UZ 10 Oktober 2014

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UNTERNEHMER ZEITUNG ÂŤEine unkomplizierte Bank, die das Wachstum von KMU unterstĂźtzt.Âť $GVVKPC 9CNUGT /GKGT WPF 'TYKP /GKGT *QPGIIGT 'TPUV /GKGT #)

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Nr. 10, Oktober 2014 20. Jahrgang, Fr. 6.– www.unternehmerzeitung.ch


DREI SPITZENANLÄSSE DER PRÜFUNGS- UND BERATUNGSBRANCHE : SICHERN SIE SICH SCHON JETZT EINEN PLATZ ! SCHWEIZERISCHE WIRTSCHAFTSPRÜFUNGSTAGUNG DER TREUHAND-KAMMER: 20. OKTOBER 2014 In den letzten Jahren gab es erhebliche Anstrengungen zur Veränderung und Verbesserung der Finanzberichterstattung. Was ist das Ergebnis dieser Bemühungen? Wurde die Finanzberichterstattung dadurch besser oder schlechter? Sind Finanzberichte relevanter, verlässlicher und verständlicher geworden? Was sollte als Nächstes getan werden? Diese Fragestellungen führen je nach geprüfter Unternehmung – Publikumsgesellschaft, ordentlich oder eingeschränkt geprüfte Gesellschaften – zu unterschiedlichen Resultaten. An der Schweizerischen Wirtschaftsprüfungstagung der Treuhand-Kammer werden diese Themen mit interessanten Gästen – z.B. Ruth Metzler, alt Bundesrätin, Prof. Reto Eberle sowie Dominik Bürgy – aufgegriffen und aus verschiedenen Perspektiven diskutiert.

SCHWEIZERISCHE STEUERTAGUNG DER TREUHAND-KAMMER: 10./11. NOVEMBER 2014 An der 14. Schweizerischen Steuertagung der Treuhand-Kammer werden von namhaften Referenten – z.B. Prof. Dr. iur. René Matteotti, Dr. Philip Robinson sowie Dr. Markus R. Neuhaus – die aktuellsten Entwicklungen aus Sicht der Verwaltung, der Wissenschaft und der Praxis präsentiert. Das Konzept der Veranstaltung ermöglicht einerseits einen Gedankenaustausch zwischen allen an der Entwicklung des Schweizer Steuerrechts interessierten Kreisen. Andererseits gibt es erfahrenen Steuerspezialisten die Möglichkeit, sich in kurzer Zeit einen gleichermassen breiten und fundierten Überblick zu verschaffen.

KAMMERTAGUNG DER TREUHAND-KAMMER: 27. NOVEMBER 2014 Die diesjährige Kammertagung steht ganz unter dem Motto «Standortattraktivität für kleine und grosse Unternehmen in der Schweiz». Spannende Themen wie «Was bewirken Initiativen wie die Minder-Initiative (nicht)?», «Nutzen und Qualitätssicherung bei Treuhanddienstleistungen» und «Behält die Schweiz dank der Unternehmenssteuerreform III ihre Standortattraktivität?» werden von namhaften Referenten – z.B. Valentin Vogt, Prof. Dr. Monique Jametti, Jean-Louis Geyr, Dr. iur. Hansheiri Inderkum, alt Ständeratspräsident, sowie Dr. Markus R. Neuhaus – präsentiert und diskutiert.

Melden Sie sich direkt an unter www.academies.ch/kurskalender: 20.10.2014

Wirtschaftsprüfungstagung

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10.11.2014

Steuertagung

Hotel Palace Luzern, Luzern

Seminar Nummer: 214 200

27.11.2014

Kammertagung

Kursaal, Bern

Seminar Nummer: 214 601


EN IT S SE X I 10 R A IT P M VR

UNTERNEHMER ZEITUNG

Nr. 10, Oktober 2014 20. Jahrgang, Fr. 6.– www.unternehmerzeitung.ch

Erfolgsmodell Schweiz Innovation, gute Hochschulen, duale Berufsausbildung, Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie politische Stabilität und Rechtssicherheit bilden die Basis fßr das wettbewerbsfähigste Land der Welt. Was tun, damit das so bleibt? Unser Monatsthema ab Seite 12

INTERVIEW Philipp Mßller, Präsident der FDP Schweiz, erkennt einen Wertewandel in unserem Land. Seite 10

EUROPA Die neue EU-Kommission unter JeanClaude Juncker ist gefordert. Seite 18

CLEANTECH Nachhaltige Finanzanlagen gehĂśren in jedes Depot. Seite 24

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EDITORIAL

Auf steten Wandel geeicht Alle Jahre wieder im Spätsommer veröffentlicht das Weltwirtschaftsforum den Bericht über die Wettbewerbsfähigkeit der Volkswirtschaften der Welt. Die Schweiz ist seit einigen Jahren auf den ersten Platz abonniert. Auch in anderen Vergleichen ist sie stets vorn. Wenn man nach den Gründen fragt, kommen immer ähnliche Antworten: Innovation, gute Hochschulen, duale Berufsausbildung, hohe Ausgaben für Forschung und Entwicklung, politische Stabilität und Rechtssicherheit. Eine Stärke wird oft übersehen: Die Stärke der gewachsenen Netzwerke. Lange bevor das Wort «Cluster» in den deutschsprachigen Raum hinüberschwappte, haben Unternehmen hier Cluster gebildet. Das sind enge Beziehungen zu Zulieferern, Kunden, Partnern, aber auch zu Wettbewerbern – und das oft in räumlicher Nähe. Weil es aber oft kleine und mittlere Unternehmen sind, werden diese Cluster nicht immer wahrgenommen. Ein Beispiel dafür ist das St. Galler Rheintal. Dort reiht sich ein Maschinenbauer an den anderen Verpackungsspezialisten. Jedes Dorf hat dort seine «hidden champions» – Weltmarktführer in ihrer Nische. Auch ganze Branchen in der Schweiz ähneln dem Rheintal: stark auf dem Weltmarkt, weitgehend unbemerkt in der Heimat. Das trifft für die Präzisionsindustrie zu, die sich gemäss einer Prognosstudie inzwischen auf Platz zwei hinter der Pharmabranche vorgearbeitet hat. Das trifft aber auch auf die Automobilzulieferer zu. Diesen Regionen und diesen Branchen ist gemeinsam, dass sie sich immer wieder erneuern müssen. Ausruhen gilt nicht. Die stetige Suche nach der nächsten Chance ist die einzige Konstante. Denn die Weltmarktführer von heute wollen auch morgen an der Spitze stehen. Steter Kampf um Erneuerung: Auch die Unternehmerzeitung kommt jetzt in einem neuen Kleid. Immer noch so informativ wie eine Zeitung, aber elegant wie ein Magazin. Lesen soll informieren, aber auch Spass machen.

INHALT

KÖPFE UND KARRIEREN PODIUM Dick Marty und Chantal Peyer

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INTERVIEW Philipp Müller, Präsident FDP

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TITELTHEMA Chancen der Schweiz Das Erfolgsmodell wirkt Präzisionsgüterindustrie Ist die Krise verdaut? Wirtschaftsraum Rheintal

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EUROPA Junckers «Gewinnerteam»

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EXPORT Exportförderung

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INNOVATION Innovationsexperte im Gespräch

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CLEANTECH.CH Nachhaltige Anlagen Klimawandel nicht zu stoppen

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GELD Wo gibt es Risikokapital? Vergleich der Pensionskassen Anstieg der Vermögenswerte Berner Börse in Bedrängnis Top-Performer 2014

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DIGITAL Sichere Kommunikation UZ-Serie: Software Fallstudien IT-Ratgeber: Eigene Homepage

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MOBIL Business-Travel: Reiseverhalten Transport der Zukunft

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UNTERNEHMEN Dock Gruppe AG: Daniela Merz

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MANAGEMENT Ernährung und Bewegung ICT trifft auf Gesundheit Marke des Monats: k kiosk UZ-Serie: Frauen im Management VRPRAXIS Mit Auszeichnungen belohnen Flexible Vorsorgelösungen Persönlich: Andreas Gisler Erfahrungen sind Gold wert Recht: Bonus im Arbeitsverhältnis HANDGESTRICKT Projekt Stobwa NETZWERKE Unternehmerforum: Risikofalle Rückerstattung Centre Patronal: Ausländische Arbeitnehmer Award-CC: Die Gewinner EVENTS Europa Forum Luzern

Steffen Klatt klatt@unternehmerzeitung.ch www.unternehmerzeitung.ch

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BÜCHER 10 FRAGEN AN Gaby Stäheli, CO-CEO Gryps KAPITALMARKT STRICKERS STELLENANZEIGER

Nr. 10 2014 | UnternehmerZeitung

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KÖPFE UND KARRIEREN

SENIOR SALES & RELATIONSHIP MANAGER DANIEL G. KELLER ist in dieser Position zuständig für den internationalen Vertrieb bei Fisch Asset Management. Er verfügt über 20 Jahre Erfahrung in der Versicherungs- und Vermögensverwaltungsbranche. Zuvor war er Executive Director für die Beneluxund skandinavischen Märkte bei Swiss & Global Asset Management. Seinen Studienabschluss als Jurist hat Keller an der Universität Zürich absolviert.

PRÄSIDENT GESCHÄFTSBEREICH EMEA LUCA ROSSI ist bei Acer neuer Präsident für den Geschäftsbereich Europa, Mittlerer Osten und Afrika. Mit der strategischen Einbindung der einzelnen Bereiche in ein einheitliches und zentrales Management verfolgt Acer das Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit durch eine verbesserte Verteilung der Ressourcen zu erhöhen. Luca Rossi trat 2009 als Regional Director von Acer Europa in das Unternehmen ein. 6

LEITER TRADING TEAM Einen weiteren Neuzugang bei Fisch Asset Management bildet MENO STROEMER, der das Trading Team leitet. Der Amerikaner mit einem MBA in internationalem Management war zuvor bei Morgan Stanley als Head of Emerging Markets Corporate Trading und zuletzt als Global Head of Emerging Markets Dept Syndicate in London und New York tätig. In leitenden Funktionen arbeitete Stroemer über 13 Jahre lang im Bereich Credit Trading bei UBS.

PRÄSIDENT PAN-ASIA PACIFIC REGION OLIVER AHRENS übernimmt bei Acer diese neue Position und betritt damit kein unbekanntes Terrain, bereits 2009 bekleidete er die Position des Präsidenten von Acer China, wo er den Marktanteil und den Umsatz verdreifachte. Dafür wurde er 2011 zum Senior Corporate Vice President ernannt. 2012 kehrte er als Präsident EMEA nach Europa zurück, um die hiesigen Geschäfte zu führen.

UnternehmerZeitung | Nr.10 2014

NEUER LEITER E-COMMERCE DOMINIK HACKENBRUCH

übernimmt die Leitung der E-Commerce-Abteilung bei Competec und wird Mitglied der Geschäftsleitung bei der Altron AG sowie der Brack Electronics AG. Er löst Rolf Geisser ab, der in die Unternehmensentwicklung wechselt und die Führung des Project Management Office übernimmt. Dominik Hackenbruch hat vierzehn Jahre Erfahrung in E-Commerce, Datenanalyse und Unternehmenskommunikation.

LEITER WEITERBILDUNG FÜR ENTREPRENEURSHIP & MANAGEMENT Diese Position an der Universität Liechtenstein am Institut für Entrepreneurship übernimmt CHRISTIAN SCHIMMELPFENNIG. Er bringt internationale Erfahrung aus der Vermarktung und Positionierung von universitären Weiterbildungsangeboten mit. Für den Leitartikel der Juli-Ausgabe von «Harvard Business Manager» hat er über Jahre hinweg die Teamführung im Profifussball sowie in Unternehmen analysiert.

NEUER MEHRHEITSAKTIONÄR Der CEO der Infel Corporate Media, ALFREDO TRASATTI, übernimmt als neuer Mehrheitsaktionär die führende Schweizer CorporatePublishing-Agentur. Das Unternehmen wurde 1926 gegründet und 2001 in eine AG mit rund 150 Aktionären aus der Energiebranche umgewandelt. Die Agentur soll vom angestammten Printbereich noch stärker auf sämtliche Corporate-Media-Bereiche ausgerichtet werden.

LEITERIN FIRMENKUNDEN IRIS STRAUSS verstärkt

die Geschäftsleitung der Homegate AG und ist verantwortlich für die Betreuung und Weiterentwicklung der Key Accounts des Unternehmens. Sie betreut die wichtigsten Kunden persönlich und führt ein Team von acht Vermarktungsberatern. Neben der Akquisition neuer Firmenkunden gehört die Sicherstellung optimaler Verkaufsprozesse zu ihren neuen Aufgaben.

INFO Mitteilungen für diese Rubrik: Text und Foto (300 dpi, > 1MB): blattner@unternehmerzeitung.ch


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Urs Fueglistaller

Cornelia Boesch

Norbert Bolz

Thomas Bieger

Adrian Steiner

Anne M. Schüller

Daniela Merz

24 / OKTOBER 2014 Notker Wolf

SCHWEIZER KMU-TAG ST GALLEN

Der nächste KMU-Tag findet am 23. Oktober 2015 statt. kmu-tag.ch Patronat: Schweizerischer Gewerbeverband / economiesuisse / IHK St.Gallen-Appenzell / Kantonaler Gewerbeverband St.Gallen (KGV)

Veranstalter

Hauptsponsoren

Kommunikationspartnerin

Medienpartner


PODIUM

Im Namen der Glaubwürdigkeit FÜR EINE VERANTWORTUNGSBEWUSSTE SCHWEIZ Die Schweiz ist in der ganzen Welt für die Zuverlässigkeit ihrer Institutionen, die Stabilität ihrer Wirtschaft und ihre weltoffene humanitäre Tradition anerkannt. Dieses Image ist allerdings angekratzt. TEXT D I C K M A R T Y U N D C H A N T A L P E Y E R

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ie nachrichtenlosen Vermögenswerte, Swissair, die UBSKrise, die Bedrohung des Bankgeheimnisses, die Beziehungen zur Europäischen Union: In all diesen Bereichen hat es der schweizerischen Politik mitunter an Weitsicht gefehlt. Das heute von den USA angewandte Programm zur Regulierung in Steuerfragen, das fast alle Schweizer Banken akzeptieren mussten, ist nur ein Beispiel dafür: Es hätte vermieden werden können, wenn die Politiker die Risiken besser vorhergesehen und dem Bankensektor klarere Vorgaben gemacht hätten. RUF IST GEFÄHRDET Eines der nächsten Probleme, mit denen unser Land konfrontiert werden wird, ist die Reglementierung der multinationalen Unternehmen. In den letzten Jahren sind zum Beispiel im Ausland vermehrt Fälle von Wasserverschmutzung durch Tochtergesellschaften von Schweizer Firmen festgestellt worden, auch Fälle von Kinderarbeit oder Fälle von Verwendung toxischer Produkte in Fabriken von Zulieferern von Schweizer Unternehmen, um nur einige Beispiele zu nennen. Dies hat den Bundesrat dazu veranlasst, in seinen Antworten auf Anfragen im Parlament zu betonen, dass das Verhalten gewisser Unternehmen zurzeit den Ruf unseres Landes gefährdet. Besonders im Rohstoffsektor, der heute eine Schlüsselposition in der Wirtschaft einnimmt, ist die Gefahr der Verletzung der Menschenrechte und der Umweltnormen gross. Allerdings nicht nur in diesem Sektor: Auch die Pharma-, die Nahrungsmittel- und die Bekleidungsindustrie sowie der Hochtechnologiesektor

stehen heute vor grossen sozialen und ökologischen Herausforderungen. GELEGENHEIT NUTZEN In seinem rechtsvergleichenden Bericht vom 28. Mai 2014 hat der Bundesrat die Verantwortung der Schweiz, in der eine grosse Anzahl von multinationalen Konzernen tätig ist, anerkannt und mehrere Wege aufgezeigt, wie eine Sorgfaltspflicht in Sachen Menschenrechte und Umweltschutz eingeführt werden könnte. Diese Möglichkeiten stellen eine ausgezeichnete Gelegenheit dar, für die Gesellschaft, aber langfristig auch für die Unternehmen, nützliche Lösungen umzusetzen. Und dies zumindest aus drei Gründen : 1. Wie eine vor Kurzem veröffentlichte Richtlinie der Europäischen Kommission feststellt, gestattet es eine so festgeschriebene Sorgfaltspflicht, Risiken besser in den Griff zu bekommen und die Transparenz der Unternehmen, und damit ihre Leistungsfähigkeit, zu verbessern. 2. Eine Reglementierung würde es gestatten, für alle Unternehmen gleiche Ausgangsbedingungen zu schaffen. Zurzeit sind die Unternehmen mit dem grössten Verantwortungsbewusstsein – das heisst, die hohe Beträge in Transparenz, Rückverfolgbarkeit, Menschenrechte und Umwelt investieren – im Vergleich zu Konkurrenten, denen diese Aspekte ihrer Arbeit weniger wichtig sind, wirtschaftlich benachteiligt. 3. Eine Reglementierung würde es ermöglichen, die Rechte und Pflichten von Geschäftsführern und Verwaltungsratsmitgliedern in Sachen Menschenrechte und Umwelt klar festzulegen. Zurzeit herrscht in diesem Bereich grosse Unklarheit. Ein Forschungspro-

jekt, an dem 40 Professoren aus der ganzen Welt teilnahmen (sustainable companies project), kam zu der Feststellung, dass die leitenden Gremien börsennotierter Unternehmen ihre Entscheidungen in erster Linie an den Erwartungen der Aktionäre orientieren (Doktrin des «maximizing shareholder value»). Das Ergebnis: CEOs und Mitglieder der Verwaltungsräte gehen davon aus, dass sie in erster Linie dafür zu sorgen haben, dass der Aktienkurs steigt; es fällt ihnen schwer, den Aspekt der Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt ihrer Entscheidungen zu stellen. Im Sinne eines ausgewogeneren Entscheidungsprozesses schlagen die Autoren der Studie eine Revision des Unternehmensrechts vor. Es geht um die Einführung des Begriffs der Sorgfaltspflicht, demzufolge die Mitglieder eines Verwaltungsrats und die CEOs bei ihren Entscheidungen zwar die Interessen der Aktionäre, aber ebenso die Interessen des Unternehmens und der Gesellschaft im Allgemeinen (Umwelt, Menschenrechte, Gemeinwesen) zu berücksichtigen haben. ENDLICH HANDELN Heute sind in der Schweiz häufig vor allem jene gegen jegliche Reglementierung der multinationalen Unternehmen, die bei früheren Krisen (UBS, Bankgeheimnis und so weiter) für ein Laissez-faire eintraten. Es wäre besser, nicht abzuwarten, bis eine neuerliche ökologische oder soziale Katastrophe die Öffentlichkeit erschüttert, sondern bereits jetzt eine nuancierte Debatte über diese Herausforderungen anzustossen. Eine Reglementierung der multinationalen Unternehmen mit Sitz in der Schweiz wird nur diejenigen abschrecken, die sich nicht konform verhalten, aber alle jene stärken, die korrekt handeln. Es ist vor allem im Interesse der ganzen schweizerischen Wirtschaft.

DIE AUTOREN

Dick Marty ist alt-Ständerat und Menschenrechtsexperte. Er setzt sich für ein verantwortungsbewusstes Verhalten der Schweizer Wirtschaft ein. Chantal Peyer ist Verantwortliche für Menschenrechte bei «Brot für alle».

Nr. 10 2014 | UnternehmerZeitung

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INTERVIEW

Die Schweiz erlebt einen Wertewandel PHILIPP MÜLLER, PRÄSIDENT DER FDP.DIE LIBERALEN.

INTERVIEW S T E F F E N K L A T T

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ast anderthalb Jahrzehnte Wachstum haben die Schweiz in gewissen Bereichen träge gemacht, sagt FDP-Präsident Philipp Müller. Das Land brauche wieder mehr Freiheit und weniger Regeln. Müller will den neuen Verfassungsartikel zur Einwanderung «korrekt» umsetzen und die bilateralen Abkommen weiterentwickeln.

Die Schweiz hat ein halbes Jahrzehnt stabilen Wachstums hinter sich. Wo steht sie im Vergleich zu ihren Wettbewerbern? PHILIPP MÜLLER Das Wachstum hat bereits nach der Jahrtausendwende angefangen, mit einem Einbruch 2008 und 2009. Aber wenn es einem immer gut geht, dann wird man träge. Ist die Schweiz träge geworden? In gewissen Bereichen, ja. Das dürfte auch eine Folge des Wachstums und der Vollbeschäftigung sein. Viele Leute verkennen heute, dass Wohlstand nicht vom Himmel fällt. Und die Wirtschaft? Die Unternehmen sind alles andere als träge. Sie haben sich trotz hohem Frankenkurs und garstigem Umfeld gut geschlagen. Ich staune immer wieder, wie die Unternehmen Lücken finden, innovativ sind, den Weg zu neuen Produkten und neuen Märkten finden und dabei auch noch Geld verdienen können, um wieder zu investieren. Gerade kleinere Firmen entdecken immer wieder Nischen. Aber wenn wir auf die Abstimmungen sehen: Früher hat der Souverän in der Regel bestätigt, was der Bundesrat und das Parlament beschlossen haben. Seit einigen Jahren segnet der Souverän nicht mehr einfach nur ab. Das klingt nach einer gesunden Demokratie… Das klingt nach einer lebhaften und gesunden Demokratie, die ich auch keineswegs in 10

UnternehmerZeitung | Nr. 10 2014

Frage stelle. Es klingt aber auch nach etwas anderem, nämlich, dass die Politik in manchen Bereichen Fehler gemacht hat. Welche? Nehmen wir den 9. Februar, die Masseneinwanderungsinitiative: Die FDP hat seit 2008 gesagt, dass es nicht gut kommt, wenn jedes Jahr eine Stadt in der Grössenordnung von St. Gallen hinzukommt. Dass nicht die Personenfreizügigkeit das Problem ist, sondern die alljährlich rund 40 000 Menschen, die nicht aus der EU in die Schweiz kommen, haben wir immer wieder betont – leider ohne Erfolg. Das hat Unzufriedenheit ausgelöst. Denn Lebensqualität wird vom Schweizervolk zunehmend als wichtig angesehen und auch anders definiert als früher. Lebensqualität ist zunehmend auch Konsum von Natur.

«SOLANGE MICH DIE PARTEI ERTRÄGT, BLEIBE ICH.» Haben die Parteien diesen Wechsel von immer mehr Wachstum hin zu mehr Lebensqualität mitgemacht? Nein, und da muss sich die Politik selbst an der Nase nehmen. Wir haben zu spät erkannt, dass ein Kulturwandel im Gang ist. Aber ob es uns recht ist oder nicht: Wir stehen in einem globalen Wettbewerb. Die Schweiz behauptet sich gut, könnte aber auch schnell weg vom Fenster sein. In der Schweiz verdienen wir den Lebensunterhalt, im Export verdienen wir den Wohlstand. Die Schweiz gehört zu den wettbewerbsfähigsten Ländern der Welt. Das heisst aber auch, dass man gewisse globale Spielregeln einhalten muss.

Welche? Dass man Verträge einhalten muss, die man abgeschlossen hat? Beispielsweise, ja. Das heisst aber auch, dass der Kampf gegen die Steuerhinterziehung heute global geführt wird, im Rahmen von global geltenden Standards der OECD. Man kann sich gegen den automatischen Informationsaustausch wehren, aber er steht trotzdem ins Haus. War die Annahme der Masseneinwanderungsinitiative am 9. Februar für die Politik ein Weckruf? Der Souverän hat gesprochen, die Politik hat das zu akzeptieren. Er hat vor allem gezeigt, was er nicht will: Wachstum um jeden Preis. Die Leute hinterfragen immer mehr den Leistungsdruck, unter dem sie stehen. Die Werte verschieben sich. Das ist auch einer der Gründe, warum sich die FDP vor den Wahlen 2015 einer Wertediskussion stellen will: Wohin will dieses Land gehen? Wie sieht die Schweiz in zehn, fünfzehn, zwanzig Jahren aus? Wie stellen Sie sich die Schweiz vor? Die Schweiz in fünfzehn Jahren soll ein Land sein, das in Frieden lebt mit seinen Nachbarn, das regen Handel treibt und regen kulturellen Austausch erlebt. Bei den bilateralen Abkommen werden wir uns mit der EU geeinigt haben; wir werden auch dann noch nicht Mitglied der EU sein. Vielleicht leben wir eines Tages in einem Europa der Regionen. Wir sehen uns aber nicht in einer Ballenberg-Schweiz, welche sich von der Welt abgewandt hat. Und wir wollen auch nicht, dass die Politik immer neue Regeln setzt und damit den Leuten Freiheit nimmt. Die immer neuen Regeln werden doch auch von FDP-Parlamentariern und FDP-Bundesräten verabschiedet… Nein, wir stehen ständig auf der Bremse. Es ist die vornehme Aufgabe eines Liberalen, Unsinn zu verhindern. Wir wollen verhindern, dass immer mehr reguliert wird in


den Auftrag erhalten, innerhalb von drei Jahren dieses Gesetz zu haben. Hat nicht Bundesrat Burkhalter für 2016 eine Abstimmung über beide Themen vorgeschlagen, Masseneinwanderung und Weiterentwicklung der Bilateralen? Ich kenne Didier Burkhalter sehr gut. Das hat er genau nicht gesagt. Er kann das auch nicht sagen, weil er nicht weiss, wie schnell und über was die EU verhandeln will. Die EU ist derzeit mit sich selbst beschäftigt. Unser Ehrgeiz liegt jetzt darin, die Verfassungsnorm umzusetzen und die Bilateralen weiterzuentwickeln. Die Bilateralen sind noch in Kraft. Es gibt auch keinen Grund für die EU, das Freizügigkeitsabkommen zu kündigen. ZUR PERSON Philipp Müller, geboren 1952 in Mogelsberg SG, ist seit 2012 Präsident der FDP.Die Liberalen. Er war von 1997 bis 2003 Mitglied des Aargauer Grossen Rates und wurde 2003 in den Nationalrat gewählt. Der gelernte Gipser und Stuckateur ist Inhaber der Philipp Müller Generalunternehmung, Immobilien in Reinach AG.

Bereichen, wo es nichts zu regulieren gibt. Beispiel flankierende Massnahmen: Die Linke will sie so weit treiben, bis nichts mehr geht. Aber der grosse Trumpf der Schweiz ist ihr flexibler Arbeitsmarkt. Es werden dann Leute eingestellt, wenn die Unternehmen wissen, dass sie auch flexibel auf die Beschäftigungslage reagieren können. Beispiel Energiewende: Wir wollen verhindern, dass die Schweiz die Fehler Deutschlands mit der Übersubventionierung der erneuerbaren Energien wiederholt. Wir wollen ein wirkungsvolles System mit Lenkungsabgabe statt Steuern. Man muss den Menschen und den Unternehmen die Freiheit lassen, selbst Verantwortung zu übernehmen. Das klingt komplex. Wie wollen Sie das Ihren Wählern erklären? Wir haben drei Begriffe: Freiheit, Gemeinsinn, Fortschritt. Die Freiheit, mein Leben zu gestalten, ohne dass der Staat ständig Schranken setzt. Gemeinsinn heisst, Verantwortung zu übernehmen für die Zukunft, beispielsweise für zukunftsfähige, gesicherte Sozialwerke. Das heisst auch, sich Gedanken über die Folgen der Alterung der Bevölkerung zu machen. Die FDP ist eine Wirtschaftspartei, aber keine Partei der Elite. Wir sind die Partei, die gute Rahmenbedingungen schafft für die Wirtschaft. Aber wir

Foto: zVg

sind auch eine Volkspartei, welche für alle Probleme Lösungen erarbeitet, welche die Leute beschäftigen. Kann die Verfassungsbestimmung vom 9. Februar umgesetzt werden, ohne dass das Freizügigkeitsabkommen mit der EU verletzt wird? Nein. Das ist schlicht nicht möglich. Drei Begriffe, die seit dem 9. Februar in der Verfassung stehen, sind absolut nicht kompatibel mit dem Abkommen: der Schweizervorrang, die jährlichen Höchstzahlen und die Kontingente. Trotzdem: Wir haben einen Volksauftrag. Die FDP setzt sich dafür ein, dass dieser Artikel 121a korrekt umgesetzt wird. Parallel dazu ist unser Aussenminister daran, mit der Europäischen Union zu verhandeln. Wir wissen heute nicht, über was dabei alles verhandelt werden soll und was am Ende herauskommt. Aber klar ist, dass die Zuwanderung ein zusätzliches Element dieser Verhandlungen sein muss. Das Mandat des Bundesrats für die Verhandlungen über die Sicherung und die Weiterentwicklung der Bilateralen Verträge ist ja bereits im Dezember 2013 verabschiedet worden, also vor dem 9. Februar. Wollen Sie also das Volk über die Umsetzung des neuen Verfassungsartikels und das Rahmenabkommen gleichzeitig abstimmen lassen? Wir wissen heute nicht, wann ein Verhandlungsergebnis vorliegen wird und wie dieses aussieht. Der Bundesrat arbeitet jetzt daran, die Verfassungsnorm 121a umzusetzen. Ende Jahr wird er dem Parlament seinen Vorschlag unterbreiten. Wir haben vom Volk

Was halten Sie von der Idee der BDP, über die Umsetzung des Zuwanderungsartikels abzustimmen? Die möchte ja am liebsten morgen schon abstimmen. Aber da muss man realistisch sein: Das wäre eine Missachtung des Volkswillens. Das gäbe einen Scherbenhaufen. Das gäbe eine höhere Zustimmung zu einer eigenständigen Steuerung der Zuwanderung als am 9. Februar. Man darf jetzt nicht hyperventilieren: Auch unsere europäischen Nachbarn wollen wie wir in Ruhe unsere kulturellen und wirtschaftlichen Beziehungen absichern. Das werden wir auch erreichen. Auch die EU weiss, was sie an der Schweiz hat: 1,2 Millionen Arbeitsplätze Schweizer Firmen in der EU, ein Handelsbilanzdefizit zugunsten der EU, 1,3 Million EU-Bürger, die in der Schweiz leben und arbeiten. Deswegen werden wir mit der EU zwangsläufig zu einem Resultat kommen. Was sind Ihre Ziele für die Wahlen 2015? Wir wollen zweitstärkste Partei werden … … also die SP überholen? Ja, da sind wir nicht unbescheiden. Im Kanton Aargau haben wir das geschafft. Da sind wir von Platz vier auf Platz zwei vorgestossen. Gute Politik wird belohnt. Wird es am 1. Januar 2016 noch zwei FDP-Bundesräte geben? Auf jeden Fall. Werden sie Didier Burkhalter und Johann Schneider-Ammann heissen? Da bin ich sicher, ja. Wie lange sind Sie noch FDP-Präsident? Mir gefällt das Amt sehr. Ich gedenke nicht, morgen oder übermorgen aufzuhören. Solange mich die Partei erträgt, bleibe ich. Nr. 10 2014 | UnternehmerZeitung

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T I T E LT H E M A

Das Erfolgsmodell wirkt MARTIN NEFF, CHEFVOLKSWIRT VON RAIFFEISEN SCHWEIZ

INTERVIEW S T E F F E N K L A T T

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ie Schweiz ist aus der Sicht von Martin Neff im internationalen Wettbewerb gut aufgestellt. Die Unternehmen sind in ihren Nischen oft Spitzenreiter, der Arbeitsmarkt ist flexibel, die Finanzierungsbedingungen besser als in Europa, sagt der Raiffeisen-Chefökonom. Die Schweiz hängt aber davon ab, dass die Globalisierung fair funktioniert.

Die Schweizer Wirtschaft hat im zweiten Quartal stagniert. Warum? MARTIN NEFF Die Schweiz ist eine kleine Volkswirtschaft, die davon abhängt, was rundherum passiert. In Europa hat sich das Bild im zweiten Quartal kräftig eingetrübt. Es gab zwar Hoffnungen auf einen zarten Aufschwung in Europa. Aber vor allem die reformschwachen Länder Italien und Frankreich kommen nicht von der Stelle. Hinzu kommen für die Schweiz Sondereffekte. So war die Bauwirtschaft dank des milden Winters schon im ersten Quartal stark und konnte im zweiten gar nicht mehr weiter zulegen. Hat die Schweiz also die Stagnation im wesentlichen importiert? Das kann man so sagen. Dabei sind die geopolitischen Ereignisse lange erstaunlich glimpflich an den Finanzmärkten vorbeigegangen. Das fing an mit der Annexion der Krim. Das ging weiter mit der IS im Nahen Osten, die inzwischen zu einer globalen Gefährdung wird. Der arabische Frühling wird zurückbuchstabiert. In den USA kündigt sich eine geldpolitische Wende an, während die Europäische Zentralbank sich vom amerikanischen Zinszyklus abkoppelt und damit deutlich macht, dass Europa noch nicht so weit ist. Inzwischen hat all das dazu geführt, dass die Unternehmen ihre Erwartungen zurückschrauben. Wird die Stagnation anhalten? Das wird von der Lage in Europa abhängen. Die Schweiz hat Wachstumskräfte, die sie jederzeit entfalten kann. Der Wechselkurs ist kein Damoklesschwert mehr. Auch wenn der Franken stark ist, haben wir die komfor12

UnternehmerZeitung | Nr. 10 2014

table Situation, seit drei Jahren gegenüber den Haupthandelspartnern mit einem stabilen Wechselkurs kalkulieren zu können. Auch der Konsum war bis ins zweite Quartal stark. Jetzt kommt ein rauher Wind, der uns das Potentialwachstum von zwei Prozent nicht erreichen lässt. Wir rechnen jetzt mit 1,5 Prozent Wachstum für 2014. Das ist in einem solchen Umfeld und in einer reifen Volkswirtschaft mit einem hohen Wohlstandsniveau kein Rückschlag, sondern nur ein kleiner Taucher. Die Bauwirtschaft ist lange ein Treiber des Wachstums gewesen. Wie lange noch? Die Bauwirtschaft wirkt stabilisierend. Sie kann aber nicht mehr zulegen. Es sind über 75000 Wohnungen im Bau, jährlich können aber nur 50000 fertiggestellt werden. Mehr geht nicht, weil die Fachkräfte fehlen. Dieser Superzyklus im Bau seit der Jahrtausendwende ist auch eine Folge der Zuwanderung. Jetzt sehen wir eine Sättigung im Eigentumswohnungsbereich. Die Immobilienentwickler und die Baufirmen gehen in den Mietwohnungsbau. Beim Bürobau gibt es vor allem in der Westschweiz bereits eine Preiskorrektur. Es macht aber auch Sinn, dass wir freie Flächen haben. Denn das schafft Raum für Neues. Ein Büroleerstand zwischen vier und acht Prozent ist volkswirtschaftlich gesund. Wie ist die Schweiz im internationalen Umfeld aufgestellt? Die Schweiz hat eine hohe Wettbewerbsfähigkeit. Wir haben keine Altlasten in Form von hohen staatlichen Schulden. Der Arbeitsmarkt ist recht flexibel. Die Berufslehre bringt hochqualifizierte Berufsleute hervor. Wir haben aber einen Mangel an solchen Arbeitskräften. Diese müssen wir aus dem Ausland holen, wenn wir weiter Wachstumsraten von zwei bis 2,5 Prozent wollen. Die Zuwanderung führt aber auch zu einem Unbehagen in der Bevölkerung. Das Bevölkerungswachstum von 1,3 Prozent im vergangenen Jahr ist für die Schweiz eine hohe Zahl. Nun muss man die richtige Mitte finden zwischen dem, was die Bevölkerung für akzeptabel hält und dem, was eine prosperierende Wirtschaft braucht.

Welche Wirtschaft hat in der Schweiz Zukunft? Heute gibt es in der Schweiz kaum noch die klassische Industrie, da sich die im aussichtlosen Kostenwettbewerb abgehängt sah. Und doch hat die Schweiz unter den entwickelten Volkswirtschaften einen der höchsten Industrieanteile. Vor allem in den 90er Jahren hat es einen Wandel von der traditionellen hin zu einer Spitzenindustrie gegeben. Denken Sie an die Textilmaschinenindustrie. Die Schweiz war bis in die 80er Jahre Weltmarktführer mit Namen wie Sulzer, Rieter und Saurer. Sulzer ist in die Medizinaltechnik gegangen, Rieter als Zulieferer in die Automobilindustrie. Was von der Textilindustrie heute noch besteht, stellt Hochtechnologie beziehungsweise Spitzenqualität her. Die Schweiz hat sich neue Nischen gesucht, in der sie auf einem überschaubaren Weltmarkt aufgrund der hohen Qualität rasch Marktanteile gewinnen kann. Das ist das Modell des Produktionsstandortes Schweiz, der Wandel von der Massen- zur Spitzenindustrie. In der Industrie selbst gibt es eine Tertiarisierung: Die Produktionsstandorte werden dorthin verlagert, wo die Lohnstückkosten kompetitiv sind. Die wertschöpfungsintensiven Teile der Forschung und Entwicklung, der Verwaltung und auch des Marketings werden in der Schweiz bleiben. Was heute eine hohe Wertschöpfung erzielt, kann morgen aber schon Massenware sein… Der Wandel ist der stete Wegbegleiter der Schweizer Wirtschaft. Ich habe Einblick in viele Unternehmen und bin erstaunt, wie Tüftler immer wieder einen Durchbruch erzielen, der dann für zehn oder fünfzehn Jahre den technologischen Vorsprung sichert. Die Schweiz hat sich nie ausruhen können, weil der Wechselkurs des Franken stets gestiegen ist. Eine starke Währung hält offensichtlich fit. Eine innovative Wirtschaft braucht eine angemessene Finanzierung. Kann der Finanzplatz Schweiz diese Bedürfnisse befriedigen? Ja, davon bin ich überzeugt. Eine Kreditklemme wie Anfang der 90er Jahre hat die Schweiz nie mehr erlebt, auch nicht nach dem Subprime Crash. Für Firmen mit interessanten Projekten gibt es Geldgeber. Da


Foto: zVg

steht die Schweiz besser da als Europa. Es gibt bei uns genug Geld für Firmen mit guten Ideen. Auch Start-ups können Geld bekommen. Die Banken sind vorsichtig, das stimmt. Entsprechend haben wir aber auch weniger Abschreibungen als anderswo. Dazu hat auch das Thema Private Equity, also die direkte Beteiligung an Firmen, in den vergangenen Jahren in der Schweiz extrem geboomt. Das ist auch eine Wirkung des hohen Wohlstands in der Schweiz und der niedrigen Renditen etwa auf Staatsanleihen. Da werden andere Anlagemöglichkeiten interessant. Das gilt für Jungunternehmen. Wie sieht es bei Unternehmen aus, die global expandieren wollen und 30 oder 40 Millionen Franken brauchen? Da gibt es noch eine Lücke. Eine solche Summe kann einen privaten Investor schon überfordern. Aber auch da sind die Zustände in der Schweiz noch besser als im Ausland – mit der einen Ausnahme Amerika. Heisst das für den Finanzplatz, dass er sich immer mehr auf die Realwirtschaft zubewegt? Das ist so. Das ist auch dadurch möglich, weil die Finanzwirtschaft ihre Renditeerwartungen im Vergleich zu der Zeit vor 2008 zurückfahren musste. Gerade Private Equity kommt zunehmend auch von ausserhalb der klassischen Finanzhäuser. Das erhöht den Wettbewerb.

ZUR PERSON Martin Neff ist seit April 2013 Chefvolkswirt von Raiffeisen Schweiz. Vorher war er Leiter des Economic Research und Chefökonom der Credit Suisse. Neff hat Volkswirtschaft an der Universität Konstanz studiert, lehrt Immobilienökonomie an der Donauuniversität in Krems und ist Fachrat und Dozent am Institut für Finanzdienstleistungen (IFZ) in Zug.

Gehören innovative KMUs zu den Profiteuren? Generell werden die Kunden heute stärker umworben. Die Anbieter von Finanzdienstleistungen können nicht mehr nur die Rosinen herauspicken. Sie haben ein Interesse daran, die Kunden länger an sich zu binden. Die Banken müssen mehr bieten als nur günstige Kreditkonditionen. Auch ein hervorragender Beratungsservice und eine umfangreiche massgeschneiderte Produktpalette müssen dazu gehören. Die Schweiz ist im Corporate Banking bereits ziemlich stark. Die Banken sind wieder der Transmissionsriemen der Wirtschaft geworden, von der Produktion bis zur Auslieferung an die Kunden. Dafür sind sie zuständig, und nicht in erster Linie dafür, mit Geld Geld zu verdienen. Nr. 10 2014 | UnternehmerZeitung

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Präzision ist Trumpf PRÄZISIONSINDUSTRIE Es ist die versteckte Meisterklasse der Schweiz: die Präzisionsgüterindustrie. In ihrer Bedeutung für das Land ist sie zur Nummer zwei aufgestiegen. Das zeigen erste Ergebnisse einer Prognos-Studie. TEXT Y V O N N E V O N H U N N I U S

«U

ns liegt Genauigkeit und Präzision im Blut», beschreibt der Direktor des IBM-Labors in Zürich, Matthias Kaiserswerth, eine Schweizer Grundeigenschaft. Zu Zeiten grösster Dynamik mag das anachronistisch klingen. Doch hiesige Forscher und Unternehmer haben es geschafft, damit einen Nerv der weltweiten Wirtschaftstrends zu treffen. Welche Voraussetzungen und Hürden damit jedoch verbunden sind, hat eine Studie des Wirtschaftsforschungsunternehmens Prognos für den Raum Zürich genauer untersucht. In Auftrag gegeben wurde die Studie durch das Standortmarketing Greater Zurich Area (GZA) und der Handelskammer Zürich. Jetzt liegen erste Ergebnisse vor, die zeigen, wie die Präzisionsgüterindustrie in ihrer Bedeutung nach der Pharmabranche zur Nummer zwei für die Schweizer Wirtschaft aufgestiegen ist. Möglich gemacht habe dies mitunter der Innovationstreiber der Digitalisierung, für den in und um Zürich ideale Bedingungen herrschten.

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WELTMARKTSPITZE OHNE SCHEINWERFERLICHT Die Präzisionsgüterindustrie zieht selten die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich. Das hängt auch damit zusammen, dass die zahlreichen kleinen und mittleren Unternehmen in sehr unterschiedlichen Gebieten tätig sind. Am ehesten im Rampenlicht stehen traditionsreiche Produzenten von Uhren und medizintechnischen Geräte. Daneben zählen zur Industrie jedoch auch Hersteller von Mess- und Kontrollinstrumenten, optischen Geräten und Prozesssteuerungsanlagen – nicht selten spielen diese in der Weltmarktspitze mit. Das bestätigt der Direktor der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) in Dübendorf bei Zürich, Gian-Luca Bona, der für die Studie interviewt wurde. Er sagt: «Wenn man heute internationale High-Tech Produkte nimmt, stecken immer wieder Schweizer Technologien darin, die von den vielen kleinen und mittleren Unternehmen kommen, die international sehr stark positioniert sind.» ERFOLGREICH GEGEN DEN TREND Gemessen an der Gesamtproduktion der Schweiz, machen Präzisionsgüter 2012 mit 16 Prozent nach Pharmaprodukten den zweitwichtigsten Bereich aus. Ihr Anteil ist somit seit dem Jahr 2000 um fünf Prozent gewachsen. Platz zwei belegen sie auch, wenn es um Schweizer Forschungsaktivitäten und den Export geht. Weltweit ist dies zwar ein Wachstumsmarkt, doch die Schweizer Unternehmen laufen dennoch erfolgreich einem Trend entgegen: Während andere etablierte Industrieländer im Vergleich zu den Schwellenländern an Produktionsanteilen verloren haben, legte die Schweiz zwischen 2000 und 2012 von fünf auf sieben Prozent zu. In dieser Zeit hat die US-amerikanische Präzisionsgüterindustrie 14 Prozentpunkte verloren, die chinesische 18 hinzugewonnen. FORSCHUNG ZAHLT SICH AUS Einer der Gründe hierfür dürfte in der Rolle der Forschung zu finden sein – und auch hier schwimmt man gegen den globalen Strom. Der Schweizer Anteil an den weltweiten Forschungsausgaben des Bereichs ist zwischen 2000 und 2012 von einem auf drei Prozent gestiegen. Auch hier verlieren die Industrieländer im Durchschnitt Anteile, Schwellenländer stocken auf. Welche Bedeutung diese Investitionen haben, zeigt sich am Beispiel der Kistler Instrumente AG mit Sitz in Winterthur. Bei Messtechnik für Druck, Kraft, Drehmoment und Beschleunigung zählt sie zur Weltspitze. Innovative Digitalisierungs-

technologien spielen dabei eine wichtige Rolle. Kistler-CEO Rolf Sonderegger sagt: «Der Systemansatz wird in der Messtechnik immer wichtiger und ist stark mit der Digitalisierung verknüpft», so Sonderegger. Es gelte, Gesamtlösungen individualisiert für einen Kunden zu implementieren. Die Produktionsgüterindustrie hat verinnerlicht, dass sie Digitalisierung braucht, um effizientere und flexiblere Produktionsabläufe zu erreichen und im härter werdenden Wettbewerb zu bestehen. Die Studie zeigt, dass ihre Prozesse weit überdurchschnittlich digitalisiert sind. Forschung und Entwicklung auf hohem Niveau kommen zugute, wenn kurze Produkt-Lebenszyklen hohe Kosten für Innovationen fordern und sie so riskanter machen. NÄHE FÖRDERT INNOVATION In und um Zürich sind die Wege zwischen Forschung, Entwicklung und Produktion kurz. Ein gutes Klima für neue Ideen, obwohl die Digitalisierung viele Distanz-Hürden aufhebt. IBM-Labor-Direktor Kaiserswerth sagt: «Die räumliche Nähe ist sehr wichtig, denn man kann engere und vertrauensvollere Beziehungen aufbauen.» Es sei ein Standortvorteil in Zürich, dass man Neues ausprobieren könne, beispielsweise zwischen Industrie und Hochschule wechseln, ohne einen neuen Wohnsitz zu brauchen. In Zürich konzentriert sich das IT-Knowhow der Schweiz. Unweit forschen Wissenschaftler in der Eidgenössisch Technischen Hochschule (ETH), Uni Zürich oder Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW). Das alles schlägt sich nicht zuletzt in den relevanten Patentanmeldungen nieder. START-UPS ALS INNOVATIONSQUELLEN Gleichzeitig kommen grosse Ideen oft aus kleinen, flexiblen Firmen. Heutige Erfolgsunternehmen haben als solche ihren Weg an die Weltspitze angetreten. Und diese Innovationsquellen stellen einen entscheidenden Faktor für die Zukunft der Branche dar. Für deren Entwicklung zeichnet die Studie jedoch ein düsteres Bild. Der Gründerkapital-Spezialist Daniel Gutenberg von VI Partners aus Zürich drückt es so aus: «Es gibt fast mehr Geld als gute Projekte», sagt Gutenberg. Angesichts attraktiver Einstiegsangebote von Grossunternehmen seien Absolventen schwer zum Start-up-Dasein zu bewegen. Anders sieht das beispielsweise bei ausländischen Studierenden der ETH aus, die überproportional häufig ein eigenes Unternehmen starten. Auch so wird in Zürich der Schweizer Gründergeist am Leben erhalten.


Auf Zack VERDAUTE KRISE? Schweizer Automobilzulieferer mussten in der Krise kaum Federn lassen. Diversifikation ist hierfür laut Anja Schulze nur ein Grund. INTERVIEW Y V O N N E V O N H U N N I U S

S

ie sind schwer zu fassen: Schweizer Automobilzulieferer verteilen sich auf unterschiedlichste Branchen. Durch regelmässige Studien stärkt das Team um Anja Schulze des Swiss Center for Automotive Research (swiss CAR) die Sichtbarkeit auf diese Industrie. Wie haben die Schweizer Automobilzulieferer die grösste Krise in der Automobilbranche um 2008 verdaut? ANJA SCHULZE Sie konnten sich sehr stabil halten, überraschend wenige sind über die Klinge gesprungen. Das zeigt der Vergleich zwischen den Ergebnissen unserer ersten beiden Vollerhebungen der Automobilbranche 2008 und 2013. Jetzt konnten wir unsere Hochrechnungen präzisieren und haben festgestellt: Mit rund 300 Unternehmen und 24 000 Arbeitsplätzen sowie einem Umsatz von rund neun Milliarden Franken ist die Industrie heute auf ähnlichem Niveau wie vor der Krise. Hängt das mit Produktionsverlagerungen in billigere Länder zusammen? Es gibt zwar eine kontinuierliche Tendenz dazu, weniger in der Schweiz zu produzieren, doch das scheint kein von den Unternehmen gewähltes Erfolgsrezept zu sein. Wir sehen hingegen deutliche Verschiebungen der Aktivitäten innerhalb Europas von Frankreich in Richtung Deutschland. Wir sehen auch Aktivitäten in China. Und die Unternehmen haben vermehrt grosses Interesse an Brasilien. Schon 2008 hatte sich ergeben, dass Schweizer Unternehmen den deutschen Partnern auch in der Krise die Treue halten wollten – das hat sich somit ausgezahlt...

Ja. Deutschland ist gestärkt aus der Krise hervorgegangen. Schon bei der ersten Erhebung war rund drei Viertel der Unternehmen mit Deutschland verwoben und dieser Anteil hat sich noch vergrössert. Doch das hat natürlich auch eine starke Abhängigkeit zur Folge. Eine negative? Es könnte durchaus positiv sein, wenn man sich stärker in Richtung Wachstumsmärkte orientierte. Durch das Tal gerettet haben sich die Unternehmen nicht nur durch Deutschland, sondern auch, weil sie stark diversifiziert sind und sich in den guten Jahren eine stabile Eigenkapitalquote zugelegt haben. In Bezug auf Wachstumsmärkte darf man aber nicht vergessen, dass viele Schweizer Unternehmen der Branche eher klein sind. Für sie besteht immer das Risiko, sich in China oder Brasilien leicht die Finger zu verbrennen. Weshalb lohnt es sich überhaupt, weiterhin in der Schweiz zu produzieren? Für viele mag es überraschend sein, doch in der Schweiz werden hohe Mengen an Produkten im niedrigpreisigen Segment hergestellt. Ein Drittel der Unternehmen kann man als verlängerte Werkbank der Automobilhersteller bezeichnen. Dass diese Produkte nicht in Asien besorgt werden, muss mit einer hohen Zuverlässigkeit und Präzision zusammenhängen. Das lässt vermuten, dass die Margen weniger attraktiv als in anderen Bereichen sind... In manchen Fällen ist das so. Zudem ist es mit einem grossen Aufwand verbunden, Teil der Wertschöpfungskette der Automobilbranche zu sein. Diese Industrie ist stark etabliert und fokussiert sich sehr auf Effizienz und genormte Prozessabläufe. ZUR PERSON

Anja Schulze ist Professorin am Institut für Betriebswirtschaftslehre der Universität Zürich und Leiterin des Swiss Center For Automotive Research (swiss CAR). Schulze ist Mitherausgeberin der Studie «Automobilindustrie Schweiz – Aktuelle Bestandsaufnahme hinsichtlich Struktur, Trends, Herausforderungen und Chancen der Schweizer Automobilzulieferbranche», die Ende 2013 zum zweiten Mal durchgeführt wurde.

Foto: zVg

Weshalb tut man sich das dann an? Genau das haben wir die Unternehmen auch gefragt. Ihre Antwort war: Durch diese hohen Anforderungen werden wir getriggert. Wenn wir unsere Produktion effizienter gestalten, profitieren auch andere Standbeine davon, die den hohen Aufwand wieder wett machen. Neben Automobilteilen produzieren die Unternehmen meist noch für andere Bereiche, die sich quer durch die Präzisionsgüterindustrie erstrecken. Wird somit auch stark in Forschung und Entwicklung investiert? Diese Investitionen sind in kleinem Ausmass zwischen 2008 und 2013 sogar zurückgegangen. Das bedeutet aber nicht, dass man nicht intensiv an der effizienten Produktion der Fertigungsteile feilt. Diese Investitionen werden nicht zur Produktentwicklung gezählt. Hightech liegt hier nicht unbedingt in der Funktionalität des Teiles, sondern in der Herstellung, die eine hohe Präzision erfordert. Könnten die Unternehmen nicht stärker von der Forschungsstärke der Schweiz profitieren? Ja, hier könnte mehr getan werden. Das liegt vielleicht auch an der Struktur der Branche, denn es handelt sich hauptsächlich um eher kleine Unternehmen. Wenn, dann suchen sie oft sehr lokal Kooperationen. Welche Rolle spielt denn E-Mobilität mittlerweile? Eine immer grössere. Rund 36 Prozent haben angegeben, in einer Wertschöpfungskette tätig zu sein, an deren Ende ein Elektromobil steht. Doch wir dürfen nicht vergessen, dass auch ein elektronisch angetriebenes Auto Gummiräder, einen Spiegel und Dichtungen braucht. Ein positives Beispiel ist sicher der Elektromobilitätsspezialist Brusa, der ja auch mit der ETH Zürich und der NTB in Buchs kooperiert. Doch Brusa ist untypisch. Das Unternehmen spielt an der Spitze der technischen Entwicklung mit – anders als beispielsweise Hersteller kleiner Produkte im Plastik- oder Metallbereich. Nr. 10 2014 | UnternehmerZeitung

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Lautlos an allen vorbei RHEINTAL Hier tüfteln alle am perfekten Takt und halten wenig von Umwegen. Wo der Rhein heute geradlinig verläuft, hat sich ein Hightech-Wirtschaftsraum internationaler Bedeutung entwickelt. Die verkannte Perle der Schweiz setzt auf Präzision statt auf das Rampenlicht. TEXT Y V O N N E V O N H U N N I U S

Panoramablick auf das St. Galler Rheintal.

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er bei St. Margarethen die A1 verlässt und den Bodensee hinter sich lässt, hat die Sonne im Gesicht. Es geht ins majestätische Rheintal auf der A13 gen Süden. Links der Rhein und dahinter das österreichische Wirtschaftswunder-Bundesland Vorarlberg, weiter im Süden das Fürstentum Liechtenstein, im Blick die Gemeinden des St. Galler Rheintals. Während man von Wien und Vaduz aus stolz auf die wirtschaftliche Dynamik des Rheintals blickt, erhält die Region weniger Aufmerksamkeit aus Bern oder Zürich. Zu Unrecht. Die Ostschweiz ist ein Treiber des Schweizer Wirtschaftswachstums. Dabei drücken die Unternehmen – häufig in der Präzisionsgüterindustrie zuhause – dem Begriff «Hidden Champions» ihren eigenen Stempel auf. ZUSAMMENHALT MACHT STARK Hier tummeln sich kleine und mittlere Unternehmen beispielsweise der Optikindustrie, auch beinhaltet fast jede Limousine dieser Welt wohl zumindest ein kleines Teilchen aus der Produktion eines Rheintaler Automobilzulieferers. Im erweiterten Rheintal ansässige Branchengrössen wie Jansen, SFS, Hilti, Oerlikon Balzers oder Leica Geosystems treiben die Dynamik an. René Wuffli, der Präsident des Arbeitgeberverbands Rheintal (AGV) und CEO der Rheintal Medien, sagt: «Wir sind eine der innovativsten Regionen 16

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Foto: Swiss-image.ch/Christof Sonderegger

Europas, High-Tech und starke Exportorientierung prägen die Wirtschaft. Das wird oft viel zu wenig beachtet.» Dabei ist auch die Fähigkeit zum Schulterschluss zwischen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft für die Region ausschlaggebend. Bezeichnenderweise verantwortet hier der Verein St. Galler Rheintal die Standortförderung und Regionalentwicklung – getragen von den Gemeinden, dem AGV und Sponsoren. Seit den 90er-Jahren propagieren sie das Rheintal. Geschäftsleiterin Sabina Saggioro sagt: «Der Zusammenhalt ist sehr stark. Ursprung hat er auch in den schwierigen Zeiten vor der Rheinbegradigung.» Pragmatisch und direkt sei der Rheintaler, dem ein «Hopp» schneller als ein «Grüezi» über die Lippen gehe. INNOVATION AUS TRADITION Man hält zusammen und man hält zu seinem Unternehmen – kein Erfolg ohne die hohe Qualifikation und Loyalität der Mitarbeitenden. Das bestätigen viele Unternehmer, wie auch Christoph Jansen von der Jansen Gruppe – einem Familienunternehmen mit 90 Jahren Tradition im Rheintal. 2013 erwirtschaftete es in Oberriet mit Präzisionsstahlrohren und Stahlprofilsystemen sowie Kunststoffprodukten für den Baubereich und die Industrie 285 Millionen Franken Umsatz. Weil permanent an der Optimierung der Produkte und Produktion getüftelt und der Auto-

matisierungsgrad auf Höchstniveau gehalten wird, ist für viele der Standort konkurrenzfähig. Die Interstaatliche Hochschule für Technik (NTB) Buchs ist ein Drehkreuz der Innovation unter anderem bei der Mikrotechnik, optischen Technologien, Wärme- und Kältetechnik oder Mechatronik geworden und pflegt eine enge Partnerschaft mit der Wirtschaft. «In den letzten fünf Jahren hat sich in der angewandten Forschung und Entwicklung der Jahresumsatz auf 14 Millionen Franken verdoppelt und macht mittlerweile rund 40 Prozent des gesamten Schulbudgets aus», sagt Daniel Lippuner, der an der NTB als Prorektor für diesen Bereich verantwortlich ist. Neben der technischen Bildung und Forschung an der NTB tragen die Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Chur, die Fachhochschule in St. Gallen und im österreichischen Dornbirn, Universitäten in Vaduz und St. Gallen das Ihrige zu Innovation sowie Fachausbildung bei. NACHHALTIGES WACHSTUM GARANTIERT Der Standort ist auch gut für Gründungen, sagt Peter Frischknecht, Geschäftsführer der Gründer-Initiative Startfeld und Teil des Wissens- und Technologietransfers der Empa in St.Gallen. Und das, obwohl keine klassische Start-up-Szene existiert. «Es gibt Ausgründungen von innovativen Unternehmen, die schnell auf eigene Füsse kommen»,


so Frischknecht. Man nehme die swissQprint AG, ein Widnauer Unternehmen: Hier führt das ehemalige Inkjet-Entwicklerteam eines namhaften UV-Drucker-Herstellers eine Erfolgsgeschichte weiter, seitdem dieser sich aus dem Printer-Markt zurückgezogen hat. Seit 2007 hat es die swissQprint AG geschafft, mit ihren grossformatigen Flachbettdruckern der globalen Konkurrenz die Stirn zu bieten, 2013 gab es gar eine 25-prozentige Umsatzsteigerung. Anteile an der swissQprint AG hält auch die KMU-Holding Rheintal-Assets AG in Diepoldsau. Geschäftsführer Urs Schwenk sagt: «Wir investieren ausschliesslich in der Region und sehen hier weiterhin grosses Wachstumspotenzial für technologieorientierte, international agierende Unternehmen.» QUALITÄT BRAUCHT FACHKRÄFTE Also alles gut im Rheintal? Fast. Die hochspezialisierte Industrie leidet stärker als in anderen Regionen unter dem Fachkräftemangel. So ist die Brusa Elektronik AG in Sennwald im Bereich Elektromobilität weltweit bekannt, braucht aber auch die besten Mitarbeitenden. Geschäftsführer Josef Brusa meint: «Fachkräfte zu finden, ist äusserst

schwierig, da im Rheintal wie auch in Vorarlberg und Liechtenstein viele High-Tech-Firmen angesiedelt sind.» Insgesamt schliessen an der NTB jährlich auf Bachelor-Stufe gegen hundert Systemtechnik-Ingenieure ihre Ausbildung ab, der Hunger der Unternehmen ist grösser. Ab 2015 will der Verein St. Galler Rheintal mit einer neuen Kampagne verstärkt darauf aufmerksam machen, dass vermeintliche Nachteile in Wirklichkeit Vorteile sind. Dass im Rheintal wenig Zeit auf dem Bürostuhl mit Selbstvermarktung verbracht wird – beispielsweise weil man diese selbst herstellt. Die Botschafter der Schweiz versorgt der Büromöbelhersteller Sitag von Sennwald aus mit Mobiliar. Momentan stattet man 400 Arbeitsplätze des neuen Hilti-Forschungszentrums in Liechtenstein aus. Geschäftsführer Toni Lee kann der Randlage viel Positives abgewinnen: «Wir haben im Dreiländereck die perfekte Anbindung zu unseren Exportmärkten Deutschland und Österreich, Lieferungen aus Italien gelangen über die Nord-Süd-Achse direkt zu uns». RAND IST EINE FRAGE DER PERSPEKTIVE Mailand und München sind tatsächlich vom Rheintal aus schneller zu erreichen als von

Zürich. Soweit muss jedoch niemand gehen, um Lebensqualität zu finden, meint Christoph Jansen von der Jansen Gruppe: «Das kulturelle Angebot des Rheintals und der Region Bodensee steht oft zu Unrecht im Schatten der grösseren Städte.» Nicht selten, so Jansen, zögen Fachspezialisten aus anderen Region in zwei Schritten in die Region: Zuerst als Wochenaufenthalter und dann – wenn sie sehen, wie lebenswert es sei – mit der ganzen Familie. «Hier dürften wir Rheintaler durchaus etwas selbstbewusster auftreten», sagt er. Und die Rheintaler, das sind alle diesseits und jenseits der Grenzen. Dass diese Perspektive die Region massgeblich voranbrächte, darin sind sich die Unternehmer einig. Anzeige

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EUROPA

Im Zugzwang LEICHT WIRD DAS NICHT Der neue EU-Kommissionspräsident hat die Brüsseler Behörde radikal umgebaut. Sie soll politischer und effizienter werden und sich auf die Wirtschaft konzentrieren. Nun muss sein «Gewinnerteam» liefern. TEXT ERIC BONSE, BRÜSSEL

Jean-Claude Juncker schafft zwei Klassen von Kommissaren – die sieben Vize-Präsidenten und die 20 Fachkommissare.

D

ie Europäische Union greift immer tiefer in Politik und Wirtschaft ihrer 28 Mitgliedsländer ein - und erzielt gleichzeitig immer weniger Resultate. Dies ist das Grundproblem, mit dem sich die EU seit Jahren herumschlägt. Der neue Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker möchte es nun mit einem radikalen Umbau der Brüsseler Behörde lösen. Die neue EU-Kommission, die am 1. November ihre Arbeit aufnimmt, soll politischer und effizienter werden – und sich auf die Wirtschaft konzentrieren. JUNCKER SPRICHT VON LETZTER CHANCE «Dies ist unsere letzte Chance», warnte Juncker bei der Vorstellung seines neuen Teams in Brüssel. «Wir müssen uns auf die grossen Aufgaben konzentrieren und gleichzeitig weniger Kleinkram machen», sagte der Luxemburger, der sich durch seinen Erfolg bei der Europawahl «voll demokratisch legitimiert» fühlt. Um seine Ziele zu erreichen, nahm Juncker eine kleine Revolution vor: Die Kommission wird umgebaut, künftig wird es zwei Kategorien von Kommissaren geben. Da sind zum einen die sieben Vizepräsidenten, die über die von Juncker festgelegten Arbeits-Schwerpunkte und ihre Umsetzung wachen sollen. Die «Super-Kommissare», wie sie die Presse getauft hat, stammen fast alle aus kleinen EU-Ländern und sind gestandene Politiker, meist ehemalige Premierminister. Ihnen zugeordnet sind die Fachkommissare, die wie bisher einen spezifischen Aufgabenbereich betreuen und mit den Generaldirektionen in der Brüsseler Behörde zusammenarbeiten.

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TIMMERMANS SOLL SKEPTIKER ZÄHMEN Und dann gibt es noch einen Primus inter pares: den ersten Vizepräsidenten, der Juncker vertreten soll, wenn er «physisch oder geistig nicht anwesend» ist, wie dieser sagte. Er soll sich um «Better regulation» kümmern, worunter Juncker sowohl Bürokratieabbau als auch eine Beschränkung der EU-Gesetzgebung versteht. Vor der Europawahl hatte sich vor allem Grossbritannien für diese neue Aufgabe stark gemacht; Premier David Cameron hatte sogar eine eigene Regierungskommission eingesetzt. Doch die Wahl für diesen Spitzenjob fiel nicht etwa auf einen Briten, sondern auf den bisherigen niederländischen Aussenminister Frans Timmermans. Hintergrund ist wohl, dass auch in den Niederlanden der Ruf nach weniger Bürokratie und einer «schlankeren» EU laut geworden ist – und dass auch dort die EU-Skeptiker zulegen. Timmermans wäre zwar lieber EU-Aussenbeauftragter geworden – doch diesen Posten hatten die Staats- und Regierungschefs schon zuvor für die Italienerin Federica Mogherini reserviert. BRITE BEAUFSICHTIGT FINANZMARKT Grossbritannien ging jedoch nicht leer aus, ganz im Gegenteil: London konnte für seinen Kandidaten Jonathan Hill den wirtschaftspolitisch zentralen Posten des Finanzmarkt-Kommissars sichern. Hill, der über exzellente Insider-Kontakte zur britischen Finanzbranche verfügt, wird damit auch für die Regulierung der Londoner City zuständig. Die Grünen im Europaparlament sprechen von einer «Provokation» und kündigten Widerstand an.

Foto: audiovisual.europarl.europa.eu

Auf Kritik stossen auch die Kommissare aus Deutschland und Frankreich. Der deutsche Vertreter Günther Oettinger hat bereits eine Amtszeit als Energiekommissar hinter sich, in der er nicht überzeugen konnte. Künftig soll er sich um die digitale Wirtschaft kümmern – ein Themenfeld, für das ihn a priori wenig qualifiziert. In Berlin hätte man Oettinger lieber auf dem Posten des Handelskommissars gesehen; allerdings gehört auch die Digitalwirtschaft zu den Schwerpunkten der deutschen Bundesregierung. Oettingers neuer französischer Kollege Pierre Moscovici war Finanzminister in Paris und bekam das französische Budgetdefizit nicht in den Griff. Ausgerechnet er soll jedoch nun als Wirtschaftskommissar für den Euroraum und die Einhaltung der Maastricht-Kriterien zuständig sein. Angesichts heftiger Anfeindungen vor allem aus Deutschland sah sich Moscovici noch vor seiner offiziellen Nominierung genötigt, zu betonen, dass er unabhängig agieren werde und nicht als Sachwalter französischer Interessen. ENERGIEKOMMISSAR MIT ÖLAKTIEN Eine ähnliche Erklärung wird auch von dem neuen spanischen Energie- und Klimakommissar Miguel Arias Canete erwartet. Er hält Aktien an zwei spanischen Ölfirmen und könnte daher bei seiner neuen Tätigkeit in Brüssel in einen Interessenkonflikt geraten, heisst es im Europaparlament. Kritik wurde auch daran laut, dass Juncker das Energie- und Klimaressort zusammengelegt


hat – einige Europaabgeordnete fürchten, dass künftig die Klimapolitik der geplanten neuen «Energieunion» untergeordnet werden könnte. In der Tat stellt sich die Frage, wie die neuen Arbeits-Schwerpunkte, die Juncker gebildet hat, mit den viel breiter angelegten Zielen der EU vereinbar sind – und wie die Zusammenarbeit zwischen Vizepräsidenten und Fachkommissaren funktionieren soll. Einige Fachkommissare – zum Beispiel Moscovici – unterstehen nämlich gleich zwei Vizepräsidenten, was Streitigkeiten auslösen könnte. Auch die politischen Präferenzen – Moscovici ist Sozialist, seine beiden «Aufseher» sind Liberale – sind nicht identisch. FÜNF SCHWERPUNKTE Juncker hat fünf Schwerpunkte gesetzt, für die je ein Vizepräsidenten zuständig ist. Die Bulgarin Kristalina Georgiewa verantwortet die Themen Haushalt und Personalangelegenheiten, die Slowenin Alenka Bratusek die Energieunion. Der Finne Jyrki Katainen ist für Arbeitsplätze, Wachstum, Investitionen und Wettbewerbsfähigkeit zuständig, der

Lette Valdis Dombrowskis für den Euro und den sozialen Dialog. Der Este Andrus Ansip hat den digitalen Binnenmarkt zugewiesen bekommen. Diese Schwerpunkte sollen politischen Willen demonstrieren; unumstritten sind sie nicht. Bei der Energieunion, mit der die EU die energiepolitische Unabhängigkeit von Russland erreichen möchte, fehlt ganz offensichtlich die Klimapolitik. Gleichzeitig sind gleich zwei Vizepräsidenten für Wirtschaft und Währung (Euro) zuständig. Auffällig ist auch, dass sich der neue Bereich «digitaler Binnenmarkt» weitgehend mit dem Aufgabengebiet des deutschen Kommissars Oettinger deckt. Ob diese Arbeitsteilung funktioniert, wird sich wohl erst in der Praxis zeigen. Selbstverständlich ist das nicht, denn der Teufel steckt auch noch im Detail. So hat sich Oettinger nicht nur die Generaldirektion Connect, sondern auch andere wichtige Bereiche der digitalen Wirtschaft gesichert. Moscovici wird die Kommission nicht nur in der Eurogruppe vertreten, sondern auch für die Steuerpolitik zuständig sein. Neu ist auch, dass es keinen Erweiterungskommissar mehr geben

wird, sondern nur noch einen Kommissar für «Verhandlungen über die Erweiterung» (Johannes Hahn, Österreich). GEWINNERTEAM MUSS LIEFERN Bei dieser Vielzahl an Änderungen wird es zwangsläufig zu Friktionen kommen. Wahrscheinlich gibt es auch noch Umbesetzungen – bisher hat noch keine neue EU-Kommission die Anhörungen im Europaparlament unbeschadet überstanden. Die Fragerunden beginnen am 29. September und dürften sich bis in den Oktober hinziehen. Erst danach wird man die neue EU-Kommission endgültig beurteilen können. Juncker gibt sich derweil selbstbewusst: Er habe ein «Gewinnerteam» aufgestellt, sagte er bei der Vorstellung seiner Kommission. Es umfasse nicht nur fünf ehemalige Premierminister und 19 frühere Minister, sondern auch elf Kommissare mit «solidem wirtschafts- und finanzpolitischem Hintergrund». Die grosse Frage ist nun, ob dieses Team Europa wieder flott machen kann. Die Juncker-Kommission muss liefern – sonst droht der EU eine neue Krise.

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EXPORT

Alles im Griff EXPORTABLÄUFE Welche Probleme KMU dabei plagen, weiss Alfonso Orlando. Der Leiter des Dienstes ExportHelp des Exportförderers Switzerland Global Enterprise (S-GE, vormals Osec) hilft dabei, alles richtig zu machen. INTERVIEW Y V O N N E V O N H U N N I U S

S-GE IMPULSE «FREIHANDELSABKOMMEN – SPRUNGBRETT FÜR WAREN MIT SCHWEIZER URSPRUNG» Zur Veranstaltung aus der Reihe S-GE Impulse kommen KMU zusammen, um mehr zu erfahren über die konkreten Vorteile aus der aktiven Anwendung der Freihandelsabkommen sowie über potentielle Gefahren und Konsequenzen aus der falschen Nutzung. Der Themenfokus liegt auf einem cleveren praktischen Umgang mit Freihandelsabkommen (FHA) und speziell auf dem Abkommen mit den Golfstaaten (GCC), welches seit

1. Juli 2014 in Kraft ist. Auf der Veranstaltung von Switzerland Global Enterprise (S-GE) sprechen Experten wie Christian Etter, der Verhandlungsleiter vieler FHA des SECO. Referenten beleuchten konkrete Praxisbeispiele, Fokusbranchen und bieten S-GE-Länderberatung an. Wann: 12. November 2014, 13.30 bis 18.30 Uhr Wo: Zentrum Paul-Klee, Monument im Fruchtland 3, 3000 Bern Anmeldung: www.s-ge.com/schweiz/export/de/ event/s-ge-impulse-fta

Das am 1. Juli 2014 in Kraft getretene Freihandelsabkommen mit China schafft neue Geschäftsbedingungen für Schweizer Unternehmen.

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ür Schweizer KMU spielt der Export eine immer grössere Rolle: Ihre Exportstimmung ist im dritten Quartal 2014 laut des Exportbarometers der Credit Suisse über dem langjährigen Durchschnitt. Möglich ist das auch dank professioneller Beratung in Bezug auf Formalia.

In diesem Sommer ist unter anderem das Freihandelsabkommen mit China in Kraft getreten – standen Ihre Telefone 2014 überhaupt noch still? ALFONSO ORLANDO Im letzten halben Jahr hatten wir per Mail und Telefon sechs mal soviele Anfragen wie in der gleichen Periode 2013. Inzwischen bearbeiten wir, zusammen mit unseren Aussenstellen in Lugano und Lausanne, 1500 Anfragen pro Jahr. Generell haben wir seit ein bis zwei Jahren eine massive Steigerung an Anfragen in Bezug auf Freihandelsabkommen und natürlich auch spezifisch in Bezug auf China. In welchen Bereichen herrschen denn die grössten Unsicherheiten? Unter den Top 3 sind Fragen zu Freihandelsabkommen, dann generell zu Zöllen und Mehrwertsteuern. Gerade letzteres ist beim 20

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Export in die EU wichtig und rund 70 Prozent der Fragen beziehen sich auf die EU. Letztlich geht es auch stark um die Exportdokumentation. Hier wird beispielsweise gefragt, ob Ursprungszeugnisse benötigt werden. Und aus welchen Branchen und vom wem konkret kommen die meisten Anfragen? Seltener melden sich Vertreter der exporterfahreneren Uhren-Industrie oder Chemie- und Pharmaindustrie. Häufig haben wir Fragen von KMU aus der Maschinenbau-Industrie, der Nahrungsmittelbranche und eigentlich aller anderen Industrien. Es kommt oft vor, dass sich Mitarbeiter aus der Buchhaltungsabteilung bei uns melden, weil dort beispielsweise der Ausfuhrbeleg aufbewahrt wird. So sollte es aber idealtypisch nicht laufen. Warum? Wenn der Schweizer Zoll sich bei einem Unternehmen für eine Ursprungsüberprüfung anmeldet, landet auch diese Anfrage meist in der Buchhaltung. Doch der dortige Mitarbeiter hat nicht alle Informationen, um diese Überprüfung mit dem Zoll durchzuführen.

Foto: BilderBox.com

Allein ist der Buchhalter schnell verloren. Es sollte jemand mit am Tisch sitzen, der mit Freihandelsabkommen vertraut ist und Wissen über Export und Einkauf hat. Das Thema muss strategisch angesiedelt werden. Bestenfalls ist damit ein Mitarbeiter mit Querschnittskenntnissen betraut. Dieser kann dann bei der Ursprungsüberprüfung am besten darlegen, ob die spezifischen Listenregeln erfüllt wurden. Ist dieser Dokumentation mithilfe von besonderer Software besser als ohne beizukommen? Nicht für jedes Unternehmen lohnt sich die Investition in eine Software beispielsweise für die Ursprungsbewirtschaftung. Sie macht Sinn, wenn ein Unternehmen viele unterschiedliche Produkte in verschiedene Freihandelsabkommensländer exportiert und viele Vorlieferanten hat. Ist das nicht der Fall, hilft zum Beispiel oft auch eine programmierte Excel-Liste weiter. In jedem Fall muss die Kommunikation zwischen Einkauf und Verkauf funktionieren: Änderungen bei den Beschaffungsquellen können zum Verlust des präferenziellen Ursprung eines Produktes führen.


Welche Fragen haben sich denn in Bezug auf das Freihandelsabkommen mit China ergeben? Zu Beginn ging es stark um die Ăœbergangsregelungen, Produkte waren bereits unterwegs, als das Abkommen in Kraft trat. Es stellte sich die Frage, ob Ware, welche ab dem 1. Juli zollrechtlich angemeldet wurde, dennoch vom Freihandelsabkommen profitieren kann: Sie kann. Unklar war oft, ob das Abkommen auch fĂźr den Import gilt: natĂźrlich. Ein klassischer Irrtum war, chinesische und unter dem Freihandelsabkommen zollfrei importierte Ware unverändert zollfrei in die EU exportieren zu kĂśnnen. Die Schweiz hat zwar mit der EU auch ein Freihandelsabkommen, doch das geht auf keinen Fall.

mit der ZollbehĂśrde. Oft wissen auch der Importeur oder der erfahrene Spediteur Rat.

Auf der Schweizer Seite wird viel fĂźr den Informationsfluss getan – anders läuft das fĂźr Unternehmensvertreter, die in China stationiert sind. Was tun? Schweizer Unternehmer kĂśnnen sich an die Handelsabteilung der Schweizer Botschaft oder an S-GE wenden. Die Mitarbeiter der Schweizer Botschaft oder des Swiss Business Hub China sind im regelmässigen Kontakt

Wie schlagen sich bei Ihnen die Trends der EUVerzollung und des Internethandels nieder? Beides ist Thema. Die EU-Verzollung nutzen viele Firmen. Fallstricke sind hier die Registrierung fßr die Mehrwertsteuer im EU-Ausland. Beim Verkauf ßber das Internet gilt es stark zwischen Privat- und Geschäftskunden zu unterscheiden. Viele vergessen unter anderem, hier an die Rechtslage im

Zu welchen Destinationen gibt es denn neben der EU und China noch häufig Fragen? Als eher herausfordernd stellen sich Länder wie Brasilien oder Indien heraus. Allein schon die Nebeneinfuhrabgaben kĂśnnen hier so hoch sein, dass der Produktpreis beispielsweise in Brasilien um das Doppelte steigt – ein unschĂśner Ăœberraschungseffekt. Mit Indien verhandelt die Schweiz in Bezug auf ein Freihandelsabkommen. Es ist wichtig zu wissen, dass Nebeneinfuhrabgaben und Taxen immer unabhängig davon stehen und durch ein allfälliges Freihandelsabkommen nicht beseitigt werden kĂśnnen.

Ausland zu denken und sind sich nicht bewusst: Zur Anwendung kommt ausländisches Recht bei einer Lieferung an einen Verbraucher, der eine Privatperson darstellt. Der Exporteur sollte immer im Kopf haben, dass er fßr jeden Markt eine gesonderte Vorbereitung braucht.

ZUR PERSON Alfonso Orlando ist Leiter des Dienstes Export Help des Schweizer ExportfĂśrderers Switzerland Global Enterprise (S-GE). Sechs Mitarbeiter in ZĂźrich, je zwei in Lausanne und in Lugano helfen hier KMU-Vertretern im Rahmen von S-GEs Service Public kostenlos und binnen 24 Stunden bei Exportfragen aller Art weiter. Ăœbersteigt die Beantwortung eine Recherchezeit von bis zu einer Stunde, finden die Unternehmen den richtigen Ansprechpartner.

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abstand

INNOVATION

«Investition in die Zukunft» INNOVATIONSEXPERTE DR. DAVID GRIESBACH Ein Rezept für die erfolgreiche Lancierung einer Innovation gibt es nicht. Wie aber Entwicklungsrisiken effektiv minimiert werden und von wem Unternehmen dabei lernen können, erklärt der Innovationsberater Dr. David Griesbach. INTERVIEW S A V E R I O G E N Z O L I

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ine gute Idee fällt nicht einfach so vom Himmel, sondern ist das Resultat eines ewig laufenden Entwicklungsprozesses. Deren Markteinführung setzt eine langfristige Vorbereitung und ein ausgereiftes Konzept voraus. Ein Innovationsprozess beginnt nicht erst bei der Umsetzung einer neuen Idee. Wann ist für ein Unternehmen die Zeit reif für eine Innovation? David Griesbach Da gibt es keinen spezifischen Zeitpunkt. Ein Unternehmen muss sich laufend Gedanken machen, wie es sein Angebot verbessern und erneuern kann. Das heisst nicht, dass laufend neue Produkte auf den Markt gebracht werden müssen. Aber man muss immer offen für Neues sein und die Marktdynamik rund um die Uhr im Auge behalten. Ein Unternehmen sollte stets wissen, wie es besser werden kann, um zu verhindern, dass es plötzlich von einem Mitbewerber überholt wird. Wichtig ist, dass relevante, auf die Firma zugeschnittene Innovationsthemen identifiziert, priorisiert und zum Beispiel mit Hilfe eines Portfolios als Führungsinstrument genutzt werden. Es geht nicht darum, einfach mal kreativ zu sein. Eine Firma sollte sich auf individuelle Themenfelder konzentrieren und sich dann über eine längere Zeit hinweg intensiv damit beschäftigen. Gibt es für die Findung neuer Ideen ein Erfolgsrezept? Nein, ein Erfolgsrezept gibt es nicht. Wenn ein Unternehmen seine Themenfelder einmal identifiziert hat, liegt die Schwierigkeit immer darin, eine Idee zu einem erfolgreichen und marktreifen Produkt zu entwickeln. Das ist eine Investition in die Zukunft, bei der man jeweils nicht wissen kann, wie es ausgehen wird. 22

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«LEAN STARTUP» ALS INNOVATIONSMETHODE «Lean Startup» (beziehungsweise «Lean Innovation») ist eine Methode zur strukturierten Entwicklung und Optimierung innovativer Angebote und deren zukünftigen Markterfolgs. Durch ein frühes und regelmässiges Interagieren mit potenziellen Kunden wird allmählich immer klarer, welche Bedürfnisse und Lösungsansätze in einem Innovationsprojekt am wichtigsten sind. In einer ersten Phase steht nicht die Entwicklung eines ausgereiften, neuen Produktes im Vordergrund, sondern die Entwicklung eines skalierbaren Geschäftsmodells. Dadurch kann auf risikoarme

Viele Firmen tun sich vor allem bei der Umsetzung neuer Ideen schwer. Welches sind die Hauptursachen, weshalb Innovationsprojekte scheitern? Da gibt es in der Regel zwei Gründe. Viele Ideen versanden irgendwann und werden nicht mehr weiterentwickelt. Vielleicht stehen zu wenige Ressourcen zur Verfügung oder die Verantwortlichkeiten sind nicht ausreichend geregelt. Vielfach herrscht auch eine Art Kannibalisierungsangst vor. Man will das bereits bestehende Produkt nicht mit einem neuen, noch besseren Angebot konkurrieren. Andererseits entwickeln viele Unternehmen vollständig ausgereifte Produkte, welche schlussendlich vom Markt nicht angenommen werden. Das kommt oft vor. Meistens fehlt in solchen Fällen der Mehrwert für den Kunden. Entweder ist der Mehrwert schlicht nicht da, der Kunde erkennt ihn nicht oder aber die Kunden wissen gar nicht, dass das Produkt existiert. Wie können Entwicklungsrisiken von Innovationsprojekten minimiert werden? In der Beratung setze ich den «Lean Startup»-Ansatz ein. Das ist eine sehr iterative, experimentelle Herangehensweise für Innovationsprojekte. Dabei wird von einer guten

und effiziente Weise die Marktfähigkeit neuartiger Produkte und Dienstleistungen markant gesteigert werden. Diese agile Innovationsmethode hat sich in den letzten Jahren in der globalen Gründerszene entwickelt und durchgesetzt. Immer mehr KMU und Grossunternehmen erkennen den Wert dieser Herangehensweise. Zentrale Erfolgsfaktoren sind die Sensibilisierung und Schulung der Mitarbeitenden sowie die Anpassung der Methode an die spezifischen Begebenheiten des jeweiligen KMU oder Grossunternehmens.

Grundidee ausgegangen, immer mit dem Wissen, dass man bei gewissen Aspekten falsch liegen wird. In Interaktion mit potenziellen Kunden wird dann eruiert, was verbessert werden sollte – und zwar bevor es teuer wird. Also nicht erst dann, wenn ein Ingenieur bereits zwei Jahre an einer Lösung gearbeitet hat, um dann festzustellen, dass sie gar keinem Bedürfnis entspricht. Der Wissenschaftler Stuart Kauffmann bezeichnet die Innovation als eine Aufeinanderfolge von Kombinationen des jeweils «Nächstmöglichen». Einer Innovation sind also immer auch Grenzen gesetzt. Liegt das Problem oft darin, dass Unternehmen zu viel wollen? Grenzen gibt es auf jeden Fall. Einerseits natürlich auf der Seite der technischen Möglichkeiten. Andererseits können Grenzen aber auch durch die Kunden entstehen. Diese springen nicht immer auf jedes neue Produkt an. Vielleicht hätten sie gerne etwas anderes oder sie wollen es zu einem anderen Zeitpunkt. Oftmals streben Unternehmen nicht zu viel an, sondern sie wählen irrelevante Themen oder lancieren das neue Angebot im falschen Moment. Es ist wichtig, dass Unternehmen in grossen Dimensionen


ZUR PERSON Dr. David Griesbach ist Managing Consultant und Inhaber von Griesbach Consulting. Das Unternehmen ist auf die Beratung in den Bereichen Strategie, Innovation und Organisation spezialisiert und unterstützt KMU und Grossunternehmen. Im Rahmen seiner langjährigen Tätigkeit als Berater hat er diverse mittlere bis grössere Unternehmen in unterschiedlichen Branchen begleitet. Er hat an der Universität St. Gallen studiert und zu den Themen Strategie, Innovation und organisationaler Wandel eine Dissertation verfasst. An der Hochschule Luzern lehrt er im MBA Lehrgang und leitet das Master-Modul «Business Design» – konzipiert als ersten «Lean Startup»-Kurs der Schweiz nach dem Vorbild von Steve Blank’s «Lean Launchpad» aus Stanford und Columbia.

denken. Sie sollten aber immer untersuchen, ob der Markt auch wirklich schon bereit dafür ist. Als besonders innovativ gilt die «Startup»-Szene. Was können bestehende Unternehmen bei ihren Innovationsvorhaben von «Startups» lernen? «Startups» sind klein, flexibel und agil

Foto: Annina Haller

und können sich auf eine beliebige Idee fokussieren. Sie haben keine Historie und sind dadurch völlig unabhängig. So können sie Ideen und Produkte laufend an die Interessen der Kunden anpassen. Im Gegenzug mangelt es ihnen an Ressourcen. Sie haben wenige Mitarbeitende und meistens geringe finanzielle Mittel. Das unterscheidet «Startups» von etablierten Unternehmen, welche andererseits viel weniger flexibel sind. Lernen können wir von der Art, wie «Startups» ihre Konzepte in Angriff nehmen. Vor allem die flexible und agile Herangehensweise an Innovationsprojekte kann für bestehende Unternehmen ein Vorbild sein. Aus den USA hört man oft die Grundregel «kill early – kill often». Das tönt nach einem sehr aufwendigen Prozess. Lässt sich diese Vorgehensweise auch von KMU mit beschränkten Mitteln erfolgreich umsetzen? Ich verfolge weniger die Maxime «kill early – kill often» sondern, angelehnt an die «Lean Startup»-Methode, eher den Grundsatz «test

early, fail early and optimize often». Der Punkt ist, dass man gute Ideen weder blind umsetzt noch von vornherein «killt», sondern früh und iterativ verbessert. Kann auch etwas innovativ sein, das nicht zum Erfolg führt? Die Definition von Innovation setzt den Produkterfolg voraus. Ist ein Produkt nicht erfolgreich, ist es einfach eine Erfindung. Damit eine Idee zur Innovation wird, braucht es eine Benutzergruppe. Ob sich das dann in einem finanziellen Erfolg niederschlägt, sei dahingestellt. Aber es braucht Anwender, die im Produkt einen Mehrwert sehen und für eine Nachfrage sorgen. Das heisst aber noch lange nicht, dass jedes Produkt mit Markterfolg auch innovativ ist. Was macht denn eine gute Innovation aus? Eine gute Innovation ist für mich ein neuartiges Angebot, das zum innovierenden Unternehmen passt, das Unternehmen weiterbringt und den Stakeholdern einen möglichst grossen Mehrwert bringt. Nr. 10 2014 | UnternehmerZeitung

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CLEANTECH.CH

Die Nachhaltigkeit gehört auf jedes Depotblatt NACHHALTIGE ANLAGEN Finanzanlagen werden heute nicht mehr in nachhaltige und «normale» Anlagen unterschieden, sagt Oliver Oehri. Jede Anlage könne heute nach ihrem Gehalt an Nachhaltigkeit bewertet werden, so der Mitgründer von yourSRI.com, einer führenden Plattform zur Bewertung von Finanzanlagen. INTERVIEW: S T E F F E N K L A T T

Investments werden heute genau untersucht und auf ihre Nachhaltigkeit hin bewertet.

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ie führende Datenbank «yourSRI» zum Thema Responsible Investments bietet Kunden eine große Auswahl an nachhaltigen Unternehmens- und Produktinformationen. Oliver Oehri glaubt, dass nachhaltige Anlagen keine Klasse für sich mehr sind und dass auch Kundenberater von den Informationen zur Nachhaltigkeit ihrer Produkte profitieren.

Wenn heute ein Investor verantwortungsbewusst und nachhaltig anlegen will: Welche Anlagewelt steht ihm offen? OLIVER OEHRI Die ganze Welt, alle Anlagen. Ein verantwortungsbewusster Anleger braucht dafür nur ein System, mit dem er die Fonds entsprechend bewerten kann. Der Anleger muss sich heute nicht mehr entscheiden zwischen nachhaltigen und anderen Fonds. Er muss sich nur noch entscheiden, ob er aktiv auswählt oder nicht. Heute investieren die 24

UnternehmerZeitung | Nr. 10 2014

ZUR PERSON

Oliver Oehri ist Gründungspartner der CSSP – Center for Social and Sustainable Products AG in Vaduz und von yourSRI.com, einer Vergleichsplattform für verantwortungsbewusste Investitionen. Er ist Gastdozent beim Schweizerischen Pensionskassenverband, an den Universitäten Liechtenstein, Zürich und Basel. Oehri hat an der Universität St. Gallen studiert.

Foto: BilderBox.de

meisten Fonds-Manager in ähnliche Werte. Diese Auswahl kann jeweils nach bestimmten Investmentkriterien bewertet werden – die ESG-Bewertung, also die nach ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit und der guten Governance, ist eine davon. Die nachhaltigen Anlagen sind also keine Klasse für sich? Früher waren nachhaltige Anlagen eine Klasse für sich. Heute bildet die Bewertung, wie nachhaltig eine Anlage ist, eine Zusatzinformation für den Anleger. Die Emittenten von börsenkotierten Unternehmen bekommen immer mehr auch eine ESG-Bewertung. Inzwischen werden bereits bis zu 4000 Emittenten bewertet. Gerade die globalen Aktien sind bereits in Nachhaltigkeitsindizes enthalten. Deshalb können auch Fonds, die diese Aktien enthalten, nach ihrer Nachhaltigkeit bewertet werden – auch wenn das bei vielen bisher nicht aktiv getan worden ist.


«DER ANLEGER MUSS SICH HEUTE NICHT MEHR ENTSCHEIDEN ZWISCHEN NACHHALTIGEN UND ANDEREN FONDS.» Heute ist das bereits innerhalb einer halben Minute möglich, und das kostet weniger als einen Euro pro Tag. Was heisst das für den Anleger? Auch derjenige Anleger, der bisher nicht nach nachhaltigen Anlagen gefragt hat, findet nun ESG-Informationen zu seinen Anlagen. Damit kann er sich entscheiden, ob ihm das reicht, oder ob er aktiv seine Auswahl ändern will. Die Zusammensetzung der meisten Fonds ändert sich ohnehin ständig… Auch dafür gibt es Instrumente, die diese Änderungen nachvollziehen und bewerten. Dabei bewerten wir nicht selber, sondern führen Daten verschiedener Anbieter zusammen. Damit werden die Bewertungen für alle transparent, für die Kleinanleger ebenso wie für die Stiftungen oder die institutionellen Anleger.

Von wem stammen die Daten? Wir haben im CO2-Bereich die Daten von South Pole Carbon ausgewählt und im ESG-Bereich MSCI ESG Research. Dazu haben wir Lipper mit hereingenommen, den Analyse-Anbieter von Thomson Reuters. Damit haben wir ein vollautomatisiertes System und sind nicht mehr direkt von den Informationen der Fondsanbieter abhängig. Wen sollen diese Daten interessieren? Jeden, der heute noch keine Antworten von seinem Berater bekommt, wenn er nach der Nachhaltigkeit seiner Anlagen fragt. Und das gibt es heute leider noch allzu oft. Wird damit den Kundenberatern das Geschäft abgegraben? Nein. Sondern das hilft ihnen, das zu machen, was sie machen könnten: Berater sollen beraten, nicht verkaufen. Die Berater können

die Informationen benutzen. Das gute für sie: Sie haben jetzt auch Informationen über Produkte, die sie bereits im Angebot haben. Und oft ist die Überraschung gross, dass diese Produkte in der ESG-Bewertung gar nicht so schlecht abschneiden. Wo ist derzeit das Interesse an solchen Bewertungen am grössten? Wenn es um den Mainstream-Finanzmarkt geht, dann ist es in London am grössten, bei den Assetmanagern. Bei den kleinen institutionellen Anlegern ist auch in der Schweiz das Interesse gross. Auch Banken sprechen uns an, die unsere Daten benutzen wollen, weil sie keine eigene ESG-Abteilung haben. Wo geht die Entwicklung hin? Die ESG-Bewertung wird eine Zusatzinformation auf jedem Depotblatt, genau wie die Performance. Promotion

Leuchtturmprojekt der Umwelt Arena Zusammen mit einzelnen Ausstellungspartnern realisiert die Umwelt Arena Spreitenbach ein weiteres Leuchtturmprojekt: das erste energieautarke Mehrfamilienhaus der Welt, das sich selbst mit elektrischer und thermischer Energie versorgt. Baubeginn 2014.

Anlässlich des Wirtschaftskongresses «Tage der Nachhaltigkeit», welcher vom 16. bis 18. Oktober 2014 in der Umwelt Arena Spreitenbach stattfindet, wird als Weltpremiere das erste energieautarke Mehrfamilienhaus (MFH) vorgestellt, ein Neunfamilienhaus, das ohne externen Anschluss für Strom, Öl und Erdgas auskommt. Die Teilnehmer der Informations- und Fortbildungsveranstaltung für Führungskräfte und Mitarbeiter (www.thinkmoreabout.ch) erfahren als Allererste mehr

über das grundlegende Energiekonzept, über die Speicherung der Energie, die Energieverteilung, aber auch über die Gestaltung des von rené schmid architekten, Zürich entworfenen Mehrfamilienhauses. AUF HÖCHSTEM NIVEAU Grundsätzlich funktioniert das energieautarke MFH nur, wenn sich alle Komponenten wie Gebäudehülle, Gebäudetechnik und Energiekonzept technisch auf dem höchsten Niveau bewegen und nur die energieeffizientesten Küchen- und

Haushaltsgeräte (A+++) eingesetzt werden. Dabei müssen die künftigen Bewohner der neun Wohnungen keine Komforteinbussen in Kauf nehmen. Ihnen stehen sogar zwei umweltfreundliche Fahrzeuge zur Verfügung: ein Elektro- und ein Bio-/ Erdgasfahrzeug. Der Strom für das E-Auto wird mit der hauseigenen PV-Anlage produziert, für das Bio-/ Erdgasfahrzeug steht so viel Biogas bereit, wie mittels Kompogasverfahren aus den biologischen Abfällen der Bewohner gewonnen werden kann.

Das weltweit erste energieautarke Mehrfamilienhaus ist ein Projekt der Umwelt Arena Spreitenbach.

Foto: zVg

INFO Der Kongress «Tage der Nachhaltigkeit. Think more about – Die Kunst des Wandels», steht für ausgezeichnete Referenten, Best Practice-Beispiele, Vertiefung ausgesuchter Themen, Arbeitsrunden,

Kontaktmöglichkeiten und Erfahrungsaustausch. Termin: 16.-18.10.2014, Umwelt Arena Spreitenbach. Anmeldung unter www. thinkmoreabout.ch – es sind auch einzelne Kongresstage buchbar.

Nr. 10 2014 | UnternehmerZeitung

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CLEANTECH.CH

Klimawandel ist nicht zu stoppen TREIBHAUSGASE Die Treibhauskonzentration hat einen Rekordstand erreicht. Meteorologen erklären den Trend für kaum noch umkehrbar. China und die USA gelten als Hauptverantwortliche. Doch mit den Folgen wird der gesamte Planet konfrontiert. Experten fürchten Kriege um Ressourcen. TEXT E L K E B U N G E

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euer Klima-Alarm aus Genf. Die Weltorganisation für Meteorologie der Vereinten Nationen (WMO) gibt in ihrem jüngsten Treibhausgasbericht an, dass die Konzentration von Kohlendioxid, Methan und Stickoxid 2013 ein neues Rekordhoch erreicht haben. Seit Beginn der kontinuierlichen Messungen im Jahre 1984, so die Wetterforscher, sei von 2012 zu 2013 die stärkste Steigerung des Ausstoßes von Treibhausgasen gemessen worden. Hinzu käme, dass die Weltmeere durch die Aufnahme von Kohlendioxid immer stärker versauerten. UNUMKEHRBARE TENDENZ Klimaforscher weisen seit Jahren auf die kaum noch umkehrbare Tendenz hin und sind vom neuesten Treibhausgasbericht, dem «Greenhouse Gas Bulletin», der in Genf ansässigen Wetterorganisation wenig überrascht. Die Daten des Berichts sind allerdings alarmierend: 2013 ist die Konzentration von CO2 auf 396 Teile pro Million (parts per million, ppm) gestiegen. Wie die WMO erklärte, habe man im April 2014 auf der Nordhalbkugel sogar über einen ganzen Monat lang eine CO2-Konzentration von 400 ppm gemessen,

ein Wert, den die Meteorologen für den gesamten Erdball für 2015 oder 2016 prognostizieren. «Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren», erklärte WMO-Generalsekretär Michel Jarraud. «Unser Bericht zeigt deutlich, dass der Anstieg des Kohlendioxidausstoßes in die Atmosphäre im vergangenen Jahr die höchste Rate seit Beginn der Beobachtungen verzeichnet. Ohne Zweifel gibt es einen direkten Zusammenhang mit dem Klimawandel.» Sollten die Emissionen nicht in Kürze reduziert werden, so der Chefmeteorologe, müsste die Weltbevölkerung mit heftigen Wetter- und Klimaerscheinungen rechnen. VERURSACHER REDUZIEREN NICHT Der WMO-Bericht zeigt, dass allein zwischen 1990 und 2013 der Ausstoß von Treibhausgasen um 34 Prozent angestiegen ist. Die Ergebnisse der aktuellen Studie bestätigen zudem längst gehegte Erkenntnisse: Die rasante Industrialisierung ist verantwortlich für das enorme Ansteigen des Treibhauseffekts. Der WMO-Bericht zeigte allerdings auch, dass insbesondere die Weltmeere von einem Ansteigen der CO2-Konzentration betroffen

sind. «Es ist höchste Zeit, dass die Ozeane als Treiber des Weltklimas und Dämpfer des Klimawandels zu einem zentralen Element in der Klimadiskussion werden», sagte Wendy Watson-Wright von der Ozeanografie-Kommission der UNESCO. Obwohl inzwischen allgemein anerkannt ist, dass der Klimawandel auf dem Planeten zu katastrophalen Veränderungen führt, reagieren die Verursacher nur verhalten. So plant zum Beispiel China – mit einem jährlichen Ausstoß von 8,71 Milliarden Tonnen Kohlendioxid eindeutig Spitzenreiter – in den kommenden zehn Jahren den Bau von 50 weiteren Kohlevergasungskraftwerken. Die USA haben zwar den Bau neuer Kohlekraftwerke verboten, wollen jedoch die geförderte Kohle nach Asien exportieren. Auch der EU-Emissionshandel trägt bislang nicht zum Klimaschutz bei. ERSCHRECKENDES SZENARIO Nach Ansichten der WMO-Meteorologen bleibt kaum noch Zeit für eine Umkehr. Das Szenario, dass sich bei weiterer Erhöhung der Treibhausgase in der Atmosphäre ergeben wird, ist erschreckend. Sowohl die Wetterexperten aus Genf als auch jene der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erwarten drastische Veränderungen: Eine weltweite Temperaturerhöhung zwischen zwei und fünf Grad Celsius zöge ein weites Brachliegen landwirtschaftlicher Produktion nach sich. Die WHO-Experten rechnen zukünftig mit 180 Millionen Umweltflüchtlingen. Etwa zwei Milliarden Menschen in Ballungsräumen werden von Trinkwasserengpässen bedroht sein. Skeptiker fürchten schon heute, dass künftige Kriege um die Befriedigung elementarer Lebensbedürfnisse geführt werden könnten.

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UnternehmerZeitung | Nr. 10 2014


Seit 2013 nimmt die Folex AG am KMU-Modell der Energie-Agentur der Wirtschaft (EnAW) teil. Der Betrieb wird seinen Energiebedarf um 20 Prozent und den CO2-Ausstoss um 44 Prozent senken. Fotos: zVg

Als Vorbild voraus BESCHICHTUNGSSPEZIALIST SPART ENERGIE Dank der abgeschlossenen Zielvereinbarung profitiert Folex von der Befreiung der CO2-Abgabe. TEXT J A N I C K T A G M A N N

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en meisten Menschen ist die Folex AG aus Seewen als Produzentin von Fotopapier und Folien für Hellraumprojektoren ein Begriff. Heute tragen diese Office-Anwendungen nur noch einen kleinen Teil zum Umsatz des 1957 gegründeten Betriebs bei. Vom Printbereich hat sich das Unternehmen erfolgreich auf industrielle Anwendungen verlagert. So werden im Kanton Schwyz beispielsweise UV-sensitive Folien für Leiterplatten, kratzfeste Folien für Handys oder Folien mit leitender Oberfläche für Touch Screens hergestellt. LANGE TRADITION IM UMWELTSCHUTZ Das Unternehmen und damit auch der Maschinenpark sind stetig gewachsen. Die älteste Produktionsanlage, welche für spezielle Anwendungen teils heute noch in Betrieb ist, datiert noch aus den Gründungstagen. Auf insgesamt vier verschiedenen Produktionslinien wird mit 120 Mitarbeitenden im Dreischichtbetrieb gearbeitet. Peter Steinemann, stellvertretender Leiter des Ingenieur-Teams, nennt diese Vielfalt denn auch als wichtigen Wettbewerbsvorteil: «Auf Führungen durch unsere Hallen sage ich immer: Unsere Beschichtungsanlagen können tauchen, schwimmen und fliegen. Damit meine ich, dass unsere Anlagen innert kurzer

chem die Folex AG seit 2013 teilnimmt. So finden sich im Massnahmenplan, den das Ingenieur-Team zusammen mit der Instaplan AG und dem EnAW-Berater Christoph Rechsteiner erarbeitet hat, neben einfachen Massnahmen ohne zusätzliche Investitionen auch technisch anspruchsvolle Massnahmen, die mit grossen Einsparungen verbunden sind. Durch den Einbau einer zweistufigen Wärmerückgewinnung aus dem Abgas vom Thermoöl-Kessel können beispielsweise über 180 000 Kilowattstunden Energie oder 18 000 Franken eingespart werden. Insgesamt wird der Betrieb mit drei Massnahmenpaketen seinen Energieverbrauch um jährlich 20 Prozent und den CO2-Ausstoss um 44 Prozent beziehungsweise 399 Peter Steinemann. Tonnen reduzieren. Mit dem Abschluss des dritten Massnahmenpakets sollten die jährlichen Reduktionen in der Bilanz des Unternehmens eine Ersparnis von knapp 90 000 Franken ausmachen.

Zeit für verschiedenste Produkte eingesetzt werden, wobei jede Anlage eigene Spezialitäten hat.» Bereits seit mehr als 20 Jahren werden alle eingesetzten Chemikalien und Lösungsmittel nachverbrannt. Die dadurch gewonnene Energie wird wieder in den Betrieb eingespeist. Franz Meier, Leiter der Ingenieur-Abteilung und seit fast 40 Jahren im Betrieb tätig, sieht Energie- und Emissionseinsparungspotenziale aber nicht nur bei der technologischen Weiterentwicklung, sondern appelliert regelmässig auch an die Verantwortung eines jeden EinzelBEFREIUNG VON DER CO2-ABGABE nen: «Zweimal im Jahr weisen wir EnAW-Berater Rechsteiner reunsere Mitarbeitenden mit unseFranz Meier. sümiert: «Die Folex AG weist vor rem Energiesparprogramm-Flyer allem im thermischen Bereich auf Möglichkeiten hin, wie Enerein grosses Einsparpotenzial auf. Zudem kann gie im Arbeitsalltag eingespart werden kann. durch die Umstellung der grossen BrennstoffDies beginnt beim Ablöschen des Lichtes verbraucher von Heizöl auf Erdgas der und geht hin bis zur optimalen Bedienung CO2-Ausstoss stark reduziert werden.» Davon des Maschinenparks.» profitiert das Unternehmen auch finanziell: Dank der Zielvereinbarung wird die Folex AG 20 PROZENT TIEFERER ENERGIEVERBRAUCH von der CO2-Abgabe befreit. Die grossen EinDass man mit situativen Änderungen viel sparungen bei energieintensiven Prozessen Energie einsparen kann, zeigte sich auch wie der Trocknung oder der Abluftreinigung im Rahmen des KMU-Modells der Enerlassen Meier denn auch bereits vorausgie-Agentur der Wirtschaft (EnAW), an welschauen: «Die Besitzerfamilie rund um Dr. Martin Schleussner beobachtet unseren Ansatz, den wir mit der EnAW in Seewen verfolgen, sehr interessiert. Es ist gut möglich, dass wir als Mutterhaus unsere Töchterwerke in Erlangen und Köln im Bereich des Energiesparens vermehrt mit Know-how unterstützen Peter Steinemann

«UNSERE BESCHICHTUNGSANLAGEN KÖNNEN TAUCHEN, SCHWIMMEN UND FLIEGEN.»

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GELD

Aufwind dank Risikokapital IMMER MEHR FIRMENGRÜNDUNGEN Schweizerinnen und Schweizer sind in den letzten Jahren in ein regelrechtes Gründerfieber verfallen. Aktuell wagen Tag für Tag über 100 Personen den Schritt in die unternehmerische Selbstständigkeit. TEXT F R E D Y G I L G E N

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a, Daniel Düsentrieb hätte durchaus ein Schweizer sein können. Denn unser Land gilt zu Recht als führend bei Erfindungen und Innovationen aller Art. Gemessen an der Einwohnerzahl, liegt die Schweiz gemäss der Osec, der Organisation zur Förderung der Schweizer Exporte, weltweit gar an der Spitze. Der Wermutstropfen: Wenn es darum geht, diese Geistesblitze in marktfähige Produkte und Dienstleistungen umzusetzen, ist unser Land nur noch Mittelmass. Auf den ersten Blick scheint die Lust aufs Unternehmertum zwar durchaus vorhanden. Im letzten Jahr sind laut der Förderagentur Venturelab über 41000 Unternehmen neu gegründet worden, davon 7500 allein in der Stadt Zürich. Und die Tendenz ist stetig steigend. Aktuell wagen in der Schweiz jeden Tag 110 Personen den Schritt in die Selbständigkeit. Überraschend: Fast die Hälfte davon sind Frauen. Die meisten Neugründungen gibt es allerdings in wenig spektakulären Zweigen des Dienstleistungssektors, etwa bei den Nagelstudios, Coiffeursalons, Gastrobetrieben sowie im Finanzbereich. Wesentlich seltener sind Startups in den zukunftsträchtigen Hightech-Bereichen Medi28

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zin, Pharma, Biotechnologie oder Internet. Pro Jahr entstehen aktuell bloss etwa 200 dieser potenziellen Überfliegerunternehmen von morgen. Doch auch hier zeigt der Trend stetig aufwärts: «Früher gab es an der ETH vielleicht acht Spin-offs pro Jahr, heute sind es mehr als zwei Dutzend», sagt Beat Schillig, geschäftsführender Partner des IFJ Institut für Jungunternehmen. Das private Förderprogramm Venture Kick verzeichnet 50 Prozent mehr Anmeldungen als im Vorjahr. HIGHTECH-STARTUPS ÜBERLEBEN HÄUFIGER Weil die Hightech-Startups wesentlich höhere Anforderungen erfüllen müssen, ist die Ausfallrate bei ihnen wesentlich kleiner als bei den übrigen Neugründungen. Lediglich 20 Prozent dieser Neugründungen müssen innerhalb der ersten fünf Jahre das Handtuch werfen. Bei den von der staatlichen Kommission für Technologie und Innovation (KTI) betreuten Startups sind sogar noch 86 Prozent im Geschäft. Das liegt daran, dass sich diese Startups vor der Gründung deutlich besser vorbereiten. Sie sind schon in der Startphase gut organisiert und verfügen über einen stringenten Businessplan. Dadurch haben sie bessere Chancen, auf dem Markt

zu bestehen. Bei den übrigen Jungunternehmen scheitert dagegen jedes zweite innerhalb der ersten drei Jahre. Doch so oder so, laut der Schweizerischen Vereinigung für Unternehmensfinanzierung Seca und dem Bundesamt für Statistik schaffen alle Jungunternehmen aktuell über 20 000 Arbeitsstellen pro Jahr. Mit deutlich steigender Tendenz:. «Die Zahl der innovativen Jungunternehmen wächst pro Jahr mit einer Rate von rund zehn Prozent. Dies quer durch alle Branchen», sagt Beat Schillig. Für immer mehr Leute sei es heute attraktiver, ein Startup zu lancieren oder in einem Startup zu arbeiten als eine Karriere in einem Grossunternehmen anzustreben. Das habe sicher auch damit zu tun, dass gerade im Hochschulumfeld ein dichtes Netz an Förderangeboten entstanden sei. «Auch die Medien greifen das Thema Startup viel aktiver auf, als noch in früheren Jahren». Nach Schillig gibt es keine Anzeichen, die auf einen Einbruch dieses starken Trends zur eigenen Firma schliessen liessen. BANKEN KOMMEN ERST AM SCHLUSS So erfreulich diese Entwicklung auch ist: Von finanziellen Schwierigkeiten bleibt


UNTER WELCHEN BEDINGUNGEN UND WO GIBT ES GELD? Welche «Hausaufgaben» müssen unbedingt erledigt werden, bevor Geldgeber gesucht werden? Für Beat Schillig, geschäftsführender Partner des IFJ Institut für Jungunternehmen, ist ein Startup dann für Investoren attraktiv, wenn es über ein skalierbares Geschäftsmodell in einem grossen Markt verfügt. Zusätzlich sollte es «einzigartig» sein, das heisst möglichst gut geschützt vor der Konkurrenz – zum Bespiel über Patente. Für Investoren ist zusätzlich entscheidend, dass das Gründerteam den Businessplan auch zügig und professionell umsetzen, also Kunden und Partner effektiv überzeugen kann. Unbedingt zu vermeiden ist eine Situation, in der man auf Gedeih und Verderben auf eine Kapitalspritze angewiesen ist. Das bringt ein Startup in eine sehr schlechte Verhandlungsposition. Deshalb ist es wichtig, für die Finanzierung genug Zeit einzuplanen – erfahrungsgemäss mindestens sechs Monate. Und dass man immer mehrere Finanzierungsoptionen parallel aufbaut. Die Chancen, an Startkapital zu kommen, sind am grössten bei der eigenen Familie, bei Freunden und bei sogenannten Business Angels. Einige dieser «Engel» sind bei den Business Angels Switzerland (BAS) zusammengeschlossen. Wenn es um Millionenbeträge geht, können Jungunternehmen bei den aktuell 75 organisierten Startup-Investoren in der Schweiz anklopfen. Unter ihnen befinden sich Firmen wie BV Partners, EVA, HBM Partners, Redalpine, SVC, die

Grossbanken und verschiedene Kantonalbanken. Mit dabei sind auch eine Reihe von Grossfirmen wie Novartis, Swisscom, Postfinance sowie kantonale Wirtschaftsförderer. Unter folgenden Links finden sich relevante Verzeichnisse: www.startup. ch/investors und www.seca.ch/Membership/Members.aspx. Für Startups aus dem Hochschulumfeld ist www.venturekick.ch die erste Adresse. Dort werden pro Jahr bis zu 130 000 Franken Startkapital an rund 50 Projekte ausbezahlt. INVESTOREN www.cti-invest.ch > Finanzierungsplattform für Schweizer Hightech Unternehmen. Hier sind zahlreiche Investoren aufgelistet wie Business-Angels-Netzwerke, Venture-Capital-Gesellschaften und Banken mit speziellen Start-up-Programmen. STARTUP- UND TECHNOLOGIEPREISE, STIFTUNGEN www.devigier.ch www.venture.ch www.technopark.ch > ZKB-Pionierpreis www.venturekick.ch www.swisseconmic.ch > Swiss Economic Award www.ch-innovation.ch > Swiss Technology Award www.startups.ch > Startups Award www.swiss-excellence.ch www.seedcapital-fr.ch www.innovationsfonds.ch www.volkswirtschaft-stiftung.ch

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kaum ein Jungunternehmen verschont. Gerade in der Startphase sind Geldsorgen bei den Neugründern die Regel. Denn von den Banken sind anfänglich – im so genannten «early stage» – kaum Mittel erhältlich. In die Lücke springen dann fast immer die drei «F»s, Family, Friends and Fools. Personen, mit andern Worten, die dem Unternehmerneuling nahestehen und bei denen die persönlichen Sympathien eine grosse Rolle für den Investitionsentscheid spielen. Allerdings können hier in der Regel erst einige zehntausend Franken locker gemacht werden. Deutlich grösser ist das Unterstützungspotenzial bei den so genannten Business Angels. Ein Business Angel unterstützt den Gründer nicht nur mit seinem Privatkapital, sondern auch mit Know-how und Kontakten. Insgesamt stecken in der Schweiz einige Tausend dieser «Engel» ein paar hundert Millionen Franken in Jungunternehmen. Nach Brancheschätzungen fliessen pro Jahr insgesamt rund 400 bis 450 Millionen Franken in Startups. Etwa die Hälfte tragen ausländische Venture-Capital Firmen bei. In der Frühphase stammt das meiste Geld dagegen von Business Angels. Im interna-

tionalen Vergleich fällt die Schweiz damit nicht ab: In Deutschland etwa lag das Volumen der Beteiligungen von Business Angels hochgerechnet bei etwa 500 Millionen Euro, im ganzen Euro Raum bei vier bis fünf Milliarden Euro. In den USA allerdings gibt es über drei Millionen Business Angels, die 25 bis 50 Milliarden Dollar pro Jahr investieren können. Logisch, dass angesichts dieser Zahlen immer wieder Klagen laut werden, die vermögenden Schweizer Privatinvestoren müssten sich stärker engagieren oder dass auch nach öffentlichen Geldern, aktuell auch nach Geldern aus der zweiten Säule, gerufen wird. Nach Ansicht von Jan Fülscher, dem CEO Business Angels Switzerland (BAS), sind Anschubfinanzierungen in der Schweiz noch relativ einfach verfügbar: «Wenn Geld gegeben wird, dann werden meistens Beträge bis zu wenigen hunderttausend Franken gesprochen. Die Jungunternehmen pflegen aber häufig keinen sorgfältigen Umgang mit diesem Geld und erwarten beispielsweise das gleiche Salär, das sie auch als Angestellte erhalten würden. Das ist natürlich nicht sehr unternehmerisch». Bei BAS gehen pro Jahr 250 bis 300 pro konkrete An-

fragen ein. «Dazu kommen nochmals etwa so viele Vorsondierungen, von denen jedoch ein guter Teil letztlich unseren Ansprüchen nicht genügt». Die Zurückhaltung der Geldgeber hat noch andere Gründe. Ein Startup-Investor muss von Anfang an damit rechnen, dass er sein Geld erst in zehn Jahren wiedersieht und dies auch nur in einem von drei Fällen. Logisch erwartet ein Investor von einem Jungunternehmer bei einem solch grossen Insolvenzrisiko zunächst sehr viel Arbeit und einen bescheidenen Lohn. WILDWUCHS BEI DEN FÖRDERORGANISATIONEN Der Bund fördert Schweizer Startups vor allem indirekt, indem er ihnen Kurse zur Unternehmensgründung finanziert. Federführend ist die eingangs erwähnte Kommission für Technologie und Innovation KTI. Über deren Plattform CTI-Invest bietet sie den Startups die Gelegenheit, ihre Geschäftsideen einem breiten Publikum von Investoren zu präsentieren. Auch private Organisationen, wie das Institut für Jungunternehmen Venturelabs, bereiten Jungunternehmen vor, sich bei professionellen Investoren zu präsentieren und führen sie bei Business Angels ein. Stiftungen wie die Vigier-Stiftung und Jungunternehmerpreise, zum Beispiel jene des Swiss Economic Forum oder von Startups.ch, sind eine weitere Möglichkeit für Jungunternehmer, zu Geld und Know-how zu kommen. Spezielle Startup-Programme bieten sodann verschieden Banken, wie etwa der Zürcher, Berner oder Schwyzer Kantonalbank sowie Grossunternehmen (siehe Box). Hat ein Unternehmen erst einmal die Produktion aufgebaut und erste Umsätze generiert, gestaltet sich die Finanzierung merklich einfacher. Das Risiko ist kleiner und Private-Equity-Gesellschaften, Banken und Fonds sprechen häufiger sogenannte Mezzanine-Gelder, eine Mischform zwischen Eigen- und Fremdkapital. Auch auf Venture-Capital spezialisierte Finanzgesellschaften wittern nun ein Geschäft. Diese sind in der Schweiz in der Swiss Private Equity & Corporate Finance Association (SECA) zusammengeschlossen. Sie beteiligen sich am Gesellschaftskapital und stellen ihre Mittel ohne traditionelle Sicherheiten zur Verfügung. Dafür bevorzugen sie wachstumsstarke junge Unternehmen mit einem Kapitalbedarf von mehreren Millionen Franken. Unternehmen, die sich bereits am Markt etabliert haben, können dann auch auf die klassischen Formen der Finanzierung zurückgreifen, also auf Kredite und Darlehen. Auch der Gang an die Börse wird dann eine Option. Nr. 10 2014 | UnternehmerZeitung

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GELD

Überprüfung zahlt sich aus GROSSE UNTERSCHIEDE BEI DEN PENSIONSKASSEN Über die berufliche Vorsorge spart der Durchschnittsschweizer den grössten Teil seines Vermögens an. Wenn er pensioniert wird, sind die Pensionskassenrenten oft die grössten Einkommensquellen. TEXT J O S E F Z O P P

D

ie Pensionskassenbeiträge setzen sich aus Sparbeiträgen, Risiko- und Verwaltungskosten zusammen. Die Sparbeiträge werden direkt den Alterskonten der Versicherten gutgeschrieben und dienen der Bildung der Altersvorsorge. Die Risikobeiträge finanzieren die versicherten Invaliditäts- und Todesfallleistungen und mit den Verwaltungskosten decken die Pensionskassen ihre administrativen Aufwände. Bei der Höhe der Risiko- und Verwaltungskosten gibt es sehr grosse Unterschiede. Vergleicht man die Angebote von verschiedenen Pensionskassen, so wird deutlich, dass Prämiendifferenzen von 100 Prozent bei gleichen Leistungen keine Seltenheit sind. Wollen KMU wissen, ob sie bei ihrer Pensionskasse angemessene Prämien bezahlen, ist ein konkreter Marktvergleich notwendig. Letztendlich sind die Versicherungsbeiträge ein wesentlicher Bestandteil der Kosten jedes KMU. Der Entscheid bei der Pensionskassenwahl ist nicht nur aufgrund der Prämien zu fällen. Auch die Sicherheit, die Höhe der Altersleistungen und weitere Aspekte sind zu beachten. DECKUNGSGRAD ALS INDIKATOR Nebst der Höhe der Pensionskassenprämien spielt die Höhe der Verzinsung der Altersguthaben eine grosse Rolle. In den letzten Jahren mussten viele Pensionskassen die erwirtschafteten Erträge zurückbehalten. Reserven mussten gebildet werden, die aufgrund der Börseneinbrüche während der Finanzkrise verloren gingen. Ein Indikator für die Höhe der Reserven einer Pensionskasse ist der Deckungsgrad. Er gibt an, zu wieviel Prozent die gesamten Verpflichtungen gedeckt sind. Liegt der Deckungsgrad über 100 Prozent, können sämtliche Verpflichtungen gezahlt werden, falls alle Versicherten gleichzeitig aus der Pensionskasse austreten würden. Liegt der Deckungsgrad unter 100 Prozent,

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UnternehmerZeitung | Nr. 10 2014

fehlt Geld. Comunitas und Meta befinden sich nach wie vor in einer Unterdeckung. Wesentlich besser stehen beispielsweise die ASGA Pensionskasse oder die Groupe Mutuel Vorsorge da. Für die Berechnung des Deckungsgrades müssen die Pensionskassen eine Prognose vornehmen, wie hohe Erträge in den nächsten Jahren erwirtschaftet werden können. Diese zukünftige Anlagerendite – der sogenannte technische Zins – wird aufgrund der Anlagestrategie der Pensionskassen festgelegt und ist daher unterschiedlich hoch. Nach einer gängigen Faustregel sinkt der Deckungsgrad um bis zu fünf Prozent, wenn der technische Zinssatz um 0.5 Prozentpunkte reduziert wird. Beurteilt der Stiftungsrad den Deckungsgrad der Pensionskasse als ausreichend, können den Versicherten die erwirtschafteten Erträge zusätzlich ausgeschüttet werden. Dies erfolgt in Form von höheren Verzinsungen der Altersguthaben. Die Vollversicherungen weisen keinen Deckungsgrad aus, denn sie garantieren ihren Versicherten jederzeit eine volle Deckung. Für diese Garantie haften die Lebensversicherer mit ihrem Eigenkapital. Kehrseite dieser Vollversicherungsgarantie ist eine vorsichtigere Anlagestrategie. Deshalb ist mittel- bis langfristig von tieferen Anlageerträgen auszugehen. Für die Versicherten bedeutet dies eine tiefere Verzinsung der angesparten Altersguthaben sowie tiefere Umwandlungssätze. HOHE ZINSDIFFERENZEN Bei vielen Pensionskassen müssen sich neue Kunden nicht in die vorhandenen Reserven einkaufen. Sie können von den bereits vorhandenen Reserven profitieren und gewinnen dadurch an Sicherheit. So profitieren beispielsweise Kunden, die sich per 01.01.2014 an die ASGA Pensionskasse angeschlossen haben, von Wertschwankungsreserven in der Höhe von 14 Prozent.

Im Gegenzug verlieren die bestehenden Kunden einen Teil der Reserven, die durch das Wachstum der Kasse verwässert werden. Aus diesem Grund berechnen einzelne Anbieter (Alvoso, Gemini, NoventusCollect, Transparenta) für jeden angeschlossenen Betrieb einen individuellen Deckungsgrad. Die Weibel Hess & Partner AG analysiert seit Jahren den Markt der frei zugänglichen Pensionskassen (siehe Tabelle: aktueller Pensionskassenvergleich). Bei der Verzinsung der Altersguthaben ist die Differenz bei den Vollversicherern nicht so hoch wie bei den teilautonomen Gemeinschafts- und Sammelstiftungen. Allianz Suisse, Swiss Life und AXA Winterthur haben über die letzten zehn Jahre (2004 – 2013) eine fast gleich hohe Verzinsung gewährt. Anders bei den teilautonomen Kassen: In den letzten zehn Jahren konnten ihre Versicherten teilweise von höheren Zinserträgen profitieren. Mit durchschnittlich 3.28 Prozent wurden die Altersguthaben bei Profond am höchsten verzinst. Die tiefste Verzinsung weist Spida mit 1.94 Prozent aus. UMWANDLUNGSSATZ IST AUSSCHLAGGEBEND Die Zinsdifferenzen der einzelnen Anbieter sind nicht zu unterschätzen. Wird das Altersguthaben über ein Arbeitsleben von 40 Jahren bei einem versicherten Lohn von 80000 Franken mit einem Prozent mehr verzinst, nimmt das gesamte Alterskapital um rund 120000 Franken zu. Damit steigt die lebenslange Altersrente um beträchtliche 7200 Franken pro Jahr. Ausschlaggebend für die Berechnung der Altersrente ist ferner auch der Umwandlungssatz. Mit dem aktuellen Mindest-Umwandlungssatz von 6.80 Prozent wird ein Altersguthaben von 100000 Franken in eine lebenslange Altersrente von 6800 Franken pro Jahr umgerechnet. Pensionskassen dürfen freiwillig einen höheren Umwandlungssatz anwenden. Ein tieferer Umwandlungssatz ist nur zulässig, wenn


EINE REGELMÄSSIGE ÜBER PRÜFUNG DER PENSIONSKASSE UND DERER KONDITIONEN ZAHLT SICH NICHT NUR FÜR DEN ARBEITGEBER, SONDERN VOR ALLEM AUCH FÜR DIE ARBEITNEHMENDEN AUS. PENSIONSKASSENRANKING Umwandlungssatz Obligatorium* 6.80 6.80 6.80 6.80 6.80 6.80

Umwandlungssatz Überobligatorium* 5.84 5.60 5.84 5.84 5.32 5.84

Verzinsung (1) 2009 – 2013 p.a. 2.16 2.12 1.97 1.94 1.87 2.14

Verzinsung (1) 2004 – 2013 p.a. 2.41 2.40 2.27 2.26 2.19 2.41

Teilautonome Gemeinschafts und Umwandlungssatz Sammelstiftungen: Obligatorium* Alvoso LLB PK 6.30 ASGA Pensionskasse 6.80 AXA Group Invest 6.80 Comunitas Vorsorgestiftung 6.40 CoOpera Sammelstiftung 6.80 Copré 6.80 Futura Vorsorgestiftung 6.80 Gemini Sammelstiftung 6.30 Groupe Mutuel Vorsorge 6.80 Meta Sammelstiftung 6.60 Nest Sammelstiftung 6.70 NoventusCollect Sammelstiftung 6.00 Pensionskasse pro 6.80 Pensionskasse Profaro 6.40 Phoenix Sammelstiftung 6.80 PKG Pensionskasse 6.60 Profond Vorsorgeeinrichtung 7.10 Revor Sammelstiftung 6.80 Spida Personalvorsorgestiftung 6.80 Stiftung Abendrot 6.70 Swiss Life Business Invest 6.40 Swisscanto Sammelstiftung 6.80 Transparenta Sammelstiftung 6.80 Vita Sammelstiftung 6.80

Umwandlungssatz Überobligatorium* 6.30 6.40 6.00 6.40 6.80 6.80 5.60 6.30 5.84 6.60 6.70 6.00 6.80 6.40 6.80 6.60 7.10 5.17 6.80 6.70 6.40 6.40 6.20 5.84

«Verzinsung (1) 2009 – 2013 Æ p.a. 1.95 2.12 2.20 1.40 1.80 2.25 1.91 – (4) 1.90 1.40 1.80 1.90 1.70 1.72 – (2) 1.80 2.20 1.80 1.80 1.80 – (2) 1.80 1.80 1.86

Verzinsung (1) 2004 – 2013 Æ p.a. 2.33 2.44 2.45 2.30 2.18 2.83 2.21 – (4) 2.33 2.00 2.28 2.20 2.03 2.19 – (2) 2.30 3.28 2.15 1.94 2.23 – (2) 2.14 2.15 2.21

Vollversicherungen: Allianz Suisse AXA Winterthur Basler Helvetia PAX Swiss Life

Deckungsgrad per 31.12.2013 108.3 (3) 114.1 110.7 92.8 106.5 104.5 112.1 110.3 (3) 119.7 85.0 110.1 110.2 (3) 102.0 100.4 105.6 110.3 104.2 102.9 112.2 108.3 102.4 109.4 108.2 (3) 106.2

techn. Zinssatz Altersrentner 2013 3.00 3.00 – (5) 3.50 3.50 2.50 – (5) 3.00 – (5) 2.00 3.00 – (5) 2.50 3.25 3.50 2.75 3.50 – (5) 3.00 3.00 2.50 – (5) 2.50 – (5)

Die Unterschiede bei den Altersleistungen der Pensionskassen sind vielen nicht bewusst.

Angaben in Prozent, * Männer Alter 65, ab 01.01.2015, (1) Gewichtung: Obligatorischer Teil 60% / Überobligatorischer Teil 40% (2) Zu wenig Geschäftsjahre (3) Durchschnittsdeckungsgrad der Stiftung, individueller Deckungsgrad auf Stufe Vorsorgewerk (4) Wird durch jedes Vorsorgewerk individuell festgelegt (5) Altersrentner im 2013 vollumfänglich rückversichert

Grafikquelle: www.pensionskassenvergleich.ch/ Fotoquelle: BilderBox.com

Versicherte überobligatorische Altersguthaben in Form einer Altersrente beziehen. Auf jeden Fall sind die Pensionskassen gezwungen, dass sie bei jeder Pensionierung die gesetzlichen Mindestleistungen einhalten. Konkret bedeutet dies, dass wenn eine Person, die lediglich BVG-obligatorisches Altersguthaben hat, ein Umwandlungssatz von 6.80 Prozent angewendet werden muss. Hat diese Person zusätzlich auch überobligatorisches Altersguthaben, darf die Pensionskasse einen tieferen Umwandlungssatz anwenden. IM INTERESSE ALLER Profond wendet nach wie vor die höchsten Umwandlungssätze aller Pensionskassen im Vergleich an. Während sie lange noch einen

Umwandlungssatz von 7.2 Prozent gewährt hat, wird dieser nun schrittweise auf 6.80 Prozent reduziert. Für Pensionierungen im 2015 gilt daher ein Umwandlungssatz von 7.10 Prozent. Bei vielen Pensionskassen werden derzeit die Umwandlungssätze reduziert. Grund dafür sind die gestiegene Lebenserwartung sowie die sinkenden Erträge bei den Kapitalanlagen. Letztlich ist ein versicherungstechnisch korrekter Umwandlungssatz im Interesse aller. Denn wendet eine Pensionskasse einen zu hohen Umwandlungssatz an, entstehen bei jeder Pensionierung Verluste. Diese Verluste müssen durch die aktiv Versicherten getragen werden. Diese Quersubventionierung gefährdet wiederum das

System des Kapitaldeckungsverfahrens. Für KMU stehen bei der Wahl ihrer Pensionskasse unterschiedliche Bedürfnisse im Vordergrund. DER AUTOR Josef Zopp ist Partner und Bereichsleiter Personenversicherungen bei der Weibel Hess & Partner AG. Er berät Firmen bei der Analyse und Optimierung der beruflichen Vorsorge. Zudem ist er der Verfasser des jährlichen Pensionskassenvergleichs (www.pensionskassenvergleich.ch).

Nr. 10 2014 | UnternehmerZeitung

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GELD

Am Wendepunkt? VOR EINER NORMALISIERUNG DER GELDPOLITIK Die extrem expansive Geldpolitik der Notenbanken hat die Vermögenswerte weltweit stark ansteigen lassen. TEXT D R . T H O M A S L I E B I

I

m Zuge der Finanzkrise haben die Zentralbanken dieser Welt die Märkte mit Liquidität geflutet. Ausgehend von den USA geschah dies zunächst, um angeschlagene Finanzkonzerne vor dem Untergang zu bewahren. In einer zweiten Phase ging es ab 2010 vor allem darum, durch eine Lockerung der Geldpolitik die wirtschaftliche Erholung anzukurbeln. Da die Leitzinsen in vielen betroffenen Ländern bereits nahe bei null standen, sollte dies über eine weitere Ausweitung der Geldmenge erreicht werden. Mit dem direkten Aufkauf von Staatsanleihen wurden in den USA, in Grossbritannien, in Japan und teilweise in der Eurozone die langfristigen Zinsen auf neue Tiefststände gedrückt. Gleichzeitig verhalf die Liquiditätsschwemme den Aktienmärkten zu einem Höhenflug (siehe Grafik 1). Die Grafik 1 zeigt aber auch, dass das Umfeld für Aktien mit dem nahenden Ende der quantitativen Lockerung jeweils anspruchsvoller wurde. Die Kursentwicklung verlief seitwärts und die Volatilität nahm deutlich zu. Es ist noch zu früh, um eine abschliessende Bilanz dieser aggressiven Geldpolitik zu ziehen, und wir werden niemals genau wissen, wie sich die Weltwirtschaft ohne die massiven Notenbankinterventionen entwickelt hätte. Tatsache ist aber, dass es nicht zu einem Kollaps des Finanzsystems gekommen ist und dass viele Länder zwar eine scharfe Rezession durchmachen mussten, die Weltwirtschaft als Ganzes jedoch nicht in eine Depression gestürzt ist. In vielen Ländern liegt das Bruttoinlandprodukt teilweise deutlich über dem Vorkrisenniveau. Auch der gefürchtete Inflationsschub ist bisher ausgeblieben. In Grossbritannien und in den USA, wo die Zentralbanken besonders aggressiv vorgegangen sind, ist die wirtschaftliche Erholung inzwischen so weit fortgeschritten, dass sich eine langsame Normalisierung der Geldpolitik abzeichnet. Doch der Ausstieg aus der ultraexpansiven Geldpolitik ist eine Gratwanderung. 32

UnternehmerZeitung | Nr. 10 2014

JAPANS ERFAHRUNG MIT DER QUANTITATIVEN LOCKERUNG Mit der massiven quantitativen Lockerung der Geldpolitik haben viele Notenbanken Neuland betreten. Sie können sich bei der Rückführung der enormen Überschussliquidität kaum auf historische Erfahrungen abstützen. Das wichtigste Beispiel quantitativer Lockerung aus der jüngeren Vergangenheit ist Japan. Um die langfristigen Zinsen zu senken und damit die darniederliegende japanische Wirtschaft anzukurbeln, hat die japanische Notenbank zwischen 2001 und 2006 ihre Bilanz deutlich ausgeweitet, indem sie grosse Mengen an japanischen Staatsanleihen aufkaufte. Damals wie heute floss ein grosser Teil dieser Zusatzliquidität nicht in die Realwirtschaft, sondern trieb die Kurse an den Finanzmärkten an. Der Nikkei hat in diesem Zeitraum rund siebzig Prozent zugelegt. Aus Sorge um die langfristigen Folgen der quantitativen Lockerung hat die Bank of Japan die Überschussreserven sehr rasch zurückgeführt und dem Markt damit fast schockartig Liquidität entzogen. Trotzdem kam es am Aktienmarkt nicht zu einem Einbruch. Dass eine restriktivere Geldpolitik zumindest in der kurzen Frist nicht zwingend negative Auswirkungen auf die Aktienkurse haben muss, zeigen auch die Beobachtungen in den USA selbst. Die Stimmung an den Aktienmärkten hat meistens erst lange nach Beginn eines neuen Zinserhöhungszyklus gedreht. Seit den frühen Siebzigerjahren hat der amerikanische Aktienmarkt in den sechs Monaten vor der ersten Zinserhöhung im Durchschnitt rund sieben Prozent zugelegt. In den sechs Monaten nach der ersten Zinserhöhung verzeichnete der Markt eine durchschnittliche Performance von immerhin noch knapp fünf Prozent (Grafik 2). Tatsache ist also, dass sich die Aktienmärkte im Allgemeinen selbst in einem restriktiveren geldpolitischen Umfeld zunächst positiv entwickelt haben. Dies widerspiegelt das sich langsam aufhellende wirtschaftliche

Umfeld bei einer nach wie vor expansiven Geldpolitik. Die erste Zinserhöhung in den USA dürfte noch auf sich warten lassen. Und selbst wenn man das Ende der quantitativen Lockerung als Ausgangspunkt für eine restriktivere Gangart der US-Notenbank nimmt, spricht zumindest die Erfahrung der letzten sieben Zinserhöhungszyklen für eine weiterhin positive Performance an den Aktienmärkten. GEFÄHRLICHE UNBESCHWERTHEIT UND NEUER PREISFINDUNGSPROZESS Trotzdem wird der Ausstieg aus der ultra-expansiven Geldpolitik nicht spurlos an den Finanzmärkten vorübergehen. Das billige Geld hat die Börsen über verschiedene Kanäle angetrieben. Durch die jahrelange Nullzinspolitik wurden die Anleger auf der Jagd nach Rendite vermehrt in riskantere Anlageklassen gedrängt und wiegen sich dank des Notenbankeinflusses in einer vermeintlichen Sicherheit. Die grosszügige Liquiditätsversorgung hat Wirtschafts- und Gewinnwachstum unterstützt. Durch die günstigere Refinanzierung konnten viele Unternehmen ihre Kosten senken. Zudem hat das reichlich vorhandene Fremdkapital die Firmen animiert, eigene Aktien zurückzukaufen, was die Aktienkurse zusätzlich unterstützt hat. Im Vergleich zu anderen Anlageklassen sind Aktien zwar immer noch attraktiv, was nicht zuletzt die überdurchschnittlich hohen Risikoprämien zeigen. Aber im historischen Kontext und vor allem wenn man die Unternehmensgewinne über den Konjunkturzyklus hinweg glättet, sind Aktien mittlerweile nicht mehr günstig. Unter den Anlegern macht sich dennoch eine ausgeprägte Unbeschwertheit bemerkbar. Die anstehende Normalisierung der Geldpolitik beinhaltet auch eine Rückführung der durch die massiven Interventionen verzerrten Vermögenswerte an marktgerechtere Preise. Dieser Preisfindungsprozess wird nicht ohne starke Kursschwankungen vonstatten gehen.


AKTIENMÄRKTE Die expansive Geldpolitik treibt die Aktienmärkte an

Mrd. USD

2000

4500

1800

4000

1600

3500

1400 3000 1200 2500 1000 2000

800 600 2009

1500 2010 S & P 500

2011

2012

2013

2014

Fed-Bilanz (Mrd. USD, rechte Skala)

US-AKTIENMARKT Der US-Aktienmarkt legte auch zu Beginn eines Zinserhöhungszyklus zu (Performance des S & P 500-Index) In % 8

6

4

2

0 Performance 6 Monate vor dem ersten Zinsschritt

Performance 6 Monate nach dem ersten Zinsschritt

Performance 12 Monate nach dem ersten Zinsschritt

Mit der Normalisierung der Geldpolitik drohen Kursschwankungen und Rückschläge an der Börse. Es dürfte zu Übertreibungen kommen.

GLOBALE LIQUIDITÄTSSCHWEMME ALS BASIS FÜR NEUE BLASEN? Auch wenn sich die Geldpolitik zaghaft zu normalisieren beginnt, muss der langsame Entzug der während der letzten Jahre zugeführten Liquidität nicht zwingend einen scharfen Rückgang der weltweiten Vermögenspreise bedeuten. Steigender Wohlstand in den Schwellenländern, zurückhaltende Konsumenten und Unternehmen und nicht zuletzt die demografische Entwicklung in den Industrieländern haben die globale Sparquote auf neue Höchststände ansteigen lassen. Der Internationale Währungsfonds (IWF) geht davon aus, dass dieser Trend auch in den kommenden Jahren anhält. Der globale Bestand an Ersparnissen und damit auch die Nachfrage nach Anlagemöglichkei-

ten dürften also weiter steigen. Dies kann dazu führen, dass die langfristigen Zinsen trotz anziehenden Wirtschaftswachstums langsamer ansteigen, als zu erwarten wäre. Tiefe, nur langsam steigende Zinsen, üppig vorhandene globale Liquidität und eine spürbare Erholung der Weltwirtschaft bilden die Grundlage für Übertreibungen an den Aktienmärkten. Diese zeigen sich bereits in einzelnen Sektoren, was Janet Yellen, die US-Notenbankpräsidentin veranlasste, vor einer Blasenbildung an der Börse zu warnen. Das Bewertungsniveau an den Aktienmärkten mahnt zu einer defensiveren Haltung. Vernünftigerweise ist in den kommenden Jahren mit einer eher unterdurchschnittlichen Rendite zu rechnen. Doch die Vergangenheit hat gezeigt, dass Übertreibungen an

Grafikquelle: Bloomberg/Foto:BilderBox.com

der Börse sehr weit gehen können. Zögerliche Notenbanken und eine moderate wirtschaftliche Erholung bilden die Basis für neue Blasen an den Finanzmärkten. Insofern scheint es noch zu früh, sich gänzlich von den Aktienmärkten zu verabschieden. ZUM AUTOR

Dr. Thomas Liebi ist Chefökonom des Fondsanbieters Swisscanto.

Nr. 10 2014 | UnternehmerZeitung

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GELD

Berner Börse in Bedrängnis BERNE EXCHANGE VERLIERT AN BEDEUTUNG Immer mehr Unternehmen liessen sich in letzter Zeit bei der Berne eXchange dekotieren. Ist die Minder-Initiative daran schuld? Es gibt berechtigte Zweifel. TEXT A L F R E D K U H N

I

m Jahresbericht 2013 der Berne eXchange war zu lesen: «Das Desinteresse der Anleger an Nebenwerten führte zu tiefen Umsatzvolumina an der Berne eXchange, weshalb der Stand des Vorjahres nicht übertroffen werden konnte. Erfreulich sind vier Neukotierungen und acht Kapitalerhöhungen, welche die Bedeutung der BX für den Kapitalmarkt für KMU bestätigen. Dem standen allerdings sieben Dekotierungen gegenüber.» Den Anfang einer Reihe weiterer Dekotierungen machten Ende 2013 die Berner Oberland-Bahnen (BOB), die als Grund für die Dekotierung den grossen administrativen und finanziellen Aufwand wegen der Minder-Initiative sowie das kleine Handelsvolumen angaben. Seither haben sich diverse weitere Unternehmen von der Berner Börse BX zurückgezogen, darunter bekannte Namen wie die Berner Kantonalbank, Thurella, Fortimo, Bank Gutenberg, die Hotelkette Victoria Jungfrau und die Bahngesellschaft BLS. Einige dieser Unternehmen (BLS, Thurella und BOB) werden neu an der OTC-X gehandelt. Kürzlich doppelte die Neue Zürcher Zeitung in ihrer Ausgabe vom 29.08.2014 nach: «Minder-Initiative trifft den Lebensnerv der Berner Börse» und «Nach Thurella wird sich auch Rapid vom Börsenhandel an der Berner Börse BX verabschieden.» MINDER-INITIATIVE ALS VORWAND? Es gibt aber berechtigte Zweifel daran, ob die «Abzocker-Initiative» von Thomas Minder der Hauptgrund für die Dekotierung all dieser Aktien darstellt. So gibt beispielsweise Thurella CEO Rüttimann an, dass der Rückzug von der Berner Börse unabhängig von der Minder-Initiative schon zuvor im Rahmen einer Neuausrichtung geplant wurde. Der Umsatz war nämlich nach Abspaltung des Mosterei-Bereichs von 200 Millionen auf 30 bis 40 Millionen Franken geschrumpft. Fortimo gibt als Grund für die Dekotierung

BEGRIFFSKLÄRUNG: AKTIENHANDEL IN BERN Foto: zVg/BOB

Den Anfang von Dekotierungen bei Berne eXchange machten Ende 2013 die Berner Oberland-Bahnen. BERNE EXCHANGE Die BX Berne eXchange ist der FINMA sowie dem Börsengesetz unterstellt, wie auch die grössere SIX Swiss Exchange. In der Eigenwerbung der Börse in Bern heisst es: «Berne eXchange, die Schweizer Börsenplattform für KMU, verbindet Unternehmer mit dem Kapitalmarkt.» Sie fokussiert sich speziell auf Schweizer KMU sowie Immobilien-, Investment- und Fondsgesellschaften. 2006 waren 50 Unternehmen kotiert, momentan sind es noch ungefähr 30.

nicht die Minder-Initiative an, sondern das niedrige Handelsvolumen an der Berner Börse. Die Firma Rapid gab in einer Medienmitteilung bekannt, dass die Dekotierung wegen der höheren Aufwendungen im Zusammenhang mit der Minder-Initiative stünden. Liest man aber die Halbjahresbilanz (Umsatzrückgang um 22.6 Prozent; Betriebsergebnis und Reingewinn rückläufig), so relativiert sich diese Aussage und es dürften wohl andere Gründe für den Entscheid ausschlaggebend gewesen sein. Anderer Meinung ist Luca Schenk, Geschäftsführer der Berner Börse. Nicht nur der grosse administrative und finanzielle Aufwand sei für kleinere Unternehmen abschreckend. «Ich denke, dass kleinere börsenkotierte Unternehmen Respekt vor den möglichen strafrechtlichen Folgen der Min-

OTC-X In Bern existiert ausserdem die Nebenwerteplattform OTC-X der Berner Kantonalbank. Es ist die Schweizer Informationsplattform für nichtkotierte Nebenwerte. Der OTC-Markt umfasst alle nicht börsenkotierten Aktiengesellschaften, deren Aktien ausserbörslich über eine Bank oder andere Finanzdienstleister gehandelt werden. Der englische Begriff «OTC» steht für «Over The Counter». In der Schweiz sind rund 500 Titel nicht börsenkotiert und werden ausserbörslich gehandelt.

der-Initiative haben», so Luca Schenk. Wer gegen eine Bestimmung der Minder-Initiative verstosse, müsse nämlich mit bis zu drei Jahren Haft rechnen. Tatsache ist aber, dass in den am 1. Januar 2014 in Kraft gesetzten Ausführungsbestimmungen des Bundesrates der Strafrahmen gemildert wurde. Eine Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren und Geldstrafe ist nur noch vorgesehen, wenn Mitglieder des Verwaltungsrats, der Geschäftsleitung oder des Beirats unzulässige Vergütungen ausrichten oder beziehen. Die Täter müssten zudem «wider besseren Wissens», also mit direktem Vorsatz handeln. Mit anderen Worten: Wer sein Unternehmen nach bestem Wissen und Gewissen führt, hat nichts zu befürchten... und dies ist ganz im Sinne der Initiative, die vor Jahresfrist vom Volk angenommen wurde. Nr. 10 2014 | UnternehmerZeitung

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PROMOTION

Aus der Stärke heraus agieren KONSOLIDIERUNGSPROZESSE Wie behaupten sich unternehmerisch geführte Banken im Konsolidierungsprozess?

TEXT R O L A N D K E M P F

Eine Bank, die nach unternehmerischen Kriterien geführt wird, kann gezielt auf die Bedürfnisse des Unternehmers eingehen. Zudem hat sie die notwendige Erfahrung und Kenntnis, um mit dem Unternehmer Finanz- und Vermögensthemen auf Augenhöhe zu besprechen. Eine so geführte Bank ist auch in der Lage, sich im laufenden Konsolidierungsprozess erfolgreich zu behaupten und sogar zu wachsen. Die wichtigsten Faktoren sind dabei ein stabiles, unternehmerisch denkendes Aktionariat, eine klare Geschäftsstrategie und erfahrene, loyale Mitarbeitende. Rund um den Umbruch und die Konsolidierung des Schweizer Finanzplatzes laufen Diskussionen, die sich fortsetzen werden. Seit einiger Zeit sind verstärkte Aktivitäten zu beobachten. Die aktuelle Situation ist für Banken in der Tat schwierig. Neben der Neuausrichtung der Geschäftsmodelle der Privatbanken spielen auch das Niedrigzinsumfeld sowie die Aufweichung des Bankkundengeheimnisses eine Rolle. Zudem kann der Steuerstreit mit den USA einige Institute in Bedrängnis bringen. Die IHAG Privatbank hat sich Ende November 2013 entschlossen, aktiv in den Konsolidierungsprozess einzugreifen. Sie kaufte von der Aargauischen Kantonalbank ihre Privatbankentochter AKB Privatbank Zürich AG und integrierte sie am 1. Juli erfolgreich. Mit dieser Übernahme vergrösserte die IHAG Privatbank ihre verwalteten Vermögen um knapp einen Drittel. Alle strategisch wichtigen Kunden und Mitarbeitenden sind übergetreten. Die allgemeine Expertenmeinung geht davon aus, dass hauptsächlich «grosse» Institute am Prozess teilnehmen können. Warum also wagt ein kleines Institut wie die IHAG Privatbank diesen Schritt? 1. STARKES AKTIONARIAT UND GESUNDE EIGENKAPITALBASIS Wichtig sind vor allem ein starkes, unternehmerisch ausgerichtetes Aktionariat und eine hohe Eigenkapitalquote. Diese ökonomische Autonomie, gepaart mit wenig Interessenskonflikten, ermöglicht es, fokussiert zu arbeiten und Entscheide langfristig auszurichten. Nicht die kurzfristige Gewinnmaximierung, sondern eine langfristige Optimierung sollte dabei im Vordergrund stehen. Das

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bestehenden Strukturen bewähren und inwiefern sie in das Umfeld integriert werden können.

Die wichtigsten Faktoren bei Konsolidierungsprozessen sind ein stabiles, unternehmerisch denkendes Aktionariat, eine klare Geschäftsstrategie und erfahrene, loyale Mitarbeitende. Foto: BilderBox.com

Aktionariat und die Geschäftsleitung haben aus einer Position der Stärke heraus den Markt beobachtet und dann die entsprechende Opportunität gezielt genutzt. 2. KLARES GESCHÄFTSMODELL Die Strategie einer Bank, welche von Unternehmern gegründet wurde und diesen Unternehmergeist weiterhin pflegt, ist die Konzentration auf ausgewählte Kundensegmente sowie Länder und Dienstleistungen, kombiniert mit einem hohen Service-Grad. Für die IHAG Privatbank als kleine Universalbank, welche neben dem reinen Vermögensverwaltungsgeschäft auch ein eigenes Handels- und Kreditgeschäft betreibt, war die frühzeitig eingeleitete Neuausrichtung ein klarer Vorteil. Das erlaubte ihr, ein Anforderungsprofil zu erstellen, um am Markt aktiv auf die Suche nach Akquisitionen zu gehen. Ausserdem sind gemeinsame Werte essentiell, um eine Akquisition dieser Grösse erfolgreich durchzuführen. Die Schwierigkeit besteht darin, innert kurzer Zeit zu analysieren, ob die zu erwartenden Kunden sowie die Mitarbeitenden sich in

3. MITARBEITENDE UND SKALENEFFEKTE Eine Akquisition kann nur zielführend sein, wenn die Mitarbeitenden auf beiden Seiten vom Geschäftsmodell überzeugt sind. Einerseits sollte dabei die Risikoprüfung mit eigenen Spezialisten und das Integrationsprojekt mit einem Minimum an externer Hilfe durchgeführt werden. Dies bedingt, dass strategisch wichtige Mitarbeitende neben den Tagesgeschäften weitere Zusatzaufgaben im Sinne der Unternehmung ausführen. Andererseits ist es wichtig, dass die verantwortlichen Personen der zu übernehmenden Bank Überzeugungsarbeit in ihren Reihen leisten. Natürlich macht eine Akquisition nur dann Sinn, wenn auch gewisse Skaleneffekte erzielt werden können. Ein Vorteil der IHAG Privatbank war, dass sie die IT und alle rückwertigen Dienste inhouse betreibt. Dadurch kann sie zusätzliche Geschäftsvolumen der AKB Privatbank Zürich AG ohne weitere IT-Investitionen und ohne Zuwachs von neuen Mitarbeitern weiterführen. Aus der obenstehenden Analyse folgt, dass auch kleine Banken erfolgreich am Konsolidierungsprozess teilnehmen können. Eines bleibt sich nämlich immer gleich: Voraussetzungen für eine erfolgsversprechende Akquisition sind ein stabiles, unternehmerisch denkendes Aktionariat, eine klare Geschäftsstrategie und erfahrene, loyale Mitarbeitende. Banken, die so aufgestellt sind, bieten dem Unternehmer den Vorteil, dass sie seine besonderen Bedürfnisse aus eigener Erfahrung kennen. Nicht die Grösse ist letztlich entscheidend, sondern die Qualität und die gemeinsame Philosophie. ZUM AUTOR

Roland Kempf ist Mitglied der Geschäftsleitung der IHAG Privatbank. Er leitet den Bereich Private Banking. www.pbihag.ch


GELD

Top-Performer 2014 OTC-BÖRSE Die Top-Performer der Nebenwertebörse OTC-X waren in den letzten 360 Tagen im Industrie-Bereich zu finden. TEXT A L F R E D K U H N

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er OTC-X Industrie-Index stieg in diesem Zeitraum um 23.3 Prozent. Zwei industrielle Unternehmen, die in einem Jahr über 100 Prozent zugelegt haben und auch für die Zukunft gut aufgestellt sind, möchten wir Ihnen in dieser UZ-Ausgabe vorstellen. WELEDA AG, ARLESHEIM Nach einigen schwierigen Jahren ist Weleda wieder in die Gewinnzone zurückgekehrt. Dies widerspiegelt sich im stark gestiegenen Aktienkurs (+147 Prozent in 360 Tagen). Der Gewinn vor Zinsen und Steuern wurde 2013 verdreifacht. Noch deutlicher als beim Ergebnis ist der Erfolg am Cashflow abzulesen. Dieser wurde dazu verwendet, die Nettoverschuldung deutlich zu reduzieren. Im Geschäftsjahr 2014 rechnet Weleda allerdings mit einem leicht schwächeren Ergebnis als 2013. Grund dafür sind hohe Investitionen

Weleda ist die weltweit führende Herstellerin von Arzneimitteln und zertifizierter Naturkosmetik für die Anthroposophische Medizin. Foto: Weleda

in neue Produkte sowie in Forschung und Entwicklung. Das Unternehmen existiert seit 1921, hat ihren Hauptsitz in der Schweiz und verfügt über eine Niederlassung in Schwäbisch Gmünd (Deutschland). Das Unternehmen beschäftigt rund 1900 Mitarbeitende und ist in über fünfzig Ländern auf allen Kontinenten aktiv. Das Sortiment umfasst mehrere Tausend Arzneimittel und über 100 Naturkosmetikprodukte. Wachsen will das Unternehmen durch Erschliessung

DIE ZAHLEN

2012

2013

WELEDA AG Umsatz (Mio. Euro) 322.5 Betriebsergebnis EBIT (Mio. Euro) 10.6 Dividendenrendite in % 0 Kurs August (CHF), * Antrag des Verwaltungsrats an der Generalversammlung vom 6. Juni 2014 CONZZETA AG Umsatz (Mio. CHF) Betriebsergebnis EBIT (Mio. Euro) Dividendenrendite in % Kurs Namenaktien B (CHF)

neuer Märkte wie Brasilien, Russland und Japan. Ausserdem will Weleda im Bereich Naturkosmetik – der 70 Prozent des Umsatzes ausmacht – mit einer Pflegeserie für die Generation 50+ weiter expandieren. In der Arzneimittelsparte, welche die Bilanz in den letzten Jahren belastete, hat Weleda die Herstellungsprozesse optimiert und Personal abgebaut. Weleda hat damit eine solide Basis, die eine aktive Zukunftsgestaltung ermöglicht. CONZZETA AG, ZÜRICH Die Conzzeta AG ist eine international tätige Schweizer Holding-Gesellschaft mit breiter Diversifikation. Die Aktivitäten liegen in den Bereichen Maschinen- und Anlagenbau, grafische Beschichtungen, Schaumstoffe, Sportartikel und Immobilien. Gegründet wurde das Unternehmen 1912 durch den Zusammenschluss von fünf Ziegeleien unter dem Namen Zürcher Ziegeleien. Heute sind 3600 Mitarbeitende bei Conzzeta beschäftigt. Die Aktien werden an der OTC-X gehandelt, sind aber auch an der SIX Swiss Exchange kotiert. Der Aktienkurs der Conzzeta AG hat sich innert Jahresfrist mehr als verdoppelt. Der Hauptgrund des Anstiegs dürfte nur teilweise bei den guten Semester- und Jahresausweisen 2013/2014 liegen, vielmehr aber bei den Änderungen im Aktionariat.

1161.5 55.3 2.5

336.7 34.0 5* 2500 (28.08.14)

1194 87.7 2.5 712 (29.8.2014)

Im ersten Halbjahr 2014 wurden die Wertpapiere der Unternehmensgruppe dem Anlegerpublikum leichter zugänglich gemacht. Der Jahresabschluss 2013 fiel gut aus. Das Betriebsergebnis (EBIT) konnte von 55.3 auf 87.7 Millionen Franken erhöht werden. Der EBIT ist somit überproportional zum Umsatz gestiegen. Auch im ersten Halbjahr 2014 war die Conzzeta AG erfolgreich mit einem Wachstum von rund drei Prozent. Wichtigste Wachstumsmärkte sind die Länder Asiens sowie europäische Märkte ausserhalb der EU. Die flüssigen Mittel liegen bei 434.7 Millionen Franken (Vorjahr 363,4 Millionen Franken). Mit einer Eigenkapitalquote von 75,6 Prozent (Vorjahr 75,1 Prozent) ist der Konzern solide finanziert. Mit anspruchsvollen Dienstleistungen und Produkten dürfte der aussereuropäische Umsatz 2015 wohl weiter wachsen. Im Juli 2014 wurde gemeldet, dass die Conzzeta ihre Automationssparte veräussert. Conzzeta tritt die Automationssparte, die in den vergangenen Jahren rote Zahlen schrieb, unter Buchwert ab. Gemäss Medienmitteilung führt der Verkauf voraussichtlich zu einer einmaligen Belastung der Jahresrechnung 2014 von 25 Millionen Franken. Diese Meldung wurde von der Börse gelassen aufgenommen, denn nach einem leichten Einbruch stieg der Aktienkurs in der Folge auf neue Höchstwerte. Nr. 10 2014 | UnternehmerZeitung

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Sichere Kommunikation WIE VERSCHLÜSSLE ICH MEINE E-MAILS? E-Mails reisen heute durchs Internet wie früher Postkarten durch die Ämter: Jede Stelle zwischen Sender und Empfänger kann den Inhalt lesen. Die Verschlüsselung verhindert dies. TEXT A N D R E A S W I S L E R

E

-Mail ist eine der wichtigsten Funktionen, die das Internet mit sich gebracht hat. Jeden Tag werden viele Tausende E-Mails verschickt und empfangen. Gerade im geschäftlichen Umfeld ist E-Mail nicht mehr wegzudenken. Oft werden auch vertrauliche Mitteilungen verschickt. Dabei ist vielen nicht bewusst, wie einfach E-Mails abgefangen und gelesen werden können. Daher gilt es, den E-Mail-Inhalt entsprechend zu schützen. Zwei verschiedene Standards ermöglichen den sicheren Transport des vertraulichen E-Mail-Inhalts: X.509 (SMIME) und PGP. Werden E-Mails mit X.509 verschickt, wird dafür ein öffentlich ausgestelltes Zertifikat benötigt. Technisch handelt es sich um das gleiche Zertifikat, welches beim Aufruf einer Webseite mit HTTPS genutzt wird (zum Beispiel beim Online-Banking oder beim Online-Shopping). Jedoch ist die Verwendung auf E-Mails beschränkt. Verschiedene Anbieter rund um den Globus bieten solche Zertifikate an. Auch in der Schweiz buhlen diverse so genannte Zertifizierungsstellen um Kunden. Für etwa 30 Franken pro Jahr kann ein Zertifikat gekauft 38

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werden. Mit dem eigenen Computer wird die Seite der Zertifizierungsstelle aufgerufen und nach Eingabe einiger Angaben das Zertifikat erstellt. Bevor es jedoch genutzt werden kann, muss sich der Besteller identifizieren. Dafür wird in der Regel eine ID oder ein Pass benötigt. Diese(r) kann, je nach gewählter Lösung, bei der Post, bei der Gemeinde oder an einem SBB-Schalter gezeigt werden. Bei ausländischen Zertifizierungsstellen wird oft nur überprüft, ob die angegebene E-Mailadresse wirklich der bestellenden Person gehört. Einige Tage später erhält man per E-Mail eine Bestätigung, dass alles in Ordnung ist und das Zertifikat abgeholt werden kann. PRIVATER UND ÖFFENTLICHER SCHLÜSSEL Nun wird die bereits bekannte Webseite erneut aufgerufen und der Installationsprozess abgeschlossen. Das nun von der Zertifizierungsstelle unterschriebene Zertifikat besteht aus zwei Teilen: einem privaten und einem öffentlichen Schlüssel. Wie der Name bereits andeutet, ist der öffentliche Schlüssel öffentlich, das heisst, er kann frei im Internet verteilt werden. Er darf sogar auf der eigenen Website platziert oder in jeder E-Mail verschickt werden. Der private Schlüssel

hingegen ist privat und darf unter keinen Umständen weitergegeben werden. Für die sichere Kommunikation per E-Mail werden zwei Anwendungsszenarien unterschieden: E-Mails signieren oder verschlüsseln. Beim Signieren wird die E-Mail digital mit dem privaten Schlüssel unterzeichnet. Wie eine handschriftliche Unterschrift gilt diese Unterschrift als rechtsgültig. Der E-Mail-Inhalt ist immer noch für Dritte lesbar, er kann aber nicht verändert werden, ohne dass die Unterschrift zerstört und beim Empfänger eine entsprechende Fehlermeldung angezeigt wird. Der Empfänger kann die Echtheit mit dem öffentlichen Schlüssel des Senders verifizieren. Probleme machen hin und wieder öffentliche E-Mail-Dienste wie «zur Verfügung gestellt von Anbieter XY» oder Anti-Spam/Anti-Viren-Programme, die den Hinweis «Diese E-Mail ist virenfrei, da mit XY geprüft wurde» an die E-Mail hängen. Damit wird leider die Signatur zerstört. Daher sollten diese Funktionen unbedingt ausgeschaltet werden. FUSSABDRUCK: VERTRAUENSWÜRDIG! Zur Verschlüsselung wird der öffentliche Schlüssel des Empfängers benötigt. Das


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heisst, dieser muss im Vorfeld zugestellt werden. Dies kann problemlos auch per E-Mail geschehen. Damit wird die E-Mail so verschlüsselt, dass niemand sie mehr lesen kann. Nur der Empfänger kann mit seinem privaten Schlüssel aus den Hieroglyphen wieder lesbaren Text machen. Beide Vorgänge sind mit den klassischen E-Mail-Programmen sehr einfach. Es reicht, den entsprechenden Button zu drücken und schon wird die E-Mail signiert und verschlüsselt. Während beim Standard X.509 eine öffentliche Zertifizierungsstelle prüft, ob die Person wirklich diejenige ist, die sie behauptet zu sein, nutzt PGP das Web-ofTrust. Das bedeutet, dass die Benutzer sich gegenseitig das Vertrauen bescheinigen. Dazu wird der öffentliche Teil des Schlüssels, wie bereits erwähnt, ausgetauscht und anschliessend über einen anderen Weg (Telefon, Fax und so weiter) verifiziert. Stimmt der «Fussabdruck» des Schlüssels, kann er als vertrauenswürdig markiert werden. Die Funktionsweise ist analog zu jener von X.509. Es genügt, nach der Installation der entsprechenden Software den entsprechenden Button zu drücken. Der Vorteil von PGP ist sicherlich, dass das Programm kostenlos ist. Leider sind X.509 und PGP nicht kompatibel.

sichtigen. Inzwischen gibt es einige Anbieter mit geeigneten Lösungen. Das Zertifikat wird nicht mehr einer Person zugeordnet, sondern dem Unternehmen. Die Verschlüsselung übernimmt nicht mehr der einzelne Mitarbeiter, sondern der zentrale E-Mail-Server. Ist der öffentliche Schlüssel des Empfängers bekannt, wird die E-Mail automatisch verschlüsselt. Werden verschlüsselte E-Mails empfangen, entschlüsselt der E-Mail-Server die Nachrichten und leitet sie unverschlüsselt an den entsprechenden Benutzer weiter. Somit sind die Ablage im CRM-System und das Back-up wieder möglich, sodass auch später auf Nachrichten zurückgegriffen werden kann. Die E-Mail-Kommunikation kann mit wenigen Vorkehrungen sicher ausgeführt werden. Dazu müssen aber beide Seiten ein entsprechendes Zertifikat nutzen. Danach ist es problemlos möglich, vertrauliche Inhalte sicher über das unsichere Internet zu verschicken.

VERSCHLÜSSELUNG IM UNTERNEHMENSKONTEXT Für Unternehmen stellen sich einige Herausforderungen mehr als für Privatpersonen. Die Zertifikate sind in der Regel für eine Person ausgestellt. Verlässt diese das Unternehmen, wird der entsprechende Schlüssel gelöscht. Damit sind aber alle verschlüsselt empfangenen E-Mails nicht mehr lesbar. Auch wenn die E-Mail in einem CRM-System abgelegt wurde, kann nur der Besitzer des privaten Schlüssels sie lesen. Dies gilt auch für das Back-up der E-Mails. Ein Zugriff darauf ist ohne das passende Zertifikat nicht möglich. Diesen Umstand gilt es bereits bei der Planung der Verschlüsselung zu berück-

Andreas Wisler ist CISA, CISSP sowie ISO 27001 und 22301 Lead Auditor. Er ist Inhaber der GO OUT Production GmbH, die sich seit 2001 durch IT-Security Audits, Penetration Tests und Beratungen mit der ganzheitlichen Betrachtung der IT-Sicherheit auseinandersetzt. Er publiziert regelmässig Fachberichte in KMU- und technischen Zeitschriften und ist Dozent im CAS Information Security & Risk Management an der Hochschule für Wirtschaft FHNW.

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Nr. 10 2014 | UnternehmerZeitung

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Ein umfassendes Angebot bietet in Sachen Wellness, Kosmetik, Pflege und Physiotherapie: Alles, was das Herz begehrt und der Körper schätzt.

Wohlfühlsystem TOPSOFT IT-KONKRET Bei der Simon Keller AG lassen sich die angenehmen Seiten des Lebens hautnah erleben. Im Hintergrund sorgt die ERP-Lösung tosca für das Wohlbefinden des ganzen Unternehmens. TEXT C H R I S T I A N B Ü H L M A N N

PROJEKT Anwender: Simon Keller AG, 3400 Burgdorf, www.simonkeller.ch Mitarbeiter: 100 User: 50 Branche: Handel, Produktion Thema: ERP, E-Commerce Anbieter: dynasoft, 4501 Solothurn, www.dynasoft.ch Lösung: tosca Foto: zVg

S

chönheit, Entspannung und Gesundheit – die Simon Keller AG setzt seit 1971 alles daran, dass sich ihre Kunden, insbesondere aber deren Klienten, wohlfühlen. Erlebbar wird dies im über 2000 Quadratmeter grossen Show-Room des Hauptgeschäfts in Burgdorf. Das ISO-zertifizierte Unternehmen beschäftigt hier und in den Filialen Echandens (Lausanne), Dübendorf sowie im Aussendienst rund 100 Mitarbeitende. Die Simon Keller AG ist spezialisiert auf die Fabrikation und den Handel mit Praxiseinrichtungen und Fachbedarf für Podologie, Fusspflege, Kosmetik, Massage, Wellness, SPA, Physiotherapie sowie die Ausund Weiterbildung in diesen Bereichen. Das Sortiment umfasst rund 12 000 verschiedene Artikel. Zahlreiche Produkte wie Sterilisatoren, Praxiseinrichtungen oder die beliebte Hornhautfeile aus Holz und Acrylstein werden in modernen Fabrikations- und Montageräumen selber hergestellt und in über 30 Länder exportiert. Abgerundet wird das Sortiment der Simon Keller AG durch die verschiedenen Aus- und Weiterbildungsangebote der firmeneigenen Swiss Wellness Academy.

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AUSGANGSLAGE Mit der laufenden Weiterentwicklung und dem stetigen Wachstum des Unternehmens stiegen auch die Anforderungen an die Geschäftsprozesse. Bereits 1998 wurde daher nach einer geeigneten IT-Lösung gesucht. Fündig wurde man damals beim ERP-System tosca, welches die Anforderungen vollumfänglich erfüllte. Dazu gehören beispielsweise mehrstufige Stücklisten und Variantenstücklisten, die Verwaltung von Chargen- und Seriennummern sowie die internationale Beschaffung und der Vertrieb. Nach dem Projektstart im März 1999 wurde tosca bereits vier Monate später produktiv in Betrieb genommen. Seither ist man der ERP-Lösung tosca treu geblieben. ZIELSETZUNG Als die Software-Herstellerin dynasoft mit tosca 4 eine neue Ära ihrer Lösung ankündigte, wurde man in Burgdorf hellhörig. Das neue Release verfügte über Funktionen, auf die man bereits gewartet hatte, um die Lieferbereitschaft, die Kundennähe und die Prozesseffizienz weiter zu optimieren. Insbe-

sondere in den Bereichen CRM und Webshop sah die Simon Keller AG Handlungsbedarf. Die mehr als 20 000 Kunden sollen künftig Zugang zu einem Webshop mit sämtlichen Produkten erhalten. Gleichzeitig wollte man die Zusammenarbeit zwischen Aussen- und Innendienst sowie den verschiedenen Standorten verbessern. Besonders die Möglichkeit des mobilen Zugriffs auf die Unternehmenslösung stiess auf grosses Interesse. Trotz aller Innovationen galt aber eines als gesetzt: Der aktuelle Betrieb durfte durch die Umstellung auf keinen Fall beeinträchtigt werden. VORGEHEN Anlass zu einem Systemwechsel war aufgrund der Zufriedenheit der Simon Keller AG nicht gegeben. Umso erfreulicher war natürlich die Nachricht, dass die neue Version genau den gewünschten Anforderungen entsprach. Erstaunt hat dies aber nicht wirklich, da man den IT-Partner dynasoft schon immer als sehr kundennah und KMU-orientiert erlebt hat. Anfangs 2013 entschied sich die Simon Keller AG als Pilotkunde für den Umstieg auf Release 4. Die Umstellung,


FALLSTUDIEN

welche technologisch einen grossen Sprung darstellt, verlief problemlos. Das Go-live von tosca 4 erfolgte pünktlich am 1. Juni 2013.

des Auftrages via Tablet-PC kommissioniert. Ein Auftrag wird mit einem oder auch mehreren Logistikhilfsmitteln in Verbindung gebracht; der Kommissionierer scannt den Lagerplatz und kommissioniert die geforderte Menge. Via Rollenbahn gelangen die Logistikhilfsmittel in die Packerei. Der Packer scannt diese und prüft die bereitgestellte Ware, bevor der Auftrag abgeschlossen wird. Gleichzeitig mit dem Abschluss des Auftrages wird der Lieferschein oder die Rechnung gedruckt. Clever und völlig nahtlos integriert ist die Versandlösung der Swiss Post. Damit können Etiketten gedruckt, Track&Trace-Informationen direkt im Auftrag hinterlegt und den Verlauf der Lieferung jederzeit nachverfolgt werden. Die Track-and-trace-Informationen werden auch automatisch via E-Mail dem Kunden zur Verfügung gestellt, so dass der Kunde sich auch jederzeit über den Versandstatus orientieren kann.

LÖSUNGSKONZEPT Die vielfältigen Anwendungsbereiche bei der Simon Keller AG erfordern den Einsatz des gesamten tosca Lösungsumfangs. Dazu gehören Stammdaten, Einkauf, Verkauf, CRM, Lagerverwaltung, Logistik, Produktionsplanung, Finanzbuchhaltung, Management Accounting, Personal, PIM (Product Information System), Service/Reparaturen und Webshop. Besonderheiten dabei sind die individuelle Erweiterung des Kalkulationsmoduls sowie die «elektronische Kommissionierung». Dabei werden die zu kommissionierenden Aufträge in einem Pool zusammengefasst. Der grösste Teil davon wird im Lager gemäss Priorisierung

HERAUSFORDERUNG Nach wie vor wird von vielen Kunden der Simon Keller AG der grosse Produktekatalog in gedruckter Form gewünscht. Hier kommt das Modul PIM von tosca zum Einsatz. Es verbindet Printkatalog und Online-Shop mit den Stammdaten und der tosca Warenwirtschaft. Eine enorme Herausforderung ist dabei die Bereitstellung der Daten mit den extrem vielen Ausprägungen wie Farbe, Grösse, Gewicht, Material, Leistung und so weiter. Im Online-Shop werden dazu noch Kundenspezifika wie Kernsortimente oder Preisvereinbarungen herangezogen. So weitreichend die Anwendung auch ist, eines wollte Heinz Kaufmann, Leiter Fi-

Unter dem Label «IT-Konkret» erstellt die topsoft-Fachredaktion aktuelle Erfahrungsberichte über die Einführung und Nutzung von Business Software. Das Ziel ist die Vermittlung von praxisnahem Wissen und nützlichen Anregungen für den erfolgreichen Einsatz von Unternehmenslösungen. Sämtliche Fallstudien und Whitepaper stehen unter www.it-konkret. ch kostenlos zur Verfügung.

nanzen/IT/Administration bei Simon Keller AG, unbedingt vermeiden: «Wir wollen möglichst ohne Schnittstellen auskommen, da diese erfahrungsgemäss die meisten Probleme verursachen und den Unterhalt von mehreren Systemen erfordert. Zum Glück haben wir mit tosca eine voll integrierte Lösung mit flexiblem Aufbau und einem riesigen Funktionsumfang. Dadurch können wir auf Drittsysteme – und damit auf Schnittstellen – weitgehend verzichten. Trotz unserer Vielfalt halten wir am Lösungsstandard fest.» FAZIT Die hohe Benutzerakzeptanz von tosca bei der Simon Keller AG hat sehr viel mit der stabilen, langjährigen Nutzung der Lösung zu tun. Entscheidend dabei ist laut Heinz Kaufmann, dass der Software-Hersteller das Produkt am Leben erhält und laufend weiterentwickelt. Mit tosca 4 ist dem Hersteller dynasoft ein grosser Wurf gelungen, der den Bedürfnissen moderner, dynamischer Unternehmen stark entgegen kommt. Die Verschmelzung von ERP-Funktionen mit E-Commerce und mobiler Nutzung kommt bei Simon Keller AG voll zum Tragen und wird das Unternehmen auch weiterhin beflügeln. Der Wissens- und Erfahrungsaustausch mit dynasoft und anderen Anwendern ist von zentraler Bedeutung, zumal die Simon Keller AG selber über keine eigene IT-Abteilung verfügt. Umso wichtiger ist dabei die Verlässlichkeit auf den IT-Partner sowie die Qualität und Flexibilität der Lösung. Dies ist laut Heinz Kaufmann mit tosca von dynasoft gegeben. Eine Konstellation, in der man sich seit Jahren wohlfühlt.

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Kosten und Aufwand reduzieren FULL-SERVICE-LEASING Der Firmenwagen ist in vielen Unternehmen ein wichtiger Bestandteil des Vergütungspakets. 60 Prozent aller Firmen in der Schweiz finanzieren diese Fahrzeugflotte aus eigenen Mitteln. Dass die Kontrolle mit einem ausgelagerten Flottenmanagement besser und das Risiko geringer ist, wissen die wenigsten. Ein Full-Service-Leasing, wie das von Arval (Schweiz) AG, beinhaltet weit mehr als die Finanzierung und Betreuung der Fahrzeuge.

Auch für Herrn Bertschinger, Geschäftsführer eines mittelgrossen Lebensmittelunternehmens, war selbstverständlich, dass Firmenwagen gekauft werden. Die Vorgehensweise bei der Fahrzeuganschaffung war jedoch, wie so oft, wenig strukturiert. Die Flotte besteht heute aus 45 Fahrzeugen, die Fahrzeugtypen und damit Anschaffungskosten variieren stark, dazu gibt es in der Firma keine Car Policy. Für den Finanzchef sind die Kosten schwer kontrollierbar und das Unternehmen trägt das gesamte Risiko. Häufig gehen Unternehmen in der Schweiz davon aus, dass mit der Eigenfinanzierung eine grössere Kontrolle über Flottennutzung, -zustand und -kosten verbunden ist. Oft jedoch machen sich der hohe interne Verwaltungsaufwand und die geringe Kontrolle erst später bemerkbar. Mit einem Full-Service-Leasing ist das Flottenmanagement ausgelagert und der Anbieter kümmert sich um alles, was zum Fuhrpark gehört – von der Zusammenstellung der Flotte bis zur Parkbusse. SERVICE ALS ZENTRALER SCHLÜSSEL Arval (Schweiz) AG ist eine der führenden herstellerunabhängigen Anbieterinnen von Full-Service-Leasing. Die Tochtergesellschaft des internationalen Finanzdienstleisters BNP Paribas verwaltet in der Schweiz eine Fahrzeugflotte von mehr als 6200 Fahrzeugen, beschäftigt rund 45 Mitarbeitende und gehört zum Kerngeschäft des BNP Paribas Retail Banking. Seit 2001 ist Arval in der Schweiz aktiv mit Sitz in Cham (ZG) und Gland (VD). Zu ihren Kunden zählt sie kleine und mittelgrosse Firmen sowie grosse internationale Gesellschaften. Ihnen bietet die Spezialistin von Full-Service-Leasing massgeschneiderte Lösungen: Die Mobilität der Fahrer wird optimiert und den Unternehmen werden die mit dem Flottenmanagement verbundenen Risiken abgenommen. Service steht für Arval nicht nur im Begriff Full-Service-Leasing im Zentrum. Mit vier Dimensionen – Advise, Manage, Commit und

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Das Team von Arval sorgt dank seinem Angebot des Full-Service-Leasing für ein deutlich geringeres Risiko beim Flottenmanagement Ihres Unternehmens. Foto: zVg

FULL-SERVICE-LEASING – Finanzierung – Wartung, Reparatur – Reifen und Einlagerung – Treibstoffmanagement – Schaden- und Unfallmanagement – Versicherung – Ersatzfahrzeug – Fahrzeugsteuern – Assistance – 24h-Hotline – Reporting und Analysen (persönlich und online) – Outsourcing-Lösungen www.arval.ch/

Report – garantiert Arval ein effizientes Flottenmanagement. Neben der Service-Qualität, die für Arval an erster Stelle steht, ist die kompetente Beratung über einen engen, persönlichen Kontakt die zweite Grundlage des Markenversprechens.

20 PROZENT TIEFERE KOSTEN Im Fall von Herrn Bertschinger hat Arval eine ausführliche Bedarfsanalyse durchgeführt und mit ihm gemeinsam eine zeitgemässe Mobilitätslösung, bestehend aus einer zur Firmenkultur passenden Flotte, zusammengestellt. Mit dieser konnte das Lebensmittelunternehmen die Kosten um 20 Prozent senken. Ersichtlich wird dies durch die neu gewonnene Kostentransparenz. Herr Bertschinger und sein Finanzchef können jederzeit auf die Kostenübersicht zugreifen. Zusätzlich erhalten die beiden regelmässige und automatische Berichte. Für sämtliche Anliegen oder Anfragen steht ihnen ein persönlicher Ansprechpartner zur Verfügung, der sich auch für ihr Feedback interessiert. Herr Bertschinger kann sich dank eingesparter Zeit und Kosten sowie ausgelagertem Risiko wieder auf sein Geschäft konzentrieren. Das Flottenmanagement weiss er bei Arval in guten Händen – und diese informieren und beraten ihn auch laufend über die für ihn wichtigen Marktveränderungen.


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Unsere erste Betriebs-Homepage: Welche Fettnäpfchen gilt es zu umgehen? Intuitive Tools bieten heutzutage auch KMU die Möglichkeit, einen professionellen Internet-Auftritt zu gestalten. Sie kommen mit diversen Design-Vorlagen und vorgefertigten Bausteinen einher und setzen kaum technische Vorkenntnisse voraus. BARRIEREFREIHEIT Ein Web-Auftritt zielt darauf ab, Interesse zu generieren. Potenzielle Kundschaft sollten Sie

daher nicht unbewusst ausschliessen oder verärgern. Dies ist der Fall, wenn Ihre Webseite nicht mit den gängigsten Webbrowsern aufgerufen werden kann. Überdies ist bekannt, dass sich die Internet-Nutzung auf mobile Endgeräte verlagert. Gestalten Sie Ihre Webseite mobile-optimiert, ermöglichen Sie rund 4.3 Millionen Smartphone-Besitzern in der Schweiz einen benutzerfreundlichen Zugriff. Professionelle Homepage Tools berücksichtigen das steigende Bedürfnis nach mobilen Inhalten

bereits bei der Erstellung der Webseite, indem sie diese automatisch für iOS, Android und Windows optimieren. WEB-PROFESSIONALITÄT Webseiten-Besucher machen sich innerhalb weniger Sekunden ein Bild von Ihrem Unternehmen. Auch im Netz ist Professionalität gefragt. Links, die ins Leere führen und Seiten, die mit dem Vermerk «Coming soon» vertrösten, sind zu vermeiden. Welchen Eindruck hinterlässt ein Unternehmen, das im Sommer

noch eine Oster-Aktion auf der Einstiegsseite hat? Viele kleine Mängel können Kunden das Gefühl geben, dass sie es mit keiner professionellen Firma zu tun haben. Räumen Sie daher regelmässig auf. Überraschen Sie Ihre wiederkehrenden Besucher ausserdem stets mit neuen Inhalten und Informationen. Ratgeber oder Checklisten eignen sich dafür hervorragend und werden obendrein gerne verlinkt oder in sozialen Medien verbreitet. Mit Hilfe professioneller Tools binden Sie Ihr Facebook- oder Twitter-Profil

in die Webseite ein und machen Ihre Besucher auch zu Fans auf den sozialen Netzwerken.

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Die Autorin ist KMUBeraterin bei Swisscom und beantwortet Fragen zur Informations- und Kommunikationstechnologie.

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Auf der Überholspur VOM FLOTTEN- UND MOBILITÄTSMANAGEMENT Wer bei Flottenmanagement nur an Kosten und Finanzierung denkt, gerät mittel- bis langfristig in eine Sackgasse.

Welche Kriterien sollten bei der Evaluation des Flottenmanagements berücksichtigt werden? RAHEL BONNY: Flottenmanagement geht heute weit über rein betriebswirtschaftliche Aspekte hinaus und die Anforderungen an die Fuhrparkleiter werden komplexer. Bei der Evaluation eines Flottenmanagers tun Unternehmen deshalb gut daran, sich beim Vergleich der Angebote nicht nur auf Finanzierung und Betriebskosten zu konzentrieren. Mindestens genau so wichtig sind Knowhow und Infrastruktur. Welches sind die «Fallen», welche eine Firma bei der Evaluation eines Flottenmanagers vermeiden sollte? Welche weiteren Aspekte gilt es zu berücksichtigen? Ausschlaggebend ist die Gesamtdienstleistung des Flotten-Partners. Geht er nach der TCO-Methode vor? Werden also die gesamten während der Laufzeit anfallenden Kosten berücksichtigt? Verfügt er über ein Partnergaragennetz oder Vertragsgaragen? Was ist in der Monatspauschale enthalten? Hier sind vor allem die Anzahl und Qualität der Reifen oder die Leistungen im Schadenmanagement zu beachten. Wie erfolgt die Schlussabrechnung des Vertrages? Und für eine erfolgreiche Partnerschaft ist natürlich auch der Service entscheidend. Man sollte nicht nur auf das günstigste Angebot schauen, sondern das «Gesamtpaket» bewerten.

Bei der Konzeption der Flottenpolitik und Gestaltung der Fahrzeugflotte empfiehlt sich eine ganzheitliche und auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Betrachtungsweise. Foto: emobile

MOBILITY SOLUTIONS AG Die Mobility Solutions AG ist eine Konzerngesellschaft der Schweizerischen Post und auf Full-Service Flottenmanagement spezialisiert. Das Unternehmen mit Sitz in Bern beschäftigt 90 Mitarbeitende. Das Angebot beinhaltet sämtliche Dienstleistungen im Full-Service-Flottenmanagement: Vom Einkauf über Finanzierung, Versicherung,

schaftung sehr individuell. Je nach Laufleistung und Ausstattung der Fahrzeuge variieren die Kosten. Auch ist in Betracht zu ziehen, wie intensiv die Flotte vor dem Outsourcing betreut werden konnte und wie hoch der frühere finanzielle Aufwand für eine Flotte war. Im Idealfall – und das trifft dann auf grössere Flotten zu – lassen sich bei einem Outsourcing bis zu 15% der Kosten einsparen.

Welche betriebswirtschaftlichen Vorteile verspricht ein professionelles Flottenmanagement für ein Unternehmen? Professionelles Flottenmanagement beginnt bei der Analyse des Mobilitätsbedürfnisses. Gefolgt von der Konzeption der Flottenpolitik respektive der zukünftigen Flotte: Welche Fahrzeuge sind die richtigen? Was ist die optimale Haltedauer? Wie berücksichtige ich steuerliche Aspekte und so weiter? Am Schluss der Wertschöpfungskette stehen mehrheitlich die Optimierung der Gesamtmobilitätskosten und der internen Prozesse auf der Haben-Seite. Rahel Bonny, Geschäftsführerin der Flotten sind in ihrer Bewirt- Mobility Solutions AG in Bern.

Was werden Ihrer Meinung nach die Erfolgsfaktoren für das Flottenmanagement der Zukunft sein? Die Mobilität wird sich dreidimensional entwickeln. Das heisst, es zählen nicht mehr allein Geschwindigkeit und Kosten, sondern auch die Ökologie. Alternative Antriebsformen und

Wartung, Reparatur und Treibstoffversorgung bis hin zum Remarketing der Fahrzeuge. Die PostTochter versteht sich als Mobilitätsmanagerin und entwickelt für ihre Kunden Mobilitätskonzepte und -lösungen für nachhaltiges Flottenmanagement. www.mobilitysolutions.ch

Energieträger drängen immer stärker auf den Markt. Das Auto wird Hauptverkehrsmittel bleiben, aber mit neuen nachhaltigen Mobilitätsformen und -modellen kombiniert werden. Der Flottenmanager der Zukunft wird seine Dienstleistungen um dieses Spektrum erweitern und seinen Kunden ein plus an Convenience bieten müssen, die weit über das «herkömmliche» Flottenmanagement hinaus geht. Kurz gesagt: Der Flottenmanager von heute wird zum Mobilitätsmanager von morgen. Mobility Solutions AG bietet schon heute die einzigartige Lösung des MoS Move Centers: Dabei wird das klassische Car-Pooling mit einer Mitfahrzentrale in Echtzeit kombiniert. Die Firmen erreichen dadurch eine maximale Auslastung des Fuhrparks und erzielen beträchtliche Kosteneinsparungen. Und auch der interne und externe Imagegewinn als modernes und nachhaltig aufgestelltes Unternehmen ist bares Geld wert.

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Wenn Zeit oder Geld keine Rolle spielen – was wäre aus Ihrer Sicht das ultimative Kreuzfahrterlebnis? CORNELIA GEMPERLE: Mein persönlicher Traum wäre zum Beispiel eine Weltreise per Schiff – dafür benötigt man allerdings rund drei Monate Ferien und auch ein gewisses Budget. Die besonders aussergewöhnlichen Routen und Destinationen sind natürlich den Expeditionsfahrten vorbehalten. «Eine Expeditionsfahrt nach Spitzbergen in der Arktis: Ein unvergleichliches Naturschauspiel, das man nie vergisst.» Auf unserer exklusiven Expeditionsfahrt nach Spitzbergen und Ostgrönland an Bord der «Silver Explorer», ein Expeditionsschiff, das zugleich hohe Luxusansprüche erfüllt. Die von erfahrenen Polarexperten begleitete Reise bietet atemberaubende Naturerlebnisse, wie man sie an keinem anderen Ort der Welt erleben kann und führt unter anderem an den Inseln von Svalbard vorbei, der Heimat von rund 3000 Eisbären und Seevögeln. Anschliessend führt die Fahrt entlang gigantischer Fjorde, Gletscher und Polarwüsten bis hinauf zur Eisgrenze auf über 80° Nord und anschliessend weiter zum Scoresby Sund, dem grössten Fjord der Welt an Grönlands Ostküste. Diese Fahrt ist einzigartig: Wenn man ringsum nur diese grosse Stille spürt, nichts als grenzenlose Natur von gewaltigen Dimensionen sieht

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UnternehmerZeitung | Nr. 10 2014

und als einziges Geräusch nur das Krachen des Eises hört – das ist schon ein echter Reisetraum fürs Leben.

Fotos: zVg

chequipment oder Surfboards angeboten. Dafür geht es wiederum auf kleineren Schiffen etwas ruhiger zu, es werden meist weniger Tagesaktivitäten und Entertainmentmöglichkeiten angeboten.

Welchen Rat würden Sie Kreuzfahrt-Neueinsteigern mit auf die Reise geben? Entscheidend ist zu Anfang Sie haben Lust, in den nächsten nicht nur die Frage der Route Ferien Meeresluft zu schnupsondern vor allem auch die pern? Frage: Welche Schiffgrösse Entdecken Sie über 20 000 passt zu mir? Für jeden ReiseKreuzfahrten auf mehr als typ gibt es das passende Schiff: Eine hochkarätige Expertin: 400 Schiffen zu den unterKleine Schiffe sind meist teu- Cornelia Gemperle ist General schiedlichsten Destinationen in rer aber dafür familiärer, der Manager von Kuoni Cruises und seit aller Welt: in die Karibik, nach Service ist individueller und die über 22 Jahren bei Kuoni tätig. Asien, nach Neuseeland, aber Essenszeiten flexibler, da das auch in landschaftlich atembePersonal auf den einzelnen Gast und seine Vorraubende Kaltwassergebiete wie Grönland und die lieben besser eingehen kann. Ein Vorteil von kleiAntarktis. Unsere Schiffsreise-Experten beraten neren Schiffen ist auch, dass sie kleinere Häfen Sie persönlich – rufen Sie uns an und kommen anlaufen können. Besonders schöne DestinatioSie vorbei oder besuchen Sie uns an der Kuoni nen wie Hvar an der kroatischen Küste oder Kotor Cruises Kreuzfahrtmesse vom 06.–08.11.14 in in Montenegro können nur von kleineren Schiffen Basel, St. Gallen und Zürich. Gratis Anmeldungen angefahren werden, während grosse Schiffe nur in und weitere Informationen unter Häfen mit passender Infrastruktur wie Dubrovnik www.kuoni.ch/kreuzfahrtmesse ankern können. Kleinere Schiffe haben oft auch Kuoni Cruises, Kuoni Reisen AG, im Heckbereich eine Marina, man kann wie bei Neue Hard 7, 8010 Zürich, einer privaten Yacht direkt vom Schiff aus im 044- 277 52 00 oder www.kuonicruises.ch Meer schwimmen gehen, oft werden auch Tau-


BUSINESS-TRAVEL

Reisen Geschäftsfrauen smarter? TEXT K L A U S S T A P E L

R

und 81 Prozent der Frauen zwischen 25 und 54 Jahren sind in der Schweiz berufstätig. Obwohl es hierzulande eher wenig weibliche Führungskräfte gibt, die auf Geschäftsreisen gehen, gibt es interessante neue Erkenntnisse: Weibliche Geschäftsreisende buchen ihre Business-Trips nicht nur gezielter, sie fliegen auch günstiger als ihre männlichen Kollegen. Dies belegt eine aktuelle Studie von AirPlus International. Geschäftsfrauen von Schweizer Unternehmen gaben 2013 für ein Flugticket

der Economy Class durchschnittlich 313 Franken aus. Geschäftsreisende Männer hingegen belasteten die Budgets ihrer Firmen deutlich stärker. Ihre Tickets kosteten im Durchschnitt 333 Franken. Bei Flugtickets in der Business Class betrug der Unterschied sogar über 100 Franken. VORAUSSCHAUENDES BUCHEN Ein möglicher Hintergrund für dieses unterschiedliche Buchungsverhalten: Während weibliche Geschäftsreisende ihre Tickets im Durch-

schnitt 23,9 Tage vor der Abreise organisierten, buchten Geschäftsmänner erst 21,6 Tage im Voraus. Zudem stornierten Männer ihre Flüge häufiger. Ihre Stornierungsrate lag bei 4,5 Prozent, bei den Frauen waren es lediglich 3,6 Prozent. UNPRÄTENTIÖSERES REISEVERHALTEN Auch bei der Wahl der Serviceklassen verhielten sich Geschäftsfrauen preisbewusster. Auf Interkontinentalflügen buchten nur zwei Prozent der weiblichen Reisenden First Class,

bei den Männern waren es immerhin drei Prozent. In der Kategorie Business Class lagen männliche Reisende mit 52 Prozent ebenfalls höher als ihre Kolleginnen mit 51 Prozent. Und während 47 Prozent der Business-Frauen auf die kostengünstige Economy Class setzten, wählten nur 45 Prozent der männlichen Geschäftsreisenden die sogenannte «Holzklasse». Möglicherweise bewegen diese Ergebnisse das ein oder andere Schweizer Unternehmen dazu, mehr Frauen auf Geschäftsreise

zu schicken. Denn wie die Studie von AirPlus zeigt, betrug der Anteil der Frauen auf Geschäftsflügen im letzten Jahr nur ein Fünftel aller Firmenreisenden.

KLAUS STAPEL

Der Autor ist Geschäftsführer von AirPlus International AG (Schweiz). www.airplus.com

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AXA.ch/kmu Nr. 10 2014 | UnternehmerZeitung

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MOBIL

Wie im Fluge TRANSPORT DER ZUKUNFT Tagtäglich haben es Pendler während den Stosszeiten mit dem Kampf um einen Sitzplatz zu tun, die Züge der SBB sind masslos überfüllt. Abhilfe schaffen könnte der Bau der ersten Magnetschwebebahn der Schweiz. Die SwissRapide AG will die Fahrzeit von Bern nach Zürich auf 20 Minuten verkürzen. TEXT A N N I N A H A L L E R

Der SwissRapide Express wird die Passagiere in nur 20 Minuten von Zürich nach Bern transportieren können.

I

n den Stosszeiten einen Sitzplatz im Zug zu ergattern ist heute nur noch den wenigsten vergönnt. Immer mehr Menschen nutzen den öffentlichen Verkehr, um in der Schweiz von A nach B zu gelangen. Laut eigener Medienmitteilung verzeichneten die SBB 2013 erstmals mehr als eine Million Kunden pro Tag. Für die Bundesbahnen mag das ein Erfolg sein, die belastenden Auswirkungen für den Kunden zeigen sich jedoch in der abnehmenden Pünktlichkeit und sinkenden Kundenzufriedenheit. Mit einer durchschnittlichen Kundenpünktlichkeit von immer noch 87.5 Prozent scheint das alles Jammern auf hohem Niveau zu sein, und doch kennt jeder Pendler die Platznot im Zug sowie das drückende Gefühl eines Ellbogens vom Nachbarn. Auch mit den zahlreichen Ausbauten 48

UnternehmerZeitung | Nr. 10 2014

und Erneuerungen – die auch immer mehr Stehplätze vorzusehen scheinen – ist für die masslose Überfüllung und Verspätungen zu Spitzenzeiten noch keine magische Lösung gefunden worden. LÖSUNG MAGNETSCHWEBEBAHN Doch eine Lösung könnte in einigen Jahren vorhanden sein. Niklaus König, Präsident und CEO der SwissRapide AG, möchte mit der Einführung einer Magnetschwebebahn auf ausgewählten Strecken in der Schweiz für die erhoffte Erleichterung im Bahnverkehr sorgen. Gerade auf der stark befahrenen Strecke zwischen Bern und Zürich will König Abhilfe schaffen. Mit durchschnittlich 15 000 Passagieren pro Tag hat die Strecke schon jetzt beinahe ihre Kapazitätsgrenze erreicht. Dass bis 2017 ein Wachstum von 30

Prozent erwartet wird, ist in dieser Situation auch keine angenehme Prognose. Doch wie soll nun der SwissRapide Express unsere Verkehrsprobleme lösen? Der SwissRapide Express basiert auf der Transrapid Maglev Monorail Technologie, die eine markant höhere Geschwindigkeit zulässt als sie beim bekannten Schienenverkehr möglich ist. Bern wäre von Zürich aus in nur 20 Minuten zu erreichen. Somit ist der SwissRapide Express drei Mal schneller als übliche Intercity-Verbindungen, was auch bis zu sechs Mal mehr Sitzkapazität möglich macht. Die bereits abgeschlossene Machbarkeitsstudie der Strecke Bern-Zürich sieht eine durchgehende Doppelspur vor, wodurch eine vollständige Schleife gebildet wird. Auf diese Weise können Züge im Fünfminutentakt nacheinander und nach


«A GOOD IDEA NEVER DIES.» Nikl us Köni Niklaus König, g, Präs r iden e t und und CEO CE der SwissRapid p e AG, AG,

Visualisierung: zVg

dem Halt in Bern oder Zürich ohne Wenden weiterfahren. Fahr- und Haltezeiten werden so deutlich optimiert und auf ein Minimum beschränkt. NACHHALTIGE ANZIEHUNGSKRAFT Auf dem bisherigen Schienennetz ist der SwissRapide nicht zu fahren. Die «Maglev» («Magnetic Levitation») ist ein spurgeführtes Transportmittel, welches durch die anziehenden Kräfte zwischen den Elektromagneten im Fahrzeug und den ferromagnetischen Reaktionsschienen unterhalb des Fahrweges in der Schwebe gehalten wird. Für den Antrieb sind keine Räder, Achsen, Antriebswellen oder Getriebe erforderlich: Das Führprinzip basiert auf elektromagnetischer Anziehung. Dabei ziehen die Tragmagnete das Fahrzeug von unten an den Fahrweg

heran, während die Führmagnete es seitlich in der Spur halten. So wird das Fahrzeug in der Schwebe gehalten und funktioniert buchstäblich reibungslos. Niklaus König erinnert sich an eine Testfahrt 2001, die er selbst in einer Maglev erleben durfte. «Man glaubt zu fliegen, und das nur wenige Meter über dem Boden. Ein einzigartiges Gefühl!», erzählt König begeistert. Nach dieser Testfahrt wusste er, dass er dieses innovative Transportmittel in die Schweiz bringen will. So sollen dann auch die Investitionskosten zu beinahe 100 Prozent mit Schweizer Technologien und Schweizer Unternehmen umgesetzt werden. «Die Schweiz hat die Möglichkeit, diese Technologien voranzutreiben», ist sich König sicher. Mit einer weniger starken Umweltbelastung durch tieferen Energieverbrauch und geringere Lärmemissionen sowie durch die mittels vollständiger Automatisierung gewährleistete Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit wäre das Projekt ökonomisch wie ökologisch wertvoll. Innovativ ist auch das Finanzierungsmodell: Das Private Investment for Public Infrastructure (PI2) Modell sieht eine bis zu hundertprozentige Finanzierung von privaten Investoren vor. Im Gegensatz zu anderen Verkehrsprojekten beteiligt sich der Staat finanziell nicht, sondern leistet seinen Beitrag durch politischen Support und durch Erstellung der notwendigen Bewilligungen und Genehmigungen. Dieses Modell ermöglicht unter anderem, dass der Bevölkerung eine hochwertige Infrastruktur zur Verfügung gestellt wird, ohne dass Steuergelder benötigt werden. Nicht einfach ist es jedoch, diese Gelder von privater Seite zusammenzutreiben. Dennoch konnte sich König bis zum jetzigen Zeitpunkt bereits Unterstützung in Form von etwa 40 Partnerfirmen sichern. ZÖGERN DER INVESTOREN Auf den ersten Blick scheint das Projekt also fast nur Vorteile zu haben. Und man merkt, dass König von seiner Vision vollständig überzeugt ist, wenn er mit viel Elan und Begeisterung vom Zukunftsprojekt erzählt. Wieso aber hat es sich dann bisher noch nicht durchgesetzt? «Vielleicht ist die Bahn zu gut?», gibt König selbstsicher zu bedenken. Durch die flugähnliche, reibungsarme Fahrt in der Schwebe ergeben sich kaum Abnützungen an den Fahrzeugen. Dieses «Problem» bedingt die schwierige Suche nach einem Fahrzeughersteller. Denn welcher Hersteller möchte etwas liefern, woran er durch fehlende Wartungsarbeiten später nichts mehr verdient? Gleichzeitig aber auch fehlt es dem Projekt an Investoren. Die Gap-Finanzierung

gestalte sich laut König bis jetzt am schwierigsten, was er auch auf ein Zögern von Schweizern zurückführt: «Wären wir im Silicon Valley, würde sich die Frage nach Investoren gar nicht stellen. In der Schweiz will aber niemand bloss in ein Projekt investieren. Das Bewusstsein für so etwas muss sich erst einmal einstellen.» König erinnert sich an den Pionier- und Visionsgeist der Schweiz von früher und erinnert an Alfred Escher, der wesentlich für den Bau und das Vorantreiben des Schweizer Eisenbahnnetzes sowie der Gotthardbahn auf weitgehender privater Basis verantwortlich war. Zwei ebenfalls nicht gerade ungewagte Vorhaben, die die Basis für das heutige Bahnnetz gelegt haben bzw. für die damalige wirtschaftliche Entwicklung der Schweiz mitverantwortlich waren. König meint: «Diese Vision brauchen wir dringend, um die zukünftige Verkehrsnachfrage zu befriedigen und den Wirtschaftsstandort der Schweiz auch in der Zukunft wettbewerbsfähig zu halten.» Wirtschaftlich würde sich das Projekt gemäss König für die Schweiz definitiv lohnen. Die Investitionen in Milliardenhöhe für die Strecke Bern-Zürich sollten innerhalb von 17 Jahren amortisiert sein, danach wäre mit einer Rendite für Investoren von 7 bis 10 Prozent zu rechnen. Mit einem voraussichtlichen Economic Impact von 20 Milliarden Franken für die Schweizer Wirtschaft werden rund 10 000 neue, nachhaltige Arbeitsplätze in der Schweiz geschaffen. POSITIVE ERFAHRUNGEN IM AUSLAND In Shanghai konnten mit der Transrapid Maglev Monorail Technologie bereits Erfolge verbucht werden. Seit 2004 hat diese bereits 30 Millionen Kilometer im täglichen Einsatz zurückgelegt und weist sowohl eine hohe Sicherheit als auch Pünktlichkeit auf. Basierend auf dieser Technologie soll der SwissRapide Express auch in der Schweiz für Sicherheit, Komfort und vor allem die nötige Entlastung im Pendlerverkehr sorgen. Wenn alles wie geplant verläuft, können wir vielleicht bereits 2022 von Zürich nach Bern «fliegen». Jedoch bleibt bis jetzt die Frage offen, ob die private Durchsetzung eines solchen Riesenprojektes in der Schweiz politisch akzeptiert wird. Niklaus König sieht eine Möglichkeit, grössere Investoren auch im Ausland zu suchen und in der Folge ein erstes Projekt vielleicht dort zu realisieren. Risiko- und wachstumsfreudigere Orte wie beispielsweise Abu Dhabi könnten zur Startrampe für das Projekt werden. Auf welchem Weg der SwissRapide Express auch zu uns kommen soll, Niklaus König ist sich sicher, dass er kommen wird: «A good idea never dies.» Nr. 10 2014 | UnternehmerZeitung

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UNTERNEHMEN

Sorgfalt und Pragmatismus DANIELA MERZ, CEO DOCK GRUPPE AG Seit über 15 Jahren beschäftigt die Dock Gruppe AG langzeitarbeitslose Menschen. CEO Daniela Merz erklärt, was das langfristige Ziel der Sozialfirma ist und wieso die Wiedereingliederung in den ersten Arbeitsmarkt immer schwieriger wird. INTERVIEW S AV E R I O G E N Z O L I

D

ie Arbeitslosigkeit liegt in der Schweiz weit unter fünf Prozent. Umfassender Wohlstand und eine hohe Beschäftigungsquote sind die Aushängeschilder der schweizerischen Arbeitsmarktpolitik. Dennoch sind auch hierzulande viele langzeitarbeitslose Menschen auf Sozialfirmen wie die Dock Gruppe angewiesen.

Die Dock Gruppe bietet Arbeitsplätze für Menschen, die lange Zeit ohne Arbeit waren. Was ist das Ziel dieser Beschäftigung? DANIELA MERZ Das Ziel ist eben, dass es keine Beschäftigung ist. Es geht nicht darum, etwas künstlich herbei zu führen, sondern den Menschen ihren Fähigkeiten, Ressourcen und Lebenssituationen entsprechend einen reellen Arbeitsplatz zu bieten, der aber an die jeweiligen Rahmenbedingungen angepasst ist. Im Prinzip übernehmen wir die Regeln des ersten Arbeitsmarktes in einer vereinfachten Form für den zweiten Arbeitsmarkt und dessen Menschen – mit den gleichen Zielen, die Arbeit für uns hat: Bestätigung, Wertschätzung, Inhalt, Konflikte lösen zu lernen und die Möglichkeit, sich in einem Team einbringen zu können. Ist das langfristige Ziel die Wiedereingliederung in den ersten Arbeitsmarkt? Selbstverständlich. Leider wird das aber immer anspruchsvoller. Die vorgelagerten Stellen, also die regionalen Arbeitsvermittlungen, machen ihre Arbeit sehr gut. Sie bringen diejenigen Leute, welche den Anforderungen des ersten Arbeitsmarktes noch entsprechen, wieder direkt an die Unternehmen. Bei uns landen dann die 50

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KMU-TAG Daniela Merz wird am Schweizer KMU-Tag vom Freitag, 24. Oktober 2014, ein Referat zum Thema «Eine besondere Kundenbeziehung basiert auf Vertrauen» halten.

Leute mit einer niedrigeren Arbeitsmarktfähigkeit – in der Regel zwischen 50 bis 80 Prozent. Obwohl 80 Prozent Leistungsfähigkeit eigentlich relativ viel wäre, reicht das in einem normalen Industriebetrieb einfach nicht aus. Wieviele meistern den Wiedereinstieg in den ersten Arbeitsmarkt durch die Dock Gruppe? Das sind etwa 15 bis 20 Prozent. Diese Zahl mag ich jedoch nicht besonders. Es wird immer versucht, die Arbeitsintegration an dieser Statistik zu messen. Entscheidend ist jedoch vielmehr, wieviele Leute sich durch die Arbeit bei uns in ihrer Lebenssituation stabilisieren können. Mit unserem Betrieb leisten wir einen ordentlichen Beitrag zur Volkswirtschaft. Wir machen hier nicht irgendwelche Bastelarbeiten. In was für Tätigkeitsbereichen wird in erster Linie gearbeitet? Wir sind eine verlängerte Werkbank. Das heisst, wir machen klassische Industriearbeit, die sonst in ein Billiglohnland ausgelagert würde. In der Regel umfasst das Arbeiten, die automatisiert werden können. Wir versuchen im Prinzip, diejenige Arbeit wieder zu erschliessen, welche sonst auf einen Lastwagen verfrachtet und in den Osten zur Verarbeitung abgegeben worden wäre.

Aber es muss schon eine Tätigkeit sein, die ohne den entsprechenden beruflichen Hintergrund ausgeführt werden kann? Ja, grundsätzlich schon. Wir haben aber auch nicht den Anspruch, Facharbeit zu leisten. Diese soll im ersten Arbeitsmarkt erbracht werden. Es geht uns darum, dass Arbeiten, welche normalerweise in einem Prozess ins Ausland ausgelagert würden, hier gemacht werden können. Was irgendwelchen Menschen in einem Billiglohnland erklärt werden muss, das können wir unseren Leuten auch erklären. Wie finanziert sich die Dock Gruppe? Unsere Leute arbeiten für ihr Geld, anstatt Sozialhilfe zu beziehen. Wenn jemand also 2000 Franken Sozialhilfe hat, aber für 1000 Franken bei uns arbeitet, bekommt er nachher noch 1000 Franken Sozialhilfe. Die 1000 Franken an Lohnkosten stellen wir dann dem Staat in Rechnung. Wir haben also nur eine Subjektfinanzierung der Angestellten. Nicht wir bekommen das Geld vom Staat, sondern der Arbeitnehmende selber. Wir kriegen folglich keine Subventionen. Die Infrastrukturkosten, wie zum Beispiel die Mieten unserer Räumlichkeiten oder die Löhne des anleitenden Personals, müssen wir selber einbringen. Wir leben also de facto nur von der Wertschöpfung, welche unsere Leute erwirtschaften. Die Dock Gruppe wird als Sozialfirma bezeichnet. Sind Sie demnach eine Sozialarbeiterin? Nein, gar nicht. Eine Sozialfirma hat aber im Gegensatz zu einem Betrieb im Erstarbeitsmarkt klare Vorteile. Wir gehören einer Stiftung an und müssen uns daher vor keinem Shareholder rechtfertigen. Unsere Aufgabe ist die Gemeinnützigkeit, nicht die Gewinnmaximierung. Wir betreiben also kein Renditegeschäft, sondern wollen einfach möglichst viele Arbeitsplätze schaffen. Reich werden will und kann damit niemand. Die Schweizer Arbeitsmarktpolitik schmückt sich mit tiefen Arbeitslosenquoten und gilt deshalb als Erfolgsmodell. Zu Recht? In einem gewissen Masse wohl schon. Das Problem ist einfach, dass die Langzeitarbeitslosen in diesen Statistiken nicht mit eingeschlossen sind. Es stellt sich dann die


Frage, inwiefern diese Menschen überhaupt arbeitsmarktfähig sind. Wir müssen anfangen, über Modelle nachzudenken, in denen auch teilarbeitsfähige Menschen Platz finden. Ist Arbeitslosigkeit in der Schweiz ein Tabuthema? Oftmals fehlt etwas die Betroffenheit und damit das Verständnis. Die Schweiz lässt sich den Sozialstaat aber immer noch was kosten. Mit der Sozialhilfe kann man in diesem Land auf einem tiefen Niveau leben. Sie schafft die Möglichkeit, dass grundsätzlich jede Person eine reelle Chance erhält. Einem Menschen geht es aber nicht per se gut, nur weil er Geld zum Leben hat. Über eine längere Zeit ist Arbeitslosigkeit ein enormer Stressfaktor. Dies wird vielfach nicht erkannt. Sich dieser Tatsache zu stellen ist etwas, das die Öffentlichkeit nicht gerne tut. Wird die Wiedereingliederung von Langzeitarbeitslosen in den Arbeitsmarkt immer schwieriger? Dadurch, dass die Arbeitsplätze immer spezifischer und die Anforderungen an die Arbeitskräfte immer höher werden, wird die Schere immer grösser. Wer heute längere Zeit ohne Arbeit ist, hat eine sehr schlechte Perspektive. Was sind die Gründe für diese Tendenz? Der Arbeitsmarkt ist nicht geschaffen für Teilzeitarbeitskräfte. Infrastrukturtechnisch muss ich für einen Angestellten, welcher nur 20 Prozent arbeitet, denselben Aufwand betreiben wie für einen Vollzeitarbeiter. Das können sich viele Betriebe nicht leisten. Für solche Situationen müsste es klare Formen geben. Der Arbeitsmarkt ist so ausgerichtet, dass jeder 100 Prozent arbeiten und 100 Prozent Leistung bringen muss. Für alles andere gibt es keine Übersetzung. Weder bei den Mindestlöhnen, noch bei den Versicherungsleistungen.

Foto: zVg

«WER HEUTE LÄNGERE ZEIT OHNE ARBEIT IST, HAT EINE SEHR SCHLECHTE PERSPEKTIVE.»

Was wünschen Sie sich von der Schweiz in Bezug auf die Arbeitsmarktpolitik? Die Diskussion in der Arbeitsmarktpolitik muss unbedingt ganzheitlich und damit sorgfältig geführt werden. Entscheidend ist, dass man primär den ersten Arbeitsmarkt im Griff behält und anfängt, über den Anschluss des zweiten nachzudenken. Das Augenmerk sollte weiterhin auf dem ersten bleiben. Denn nur, wenn es dem ersten Arbeitsmarkt gut geht, kann es auch uns gut gehen. ZUR PERSON Daniela Merz ist CEO der Dock Gruppe AG, welche langzeitarbeitslosen Menschen eine Anstellung in den Bereichen Industrie und Recycling bietet.

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MANAGEMENT

Gezielte Prävention ERNÄHRUNG UND BEWEGUNG In Sachen Ernährung und Bewegung setzen die Schweizerinnen und Schweizer auf Eigenverantwortung statt Verbote und Gesetze. Von der Wirtschaft erwarten sie hochwertige Produkte, Vielfalt und verständliche Informationen. Der Staat soll die Prävention gezielt angehen – auch in Kooperation mit der Wirtschaft. So lauten die zentralen Resultate des 1. Monitors Ernährung und Bewegung. TEXT J A N I C K T A G M A N N

D

ie Zahl übergewichtiger oder adipöser Menschen hat in den letzten Jahrzehnten in Europa zugenommen. Auch in der Schweiz sind Übergewicht und Adipositas zu einem gesellschaftlichen Problem geworden. Erstmals hat das gfs.bern die öffentliche Meinung zu den Themen Ernährung und Bewegung ermittelt und untersucht, welchen Stellenwert die Themen im Alltag haben und welchen gesellschaftlichen Umgang sich Schweizerinnen und Schweizer mit diesen Themen wünschen. Für die repräsentative Umfrage für die Informationsgruppe Erfrischungsgetränke

hat das gfs.bern mehr als 1000 Stimmberechtigte in der Schweiz befragt. EIGENVERANTWORTUNG AN ERSTER STELLE Das öffentliche Interesse an Ernährung und Bewegung ist bei den Befragten gross. Auch wird den Themen eine hohe Relevanz zugesprochen und alles in allem fühlt sich eine Mehrheit gut informiert. Geht es um die Frage, wie die Gesellschaft in diesen Bereichen gestaltet sein soll, steht klar die Eigenverantwortung im Zentrum. Diese soll über Information und Aufklärung und nicht über Steuern oder Gesetze gestärkt

werden. Als wesentliches Kriterium für eine ausgewogene Ernährung sieht eine Mehrheit (67 Prozent) ein vielfältiges Lebensmittelund Getränkeangebot. Eine ähnlich grosse Mehrheit geht davon aus, dass fehlendes Wissen eine der Hauptursachen für falsche Ernährung ist (71 Prozent) und mangelnde Bewegung zu Übergewicht führt (88 Prozent). VIELFALT, QUALITÄT UND INFORMATION Die Rolle der Nahrungsmittelhersteller sehen die Befragten primär darin, den Konsumentinnen und Konsumenten ein vielfältiges und hochwertiges Produktangebot zur Verfügung

Eigenverantwortung statt Regulierung MATTHIAS SCHNEIDER Die Schweizer Bevölkerung hat in den letzten dreissig Jahren an Gewicht zugelegt. Ist Coca-Cola das Problem? MATTHIAS SCHNEIDER

Seit einiger Zeit stehen zucker-, fett- und salzhaltige Lebensmittel in der Kritik. In erster Linie geht es darum, Ursachen und Schuldige dafür zu finden, dass der Anteil der Menschen, die unter Übergewicht und Adipositas leiden, gestiegen ist. Unsere

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Produkte werden pauschal zu Verursachern gemacht. Dagegen und gegen undifferenzierte Darstellungen, in denen wir zu Fettleibigkeitsverursachern abgestempelt werden, wehren wir uns. Denn vergessen wir eines doch nicht: Der Konsum von Erfrischungsgetränken inklusive Energydrinks macht weniger als fünf Prozent der durchschnittlichen Kalorienaufnahme einer

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erwachsenen Person aus. Seit November 2013 existiert die Informationsgruppe Erfrischungsgetränke. Was ist ihr Ziel? Die Informationsgruppe Erfrischungsgetränke ist ein überparteilicher und dialogorientierter Zusammenschluss von Vertreterinnen und Vertretern der Erfrischungsgetränkeproduzenten und der nationalen Politik mit

dem Ziel, sich aktiv an der öffentlichen und politischen Debatte über Ernährung und Bewegung zu beteiligen. Wir wollen faktenbasiert und differenziert den Dialog zwischen Wirtschaft, Politik und Gesellschaft in diesen Themen führen. Den Monitor Ernährung und Bewegung betrachten wir dabei als Orientierungsgrösse, wenn es darum geht, seitens Wirtschaft und Politik

Entscheidungen zu fällen. Ziehen Sie eine positive Bilanz aus der ersten Erhebung des gfs.bern? Ich bin erfreut über die hohe Sensibilität einer Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer für die Themen Ernährung und Bewegung und die Relevanz, die diesen Themen für einen gesunden Lebensstil zugesprochen wird. Ebenso freut es


zu stellen. Als Massnahmen zur Förderung einer ausgewogenen Ernährung und von ausreichend Bewegung soll die Wirtschaft transparent und verständlich informieren (91 Prozent) und den Breitensport fördern (73 Prozent). Ebenso hoch im Kurs steht die transparente Deklaration auf den Produkten (81 Prozent). In diesem Zusammenhang zeigt sich eine hohe Zufriedenheit mit dem aktuellen Standard – der GDA-Kennzeichnung (Guideline Daily Amount) (59 Prozent). STAATLICHE INTERVENTION DURCH PRÄVENTION Zur Förderung einer ausgewogenen Ernährung und von ausreichend Bewegung werden präventive Massnahmen gutgeheissen, sofern sie nicht zu strikter Natur sind. Insbesondere werden gezielte Präventionsmassnahmen bei Risikogruppen (81 Prozent) befürwortet. Ebenfalls befürwortet werden staatliche Aktivitäten in den Bereichen Ernährungskunde in Schulen (80 Prozent) und Nährwertdeklaration (76 Prozent). Ein Verbot von ungesunden Lebensmitteln (73 Prozent) oder eine Zusatzsteuer auf zucker-, fett- oder salzhaltigen Lebensmitteln (78 Prozent) wird hingegen deutlich abgelehnt. Auch kann sich eine Mehrheit vorstellen, dass Wirtschaft und Staat gemeinsame Projekte lancieren (67/71 Prozent).

uns natürlich, dass die Schweizerinnen und Schweizer in Ernährungsfragen vor allem auf die Eigenverantwortung setzen und Regulierungsmassnahmen weder für wünschenswert noch für wirksam halten. Die Informationsgruppe Erfrischungsgetränke will die Eigenverantwortung mit ihren Aktivitäten weiterhin stärken. Denn: Verbote, Einschränkungen und die simple Kategorisierung von Lebensmitteln in «ungesund» und «gesund» führen unserer Meinung nach nicht zum Ziel.

Die Mehrheit der befragten Schweizer glaubt, dass fehlendes Wissen eine der Hauptursachen für falsche Ernährung ist und mangelnde Bewegung zu Übergewicht führt.

ZUR PERSON Matthias Schneider ist seit September 2008 Leiter Public Affairs und Unternehmenskommunikation bei Coca-Cola Schweiz. Davor war er als Stv. Leiter Standortmarketing bei Schweiz Tourismus für die internationale Kampagne «Schweiz. Entdecke das Plus.» verantwortlich.

FAKTEN Der Pro-Kopf-Verbrauch von Erfrischungsgetränken liegt in der Schweiz in den letzten Jahren konstant zwischen 76 und 80 Litern pro Jahr. Pro Kopf und pro Tag macht das im Durchschnitt ein Glas à zwei Deziliter. Der Gesamtverbrauch schwankt für die Schweizerinnen und Schweizer absolut zwischen 600 und 640 Millionen Litern

pro Jahr. Die in der Schweiz verkauften Erfrischungsgetränke – auch diejenigen von internationalen Marken – werden fast ausnahmslos in der Schweiz produziert. Die Tätigkeit der Erfrischungsgetränkeproduzenten und der Mineralwasserabfüller schafft direkt und indirekt rund 20 000 Arbeitsplätze.

Fotos: zVg/BilderBox.com

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MANAGEMENT

Partner der Gesundheit E-HEALTH Das Gesundheitssystem nutzt immer stärker die Technologien der ICT-Branche. Und ICT- Startups erobern den Markt. Dank Smartphones und den Optionen der Datenauswertung ist der Trend zur Individualisierung hier kaum zu stoppen. Schweizer sind vorne dabei. TEXT D A V I D N Ä G E L I

Elektronische Dossiers sollen den schnellen Zugriff auf die Daten der Patienten ermöglichen.

«W

as Sie messen können, können Sie auch steuern», so das Motto des Zürcher Start-ups Dacadoo. In Sachen Gesundheit ist das ein kaum zu erreichendes Ziel, ICT-Unternehmen versuchen es jedoch in kleinen Schritten. Was sie dazu brauchen sind Daten, Daten und noch mehr Daten. Dabei wird ein Trend geschaffen, auf den viele aufspringen: Der Bund und das Volk wollen ein elektronisches Patientendossier, junge Start-ups wollen Gesundheit aufs Smartphone bringen und die alten PTT-Schwesterunternehmen Post und Swisscom bieten elektronische Patientendossiers an. KONTO FÜR DIE GESUNDHEIT Eines der ambitioniertesten Projekte will die Gesundheitsdaten von zehn Millionen Menschen aus dem In- und Ausland in der Schweiz zusammenbringen. Passend dazu der Name: Healthbank. Noch dieses Jahr soll die Beta-Ver54

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sion der Gesundheitsbank online gehen. Einerseits sollen Kunden hier wie auf einem Konto ihre Gesundheitsdaten für sich gesammelt speichern können – von Resultaten von Jogging-Apps bis zu Röntgendaten vom Zahnarzt. Andererseits kann, wer will, seine Daten anonymisiert für die Forschung zur Verfügung stellen. Vorangetrieben hat die Healthbank zu Beginn der ehemalige ETH-Präsident Ernst Hafen. Mittlerweile engagiert er sich im Verein «Daten und Gesundheit», der politische, juristische und gesellschaftliche Rahmenbedingungen für genossenschaftlich geführte Gesundheitsdatenbanken schaffen will. Für alle Initianten ist derweil klar, dass es eine Maxime gibt, die über Wohl und Wehe der Projekte entscheiden wird: Der Patient muss im Mittelpunkt stehen und die Hoheit über seine Daten bewahren. VERMESSEN UND VERBESSERN Während die ICT- und die Gesundheitsbranche rätseln, wie sich moderne Medizin

Fotoquelle: Bilderbox.de

gewinnbringend mit Daten verbinden lässt, stellt sich der Mensch gleich selbst ins Zentrum. «Die Bevölkerung ist gerade dabei, das Problem selber zu lösen», sagt Stefano Santinelli, Health-Chef bei der Swisscom, gegenüber Bilanz und stellt einen «Megatrend» zur persönlich kontrollierten Gesundheit fest. Und natürlich überlassen die Grossen den Start-ups nicht das ganze Feld: Die Post bietet mit vivates ein elektronisches Patientendossier an, welches in den Kantonen Genf, Waadt und Tessin bereits genutzt wird. Und auch beim ehemaligen Schwesterunternehmen geht einiges. Die Swisscom treibt mit Evita ihr hauseigenes elektronisches Patientendossier voran. In fünf Jahren sollen einige hunderttausend Menschen bei Evita registriert sein, sagt Santinelli. Die Swisscom probt die Verbindung von Daten und Gesundheit auch intern: Rund 1200 Mitarbeiter der Swisscom zählen ihre Schritte mit einem Schrittzähler


im Armbanduhrformat. Verkauft hat sie bereits 350 000 Schrittzähler. Die gewonnenen Daten sollen zukünftig in Evita landen und so zur Optimierung der eigenen Gesundheit beitragen. Erste Projekte mit dem Swisscom-Patientendossier laufen zum Beispiel im Luzerner Kantonsspital oder beim Spitalnetz Bern. SELBSTVERMESSUNG MIT START-UPS Vermessung und Verbesserung geht aber auch im Kleinen. Der Gesundheitsindex des Zürcher Start-ups Decadoo setzt sich aus Aktivitäten, Befinden und Körper zusammen. Man vermerkt auf der Plattform, wie viel man sich bewegt, was man zu Mittag isst und wie viel man schläft – entweder am Computer oder auf dem Smartphone in der passenden App. Daraus errechnet Dacadoo den «Health Score»: Ein Massstab für die Gesundheit, der von 1 bis 1000 Punkte reicht. «Quantified Self» nennt sich der Trend, sich beispielsweise auch mit Sensoren am Arm ein möglichst exaktes Bild seiner selbst zu machen. Was in den USA grosse Massen bewegt, geschieht hier noch im kleinen Rahmen. Doch Dacadoo-Gründer

Peter Ohnemus sagt: «Dies ist eine neue Industrie, die sich rasch bewegt.» Und in der Region Zürich bewegt sich eine Menge. Das Team der Mibetes AG in Zürich hat beispielsweise eine Software für Diabetiker entwickelt, die hauptsächlich im arabischen Raum im Einsatz ist. Sie sorgt dafür, dass der Austausch von Patienteninformationen zwischen Spitälern und mobilen Anwendungen wie Diabetes-Apps einwandfrei funktioniert. GESAMTSYSTEM STÄRKEN Welche Ideen letztlich Bestand haben werden, hängt von der richtigen Balance zwischen Technik, Patientenorientierung und Systemanbindung ab. Martin Denz, Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Telemedizin und eHealth (SGTMeH), sagt: «Viele scheitern daran, dass sie das Thema nur als technisches Projekt verstehen. Dabei geht es darum, das gesamte Gesundheitssystem zu stärken.» Darin liegt jedoch nicht nur eine Hürde, sondern auch eine Chance. Anfang Juli haben sich diverse Verbände von Ärzten bis zu Heimen zusammengeschlossen, um das Projekt Patientendossier voranzutrei-

ben. Eine öffentliche Ausschreibung für den Auftrag soll im Herbst folgen. Der Ständerat hat im Juni das Gesetz zum elektronischen Patientendossier (EPDG) verabschiedet. Für Denz ein wichtiger Zwischenschritt: «Die Daten liegen im Moment isoliert in diversen Silos bei Hausärzten, in Spitälern oder bei der Krankenkasse. Diese Silos sollen geöffnet werden», sagt er. Und das EPDG liefere einen guten Rahmen, in dem mit elektronischen Dossiers Daten ausgetauscht werden könnten. IM AUFBRUCH Mit mobilen Gesundheitsanwendungen, mit dem Fortschreiten des elektronischen Patientendossiers und dem Verschwinden der Arztpapiere im Postkartenformat scheint eHealth Fahrt anzunehmen. Wird der Patient über seine Daten die Hoheit besitzen? Ist er aktiv daran beteiligt, wie diese Lösungen in sein Leben integriert werden können? Sollte dies der Fall sein, könnte diese Entwicklung das Gesundheitssystem näher zum Menschen bringen. «Man darf nicht vergessen: Im Zentrum steht der Patient und nicht die Technik», sagt Martin Denz.

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Foto: BilderBox.com

1000 Seiten –100 Prozent praxisnah VEB.CH KOMMENTIERT DAS NEUE RECHNUNGSLEGUNGSRECHT Ende Herbst ist es soweit: veb.ch und der Verlag SKV bringen Ihnen die praxisnahe Auslegung des neuen Rechnungslegungsrechts in einzigartiger Tiefe – samt Diskussion kontroverser Fragen und klarem Positionsbezug.

veb.ch, der grösste Fachverband in Rechnungslegung, Controlling und Rechnungswesen, und der Verlag SKV setzen ihre erfolgreiche Zusammenarbeit fort. Nach dem Schweizer Kontenrahmen KMU erscheint Ende Herbst bereits das zweite Werk, der veb.ch Praxiskommentar zum neuen Rechnungslegungsrecht. Als ausführliches Nachschlagewerk ist diese Neuerscheinung kein Lesebuch, keine Zusammenfassung bestehender Kommentare, sondern ein Werkzeug, welches Ihnen umfassend und verlässlich Auskunft über die Jahresrechnung (Einzelabschluss), Konzernrechnung, Buchführung und Steuerbilanz für alle Arten von Unternehmen gibt. DIFFERENZIERT UND EIGENSTÄNDIG Der veb.ch Praxiskommentar fasst nicht einfach nur die Positionen der bereits bestehenden Kommentare oder Bücher zum neuen Rechnungslegungsrecht zusammen. Vielmehr wird in wichtigen und kontroversen Fragen eine eigenständige Position vertreten. So befasst sich das

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veb.ch-Werk mit der praxisnahen Auslegung des neuen Gesetzes Gesetzesartikel für Gesetzesartikel. AUSFÜHRLICH UND PRÄZIS Der veb.ch Praxiskommentar ist einzigartig in der Tiefe der Ausführungen. Beispiel Geldflussrechnung: veb.ch Kommentar: über 30 Seiten; gängige Kommentare: weniger als fünf Seiten. Beispiel Lagebericht: veb.ch-Kommentar: knapp 30 Seiten; gängige Kommentare weniger als sieben Seiten oder gerade einmal eine Seite.

BESTELLMÖGLICHKEIT Der Praxiskommentar zum neuen Rechnungslegungsrecht kostet 246 Franken (inkl. Porto und Verpackung) und ist ab Mitte November 2014 im Verlag SKV (www. verlagskv, Webshop) und im Buchhandel erhältlich. ISBN 978-3-286-50935-1.

PROBLEM- UND UMSETZUNGSORIENTIERT Der veb.ch Praxiskommentar ist ein Nachschlagewerk und kein Lesebuch. Beispiele: Sie wollen wissen, ob Hilfswerke künftig zwei Abschlüsse erstellen müssen, welche Meinungen es in der Literatur dazu bereits gibt, was der veb.ch Praxiskommentar dazu sagt und wie die Meinung begründet wird? Sie wollen wissen, wie Skonto zu verbuchen ist, was kon-

kret unter ausserordentlichen, einmaligen oder periodenfremden Aufwand fallen könnte? Sie wollen wissen, wie die steuerrechtliche Seite zu bestimmten Fragen ist? Schlagen Sie einfach im veb.ch Praxiskommentar die entsprechende Antwort nach.


MARKE DES MONATS

Vom generischen Begriff zum Brand VON S T E F A N V O G L E R

T

otgeglaubte leben länger: Die k kioske feiern dieses Jahr ihren 80. Geburtstag in alter Frische. Valora hat vor Jahren ein wahres Markenkunststück vollbracht. Einen generischen, sogenannt freihaltebedürftigen Begriff wie «Kiosk» zur Marke (Brand) zu erheben, erfordert clevere Ideen. Durch die Verdoppelung des roten «K»-Symbols zur Marke k kiosk, ist unter allen Kiosken ein markierter Star generiert worden. Dazu hat nicht nur das k beigetragen. Viel einprägsamer ist die Wirkung des in auffälligen Farben ge-

MARKE DES MONATS

im Oktober 2014:

www.kiosk.ch

stalteten Logos. Zitat der Designer: «Aus dem generischen Kiosk mit dem rot-weissen Kennzeichnungswürfel wird die Marke k kiosk mit der für den FMCG-Bereich (FastMovingConsumerGoods) ungewöhnlichen, aber äusserst wirksamen Markenfarbe Blau.» Das Wort Kiosk hat seine Wurzeln in Persien. Es bedeutete Ecke oder Winkel. Später

wurde derselbe Begriff für einen Pavillon oder ein Gartenhaus verwendet. Beide Bedeutungen können mit heutigen Kioskstellen assoziiert werden. Sie sind oft an Ecken gelegen und pavillonartig gestaltet. Die Türken bezeichneten ihre Lust-Gebäude mit Kiosk, was sich auf das Lustwandeln bezieht. Heute lustwandelt wohl niemand mehr zum Kiosk, sondern tätigt im Vorübergehen Impulskäufe. Vielleicht lesen wir das Blick-Plakat oder decken uns mit Promi-Magazinen und Kaugummi ein. Ausser den Starkrauchern bezeich-

nen ihn nur Wenige als begehrenswert. Aber viele würden ihn vermissen, wenn er nicht mehr existieren würde. In meiner Kindheit war der (Bahnhof-)Kiosk noch ziemlich sexy. Heute kämpft jeder Kiosk um jeden Zentimeter Flächenproduktivität und gegen Margenzerfall. Der k kiosk ist ein exzellentes Beispiel dafür, wie schnell und nachhaltig sich ein neues Branding in den Köpfen der Zielgruppen verankert. Und dadurch kann sogar ein Alltagsbegriff zur Marke generiert und mit dem

Eintrag als Wort-Bildmarke auch geschützt werden. Gratulation zum Jubiläum! STEFAN VOGLER

Er berichtet über die aktuelle Markenführung einer grossen oder kleinen, globalen, nationalen oder lokalen, altbewährten, aufgefrischten oder neuen Marke. www.markenexperte.ch

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DIENSTLEISTUNGEN DER POST FÜR KMU

Ein perfektes Paar Um neue Kunden zu gewinnen, brauchen KMU das richtige Zusammenspiel von Werbemassnahmen. Dabei können sie auf die Unterstützung der Post zählen, die ganz individuelle Lösungen erarbeitet – und zwar für jedes Budget. Im Fall der Beck Keller AG sorgte die Kombination von PromoPost und einer Plakatkampagne für eine Extra-Portion Aufmerksamkeit von bestehenden und neuen Kunden.

Gipfeli und Zeitung sind ein echtes Traumpaar für jeden gemütlichen Morgen. Das weiss auch das Zürcher Backunternehmen Beck Keller AG. Des-halb machte es seinen Kunden kürzlich ein verlo-n ckendes Angebot: Sie erhielten vier Gipfeli und den ur Tages-Anzeiger oder die Sonntagszeitung für nur drei Franken. Den Gutschein dafür druckte diee Beck Keller AG auf Backtüten. Diese liess sie per er PromoPost in die Briefkästen rund um die 15 Verrkaufsfilialen verteilen. Mit Erfolg, wie Marketinggmanager Jean-Jacques Keller bestätigt: «Wir führten en vorher schon zwei ähnliche Gipfeli-Aktionen durch, ch, nadie ebenfalls bestens funktionierten. Die Kombinaher tion mit einer Zeitung ist aber noch ein zusätzlicher Anreiz für die Kunden, eine unserer Filialen zu besuchen und den Gutschein einzulösen.»

Doppelt auffallen Dop

Sorgte mit Gipfeli-Aktionen für einen Ansturm in den Verkaufsfilialen: Jean-Jacques Keller von der Beck Keller AG liess per PromoPost Backtüten verschicken.

Bei d den Aktionen übernimmt die Post nicht nur den Vers Versand der Backtüten. Sie unterstützt die Beck Keller AG auch bei der Vorbereitung solcher Werbemas massnahmen. Beispielsweise gab ihr Direct-Marketing ting-Berater Thierry Recher Tipps zur Gestaltung der Backtüte und stellte für die Zeitungen den Kontak zum Medienhaus Tamedia her. Um die Wirtakt ku noch zu verstärken, empfahl er ein weiteres kung perfektes Paar: PromoPost und Plakate. Denn pe diese Kombination sorgt bei den Kunden für eine di besonders hohe Aufmerksamkeit. Die Beck Keller be AG A nutzte die Chance und liess ihre Plakate zeitgleich mit der Gipfeli-Aktion aushängen. Thierry g R Recher von der Post kümmerte sich um die Plan nung und die Koordination mit den beiden Med dien. D Post bietet noch viele weitere DienstleistunDie g an, die sich speziell an KMU richten. Ob gen Direct Mailings für die Kundenakquise, Logistikangebote oder Service-Tools: Sie erledigt zahlreiche Aufgaben, für welche die KMU oft keine eigenen Fachkräfte beschäftigen können. Ein Kundenberater hilft den Unternehmen dabei, die richtige Lösung zu finden – und die Massnahmen perfekt zu kombinieren. www.post.ch/kmu-broschuere

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MANAGEMENT

Mit Freude und Vertrauen BÜHNE, WERBUNG, GAUMENFREUDEN Der St. Galler Marcel Walker jongliert drei Firmen gleichzeitig. Dies gelang ihm bisher dank der Konzentration auf Tätigkeiten, die ihm Spass bereiten. Doch jetzt stehen Veränderungen ins Haus. TEXT O L I V E R K L A F F K E

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as haben die Künstlervermittlung «Bretterwelt», die Werbeagentur «Sag’s» und das Restaurant «Lagerhaus» in St. Gallen gemeinsam? Sie sind in «Horror-Branchen» tätig – hoher Konkurrenzdruck und immenses Ausfallrisiko. So sagt es Marcel Walker, der an allen drei Firmen beteiligt ist. «Hinter den Gründungen steckt keine Strategie, sondern viel mehr eine Fantasie», sagt der 41-jährige Unternehmer mit HSG Doktortitel. Jede Firma war ein Sieg des Bauchgefühls: 2002 die Werbeagentur, 2003 die Künstlervermittlung und 2007 das Restaurant. SPASS IST PFLICHT Wie bringt man es fertig, in drei Firmen tätig zu sein, ohne ständig am Rad zu drehen? «Überall mit Geschäftspartnern arbeiten und ihnen vertrauen.» Es helfen die Fähigkeit zum konstruktiven Umgang mit Menschen und die Entschlossenheit, mögliche Konflikte frühzeitig anzupacken. Ganz wichtig

KMU-BERATUNG AUF AUGENHÖHE Raiffeisen bietet KMU umfassende Beratung und individuelle Finanzierungen. «Die Bank erlebt eine starke Nachfrage nach den Angeboten für Firmenkunden», sagt Andreas Rupp, Leiter Firmenkunden bei Raiffeisen Schweiz. Die Raiffeisenbanken betreuen schweizweit über 146 000 Firmenkunden. Die Marktkenntnis vor Ort und die persönliche Beziehung zum Kunden ermöglichen eine optimale Beratung von KMU für KMU. Zentral ist auch der Zugang zum Raiffeisen-Netzwerk und damit zu spezifischem Know-how. Ob Firmengründung, Risikoanalysen oder Nachfolgeregelung – Raiffeisen zieht passende Spezialisten aus ihrem Netzwerk bei. Die Publikation «Die neuen Unternehmer. Ihr Business. Ihr Leben» liegt der aktuellen Ausgabe der Raiffeisen-Kundenzeitschrift «PANORAMA» bei. Die Beilage kann unter folgendem Link bestellt werden: rblog.ch/neue-unternehmer

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Ganz wichtig für Marcel Walker: «Nur Geschäfte betreiben, die Spass machen.»

für Marcel Walker: «Nur Geschäfte betreiben, die Spass machen.» Was ein «Chrampf» ist, bringe unter dem Strich geschäftlich nichts. Am Anfang stand jeweils die Begegnung mit einem interessanten Menschen. Tolle Typen – tendenziell Künstlerpersönlichkeiten –, deren Ausrichtung sich mit Walkers kaufmännischem Profil ergänzt. Die Werbeagentur stampfte Walker zusammen mit dem Grafiker Robert Diener aus dem Boden. «Bretterwelt» gründete er mit Simon Enzler. Mit dem erfahrenen Gastronomen und gelernten Psychiatriepfleger Florian Reiser hob er das Restaurant Lagerhaus aus der Taufe. Marcel Walker vernetzt, verhandelt Deals und trimmt die Kosten – kein Schnickschnack im Büro, keine teuren Geschäftsautos oder sonstiger nutzloser Trallala. Sein Part ist dafür zu sorgen, dass etwas in der Kasse bleibt. ZEIT FÜR NEUES Mit 41 nimmt Marcel Walker in Angriff, was er jedem Unternehmer empfiehlt, dessen

Foto: Willy Spiller

Firmenkinder auf den eigenen Beinen stehen: Sich gezielt zurücknehmen, um neuen Leuten Raum zu geben. In seinem Fall gilt es insbesondere für das Restaurant. Sein Rückzug soll ihm unter anderem die Gelegenheit geben, sich in das Künstlermanagement und die Werbung zu vertiefen. Zudem verspürt Walker den Wunsch, zunehmend Coach zu sein. «Mein nächstes Lebensthema ist die Transformation», sagt er. Auch das Restaurant Lagerhaus tritt damit in eine Phase der Weiterentwicklung. «Nach sieben Jahren muss es ohne die Gründer gehen.» Sie planen einen mutigen Schritt: Obwohl die Firma läuft, steigt Reiser aus und Walker reduziert seine Beteiligung zugunsten einer Verbreiterung der Teilhaberschaft. Ein Viertel geht an einen jüngeren Nachfolger und denkbar ist zudem, «ein paar interessante Leute ins Boot zu holen, die mit weiteren Möglichkeiten und Beziehungen das Restaurant auf die nächste Stufe bringen», sagt Walker. «Es muss etwas Neues passieren.»



MANAGEMENT

Mit Knigge zum Erfolg UZ-SERIE: FRAUEN IM MANAGEMENT «Es gibt keine zweite Chance für den ersten Eindruck!» Diese noch immer gültige Aussage zeigt, dass Knigge nicht nur steife Etiketteregeln bei Tisch bedeuten muss, sondern eine Möglichkeit darstellt, auch geschäftlich zu punkten. Susanne Abplanalp von Knigge Today zeigt, wie das richtige Benehmen über Erfolg und Misserfolg entscheiden kann. TEXT A N N I N A H A L L E R

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as Wort «Knigge» verbinden wohl viele mit dem 1788 erschienenen Buch von Adolph Freiherr Knigge, das eigentlich den Namen «Über den Umgang mit Menschen» trägt. Gedacht war es als Aufklärungsschrift für Taktgefühl und Höflichkeit im Umgang mit Menschen, bei dem als stetiger Anhaltspunkt wahrer Anstand gelten soll und nicht aufgesetzte Höflichkeit. Seit Knigges Ableben wird seine Schrift mit jeder neuen Edition mehr zum Benimmratgeber und Anstandslexikon verformt, auch durch ständig neu hinzukommende moderne Anstandsregeln. Dabei können die einfachen Grundprinzipien von 1788 auch heute noch angewendet werden. PERSÖNLICHES ANLIEGEN «Knigge ist mir ein persönliches Anliegen, alles zu diesem Thema fasziniert mich.» Susanne Abplanalp, Geschäftsführerin von «Knigge Today», hat sich die Beschäftigung mit korrekten Umgangsformen zum Beruf gemacht. Heutzutage wird viel in die Ausbildung von jungen Menschen investiert, doch gerade in einer universitären Ausbildung beinhaltet das oft sehr viel Theorie. Wie man sich in einem Bewerbungsgespräch oder später in einem Team zu verhalten hat, das wird einem im Hörsaal nicht beigebracht. «Wenn die Sozialkompetenz fehlt, ist es schwieriger, eine Stelle zu bekommen.» Mit ihrem Unternehmen Knigge Today will Susanne Abplanalp diesem Problem entgegenwirken. In verschiedenen Kursen für Einzelpersonen sowie bei massgeschneiderten Events für Firmen zeigt sie die neusten Regeln der Umgangsformen auf. Zu ihrer jetzigen Tätigkeit als Knigge-Beraterin ist sie über viele Umwege gekommen. Erste Station in ihrem Berufsleben war eine Ausbildung zur Zahnarztgehilfin. Schnell

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habe sie aber gemerkt, dass das nicht das Richtige für sie ist. Aus diesem Grund hat sich Susanne Abplanalp neu orientiert und eine kaufmännische Lehre abgeschlossen. Im Anschluss fand sie ihren Weg ins Marketing und arbeitete da über 20 Jahre in Kaderfunktion in ganz unterschiedlichen Unternehmen. In den letzten vier Jahren ihrer vorherigen Arbeitstätigkeit hat Susanne Abplanalp die Umgangsformen anderer berufsbegleitend in Kursen am Abend aufpoliert. «Und vor etwa zwei Jahren habe ich mich dann entschieden, das selbständig und hauptberuflich zu machen.» In Business-Knigge-Workshops, Lunch-Events oder Tagesseminaren vermittelt sie nun regelmässig alles Wissenswerte zu den Themen Körpersprache, Smalltalk, Tischmanieren und Dresscode und zeigt so, wie man sein persönliches Auftreten verbessern und die Erfolgschancen im Beruf steigern kann. Sämtliche Stationen in ihrer Karriere sowie ihre Weiterbildung zur Erwachsenenbildnerin kommen ihr jetzt zugute. «Ich habe in viele Bereiche hineingesehen, deswegen kann ich mich in die verschiedenen Zielgruppen auch hineinversetzen. Das ist ein Vorteil.» WERTSCHÄTZUNG ALS GRUNDPRINZIP Auf ihrem beruflichen Weg hat Susanne Abplanalp oft festgestellt, dass man sie viel mehr motivieren könnte, wenn sie eine grössere Wertschätzung erfahren würde. Aber auch bei Bewerbungsgesprächen, die sie selbst geführt hat, entdeckte sie ein teilweise grosses Manko an geeigneten Umgangsformen gerade auch bei jungen Arbeitssuchenden. Wenn also jemand zu einem Bewerbungsgespräch kommt, den Interviewer salopp mit «Hallo» anspricht und sich einfach setzt, macht das keinen guten ersten Eindruck. Begrüsst man den potentiel-

len Vorgesetzten mit einem «Grüezi» sowie dessen Namen und wartet auf die Aufforderung, Platz zu nehmen, zeigt man sich schon deutlich sympathischer. Diese Basics der Umgangsformen müssen gelernt und auch immer wieder aufgefrischt werden, deswegen ist es Susanne Abplanalp eine Herzensangelegenheit, bereits Lernende auf solche Situationen zu trainieren. Bei korrekten Umgangsformen geht es nicht darum, sich künstlichen Regeln der Geschäftswelt zu unterwerfen. Vielmehr sind es einfache Grundregeln der menschlichen Interaktion, die auch im Beruf angewendet werden sollten. «Das sind Dinge, die Ihnen Ihre Mutter schon beigebracht hat», sagt Abplanalp. «Danke und bitte sagen, Augenkontakt halten, ausreden lassen, pünktlich sein, sich entschuldigen, jemanden grüssen oder zurückgrüssen…» Alle diese Punkte stehen unter dem Prinzip der Wertschätzung, die wir uns zur Grundhaltung machen sollten und nicht nur situativ und zweckverbunden anwenden dürfen. Ich-Bezogenheit und Egoismus sind beim Leben in einer Gesellschaft kaum förderlich. Wer sich auch in der Geschäftswelt als Mensch wertgeschätzt fühlt, ist automatisch motivierter. Und das führt – über kurz oder lang – auch zu geschäftlichem Erfolg. BUSINESS KNIGGE Erfolg im Geschäft setzt sich laut Susanne Abplanalp neben der nötigen Fachkompetenz aus vier Faktoren zusammen: Sozialkompetenz, Kommunikation, Umgangsformen und dem visuellen Auftritt. Die Fähigkeit, angenehm und überzeugend wirken zu können, sowie das Kennen und Anwenden der aktuellen Etikette unterstreichen den persönlichen Auftritt und steigern die Erfolgschancen. Genau diese Kernpunkte werden den Teilnehmern der Business-Knig-


ZUM UNTERNEHMEN Knigge Today in Thalwil bietet Trainings an für Mitarbeitende von Firmen. An Events und Workshops werden die aktuellen Umgangsformen, Smalltalk, Dresscode und Körpersprache besprochen und geübt. www.kniggetoday.ch

ge-Kurse vermittelt. Zum visuellen Auftritt gehört selbstverständlich auch der Dresscode. Männern wie Frauen rät Susanne Abplanalp für den Geschäftsalltag zu einem blauen oder grauen Anzug, aber auch ein guter schwarzer Anzug für besondere Anlässe gehört in den Kleiderschrank. Im Beruf sollte man Kompetenz ausstrahlen. Zu viele weibliche Reize sind deswegen also als Ablenkung zu deuten und eher kontraproduktiv: Tiefe Ausschnitte, kurze Röcke und zu hohe Schuhe gehören nicht ins Büro, so Susanne Abplanalp. In Farb- und Stilberatungen zeigt sie, wie man den persönlichen Stil mit dem Dresscode eines Unternehmens vereinbaren und sich so elegant und kompetent präsentieren kann. Auch Sitzungen können dank der richtigen Etikette angenehmer und zielführender gestaltet werden. Der wertschätzende Umgang mit den Sitzungsteilnehmenden ist

Foto: zVg

in den Augen von Susanne Abplanalp auch hier zentral und gerade deswegen so wichtig. Jeder sollte pünktlich und vorbereitet zur Sitzung erscheinen und am Sitzungstisch nicht mehr Platz als nötig für sich beanspruchen. Durch aktives Zuhören und einen leicht nach vorne gebeugten Oberkörper signalisiert man Interesse und Respekt. Für eine angenehme Sitzungsatmosphäre darf man auch gerne mit einem aktuellen Thema beginnen, das persönlich interessiert. «Smalltalk ist wichtig, er ist ein Zeichen von Wertschätzung.» Es sind scheinbar solche «Kleinigkeiten», die für ein angenehmes Zusammenarbeiten vonnöten sind. Und doch scheint es in unserer schnelllebigen, technologieaffinen Gesellschaft schwierig zu sein, das Handy beispielsweise eben in Sitzungen, geschweige denn im Alltag wegzulegen. In den Kursen von Knigge Today lernt man, die Grundprinzipien des menschlichen Umgangs vorteilhaft auf sein Berufsleben anzuwenden. VERHANDELN MIT STIL Ihre langjährige Erfahrung aus dem Marketing und Einkauf verknüpft Susanne Ab-

planalp mit dem reichhaltigen Wissen über Etikette: Aus dieser Verbindung entstehen die Kurse zu «Verhandeln mit Stil». Oft ist man sich gar nicht bewusst, wie man auf andere Personen wirkt. Und dabei ist Sympathie gerade für den Verkauf häufig entscheidend. «Man muss sich auch mal selbst hinterfragen, wieso man gewisse Aufträge vielleicht nicht bekommen hat.» Kommt ein Auftrag nicht zustande, wird als Grund nie oder zumindest selten fehlende Sympathie genannt: «Dann werden andere Gründe vorgeschoben», sagt Susanne Abplanalp. Würde die betreffende Person den Grund für fehlende Aufträge kennen, könnte sie daran arbeiten. Die Geschäftsführerin von Knigge Today weiss, wie man dies von vornherein vermeiden kann: «Man sollte etwa alle fünf Jahre einen Kniggekurs absolvieren, dann ist man immer up to date.» Den ersten Eindruck mit Menschen kann man nur schwer revidieren. Dank den Inhalten der Kniggekurse können zwischenmenschliche Beziehungen jedoch gepflegt werden und es wird dafür gesorgt, dass alle weiteren ersten Eindrücke so positiv wie möglich sind. Nr. 10 2014 | UnternehmerZeitung

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VRPRAXIS

Motivation ausgezeichnet MOST POPULAR WORKER Geld als Belohnung gilt in Unternehmen als effizient, damit werde die Leistung präzise angeregt. Das funktioniert allerdings nur, wenn die Tätigkeit messbar ist. Gerade bei komplexen Aufgaben bieten sich Auszeichnungen an: Sie honorieren den persönlichen Einsatz und signalisieren, welche Werte der Vergeber vertritt. TEXT B R U N O S . F R E Y U N D J A N A G A L L U S

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n Firmen sind Titel und Auszeichnungen allgegenwärtig. Eine immer grösser werdende Gruppe von Managern schmückt sich mit mannigfachen «CXO»-Titeln. Diese beginnen jeweils mit «Chief» und enden mit «Officer». Die meisten Firmen haben CEO (Chief Executive Officer), CFO (Chief Financial Officer) und COO (Chief Operating Officer), manche beschäftigen einen CIO (Chief Information Officer) oder CTO (Chief Talent Officer), und wer wirklich etwas auf sich gibt, ernennt einen CCO (Chief Creative Officer), CGO (Chief Growth Officer) und CSO (Chief Security Officer). Die Liste ist nicht abschliessend. Gerade in amerikanischen, streng profitorientierten Firmen wird eine Fülle von Auszeichnungen vergeben. Mitarbeiter werden beispielsweise zum «Employee of the Week», «Employee of the Month» oder «Most Popular Worker» erkoren. Die Gewinner werden durch eine Zeremonie geehrt und bekommen eine kleine Trophäe oder ein Zertifikat ausgehändigt. Symbole, die danach stolz an ihrem Arbeitsplatz präsentiert werden können und die Ehre auf lange Zeit nach aussen sichtbar machen. Auch die Medien beteiligen sich intensiv am Geschäft mit der Ehre und nehmen somit Einfluss auf die Firmenwelt. Die Würdigung als «Manager of the Month» oder gar «Manager of the Year» ist begehrt, generiert öffentliche Aufmerksamkeit und kann nicht zuletzt auch das Verhalten der geehrten Manager beeinflussen. Auszeichnungen nehmen seit jeher eine zentrale Rolle in der Gesellschaft ein. Nicht nur in monarchischen oder autoritären Gesellschaften, sondern auch in demokratischen und marktwirtschaftlichen Gesellschaften sind sie bis heute von grosser Bedeutung. Auch ausserhalb des Firmensektors gibt es eine Vielzahl verschiedener 62

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Auszeichnungen. Von der Kirche bis zur FIFA weiss man um den erheblichen Wert, den Menschen einer öffentlichen Würdigung beimessen. Während Papst Franziskus kürzlich durch die Heiligsprechung zweien seiner Vorgänger die höchste Ehre erwiesen hat, wurden vor zehn Jahren Pelé und Beckenbauer mit dem «FIFA Centennial Order of Merit» in den Fussball-Olymp gehoben. WAS LEISTEN AUSZEICHNUNGEN? Monetäre Entlohnung gilt als effizient, weil es sich dabei um ein fungibles Zahlungsmittel handelt und weil, so die verfehlte Annahme, mit ihr die erwünschte Leistung zielgenau angeregt werden könn. Eine zweite Form der Entlohnung sind materielle Anreize in nicht-monetärer Form, sogenannte «fringe benefits» wie der Dienstwagen oder das besonders schöne Büro. Eine dritte Kategorie von Anreizen sind Auszeichnungen in Form von Titeln, Medaillen, Orden und anderen Ehrungen. Im Folgenden vergleichen wir Auszeichnungen und Geld. SIE VERURSACHEN GERINGE MATERIELLE KOSTEN.

Bei den meisten Auszeichnungen fallen lediglich nicht-monetäre Kosten ins Gewicht. Werden jedoch zu viele Auszeichnungen verliehen, verlieren diese an Wert. Die Wahl eines unwürdigen Kandidaten kann hohe Kosten für den Geber verursachen, wenn sie zu einem Imageschaden führt. In einigen Fällen sind Auszeichnungen trotz ihres nicht-monetären Charakters von beachtlichen Geldzahlungen begleitet. Diese helfen hauptsächlich, die Ernsthaftigkeit der Auszeichnung zu etablieren; mangelndes Prestige des Vergebers können sie jedoch nicht kompensieren. SIE HONORIEREN NICHT GENAU ERFASSBARE LEISTUNGEN. «Leistungsentlohnung» in Form

von Boni ist nur möglich, wenn die Leis-

tungskriterien präzise festgelegt und erfasst werden können. Dies ist bei komplexen Tätigkeiten jedoch selten der Fall. Wenn hier dennoch eine variable Leistungsentlohnung eingesetzt wird, konzentrieren sich die Arbeitnehmer auf jene Tätigkeiten, die gemessen werden. Auszeichnungen eignen sich deshalb vor allem dort, wo monetäre Anreize zu derartig strategischem Verhalten führen und Leistung nur vage definier- und messbar ist. So können die Vergeber Tätigkeiten wie Hilfsbereitschaft gegenüber Kollegen berücksichtigen, für die keine vertragliche Vereinbarung möglich ist. Auszeichnungen werden auch häufig für allgemeine Leistungen verliehen. SIE WIRKEN ALS SIGNAL. Für den Empfänger ist eine Auszeichnung dann besonders wertvoll, wenn sie seine Meriten offenlegt. Er kann somit attraktive neue geschäftliche und persönliche Beziehungen eingehen. Der Verleiher wiederum sendet durch die Vergabe von Auszeichnungen auch Signale über sich selbst. Er zeigt, welche Werte er vertritt und macht deutlich, dass er nicht rein materialistisch orientiert ist. SIE UNTERSTÜTZEN DIE INTRINSISCHE MO TI V A T I O N . Geldzahlungen verringern unter

bestimmten Bedingungen die damit entlohnte Leistung (Verdrängungseffekt). Sie unterminieren die Arbeitsmoral, wenn mit ihnen eine als kontrollierend empfundene Leistungsmessung einhergeht. Eine Bezahlung vermindert ausserdem die positive Signalwirkung «guter Taten» auf die Selbst- und Fremdeinschätzung, weil nicht


Arbeit ermöglicht es ähnlich Engagierten, sich mit ihr zu identifizieren und am Prestigegewinn teilzuhaben. FOLGERUNGEN Auszeichnungen eignen sich besonders in zwei Situationen. Zum einen, wenn die Bedingungen für Leistungslöhne – also eine umfassende und genau zurechenbare Leistungsmessung – nur unter hohen Kosten oder gar nicht zu erfüllen sind. Zum anderen, wenn die intrinsische Motivation durch Geld verdrängt wird. Diese Bedingungen treten in den verschiedensten Unternehmensbereichen häufig auf. In diesen Fällen sind Auszeichnungen gegenüber Geldzahlungen vorzuziehen. Sie dürfen innerhalb einer Organisation jedoch auch nicht inflationär eingesetzt werden. Auszeichnungen sind sicherlich nicht in jeder Situation ideal – aber ebenso wenig sind es monetäre Anreize.

AUTOREN

klar ist, ob die Leistung ihrer selbst oder um des Geldes willen erbracht wurde. Auszeichnungen hingegen sind dazu geeignet, die intrinsische Motivation zu erhöhen. Sie führen zu einem eigenen Kompetenzerleben, vermitteln Anerkennung und können eingesetzt werden, um nicht nur das Ergebnis, sondern auch den Prozess und persönlichen Einsatz zu honorieren. SIE BEGRÜNDEN LOYALITÄT. Der Empfänger einer Auszeichnung verpflichtet sich gegenüber dem Verleiher zu einem gewissen Mass an Loyalität. Wer eine Auszeichnung entgegennimmt, anschliessend aber den Verleiher kritisiert, erscheint als undankbar und hätte die Auszeichnung ablehnen müssen. Auch der Verleiher geht eine besondere Beziehung zum Empfänger der Auszeichnung

ein, wenn er mit seinem Namen für dessen Ehrwürdigkeit bürgt. Geldzahlungen hingegen etablieren keine über die vereinbarte Leistung hinausgehende Verpflichtung. Oft wird sogar betont, dass eine bestimmte Arbeit ausschliesslich wegen des Geldes verrichtet wurde. SIE ERHÖHEN DIE WOHLFAHRT. Die Ehrung einer Tätigkeit oder Einstellung wirkt über eine Normverstärkung auch auf andere Personen, die ähnliche Tätigkeiten ausführen oder Einstellungen vertreten. Eine aufgewertete Einschätzung des eigenen Handelns verursacht einen Wohlfahrtsgewinn für alle Betroffenen. Auszeichnungen werden aus diesen Gründen oft eingesetzt, um soziales Engagement zu belohnen. Die Ehrung einer berühmten Persönlichkeit für ihre karitative

Bruno S. Frey ist Professor für Volkswirtschaftslehre und Autor mehrerer Bücher. Freys Forschungsschwerpunkt ist die Anwendung der Ökonomie auf neue Bereiche und die Erweiterung des Modells menschlichen Verhaltens durch Einbezug psychologischer und soziologischer Elemente. Der 73-jährige Basler hält Ehrendoktorwürden der Universitäten St. Gallen, Göteborg, Aix-enProvence/Marseille und Innsbruck sowie der Freien Universität Brüssel. Jana Gallus studierte Finance und International Affairs and Governance. Sie ist als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin am Lehrstuhl für Wirtschaftspolitik und aussermarktliche Ökonomik an der Universität Zürich tätig.

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VRPRAXIS

Profunde Kompetenz inklusive FLEXIBLE VORSORGELÖSUNGEN Die hochstehende Vermögensverwaltung ist und bleibt die Kernkompetenz von Privatbanken. Sie sind die ausgewiesenen Spezialisten, wenn es um die Beratung und Betreuung vermögender Kunden geht. TEXT M I C H A E L P E T E R S E N

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ensionskassen oder Versicherungsgesellschaften sind in der Schweiz traditionellerweise für die Vorsorgelösung in Unternehmen verantwortlich. Dabei wird – zumindest im Kopf – das Vorsorgekapital anders betrachtet als Vermögenswerte auf dem Bankkonto, in Anlagen oder Immobilien. Für eine Gesamtbetrachtung ist dieser Ansatz nicht ideal. Denn Vermögen ist grundsätzlich Vermögen und man sollte jegliche Vermögensformen gleich beurteilen – bezüglich Performance, Transparenz und Flexibilität. In der Realität ist dies leider viel zu wenig der Fall und Vorsorgelösungen werden nicht oder zu wenig in eine individuelle Gesamtlösung integriert. Privatbanken bieten diesbezüglich einen ganzheitlichen Ansatz und integrieren Vorsorgegelder vollumfänglich in die persönliche Vermögens- und Finanzplanung. VOLLE TRANSPARENZ Jede Firma ist anders und jeder Inhaber plant privat wie geschäftlich individuell. Flexible Pensionskassenlösungen werden diesem Umstand gerecht und berücksichtigen nicht nur die persönlichen Wünsche des Unternehmers – sie können auch als vollwertiges Finanzinstrument eingesetzt werden, um die Steuerbelastung von Firmen wie auch Unternehmern und ihren Arbeitnehmern positiv zu beeinflussen. Unternehmer und Geschäftsführer haben

in ihrer Firma den finanziellen Durchblick. Ist das bei Pensionskassenlösungen auch der Fall? Leider nicht immer und vollumfänglich. Dies sollte jedoch das Ziel sein – schliesslich geht es meistens um sehr viel Kapital. Moderne Vorsorgelösungen bieten eine hohe Transparenz. So ist es wichtig, dass die Höhe der Anlagerendite, die Zusammensetzung der Anlagestrategie bis auf Titelebene klar ersichtlich ist und sämtliche Administrations-, Vermögensverwaltungs- sowie Risikokosten offen dargelegt werden. Retrozessionen und dergleichen dürfen bei einer individuellen Lösung nicht vorkommen – da diese die neutrale Betrachtungsweise verunmöglichen. INDIVIDUELL UND MASSGESCHNEIDERT Die meisten Pensionskassenstiftungen unterscheiden zwischen BVG-Obligatorium, Überobligatorium und Ausserobligatorium. Interessant sind jedoch Lösungen mit einer Sammelstiftung für den obligatorischen und den überobligatorisch versicherten BVG Lohn sowie mit einer zusätzlichen Stiftung für den ausserobligatorischen Teil. Im ausserobligatorischen Bereich wird kein Zinssatz vorgeschrieben und die Stiftung kann für jede versicherte Person ein individuelles Vorsorgekonto/ -depot einrichten. Dadurch kann die Anlagestrategie von der vermögensverwaltenden Bank auf

die versicherte Einzelperson angepasst werden und es ergeben sich interessante Möglichkeiten für Arbeitnehmer und Selbständige welche über eine Lohnsumme von über 126360 Franken verfügen. Im Obligatorium gibt es für den einzelnen Arbeitnehmer keine Wahlmöglichkeiten bezüglich Risikoschutz oder Anlagestrategie – für das Unternehmen als Ganzes allerdings schon. Daher ist es sinnvoll, dass ein Unternehmen von Zeit zu Zeit ihre bestehende Lösung auch im Obligatorium/ Überobligatorium überprüft und so den Wünschen und Zielen anpasst. GLASKLARE FINANZPLANUNG Unternehmensgewinne variieren von Jahr zu Jahr. Daher sollte die Steuerbelastung in guten Ertragsjahren kontrolliert werden. Unternehmen können den Gewinn in Form von Boni oder Dividenden ausschütten. Für Mitarbeitende und Firmeninhaber besteht die Möglichkeit, sich in ertragsreichen Jahren in die Pensionskasse einzukaufen, um so die Steuerbelastung zu senken. So lässt das BVG Sparbeiträge von bis 25 Prozent des Einkommens zu, bis zu einem maximal versicherbaren Lohn von 842 400 Franken. Da Sparbeiträge bis zum 25. Altersjahr zurückgerechnet

FLEXIBLE UND TRANSPARENTE PENSIONSKASSENLÖSUNGEN BIETEN EINEN HOHEN MEHRWERT – AUCH FÜR DAS UNTERNEHMEN. 64

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werden, ergibt sich bei einem höher versicherten Einkommen und prozentual höheren Sparbeiträgen ein grosses Einkaufspotenzial. Dies ist jedoch nur sinnvoll, wenn die Anlagestrategie der Pensionskassenvermögen individuell auf den einzelnen Versicherten angepasst wird. Denn eine 35-jährige Person verfolgt eine andere Anlagestrategie als eine 60-jährige Person. Um die Planungssicherheit weiter zu erhöhen sollte es auch möglich sein, dass bestehende Anlagen (Fonds, Aktien, Obligationen und so weiter) bei einem Bezug ins Privatvermögen überführt werden können. So läuft man nicht in Gefahr, die Titel zu einem schlechten Zeitpunkt verkaufen zu müssen. Auch der Anlagehorizont verlängert sich erheblich. UNGETRÜBTE MÖGLICHKEITEN QROPS ist ein britisches Vorsorgesystem für diejenigen, die sich irgendwo ausserhalb des Vereinigten Königreichs niederlassen wollen. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, welcher Nationalität auch immer, die über einen längeren Zeitraum mit einem lokalen Arbeitsvertrag in Grossbritannien tätig waren,

haben die Möglichkeit, ihre Pensionskassengelder zum Beispiel in das Schweizer Vorsorgesystem zu integrieren. Diese Vorsorgegelder können wie Freizügigkeitsgelder hier in der Schweiz investiert werden. Flexible und transparente Pensionskassenlösungen bieten einen hohen Mehrwert – für das Unternehmen, den Inhaber und die Mitarbeitenden. Gepaart mit der Vermögensverwaltungs- und Servicekompetenz einer Privatbank entstehen neue Möglichkeiten für das Vorsorgevermögen und durch das Nutzen der vorhandenen gesetzlichen Rahmenbedingungen ergeben sich grosse Optimierungsmöglichkeiten in der privaten wie auch unternehmerischen Finanzplanung.

DER AUTOR

Michael Petersen ist Head of Private Banking bei Jyske Bank (Schweiz) AG in Zürich.

Moderne Vorsorgelösungen bieten eine hohe Transparenz und optimieren die Liquiditätsplanung. Foto:BilderBox.com

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VRPRAXIS

«Mehr Menschenverstand» ANDREAS GISLER, CEO IVF HARTMANN GRUPPE Auf welche Aufgaben legt ein CEO und Verwaltungsrat seinen Fokus, wie findet er mit seinen Kollegen einen Konsens und wie geht er mit Uneinigkeiten um? Andreas Gisler spricht über seine Tätigkeit in verschiedenen Gremien. Interview

JONAS HUGENTOBLER, CHRISTOPH HILBER

A

ndreas Gisler ist CEO der IVF HARTMANN GRUPPE und hat zusätzlich einige Mandate als Verwaltungsrat. Im Gespräch erzählt er, was seiner Meinung nach die Aufgaben eines Verwaltungsrates sind und wie er mit Problemen in der Kompromissfindung umgeht. Herr Gisler, ein Verwaltungsrat sollte spezielle Werte und Leitsätze haben. Was denken Sie, was ist für Sie wichtig in Bezug auf die Zusammensetzung des Verwaltungsrates? Andreas Gisler: Wenn über den Verwaltungsrat diskutiert wird, höre ich immer dasselbe. Es heisst dann immer, der Verwaltungsrat müsse die Prozesse, den Markt und die Produkte im Griff haben. Es geht immer um die Finanz- und Marketingkompetenz. Ich vergleiche die Aufgaben eines Verwaltungsrates gerne mit einem Eisberg. Eine Firma entwickeln heisst, einen Eisberg von A nach B zu verschieben. A ist der heutige Stand, B ist ein in der Zukunft liegendes Ziel. 20 Prozent eines Eisberges sind über der Wasseroberfläche und sichtbar, 80 Prozent sind unter der Wasseroberfläche und nicht gut sichtbar. Im Idealfall sollte sich auch ein Verwaltungsrat zu 20 Prozent mit den erwähnten Fragen beschäftigen, also mit den harten Faktoren wie Prozesse, Produkte, Personal und Strategie. Zu 80 Prozent sollte er sich im Idealfall mit dem auseinander setzen, was unter der Wasseroberfläche ist. Das heisst, Sie legen den Fokus Ihrer Verwaltungsratstätigkeit stark auf diese 80 Prozent? Auf Grund Ihres Hintergrunds hätten Sie ja durchaus auch Finanz- und technologische Kompetenzen. Ja das ist so. Ich arbeite natürlich schon in erster Linie an den oberen 20 Prozent, es ist durchaus wichtig, dass man in den Kernkompetenzen wie Finanzen oder Markt sat66

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telfest ist. Danach gleite ich dann aber relativ schnell unter die Wasseroberfläche ab. Also beschäftigen Sie sich schon in erster Linie mit dem Kerngeschäft? Ja klar. Aber die Frage ist doch: Was sind die Hauptwerkzeuge eines Managers? Da können Sie zehn Leute fragen und Sie bekommen zehn verschiedene Antworten. Ich sage: Es ist Lob, mit Fragen umgehen, Kritik üben, ergebnisorientierte Aufgabenerstellung und Budget führen. Eines meiner Prinzipien ist auch, sich in der Mitarbeiterführung auf die Stärken der Angestellten zu fokussieren und Schwächen auf ein akzeptierbares Mass zu reduzieren. Der nächste Punkt ist die Schaffung eines positiven Betriebsklimas. Ich als Verwaltungsrat oder auch als CEO bin der Überzeugung, dass es nicht meine Aufgabe ist, die Mitarbeiter zu motivieren. Ich erwarte, dass am Morgen bereits jeder motiviert zur Arbeit kommt. Aber meine Aufgabe ist es, am Morgen die Leute nicht mit dem ersten Satz schon zu demotivieren. In den Gremien, in denen Sie vertreten sind, sind Sie ja nicht alleine. Wie finden Sie da einen Konsens für Ihre Ideen? Einen Konsens zu finden ist die Aufgabe jedes Verwaltungsrates.

Was sind denn die Probleme? Der eine oder andere Sachverhalt wird individuell anders beurteilt. Wie argumentieren Sie in solchen Fällen? Aus meiner Sicht kann man sich nicht nur durch das Produkt oder den Markt von der Konkurrenz differenzieren, sondern ebenfalls durch Führung und Verhalten. Und das ist etwas, worauf ich als Verwaltungsrat grossen Wert lege, dass man sich eben auch durch das Verhalten von der Konkurrenz differenziert. Verhaltensregeln sind für mich sehr wichtig. Wie geht man mit Kunden und Geschäftspartnern um? Wie ist der Umgang im Unternehmen und am Arbeitsplatz? Wie verhält man sich während Sitzungen und so weiter? Gerade für das Letztere haben wir einen ganzen Kodex ausgearbeitet, was zu beachten ist. Diese Form von Organisiertheit mag in einem Betrieb mit 400 Angestellten gut durchführbar sein. Wie ist das bei Grossfirmen mit 4000 Mitarbeitern? Der ganze Konzern (HARTMANN Konzern, zu der die IVF HARTMANN GRUPPE gehört) macht seit Jahren mit. Sie sagen ihm einfach nicht Verhaltenskodex, sondern «Code of Conduct». Da geht es dann mehr um fairen Wettbewerb, Verbot von Insiderhandel, Verbot von Kinderarbeit und so weiter.

DAS ZIEL MUSS ES SEIN, DASS DER «LADEN» AUCH LÄUFT, WENN ICH AM MORGEN DER LETZTE BIN, DER KOMMT UND AM NACHMITTAG DER ERSTE, DER GEHT. (Foto: zVg)


Wie gehen Sie damit um, wenn eine Idee von Ihnen keinen Anklang findet? Als Verwaltungsrat muss man halt auch akzeptieren können, dass nicht immer alle das machen wollen, was man beabsichtigt. Mit dem muss man umgehen können. Es gibt nun mal verschiedene Wege, erfolgreich zu sein. Sie haben ja verschiedene Verwaltungsrats-Mandate, die relativ breit gefächert sind. Haben Sie bei der Auswahl Ihrer Mandate eine Strategie? Nein, das ist eher opportunistisch gehalten. Wie bringen Sie das alles unter einen Hut? Wichtig ist, dass man sich auf das Wesentliche fokussiert. Zudem muss man sich eine gute Basis erarbeiten. Die Leute unter mir müssen Kompetenz und Verantwortungsbewusstsein haben und selbständig arbeiten können. Man muss fähig sein, die verschiedenen Aufgaben an den «Unterbau» weiter zu geben. Ich denke, man braucht die Fähigkeit, herauszufinden, wo direkte Kontrolle nötig ist und wo man es einfach laufen lassen kann. Da muss man eine Gratwanderung machen, denn die Verantwortung hat am Ende immer die Geschäftsleitung. Das Ziel muss es sein, dass der «Laden» auch läuft, wenn ich am Morgen der Letzte bin, der kommt und am Nachmittag der Erste, der geht. Wie handhaben Sie die «life-workbalance»? Ich glaube, diese Balance stimmt bei keinem Menschen, auch nicht bei mir. Aber die Frage ist, was definieren Sie wirklich als «work»? Der Übergang von Leben und Arbeit

ist bei mir fliessend. Um Stress abzubauen, gehe ich dann Rennrad fahren. Dazu kommt, dass ich selten so gute Ideen habe wie beim Rennrad fahren. Was ich ebenfalls gelegentlich mache, sind kurze Powernaps im Büro. Einfach wenn ich Zeit habe. Wie gehen Sie damit um, wenn ein Entscheid im Verwaltungsrat gegen Ihre Überzeugung gefällt wird? Grundsätzlich muss natürlich jeder die Mög-

lichkeit haben, seinen Standpunkt offen zu legen. Deshalb lege ich bei Sitzungen immer Wert darauf, dass jeder ein Eingangsvotum hat. Nachher geht es darum, einen gemeinsamen Nenner zu finden. Ein Verwaltungsrat hat eine kollektive Verantwortung. Das heisst, hier kann man nicht auf seinem Standpunkt verharren, sondern muss eine Kompromisslösung akzeptieren. Wenn Sie ein Gesetz oder eine Regel streichen könnten, welche wäre das? Viele dieser «Corporate Governance»Angelegenheiten. Diese nehmen viel zu viel Zeit in Anspruch. Ich habe ein Motto: Es gibt keine stagnierenden Märkte, sondern nur stagnierende Manager. Die ganze Zeit höre ich, dass der Markt stagniere. Dann sage ich jeweils: Stagniert der Markt oder stagnierst du? Der Unternehmer beschäftigt sich einfach zu viel mit der Zunahme der «Corporate Governance», anstatt mit der Firma selber. In der Firma stinkt der Fisch aber immer am Kopf. Bevor ich den Fehler bei den anderen suche, muss ich immer zuerst bei mir suchen. Ich bin der Überzeugung: Es gibt keine schlechten Mitarbeiter, sondern nur schlechte Chefs. Und was würden Sie gerne wieder einführen? Gerne würde ich wieder vermehrt den natürlichen Menschenverstand einführen, der oftmals einfach durch «Corporate Governance» ersetzt wird. Da «Corporate Governance» das hinterletzte Detail regelt, ist Menschenverstand oftmals gar nicht mehr gefragt.

ZUR PERSON Andreas Gisler (51) ist seit 2006 CEO und CFO der IVF HARTMANN GRUPPE. Daneben ist er im Verwaltungsrat folgender Unternehmen: ERNI Group Holding AG, ERNI Consulting AG, EKS Elektrizitätswerk des Kantons Schaffhausen und der BBC GROUP. Er engagiert sich in der IVS Industrie- und Wirtschaftsvereinigung Region Schaffhausen und ist dort seit vielen Jahren Vorstands- und Präsidiumsmitglied. Er führt auch den Vorstand der Bildungs- und Personalkommission der IVS.


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VRPRAXIS

Ich sehe etwas, was du nicht siehst

Sparring-Partner: Konflikte und Konfliktfähigkeit im VR sind elementar – aber mit Worten! Foto: BilderBox.de

TEIL 1 Bekanntlich sind Erfahrungen auch bei Entscheidungen Gold wert. Wenn man deshalb etwas schneller oder klarer sieht als die Konkurrenz, ist dies auch Geld wert. Doch was heute als Erfahrung gilt, ist morgen eventuell nur noch Erinnerung. TEXT C H R I S T O P H H I L B E R

«I

ch sehe Risiken, welche du gar nicht sehen kannst, weil du neu im Business bist und die Erfahrungen nicht hast. Deshalb entscheiden wir für meinen Standpunkt, denn dein Vorschlag ist nicht machbar.» Viele Nachfolgeregelungen scheitern daran, dass der bisherige Inhaber immer alles anders sieht als sein Nachfolger. Er sieht dank seiner Erfahrung Risiken, welche Berechtigung haben. Der Nachfolger dagegen möchte neue Ideen aufgrund anderer Erfahrungen gar nicht als Risiko sehen, sondern im Gegenteil als Chance für das Unternehmen, als Chance zu neuen Erfolgen. Zwei Meinungen, zwei Standpunkte – ein Konflikt, der leider oft zum Abbruch von Nachfolgeregelungen führt, anstatt dass er über ein Führungsteam ausdiskutiert wird. MONOKULTUR DER ENTSCHEIDE Dies ist primär ein KMU Phänomen, nicht selten auch bei grösseren Familienunternehmen. Bei kotierten Unternehmen besteht diese Gefahr weniger, da diese über eine klare Governance geregelt sind und meist über ein «angestelltes» Management-Team eine objektive Mehrheitsbildung erreichen. Gemäss der Stiftung KMUnext sehen sich in der Schweiz pro Jahr etwa 12 000 KMU direkt mit der Lösung eines Nachfolgeproblems konfrontiert (KMUnext, Jahresbericht 2013). Davon dürften über 1000 Unternehmen von relevanter Grösse sein, das heisst, sie sind so gross und erfolgreich, dass eine Nachfolgeregelung stattfinden muss, denn sie können nicht einfach den Betrieb einstellen (zu viele Mitarbeitende, Kundenverpflichtungen, Investitionen, zu viel Herzblut). Für die Beurteilung strategischer Chancen und Risiken werden Analysen, Umfragen, Zahlen und Meinungen eingeholt. Aber letztendlich ist es eine Frage des Standpunkts, die Sicht von innen oder aussen, wie die Gewichtung der Entscheidungsgrundlagen ausfällt. Persönliche Erfahrungen sind ein richtiger und wichtiger Faktor. Oft fehlen dem Patron aber ehrliche Sparring-Partner mit anderen Erfahrungen, um strategische Themen zu wälzen und Entscheide zu verifizieren. Damit entsteht eine Art Monokultur der Entscheide, eine Projektion der Vergangenheit, und der «schwarze Schwan» wird möglicherweise übersehen. In der Unternehmensorganisation gibt es dafür ein klares Führungsgremium, nämlich den Verwaltungsrat (oder analog bei anderen Rechtsformen). Allerdings nur wenn er richtig zusammengesetzt ist. Ein Verwaltungsrat bestehend aus

Besitzer/Patron/CEO in einer Person und dem Hausjuristen oder -treuhänder ist zwar ein Kontrollorgan, aber nicht strategisches Steuerungsorgan. Im Verwaltungsrat braucht es ein konfliktfähiges Team mit Aussensicht, mit Erfahrungen aus anderen Märkten, Produkten, Technologien und so weiter. WECHSEL DER PERSPEKTIVE Die Entwicklungen in vielen Bereichen, ob Technologie, Kundenverhalten, Mitarbeiteransprüche oder gesellschaftliche und politische Rahmenbedingungen, wurden in den letzten Jahren massiv schneller – Tendenz zunehmend. Erfahrungen müssten im veränderten Umfeld laufend neu kalibriert werden, denn die bisherigen «Einstellungen» sind schnell überholt. Optionen? Die Firma von innen kennen, die Bilanz zwischen den Zeilen verstehen, die Strategie selber entwickeln, Stärken und Schwächen ehrlich erfassen. Man sieht viele wichtige Elemente, welche von aussen nicht gesehen werden können. Aber das ist nur eine Sicht. Die andere Sicht von Dritten ist die zweite Hälfte. Bauen Sie für sich ein Team von Sparring-Partnern auf: offen, ehrlich, vertrauenswürdig. Eine sinnvolle Option ist der Auf-, Aus- oder Umbau des Verwaltungsrates zu genau diesem Zweck: harte Diskussionen für richtige Entscheide. Wenn Sie etwas sehen, was die anderen nicht sehen, ist dies wertvoll, solange Sie zu verstehen versuchen, was die anderen anders sehen. Perspektivenwechsel ist angebracht. Ich sehe etwas, was du nicht siehst (Teil 2) in der nächsten Ausgabe.

ZUM AUTOR

Christoph Hilber ist Betriebswirtschafter und seit sieben Jahren Headhunter mit eigener Firma: P-Connect Executive Search & Recruiting hat den Fokus auf Industrie (MEM), IT/Telekom und die Positionen VR, GL und Spezialisten.

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Bonus im Arbeitsverhältnis RECHT: WANN IST ER GESCHULDET?

VON P A S C A L E G O L A

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iele Arbeitsverträge, vor allem für höhere und leitende Angestellte, sehen eine zweiteilige Entlöhnung vor: Einerseits den fixen Grundlohn im Sinne von Art. 322 ff. OR und andererseits eine von gewissen Bedingungen abhängige Zusatzentlöhnung. Diese kann unterschiedlich bezeichnet sein, beispielsweise als Gratifikation oder Bonus. Doch ist diese in jedem Fall geschuldet? Und kann sie im Falle einer Kündigung durch den Arbeitnehmer dahinfallen? LOHN VERSUS FREIWILLIGE GRATIFIKATION Das Gesetz enthält in Art. 322d OR eine Regelung betreffend die sogenannte Gratifikation. Gemäss dem Sinn und Inhalt dieser Regelung tritt die Gratifikation zum Lohn hinzu und ist freiwillig auszurichten. Folglich ist sie vom Willen bzw. Ermessen des Arbeitgebers und meistens auch vom Eintritt gewisser Bedingungen abhängig. Wird aber die im Arbeitsvertrag als «Gratifikation» bezeichnete Entlöhnung im Voraus genau festgesetzt, d.h. werden Höhe und Anlass der Ausrichtung (z.B. Weihnachten) klar vereinbart, handelt es sich nicht mehr um eine freiwillige Gratifikation im Sinne des Gesetzes. Vielmehr liegt dann ein vorbehaltlos geschuldeter Lohnbestandteil vor. Ein solcher kann nämlich auch in dem Sinne variabel sein, als er zwar vom Eintritt gewisser Bedingungen abhängt (z.B. Erreichung gewisser Umsatzzahlen), aber bei deren Eintritt auf jeden Fall geschuldet ist. Für ein Ermessen des Arbeitgebers bleibt dann kein Raum. Diese Abgrenzung ist enorm wichtig und führt immer wieder zu Streitigkeiten. Meistens sieht der Arbeitsvertrag nämlich vor, dass die Gratifikation für das letzte Geschäftsjahr im Falle einer Kündigung durch den Arbeitnehmer nicht mehr auszurichten ist. Dies ist nur zulässig, wenn wirklich eine freiwillige Gratifikation vorliegt bzw. vereinbart wurde. WAS IST EIN BONUS? Viel häufiger als die Bezeichnung «Gratifikation» ist heutzutage der Begriff «Bonus» in Arbeitsverträgen anzutreffen. Dieser Bonus stellt ebenfalls eine Entschädigung

dar, die zum fixen Lohnbestandteil hinzutritt. Auch hier stellt sich die Frage, ob ein solcher Bonus ein vorbehaltlos geschuldeter Lohnbestandteil oder nur eine freiwillig geschuldete Gratifikation ist. Die Bezeichnung im Arbeitsvertrag (sei dies als Gratifikation oder Bonus etc.) ist nicht massgeblich. Vielmehr sind die Umstände des Einzelfalles zu berücksichtigen. KRITERIEN ZUR ABGRENZUNG FIXER LOHNBESTANDTEIL – FREIWILLIGE GRATIFIKATION Es liegt eine freiwillige Entlöhnung vor, wenn deren Festsetzung im Ermessen des Arbeitgebers steht. Dies ist der Fall wenn auch die subjektive Einschätzung der Arbeitsleistung des Arbeitnehmers und nicht nur objektive Kriterien eine Rolle spielen. Eine regelmässige Ausrichtung eines gleichen oder ähnlichen Betrages über viele Jahre spricht eher gegen deren Freiwilligkeit. Weiter darf die Gratifikation, um als freiwillig qualifiziert zu werden, neben dem Lohn nur eine zweitrangige oder untergeordnete Bedeutung haben. Die Rechtsprechung hat keine feste Grenze in Form einer Verhältniszahl zwischen Lohn und Gratifikation festgelegt. In welcher Höhe die Gratifikation (oder je nach Bezeichnung auch ein Bonus) im Verhältnis zum Fixlohn noch als freiwillig gilt, ist vielmehr abhängig von der Höhe des Einkommens. Bei einem niedrigen Einkommen wirkt sich ein kleiner Bonus viel stärker auf die Lebenssituation aus, d.h. er verbessert diese stärker als bei einem höheren Einkommen. Deshalb wird hier schon bei kleineren prozentualen Anteilen ein Bonus als Lohnbestandteil betrachtet. Dies dient dem Schutz des Arbeitnehmers. Bei höheren Einkommen ist ein Bonus selbst dann noch als freiwillige Gratifikation zu qualifizieren, wenn er einen recht grossen prozentualen Anteil am Fixlohn erreicht. Bei guten Einkommensverhältnissen wird der Schutz des Arbeitnehmers als weniger vordringlich erachtet, da der Arbeitnehmer auch ohne den Bonus gut vom Lohn leben kann. Doch immerhin scheint die Rechtsprechung selbst bei hohen Einkommen eine Grenze zu ziehen, wenn der Bonus den Fixlohn regelmässig übersteigt. Dort ist die Grenze der Freiwilligkeit spätestens erreicht. Damit soll vermieden werden, dass der Ar-

beitgeber den Fixlohn tief ansetzt und sich mittels eines hohen Bonusanteils ein grosses Ermessen bewahrt sowie im Falle der Kündigung des Arbeitnehmers einen grossen Teil der Lohnzahlungen spart. Ein neuerer Entscheid des Bundesgerichts hat das Kriterium des Abstellens auf das Verhältnis zwischen fixem Lohn und Zusatzlohn wiederum relativiert und zwar für sehr hohe Einkommen. Übersteigt der Grundlohn bereits ein Mass, das die wirtschaftliche Existenz des Arbeitnehmers bei weitem gewährleistet (konkret waren es 2 Millionen Franken) und die Lebenshaltungskosten erheblich übersteigt, ist das Verhältnis der Höhe des Bonus zum Grundlohn kein Kriterium mehr. Ein Bonus von ca. 1.6 Millionen Franken wurde dabei in Auslegung der vertraglichen Bedingungen immer noch als freiwillige Gratifikation qualifiziert. FAZIT Aus Sicht des Arbeitgebers empfiehlt es sich, in den Arbeitsverträgen die Kriterien zur Berechnung und Festlegung eines Bonus genau festzuhalten und insbesondere auch subjektive Kriterien zur Untermauerung des Ermessens des Arbeitgebers einzubeziehen. Doch lässt sich dadurch keine absolute Sicherheit schaffen. Vielmehr kommt es auch auf die grundsätzliche Höhe des Einkommens und – in den meisten Fällen – auf das Verhältnis der Höhe von Lohn und Bonus an.

ZUR AUTORIN Pascale Gola, LL.M., ist Partnerin bei der Wirtschaftskanzlei Ruoss Vögele Partner in Zürich. Sie berät Unternehmen und Unternehmer in den Bereichen des Gesellschafts-, Handels-, Arbeits- und Immaterialgüterrechts. Häufig ist sie prozessierend tätig und amtet auch als Schiedsrichterin in internationalen Schiedsverfahren.

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Risikolos und innovativ INTERVIEW S A V E R I O G E N Z O L I

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tefan Böni, Geschäftsführer der Debitoren Service AG erklärt, wie dieses Risiko minimiert und der finanzielle Spielraum erhöht werden kann. DIE DEBITOREN SERVICE AG IST DIE ERSTE TOCHTERFIRMA DER POSTFINANCE. WAS WAREN DIE BEWEGGRÜNDE FÜR DIESEN SCHRITT? Kleine, agile Unternehmen mit kurzen Entscheidungswegen können innovative und technologisch anspruchsvolle Produkte rascher und unkomplizierter auf den Markt bringen als Grossunternehmen. Als Tochtergesellschaft der PostFinance AG profitieren wir von ihrer Stärke, bleiben durch unsere Eigenständigkeit aber trotzdem autonom und flexibel. WAS BIETET DIE DEBITOREN SERVICE AG FÜR DIENSTLEISTUNGEN AN? Unser Kerngeschäft ist eine innovative Art des Factorings, also der Kauf und die Vorfinanzierung von Forderungen inklusive Übernahme der Zahlungsausfälle. TÖNT SOWEIT NACH GANZ NORMALEM FACTORING. WAS GENAU IST DENN BEIM FACTORING DER DEBITOREN SERVICE AG SO INNOVATIV? Eine ganze Menge. «Factoring Plus», so heisst unser Produkt, ist branchenunabhängig und eignet sich gleichermassen für das B2B- und das B2C-Geschäft. Es unterstützt sämtliche Verkaufskanäle, egal ob Ladengeschäft (POS), Onlineshop/Versandhandel, Aussendienstmitarbeitende oder Callcenter. Zudem haben unsere Kunden mit «Factoring Plus» die Möglichkeit, ihren Kundinnen und Kunden die Zahlung auf Raten anzubieten. Weiter ist speziell, dass wir den ganzen Debitorenmanagementprozess der Geschäftspolitik unserer Kundinnen und Kunden anpassen und sie sich auch jederzeit online über den aktuellen Status der Rechnungen informieren können. Last but not least beträgt bei uns die Zahlungsgarantie 100 Prozent. WIE GENAU FUNKTIONIERT FACTORING PLUS? Factoring Plus ist modular aufgebaut und die 72

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Kunden bestimmen selbst, welche Module sie nutzen wollen: Steht beispielsweise für ein Unternehmen primär die Erhöhung der Liquidität im Vordergrund, sind die Module Debitorenmanagement und Vorfinanzierung die richtige Wahl. Onlineshops und Versandhändlern hingegen ist meist die Absicherung gegen Zahlungsausfall wichtiger. In diesem Fall wählen sie das Debitorenmanagement und die Zahlungsgarantie. Benötigen sie zu einem späteren Zeitpunkt doch mehr Liquidität, so kann innerhalb kürzester Zeit das Modul Vorfinanzierung «zugeschaltet» werden. Damit erhalten sie innerhalb von zwei Bankwerktagen bis zu 90 Prozent des Rechnungsbetrages auf ihr Postkonto gutgeschrieben. STELLT DAS FACTORING EINE ALTERNATIVE ZUR HERKÖMMLICHEN KREDITFINANZIERUNG DAR? Definitiv. Factoring Plus kann durchaus eine attraktive Alternative mit zusätzlichem Mehrwert zu einem Kontokorrentkredit sein. Besonders dann, wenn sich ein Unternehmen auf sein Kerngeschäft konzentrieren und das teilweise etwas beschwerliche und nicht zum Kerngeschäft gehörenden Debitorenmanagement in professionelle Hände übergeben will. WAS IST DER VORTEIL VON FACTORING? Der Vorteil liegt in den vielen Möglichkeiten. Factoring ist umfassender und flexibler als ein Kredit. Die Liquidität wächst linear mit dem Umsatz und ist daher für Unternehmen mit raschem Wachstum die idealere Finanzierungsform als eine fixe Kontokorrentlimite. WER NUTZT HAUPTSÄCHLICH DIESES ANGEBOT? Unternehmen unterschiedlichster Branchen

ZUR PERSON Stefan Böni ist Geschäftsführer der Debitoren Service AG und hat Factoring Plus als Strategic Business Developer bei der Postfinance entwickelt und umgesetzt.

im B2B- und B2C-Geschäft, welche ein Liquiditätsbedürfnis haben, sich gegen Zahlungsausfall absichern oder sich einfach auf ihr Kerngeschäft konzentrieren und das Debitorenmanagement auslagern wollen. WELCHE UNTERNEHMEN PROFITIEREN VON FACTORING PLUS? Interessant ist es für alle Unternehmen, die pro Jahr eine Million Franken und mehr auf Rechnung umsetzen. IST FACTORING FÜR EIN UNTERNEHMEN MIT RISIKEN VERBUNDEN? Ganz im Gegenteil: Alleine mit Factoring wird sich ein Unternehmen niemals überschulden, was bei anderen Kreditformen relativ rasch oder schleichend geschehen kann. WIE WILL DIE DEBITOREN SERVICE AG IHRE ANGEBOTE WEITERENTWICKELN? Zur Zeit bauen wir unser Angebot für die Leistungserbringer im Gesundheitswesen aus. «MediFact Plus» ist ähnlich wie Factoring Plus aber auf die speziellen Gegebenheiten und Vorschriften des Gesundheitswesens angepasst. So können wir Ärzten, Therapeuten, Laboren und so weiter und in Kürze auch Spitälern unsere Dienstleistungen anbieten. Aber auch Factoring Plus wird weiter entwickelt. Wir haben noch ein paar gute Ideen, die ich heute aber noch nicht verraten will.

Foto: zVg

«FACTORING PLUS» Viele KMU sind bei ihren Geschäften einem Ausfallrisiko ausgesetzt.


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Stopp dem Bildungsirrsinn AUFWAND FÜR BILDUNG EXPLODIERT

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BERN, 22. FEBRUAR 2021 Der Bundesrat stellt mit Genugtuung fest, dass das visonäre Projekt Stobwa «Stopp dem schädlichen Bildungswahn» seit der Lancierung vor vier Jahren entscheidende Fortschritte erzielt hat. Der beste Beweis für den Erfolg dieser Strategie sei der neue Vorsteher des VBS, der ausschliesslich im Rheintaler Dialekt kommuniziert und dem Dreisatzrechnen ablehnend gegenübersteht. Hier die wichtigsten Meilensteine.

VON R U E D I S T R I C K E R EINSPARUNG VON STEUERGELDERN Eine Expertengruppe der SVP lanciert eine Initiative gegen die Flut von verwirrenden Bildungsangeboten, deren Finanzierung durch den Staat massgeblich zum desolaten Zustand der Bundeskasse beiträgt. Die Initiative verlangt die Einführung einer Ausgabenbremse, das Verbot der Zulassung von ausländischen Studenten an unseren Hoch- und Fachschulen sowie ein Verbot von unnützen und schädlichen Bildungsinhalten. Ausgenommen von den Einschränkungen sind Lehrgänge zur Optimierung des Einsatzes von Futtermitteln, betriebswirtschaftliche Kurse für Milchproduzenten und Stillkurse für Schwangere beiderlei Geschlechts. (Siehe auch Grafik) «KOCHLÖFFEL STATT LENKRAD» Eine gemeinsame Delegation der BfU Beratungsstelle für Unfallverhütung und des ASTRA Bundesamts für Strassen lässt sich von Verkehrsexperten in Riad von den kulturellen Vorteilen überzeugen, die dem glücklichen Volk in Saudi-Arabien traumhaft tiefe Kosten für Verkehrsstaus und Unfälle beschert. Seit auch in der Schweiz die Frauen von Gesetzes wegen vom Erlangen des Fahrausweises und anderer unnützer Fähigkeiten dispensiert sind, ist eine spürbare Entlastung eingetreten, auch wenn die Unfälle pro Quadratkilometer Landesfläche aus technischen Gründen hier immer noch höher sind als in Abdullahs Reich. DISKRIMINIERUNG VON UNGEBILDETEN Das Schweizer Volk nimmt mit knapper Mehrheit eine Initiative gegen die lohnmässige Diskriminierung von weniger Gebildeten an. Auslöser war ein Bundesge-

richtsurteil gegen einen Arbeitgeber, der einer Physikerin in einer Entwicklungsabteilung fast dreimal so viel Lohn zahlte wie einem Disponenten. Dies trotz der unbestrittenen Tatsache, dass beide Mitarbeitenden im Wesentlichen mit der gleichen Aufgabe beschäftigt waren, nämlich der Bedienung einer Tastatur und einer Computermaus. HERSTELLUNG DER STEUERGERECHTIGKEIT Dem Eidg. Finanzdepartement

kommt das Verdienst zu, den Anstoss für die längst fällig gewordene Herstellung der Steuergerechtigkeit geliefert zu haben. Seit 1. Januar 2019 gilt der Erwerb von Bildung bei der Direkten Bundessteuer als Naturaleinkommen. Die meisten Kantone haben nicht nur diese Sichtweise übernommen, sondern auch die Vermögensbesteuerung entsprechend angepasst. Ausdrücklich ausgenommen von diesen Anpassungen bleibt jedoch das Erbschaftsrecht. SICHERHEITSPOLITISCHE MASSNAHMEN Der Bericht des Nachrichtendienst des

Bundes NDB über die Sicherheitslage vom 31. Januar 2018 hat das Land in den Grundfesten erschüttert. Dass unser Nachrichtendienst nicht einmal ein abgehörtes Gespräch von drei Appenzellern über die Rezeptur einer Käsesorte aus mangelnder Sprachkompetenz interpretieren kann, hat das Vertrauen des Volkes in die Innere Sicherheit nachhaltig in Mitleidenschaft gezogen. Der Bundesrat ist erleichtert, dass gegen das Verbot der Verwendung, des Anbietens und Durchführens von Weiterbildungsveranstaltungen zum Erwerb einer Fremdsprache nicht das Referendum ergriffen wurde. Nr. 10 2014 | UnternehmerZeitung

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NETZWERKE

Risikofalle Rückerstattung UNTERSCHÄTZTE RISIKEN FÜR UNTERNEHMER Die Verrechnungssteuer weckt oft Leidenschaft, weil sie leider oft Leiden schafft. Wechselt ihre Ausgestaltung von der rückforderbaren Sicherungssteuer zur definitiven Defraudantensteuer, entstehen hohe finanzielle Belastungen. Dieses Risikopotential gilt es zu erkennen. TEXT T H O M A S J A U S S I

D

ie Verrechnungssteuer hat für Inländer einen einzigartigen Hauptzweck: Sie sichert die allgemeine Einkommenssteuer auf bestimmten Kapitalerträgen. Gegenstand der Verrechnungssteuer von 35 Prozent sind unter anderem Ausschüttungen von inländischen Kapitalgesellschaften. Aufgrund ihrer Sicherungsfunktion wird die Verrechnungssteuer an der Quelle der steuerbaren Leistung, bei der inländischen Gesellschaft, erhoben und anschliessend dem steuerehrlichen inländischen Leistungsempfänger auf dessen Antrag hin zurückerstattet. In bestimmten Fällen kann die Verrechnungssteuerpflicht durch Meldung an Stelle der Steuerablieferung erfüllt werden. Eine Voraussetzung für die Rückerstattung an natürliche inländische Personen ist, dass der verrechnungssteuerbelastete Ertrag bei den Einkommenssteuern und dass der zugrunde liegende Vermögenswert bei der Vermögenssteuer ordnungsgemäss deklariert wird. Juristische Personen als Leistungsempfänger müssen den steuerpflichtigen Ertrag verbucht haben. Wegen des Sicherungszwecks darf die ausschüttende Gesellschaft die Verrechnungssteuer nicht selber tragen, sondern muss sie zwingend überwälzen: Sie darf dem Leistungsempfänger nur die um die Steuer gekürzte Leistung ausrichten. Beschliesst eine Gesellschaft eine Dividende von CHF 1000, so darf der Aktionär nur CHF 650 erhalten, während CHF 350 Verrechnungssteuer (= 35%) an die Eidgenössische Steuerverwaltung abgeliefert werden müssen. SELBSTDEKLARATIONSPRINZIP Oft geht vergessen, dass die Verrechnungssteuer eine Selbstdeklarationssteuer ist. Die steuerpflichtige Gesellschaft hat der Eidgenössischen Steuerverwaltung unaufgefordert die vorgeschriebene Abrechnung

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einzureichen und gleichzeitig die Steuer zu entrichten. Der Steuerpflichtige hat folglich die Steuerforderung selber festzustellen, mit dem entsprechenden Deklarationsformular abzurechnen und den Betrag der nach seiner Feststellung geschuldeten Steuer fristgerecht zu bezahlen. Eine Fehleinschätzung führt dazu, dass Verrechnungssteuerrisiken bestehen. Da die Verjährungsfrist fünf Jahre beträgt, kann eine Kontrolle der Eidgenössischen Steuerverwaltung steuerbare Leistungen der vergangenen fünf Kalenderjahre erfassen. Im Zentrum von Kontrollen stehen die sogenannten geldwerten Leistungen an Aktionäre und diesen nahe stehende Personen. GELDWERTE LEISTUNGEN, LEISTUNGSVERRECHNUNG UND DRITTPREISE Neben ordentlichen Ausschüttungen, insbesondere Dividenden, sind auch geldwerte Leistungen Gegenstand der Verrechnungssteuer. Eine geldwerte Leistung beruht auf dem Beteiligungsverhältnis und bedingt

NACHSCHLAGEWERK GÜTER- UND ERBRECHT – 2. AUFLAGE Das bisherige Nachschlagewerk zu Güter- und Erbrecht ist in einer 2. Auflage erschienen, ergänzt um praxisorientierte Ausführungen zu den finanziellen Folgen bei Trennung und Scheidung sowie um eine Darstellung des neuen Erwachsenenschutzrechts, welches seit 1. Januar 2013 in Kraft ist. Auch in der 2. Auflage stehen anstelle von theoretischen Abhandlungen praktische Hinweise und Beispiele im Vordergrund. Weitere Informationen und Bestellung unter: www.unternehmerforum.ch

eine Entreicherung der Gesellschaft in Form eines Vermögensabgangs oder eines Verzichts auf einen Vermögenszugang. Geldwerte Leistungen können in vielen Ausgestaltungen erfolgen. Darunter werden Vorgänge wie «Leistung ohne angemessene Gegenleistung», «nicht geschäftsmässig begründete Aufwände» (insbesondere in Form der Übernahme von privatem Aufwand des Aktionärs) oder «der Erfolgsrechnung nicht gutgeschriebene Erträge» verstanden. Geldwerte Leistungen ergeben sich oft aufgrund von Leistungsbeziehungen zwischen verbundenen Unternehmungen. Selbstverständlich ist ein solcher Leistungsaustausch zulässig und steuerlich anzuerkennen. Entspricht die Leistungsverrechnung zwischen verbundenen Personen jedoch nicht Verhältnissen, wie unter unabhängigen Drittparteien anwendbar («dealing at arm’s length»-Prinzip), so liegt im Betrag der Leistungsdisparität eine verrechnungssteuerpflichtige geldwerte Leistung vor. Es ist deshalb zwecks Vermeidung von Verrechnungssteuerrisiken unbedingt erforderlich, diesen Drittnachweis erbringen zu können. Insbesondere bei grenzüberschreitenden Verhältnissen muss berücksichtig werden, dass ein ausländischer Leistungsempfänger eine anfallende Verrechnungssteuer nur zurückfordern kann, soweit ein bestehendes Doppelbesteuerungsabkommen zwischen der Schweiz und dem Ansässigkeitsstaat des Leistungsempfängers einen solchen Anspruch vorsieht. Eine vollumfängliche Rückerstattungsberechtigung ist bei internationalen Fällen grundsätzlich nur bei unmittelbaren Mutter-Tochterverhältnissen vorgesehen. In allen anderen Konstellationen verbleibt eine nicht-rückforderbare Verrechnungssteuer als sogenannte Sockelsteuer. Eines bleibt geldwerten Leistungen gemeinsam: Bei ihrer nachträglichen Auf-


Schutz vor dem grossen Fall: Damit der Leistungsempfänger Anrecht auf Steuerrückerstattung hat, muss er die verrechnungssteuerpflichtige Leistung ordnungsgemäss deklarieren. Keine oder eine verspätete Deklaration führt zum Verlust des Rückerstattungsrechts. Foto: BilderBox.de

deckung fällt die Verrechnungssteuer an; zudem werden Verzugszinsen von 5 Prozent p.a. in Rechnung gestellt. Soweit es an der Rückerstattungsberechtigung des Leistungsempfängers fehlt, wird die Verrechnungssteuer eine endgültige Belastung. DIE KRUX MIT DER RÜCKERSTATTUNG BEI GELDWERTEN LEISTUNGEN Die Rückerstattung der Verrechnungssteuer an inländische natürliche Personen setzt voraus, dass diese den verrechnungssteuerpflichtigen Ertrag ordnungsgemäss deklarieren. Diese Deklaration muss grundsätzlich mit der ersten Einkommenssteuererklärung, welche nach Fälligkeit der steuerpflichtigen Leistung einzureichen ist, erfolgen. Geldwerte Leistungen werden in der Regel jedoch gerade nicht deklariert und erst nachträglich anlässlich einer Verrechnungssteuerprüfung festgestellt. Da diesfalls in der Regel keine ordnungsgemässe Deklaration erfolgt ist, ist das Recht auf Rückerstattung verwirkt. Dadurch wird die Verrechnungssteuer ungeachtet einer Nachbesteuerung bei der Einkommens- und der Gewinnsteuer zur «Defraudantensteuer» und deshalb zu einer definitiven Steuerbelastung. EINE FISKALISCHE GESCHICHTE Die Wirkung der Verrechnungssteuer zeigt folgendes Beispiel: Die Königreich AG ist eine florierende Unternehmung und wird

von Herrn König gehalten. Herr König macht seiner Tochter Prinzessin im Jahr 2011 ein Geschenk: Sie kann von der Königreich AG seinen Geschäftswagen zum Buchwert von CHF 20 000 kaufen, obwohl der Verkehrswert CHF 45 000 beträgt. Diese Transaktion wird im Rahmen einer Verrechnungssteuerinspektion 2014 festgestellt. Die unterpreisliche Überlassung des Geschäftswagens stellt eine geldwerte Leistung dar, worauf die Verrechnungssteuer von 35 Prozent und somit von CHF 8 750 (plus rund CHF 1 000 Verzugszins) geschuldet ist. Die Königreich AG verzichtet nämlich auf die Erzielung eines Gewinns von CHF 25 000, wobei dieser Verzicht aufgrund der Stellung von Herrn König als Aktionär beziehungsweise von Tochter Prinzessin als diesem nahe stehende Person erfolgt. Zwar wird Herr König die Aktien an der Königreich AG in seiner Steuererklärung 2011 aufgeführt haben. Die geldwerte Leistung von CHF 25 000 wird er jedoch nicht als steuerbares Einkommen deklariert haben. Deshalb fehlt es an der für die Rückerstattung notwendigen ordnungsgemässen Deklaration und die Steuerrückerstattung ist verwirkt. Die Verrechnungssteuer tritt jedoch nicht an Stelle der Einkommenssteuer: Zusätzlich werden in einem Nachsteuerverfahren die CHF 25 000 bei der Königreich AG mit der Gewinnsteuer und bei Herrn König mit der Einkommenssteuer erfasst. Zusätzlich fallen

noch Strafsteuern wegen dem Vorliegen von Steuerhinterziehungen an. FAZIT Wegen des Verständnisses, dass die Verrechnungssteuer «nur» eine Sicherungssteuer und keine definitive Steuerbelastung ist, wird sie in ihren Auswirkungen oft unterschätzt. Die Aufteilung in Steuererhebung nach Selbstdeklarationsprinzip und nachgelagertem Rückerstattungsverfahren mit engen und strengen Voraussetzungen birgt die Gefahr, dass Verrechnungssteuerrisiken nicht erkannt werden. Angesichts des hohen Satzes von 35 Prozent in Verbindung damit, dass die Rückerstattung verwirkt ist, ergibt sich ein hohes Risikopotential.

DER AUTOR

Thomas Jaussi, lic. iur., dipl. Steuerexperte, Betriebswirtschaftsingenieur HTL/NDS, Partner JP Steuer AG, Basel; Geschäftsführer WTS Schweiz AG

Nr. 10 2014 | UnternehmerZeitung

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NETZWERKE

Ausländische Arbeitnehmer VON S T E F A N I E M E I E R - G U B S E R

F

ür ausländische Arbeitnehmer gelten je nach Herkunftsland unterschiedliche Regelungen. Während für EU-/ EFTA-Staatsangehörige grundsätzlich die Personenfreizügigkeit gilt, werden Drittstaatsangehörige nur unter bestimmten Voraussetzungen zum Schweizer Arbeitsmarkt zugelassen. Da die Personenfreizügigkeit stufenweise eingeführt wird, muss auch bei EU-Staatsangehörigen nach Herkunftsland unterschieden werden. Für EU-25/EFTA-Bürger gilt die volle Freizü-

gigkeit, d.h. sie haben einen Rechtsanspruch auf die Erteilung einer Aufenthaltsbewilligung. Für Staatsangehörige aus Rumänien und Bulgarien (EU-2) ist die Personenfreizügigkeit bis 2016 beschränkt (Inländervorrang, Kontrolle der Lohnund Arbeitsbedingungen, Kontingente). Für kroatische Staatsangehörige gelten bis zur Ausdehnung des Freizügigkeitsabkommens auf Kroatien die Zulassungsvoraussetzungen für Drittstaatsangehörige. Bei einem Aufenthalt zu Erwerbszwecken bis höchstens

3 Monate pro Jahr gilt für Staatsangehörige der EU-25/EFTA eine Meldepflicht vor Aufnahme der Erwerbstätigkeit. EU-2 Staatsangehörige und Drittstaatsangehörige brauchen von Anfang an eine Arbeitsbewilligung, die vor Aufnahme der Erwerbstätigkeit vorliegen muss. Ein Aufenthalt von mehr als 3 Monaten im Kalenderjahr ist in jedem Fall vor Aufnahme der Erwerbstätigkeit bewilligungspflichtig. Es gibt namentlich folgende ausländerrechtlichen Ausweise: Ausweis L (Kurzaufenthaltsbewil-

ligung < 1 Jahr), Ausweis B (Aufenthaltsbewilligung > 1 Jahr), Ausweis Ci (Niederlassungsbewilligung mit Erwerbstätigkeit, unbeschränkt) und Ausweis G (Grenzgängerbewilligung). Ausländische Arbeitnehmer (ohne C-Bewilligung) unterliegen der Quellensteuerpflicht. Der Arbeitgeber bezahlt die Quellensteuer direkt der kantonalen Steuerbehörde (am Wohnsitz des Arbeitnehmers oder bei Grenzgängern am Sitz des Arbeitgebers). Der anwendbare Tarif richtet sich nach Zivilstand,

Kinder, Konfession etc. des Arbeitnehmers und ist von Kanton zu Kanton unterschiedlich. STEFANIE MEIER-GUBSER

Die Autorin ist lic. iur. und Fürsprecherin bei Centre Patronal, Kapellenstrasse 14, Postfach 5236, 3001 Bern, +41 31 390 99 09, +41 31 390 99 03, smeier@centrepatronal.ch, www.centrepatronal.ch

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UnternehmerZeitung | Nr.10 2014

Kritische Elemente der Finanzführung Finanzkontrolle und Finanzplanung im Unternehmen

Dienstag, 30. September 2014 ab 17.30 Uhr, Au Premier Zürich Bahnhofplatz 15, 8001 Zürich

Details und Anmeldung: www.sivg.ch – Veranstaltungen


NETZWERKE

Eclat / ROD Kommunikation für SBB, vlnr Lorenzo Geiger, Eclat; Jan-Hendrik Völker-Albert, SBB; David Schärer, ROD Kommunikation und Kathrin Amacker, SBB.

Swiss Life, vlnr Simon Zogg, Dajan Roman, Ivy Mrabet, Jürg Huber und Martin Läderach.

Fotos: zVg

Vernetzt und leistungsfähig DIE AWARD-CC GEWINNER 2014 STEHEN FEST Die Integrierten Kommunikationsprojekte von Eclat/Rod Kommunikation für SBB und Swiss Life wurden am 11. September 2014 im Rahmen der zehnten Preisverleihung von der Fachjury aus renommierten Kommunikationsspezialisten ausgezeichnet. Dem 10-Jahre-Jubiläum gebührend war der Schöpfer des Pokals – der Tessiner Pedro Pedrazzini – anwesend, während der Preissponsor news aktuell die begehrten «Communicators»-Trophäen den Gewinnern überreichte.

D

er diesjährige Award Corporate Communications ® prämiert die Projekte «Eclat/Rod Kommunikation – Integrierte Kommunikation SBB» sowie «Swiss Life Zürich – Transformationskommunikation in drei Akten» als hervorragende Beispiele für eine sowohl vernetzte wie leistungsfähige Unternehmenskommunikation. Die Kampagne der SBB besticht unter anderem durch die konsequente, aber auch hochkreative Vernetzung von Formen, Medien und Botschaften der Unternehmenskommunikation. Das Projekt von Swiss Life zeichnet sich durch seine ausgeprägte Dialogorientierung aus, die dazu geführt hat, dass man auf das Kommunikationspotential der Beteiligten und Erkenntnisse auch aus anderen Disziplinen wie der Mediation gesetzt hat. Dr. Bettina Bickel, Award-CC Jury-Präsidentin, über die Eingaben und die beiden Siegerprojekte: «Der diesjährige Jahrgang der Eingaben spiegelt die Entwicklung, aber

auch die aktuellen Tendenzen, Risiken und Chancen einer vernetzten Corporate Communications in exzellenter Art». Weitere Nominierte dieses Jahr waren: Heads für AMAG, Flughafen Zürich und LST Schenker für Wolfisberg Tor-Technik. Nebst der Verleihung der Awards standen der gemütliche Austausch zwischen Exponenten der Kommunikationsbranche sowie eine unterhaltsame Preisgala im Mittelpunkt des Abends. Pedro Pedrazzini skizzierte dem Publikum, wie er vor zehn Jahren die «Communicators»-Trophäe entwarf. Der Jungmusiker Julian Pollina alias FABER verzauberte das Publikum mit seinem eigens für das 10-Jahre-Jubiläum komponierten Song «Award-CC» in Anlehnung an seinen Originaltitel «Bleib dir nicht treu». «Wir möchten uns bei all unseren Sponsoren, den Bewerbern, Nominierten und dem Publikum für diesen tollen gestrigen Abend bedanken und gratulieren den Preisträgern nochmals ganz herzlich», fasst

KONTAKT Award Corporate Communications Veranstalter: Roland Bieri, Kronengasse 15, CH-4501 Solothurn E-Mail: mail@award-cc.com, Telefon: +41 32 621 89 60 Web: www.award-cc.com, www.facebook.com/ awardcc, www.twitter.com/award_cc, www.youtube.com/awardcc

Initiator Roland Bieri den 10. Award Corporate Communication® zusammen. Seit einigen Wochen sind Gespräche mit renommierten Instituten und Organisationen über mögliche Kooperationen und die weitere Zukunft des nationalen Branchenpreises Award Corporate Communications® im Gang, wobei die Initianten und Organisatoren zum gegebenen Zeitpunkt über die Beschlüsse informieren werden. Eines steht jedoch schon heute fest: 2015 findet der nächste Award Corporate Communications® statt. Nr. 10 2014 | UnternehmerZeitung

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WEITERBILDUNG Klausur Mehrwertsteuer 21./22. Oktober 2014 – Grand Resort Bad Ragaz

DOKUMENTATIONEN Jahrbuch Treuhand und Revision 2014

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Fachkongress Steuern 23./24. Oktober 2014 – Grand Resort Bad Ragaz 'DV -DKUHVWUHIIHQ GHU 6WHXHUIDFKOHXWH 0LW +DOEWDJHV :RUNVKRSV JHOHLWHW YRQ :RUNVKRSOHLWHQGHQ GLH YHUVFKLHGHQH 6LFKWZHL VHQ YHUWUHWHQ XQG PLW 5HIHUDWHQ ×EHU DNWXHOOH 6WHXHUIUDJHQ

Refresher 20./21. November 2014 – Palace Hotel Luzern 6LH NÑQQHQ ,KU LQGLYLGXHOOHV 3URJUDPP DXV 7KHPHQ ZLH 5HYLVLRQ %XFKI×KUXQJ 5HFKWVIUDJH 6R]LDOYHUVLFKHUXQJHQ 0HKUZHUW VWHXHU 6WHXHUUHFKW 3HUVRQDOZHVHQ XQG 8QWHUQHKPHQVI×KUXQJ ]XVDPPHQVWHOOHQ

Nachschlagewerk GĂźter- und Erbrecht, Scheidungsrecht, Konkubinat / Verlobung, Partnerschaftsgesetz, Erwachsenenschutzrecht 0LW SUDNWLVFKHQ +LQZHLVHQ %HLVSLHOHQ 6WLFKZRUWYHU]HLFKQLV (LQ]HOSUHLV &+)

Nachschlagewerk Neues Rechnungslegungsrecht 0LW SUDNWLVFKHQ +LQZHLVHQ XQG %HLVSLHOHQ *HVHW]HVDUWLNHO (LQ]HOSUHLV &+)

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EVENTS

Offene globale Märkte EUROPA FORUM LUZERN Die Schweiz ist eine Exportnation. Eine Grundlage für das Florieren des Werk- und Denkplatzes Schweiz ist das starke Export-Volumen, welches wiederum von einem möglichst freien Zugang zu Wachstumsmärkten abhängig ist. TEXT S A V E R I O G E N Z O L I

27. EUROPA FORUM LUZERN Das Europa Forum Luzern findet am 10. Und 11. November im KKL in Luzern statt. Das diesjährige Thema lautet «Offene globale Märkte». Öffentliche Veranstaltung: Montag, 10. November 2014, 18.15 Uhr bis 20.15 Uhr (Eintritt frei – Anmeldung erforderlich). Networking-Dinner: Montag, 10. November 2014, ab 20.15 Uhr. Eintritt 125 Franken.

D

ie EU ist nach wie vor der wichtigste Handelspartner der Schweiz. Jeder zweite Franken wird im Ausland verdient. Überlebenswichtig ist dabei eine starke Integration in die Weltwirtschaft mit möglichst offenen, globalen Märkten. Dies stellt Schweizer Firmen vor grosse Herausfor-

derungen. Wie können wachsende Märkte erschlossen und die Vorteile von Freihandelsabkommen optimal genutzt werden? Welche Strategien müssen verfolgt werden, damit das Export-Geschäft nicht zum Hochrisiko wird? Mit diesen Fragen beschäftigt sich das kommende Herbst-Fo-

rum des Europa Forum Luzern. HOCHKARÄTIGE REFERENTEN Mit Bundesrat Johann Schneider-Amman und UBS-Präsident Axel Weber bietet das Europa Forum Luzern Expertenwissen aus erster Hand. Weitere Unternehmenschefs wie Frank

Symposium: Dienstag, 11. November 2014, 9 Uhr bis 17.20 Uhr. Eintritt 480 Franken / Studenten 130 Franken. Weitere Informationen und Anmeldung unter www.europa-forum-luzern.ch. Bilderquelle: pd europa forum luzern

Ziemer (Ziemer Group) und Hariolf Kottmann (Clariant) zeigen auf, welche Wege im Export beim Erschliessen neuer Märkte zum Erfolg führen. Welche wirtschaftlichen Rah-

menbedingungen eine wichtige Rolle spielen, erklären Heinz Karrer und Monika Rühl von Economiesuisse sowie Ruth Metzler und Daniel Küng von Switzerland Global Enterprise. Anzeige


BÜCHER

Lebensqualität und Erfolg VON ERFAHRUNGEN LERNEN Die ausgewählten Bücher zeigen Chancen und Wege auf, wie sich das berufliche und private Leben positiv beeinflussen lässt.

BEWUSST LEBEN Zum gemeinsamen Ganzen gehören verschiedene soziale und persönliche Kompetenzen. Diese ergeben zusammen die Grundlage für eine bewusste und eigenverantwortliche Lebensführung. Man kann die Fähigkeit erlernen, sich seiner eigenen Bedürfnisse bewusst zu werden. Entsprechend organisiert man sich und verhält sich in unterschiedlichen Situationen. Das Standardwerk zum Thema Lebensführung bietet fundiertes psychologisches Fachwissen und ist trotzdem leicht verständlich. Viele Beispiele aus der Praxis dienen zur Anwendung in Beruf, Familie oder Schule. Selbstmanagement – im Business-Kontext spricht man von Soft Skills – dient als praktische Lebenshilfe. DIE AKADEMISIERUNGSFALLE Das Gespenst der Jugendarbeitslosigkeit geht in ganz Europa um. Jeder vierte erwerbsfähige Jugendliche ist ohne Arbeit. Wir können uns in der Schweiz glücklich schätzen, dass die Jugendarbeitslosigkeit zwischen drei und vier Prozent pendelt. Das liegt vor allem am dualen Bildungssystem. In den europäischen Ländern konzentriert sich alles auf die Universitätsausbildung – oft werden diese Leute im Arbeitsmarkt gar nicht gebraucht. Dafür fehlen der Industrie qualifizierte Berufsleute. Der Autor sieht auch bei uns einen Trend zur Akademisierung und damit eine Bedrohung der berufspraktischen Ausbildung in der Schweiz. DER SAMURAI-MANAGER Man sagt, Intuition sei die höchste Kunst der Samurai gewesen. Das gilt auch im Management. Ehre, Respekt, Mut, Entschlossenheit und Höflichkeit führten zum hohen Ansehen, das die Samurai während Jahrhunderten erhielten. Viele erfolgreiche japanische Konzerne in der heutigen Zeit haben ihren Ursprung in Samurai-Familien, den Mitgliedern des Kriegerstandes im vorindustriellen Japan. Das Buch lüftet das Geheimnis dieses Erfolgs und transportiert dieses Wissen in das moderne Management.

Bewusst leben,

Ungewöhnliche Wert-

George Pennington,

anlagen, Gerald Pilz, UVK,

Lenzwald, 224 Seiten,

196 Seiten, gebunden,

broschiert, CHF 32.90

CHF 28.90,

ISBN 078-3-9815643-1

ISBN 3-86764-512-4

Die Akademisierungs-

Werde, was Du kannst,

falle, Rudolf H. Strahm,

Kersting Gernig, Murmann

hep-verlag, 240 Seiten,

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gebunden, CHF 34.–

282 Seiten, gebunden,

ISBN 978-3-0355-0017-2

CHF 35.50 ISBN 978-3-86774-383-9

Der Samurai-Manager,

Erfolg ohne Worte, Carol

Reinhard Lindner, Molden

Kinsey Goman, Orell

Verlag, 280 Seiten, ge-

Füssli Verlag, 192 Seiten,

bunden, CHF 40.90,

gebunden, CHF 26.90,

ISBN 3-85485-335-1

ISBN 978-3-280-05507-6,

Rezensionsunterlagen an: blattner@unternehmerzeitung.ch (Cover 300dpi >1MB).

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UnternehmerZeitung | Nr. 10 2014

UNGEWÖHNLICHE WERTANLAGEN Die Schweizer waren früher bekannt für ihre Sparsamkeit. Heute aber wird sparen nicht mehr belohnt, im Gegenteil. Die Zinsen für Sparbuch- und Festgeldguthaben liegen weit unter der Inflationsrate. Fazit: Das reale Vermögen schrumpft Jahr um Jahr. Gibt es Alternativen? Aktien, Edelmetalle, Immobilien? Der Autor zeigt anhand von 25 Alternativen, wie Anleger ihr Vermögen nicht nur erhalten sondern vermehren können. Da geht es zum Beispiel um Märklin-Eisenbahnen, BarbiePuppen, edle Spirituosen, Sammelobjekte wie Emailleschilder, Uhren oder Kunstgegenstände, Porzellan, Fossilien, aber auch Agrarland und Wald, Rechte an Patenten u.a.m. WERDE, WAS DU KANNST Das Buch weckt hohe Erwartungen, zeigt es doch nicht weniger auf, als wie man ein ungewöhnlicher Unternehmer wird! Die Autorin porträtiert 21 Unternehmer der kreativen Ökonomie. Diese sind ihre eigenen Wege gegangen, um die Trends unserer Zeit – Digitalisierung der Lebensbereiche und neue Nischenmärkte – erfolgreich für die Selbständigkeit zu nutzen. Darunter sind Erstund Seriengründer, Aus- und Umsteiger, Querdenker und sogar reine Abenteurer. Im Zentrum steht, wie ein Perspektivenwechsel das Beste aus den eigenen Fähigkeiten, Kenntnissen und Talenten hervorbringt. Crowdfunding, Lifestyle der nachhaltigen Art und Social Entrepreneurship sind weitere Themen. ERFOLG OHNE WORTE Man kann sich nicht nur in Worten ausdrücken. Verschränkte Arme, gekreuzte Beine, ein Blick nach oben – wir alle «sprechen» ständig mit unserem Körper. Das Buch soll anhand des «Lesens der Körpersprache» herausfinden, wie das Gesagte wirklich gemeint ist. Die stummen Signale verraten versteckte Motive und Emotionen. Selbst kleinste Gesten können über den inneren Zustand einer Person Auskunft geben.


10 FRAGEN AN

«Mit Herzblut dabei» GABY STÄHELI, CO-CEO GRYPS

Warum sind Sie Unternehmerin geworden? Etwas Neues auf die Beine zu stellen und dabei eine Geschäftsstrategie selber erarbeiten und bestimmen zu können, hat mich sehr gereizt. Mein Management-Job in einem internationalen Konzern war packend und spannend. Dennoch machte sich bei mir irgendwann das Bedürfnis bemerkbar, neue Wege zu gehen und selber bestimmen zu können. Zunächst war es mehr ein Gefühl und noch vage. Doch dann begann ich systematisch nach Geschäftsmodellen zu suchen und entdeckte die Idee mit dem Offertenportal. Da wusste ich: Das ist eine einmalige Chance, die muss ich unbedingt ergreifen. Wenn nichts unmöglich wäre, was wäre Ihr Traumjob? Den habe ich doch bereits! Ich bin mit sehr viel Herzblut dabei, Gryps.ch zusammen mit meiner Geschäftspartnerin auf- und auszubauen. Wir haben das Startup aus dem Nichts gegründet und konnten nach einer intensiven Startphase Investoren von unserer Idee überzeugen. Heute sind wir das grösste Offertenportal in der Schweiz. Wenn das Unmögliche aber möglich wäre, dann wünschte ich mir etwas mehr Zeit für meine Familie, meine brachliegenden Hobbys und für Sport. Was mögen Sie nicht an Ihrer Branche? Die grosse Abhängigkeit als Internetfirma von Google. Die Möglichkeiten, die Google Unternehmen bietet, direkt und effizient im Internet neue Kunden anzusprechen und zu gewinnen, sind sensationell gut, gleichzeitig aber für eine Internetfirma existenziell wichtig. Dies schafft gewisse Abhängigkeiten, denen man sich kaum entziehen kann. An welches Ereignis in Ihrer Karriere erinnern Sie sich am liebsten? Dazu gehört sicher das Job-Sharing-Angebot für eine Sales Management Stelle vor vielen Jahren bei IBM. Ich kam gerade erst aus dem Mutterschaftsurlaub zurück und durfte gleich danach ein grosses Salesteam zusammen mit meiner heutigen Geschäftspartnerin Priska Schoch leiten. Das war der Grundstein für die bis heute andauernde erfolgreiche Zusammenarbeit von uns beiden.

ren Fehlentscheide immer wieder einmal. Fast immer war es bei mir jedoch so, dass mich ein Fehlentscheid zu neuen positiven Aktionen getrieben hat, die ich sonst, aus Bequemlichkeit, nicht angegangen wäre. Welche Persönlichkeit hätten Sie schon immer gerne einmal getroffen? Die Gründer von Google, Sergey Brin und Larry Page. Es würde mich schon sehr interessieren, was im Kopf einer Person vorgeht, die über so eine uneingeschränkte Marktmacht verfügt. Worüber können Sie sich ärgern? Über Schlaumeier, die unseren Offertenservice missbrauchen, um ihre Mitbewerber und deren Preise auszuspionieren. Unsere Mitarbeiter merken das zum Glück aber sehr schnell und filtern solche Anfragen heraus. Ich mag es nicht, wenn man Dinge «hintendurch» macht.

ZUR PERSON Unternehmen: GRYPS Offertenportal AG Position: Co-CEO Werdegang: zuletzt: 10 Jahre IBM Schweiz in diversen Sales & Management Positionen, zuletzt als Head Country Sales Operations Schweiz; 2 Jahre Avaloq Evolution AG im Partner Management; 2010 Gründung von GRYPS Offertenportal AG als Co-CEO Ausbildung: Dipl.-Informatikerin (FH) Liebste Hobbies: Tanzen (Salsa & Standard Latein), Lesen, Ski Zivilstand: Verheiratet, 2 Kinder (9 und 13 Jahre) Foto: zVg

Was war Ihr grösster Fehlentscheid? Einmal in jungen Jahren habe ich mir eine Wohnung in den neuen deutschen Bundesländern andrehen lassen, um Steuern zu sparen. Das war wirklich ein finanzieller Flop und ich ärgere mich noch heute über meine damalige Naivität. Allerdings passie-

Wie erholen Sie sich vom Stress? An den Wochenenden mit meiner Familie im Engadin, wo wir am Silvaplaner See unser Wohnmobil haben. Oder beim Lesen eines guten Buches oder beim Salsa-Tanzen mit meinem Mann. Da kann ich so richtig abschalten. Was zeichnet die Schweizer Wirtschaft aus? Eine der grossen Stärken der Schweizer Wirtschaft ist das duale Bildungssystem, das auf allen Stufen qualifizierte junge Leute auf den Arbeitsmarkt bringt. Der starke Franken zwingt die Wirtschaft hierzulande dazu, eine hohe Effizienz zu entwickeln. Zudem ist die Innovationskraft in der Schweiz gross und mit den vielen KMUs ist unser Land sehr vielfältig. Was wünschen Sie sich für die Schweiz? Dass sie sich nicht abschottet oder isoliert und die Offenheit behält, die sie als vielsprachige Willensnation hat. Dazu gehört auch, dass das Land zum Völkerrecht steht und sich von dessen Aufweichung klar distanziert. Ein Anliegen ist mir zudem, dass die Bildung auf hohen Niveau bleibt und dabei den naturwissenschaftlichen Fächern mehr Wert beigemessen wird. Nr. 10 2014 | UnternehmerZeitung

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schnelle Übernahme möglich. Selbstverständlich stehe ich noch mit Rat und Tat zur Verfügung. Der Verkaufspreis liegt bei CHF 50000-100000.

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FRIEDE (3031) Für ein ertragsstarkes Familienunternehmen, das sich als innovativer Anbieter von individuellen Lösungen für den Bereich Friedhofbedarf sowie dem Handel von hochwertigen Produkten und entsprechendem Zubehör eine herausragende Marktposition erarbeitete, suchen wir zum nächstmöglichen Zeitpunkt einen Nachfolger, der den Betrieb erwirbt und weiterführt (kein Bestattungsinstitut). Das Familienunternehmen ist seit vielen Jahren im schweizerischen Markt tätig und bestens etabliert (Marktleader). Der jetzige Inhaber beabsichtigt, in den Ruhestand zu treten, steht aber für eine umfassende Einarbeitung und seriöse Kundenübergabe gerne zur Verfügung. Der Betrieb arbeitet seit Jahren rentabel. Die Umsatzgrösse von über CHF 0,6 Mio ist ausbaubar und bringt zusätzlich zum

Unternehmerlohn eine EBIT Marge von gut 20%. Der Verkaufspreis liegt bei CHF 800 000–900 000. AG FÜR WERBETECHNIK, MESSEBEDARF, DISPLAYS (3030) Die AG für Werbetechnik, Messebedarf und Displays bietet jahrelange, seriöse Marktpräsenz, die uns seit 1981 zufriedene Kunden gebracht hat. Trotz der Unabhängigkeit im Einkauf pflegen wir solide Verbindungen mit unseren Lieferanten. Die breite Abstützung im Internet mit mehreren Shops und starken Domains mit guten Google-Plazierungen gewährleisten eine Tätigkeit in der gesamten Schweiz. Das Material, die Maschinen, etc. müssen nicht übernommen werden. Wir stellen uns Käufer vor, die branchenverwandt sind und expandieren möchten, verwandte Betriebe, die ein zweites Standbein suchen oder jemand, der sich selb-

ständig machen will. Der Betrieb kann zu zweit geführt werden. Das Investitionsvolumen liegt bei einem unteren sechsstelligen Betrag und der Verkaufspreis bei ca. CHF 150 000–250 000. KINDERFÖRDERUNGS-MESSE (3028) Das Ziel der Kinder und Lernen GmbH ist, eine Art one stop shopping rund um die Kinderförderungsangebote der Region anzubieten. Wir hatten recht schnell viel Erfolg und jeweils mehr als 100 Aussteller. Wir sind mit zwei Tagen in Zürich und mit einem Tag in Basel tätig. Das Geschäft ist mit relativ wenig Risiko verbunden. Im letzten Jahr konnten wir sogar beim nationalen Start up-Wettbewerb den 2. Platz belegen. Eine Homepage, die auf Wordpress basiert und selbst verwaltet werden kann und Flyer, Layouts etc. stehen bereit. Es ist eine sehr

ÜBERSETZUNGSFIRMA ZU VERKAUFEN (3026) Die Firma bietet ein umfassendes Übersetzungsangebot in ca. 200 verschiedenen Sprachen an. Zum Kundenstamm gehören hauptsächlich Unternehmen aus der Schweiz sowie Deutschland und Österreich. 650 Kunden gelten bereits als Stammkunden. Mit guter Führung, straffer Organisation und klaren Prozessen konnte die Unternehmung stets sehr profitabel geführt werden. PRAXIS FÜR AKUPUNKTUR UND TCM ZU VERKAUFEN (3025) Zum Behandlungsangebot der Praxis gehören verschiedene Behandlungen aus der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) und der Bach-Blütentherapie. Die nach Feng Shui eingerichtete Praxis strahlt eine angenehme und beruhigende Atmosphäre aus. Es erstaunt daher nicht, dass die Praxis zahlreiche zufriedene Patienten betreut, welche den Kundenstamm durch ihre Weiterempfehlungen ständig vergrössern.

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IMPRESSUM UNTERNEHMERZEITUNG 8. Jahrgang (20. Jahrgang KMU-Manager), Die UnternehmerZeitung erscheint im Verlag SWISS BUSINESSPRESS SA, Zürcherstrasse 39, CH-8952 Schlieren, Zürich; Telefon 044 306 47 00, Fax 044 306 47 11, www.unternehmerzeitung.ch, info@unternehmerzeitung.ch HERAUSGEBER Remo Kuhn, kuhn@swissnews.ch REDAKTION Steffen Klatt, klatt@unternehmerzeitung.ch; Peter Blattner, blattner@unternehmerzeitung.ch; Maximilian Treffer, treffer@swissnews.ch, Saverio Genzoli, genzoli@unternehmerzeitung.ch; Annina Haller, haller@unternehmerzeitung.ch LAYOUT UND PRODUKTION Bruno Strupler, print@unternehmerzeitung.ch MITARBEIT AN DIESER AUSGABE Dick Marty, Chantal Peyer, Yvonne von Hunnius, Eric Bonse, Elke Bunge, Janick Tagmann, Fredy Gilgen, Josef Zopp, Thomas Liebi, Alfred Kuhn, Roland Kempf, Andreas Wisler, Christian Bühlmann, Natasa Rakic, Klaus Stapel, David Nägeli, Stefan Vogler, Oliver Klaffke, Bruno S. Frey, Jana Gallus, Michael Petersen, Jonas Hugentobler, Christoph Hilber, Pascale Gola, Ruedi Stricker, Thomas Jaussi, Stefanie Meier-Gubser ANZEIGENLEITUNG Felix Keller, keller@unternehmerzeitung.ch, Telefon 044 306 47 00 DRUCKUNTERLAGEN www.swissbusinesspress.ch/kundendaten ABONNEMENTS UnternehmerZeitung, Postfach, 8952 Schlieren Zürich, abo@unternehmerzeitung.ch, Einzelverkaufspreis: Fr. 6.– JAHRES-ABONNEMENt Fr. 54.– Inland. WEMF-beglaubigte Auflage 2013: 30 318 Exemplare DRUCK Swissprinters AG Brühlstrasse 5, CH-4800 Zofingen NACHDRUCK Nur mit schriftlicher Genehmigung der Redaktion und genauer Quellenangabe © UnternehmerZeitung gestattet. Für unverlangt eingesandtes Text- und Bildmaterial wird keine Haftung übernommen. DIE UNTERNEHMER ZEITUNG IST MEDIENPARTNER VON SVC SwissVentureClub/SVC Unternehmerpreis, sivg Schweiz. Institut für Verwaltungsräte, SVSM Schweiz. Vereinigung für Standort-Management, SwissCleantech.ch, UnternehmerForum Schweiz, Schweizer KMU-Tag, KMUSwissEvent, Switzerland Global Enterprise, EnAW Energie-Agentur der Wirtschaft, ICT Berufsbildung Schweiz, Suisse EMEX, Award Corporate Communications®, Fachhochschulen Nordwestschweiz FHNW IM VERLAG SWISS BUSINESSPRESS SA ERSCHEINEN AUSSERDEM SWISSCUISINE, das Gastronomie-Fachmagazin sowie ZÜRCHER KMU, das Zürcher Unternehmer-Magazin.

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UnternehmerZeitung | Nr. 10 2014


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E-COMMERCE UNTERNEHMUNG (3021) Für einen alteingesessenen Schweizer IT Lösungsanbieter mit qualitativ hochstehenden Software-Produkten und margenstarken E-Commerce Shops suchen wir einen Käufer. Die Unternehmung vertreibt und entwickelt ERP- und E-Commerce Software, die sowohl für die eigenen E-Commerce Aktivitäten als auch für Dritte eingesetzt wird. Die E-Commerce Shops sind schweizweit bekannt und weisen hohe Wachstumsraten auf. Der Umsatz der gesamten Unternehmung beträgt ca. CHF 2.5 - 3.0 Mio. Die Unternehmung ist prädestiniert für Investoren oder Unternehmen, welche mit einer bewährten Plattform in den E-Commerce Bereich einsteigen oder schnell wachsen möchten. Diesen bietet sich die einmalige Gelegenheit, eine etablierte Unternehmung mit grossem Kundenstamm, innovativen Produkten und margenstarken Shops mit einzigartigen Top-Domains zu übernehmen. Für Existenzgründer und/ oder finanzkräftige Investoren besteht die Möglichkeit einer Teilhaberschaft. EVENTLOKAL MIT AG (3020) Aktiengesellschaft mit Event-

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lokal inklusive Mietvertrag mit allen Betriebsbewilligungen zu verkaufen. Sämtliches Inventar ist in gutem Zustand und funktionstüchtig (Bar, Sound-Technik, Beleuchtung). Das Eventlokal befindet sich an einer ruhigen aber zentralen Lage im Mittelland (Balsthal) und verfügt über eine Bewilligung für ein grosses Fumoir. Der Verkaufspreis liegt bei CHF 200 000 – 250 000, wobei der Käufer die Notariatskosten übernimmt. HEIZUNG – SANITÄR (3017) Wir sind ein 50 Jahre alter Familienbetrieb und im Bereich Heizung, Sanitär, Wohungslüftungen und Solarenergie tätig. Wir können ein Zertifikat im Verlegen von Gas- und Wasserdruckleitungen vorweisen. Der Verkaufspreis liegt bei bis zu CHF400 000. SOFTWAREUNTERNEHMUNG MIT EIGENEM ERP (3016) Ihr Einstieg in die Selbständigkeit? Die Einzelunternehmung wurde 1991 im Handelsregister eingetragen. Vor 4 Jahren wurde zusammen mit einem Kunden mit der Entwicklung eines eigenen ERP-Systems gestartet. Dieses ERP-System wird für Dienstleistungsunternehmen eingesetzt und ist bei

2 Firmen im Einsatz. Die Software funktioniert einwandfrei und ist sehr benutzerfreundlich.Die Unternehmung eignet sich für eine dynamische Macherpersönlichkeit. Die Firma ist zu 100% eigenfinanziert und schuldenfrei. Sie können also als gut etablierte Unternehmung auftreten. Diese Firma kann auch für eine Beratungsfirma attraktiv sein, welche bisher externe ERP-Lösungen verkauft hat und so ihren Kunden eine eigene Lösung anbieten kann. Dadurch kann die Kundenbindung noch verstärkt werden. Der Verkaufspreis liegt bei CHF 100 000.

PRIVAT GEFÜHRTES ALTERSHEIM IM AARGAU (3013) Eingesessenes, qualitativ hochstehendes, privat geführtes Alters- und Pflegeheim mit 18 Betten zu verkaufen. Das Altersheim ist auf der Pflegeliste aufgeführt und sämtliche notwendigen Bewilligungen und Konkordats-Nummern sind vorhanden. Im Sinne einer Nachfolgeregelung wird sowohl der Verkauf des Betriebes als auch des Gebäudes angestrebt. Mit Ausnahme einer Hypothek ist die Unternehmung schuldenfrei. Es werden insgesamt 13.5 Vollzeitstellen (aufgeteilt auf mehrere Voll- und Teilzeitbeschäftigte) beschäftigt.

ZUM KAUF GESUCHT SUCHE KMU IM HANDEL/DIENSTLEISTUNGSBEREICH (3014) Meine Suche gilt der Übernahme und Führung einer Produktions-, Gross- oder Detailhandelsfirma, wenn möglich mit einem Onlinevertrieb oder einer Dienstleistungsunternehmung im Bereich Service oder Vermittlungen in der deutschsprachigen Schweiz. Mit meinen Berufserfahrungen als Betriebsökonom in Führungspositionen in Fernost, auf dem indischen Subkontinent und den USA, interessiert mich vor allem der Handel. Ich arbeitete in global tätigen Firmen und KMUs. Es reizt mich bestehende Geschäfte auszubauen und neue im Markt einzuführen.

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Nr. 10 2014 | UnternehmerZeitung

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Die Bundesverwaltung ist eine schnell wachsende, erfolgreiche Organisation. Im Zug unserer Anstrengungen für das Ausmerzen der mangelhaft regulierten Privatwirtschaft sind wir unablässig am Aufspüren neuer Quellen für die Finanzierung zukünftiger, noch weitgehend unbekannter Geschäftsfelder. Um diese Aufgabe mit dem nötigen Nachdruck anzupacken, suchen wir weitere geeignete Personen. In Ihrer Funktion als

Gebührendesigner prüfen Sie innovative Ansätze zur fiskalischen Belastung von Personen, Gruppen, Produkten, Dienstleistungen oder Unterlassungen. Sie moderieren Workshops zur Ideenfindung und arbeiten eng mit Juristen, Psychologen und anderen Stellen in der Bundesverwaltung zusammen, um dem Parlament behandlungsreife Vorlagen zur Verfügung stellen zu können. Mit Unterstützung der Finanzkontrolle prüfen Sie, inwieweit bestehende Steuern, Gebühren und Abgaben sinnvoll zu erhöhen sind. Sie analysieren Anreizsysteme und erarbeiten praktikable Vorschläge für eine fiskalisch sinnvolle Bewirtschaftung. Im Auftrag der Kommunikationsdienste erarbeiten Sie Argumentarien gegen schädliche Steuerreduktionen oder Versuche zur Abschaffung von Gebühren. Sie sind Schweizer und haben ein Studium der Volkswirtschaft absolviert. Ihre fundierten Kenntnisse unseres Steuersystems befähigen Sie zur raschen Einarbeitung. Sie sind absolut loyal und weder von liberalem Gedankengut noch von krankhafter Empathie für Eigenbrötler befallen. Sie haben keine Vorstrafen wegen Vermögensdelikten und sind zwischen 28 und 55 Jahren alt. Wir freuen uns auf Ihre aussagekräftige Bewerbung in elektronischer Form mit Foto. Falls Sie Ihre Eignung gleich mit einer allenfalls verwertbaren Arbeitsprobe unter Beweis stellen möchten, dürfen Sie mit deutlich höheren Chancen rechnen.

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UnternehmerZeitung | Nr. 10 2014


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