UZ 1/2 2016

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Bildquelle: zVg/Swissmem/Markus Senn

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UNTERNEHMER ZEITUNG

Nr. 1/2, Januar/Februar 2016 22. Jahrgang, Fr. 8.– www.unternehmerzeitung.ch

WERKPLATZ SCHWEIZ Umbau statt Untergang: Die Deindustrialisierung ist eine Tatsache, kann aber – etwa durch Anpassungen bei der Berufsbildung –abgefedert werden. Seiten 9 – 19

EXPORT Wirtschaftsboom in Deutschland: Die Flüchtlingskrise entpuppte sich 2015 als kleines Konjunkturpaket. Seite 24

GELD Rentable Anlagen sind im Tiefzinsumfeld zu einem knappen Gut geworden. Es ist ratsam, an mehreren Häfen anzulegen.

WERKPLATZ IM WA NDEL ab Seite 9

Seite 32

VR-PRAXIS Schärfere Klimaziele setzten die globale Automobilindustrie unter Zugzwang. Sven Welich, Zulieferer und Branchenkenner, zur Autozukunft. Seite 48

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INHALT

EDITORIAL

Mit dem starken Franken leben gelernt Ein Jahr ist es her, seit die Nationalbank den Mindestkurs gegenüber dem Euro aufgehoben hat. Die Nachricht kam damals unerwartet. Sie hat das Jahr für die Schweizer Wirtschaft geprägt – Zeit für eine erste Bilanz. Die wichtigste Feststellung: Die Schweiz ist nicht in eine Rezession gerutscht. Die Wirtschaft ist sogar gewachsen, wahrscheinlich um 0.8 Prozent. Da die Preise im Schnitt um 1.1 Prozent gesunken sind, beträgt das reale Wachstum fast 2 Prozent. Nicht schlecht im derzeitigen Umfeld. Die Schweiz ist also reicher geworden – und die meisten Schweizerinnen und Schweizer auch. Mit dem Franken können sie mehr kaufen, zuhause und erst recht im Ausland. Die zweite Feststellung: Manche Branchen hat es hart getroffen. Der Detailhandel hat trotz rascher Preisanpassungen mit dem gewachsenen Einkaufstourismus zu kämpfen. Dem Schweizer Tourismus wiederum fehlen die Gäste aus dem Ausland. Die klassische Industrie muss ihre Produktion zunehmend ins Ausland verlagern, um konkurrenzfähig zu bleiben. Drittens: Die Wirtschaft als Ganzes ist erstaunlich robust. Für manche Branchen hat sich praktisch gar nichts geändert, sie blühen weiter. Beispiel Pharma – in dieser Ausgabe finden Sie einen Beitrag über den Bio-Technopark in Schlieren. Andere Branchen leiden weniger unter dem Franken, als vielmehr unter der zunehmend restriktiven Vergabe von Arbeitsbewilligungen an Ausländer – eine Folge des Eigentors der Masseneinwanderungsinitiative. Google hat sich bereits öffentlich über den Kanton Zürich beschwert. Und schliesslich viertens: Die Nationalbank hat sich nicht von ihrer Abhängigkeit von der Eurozone befreien können. Sie muss noch immer Euro kaufen, um den Aufwertungsdruck abzufedern. Dabei legt sie immer mehr Währungsreserven in Aktien statt in – kaum noch verzinste – Staatsanleihen an. Damit schafft sie faktisch das, was sie stets abgelehnt hat: einen Staatsfonds. Effizienter wäre es wohl, zumindest einen Teil dieser Aktien in einen eigenen Fonds einzubringen. Der starke Franken beschleunigt den Strukturwandel. Aber dieser fände auch sonst statt. Die Schweiz kann ihren Wohlstand nur halten, wenn sie schneller als andere Volkswirtschaften neue Trends aufnimmt. Dazu braucht es Offenheit für Neues – in der Wirtschaft, in der Gesellschaft und in der Politik.

KÖPFE UND KARRIEREN

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PODIUM

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9–19 THEMA: DEINDUSTRIALISIERUNG Schrumpfender Werkplatz 10 Biotech: Neue Blüte in alter Wagi 14 Arbeitsmarktexperte G. Sheldon 16 WIRTSCHAFT Konjunkturumfrage 1/2016

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EUROPA Ende der Rosinenpickerei

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EXPORT Der Flüchtlingseffekt

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INNOVATION Inficon AG: Probleme der Zukunft

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CLEANTECH Risikohürde der Erneuerbaren Bauen für die Klimazukunft

28 29

GELD Langer Atem lohnt sich Anlageinseln im Tiefzinsmeer Anonymität wird teurer

30 32 34

DIGITAL IT-Ratgeber: Grüne Technologien Smart Factory: Industrieroboter

37 38

MANAGEMENT Arbeitgeber-Rating mit Glassdoor UZ-Serie: Anja Graf

40 42

MARKETING SALE: Schnäppchenjagd-Saison

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UNTERNEHMEN iNNutriGEL AG: Stärkendes Gummi 46 VRPRAXIS Sven Welich, QPC Nachfolger in der Pipeline Digitaler Verwaltungsrat Ökologische Nachhaltigkeit Medienangriffe gegen Unternehmen Transparente Société anonyme

48 50 52 54 56 57

WEITERBILDUNG Change Management Boa Lingua Business Class

58 61

NETZWERKE Unternehmer Forum Schweiz Swiss Venture Club (SVC) Centre Patronal

62 63 64

BÜCHER Bedingungsloses Grundeinkommen 66 10 FRAGEN AN Tiefenthaler, Roots Outdoor&Travel 67

Steffen Klatt editorial@unternehmerzeitung.ch www.unternehmerzeitung.ch

KAPITALMARKT & IMPRESSUM

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DAS LETZTE

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KÖPFE UND KARRIEREN

GESCHÄFTSFÜHRER DANIEL OTTI übernahm die Leitung des Eidgenössischen Starkstrominspektorats ESTI. Er arbeitete in den vergangenen 15 Jahren in unterschiedlichen Funktionen und an verschiedenen weltweiten Standorten in der Privatindustrie, zuletzt als Lead Engineer für elektrische Anlagen für Holcim Technology Ltd. Otti absolvierte das Studium der Elektrotechnik an der ETH Zürich.

PORTFOLIO-MANAGER Die Schweizer Asset-Management-Boutique Unigestion SA ernannte DAVID LATTO zum Senior Vice President und Portfoliomanager für das Aktienteam. Zuvor war er Experte für die Strukturierung von Aktienderivaten bei der UBS und bei der Europäischen Investitionsbank für die Emission von strukturierten Anleihen zuständig. Er begann seine Laufbahn in der Handelsabteilung für Aktienderivate von BNP Paribas in Tokio.

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DIRECTOR MEDIA FABIAN HABISREUTINGER

wurde von Serranetga als Director Media verpflichtet. Er bringt Erfahrung sowohl auf Kunden- als auch auf Vermarkterseite mit. Zuvor war er bei Sunrise Communications im Bereich Online Marketing & Sales tätig. Er besitzt einen Bachelor of International Management. Vermarktererfahrung sammelte er bei der Adconion Media Group in München.

VR-MITGLIED Der Unternehmer BRUNO GANZ verstärkt den Verwaltungsrat der Avectris. Er verfügt über langjährige Erfahrung in der Energiewirtschaft und der IT. Unter anderem war er als Entwicklungsleiter Antriebstechnik und Leistungselektronik bei der ABB, als Geschäftsleitungsmitglied bei Siemens Schweiz, Leiter des Software- und Elektronik-Teams bei Helbling und als CEO bei Dectrosuisse Electronic tätig.

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HEAD OF SALES & MARKETING THOMAS NIFFELER trat kürzlich sein neues Amt an als Mitglied der Geschäftsleitung bei Avectris. Er ist gelernter Wirtschaftsinformatiker und verfügt über Führungskräfteausbildungen des Managementprogrammes St. Gallen und der IMD Business School. Seine Karriere startete er als Softwareentwickler und Projektleiter. Danach war er Account Manager bei SAP Schweiz.

MITGLIED PORTFOLIOMANAGEMENT-TEAM Der globale Marktführer für Wandelanleihen Fisch Asset Management hat den Branchenexperten MARTIN HAYCOCK ins Unternehmen geholt. Er blickt auf eine 20-jährige Laufbahn mit verschiedenen Positionen innerhalb des UBS Konzerns zurück. 2014 wurde Haycock zum globalen Leiter der neu gegründeten UBS Index Group berufen und war damit für sämtliche Indizes verantwortlich.

VERWALTUNGSRATSPRÄSIDENT PETER MENDLER wurde zum Präsidenten des Verwaltungsrates des KKL Luzern gewählt, in dem der 64-Jährige seit 2003 Mitglied ist. Zudem ist er Senior Consultant und Beiratspräsident der Inova Management AG und als Unternehmensberater tätig. Daneben ist Mendler VR in verschiedenen mittelständischen Unternehmen sowie Vizepräsident der Stiftung Luzern Theater.

GESCHÄFTSFÜHRER MARKUS MING hat die

Geschäftsführung der Webasto Thermo & Comfort Schweiz AG übernommen. Er hat langjährige Erfahrung als Unternehmensberater, als Verkaufs- und Marketingleiter und als Mitglied der Direktion in verschiedenen Unternehmen. Der eidg. dipl. Verkaufsleiter hat bereits effektive Verkaufs- und Marketingmassnahmen umgesetzt, deren positive Auswirkungen nicht auf sich warten liessen.

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PODIUM

Schreckgespenst oder Realität? DEINDUSTRIALISIERUNG Der Wechselkursschock hat Sorgen über eine Aushöhlung des Schweizer Industriesektors geschürt. Er zwingt die Industrie, noch fitter und innovativer zu werden. So kann sie der Herausforderung besser begegnen, als dies in anderen Ländern bei einer vergleichbaren Aufwertung der Fall wäre. TEXT M A R T I N N E F F

Auch Rieter wird trotz ausgeprägter Innovationskultur vom Wechselkursschock gebeutelt: Im Oktober musste der Maschinenbauer 150 Stellen abbauen.

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m 15. Januar 2015 wurde in der Schweiz Währungsgeschichte geschrieben. Nach der Aufhebung der Wechselkursuntergrenze wertete der Franken in kürzester Zeit in einem historisch einmaligen Ausmass auf. Mit dem Währungsschock hat sich die preisliche Wettbewerbsfähigkeit Schweizer Exportunternehmen schlagartig verschlechtert. Seither geht das Schreckgespenst der Deindustrialisierung des Wirtschaftsstandortes um. DEINDUSTRIALISIERUNG NICHT ZWINGEND Globalisierung muss nicht zwingend eine Deindustrialisierung mit sich bringen. Während die Schwellenländer die Produktion von einfachen Gütern mit geringer Wertschöpfung verstärkt an sich ziehen, stellen sie gleichzeitig einen stark wachsenden Absatzmarkt für höherwertige Industriegüter dar. Ein Strukturwandel mit der Verlagerung von Beschäftigung in Richtung technisch höherwertiger und innovativer Produkte, die weniger preissensibel sind, kann zusammen mit einer deutlich höheren Produktivität gegenüber den Billiglohnländern die Konkurrenzfähigkeit im Verarbeitenden Gewerbe aufrecht erhalten. Damit ist eine drastische Verringerung der Gesamtbeschäftigung im Verarbeitenden Gewerbe in Hochlohnländern nicht zwingend. Diese Verlagerung ist in der Schweiz gut zu beobachten. Während die Bedeutung etwa bei der Herstellung von Textilien, Papier und Metallen zurückgegangen ist, haben Präzisionsinstrumente, darunter die Uhrenbranche, und vor allem die Pharmaindustrie

stark zugelegt. In Hochlohnländern setzt man also auf die nachhaltige Strategie, sich auf Sektoren oder Nischen zu konzentrieren, deren Produktionstätigkeit forschungsund entwicklungsintensiv ist und ein hohes Wertschöpfungsniveau aufweist. Die harte Schweizer Währung hat den kontinuierlichen Strukturwandel hin zur Produktion «komplexerer» Güter begünstigt. STARKE WÄHRUNG FÖRDERT INNOVATION Die Aufwertung der Währung hat auch einen positiven Effekt auf die Forschungs- und Entwicklungsanstrengungen der Unternehmen. Die Zahlen über die Forschungsausgaben und Patente belegen, dass die Schweizer Unternehmen weiter daran arbeiten, ihren Wettbewerbsvorsprung durch Innovation zu verteidigen. Auch das Bildungssystem muss darauf ausgerichtet sein, der Wirtschaft in Zukunft Arbeitskräfte mit den passenden Fähigkeiten zur Verfügung zu stellen. Dies muss nicht unbedingt ein aussergewöhnlich hohes Niveau an Universitätsabschlüssen bedeuten. In anderen Ländern, allen voran in Asien, entwickelt sich die Zahl und Quote der Universitätsabschlüsse zwar sehr viel dynamischer als in der Schweiz. Dies bedeutet jedoch nicht, dass die Absolventen die Bedürfnisse der Industrie besser bedienen können. In China und Südkorea sind die Diplome von den überwiegend privaten Universitäten oft ungenügend für die Anforderungen der Privatwirtschaft. Dies ist in der Schweiz mit der Fachausbildung im Rahmen des dualen Bildungssystems und der praxisbezogenen Universitätsausbildung nicht der Fall.

Foto: Rieter/zVg

GROSSE HERAUSFORDERUNG Die Preisnachteile durch die Währungsaufwertung wurden bis zum Ausbruch der Finanzkrise 2008 durch geringere Produktionskostensteigerungen und die hohe Produktivität mehr als kompensiert. Seitdem hat der Franken jedoch gegenüber dem Euro deutlich überschossen. Vor allem Unternehmen, die in den Boomjahren zuvor mit einem unterbewerteten Franken kein Margenpolster aufbauen konnten, stehen stark unter Druck. Viele Produzenten müssen ihre Anstrengungen weiter forcieren, um kostengünstigeren Anbietern in anderen Ländern einen Schritt voraus zu bleiben. Der seit Jahrzehnten laufende Strukturwandel in der Schweiz dürfte sich zumindest vorübergehend beschleunigen, mit teilweise schmerzhaften Anpassungen. Dennoch bleiben aufgrund der Stärken der Schweizer Industrie die Chancen gut, dass es trotz starker Währung nicht zu einer Aushöhlung der Industrie kommen wird. DER AUTOR Martin Neff ist seit April 2013 Chefökonom der Raiffeisen-Gruppe. Neben seiner breiten ökonomischen Expertise ist er ein ausgewiesener Kenner der Schweizer Immobilienmärkte. Zudem ist er als Fachrat und Dozent am Institut für Finanzdienstleistungen (IFZ) in Zug tätig und lehrt Immobilienökonomie an der Donau-Universität in Krems, Österreich.

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THEMA

Bildquelle: zVg/Swissmem/Markus Senn

Deindustrialisierung? Anderes Geschäftsmodell! VON S T E F F E N K L A T T

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as schleckt keine Geiss weg: Die Zahl der klassischen Industriearbeitsplätze schrumpft. Droht der Schweiz die Deindustrialisierung? Die Wirklichkeit sieht komplexer aus. Darauf weist auch Oliver Müller hin, obwohl er und sein Verband Swissmechanic offen vor einer Deindustrialisierung warnen. Es seien vor allem die einfacheren Tätigkeiten, die zunehmend verschwänden oder ausgelagert würden. Die MEM-Industrie an sich habe hingegen eine Zukunft im Land – wenn die Unternehmen ihre Nischen finden und bearbeiten. Die Schweiz hat das schon einmal erlebt: In den 90er-Jahren gingen zehntausende Arbeitsplätze in der Industrie verloren oder wurden ins frisch geöffnete Osteuropa ausgelagert. Für Ungelernte und Angelernte hat es hier seither kaum noch Platz. Da hilft auch nicht, dass einzelne Branchen blühen: Die Chemie- und Pharmaindustrie sowie die Medtech-Branche brauchen hochqualifizierte Fachkräfte, ebenso Unternehmen in der Informations- und Kommunikationstechnologie. Das Geschäftsmodell der Schweiz hat sich seit den 90er-Jahren geändert. Heute wird hier nur noch arbeitet verrichtet, für die man bestausgebildete Leute braucht. Wo hohe Effizienz, unzweifelhafte Qualität oder das Schweizerkreuz wichtiger sind als der Preis, da

haben Schweizer Anbieter eine Chance. Das gilt sowohl für die Industrie als auch für Dienstleistungen – und sogar für die Landwirtschaft. Dabei gibt es durchaus Erfolgsgeschichten, die jenseits von Spitzentechnologien liegen: Nestlé hat Millionen von Konsumenten von seinen Kaffee-Kapseln geradezu abhängig gemacht. Lindt wächst in einem stagnierenden Weltmarkt, Konkurrent Läderach zieht nach. Die Schweiz hat ihr Geschäftsmodell geändert – aber sich selbst noch nicht angepasst. Das ist der Hauptgrund, warum im vergangenen Jahrzehnt so viele ausländische Fachkräfte ins Land geholt wurden: Es gab sie hier nicht. Die Schweiz setzt auf die duale Berufsausbildung, doch die Schweizer Unternehmen brauchen Ingenieure und Akademiker. «Ein Widerspruch», sagt der Basler Arbeitsmarktspezialist George Sheldon im Interview. Wer von Deindustrialisierung spricht, sollte sich fragen, wie sinnvoll die Trennung in Industrie und Dienstleistungen noch ist. Viele Tätigkeiten im zweiten Sektor sind heute Dienstleistungen. Viele Dienstleistungen im dritten Sektor werden für die Industrie erbracht. Für den Wohlstand der Schweiz ist es nicht so wichtig, wie viele Arbeitsplätze von den Statistikern dem zweiten oder dritten Sektor zugeordnet werden. Wichtiger ist, ob die Schweiz erfolgreich ihre Nische in der internationalen Arbeitsteilung nutzen kann. Nr. 1/2 2016 | UnternehmerZeitung

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THEMA

Schrumpfender Werkplatz MEM-INDUSTRIE 2015 sind in der Schweiz tausende Arbeitsplätze in der MaschinenElektro- und Metallindustrie verloren gegangen. Hohe Kosten und sich verschlechternde Rahmenbedingungen zwingen viele Unternehmen zu Verlagerungen. INTERVIEW S T E F F E N K L A T T

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infache Arbeiten verschwinden in der MEM-Industrie zunehmend. Oliver Müller, Direktor des Swissmechanic Verbands, spricht von einer schleichenden Deindustrialisierung, die bereits vor Jahren begonnen habe. Schweizer KMU hätten aber dennoch eine Chance. Denn Effizienz und Qualität seien auch in Zukunft gefragt. Swissmechanic engagiert sich neu auch im Netzwerk für die Industrie 4.0.

Wegen der Frankenstärke… Ja. Innerhalb von sechs Jahren sind die Kosten um 50 Prozent gegenüber dem Euroraum gestiegen. Das muss man erst einmal durch Produktivität wettmachen. Es ist erstaunlich, wie viele Unternehmen das tatsächlich schaffen. Aber es gibt auch welche, die an einen Punkt kommen, wo sie nicht weiterkommen.

Welche Verschiebungen? Eine ganze Reihe von Schweizer Unternehmen verlagert ihre Produktion ins Ausland. Das sehen wir vor allem bei Firmen, die bereits international aufgestellt sind und entscheiden müssen, wo sie als nächstes investieren wollen. Sie sehen die Rahmenbedingungen in der Schweiz nicht mehr als gleichwertig mit denen im Ausland an. Das war vor zehn Jahren noch anders, als sogar ausländische Unternehmen in die Schweiz gekommen sind. Heute sind die Bedingungen in der Schweiz, etwa in den Bereichen Produktivität und Knowhow, ähnlich wie jene anderswo. Insbesondere in Osteuropa haben sich die Bedingungen verbessert. Dort wird den Unternehmen mit sehr attraktiven Angeboten der rote Teppich ausgerollt.

tionen mit Steuern verrechnen. Wenn Unternehmen heute in der Schweiz Arbeitsplätze abbauen, dann geht diese Arbeit nicht verloren, sondern wird innerhalb des Unternehmens an einen anderen Ort verlegt.

Was hat sich sonst an den Rahmenbedingungen geändert? In der Schweiz fangen wir an, die Fehler zu wiederholen, bei denen das Ausland gemerkt hat, dass es Gegensteuer geben sollte: Nebenkosten, Regulierung und so weiter. Ständig kommen in diesem Land neue Ideen auf, was man sonst noch alles regulieren könnte. Nehmen Sie das Thema Gender. Da soll nun Lohngleichheit bis auf KMU-Stufe durchgesetzt werden. Die Gewerkschaften versuchen immer mehr Mindestlöhne durchzudrücken und haben das in den MEM-Branchen im GAV mit Swissmem auch durchgesetzt. Wir engen unser freiheitliches Umfeld ein und vergessen, dass dies eine der Bedingungen gewesen ist, warum wir trotz hoher Löhne so erfolgreich waren. Jetzt versuchen wir, die gleichen «Errungenschaften» im sozialen Bereich wie unsere Nachbarn einzuführen und meinen, so könnten wir unseren hohen Lebensstandard konservieren. Wir schwächen unsere besondere Position, die von viel Liberalität profitiert hat. Ein Unternehmen in Baden-Württemberg hat die gleichen Maschinen,die gleiche Infrastruktur wie wir und produziert innerhalb von sechs Jahren 50 Prozent günstiger als ein vergleichbares Unternehmen hier.

Womit werden die Unternehmen angelockt? Mit Steuererleichterungen. Ein Unternehmen kann einen guten Teil seiner Investi-

Welche Rahmenbedingungen haben sich hier in der Schweiz verschlechtert? Ein Punkt sind die Kosten.

Wer ist bei den Rahmenbedingungen gefordert? Die Politik in Bern oder die Sozialpartner? Wir haben keinen GAV mit unserem Ver-

Swissmechanic warnt vor der Deindustrialisierung: gezielte Zuspitzung oder Wirklichkeit? OLIVER MÜLLER Es ist sicher eine zugespitzte Formulierung. Die Maschinenindustrie ist nicht erst seit Januar, sondern seit drei, vier Jahren unter Druck. Jetzt kommt es zu fundamentalen Verschiebungen, die niemand so richtig wahrzunehmen scheint.

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ZUR PERSON Oliver Müller ist seit Anfang 2013 Direktor und Bereichsleiter Politik von Swissmechanic, dem Arbeitgeber-, Fach- und Berufsverband in der mechanisch-technischen Branche. Zuvor war er über 15 Jahre in Führungspositionen in der Bernex Bimetall AG in Olten tätig, unter anderem als Verantwortlicher für Marketing und Verkauf. Seit 2014 ist der Parteilose auch Gemeindepräsident von Freienstein-Teufen im Kanton Zürich.


Der Uzwiler Anlagebauer Bühler AG beschäftigt weltweit über 10 000 Mitarbeitende – 2 500 allein am Standort Uzwil.

Bildquelle: zVg/Swissmem/Markus Senn

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THEMA

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Die Supercomputing Systems AG, ein Entwicklungsdienstleister in den Bereichen Elektronik, Software und Systemdesign, hat ihren Sitz im Technopark Zürich und beschäftigt insgesamt 90 Mitarbeitende. Bildquelle: zVg/Swissmem/Markus Senn

band, daher regeln das die Unternehmen mit ihren Mitarbeitern. Die Politiker können uns derzeit nicht durch aktives Tun helfen. Aber sie können uns helfen, indem sie nichts tun, was uns zusätzlich belasten würde. Nehmen Sie die Energiekosten: Wenn diese das Unternehmen auch nur um zwei Prozent mehr belasten, dann sind das zwei Prozent weniger «Ergebnis». Bei einer Branche, die 5 bis 10 Prozent Gewinn macht, ist das ein Drittel des Gewinns. Wie viele Unternehmen haben 2015 mit roten Zahlen abgeschlossen? Ein Drittel unserer Unternehmen dürfte Mühe haben, ein positives Resultat zu erzielen. Das Problem ist nicht mal so sehr das jetzige Ergebnis. Selbst wenn es den Unternehmen gelingt, einen positiven Cashflow zu erzielen: Wenn sie das Geld für weitere Investitionen nicht haben, dann schaufeln sie sich langfristig ihr Grab. Sie müssen Jahr für Jahr in die Infrastruktur investieren. Viele Unternehmen sind seit längerem nicht mehr in der Lage, 12

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genug Geld für ihre Investitionen zu generieren. Und Unternehmern, die jetzt um die 60 Jahre alt sind, stellt sich die Frage, ob sie aufhören oder verkaufen sollen. Wegen den paar Arbeitsplätzen, die dann wegfallen, würde niemand Lärm machen. Aber das summiert sich. Ich gehe davon aus, dass 2014 in unserem Verband 3000 bis 5000 Stellen verloren gegangen sind. Zeigt sich in der ganzen Branche das gleiche Bild? Das Bild ist heterogen. Mir haben auch Unternehmer gesagt, dass sie das beste Jahr überhaupt erlebt haben. Denn eigentlich läuft die Konjunktur gut. Wenn ein Unternehmen eine gute Position am Markt hat, funktioniert das auch. Der Industriestandort Schweiz wird nicht verschwinden. Für Topprodukte und Topleute gibt es Arbeit. Aber der zweite Sektor in den MEM-Branchen wird kleiner. Es wird immer schwieriger, auch für einfache Arbeiten Volumen zu finden.

Also lieber günstiger einkaufen, als selber machen? Wir fördern in unserem Verband den Dialog zwischen Firmen. Die Einen sind in bestimmten Tätigkeiten stark spezialisiert und produzieren sehr günstig, während andere dies nebenbei und damit teurer auch noch machen. Wenn die Firmen diese zusätzlichen Aufgaben denen übergeben würden, die es am günstigsten machen, könnte die Arbeit im Land gehalten werden. Volumen ist einer der wichtigsten Treiber, Kosten zu reduzieren. Gibt es bereits Ergebnisse in diesem Dialog? Es gibt schon erste erfolgreiche Beispiele. Aber es braucht Veränderungen in den Unternehmen, um mit der neuen Situation fertigzuwerden. Das hat auch mit den Verlagerungen der grossen Unternehmen zu tun: Wenn man bisher einem Unternehmen zugeliefert hat, das nun Tätigkeiten ins Ausland verlagert, dann stellt sich auch die Frage, ob weiter geliefert werden kann. Wenn es kleine Teile sind, mag das gehen.


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«ICH GEHE DAVON AUS, DASS 2014 IN UNSEREM VERBAND 3 000 BIS 5 000 STELLEN VERLOREN GEGANGEN SIND.»

Und wenn nicht? Wenn man einen schweren Grundrahmen geliefert hat, dann sucht der Kunde seinen Zulieferer vielleicht woanders. Und wenn man Zulieferer bleibt, kommen Fragen auf wie: Muss ich plötzlich mit Einkäufern in Osteuropa oder China verhandeln statt mit denen in der eigenen Stadt? Und wenn ich schon in China bin; gibt es da auch andere mögliche Abnehmer? Weltweit gibt es genug Premiumsegmente, die Schweizer Produkte abnehmen könnten. Da werden neue Anforderungen an unsere Industrie gestellt, die gerade KMU nicht einfach so wegstecken können. Manche Unternehmen haben das schon bewältigt und sind global unterwegs. Die anderen nicht. Braucht es Hilfestellungen? Ja, und wir als Verband arbeiten auch daran. Vielleicht ist bei manchen Unternehmen der Leidensdruck noch nicht hoch genug. Ist Innovation ein Schlüssel zum Erfolg? Am Ende muss man sich als Unternehmen vom Rest der Welt abheben, wenn man so teuer produziert. Die Maschinen sind heute weltweit gleich. Aber man kann mit den gleichen Maschinen nicht überall dasselbe Ergebnis erzielen. Weil die Menschen an der Maschine verschieden sind. Unsere Unternehmen haben die Chance, bei komplexen Sachen selbst unter den heutigen Bedingungen die Besten zu sein. Wenn gerade mal zwei Teile bestellt und auf Anhieb ein brauchbares Produkt hergestellt werden kann, dann ist man billiger als derjenige, der drei Anläufe braucht. Kleine Serien, komplexe Sachen – das wird weiter gefragt sein. Wo hohe Erwartungen gestellt werden und das Vertrauen wichtig ist, da spielt der Preis eine untergeordnete Rolle. Also braucht es Effizienz und Qualität? Ja, aber auch Innovation. Wir müssen die Welt beobachten: Sind die heutigen Fertigungsmethoden auch in den nächsten fünf Jahren relevant oder können wir bei der Ent-

wicklung neuer Fertigungsmittel und Fertigungsmethoden dabei sein? Wir haben im Vorstand im Dezember beschlossen, uns in der Industrie 4.0 zu engagieren und uns dem Schweizer Netzwerk anzuschliessen. Wir wollen unseren Mitgliedern die Gelegenheit geben, an diesen Innovationen teilzunehmen. Denn: Ich muss als Unternehmer darauf gefasst sein, dass die Lieferkette, deren Teil ich bin, digitalisiert wird. Wenn grosse Konzerne Anforderungen an die Kommunikation unter meinen Zulieferern stellen, dann muss ich bereit dafür sein. Sonst werde ich von der Lieferantenliste gestrichen. Bei der Digitalisierung geht es nicht mal immer um meine eigene Produktion. Was heisst das? Wenn ich spezialisiert bin auf einen einzigen Arbeitsschritt, dann brauche ich für die Produktion selbst oft keine Digitalisierung. Aber wenn ein Kunde wissen will, wo sein Teil gerade ist – auf dem Weg zu mir, in der Maschine oder schon auf dem Lastwagen, dann muss ich mich plötzlich mit etwas beschäftigen, das nicht Bestandteil meines Kerngeschäfts ist. Dann ist die Digitalisierung der Abläufe plötzlich wichtiger, als dass ich schneller bohren kann. Die Textilindustrie hat in den 90er–Jahren eine starke Auslagerung erlebt. Heute ist sie in der Schweiz nur noch eine Nischenindustrie. Steht das auch den MEM-Industrien bevor? Nein. In der Textilindustrie geht es im Wesentlichen um Massenproduktion. Das ist in der MEM-Industrie anders. MEM-Unternehmen sind heute oft schon Nischenplayer. Manche brauchen nur fünf, sechs Kunden. Die Chance, ein kleines Unternehmen auch global zu positionieren, ist weiterhin intakt. Schweizer Unternehmen können im Dialog mit dem Kunden individuelle Lösungen finden. Das ist anspruchsvoll und wird wohl auch nicht für alle Unternehmen funktionieren. Wir werden eine «Deindustrialisierung» in dem Sinn erleben, dass der zweite Sektor in den MEM-Industrien an Bedeutung verlieren wird. Aber die MEM-Industrien sind nicht vom Aussterben bedroht.

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THEMA

Neue Blüte in alter Wagi BIOTECH Die Schweizer Industrie befindet sich seit jeher im Wandel. Einst wurden in Schlieren vor den Toren Zürichs Eisenbahnwagen hergestellt. Heute ist dort der Bio-Technopark, das Epizentrum der Zürcher Life Science-Branche. Vom Ein-Mann-Startup bis zum börsenkotierten Unternehmen haben sich hier in den vergangenen Jahren zahlreiche Firmen niedergelassen. TEXT A N N A B I R K E N M E I E R

Die Wagon- und Aufzügefabrik AG in Schlieren, Kanton Zürich, aufgenommen am 16. Mai 1983.

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uf dem Wagi-Areal in Schlieren wurden bis vor drei Jahrzehnten Eisenbahnwagen produziert. Heute wird hier im Bio-Technopark Schlieren-Zürich erfolgreich an neuen Behandlungsmethoden für Mensch und Tier geforscht. Mittlerweile ist das Areal westlich von Zürich einer der wichtigsten Biotech-Standorte der Schweiz. LABOREINRICHTUNGEN ALS TRUMPF Doch was genau macht diesen Standort aus? «Ein wichtiges Argument ist die Nähe zu den Zürcher Hochschulen», sagt Mario Jenni, Mitgründer und Geschäftsführer des Vereins Bio-Technopark, in dem die ansässigen Unternehmen und Organisationen zusammengeschlossen sind. «Die ETH Zürich 14

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Bild: Keystone

und die Universität Zürich verzeichnen eine beeindruckende Zahl von Spin-offs im Bereich der Life Sciences. Diese bevorzugen erfahrungsgemäss Standorte in der Nähe ihres wissenschaftlichen Ursprungs.» Hinzu kommt die ausgezeichnete Infrastruktur. Viele dieser frisch gegründeten Unternehmen können die Labors an den Hochschulen zwar noch für ein bis zwei Jahre nutzen, müssen dann aber in eigene Räumlichkeiten umziehen. Und gerade in der Verfügbarkeit von häufig sehr teuren Laboreinrichtungen zeigt sich der Vorteil eines Clusters: Weil die Firmen oft ähnliche Instrumente benötigen, tauschen sie diese untereinander aus. Der Verein Bio-Technopark unterstützt dies, indem er Unternehmen, die bestimmte Apparate benötigen, an Firmen vermittelt,

SWS (WAGI) EINE PERLE DES SCHWEIZER BAHNBAUS Die Schweizerische Wagons- und Aufzügefabrik Schlieren-Zürich war eine Perle des Schweizer Eisenbahn- und Strassenbahnbaus. Hier wurden laut dem Historischen Lexikon der Schweiz zwischen 1899 und 1985 insgesamt 12577 Personen- und Güterwagen hergestellt. 1949 waren in der «Wagi» 1100 Mitarbeitende beschäftigt. Sie war Grosszulieferer der SBB und exportierte auch massiv. Seit 1960 gehörte das Unternehmen zu Schindler, 1983 wurde das Ende eingeläutet. Auf einem Teil des Areals richtete die «Neue Zürcher Zeitung» ihre Druckerei ein – 2015 wurde auch sie geschlossen. Nun übernimmt die Swiss Prime Site AG diesen Teil des Geländes und will in den Gebäuden der Druckerei ein innovatives Bildungszentrum einrichten. Auf dem anderen Teil der alten «Wagi» blüht der Bio-Technopark.


Im Labor der Kuros Biosciences AG in Schlieren wird ein Objektträger mit eingefärbten, virusinfizierten Lungenstücken einer Maus untersucht.

die ein Laborgerät vermieten oder eventuell auch verkaufen möchten. BRANCHEN-CLUSTER NUTZEN Ein Vorteil, den auch Mario Jenni betont: «Biotech-Forschung ist sehr kapitalintensiv und es dauert lange, bis man das nötige Startkapital zusammen hat. Durch die gemeinsame Nutzung von Infrastruktur können Einstiegsbarrieren deutlich reduziert werden.» Dies bestätigt auch Andreas Lakatos, CEO von Skin-deep Technologies: «Branchen-Cluster fördern den regen Austausch von Wissen, Personal und Infrastruktur. Als Startup-Unternehmen profitiere ich natürlich auch von der Unterstützung durch den Verein und vom Qualitätslabel Bio-Technopark Schlieren, was die Investo-

rensuche etwas vereinfacht.» In der BiotechIndustrie sei es nicht üblich, alleine gross zu werden, so Jenni: «Bis ein Medikament auf dem Markt ist, dauert es 10 bis 15 Jahre. Dabei fallen Kosten von bis zu vier Milliarden Franken an.» Viele Startups gehen deshalb schon früh Kooperationen mit grossen Pharmakonzernen wie Roche oder Novartis ein, die ebenfalls mit Forschungsgruppen am Bio-Technopark ansässig sind. Die Jungunternehmen können so auf starke Partner zählen, die an der Entwicklung beteiligt sind, während die Grosskonzerne ihrerseits von der Flexibilität der schlanken Strukturen und dem klaren Fokus der Entwicklungsaktivitäten bei den Startups profitieren. Dabei ist es auch durchaus denkbar, dass junge Unternehmen früher oder später von den Etablier-

Bild: Keystone

ten übernommen werden. Dazu Mario Jenni: «Im Idealfall fangen Unternehmen bei uns klein an, finden günstige Voraussetzungen um zu wachsen und werden schliesslich von einem grossen Konzern übernommen.» SIEBEN ÜBERNAHMEN In den letzten Jahren haben so insgesamt sieben Übernahmen stattgefunden, wobei vor allem der Verkauf des Startups ESBATech an die Novartis-Tochter Alcon, der Verkauf von Covagen an Cilag International (J&J) sowie die Übernahmen von Redvax durch Pfizer und Glycovaxyn durch GSK Beachtung gefunden haben. Von ganz besonderem Erfolg gekrönt war der Verkauf von Glycart an Roche, indem ein vom Unternehmen neu entwickeltes Medikament gegen chronische Nr. 1/2 2016 | UnternehmerZeitung

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THEMA

Fortsetzung von Seite 15

lymphatische Leukämie im Jahr 2013 von der US-Zulassungsbehörde FDA den Status «Therapiedurchbruch» erhielt. Der Verkauf eines Unternehmens an einen grossen Partner stellt jedoch keineswegs die einzige Option dar, wie der erfolgreiche Börsengang des ehemaligen Startups Molecular Partners im Jahr 2014 beweist. WELTWEIT MODERNSTE EINRICHTUNG Heute zählt der Verein Bio-Technopark 45 Mitgliederorganisationen. Neben Life Science-Start-ups und Pharmakonzernen haben vor allem auch die Universität Zürich und das Universitätsspital Zürich mit 20 Kliniken, Instituten und Forschungsgruppen stark in den Standort investiert. Etwas, das Jenni ganz besonders freut: «Wir haben hier eines der weltweit modernsten Magnetresonanz- und Computer-Tomographie-Center. Durch die Anwendung modernster Diagnosemethoden können etwa Krebsmetastasen oder Vorstufen von Alzheimer noch früher erkannt werden.» NETZWERK PFLEGEN Neben der vorteilhaften Infrastruktur für Forschung und Entwicklung streichen die Vertreter der Unternehmen des Bio-Technoparks aber auch den persönlichen Kontakt von Angesicht zu Angesicht immer wieder heraus. «Das bereits bestehende Netzwerk ist sicherlich ein grosser Vorteil am Standort Bio-Technopark», sagt Adrian Krahn der iNNutriGEL AG. Im ungezwungenen Austausch sinkt die Hemmschwelle, neuartige Aspekte in eine Gesprächsrunde einzubringen. Und nicht selten entstehen aus vermeintlich verrückten Ansätzen später die erfolgreichsten Innovationen. Häufig geht es jedoch auch um ganz alltägliche und lokal geprägte Fragen, zum Beispiel wenn es um den Umgang mit den Behörden geht. Über die langfristigen Ziele des Vereins Bio-Technopark äussert sich Jenni bewusst nicht spezifisch: «Wir wollen einen schönen Science-Park entwickeln und weiter wachsen.» Jedoch nicht um jeden Preis, wie er betont. Denn bei weitem nicht alle Bewerber werden auch tatsächlich aufgenommen. «Wir selektionieren vor allem bei den Start-ups», meint Mario Jenni und nennt die wichtigsten Kriterien: «Hat das Unternehmen Potential? Ist es innovativ und verfolgt es realistische Ziele? Ist es auf Laborinfrastruktur angewiesen?» Entscheidungen trifft der Vereinsvorstand. Auch Firmen aus dem Ausland werden berücksichtigt, wenn sie ins Gesamtbild der Aktivitäten passen. 16

UnternehmerZeitung | Nr. 1/2 2016

Die Spitze ist erreicht DEINDUSTRIALISIERUNG Die Aufwertung des Frankens hat die Arbeitslosigkeit auf rund 3.6 Prozent ansteigen lassen, wo sie sich einzupendeln scheint. Aber: Seit den 90er-Jahren wird der Zusammenhang zwischen Konjunktur und Arbeitslosigkeit schwächer. Das hat auch mit dem damals einsetzenden Strukturwandel zu tun. INTERVIEW S T E F F E N K L A T T

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ie Schweizer Wirtschaft hat seit zwei Jahrzehnten immer mehr Produktionstätigkeiten ins Ausland verlagert und sich gezielt auf hochqualifizierte Tätigkeiten verlegt. Das Bildungssystem habe diesen Wandel nicht angemessen nachvollzogen, sagt der Arbeitsmarktexperte George Sheldon. Stattdessen habe die Politik die Berufslehre gefördert. Doch inzwischen wächst das Interesse von Schweizer Jugendlichen an Hochschulstudien. In Bezug auf die Arbeitslosigkeit rechnet Sheldon nicht mit einem weiteren, bedeutenden Anstieg.

Wie hoch ist die tatsächliche Arbeitslosigkeit in der Schweiz? GEORGE SHELDON Es gibt keine «richtige» Arbeitslosenzahl. Es gibt nur ein angemessenes Mass in Hinblick auf bestimmte Fragestellungen. So entwickelt sich die Erwerbsquote prozyklisch: Wenn es gut läuft, sind mehr Leute im Arbeitsmarkt als sonst. Wenn es schlecht läuft, ziehen sie sich zurück – entsprechend sind sie dann nicht als arbeitslos erfasst. Das ist eine «unsichtbare Arbeitslosigkeit». Das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) spricht von 3.4 Prozent Arbeitslosigkeit in der Schweiz, die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) von 4.9 Prozent. Was misst das SECO, was die ILO? Das SECO und die Schweizerische Arbeits-

ZUR PERSON George Sheldon ist emeritierter Professor für Arbeitsmarkt- und Industrieökonomie an der Universität Basel. Er hat Volkswirtschaftslehre an der Universität Freiburg i.Br. studiert und dort auch promoviert. Seit 1988 lehrt er in Basel.

kräfteerhebung SAKE (auf die sich die ILO stützt) verwenden unterschiedliche Definitionen von Arbeitslosigkeit und unterschiedliche Erhebungsmethoden. Das SECO erfasst sämtliche Stellenlose, die sich beim Arbeitsamt melden. Das sind also nicht nur


Die Sulzer Markets and Technology AG – ehemals Sulzer Innotec AG – ist das Forschungs- und Entwicklungszentrum des Winterthurer Technologiekonzerns Sulzer AG. Bildquelle: zVg/Swissmem/Markus Senn

diejenigen, die tatsächlich Taggeld erhalten, sondern alle diejenigen unter 65, die stellenlos und sofort vermittelbar sind. Wer aber einen Kurs macht und daher nicht sofort vermittelbar ist, wird nicht als arbeitslos ausgewiesen, obwohl registriert. Bei SAKE müssen die Leute nicht sofort vermittelbar sein, und es beruht lediglich auf einer Stichprobe mit Telefoninterviews. Diese werden in vier Sprachen durchgeführt, den drei Landessprachen und Englisch. Nicht alle, mit denen diese Interviews geführt werden, verstehen eine dieser Sprachen gut. Fast die Hälfte aller Arbeitslosen hierzulande sind ja Ausländer. Wie gut daher SAKE die Arbeitslosigkeit widerspiegelt, kann man nicht sagen. Laut den ILO-Zahlen ist die Arbeitslosigkeit in der Schweiz inzwischen höher als diejenige in Deutschland. Laut den SECO-Zahlen und den offiziellen deutschen Zahlen liegen sie mit 3.3 und 6 Prozent noch deutlich auseinander. Was stimmt? Die offiziellen Zahlen richten sich nach den Gesetzen zur Arbeitslosenversicherung. Im Süden Deutschlands sind die Arbeitslosenzahlen denn auch sehr ähnlich wie in der Schweiz, in Deutschland sind sie insgesamt aber höher. Die Schweiz hat ja auch nicht die Probleme des Ruhrgebiets oder der ostdeutschen Bundesländer.

In der Schweiz steigt die Arbeitslosigkeit. Wie lange noch? 2014 lag die Arbeitslosigkeit konstant bei 3.2 Prozent. Erst mit der Aufwertung des Frankens stieg sie saisonbereinigt auf 3.4 Prozent. Gemäss meinem Frühindikator ist bei 3.6 Prozent Schluss. Die Spitze ist dann erreicht. Woraus schliessen Sie das? Sie brauchen zwei Zahlen: Wie viele Arbeitslose kommen pro Monat neu herein – im Schnitt 25000 Menschen – und wie stark streuen die Vermittlungsquoten nach Dauerklassen? Wenn die heutige Konjunkturlage gleich bleibt, kann vorausgesagt werden, wie viele Leute in fünf Monaten arbeitslos sind. Das ist Bestandserneuerungstheorie, wie sie auch in anderen Bereichen angewandt wird. Dabei werden Zahlen ausgewertet, die bereits in der Statistik enthalten sind. Bisher konnte mit dieser Methode noch jede Trendwende vorausgesagt werden. Derzeit arbeitet die Schweiz noch die Aufwertung des Frankens ab. Und jetzt ist der Anstieg also zu Ende? Aus heutiger Sicht wird die Arbeitslosigkeit kaum noch steigen. Seit Juli bewegt sich die Arbeitslosenquote um 3.5 bis 3.6 Prozent. Seither gab es keine bedeutende Bewegung mehr. Eine Besserung ist also nicht in Sicht. Auf der anderen Seite wird aber auch die Arbeitslosigkeit nicht weiter steigen.

Warum ist die Arbeitslosigkeit gestiegen? Wegen der Aufwertung des Frankens. Ich sehe keinen anderen möglichen Grund. Aber: Seit 1990 wird der Zusammenhang zwischen Konjunktur und Arbeitslosigkeit immer schwächer. Die Schwankungen der Wirtschaftsleistung übertragen sich immer weniger in Schwankungen der Arbeitslosigkeit. Warum? Das hat vermutlich mit einer Art von Deindustrialisierung zu tun, wenn auch nicht in dem Sinn, dass der zweite Sektor an Bedeutung verliert. Die Tätigkeiten werden immer weniger im eigentlichen Produktionsbereich ausgeübt und verschieben sich auch innerhalb des zweiten Sektors immer mehr in Dienstleistungsbereiche. Die Pharmaindustrie läuft super. Aber hier in Basel wird vor allem geforscht und verwaltet. Die eigentliche Produktion läuft im Ausland ab. Auch das Gesundheitswesen und der Bildungsbereich wachsen. Das ist übrigens auch in den USA so, wo beides weitgehend privat ist und nicht halbstaatlich wie hier. Diese Stellen sind alle wesentlich weniger konjunkturanfällig. Novartis entlässt nicht zuerst Forscher, wenn der Umsatz sinkt. Auch Professoren werden nicht entlassen. Die Deindustrialisierung hat also eher mit einer Verschiebung der Tätigkeiten innerhalb des zwei-

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THEMA

ten Sektors zu tun als mit einer Verschiebung vom zweiten zum dritten Sektor? Sie können in der Schweiz auch Textilindustrien haben. Aber das betrifft dann das Design, die Verwaltung und den Verkauf. Produziert wird anderswo. Erlebt jetzt die Maschinenindustrie das, was die Textilindustrie in den 90er-Jahren erlebt hat; eine Abwanderung nach Tschechien und noch weiter in den Osten? In den Zahlen zur Arbeitslosigkeit sehe ich das nicht. Ich glaube auch nicht, dass jetzt viele Arbeitsplätze abwandern, auch wenn jede Restrukturierung wehtut. Ein Beispiel ist die Uhrenindustrie: Die Margen dort sind stark, die Produktion findet im Land statt. Andererseits handelt es sich dabei nicht um Fliessbandarbeiter – das sind nicht mehr viele Arbeitsplätze. Wenn die Schweizer Arbeitsplätze immer mehr in Bereiche mit hohen Margen driften, sind dann auch die richtigen Arbeitskräfte auf dem Markt? Scheinbar nicht. Das sieht man erstens an

den Zahlen: Die Erwerbsbevölkerung wächst jährlich um knapp ein Prozent. Die Geburten halten da nicht mit. Daher die Zuwanderung. Und zweitens sieht man das bei der Qualifikation: Zwischen den 60er- und den 90er-Jahren waren 50 bis 60 Prozent der Zugewanderten Ungelernte. Sie haben das gemacht, was die Schweizer nicht machen wollten… Zum Teil schon. Und sie wurden für die Massenproduktion gebraucht. Seit den 90er-Jahren brach der Anteil der Ungelernten auf 20 Prozent ein, und zwar ohne das Zutun der Politik. Der Anteil der Hochqualifizierten, also jenen mit Fachhochschulabschluss und aufwärts, stieg von 15 auf 50 bis 60 Prozent. Das betraf vor allem die MINT-Berufe: Mathematik, Ingenieurwissenschaften, Naturwissenschaften und Technik. Das spricht dafür, dass diese Qualifikationen in der Schweiz nicht ausreichend vorhanden waren. Auch die Arbeitslosenzahlen sind bei den Hochqualifizierten am niedrigsten.

Trotz der Zuwanderung… Ja, und das zeigt, dass das Angebot an Hochqualifizierten knapp ist. Diese haben auch beim Lohn Boden gut gemacht. Umgekehrt haben auch die Ungelernten beim Lohn gegenüber jenen mit Berufslehre aufgeholt. Das zeigt aus meiner Sicht, dass es bei der Berufslehre keine Knappheit gibt. Ist die Bedeutung der dualen Berufsausbildung für die Schweiz also mehr Mythos als Wirklichkeit? Die Zuwanderung stellte ein Druckventil für die Wirtschaft dar. Sie hat sich im Ausland geholt, was sie im Inland nicht bekommen hat. Aber damit hat sie ein Signal nach innen gegeben. Jetzt haben die Jugendlichen in der Schweiz gemerkt, dass die Nachfrage nach Hochqualifizierten steigt und die Nachfrage nach Berufsleuten fällt. Sie gehen jetzt vermehrt an die Hochschulen und Fachhochschulen und immer weniger in die Berufslehre. War also der Strukturwandel der Wirtschaft in den vergangenen zwei Jahrzehnten zu schnell für

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das Land, um die geänderte Nachfrage zu befriedigen? Daher die hohe Zuwanderung? So ist es. Und was macht die Politik? Sie rührt die Werbetrommel für die Lehre. Was es eher braucht, ist ein durchlässiges Bildungssystem. Bieten das nicht die Fachhochschulen, die seit Ende der 90er-Jahre entstanden sind? Die Studenten kommen oft direkt vom Gymnasium, weniger aus der Berufsmatura. Und damit sind es eigentlich die Falschen. Die Schweiz sollte nicht in erster Linie die Berufslehre stärken. Sondern sie sollte die tertiäre Bildung, also von der höheren Berufsbildung aufwärts, dualisieren. In Baden-Württemberg wird das schon mit Erfolg gemacht. Die dualen Hochschulen sind dort ein grosser Erfolg: Die Studenten sind während drei Jahren je sechs Monate an der Hochschule und sechs Monate im Betrieb. Am Ende steht der Bachelor. Auch Basler Unternehmen nehmen solche Studenten der Dualen Hochschule in Lörrach auf.

Muss das alte Erfolgsmodell der dualen Berufsausbildung nun also auf die höheren Bildungsgänge angewandt werden? Würde ich meinen, ja. Angesichts des Strukturwandels und der Nicht-Vorhersagbarkeit künftiger wirtschaftlicher Entwicklungen muss das Bildungssystem in erster Linie durchlässig und modular sein. Wenn die Schweizer Jugendlichen jetzt vermehrt in die Hochschulen gehen, wird dann der Zuwanderungsdruck nachlassen? Längerfristig schon. Die Schweiz scheint lange Zeit ein europäischer Sonderfall mit sehr niedriger Arbeitslosigkeit gewesen zu sein. Wird sie jetzt zum Normalfall? Die Schweiz hat Anfang der 70er-Jahre in der ersten Ölkrise acht Prozent aller Arbeitsplätze verloren, so viel wie kein anderes Land der OECD. Aber die Arbeitslosenquote erreichte nie auch nur ein Prozent. Denn die meisten Entlassenen waren Ausländer, die nur kurzfristige Aufenthaltsbewilligungen hatten. Und von den Übrigen waren über die

Hälfte nicht gegen Arbeitslosigkeit versichert. Sie meldeten sich also nicht arbeitslos. Erst 1977 wurde die Versicherung obligatorisch, 1984 wurde sie ausgebaut. Viele Ausländer bekamen zudem das Niederlassungsrecht. Deshalb stieg die Arbeitslosenquote Anfang der 90er-Jahre stark an, obwohl die Beschäftigung nicht so stark zurückging. Damals setzte der Strukturwandel ein. Seither werden Geringqualifizierte immer weniger nachgefragt. Das trifft übrigens alle OECD-Länder. Was wir jetzt haben, eine Rate um 3.2 Prozent, scheint für die Schweiz die konjunkturneutrale Arbeitslosigkeit zu sein. Darin spiegelt sich der Strukturwandel der Schweizer Wirtschaft. Der Anteil der Unqualifizierten beträgt derzeit etwa 15 Prozent. Er wird auf etwa fünf Prozent sinken. Aber solange diese in Beschäftigung sind, drücken sie auch die Produktivität der Gesamtwirtschaft. Das klingt nach einer sehr flexiblen Schweizer Wirtschaft. Ja. Sie verarbeitet Schocks, die von aussen kommen, sehr gut.

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WIRTSCHAFT

Moderates Wachstum KONJUNKTURUMFRAGE 1/2016 Die Pharmabranche wird auch im neuen Jahr weiter zulegen, der Bauwirtschaft hingegen werden düsterere Prognosen ausgestellt. WIE SCHÄTZEN SIE DIE WACHSTUMSCHANCEN FÜR DIE SCHWEIZER WIRTSCHAFT IN DEN NÄCHSTEN SECHS MONATEN EIN?

WIE WIRD SICH DER BINNENMARKT IM GLEICHEN ZEITRAUM ENTWICKELN?

Die Wachstumsraten nehmen wieder sukzessive zu und dürften sich in der Jahresmitte auf annualisiert rund zwei Prozent einpendeln.

Der Binnenmarkt wird sich grösstenteils gut entwickeln, die Bauinvestitionen hingegen werden mittelfristig unterdurchschnittlich abschneiden. Für ein stabiles Wachstum werden weiterhin die staatsnahen Dienstleistungen sorgen.

Der starke Schweizer Franken bleibt besonders für die Exportindustrie eine Belastung. Die globale Wirtschaft hat an Dynamik verloren; insbesondere Schwellenländer schwächeln. Positive Wachstumsimpulse sind nur aus den USA und vereinzelten europäischen Ländern zu erwarten. In der Folge wird die Schweizer Wirtschaft bestenfalls ein schwaches Wachstum verzeichnen.

Es ist mit einem weiteren leichten Anstieg der Arbeitslosigkeit zu rechnen, doch der Beschäftigungsstand wird auf einem relativ hohen Niveau und der Binnenkonsum stabil bleiben. Die Binnenwirtschaft wird allerdings nicht mehr der grosse Wachstumstreiber sein, der sie in den vergangenen Jahren war.

Dr. Felix Brill, Chefökonom

Die Schweizer Wirtschaft hat ihre hohe Widerstandsund Anpassungsfähigkeit im Jahr 2015 einmal mehr unter Beweis gestellt. Wir erwarten, dass die Schweizer Wirtschaft im ersten Halbjahr daran anknüpfen und moderat expandieren wird.

Die Binnenwirtschaft ist und bleibt die Konjunkturstütze der Schweizer Wirtschaft. Konsumenten werden vom robusten Arbeitsmarkt, fallenden Importpreisen und den tiefen Energiekosten profitieren. Die Aussichten für die Investitionen sind dagegen deutlich verhaltener.

Alexis Bill Koerber, Senior Economist

Nach der Stagnation vom zweiten Halbjahr 2015 rechnen wir mit einer leichten Beschleunigung des Quartalswachstums in Richtung 0.3 Prozent. Ein höheres Wachstum wird vorerst durch den starken Franken und das immer noch spannungsgeladene globale Umfeld verhindert.

Der Konsum bleibt robust, wenn auch weniger dynamisch als in den Vorjahren. Schlechter sieht es für die Investitionen aus. Der Bau befindet sich in einer Korrekturphase, welche durch die Zweitwohnungsinitiative zusätzlich verstärkt wird. Auf den Ausrüstungsinvestitionen lastet, dass sich die Redimensionierung der Investitionspläne nach dem Frankenschock wohl erst 2016 vollumfänglich bemerkbar macht.

Nach einem eher enttäuschenden Wachstum im dritten Quartal gehen wir für das vierte Quartal 2015 und für die ersten sechs Monate 2016 von einem leicht stärkeren Wachstum der Schweizer Wirtschaft aus. Für das Gesamtjahr 2015 rechnen wir mit einem moderaten Wachstum von +1.0 Prozent und einer leichten Beschleunigung im Jahr 2016 auf +1.4 Prozent.

Der jüngste Anstieg des UBS Konsumindikators deutet weiterhin auf ein solides Konsumwachstum hin. Wir gehen davon aus, dass der Privatkonsum weiter eine Stütze des Wirtschaftswachstums bleiben wird, allerdings auf einem leicht tieferen Niveau als während den Boomjahren. Gleichzeitig sind die Margen vieler exportorientierter Firmen unter Druck gekommen, was deren Investitionstätigkeit künftig zurückbinden dürfte.

Die Schweizer Exportwirtschaft zeigt sich robust. Dies offenbarte die gesamtwirtschaftliche Wachstumsrate im 3. Quartal. Für die Weltwirtschaft erwarten wir einen moderaten Erholungskurs, sodass sich die eidgenössischen Exporte – zumindest im Trend – weiterhin solide zeigen sollten. Per saldo dürften die Wachstumsraten relativ niedrig bleiben.

Die Bauwirtschaft hat ihren Zenit überschritten und die Entwicklung der Ausrüstungsinvestitionen fällt ebenfalls nicht unter die Rubrik «stürmisch». Das Konsumwachstum sollte anhalten – allerdings ebenfalls auf niedrigem Niveau. Die Binnenwirtschaft wird also auf Sparflamme kochen.

Yngve Abrahamsen, Prognoseleiter KOF Swiss Economic Institute

Dr. Michael Grampp, Chefökonom & Leiter Research

Sibile Duss, CIO Wealth Management Research

Dr. Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank

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UnternehmerZeitung | Nr. 1/2 2016


Die Bauwirtschaft hat ihren Zenit 2015 überschritten: Für die erste Jahreshälfte 2016 wird ein Abwärtstrend prognostiziert.

Foto: zVg

FÜR WELCHE BRANCHEN ERWARTEN SIE EINEN AUFWÄRTSTREND, FÜR WELCHE EINEN ABWÄRTSTREND?

WELCHE RISIKEN SEHEN SIE FÜR DIE SCHWEIZER WIRTSCHAFT?

WIE WIRD SICH DER FRANKEN IN DEN NÄCHSTEN SECHS MONATEN ZU DEN WICHTIGEN ANDEREN WÄHRUNGEN ENTWICKELN, WIE DIE ZINSEN IN DER SCHWEIZ UND IN EUROPA?

Das Gesundheitswesen und auch die pharmazeutische Industrie werden voraussichtlich überdurchschnittlich zulegen. Die Bauwirtschaft und die Uhrenindustrie werden dagegen stagnieren oder sich sogar rückläufig entwickeln. Zudem sind die Rahmenbedingungen für den Metall- und Maschinenbau weiterhin ungünstig.

Eine sehr restriktive Umsetzung des Verfassungsartikels über die Masseneinwanderung wäre ein Dämpfer für die Wirtschaftsentwicklung. Eine markante Abkühlung der Wirtschaftsentwicklung in China würde in die gleiche Richtung gehen. Die Entwicklung des Frankenwechselkurses gegenüber dem Euro ist ebenfalls ein bedeutender Risikofaktor.

Wir gehen davon aus, dass der Kurs des Euro stabil bleiben wird. Der Wert des Dollars beziehungsweise des Yens wird sich ebenfalls kaum ändern. Lediglich für das Britische Pfund erwarten wir eine Aufwertung. Die Kurzfristzinsen werden sich kaum verändern, bei den Langfristzinsen erwarten wir eine allmähliche Erhöhung.

Viele Unternehmen leiden weiterhin unter grossem Margendruck. Die MEM-Industrie mit ihrer grossen Abhängigkeit von der Eurozone wird weiterhin das Sorgenkind bleiben, ebenso wie der Tourismussektor, dem der starke Franken und die Wirtschaftsschwäche in Ländern wie Russland oder China zu schaffen macht. Zunehmend zu kämpfen hat auch der Detailhandel und die jahrelang verwöhnte Uhrenindustrie.

Aus Sicht der Schweizer Unternehmen werden 2016 externe Risiken dominieren. Geopolitische Unsicherheiten, der starke Schweizer Franken, eine zunehmende Regulierung und der Fachkräftemangel stellen für viele Firmen die grössten Risiken und Herausforderungen dar. Spannend wird zu beobachten sein, ob die Schweizer Politik mit dem neuen Bundesrat damit fortfahren wird, zum Schaden der Wirtschaft stark an der Regulierungsschraube zu drehen.

Nach der Leitzinserhöhung in den USA ist mit einer langsamen Normalisierung der US-Geldpolitik zu rechnen. Eine Zinswende in der Eurozone ist nicht absehbar, eher eine weitere Lockerung der Geldpolitik. Der Aufwertungsdruck auf den Franken bleibt, was den Spielraum für Zinserhöhungen stark begrenzt. Gegenüber dem Euro wird sich der Franken nicht deutlich abschwächen, gegenüber dem Dollar ist eine leichte Abschwächung wahrscheinlich.

Die Bauwirtschaft operiert derzeit zwar noch auf ausgesprochen hohem Niveau, der Höhepunkt scheint aber überschritten zu sein. Im Gegensatz dazu haben sich die Aussichten für die Exportwirtschaft zuletzt verbessert. Das liegt hauptsächlich an der voranschreitenden Konjunkturerholung in der Eurozone.

Aus institutioneller Risikobetrachtung steht weiterhin die Zukunft des bilateralen Weges im Mittelpunkt. Wirtschaftlich betrachtet würde Ungemach von einer erneuten, kräftigen Aufwertung des Schweizer Frankens oder von einem Konjunkturabschwung bei den wichtigsten Handelspartnern drohen.

Nach Aufhebung der Wechselkursuntergrenze vor rund einem Jahr hat sich der Franken wieder etwas abgeschwächt, bleibt auf handelsgewichteter Basis aber weiterhin stark überbewertet. Mittelfristig überwiegt gemäss unserer Einschätzung die Wahrscheinlichkeit einer Abwertung des Frankens.

Wie gesagt geht es für den Bau weiter bergab, wenn auch auf hohem Niveau. Weiterhin sehr grossen Herausforderungen sehen sich die klassischen Exportindustrien, das Gastgewerbe sowie der grenznahe Detailhandel gegenüber. Klar auf Expansion gestellt sind die Weichen hingegen für die pharmazeutische Industrie.

Das Jahr 2016 wird vor allem ein Schlüsseljahr für den Fortbestand der Bilateralen. Die Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative (MEI) bleibt der grösste inländische Unsicherheitsfaktor. Die Pläne des Bundesrates deuten darauf hin, dass versucht wird, die Umsetzung der MEI flexibel an den Bedürfnissen der Wirtschaft auszurichten. Es bleibt jedoch offen, ob die EU bereit ist, eine Schutzklausel zu akzeptieren.

In Relation zum Euro rechnen wir im ersten Halbjahr 2016 mit Raten zwischen 1.08 und 1.10 Franken/ Euro. Der USD dürfte in sechs Monaten bei rund 1.03 Franken/US-Dollar stehen. Die Zinsen verblieben am kurzen Ende im negativen Bereich bei rund –0.8 Prozent und –0.1 Prozent bei den Zehnjährigen. Auch im Euro-Zinsgefüge erwarten wir im nächsten Halbjahr keine nennenswerten Änderungen.

Bei den Bauinvestitionen deuten die Indikatoren der Bauwirtschaft darauf hin, dass der Zenit in diesem Jahr überschritten wurde. Wir sind daher etwas pessimistischer geworden und erwarten in den kommenden Monaten trotz der nach wie vor tiefen Zinsen eine Stagnation.

Generell dürften die Exportbranchen der Industrie sowie der Tourismus und der Detailhandel weiter unter der Aufgabe der Kursuntergrenze leiden, obwohl sich der Franken in den letzten Monaten leicht abgeschwächt hat. Im aktuellen Umfeld sehen wir für alle Branchen nur ein begrenztes Aufwärtspotenzial. Am ehesten könnten der IT-Sektor oder Unternehmen, die wirtschaftliche Dienstleistungen anbieten, von Outsourcing und Industrialisierungsmassnahmen profitieren.

Der Schweizer Franken dürfte über die nächsten sechs Monate gegenüber dem Euro um 1.08 schwanken. Gegenüber dem US-Dollar sehen wir wenig Bewegung und gehen von einer Wechselkursparität aus. Bei den langfristigen Zinsen erwarten wir sowohl in Europa wie auch in der Schweiz leicht steigende Zinsen.

Die Bauwirtschaft dürfte ihren begonnenen Abwärtstrend fortsetzen und auch das Gastgewerbe wird sich schwer tun. Die traditionell starken Schweizer Industrien Pharma und Maschinenbau dürften sich gut schlagen. Der Schweizer Detailhandel sollte auf niedrigem Niveau im kommenden Jahr etwas besseren Zeiten entgegenblicken.

Die grössten Risiken sehen wir nach wie vor im Kontext der Weltwirtschaft. Sollte sich diese wider Erwarten stärker abkühlen, könnte auch die Schweizer Wirtschaft in einen Abwärtsstrudel gerissen werden. Die US-Wirtschaft zeigt sich nach wie vor fragil. Das FED muss deshalb bei ihrer Geldpolitik sehr behutsam vorgehen; wobei der Spielraum für Zinsanhebungen klar begrenzt ist.

Da die EZB nicht mit aggressiveren Massnahmen reagierte, kann die SNB an ihrem eingeschlagenen Kurs festhalten. Wir erwarten eine moderate Abwertung des Frankens, ein Sprung über die Marke von 1.10 sollte möglich sein. Gegenüber dem US-Dollar sehen wir den Franken in einer Seitwärtsbewegung. Die Entwicklung der US-Wirtschaft zeigt sich zweigeteilt. An der Zinsfront erwarten wir wenig Bewegung.

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EUROPA

Ende der Rosinenpickerei BILATERALE Die guten Beziehungen zur Schweiz aufrecht zu erhalten, liegt auch im Interesse der EU. Die Schweiz müsse jedoch verstehen, dass sie kein Recht auf Sonderlösungen hat, sagt der deutsche EU-Abgeordnete und Schweiz-Kenner Andreas Schwab im Interview. TEXT S Z I L V A N A S P E T T

A

ndreas Schwab setzt sich im Europäischen Parlament auch für eine gute Zusammenarbeit zwischen der Schweiz und der EU ein. Im Interview spricht er über den Sonderstatus der Schweiz, den sie langfristig wird aufgeben müssen, und erklärt, wie aus der Debatte über die Personenfreizügigkeit Lehren für alle gezogen werden können. Es kursieren Berichte, die besagen, dass Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker einem Schweizer Vorschlag zur Umsetzung der Zuwanderungsinitiative zugestimmt hat. Was halten Sie davon? ANDREAS SCHWAB Ich würde diesen Plan A, nach dem das Prinzip der Personenfreizügigkeit auch weiterhin gilt, befürworten. Wenn die Schweiz es schafft, das irgendwie mit Schweizer Recht in Einklang zu bringen, wäre das aus unserer Sicht durchaus machbar. Es gibt eine gewisse Flexibilität, welche die Schweiz mit dem Gemischten Ausschuss nutzen kann. Dabei handelt es sich um eine Einrichtung, in der Vertreter der EU und der Schweiz die Anwendung des Personenfreizügigkeitsabkommens zwischen der Schweiz und der EU überwachen. Im Artikel 14 des Abkommens über die Personenfreizügigkeit steht, dass der Gemischte Ausschuss bei schwerwiegenden wirtschaftlichen oder sozialen Problemen Massnahmen beschliessen kann. Das Problem war jedoch bisher, dass die Schweiz nicht nachweisen konnte, dass sie solche Schwierigkeiten hat. Können Sie diese Lösung noch genauer erklären? Das Abkommen mit der EU hat schon immer vorgesehen, dass befristete Massnahmen in der Zuwanderung zugelassen werden, wenn es wirtschaftliche oder soziale Probleme gibt. Wenn die Schweiz zum Beispiel von Flüchtlingen überrannt würde, dann könnte sie solche Massnahmen im Gemischten Ausschuss beantragen. Wenn dieser die Auffassung teilt, dann kann die Schweiz diese vertragskonform umsetzen. Die Schweiz hat 22

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sich bisher jedoch vor allem über zu viele Arbeitskräfte beschwert. Diese können aber nur dann in die Schweiz kommen, wenn sie einen Arbeitsplatz haben. Wie sieht dann die ideale Lösung aus? Eine ideale Lösung wäre gewesen, wenn es eine Einsicht gegeben hätte, dass alle Menschen, die sich in der Schweiz niederlassen, dies nur dürfen, wenn sie nach Schweizer Recht einen Arbeitsplatz haben. Die Schweiz kann das Problem ganz einfach lösen: Indem sie weniger Arbeitsplätze anbietet. Aber es wird das demographische Problem in der

«DIE SCHWEIZ KANN DAS PROBLEM GANZ EINFACH LÖSEN: INDEM SIE WENIGER ARBEITSPLÄTZE ANBIETET.» Schweiz nicht lösen. Die Volksabstimmung ist das Ergebnis einer Debatte, die in der Schweiz stattgefunden hat. Als gute Demokraten haben wir dieses Ergebnis zu akzeptieren. Im Gegenzug haben die Schweizer zu respektieren, dass die Verträge, die sie mit der Europäischen Union abgeschlossen haben, entweder alle oder gar nicht gelten. Wenn die Schweizer Unterhändler eine Lösung gefunden haben, in der man alles unter einen Hut bringen kann, freut es uns. Wir haben immer gesagt, dass wir grosses Interesse an einer guten und engen Zusammenarbeit haben. Was würde die EU verlieren, wenn die Bilateralen wegfallen würden? Eine Reihe von rechtlichen Problemfragen.

Ökonomisch gesprochen würde vor allem die Schweiz erheblich verlieren, weil der europäische Binnenmarkt sie umgibt und Schweizer Unternehmen stark auf europäische Angebote setzen. In einer gewissen Anpassungsphase würde es auch für die Nachbarstaaten Probleme mit sich bringen. Aber das Ziel ist nicht, irgendwelche Horrorszenarien heraufzubeschwören, sondern eine Lösung zu finden. Wie wichtig ist die Weiterentwicklung eines Rahmenabkommens für die EU? Die EU hat in den 90er-Jahren nach dem Nein zum EWR-Beitritt erkannt, dass eine Vollbremsung nichts bringt. Stattdessen wollte die EU der Schweiz eine Möglichkeit bieten, in Europa «dabei» zu bleiben. Wenn man damals die Grenzen geschlossen hätte, wäre die wirtschaftliche Entwicklung in der Schweiz ganz anders verlaufen. Die Lösung von damals war eine Momentlösung für ein Europa mit 12 und kurz danach 15 Mitgliedstaaten. Vorgesehen war, dass sich diese mit der Zeit weiterentwickeln würde und dann neue Möglichkeiten ausgehandelt würden. Das Problem ist, dass die Schweiz inzwischen glaubt, sie hätte ein Recht auf Sonderlösungen. In einer Europäischen Union mit so vielen Mitgliedstaaten sind wir aber nicht mehr in der Lage, Partikularinteressen im Detail abzubilden. Man muss eine gewisse Bescheidenheit mitbringen, um zu sehen, dass sich die Welt auch dann weiterdreht, wenn man bestimmte Interessen nicht durchsetzen kann. Nochmals zurück zu den institutionellen Rahmenbedingungen: Muss denn der Europäische Gerichtshof die letzte Instanz sein oder kann es auch der EFTA-Gerichtshof sein? Die Schweizer haben mit der Konföderation von Kantonen viel mit Streitigkeiten über Zuständigkeiten und Kompetenzen zu tun. Deswegen sind sie auch prädestiniert, in so einem Gericht mitzuarbeiten. Umso bedauerlicher ist es, dass zum Beispiel die Idee,


ZUR PERSON Andreas Schwab, Jahrgang 1973, ist seit 2004 Europaabgeordneter der CDU für den Wahlkreis Südbaden in Baden-Württemberg. Schwab ist EVP-Koordinator im Ausschuss für Binnenmarkt und Verbraucherschutz und binnenmarktpolitischer Sprecher der EVP-Fraktion. Als solcher und als stellvertretendes Mitglied der Delegation für die Beziehungen zur Schweiz und zu Norwegen setzt Schwab sich mit den Beziehungen zwischen der EU und der Schweiz auseinander. Er ist Verfasser eines kürzlich vom EU-Parlament angenommenen Berichts zur weiteren Verwirklichung des europäischen Binnenmarkts mit der Schweiz. Schwab hat Rechtswissenschaften in Freiburg i.Br. und Paris studiert. Anschließend hat er einen Master-Studiengang an der University of Wales in Großbritannien abgeschlossen.

auch einen Schweizer Richter am EuGH dabei zu haben, kaum aufgegriffen wurde. Die Idee der «fremden Richter» ist eine nicht-juristische Diskussion. Letztendlich kommen ja Schweizer Richter zu genau den gleichen Entscheidungen wie andere Richter. Deswegen ist es mehr ein politisches Dogma, das da verfolgt wird. Das ist kein Problem, erschwert jedoch die Lösungsfindung. Die Schweiz befindet sich mit ihren Banken, Unternehmen und Versicherungen in einem Markt, der grösser ist als sie selbst. In diesem Markt kann man nicht alles nach Schweizer Mass messen. Die Schweiz muss einsehen, dass es auch gerichtliche Lösungen gibt, die von anderen Teilnehmern dieses Marktes getroffen werden. Es ist ja auch unangenehm, wenn das Bundesgericht

gegen einen Kanton entscheidet, obwohl kein kantonaler Richter an der Entscheidung beteiligt war. Das heisst, der Europäische Gerichtshof muss die letzte Instanz sein? Nein, ich persönlich habe mich da nicht festgelegt. Ich glaube, dass wir eine gewisse Flexibilität haben. Hauptsache, es ist ein Gericht, das mit supranationaler Zusammenarbeit Erfahrung hat. Der EuGH wäre aus unserer Sicht sicherlich der absolut richtige Gerichtshof. Wir haben auch angeboten, einen schweizerischen Richter an den EuGH zu entsenden. Das wäre vielleicht die beste Lösung. Ist eine faktisch automatische Übernahme des EU-Rechts ein Verzicht auf die Selbstbestimmung der Schweizer? Das EU-Recht eröffnet Handlungsspielräume. Diese werden manchmal falsch ausgeschöpft. Es gibt an der Grenze zur Schweiz auch Menschen, die diesen Unterschied wahrnehmen. Es ist beispielsweise schwierig, den Bürgern in meinem Wahlkreis zu erklären, warum Landwirte aus der Schweiz ein Grundstück in Deutschland erwerben dürfen, europäische Subventionen für diese Grundstücke bekommen und die Erträge zollfrei in die Schweiz einliefern dürfen – während deutsche Landwirte, die genau an der gleichen Stelle produzieren, nicht zollfrei in die Schweiz einliefern dürfen, weil nach Nationalität unterschieden wird. Eigentlich sollten hier gleiche Rechte gelten, die dieselben Möglichkeiten mit sich

bringen. Das war die Idee der Bilateralen. Dass sich die Schweiz an manchen Stellen mehr Rechte vorbehält, ist meiner Meinung nach für niemanden günstig. Nach meinem Kenntnisstand gibt es auch viele Schweizer, die das genauso sehen. Wenn die Schweiz akzeptiert, dass das EU-Recht dort genauso umgesetzt werden muss wie in EU-Ländern, dann spricht viel dafür, dass man auch einheitlich überprüft, wie das funktioniert. Das kann nicht allein die Schweiz überprüfen. Wie viel Spielraum hätte die direkte Demokratie noch mit einem Rahmenabkommen? Die direkte Demokratie ist davon völlig unberührt. Es bleibt ja immer der Schweiz überlassen, zu entscheiden, ob sie diese Abkommen in Kraft halten will. Die Schweiz ist als souveräner Staat jederzeit in der Lage, die Tür zu schließen. Daran ändert kein Abkommen etwas. Weshalb sind Sie als Politiker an Schweizer Fragen interessiert? Die Schweizer haben ein Stück weit eine ähnliche Debatte, wie wir sie in Deutschland haben. Es gibt sowohl in der Schweiz als auch in Deutschland eine bedenkliche Entfremdung zwischen Politik, Wirtschaft, Medien und Gesellschaft. Wir müssen erkennen: In dieser Welt ist kein Land mehr so stark, dass es machen kann, was es will. Es gibt Länder, die das sehr gut erkennen und sich da einbringen. Ein Beispiel ist Norwegen oder die Niederlande. Es gibt aber auch Länder, die sich damit schwer tun. Insofern ist die Debatte in der Schweiz lehrreich. Nr. 1/2 2016 | UnternehmerZeitung

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EXPORT

Wartende Migranten und Flüchtlinge vor dem Landesamt für Gesundheit und Soziales in Berlin, wo sie sich registrieren lassen können und erste Hilfe erhalten.

Der Flüchtlingseffekt WIRTSCHAFTSBOOM Der deutschen Wirtschaft geht es blendend. Die hohen Flüchtlingszahlen wirken wie ein kleines Konjunkturpaket. Die Arbeitslosigkeit – derzeit die niedrigste in der EU – wird jedoch wieder steigen. Die Wachstumsprognosen gehen auseinander. TEXT S T E F A N U H L M A N N , B E R L I N

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W-Abgasskandal, Dauerstreiks bei Bahn und Lufthansa, Radikalkur bei der Deutschen Bank, China-Flaute, Griechenlandkrise – für deutsche Unternehmen gab es im vergangenen Jahr eine Vielzahl von negativen Nachrichten. Doch die Wirtschaft boomt, auch dank dem Zustrom von Flüchtlingen. Ein paar Risiken gibt es für 2016, doch sie scheinen überschaubar. MEHR LOHN IN DER TASCHE Der deutsche Textilhandel ist derzeit nicht zu beneiden. Das Wetter ist mild, die Nachfrage nach Wintersachen mau, wie der Einzelhandelsverband HDE am Wochenende vor Weihnachten feststellte. Doch damit steht der Textilhandel ziemlich allein da. Der Handel insgesamt wird im Weihnachtsgeschäft 2015 wohl zwei Prozent mehr 24

UnternehmerZeitung | Nr. 1/2 2016

umgesetzt haben als im vergangenen Jahr, schätzt der HDE. Der private Konsum ist einer der Treiber der deutschen Konjunktur. Dafür gibt es mindestens drei Ursachen. Die Mini-Zinsen verleiden den Leuten das Sparen und animieren sie zum Geldausgeben. Die Inflation – im dritten Quartal lag sie bei 0.1 Prozent – ist so gering, dass sie kaum die Lohnzuwächse schmälert. Diese wiederum waren ordentlich. Die Tarifabschlüsse 2015 erbrachten zwischen 2 und 3.5 Prozent mehr Salär für die Arbeitnehmer. Unter dem Strich stiegen die Reallöhne so stark wie nie seit Erhebung der Statistik 2008. Im Schnitt der ersten drei Quartale konnten sich die Beschäftigten über real 2.5 Prozent mehr Lohn freuen. FLÜCHTLINGE SORGEN FÜR KONJUNKTURIMPULS Insgesamt ist die deutsche Wirtschaft 2015

um 1.7 bis 1.8 Prozent gewachsen. Neben dem privaten Konsum profitierten die Exporteure vom schwachen Euro und der robusten US-Konjunktur. Negative Auswirkungen auf die Wirtschaft hatten die schwächelnden Ausfuhren im Herbst und die Sanktionen gegen Russland. Die Exporte dorthin haben sich seit 2013 halbiert und belaufen sich auf rund 20 Milliarden Euro (21.6 Milliarden Franken) in diesem Jahr. Die Erwartungen der Exportindustrie insgesamt sind jedoch optimistisch. Der entsprechende Index des Münchner Ifo-Instituts weist aktuell den höchsten Stand seit März und der Maschinenbau sogar seit Sommer 2007 aus. Die Bauindustrie ist auf Jahre hinaus ausgelastet. In den nächsten Jahren ist mit einem Aufschwung im Wohnungsbau zu rechnen, denn in Deutschland fehlen schätzungsweise zwei Millionen Wohnungen. Der anhaltende


zent. Bis zu drei Jahre lang kann die Bundesrepublik mit diesem zusätzlichen Schub rechnen.

Foto: Keystone/DPA/Kay Nietfeld

Flüchtlingsstrom könnte diese Zahl noch weiter nach oben treiben. Die über eine Million Flüchtlinge, die 2015 in die Bundesrepublik kamen, sind einerseits eine schwer zu stemmende Herausforderung für das Land, erzeugen andererseits aber auch eine riesige Nachfrage. Hersteller von Lebensmitteln, Konsumgütern, Möbeln und Betten, Sicherheits-, Reinigungs- und Cateringfirmen, Hotel- und Herbergsbetreiber, Mobilfunkanbieter, Baubetriebe und Übersetzer haben alle Hände voll zu tun. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin schätzt den konjunkturellen Zusatzeffekt auf 0.25 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, die EU-Kommission gar auf 0.3 bis 0.4 Pro-

ARBEITSLOSENZAHL DÜRFTE STEIGEN In den Arbeitsmarkt werden die vielen Flüchtlinge allerdings nur langsam zu integrieren sein. Die Zahl der Erwerbslosen dürfte daher im kommenden Jahr deutlich steigen. Aktuell ist die Zahl der Arbeitslosen mit 2.63 Millionen und einer Quote von 6 Prozent so niedrig wie seit 24 Jahren nicht mehr. Die Bundesregierung will 2016 die Zahlen der erwerbslosen Flüchtlinge gesondert ausweisen. Die Opposition hält das für eine Verschleierung des wahren Ausmasses der Arbeitslosigkeit. Die Gewerkschaften begrüssen den Ansatz hingegen, weil Migranten dann gezielter gefördert werden können. Ausnahmen vom Mindestlohn soll es aber für Flüchtlinge nicht geben, da macht vor allem die mitregierende SPD nicht mit. Seit Januar gilt eine Lohnuntergrenze von 8.5 Euro pro Stunde (9.18 Franken). Die Befürchtungen der Arbeitgeber, wonach der Mindestlohn Stellen vernichtet, haben sich nicht bewahrheitet. Vielmehr sind fast 700 000 neue sozialversicherungspflichtige Stellen entstanden. Das entspricht einer Zunahme um 2.2 Prozent und bedeutet auch mehr Kaufkraft für die Beschäftigten. Die Unternehmen haben das Klagen über den Mindestlohn eingestellt. Umso mehr wettern sie derzeit gegen neue Vorhaben sozialdemokratischer Regierungsvertreter. WIRTSCHAFT BESORGT ÜBER SPD-PLÄNE So will Arbeitsministerin Andrea Nahles den Missbrauch durch Leiharbeit und sogenannte Werkverträge eindämmen. Gedacht sind beide Instrumente eigentlich, um Auftragsspitzen abzufangen sowie externe Spezialisten für Dinge zu beauftragen, für die

den Firmen die Fähigkeiten fehlen. Betriebe würden aber zu oft dauerhaft Leiharbeiter statt Festangestellte beschäftigen sowie Kernaufgaben an Externe vergeben, lautet der Vorwurf. Die Neuregelung haben CDU, CSU und SPD zwar vor zwei Jahren im Koalitionsvertrag vereinbart. Die Ideen aus dem Hause Nahles gehen Angela Merkel aber zu weit. «Ich verstehe mich in diesem Fall als Wächterin des Koalitionsvertrages», versprach die Bundeskanzlerin unlängst beim Arbeitgebertag. Front macht die Wirtschaft auch gegen ein Gesetzesvorhaben von Familienministerin Manuela Schwesig für mehr Lohngerechtigkeit. In Deutschland verdienen Frauen im Schnitt 22 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. VORHERSAGEN FÜR 2016 GEHEN AUSEINANDER Der Konjunkturaufschwung wird auch 2016 anhalten, da sind sich die meisten Fachleute einig. Allerdings gehen die konkreten Prognosen zum Teil deutlich auseinander. Die Bundesregierung erwartet ein Plus von 1.8 Prozent, auch Bundesbank und OECD rechnen mit einem Wachstum in dieser Grössenordnung. Das Kieler Institut für Wirtschaftsforschung geht sogar von 2.2 Prozent Zunahme aus und setzt vor allem auf den starken Konsum. Andere Forscher sind zurückhaltender, vor allem wegen der Unsicherheiten in wichtigen Schwellenländern wie China, Russland oder Brasilien, die unter den gefallenen Rohstoffpreisen und der Zinswende in den USA leiden. So geht das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle nur von einer Zunahme des deutschen Inlandsprodukts um 1.6 Prozent aus. Die Commerzbank senkte ihre Prognose sogar von 1.5 auf 1.3 Prozent. Deutschland erlebe einen «konsumgetriebenen Scheinaufschwung», schrieb die Bank in ihrem Wirtschaftsausblick 2016. Anzeige

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INNOVATION

Die Probleme der Zukunft HIGH-TECH Kaum eine Branche ist innovationsgetriebener als jene für Halbleiter. So entwickeln Zulieferer wie das Messtechnikunternehmen Inficon schon heute Lösungen für Probleme, die sich erst in Zukunft stellen werden. Ein Gespräch mit Inficon-Innovationsexperte Christian Berg. INTERVIEW Y V O N N E V O N H U N N I U S

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ie Hightech-Branche schaffe sich nicht selbst ab, ist Christian Berg überzeugt. Die Automatisierung findet statt, ob man sie befürwortet oder nicht. Mittels guten Rahmenbedingungen und Innovationskraft kann die Industrie dennoch wachsen. Dabei seien beständige Partner ebenso zentral für die Innovationstätigkeit wie die treibenden Trends. Was bedeutet für Sie konkret Innovation?

CHRISTIAN BERG Innovation ist tief verwurzelt

bei Inficon. Wir entwickeln und produzieren unter anderem Sensoren für die Halbleiterindustrie und müssen dabei immer wieder die Grenzen verschieben. Der Markt ist sehr kompetitiv. Momentan kommen innovationstreibende Trends wie das Internet der Dinge und komplexe Systemintegration auf die Sensorik zu. Ein Sensor ist Teil eines Gesamtsystems. Er liefert Resultate an die Produktionsanlage, die direkt darauf reagiert. Da geht es bspw. darum, eine Maschine präzise anfahren zu können. Diese Integration läuft über Produkte unserer Kunden: Erstausrüster, sogenannte OEM, der Halbleiterindustrie. Im Sinne einer Industrie 4.0... Ja. Somit kann kontinuierlich die Steuerung und effiziente Nutzung der kompletten Anlage optimiert werden. Bis vor wenigen Jahren wurden bei Halbleiterwerken, den sogenannten Fabs, mehr Mitarbeitende für mehr produktive Leistung benötigt. Heute wird mehr Leistung trotz kleinerer Belegschaft erzielt. Das hat mit System-Integration und dem Automatisierungsgrad zu tun. Man geht davon aus, dass viele Prozesse automatischer laufen könnten. Insofern ist Innovation kein Wunsch, sondern ein Muss. Inwieweit ist dann eine Entwicklung Reaktion oder Aktion? Es kann beides sein. Wir entwickeln, weil es von unseren Kunden verlangt wird und weil 26

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ZUR PERSON Der Norweger Christian Berg ist heute Senior Director of Global Programs der Inficon AG in Balzers (Liechtenstein) und war zuvor über zehn Jahre Technologie-Direktor des Unternehmens.

die Konkurrenz nicht schläft. Nehmen wir den neuen Vakuum-Sensor Stripe von Inficon, der rund 20 Mal schneller und zudem zehn Mal sensitiver als die bisherigen Sensoren ist. In diesem Fall haben wir an einer Anwendung für ein anderes Projekt gearbeitet und sind mehr oder minder per Zufall auf diese Lösung gekommen. Wir haben sie wissenschaftlich ausgearbeitet, auf Konferenzen präsentiert und gleichzeitig in Form eines Produkts umgesetzt.

Wo greift eine Ecodesign-Logik, die Umweltentlastungen schafft? Die grosse Geschwindigkeit des Gerätes liefert schnellere und genauere Resultate. Somit kann eine Anlage präziser operieren und effizienter ausgelastet werden. Allein diese verbesserte Kontrolle verringert den Ausschuss, spart somit Material und senkt den Energieverbrauch. Denn je später ein Problem bemerkt wird, desto grösser ist die Gefahr, dass beispielsweise ein Lot – 24 oder 48 Halbleiterscheiben (Wafer) in einer Halbleiterproduktion nicht brauchbar sind. Zudem wird das Risiko verringert, dass ein Fab heruntergefahren werden muss und ungeplante Wartung benötigt wird. In Bezug auf die Investition kann ein Tag Stillstand einen Verlust von 0.5 bis zu 1 Millionen Dollar bedeuten.


INFICON HOLDING AG Inficon ist unter anderem in der Entwicklung, Herstellung und Lieferung von Instrumenten, Sensortechnologie und Prozesskontrollsoftware für die Halbleiter- und Vakuumbeschichtungsindustrie tätig. Die Unternehmensgruppe hat ihren Sitz in Bad Ragaz (Schweiz) – im Liechtensteinischen Balzers befindet sich eine ihrer drei Produktionsgesellschaften. Inficon entstand im Jahr 2000 aus dem Vakuum-Instrumentengeschäft dreier internationaler Firmen, die 1996 unter der Gesellschaft OC Oerlikon zusammengeführt worden waren.

Demnach geht es hier um bessere Fehlerkontrolle? Das ist ein Vorteil, der leichter zu erreichen ist – dafür können die Sensoren auch nachträglich angebracht werden. Ein grösserer Hebel ergibt sich, wenn die Sensorleistung schon bei der Konzeption einer Maschine miteinbezogen wird. Dann ist sogar für einzelne Module fünf bis zehn Prozent mehr Kapazität zu erreichen und fünf Prozent an Energie einzusparen. Ein Fab in der Halbleiterindustrie kostet ein bis zwei Milliarden Dollar – da ist es ein entscheidender Faktor, wenn insgesamt ein bis zwei Prozent weniger investiert werden muss, um dieselbe Leistung zu erbringen. Wer hat hiervon den grössten Nutzen? Der grösste Nutzen ist auf die Wertschöpfungskette verteilt und bezieht sich nicht primär auf einen höheren Preis, den wir für einen Sensor erzielen könnten. Wir profitieren, wenn wir uns als innovatives Unternehmen positionieren und uns in einer Nische einen Vorsprung sichern. Zudem ist unter Umständen auch ein höheres Produktionsvolumen relevant. Durch Skaleneffekte sinken für uns die Produktionskosten und eine höhere Qualität wird möglich. Unser System ist dann besser ausgelastet.

Der hochsensitive Vakuum-Sensor Stripe.

Foto: zVg

Sind in solchen Fällen inzwischen Geschäftsmodelle gemeinsamer Wertschöpfung üblich? Klar ist: Es stärkt die Kundenbindung. Es ist erstrebenswert, als Zulieferer möglichst früh in den Entwicklungsprozess einer Maschine oder Anlage eingebunden zu sein. Inficon ist in gewissen Bereichen in

der Goliath-Position – bei den kapazitiven Membranmanometern wie Stripe ist Inficon Balzers «David» und als solcher kommt man oft später und eher in der Fehlerbeseitigung als in der Lösungssuche zum Zug. Sind wir an der Entwicklung beteiligt, können wir Wissen direkt einbringen. Und wenn wir gemeinsam mit dem Kunden eine neue Funktionalität entwickeln, ist auch möglich, über Shared-Value-Modelle nachzudenken. Wie rasch dreht sich denn das Innovationsrad in der Halbleiterbranche? Bei Fabs geht es um sehr grosse Investitionen. Da wird nicht schnell gebastelt, sondern über Jahre hinweg perfektioniert. Optimale Lösungen werden dann baugleich dupliziert. So kann es auch noch einige Zeit dauern, bis unsere Highspeed-Sensoren zum Einsatz kommen. Doch die Branche steht vor grossen Umbrüchen. Vor zehn Jahren kostete ein Gigabyte 200 Dollar, heute nur noch einen Dollar. Diese Entwicklung stösst mit der aktuellen Technik an Grenzen. Welche Rolle spielen hierbei die Zulieferer wie Inficon? Eine grosse. Ein kleines Element wie ein Highspeed-Sensor kann Teil einer Antwort sein, die in ihrer Gänze erst noch entwickelt werden muss. Also müssen wir die besten Lösungen für Probleme entwickeln, die sich uns erst in Zukunft stellen werden. Für innovative Entwickler ist das eine wunderschöne Problemstellung. Und wir nehmen die Herausforderung gerne an.

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Risikohürde der Erneuerbaren KLIMAFINANZIERUNG Aufgrund der anfänglich hohen Kapitalkosten und Risiken bei den Erneuerbaren ist es für viele Investoren derzeit noch attraktiver, in konventionelle Energien zu investieren. Um diese Hürden abzubauen, braucht es clevere Strategien. IN TERVIEW Y V O N N E V O N H U N N I U S

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obias Schmidt hat im Rahmen einer UN-Studie Strategien untersucht, die Investitionen in erneuerbare Energien beflügeln sollen. Der Professor für Energiepolitik der ETH Zürich ist überzeugt: Richtig eingesetzt, können die am Klimagipfel in Paris beschlossenen Klimamilliarden viel bewirken. Wie kann man den massiven Umbau der Energiesysteme finanzieren? TOBIAS SCHMIDT Ohne Investitionen des privaten Sektors wird man es nicht schaffen. Knapp 108 Billionen Franken dürfte es kosten, eine CO2-ärmere und nachhaltige Infrastruktur aufzubauen. Eine Analyse und Reduktion der Risiken kann Investitionen steigern – das ist ein guter Anfang. Warum fliessen immer noch so viele Investitionen in konventionelle Energiequellen? Für einen Investor ist es vor allem in den globalen Wachstumsmärkten attraktiver, in ein Gaskraftwerk oder ein dieselbasiertes Kraftwerk zu investieren. Der entscheidende Faktor dabei ist die Kostenstruktur. Bei den Erneuerbaren stecken alle Kosten in der Technologie. Über den Lebenszyklus hinweg sind die Kosten dann gering, denn Wind oder Sonne schicken mir keine Rechnung. Hingegen ist ein dieselbasiertes Kraftwerk relativ günstig, teuer ist hier im Verlauf des Betriebs der Treibstoff. Zuweilen zahle ich als Betreiber im ersten Jahr mehr für Diesel als für die Erstellung der ganzen Anlage. Welche Vorteile bringt es mir, wenn ich erst später diese hohen Kosten habe? Dann kann ich sie direkt aus den Einnahmen refinanzieren. Bei den Erneuerbaren brauche ich dagegen mehr Startkapital, also Kredite und Eigenkapital. Dieses Kapital will natürlich verzinst sein, es entstehen also Finanzierungskosten. Von diesen sind die Erneuerbaren stärker betroffen als beispielsweise dieselbasierte Anlagen. Das hemmt Erneuerbare besonders in Entwick28

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langt. Dadurch ist das Risiko aber prinzipiell nicht kleiner geworden. Zweitens kann man die Wurzeln des Risikos angehen, sogenanntes politisches «De-Risking» betreiben. Beispielsweise existieren in manchen Ländern kaum Regeln, wie ein Netz mit schwankenden Erneuerbaren stabil zu betreiben ist. Dieses Risiko ist schnell und kostengünstig zu beheben, indem Experten dafür bezahlt werden, entsprechende Codes zu erarbeiten. Wenn die öffentliche Hand hier eine Studie in Auftrag gibt, sind solche Risiken gut ausfindig zu machen und durch angepasste Regeln zu verringern. Der Vorteil ist, dass dies nachhaltig die Rahmenbedingungen für Investitionen verbessert. ZUR PERSON Tobias Schmidt hat eine Professur für Energiepolitik an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH) inne und ist Koautor der Studie «Derisking Renewable Energy Investment» des Entwicklungsprogramms der UN (UNDP).

lungsländern, in denen die Risiken und die Finanzierungskosten aufgrund von politischer Instabilität oder geringer Rechtssicherheit ohnehin hoch sind. Banken finanzieren diese Projekte entweder gar nicht oder nur zu hohen Zinssätzen. Und was kann man tun, um Erneuerbare voranzutreiben? Im Rahmen der Vereinten Nationen habe ich eine Methode mitentwickelt, mit der man die höheren Kapitalkosten durch die Ausprägungen einer Vielzahl von Risiken erklären kann. Auf dieser Basis kann man sie mithilfe von Strategien reduzieren. Der Effekt ist: Wenn ich die Finanzierungskosten senke, dann fallen auch die Erzeugungskosten. Welche Strategien wirken? Erstens kann man die Risiken kompensieren, indem man höhere Preise für den Strom ver-

Doch bei Risiken wie politische Instabilität ist es nicht mit einer Regeländerung getan... Genau. Hier greift drittens finanzielles DeRisking, denn solche Risiken kann man versichern. Ich transferiere also die Risiken. Wie bei einer Autoversicherung verringere ich nicht das Risiko eines Unfalls, bin aber für den Notfall gewappnet. Die vierte Möglichkeit ist, das Risiko zu streuen. Wie bei einem Aktienportfolio ist es möglich, in verschiedene Länder oder Klassen zu investieren und nicht alles auf eine Karte zu setzen. Welche Strategien sind Ihrer Meinung nach die besten? Am nachhaltigsten ist letztlich die zweite Lösung, bei der das Risiko an der Wurzel gepackt wird. Auch wenn das eine komplexe Sache ist und immer die Kooperation mit dem Regulierer verlangt. In der kurzen Frist am effektivsten ist die Versicherungsvariante. Hier gibt es Risikoversicherungsmodelle, beispielsweise der Weltbank. Viele Gelder des Klimafonds der UN werden dort hineinfliessen. Dabei ist es meist die Gesellschaft, die für die Kosten aufkommt – wie bei der Einspeisevergütung werden Risiken somit sozialisiert. Langfristig könnte aber auch der private Sektor, etwa Rückversicherer, noch stärker eingebunden werden.


Bauen für die Klimazukunft ZERTIFIZIERUNG Die Infrastruktur muss den Menschen verlässlich dienen. Um Stromversorgung oder öffentlichen Verkehr für die Zukunft zu wappnen, haben Schweizer mit SuRe einen Standard für nachhaltige Infrastruktur entwickelt. Das soll auch Investitionsrisiken verringern. TEXT Y V O N N E V O N H U N N I U S

Infrastrukturprojekte wie der Bau der Neat können künftig SuRe-zertifiziert werden. Im Bild: Messarbeiten im Gotthard-Basistunnel, dem Herzstück der Neat. Foto: © AlpTransit Gotthard AG

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ie zweite Röhre für den Gotthardtunnel oder ein Wasserkraftwerk im Kongo wären Projekte für eine SuRe-Zertifizierung. Und es lässt sich nur mutmassen, ob der Berliner Flughafen in der Projektphase jemals eine Zertifizierung erhalten hätte. «SuRe kann bei allen Infrastrukturen angewendet werden. Und 75 Prozent der Infrastruktur, die es 2050 geben wird, wurde noch nicht gebaut – das ist eine riesige Chance, sie nachhaltig aufzugleisen», so Hans-Peter Egler. Als Geschäftsführer der Stiftung Global Infrastructure Basel (GIB) präsentierte er auf dem Klimagipfel im Dezember in Paris den ersten Standard für nachhaltige und widerstandsfähige Infrastruktur. Das passt, diskutierten dort doch zahllose Experten, wie Investitionen am besten ihren Weg in nachhaltige Projekte finden. Dabei sollen diese zum Klimaschutz beitragen und der Gesellschaft helfen, sich an den Klimawandel anzupassen. Das Schweizer Bundesamt für Umwelt (BAFU) unterstützt die Zertifizierung, denn: «Wir brauchen Kapital für neue Infrastruktur», sagte BAFU-Direktor Bruno Oberle bei der Auftaktveranstaltung. ZERTIFIZIERUNG VERRINGERT RISIKO Während händeringend nach Investitionen in Infrastruktur gesucht wird, halten Investoren Ausschau nach lohnenswerten Anla-

gen. In Europa wurde im Hitzesommer 2003 klar, dass Extremwetterereignisse besondere Anforderungen an die Infrastruktur stellen. Besonders relevant ist dies in Schwellenund Entwicklungsländern. Allein für Afrika schätzt die Afrikanische Entwicklungsbank, dass bis 2050 jährlich rund 95 Milliarden Dollar (93.7 Milliarden Franken) an Investitionen in Infrastruktur notwendig sind. Attraktive und wirksame Projekte aufzutun, ist für Investoren zuweilen schwer. Hier will die unabhängige Zertifizierung Sicherheit geben – ob im Bereich Verkehr, Energie, Wasser, Abfall, Gesundheit oder Bildung. Dafür durchlaufen Projekte ein komplexes Bewertungssystem, welches 14 Themen und 76 Kriterien umfasst. Es wird die Widerstandsfähigkeit, die sogenannte Resilienz, untersucht, und Aspekte aus den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung werden abgefragt. Weil Projekte ein Eigenleben besitzen, wird die Prüfung periodisch wiederholt. Das soll auch Verbesserungsmöglichkeiten aufzeigen. NETZWERK AN EXPERTEN BETEILIGT Generell müssen für erfolgreiche Projekte drei Seiten zusammenfinden – Projektentwickler, Finanzdienstleister und der öffentliche Sektor. Laut Hans-Peter Egler will SuRe eine für alle verständliche Sprache schaffen und dadurch Projekte vergleichbar

machen. Deshalb seien Experten aus allen Bereichen bei der Erarbeitung der Zertifizierung einbezogen worden. GIB besitzt dafür die nötigen Kontakte. Die Schweizer Stiftung bezweckt seit 2008, nachhaltige und widerstandsfähige Infrastruktur weltweit zu fördern. Der GIB Sustainable Infrastructure Summit ist jährlich eine der global wichtigsten Austauschplattformen zum Thema. An der Entwicklung von SuRe beteiligt war auch die Investmentbank der französischen Sparkassen und Genossenschaftsbanken Natixis – ein Schwergewicht in der Finanzierung von Infrastrukturprojekten und laut Natixis-Vertreter Thomas Salvadori weltweit unter den Top Ten. Für ihn ist klar, dass das Interesse der Investoren an diesem Bereich wächst und eine solide Grundlage benötigt wird. Kooperationspartner ist auch das Netzwerk Local Governments for Sustainability (ICLEI). ICLEI-Generalsekretär Gino van Begin war daran gelegen, dass eine gut handhabbare Lösung gefunden wird. Er sieht gerade auf städtische Gebiete riesige Herausforderungen zukommen: «Wir hatten 4 000 Jahre Zeit, um für die wachsende Stadtbevölkerung Infrastruktur zu schaffen – in den nächsten Jahrzehnten wird sich diese verdoppeln.» Van Begin fände es katastrophal, käme bei der Planung die Nachhaltigkeit zu kurz. Nr. 1/2 2016 | UnternehmerZeitung

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GELD

Langer Atem lohnt sich MEGATRENDS Auf kurzfristige Modetrends zu setzen, lohnt sich bestenfalls für die Bekleidungsbranche. Für die meisten Anleger ist es dagegen ein Verlustgeschäft. Lohnenswert ist es dagegen, bei den Investitionsentscheiden auf stabile Langfristtrends zu achten, wie beispielsweise den Trend zur Überalterung, zur digitalen Kommunikation oder auch den Trend zur Aktie. TEXT F R E D Y G I L G E N

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op oder Flop? Letztlich scheint auch im Anlagebereich alles eine Frage der Perspektive zu sein. Anleger, die beispielsweise Mitte des letzten Jahres Öl- oder Rohstofftitel gekauft haben, werden sich heute grün und blau ärgern über ihre Investitionsentscheide, jene die vor achteinhalb Jahren eingestiegen sind, können sich dagegen immer noch auf die Schulter klopfen. Ähnliche Wechselbäder erleb(t)en auch die Aktienanleger: Galten Dividendenwerte vor fünf Jahren noch als reizlose Ladenhüter, sind sie heute, nach einem Anstieg auf fast das Doppelte, wieder hoch im Kurs – und für viele bereits wieder zu hoch. Investoren, die vermeiden wollen, immer gerade auf dem falschen Pferd zu sitzen, brauchen Disziplin, Geduld und sollten sich sogenannte Langfristtrends zu Nutze machen. Wenig hilfreich ist es dagegen, das Kursgeschehen an den Börsen möglichst zeitnah zu verfolgen. Wer die Nase zu nah am Bildschirm hat, läuft Gefahr, sich durch kurzfristige Kursauschläge immer wieder ins Bockshorn jagen zu lassen. AKTIEN BLEIBEN ATTRAKTIV Wer auf stabile mittel- und langfristige Trends setzt, kann es sich im Grunde ganz einfach machen: Er legt sein Geld einfach breit diversifiziert in Aktien an. Denn der Trend zur Aktie ist einer der stabilsten Trends an den Finanzmärkten überhaupt. Die Gefahr eines Verlustes bei Aktien(indizes) ist auf lange Sicht sehr gering. Im Durchschnitt resultierte in unserem Land nur in vier Prozent aller Jahrzehnt-Perioden ein Minus und die 20-Jahre-Perioden brachten samt und sonders deutliche Gewinne, wie die Genfer Bank Pictet herausgefunden hat. Wichtig: Wer vom Megatrend Aktie profitieren will, muss Durststrecken überwinden können, sonst steigt man jeweils gerade im dümmsten Moment aus diesem Mega-

trend aus, beispielsweise im Herbst vor fünf Jahren. Wer konsequent bei der Stange bleibt, darf mit respektablen Erträgen rechnen: Mit Aktien konnten im Zeitraum von 19252015 im Jahresdurchschnitt rund 9 Prozent verdient werden. «Und längerfristige Renditen von 6 bis 8 Prozent pro Jahr dürften an den Aktienmärkten auch in Zukunft resultieren», ist Finanzmarktexperte Erwin Heri überzeugt. Seine Erklärung für diese Performance: Aktienmärkte widerspiegeln die Gewinnerwartungen der Unternehmen, die dank fortlaufenden Innovationen, Produktivitätsfortschritten und wachsenden Märkten stetig steigen. «Und nur mit Aktien ist man an diesem stetigen Wachstum des Produktivkapitals beteiligt», betont auch der legendäre US-Investor Warren Buffett immer wieder. KLEINE SCHLAGEN GROSSE Doch auch bei den Aktien gibt es mehrere langfristige und stabile Trends: Titel von kleinen und mittelgrossen Unternehmen beispielsweise schlagen Blue Chips meistens um Längen. Grund: Man profitiert hier von einer deutlich grösseren Aktienauswahl als bei den Blue Chips und damit von einer breiteren Diversifikation. Zudem sind die Wachstumsperspektiven bei Small und Midcaps klar besser. Der Nachteil: Wer in kleine Titel investiert, nimmt ein höheres Risiko in Kauf. Um dies etwas auszugleichen, lohnt sich die besondere Berücksichtigung von Qualitätstiteln, von Aktien von gut finanzierten Unternehmen, die ein stabiles Gewinnwachstum und eine hohe Eigenkapitalrendite vorweisen können. Besonders gefragt sind, mit anderen Worten, die künftigen Nestlés dieser Welt. Generell gilt: Wer in Aktienindizes investiert, sollte gleichgewichtete Indizes den kapitalisierungsgewichteten vorziehen. Wer in Indexanlagen auf Basis der Marktkapitali-

sierung investiert, wie es die meisten Passivanleger immer noch tun, macht als Anleger alle Börsenhypes eins zu eins mit. Man war als Passivanleger beispielsweise dabei, als Ende der 1970er-Jahre die Titel der Ölmultis und 2001 die Technologiewerte durch die Decke gingen und dann völlig einbrachen. Ebenso 2007, als sich bei den Finanzwerten ähnliches abspielte. Oder letztes Jahr bei der Talfahrt der Energie- und Rohstoffwerte. JAHRZEHNTETRENDS LAUFEN OFT IM HINTERGRUND Wer noch etwas mehr Aufwand betreiben will, kann versuchen, innerhalb des Aktienuniversums die langfristig verheissungsvollen Branchen herauszufiltern. Denn bekanntlich ist die Wahl der richtigen Branche der wichtigste Faktor für den Erfolg von Aktieninvestitionen. Gewiss, die Gewinnersektoren von morgen erschliessen sich dem Anleger nicht einfach so. Doch nicht immer ist zuerst die Quadratur des Zirkels erforderlich. Verschiedene Langfristtrends sind nämlich sogar ohne Rückgriffe auf intime Kenntnisse der

Der demographische Wandel begünstigt die Gesundheitsbranche, da mit zunehmendem Alter auch das Risiko steigt, krank oder gebrechlich zu werden. Foto: zVg

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Zukunftsforschung erkennbar. Der Trend zur Überalterung beispielsweise. Gemäss Angaben der UNO wird sich die Zahl der über Sechzigjährigen von derzeit 600 Millionen bis zum Jahr 2050 mehr als verdreifachen. Mit zunehmendem Alter steigt aber auch das Risiko, krank oder gebrechlich zu werden. Nach einer Studie der US-Gesundheitsbehörde sind die Gesundheitskosten von über 65-jährigen dreieinhalb Mal so hoch wie jene der 18- bis 44-jährigen. Die Gesundheitsbranche freuts. «Langlebigkeit wird auch in der Anlagewelt zum dominierenden Thema», sagt Massimo Greco, Investmentexperte bei J.P. Morgan: «Immer mehr Leuten wird nämlich bewusst, dass die staatlichen Vorsorgeleistungen über kurz oder lang nicht mehr ausreichen. Sie werden sich verstärkt mit privaten Vorsorgemöglichkeiten befassen müssen. Anlagen, die nachhaltige Einkünfte abwerfen, wie dividendenstarke Aktien und erstklassige Unternehmensanleihen werden demzufolge in den nächsten Jahren besonders gefragt sein». Das weltweite Bevölkerungswachstum geht zudem vorläufig weiter. «Jedes Jahr kommen so viele Menschen hinzu, wie in Deutschland leben. Für die natürlichen Ressourcen ist das eine grosse Herausforderung», sagt der australische

Ökonom Henry Ergas. Logischerweise werden deshalb speziell die Bereiche Landwirtschaft, Wasser, saubere Energie und Umwelt zunehmend an Gewicht gewinnen. DIGITALE REVOLUTION STELLT WELT AUF DEN KOPF Andere Zukunftsthemen ergeben sich aus dem steigenden Wohlstand und der gleichzeitigen Individualisierung. Sie machen eine noch engere Vernetzung und immer neuere Technologien nötig, um die zunehmende Komplexität zu beherrschen. Eng damit verbunden ist die digitale Revolution, die von vielen als der bedeutendste Veränderungsprozess der heutigen Zeit eingestuft wird. Das Tempo ist hier in der Tat eindrücklich: Vor zehn Jahren war ein Internetanschluss in Schweizerischen Haushalten noch nicht die Regel, heute kaufen bereits 95 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer im Internet ein. Und bei den Smartphones verlief die Entwicklung gar noch schneller. Der Haken: Diese Megatrends zu erkennen, ist das eine, daraus auch für den Privatanleger sinnvolle Anlagelösungen zu entwickeln, das andere. In der Schweiz hat hier ganz klar die Genfer Bank Pictet die Nase vorn. Sie hat aus den globalen Megatrends die acht vielversprechendsten Anlagethe-

men herauskristallisiert, nämlich Landwirtschaft, Biotech, saubere Energie, digitale Kommunikation, Generika, Topmarken, Sicherheit, Holz und Wasser. Verpackt hat sie diese Themen dann in eine ganze Reihe von umfassenden und globalen Megatrendfonds in verschiedenen Währungen und Ausprägungen. Dies höchst erfolgreich, wie sich in den Performance-Daten zeigt (siehe Tabelle). In den Nachbarländern fallen bei den Zukunftsfonds vor allem die Angebote von Raiffeisen Salzburg (Österreich), Tocqueville Finance (Frankreich) und Deka (Deutschland) auf. Die übrigen Schweizer Banken sind bei den breit diversifizierten Megatrendfonds nicht gerade mit grossem Eifer dabei. Sie beschränken sich in ihren Angeboten in aller Regel auf einzelne Themen wie Wasser, Klimawandel oder Energie. Die Credit Suisse hat erst vor kurzem ihren einzigen Megatrendfonds in einen Schwellenländer-Fonds umgewandelt. Die Zurückhaltung ist nachvollziehbar: Anfang dieses Jahrtausends haben die Banken samt und sonders die Sektoren Technologie, Telekom und Finanzen als besonders zukunftsträchtig erkannt und sie in Megatrendfonds integriert. Doch diese «Megatrends» erwiesen sich bekanntlich als höchst flüchtige Phänomene.

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Anbieter BNY Mellon Pictet Pictet Deka Investment Pictet Pictet Pictet Raiffeisen Salzburg Raiffeisen Salzburg Tocqueville F.

Valor DE0005317374 LU0386875149 LU0386882277 DE0005152714 LU0503631805 LU0386869092 LU0386891260 AT0000820147 AT0000820139 FR0010546952

Kursgewinne in Prozent 1 Jahr 3 Jahre 12.67 84.81 9.20 56.47 8.14 52.74 8.68 50.65 11.04 48.98 –1.09 34.79 –2.20 37.37 12.16 47.43 12.12 47.36 19.51 42.59

5 Jahre 77.50 71.28 64.50 62.17 52.27 46.15 41.35 38.26 39.19 27.43 Grafikquelle: Finanzen.net

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GELD

Anlageinseln im Tiefzinsmeer ANLAGEALTERNATIVEN Das Problem scheint unlösbar. Nach Ansicht vieler Experten sind Aktien und Immobilien heute überbewertet. Und Festverzinsliche, Gold und Rohstoffe rentieren buchstäblich null Komma gar nix. Wo soll man sein Scherflein also noch ins Trockene bringen? TEXT F R E D Y G I L G E N

«S

icher ist sicher». Nach dieser Devise setzen Herr und Frau Schweizer für ihre Geldanlagen seit eh und je auf Sparkonti, Kassenobligationen, Bundesoblis sowie auf Lebensversicherungen. Nur noch für Wenige sind Aktien ein Thema. Dies gilt speziell seit der Finanzkrise. Zu gross ist seither die Angst, Aktien wieder auf dem Höhepunkt eines Booms zu kaufen und dann grosse Verluste zu erleiden. Nicht einmal das fast vollständige Verschwinden des Zinses oder sogar Negativzinsen, wie bei der Alternativen Bank, haben die Sparer aus ihrem Schneckenloch herausholen können. Ganz im Gegenteil: Seit 2010 sind die Sparanlagen in der Schweiz kontinuierlich um mehr als 40 Prozent auf 662 Milliarden Franken gestiegen. In dieser Zeit haben die eingeschworenen Sparer eine veritable Aktienhausse verpasst. Während das Geld auf dem

Die Suche nach rentablen Anlageinseln gestaltet sich im Tiefzinsumfeld zusehends schwierig. Besonders die Aktie hält sich verhältnismässig gut über Wasser. Bild: zVg

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Sparkonto versauerte, legte der SMI inklusive Dividenden um über die Hälfte zu. «Von den Reichen lernt man sparen», sagt eine Volksweisheit. Gewiss nicht zu Unrecht. Von den Reichen lernt man aber auch, wie man am besten anlegt. Hauptsächlich in Aktien und Immobilien nämlich. Gemäss Investmentbarometer der J.P. Morgan Privatbank setzen die Wohlhabenden seit geraumer Zeit auf Dividendenwerte. Und auch bei der jüngsten Umfrage zeigt sich eine klare Zustimmung für diese Anlageklassen. Mehr als die Hälfte der Reichen hält Aktien sodann auch in den nächsten zwölf Monaten für das beste Anlageinstrument. AKTIEN NICHT LINKS LIEGEN LASSEN Die meisten Kleinanleger haben die vielen erfreulichen Nachrichten von den Aktienmärkten kaum zur Kenntnis genommen. «Sie ignorieren den bereits seit 2009 anhalten-

den Boom hartnäckig und sparen sich weiter arm», wundert sich die NZZ. Die grosse Zurückhaltung der Privatanleger gegenüber Aktien ist allerdings nicht bloss eine Schweizer Eigenheit: Nach einer Studie der Europäischen Zentralbank EZB besitzt die Mehrheit der Bevölkerung auch in Deutschland und Österreich nur sogenannt «sicheres Finanzvermögen», also Sparkonti oder Lebensversicherungen. Nur die oberen zehn Prozent bilden Vermögen aus Aktien oder Wertpapieren. Der bekannte deutsche Anlageexperte Gottfried Heller bezeichnet seine Landsleute deshalb als «Angsthasen in Sachen Börse». Kaum in einem andern westlichen Industrieland sei die Quote der Anleger, die Aktien besitzen, geringer als in Deutschland. Im laufenden Börsenzyklus ist der Aktienzug allem Anschein nach ein weiteres Mal ohne die Privatanleger abgefahren. Noch ist die letzte Tür allerdings nicht zugeschlagen, eine letzte Einstiegschance besteht noch. Sie sollte umgehend genutzt werden. «Denn auch wenn sie mittlerweile nicht mehr günstig bewertet sind, haben Aktien im aktuellen Umfeld noch immer das klar beste Chancen-Risiko-Verhältnis aller Anlage-


instrumente», erklärt Christian Gattiker, Anlagestratege der Bank Julius Bär. Um das Risiko eines ungünstigen Einstiegzeitpunkts zu verringern, empfiehlt es sich, bei Dividendenwerten gestaffelt zu kaufen. Sinnvoll ist beispielsweise ein Einstieg in mindestens drei bis vier gleich grossen Tranchen im Abstand von je drei Monaten. Zusätzliche Käufe kann man dann von den Kursschwankungen abhängig machen: Sinkt der Wert eines Titels innerhalb von drei Monaten um 10 Prozent, kauft man unabhängig vom Zeitpunkt eine Tranche dazu. Ein solch systematisches Vorgehen verhindert panische Käufe und Verkäufe aus Angst oder Gier weitgehend. DIVERSIFIKATION IM AUGE BEHALTEN So überlegen Aktien gegenwärtig gegenüber den andern Anlageinstrumenten erscheinen, so falsch wäre es, nun alles auf eine Karte zu setzen. Basis jedes Anlageerfolgs ist ja eine langfristige und individuell abgestimmte Anlagestrategie, in der festgelegt wird, wie die anzulegenden Mittel auf die verschiedenen Anlageklassen verteilt werden sollen. Gerade im ersten Dezennium dieses Jahrhunderts mit zwei veritablen Crashes hat sich gezeigt, wie wichtig es im Anlagebereich ist, nie bloss auf ein Pferd zu setzen, sondern die Gelder konsequent auf die verschiedenen Anlageklassen wie Aktien, Obligationen, Immobilien, Gold, Geldmarkt zu verteilen. Zu rund 75 bis 80 Prozent wird der Anlageerfolg allein durch diese strategische Aufteilung der Mittel bestimmt, wie diverse Untersuchungen wiederholt gezeigt haben. Solide Erträge von durchschnittlich rund fünf Prozent pro Jahr konnte man seit 2010 auch mit Immobilien und – auf den ersten Blick höchst erstaunlich – mit Obligationen

erzielen. Doch weil der seit Jahren prognostizierte Zinsanstieg bisher ausgeblieben ist und die Leihraten im Gegenteil teilweise sogar in den Minusbereich abgerutscht sind, fielen vor allem bei langlaufenden Obligationen beachtliche Kursgewinne an. Künftig wird dies allerdings kaum mehr möglich sein, weshalb vor allem institutionelle Anleger immer verzweifelter nach Alternativen für Schweizer Obligationen suchen. Marktexperten raten hier beispielsweise zu höher verzinslichen Papieren aus den Schwellenländern, zu Unternehmensanleihen oder auch zu Hochdividenden-Aktien. Unter Berücksichtigung aller Kosten wie Courtagen, Depotgebühren oder Steuern weisen Obligationen und Obligationenfonds aktuell auch so ein sehr ungünstiges Chancen-Risiko-Verhältnis auf. Ein wenig besser sieht es bei den in den letzten Jahren überaus rentablen Immobilienanlagen aus. Die extrem tiefen Zinsen haben die Nachfrage nach Immobilienfonds und -aktien zwar massiv angeheizt und die Kurse weit über ihren inneren Wert getrieben. Immerhin ist die direkte Rendite dieser Anlagen weiterhin deutlich höher als bei den Obligationen. Gute Chancen bestehen zudem noch bei Immobilienanlagen im Ausland. FAZIT : Für einen Investor, der heute beispielsweise 100 000 Franken anlegen kann, ist angesichts des Zinsdilemmas folgendes Vorgehen sinnvoll: Die Aktienquote von 30 000 Franken legt er gestaffelt in Aktien(fonds) an, die Immobilienquote von 15 000 Franken analog in Immobilienwerte. 25 000 Franken bleiben als Liquiditätsreserve auf dem Sparkonto. Dazu vorläufig auch noch die 30 000 Franken, die der Sparer unter normalen Verhältnissen in Obligationen stecken würde. Auch dieses Geld lässt er vorläufig auf dem Konto brachliegen, bis die Zinsperspektiven wieder besser sind. Als Alternative könnte ein Teil der brachliegenden Mittel in Gold (oder Rohstoffe) angelegt werden. Beide Anlageklassen haben in den letzten 5 Jahren zwar arg enttäuscht, haben sich aber langfris-

tig als Stabilisatoren eines Portefeuilles gut bewährt. Das gelbe Metall eignet sich besonders zur Abfederung der Aktienrisiken und als sicherer Hafen in Krisen. Angesichts der rekordtiefen Zinsen sind die Kosten, Gold zu halten, zudem vernachlässigbar klein. REALZINSEN SIND POSITIV Dass das auf dem Sparkonto verbleibende Geld praktisch nicht mehr verzinst wird, ist ein Fakt, den der Anleger hinnehmen muss. Die liquiden Mittel deshalb einfach auf die anderen Anlageklassen zu verteilen, ist zu riskant. Und nicht zu vergessen: Bei einer negativen Inflationsrate von aktuell 1.4 Prozent resultiert ja immer noch ein ebenso deutlich positiver Realzins. In der Vergangenheit war dies bei Weitem nicht immer der Fall. Für gewitzte Zinslipicker gibt es sodann mehrere Möglichkeiten, den minimalen Zinsertrag etwas aufzupeppen. Beispielsweise indem Zahlungen, die erst später im Jahr geschuldet sind, bereits Anfang Jahr geleistet werden. Dies immer dann, wenn der Guthabenzins höher ist als der Bankkontozins. So kann man den Beitrag für die Säule 3a bereits Anfang Jahr einzahlen und profitiert länger vom Vorzugszins auf diesen Konten. Lohnen kann sich auch die vorzeitige Begleichung der jährlichen Steuerschuld. In vielen Kantonen, etwa in Obwalden, Freiburg oder in Zürich, ist der sogenannte Vergütungszins deutlich höher als der Sparkontozins. Noch sinnvoller: Wer über (zu) grosse liquide Mittel verfügt, baut vorteilhafterweise zunächst die deutlich höher verzinslichen Schulden ab. Für die meisten Schweizer sind dies ohne Zweifel die Hypothekarschulden. Zu bedenken ist hier allerdings, dass sich Hypotheken nicht immer wieder aufstocken lassen.

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GELD

Anonymität wird teurer INHABERAKTIEN Mit den neuen Bestimmungen im OR ist die oft kritisierte Inhaberaktie zwar nicht rechtlich, aber faktisch abgeschafft worden. Schon per Ende 2015 hätten sich auch Inhaberaktionäre bei ihren Firmen anmelden müssen. Zögern sie weiter, kann es teuer werden. Es droht der Verlust aller Rechte, speziell jenes der Dividende. TEXT FREDY GILGEN

«O

hne Wenn und Aber: die Inhaberaktie muss auch in der Schweiz weg». Internationale Organisationen wie die OECD sind überzeugt, dass die Anonymität dieser Papiere die Geldwäscherei und die Terrorismusfinanzierung begünstigt. Für einmal haben sie mit ihrer Forderung sogar offene Türen eingerannt. Dies ausgerechnet bei der Schweizerischen Bankiervereinigung: «Auch wir sind grundsätzlich für eine Abschaffung der Inhaberak34

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tien. Sonst setzt sich die Schweiz unnötigerweise internationaler Kritik aus», liess der Branchenverband verlauten. Das Einlenken der Banken hat allerdings nicht genügt, die international verpönte Inhaberaktie subito aus dem Aktienrecht zu kippen. Dagegen hat sich vor allem der Wirtschaftsdachverband Economiesuisse stark gemacht. Seine Argumente: Die Inhaberaktie sei vor allem für kleinere und mittlere Firmen ein wichtiges Wertpapier. Und ein offensichtlich weit verbreitetes: Rund

50 000 Firmen haben Inhaberpapiere herausgegeben. Zu den Vorteilen dieses Papiers gehören die administrative Einfachheit, die leichte Handelbarkeit und natürlich auch die Anonymität. Auf politischer Ebene haben sich die Befürworter der Inhaberaktien zunächst durchgesetzt. Zumindest auf dem Papier. In den neuen aktienrechtlichen Bestimmungen im OR, die seit dem ersten Juli des letzten Jahres gelten, wird dieses Papier ausdrücklich nicht abgeschafft. Doch der Preis ist


und für Geldwäscherei und Terrorismusfinanzierung zu missbrauchen. Kritiker sind mit dieser Neuregelung des Aktienrechts allerdings noch nicht zufrieden. «Die Inhaberaktien bleiben so bezüglich Transparenz des Aktionariats ein ernsthaftes Problem», erklärt beispielsweise die Anlegerstiftung Ethos.

Zehntausende von Unternehmen haben sich in den letzten Monaten auf die Suche nach ihren zum Teil unbekannten Inhaberaktionären gemacht. Auch die Niesenbahn AG hat über 600 Aktionäre, wobei Kleinaktionäre den Grossteil ausmachen.

NUR SCHEINALTERNATIVEN Auf dem Papier hätten nichtkotierte Aktiengesellschaften neben dem Inhaberaktionärsregister drei weitere Möglichkeiten, um den neuen Bestimmungen des Aktienrechts zu genügen: – Kotierung der Inhaberaktien/-PS an einer Börse (SIX oder BX). Eine solche ist aber teuer und eignet sich nur für Firmen mit einer minimalen Grösse. – Umwandlung der Inhaberaktien bzw. der PS in Namenaktien. Das ist Hans was Heiri. Ob nun Inhaber- oder Namenaktionäre registriert werden, kommt auf dasselbe hinaus. Viele Unternehmen wählen trotzdem diesen Weg, etwa die Gurtenbahn AG. – Entmaterialisierung der Inhaberaktien und künftige Führung als Bucheffekten. Die Folge wäre ein Depotzwang der Aktionäre. Bild: swiss-image.ch/Christof Sonderegger

hoch, denn die Aktiengesellschaften müssen neu auch über ihre Inhaberaktionäre Buch führen. Zumindest dann, wenn sie nicht an einer Börse gelistet sind. Börsenkotierte Unternehmen sind explizit ausgenommen. «Bei diesen besteht nach dem Börsengesetz ja bereits heute eine Identifikationspflicht. Dies ab einer Beteiligung von drei Prozent», lautet die Begründung des Staatssekretariats für internationale Finanzfragen SIF. Und mit einem tieferen Engagement sei es kaum möglich, eine Gesellschaft zu kontrollieren

NUR NOCH KLEINE INSEL DER ANONYMITÄT Diese Fundamentalkritik ist aber voreilig. Denn nach Ansicht von Philipp Aichele, Direktor Legal Services beim Beratungsunternehmen PWC, ist die Inhaberaktie zwar nicht rechtlich, aber faktisch abgeschafft worden. Nach dem neuen Recht (Art. 697i OR) muss sich nämlich jeder Erwerber einer Inhaberaktie bei der Gesellschaft melden, selbst wenn es bloss ein einziger Titel ist. Und zwar innerhalb eines Monats seit dem Erwerb der Inhaberaktie. Wer allein oder im Zusammenwirken mit Dritten Inhaberaktien erwirbt und dabei einen Schwellenwert von 25 Prozent des Kapitals oder der Stimmrechte erreicht, muss die wirtschaftlich Endberechtigten nennen. Die Gesellschaften ihrerseits sind verpflichtet, ein Verzeichnis über die Inhaberaktionäre zu führen. Sodann müssen sie ihre Statuten und Reglemente bis zum ersten Juli 2017 den neuen Bestimmungen des OR anpassen. Eine letzte Insel der Anonymität bleibt immerhin noch bestehen: Die Generalversammlung kann vorsehen, dass das Verzeichnis der Inhaberaktionäre von einem Finanzintermediär geführt wird und dass alle Meldungen, welche die Inhaberaktien betreffen, nicht der Gesellschaft selber, sondern diesem Intermediär mitzuteilen sind: «Die Anonymität kann so zumindest der Gesellschaft gegenüber gewahrt bleiben», sagt Aichele. Wohl ein schwacher Trost für Inhaberaktionäre, die anonym bleiben wollen. DIVIDENDE GIBT’S NUR NOCH, WENN MAN SICH MELDET Ins gute Tuch kann es gehen, wenn der Aktionär den Meldepflichten nicht nachkommt. In diesem Fall werden seine Mitgliedschaftsrechte auf Eis gelegt, insbesondere das Stimmrecht. Auch die Dividende gibt es erst, wenn sich der Aktionär gemeldet hat. Tut er dies nicht innerhalb eines Monats nach dem Erwerb der Aktien, sind die Vermögensrechte verwirkt. Auch der Verwaltungsrat ist gefordert: Er ist gemäss dem neuen Recht dafür verantwortlich, dass keine Aktionäre oder Gesellschafter ihre Rechte ausüben, welche die Meldepflicht verletzt haben. Das führt nach Aichele zu einer erhöhten Verantwortlichkeit des Verwaltungsrates:

«Ein GV-Beschluss, der unter unzulässiger Mitwirkung gefällt wurde, ist so anfechtbar. Dividenden, die wegen Verletzung der Meldepflicht unberechtigterweise an Aktionäre oder Gesellschafter ausbezahlt wurden, muss die Gesellschaft zurückfordern.» Aufgepasst: Auch für Alt-Inhaberaktionäre, also Aktionäre, die ihre Inhaberaktien vor dem ersten Juli 2015 erworben haben, gilt die Meldepflicht. Sie hätten sich bis zum Ende des letzten Jahres registrieren lassen müssen. Bei jenen, die es nicht getan haben, ruhen die Vermögensrechte – Dividenden erhalten sie keine. Säumige Inhaberaktionäre sollten sich also sofort auf die Socken machen, wenn sie einen grösseren Schaden vermeiden wollen. FIRMEN SUCHEN IHRE AKTIONÄRE Zehntausende von Unternehmen haben sich in den letzten Monaten auf die Suche nach ihren zum Teil unbekannten Inhaberaktionären gemacht. Dies mit Aufrufen im Handelsamtsblatt, in verschiedenen anderen Medien oder im Internet. Viele sind in derselben Situation wie die Niesenbahn AG, die aus historischen Gründen über eine komplexe Aktionärsstruktur mit Stammaktien und Prioritätsaktien mit verschiedenen Zertifikatsgrössen verfügt. Die Berner Oberländer Bergbahn verfügt über rund 600 Aktionäre, wobei Kleinaktionäre den Grossteil ausmachen. «Im Moment sind wir immer noch am Erstellen des geforderten Aktienregisters. Bis Ende 2015 haben wir rund 70 Prozent der Inhaberaktionäre registrieren können», erklärt Roger Friedli, Geschäftsführer der Niesenbahn. Eine vollständige Registrierung werde sicher nie möglich sein, da einige der fast 110-jährigen Aktien verloren gegangen seien oder an einem unbekannten Ort gelagert würden. Ähnlich tönt es bei anderen Unternehmen mit Inhaberaktien. Die Zermatter Bergbahnen beispielsweise haben bisher 84 Prozent der Inhaberaktionäre registrieren können. Ein kleiner Trost: Das Aufsuchen und Registrieren der Inhaberaktionäre mag zwar sehr aufwändig erscheinen, könnte aber vor allem für Bergbahnen mit oft ebenfalls mehreren hundert Aktionären sogar Vorteile bringen. Melden sich die Teilhaber nicht, ruhen ja die Mitgliedschaftsrechte, wodurch insbesondere das Stimmrecht und die Dividende wegfallen. Und nach zehn Jahren verfallen sowohl Mitgliedschafts- als auch Vermögensrechte gänzlich. Einige Gesellschaften wären wohl nicht unglücklich darüber. Lesen Sie auch unseren Beitrag zur Registrierungspflicht für Inhaberaktionäre auf Seite 63.

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PROMOTION

Ihre Pensionskasse verdient Performance Pensionskassen bleibt kaum Spielraum, wenn es darum geht, Rendite zu erwirtschaften. Ihr Anlageuniversum ist limitiert, vieles ist vom Bund reglementiert. Darüber hinaus erschweren tiefe Zinsen, Negativzinsen und nervöse Aktienmärkte die Situation und machen klar: Rendite bleibt ein rares Gut.

JAHRESPERFORMANCE-VERGLEICH Pensionskasse der Banque CIC (Suisse) 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015

12.73% 7.86% 4.06% -11.36 % 13.67% 1.16% -1.62% 8.47% 5.94% 8.88% 1.76%

Credit Suisse Schweizer Pensionskassen Index 12.62% 6.58% 2.04% -13.25 % 10.86% 3.01% -0.56% 7.21% 5.76% 7.73% N/A Grafikquelle: zVg

Unternehmer stellen sich vermehrt die Frage, wie sie ihren Arbeitnehmern eine gute Altersvorsorge bieten können. Unsere Erfahrung zeigt: Oft vermuten Unternehmer, dass ihr Pensionskassen-Modell eine unterdurchschnittliche Performance erarbeitet und eher teuer ist. Zeitmangel und fehlende Transparenz lassen sie den Umstand dennoch hinnehmen. Es ist darum wichtig, dass sich Unternehmer auf Partner verlassen können, die ihnen aktiv aufzeigen, wo es Möglichkeiten gibt, die betriebliche Vorsorge zu verbessern. DER ENTSCHEIDENDE BLICK Die Anlage der Vorsorgeguthaben im Hinblick auf die Renditeziele ist eine grosse Herausforderung. Je nach Bedarf macht es für Unternehmer Sinn, den Aktienanteil im obligatorischen Teil der Pensionskasse auf die gesetzliche Maximalquote von 50 Prozent zu erhöhen. Doch die freie Wahl der Anlagestrategie ist im obligatorischen Teil nicht bei allen Versicherungsmodellen möglich. Vollversicherungen zum Beispiel limitieren ihren Aktienanteil in der Regel auf 20 bis 40 Prozent. Eine Anlagestrategie entsprechend den eigenen Bedürfnissen ist nur bei spezialisierten Sammelstiftungen möglich. Weitaus flexibler sind Pensionskassen-Modelle, die eine Zusatzvorsorge (überobligatorischer Teil) anbieten. Auf dem überobligatorischen Teil der Pensionskasse können Versicherte die Anlagestrategie aufgrund ihrer Risikobe-

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PK-FIT VON UNTERNEHMERN FÜR UNTERNEHMER PK-FIT ist eine offene «Plattform- Lösung», welche existierenden Vorsorgeeinrichtungen erlaubt, die bestehenden Vermögensanlagen – inklusive Liegenschaften in Direktbesitz – eins zu eins einzubringen. Angeschlossen als separate und eigenständige Einheit ergeben sich für die Vorsorgeeinrichtung bedeutende Performance-, Kosten- und Transparenzvorteile: – Individuelle Lösungen sowohl im Anlage- wie auch im Versicherungsbereich – Anlagestrategie frei wählbar (im obligatorischen Teil gemäss BVV2) – Strategiewechsel jederzeit möglich – Sicherstellung und Einhaltung der Anlagestrategie durch die Banque CIC (Suisse) – Verwaltung der Vermögenswerte in einem eigenen Anlagepool – Individuelle Reportings – Performance-Vergleiche gegenüber Mitkonkurrenten – Klare Kostenstruktur – Tiefe Verwaltungskosten dank grossem Vorsorgekollektiv

reitschaft frei wählen und erhöhen damit ihre Chance auf mehr Rendite. EIN UNTERNEHMERISCHER ANSATZ Die Banque CIC (Suisse) hat für Unternehmer und selbstständig Erwerbende das Pensions-

kassen-Modell «PK-FIT» entwickelt. Mit PK-FIT können Unternehmer in einem relevanten Mass ihre Autonomie wahren und die Anlagestrategie frei wählen. Das PK-FIT-Modell bietet Pensionskassen ausserdem die Möglichkeit, die Anlagestrategie der Pensionskasse der Banque CIC (Suisse) zu übernehmen. Während 2014 die Jahresperformance von Schweizer Pensionskassen im Durchschnitt bei 7.7 Prozent lag, hat die Pensionskasse der Banque CIC (Suisse) eine Performance von 8.9 Prozent erreicht. Auch der 10-Jahres-Vergleich ist beeindruckend: Seit 2005 hat die Pensionskasse der Banque CIC (Suisse) die Performance des breit abgestützten Credit-Suisse-Pensionskassen-Index achtmal übertroffen. Dies dank einer Anlagestrategie, welche Schweizer Aktien mit einer Optionsstrategie kombiniert.

BANQUE CIC (SUISSE) Auch beim Thema berufliche Vorsorge gilt es, unternehmerisch zu denken und unternehmerische Lösungen zu finden. Gerne unterstützen wir Sie dabei. Andreas Dill, Kundenberater der Banque CIC (Suisse), andreas.dill@cic.ch, 061 264 16 72 Mario Geniale, Chief Investment Officer der Banque CIC (Suisse), mario.geniale@cic.ch, 061 264 13 12


DIGITAL

Grüne Technologien VON R Ü S T Ü A K K O C A

Wir wollen in der Firma den Energieverbrauch senken, bei der Infrastruktur aber keine Abstriche machen. Was raten Sie uns?

D

a fällt mir gleich der Begriff «Nachhaltige ICT» ein. Das steht für eine intelligente und nachhaltige Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien. Ziel ist es, die Effizienz zu steigern und gleichzeitig Energie zu sparen. Cloud Services sind dafür ein gutes Beispiel. Die IT-Infrastruktur, etwa die Server, lagern Sie dabei in

die Rechenzentren von grösseren Anbietern aus. Indem Sie die Server nicht mehr selbst betreiben, sinkt der Energieverbrauch. Gleichzeitig leisten Sie einen Beitrag an die Umwelt, denn Rechenzentren sind besser ausgelastet und verbrauchen im Durchschnitt weniger Energie. Noch grösser ist der Beitrag jedoch, wenn der Anbieter das Rechenzentrum zu 100 Prozent mit erneuerbarer Energie betreibt. RESSOURCEN Cloud Services reduzieren nicht nur den Energieverbrauch, sondern

schonen auch die Ressourcen. Einerseits sind die Kosten tiefer, da Sie beispielsweise nur für so viel Speicherplatz und Rechenleistung bezahlen, wie Sie tatsächlich benötigen. Andererseits sparen Sie Zeit, weil Sie sich nicht mehr selbst um den Unterhalt der Server kümmern müssen. Das erlaubt Ihnen, firmeneigenen Ressourcen besser für das Kerngeschäft zu nutzen. ALLTAGSDINGE Zu einer umfassenden Verbesserung der Energiebilanz gehört auch die Reduktion von

CO2-Emissonen im Alltag. Etwa, indem Ihre Mitarbeitenden ab und zu von zu Hause aus arbeiten oder Sitzungen via Telefon- respektive Videokonferenz abhalten. Damit fallen weniger Reisen an und Sie sparen dazu noch die Kosten und die Zeit für Hin- und Rückfahrten. Nicht zu unterschätzen sind auch die kleinen Dinge im Alltag. So tragen das allabendliche Ausschalten des Bildschirms, das Löschen des Lichts im Büro sowie die Wahl energieeffizienter Geräte ebenfalls zur Senkung des Energiever-

brauchs bei. Und damit können Sie bereits heute beginnen. RÜSTÜ AKKOCA

Der Autor ist KMU-Berater bei Swisscom und beantwortet Fragen zur Informations- und Kommunikationstechnologie. Sie haben eine Frage? Sie suchen Rat? Schreiben Sie uns unter www.swisscom.ch/ kmu-ratgeber.

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ROBOT NACH ASIMOV Die Bezeichnung «Robot» wird nicht nur im Englischen verwendet, sondern auch z. B. in den deutschen Übersetzungen der Werke von Isaac Asimov. Der Science-Fiction-Autor hat das Gebiet der Robotertechnik und der Maschinenethik stark beeinflusst. Zwischen Roboter und Mensch findet eine Annäherung statt. Dabei gilt: Je mehr ein Roboter durch sein Aussehen verspricht, desto besser muss er umgesetzt sein.

Foto: zVg

Mein Kollege, der Robot INDUSTRIEROBOTER Zur Industrie 4.0 gehört die Smart Factory, die intelligente Fabrik. Diese ist mit der Aussenwelt vernetzt und von ihr abhängig. Ihre Innenwelt verändert sich laufend. Es trägt sich Ungewöhnliches zu, fast Unwirkliches, und was bleibt, ist die Zukunft. TEXT O L I V E R B E N D E L

D

ie Industrieroboter verlassen die Schutzräume und Fertigungsstrassen. Sie bewegen sich durch die Hallen, auf festgelegten Spuren oder nach ihrem eigenen Plan. Sie arbeiten in Kooperationszellen eng mit Menschen zusammen. Und sie schauen uns zu, wie wir etwas machen – und machen es nach. NEUE KONZEPTE, SYSTEME UND DISZIPLINEN Charakteristisch für die Industrie 4.0 sind Automatisierung, Autonomisierung, Flexibilisierung und Individualisierung in einer digitalisierten Welt, wobei eine vollständige Vernetzung sowie die Erhöhung von Effektivität und Effizienz angestrebt werden. Die Smart Factory ist das Kernstück. Sie wird mit Hilfe von cyber-physischen Systemen, die aus physischen Komponenten bestehen, virtuelle Inputs erhalten und physische Produkte hervorbringen, und von innovativen Industrierobotern betrieben. Sie kann die Produktion selbstständig von einer Minute zur anderen umstellen, wenn es zwingende Gründe dafür gibt, und dabei sogar die Wünsche von Einzelnen und Gruppen berücksichtigen. Für die innovativen Roboter sind mehrere Disziplinen verantwortlich. Die Robotik oder Robotertechnik befasst sich mit dem Entwurf, der Gestaltung, der Steuerung, der

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Produktion und dem Betrieb von Robotern. Bei anthropomorphen oder humanoiden Robotern geht es auch um die Entwicklung von Gliedmassen und Haut, um Mimik und Gestik sowie um sprachliche Fähigkeiten. Die soziale Robotik widmet sich (teil-)autonomen Systemen, die in Befolgung sozialer Regeln mit Menschen interagieren und kommunizieren. Die Maschinenethik interessiert sich für moralische Maschinen, zum Beispiel für Apparaturen, die gewisse moralische Regeln einhalten oder bestimmte Folgen mit moralischen Implikationen voraussehen können. DER MOBILE ROBOTER In der alten Fabrik ist der Roboter in einem Käfig eingesperrt wie ein wildes Tier. Oder in einem Zimmer wie eine gefährliche Person. Er wird freigelassen und darf sich zunächst auf festgelegten Spuren durch die Fabrik bewegen. Um präzise zu sein, ist es meist nicht der Roboter, der in der Montage tätig ist, sondern das Transport- oder Assistenzgerät. Das wird sich aber ändern, und mobile Roboter jedweder Couleur werden sich dorthin begeben (oder dorthin geschoben), wo sie gebraucht werden. Sie werden nicht einer einzelnen Aufgabe zugewiesen, sondern Generalisten sein. Wenn sie die Bahnen verlassen dürfen, wenn sie frei sind in ihrer Bewegung beziehungsweise bei der

Wahl ihres Aufenthaltsorts, kann sich ihr Potenzial voll entfalten. Allerdings können sie gerade dann besonders gefährlich sein, und soziale Robotik und Maschinenethik müssen sie bändigen und dressieren. DER ROBOT ALS KOLLEGE Mobile Roboter werden unter anderem im Flug- und Fahrzeugbau eingesetzt. Das Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF in Magdeburg koordiniert ein Projekt mit dem Namen VALERI. Die Roboter können laut Institut unterschiedliche Aufgaben an mehreren Stationen im Flugzeugwerk erfüllen, Seite an Seite mit Menschen. BMW beschäftigt in seinem Autowerk in Spartanburg ebenfalls einen künstlichen Kollegen. Dieser ist am Fertigungsband für Türen für das Andrücken der Dichtungen zuständig. Das Handgelenk des Arbeiters wird dadurch geschont. Überhaupt kann der neuartige Roboter monotone, psychisch und physisch belastende Tätigkeiten übernehmen. Im Vergleich zum klassischen Industrieroboter in der Karosseriefertigung ist er klein und leicht. Sein Arm ist laut BMW lediglich 130 Zentimeter lang und er kann am Band direkt neben dem Mitarbeiter hantieren. Auf der Website des Unternehmens wird betont, dass der Roboter so eingestellt sei, dass er niemanden verletzen könne. Die Sicherheit steht also im Vordergrund.


Ganz nebenbei könnte der Roboter in der Kooperationszelle den Anforderungen der Barrierefreiheit genügen. Damit ist die Gestaltung von Bauwerken, Maschinen aller Art und Benutzeroberflächen in der Weise gemeint, dass sie von Menschen mit Behinderung ohne oder mit lediglich geringen Einschränkungen genutzt werden können. Eine Website, die einschlägige Bestimmungen nicht erfüllt, verstösst gegen die Barrierefreiheit, ebenso ein Industrieroboter, der unterschiedliche menschliche Fähigkeiten und Bedürfnisse nicht berücksichtigen kann. DER ROBOTER ALS NACHAHMER Die Roboter der alten Fabrik waren auf spezielle Aufgaben getrimmt. Es war aufwendig, sie zu programmieren. Noch aufwendiger ist es, sie auf der Basis ihrer starren Struktur umzuprogrammieren. Die Maschine der neuen Fabrik lernt durch Beobachtung und Training. Der Mensch macht etwas vor, sie macht es nach. Sind gewisse Routinen, Funktionen und Sensoren vorhanden, muss der Code bloss einmal geschrieben werden. Natürlich hat diese Transformation der Software eine der Hardware zur Folge. Der Roboter als Generalist muss über Allzweckwerkzeuge verfügen. Arme und Hände sind keine schlechten Vorbilder in diesem Zusammenhang. Schon vor Jahren haben Wissenschaftler der TU Darmstadt und des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme in Stuttgart gemeinsam an Robotern geforscht, die menschliche Bewegungen analysieren und dadurch ihre eigenen verbessern. An

einem Tischtennisroboter – der noch kein Generalist war – wurden die Möglichkeiten aufgezeigt. Das Programmieren durch Vormachen wird längst auch an Industrierobotern erprobt. So wird der Roboter allmählich tieroder menschenähnlich. Von Servicerobotern sind diese Tendenzen bekannt. Robear, ein Pflegeroboter, ähnelt einem Bären, Paro, ein Therapieroboter, einer Robbe. In Japan gehört es zudem zur Tradition, den Maschinen aus Metall und Plastik eine Haut aus Silikon zu verpassen und die Motoren, die die Mimik steuern, dahinter zu verbergen. Vor kurzer Zeit hat die Regierung beschlossen, die alltagstauglichen Modelle verstärkt zu fördern. Damit dürften die allzu perfekten Kopien in den Hintergrund geraten, dafür Maschinen, die ihre Herkunft nicht leugnen und das Beste aus beiden Bereichen vereinen, in den Vordergrund treten. Das ist den Erfindern nicht unrecht: Je mehr ein Roboter durch sein Aussehen verspricht, desto perfekter muss er umgesetzt sein, damit er nicht abstossend wirkt und in das sogenannte unheimliche Tal («uncanny valley») gerät. DIE KONSEQUENZEN DER TENDENZEN Die Smart Factory ist eine Keimzelle der Robots der nächsten Generation. Diese werden aber nicht allein in der Industrie 4.0 eine Rolle spielen. Die technischen Fortschritte im Gesundheitswesen, Berufsleben und privaten Alltag sowie in der intelligenten Fabrik treiben sich gegenseitig an. Mobile, generalistische, eng mit Menschen zusammenarbeitende und diese nachah-

mende Roboter werden eines Tages überall anzutreffen sein. Ob sie konkret oder abstrakt gestaltet sind, muss am Ende die Gesellschaft entscheiden. Und sie muss entscheiden, ob Roboter uns nicht nur unterstützen, sondern auch ersetzen sollen. Reflexionen aus Technik- und Informationsethik mögen ihr dabei helfen. Wenn das tätige Leben, das wir gewohnt sind, plötzlich aufhört, wenn wir nicht mehr über die Arbeit zu definieren sind, braucht es Alternativen. Vielleicht können wir endlich das tun, was wir schon immer tun wollten. Vielleicht liegen wir aber auch vollgestopft und sinnentleert in der Hängematte, und die Luft ist erfüllt vom Lärm der ruhelosen Maschinen. Website zur Maschinenethik von Oliver Bendel: www.maschinenethik.net Website zum Projekt VALERI: www.valeri-project.eu Film zum Leichtbauroboter von BMW: https://youtu.be/syZkY83j5VI

DER AUTOR Oliver Bendel lehrt und forscht als Professor für Wirtschaftsinformatik an der Hochschule für Wirtschaft der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW, mit den Schwerpunkten Wissensmanagement, Social Media, Wirtschafts-, Informations- und Maschinenethik.

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Der gläserne Arbeitgeber ARBEITGEBER-RATING Seit Anfang November 2015 betreibt das amerikanische Job-Portal Glassdoor eine Schweizer Plattform. Auf dieser können Arbeitnehmer ihren Arbeitgeber anonym bewerten. Stellensuchende erhalten so einen Blick hinter die Kulisse, noch bevor sie den ersten Fuss über die Schwelle setzen. TEXT D E L I A B A C H M A N N

Pranger oder Partner – die Arbeitgeber-Plattform Glassdoor sorgt seit November 2015 auch bei Schweizer Unternehmen für mehr Transparenz.

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ine neue Stelle ist für die Arbeitnehmenden mit vielen Unsicherheiten verbunden. Schlechte Erfahrungen im Arbeitsleben können von positiv denkenden Mitarbeitenden immerhin noch auf dem Stapel «wertvolle Lebenserfahrungen» abgelegt werden. Damit dieser Stapel nicht zu hoch wird, gibt es Plattformen wie Glassdoor, die dem Stellensuchenden einen ungetrübten Blick in den Betrieb potenzieller Arbeitsgeber versprechen. Während sich das Unternehmen beim offiziellen Internetauftritt selbst por40

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traitiert, kommen hier gegenwärtige und ehemalige Mitarbeiter zu Wort. In diesem Sinn bilden solche Bewertungsplattformen für Arbeitgeber eine Art Pendant zu den Arbeitszeugnissen auf Arbeitnehmerseite. DIE BLACKBOX WIRD TRANSPARENT Anhand der gebündelten Bewertungen und Informationen auf Glassdoor sollen sich Stellensuchende ein möglichst vollständiges und unverfälschtes Bild eines konkreten Unternehmens machen können. Damit dies gelingt, braucht es ein hohes Mass an Transparenz.

Diese ist ohne eine umfangreiche Datenbasis nicht zu erreichen. Deshalb arbeitet Glassdoor mit einem sogenannten «Give-to-get-Modell», bei dem die Nutzer nur dann vollen Zugang zu den Plattform-Inhalten erhalten, wenn sie selbst einen Beitrag online stellen. Zu diesen Inhalten zählen neben den klassischen Unternehmensbewertungen anhand von Pro- und Contrapunkten auch Informationen zu Vorstellungsgesprächen, Gehältern und Zusatzleistungen. Der Arbeitnehmer kann zudem den CEO bewerten oder eine Prognose zur Unternehmensentwicklung abgeben. Weiter


Foto: BilderBox.com

sind freie Stellen und Unternehmensfotos auf der Seite aufgeschaltet. KONKURRENZ FÜR DIE MARKTFÜHRERIN Mit dem Markteintritt der Glassdoor-Plattform in den DACH- Raum bekommt Kununu, die hiesige Marktführerin, ernstzunehmende Konkurrenz. Die Kununu GmbH wurde 2007 in Wien als Startup gegründet und 2013 vom Karrierenetzwerk XING übernommen. Das Unternehmen versteht sich als «das neutrale Sprachrohr aller Arbeitnehmer» und verfolgt dasselbe Ziel wie Glassdoor: Mehr Trans-

parenz. Ein Vergleich in Bezug auf Bewertungsmöglichkeiten, Geschäftsmodell und Nutzungszahlen soll zeigen, wer in welchem Bereich die Nase vorne hat. Obwohl auch Glassdoor Bewertungssternchen verwendet, ist diese Funktion bei Kununu stärker ausdifferenziert. Die Bewertungen bei Kununu können aus drei verschiedenen Perspektiven – Mitarbeiter, Bewerber und Auszubildende – abgegeben werden, wobei auch die zahlreichen Subkategorien mit Sternchen bewertet werden können. So fasst etwa die Kategorie «Wohlfühlfaktor» verschiedene Aspekte wie «Kollegenzusammenhalt», «Kommunikation» oder «Vorgesetztenverhalten» zusammen. Bei Glassdoor können insgesamt fünf Subkategorien bewertet werden. Die Bewertung von Personen ist bei Kununu nicht erlaubt, bei Glassdoor hingegen schon – vorausgesetzt, es handelt sich um öffentliche Personen. So ermöglicht die Plattform die Bewertung des CEO und weist dessen prozentuale Zustimmung beziehungsweise Ablehnung aus. Auch in Bezug auf Gehälter und Vorstellungsgespräche bietet Glassdoor durch separate Kategorien mehr Transparenz. Die Kommentarfunktionen sind ähnlich ausgestaltet, zudem weisen beide die Zusatzleistungen respektive Benefits und den Jobstatus des Bewertenden aus. Stärker als die Inhalte der Plattformen unterscheiden sich deren Geschäftsmodelle. Während die Unternehmensprofile bei Kununu kostenpflichtig sind, stellt Glassdoor eine unentgeltliche Basisversion zur Verfügung, die weltweit von mehr als 54 000 Arbeitgebern genutzt wird. Diarmuid Russell, Vice President International bei Glassdoor, versichert, dass dies auch in Zukunft so bleiben werde. Die rund 3 000 Kunden in Nordamerika und Europa bezahlen für Services rund um den Rekrutierungsprozess, Stellenanzeigen und das Managen ihrer Arbeitgebermarke. Diese Angebote werden mittelfristig auch in der Schweiz verfügbar sein. Die Produktpalette von Kununu umfasst neben Employer Branding-Profilen, die je nach Unternehmensgrösse zwischen 395 und 1 095 Euro im Monat kosten, auch Ausbildungsprofile zum Preis von 200 bis 800 Euro monatlich, einen Reputations-Manager für 49 Euro oder eine Branchen-Patenschaft, die unter anderem eine prominente Platzierung verspricht. Da die Nutzer von Glassdoor nicht nach Ländern registriert werden, können keine länderspezifischen Zahlen ausgewiesen werden. Insgesamt wurden aber rund 10 Millionen Bewertungen, Gehaltsangaben,

Vorstellungsgespräche etc. zu mehr als 445 000 Unternehmen abgegeben. Bei Kununu sind es eine Million Bewertungen für rund 234 000 Unternehmen im DACH-Raum. ANONYMITÄT UND MISSBRAUCHSPRÄVENTION Eine der zentralen Herausforderungen für Betreiber von Bewertungsplattformen ist der Drahtseilakt zwischen Wahrung der Nutzer-Anonymität und Sicherstellung der Authentizität der Beiträge. Glassdoor setzt hier auf einen mehrstufigen Content-Überprüfungsprozess, der sowohl eine technische Komponente als auch eine Prüfung durch Mitarbeitende beinhaltet. Fällt ein Beitrag bei der technischen Prüfung durch, gleicht ihn das hausinterne Moderationsteam mit dem Glassdoor-Verhaltenskodex ab. Laut Russell kann es dabei durchaus auch zur Löschung von Beiträgen kommen: «Wir entfernen Inhalte, wenn wir beweisen können, dass Community-Mitgliedern Anreize dafür geboten werden, Content zu teilen.» Einen solchen Fall gab es in der Schweiz aber bislang nicht. Auch die Unternehmen haben die Möglichkeit aktiv zu werden, indem sie Beiträge melden, die Falschaussagen, Verleumdungen oder Geschäftsgeheimnisse enthalten. Glassdoor-Mitlieder müssen zudem Arbeitsverhältnis und E-Mail-Adresse bestätigen, wodurch die Gefahr von sogenannten «Fake-Profilen» gemindert werden soll. GLASSDOOR AUF DEM VORMARSCH Diarmuid Russell ist zufrieden mit dem Start von Glassdoor in der Schweiz. Er spricht von einem «signifikanten Zuwachs an Besuchen und geteilten Inhalten», möchte aber keine konkreten Zahlen nennen: «zu früh». Klar ist, dass Glassdoors jüngste Expansionsrunde in die Länder Schweiz, Österreich und Belgien nicht deren letzte sein wird: «Wir möchten weiterhin expandieren. Glassdoor ist ein wachsendes und ambitioniertes Unternehmen, das international nach weiteren Märkten Ausschau hält.» Ob sich das Unternehmen auch diesseits des grossen Teiches durchsetzen und mit den hiesigen Plattformen mithalten kann, bleibt also abzuwarten. Die Mitarbeiter von Glassdoor sind jedenfalls begeistert: Mit 4.6 von 5 Sternen schneidet das US-Unternehmen überdurchschnittlich gut ab. CEO Robert Hohmann geniesst eine überwältigende Befürwortungsrate von 99 Prozent. Zudem würden 96 Prozent der Mitarbeitenden Glassdoor einem Freund empfehlen und 94 Prozent attestieren dem Unternehmen eine gute Geschäftsprognose. Es scheint, als hätten sie den perfekten Arbeitgeber gefunden – nun sind alle anderen an der Reihe. Nr. 1/2 2016 | UnternehmerZeitung

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MANAGEMENT

Ästhetin mit Geschäftssinn FRAUEN IM MANAGEMENT Anja Graf, Gründerin von Visionapartments und vierfache Mutter, hat in der heute boomenden Serviced Apartments-Branche einen kometenhaften Aufstieg hingelegt. Ihr Ziel ist die europäische Marktführerschaft im Bereich möbliertes Wohnen. TEXT D E L I A B A C H M A N N

A

ls die 21-jährige Anja Graf 1999 Visionapartments gründete und mit dem Haus an der Militärstrasse 24 im «Chreis Cheib» ihre erste Immobilie erwarb, standen die Zeichen – objektiv betrachtet – eher schlecht. Nur wenige Jahre zuvor mussten viele, die in überbewertete Immobilien investiert hatten, aufgrund der gestiegenen Hypothekarzinsen Privatkonkurs anmelden. Die Nachwehen der geplatzten Immobilienblase waren im Gründungsjahr noch spürbar und die Banken sassen auf einem riesigen Recovery. Niemand, der sich mit Immobilien auskannte, hätte zu dieser Zeit in Immobilien investiert. Anja Graf, damals noch eine Laie, hat es getan, was sich als Glücksfall erwies. Seit 1999 hat sich viel verändert: Die Starthilfe hat Graf längst abbezahlt, die Immobilienpreise sind stark gestiegen und allein am Standort Zürich gehören Visionapartments 12 Immobilien mit über 600 Wohnungen. Insgesamt werden heute über 1 000 Wohnungen an verschiedenen Standorten in der Schweiz und in Europa vermietet. Die Erstimmobilie im «Chreis Cheib», der seinem Namen einst alle Ehre machte, hat sich auch dank der Nähe zur Europaallee zu einer Premium Location gemausert und steht exemplarisch für die fortschreitende Gentrifizierung in Zürich. DIE CALJ-MODELAGENTUR Die Idee für Visionapartments entstand nicht im luftleeren Raum, sondern wurde gewissermassen aus einer Notwendigkeit heraus geboren: Als Jugendliche arbeitete Anja Graf eine kurze Zeit lang als Model, wobei es sich dabei um «unprofessionelle Auftritte» etwa an Haarshows handelte. Mit 19 brach sie das Wirtschaftsgymnasium ab und gründete zusammen mit drei Freunden die Modelagentur «CALJ». So wurde Graf zur Unternehmerin und hängte den Modeljob an den Haken: «Ich manage lieber selbst, als dass ich gemanagt werde», begründet sie den Entscheid. Die Suche 42

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nach Unterkünften für die Models gestaltete sich schwierig und so nahmen die vier Junggründer die Sache selbst in die Hand. Die Büroräumlichkeiten oberhalb einer Autogarage im Letzigrund funktionieren sie behelfsmässig zu Zimmern um und vermieteten diese mühelos an Grosskonzerne. Die Modelagentur – selbst alles andere als erfolgreich – erwies sich so als Nährboden für eine Milliarden-Idee und als persönliches Lehrstück für Anja Graf: «Ich habe gelernt, dass es vielleicht einfacher ist, wenn man etwas alleine macht.» Als Grund nennt Graf die divergierenden Interessen, was bei vier Gründern nicht überrascht. So leistete eine gute Freundin bei der Gründung von Visionapartments als GmbH zwar pro forma die Unterschrift, faktisch war Anja Graf aber die alleinige Gründerin. MIT STARTKAPITAL AUF BANKENTOUR Mit einer Million Franken Startkapital – ein Darlehen ihrer Eltern – legte die gebürtige Winterthurerin los und klapperte die Banken auf der Suche nach Fremdkapital ab. Bei der Credit Suisse wurde sie schliesslich fündig. Sie lieh Graf das fehlende Geld für den Kauf der ersten Immobilie. Als während dem Umbau nochmals 700 000 Franken fehlten, gewährte die Bank erneut einen Kredit, obwohl damit das KV klar überschritten wurde. Als das erste Objekt fertiggestellt war, stand Anja Graf mit 400 000 Franken Schulden da, die aus dem Cashflow des Hauses abbezahlt werden mussten: «Das war kein besonders angenehmes Gefühl, deshalb habe ich, um mich abzulenken, nach neuen Liegenschaften Ausschau gehalten.» Das Unternehmerhandwerk habe sie nicht in Kursen, sondern in einer «sehr teuren autodidaktischen Weiterbildung gelernt», erzählt Graf und lacht. Ihre Fähigkeit, gut delegieren zu können, – so darf man annehmen – hat zum Erfolg wesentlich beigetragen: «Man muss einen guten Riecher dafür haben, was man zwingend selbst machen muss, und was man delegieren darf.»

MÖBLIERTES IMMOBILIEN-IMPERIUM Seit 1999 hat Visionapartments einen weiten Weg zurückgelegt. Dieser Weg war und ist ein regelrechter Expansionspfad. So setzte das Unternehmen im Jahr 2014 25.75 Millionen Franken um; die jährliche Wachstumsrate – ein Durchschnittswert der letzten fünf Jahre – liegt bei 30 Prozent. Das Portfolio zählt mittlerweile 24 Liegenschaften, was einem Anlagevolumen von rund 314 Millionen Franken entspricht. Die Hälfte dieser Liegenschaften befindet sich in Zürich, die Restlichen sind in Lausanne, Berlin, München, Mallorca, Warschau und Wien. Vier weitere Projekte in Frankfurt, Lausanne, Genf und Vevey werden derzeit gebaut. Vom schnellen Wachstum unangetastet blieb das, was Visionapartments ausmacht: Ein hohes Mass an Serviceorientierung und erlesene Designkonzepte. Auch bei der Wahl potentieller Partner wird Wert gelegt auf Ästhetik und Design; ansprechende Bilder sind das erste Kriterium: «Wenn jemand im Design pingelig ist, zieht sich das wie ein roter Faden durch den Service und das Personal.» Die Partnerschaften mit anderen Serviced Apartment-Anbietern geben Visionapartments ein Standbein in Destinationen, wo das Unternehmen noch keine eigenen Liegenschaften unterhält, so etwa in Paris, Amsterdam, Hamburg, Danzig oder Zug. Sie basieren auf gegenseitigem Weiterempfehlen. WEITER AUF EXPANSIONSKURS Das Ziel für die Zukunft des Unternehmens ist klar: «Wir wollen der wichtigste Name in unserer Branche werden.» Die Weichen für eine weitere Expansion wurden bereits gestellt. So erleichterte im Jahr 2010 die Einrichtung eines Service Centers in Warschau, ein Backoffice für alle Unternehmensbereiche, die Expansion über die Schweizer Grenze. Da das Unternehmen eine gewisse Grösse erreicht hatte, wurde es im Jahr 2014 neustrukturiert, konsolidiert und ein neues Management-Team eingesetzt, das Anja Graf bei ihren Aufgaben unterstützt. Nun soll


Visionapartments weiter wachsen: Neben Eigenkäufen und weiteren Kooperationen ist auch der Kauf einer Partnerfirma möglich, wozu Graf zum jetzigen Zeitpunkt jedoch keine näheren Angaben machen will. BOOMBRANCHE IN ZWITTERSTELLUNG Die Serviced Apartment-Branche hat seit den Anfängen von Visionapartments eine enorme Entwicklung durchlaufen. Beinahe im Wochentakt schiessen neue Marken aus dem Boden. Kopfschmerzen hat Anja Graf deswegen keine: «Ich würde sagen, die Nachfrage hat stärker zugenommen als die Konkurrenz.» Grund dafür sei der veränderte Lebenstil: Früher war das Fliegen ein Riesenprojekt, heute ist es normal, dass man hier lebt und dort arbeitet. Die Business-Nomaden, die von Metropole zu Metropole ziehen, werden immer mehr. Auch Anja Graf, die in Warschau lebt und das Flugzeug fast täglich nutzt, zählt zu ihnen. Neben der Internationalität schätzt sie die Ästhetik, die in der Branche und insbesondere bei Visionapartments eine zentrale Rolle spielt – gerade weil Visionapartments die Innendesign-Konzepte selbst entwickelt. Für Letzteres findet die «Ästhetin» weniger Zeit als ihr lieb ist – das Fotografieren von tollen Design-Ideen in Hotels etc. lässt sie sich aber nicht nehmen. Zu den schattigeren Seiten der Branche gehören die unklaren Gesetzeslagen. Während es etwa für die Hotellerie klare Standards gibt, an denen sich die Hotels orientieren können, fehlen diese für die Serviced Apartment-Branche. Grund dafür sei deren Zwitterstellung, so gebe es mit Apartment-Häusern, Boarding-Häusern usw. nochmals verschiedene Richtungen: «Man muss zuerst alle Problemfelder durchgespielt haben, bis man weiss, was die Gefahren sind.»

Anja Graf: «Es ist unglaublich, aber es ist wirklich alles aus dieser Million gewachsen.» Foto: zVg

ZEITKNAPPHEIT UND ZUKUNFT Der Terminkalender von Anja Graf ist schon Wochen im voraus randvoll gefüllt: «Ich dachte immer, ich könne so nicht leben, nun ist es aber leider so.» Planung wie auch die strikte Arbeitsteilung sind eine Notwendigkeit, um die Rollen als Unternehmerin und Mutter unter einen Hut zu bringen. Zu Hause managt Grafs Partner zusammen mit einer Nanny und Haushälterin die Familie. Drei der vier Kinder gehen in Warschau auf eine internationale Schule. Dass das Unternehmen dereinst in zweiter Generation geführt wird, kann sich die 37-jährige Unternehmerin gut vorstellen: «Ehrlich gesagt würde ich mir das sogar wünschen, bei vier Kindern gibt es ja auch etwas Konkurrenz.» Druck ausüben will sie jedoch nicht: «Am Ende muss jeder selbst wissen, womit er glücklich wird im Leben.» Nr. 1/2 2016 | UnternehmerZeitung

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PROMOTION

Eco-Mobil auf Erfolgstour Einsteigen, testen und vergleichen: An der Roadshow «Eco-Mobil on Tour» konnten sich die Besucher unabhängig über umweltschonende Fahrzeuge informieren, ohne gleich in ein Verkaufsgespräch verwickelt zu werden. Der Anlass machte im letzten Jahr Halt in sieben Schweizer Städten und Gemeinden.

Die alternativen Antriebe gewinnen an Fahrt: Wer ein energieeffizientes Auto sucht, hat heute die Qual der Wahl. Das Angebot bei den Modellen mit alternativem Antrieb wie das Elektro-, Hybrid- und Erdgasfahrzeug ist stark gewachsen. Gleichzeitig gibt es immer mehr sparsame Benzin- und Dieselautos. So oder so: Ein CO2-Ausstoss von höchstens 95 Gramm pro Kilometer lässt sich schon heute ganz ohne Verzicht erreichen. Dies ist der Wert, den die Autos in der Schweiz laut der neuen Energiestrategie des Bundes bis 2020 im Durchschnitt erreichen sollen. Neben den effizienten Autos zählen auch elektrische Kleinmotorfahrzeuge und E-Scooter zu den Eco-Mobilen. Die grosse Testflotte bei Eco-Mobil on Tour umfasst Fahrzeuge mit zwei, drei und vier Rädern. Um das Angebot für Privatpersonen und Unternehmen noch attraktiver zu gestalten, wurden auch E-Bikes und leichte Nutzfahrzeuge miteinbezogen. Mit der Roadshow Eco-Mobil on Tour haben EnergieSchweiz sowie die Organisationen e’mobile, gasmobil und NewRide vom Oktober 2014 bis September 2015 in neun Schweizer Gemeinden Interessierten neutrale Informationen, unverbindliche Probefahrgelegenheiten und aufschlussreiche Direktvergleiche zwischen den diversen Modellen zur Verfügung gestellt. VERNETZUNG DER MARKTAKTEURE Die Kampagne Eco-Mobil on Tour richtete sich nicht nur an die breite Öffentlichkeit, sondern insbesondere auch an die verschiedenen Akteure, die in die Markteinführung von sehr effizienten Fahrzeugen involviert sind, namentlich an die Fahrzeugbranche, die Politik und Verwaltung, an Energieunternehmen, Flottenbetreiber und Garagisten. Sie trafen sich zu einer Informations- und Networking-Tagung, welche jeweils einen technischen Block am Vormittag, einen Block rund um das Thema Politik und Marketing am Nachmittag sowie einen Networking Lunch dazwischen umfasste. DIE SCHWEIZER POST ALS VORZEIGEBEISPIEL Die Mobility Solutions AG, eine Tochterfirma der Schweizerischen Post, beteiligte sich aktiv

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an dieser Roadshow. An den sogenannten «Professional Days» stellte sie ihre schweizweit einmaligen Alltagserfahrungen mit Elektro- und Erdgasautos, und natürlich vor allem mit ihren Elektro-Dreiradfahrzeugen für die Postzustellung vor.

An der Roadshow «Eco-Mobil on Tour» hatten Interessierte Zeit, sich über neueste Entwicklungen in Sachen Mobilität zu informieren und die Fahrzeuge direkt und vor Ort zu vergleichen.

MOBILITY SOLUTIONS AG Die Mobility Solutions AG ist eine Konzerngesellschaft der Schweizerischen Post und auf Full-Service Flottenmanagement spezialisiert. Die Post-Tochter versteht sich als Mobilitätsmanagerin und entwickelt für ihre Kunden Mobilitätskonzepte und –lösungen für nachhaltiges Flottenmanagement.


MARKETING

Schnäppchenjagd VON S T E F A N V O G L E R

K

aum war der vorweihnachtliche Kaufrausch vorbei, strömten die Konsumenten nicht nur zum Umtauschen, sondern auch wegen dem Ausverkauf in die Läden. Der Detailhandel nutzt die Zeit zwischen den Festtagen, um die Kunden in Kauflaune zu halten und in den letzten Tagen ihr Jahresergebnis zu verbessern. Und wer mangels Schnee einen Zeitvertrieb bis Silvester gesucht hat, profitierte von den ersten «roten Preisen» – auch wenn sich manche fragen, warum sie wenige Tage

zuvor noch viel mehr für dasselbe Produkt bezahlt haben. Hauptsache das Geschäft brummt, denn das vergangene Jahr war für die Detailhandelsbranche alles andere als rosig. Nach den Schnäppchenpreistagen folgt bekanntlich das Januarloch. «Sale» sei dank, kann es hinausgezögert werden. Ausnahmsweise gehört die «Marke des Monats» nicht einem bestimmten Anbieter und steht für ein spezifisches Produkt, sondern wird von Herstellern und Distributoren zur Vermarktung der eigenen Marken genutzt. Während ich noch in Zeiten

MARKE DES MONATS

Januar 2016:

www.google.ch (Millionen von «Sale»-Angeboten)

des «Ausverkaufs» gross geworden bin, der nur zweimal im Jahr zu vorgegebenen Zeiten erlaubt war, bedient man sich heute das ganze Jahr über der magischen vier Buchstaben. Sie lösen im Hirn der Kunden sofortige Aufmerksamkeit aus. Aber warum lassen wir uns von «Sale» verführen? Heruntergesetzte

Preise sind die plausible rationale Begründung für jeden Kaufentscheid, der nachweislich rein emotional erfolgt. «Nur nichts kaufen ist billiger» propagierte eine Ladenkette vor Jahren. Damit hat sie den Kern des zur globalen Marke gewachsenen generischen Begriffs «Sale» getroffen. Die Kraft der allgegenwärtigen Marke «Sale», welche noch mehr wirkt als «Neu», kann visuell noch durch die rote Farbe verstärkt werden. Rot ist gleichbedeutend mit billig, Discount oder eben «Sale» und gemäss Umfrage der Farbpsychologin Eva Heller weltweit die zweitbeliebteste Farbe (nach Blau). Rot steht symbolisch für Glück,

Lebensfreude, Energie, Aktivität und Liebe. Ich hoffe, Sie hatten Glück beim Sale-Shoppen und wünsche Ihnen für 2016 ein Händchen für starke Marken, die halten, was sie versprechen – egal zu welchem Preis sie gekauft wurden. STEFAN VOGLER

Der Autor berichtet über die aktuelle Markenführung einer grossen oder kleinen, globalen, nationalen oder lokalen, altbewährten, aufgefrischten oder neuen Marke. www.markenexperte.ch

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UNTERNEHMER BONUS Eine Firmenauskunft (Risiko-Analyse) nach Wahl des Wirtschaftsauskunftsdienstes Bisnode (früher Dun & Bradstreet) im Wert von CHF 45.– bei Bestellung eines Jahres-Abonnements der UnternehmerZeitung für CHF 64.– oder Drei Firmenauskünfte (Risiko-Analysen, Wert total CHF 135.–) von Bisnode, bei Bestellung eines Zwei-Jahres-Abonnements der UnternehmerZeitung für CHF 112.–. Informieren Sie sich über neue Kunden, Lieferanten und Ihre Konkurrenz. Schützen Sie sich vor schlechten Zahlern und profitieren Sie vom Informationsvorsprung. Mehr Infos zu den Wirtschaftsauskünften von Bisnode auf www.monetas.ch/risikoanalyse Senden Sie den ausgefüllten Coupon an Redaktion UnternehmerZeitung, Zürcherstrasse 39, 8952 Schlieren, Fax: 044 306 47 11, www.swissbusinesspress.ch

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UNTERNEHMEN

Die LTM Technologie von iNNutriGEL ermöglicht es, gefüllte Gummikonfekte mit Formulierungen herzustellen, die es früher nur bei Kapseln gab.

Stärkendes Gummi INNUTRIGEL AG Die Nachfrage nach vegetarischen Gummibärchen steigt beständig an. Gleichzeitig ist die Pharma-Industrie dringend auf der Suche nach neuen Darreichungsformen für Medikamente, um das Schlucken zu erleichtern. Der Lebensmitteltechnologe bietet in beiden Fällen eine innovative und süsse Lösung. TEXT A N O U K A R B E N Z

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edermann mag Süssigkeiten. Die extreme Individualisierung, die unsere Zeit charakterisiert und unter anderem die Anforderungen an unser Essen prägt, macht auch vor Klassikern wie dem Gummibärchen nicht Halt. Die Gelatine, aus der sie bestehen, wird aus tierischen Abfällen gewonnen. Vegetarier, Veganer, aber auch Menschen, die aus religiösen Gründen verzichten müssen, sind deshalb auf der Suche nach alternativen Süssigkeiten. Das Jungunternehmen iNNutriGEL, das im Biotechnopark in Schlieren angesiedelt ist, hat einen Weg gefunden, alle Schleckmäuler dieser Welt mit ihrem Produkt zu bedienen. Hauptbestandteil ihrer Gummikonfekte bildet dabei die Stärke, die aus pflanzlichen Zellen gewonnen wird. Das Ergebnis ist nicht nur vegan, halal und kosher, sondern auch glutenfrei und hitzebeständig. Zudem könnte das fingerhutförmige Gummikonfekt in Zukunft als Pillenersatz dienen, da sich insbesondere Kinder und ältere Menschen mit dem Schlucken schwer tun. «DAS KÖNNTE FUNKTIONIEREN» Dem Rinderwahnsinn erlagen in der Schweiz in den 90er-Jahren genau 468 Rinder. Genug, dass sich immer mehr Süsswarenhersteller nach Möglichkeiten umsahen, ihre Gummibärchen ohne tierisches Fett herzustellen. Einer, der sich eingehend 46

UnternehmerZeitung | Nr. 1/2 2016

mit dem Problem befasste, war Rolf Müller, Leiter Innovationsmanagement bei iNNutriGEL. Der diplomierte Werkstoffingenieur ist der Erfinder der Gummitextur und wird vom CEO des Unternehmens, Adrian Krahn, liebevoll als «wahnsinniges Genie» bezeichnet. Federico Innerebner, Verwaltungsratspräsident und Mitgründer von Innutri, lernte Rolf Müller in seiner Studienzeit kennen. Ihre Wege kreuzen sich erst Jahre später wieder, im Jahr 2001, als Innerebner einen bedeutenden Anruf von ihm erhält. Die Idee, von der Müller ihm dann berichtet, führt ein Jahr später zur Gründung der NovoGEL Holding AG. «Ich sah gleich, dass dies ein interessanter Ansatz ist, der funktionieren könnte,» so Innerebner zur Idee, aus Stärke und – lediglich – Wasser Gele herzustellen. Das Gel kann ganz unterschiedliche Eigenschaften annehmen und daher in verschiedenen Bereichen eingesetzt werden (s. Box). Aufgrund dieser Vielfältigkeit umfasst die Holding drei Tochterunternehmen. VON DER PERFEKTEN PASTA ZUM VITAMINREICHEN SOFT GUM Ursprünglich wollte iNNutriGEL seine Technologie möglichst breit in der Lebensmittelindustrie kommerzialisieren. Beispielsweise war das Unternehmen in der Lage, Stärke so zu bearbeiten, dass Süssigkeiten für Diabetes-Patienten hergestellt

werden konnten. Die Eigenschaften der Stärke wurden dabei so verändert, dass diese nicht schnell verdaut werden konnte und somit der Blutzucker nur allmählich anstieg. Eine andere Idee war, eine Pasta zu entwickeln, die nicht verkocht. Federico Innerebner und sein Team entschieden NOVOGEL HOLDING AG

CEO Adrian Krahn und VRP und Mitgründer Federico Innerebner. Fotos: zVg iNNutriGEL wurde 2007 gegründet und ist Teil der als ETH-Spinoff gegründeten NovoGEL Holding AG. Darunter fallen die iNNutriGEL AG, die Acsana AG und SwissGEL, deren alles verbindende Element die Stärke ist. Während iNNutriGEL sich auf die Darreichungsform Gummi für Süsswaren und den Nutrazeutika-Bereich fokussiert, konzentriert sich die Acsana auf Weichkapseln für die Pharma- und die Nutrazeutika-Industrie. SwissGEL wiederum legt den Fokus auf Kunststoffe.


Foto: zVg / iNNutriGEL

DIE LTM TECHNOLOGIE HERSTELLUNG BEI RAUMTEMPERATUR iNNutriGEL entwickelte und gestaltete die sogenannte «Low Temperature Mogul Technology», die sie patentieren liess. Der Unterschied zu herkömmlichen Verfahren besteht darin, dass statt einer Kochstation, wo die Masse erhitzt wird, eine «Mixing Station» zum Tragen kommt, welche die Masse mit der Stärke aufbereitet und mit zusätzlichen Inhaltsstoffen anreichert. Die Stärke und der Sirup werden über eine gewichtssensible Zuführung und eine Flüssigpumpe ständig gerührt, bis die Masse homogen ist. Diese wird anschliessend in ein Leitungssystem gepumpt, wo zusätzliche Aromen und Farbstoffe hinzugeführt werden. Die für das Auffüllen der Formen benötigte Maschine wird als «Mogulanlage» bezeichnet. Eine Druck ausgleichende Vorrichtung reguliert währenddessen den Durchfluss zwischen der Aufbereitungsanlage und dem Auffangbehälter der Mogulanlage.

sich jedoch, Lizenzen für ihre Technologie zu vergeben, statt selbst ein Produkt zu vermarkten: «Wir merkten sehr schnell, dass es schwierig ist, die Technologie in einem Bereich zu kommerzialisieren. Der Markt verlangt ein fix-fertiges Produkt. Niemand ist bereit, eine Technologie in der Entwicklungsphase zu unterstützen.» Um selbständig bleiben zu können, entschieden sie sich daher für die Kooperation mit Partnern. Namen möchten die beiden nicht nennen, doch handle es sich dabei um die grossen Akteure aus dem Bereich «Functional Food» und der Lebensmittelindustrie. Schon bald stellte das Jungunternehmen fest, dass ihre Methode (s. Box oben) einen gewaltigen Vorteil gegenüber anderen, ursprünglichen Technologien hatte: Nicht nur waren sie dadurch in der Lage, Gummikonfekte vegetarisch und vegan zu produzieren, sondern konnten auch aktive Ingredienzen und selbst Flüssigkeiten in das Gummikonfekt einbauen. Dies aufgrund Ihres Kaltgiess-Verfahrens bei Raumtemperatur. Bei der Gelatine-Produktion wird eine Erhitzung um 70 Grad vorausgesetzt, und

auch bei anderen Stärke-Lösungen muss die Masse um etwa 100 Grad erhitzt werden. Bei iNNutriGEL können Hülle und Füllung mit Vitaminen und Wirkstoffen, wie beispielsweise ungesättigten Fettsäuren oder Mineralstoffen, angereichert werden. EIN STETIG WACHSENDER MARKT Lukrativer wäre es, in den Pharmabereich einzusteigen. So könnten beispielsweise Tabletten gegen Kopfschmerzen in Form eines Soft Gums entwickelt und vermarktet werden. Diskussionen darüber laufen bei iNNutriGEL, noch hält man sich aber zurück: «In der Pharmaindustrie muss man vorerst etliche Prozesse durchlaufen, eine klinische Studie durchführen und durch mehrere Jahre Erfahrung aufzeigen, dass es funktioniert. Das verlangt nicht nur viel Zeit, sondern auch genügend finanzielle Mittel, die wir einfach nicht haben», entgegnet Innerebner. In Zukunft werde dies jedoch wieder vermehrt zu einem Thema werden. Bereits in der Vergangenheit hat eine Verschiebung vom Lebensmittel- zum Nutrazeutika-Bereich stattgefunden. Als Nutrazeutika werden Nahrungsergänzungsmittel wie beispielsweise Omega-3-Fettsäuren, Mineralstoffe oder Multivitaminpräparate bezeichnet. Der Vorteil dieser Branche ist, dass man sofort auf den Markt gehen kann. Adrian Krahn bestätigt dies: «Der Markt im Bereich Neutraceuticals ist riesig. Insbesondere in den USA verzeichnet dieser eine jährliche Wachstumsrate von 8 bis 9 Prozent.» Aufgrund seiner einzigartigen Technologie ist das junge Unternehmen bei den grossen Akteuren der Branche gefragt. Im Gespräch sind sie aber auch mit KMU in der Schweiz und im Ausland. Die Zusammenarbeit besteht konkret darin, dass iNNutriGEL seinen Partnern die Maschine und die Technologie für die Produktion zur Verfügung stellt. Im Lizenzvertrag wird dann festgelegt, wie gross der Anteil ist, den Innutri pro Anzahl Kilogramm verkaufter Gummikonfekte erhält. Der Lizenznehmer bestimmt also, wo die Reise hingeht; was genau für ein Produkt hergestellt werden soll und welcher Markt

bearbeitet wird. Dadurch kann laut Adrian Krahn eine viel grössere Bandbreite abgedeckt werden. DER KREATIVITÄT UND FORSCHUNG RAUM GEBEN iNNutriGEL arbeitet in einem Verbund, bestehend aus verschiedenen Hochschulen, Unternehmen und Beratern. Das Netzwerk hilft, die richtigen Leute für ein spezifisches Projekt zusammen zu bringen. Die geringe Unternehmensgrösse erhöhe die Kreativität zusätzlich: «Die kurzen Entscheidungswege, die flachen Hierarchien und kleinen Teams begünstigen innovatives Schaffen,» erklärt Krahn den Entscheid, den Schwerpunkt des Unternehmens auf die Forschung und Entwicklung zu setzen. «Wenn wir selbst auf den Markt gehen würden, müssten wir eine Verkaufsorganisation, eine Administration usw. aufbauen. Dann wird es sehr schnell sehr gross.» Um immer wieder neue Lösungen zu finden und anzubieten, müsse der Rahmen klein bleiben. Daneben braucht es wohl auch ein grösseres Marketingbudget, um mit anderen Grosskonzernen mithalten zu können. Das Potential zur Weiterentwicklung hat iNNutriGEL jedenfalls. Folgeprojekte sind bereits geplant: «Wir sind schon mit potentiellen Partnern ins Gespräch gekommen.» Ziel ist es unter anderem, mogulfrei giessen zu können, das heisst; dass auf die von Süsswarenherstellern bezeichnete «Mogulanlage», die für das Auffüllen der Formen benötigt wird, ganz verzichtet werden kann. Gerade wenn das Unternehmen eines Tages in den Pharmabereich einsteigen will, gilt es, Kontaminationsgefahren und andere Risiken zu verhindern. Und wenn das Patent ausläuft? Adrian Krahn und Federico Innerebner machen sich darüber noch keine Sorgen. Ihre Stärke liege nicht nur in der neuartigen Technologie, sondern auch im Knowhow. Gerade dadurch, dass iNNutriGEL ein Entwicklungsund Forschungsunternehmen ist, wird sichergestellt, dass das Wissen wächst und Technologien laufend weiterentwickelt und verbessert werden. An Ideen mangelt es bestimmt nicht. Nr. 1/2 2016 | UnternehmerZeitung

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VRPRAXIS

Stimme zur Autozukunft SVEN WELICH Die am COP 21 beschlossenen Klimaziele setzen die Automobilbranche unter Zugzwang. Als CEO der Lenzburger Quadrant Plastic Composites (QPC), einem Zulieferer und dominanten Nischenplayer der globalen Automobilindustrie, weiss Sven Welich um die Stärken und Schwächen der einzelnen Autobauer. INTERVIEW D E L I A B A C H M A N N

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inen besonders engen Kontakt pflegt die 1996 gegründete QPC zu Japan. Welichs Bürotafel ist übersät mit Kanjis, einer der drei japanischen Schriften. Zwei bis vier Mal pro Jahr reist er ins Land der aufgehenden Sonne. Was 2005 mit dem Kauf von 90 Prozent einer Fabrik in Yokkaichi begann, gipfelte 2013 in der Übernahme der Quadrant-Gruppe – die Konzernmutter der QPC – durch die Mitsubishi Plastics, welche wiederum Teil der Mitsubishi Chemical ist. Seither wirtschaftet die Division QPC unter japanischem Dach mit weltweit fünf Produktionsstätten in der Schweiz, Deutschland, USA, Japan, Kanada und neu auch in der Slowakei. Diese besondere Verbindung zu Japan darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die QPC auf dem Weltmarkt operiert und nahezu alle namhaften Pkw-Hersteller beliefert, was sie zu einer exzellenten Branchenkennerin macht. Im Interview erklärt CEO und Verwaltungsratspräsident Sven Welich, warum er der Branche den Sprung in die Klimazukunft zutraut und benennt die jeweiligen Trümpfe und Achillesfersen der Automobilhersteller – in aller Deutlichkeit. Sie sind Weltmarktführer im Segment glasmattenverstärkter thermoplastischer Kunststoffe (GMT). Was ist speziell an diesen Kunststoffen und wo werden sie eingesetzt? SVEN WELICH Also erst einmal kaufen wir den Kunststoff Polypropylen (PP) und Glasmatten zu, kombinieren diese Materialien mit anderen chemischen Zutaten und stellen so ein Halbzeug her. Dabei handelt es sich um Platten mit einer bestimmten «Formulation», die wir an unsere Tier-ones schicken. Die heizen die Platten auf, wodurch diese aufgehen wie ein Hefekuchen und pressen daraus Bauteile, welche dann zu 90 Prozent in die 48

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Fahrzeuge eingebaut werden. Dazu gehören etwa Stossstangen, Crash-Boxen, Unterböden, Dachhimmel etc. also alles Applications im Fahrzeug drin, die man nicht unbedingt sieht. Die Aufgabe von diesen Materialien ist es, die Autos leichter und sicherer und bei manchen Materialien auch leiser zu machen. Das ist so unser Hauptschwerpunkt. Wir kämpfen also gegen Magnesium, gegen Stahl, gegen Aluminium. Unsere Materialien sind leichter als die Metalle und haben aber nahezu die gleichen Eigenschaften; durch den Leichtbau kann Sprit gespart und damit der CO2-Ausstoss verringert werden, die Glasfasern nehmen bei einem Crash Energie auf und machen das Auto so sicherer. Quadrant setzt sich für eine nachhaltige Zukunft ein, heisst es auf Ihrer Firmen-Website. Welche konkreten Massnahmen unternimmt das Unternehmen, um diesem Anspruch gerecht zu werden? Zunächst einmal haben wir auf Ebene von Mitsubishi Chemicals das Nachhaltigkeitskonzept KAITEKI. Auf Ebene der QPC setzten wir konkret auf das Gewicht; wir wollen die Autos wieder leichter machen. Durch die zusätzliche Sicherheitstechnik und ZUR PERSON Seit 2007 ist Sven Welich CEO der Quadrant Plastic Composites Schweiz. Zudem ist er VR-Präsident der QPC Schweiz AG und der QPC International AG. Im VR der QPC Japan Ltd. ist er als reguläres Mitglied vertreten. Zuvor war er in der Automobilzuliefererund der Private Equity-Branche tätig.

Elektronik in den Fahrzeugen sind die Autos heute schwerer als früher. Wir versuchen das zu kompensieren, indem wir über unsere Materialien Metall im Fahrzeug verdrängen und damit den Benzin- oder Dieselverbrauch beziehungsweise den CO2-Ausstoss senken. Wie sieht der Lebenszyklus Ihrer Produkte aus? Unsere Bauteile bleiben bis zur Verschrottung des Autos eingebaut. Nach etwa 6 bis 8 Jahren wird das Auto nicht mehr gebaut, dann liefern wir noch während 10 Jahren Ersatzteile nach. Weil wir unsere Materialien fortlaufend optimieren müssen, so dass sie bei gleichbleibenden physikalischen Eigenschaften immer dünner und leichter werden, stecken wir rund 8 Prozent unseres Umsatzes in Forschung und Entwicklung. Hier pflegen wir eine enge Zusammenarbeit mit Mitsubishi und können auf die Forschungsressourcen der Japaner zurückgreifen. Das Klimaabkommen von Paris sieht vor, dass die Erderwärmung auf 1.5 bis 2 Grad Celsius begrenzt werden soll. Was bedeutet dieses Klimaziel für die Automobilbranche im Allgemeinen und für Sie als Zulieferer im Speziellen? Ich denke, die Politik und die Automobilindustrie – mal generell gesprochen – werden einen Weg finden, diese Ziele zu erreichen. Es wird allerdings Verhandlungen darüber geben, entlang welcher Zeitschiene das stattfinden soll. Ich schätze, dass man bis zu 10 Jahre brauchen wird. Für uns als QPC bleibt der Hauptfokus: Gewicht, Gewicht, Gewicht. Dadurch können wir die Fahrzeugindustrie in Bezug auf die CO2-Ziele unterstützen. Wir sehen für uns grosse Chancen, das Geschäft weiter auszubauen, verfolgen also eine Wachstumsstrategie. Die Automobilindustrie ist gezwungen, diesen Leichtbau einzusetzen. Wenn wir da Lösungen bie-


so ganz grob die unterschiedlichen Art und Weisen, wie man entwickelt oder herstellt.

Sven Welich ist überzeugt: Auch bei den amerikanischen Autobauern wird am Ende des Tages die Politik oder die Vernunft siegen und der Leichtbau eine wichtige Rolle spielen. Im Bild: New Yorker Taxis amerikanischer Bauart. Foto: zVg

ten, ist das gut für die Automobilindustrie, für die Klimaziele und letztendlich auch für uns. Wie ist die Automobilindustrie aufgestellt für den Fall, dass neue Regulierungen beispielswiese eine massiv stärkere Senkung der CO2-Emissionen verlangen? Ich glaube, die Automobilindustrie ist sehr gut aufgestellt, weil sie gezwungenermassen Innovationen bringen muss, um immer wieder neue Autos zu verkaufen. Da ist schon mal ein Selbstzweck dahinter. Die Premiumhersteller; Toyota, Mercedes, BMW, Audi und VW – trotz Skandal –, mit denen wir auch zusammenarbeiten, haben grosse Entwicklungsressourcen und somit das Potential, dieses Ziel zu erreichen. Wie sieht es bei den amerikanischen Autobauern aus? Da ist es etwas schwieriger mit den Jungs da drüben. Die sind etwas lockerer, aber auch da wird am Ende des Tages die Politik oder die Vernunft siegen und auch da wird das Thema Leichtbau eine grosse Rolle spielen. Sicherheit und auch Akustik spielen jetzt schon eine grosse Rolle. Der Benzin- und Dieselverbrauch ist noch nicht so das grosse Thema, wenn man sich die Fahrzeugtypen anschaut. Aber auch in den USA und Nordamerika wird das kommen, nur verzögert. Das ist meine Einschätzung. Ein Beispiel: GM hat mit dem Volt ein Elektroauto entwickelt, für den wir die Unterböden liefern. Das Auto wird aber einfach nicht gekauft, weil die Amerikaner denken: «Der Ölpreis ist unten, der Sprit ist günstig, also fahren wir wieder Fünf-Liter- oder Zehn-Liter-Autos». Das ist halt die Grundeinstellung der Amerikaner und das dauert, bis das kippt.

Mitsubishi stellt selbst Autos her. Hat sich das nie als Nachteil erwiesen in der Zusammenarbeit mit anderen Kunden der Automobilbranche? Nein. Man muss wissen, dass Mitsubishi nach dem Zweiten Weltkrieg vollständig aufgespalten wurde. Die Mitsubishi Autofraktion hat mit Mitsubishi Chemicals, wo wir dazugehören, überhaupt nichts zu tun. Demzufolge bringt uns diese Zugehörigkeit keinen Nachteil. Nicht erst seit der Übernahme durch Mitsubishi Plastic legt die QPC einen starken Fokus auf Japan. Was machen die japanischen Automobilhersteller besser als die Konkurrenz? Besser machen sie nichts, sag ich mal, aber sie machen es halt anders. Man kann auf unterschiedliche Arten Autos bauen, entwickeln und verkaufen. Die Japaner legen sehr grossen Wert auf Qualität, obwohl es auch da Rückrufaktionen gab, wenn man die Zeitung verfolgt hat. Dafür steht das Design nicht so sehr im Vordergrund. In Europa ist auch ein sehr hoher Qualitätsstandard gegeben, zumindest bei den Premiumherstellern. Hier spielt das Design der Autos eine sehr grosse Rolle. Man verkauft Emotionen. Bei den Amerikanern ist das Qualitäts- und auch das Umweltbewusstsein noch nicht ganz so ausgeprägt. Da geht es eher um Hubraum und man verkauft mit einer anderen Strategie. Zudem ist in Japan das Management-Style ganz anders. Man trifft immer Gruppenentscheide, wodurch die Entscheidungsprozesse sehr lange dauern. Sobald der Entscheid getroffen ist, wird er aber knallhart durchgezogen. In Europa geht das alles etwas flotter, man ist flexibler und entscheidet schneller und diskutiert nicht stunden-, tage- oder gar wochenlang über irgendetwas. Der Amerikaner ist da noch schneller und pragmatischer als der Europäer. Das sind

Ein Jahr ist vergangen seit der Aufhebung des Mindestkurses durch die Schweizerische Nationalbank. Welche Auswirkungen hatte diese auf die QPC? Ganz klar negative. Ich habe im Januar 2007 bei Quadrant angefangen, da war der Kurs 1.60 zum Euro und jetzt ist er 1.08. Das heisst, wir haben eine riesige Erosion gehabt und das ist natürlich für uns ein Riesennachteil, weil unser Headquarter in der Schweiz ist. Wir bezahlen diesen ganzen Overhead in Schweizer Franken, exportieren aber 90 Prozent nach Europa – vor allem nach Deutschland – oder nach China. Das ist natürlich ein riesiger Gap. Wir verlieren beim operativen Gewinn Geld in Millionenhöhe. Diese Gewinnerosion kann durch günstigere Einkaufspreise nicht kompensiert werden. Schon als der Kurs von 1.60 in Richtung 1.30 ging, habe ich den Entscheid getroffen beziehungsweise im Konzern vorangepeitscht, dass wir nach Osteuropa gehen. Als der Kurs auf 1.25 oder 1.20 fiel, haben wir beschlossen, einen neuen Produktionsstandort in der Slowakei zu eröffnen. Wir wollen versuchen, den Standort Schweiz zu erhalten, auch mit harten Personalmassnahmen. Das Wachstum, das wir gerne in der Schweiz produzieren würden, aber nicht mehr können, wollen wir nun in der Slowakei produzieren – zum Nachteil des Standorts Schweiz, aber wir nehmen hier nichts weg. Welches sind aus Ihrer Sicht die grössten Herausforderungen für die kommenden Jahre? Eine der grössten Herausforderungen wird es sein, diesen Währungskurs zu kompensieren, was nicht zu 100 Prozent gelingen wird. Dann die Schwierigkeit, eine Verlagerung durchzuführen, das geht auch nicht ohne Reibungsverluste, ganz klar. Zudem haben wir mit unseren Zulieferern für Polypropylen und Glasfasern zu kämpfen. Da gibt es Verknappungen – ob künstlich oder nicht, mögen andere entscheiden –, wodurch wir teilweise in China kaufen müssen. Neben den Verknappungen von unseren Rohstoffherstellern, kämpfen wir mit der Fluktuation des Ölpreises und Schwankungen bei den Einkaufspreisen generell. Weiter müssen wir, um unser Wachstum aufrecht zu erhalten, Kapazitäten schaffen. Und wenn wir Kapazitäten schaffen, bedeutet das hohe Investitionen in unsere Anlagen. Eine Anlage ist etwa 100 Meter lang, 10 Meter breit und kostet zwischen 10 bis 12 Millionen – ein hohes Investitionsrisiko. Nr. 1/2 2016 | UnternehmerZeitung

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Kandidaten in der Pipeline NACHFOLGEPLANUNG Ein Blick auf den Talentmangel, die steigenden Anforderungen an Führungskräfte, deren kürzere Verweildauer in Unternehmen und nicht zuletzt den demografischen Wandel legt die zunehmenden Schwierigkeiten bei der Besetzung von Top-Management-Positionen offen. Martin Pfändler, Senior Partner der hkp/// group, erklärt, wie diese gemeistert werden können. INTERVIEW I V A N A L E I S E D E R

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ie hkp///group ist auf den Gebieten Performance Management, Talent Management und Vergütung tätig. Vor kurzem hat sie eine Befragung unter Verwaltungsratspräsidentinnen und -präsidenten in der Schweiz sowie Aufsichtsratsvorsitzenden in Deutschland und Österreich zum Thema Nachfolgeplanung für Geschäftsleitungspositionen durchgeführt. Martin Pfändler, Senior Partner der hkp/// group in Zürich, über die wesentlichen Erkenntnisse der Studie und mögliche Schlussfolgerungen für die Schweiz.

Was spricht für eine frühzeitige und sorgfältige Planung der Nachfolge von Positionen in der Geschäftsleitung? MARTIN PFÄNDLER Nahezu alle Unternehme nennen als wichtigsten Grund für eine Nachfolgeplanung die Identifikation der besten Nachfolger. Fehlbesetzungen können zu hohen Kosten und wirtschaftlichen Schäden führen. Für rund 40 Prozent der Studienteilnehmer ist die Risikokontrolle beziehungsweise -minimierung ein zweiter wichtiger Grund, die Nachfolgeplanung frühzeitig in Angriff zu nehmen. Sie wollen auf ungeplante Vakanzen vorbereitet sein. Wer hat in Unternehmen die Hauptverantwortung für die Nachfolgeplanung? Diese Frage ist von zentraler Bedeutung. Bei 70 Prozent der Unternehmen in der Schweiz liegt die Verantwortung beim Verwaltungs-

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ratspräsidenten und dem CEO in gleichem Masse. Oft spielt der CEO jedoch eine prägendere Rolle. Grundsätzlich empfehlen wir, dem Verwaltungsratspräsidenten die Verantwortung für alle Phasen der Nachfolgeplanung zu übergeben, so wie es auch gesetzlich geregelt ist. Er soll entscheiden, wann und wo der Einbezug des CEO sinnvoll ist. Ein regelmässiger Austausch zwischen allen Beteiligten ist aber unabdingbar. Wie muss man sich die Planung der Nachfolge vorstellen und welchen zeitlichen Rahmen sollte man sich setzen? Zunächst ist zu klären, für welche Zeithorizonte Nachfolger gesucht werden. Von einem planmässigen Nachfolger spricht man, wenn die Besetzung einer Position zeitlich vorhersehbar ist, zum Beispiel im Falle einer Pensionierung. Bei der Identifizierung von kurzfristigen Nachfolgern geht es darum, eine plötzlich entstandene Lücke zu füllen. Schliesslich gibt es die strategische, langfristige Planung, bei der potenzielle Nachfolger für die spätere Übernahme einer Position in der Geschäftsleitung, zumeist nach weiteren Karriereschritten, identifiziert werden. Die Mehrheit der Studienteilnehmer sucht sowohl intern als auch extern nach geeigneten Nachfolgern. Welche Vorteile ergeben sich aus dieser Kombination? Intern geförderte und entwickelte Kandidaten können besser eingeschätzt werden, da Stärken, Persönlichkeitsmerkmale und

ZUR PERSON Martin Pfändler ist Senior Partner der hkp/// group. Dabei handelt es sich um eine unabhängige und partnergeführte internationale Unternehmensberatung mit Fokus auf Performance Management, Talent Management und Vergütung mit Niederlassungen in Frankfurt am Main, Amsterdam, Dordrecht und Zürich. Martin Pfändler ist der Leiter des Zürcher Büros der hkp/// group. www.hkp.com


Fähigkeiten bekannt sind. Dadurch sinkt das Risiko von Fehleinschätzungen. Zudem fallen weniger Kosten an. Externe Kandidaten hingegen bringen spezifisches Wissen, neue Erfahrungen und Impulse mit. Sie können freier, ohne Rücksicht auf alte Netzwerke agieren. Interne Kandidaten haben tendenziell weniger Mut für den radikalen Wechsel. Es gibt also nicht die eine richtige Antwort, ob interne oder externe Kandidaten besser geeignet sind… Nein, das hängt von den Personen und der konkreten Unternehmenssituation ab. Grundsätzlich erhöht die Kombination aus interner und externer Suche die Chancen, dass geeignete Nachfolger zum richtigen Zeitpunkt vorhanden sind. Wie und nach welchen Kriterien identifizieren Unternehmen heute Nachfolger? Rund 70 Prozent der Studienteilnehmer analysieren Werdegang und Referenzen. Darüber hinaus greifen etwa zwei Drittel auf externe Assessments zurück. Im Rahmen dieser Methoden wird anhand von Beurteilungskriterien über die Eignung einer Person entschieden. Als wichtigstes Kriterium gilt bei 90 Prozent der Unternehmen die Führungserfahrung. Weitere Kriterien sind die Branchenerfahrung sowie die bisherigen Leistungen. Weshalb ist es gerade für KMU wichtig, über eine funktionierende Nachfolgeplanung zu verfügen? Die personelle Nachfolgeplanung ist bei kleineren und mittleren Unternehmen eher schwierig, da nicht für jede Position beziehungsweise Vakanz ein Stellvertreter vorhanden ist. Es gibt weniger Potenzial, eine Pipeline an internen Talenten für die Nachfolge aufzubauen. Das Risiko ist deshalb grösser. Eine Vakanz oder eine Fehlbesetzung in der Geschäftsleitung kann die Existenz eines KMU bedrohen, daher ist eine funktionierende Nachfolgeplanung von elementarer Bedeutung.

lichst früh zu identifizieren. Familienmitglieder oder firmeneigene Nachfolger sind gezielt vorzubereiten. Das erfordert Planung und genügend zeitlichen Vorlauf.

daten, die für ähnliche Positionen berücksichtigt werden können, in einem Nachfolge-Pool zu bündeln.

Wo glauben Sie, besteht im Hinblick auf den gesamten Prozess der Nachfolgeplanung noch das grösste Optimierungspotenzial? Spielraum zur Optimierung besteht insbesondere in der strategischen Planung, die Kandidaten für die langfristige Nachfolge über mehrere Karriereschritte hinweg zu identifizieren und vorzubereiten. Weiteres Potenzial sehen wir beim Monitoring: Unsere Studie zeigt, dass nur etwa 60 Prozent der Unternehmen die mit der Nachfolgeplanung verbundenen Prozesse und Ergebnisse überprüft. Aber wer nicht misst, wird seine Ziele nicht erreichen können.

Was ist der grösste Fehler, den ein abtretender Top-Manager mit Blick auf seine Nachfolgebesetzung machen kann? Ein Kardinalfehler ist es, den Nachfolger nicht darin zu unterstützen, die neu zu übernehmende Position bestmöglich auszufüllen. Eine solche Übergabeperiode kommt bei Geschäftsleitungspositionen nicht immer vor, sollte aber – wenn gegeben – für die reibungslose Übergabe des Staffelstabes effektiv genutzt werden. Der Abtretende sollte sich dabei als Ratgeber anbieten, sich aber nicht aufdrängen. Ein Fehler ist sicher auch, dem Nachfolger Informationen bewusst vorzuenthalten oder ihn gar zu täuschen.

Was müssen Unternehmen neben dem angesprochenen Monitoring tun, um in Sachen Nachfolgeplanung eine Vorbildfunktion einzunehmen? Eine vorbildliche Nachfolgeplanung zeichnet sich dadurch aus, dass Nachfolger unabhängig von einem akuten Bedarf identifiziert werden und ein klar definierter Prozess existiert, in dem die Zuständigkeiten eindeutig geregelt sind und der kontinuierlich verbessert wird. Für Top-Management-Positionen hat es sich bewährt, einen konkreten Nachfolger direkt für die betreffende Position zu benennen. Unterhalb des Top-Managements ist es hingegen sinnvoller, mehrere Kandi-

Und welche Fehler sollte ein Nachfolger vermeiden – insbesondere im Übergangsprozess? In erster Linie, zu wenig Zeit zur Einarbeitung einzuplanen. Denn selbst wenn ein Nachfolger viel Erfahrung mitbringt, können spezifische Wissenslücken nur durch eine sorgsame Übergabe und Einarbeitung vorgebeugt werden. Und schliesslich sollten sich potenzielle Nachfolger immer bewusst sein, dass die Information über eine feststehende Nachfolge noch keine Zusage für die tatsächliche Besetzung ist. Fehlt dieses Bewusstsein, kann es unter Umständen zu grossen Enttäuschungen kommen.

Eine frühzeitige und sorgfältige Nachfolgeplanung verhindert sowohl Vakanzen als auch Fehlbesetzungen. Foto: depositphotos.com

Hinzu kommt: KMU werden oftmals in Familienstrukturen geführt… Und gerade aus diesem Grund ist es wichtig, Führungspotenzial mög-

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Tweets aus der Teppichetage DIGITAL BOARD Verwaltungsratsmitglieder, die aktiv auf Social Media twittern, sharen und posten, sind in der Schweiz noch immer Exoten. Dabei birgt die digitale Transformation für Unternehmen eine Fülle an Chancen und Möglichkeiten. Wer sie nicht nutzt, verpasst den Übergang in die digitale Gesellschaft – und damit in die Zukunft. TEXT M A N U E L P . N A P P O

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erwaltungsräte sind vielbeschäftigte Leute. Nehmen wir Charles L. Sawyers, VR-Mitglied bei Novartis. Sawyers ist Professor für Onkologie und Pathogenese an einem Krebszentrum in New York. Er ist Mitglied der American Academy of Arts and Sciences und wird seit Jahren als Kandidat für einen Nobelpreis in Medizin gehandelt, kurz: Der Mann hat mehr zu tun als die Ethikkommission der FIFA. Stellen wir uns jetzt vor, Sawyers unterhielte einen Twitter-Account, von dem aus er über seinen beruflichen Alltag zwitschern würde. Das klänge dann vielleicht so: «Ready for another day fighting against [Krebsschleifen-Emoji]. We can heal it! [Bizeps-Emoji] #MakeAnImpact». Oder auch: «It’s board meeting time! Got any questions about Novartis? Tweet me @ #askcharles [Brillen-Emoji] [Daumen-HochEmoji]». Eine merkwürdige Vorstellung. Muss das sein? Reicht es nicht, wenn sich Verwaltungsräte auf ihre Kernaufgabe konzentrieren – auf die strategische Ausrichtung ihrer Firma? Ja und Nein. Natürlich hat die Hauptaufgabe von Verwaltungsräten – die Aufsicht und Gestaltung einer AG – bei ihren täglichen Aktivitäten und Überlegungen absolute Priorität. Allerdings sind diese Arbeitsbereiche bereits heute digital durchdrungen, ob wir dies nun bewusst wahrnehmen oder nicht. Und die Veränderungen, welche die digitale Transformation für Firmen mit sich bringt, sind äusserst vielfältig. 52

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EINE STIMME UNTER VIELEN Besonders stark wirkt sich die digitale Transformation in der Kommunikationsstrategie eines Unternehmens aus. Information und Reputation der eigenen Firma können im digitalen Zeitalter nicht mehr kontrolliert werden, da sie über diverse Internet-Plattformen dispers verhandelt werden. Zwar kann das Unternehmen über eigene Kanäle wie z. B. einen Twitter-Account in die Diskussion eingreifen und mitmischen, allerdings ist man da nur noch eine Stimme unter vielen. Die Machtdynamik hat sich stark zugunsten der (digitalen) Öffentlichkeit verschoben. Diese neue Diskussions- und Informationskultur hat aber auch Vorteile für Unternehmen. Nutzt man geschickt verschiedene Kanäle, kann man Nähe und Vertrauen zu Kundinnen, Lieferanten oder Mitarbeitenden aufbauen und deren Loyalität gewinnen. Dies kann einer Marke Aufmerksamkeit und Gratiswerbung verschaffen; die Social-Media-User werden zu Verbündeten, welche bei einer brenzligen Diskussion auch einmal Partei für das Unternehmen ergreifen. Zwar tummeln sich auf Social Media noch vorwiegend jüngere Semester, doch das sind die Aktionäre von morgen. DO IT YOURSELF! Heute hat jede grössere Firma eine Kommunikationsabteilung, die sich mit diesen Themen auseinandersetzt. Trotzdem sollte auch die Chefetage bei den digitalen Veränderungen mitziehen, denn ihre

Foto: zVg

Partizipation stellt Glaubwürdigkeit her. Gegen eine firmeneigene Facebook-Seite oder einen Twitter-Account ist nichts einzuwenden. Aber die Internetnutzer sind nicht blöd: Sie wissen, dass diese Posts meist eine firmeninterne Zensur durchlaufen und/oder von PR-Fachleuten verfasst werden. Kommen die Informationen allerdings von einer Einzelperson, die mit Namen für das Geschriebene bürgt, stellt dies Transparenz her und erhöht die Glaubwürdigkeit der jeweiligen Firma. Ist eine Verwaltungsrätin selbst auf den Kanälen der sozialen Medien präsent, kann sie auch schneller auf dort geäusserte Kritik reagie-


einem Tool des Personal Branding mit dem Ziel, das Vertrauen der Internetnutzer zu gewinnen und zum Botschafter der Firma zu werden. Ein gutes Beispiel ist Richard Branson, Gründer der Virgin-Group: Mit über 6 Millionen Followers auf Twitter ist er zum regelrechten Social-Media-Star avanciert. MEHR ALS NUR EIN SPIELZEUG Der Verwaltungsrat muss also über digitales Know-how verfügen, um seine Firma zukunftsorientiert führen zu können. Bei diesem Punkt driften nun Ansprüche und Realität weit auseinander. In einer informellen Umfrage, welche die Beratungsfirma Competia in einem Boardroom durchführte, gaben nur 5 Prozent der Befragten an, jemals auf einem Social-Media-Kanal aktiv gewesen zu sein. Laut Deloitte erlauben weniger als 20 Prozent aller Unternehmen ihren Board Members, auf Social Media die Aktivitäten der Firma zu kommentieren. 65 Prozent der von Deloitte befragten Personen gaben an, im Jahr vor der Umfrage (2013) sei Social Media in keiner Weise Gegenstand von Strategiebesprechungen innerhalb des Verwaltungsrates gewesen. Weshalb diese Diskrepanz? Zum einen verzeichnen die meisten Verwaltungsräte ein höheres Durchschnittsalter. Digital Natives sind untervertreten, die wenigsten Board Members haben einen digitalen Hintergrund. Hinzu kommt, dass man digitale Tools lange unterschätzte. Facebook, Twitter und Co. wurden von der Teppichetage zunächst als «Spielzeug für Teenager» belächelt, ihr Potential wurde lange verkannt. Und dies ist zum Teil noch immer der Fall, wie ein kurzer Blick auf das oberste Gremium von SBB, Migros, Swisscom und Novartis verrät: Die wenigsten VR-Mitglieder sind digital und sozial aktiv, sei es nun über Facebook, Twitter oder gar über einen eigenen Blog oder eine eigene Website.

ren, welche das Image des Unternehmens beeinträchtigen könnte. Ausserdem ist der Cyberspace ein Umschlagplatz für neue Produktideen und Inspirationen. Das Wissen der digitalen Crowd kann man sich auch als Verwaltungsrat zunutze machen. Als strategisches Organ sollte die Chefetage so beim Prozess des «Going Digital» ihrer Firma mit gutem Beispiel vorangehen und eigene Fähigkeiten und Erfahrungen in diesem Bereich aufbauen. Nur dann kann man den CEO bei seiner Vision der digitalen Zukunft auch entsprechend beraten. Idealerweise wird der Social-Media-Kanal für die jeweilige Einzelperson zu

ZWEI WEGE ZUM ERFOLG Wie also bringt man digitales Know-how in einen Verwaltungsrat? Dazu gibt es zwei Möglichkeiten. Eine Möglichkeit besteht darin, sich digitales Know-how anzueignen: VR-Mitglieder können sich digital weiterbilden und sich so einen Wissensstand aufbauen, mit dem sie in der digitalen Welt navigieren und mitreden können. Allerdings sind solche Weiterbildungsangebote für «Digital Immigrants» noch relativ selten. Die HWZ geht mit ihrem «Executive Academy»-Programm mit gutem Beispiel voran. Es braucht mehr solcher Angebote, wenn dieser Weiterbildungsweg Schule machen soll. Einzelne Fälle beweisen, dass diese Strategie funktionieren kann:

Max Alter, VR-Mitglied der Migros, betreibt beispielsweise ein aktives LinkedIn-Profil mit über 500 Business-Kontakten. Es lohnt sich also durchaus, etwas Zeit in diese Tools zu investieren. Die zweite Möglichkeit ist es, digitales Know-how beizuziehen. Gute Führungskräfte wissen auch, was sie nicht wissen. Wer selbst nicht savvy in digitalen Fragen ist, braucht Expertise von aussen, braucht Digital Leaders – Personen, welche sich gekonnt im unsicheren Umfeld der digitalen Transformation bewegen. Digital Leaders haben digitales Talent, sprich: Sie wissen, wie sie mit den Möglichkeiten, die uns das Web 2.0 bietet, umgehen müssen und wie sie sich dessen Features optimal zunutze machen. Kein Wunder ist der Studiengang «Digital Leadership» an der HWZ regelmässig ausgebucht: Digital begabte Arbeitskräfte sind gefragter denn je. Und nach Hilfe in digitalen Belangen zu fragen, ist keine Schande. Selbst Barack Obama lud schon eine Handvoll YouTube-Stars – alle gut zwanzig Jahre jünger als er – ins Weisse Haus ein, um sich erklären zu lassen, wie man die Video-Plattform für die Mobilisierung junger Wählerinnen und Wähler nutzen könnte. NO RISK, NO FUN! Welche Strategie man auch wählt: Das Projekt «Verwaltungsrat goes digital» ist auch immer mit Risiken verbunden. Es wird befürchtet, dass die Ausweitung der digitalen Aktivitäten den Verlust der Kontrolle über die Firmenkommunikation nach sich zieht. Allerdings geht es heute gar nicht mehr ohne Risiko. Wer nicht auf Social Media präsent ist, geht das Risiko ein, nicht gehört zu werden. Mein Tipp lautet: Lernen Sie die neue digitale Sprache! Denn, wie Angela Ahrendts, Senior Vice President der Apple Stores, es ausdrückte: «I grew up in a physical world, and I speak English. The next generation is growing up in a digital world, and they speak social.»

DER AUTOR Manuel P. Nappo ist Leiter des Center for Digital Business an der HWZ Hochschule für Wirtschaft Zürich. Er berät Schweizer KMU sowie Entscheidungsträger in Wirtschaft und Gesellschaft zu Themen rund um die digitale Transformation.

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Stupid guys und Pechvögel NACHHALTIGKEIT Wird die Welt jeden Tag etwas besser oder nähert sie sich immer schneller ihrem Ende? Mit Weltkonferenzen wie der COP21 Paris, dem SGES Swiss Green Economy Symposium oder der Initiative SSF Swiss Sustainable Finance scheinen wir uns eher auf dem Weg der Hoffnung zu befinden. Wer sich aber lauthals mit Nachhaltigkeit schmückt, muss nicht immer nachhaltig sein. VON C H R I S T O P H H I L B E R

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achhaltigkeit ist begrifflich vieldimensional und wird häufig überstrapaziert. Der Versuch einer Kurzdefinition: Unser Umgang mit uns und unserer Welt, sodass unsere Nachfolger auch noch etwas davon haben und – ergänzt für die Geschäftswelt – nicht nur das nächste Quartalsergebnis unsere Aktien in die Höhe treibt. VW erlebt aktuell einen existentiellen Super-GAU, weil sie auf eine deutliche Verschärfung der Grenzwerte im amerikanischen Markt mit Betrug statt technischer Innovation reagiert hat. Die Finanzwelt hat den Rest der Welt durch ihre Vergabe von SubprimeKrediten in eine Krise gestürzt und durch die grosszügige Interpretation des Bankgeheimnisses den Zorn der Staatengemeinschaft auf sich gezogen. Die Versicherungen überlegen sich, Risiken wegen ihrer unberechenbaren Dimensionen möglicherweise gar nicht mehr zu versichern. Der kleine Konsument achtet auf die Bio-Labels und hofft, dabei und damit nicht reinzufallen, oder ignoriert sie ganz und handelt nach dem Motto: «Geiz ist geil». OPTIONEN Gemäss einer nicht repräsentativen Umfrage von P-Connect bei Verwaltungsräten befassen sich 86 Prozent der Befragten mit ökologischer Nachhaltigkeit als Chance, 50 Prozent (auch) im Rahmen von Risikobetrachtungen und 10 Prozent sind oder fühlen sich nicht davon betroffen. Es gibt verschiedene Ansätze, das Thema Nachhaltigkeit anzugehen. Hier ein paar Optionen: NICE GUYS / LEADERS: Sie haben die Grösse – Marktmacht und Souveränität –, um Chancen durchzusetzen, auch wenn diese kurzfristig den Gewinn schmälern.

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SMART GUYS / FAST FOLLOWERS: Sie sind klein, agil und finden die Nische, um wie Leaders zu handeln. Oder sie sind souverän, aber haben einfach die Marktmacht und Marge nicht, um das Verhalten ihrer Zielgruppe zu beeinflussen. Aber sie lernen schnell. STRETCH-2-THE-LIMIT GUYS / IGNORANTS: Sie warten auf staatliche Regulierungen, was die Unternehmer eigentlich vermeiden wollen, und profitieren möglichst lange von der Nische, eben nicht nachhaltig zu sein. Das können auch Staaten sein. STUPID GUYS UND PECHVÖGEL: Sie sind zwar Leaders und lassen dies die Welt auch wissen. Nur werden sie z. B. von überkreativen Softwareentwicklern ausgetrickst. Wenn sie dies wirklich nicht gewusst haben, sind sie Pechvögel. Ansonsten würde ich sie zu den «stupid guys» zählen.

FAZIT Die Grenzen zwischen den betrachteten Optionen sind fliessend und können sich je nach Situation, Produkt, Region etc. verschieben. Wer nur auf staatliche Regulierungen wartet, bis er handelt, wird in Zukunft hoffentlich immer öfter mit «shit storms» kämpfen müssen. Und nicht jeder ist ein Ignorant, der nicht als Leader agieren kann. Umgekehrt gilt aber auch: Nicht überall, wo Nachhaltigkeit drauf steht, ist auch Nachhaltigkeit drin.

CHRISTOPH HILBER Der Autor ist Betriebswirtschafter und seit 8 Jahren Headhunter mit seiner eigenen Firma P-Connect Executive Search & Recruiting mit Fokus auf Industrie (MEM), Informatik, Telekom und Positionen VR, GL/Kader www.p-connect.ch/neuigkeiten und Spezialisten. Vorgängig war er in leitenden Linienfunktionen bei NCR/AT&T, diAx und Siemens.


Einstecken oder kontern? MEDIENATTACKEN Was in den Medien, nicht zuletzt auch online, über Unternehmen verbreitet wird, erhält für diese eine zunehmend grössere Bedeutung. Doch sind Unternehmer und ihre Firmen den Medien nicht völlig ausgeliefert – denn Letzteren sind Grenzen gesetzt. TEXT D I E T E R G E S S L E R

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nternehmen und ihre Repräsentanten sind regelmässig der Gefahr ausgesetzt, Zielscheibe von medialen Angriffen zu werden, die unter Umständen einen beträchtlichen Reputations- und Vermögensschaden verursachen. Nicht selten sind es missliebige Konkurrenten, welche bewusst falsche oder unvollständige Informationen verbreiten, häufig auch im Blog einer Online-Zeitung. Solche Berichte enthalten neben Wahrem meist auch Unwahres und nicht selten Bösartigkeiten und Beleidigendes. Wie kann man medienwirksam kontern? Oder ist es besser, Fehlinformationen einfach auszusitzen? VERSCHIEDENSTE INSTRUMENTE Die vielfach süffisant geschriebenen Medienattacken zielen direkt auf den Mann oder die Frau und lassen die wenigsten Betroffenen kalt. Sie können auch für die ins Visier genommenen Unternehmen äusserst schädlich sein. Muss man sich solche Attacken gefallen lassen? Ist den Medien wirklich alles erlaubt? Nein, lautet die Antwort, die Medien haben zwar in einem liberalen Rechtsstaat sehr grosse Freiheiten, aber auch ihnen sind Grenzen gesetzt. Sachliche Kritik ist stets zulässig, doch hört die Medienfreiheit dort auf, wo Medien ehrenrührige Unwahrheiten verbreiten. Dann greifen der privatrechtliche Persönlichkeitsschutz und die Strafbestimmungen gegen Ehrverletzungen oder das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG). Die möglichen Sanktionen sind vielfältig und können in der Publikation einer Gegendarstellung oder Berichtigung und Unterlassung bestehen, aber auch zu Schadenersatzzahlungen, Gewinnabschöpfungen, Genugtuung und Bussen führen. Selbst zivil- oder strafrechtliche Beschlagnahmungen oder gar Freiheitsstrafen sind möglich. Immer wichtiger wird die Löschung von im Internet abrufbaren beleidigenden Texten, denn das Internet vergisst nicht.

hende Kritik wird bei Karikaturen und im Rahmen der Satire toleriert. UNSCHARFE GRENZEN Die Grenze zwischen Erlaubtem und Verbotenem bleibt unscharf, wie ein Blick auf die Rechtsprechung zeigt. Über das noch Tolerierbare entscheidet oft das Bauch- und Anstandsgefühl des urteilenden Richters, der sich auch vom Zeitgeist und dem bisher Üblichen leiten lässt. Damit bleibt viel Raum, um sich über die Rechtmässigkeit Das Web mit seinen Blogs und Kommentarspalten trennt nicht das von Medienberichten zu streiten. Wahre vom Falschen. Foto: zVg Wenn immer möglich, sollte versucht werden, den Streit mit einem Zudem können Beschwerden beim SchweiVergleich zu lösen. Dafür spricht auch, dass zerischen Presserat oder der Unabhängigen Gerichtsverfahren mit ihrer monatelangen Beschwerdeinstanz für Radio und Fernsehen Dauer dazu führen, vergessene Persönlicherhoben werden. keitsverletzungen wieder aufzuwärmen. Im Alltag sind Unternehmen und ihre FALSCHAUSSAGEN NEIN, KRITIK JA Repräsentanten gut beraten, bei medialen Überwiegende private oder öffentliche InteAngriffen die erhobenen Vorwürfe auf ihre ressen können dennoch die Bekanntgabe Stichhaltigkeit hin zu überprüfen und anvon zunächst persönlichkeitsverletzenden schliessend zu entscheiden, ob und wie man Informationen in den Medien rechtfertigen. sich dagegen wehren soll. Vielfach kann im Die Verbreitung von falschen Informationen direkten Kontakt mit den Medien eine auch lässt sich allerdings kaum je rechtfertigen. für das betroffene Unternehmen und ihre Bekanntes Beispiel ist die Bestrafung eines Repräsentanten akzeptable Lösung gefunden Zeitungsredaktors wegen Verletzung des werden. UWG, weil er eine Person zitierte, wonach Bernina-Nähmaschinen bei ihrem Erscheinen auf dem Markt schon wieder überholt DER AUTOR gewesen seien. Journalistische Ungenauigkeiten müssen aber hingenommen werden, Rechtsanwalt Dr. Dieter sofern die Kernaussage nicht falsch ist. Wer Gessler ist Partner in in der Öffentlichkeit steht, muss sich wohl der Wirtschaftskanzlei Stiffler & Partner. Er gefallen lassen, dass auch Privates über ihn war langjähriger Geberichtet wird und Bilder von ihm veröffentrichtspräsident des licht werden. Bezirksgerichts Bülach Stets erlaubt ist Kritik, selbst scharfe Kriund Ersatzrichter tik. Solche Werturteile müssen jedoch auf am Obergericht des einer vertretbaren, sachlichen Grundlage Kantons Zürich. Er berät Unternehmen und beruhen und dürfen nicht unnötig verletzend Privatpersonen. oder beleidigend sein. Eine noch weitergeNr. 1/2 2016 | UnternehmerZeitung

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Transparente Société anonyme REGISTRIERUNGSPFLICHT Seit dem 1. Juli 2015 müssen Aktiengesellschaften nicht nur ein Aktienbuch über ihre Namenaktionäre führen, sondern – sofern sie nicht börsenkotiert sind – auch ein Verzeichnis über ihre Inhaberaktionäre. Verantwortlich für die Führung der Register ist der Verwaltungsrat.

Solange der Aktionär seinen Meldepflichten nicht nachkommt, ruhen seine Mitgliedschaftsrechte, und er kann seine Vermögensrechte nicht geltend machen. Foto: zVg

während zehn Jahren nach der Streichung der Person aufbewahrt werden. Durch GV-Beschluss kann die Gesellschaft vorsehen, dass die Meldung des Inhaberaktionärs und des wirtschaftlich Berechtigten nicht an die Gesellschaft sondern an einen Finanzintermediär im Sinne des Geldwäschereigesetzes erfolgt. In diesem Fall ist er für die Führung der Verzeichnisse und die Aufbewahrung der Belege zuständig.

VON S T E F A N I E M E I E R - G U B S E R

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ie Umsetzung der revidierten Empfehlungen der Groupe d’ac tion financière (GAFI) führte per 1. Juli 2015 zu Anpassungen im Gesellschaftsrecht. Dies führt insbesondere für private Aktiengesellschaften mit Inhaberaktien einschliesslich Inhaberpartizipationsscheinen zu unmittelbarem Handlungsbedarf. Sie müssen aufgrund der neuen Offenlegungs- und Transparenzvorschriften namentlich ein Verzeichnis über ihre Inhaberaktionäre führen. Die nicht börsenkotierte «Société anonyme» (Aktiengesellschaft) wird transparent. Zudem besteht für Namen- wie für Inhaberaktionäre eine Meldepflicht, wenn die Schwelle von 25 Prozent an Kapital oder Stimmen erreicht wird. AKTIENBUCH BLEIBT GEHEIM Wie bisher müssen Gesellschaften mit Namenaktien ein Aktienbuch führen, in dem die Eigentümer und Nutzniesser mit Name und Adresse eingetragen sind (Art. 686 OR). Neu ist die Verpflichtung, dass in der Schweiz jederzeit auf das Aktienbuch zugegriffen werden können muss, sowie die explizite 10-jährige Aufbewahrungspflicht für diejenigen Belege, die der Eintragung ins Aktienbuch zugrunde liegen. Die Nachweise können gemäss Botschaft des Bundesrats auch digitalisiert werden. Die Frist beginnt mit der Streichung des Eigentümers oder

Nutzniessers zu laufen. Gemäss herrschender Lehre ist das Aktienbuch ein internes Dokument der Gesellschaft, dessen Inhalt grundsätzlich geheim ist. Daran ändert auch die neue Pflicht über die jederzeitige Zugriffsmöglichkeit nichts, weil sie einzig gewährleisten soll, dass die zuständigen Behörden rechtzeitig auf diese Informationen zugreifen können. VERZEICHNIS ÜBER INHABERAKTIONÄRE UND WIRTSCHAFTLICH BERECHTIGTE Inhaberaktionäre einer privaten Gesellschaft sind nicht mehr anonym. Sie müssen der Aktiengesellschaft innert Monatsfrist den Erwerb, Vor- und Nachname oder Firma sowie die Adresse melden und sich gegenüber der Gesellschaft mittels amtlichen Ausweises mit Fotografie oder HR-Auszug identifizieren. Zusätzlich müssen Erwerber von Inhaber- und Namenaktien privater Gesellschaften die wirtschaftlich berechtigte natürliche Person melden, wenn sie alleine oder in Absprache mit Dritten 25 Prozent des Aktienkapitals oder der Stimmwerte erreichen respektive überschreiten. Die Gesellschaft muss ein Verzeichnis über ihre Inhaberaktionäre und die ihr gemeldeten wirtschaftlich Berechtigten führen, auf das in der Schweiz jederzeit zugegriffen werden kann. Jede Änderung dieser Angaben muss ebenfalls gemeldet und dokumentiert werden. Die Belege müssen

AUFGABEN DES VERWALTUNGSRATS Die Verantwortung zur Führung des Aktienbuchs und der Verzeichnisse liegt beim Verwaltungsrat. Er kann die Aufgabe delegieren, bleibt aber in der «Oberverantwortung». Solange der Aktionär seinen Meldepflichten nicht nachgekommen ist, ruhen seine Mitgliedschaftsrechte und die Vermögensrechte können nicht geltend gemacht werden. Der Verwaltungsrat muss sicherstellen, dass keine Aktionäre unter Verletzung der Meldepflichten ihre Rechte ausüben. Die notwendigen Anpassungen von Statuten und Organisationsreglementen müssen bis spätestens am 30. Juni 2017 vorgenommen werden. UMWANDLUNG IN NAMENAKTIEN Die Gesetzesänderungen sollen Inhaberaktien für private Gesellschaften uninteressant machen. Aus diesem Grund können sie mit dem einfachen Mehr der abgegebenen Stimmen in Namenaktien umgewandelt werden. Die Statuten dürfen dieses Quorum nicht erhöhen.

DIE AUTORIN

Stefanie Meier-Gubser ist Geschäftsführerin des Schweizerischen Instituts für Verwaltungsräte und Geschäftsleitungsmitglieder (sivg).

Nr. 1/2 2016 | UnternehmerZeitung

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WEITERBILDUNG

Den Wandel aktiv gestalten CHANGE MANAGEMENT Vom Mut zur Veränderung bis zu ihrer erfolgreichen und konsequenten Umsetzung ist es ein weiter Weg. Auf diesem bieten kritische Erfolgsfaktoren eine willkommene Orientierungshilfe, um Widerstände und Hindernisse aus dem Weg zu räumen und den Veränderungsprozess optimal abzuschliessen. TEXT P E T E R V Ö G E L I U N D M I C H A E L R Ü E G G

«E

s ist nicht die stärkste Spezies, die überlebt, auch nicht die intelligenteste. Es ist diejenige, die sich am ehesten dem Wandel anpassen kann.» Dieses Zitat von Charles Darwin zeigt, dass der Umgang mit Veränderungen für das Überleben von zentraler Bedeutung ist. Was für die Natur gilt, gilt auch für die Wirtschaft. Zwar erkennen die meisten Unternehmen die Wichtigkeit des Change Managements, vielen fällt jedoch der Umgang mit den instabilen Umständen schwer. Veränderungen werden zu spät erkannt, unterschätzt oder nicht richtig angegangen. Wirkliche Veränderung kann in Unternehmen nur stattfinden, wenn die Führung über alle Hierarchiestufen hinweg folgende sechs Erfolgsfaktoren beachtet und mit den vom Wandel Betroffenen proaktiv bearbeitet: VISION: Die Beteiligten und Betroffenen müssen in das angepeilte Zukunftsszenario und die gewählten Stossrichtungen eingeweiht sein. Fehlt diese Vision, entsteht bei den Mitarbeitenden Verwirrung und Erstarrung, da sie nicht wissen, wohin die Reise geht. KOMMUNIKATION: Veränderungsvorhaben und Zukunftsszenarien müssen den Betroffenen transparent kommuniziert werden, damit sie wissen, was zu erwarten ist. Gleichzeitig können so Widerstände rechtzeitig erkannt und abgeschwächt werden. NOTWENDIGKEIT DER VERÄNDERUNG: Im Zusammenhang mit der Kommunikation ist auch das Bekanntmachen der Gründe für den Wandel und dessen Notwendigkeit zentral. Denn nur wenn die Betroffenen den Sinn eines Wandels erkennen, akzeptieren sie diesen und sind bereit, sich anzupassen. 58

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FÄHIGKEIT UND KÖNNEN: Eine Veränderung

erfordert in aller Regel neue Fähigkeiten auf Seiten der Mitarbeitenden. Wenn entsprechende Weiterbildungen nicht ermöglicht werden, entsteht bei den Betroffenen die Angst, den Wandel nicht bewältigen zu können. KONSEQUENZEN-MANAGEMENT: Hier sind die Führungskräfte besonders gefordert, denn sie müssen dafür sorgen, dass die Mitarbeitenden konsequent das geforderte Soll-Verhalten zeigen und die verlangten Fähigkeiten aufbauen. Das bedingt gute Coaching-Fähigkeiten und eine starke Durchsetzungsfähigkeit seitens der Führungskräfte. AKTIONSPLÄNE: Schliesslich bedingen Veränderungsvorhaben stets auch ein gutes Projektmanagement, welches klare Ziele und konkrete Massnahmen enthält. Die Mitarbeitenden müssen ganz genau wissen, welche Ziele sie bis wann und mit welchen Mitteln zu erreichen haben. Kleine Schritte und laufende Rückmeldungen – insbesondere auch über Teilerfolge – sind dabei ein bewährtes Rezept. Fehlen konkrete Aktionspläne, herrscht Orientierungslosigkeit. WIDERSTÄNDE ÜBERWINDEN Change-Projekte stossen bei den Mitarbeitenden häufig auf Widerstände. Diese sind bei Veränderungsvorhaben etwas völlig Normales und können mitunter sogar als nützlich angesehen werden – denn Mitarbeitende, die Widerstände zeigen, denken in der Regel mit und können allfällige Risiken aufzeigen. Somit können bessere Lösungen gefunden werden. Widerstände sind in der Regel das Resultat von Ängsten. Diese

lassen sich in drei Kategorien einordnen: Sachängste, persönliche Ängste und Macht geleitete Ängste. SACHÄNGSTE Mitarbeitende, die von Sachängsten geplagt sind, stellen sich Fragen wie: «Gehen wir wirklich den richtigen Weg?» oder «Sind das die notwendigen und richtigen Massnahmen?» Diese Kategorie macht etwa die Hälfte aller Ängste aus. Die Hauptsorge besteht darin, dass die Führung die falschen Entscheidungen trifft und daraus Nachteile für das Unternehmen oder die Abteilung entstehen könnten. Als Führungskraft sollten Sie dieses proaktive Mitdenken würdigen und nachfragen, was genau am eingeschlagenen Weg schlecht ist. Dadurch fühlen sich die Betroffenen ernst genommen, was wiederum als Türöffner für eigene Argumente wirkt. Zeigen Sie die zukünftigen Vorteile auf, aber auch die in Kauf zu nehmenden Nachteile und beschönigen Sie nichts! In letzter Konsequenz sollten Sie klarstellen, dass nun einmal dieser Weg gegangen wird und dass es nunmehr darum geht, Lösungen für genau diesen Weg zu finden. PERSÖNLICHE ÄNGSTE Betroffene, die persönliche Ängste haben, machen sich Sorgen um den Verlust ihrer persönlichen Handlungsfähigkeit. Ihre Fragen lauten zum Beispiel: «Braucht es mich in Zukunft noch?» oder «Besitze ich die notwendigen Fähigkeiten, um die zukünftigen Anforderungen zu bewältigen?» Weil diese Ängste häufig gar nicht ins Bewusstsein treten und deshalb nach aussen auch nicht als solche kommuniziert werden, sondern eher


erste Schritte zum Soll-Zustand ermĂśglichen. Begleiten Sie Mitarbeitenden mit persĂśnlichen Ă„ngsten eng auf diesem Weg und stecken Sie Schritt fĂźr Schritt kleine, erreichbare Ziele, welche Sie laufend gemeinsam evaluieren.

Foto: BilderBox.com

als generelle Ablehnung gegen das Neue wahrnehmbar sind, besteht fĂźr FĂźhrungskräfte die Gefahr, solche Mitarbeitende der ersten Kategorie zuzuordnen. Aus diesem Grund ist aktives ZuhĂśren fĂźr FĂźhrungskräfte das A und O im Umgang mit von persĂśnlichen Ă„ngsten betroffenen Mitarbeitenden. Dazu gehĂśrt es, Sorgen und BefĂźrchtungen zwischen den Zeilen herauszuhĂśren und anzusprechen. Auch hier kann als Einstiegsfrage: ÂŤWas ist fĂźr Sie denn so schlimm daran?Âť gestellt werden. Fragen Sie weiter, unter welchen Umständen sich die Person einen ersten Schritt vorstellen kann. Suchen Sie gemeinsam nach Massnahmen, die

MACHTGELEITETE Ă„NGSTE Bei der dritten Kategorie handelt es sich um die Angst vor Machtverlust oder um die Angst, Ansehen zu verlieren. Diese Mitarbeitenden fĂźrchten sich davor, Privilegien zu verlieren. Weil Veränderungsvorhaben stets auch mit ÂŤRevierverlustenÂť oder der Aufgabe von lieb gewonnen Privilegien zu tun haben, schwingen von Eigeninteressen geleitete Ă„ngste sehr oft mit. Die Folgen sind interne Konkurrenzkämpfe. Um solche negativen Folgen zu vermeiden, sollten Sie als FĂźhrungskraft mĂśgliche Verluste direkt ansprechen und nach den Empfindungen der Person fragen. Beachten Sie dabei, dass nicht zählt, wie Sie in einer solchen Situation reagieren wĂźrden, sondern wie diese fĂźr die betroffene Person empfunden wird. HĂśren Sie aktiv zu und zeigen Sie Verständnis. Das wirkt emotional deeskalierend. In letzter Konsequenz sollten Sie klarstellen, dass die Verluste in Kauf zu nehmen sind und dass es jetzt darum geht, einen konstruktiven Umgang damit zu finden. Betonen Sie zudem die zu erwartenden Vorteile fĂźr die Betroffenen nach dem Wandel. TRIGGER-FUNKTION DER FĂœHRUNGSKRĂ„FTE In unserer Beratungspraxis bei der Firma DIACOVA AG beobachten wir häufig, dass das Topmanagement vieles richtig macht: Der Change-Prozess ist gut aufgegleist, die

Vision wird immer wieder kommuniziert, es liegen Aktionspläne vor, Multiplikatoren fĂźr die Kommunikation der Notwendigkeit des Wandels und fĂźr die allgemeine Kommunikation werden eingesetzt, Weiterbildungsprogramme zur Erlangung der zukĂźnftig notwendigen Kompetenzen sind implementiert – und trotzdem werden die gesteckten Ziele nicht erreicht. Viele FĂźhrungskräfte sind sich nicht bewusst, dass sie in diesem Zusammenhang eine entscheidende Rolle innehaben. Einfache Verhaltensregeln kĂśnnen helfen, das Konsequenzen-Management zu verbessern. FĂźr einen erfolgreichen Veränderungsprozess sind die 3-K-Regeln entscheidend: KLARE KOMMUNIKATION VON KRITERIEN: Stets erklären, was gefordert ist: Ziele, Ergebnisse und Verhaltensweisen. KOHĂ„RENZ: Fortlaufend und konsequent das GewĂźnschte fordern. KONSEQUENZ: Wenn das Geforderte, zum Beispiel eine neue Verhaltensweise, nicht gezeigt wird, dann mĂźssen Konsequenzen erfolgen. Und selbstverständlich soll umgekehrt richtiges Verhalten entsprechend belohnt werden. Ein Veränderungsprozess kann noch so gut geplant sein, er wird trotzdem nicht gelingen, wenn das Konsequenzen-Management mangelhaft ist. Schulen Sie Ihre FĂźhrungskräfte so, dass sie sich Ihrer Trigger-Funktion im Change-Prozess bewusst sind und Sie den Mut und die Durchsetzungsfähigkeit entwickeln, Ihre Mitarbeitenden hartnäckig, konsequent, aber dennoch partnerschaftlich mit den anstehenden Veränderungen zu konfrontieren.

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WEITERBILDUNG

Der Weltsprache näher BOA LINGUA BUSINESS CLASS Englisch wird immer wichtiger. Viele Unternehmen führen deshalb interne Sprachkurse durch, die jedoch meist viel Zeit beanspruchen. Eine Alternative, die sich immer grösserer Beliebtheit erfreut, sind Business Sprachtrainigs im Ausland, beispielsweise in London. TEXT A N O U K A R B E N Z

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ugendliche sprechen immer besser Englisch. Die sogenannten «Digital Natives» lernen die Weltsprache früh in der Schule und schauen sich Filme und anderes immer öfter in der Originalsprache an. «Digital immigrants» hingegen haben Mühe, den heutigen Erwartungen in Bezug auf Sprachkenntnisse gerecht zu werden. EINE FOLGE DER GLOBALISIERUNG Neubundesrat Guy Parmelin sagt über sich selbst, dass er sehr schlecht Englisch spreche. Obwohl die «Lingua Franca» immer wichtiger wird und gerade Politiker sich weltoffen und international zeigen sollten, weisen Führungspersonen oftmals ungenügende Sprachkenntnisse auf. Max Wey, Gechäftsführer der Boa Lingua Business Class: «Nicht nur Bundesratskandidaten respektive Neubundesräte haben fremdsprachliche Defizite, sondern generell viele Berufsleute. Und sie alle haben keine Zeit zum Sprachenlernen.» Unternehmen würden daher viel darin investieren, ihre Mitarbeitenden und Führungskräfte zu schulen. Laut Max Wey ist es jedoch kontraproduktiv, von einem etwa 40-jährigen im mittleren Kader zu verlangen, dass er ein First-Diplom macht. Statt Grammatik zu büffeln, sei es sinnvoller, lernen in Englisch zu verhandeln, zu präsentieren und zu verkaufen. Also all das, was im geschäftlichen Alltag von Berufsleuten gefordert wird. TEIL EINER ANDEREN KULTUR WERDEN Eine beliebte Destination für Business Sprachtrainings im Ausland ist London. Bei der London School of English, einem Partner von Boa Lingua Business Class, wird den ganzen Tag Englisch gesprochen: «Neben den 25-30 Lektionen Unterricht pro Woche wird auch am Abend im Ausgang und Zuhause bei der Gastfamilie Englisch gesprochen», beschreibt Max Wey den Sprachaufenthalt. Der Lernende werde so der Kultur und Sprache eines Landes komplett ausgesetzt.

Um eine Sprache wirklich zu lernen, muss man mit ihr leben, in ihr träumen und sie im Alltag mit den Menschen, die sie beherrschen, sprechen. In den sogenannten «cultural trainings» wird auf kulturelle Unterschiede eingegangen, ohne sie zu stereotypisieren. In den Kursen kommt die Interkulturalität einer Verhandlung besonders in Rollenspielen stark zum Tragen, da Lernende mit ganz unterschiedlichem kulturellen Hintergrund zusammenkommen. Max Wey hält diese Mischung für sehr wichtig: «Nur schon wenn es darum geht, zuzustimmen oder zu widersprechen, ist das in jeder Sprache etwas anderes. Ist man nicht gleicher Meinung, kann man dies einem Deutschen beispielsweise meistens direkt sagen, bei einem Asiaten ist daggegen davon abzuraten, da der angerichtete Schaden unter Umständen enorm sein könnte.» KURZ ABER INTENSIV Seit dem Währungsschock im Januar sind Unternehmen in Bezug auf die Weiterbildung ihrer Mitarbeitenden auf die Bremse getreten. Da Boa Lingua jedoch alle Kurse in der Originalwährung anbietet, sind die Kosten aufgrund des starken Frankens tiefer geworden. Der höchste Kostenpunkt sei heutzutage, dass auf den Mitarbeitenden während der Zeit der Aus- oder Weiterbildung verzichtet werden müsse. Aus diesem Grund finden die Business Sprachtrainings häufig während den Ferien statt. Dafür werden beispielsweise die Hälfte der Kosten vom Unternehmen übernommen. Bei der Gruppenbildung wird auf Homogenität gesetzt; sowohl in Bezug auf das Alter der Teilnehmenden als auch mit Blick auf die Branche. So werden etwa spezifische Kurse für «Ingenieure» oder «Juristen» angeboten, um den individuellen Bedürfnissen gerecht zu werden. Besonders beliebt im Business-Bereich sind die zweiwöchigen Intensiv-Kombi-Kurse: Die Minigruppe à drei bis vier Personen (15 Lektionen pro Woche) plus Einzelunterricht.

Max Wey, Geschäftsführer der Boa Lingua Business Class

Foto: zVg

INFORMATION Die Boa Lingua Business Class ist spezialisiert auf Business-Sprachtrainings im Ausland und mit zehn Filialen in der ganzen Schweiz vertreten. 1989 gegründet, bietet Boa Lingua heute Sprachtrainings in über 30 Ländern an. Mit den Sprachschulen steht die Sprachagentur in persönlichem Kontakt. Boa Lingua gewann bereits fünf STM Star Awards als «beste Sprachagentur Westeuropas» – die bedeutendste Auszeichnung in der Branche. Start ist an jedem Montag möglich. Mehr dazu auf: www.businessclass.ch

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NETZWERKE

Gesetzesflut zu Neujahr GESETZESÄNDERUNGEN Fast 400 neue oder geänderte Gesetze und Verordnungen sind am 1. Januar 2016 in Kraft getreten. Die Änderungen reichen von einer neuen Obergrenze des versicherten Lohns über die Kürzung der Sozialhilfe bis zum Verbot längerer Retourfahrten. TEXT M I C H A E L K R A M P F

Endlich erlaubt: Velofahrer dürfen die Füsse von den Pedalen nehmen.

B

ei den Konsumentenverträgen gilt das Widerrufsrecht für Haustürgeschäfte neu auch dann, wenn sich der Konsument am Telefon zu einem Vertragsschluss hat überreden lassen. Die Frist für den Widerruf des Telefonverkaufs und aller anderen Haustürgeschäfte wurde von sieben auf 14 Tage ausgedehnt. Die längere Frist gilt auch für den Partnervermittlungs- und Konsumkreditvertrag. Bei Letzterem muss bereits ab einer Laufzeit von mehr als drei Monaten eine Kreditfähigkeitsprüfung durchgeführt werden. Zudem wird die aggressive Werbung für Kredite verboten. Wer dagegen verstösst, kann mit einer Busse von bis zu 100 000 Franken bestraft werden. Neben diesen für Konsumenten wichtigen Änderungen sind am ersten Januar 2016 fast 400 weitere neue oder geänderte Gesetze und Verordnungen in Kraft getreten. Die Änderungen reichen von einer neuen Obergrenze des versicherten Lohns über die Kür-

DER PREFERRED LEADERS CLUB Der plc des Unternehmer Forums Schweiz bietet eine breite Palette an Fachinformationen und Vergünstigungen. Die Mitglieder erhalten uneingeschränkten Online-Zugriff auf sämtliche Tagungs- und Kongressunterlagen sowie grosszügige Rabatte für alle Mitarbeitenden des Unternehmens. Zudem erscheinen jährlich zwei bis drei Publikationen zu Themen wie: Arbeitszeugnisse, Projektmanagement und vieles mehr. Im Jahresbeitrag ist auch das Abonnement der UnternehmerZeitung enthalten. Weitere Informationen auf www.unternehmerforum.ch, preferred leaders club, oder unter der Telefonnummer: 043 399 78 85.

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UnternehmerZeitung | Nr. 1/2 2016

zung der Sozialhilfe bis zum Verbot längerer Retourfahrten. Ein kurzer Überblick: GELDWÄSCHEREI Wer bei einem Händler einkauft und für etwas bar bezahlt, das über 100 000 Franken kostet, kann nicht mehr anonym bleiben. Der Händler muss von ihm einen Ausweis verlangen und bei Verdacht die Meldestelle für Geldwäscherei informieren. Diesem Prozedere kann man sich nur entziehen, wenn man die Zahlung über einen Finanzintermediär abwickelt. VERSICHERTER LOHN Der Höchstbetrag des versicherten Lohns in der obligatorischen Unfallversicherung wird von 126 000 Franken auf 148 200 Franken erhöht. Die neue Obergrenze gilt auch für die Beiträge und Leistungen der Arbeitslosenversicherung und für die Höhe des IV-Taggelds. ARBEITSZEITERFASSUNG Die Pflicht zur Arbeitszeiterfassung wird gelockert. Neu können Angestellte – sofern dies ein Gesamtarbeitsvertrag vorsieht – auf die Erfassung ganz verzichten, wenn sie 120 000 Franken und mehr brutto pro Jahr verdienen und ihre Arbeitszeit mehrheitlich selber festlegen können. Eine vereinfachte Erfassung ist bei Beschäftigten mit einer grossen Zeitautonomie möglich, wenn die Mehrheit der Angestellten des Betriebs damit einverstanden ist. STEUERABZUG Sämtliche Ausbildungs-, Weiterbildungs- und Umschulungskosten können in der Steuererklärung 2016 von den Steuern abgezogen werden. Beim Bund ist der Abzug auf 12 000 Franken beschränkt, die Kantone können eigene Höchstbeträge festlegen. Die Kosten für die Erstausbildung bleiben wie bis anhin nicht abzugsfähig. Neu ist der Pendlerabzug bei den Bundessteuern auf 3 000 Franken beschränkt. KONTORÜCKZUG Wenn beim Sparkonto die Rückzugslimite überschritten wird, muss die Bank zwingend mindestens zwei Prozent auf jenem Betrag abziehen, der die Limite über-

Foto: zVg

steigt. Die Bank kann nur dann davon absehen, wenn sie Spareinlagen mit zusätzlicher Liquidität unterlegt. SOZIALHILFE Bei Grossfamilien mit mehr als fünf Personen im Haushalt wird der Grundbedarf um 76 Franken pro Person und Monat gekürzt. Die Ansätze für Erwachsene bis 25 Jahre mit eigenem Haushalt betragen neu 789 statt 986 Franken. Und wer gegen Anordnungen des Sozialamts verstösst, muss mit einer Kürzung des Grundbetrags um bis zu 30 Prozent rechnen. STRASSENVERKEHR Über eine längere Strecke hinweg darf man nur noch den Retourgang einlegen, wenn die Weiterfahrt oder das Wenden nicht möglich ist. Wer auf einer dreispurigen Autobahn den Überholstreifen benutzt, muss mit seinem Fahrzeug mindestens 100 km/h statt wie bisher 80 km/h fahren. Aufgeräumt hat der Gesetzgeber mit veralteten Regeln, wonach Fussgänger keine spitzen oder kantigen Gegenstände mitführen dürfen oder dass es Velofahrern nicht erlaubt ist, die Füssen von den Pedalen zu nehmen. WAFFEN Bereits im Alter von 15 statt wie bisher 17 Jahren dürfen Schweizerinnen und Schweizer einen Jungschützenkurs besuchen. Die Waffe muss aber im Schützenverein belassen und sicher aufbewahrt werden.

DER AUTOR

Michael Krampf, lic. iur., ist Rechtsanwalt, Berater und Redaktor beim Beobachter.


NETZWERKE

Zürcher Erfolgsmodelle SWISS VENTURE CLUB Am 21. Januar 2016 wird der Prix SVC Wirtschaftsraum Zürich im Hallenstadion zum fünften Mal vergeben. Die sechs Finalisten zeichnen sich durch Innovationsstärke und Flexibilität aus und verkörpern jeder auf seine Weise ein Erfolg versprechendes Schweizer KMU. TEXT A N O U K A R B E N Z

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ehr als 97 Prozent aller Unternehmen in der Schweiz fallen in die Kategorie Klein- und Mittelunternehmen (KMU) und tragen somit das Erfolgsmodell Schweiz. Mit dem Prix SVC Wirtschaftsraum Zürich werden herausragende KMU prämiert, die in der Region Zürich verankert sind. Die 13-köpfige

Expertenjury unter der Leitung von Michael Steinmann, Partner McKinsey & Company, hat aus über 80 nominierten Unternehmen sechs Finalisten aus ganz unterschiedlichen Bereichen bestimmt. Gemein ist allen, dass sie sich durch grosse Innovationskraft sowohl in Bezug auf neuartige Technologien als auch Geschäftsmodelle auszeichnen. Zentrale Vo-

raussetzung für die Nomination ist nebst einem entsprechenden Leistungsausweis, der Etablierung und der Nachhaltigkeit auch der Innovationsgedanke und die regionale Verwurzelung des Unternehmens. Daneben wird auch die Qualität der Mitarbeitenden und des Managements sowie die Firmenkultur berücksichtigt.

DIE SECHS FINALISTEN KATADYN GRUPPE www.katadyngroup.com Gründungsjahr: 1928 Branche: Konsumgüter und Industrie Produkte/Dienstleistungen: Als Spezialist für individuelle Nahrungs- und Trinkwasserversorgung bietet Katadyn verschiedenste Konsumgüter an; vom portablen Wasserfilter über gefriergetrocknete Trekkingnahrung und Campingkochern bis hin zu Entsalzungsgeräten und UV-Desinfektionsanlagen. Anzahl Mitarbeitende: 170 Geschäftsführung: Adrian Schmassmann OETIKER GRUPPE www.oetiker.com Gründungsjahr: 1942 Branche: Automobilzulieferer Produkte/Dienstleistungen: Entwicklung, Produktion und Vertrieb von Klemmen, Schellen und Ringen sowie passenden Montagelösungen für verschiedene Automobil- und Industrieanwendungen. Anzahl Mitarbeitende: 1500 Geschäftsführung: Thomas Meier-Bickel TRAFAG AG www.trafag.com Gründungsjahr: 1942 Branche: Sensorik Produkte/Dienstleistungen:

Herstellung von Mess- und Regelgeräten. Hochstehende Sensoren und Überwachungsgeräte für Druck, Temperatur und Gasdichte. Anzahl Mitarbeitende: 168 Geschäftsführung: Robert Pfrunder BUCHER LEICHTBAU AG www.bucher-group.com Gründungsjahr: 1953 Branche: Luftfahrt Produkte/Dienstleistungen: Spezialisiert auf Flugzeugbordküchen. Entwicklung und Produktion von Lösungen (Schränke, Klapptische, Sitzkomponenten etc.) für Catering, Cabin, Medical Systems und VIP. Anzahl Mitarbeitende: 320 Geschäftsführung: Beat Burlet IE INDUSTRIAL ENGINEERING ZÜRICH AG www.ie-group.com Gründungsjahr: 1966 Branche: Generalplaner und Totalunternehmer für die grafische, die Lebensmittel-, Kunststoff-, Life Science- und Hightech-Industrie Produkte/Dienstleistungen: Planung und Realisierung komplexer Industriebauten. Anzahl Mitarbeitende: 80 Geschäftsführung: Armin Ballweg

Adrian Schmassmann, Thomas Meier-Bickel, Robert Pfrunder, Beat Burlet und Armin Ballweg (v.l.n.r.). Nicht abgebildet sind die Vertreter der Kalaidos Bildungsgruppe Schweiz. Bildquelle: zVg

KALAIDOS BILDUNGSGRUPPE www.kalaidos.ch Gründungsjahr: 1956 Branche: Bildung Produkte/Dienstleistungen:

Anbieter von Bildungsdienstleistungen. Vereinigung von Bildungsinstituten von der Volksschul- und Gymnasialstufe über die berufliche Aus- und Weiterbil-

dung bis zur Hochschulstufe. Anzahl Mitarbeitende: 3644 Geschäftsführung: Dr. Jakob Limacher, Thomas Suter und Christian Zindel

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NETZWERKE

Dreiecksverhältnis mit Tücken LOHNPFÄNDUNG Wird das Einkommen des Arbeitnehmers gepfändet, muss der Arbeitgeber den gepfändeten Lohn statt dem Arbeitnehmer dem Betreibungsamt bezahlen. Lohnpfändungen bedeuten administrativen Mehraufwand und bergen einige Tücken.

tenzminimum noch gepfändet ist. Im Weiteren ist der Arbeitgeber zur Verschwiegenheit über die Lohnpfändung des Arbeitnehmers verpflichtet.

VON S T E F A N I E M E I E R - G U B S E R

S

obald das Betreibungsamt dem Arbeitgeber die Einkommenspfändung anzeigt, kann dieser den gepfändeten Lohnanteil befreiend nur noch an das Betreibungsamt leisten, sonst riskiert er eine Doppelzahlung. Den nicht gepfändeten Lohn muss der Arbeitgeber weiterhin dem Arbeitnehmer bezahlen. Eine einzelne Lohnpfändung dauert maximal ein Jahr.

PFÄNDUNGSARTEN Die pfändbare Quote berechnet sich aus dem Nettoeinkommen des Arbeitnehmers abzüglich des durch das Betreibungsamt festzusetzenden betreibungsrechtlichen Existenzminimums. Gepfändet werden entweder ein pauschaler Betrag oder die das betreibungsrechtliche Existenzminimum von X Franken übersteigenden Einkünfte.

Während der Arbeitgeber bei der Pauschalbetragspfändung also monatlich einen fixen Betrag an das Betreibungsamt überweisen kann, muss er bei der Existenzpfändung den gepfändeten Lohnanteil jeweils selber berechnen. WAS GEHÖRT ZUM LOHN? Als Einkommen gelten z. B. auch der 13. Monatslohn, Gratifikationen, Boni, Provisionen, Schadenersatzansprüche für

missbräuchliche oder ungerechtfertigte Kündigungen, Auszahlung von Überstunden oder Ferien.

STEFANIE MEIER-GUBSER Die Autorin ist lic. iur. und Fürsprecherin bei Centre Patronal, Kapellenstrasse 13, Postfach 5236, 3001 Bern, +41 58 796 99 09, +41 58 796 99 03, smeier@centrepatronal.ch, www.centrepa www.centrepatronal.ch p tronal.ch

VORSICHT! Hat der Arbeitgeber selber fällige Forderungen gegenüber seinem Arbeitnehmer, darf er diese während einer Existenzpfändung nicht verrechnen; bei einer Pauschalbetragspfändung maximal mit dem Betrag, der weder Exis-

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Best Practice – Konzepte oder Köpfe?“

Dienstag, 15. März 2016, ab 17.30 h

Donnerstag, 18. Februar 2016, 17.30 h

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BÜCHER

Geld von Allen für Jeden BEDINGUNGSLOSES GRUNDEINKOMMEN Im kommenden Jahr wird das Schweizer Stimmvolk über eine Initiative abstimmen, die polarisiert wie kaum eine zuvor: Was dem einen ein «Grundrecht» ist, ist dem anderen ein «Symptom von Wohlstandsdekadenz». TEXT D E L I A B A C H M A N N

«Was würde ich tun, wenn für mein Einkommen gesorgt wäre?» – Das bedingungslose Grundeinkommen stellt Fragen, die an den Grundfesten unserer Gesellschaft rütteln. Foto: zVg

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nerhört, realitätsfremd und schädlich – die Forderung nach einem bedingungslosen Grundeinkommen löst bei vielen Menschen eine automatische Abwehrhaltung aus: «Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen», lautet ein bekanntes Paulus-Wort. Eine moderne Variante davon ist der berühmte Ausspruch des Ökonomen Milton Friedman: «There ain't no such thing as a free lunch». Beide bringen die Kernidee der westlichen Leistungsgesellschaft zum Ausdruck – eine Idee, die wir tief verinnerlicht haben. Die Autoren Daniel Häni, Mitinitiator der Schweizer Volksinitiative «Für ein bedingungsloses Grundeinkommen», und Philip Kovce stellen diese Idee mit ihrem Buch «Was fehlt, wenn alles da ist?» in Frage und eine neue vor. Ihr Ziel ist es, den Leser zu überzeugen. Gleichzeitig glauben sie nicht an ein «Ja» an der Urne im kommenden Jahr. Doch die Verfechter des bedingungslosen Grundeinkommens haben einen langen Atem, schliesslich wollen sie Grundlegendes verändern. So haben die Initianten keine konkreten Zahlen in den Initiativtext aufgenommen, sprechen inoffiziell aber von 2500 Franken monatlich. Bei den verschiedenen Argumenten lassen sich einige Parallelen erkennen. Begonnen wird meist mit der Erörterung gesellschaftlicher Entwicklungen, Prinzipien oder Phänomene: Arbeitsteilung, Automati66

UnternehmerZeitung | Nr. 1/2 2016

sierung, Subsidiaritätsprinzip oder die viel beschworene Work-Life-Balance sind Beispiele hierfür. Nach einer sorgfältigen gedanklichen Zerlegung werden die Aspekte neu zusammengesetzt, wodurch Grundkonzepte wie «Arbeit» mit neuen Bedeutungen gefüllt werden. So sei etwa die Arbeitsteilung «richtig» verstanden eine Art von «struktureller Nächstenliebe», da der Mensch heute von dem lebt, was andere für ihn leisten. Er hat also ein natürliches Interesse am Wohlergehen der Anderen. Mit viel rhetorischem Geschick legen die Autoren dar, warum Vollbeschäftigung nicht erstrebenswert, die Work-Life-Balance eine Schizophrenie und Konkurrenzdenken falsch ist. Sie erläutern das Gefühl des Mangels im Überfluss und erklären, warum die Frage nach der Finanzierung die beste aller schlechten Fragen ist. In zwei Zwischenkapiteln kommen auch andere Stimmen – Gegner und Befürworter – zu Wort, und das im O-Ton. Hier wird klar: Was die Lager trennt, ist die Argumentationsebene. So stehen bei den Gegnern ökonomische und praktische Argumente wie Finanzier- und Umsetzbarkeit im Vordergrund. «Die Volksinitiative für das Grundeinkommen (...) entspricht im Realitätsgehalt einer Volksinitiative zur Abschaffung der Schwerkraft», sagt etwa Hansueli Schöchli, ein NZZ-Journalist. Die Befürworter hingegen argumentieren stark mit dem Menschenbild: «Das solidarische Bürgergeld ist kein Sofa, sondern ein Sprungbrett», so

CDU-Politiker Dieter Althaus. Die Autoren selbst bezeichnen die Vertrauensfrage als Gretchenfrage der Grundeinkommensdebatte. Die Finanzierungsfrage hingegen sei nicht relevant, es handle sich monetär um ein Nullsummenspiel. Das Buch basiert auf einem Frage-Antwort-Spiel der Autoren Häni und Kovce. Der mündliche Stil dieses Hin und Hers ist in Form von pointierten Formulierungen und geschliffener Rhetorik ins Werk eingeflossen. Die Autoren werfen gute, wichtige und – aus ihrer Sicht – die richtigen Fragen auf. Fragen, die wertvolle und überraschende Denkanstösse bieten, wenn auch die Antworten darauf höchst unterschiedlich ausfallen. So ist das Buch auch für erbitterte Gegner anregend und lesenswert. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich umstimmen lassen, bleibt allerdings gering.

Was fehlt, wenn alles da ist?, Daniel Häni und Philip Kovce, Orell Füssli Verlag, 2015, 192 Seiten, CHF 19.90 ISBN 978-3-280-05592-2


10 FRAGEN AN

Tiefsinniger Weggefährte YANNICK TIEFENTHALER Mitgründer und Geschäftsführer Roots Outdoor & Travel

Foto: Stefan Hellberg

Warum sind Sie Unternehmer geworden? Nach Abschluss meiner Berufslehre habe ich sehr bald realisiert, dass ich nicht geschaffen bin für einen Montag-bis-Freitag-Job mit vier oder fünf Wochen Ferien. Ich strebte nach einem anderen Rhythmus, einen, den ich selbst bestimmen kann. Wenn nichts unmöglich wäre, was wäre Ihr Traumjob? Zusammen mit dem hilfesuchenden Menschen den Weg zu seinem Glück und inneren Frieden zu finden. Die Bezahlung erfolgt nach dem Motto: «Gib mir das, was es dir wert war». Wenn das nicht klappt, dann wäre ich wohl gerne Baumhausbauer. Was mögen Sie nicht an Ihrer Branche? Abgesehen von den teils unnötig strengen Regulierungen im Risikosportartengesetz, welche auch unsere Arbeit betreffen und hoffentlich schon bald wieder gelockert werden, gibt es nichts, was mich stört. An welches Ereignis in Ihrer Karriere erinnern Sie sich am liebsten? Als ich das erste Mal mit einem Kajak und einer Gruppe von Schweizern durch die wunderschönen Schäreninseln an der Ostküste Schwedens paddelte und meinen Partner fragte: «Machen wir das gerade wirklich?» Das war der Beginn unserer nomadischen Kajakreisen im Norden. Schon immer träumte ich davon, eines Tages Menschen durch die skandinavische Landschaft zu führen und ihnen ihre Schönheit zu zeigen. Was war Ihr grösster Fehlentscheid? Ich bin dankbar für jeden Fehler, den ich im Leben machen durfte. Alle Entscheide, die ich gefällt habe, haben mich dahin geführt, wo ich jetzt bin. Es gibt kein Richtig oder Falsch, denn Fehler sind da, um aus ihnen zu lernen. Welche Persönlichkeit hätten Sie schon immer gerne einmal getroffen? Hmm... Jesus? Ich glaube, was er seiner Nachwelt mitgeben wollte war, dass jeder Stein zu Brot und Wasser zu Wein gewandelt werden kann. Der Glaube kann Berge versetzten – mit der nötigen Portion Liebe, Mitgefühl und Demut.

Wie erholen Sie sich von Stress? Das Geräusch des fliessenden Wassers im Bach, die Beobachtung der Wanderung des Lichts über eine Landschaft, die Berührung vom Wind. Im Vollkontakt mit der Natur fühle ich mich vollkommen und kann mich dem eigentlichen Rhythmus des Lebens hingeben. Als Prävention reflektiere ich die Situation, die mich aufgeregt hat, um diese oder ähnliche in Zukunft zu vermeiden. Was zeichnet die Schweizer Wirtschaft aus? ZUR PERSON Die Schweiz ist weltweit der grösste Handelsplatz für Unternehmen: Roots Outdoor & Travel Rohstoffe. Auch lockte sie in Position: Geschäftsleitung und Headguide Werdegang: Backoffice Börsenhandel, später Landschaftsden letzten Jahren die mogärtner, Velokurier, Snowboardlehrer und Igluralisch fragwürdigsten Firbauer. Schliesslich Outdoorguide bei verschiedenen men mit Steuergeschenken Outdoorfirmen und Gründung der Plattform und gewisser Immunität www.roots-outdoor.ch zusammen mit zwei Partins Land. Dank der liberanern. Das Unternehmen bietet Kajakreisen, Iglulen Marktwirtschaft und bauen und -übernachtungen sowie Teambuilding der Möglichkeit zur freien an. Zudem ist Tiefenthaler selbständiger Fotograf (www.whytea.ch) und arbeitet als Freischaffender Meinungsäusserung, bieund freiwilliger Mitarbeiter bei Viva con Agua. tet die Schweiz aber auch Ausbildung: Banklehre, dipl. Outdoorguide (Planoalto), eine wunderbare Plattform Kreativ-ritueller Prozessbegleiter (Planoalto), für viele innovative UnterBurnout-Prophylaxe Trainer (SAB-P) nehmen und Menschen, Hobbies: Fotografie, Gitarre, Snowboard, nomadisches die nicht in erster Linie auf Unterwegssein zu Fuss oder mit dem Kajak Profit aus sind, sondern die Zukunft fair und nachWorüber können Sie sich ärgern? haltig mitgestalten wollen. Die Schweiz ist Ich ertappe mich immer mal wieder dabei, weltweit bekannt für Werte wie Disziplin, dass ich mich ärgere, wenn ich Nachrichten Professionalität und Genauigkeit, auf die wir sehe oder lese und feststellen muss, dass die alle stolz sein dürfen. Wenn wir Schweizer meisten Meldungen – vielleicht bis auf ein noch etwas weniger «bünzlig» werden, dafür neugeborenes Äffchen im Zürich Zoo – viel mehr aus dem Herzen entscheiden und diese zu oft negativ geprägt sind oder gar aus WerWeisheiten in den Topf unserer Stärken dabung bestehen. Die tägliche Informationsflut zugiessen, werden wir viele Hürden menschaus negativen Meldungen hindert uns daran, lich und mit Mitgefühl meistern können. glücklich zu sein und das Leben zu schätzen. Klar geschehen Sachen in der Welt, die Platz Was wünschen Sie sich für die Schweiz? in den Nachrichten verdient haben und geIch wünsche mir, dass wir Schweizer bereit hört werden sollen, jedoch gehen Meldunsein werden, unseren Wohlstand zu teilen gen unter, die das menschliche Potential zu und die Augen nicht verschliessen vor dem wecken vermögen. Leid ausserhalb unserer Grenzen. Nr. 1/2 2016 | UnternehmerZeitung

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KAPITALMARKT

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ANGEBOTE TECH. KOMPONENTEN UND GERÄTE TOP VERDIENST (3820) Die Firma ist in fast allen Branchen des Gewerbes und der Industrie tätig. Jährlich über 100 Neukunden, aktueller Kundenstamm beträgt 1 400 Adressen. Dank vieler Internetadressen mit von den Kunden gesuchten Keywörtern sehr gute Internetpräsenz. Ca. 75 Prozent der Tätigkeiten im Bereich Handel, ca. 400 verrechnete Technikerstunden/Jahr. Platzbedarf Lager: ca. 50m2, Lagerbestandswert per Ende 2015: ca. 20 000 Franken . Kundschaft in der ganzen, vorwiegend deutschsprachigen Schweiz, Firma daher ortsunabhängig. Praktisch keinen Verkaufsaussendienst. Total Kilometerleistung Fahrzeug/ Jahr: ca. 12 000 km. CHEMINÉEHOLZ (3384) Firma zu verkaufen, welche Holz für Cheminées aufbereitet. Die Firma verfügt über feste Abnehmer (Grossverteiler). Rechtsform: Einzelfirma Mitarbeitende: Inhaber, Ehefrau (Büro), zwei feste Mitarbeitende, einen temporären Mitarbeitenden. Die Firma erzielt einen guten Umsatz und ist in den Räumlichkeiten des Firmeninhabers eingemietet. Es besteht allenfalls auch die Möglichkeit, als Geschäftsführer tätig zu

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sein, da ein Investor Interesse hätte. HOCHRENTABLE SCHWIMMSCHULE (3818) Erfolgreiche und ertragsstarke Schwimmschule sucht Nachfolge. Nach nur wenigen Jahren schaffte es die Schwimmschule, sich in der Region zu etablieren und den Inhabern eine hohe Rendite zu liefern. Die Schule zeichnet sich durch eine konsequente Spezialisierung und Standardisierung des Geschäftsmodells aus. Auch nach der Übergabe steht der Abtretende dem Käufer auf Wunsch stundenweise zur Verfügung. So können Knowhow und Kundenstamm optimal auf den neuen Eigner übertragen werden. Investitionssumme: 250 000 Franken. Jetzt online Kurzexposée anfordern: GW17075 ONLINESHOP – TIEFES PENSUM, GUTE RENDITE (3314) Das zum Verkauf stehende Unternehmen betreibt einen Onlineversandhandel im Bereich junge und extravagante Mode für beide Geschlechter. Der bekannte Onlineshop wurde 2008 gegründet und verfügt über einen ausgezeichneten Ruf in diesem Nischenmarkt. Mit durchschnittlich 9 000 Onlinebesuchern pro Monat sowie insgesamt rund 10 000 registrierten Kunden verfügt das Unternehmen über einen langjährigen und treuen Kun-

denstamm. Der Arbeitsaufwand des Eigentümers beschränkt sich auf den Einkauf und die Verpackung bzw. den Versand der Produkte. Sein Arbeitspensum beläuft sich auf rund 10 Prozent. Im Jahr 2014 erwirtschaftete das Unternehmen einen Umsatz in der Höhe von 280 000 Franken. Die durchschnittliche Bruttomarge beträgt 60 Prozent. Der Eigentümer sucht altersbedingt nach einem Nachfolger für sein Unternehmen. Dem Käufer bietet sich die Gelegenheit, einen etablierten Onlineshop mit speziellen Nischenprodukten zu kaufen, der über enormes Wachstumspotential verfügt und viel Kreativität zulässt. Das ausführliche Firmenexposé auf: www.businesstransaction.ch ZAHNARZTPRAXIS AN IDEALER LAGE (3369) Hierbei handelt es sich um eine Zahnarztpraxis an hervorragender Lage in der Stadt Zürich. In den letzten 14 Jahren wurde ein Stamm von rund 2 500 Kunden aufgebaut, wovon 1 500 die Praxis regelmässig aufsuchen. Die Räumlichkeiten sind bestens ausgestattet und bieten für 1 bis 2 Zahnärzte eine ideale Arbeitsumgebung. Die Praxis ist auf rund 90m2 liebevoll eingerichtet und verfügt über einen unbefristeten Mietvertrag zu äusserst attraktiven Konditionen. Die vier inbegriffenen Parkplätze

sind an dieser hochfrequentierten Lage ein entscheidender Vorteil. Aktuell wird jährlich ein Auftragsvolumen von rund 400 000 Franken extern vergeben. Diese Behandlungen werden aufgrund fehlender Qualifikationen nicht intern ausgeführt und an Partnerpraxen überwiesen. Dieses brach liegende Potential sowie die vorhandenen Kapazitätsreserven bieten dem Nachfolger, welcher mit einer eigenen Praxis starten oder seine Reichweite zu Neukunden steigern möchten, eine ideale Ausgangslage. Die Inhaber verkaufen die Gemeinschaftspraxis altershalber. Sie sind allerdings gerne bereit, in einer definierten Übergangsphase weiterhin für das Unternehmen tätig zu bleiben. Die Eigentümerschaft ist diesbezüglich sehr flexibel und an einer nachhaltigen Lösung interessiert. Mehr dazu auf: www. businesstransaction.ch SPENGLEREI/ BEDACHUNGSGESCHÄFT (3812) Wegen Neuorientierung gut laufende Spenglerei und Bedachungsfirma zu verkaufen; Standort Berner Oberland; Tätigkeitsbereich: Ganzes Berner Oberland, Region Bern und Umgebung, zum Teil ganze Schweiz im Bereich Spenglerei/ Bedachungen/ Flachdach/ Kaminbau/ Spezielle Abdichtungen/ Blitzschutz; Top eingerichtete Spenglerei mit Abkantmaschinen der Längen 6m

und 8m, inkl. Handwerkszeug und jeglicher Maschinen für Dachdecker-, Zimmer-, Spengler- und Flachdacharbeiten; 2 Ziegelaufzüge und 1 Gerüstlift, eigenes Gerüstmaterial, ca. 600 m2 großes Ziegellager, Isolationslager, Blechlager usw. Momentan 20 Angestellte inkl. 9 Werkstatt-Autos, davon 5 Lieferwagen KIA (alle geprüft). Es bestehen keine Leasing auf allen Fahrzeugen und Maschinen; momentane Auftragslage ca. 1 Million. Total Umsatz pro Jahr ca. 3.8 Millionen. Werkstatt und Lager sind eingemietet und komplett eingerichtet, Arbeiter können übernommen werden. Firma kann ab sofort inkl. sämtlichen Aufträgen übernommen werden. Wert des kompletten Inventars inkl. Material: ca. 1.5 Millionen. INVESTOR FÜR INNOVATIVE SOFTWARESCHMIEDE (3786) Die Eigentümer eines spannenden Softwareunternehmens im Bereich ERP/CRM sind auf der Suche nach einem strategischen Investor, um mit ihm die ambitiösen Ziele der Zukunft erreichen zu können. Im Zentrum steht eine selbst entwickelte und höchst innovative CRM- (Customer Relationship Management) und ERP- (Enterprise Resource Planning) Anwendung für den Dienstleistungssektor. Um das Potential am wachsenden Markt auszuschöpfen, suchen die Aktionäre einen strategischen Partner, der neben finanziellen Mitteln auch Marketing bzw. Vertriebs-Know-how einbringen kann. Besonderes: Die Unternehmer sind offen für die unterschiedlichsten Transaktionsstrukturen, einschliesslich einer Kapitalerhöhung oder

IMPRESSUM UNTERNEHMERZEITUNG 22. Jahrgang, Die UnternehmerZeitung erscheint zehnmal jährlich im Verlag SWISS BUSINESSPRESS SA, Zürcherstrasse 20, CH-8952 Schlieren, Zürich; Telefon 044 306 47 00, Fax 044 306 47 11, www.unternehmerzeitung.ch, info@unternehmerzeitung.ch HERAUSGEBER Remo Kuhn, kuhn@swissnews.ch REDAKTION Steffen Klatt, klatt@unternehmerzeitung.ch; Peter Blattner, blattner@unternehmerzeitung.ch; Dominique Lieb, lieb@swissnews.ch; Delia Bachmann, bachmann@swissnews.ch; Silvan Buholzer, buholzer@swissnews.ch; Anouk Arbenz, arbenz@swissnews.ch LAYOUT UND PRODUKTION Bruno Strupler, print@ unternehmerzeitung.ch; Silvan Buholzer, buholzer@swissnews.ch MITARBEIT AN DIESER AUSGABE Martin Neff, Anna Birkenmeier, Szilvána Spett, Stefan Uhlmann, Yvonne von Hunnius, Fredy Gilgen, Rüstü Akkoca, Oliver Bendel, Stefan Vogler, Ivana Leiseder, Manuel P. Nappo, Christoph Hilber, Dieter Gessler, Stefanie Meier-Gubser, Peter Vögeli, Michael Rüegg, Michael Krampf und Ruedi Stricker ANZEIGENLEITUNG Felix Keller, keller@unternehmerzeitung.ch, Telefon 044 306 47 00 DRUCKUNTERLAGEN www.swissbusinesspress.ch/kundendaten ABONNEMENTS UnternehmerZeitung, Postfach, 8952 Schlieren Zürich, abo@unternehmerzeitung.ch, Einzelverkaufspreis: Fr. 8.– JAHRES-ABONNEMENT Fr. 64.– Inland; WEMF-beglaubigte Auflage 2015: 27647 Exemplare, davon verkauft: 7012 DRUCK Swissprinters AG Brühlstrasse 5, CH-4800 Zofingen NACHDRUCK Nur mit Genehmigung der Redaktion und Quellenangabe © UnternehmerZeitung gestattet. Für unverlangt eingesandtes Text- und Bildmaterial wird keine Haftung übernommen. DIE UNTERNEHMER ZEITUNG IST MEDIENPARTNER VON Swiss Venture Club/SVC Unternehmerpreis, Schweizer Unternehmerverband, sivg Schweiz. Institut für Verwaltungsräte, SVSM Schweiz. Vereinigung für Standort-Management, SwissCleantech.ch, UnternehmerForum Schweiz, Schweizer KMU-Tag, KMUSwissEvent, Switzerland Global Enterprise, EnAW Energie-Agentur der Wirtschaft, ICT Berufsbildung Schweiz, Suisse EMEX, Award Corporate Communications®, Fachhochschulen Nordwestschweiz FHNW IM VERLAG SWISS BUSINESSPRESS SA ERSCHEINT AUSSERDEM ZÜRCHER KMU, das Zürcher Unternehmer-Magazin

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UnternehmerZeitung | Nr. 1/2 2016


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auch einem Verkauf von bis zu 100 Prozent der Aktien.

kann auf Wunsch übernommen werden.

PATENTIERTE ERFINDUNG (KONSUM- SPORTBEREICH)(3792) Firma zu verkaufen mit einzigartigem, patentierten Produkt im Konsumbereich. Der Inhaber liess sich eine geniale Erfindung patentieren und entwickelte das Produkt bis zur Marktreife. Dieses ist einzigartig auf dem Markt und hat bereits 200 Referenzkunden. Der Inhaber möchte sich nun auf seine neuen Ideen fokussieren und die Firma mit dem Patent verkaufen. Der Geschäftsführer steht dem Käufer auf Wunsch auch nach der Übernahme beratend zur Seite. Investitionssumme: 250 000 bis 270 000 Franken. Jetzt Online-Kurzexposée anfordern: RP06075

HERSTELLER ELEKTROTECHNISCHER ARTIKEL (3789) Altershalber/ Nachfolgerlösung zu verkaufen. Wir sind ein ca. 45-jähriges Schweizer Unternehmen in der Herstellung von elektrotechnischen Artikeln. Vertrieb: ca. 98 Prozent in Europa. Langjähriger Kundenstamm. Fabrikationsräumlichkeiten können mit langjährigem Mietvertrag übernommen werden. Kaufpreis von 4 500 000 Franken beinhaltet 1 000 000 Franken aktuelles Produktionsmaterial und ca. 2 000 000 Franken Fertigungsanlagen und Einrichtungen. Gewinn: 400 000 bis 500 000 Franken inkl. Inhaberlohn. Tiefe Lohnkosten, bedingt jedoch Mitarbeit des Firmeninhabers. Ideal für Elektriker, Elektrotechniker, Feinmechaniker, Elektroingenieur, etc. oder Angliederung an Produktionsfirma oder Vertriebsfirma ähnlicher Produkte.

VERTRIEB & INSTALLATION BEWÄSSERUNGSANLAGEN (3748) Wir verkaufen ein Handels- und Dienstleistungsunternehmen. Dieses ist spezialisiert auf die Planung, den Vertrieb und die Installation von Bewässerungs- und Beleuchtungsanlagen für Gärten, Parks, Sport- sowie Reitplätze. Das Unternehmen besteht seit mehr als 25 Jahren und hat schweizweit eine ausgezeichnete Kundenbasis aufgebaut (Fokus Zentralschweiz). Der Verkauf erfolgt im Zuge der Nachfolgeplanung des Inhabers. Der Betrieb ist auf Grund der überschaubaren Grösse auch ein idealer Einstieg in die Selbständigkeit für eine jüngere Berufsfachperson. Besonderes: Bitte legen Sie die Adress- und Maildaten von Interessenten offen. ETABLIERTES IT-DIENSTLEISTUNGSUNTERNEHMEN (3807) Die Firma ist ein etablierter ITDienstleister und betreut primär KMU-Kunden in der Region Zürich/Zug. Die meist langjährigen Kunden werden hauptsächlich in den Bereichen Client/Server, Netzwerk, Security und Support unterstützt und verfügen in den meisten Fällen über Wartungsverträge. Die betreuten Umgebungen bestehen meist aus Standardkomponenten etablierter Hersteller, zusätzlich werden einige wenige Kunden in Spezialthemen wie Enterprise Mobility Management sowie E-Mail-Verschlüsselung betreut. Besonderes: Technischer Mitarbeiter/ Systems Engineer, der mit allen Kunden vertraut ist,

GUT FLORIERENDER HANDEL MIT NUTZFAHRZEUGEN (3385) Langjähriges Handels- und Dienstleistungsunternehmen mit ausgezeichnetem Ruf und aussergewöhnlichem Geschäftsmodell. Das vor 25 Jahren gegründete Unternehmen ist auf den Handel im Inund Ausland mit gebrauchten Nutzfahrzeugen, Lastwagen, Anhängern und Auflegern, Spezialfahrzeugen und Baumaschinen spezialisiert und verfügt für Instandstellungsarbeiten über eine eigene gut ausgestattete Reparatur- und Servicewerkstatt. Neben dem Verkauf wird auch die Vermietung dieser Fahrzeuge angeboten. Der bestens gewartete und qualitativ hochstehende Fahrzeugpark ist sehr umfangreich und äusserst vielseitig und deckt damit die Kundenbedürfnisse optimal ab. Neben dem geschäftsführenden Eigentümer beschäftigt das Unternehmen acht kompetente, motivierte und langjährige Mitarbeitende in der Administration und der Werkstatt. BEKANNTE, INTERNATIONAL TÄTIGE SPRACHSCHULE (3770) Das bekannte und international tätige Unternehmen sucht einen aktiven Teilhaber für die weitere Expansion des erfolgreichen

Geschäftmodells. Investitionssumme: 200 000 Franken/ 400 000 Franken, je nach Beteiligungshöhe. Jetzt Online-Kurzexposée anfordern: SZ09045 GESUCHE MEDIZINALLABOR SCHWEIZ (678) Finanzstarker, international bestens etablierter Anbieter von medizinisch-diagnostischen Laborleistungen ist im Rahmen seiner Expansionsstrategie in der Schweiz an der käuflichen Übernahme von bestehenden Medizinallabors interessiert. Steht bei Ihrem Labor die Nachfolge an? Sind Sie oder die Aktionäre bereit, eine Mehrheitsbeteiligung zu verkaufen? ZENTRALSCHWEIZER LIEGENSCHAFTSVERWALTUNG (1200) Eine in der Zentralschweiz bestens etablierte Liegenschaftsverwaltungsgesellschaft

respektive Immobilientreuhandgesellschaft mittlerer Grösse ist im Wachstum begriffen. Im Rahmen dieses Wachstums ist die Gesellschaft an der Übernahme einer bestehenden, mittelgrossen Liegenschaftsverwaltungsgesellschaft respektive Immobilientreuhandgesellschaft interessiert. Das Tätigkeitsgebiet der Gesellschaft kann folgendes umfassen: – Kauf/ Verkauf von Immobilien (Wohnungen, Überbauungen, Liegenschaften wie Bauland, Privatliegenschaften, Gewerbeliegenschaften) – Bewirtschaftung (bestehende Verwaltungsmandate) – Erstvermietung (bei Neubauten oder nach Totalsanierungen.) TREUHANDUNTERNEHMEN OHNE IMMOBILIENVERWALTUNG (1327) Eine renommierte Treuhandunternehmung in der Zentralschweiz ist im Wachstum

begriffen. Im Rahmen dieses Wachstums ist das Treuhandunternehmen an Treuhandgesellschaften aber auch an Treuhänder/-innen aus der Zentralschweiz interessiert, die zum Beispiel ihre Nachfolge noch nicht geregelt haben oder an einer professionellen Infrastruktur interessiert sind. Besonderes: Projekt Wachstum. SÜSSWARENUNTERNEHMUNG (1199) Privatperson (erfahrener Exportleiter einer Schweizer Süsswarenfirma im Produktionsbetrieb) mit langfristigem Investmenthorizont will sich selbständig machen und sucht zur Übernahme eine Unternehmung im Bereich Süsswaren. Dabei kann es sich sowohl um ein Handelsunternehmen als auch um einen Produktionsbetrieb von Süsswaren (massentaugliche Spezialitäten), Food inkl. Functional Food und OTC-Produkte handeln.

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08.03.2016 «KMU SWISS – PIAZZA»; Die Piazza findet dieses Jahr bereits zum dritten Mal statt. Erneut kombinieren wir unseren Stammtisch mit einer Ausstellung. Der Anlass ist öffentlich. Unsere Mitglieder, wie auch Dritte, erhalten die Möglichkeit sich zu präsentieren. Das Hauptziel dabei ist, Wissen untereinander auszutauschen, sich gegenseitig zu vernetzen und kennen zu lernen aber auch zu sehen was die Aussteller anbieten. Möchten Sie gerne Ihre Firma präsentieren? Schreiben Sie uns an info@kmuswiss.ch 05.04.2015 «SWISS LEAN AWARD CASTING»; Der Swiss Lean Award ist die einzige nationale Auszeichnung für Spitzenleistungen auf der Basis der Lean-Management-Philosophie. Die Award-Verleihung findet jeweils im Rahmen des KMU SWISS Forums statt. Ausgezeichnet werden Unternehmen und Organisationen, die «Lean Gedanken» in ihren Unternehmensprozessen leben und umsetzen. Es werden Kategoriensieger und der Gesamtgewinner auserkoren und ausgezeichnet. Die nominierten Firmen präsentieren sich im Vorfeld des Forums im Rahmen eines Casting. Mit der Teilnahme erhalten die Bewerber eine Auswertung und können diverse Anlässe Besuchen, ganz nach dem Motto der laufenden Verbesserung und dem kontinuierlichen Lernen. Mehr Informationen auf www.swissleanaward.ch. KENNEN SIE die Vorteile von unserem Förderverein schon? Gerne informieren wir Sie +41 56 210 96 90 oder info@kmuswiss.ch Weitere und detaillierte Informationen finden Sie unter www.kmuswiss.ch

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DAS LETZTE

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Im Auftrag der Schulgemeinde Sumpfbreite suchen wir für den

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Schulpolizistin Ihre Aufgabe ist die Schaffung eines sicheren Raums in einem Umfeld, das zum Tummelplatz für Terroristen, Sozialschmarotzer und religiöse Fanatiker geworden ist. – Nach wie vor vertilgen Kinder von unbelehrbaren Eltern ungeniert Cervelats auf dem Pausenplatz. Dies

ungeachtet der Anordnung, aus Rücksicht auf jüdische und muslimische Mitschüler auf den Verzehr von Schweinefleisch zu verzichten. Wie viele Attentate in Paris, Genf oder Weinfelden braucht es noch, bis diese Provokanten ihr Znünibrot mit Tofu oder Lammfleisch belegen? – Im letzten Winter gingen bei der Suva und mehreren Gewerkschaften Anzeigen ein, weil Kinder unbe-

aufsichtigt ohne Helm und Schutzbrille mit Schneeschaufeln hantierten. Kinderarbeit unter Vernachlässigung sämtlicher einschlägiger Sicherheitsmassnahmen ist unverantwortlich und strafbar. – Im Interesse einer raschen Integration von Anderssprachigen ist der Verordnung zur Ausmerzung der

Dialekte grösste Beachtung zu schenken. Einwandfreies Hochdeutsch als Lingua Franca fördert nicht nur die Integration von Migranten, sondern auch die eigene Sprachkompetenz. – Bei Razzien und Stichproben werden nach wie vor Sackmesser beschlagnahmt. Als ob nicht ein Dildo

oder ein altersgerechtes Handbuch für Konfliktlösung eine bessere Vorbereitung auf das Erwachsensein ermöglichen würde als eine Stichwaffe. – Edelweisshemden, bauchfreie T-Shirts und Prada-Turnschuhe gehören ebenso wenig auf einen Pau-

senplatz wie Kreuze – ob mit oder ohne Haken, egal in welcher Farbe. Die Diskriminierung von sozialen und religiösen Gruppen ist mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu bekämpfen. – Extremsport und präsuizidale Übungen wie das Klettern auf Bäume oder das weitverbreitete, kindische

Armdrücken sind nicht nur riskant für die direkt Beteiligten, sondern vor Allem Ausdruck von Geringschätzung gegenüber behinderten Mitschülern. Wer noch nicht in der Lage ist, sechs Stunden ruhig auf einem Stuhl zu sitzen, gehört nicht in den Kindergarten – ob mit oder ohne Ritalin. Auf Ihre schriftliche Bewerbung oder Ihre Fragen freut sich der Beauftragte. Stricker Consulting Ruedi Stricker Weiherstrasse 4a 8594 Güttingen Tel. +41 (0)71 870 02 01 ruedi@stricker-consulting.ch

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«Ein Ort der unbegrenzten Möglichkeiten, für einfache Meetings genauso wie für ganztägige Events.» Maya Frick, Ford Motor Company (Switzerland) SA

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