage verlange schon extrem viel von einer Technologie. Es wäre wohl eher ein Gespräch über Goethe statt mit Goethe. Es gibt aber schon ein IBM Forschungsvorhaben, bei dem ein Computer komplexe Sachverhalte analysieren soll. «Der sogenannte Debater ist ein System, das bei kontroversen Fragestel-

lungen, bei denen Pro- und Kontra-Argumente identifiziert werden müssen, unsere Meinungsbildung unterstützen soll. Dabei geht es um Fragen wie zum Beispiel: Sollen gewalttätige Videospiele für Jugendliche zugänglich gemacht werden oder nicht? Dann soll dieses System aus einem Korpus von Wissen die Argumente identifizieren können. Was spricht für oder gegen diese Behauptung? Handelt es sich um Argumente, die aus wissenschaftlichen Studien stammen, sind es Expertenmeinungen oder ethische Argumente?» Dafür muss das System trainiert werden. Das sei harte Arbeit, gleichzeitig entstehe hier eine neue Berufsgattung: Der System- bzw. der Robotertrainer. Wenn etwa bei TV-Shows die neueste Robotergeneration vorgeführt wird, staunt man immer wieder, wieviel es braucht, um einen Stift in der Hand zu halten und seinen Namen auf ein Blatt Papier zu schreiben. Solche Leistungen bereiten dem Computer grösste Mühe. Kognitive Technologie für Jedermann Bis zum Jahr 2020 werden über das Internet der Dinge Sensoren an Geräten und Gebäuden die doppelte Anzahl der menschlichen Weltbevölkerung betragen 1). Die Ausgaben für Roboterinfrastruktur im Militär, in der Industrie und im privaten Sektor sind in den Jahren zwischen 2005 und 2015 von 10 Milliarden auf 40 Milliarden Dollar angestiegen 2). Es stellt sich die Frage, welchen Menschen diese Technologie zu Gute kommen soll. Karin Vey erinnert daran, dass sich die Leistungsfähigkeit von Computern alle zwei Jahre verdoppelt, während zugleich die Preise sinken: «Heute ist die Technologie so günstig, dass sie für eine grosse Zahl von Dienstleistungen einfach und kostengünstig einsetzbar ist. Cognitive Computing ist nicht mehr dieser eine Supercomputer. Man hat die Software sozusagen dekonstruiert und in verschiedene Elemente aufgebrochen. Diese kann ich zum Beispiel für eigene Applikationen, die auf cloudbasierten Plattformen angeboten werden, nutzen.» Möglicherweise ist das mit den kognitiven Systemen wie mit dem Staubsauger: Am Anfang war er eine eher kuriose Erfindung und heute ist er in fast jedem Haushalt anzutreffen – der Datensauger kommt.

1)

Cisco VNI Global IP Traffic Forecast, 2014 – 2019

2)

International Federation of Robotics

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K U LT U R

Topografie der Stimme E C H O - A R C H I V Mit seiner Stimme erforscht der Vokalist Christian Zehnder neue Resonanzräume.

Das App «Echotopos» ermuntert Berggänger, es ihm gleich zu tun und Echo-Orte für das erste Echo-Archiv der Schweiz zu sammeln.

TEXT DOMINIQUE LIEB

Die Halle mit der hohen Decke in der Brasserie-Bahnhof verstärkt das leise Klirren von Kaffeetassen, dazwischen klingeln Löffelchen, ein paar Stimmen raunen in der Klangwolke. Für einen hellhörigen Vokalisten muss es der ideale Ort sein – um die Ohren zu spitzen ebenso wie auch für ein Gespräch über seine Arbeit. Mit der Landschaft kommunizieren Der umtriebige Sänger und Alpinist Christian Zehnder erforscht auf seinen Streifzügen durch die Schweizer Berge unbekannte Klangwelten. Dabei stösst er auf Traditionen wie das Jodeln und Juutzen – alte Schweizer Bräuche, die er gerne in seine Arbeit miteinbezieht. Auf seinem kostenloses App können sich Wanderer auf einer Online-Karte einloggen, um bereits registrierte EchoOrte aufzusuchen. Wer selber neue Echo-Orte entdeckt, kann die GPS-Koordinaten auf der Karte im App eintragen. In den kommenden Monaten wird

das Echotopos-Team etwa vierzig registrierte Orte verifizieren. Dazu werden die Echos mit einem hochempfindlichen Mikrofon räumlich aufgezeichnet. Der Echtzeit-Verlag hat sich früh für Zehnders Projekt interessiert und plant eine Publikation, in der die Reflexionen der Echos in der Topografie der Alpen in ihren Abläufen dargestellt wird. Das Echo-Archiv soll durch ein Juutz-Archiv ergänzt werden: Eine detaillierte Beschreibung informiert über die Herkunft des Juutz, des Jodels und des BetRufs. Die akustische Vermessung der Alpen wird punktuell auch vom Schweizer Radio begleitet werden. Das Phänomen Echo Sei es Rufen oder Singen; der Schall setzt Luftteilchen in Bewegung, die unsichtbare Wellen erzeugen. Beim INFOS Oberton Laborkurs: Mit Marcello Wick, Samstag, 30. April, Haus Appenzell Bahnhofstrasse 43, 8001 Zürich, Telefon: 044 217 83 31 www.klangwelt.ch/de/projekte/ www.new-space-mountain.ch/workshop/kursdaten Christian Zehnder: Nach einem klassischen Gesangsstudium als Bariton bildete sich Christian Zehnder im Obertongesang und in Körperstimmtechniken weiter. Diplom als Stimmpädagoge. 1996 initiierte er das Duo «Stimmhorn». Konzerttourneen mit verschiedenen Projekten in der ganzen Welt. Kompositionsaufträge für den Film und das TV/Radio. Christian Zehnder wurde für den Schweizer Musikpreis 2015 nominiert. www.new-space-mountain.ch Das Echotopos-App: www.echotopos.ch/text/app

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Echo treffen diese Schallwellen auf ein Objekt, der Ton wird zerteilt und zurückgeworfen. Wie der Schall reflektiert wird, hängt von der Architektur der Landschaft ab. Echos entstehen nicht nur an schroffen Felswänden, sondern auch im Wald. «So wie man in den Wald ruft, so kommt es zurück», bemerkt Christian Zehnder und beschreibt das Phänomen: «In einem grossen Wald reflektieren die Bäume den Ton und es entsteht ein Wanderecho, wie man es auch in einer Kathedrale wahrnimmt – die Stimme oder der Klang wandert und kommt zurück.» Als Anleitung, was man am besten in die Berge ruft, empfiehlt Christian Zehnder einfache, zweisilbig Johuu- oder Juhoo- Laute, die dann auch ins Juutzen und ins Jodeln hineinführen – davon bekomme man am meisten Klang zurück. «Viele Leute zögern, wenn sie in die Landschaft rufen sollen. Sie merken, dass sie ein Leben lang nie richtig «g’johlet» haben und nun haben sie Angst, sich dabei etwas kaputt zu machen. Dabei ist das «Juutzen» eine typisch schweizerische Äusserung von Lebensfreude.» Utopie einer Heimat Für Christian Zehnder ist das App in erster Linie eine Orientierungshilfe, mit der er das Projekt in den nächsten zwei Jahren auf verschiedenen Ebenen weiterentwickeln wird: «Über die Technologie


man früher oder später mit dem Jodlerverband in Berührung. Beim Preis-Singen wird geprüft, ob das Stilempfinden richtig ist. Ich bin Schweizer und bleibe sehr nahe bei der Tradition, trotzdem fragt man nach, woher ich komme. Ich denke, es gibt eine linke und eine rechte Volksmusik, und beides ist okkupiert.» Und was würde er machen, wenn er in einem Land lebte, wo es keine Berge hat? «In der Wüste oder am Meer entsteht eine andere Musik. Mich interessiert die topografische Verwurzelung der Seele und der Stimme. Wer weiss, wahrscheinlich würde ich in der Wüste das Jodeln verlieren», imaginiert Christian Zehnder. Die Stimme als Instrument Nach dem Studium erweiterte Christian Zehnder das Klangspektrum seiner Stimme mit dem Obertongesang. Heute lehrt er die archaische Stimmkunst mit einem eigens dafür entwickelten Lehrmittel. Bei dieser Technik geht es darum, die Grundschwingung eines Tons von den Nebenschwingungen zu trennen. «Die menschliche Stimme ist sehr komplex. Wenn ich eine Grundschwingung habe und diese von den Teilschwingungen trennen muss, dann ist das schon eine Kunst für sich», so Christian Zehnder. «Wer sich sensibilisiert, hört überall Obertöne. Ich habe zum Beispiel eine Espressomaschine, bei der die Obertöne bis zur Septime alle zu hören sind. Man hört diese Naturtöne bei Motoren, im Auto oder wenn eine Türe quietscht. Normalerweise trennen die

Leute den Grundton und die Obertöne nicht, für sie ist es ein ganzer Klang.» Christian Zehnder ergänzt, dass sich der Obertongesang auf ein physikalisches Naturprinzip bezieht: Pythagoras hatte die proportionalen Verhältnisse der Naturtöne mit dem Goldenen Schnitt, der sich immer wieder teilt, dargestellt. Diese Proportionen finden sich auch im Aufbau der Pflanzen oder in den Proportionen des Körpers wieder und sie fanden ebenso in der Architektur der Zisterzienserklöster Anwendung. Ich möchte wissen, wie Christian Zehnder als gelernter Stimmpädagoge unsere Stimme im alltäglichen Gebrauch beurteilt: «Wir sind ganz klarkulturell konditioniert. Durch die Weltmusik wurde mir bewusst, dass jede Kultur einen anderen Klang hat. Jede Kultur hat ihre Syntax und ihre Module dafür, wie man sich verständigt». Am Anfang sind unsere Stimmen alle gleich, bei Frauen ist das Stimmorgan ein bisschen kleiner als bei Männern, aber die Stimme ist wie ein Instrument gebaut. Jeder kann sie ausbilden und wie ein Instrument weiterentwickeln. Im beruflichen Kontext, bei unserer Arbeit im Büro, verhalten wir uns ruhig, dadurch wird die Atmung flach und es ist keine Vollatmung mehr vorhanden. Das wirkt sich auch auf die Stimme aus. Eine einfache Massnahme für den Alltag wäre es also, tief durchzuatmen und den allgegenwärtigen Obertönen in der Umgebung zuzuhören – bis man Lust bekommt auf einen lauten Juutz in den Bergen.

Echotopos: Die Torstöckliwand hat ein ein zweifaches Mehrfachecho. Ein KunstkopfMikrofon zeichnet das Echo räumlich akkustisch auf.

Bilder: zVg/klangwelt.ch

kommt man zurück zum Archaischen, zum Unmittelbaren. Früher gehörte das Echo zum Alltag der Bauern. Wenn sie sich über grosse Distanzen zujuutzten, da wusste man, wo der Benny oder, weit weg im anderen Tal, die Tochter war. Dazu gehört auch das Signal des Alphorns.» Christian Zehnder fügt an: «Das Bet-Rufen geht in der Schweizer Mythologie noch weiter zurück. Wie bei den Naturvölkern hat die Schweizer Bergbevölkerung ein magisches animistisches Bewusstsein entwickelt. In den Bergen hiess es lange, es dürfe keinen Frefel geben. Hier soll man demütig sein und sich in sein Schicksal fügen. Am Abend hat man von den Bergen Gebete gerufen, um den Tageskreis zu schliessen.» So gab man sich den Naturkräften hin, und solange man sie nicht störte, war man in ihnen geschützt. Der Ring in der Nase des Muni auf dem Urner Wappen ist ein Sinnbild für diesen vorchristlichen Brauch in den Alpen. Christian Zehnders methodische Vorgehensweise lässt an eine wissenschaftlich-ethnologische Arbeit denken – wenn da nur nicht dieses archaische Lautsingen wäre, durchmischt mit einem Freestyle-Jodel, der versunkene Heimatträume heraufbeschwört. Zusammen mit dem Bläser Balthasar Streiff hatte Christian Zehnder 14 Jahre lang mit dem Kunstprojekt «Stimmhorn» experimentiert und provokativ nach den Schweizer Traditionen gefragt. Christian Zehnder: «Wenn man alpine Musik macht, dann kommt

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K U LT U R

Der Zürcher Bildhauer und Löwenbändiger Urs Eggenschwyler in seiner Menangerie auf dem Milchbuck.

Bild: Stadtarchiv Zürich

Der Wappenkönig S TA D T W Ä C H T E R Die hellbraune Raubkatze sieht man an den verschiedensten Orten der Stadt: Ob als

Skulptur in Stein gemeisselt oder als reales Tier im Zoo Zürich. Aber wie kam der Löwe nach Zürich?

TEXT SILVAN BUHOLZER

Schon seit der Antike verkörpert der Löwe Mut, Kraft, Männlichkeit und Kühnheit. Auch die Ägypter waren vom König der Savanne begeistert. Sie erbauten riesige Sphinx-Statuen – Löwen mit Menschenköpfen –, die nach ihrem Glauben die Pyramiden bewachen sollten. Berichten zufolge fand man in der Chauvet-Höhle schon 30 000 Jahre alte Höhlengemälde, die dem Löwen gewidmet waren. Der «König der Tiere», wie er bis heute bezeichnet wird, hinterlässt in verschiedenen Kulturen seine Spuren. Dies liegt wahrscheinlich daran, dass die imposante Mähne eines Löwen eine gute Verfassung und grosse Kampfeskraft symbolisiert, also ein Statussymbol darstellt. Ein weiterer Grund: Der Löwe ist kein Einzel gänger, sondern lebt in einem Rudel und repräsentiert damit

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Seit dem 15. Jahrhundert wird der Löwe in Zusammenhang mit dem Zürcher Wappen gezeigt.

eine gewisse «Führungs qualität». So liegt es nicht fern, dass manche Staatsoberhäupter das Tier als ihr Sinnbild wählten. Passend dazu trugen

damals viele Männer eine Pracht-Mähne – eine Identifikation vom Menschen mit dem Löwen? Auf unzähligen Wappen und Fahnen rund um den Globus finden die Tiere aus «der Wiege der Menschheit» ihren Platz. Man könnte fast sagen: Der Löwe ist ein Stück Geschichte der Menschheit. Im 15. Jahrhundert wurde «der König der Tiere» erstmals auf dem Zürcher Wappenschild als Schildträger dargestellt – der «Zürileu» war geboren. Ein wichtiges Merkmal bei seiner heraldischen Darstellung ist, dass er auf den Hinterfüssen steht und somit eine aufrechte Haltung einnimmt. Zumeist ist der Kopf zum Betrachter gewendet. Auch wenn der «Zürileu» in Einzahl steht, zieren zwei Löwen das Vollwappen von Zürich. Der eine Löwe hält einen Palmwedel, der für den Frieden steht, der andere ein Schwert, das den Krieg und die Staatsgewalt symbolisiert.


Der erste Exot in Zürich 1921 wurde das Wappentier real. Der damalige Abessinische Aussenminister schenkte der Stadt Zürich zwei ausgewachsene Löwen zum Dank dafür, dass er an der ETH sein Studium absolvieren durfte. Nur; die Stadt war nicht vorbereitet. Wohin mit den wilden Raubkatzen? Urs Eggenschwyler, ein Bildhauer, erklärte sich bereit, die Tiere bei sich aufzunehmen. Der 1849 in Solothurn geborene Künstler hatte wenig Kontakt mit anderen Menschen, denn seit einer Scharlacherkrankung war er schwerhörig, was ihm die Kommunikation mit anderen erschwerte. Er verbrachte seine Zeit deshalb vor allem im Umfeld seiner Tiere, mit denen er sich verbunden fühlte. Auf dem Milchbuck richtete er eine Menagerie für die Tiere ein, die durch Spenden finanziert wurde. Mit der Zeit kamen immer mehr Exoten in seine Obhut: Braunbären, Hyänen, Leoparden, Elefanten und Panter fanden bei ihm ein neues zu Hause. Seine Lieblinge blieben aber immer die «Erstankömmlinge» – die Löwen.

Diese Begünstigung zeigte sich, wenn er mit seiner Löwin «Grete» im Zürcher Niederdorf spazieren ging oder sogar bei den Löwen schlief. Auch war es für ihn normal, mit dem «gefährlichen Tier» in einem öffentlichen Café zu sitzen. Wenn das Herrchen nach einem Alleingang etwas später heimkehrte, wartete die Löwin bereits hinter dem Gartenzaun. Dies führte zu regelmässigen Polizeieinsätzen, da sich die Nachbarschaft bedroht fühlte. Urs Eggentschwyler entschied sich deshalb, nur noch nachts mit seiner «Grete» spazieren zu gehen. Der Löwenbildhauer Neben der Tierhaltung widmete sich Eggenschwyler auch seiner Kunst. Um möglichst naturgetreue Skulpturen gestalten zu können, sezierte er tote Tiere. Der unangenehme Geruch, der während dieses Prozesses entstand, führte bei den Nachbarn einmal mehr zu Unmut. Der Bildhauer wurde ermahnt, seine Tätigkeit weit weg von den Wohngebieten auszuführen. Eggenschwylers Treue zu den Löwen zahlte sich aus: ohne sie würde heute

am Hafen Enge keine Zürileu-Skulptur stehen. Auch das Löwendenkmal in Luzern gäbe es wohl ohne den Einsatz von Eggenschwyler nicht. Seinen Traum von einem Zürcher Zoo mit tiergerechten Verhältnissen konnte der Tierfreund und Künstler nicht mehr erleben. Am 8. Dezember 1923 hatte er währende der Arbeit am Löwendenkmal in Luzern einen tödlichen Arbeitsunfall. Von da an betrieben die engsten Freunde den kleinen Tierpark bis etwa 1927 weiter. Wegen einer Bauplanung eines Tramdepots musste die Menagerie schliesslich weichen. In Zürich-Seebach wurde ein kleiner Tiergarten für die Tiere eröffnet, welcher aber wegen zu hoher Personalkosten, eines verschwenderischen Betriebsleiters, eines eiskalten Winters mit hohen Heizkosten und der Eröffnung des Zoos Zürich 1929 seine Pforten nach gerade mal zwei Jahren schliessen musste. Die Tiere wurden danach an einen Tiergarten in Amsteg und an den Zoo Zürich verkauft. Heute leben der Zürileu und Eggenschwylers Traum im Zürcher Zoo weiter. Anzeige

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BUNSINESSLUNCH

Die 80 Mitarbeiter, davon 25 Köche, sorgen für das leibliche Wohl der internationalen Kundschaft.

Für Schwertschlucker G U T B Ü R G E R L I C H E K Ü C H E Tony Hammer ist seit 15 Jahren in zweiter Generation Gastgeber im «Zeug-

hauskeller» am Paradeplatz, im Herzen Zürichs. Das historische Gebäude hat sich vom Waffenarsenal zum Feinschmeckertreff gemausert. Die Kundschaft ist international, die Speisekarte liegt in nicht weniger als zehn Sprachen auf.

TEXT PETER BLATTNER

Tony Hammer freut sich über den historischen Wert des im Jahre 1487 erbauten Hauses. Er pflegt die Ambiance des ehemaligen Zeughauses durch die Zurschaustellung alten Kriegsgeräts, Speeren und Äxten und zwei kleinen Kanonen, die bei spezieller Gelegenheit sogar abgefeuert werden können. Seit 1926 dienen die hier einst gelagerten Waffen nur noch der Dekoration und Fremde aus der ganzen Welt schätzen nebst den gastronomischen Genüssen die spezielle Atmosphäre des Zeughauskellers. 80 Mitarbeitende, davon 25 Köche, sorgen für das leibliche Wohl. Die Speisekarte liegt in nicht weniger als zehn Sprachen auf. Oft stellen sich ausländische TV-Teams ein, um das historische Haus zu filmen. Diese «Spots» führen denn auch dazu, dass die Gästeschaft nebst ansässigen Geschäftsleuten und Familien auch internationale Gäste angelockt werden. Man sitzt unkompliziert an langen Tischen und kommt ins Gespräch. Ein Blick in die Speisekarte Der «Zeughauskeller» führt keine exotischen Gerichte, sondern pflegt eine gutbürgerliche Küche mit Schweizer Spezialitäten. Für das Zürcher Kalbsge-

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Das Bürgermeisterschwert für besonders hungrige Gäste.

schnetzeltes mit Rösti kommen die Gäste von weit her. Aber auch die Schweinshaxe aus dem Ofen mit frischem Kartoffelsalat mundet köstlich. «Kanonenputzer» nennt sich die Schweinsbratwurst am Meter. Sie wiegt ein Kilogramm und reicht für vier Personen. Gross ist das Wurstangebot, vor allem Schüblige und Saucissons, aber auch Siedfleisch, Schweinebraten oder ganz speziell das «Bürgermeisterschwert», ein Fleischspiess aus 400 Gramm Babybeef-Paillards mit zwei verschiedenen Saucen – eine Augenweide und ein Gau-

menschmaus. Generell wird möglichst alles selbst hergestellt, die Kartoffeln gekocht, geschält, zerkleinert. Auch bei den Desserts gilt wie generell bei Küchenchef Urs Blättler: No convenience. So entstehen auch die leckeren Griessköpfli mit Schlagrahm und ErdRESTAURANT ZEUGHAUSKELLER Bahnhofstrasse 28 A, Beim Paradeplatz, 8001 Zürich Telefon: 044 220 15 15, Täglich offen von 11.30 bis 23.00 Uhr info@zeughauskeller.ch www.zeughauskeller.ch


CEO Tony Hammer und Küchenchef Urs Blättler: Die hausgemachten Gerichte und Desserts können sich schon seit Jahrzehnten erfolgreich behaupten.

beermark und der Apfelkuchen «homemade». Es sind Gerichte, die sich seit Jahrzehnten erfolgreich behaupten. Grosse Auswahl an Gerstensaft Bier ist das Hauptgetränk in diesem Haus, natürlich frisch vom Fass. Hier gibt es das «House Beer», ein Amber-colored-beer. Für besonders Durstige steht eine Mass (1L) oder ein Pitcher (1.5L) bereit. Drei Biersommeliers beraten die Gäste fachkundig über die grosse Auswahl an Gerstensaft. Viele Weine stehen im Offenausschank zur Verfügung,

schweizerische aber auch regionale wie der Stadtzürcher Riesling x Sylvaner oder der Blauburgunder Pinot Noir. Auch edle Tropfen aus Frankreich, Italien, Spanien und Chile fehlen nicht. Der Kaffee Luz ist eine Reverenz, die Tony Hammer seinem Heimatkanton erweist. Das Preisgefüge des «Zeughauskellers» darf als moderat bezeichnet werden. Tells Geschoss Immer wieder fragen Gäste nach der im Lokal zur Schau gestellten Armbrust,

die angeblich unserem Nationalhelden Wilhelm Tell gehört haben soll. Leider entpuppte sie sich als billiges Imitat – das liess Tony Hammer nicht ruhen. Er beauftragte einen Innerschweizer Instrumentenbauer und Tell-Darsteller, ihm eine originalgetreue Armbrust nach zubauen, die inklusive Pfei len jetzt im «Zeughauskeller» zu sehen ist. Angeblich soll für das von Richard Kissling 1895 erbaute Telldenkmal auf dem Rathausplatz in Altdorf der Grossvater des Hausherrn Modell gestanden haben.

Bilder: zVg

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BÜCHER

Cyberspace ausser Kontrolle

D AT E N S C H U T Z Joachim Jakobs, Journalist und Datenschutzaktivist,

erklärt in seinem Buch den richtigen Umgang mit der Digitalisierung und wie man sich vor Datenmissbrauch schützt.

Bilquelle:Depositphotos.com/marrakeshh

TEXT SILVAN BUHOLZER

Schon Julius Cäsar war sich bewusst, dass wichtige Nachrichten in die falschen Hände geraten können. Deshalb sandte er Informationen verschlüsselt an seine Feldtruppen – die Caesar-Verschlüsselung. Was zur damaligen Zeit von einem Boten überbracht wurde, wird heute innerhalb weniger Sekunden ans andere Ende der Welt gesendet. Aufgrund der Digitalisierung können wir schnell an Informationen herankommen und immer auf dem aktuellsten Stand sein. Das Netz bietet uns einen globalen Überblick zu den Geschehnissen. Damit dies auch funktioniert, müssen Informationen, auch solche die zur Privatsphäre gehören, bearbeitet und gespeichert werden. Dass unsere Daten auch missbraucht werden können scheint, laut Joachim Jakobs, wenigen bewusst zu sein. Hilflose Sicherheitsdienste Der Journalist und Datenschutzaktivist Joachim Jakobs macht in seinem Buch, «Vernetzte Gesellschaft. Vernetzte Bedrohung. Wie uns die künstliche Intelligenz herausfordert.», darauf auf-

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merksam, dass die Digitalisierung, die zweifellos ihre Vorteile hat, in ihren Schattenseiten nicht unterschätzt werden sollte. Jakobs macht klar: Die digitale Welt wächst uns über den Kopf und selbst die obersten Mächte sind überfordert. Dazu zieht er Beispiele heran wie den Fall Eduard Snowden: Die Hilfskraft aus der Registratur bei der NSA kommt an streng vertrauliche Daten, kopiert diese auf einen USB-Speicher und verkauft die Daten für viel Geld an die Washington Post und an den Guardian. Auch die zentrale Sicherheitsbehörde der USA, das FBI, sieht sich im Kampf gegen die Cyberkriminialität als Verlierer. Für Jakobs ist es eindeutig: Es braucht mehr Aufklärung über den Umgang mit dem digitalen Wesen. Gewappnet für die Zukunft Zu Beginn geht Jakobs auf die allgemeine technische Entwicklung und die stets wachsenden Speicherkapazitäten ein. Dies veranschaulicht er mit der Tatsache, dass eine 50 Gigabyte grosse Kundendatenbank eines Unternehmens auf einen daumengrossen Chip gespeichert werden kann. Dieser kleine Chip ist schon im unteren, zweistelligen

Euro-Bereich im Handel erhältlich. Im Weiteren warnt Jakobs in seinem Buch vor der zunehmenden Nachlässigkeit der digitalen Gesellschaft, die laut Jakobs durch die fallenden IT-Preise noch gefördert wird. Das Bedürfnis, «cool» zu sein – treibe nicht nur (Vor-) Pubertierende, sondern auch zahlreiche Manager in Wirtschaft, Verwaltung und Politik an. «Der Coolste ist, wer die Technik nutzt!», schreibt Jakobs. Der Journalist zitiert aus einer Studie der Softwareentwickler McAfee aus dem Jahr 2014: Systemadministratoren entscheiden sich bei der Wahl zwischen höherer IT-Sicherheit oder höherer Netzwerkperformance häufig für die Performance. Dieser Leichtsinn ist für Hacker und andere Cyberkriminellen ein gefundenes Fressen. «Es ist keine Schande, von Geheimdiensten angegriffen zu werden. Sich dagegen aber nicht zu schützen, schon», stellt Jakobs klar. Dabei sei ein entscheidender Faktor die Einstellung der Geschäftsführung und des Top-Management zur Sicherheit. Denn die Mitarbeitenden übernehmen das, was die oberste Etage vorlebt. Jakobs erwähnt die «IT-Grundschutz-Kataloge» des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik, BSI, in denen der Begriff «Datensicherheit» folgendermassen dekliniert wird: «Sicherheitsmanagement», «Organisation», «Personal», «Datensicherungskonzept», «Kryptokonzept», «Hard- und Software-Management» – es lässt sich erahnen, was Jakobs uns mitteilen möchte. Wir sollten jeden Schritt in die Digitalisierung bewusst gehen und nicht blind in die Zukunft stolpern!

Joachim Jakobs Vernetzte Gesellschaft. Vernetzte Bedrohungen. Wie uns die künstliche Intelligenz herausfordert. Cividale Verlag 2015, 352 Seiten, E-Book: 11.99 Euro ISBN 978-3-945219-15-7

Printausgabe: 21.90 Euro ISBN 978-3-945219-16-4


PROMOTION

Revolution in der Buchhaltung Die Digitalisierung in kleinen Unternehmen schreitet voran: Dank der Zusammenarbeit zwischen UBS und bexio können in der Schweiz erstmals E-Banking und Buchhaltungssoftware einfach miteinander verknüpft werden. Diese Fintech-Innovation erfüllt ein Bedürfnis Schweizer Kleinunternehmen: Innert drei Monaten haben sich rund 1000 Nutzer registriert.

Welche Aufgaben verschlingen in der Administration von Kleinunternehmen viel Zeit? Eine Kundenumfrage von bexio, der grössten Anbieterin webbasierter Business Software in der Schweiz, zeigt: Der manuelle Abgleich von Zahlungseingängen auf dem Bankkonto mit offenen Kundenrechnungen steht vielerorts ganz oben auf der Liste. Schweizer Premiere für KMU Diesen Abgleich können sich die 500 000 Kleinunternehmen in der Schweiz seit Ende des letzten Jahres schenken. bexio revolutioniert die Buchhaltung für Kleinunternehmen und hat in Zusam-

menarbeit mit der UBS eine Lösung entwickelt: Die Verknüpfung der Buchhaltungssoftware mit dem E-Banking. Diese schweizweite Premiere erspart Kleinunternehmern das mühsame und zeitintensive Abgleichen von Debitoren und Kreditoren mit Gutschriften und Belastungen auf dem Bankkonto. Zudem können Zahlungsaufträge direkt aus der Buchhaltungssoftware ans E-Banking übermittelt werden. 1000 Nutzer in nur drei Monaten Innovationen im Bereich der Finanztechnologie sind ein Bedürfnis: «Der Fintech-Trend erreicht nach dem Privat-

kundenmarkt nun auch die Kleinunternehmen», freut sich Jeremias Meier, Mitgründer und Geschäftsführer von bexio. Das zeigt sich auch in den Zahlen: In nur drei Monaten haben knapp tausend Nutzer ihr E-Banking mit der Software verbunden. BEXIO Mit diesen Banken funktioniert es: Die Business Software von bexio kann neu mit dem UBS e-banking verknüpft werden. Sie bietet den Nutzern den grösstmöglichen Komfort. Bexio wird das E-Banking laufend für weitere Finanzinstitute ermöglichen, darunter die Credit Suisse, Postfinance, Raiffeisen und die Zürcher Kantonalbank. Weitere Informationen: www.bexio.com/banking

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RECHT

Einsicht in die Personalakte E I N S I C H T S R E C H T Oft wissen die Arbeitnehmer nicht, welche Daten vom

Arbeitgeber über sie gesammelt werden. Doch wie kann ein Arbeitnehmer dies in Erfahrung bringen? Die Lösung ist relativ einfach. Jeder Mitarbeiter hat Anspruch auf Einsicht in seine Personalakte.

TEXT NICOLAS FACINCANI

Will nämlich ein Arbeitnehmer Ansprüche aus dem Arbeitsverhältnis gerichtlich durchsetzen, hat er grundsätzlich die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Klage zu beweisen. Dies ist ohne die notwendigen Dokumente und Informationen schlichtweg unmöglich. Die notwendigen Informationen können aber in diesem Fall unter Umständen gestützt auf das Datenschutzgesetz gesammelt werden. Einsichtsrecht auf Grund des Datenschutzgesetzes Das Datenschutzgesetz kann in solchen Situationen den Arbeitnehmern ein wirkungsvolles Instrument in die Hand geben. Gemäss Art. 328b OR ist das Datenschutzgesetz (DSG) auch auf Arbeitsverhältnisse anwendbar. Der Arbeitgeber hat somit im Umgang mit Daten die Bestimmungen des Datenschutzgesetzes zu beachten. Gestützt auf Art. 8 des Datenschutzgesetzes hat daher jeder Arbeitnehmer ein umfassendes Auskunftsrecht in Bezug auf alle durch den Arbeitgeber ihn betreffenden gesammelten Daten. Dabei spielt es keine Rolle, ob diese Daten gesamthaft in einem Dossier mit dem Titel Personalakte oder Personaldossier abgelegt sind. Das Auskunftsrecht kann während oder nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses ausgeübt werden. Das Auskunftsrecht beinhaltet auch das Recht, Auskunft darüber zu verlangen, ob von einem Arbeitnehmer überhaupt Daten bearbeitet werden. Einschränkungen

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sind etwa möglich, wenn ein Gesetz dies ausdrücklich bestimmt oder es aufgrund «überwiegender Interessen» des Arbeitgebers oder von Dritten erforderlich ist. Wie wird das Auskunftsrecht ausgeübt? Nur wenn ein Arbeitnehmer Auskunft verlangt, ist der Arbeitgeber zur Auskunftserteilung über Daten des Arbeitnehmers verpflichtet. Er muss nicht von sich aus aktiv werden. Das Gesetz enthält keine Reglung darüber, ob das Auskunftsrecht mündlich oder schriftlich auszuüben ist. In der Regel werden solche Begehren schriftlich gestellt, notwendig ist dies aber nicht. Eine Begründung für das Auskunftsrecht ist ebenfalls nicht notwendig und darf vom Arbeitgeber auch nicht verlangt werden. Schranke für das Begehren ist aber das Rechtsmissbrauchsverbot. In der Praxis wird das Begehren auf Auskunft oft zusammen mit dem Begehren um Begründung der Kündigung gestellt. Zu beachten ist, dass grundsätzlich kein Recht des Arbeitnehmers in physische Einsichtnahme in die Personalakte besteht. Aufgrund eines Begehrens um Einsicht wird die Auskunft in der Regel schriftlich erteilt, in der Form von Fotokopien oder eines Ausdrucks aus dem elektronischen Ablagesystem. Wird ein Auskunftsbegehren gestellt, ist die Auskunft oder die Begründung der Beschränkung des Einsichtsrechts innert 30 Tagen zu erteilen. Ist es für den Arbeitgeber unmöglich, innert dieser Frist die Antwort zu erteilen,

so hat er den Arbeitnehmer hierüber zu informieren und ihm mitzuteilen, innert welcher Frist die Auskunft erteilt werden wird. Der Arbeitgeber kann also einseitig die Frist für die Erteilung der Auskunft erstrecken. Dabei darf die Auskunft nicht rechtsmissbräuchlich hinausgeschoben werden. Durchsetzung des Einsichtsrechts Kommt der Arbeitgeber einem Gesuch um Einsicht in die Personalakte nicht nach, kann der entsprechende Arbeitnehmer das Auskunftsrecht auf dem Weg des Zivilprozesses durchsetzen. Eine diesbezügliche Klage findet im vereinfachten Verfahren und nach den Bestimmungen der eidgenössischen Zivilprozessordnung statt. Vorgängig ist ein Schlichtungsverfahren zu absolvieren. Die vorsätzliche Verletzung der Auskunftspflicht wird zudem unter Strafe gestellt, sofern eine falsche oder unvollständige Auskunft erteilt wird. Vorsatz in Bezug auf falsche oder unvollständige Auskunftserteilung ist aber in der Regel schwierig nachzuweisen.

DER AUTOR Nicolas Facincani, lic. iur., LL.M., ist Partner der Anwaltskanzlei Voillat Facincani Sutter + Partner. Er ist als Rechtsanwalt tätig und berät Unternehmen und Private in wirtschaftsrechtlichen Belangen. Kontakt: facincani@vfs-partner.ch

Jeder Arbeitnehmer hat ein umfassendes Auskunftsrecht in Bezug auf die ihn betreffenden gesammelten Daten. Bild: Depositphotos.com/ vasabii777


RECHT

Selbstbestimmte Zukunft V E R T R E T U N G S R E C H T Am 1. Januar 2013 wurde aus dem Vormundschafts- das Erwachsenenschutzrecht. Mit

dem sogenannten Vorsorgeauftrag können Unternehmer und Unternehmerinnen selber darüber bestimmen, wer sie in gesundheitlichen Krisensituationen vertritt.

TEXT JULIA GSCHWEND

Kleine und mittlere Unternehmen bilden das Rückgrat der Schweizer Wirtschaft. Viele dieser Betriebe werden von Unternehmern geführt, die sowohl Inhaber und Aktionäre als auch Geschäftsführer dieser Firmen sind. Fallen diese aus gesundheitlichen Gründen aus, kann dies für die Unternehmen selbst, aber auch für ihre Familien zu einer Krisensituation führen, insbesondere dann, wenn im Voraus keine Vorkehrungen für solche Fälle getroffen worden sind. Regelung am besten im Voraus Den Ehegatten und eingetragenen Partnern steht gegenseitig ein gesetzliches Vertretungsrecht zu. Den Nachkommen steht dieses hingegen nicht zu; ein Nachkomme kann daher auch nicht die Geschäfte für einen erwachsenen Elternteil führen, wenn dieser kurz- oder langfristig ausfällt. Das neue Erwachsenenschutzrecht sieht vor, dass mittels Vorsorgeauftrag und Patientenverfügung im Voraus festgelegt werden kann, wer im Falle der Urteilsunfähigkeit die eigenen Interessen wahrnehmen soll und darf. Vorsorgeauftrag ersetzt Vertretungsrecht Das im Gesetz enthaltene Vertretungsrecht stellt sicher, dass die grundlegenden persönlichen und materiellen Bedürfnisse einer urteilsunfähigen Person gewahrt werden, auch wenn von dieser vorab kein Vorsorgeauftrag errichtet wurde. Das gesetzliche Vertretungsrecht ist subsidiär und entfällt, wenn ein Vorsorgeauftrag errichtet wurde. Das gesetzliche Vertretungsrecht der Ehegatten und eingetragenen Partnern ist beschränkt und umfasst nur Rechtshandlungen, welche zur Deckung des Unterhaltsbedarfs üblicherweise erforderlich sind sowie die ordentliche Vermögensverwaltung und nötigenfalls auch die Befugnis, die Post zu öffnen und zu erledigen. Die

Im Vorsorgeauftrag können für den Fall einer Urteilsunfähigkeit entscheidungsbefugte Personen festgelegt werden.

Erwachsenenschutzbehörde hat ihre Zustimmung zu sämtlichen ausserordentlichen Verwaltungs- und Verfügungshandlungen zu erteilen. Zur ausserordentlichen Vermögensverwaltung gehören beispielsweise wertvermehrende Umbauten, die Errichtung von Pfandrechten oder die Aufnahme einer neue Hypothek auf Grundstücken, die Liquidation eines Geschäfts, der Verkauf einer Beteiligung an einer Aktiengesellschaft oder die Prozessführung in vermögensrechtlichen Fragen. Selbstbestimmung In Fällen der vorübergehenden oder dauernden Urteilsunfähigkeit eines Erwachsenen ist es meist vorbei mit der Selbstbestimmung, wenn vorab keine Vorkehrungen getroffen wurden. Der Lebenspartner kann nur dann handeln, wenn es sich um einen Ehegatten oder eingetragenen Partner handelt und auch hier nur in den engen Grenzen der gesetzlichen Vertretungsmacht für Alltagsgeschäfte. Der Vorsorgeauftrag Als Vorsorgebeauftragter kann eine natürliche oder juristische Person bezeichnet werden. Es ist beispielsweise möglich, eine Bank oder eine Institution wie Pro Senectute mit dem Vorsorgeauftrag zu betrauen. Es kann

Foto:zVg/Rega

ein umfassender Vorsorgeauftrag erteilt werden, welcher die ganze Personensorge, Vermögenssorge und die Vertretung im Rechtsverkehr umfasst, es besteht jedoch auch die Möglichkeit, den Vorsorgeauftrag auf bestimmte Bereiche oder Geschäfte zu beschränken. Werden mehrere Personen beauftragt, sollte die auftraggebende Person regeln, wer welche Kompetenzen hat. Im Vorsorgeauftrag können auch Aspekte des Geschäftsverkehrs geregelt werden. Die auftraggebende Person muss im Zeitpunkt der Errichtung des Vorsorgeauftrages handlungsfähig sein. Der Vorsorgeauftrag muss – wie das Testament – entweder öffentlich beurkundet oder eigenhändig errichtet werden. Der Vorsorgeauftrag kann im Kanton Zürich bei der Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde hinterlegt und dessen Errichtung und Hinterlegungsort beim Zivilstandsamt in einer zentralen Datenbank registriert werden.

DIE AUTORIN Julia Gschwend, lic. iur, LL.M. ist Mitarbeiterin der Anwaltskanzlei Reber. Die Rechtsanwältin ist unter anderem spezialisiert auf Arbeits- und Mietrecht sowie auf Vertragsrecht. Kontakt: julia.gschwend@reberlaw.ch

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NETZWERKE

Im Einsatz für den Standort

Die Zürcher Handelskammer setzt sich für einen dynamischen und innovativen Wirtschaftsstandort Zürich ein.

W I R T S C H A F T S V E R B A N D Die Zürcher Handelskammer (ZHK) setzt sich für branchenübergeordnete

Interessen der Wirtschaft ein. Eine Mitgliedschaft bei der Zürcher Handelskammer ist ein Beitrag zu einem attraktiven Wirtschaftsstandort.

TEXT REGINE SAUTER

Die Region Zürich ist für Unternehmen attraktiv; keine Frage. Doch ist dies selbstverständlich? Man könnte es meinen, beobachtet man, wie leichtfertig gewisse politische Kreise Initiativen lancieren, welche die Rahmenbedingungen für unsere Wirtschaft massgeblich verschlechtern würden. Ein attraktiver Wirtschaftsstandort ist nicht gottgegeben. Vielmehr müssen wir uns dafür einsetzen, dass er wettbewerbsfähig bleibt. Und dies verstehen wir auch als eine unserer wichtigsten Aufgaben als Wirtschaftsverband. Auf den Standort vertrauen Die Zürcher Handelskammer (ZHK) setzt sich für die «branchenübergeordneten Interessen» der Wirtschaft ein. So steht es in unseren Statuten. Diese Interessen der Unternehmen sind ganz

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konkret. Sie wollen auf einen Standort vertrauen können, der es ihnen ermöglicht, Innovationen umzusetzen, sich weiterzuentwickeln, Gewinn zu erzielen und letztlich besser als ihre Konkurrenz zu sein. Es ist deshalb nichts Abstraktes, sondern es sind fassbare Anliegen, für die sich die ZHK stark macht: Moderate Steuern, eine leistungsfähige Infrastruktur, erfolgreiche Bildungs- und Forschungseinrichtungen und weniger Regulierungen für Unternehmen. Diese Anliegen vertritt die ZHK in Abstimmungskämpfen, zum Beispiel wenn wir uns gegen die Einführung einer nationalen Erbschaftssteuer engagieren. Oder wir bringen eigene Vorschläge für Verbesserungen ein und zeigen, zum Beispiel mit unserem Steuermonitor, wo der Kanton Zürich Nachholbedarf hat. Mit Nachdruck unterstützen wir den Erhalt der bilateralen Verträge mit der EU,

denn sie sind für den Erfolg unserer Wirtschaft essentiell. Und wir sind in laufendem Austausch mit nationalen und kantonalen Politikerinnen und Politikern und zeigen auf, welche Regelungen unseren Standort stärken und welche neuen Vorschriften ihn schwächen würden. Im Namen der Wirtschaft Unser Engagement kommt somit allen Unternehmen in unserer Region zugute: Grossen und kleinen, Dienstleistungsbetrieben oder Industrie. Eine erfolgZHK Die Zürcher Handelskammer vertritt die wirtschaftspolitischen Interessen von rund 1 100 Unternehmen aus allen Branchen in den Kantonen Zürich, Schaffhausen und Zug. Die Mitglieder der Zürcher Handelskammer profitieren von vielfältigen Dienstleistungen: Sie können Ursprungsbeglaubigungen, Carnet ATA und CITES-Zertifikate beantragen und sie werden bei Streitfällen komptent unterstützt und beraten.


Bild: Westend 61/Getty Images

reiche Wirtschaft nützt der ganzen Gesellschaft, denn sie schafft Arbeitsplätze, generiert Steuereinnahmen und ermöglicht Investitionen und sorgt letztlich somit für Wohlstand für alle. Die Zürcher Handelskammer kann diese Positionen umso stärker vorbringen, je mehr Unternehmen sie vertritt. Heute dürfen wir im Namen von rund 1100 Firmen in den Kantonen Zürich, Zug und Schaffhausen sprechen. Mit

jedem neuen Mitglied werden wir noch glaubwürdiger und unsere Botschaft bekommt noch mehr Gewicht. Aus diesem Grund können wir laufend weitere Unternehmen davon überzeugen, mit einer Mitgliedschaft bei der ZHK auch einen Beitrag zu einem attraktiven Wirtschaftsstandort zu leisten. Und damit dann auch selber wieder davon zu profitieren. Dies, und die Möglichkeit, viele weitere Dienstleistungen

nutzen zu können, müsste doch auch Anlass für Ihr Unternehmen sein, bei uns Mitglied zu werden. Der Flyer, der dieser Ausgabe beiliegt, enthält weitere Informationen. Melden Sie sich an, wir freuen uns auf Sie! DIE AUTORIN Dr. Regine Sauter ist Direktorin der Zürcher Handelskammer und Nationalrätin.

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NETZWERKE

Rechte und Pflichten S O Z I A LV E R S I C H E R U N G S R E C H T Erwerbsausfallsentschädigungen kommen in dem Aus-

mass dem Arbeitgeber zu, als er dem versicherten Arbeitnehmer trotz Taggeldberechtigung Lohn zahlt.

VERBAND ZÜRCHER HANDELSFIRMEN

044 267 40 30 www.vzh.ch

Der Verband Zürcher Handelsfirmen (VZH) ist mit seinen rund 2 300 Mitgliedsfirmen eine starke Stimme der Arbeitgeber im Wirtschaftsraum Zürich. Die Mitgliedsfirmen profitieren u.a. von der kostenlosen Rechtsberatung im Arbeits- und Sozialversicherungsrecht und den regelmässig erscheinenden Mitteilungsblättern mit aktuellen personalrechtlichen und -politischen Informationen wie Gerichtsurteilen, Checklisten, Gesetzesneuerungen, Veranstaltungshinweisen u.v.m.

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Was tun bei zu hoch einbezahlter Erwerbsausfallsentschädigung?

TEXT HANS STRITTMATTER

Im vorliegenden Fall war der Mitarbeiter bei der A AG (Arbeitgeberin und Beschwerdegegnerin) angestellt, als er vom 7. bis 31. März und vom 1. bis 30. April 2011 Zivildienst leistete. Die Erwerbsausfallentschädigung (EO) von 2879 Franken und 3455 Franken wurde der Arbeitgeberin ausbezahlt. Mit zwei Verfügungen vom 21. Juni 2011 forderte die Ausgleichskasse des Kantons Zürich von der A AG die ausbezahlte Entschädigung zurück, da sie zu Unrecht erbracht worden sei. Auf Einsprache der A AG hin reduzierte die Ausgleichskasse die Rückforderungsbeträge mit Entscheid vom 22. Januar 2014 auf 2283 Franken und 2740 Franken. Unter den Parteien war unbestritten, dass die Beschwerdeführerin der Beschwerdegegnerin eine zu hohe Erwerbsausfallentschädigung ausgerichtet hat. Umstritten war jedoch, ob die Beschwerdegegnerin für den zu viel ausbezahlten Betrag rückerstattungspflichtig war. Diese Frage wurde vom Bundesgericht bejaht.

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Entschädigungsleistung für den Arbeitgeber Nach Art. 19 Abs. 2 des Bundesgesetzes über den Allgemeinen Teil des Sozialversicherungsrechts (ATSG) kommen Taggelder und ähnliche Entschädigungen in dem Ausmass der Arbeitgeberin zu, als sie der versicherten Person trotz der Taggeldberechtigung Lohn zahlt. Dies unabhängig davon, ob die Arbeitgeberin aufgrund der Dienstleistung des Arbeitnehmers einen Nachteil erleidet. Mit anderen Worten steht einer Arbeitgeberin ein Anspruch auf Entschädigung im Umfang der Lohnzahlung zu. Damit einher geht das Recht der Arbeitgeberin, die Erwerbsausfallentschädigung mit der Lohnzahlung zu verrechnen. Das Bundesgericht führt zusammenfassend aus, dass einer Arbeitgeberin, die während der Dienstleistung Lohn ausrichtet – anders als im Bereich der Familienzulagen – eigene Rechte und Pflichten aus dem Leistungsverhältnis zukämen. Daher sei die A AG auch zur Rückerstattung der zu viel erhaltenen

Bild: zVg/Bevölkerungsschutz Grauholz Nor?

Erwerbsausfallentschädigung an die Ausgleichkasse verpflichtet. (Urteil vom 7. Januar 2016). Dienst an arbeitsfreien Tagen Art. 19 Abs. 2 ATSG, wonach wie gesehen Taggelder und ähnliche Entschädigungen in dem Ausmass der Arbeitgeberin zukommen, ist in der Praxis von hoher Relevanz. Nicht selten kommt es vor, dass Mitarbeitende an arbeitsfreien Tagen, zum Beispiel an Wochenenden, Dienste leisten, bei denen Sie grundsätzlich Anspruch auf Erwerbsausfallentschädigung haben. Erhalten diese Mitarbeitenden während der Dauer des Dienstes Lohn, was namentlich beim Monatslohn der Fall ist, haben sie jedoch keinen Anspruch auf weitere Entschädigungen, auch nicht auf Ersatz der aufgewendeten freien Zeit. Vielmehr stehen die entsprechenden EO-Leistungen der Arbeitgeberin zu. Dies mag subjektiv zu Frustrationen führen, entspricht aber dem System der EO


EVENTS

Wer wagt, gewinnt K M U S W I S S F O R U M 2 0 1 6 Was zeichnet einen erstklassigen Unterneh-

mer aus? Unter dem Titel «Unternehmertum – Rückgrat der Wirtschaft» geht das KMU Swiss Forum am 28. April dem Geheimnis erfolgreicher Schweizer KMU auf den Grund.

TeleZüri-Moderator und Mediendozent Hugo Bigi wird die Teilnehmenden am 28. April durch den Anlass führen.

TEXT ANOUK ARBENZ

Die Schweiz ist das innovativste Land der Welt: Wie bereits im Vorjahr rangiert sie im Global Innovation Index 2015 der Weltorganisation für Geistiges Eigentum (WIPO) auf dem ersten Platz. Die gute und praxisorientierte Ausbildung, hohe Investitionen in Forschung und Entwicklung und die gute Zusammenarbeit zwischen den Hochschulen, der Privatwirtschaft und den staatlichen Stellen haben die Schweiz zu einem attraktiven Standort gemacht. Das Herz der Wirtschaft Bahnbrechende Innovationen wären ohne eine treibende Wirtschaft, getragen von einem grossen Unternehmergeist, nicht möglich. Das KMU Swiss Forum, das im April in Baden stattfindet, bittet Persönlichkeiten aus Industrie, Politik, Wissenschaft und Militär auf die Bühne und will den Zuschauern deren Erfolgsmodelle präsentieren. Unter den Referenten befinden sich Urs Hofmann, Regierungsrat des Kantons Aargau, Bianca Braun, Verwaltungsrätin der Maxon AG, Carl Elsener, CEO

von Victorinox und Armeechef André Blattmann. Eine mangelnde Fehlerkultur Trotz dem vollen Lob: Die Schweiz hat in gewissen Bereichen noch Aufholbedarf. So kritisiert Alexander Barth, Verwaltungsratspräsident und Inhaber der Rivella-Gruppe, die Furcht vieler Schweizer vor dem Versagen und davor, Fehler zu begehen: «Risikobereitschaft, Eigenverantwortung und die Motivation, etwas Besonderes zu erreichen, müssen stärker gewichtet werden als die Angst vor dem vermeintlichen Gesichtsverlust bei allfälligem Scheitern.» Ein weiteres bedeutendes Thema in Bezug auf den unternehmerischen Erfolg ist die Nachhaltigkeit: Wer kurzfristige Ziele verfolgt, statt vorausschauend zu handeln und sich dem sich ständig weiterentwickelnden Umfeld anzupassen, könnte bald schon auf die Nase fallen. Kleine und grössere Highlights Der Kanton Aargau unterstützt mit seinem Hightech-Programm KMU in deren Innovationsvorhaben und bietet diesen ein tragendes Netzwerk. Volks-

Bild: zVg

KMU SWISS FORUM Die Teilnehmenden des KMU SWISS Forums in Baden erwartet ein abwechslungsreicher Tag mit spannenden Referaten, professionellen Ausstellern, kulinarischen Highlights und Unterhaltung. Ablauf: Türöffnung:7.45 Uhr. Drei Referatsblöcke mit zwei 60 bis 75-minütigen Pausen zwischen den einzelnen Blöcken. Ende: 18.00 Uhr Anmeldefrist: 5. April 2016 Ort: TRAFO Halle, Brown Boveri Platz 1, 5400 Baden Preis: 450 Franken Anmeldung unter: www.kmuswiss.ch

wirtschaftsdirektor Urs Hofmann wird den Teilnehmern in seinem Referat erklären, weshalb diese Unterstützung ein wichtiger Innovationstreiber des Kantons darstellt. In der Anschlussveranstaltung «Marktplatz Baden» der Stadt Baden in Partnerschaft mit dem Kongresszentrum Trafo Baden und KMU Swiss sorgt Mike Müller für erfrischende Ideen und gute Unterhaltung. Zudem wird die Schweizer Musikband 77 Bombay Street die Gäste musikalisch verwöhnen. In einem familiären Ambiente können sich Führungskräfte und Unternehmer im anschliessenden Apéro gegenseitig austauschen. Anzeige

INNOVATIONSBERATUNG

NANOTECHNOLOGIE

ENERGIETECHNOLOGIE

KMU Swiss Forum 28. April 2016, 11.15 Uhr Referat von Elmar Mock, creaholic:

«Innovation – der Kopf muss wollen» www.hightechzentrum.ch/creaholic

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ZÜRICH IM BILD

VON DOMINIQUE LIEB

Wie eine Schraube windet sich die Wendeltreppe um ihren blauen Betonkern 35 Meter hinauf in den Himmel. Die Turmskulptur mit Aussichtsplattform steht seit 2001 im Oerliker Park und erinnert an die industriellen Bauten, an Turbinen und Hochkamine, die das Ortsbild bis in die 1990er-Jahre geprägt haben. Heute überblickt man von der Turmterrasse aus ein umgeformtes Quartier: Auf dem ehemaligen Industrieareal wurde ein Kiesfeld mit verschlungenem Wegenetz angelegt, ein Park mit Schotterrasen, Holzkohlegrills, Schachspiel und Tischtennistische vervollständigten den östlichen Teil des Geländes. Der westliche Teil wurde von der Maschinenfabrik Oerlikon als Deponie benutzt. Heute sind hier Spielgeräte für Kleinkinder installiert sowie ein langer Brunnenbalken mit Wasserspiel. Ein roter Pavillon wird für Feste und Spektakel von der Öffentlichkeit genutzt.

Bilder: zVg/Switzerland Tourism/Christof Schuerpf

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