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EN IT I S SE X 8 RA IT P M VR

UNTERNEHMER ZEITUNG

Nr. 1/2, Januar/Februar 2015 21. Jahrgang, Fr. 8.– www.unternehmerzeitung.ch

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Schweizer Bauwirtschaft Die Schweizer Baubranche hat sich lange auf den Heimmarkt konzentriert. Das ändert sich jetzt. Mehr dazu in unserem Titelthema ab Seite 10

INTERVIEW Thomas Geiser von der Universität St. Gallen will die Bevölkerung über die Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative abstimmen lassen. Seite 8

EUROPA Der Alleingang der Schweiz in der Stromdebatte könnte den Strompreis verteuern. Seite 16

EXPORT Die amerikanische Industrie wächst wieder. Ein Grund dafür ist auch das tiefe Lohnniveau. Seite 18

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Anlage und Vorsorge. Die Angaben in dieser Publikation gelten nicht als Offerte. Sie dienen lediglich zu Informationszwecken. Der Inhalt wurde sorgfältig recherchiert und zusammengestellt. Gleichwohl kann Swisscanto die Richtigkeit, Voll ständigkeit sowie Aktualität der gemachten Angaben nicht garantieren. Alleinverbindliche Grundlage für den Erwerb von Anteilen der Swisscanto Anlagestiftung und der Swisscanto Anlagestiftung Avant sind die Statuten, Reglemente und allfälligen Prospekte. Diese können bei den Swisscanto Anlagestiftungen, Waisenhausstr. 2, 8021 Zürich, oder unter www.swisscanto.ch, bei allen Geschäftsstellen der Kantonalbanken in der Schweiz und der Bank Coop AG, Basel, kostenlos bezogen werden.


INHALT

EDITORIAL

Nun braucht es einen Staatsfonds Die Nationalbank hat die Finanzmärkte der Welt dreieinhalb Jahre in Schach gehalten. Hut ab, eine starke Leistung. Sie hätte sogar noch länger durchhalten können, wenn nicht die Europäische Zentralbank die Geldhähne nochmals geöffnet hätte. Aber gegen diesen neuerlichen Anstieg der Geldflut war die Nationalbank machtlos. Aber: Die Preisgabe des Mindestkurses löst das Problem nicht. Im Gegenteil, die Geldflut fliesst erst recht ins Land. Und die ausländischen Anleger fragen nicht danach, welche Folgen ihre Flucht in den sicheren Hafen für die Schweizer Exportwirtschaft hat. Die Negativzinsen dagegen, welche die Nationalbank nun erhöht hat, sind ein schwaches Instrument. Wenn der Mindestkurs versagt hat, warum sollen die Negativzinsen helfen? Wenn man die Geldflut nicht aufhalten kann, muss man sie kanalisieren. Das viele Geld, das in die kleine Schweiz fliesst, muss sinnvoll verwendet werden. Da ist die Schweiz in einer ähnlichen Situation wie einst Singapur, das mit seinen grossen Exporteinnahmen umgehen lernen musste. Und in einer ähnlichen Situation wie Norwegen, das die Einnahmen aus seiner Ölförderung anlegen musste. Beide Länder mussten befürchten, dass das hereinströmende Geld die Wirtschaft abwürgt - genau wie jetzt die Schweizer Wirtschaft. Die Antwort Singapurs und Norwegens: Staatsfonds. Das hereinströmende Geld wurde dafür verwendet, im Ausland reale Werte zu kaufen. Das senkte den Aufwertungsdruck der eigenen Währung und schuf einen Sparbatzen für schlechte Zeiten. Norwegens Fonds, angelegt in Aktien und Obligationen weltweit, ist inzwischen grösser als das Bruttoinlandprodukt des Landes. Wenn die Anleger der Welt glauben, dass die Schweiz ein sicherer Hafen ist, weil sie mit Geld umzugehen weiss, dann kann man das als Kompliment nehmen – und das Geld anlegen. Wenn das hereinströmende Geld in einem Staatsfonds fliesst und für Aktien von guten Unternehmen in Europa und der Welt verwendet wird, dann wird der Aufwertungsdruck des Frankens abgeschwächt und die Schweiz wohlhabender. Es muss nicht die Aufgabe der Nationalbank sein, einen solchen Fonds zu betreiben – kann aber. Sie hat bei der Rettung der UBS gezeigt, dass sie dazu fähig und willens ist. Steffen Klatt klatt@unternehmerzeitung.ch www.unternehmerzeitung.ch

KÖPFE UND KARRIEREN

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PODIUM Peter Kofmel, Präsident sivg

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INTERVIEW Thomas Geiser

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TITELTHEMA Bauwirtschaft Nachhaltig exportieren Ressourcen schonen Gute Zeiten für Büromieter

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EUROPA EU-Strombinnenmarkt

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EXPORT Reindustrialisierung in den USA

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INNOVATION Innovationen brauchen Zeit

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CLEANTECH.CH Abfälle sinnvoll nutzen

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GELD Anlagestrategie Aussichten für die Finanzmärkte

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DIGITAL Startkapital 2.0 Das Festnetz für unterwegs IT-Ratgeber: Lösung für KMU

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MOBIL Ökologisch sinnvoll Die besten Fluggesellschaften

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UNTERNEHMEN Stöckli AG

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MARKETING Ein positives Vorurteil Marke des Monats

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MANAGEMENT UZ-Serie: Frauen im Management

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VRPRAXIS Persönlich: David Dean Interdisziplinäre Teams StiftungSchweiz.ch Einmann-AG Neues Rechnungslegungsgesetz Aber bitte mit Stil

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HANDGESTRICKT Lehrgang «Product Manager»

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NETZWERKE Centre Patronal: Sonntagsarbeit Unternehmerforum: Nachfolge Schweizer Unternehmerverband: Lösung für die «Kleinsten»

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EVENTS Affiliate-Marketing-Konferenz

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BÜCHER

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10 FRAGEN AN Ole Wiesinger, Hirslanden

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KAPITALMARKT

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DAS LETZTE

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KÖPFE UND KARRIEREN

PARTNER UND SENIORBERATER Grass & Partner AG, Marktführer für Outplacement-Begleitung und Karrierecoaching von Führungskräften und Fachspezialisten, baut mit THOMAS SOMMER die Beratungskapazität in der Region Basel/Nordwestschweiz weiter aus. Thomas Sommer erhielt eine Bankausbildung und absolvierte eine Fachhochschul-Weiterbildung. Er arbeitet in der Geschäftsstelle Basel von Grass & Partner.

SENIOR PARTNER MAURO GERLI verstärkt das Schweizer Sales & Relationship Team von Fisch Asset Management als Senior Partner. Er bringt über 17 Jahre Erfahrung im Finanzdienstleistungssektor mit. Vor seinem Wechsel zu Fisch Asset Management war er bei AQ Advisors, der Schweizer Niederlassung der Hamburger Aquila Capital, für den Vertrieb und die Geschäftsentwicklung im Schweizer Markt zuständig. Von 2009 bis 2012 war er Direktor in der Private Banking Division der Credit Suisse.

BEREICHSLEITER Der Bereich Strassenverkehr erfreut sich weiterhin eines grossen Wachstums. Um die Kundennähe und die Qualität in den Projekten sicherzustellen, wurde PHILIPP BÜCHI bei der AWK Group zum Bereichsleiter befördert. Er übernimmt das Segment Betriebs- und Sicherheitsausrüstungen (BSA). Zusammen mit Peter Geissbühler verantwortet er das Kundensegment Strassenverkehr. Philipp Büchi, MSc ETH MTEC, ist seit 2011 bei AWK tätig.

LEITER FINANCIAL SERVICES BDO organisiert ihre Financial Services neu und schafft einen eigenen gesamtschweizerischen Produktbereich. Die Bereiche interne und externe Revision und die Beratung von Finanzdienstleistern werden gebündelt. Leiter der Financial Services ist JÖRG AUF DER MAUER. Der diplomierte Wirtschaftsprüfer leitete während vieler Jahre die Revisionen von Tochterbanken einer Schweizer Grossbank in Zürich und News York.

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UnternehmerZeitung | Nr. 1/2 2015

GESCHÄFTSFÜHRERIN CATRIN WETZEL über-

nimmt die Geschäftsführung der Schweizerischen Management Gesellschaft (SMG). Sie studierte Betriebswirtschaft an der Universität Fribourg (lic. rer. pol.). Sie begann ihren beruflichen Werdegang in der Konsumgüterindustrie, später dem Dritten Sektor und der öffentlichen Hand. Als Sportökonomin und Dozentin an der Eidgenössischen Hochschule für Sport betreute sie Mandate im Bereich Standortförderung durch Sport.

LEITER KOMPETENZZENTRUM DANIEL WISEMANN, Abteilungsleiter Gebäudetechnik der Schibli-Gruppe, leitet in Winterthur das neu eröffnete Kompetenzzentum für Gebäudetechnik des traditionellen Zürcher Elektrotechnikunternehmens Schibli. Er ist eidg. dipl. Elektroinstallateur und Betriebsökonom SBV, seit 15 Jahren in der Schibli-Gruppe tätig, davon mehr als 10 Jahre im Kompetenzbereich Sicherheit.

MANAGING PARTNER OLIVER VATERLAUS übernimmt die Rolle des Managing Partners bei der AWK Group von Kurt Biri, der als VR-Präsident weiterhin eine zentrale Funktion bei der Führung und Weiterentwicklung der Firma einnimmt. Oliver Vaterlaus ist Dipl.El.-Ing. ETH, EMBA HSG und seit 18 Jahren bei der AWK Group tätig. Seit 11 Jahren amtet er als Partner und Mitglied der Geschäftsleitung, wo er vor allem Kunden der öffentlichen Verwaltung betreut.

KOMMUNIKATIONSCHEF Der neue Leiter Kommunikation von economiesuisse heisst MICHAEL WIESNER. Er verfügt über langjährige Führungserfahrung in Kommunikationsfunktionen von Unternehmen und Verbänden. Wiesner besitzt mehrjährige Berufserfahrung als Journalist, Redaktor, Produzent und Projektleiter. Er studierte Naturwissenschaften an der ETH Zürich und absolvierte ein Nachdiplomstudium in Communication Management and Leadership.

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PODIUM

Oberstes Leadership VERANTWORTLICHKEITEN Wer trägt die höchste Verantwortung in einer Aktiengesellschaft? Ist es der Verwaltungsratspräsident oder der CEO? Eine Antwort ist nicht für jedes Unternehmen einfach zu finden, denn beide haben eine gewisse Rechtfertigung als oberster Entscheidungsträger. TEXT

PETER KOFMEL

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as Schweizerische Obligationenrecht stellt den Verwaltungsrat grundsätzlich ins Zentrum der Verantwortung für eine Aktiengesellschaft. Mittels eines Organisationsreglements können Aufgaben und Kompetenzen an eine Geschäftsleitung (GL) delegiert werden. Wird dies unterlassen, ist der VR für alles und jedes zuständig und verantwortlich. Einige Aufgaben/Verantwortungen bezeichnet das Obligationenrecht (OR) als unentziehbar (durch die Generalversammlung (GV)) bzw. als undelegierbar (an eine GL). Damit rückt der Verwaltungsratspräsident (VRP) als Vorsitzender des VR ins Zentrum des Geschehens einer AG, völlig unabhängig ihrer Grösse oder Struktur. Der VRP ist zuallererst Leiter des VR. Dort trägt er die Verantwortung für einen geordneten Ablauf. Diese umfasst juristi-

ten. Dieses Vertrauensprinzip soll auch die Grundlage der Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedern des VR sein. Der VRP tut also gut daran, seinen VR stets offen und ehrlich zu informieren. Dissens im VR muss nicht vermieden werden. Er kann DiskussionsBasis sein für zukunftsweisende Lösungen. Offene Konflikte lässt der aufmerksame VRP besser gar nicht erst entstehen. Bilaterale Gespräche mit einzelnen VR-Mitgliedern können – richtig eingesetzt – einiges bewirken. Eine immer wieder diskutierte Frage ist jene nach dem «obersten Leadership» in einer AG. Ist es der VRP? Ja, natürlich, gemäss OR! Oder ist es doch der Vorsitzende der Geschäftsleitung, der Direktor, der CEO? Ja, natürlich, denn er ist tagtäglich im Geschäft und hat damit einen Informationsund Wissensvorsprung; Er steht «auf der

«FEHLT DIE VERTRAUENSKULTUR, GEHT VIEL ENERGIE VERLOREN.» sche, betriebswirtschaftliche und fachliche Bereiche. Der VRP ist also umfassend gefordert! Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der Vorbereitung der VR-Sitzungen. Diese erfolgt idealerweise in enger Zusammenarbeit mit der GL. Dabei ist eine absolut transparente Kommunikationskultur zwischen GL und VRP zentrale Voraussetzung des Gelingens. Fehlt diese Vertrauenskultur, geht viel Energie verloren. Beidseitiges Vertrauen ist auch die Grundlage für eine offene, kritische Auseinandersetzung in einzelnen Fragen und für das Ertragen von Dissens, denn die verschiedenen Rollen von VRP und GL bedeuten natürlicherweise auch verschiedene Standpunkte und Blickwinkel beim Beurteilen von einzelnen Sachverhal-

Brücke», er ist der Kapitän – oder doch nur erster Offizier? Nun, mir scheint, dass jede AG ihren spezifischen Weg finden muss. Idealerweise werden die Aufgaben und Verantwortlichkeiten in einem Funktionendiagramm geregelt und mindestens einmal pro Jahr offen diskutiert. Auch hier gilt: Befindlichkeiten offen ansprechen. Der VR muss seine Prärogativen gegen eine starke GL verteidigen und die GL soll sich zur Wehr setzen (dürfen), wenn sich der VR in Details der operativen Geschäftsführung einmischt. Es ist gerade die vornehme Aufgabe des VRP, dieses Gleichgewicht immer wieder aufs Neue zu wahren. Die Rolle des VRP ändert sich natürlich je nach Zusammensetzung des Aktiona-

riats: Je weiter gestreut die Aktien, desto grösser die Handlungsspielräume des VRP, insbesondere gegenüber der Geschäftsleitung. Liegen die Aktien alleine in der Hand von Familienmitgliedern oder wenigen Aktionären, tritt anstelle einer generellen Pflege der Aktionäre die Kommunikation mit Mitgliedern einer Familie oder eben mit einem sehr kleinen Kreis von Personen. Und deren Interessen können sehr unterschiedlich sein. Dies kann den VRP in die Rolle eines Mediators drängen. Dabei darf er den Zweck seiner vornehmsten Aufgabe nie aus den Augen verlieren: das langfristige Gedeihen des Unternehmens. Dieser Zweck muss Leitschnur seines Handelns sein und auch bei Widerständen bleiben. Der VRP ist ziemlich umfassend gefordert. Aber er muss nicht alles selber können. Er muss aber sich selbst und auch seine Partner – die Mitglieder des VR und der GL – sehr gut einschätzen können: Was sind meine Stärken? Wozu setze ich besser andere ein? Selbst- und Sozial-Kompetenz scheinen mir deshalb für den VRP unerlässlich. Das Fachwissen muss nicht ausgeprägt sein – aber das Geschäftsmodell seiner AG muss der VRP verinnerlicht haben. Juristisches und betriebswirtschaftliches Wissen helfen ihm, die AG auf dem Pfad des langfristigen Gedeihens zu halten. Und last but not least: Dafür muss er genügend Zeit aufwenden können.

DER AUTOR

Peter Kofmel ist Präsident des Schweizerisches Institut für Verwaltungsräte (sivg).

Nr. 1/2 2015 | UnternehmerZeitung

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INTERVIEW

Bürger sollen über Zuwanderung abstimmen MIGRATIONSPOLITIK Thomas Geiser, Professor an der Universität St. Gallen, möchte mit einer Volksinitiative die Verfassungsänderung vom 9. Februar aufheben.

INTERVIEW S T E F F E N K L A T T

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ie Schweizerinnen und Schweizer sollen im Februar 2017 über die Zuwanderung abstimmen können. HSG-Professor Thomas Geiser hat dafür mit Gleichgesinnten eine Volksinitiative zur Streichung des Verfassungsartikels 121a lanciert.

Warum mischen Sie sich mit einer Volksinitiative in die Politik ein? THOMAS GEISER Die Schweiz bewegt sich in einer Sackgasse. Es besteht die Gefahr, dass sie dabei beschädigt wird. Daher ist es nötig, dass man als Bürger reagiert. Warum überlassen Sie das nicht den Politikern? Die Politiker haben die Schweiz in diese Sackgasse gelenkt und nun grosse Schwierigkeiten, da wieder herauszukommen. Sie haben wohl nicht die Möglichkeit einzugestehen, dass hier etwas schiefgelaufen ist und man einen Schritt zurück machen muss. Haben Sie deshalb für Ihr Initiativkomitee gezielt Nicht-Politiker gesucht? Das ist richtig. Es wäre wunderbar, wenn auch Politiker und Parteien auf den Zug aufspringen. Aber die etablierte Politik konnte diese Initiative nicht lancieren. Denn man würde ihr vorwerfen, den Volkswillen zu missachten. Uns Bürgern kann man das nicht vorwerfen. Wir sind Teil des Volkes. Es geht um unseren Willen. Ist es nicht dennoch ungewöhnlich, einen eben vom Volk beschlossenen Verfassungsartikel wieder aufheben zu wollen? Erstens ist es nicht so ungewöhnlich. Auch über andere Vorlagen musste mehrfach abgestimmt werden, etwa das Frauenstimmrecht. Zweitens geht es nun in erster Linie darum, dem Volk die Möglichkeit zu 8

UnternehmerZeitung | Nr. 1/2 2015

geben, über eine konkrete Frage abzustimmen. Die Abstimmung vom 9. Februar 2014 behandelte eine völlig abstrakte Frage. Sie behandelte nicht eine Beschränkung der Einwanderung, sondern nur zwei Instrumente zur Beschränkung, nämlich die Einführung von Kontingenten für alle Einwanderer und einen Inländervorrang für Anstellungen. Diese Instrumente widersprechen aber den Verträgen mit der Europäischen Union. Die Verfassungsbestimmung erlaubt es nicht, über die konkrete Umsetzung abzustimmen, wenn der Bundesrat sie durch eine Verordnung umsetzen sollte. Genau hier setzt unsere Initiative an. Sie soll dem Bürger ermöglichen, über die konkrete Umsetzung abzustimmen. Wie das? Ihre Initiative will doch nur den Zuwanderungsartikel aufheben und die Situation vor dem 9. Februar 2014 wiederherstellen. Das ist richtig. Aber diese Verfassungsbestimmung vom 9. Februar sieht vor, dass der Bundesrat sie durch eine Verordnung umsetzen muss, wenn sich das Parlament bis Anfangs Februar 2017 nicht auf eine Umsetzung in einem Gesetz geeinigt haben wird. Wenn er das tut und unsere Initiative zur Abstimmung kommt, dann kann der Bürger über die Umsetzung abstimmen. Das Ergebnis der Abstimmung vom 9. Februar ist Ausdruck von Beunruhigung unter vielen Bürgern. Nehmen Sie diese Beunruhigung ernst? Selbstverständlich, diese Beunruhigung ist ernst zu nehmen. Es gibt aber für viele Ängste der Bürger Bestimmungen in den bestehenden Gesetzen. Es ist nur die Frage, ob diese Gesetze auch umgesetzt werden. Nehmen Sie die Arbeitsbedingungen der ausländischen Arbeitnehmer in der Schweiz: Man kann sie durchaus kontrollieren, man muss das nur wollen. Hat dafür der Wille gefehlt? Teilweise hat es an Kontrollen gefehlt, etwa

ZUR PERSON Thomas Geiser ist seit 1995 Professor für Privat- und Handelsrecht an der Universität St. Gallen. Vorher war er als Assistent am Bundesgericht und von 1978 bis 1989 beim Bundesamt für Justiz tätig. Er hat Rechtswissenschaften in Basel studiert. Geiser ist Mitglied der SP.

im Tessin. Man braucht nicht neue Gesetze, sondern mehr Kontrolleure. Es gab viele verschiedene Ängste unter den Bürgern. Aber bei keiner dieser Ängste gab es offensichtlich eine genügend grosse Mehrheit, um wirksame Massnahmen zu ergreifen. Wieviel Einwanderung erträgt die Schweiz? Diese Frage wird von der neuen Verfassungsbestimmung 121a eben nicht beantwortet. Die Verfassung sagt nur, dass es Kontingente und Inländervorrang geben soll. Genau da beginnt das Problem. Wenn der Bundesrat nun sagen soll, bei welchen Berufen die Zuwanderung begrenzt werden soll, wird bei den Betroffenen immer das Geschrei beginnen. Und das Volk wird nichts dazu zu sagen haben. Das ist nicht demokratisch. Wenn Ihre Initiative angenommen würde, dann gälte wieder der Zustand vorher. Also Tore auf für alle Zuwanderer? Das stimmt. Aber die Frage ist, ob mit der Verfassungsbestimmung vom 9. Februar die Tore zu sind. Denn der Bundesrat könnte auch ein Jahreskontingent von 200 000 Zuwanderern festlegen.


ART. 121a STEUERUNG DER ZUWANDERUNG 1 Die Schweiz steuert die Zuwanderung von Ausländerinnen und Ausländern eigenständig. 2 Die Zahl der Bewilligungen für den Aufenthalt von Ausländerinnen und Ausländern in der Schweiz wird durch jährliche Höchstzahlen und Kontingente begrenzt. Die Höchstzahlen gelten für sämtliche Bewilligungen des Ausländerrechts unter Einbezug des Asylwesens. Der Anspruch auf dauerhaften Aufenthalt, auf Familiennachzug und auf Sozialleistungen kann beschränkt werde. Auszug aus derBundesverfassung der Schweizerischen Eidgenossenschaft

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Das ist politisch nicht sehr wahrscheinlich. Aber hätte die Schweiz ohne den Verfassungsartikel vom 9. Februar Mittel, die Einwanderung zu begrenzen? Erstens hat die Schweiz Kontingente für Ausländer aus Drittstaaten. Zweitens kommen die Ausländer aus der EU in der Regel zu uns, weil sie hier Arbeit finden. Es hängt also vom Arbeitsmarkt ab, wie sich das weiterentwickelt. Es hängt davon ab, wieviele ausländische Unternehmen hier angesiedelt werden… … und davon, wieviele Ausländer von Schweizer Unternehmen ins Land geholt werden… Wenn die Unternehmen jemanden brauchen, dann müssen sie ihn dort holen, wo er ist. Wenn die Schweiz mehr Ärzte braucht, muss sie mehr Ärzte ausbilden. Das wird aber nicht bis zum 9. Februar 2017 möglich sein, wenn der Zuwanderungsartikel umgesetzt sein muss. Sehen Sie denn den politischen Willen, sich mit der hohen Zuwanderung zu befassen? Da hat sich seit dem 9. Februar einiges geändert. Das führt aber zu Geschrei bei den Betroffenen. So wollte der Bundesrat die Kontingente für Ausländer von ausserhalb der EU senken. Das ist auf starken Widerstand gestossen. Ein Problem in der Schweiz ist zum Beispiel, dass der Anteil der Erwerbstätigen unter verheirateten Frauen relativ tief ist. Das hängt insbesondere davon ab, ob Erwerbstätigkeit mit Familie und Kindern vereinbar ist. Die Wirtschaft muss flexible Arbeitsplätze anbieten, die Politik genügend Kinderbetreuungsplätze. 2015 wird gewählt. Wird Europa zum Wahlkampfthema? Ich nehme es an. Aber die Europabefürworter haben Angst, als unschweizerische Euroturbos in die Ecke gestellt zu werden.

Ist die Angst berechtigt? Ich halte diese Angst für nicht berechtigt. Die Abstimmung über die Ecopop-Initiative und die beiden anderen Initiativen Ende November haben gezeigt, dass die Stimmbürger rational antworten, wenn nicht einfach mit Schlagworten und Ängsten gearbeitet wird. Voraussetzung ist, dass Parteien und Medien seriös informieren. Tun sie das? Es hat eine Entwicklung hin zu mehr Schlagworten gegeben, vielleicht auch wegen der elektronischen Medien. Die Schweizer Politik ist polarisiert worden. Zur Polarisierung gehören zwei: also auch Ihre Partei, die SP? Auch die SP, ja. Aber die Polarisierung ist vor allem von der SVP ausgegangen. Sie betont immer wieder den Bürgerblock gegen die anderen. Doch dieses Links-Rechts-Schema ist überholt. Die Sachfragen sollten wieder in den Vordergrund treten. Eine Abstimmung über die Zuwanderung ist auch eine über das Verhältnis zu Europa. Welchen Platz hat die Schweiz in Europa? Sie liegt mitten in Europa, zwischen Südund Nordeuropa. Sie kann daher nicht darauf verzichten, mit den Nachbarn in Europa gute Kontakte zu haben. Wie diese Kontakte organisiert sind, ist eine zweite Frage. Eine Isolation der Schweiz in Europa kann auf Dauer nicht gut gehen. Sie legen sich also nicht auf Beitritt oder bilateralen Weg fest? Nein. Ich bin auch kein Euroturbo. Aber gute Beziehungen mit unseren Nachbarn sind mir ein Anliegen. Ausserdem ist die Schweiz darauf angewiesen, dass sie ihre Rechte mit völkerrechtlichen Verträgen sichern kann. Sie kann weder Panzer noch Flugzeuge schicken, um ihre Interessen zu wahren. Um so wichtiger ist es, dass die

Schweiz die Verträge einhält, die sie eingegangen ist. Schränkt das die direkte Demokratie ein? Nein, denn zur Souveränität gehört das Recht, Verträge abschliessen zu können. Die bilateralen Abkommen sind durch mehrere Volksabstimmungen bestätigt worden. Sie passen also sehr wohl zur direkten Demokratie. Sie müssen bis Ende 2015 insgesamt 100 000 Unterschriften sammeln. Werden Sie das schaffen? Das ist eine grosse Herausforderung. Wir werden mit anderen Organisationen zusammenarbeiten müssen. Aber wir werden das schaffen. Wann sollte über Ihre Initiative abgestimmt werden? Sinnvollerweise im Februar 2017. Der Bundesrat soll richtigerweise seinen Weg weiterverfolgen und eine Umsetzung vorbereiten. Aber ich glaube nicht, dass das Parlament sich auf eine Umsetzung einigen kann. Daher würde der Bundesrat im Februar 2017 eine Verordnung erlassen, über die das Volk ohne unsere Initiative nicht abstimmen kann. Können Sie das Volk 2017 überzeugen, den Zuwanderungsartikel wieder aufzuheben? Das hängt davon ab, was der Bundesrat als Umsetzung vorschlägt. Wenn er etwas sehr gutes vorschlägt, dann können wir gegebenenfalls die Initiative sogar zurückziehen. Ich bezweifle, dass das möglich sein wird – nicht, weil der Bundesrat dazu nicht fähig ist, sondern weil es objektiv kaum möglich sein wird. Kontingente und insbesondere der Inländervorrang widersprechen den Regeln der Europäischen Union und dem bilateralen Abkommen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die EU der Schweiz bis zum Februar 2017 so weit entgegenkommen kann. Aber ich lasse mich sehr gern positiv überraschen. Nr. 1/2 2015 | UnternehmerZeitung

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TITELTHEMA

Das House of Natural Resources der ETH Zürich besitzt eine mit Laubholz verstärkte Rahmenkonstruktion.

Minergie als Exportschlager SCHWEIZER BAUWIRTSCHAFT Die Schweizer Baubranche hat sich lange auf den Heimmarkt konzentriert. Das ändert sich jetzt. Gerade Architekten, Ingenieure und Planer sind zunehmend weltweit aktiv. Die grossen Erfahrungen im nachhaltigen Bauen und die Nähe zu den Hochschulen sind dabei Trümpfe. TEXT Y V O N N E V O N H U N N I U S

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er Schweizer Baubestand ist der beste Beweis für das Know-how der Branche. Andreas Meyer Primavesi ist Experte für grünes Bauen von der Basler Energieberatung Nova Energie und hat bereits viele Länder unter diesem Gesichtspunkt analysiert. «Das Gros der Bauten hat in der Schweiz eine Qualität, wie sie ihresgleichen sucht. Bei der Gebäudesanierung ist das Schweizer Knowhow vermutlich einmalig», sagt er. Und jedes nachhaltige Bauprojekt beginnt mit einem guten Konzept. Damit hat man in der Schweiz Erfahrung. Architektur, Haustechnik, Baumaterialien, Gebäudehülle müssen zu einer Einheit verschmelzen. Schweizer Unternehmen, Forscher, Bauentwickler und Infrastrukturplaner setzen auch international die Latte hoch an. Grünes Bauen ist das

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UnternehmerZeitung | Nr. 1/2 2015

Gebot der Stunde: Immobilien sind weltweit für 40 Prozent des CO2-Ausstosses, 40 Prozent des Energie- und 40 Prozent der Rohstoffverbrauchs verantwortlich. STANDARDS KLAR DEFINIERT Den Wissensvorsprung um grünes Bauen verdankt die Schweiz nicht zuletzt den Minergie-Prinzipien, die sich in den letzten 20 Jahren in der Schweiz durchgesetzt haben. Das Qualitätslabel für Gebäude aller Kategorien hat grünes Bauen auf klar definierte Füsse gestellt: Wichtige Rollen spielen hier der rationelle Energieeinsatz, Lebensqualität und die Senkung der Umweltbelastung. Unternehmen im Bereich Klima oder Gebäudehülle bieten Lösungen an, die weltweit führend sind. Minergie-Mitgründer Ruedi Kriesi sagt: «Wir haben mit Minergie den

jährlichen Durchschnittsverbrauch an Energie von einem Drittel der Neubauten von 120 Kilowattstunden pro Quadratmeter 1990 auf heute 35 Kilowattstunden heruntergebracht. Das ist eine unglaubliche Leistung.» Dabei lassen sich die Prinzipien auch übertragen: In Kooperation mit Minergie, der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (EPFL) und einem Genfer Investor entsteht gerade in Dubai der neue Campus der Swiss International School. Energieeffizienz wird unter diesen klimatischen Bedingungen auf eine neue Ebene gebracht. NULL-ENERGIE-GEBÄUDE FÜR CHINA «Alle Technologien müssen orchestriert werden, damit nachhaltiges Bauen Erfolg hat», betont Marcel Wyler. Der Schweizer Immobilienentwickler ist Inhaber der Adaxis AG und


Buchenholz-Furnierplatten dienen als Schalungselement und Armierung.

unter anderem General Manager des Swiss Green Tower im chinesischen Changzhou bei Shanghai. Dieses Geschäftshochhaus wird bis 2016 nach dem Null-Energie-Standard erstellt. «Der Markt in China entwickelt sich rasch auch auf der Premium-Seite und der Wunsch nach höherer Qualität wird immer grösser», so Wyler. Die Schweiz könne viel Know-how gerade bei der Systemintegration bieten. Der Swiss Green Tower soll sich energetisch weitgehend selbst aus erneuerbaren Energien versorgen. Geplant sind spezielle Klimasysteme nach dem Prinzip der Verdunstungskühlung, die mit Solarwärme und Abwärme die Kühlung und Entfeuchtung der Zuluft ermöglichen. Als Experte für die Gebäudeautomation ist Markus Weber von der Ingenieurunternehmung Amstein und Walthert aus Zürich an Bord. Und das Wissen will man ausbreiten, sagt Wyler: «Nur so können wir CO2-Emissionen effizient verringern.» Trainingszentren für chinesische Fachkräfte entstehen und ein Praktikumsprogramm für chinesische Studierende in Schweizer Unternehmen läuft gerade an. NEUE STRUKTUREN FÜR MENSCH UND UMWELT Um Systemdenken geht es auch beim Geschäftsführer der LEP Consultants AG in Zürich, Diego Salmeron – aber in der Vogelperspektive. LEP ist gefragt bei chinesischen Grossprojekten, die Raum- und Umweltplanung erfordern. Die Firma ist ein Spin-off der ETH Zürich – das Team hat schon damals chinesische Behörden in strategischen Raumentwicklungsfragen beraten. Heute

«WER MIT HOLZ BAUT, SPEICHERT CO2.» sind auch viele Projekte von Immobilieninvestoren dazugekommen. «Die komplexe Entwicklung von grösseren Gebieten und Arealen braucht eine methodische Herangehensweise – als ETH-Spin-off konnten wir hier Kompetenz beweisen», sagt Salmeron. China hat sich zum Ziel gesetzt, dass 2030 rund 70 Prozent der Bevölkerung in Städten leben. Die Schweizer Experten analysieren den nachhaltigen Nutzen, erarbeiten Szenarien für Gebiete, auf denen etwa komplett neue Stadtstrukturen entstehen. So ist es in der Region Wuyishan (Provinz Fujian), die zum Unesco-Weltkulturerbe ernannt wurde und an deren Masterplan LEP beteiligt ist. «Wie sieht die optimale Infrastruktur für Bewohner und Touristen aus? Neben Umweltfaktoren befassen wir uns auch immer mit sozioökonomischen Fragen», sagt Salmeron. DIE NÄCHSTE EVOLUTIONSSTUFE Es ist sehr spezielles Wissen, das Schweizer Akteure vorantreibt. Nicht selten wurde es an einem der hiesigen Hochschul- oder Forschungsstandorte ausgeklügelt oder verfeinert. Und diese Entwicklung gewinnt momentan noch an Dynamik – durch Living Labs, in denen neue Bau- und Energie-Lösungen in der Praxis getestet werden. Ende

Fotos: ETH Zürich l, r./ Fotoquelle: BilderBox.com

August 2014 fand der Spatenstich für NEST statt. Der Name steht für «Next Evolution in Sustainable Building Technologies» und es handelt sich um ein modulares Forschungsund Innovationsgebäude auf dem Areal der Empa und Eawag in Dübendorf. Mit fixem Backbone ausgestattet, ist sonst alles an Nest flexibel: Viel Raum für Innovationen wie beispielsweise im Leichtbau. Das gemeinsame Projekt von Wirtschaft, Forschung und öffentlicher Hand wird von der eidgenössischen Forschungsanstalt Empa geführt. NEST-Geschäftsführer Reto Largo sagt: «NEST beschleunigt den Transfer in den Markt und ist offen für Partner.» DIE ZUKUNFT BAUT AUF HOLZ Ein anderes Living Lab entsteht an der ETH Zürich, wo «Nachhaltiges Bauen» als strategisches Schwerpunktthema definiert wurde. Das House of Natural Resources ist gleichzeitig Bürogebäude wie auch Forschungslabor und wird im Mai 2015 eingeweiht. Insbesondere geht es hier um neue Technologien und Bauteile aus Laubholz. Unter anderem kommt eine hölzerne Tragstruktur zur Anwendung, die eine Weltpremiere ist. Projektleiter und Professor für Holzbau Andrea Frangi sagt: «Holz als nachwachsender Rohstoff gehört zu den wichtigsten Materialien nachhaltigen Bauens. Wer mit Holz baut, speichert CO2.» Für Frangi ist die Schweiz ein Mekka des Holzbaus. «Schauen Sie sich bei den Neubauten um, kaum eines entbehrt innovativer Holzelemente», sagt er. Letztlich zählt auch für Frangi der hiesige Baubestand als bestes Beispiel für Schweizer Können. Nr. 1/2 2015 | UnternehmerZeitung

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TITELTHEMA

In der Schweiz wird die Hälfte der gesamten Energie von den Gebäuden verbraucht.

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Schlau Ressourcen schonen STRUKTURWANDEL Die Schweizer Bauwirtschaft hat ihren Zenit überschritten. Sie setzt deshalb vermehrt auf Ersatzneubauten. INTERVIEW S T E F F E N K L A T T

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m den Anschluss nicht zu verlieren, muss die Baubranche vermehrt nachhaltig bauen. Der Gebäudepark aus den 70er und 80er Jahren mit seinem hohen Verbrauch von Energie und Raum sollte durch energieeffiziente und verdichtete Bauten ersetzt werden, sagt Daniel Lehmann. Wie ist das Baujahr 2014 gelaufen? DANIEL LEHMANN Das Bauhauptgewerbe hatte ein starkes 2014. Die Umsätze waren gut bis sehr gut. Dazu hat auch die gute Witterung beigetragen. Man konnte in den Wintermonaten relativ viel bauen. Wie sieht es bei den einzelnen Sparten aus? Profitiert haben alle Sparten, auch noch der Wohnungsbau und der gewerbliche Hochbau. Bei den öffentlichen Bauten laufen noch grosse Aufträge. Auch die Strassen- und die Bahnbauer stehen gut da. 12

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Wie sieht es mit den Aufträgen für Kommt die neue VerfassungsbeZUR PERSON das neue Jahr aus? stimmung also jetzt bei den In2015 machen sich einige nevestitionsentscheiden an? gative Faktoren bemerkbar. Genau. Vor allem, weil man Zum einen wird die Zweitnicht weiss, was kommen wird. wohnungsinitiative dazu fühDiese Unsicherheit lähmt. ren, dass 6000 bereits geplante Wohnungen nicht gebaut werBraucht es nicht ohnehin mehr den. Sie führt auch dazu, dass Wohnungen? sehr viel weniger Wohnungen Der Wohnungsmarkt hat sich Daniel Lehmann ist in den Berggebieten geplant entspannt. Der LeerwohDirektor des Schweiwerden. Insgesamt brechen nungsbestand steigt wieder zerischen Baumeister2 bis 2.5 Milliarden Franken deutlich an. All die Wohnunverbandes. an Bauvolumen weg. Weil die gen, die noch im Bau sind, Umsetzung noch nicht festwerden zu dieser Entspansteht, herrscht eine grosse Unsicherheit. Zum nung gerade auch in Ballungszentren beitraanderen herrscht Unsicherheit, was die Eingen. Die Bauentwicklung wird künftig anders wanderung angeht. Der Wohnungsbau hängt verlaufen als in den vergangenen Jahren. neben der Konjunktur immer auch von der Einwanderung ab. Viele Investoren sind verWie? unsichert, was sie von ihren Plänen noch umKünftig wird es darum gehen, schlau zu setzen können. bauen und Ressourcen zu schonen. Der Er-


«WIR WERDEN ANPASSUNGSFÄHIG BLEIBEN UND VERMEHRT NACHHALTIG BAUEN.» satzneubau wird eine spürbar grössere Rolle spielen.

der Markt wegbricht, nun neue Märkte etwa in der Agglomeration Zürich suchen.

auch zeigen, dass ein neuer Mix von Bewohnern das Quartier aufwerten kann.

Das propagieren Sie ja bereits seit längerem… Das ist richtig. Häufig kann man das Ziel, Energie und Ressourcen zu sparen, nicht mit Sanierungen allein erreichen. Es ist oft sinnvoller, auf der gleichen Fläche neu zu bauen. Damit kann man energetisch und bei der Flächennutzung mehrere Ziele gleichzeitig erreichen.

Funktioniert das Konzept «Schlaues Bauen» mit seinen Ersatzneubauten nicht in den Berggebieten? Nur teilweise. Der Tourismus ist dort der wichtigste Wirtschaftszweig. Man kann dort nicht unendlich viele neue Arbeitsplätze schaffen.

Hat die Bauwirtschaft für das «schlaue Bauen» auch genug schlaue Fachkräfte? Die haben wir. Wir machen viel in der Bildung, auch in der energetisch sinnvollen Bauweise. Der Verband trägt mit seinen Bildungsanstrengungen dazu bei. Derzeit bilden wir 6000 Lehrlinge aus. Wir tun auch viel in der Weiterbildung. Ein Beispiel: In unserem Kompetenzzentrum Bauhauptgewerbe in Sursee haben wir jetzt einen Lehrgang Passivhausmaurer. Und vergessen Sie nicht: Innovationen entstehen nicht am grünen Tisch, sondern werden in den Unternehmen umgesetzt. Wir haben sehr viele clevere Bauleute, die neue Ideen ausprobieren.

Wie kommt Ihre Botschaft an? Das Konzept des Ersatzneubaus wird als sehr sinnvoll angesehen. Auf Widerspruch treffen wir manchmal bei Denkmalpflegern. Der Trend geht aber klar in Richtung auf intensivere und verdichtete Nutzung. Wichtig ist, dass dabei immer auch die Menschen vor Ort einbezogen sind, wenn es darum geht, die knappen Flächen intelligent zu nutzen. Soll sich die Bauwirtschaft also künftig um die Sanierung und den Ersatz der Überbauungen aus den 50er bis 80er Jahren kümmern, statt neue Überbauungen auf die grüne Wiese zu setzen? Genau. Das bedeutet natürlich auch, dass man für diese alten Überbauungen neue Gestaltungspläne macht. Dazu müssen dann vor Ort auch die alten Regeln etwa zu den Abständen revidiert werden. Und dabei sollen die Menschen vor Ort mitreden. Es gibt viele Beispiele, wie man ohne eine rigide zentrale Bauplanung gute Lösungen gefunden hat, ohne zusätzliches Kulturland zu verbrauchen. Heute werden Wohnen, Arbeiten und öffentliche Einrichtungen stärker gemischt, als man das früher gewohnt war. Künftig soll also dort gebaut werden, wo die Schweiz schon gebaut ist, nur effizienter und dichter? Ja, aber man muss dabei differenzieren. Etwa in den Agglomerationen kann allenfalls auch zusätzliche Fläche beansprucht werden, denken Sie an das Richti-Areal zwischen dem Glattzentrum und dem Bahnhof Wallisellen. Ihr Konzept scheint gut zur kleinteiligen Struktur der Schweizer Bauwirtschaft zu passen… Wir sind KMU-mässig strukturiert. Die Unternehmen im Hochbau sind sehr lokal tätig. Selbst Implenia als grösstes Bauunternehmen hat sich aus 60 bis 70 Unternehmen gebildet und ist lokal stark verankert. Der Druck wird sich allerdings erhöhen, weil ein Teil der Unternehmen aus den Berggebieten, denen wegen der Zweitwohnungsinitiative

Sie haben bisher vom Wohnungsbau gesprochen. Wann schlagen die steigenden Leerstände bei den Büros auf die Bauwirtschaft durch? Sie schlagen bereits durch. Es werden bereits sehr viel weniger Bürogebäude geplant und gebaut, gerade auch in der Agglomeration Zürich. Das zeigt sich auch bei den Mietzinsen, die bereits spürbar sinken. Ich erwarte 2015 keine Erholung. Es werden künftig weniger gewerblich nutzbare Flächen gebaut. Was heisst das für die Bauunternehmen? Sie werden die Konkurrenz in den anderen Sparten verstärken. Auch da sind die energetische Sanierung und der Ersatzneubau eine Chance. Denken Sie an die Energiestrategie 2050 des Bundes: Die Hälfte der gesamten Energie wird von den Gebäuden verbraucht. Wer den Energieverbrauch in der Schweiz deutlich senken will, kommt am Bau und an den Gebäuden nicht vorbei. Der Gebäudepark besteht zu einem guten Teil aus Gebäuden der 70er und 80er Jahren, die sich nicht effizient sanieren lassen. Da hilft der Ersatzneubau. Das sehen leider noch nicht alle so. Immerhin haben wir jetzt im Gebäudeprogramm des Bundes erreicht, dass der Ersatzneubau steuerlich dem Sanierungsbau steuerlich gleichgestellt wird. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung. Was wünschen Sie sich ausserdem von der Politik? Solange das Fördersystem besteht und noch nicht auf Lenkungsabgaben umgestellt ist, müssen Ersatzneubauten den energetischen Sanierungen gleichgestellt sein. Bildet die Energiestrategie 2050 für die Bauwirtschaft ein potentielles Konjunkturprogramm? Das kann man so sagen, ja. Das gilt sicherlich für die Gebäudetechnik, mit den Ersatzneubauten auch das Bauhauptgewerbe. Für Ersatzneubauten muss man aber vor allem auch den Eigentümer und Investor überzeugen können. Man muss ihm zeigen, dass es sich unter dem Strich für ihn lohnt. Man muss ihm

In der Bauwirtschaft wird es künftig enger. Kommt es zu einer Konsolidierung? Es gibt im Bau immer Schwankungen. Der Bau ist sehr anpassungsfähig. Grosse Krisen gibt es nur, wenn die gesamten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen schlecht werden. Wir erwarten keine Krise. Die Bauwirtschaft steht also nicht vor einer Wiederholung der 90er Jahre? Die Konsolidierung ist im Bau ein Dauerzustand. In keiner anderen Branche – das Gastgewerbe ausgenommen – werden so viele Betriebe liquidiert. Aber es werden auch wieder ebenso viele Betriebe gegründet. Oft bilden die Kader einer liquidierten Firma wieder eine neue Firma. Wird die Beschäftigung auf dem heutigen Stand bleiben? Bei der Stammbelegschaft sicherlich. Zu den rund 80 000 Beschäftigten der Stammbelegschaft kommen vielleicht 20 000 temporäre Angestellte und Akkordanten. Bei ihnen werden sich die Schwankungen stärker bemerkbar machen. Die Bauwirtschaft ist seit einigen Jahren einer der Treiber des Wachstums gewesen. Wird sie sich nun in die zweite Reihe verabschieden? Der Zenit ist überschritten. Gebaut wird weiterhin, der Bedarf ist da. Wir werden anpassungsfähig bleiben und vermehrt nachhaltig bauen. Aber die Bauwirtschaft ist immer eine Nachläuferbranche. Es muss zuerst den anderen gut gehen, damit es auch der Bauwirtschaft gut geht. Der Bau kann nicht der Haupttreiber der Wirtschaft sein. Nr. 1/2 2015 | UnternehmerZeitung

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TITELTHEMA

Bürohaus Aquatikon: Erst bei einer Vorvermietungsquote von rund 40 Prozent soll es losgehen.

Foto: Hochtief

Gute Zeiten für Büromieter LEERSTAND Auf der Suche nach Büroräumen können Interessenten jetzt aus dem Vollen schöpfen. Der Anlagedruck hat viel Geld in neue Grossprojekte gespült; mitunter werden Premiumobjekte frei, weil die neue Arbeitswelt auch neue Räume braucht. Doch die Nachfrage ist flau. TEXT Y V O N N E V O N H U N N I U S

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auherr Ralf Bellm ist fest entschlossen: «Wir bauen das Bürohaus Aquatikon.» Noch hat der Geschäftsführer von Hochtief Development Schweiz keinen Mieter für sein Premium-Projekt im Glattpark, ZürichOpfikon. Erst bei einer Vorvermietungsquote von rund 40 Prozent der 16 000 Quadratmeter soll es losgehen. Bellm sagt: «Wir haben viele Gespräche, doch die Unternehmen sind momentan wenig entschlussfreudig.» Auch er weiss, dass daran der aktuelle Währungsentscheid der Nationalbank wenig ändern wird, hofft aber auf clevere Mieter, die antizyklisch denken. Aquatikon ist nicht allein. Neu- oder Altbau, Zentrum oder Randlage – was darf’s sein? Und vor allem: Darf’s ein bisschen mehr sein? Der Büromarkt in der Schweiz ist in den letzten zwei bis drei 14

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Jahren im Abschwung, die Mieten haben schon leicht nachgegeben, der Leerstand steigt. GUTE KONDITIONEN FÜR BÜROS Für Mieter und Käufer ist das eine gute Nachricht. Credit-Suisse-Immobilien-Experte Fredy Hasenmaile sagt: «Lange war der Verkäufer in der Schweiz am längeren Hebel, das ist vorbei.» Wer als Interessent geschickt verhandelt, profitiert. Die Situation ziehe kürzere Vertragslaufzeiten nach sich, beobachtet auch Claudio Saputelli, bei der UBS auf Immobilien spezialisiert. Die Vermieter beteiligten sich zunehmend an Umbauinvestitionen der Mieter. Zählt man die Vergünstigungen zusammen, lassen sie manchmal den Mietzins de facto um zweistellige Prozentpunkte sinken.

SCHWEIZER BACKSTEIN HOCH IM KURS Warum aber ist die Nachfrage so schwach bei bisher so stabilen Wirtschaftsdaten? Ein Teil der Antwort ist: Das Angebot ist gross. Ein wahrer Anlagenotstand hat stetig mehr Geld in Büroimmobilien fliessen lassen. Büroflächen an Spitzenlagen boten bis zum 15. Januar rund 3.0 Prozent mehr Rendite als zehnjährige Eidgenossen. 2012 lagen laut UBS die Bauinvestitionen in Büroflächen mit 2.5 Milliarden Franken 130 Prozent höher als 2007. Erst 2014 war die Anzahl der erteilten Baubewilligungen wieder rückläufig, denn der Leerstand machte einen Sprung und soll auch weiterhin leicht steigen. Laut dem IAZI Swiss Property Benchmark betrug 2012 der Schweizer Leerstand 4.6 und 2013 bereits 6.3 Prozent. Donato Scognamiglio, IAZIImmobilien-Experte und Titularprofessor


In diesem Januar haben die Arbeiten für das Dienstleistungszentrum «The Circle» am Flughafen Zürich begonnen.

an der Universität Bern, sagt: «Wir haben ungefähr 40 bis 50 Millionen Quadratmeter an Fläche im Angebot und davon ist rund ein Viertel in Zürich und Genf.» Gerade diese beiden Standorte stehen unter Druck. Basel und Bern erscheinen nach UBS-Einschätzung durch einen drastischen Rückgang der Baubewilligungen mittlerweile wieder deutlich positiver. STRUKTURELLE VERÄNDERUNGEN Besonders in den Finanzzentren kam die Krise einer Zäsur gleich. CS-Experte Hasenmaile sagt: «Seitdem sind die Treiber nicht klassische Büromieter wie Finanzdienstleister oder Wirtschaftsprüfer. Für Flächenverbrauch sorgen eher Bereiche wie Gesundheit, Erziehung und Bildung sowie öffentliche Verwaltung.» Sie können den Wegfall jedoch nicht ganz kompensieren. Viele Unternehmen haben Investitionen hintangestellt und den Krisenmodus nicht abgelegt. Nicht zuletzt verändern sich auch die Bürobranchen in ihrer Struktur. Unternehmen sind laut Hasenmaile kostenbewusster, professionalisieren sich. Einheiten werden zusammengelegt, neue Arbeitsweisen erdacht. Dafür braucht es Gebäude, die Flexibilität und eine attraktive Infrastruktur-Anbindung bieten. Premium-Bauten im sogenannten Central Business District (CBD) von Genf oder Zürich können das nicht immer leisten. Nicht nur die Allianz hat fern des Zürcher CBD ihre neue Heimat in Wallisellen gefunden. Heute sind beispielsweise in Zürich Prestigeobjekte zu haben, die zu anderen Zeiten auf dem Markt gar nicht aufgetaucht wären.

Foto: Flughafen Zürich AG

Eine leichte Korrektur hat bei den Mieten in der Schweiz schon stattgefunden – laut IAZI ist der Durchschnitt von 305 Franken auf 296 Franken pro Quadratmeter zwischen 2012 und 2013 gefallen. Trotz allem ist der Druck auf die Eigentümer bis dato nicht übermässig gross: Die Finanzierung kommt sie günstig.

Unternehmen wollen sich im vorhinein selten für viele Jahre binden. Kunden wie Google sind demnach ein Glücksfall. Der Konzern hat sich im Dezember für 50 000 Quadratmeter in der SBB-Überbauung an der Europaallee Zürich entschieden. Fünf Jahre vor der Fertigstellung ist alles vergeben.

NACHFRAGE KOMMT ZURÜCK Die Experten erwarteten unter bisherigen Voraussetzungen, dass der Markt sich langsam wieder von seiner zyklischen Erkältung erholt. Und manche setzten sogar auf einen Nachholbedarf, wenn Unternehmen ihre Zurückhaltung hinter sich gelassen haben. So auch Stefan Fahrländer von Fahrländer Partner Raumentwicklung. Er sagt: «Die Nachfrage ist prinzipiell da, doch warten die Unternehmen aufgrund immer neuer Unsicherheiten ab.» In Fragen der Umnutzung ist das Potenzial nicht ausgeschöpft, auch wenn passende Objekte selten und die Kosten mit rund 2000 Franken pro Quadratmeter hoch sind. Auch die Umbauwelle setzt sich fort: Das Bauunternehmen Implenia hat Ende 2014 allein in Zürich Modernisierungsaufträge im Wert von 65 Millionen Franken akquiriert.

NICHTS GEHT OHNE GUTE STRATEGIE Derweil hat das grösste Hochbauprojekt der Schweiz, The Circle, die 50-Prozent-Hürde geknackt: Im Januar haben die Arbeiten für das Dienstleistungszentrum mit einer Milliarde Investitionsvolumen am Flughafen Zürich begonnen. 2018 soll die erste Etappe fertig sein. Als Büro-Mieter ist die Miteigentümerin, die Flughaften Zürich AG, noch allein. Sonst wurden mit der Hyatt Hotelgruppe und dem Universitätsspital Zürich auch Grossmieter gefunden. Laut dem Gesamtprojektleiter Beat Pahud hat man aber die Option, die Büroflächen in Etappen auf den Markt zu bringen. Die letzten 30 000 Quadratmeter könnten erst in einer zweiten Etappe folgen. Selbst die besten Projekte verlangen jetzt gute Nerven und eine schlaue Strategie. Bauten bisher viele ihren Optimismus auf stabile Fundamentaldaten der Schweiz, hat sich seit dem 15. Januar der Blickwinkel geändert. UBS-Experte Saputelli sagt, auch kurz nach dem SNB-Entscheid lasse sich schon festhalten, hierdurch habe sich die konjunkturelle Perspektive verschlechtert beziehungsweise sei sie unsicherer geworden: «Geschäftsimmobilien werden relativ zu Wohnimmobilien an Attraktivität einbüssen.»

VORVERMIETUNG IST TRUMPF Einen Baubeginn ohne Mietverträge in der Tasche, wie er zuweilen früher stattfand, wird es in jedem Falle so schnell nicht mehr geben. Laut dem CS-Experten Hasenmaile wird jetzt für manche Neu-Projekte sogar eine Vorvermietungsquote von 70 Prozent verlangt. Ein schwieriger Trend: Kleinere

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EUROPA

Abgekoppeltes Wasserschloss EU-STROMBINNENMARKT

IN TERVIEW S T E F F E N K L A T T

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ie Schweiz ist lange das Wasserschloss und die Strombatterie Europas gewesen. Doch mit der Bildung des EU-Strombinnenmarkts könnte sie Schritt für Schritt abgekoppelt werden. Das werde tendenziell den Strom verteuern, sagt Christian Schaffner von der ETH Zürich.

2014 war immer wieder gewarnt worden, die Schweiz müsse bis Ende des Jahres an den EUStrombinnenmarkt angeschlossen sein, sonst fahre der Zug ohne sie los. Ist der Zug abgefahren? CHRISTIAN SCHAFFNER Das kann man so sagen. Die EU wollte 2014 den Strombinnenmarkt vollenden. Das ist nach Verzögerungen auch gelungen, auch Frankreich und Österreich werden nun im ersten Quartal 2015 an den Binnenmarkt gekoppelt. Damit bleiben nur noch kleinere Staaten wie Irland und Griechenland aussen vor. 90 Prozent der EU sind beim Strombinnenmarkt dabei. Die Schweiz ist es nicht. Was unterscheidet den Binnenmarkt von dem, was vorher gewesen ist? Der Strom fliesst weiter. Das ist richtig, der Strom fliesst auch heute über die Grenzen. Das wird auch so bleiben. Aber die Regeln, wie Strom in Europa gehandelt wird, haben sich geändert. Die neuen Regeln machen den Handel effizienter. Neu kann Strom gehandelt werden, ohne separat die Kapazitäten für die grenzüberschreitenden Leitungen zu ersteigern. Die Kapazitäten können so effizienter verwendet werden. Was heisst das für die Schweiz? In der Schweiz wird der Handel mit Strom und mit Leitungskapazität nicht gekoppelt. Daher gibt es beim grenzüberschreitenden Handel weiter zwei Schritte: der Handel mit dem Strom und die Versteigerung der Kapazitäten. Wird der Strom dadurch teurer? Die Preisentwicklung hängt von vielen Faktoren ab. Aber ein effizienterer Handel bringt tendenziell niedrigere Preise. Die fortgesetzte Ineffizienz im Handel mit der Schweiz kann also tendenziell den Strom hier verteuern. 16

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Was bedeutet das für die Schweizer Stromhändler? Der Handel in Europa hat sich bereits bisher stark verändert. Die neuen erneuerbaren Energien werden günstig – typischerweise subventioniert – und zu sehr unterschiedlichen Zeiten in das Netz eingespeist. Die klassischen Handelsgeschäfte, die Schweizer Unternehmen während Jahrzehnten betrieben haben, gibt es heute so nicht mehr.

Wenn das um die Schweiz herum passiert, kann sie kaum noch am Handel teilnehmen. Denn sie beteiligt sich heute vor allem am Stromhandel für den Folgetag. Wenn am EU-Binnenmarkt aber auf der Grundlage der tatsächlichen Lastflüsse mit Strom gehandelt wird und damit zunehmend mit Strom vom gleichen Tag, dann bleibt die Schweiz draussen.

…also billigen Strom in der Nacht einkaufen und teuer während der Spitzenzeiten am Tag wieder verkaufen… Genau, und die Preisentwicklungen sind auch nicht mehr so gut voraussehbar. Der Strom aus Pumpspeicherkraftwerken kann nun zu einer ganz anderen Zeit benötigt werden als früher. Die Auswirkungen der neuen Regeln am EU-Binnenmarkt sind noch nicht so deutlich wahrnehmbar. Aber das heutige sogenannte «market coupling» ist nur eine Vorstufe für eine neue Effizienz, bei der auch die aktuellen Flüsse über die Leitungen gemessen werden sollen. Wenn dann die Schweiz noch in dem alten System verharrt, dann hat sie ernsthafte Nachteile.

Die Schweiz verstand sich lange als Wasserschloss Europas. Bleibt das in Zeiten erneuerbarer Energien so? Je stärker die Systeme vernetzt sind und je effizienter der Handel ist, desto günstiger ist es für die Volkswirtschaft. Dabei ist das klassische Geschäft der Schweiz vorbei – billiger Nachtstrom wird zu teurem Spitzenstrom umgewandelt. Es wird aber auch künftig Speicher brauchen. Aber sie müssen sehr viel flexibler sein, weil die erneuerbaren Energien unregelmässig anfallen. Die heutigen Marktregeln der Schweiz erlauben diese Flexibilität nicht.

Warum? Der Handel soll dann in der EU aufgrund der tatsächlich gemessenen Flüsse durch die Netze geleitet werden, um die grenzüberschreitenden Leitungen noch effizienter auszulasten. Das ist auch wichtig, um den Strom aus Wind und Sonne aufzunehmen. ZUR PERSON Dr. Christian Schaffner ist seit 2013 Leiter des Energy Science Center der ETH Zürich. Dieses koordiniert die Zusammenarbeit von elf verschiedenen Departementen der ETH im Bereich Energie, fördert interdisziplinäre Forschung, organisiert Projekte und Veranstaltungen und ist an zwei Masterstudiengängen beteiligt. Christian Schaffner war vor seiner Zeit an der ETH im Bundesamt für Energie tätig. Dabei gehörte er auch zur Verhandlungsdelegation für das Stromabkommen mit der EU.

Sind die Pumpspeicherwerke generell flexibel genug? Rein technisch haben sie eine hohe Flexibilität, ja, sie können auch hohe Energiemengen speichern. Sie lösen allerdings nicht das Problem der saisonalen Speicherung. Damit die Pumpspeicher flexibel genutzt werden können, müssen die Marktregeln geändert werden. Das zeigen Studien, die wir zusammen mit Deutschland und Österreich gemacht haben. Diese Studien zeigen, dass die Schweizer Pumpspeicherwerke wirtschaftlich im Vergleich zu den Werken in Österreich und Deutschland deutlich schlechter abschneiden. Warum? Im Moment ist das tatsächlich so. Ein Grund dafür ist, dass Deutschland und Österreich schon heute beim Strom stark verbunden sind. Sind in der Schweiz die heutigen hohen Investitionen in die neuen Pumpspeicherwerke – z.B. Linth-Limmern – gerechtfertigt? Diese Frage müssen Sie den Unternehmen stellen. Aber Unternehmen gehen immer ein hohes Risiko ein, wenn sie Investitionen vornehmen, die über Jahrzehnte abge-


MARKET COUPLING Beim bisherigen grenzüberschreitenden Stromhandel in Europa müssen Stromhändler die Transportkapazitäten ersteigern, die sie für die Weiterleitung des Stroms in ein anderes Land benötigen. Erst dann können sie das grenzüberschreitende Geschäft ausführen. Mit der Vollendung des EU-Binnenmarkts werden diese beiden Schritte miteinander gekoppelt: Mit dem Kauf des Stroms wird zugleich die Übertragungskapazität gekauft. Das ist für Geschäfte, die sich auf den Folgetag beziehen, schon weitgehend realisiert. Nun wird diese Kopplung auch für Geschäfte am laufenden Tag vorbereitet. Die Schweiz ist daran aufgrund des fehlenden Stromabkommens mit der EU nicht beteiligt. Pumpspeicherwerke haben ein Problem der saisonalen Speicherung.

schrieben werden müssen. Niemand kann die Zukunft vorhersehen. Mit den heutigen Marktregeln wird es schwierig werden. Aber wir gehen davon aus, dass sich das ändern wird. Braucht Europa die Schweiz beim Strom? Die Schweiz und Europa haben ein gegenseitiges Interesse an einer Zusammenarbeit. Deshalb sind die Verhandlungen zum Stromabkommen auch nicht abgebrochen worden. Die Schweiz hilft dem Gesamtsystem der Stromversorgung in Europa. Die EU hat daher ein Interesse, dass sie sich auch am market coupling beteiligt. Die EU kann aber auch ohne die Schweiz vorwärtsgehen, wie sich das derzeit zeigt. Umgekehrt könnte auch die Schweiz sich im Alleingang mit Strom versorgen. Es würde aber sehr teuer. Wenn wir nicht flexibel Strom importieren können, brauchen wir mehr Speicher – und Speicher kosten viel Geld.

Foto: KWO/Sabine Wunderlin.

Kann der Bund die Energiestrategie 2050 ohne ein Stromabkommen und ohne die Anbindung an den EU-Binnenmarkt umsetzen? Im Prinzip ja. Aber die Energiestrategie geht von einem uneingeschränkten Handel mit der EU aus. Die Nachfrage nach Strom in der Schweiz muss danach nicht zu jeder Zeit mit der Produktion in der Schweiz gedeckt werden. Das ist auch heute schon so. Besonders im Winter ist die Schweiz auch heute auf Importe angewiesen. Wenn der Handel weniger effizient wird, dann wird die Umsetzung der Energiestrategie teurer. Als mit den Verhandlungen zum Stromabkommen mit der EU begonnen wurde, waren die Strompreise hoch, jetzt sind sie im Keller. Hat das Folgen für die Verhandlungen? Der Strompreis hat keinen starken Einfluss, die Frage der Versorgungssicherheit aber sehr wohl. Wenn die Preise niedrig sind, dann

dämpft das auch die Investitionsbereitschaft. Und das hat Auswirkungen auf ganz Europa. Die Anforderungen aufgrund der Zunahme der erneuerbaren Energien sind dabei aber gestiegen. Die EU ist sich noch nicht vollständig im Klaren, wie sie die Versorgungssicherheit auch in Zukunft sicherstellen will. Bisher sind die Nationalstaaten und ihre Netzbetreiber selbst dafür verantwortlich. Viele Schweizer Stadtwerke investieren in erneuerbare Energien im europäischen Ausland. Wie sinnvoll ist das? Wirtschaftlich kann das sehr interessant sein, insbesondere in Ländern mit starken Fördersystemen. Mit Blick auf die Schweizer Stromversorgung wird sich zeigen, wie effizient die Systeme sind. Wenn die Schweiz eines Tages in den EU-Binnenmarkt integriert ist, wird es einfacher sein, den Strom auch physisch in die Schweiz zu bringen. Anzeige

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EXPORT

Amerika setzt wieder auf Industrie REINDUSTRIALISIERUNG Die amerikanische Industrie wächst wieder. Gründe sind die niedrigen Energiepreise, die Initiativen der Regierung zur Ankurbelung des Wachstums, aber auch das Lohnniveau. Die Stundenlöhne liegen deutlich unter denen anderer Industrienationen. TEXT J O H N D Y E R

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etroit hat Geschichte geschrieben. Erst als die goldene Stadt der Automobilproduktion. Dann als der grösste Bankrottfall einer amerikanischen Gemeinde. Wo ganze Stadtviertel zerfallen, die Verwaltung Polizei und Feuerwehr nicht mehr bezahlen

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kann, scheint kein guter Boden für Investitionen zu sein. Und dennoch will sich der Luxusuhren-Fabrikant Shinola aus Texas gerade in Detroit mit einer seiner Fertigungsstätten errichten. Gesucht werden derzeit 14 Mitarbeiter, die in der einstigen Autostadt zu Uhrmachern ausgebildet werden sollen.

UHREN MADE IN AMERIKA ERWÜNSCHT Auf den ersten Blick passen Shinola mit seinen Armbanduhren im Kostenbereich zwischen 500 und 1500 Euro und das heruntergekommene Detroit nicht zusammen. Aber das Unternehmen, das zur texanischen Investmentfirma Bedrock Ma-


«WIR SEHEN SO ETWAS WIE EINE RENAISSANCE DER INDUSTRIELLEN PRODUKTION.» Barry Bluestone, Wirtschaftsprofessor an der Northeastern University in Boston.

Foto: Keystone/Carlos Osorio

Der Luxusuhren-Hersteller Shinola will ein hundertprozentig amerikanisches Angebot vorweisen können. Aus diesem Grund wurde eine Fertigungsstätte in Detroit errichtet.

nufacturing gehört, will amerikanische Arbeiter, um sein Angebot als hundertprozentig amerikanisch anbieten zu können. Derzeit kommen Zifferblätter noch aus Taiwan. Bedrock denkt bereits darüber nach, die Zahl der Mitarbeiter von Shinola zu erhöhen. Derzeit sind es 320. «Unser langfristiges Ziel ist es, dass Shinola-Uhren vorwiegend in Amerika hergestellt worden sind», sagt Bedrock-Chef Heath Carr. INDUSTRIE IST WIEDER IM KOMMEN Shinola passt in einen Trend der amerikanischen Wirtschaft: Man setzt wieder mehr auf Industrie. Der Grund für die Reindustrialisierung der Vereinigten Staaten ist leicht erkennbar. Zum einen sind es die sinkenden Energiepreise, zum anderen helfen auch die Regierungsprogramme. Und es kommen die

vergleichsweise niedrigen Stundenlöhne amerikanischer Arbeiter hinzu. Der Fabrikarbeiter in den USA bekommt durchschnittlich 24.96 Dollar die Stunde, wie das US-Arbeitsministerium mitteilt – einer der niedrigsten Stundenlöhne in der industrialisierten Welt. In Deutschland liegt der Vergleichslohn bei 24.40 Euro. Dieser Wettbewerbsvorteil wird derzeit allerdings durch den raschen Kursanstieg des Dollars abgeschwächt. «Wir sehen so etwas wie eine Renaissance der industriellen Produktion», sagt Barry Bluestone, Wirtschaftsprofessor an der Northeastern University in Boston. An die goldenen Zeiten der Industrieproduktion in den 70er Jahren mit damals 20 Millionen Beschäftigten werden die USA kaum anschliessen können. Dem steht schon China als Exportriese entgegen. In den USA wurden, auch deshalb, zwischen 2001 und 2013 rund 2.4 Millionen Industriearbeitsplätze abgebaut, wie das Economic Policy Institut in Washington errechnet hat. 900 000 JOBS MEHR ALS 2013 Derzeit arbeiten laut US-Arbeitsministerium 12.2 Millionen Menschen in der Industrieproduktion. Das sind 900.000 mehr als noch vor einem Jahr. Die Industrieproduktion macht jetzt zwölf Prozent der amerikanischen Wirtschaftsleistung aus. In anderen Industrieländern, wie etwa Deutschland, liegt dieser Anteil bei 23 Prozent, stellt der amerikanische Herstellerverband fest. Ein Teil des Wachstums der Branche ist auf den Ölpreis zurückzuführen, der seit Juni um über 50 Prozent gesunken ist, glaubt Dan Miklovic von LNS Research in Cambridge, Massachusetts. «Viele Hersteller können damit ihre Herstellungskosten senken.» Gleichzeitig steige die Nachfrage, weil die Verbraucher durch geringere Energiekosten mehr Geld ausgeben könnten. Der niedrige Ölpreis setzt allerdings auch die Förderer von Schieferöl und Schiefergas unter Druck, die zahlreiche Arbeitsplätze gerade in ländlichen Regionen etwa in Ohio, North Dakota und Colorado geschaffen haben. Auch die Solar- und die Windenergie, die in den vergangenen Jahren einen Aufschwung erlebt haben, leiden unter der billigen Konkurrenz.

VON PLASTIKKITSCH ZUR MEDIZINTECHNIK Die neuen Jobs in der Produktherstellung sehen allerdings anders aus als in den 70er Jahren. Einfache Waren werden von technisch anspruchsvollen abgelöst. In Leominster in Massachusetts wurden jahrzehntelang pinkfarbene Plastikflamingos hergestellt, die zahllose Vorgärten in den USA zierten. Heute kommt dieser Plastikkitsch aus China. Union Products gibt es aber noch immer. «Die Plastikflamingos haben einst Leominster zur Plastikhauptstadt von Neuengland gemacht», sagt Professer Bluestone. «Jetzt stellt die gleiche Firma Plastikteile für die Medizintechnik her.» Manchmal fehlen sogar Arbeiter für die einfachen Jobs. Bei Warn Industries in Oregon bedauert das Firmenchef John Stansky: «Wir haben 30 offene Stellen. Das sind gute Jobs. Aber die Leute haben gehört, dass Technologie oder Medizintechnik grossartige Jobs bieten. Und deshalb will keiner in der Herstellung arbeiten.» Stanskys Firma stellt Winden und anderes robustes Zubehör für Geländeautos her und beschäftigt 500 Mitarbeiter. OBAMA SETZT AUF EUROPÄISCHE BERUFSBILDUNG Im Oktober hat Präsident Barack Obama ein Programm aufgelegt, um Produktionsarbeitsplätze zu schaffen. Das Pentagon, die Nasa und andere Bundesbehörden sind eingebunden. Dabei soll eine duale Berufsausbildung nach deutschem und Schweizer Muster mit Arbeit und Berufsschule entstehen. 530 Millionen Dollar stehen dafür bereit. Schon zwei Jahre zuvor hatte Obama 1 Milliarde Dollar bereitgestellt, damit örtliche Hochschulen Produktionsarbeiter schulen könnten. Einstweilen bilden viele Unternehmen ihre neuen Mitarbeiter selber aus. Richard Mileika, Gründer der Machine, Inc bei Boston, hat seine Belegschaft seit 2008 fast um einen Drittel erweitert. Machine stellt Präzisionsteile für die Luftfahrt her. Den grössten Teil der Arbeit erledigen Roboter, Mileikas Mitarbeiter beaufsichtigen sie nur. Aber wer bereit ist, das zu tun, kann bei Mileika einen guten Lohn erwarten. «Unsere Flexibilität und unsere Produktivität sind unsere Mittel, um im nationalen und globalen Wettbewerb zu bestehen», sagt Mileika. Nr. 1/2 2015 | UnternehmerZeitung

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INNOVATION

Innovationen brauchen Zeit GUNTER DUECK, MATHEMATIKER UND EHEMALIGER CHEF-TECHNOLOGE

ZUR PERSON

INTERVIEW Y V O N N E V O N H U N N I U S

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in Unternehmerkopf ist für Innovationen wichtiger als Gründerparks, sagt Gunter Dueck. Der Mathematiker und ehemalige Chef-Technologe von IBM Deutschland hat mehr Ideen scheitern denn gross werden sehen – sein Erfahrungsschatz bringt Innovatoren auf den Boden der Realität. Was braucht eine erfolgsversprechende Innovation am meisten? GUNTER DUECK Hauptsächlich einen Unternehmer. Dann ist Innovation eine einsame Sache? Es muss nicht einsam sein, denn der Unternehmer muss die Idee in die Welt tragen und verwirklichen. Das hat viel mit Willen zu tun, mit Eigeninitiative. 20

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Finden Ideen nicht besser ihren Weg, wenn sie bereits geeignete Strukturen vorfinden? Das wird überschätzt. Man bemüht sich heute, Strukturen für die Start-ups zur Verfügung zu stellen – in Gründerzentren zum Beispiel oder auch in grossen Unternehmen. Das Hauptproblem ist aber die nötige Struktur rund um den Kunden eines neuen Unternehmens. Das wird irgendwie vergessen. Markterschliessung ist viel wichtiger als ein Büro oder Hilfe beim Kreditbeantragen. Manche Studien belegen aber beispielsweise einen Zusammenhang zwischen bestimmten Teamzusammensetzungen und dem Erfolg eines Start-ups ... Ach Studien ... Natürlich sind diverse Teams erfolgreicher, man braucht zu Beginn meist einen Supertechie, einen Superboss und einen Superverkäufer. Bitte notieren Sie dreimal «Super». Und die drei müssen sich

Der Mathematikprofessor und Betriebswirt Gunter Dueck war viele Jahre Chief Technology Officer (CTO) von IBM Deutschland und unter anderem auch für viele Projekte zur Unternehmensstrategie, -optimierung oder -kultur verantwortlich. Seit August 2011 arbeitet er freischaffend als Schriftsteller, Business-Angel und Speaker. Sein aktuelles Buch trägt den Titel «Das Neue und seine Feinde». Zudem ist er am Ausbau des «Wiki of Music» beteiligt, einer Wikipedia-ähnlichen Plattform, auf der möglichst alle Musiknoten der Welt allgemein zugänglich gemacht werden sollen. Foto: Michael Herdlein

super vertragen. Das sagen die Studien nicht! Studien belegen ja auch, dass Firmen mit einer hohen Frauenquote erfolgreich sind. Das hat Gründe, über die dann wieder nicht nachgedacht wird. Da lesen Leute Studien und begehen sofort den üblichen Statistik-Idiotenfehler, blosse Zusammenhänge – die stellt die Studie fest, ohne Gründe zu erforschen – als Kausalzusammenhänge zu


sehen: Man interpretiert den Grund einfach hinein, ohne ihn zu erforschen. Solche Unternehmen stellen dann ein paar Frauen ein und warten, dass der Gewinn wächst. Dann sehen Sie auch Inkubatoren für Innovationen kritisch? Man stellt in Studien fest, dass Inkubatoren in Silicon Valley extrem erfolgreich sind. Der Grund könnte sein, dass da alle Topleute sind oder noch hingehen. Das aber wird nicht gesehen. Jetzt baut man Inkubatoren und denkt, es käme gleich Erfolg. Es sind doch aber keine Ansammlungen von Topleuten da! Man muss doch Anziehungspunkte für Exzellenz schaffen. Da werden einfach Millionen versenkt, denke ich. Man kann auf alle Fälle nicht mit einem Gebäude anfangen, sondern braucht Menschen mit Strahlkraft – entweder echte Unternehmer oder Business-Angels, die ihr Wissen einbringen. In den wohlhabenden Alpenländern wird häufig kritisiert, die junge Generation habe eher einen Konzernjob im Blick, als mit einer Idee durchzustarten – wird das zum Problem? Man muss ein Unternehmertyp sein, die Idee ist dagegen nicht so entscheidend. Jetzt kann man das den jungen Leuten ja nicht pauschal vorwerfen, nicht Unternehmer zu sein – da würde ich eher über die Bildungssysteme wettern. Wie stark an Bestehendem darf denn ein Unternehmer mit seiner Idee rütteln, um erfolgreich zu sein? Ich rate immer dazu, sich eine Welt nach der Innovation vorzustellen. Man muss wissen, was sich alles bewegen muss, soll der Erfolg eintreten – häufig wäre eine völlig neue Infrastruktur nötig und dann ist das Risiko sehr gross. Ich kann eine Idee erst in die Welt bringen, wenn ich entweder die Macht habe, die Infrastruktur zu ändern oder wenn die Gesellschaft sich ohne mich dahin verändert. Dann ist der richtige Zeitpunkt wichtig. Haben Sie ein Beispiel parat, bei dem es geklappt hat? Der Newton ist als erstes Tablet vor vielen Jahr glatt gescheitert. Zu wenig Batterie, kein WLAN, stromfressende Festplatte statt Flashspeicher, zu schwacher Bildschirm, auf dem bei Sonnenschein kaum etwas zu sehen war. Dann kamen die Erfindungen und Strukturen: Flash, LED, Batterien, Internet-Flatrates. Etwa 2007 war alles gut genug für ein iPhone und 2010 fürs iPad! Man gewinnt, wenn man

es als Erster einfach richtig machen kann und auch macht. Wie viel wiegt denn in diesem komplexen Prozess letztlich noch die Idee an sich? Die meiste Arbeit ist es, aus einer Idee ein Produkt zu machen. Wenn man alle Kosten bis zum ersten guten Prototyp addiert, dann kostet der Weg zum Produkt vielleicht das Zehnfache dieser Zahl. Diese Relation nannte August-Wilhelm Scheer, der als Kopf von IDS Scheer oft Innovationen aus der Universität bezog. Ähnliches habe ich auch erlebt. Ein Programm beispielsweise in SAP zu integrieren kann viel aufwändiger sein als das Programm selbst. Was bedeutet das für den Erfinder, wenn er am Prozess beteiligt ist? Für ihn ist die Erfahrung hart, aber wichtig, dass seine Idee an sich nur «1 Prozent» von allem ist. Dabei ist er zuerst nur glücklich über den Einfall, beschäftigt sich aber dann die längste Zeit mit Dingen, die ihm keinen Spass machen. Es ist manchmal schon irre Arbeit, nur einen Namen für das Produkt zu finden, der juristisch in allen Ländern erlaubt und in keiner Sprache ein Schimpfwort ist. Auf solche Nebentätigkeiten muss man vorbereitet sein. Braucht ein Erfinder denn bestenfalls ein Grossunternehmen, um das alles zu stemmen? Amazon, Red Bull, Google, eBay – sie haben alle klein angefangen. Kernkraftwerksbau beginnt bestimmt leichter in einem Konzern. Die Antwort hängt vom jeweiligen Fall ab. Oft muss man sich auch mit Gesetzgebern streiten und einigen – wie jetzt beim Taxidienst Uber. Da zucken auf Lobbyismus vertrauende Konzerne fast immer zurück, aber Kleine trauen sich, einfach weil sie müssen. Welche Hürden muss eine Idee denn in einem Grossunternehmen nehmen? Bei weitreichenden Innovationen braucht es jemanden aus der Hierarchie ganz oben, der dahintersteht. Eine Abteilung hat zu wenig Macht, auf andere Abteilungen einzuwirken. Oft schadet das Neugeschäft ja dem bestehenden Business. Bei IBM wurde zum Beispiel das neue Cloud Computing von den klassischen Outsourcing-Bereichen kritisch gesehen. Da helfen nur Machtworte von oben. Hat es da nicht manchmal ein KMU als Nischenplayer leichter? In Grossunternehmen hat man mit teilweise schrecklichen Entscheidungswegen zu

kämpfen. Will man hier etwas verändern, müssen unglaublich viele Regeln verändert werden – vergleichbar mit einer Gesetzesänderung in einem Staat. Das ist in einem KMU einfacher. Dennoch ist ja nicht jede Innovation ein Volltreffer – mit welcher Quote ist zu rechnen? Ein sehr erfahrener Innovationsexperte, der viele Start-Ups hochgezogen hatte, meinte, er mache mit einem von zehn Versuchen echtes Geld, bei dreien oder vieren käme er gerade so heil heraus, der Rest würde glatt scheitern. Besser bekäme man es nicht hin. Wenn man aber Kredite will, tut die Bank so, als müsse jedes Projekt klappen – auch die Controller in Grossunternehmen denken sehr oft so. Wie kann man bei so hoher Unkenntnis noch richtig innovieren? Eine Innovation geht ja durch das ganze Unternehmen, alle haben damit zu tun. Es geht also nicht, dass nur der Innovator etwas von Innovation versteht, sondern auch das ganze obere Management: Das muss doch lernen, Erfahrungen austauschen! Und wie könnte das bewerkstelligt werden? Durch viele echte Austauschmeetings. Zum Beispiel könnten sich ja die Top-Leute der Konzerne einmal treffen und zukünftige Infrastrukturen besprechen. Warum keine «G8 oder G20 Treffen der Unternehmen»? Kann sich Innovation aber faktisch überhaupt rechnen bei diesen Kosten und Risiken? Innovationen brauchen eine gewisse Zeit, sich auszuzahlen. Ein Haus muss ein paar Jahrzehnte vermietet werden, Bäume sollten auswachsen können. Diese Zeit haben heutige Innovationen oft nicht. Das Internet sieht alle paar Jahre neue Übertragungstechnologien wie G4. Wenn so schnell die gesamten Strukturen immer neu gebaut werden, ist fraglich, ob das alles sinnvoll ist. Wenn man also den Gewinn nach allen Anstrengungen für Innovationen berechnen könnte, käme am Ende wahrscheinlich ein schreckliches Minusgeschäft heraus. Deshalb sehen wir heute zwar rasante Innovationen, aber kaum noch Gehaltserhöhungen. Das ganze Geld geht drauf, weil alle Unternehmen mithalten müssen. Es wäre schön, gäbe es ein gemeinsames Verständnis darüber, die Früchte der Arbeit eher zu geniessen. Ginge das? Sich zu entschliessen, zehn oder 15 Jahre ruhig in einer Welt zu leben, die für diese Nutzungszeit aufgebaut wurde? Nein, der Wettbewerb ist zu hart.

«DIE MEISTE ARBEIT IST ES, AUS EINER IDEE EIN PRODUKT ZU MACHEN.» Nr. 1/2 2015 | UnternehmerZeitung

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CLEANTECH.CH

Ein Goldstück, das aus der Thermorecycling-Anlage der KEZO Kehrichtverwertung Zürcher Oberland in Hinwil gewonnen wurde. Die Anlage verwertet Schlacke, die beim Verbrennen von Müll entstanden ist und sortiert die gewonnen Wertstoffe in verschiedenen Behältern. Foto: Keystone/Peter Klaunzer

Abfälle sinnvoll nutzen RÜCKGEWINNUNG VON ROHSTOFFEN Die Schweiz nutzt den gesamten Haushaltsabfall energetisch oder stofflich, statt ihn zu deponieren. INTERVIEW S T E F F E N K L A T T

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as ist auch sinnvoll, sagt Stefanie Hellweg von der ETH Zürich. Die stoffliche Nutzung wird mit innovativen Ansätzen aber zunehmend ausgeweitet.

Die Schweiz hat im Umgang mit Siedlungsabfällen auf die energetische Nutzung gesetzt. Eine Erfolgsgeschichte? STEFANIE HELLWEG Es ist auf jeden Fall eine Erfolgsgeschichte, dass Haushaltsabfälle nicht mehr deponiert werden. Andere Länder haben dafür länger gebraucht, selbst in Europa gibt es heute noch viele direkte Deponien. Die Schweiz steht in Teilbereichen der Verbrennungstechnologien weit vorn, gerade auch bei der Rückgewinnung von Rohstoffen 22

UnternehmerZeitung | Nr. 1/2 2015

aus der Schlacke. Allerdings wird in der Schweiz oft noch nicht soviel Energie aus der Verbrennung gewonnen, wie möglich wäre. Warum? Die Anlagen sind oft dezentral. Wenn sie nicht an Fernwärmenetze angeschlossen sind, können sie die Energie nur verstromen, was mit tieferen Effizienzen verbunden ist. Wenn die Infrastruktur einmal errichtet ist, lässt sich das nur schwer ändern. Immerhin geht die Hälfte der Abfälle ins stoffliche Recycling, die andere wird verbrannt. Wo könnte das stoffliche Recycling noch verstärkt werden? Diskutiert wird heute vor allem über die

Kunststoffe. Die thermische Verwertung ist nicht unbedingt schlecht, weil Kunststoffe einen hohen Energiewert haben, allerdings kann die stoffliche Verwertung unter Umständen durch Ersatz von Primärkunststoffen indirekt noch mehr Energie einsparen. Wenn Kunststoffe rezykliert werden, muss genau geschaut werden, wie die verschiedenen Kunststoffe gesammelt und getrennt werden können. Bei der PET-Sammlung funktioniert das gut, für viele Kunststoffverbunde ist das aber deutlich schwieriger. Sie haben gesagt, die Schweiz sei bei der Rückgewinnung von Rohstoffen aus der Schlacke stark. Bei welchen? Da geht es zum einen um die klassischen


ZUR PERSON Stefanie Hellweg ist Professorin für ökologisches Systemdesign an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich. Sie hat an der Universität Karlsruhe studiert und an der ETH Zürich promoviert. 2004 und 2005 war sie Gastwissenschaftlerin am Lawrence Berkeley National Laboratory und 2013 an der Yale University in den USA.

Metalle wie Eisen, Kupfer und Aluminium. Zudem werden vermehrt auch seltenere Metalle zum Thema. Eine Kehrrichtverbrennungsanlage hat schon erste Erfolge bei der Rückgewinnung von Gold. Der trockene Austrag von Schlacke wurde zum Beispiel in der Schweiz entwickelt und trägt viel zu einer erhöhten Metallrückgewinnung bei. Doch auch konventionelle Verfahren werden laufend verbessert. Lohnt es sich, alle Metalle aus der Schlacke zu holen? Es gibt immer einen Punkt, wenn es sich ökonomisch nicht mehr lohnt. Und sehr viel später gibt es auch einen Punkt, wenn es sich ökologisch nicht mehr lohnt, weil etwa zu viel Energie für die Rückgewinnung gebraucht wird. Kann jede Anlage so ausgerüstet werden? Ja, die Metallrückgewinnung ist aber von der Art der Schlacke abhängig. Der Kanton

Zürich baut derzeit eine Anlage in Hinwil, in der aus der trockenen Schlacke mehrerer KVAs mehr Metalle effizient zurückgewonnen werden können. Ein Konkurrenzverfahren für Nassschlacke einer privaten Firma – Eberhard Recycling – erlaubt es, die Materialien auf der Schlackendeponie zurückzugewinnen. Dies sind zentrale Infrastrukturen, welche auch von anderen Anlagen genutzt werden könnten. Wann stellt die steigende stoffliche Nutzung der Abfälle die energetische Nutzung infrage? Der Energiewert des zu verbrennenden Abfalls sinkt, wenn energetisch interessante Abfälle wie Kunststoffe rezykliert werden. Deshalb muss auch überlegt werden, welche Auswirkungen die stoffliche Nutzung auf die Kehrichtverbrennungsanlagen hat. Kann die stoffliche Rückgewinnung den Rohstoffbedarf der Wirtschaft decken? Wir werden durch die stoffliche Rückgewinnung sicher nicht Selbstversorger. Aber es gibt ein Potential, welches noch besser genutzt werden könnte. Müsste der Kreislauf schon bei der Produktion beginnen, damit dieses Potential optimal genutzt werden kann? Es wäre das Beste, wenn die Planung der Entsorgung bereits beim Design der Produkte beginnt. Das berücksichtigen aber die wenigsten Hersteller. Die Hersteller grösserer Produkte wie etwa Autos machen das in beschränktem Ausmass, weil die gesetzlichen Vorschriften es verlangen. Wie weit sind geschlossene Kreisläufe möglich? Wie weit handelt es sich dabei nur um eine

mehrfache Nutzung, bevor schliesslich die Stoffe nicht mehr sinnvoll zu gebrauchen sind? Geschlossene Kreisläufe sind theoretisch für einige Materialien wie Glas oder Metalle möglich. In der Praxis jedoch wird das Material während der Nutzung oder in der Sammlung verschmutzt und kann nicht immer wieder zu den gleichen Produkten verarbeitet werden. Allerdings können diese Materialien dann meist durch ein Downcycling einem anderen Kreislauf zugeführt werden: Glas, das nicht mehr als Getränkeverpackung zum Einsatz kommt, wird als Isolationsmaterial verwendet und kann so weiter genutzt werden, wenn auch nicht im eigentlichen Kreislauf. Metalle werden in späteren Kreisläufen für Produkte eingesetzt, die nicht die gleich hohen Anforderungen haben wie das erste Produkt. Bei Papier hingegen wird es nie geschlossene Kreisläufe geben, da die Fasern sich bei jedem Recycling verkürzen, bis sie beim etwa siebten Mal als Reststoff in die Verbrennung gehen. Was sind die Treiber hin zu mehr Recycling? Bei den Elektronikabfällen etwa ist es die vorgezogene Entsorgungsgebühr: Der Konsument bezahlt beim Kauf bereits die Kosten der Entsorgung. Wirksam sind staatliche Regulierungen, wenn die Technologien bereits existieren, auch wenn sie sich ökonomisch noch nicht vollständig rechnen. Es gibt aber auch Grenzen des Recycling. Die ist dann erreicht, wenn das Material zu viele Verunreinigungen enthält. Diese sollten nicht noch angereichert werden durch das Recycling, sondern aus dem Stoffkreislauf ausgeschieden werden. Eine weitere Grenze ist dann erreicht, wenn zu viel Energie für die Rückgewinnung aufgewendet werden muss.

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GELD

Auf der Höhe der Zeit ANLAGEFONDS Welche Anlagestrategie ist 2015 die erfolgversprechendste. Auf welche Anlageinstrumente soll man setzen? An Finanzmessen können auch Privatanleger Experten mit solchen Fragen löchern. TEXT F R E D Y G I L G E N

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s ist und bleibt das A und O des Investierens: Die langfristige Aufteilung der Mittel auf die einzelnen Anlageklassen. Der Entscheid also, wie viel Geld in Aktien, Obligationen, Immobilien, Gold, in den Geldmarkt und allenfalls in sogenannt alternative Anlagen (zum Beispiel Hedgefonds, Rohstoffe oder Private Equity) fliessen soll. Zu rund 75–80 Prozent wird der Anlageerfolg nämlich allein durch diese strategische Aufteilung der Mittel bestimmt, das haben finanzwissenschaftliche Untersuchungen immer wieder gezeigt. Das Bestechende: Auch weniger geübte Anleger können diese entscheidende Weichenstellung buchstäblich auf einen Streich erledigen. Mit dem Kauf eines einzigen Strategiefonds oder ETF nämlich. «Dank diesem Instrument könnten Kleinsparer ähnlich geschickt investieren wie professionelle Investoren jeder Grösse», ist der Basler Finanzmarktprofessor Erwin Heri überzeugt. Doch so breit abgestützt dieser Grundsatz auch ist, in der Praxis wird er noch viel zu wenig umgesetzt. Grund genug also für den Finanzprofessor, sein Plädoyer für Anlagefonds und ETF an der kommenden Finanz’15, der Nachfolgeveranstaltung der traditionellen Fondsmesse (siehe Box), zu wiederholen und auch andere wichtige Grundlagen der Finanzmärkte darzulegen. «Finanzesisch ist nämlich gar nicht so schwierig», betont Heri. FINANZWISSEN AUCH FÜR PRIVATANLEGER Die Finanz’15 ist der Zusammenschluss der traditionellen Fondsmesse und der Strukturierten Produkte Messe. Sie richtet sich wie die Vorgängerveranstaltungen ausdrücklich nicht nur an professionelle, sondern auch an private Anleger, was in der Finanzmesse-Landschaft eher selten ist. «Es hat sich jedoch gezeigt, dass die Bedürfnisse beider Gruppen in Form eines Profitages und eines 24

UnternehmerZeitung | Nr. 1/2 2015

Privatanlegertages sehr gut an einem Anlass abgedeckt werden können», sagt ein Sprecher der Organisatorin IHM Finanzmesse AG (sieh Box). Wer sich in der Vergangenheit an dieser Messe etwas Finanzwissen angeeignet hat, wird zufrieden sein. Gerade auch die Strategiefonds, das auch für Kleinanleger bestens geeignete Anlageinstrument, haben in den vergangenen fünf Jahren überzeugt. Die besten dieser Fonds konnten in dieser Periode um fast 80 Prozent zulegen, im Durchschnitt gab es ein Plus von rund 25 Prozent. Anleger, die auf reine Aktienfonds setzten, waren vor allem mit amerikanischen, aber auch mit Schweizer Titeln bestens bedient. Nach Beobachtungen von Fondsexperte Gregor Johner von der BEVAG Better Value AG ist es insbesondere bei den amerikanischen Aktien einigen aktiven Managern gelungen, den Marktdurchschnitt deutlich zu übertreffen. Die von ihnen betreuten Fonds konnten den Wert mehr als verdoppeln. Die entsprechenden Indexfonds (ETFs) lagen mit einem Plus von rund 90 Prozent im guten Mittelfeld. Insgesamt schlug aber immerhin ein Viertel der aktiven Manager den Marktindex über 5 Jahre. DIVIDENDENFONDS IM AUGE BEHALTEN Auf Branchenebene glänzten zwischen 2010 und 2014 ganz speziell die Biotechfonds. Hier liegt die Spannweite zwischen einem Plus von 125 Prozent und einem solchen von sagenhaften 272 Prozent für den Spitzenreiter, den Candriam Equities L Biotechnology. Den grössten Verdruss gab es für die Besitzer von Goldfonds, ganz besonders von Fonds, die sich auf Aktien von Goldminen konzentrierten. Hier büsste selbst der Spitzenreiter, der DJE Gold & Ressourcen Fonds, über 40 Prozent an Wert ein und das Schlusslicht, der Franklin Gold & Precious Metal Fonds, verlor sogar zwei Drittel seines Werts. Zumindest längerfristig werden nach

KONZENTRIERTES FINANZWISSEN Die FINANZ’15 vom 4. und 5. Februar 2015 ist bereits die 17. Austragung der grössten Schweizer Finanzmesse. Alleine diese langjährige Tradition unterscheidet sie von den meisten anderen Finanzmessen. Bis zum letzten Jahr lief die Veranstaltung noch unter dem Namen Fondsmesse. Diese hat sich nun mit der ehemaligen Strukturierten Produkte Messe zu einer grossen Finanzmesse zusammengeschlossen, der FINANZ’15 eben. Mit dabei sind über 100 Aussteller. Das Motto der diesjährigen Messe heisst: «Anlagen der Zukunft». Als Referenten treten u.a. Marc Faber, Staatssekretär Jacques de Watteville, die Professoren Tobias Straumann und Erwin W. Heri sowie Raiffeneisen-Chef Pierin Vincenz auf.

Ansicht von Johner weiterhin Aktienfonds die besten Erträge bringen. «Es würde mich nicht erstaunen, wenn in fünf Jahren insbesondere Goldminen-Aktienfonds nach ihrem Absturz ganz oben auf dem Podest anzutreffen wären». Ein besonderes Augenmerk muss nach Ansicht von Marktexperten aber auch auf Dividendenfonds gelegt werden, auf Fonds


WAS TAUGEN FONDSRATINGS? Das Beste vom Besten. Wer ein Fünf-Sterne-Hotel bucht, weiss, dass er mit hoher Wahrscheinlichkeit mit bester Qualität in allen Belangen rechnen kann. Ein unverstellter Genuss verspricht ebenso ein Besuch in einem vom Guide Michelin mit 3 Sternen benoteten Restaurant. Noten gibt es mittlerweile ebenfalls für Strände, Sehenswürdigkeiten, Filme, Sportler usw. Da wollte auch die Finanzbranche bei der Notengebung nicht zurückstehen. Allseits bekannt sind etwa die Kreditratings von S&P, Moody’s, Fitch usw. Während der Finanzkrise sind diese Ratingagenturen allerdings massiv kritisiert worden und mussten in verschiedener Hinsicht über die Bücher. Heute werden sie aber kaum mehr grundsätzlich in Frage gestellt. Auch in der Fondsindustrie sind mehrere Notengeber wie S&P, Morningstar oder Feri am Werk, um dem Anleger die Qual der Wahl unter den zehntausenden Produkten zu erleichtern. Sterne sollen auch bei ihnen den Weg weisen. Auf den ersten Blick haben die Fondsratings grosse Ähnlichkeit mit den klassischen Kreditratings von Moody’s und Co. Bei näherer Betrachtung ergeben sich aber grosse Unterschiede bezüglich Methodologie und Aussagekraft. Auffälligste

Differenz ist die zeitliche Orientierung: Während klassische Kreditratings ein vorausschauendes Urteil liefern, z.B. die Ausfallswahrscheinlichkeit auf Einjahressicht, beruhen die Fondsratings noch fast ausschliesslich auf historischen Performancedaten. «Ratings aber, die sich ausschliesslich auf die Wertentwicklung der Vergangenheit abstützen, sind weitestgehend nutzlos», sagt Fondsexperte Gregor Johner. Die Forschungsabteilung des Anlagehauses Lyxor hat die Aussagekraft von Fondsratings mit jener von klassischen Kreditratings anhand empirischer Daten verglichen und ist ebenfalls zu einem eindeutigen Schluss gekommen. Ein Triple-A Kreditrating hat nach Angaben der Lyxor-Forscher eine durchschnittliche Lebensdauer von stolzen zehn Jahren, ein Morningstar 5-Sterne Fondsrating galt dagegen im Durchschnitt nur gerade fünf Monate, bevor es geändert wurde. Entsprechend gering sei dementsprechend die Aussagekraft solcher Fonds-Benotungen. Etwas anders sieht es mit den Risikowerten aus. Diese sind erfahrungsgemäss über die Zeit deutlich stabiler und können nach Johner deshalb eher als zukunftsgerichteter Indikator genutzt werden. Fotoquelle: BilderBox.com

also, die in Unternehmen mit hohen Dividendenrenditen investieren. Sie werden von Anlageprofis mehr und mehr als Ersatz für Obligationen und -fonds eingesetzt, dürften die Renditen auf festverzinslichen Anleihen doch auch im laufenden Jahr äusserst bescheiden bleiben. Auch wenn Aktien auf den ersten Blick nicht mehr billig sind, die Differenz zwi-

schen Dividenden- und Anleiherenditen liegt noch immer markant über dem langjährigen Durchschnitt. Die Einführung von Negativzinsen durch die Europäische Zentralbank und die Schweizerische Nationalbank dürfte die Jagd nach (Dividenden-)Renditen noch verstärken. Kommt hinzu, dass in einem Umfeld, in dem die Wachstums- und Gewinnperspektiven

trüb und die Aussichten auf kräftige Kursgewinne verhalten sind, die Dividendenkomponente für den Gesamtertrag einer Aktieninvestition immer wichtiger wird. In den USA zum Beispiel haben die Dividenden nach einer Studie von Morgan Stanley im Zeitraum von 1930 bis 2012 für über 40 Prozent zur Aktiengesamtrendite beigetragen. Nr. 1/2 2015 | UnternehmerZeitung

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GELD

Die Aufgabe des Mindestkurses durch die Schweizerische Nationalbank (SNB) wird deutliche konjunkturelle Bremsspuren hinterlassen.

Foto: SNB, Zürich

Was bringt 2015 dem Anleger? GELDPOLITIK Trotz etwas höherer Wachstumsraten sind die Aussichten für die Finanzmärkte nicht mehr durchwegs positiv. Während der Ausblick für Anleihen besonders belasten dürfte, profitieren Schuldner weiterhin vom tiefen Zinsniveau. TEXT J O A C H I M K Ü N Z I

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ie US-Wirtschaft wird zum Zugpferd der Weltwirtschaft. Wiederum höhere Wachstumsraten bei der Kreditvergabe legen bestes Zeugnis dafür ab, dass sich der Entschuldungs-Prozess dem Ende nähert. Die US-Konsumenten blicken folglich optimistischer in die Zukunft und die niedrigen Ölpreise tun ihr Übriges. Fraglich ist jedoch, ob sich der Investitionsstau im US-Unternehmenssektor löst. In den schuldengeplagten Ländern des Euro-Währungsraumes zeichnet sich eine Fortsetzung des Erholungskurses ab. Sorgenkinder bleiben hingegen Italien und Frankreich, wo ein unzureichender Reformwille die Expansionsraten niedrig halten wird. Die deutsche Volkswirtschaft verspricht nach einer Durststrecke in den Wintermonaten im Frühjahr wieder dynamischer zuzulegen. Die eidgenössische Volkswirtschaft schwimmt im Fahrwasser der Eurozone. Die Erholung der deutschen Wirtschaft nach holprigen Wintermonaten ist grundsätzlich positiv. Die Aufgabe des Mindestkurses durch die Schweizerische Nationalbank

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UnternehmerZeitung | Nr. 1/2 2015

(SNB) wird jedoch deutliche konjunkturelle Bremsspuren hinterlassen. WÄHRUNGEN IM BANN DER GELDPOLITIK Bereits zu Jahresbeginn hat sich gezeigt, dass die Devisenmärkte 2015 ebenfalls im Zeichen der Notenbanken stehen. Dies gilt auch ausserhalb der Schweiz: Während in den USA und in Grossbritannien angesichts des konjunkturellen Fortschritts eine erste Zinserhöhung diskutiert wird, werden die Eurozone und Japan die jeweils angekündigte Ausweitung der Notenbankbilanz verfolgen. Dies führt zu einer divergierenden Geldmengenentwicklung, die grundsätzlich für den US-Dollar spricht. Nach den jüngsten Zugewinnen dürfte jedoch zunächst eine Konsolidierung folgen. Der Schweizer Franken ist nach der massiven Aufwertung zwar überbewertet; er dürfte sich vorerst jedoch nicht deutlicher abschwächen und zum Euro um die oder leicht oberhalb der Parität bewegen. ZINSTIEF GEHT IN DIE VERLÄNGERUNG Das solide US-Wachstum und die im Jahresverlauf wieder etwas ansteigenden

VP BANK Die VP Bank wurde 1956 gegründet und gehört mit über 700 Mitarbeitenden zu den grössten Banken Liechtensteins. Heute ist sie neben Vaduz und Zürich an weiteren fünf Standorten weltweit vertreten. Die VP Bank Gruppe bietet massgeschneiderte Vermögensverwaltung und Anlageberatung für Privatpersonen und Intermediäre. Aufgrund der gelebten offenen Architektur profitieren die Kunden von einer unabhängigen Beratung: Empfohlen werden sowohl Produkte und Dienstleistungen führender Finanzinstitute als auch bankeigene Investmentlösungen. Die VP Bank ist an der Schweizer Börse SIX kotiert und hat von Standard & Poor’s ein «A–»-Rating erhalten. Die Bank verfügt über eine solide Bilanz und Eigenmittelausstattung. Ihre Ankeraktionäre sind langfristig ausgerichtet und garantieren dadurch Kontinuität, Unabhängigkeit sowie Nachhaltigkeit. www.vpbank.com

Teuerungsraten sprechen für ein höheres Renditeniveau. Aufgrund des globalen Umfelds sollte der Anstieg aber limitiert sein. In Europa dürften die Bewegungen mit der


Ausweitung der Geldpolitik in Form von Anleihenkäufen weniger stark ausfallen. Das hiesige Zinsniveau ist zu Jahresbeginn nochmals deutlich abgerutscht. Das Potenzial für eine Erholung hängt von den internationalen Entwicklungen ab; es wird sich aber in Grenzen halten, denn höhere Zinsen würden zu einer weiteren Erstarkung der Währung führen. Von einer dynamischen Zinswende kann somit keine Rede sein. Was Schuldner freut, stellt Anleger vor Herausforderungen, zumal das aktuelle Renditeniveau insbesondere die Aussichten am Anleihenmarkt eintrübt. LUFT FÜR ANLEIHEN WIRD DÜNN So kann selbst ein geringer Renditeanstieg zu einem Kursverlust führen, der die laufende Verzinsung aufzehrt. Dies gilt auch für Unternehmensanleihen: Da die Kreditaufschläge mittlerweile auf historisch tiefem Niveau sind, können sich diese auch ohne konjunkturelle Verschlechterung etwas ausweiten. Entsprechend herausfordernd zeigt sich 2015 bei Unternehmensanleihen; dasselbe trifft auf hochverzinsliche Papiere zu. Insgesamt sehen die Strategen der VP Bank

derzeit am Anleihenmarkt nur sehr selektiv Potenzial, beispielsweise noch bei Lokalwährungsanleihen der Schwellenländer. RISIKOBEHAFTETE ANLAGEN IM VORTEIL Das Umfeld für risikobehaftete Anlagen sollte grundsätzlich positiv bleiben. Da der Grossteil der Zugewinne zuletzt jedoch auf Bewertungsausdehnungen und weniger auf ökonomische Entwicklungen zurückzuführen war, ist das Aufwärtspotenzial limitiert. Auch wenn derzeit noch keine Vermögenspreisblasen auszumachen sind, sollten Investoren angesichts gestiegener Bewertungsniveaus daher vermehrt auf das aktuelle Chancen-Risiko-Verhältnis der verschiedenen Anlageklassen achten. Der Rückenwind für die Aktienmärkte sollte vorerst anhalten, wobei das Ausmass der Zugewinne allerdings unter demjenigen der Vorjahre liegen dürfte. Aus fundamentaler Sicht fällt das Potenzial zudem regional sehr unterschiedlich aus. Die Strategen der VP Bank empfehlen auf Märkte zu setzen, deren Kurse und Bewertungen zurückgeblieben sind. Hierzu zählen wir in erster Linie die Schwellenländer, wo ein erhebliches

Überraschungspotenzial besteht. Auch die lokalen Börsen in Regionen und Ländern, in denen die Notenbanken über eine Ausweitung der Geldpolitik die Wirtschaft zu stimulieren versuchen, sollten Hauptprofiteure sein. Im Fokus stehen daher die Eurozone und Japan, da deren Notenbanken eine aggressive Bilanzausweitung angekündigt haben.

DER AUTOR Joachim Künzi ist seit 1. Oktober 2013 CEO der VP Bank (Schweiz) AG in Zürich. Davor war der Vater von zwei Kindern CEO der BHF-Bank (Schweiz) AG und hatte mehrere Führungspositionen bei Schweizer Banken inne. Joachim Künzi absolvierte erfolgreich die Ausbildung zum eidg. dipl. Finanzanalytiker und Vermögensverwalter sowie weitere Studiengänge an höheren Fachschulen. Kontakt: joachim.kuenzi@vpbank.com

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DIGITAL

Konsumenten machen’s möglich STARTKAPITAL 2.0 Crowdfunding hat schon einigen Start-ups zum Erfolg verholfen. Dabei handelt es sich um eine Finanzierungsform, bei der die Crowd – also die Gesellschaft – ein Projekt durch Spenden oder Beteiligung finanziert. Doch für welche Projekte eignet sich Crowdfunding und was sind die Erfolgsfaktoren? TEXT J A N I N E J Ä G E R

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deen und Projekte gibt es viele und das Wort Entrepreneurship, zu Deutsch Unternehmertum, ist in aller Munde. Besonders junge Menschen der sogenannten Generation Y gelten als kreativ, innovativ und wollen sich und ihre Ideen verwirklichen. Oft fehlt dazu die Startfinanzierung. Crowdfunding – oder Schwarmfinanzierung – hilft, Projektideen einzelner durch die Unterstützung vieler anzustossen und umzusetzen. Das Phänomen Crowdfunding hat seinen Ursprung in den USA, wo Projekte zum Teil sogar mit Millionenbeträgen unterstützt werden und ist eng mit der rasanten Entwicklung und Verbreitung der sozialen Medien verknüpft. Seit einiger Zeit hat es sich auch in Europa etabliert. Crowdfunding kann viele Vorteile haben: Es erzeugt Aufmerksamkeit, hat geringe Transaktionskosten und die Unterstützer sind potenzielle zukünftige Konsumenten, die neben ihrer finanziellen Unterstützung durch ihre Beteiligung an der Crowdfundingaktion auch direktes Feedback geben, ob ein Produkt bzw. Projekt am Markt Erfolgschancen hat. Doch was sind eigentlich die Kriterien, damit Crowdfunding funktioniert? Was macht eine Crowdfunding-Kampagne erfolgreich? Ich habe dazu ein Interview mit Milena Glimbovski, die das Berliner Start-up Original Unverpackt zusammen mit der Schweizerin Sara Wolf leitet, geführt und interessante Einblicke in eine der bisher erfolgreichsten Crowdfunding-Geschichten im deutschsprachigen Raum erhalten. Original Unverpackt hat die Vision, unverpacktes 28

UnternehmerZeitung | Nr. 1/2 2015

Einkaufen für alle zu ermöglichen. Diese Vision wurde von rund 4000 Unterstützern mit einer Summe von knapp 115 000 Euro ermöglicht. Original Unverpackt hatte damit 544 Prozent ihres Fundingziels erreicht. Wie hat das Start-up das geschafft? VORAUSSCHAUENDE VORBEREITUNG Am Anfang stehen eine Projektidee und eine Vision sowie ein Businessplan. Wenn entschieden ist, das Projekt durch Crowdfunding zu finanzieren, ist die Wahl der Crowdfunding-Plattform der erste Schritt. Wenn man kein Nischenprodukt anbieten will, sollte man die meist etablierte Plattform wählen, um von deren Erfahrung und bestehendem Netzwerk profitieren zu können. Oft verfügen solche Plattformen auch über Kooperationen mit Co-Working-Spaces und Start-up-Hubs, also Orten, wo man sich mit anderen Start-ups austauschen und vernetzen kann. Dann kommt die wichtigste Phase: die Vorbereitung der Kampagne. Um eine hohe Reichweite in den sozialen Medien zu erreichen, sollten man einen eigenen Online-Auftritt mit grösstmöglichem Netzwerk aufbauen, zum Beispiel eine Facebook-Seite, eine Webseite und einen Blog. Diese sollten bereits mit Inhalten bespielt werden, um den potenziellen Unterstützern einen ersten Einblick in die Idee und das Projekt zu geben sowie dessen Bekanntheitsgrad zu steigern. So wird auch erstes Feedback ermöglicht und ermittelt, ob die Idee von der Crowd angenommen bzw. unterstützt wird.

ORIGINAL UNVERPACKT Original Unverpackt ist ein Start-up in Berlin, das mit einer erfolgreichen Crowdfunding-Kampagne im Jahr 2014 seine Vision eines verpackungsfreien Supermarkts umgesetzt hat. Die Eröffnung des ersten Ladens in Berlin war ein Erfolg und hat nationale und internationale Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Das Team arbeitet bereits an einem Franchise-System, um unverpacktes Einkaufen für alle auch in anderen Städten zu ermöglichen. www.original-unverpackt.de

Dabei spielen ein ansprechendes und durchdachtes Design, der Einsatz von audiovisuellen Medien wie Videos, zielgerichtete Texte und ein detaillierter Redaktionsplan eine grosse Rolle. Ebenso sollten die Zielgruppe(n) identifiziert und charakterisiert sowie der Markt gut analysiert sein. Je besser die Kampagne geplant ist, umso grösser sind die Erfolgsaussichten. Auch die Auswahl der Crowdfunding-Geschenke ist Teil dieser Vorbereitungsphase. Crowdfunding-Geschenke sind die Gegenleistung beziehungsweise das Dankeschön für die Spende. Hier sollte eine Auswahl zur Verfügung stehen. Die Geschenke sollten vom Wert her gestaffelt sein, zum Projekt passen und dem Geschmack der Zielgruppe entsprechen. Mit in die Planung gehören dabei auch der Versand und die Einlösung der Geschenke. Natürlich kann man


Bildquelle: Original Unverpackt/Jendrik Schröder und Katharina Massmann

Den grössten Anteil an diesen 20 Prozent bilden oft Spenden aus den eigenen Netzwerken. Erst danach kommt der Grossteil der anderen privaten Spender dazu.

Das Berliner Start-up Original Unverpackt hat seine Vision dank Crowdfunding verwirklichen können.

auch Kooperationen mit anderen Start-ups für die Bereitstellung der Geschenke in Erwägung ziehen. Ebenso wichtig ist die Vorbereitung der Öffentlichkeitsarbeit ausserhalb der sozialen Medien. Es ist hilfreich, Pressekontakte aufzubauen und diese über die anstehende Crowdfunding-Kampagne vorab zu informieren, damit sie nach Beginn darüber berichten können. Ausserdem gehört die Erstellung einer Pressemitteilung zur Vorbereitung. KOMMUNIKATION UND NETZWERKE Eine zielgruppengerechte Kommunikation sollte ein elementarer Bestandteil der Crowdfunding-Kampagne sein. Dabei spielen Authentizität und Storytelling wichtige Rollen. Die potenziellen Unterstützer wollen die Menschen und ihre Beweggründe für

das Projekt kennenlernen. Je besser sich die Crowd mit dem Projekt und dem Team identifizieren kann, desto höher ist die Chance, dass das Projekt unterstützt wird. Während der ganzen Kampagne sollte die Geschichte des Projekts weitererzählt und dokumentiert werden, um das Interesse der Crowd aufrechtzuerhalten. Für jede Crowdfunding-Kampagne unverzichtbar sind die eigenen Netzwerke. Diese bilden den Ausgangspunkt für den Multiplikatoreffekt in den sozialen Medien. Freunde, Familie, Bekannte, Geschäftspartner und Kontakte in den sozialen Netzwerken sollten vorab über die Crowdfunding-Aktion informiert werden, um dann die virale Verbreitung anzustossen. Es gibt eine Faustregel, die besagt, dass am ersten Tag etwa 20 Prozent des Crowdfunding-Ziels erreicht sein sollten, damit die Kampagne Erfolg hat.

ZUKUNFT DES CROWDFUNDING Crowdfunding ist ein Trend, der viele Erfolgsgeschichten schreibt und Projekte ermöglicht, die Anklang finden in jenem Teil der Gesellschaft, der im Web 2.0 zuhause ist. Es eignet sich besonders für die Startfinanzierung von Projekten und Ideen, die entweder eine Nische mit grosser Fangemeinde bedienen oder die Bedürfnisse von vielen ansprechen. Besonders erfolgreich sind Projekte in den Bereichen Kunst und Kultur, Technologie und Spiele sowie lokale, soziale und nachhaltige Projekte. Viele Start-ups, die erfolgreiche Crowdfunding-Kampagnen lanciert haben, konnten durch die Öffentlichkeitswirksamkeit auch geschäftliche Investoren für die Weiterfinanzierung ihrer Projekte gewinnen. Man darf aber nicht vergessen, dass es auch viele Projekte und Ideen gibt, die keinen Erfolg mit Crowdfunding haben. Wie bei vielen anderen Businessideen bedarf es auch hier des Glücks, zum richtigen Zeitpunkt die richtige Idee zu haben. Weil Crowdfunding derzeit ein wachsender Trend ist, besteht auch die Gefahr einer Übersättigung sowie des Missbrauchs dieser Finanzierungsform. Sehr wichtig sind die Transparenz der Crowdfunding-Plattformen und die Reputation, die diese langfristig aufbauen. Weiterhin wird sich erst mit der Zeit zeigen, ob sich durch Crowdfunding finanzierte Projekte langfristig im Markt etablieren. Doch der generelle Trend, dass sich die Gesellschaft zunehmend an Projekten beteiligt, diese unterstützt und dadurch auch Verantwortung für und Einfluss auf die Gestaltung von Wirtschaft und Gesellschaft (über)nimmt, wird sich hoffentlich durchsetzen.

DIE AUTORIN Janine Jäger ist Betriebsökonomin und arbeitet am Institut für Wirtschaftsinformatik der Hochschule für Wirtschaft FHNW im Kompetenzschwerpunkt New Trends and Innovation sowie im Bereich Wissenschaftskommunikation.

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DIGITAL

Unterwegs am Draht GESCHÄFTSKOMMUNIKATION Die Digitalisierung der Geschäftswelt geht mit spürbaren Veränderungen einher. Davon betroffen ist auch die Festnetztelefonie. Von neuen Technologien profitieren vor allem auch die KMU. TEXT S A V E R I O G E N Z O L I

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obilität und Flexibilität sind sowohl bei Arbeitgebern als auch Arbeitnehmern zunehmende Bedürfnisse. Bereits heute profitieren rund eine Million Angestellte in der Schweiz von flexiblen Arbeitsmodellen, wie die Studie «Swiss FlexWork» der Fachhochschule Nordwestschweiz zeigt.

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Jeder Vierte davon arbeitet regelmässig von zu Hause aus. Diese Entwicklung ermöglicht den Arbeitnehmern eine dynamische Strukturierung des Tagesablaufs und eine einfachere Vereinbarung von Arbeit und Freizeit. Voraussetzung dafür sind moderne Kommunikationssysteme, welche unabhängig von Ort und Zeit funktionieren.

DIE ZUKUNFT SPRICHT IP Die mobile Kommunikation nimmt gerade im privaten Leben eine immer wichtigere Stellung ein. Viele Haushalte sind nicht einmal mehr über eine Festnetznummer erreichbar. Aber auch in der Geschäftswelt haben E-Mail, Smartphone und Onlinechats herkömmliche Wege der Verständigung


DIE IP-TECHNOLOGIE VERWANDELT DAS FESTNETZTELEFON IN EIN MOBILES KOMMUNIKATIONSMITTEL.

längst überholt. Trotzdem ist und bleibt die Festnetztelefonie eines der wichtigsten Kommunikationsmittel in Unternehmen. Ohne das Telefon geht in den meisten Büros nichts. Es dient noch immer als Dreh- und Angelpunkt im Geschäftsumfeld – vor allem auch in Bezug auf den Auftritt nach aussen. «Die Festnetznummer trägt massgeblich zum professionellen Auftreten gegenüber Kunden und Partnern bei», weiss Thomas Bachofner, Leiter Produktmanagement KMU bei der Swisscom. Aktuell erlebt die Festnetztelefonie ein revolutionäres Facelifting. Die seit über 150 Jahren bestehende analoge Telefonie wird durch moderne IP-Telefonie abgelöst. Der zügige Vormarsch der IP-Technologie kommt keinesfalls überraschend, sondern zeichnete sich schon länger auf dem ganzen Globus ab. Bereits heute basieren E-Mail, Internet oder Fernsehen darauf. «Die analoge Telefonie kann die zunehmenden Ansprüche schlicht nicht erfüllen», so Bachofner. Was für die Datenübertragung schon längst zur Selbstverständlichkeit gehört, soll nun also auch für die Sprachkommunikation Standard werden: alles über IP. Bis spätestens Ende 2017 will die Swisscom das gesamte analoge Netz auf IP umstellen. Die daraus resultierenden neuen Möglichkeiten sind gerade für Klein- und Mittelunternehmen besonders interessant. FESTNETZNUMMER WIRD MOBIL Die IP-Technologie verwandelt das Festnetztelefon in ein mobiles Kommunikationsmittel. So können Nutzer ihre Geschäftsnummer mit Hilfe einer App auch via Smartphone und Computer verwenden. Eingehende Anrufe auf das festinstallierte Telefon im Büro können also sowohl wie bisher am Arbeitsplatz als auch von unterwegs entgegengenommen werden. Der Anrufer bemerkt dabei keinen Unterschied. Auch ausgehende Gespräche können von überall mit der Festnetznummer geführt werden. Somit sind KMU nicht mehr an einen Standort oder ein Endgerät gebunden, sondern sind auch unterwegs über die

Firmennummer erreichbar. Laut Bachofner ist das genau die Unabhängigkeit, die KMU sich wünschen. Die Angestellten gewinnen so zusätzlich an Flexibilität und können ihren Arbeitsalltag effizienter strukturieren. Die gesamte Geschäftskommunikation wird deutlich einfacher. PROFESSIONELLER AUFTRITT Im Zuge dieser Entwicklung sind viele Unternehmen auf der Suche nach einer neuen Lösung. Eine Abkopplung von der Festnetztelefonie kommt für die meisten nicht in Frage, auch wenn das Telefon im Büro oftmals ungehört läutet oder mühsam auf das Handy umgeschaltet werden muss. Die Zürcher Filmproduktionsfirma Dynamic Frame sah sich vor fast einem Jahr mit genau dieser Situation konfrontiert. Die vier Angestellten des KMU nutzten bis anhin ihre privaten Handys für die Kommunikation mit Kunden und Geschäftspartnern. Die Mobilephones haben sie immer griffbereit und sind somit jederzeit erreichbar. Über eine Festnetznummer war die Firma bislang nicht zu kontaktieren. Die Koordination der Projekte war dadurch sehr kompliziert, da an die Kunden jeweils bis zu vier verschiedene Handynummern weitergereicht werden mussten. Ein einheitlicher Auftritt war nicht möglich. Eine Festnetznummer zu kommunizieren, welche nur im Büro bedient werden kann, kam ebenfalls nicht in Frage. «Das wäre unmöglich. In unserem Business ist man viel unterwegs», erklärt Luzius Fischer, Mitbegründer von Dynamic Frame. Auf der Suche nach einer geeigneten Lösung stiess Fischer mehr zufällig auf eine Internetseite, über welche die Swisscom ein neues Kombiangebot anpries, das IP-basierte Telefonie beinhaltete. Also meldete sich Fischer bei Swisscom und erfuhr, dass die Seite fälschlicherweise verfrüht online gestellt wurde, aber man weiterhin Pilotkunden für das neue Produkt suche. Für Dynamic Frame bot sich dadurch die optimale Gelegenheit, ihre Geschäftskommunikation auf Vordermann zu bringen.

Die Vorteile für Dynamic Frame zeigten sich schnell. Die Mitarbeiter können ihre Erreichbarkeit nun viel einfacher steuern. Fischer programmiert Anrufumleitungen flexibel auf dem Festnetztelefon, Smartphone oder am PC. Ist er in Meetings besetzt oder bereits im Feierabend, kann er Anrufe ins Büro oder zu einem der Kollegen umleiten. «Jeder von uns trägt das Festnetz jetzt quasi in der Hosentasche bei sich», fasst Fischer die Neuerungen zusammen. Dank der IP-Technologie können ausserdem unerwünschte Gespräche wie zum Beispiel Werbeanrufe blockiert werden. Mit der vorgelagerten Pilotphase sei die Swisscom bei der Entwicklung des Produkts neue Wege gegangen, so Bachofner. Das Feedback von Firmen wie Dynamic Frame zeigte, was gut, was verbesserungswürdig oder was schlecht war. So stellt die Swisscom unter anderem sicher, dass sie Lösungen entwickelt, die am Markt auch tatsächlich gefragt sind. FORTSCHREITENDE ENTWICKLUNG Wie das Telefon werden künftig weitere Geräte über die IP-Technologie ans Internet angebunden. Dies hat zur Konsequenz, dass zunehmend mehr Daten übers Internet laufen. So verdoppelt sich in der Schweiz alle 16 Monate das im Internet übertragene Datenvolumen. Für diese riesigen Datenmengen braucht es leistungsfähige Netze. Aus diesem Grund investieren grosse Telekommunikationsanbieter Milliarden in den Ausbau ihrer Netzinfrastruktur. Ein performantes Netz wiederum ermöglicht den Einsatz von innovativen Lösungen, welche die Art und Weise, wie wir kommunizieren und arbeiten, nachhaltig prägen. Flexibilität und Unabhängigkeit gehören zu den wichtigsten Faktoren für jedes Unternehmen. Nur damit gelingt es KMU, sich auf veränderte Bedingungen im Markt einzustellen und diese proaktiv mitzugestalten. Moderne Technologien unterstützen KMU dabei, indem sie Arbeitnehmern ermöglichen, den Arbeitsalltag flexibel und effizient zu meistern und Ressourcen auf das gewinnbringende Kerngeschäft zu fokussieren. Nr. 1/2 2015 | UnternehmerZeitung

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DIGITAL

Anschluss an die Zukunft VON F E H M I E L B E N N A

WIR SIND GEWACHSEN UND BENÖTIGEN EINE PROFESSIONELLE KOMMUNIKATIONSLÖSUNG. WIR BEFÜRCHTEN HOHE KOSTEN. WELCHE MÖGLICHKEITEN GIBT ES? Für KMU ist das Festnetztelefon immer noch ein wichtiges Kommunikationsmittel. Während ein Einmannbetrieb mit einem einfachen Telefonanschluss gut bedient ist, haben grössere KMU andere Ansprüche. Nebst der externen müssen sie auch die interne Kommunikation effizient und flexibel gestalten. Dazu gehören Funktionen wie die Rufnummernanzeige,

Umleitungen, interne Transfers oder die Nutzung der Festnetznummer mit dem Smartphone. KOSTENSICHERHEIT Eine Teilnehmervermittlungsanlage (TVA) bietet alles, was KMU benötigen. Allerdings bindet die Anschaffung von Infrastruktur Ressourcen für den Betrieb und die Wartung. Für viele KMU ist dieser Zusatzaufwand zu viel. Deshalb bieten grosse Telekommunikationsanbieter TVAs nicht nur zum Kauf, sondern auch zur Miete zu einem monatlichen Pauschal-

preis. Dieser beinhaltet nebst der Infrastruktur für die Sprach- und Datenkommunikation auch die entsprechenden Endgeräte, eine bestimmte Anzahl Rufnummern sowie Inklusiv-Minuten beim Telefonieren (oder gar unlimitierte Telefonie). Hohe Investitionen entfallen. Sie zahlen nur, was Sie auch wirklich brauchen und können die Kosten langfristig planen. SERVICE INKLUSIVE Bei sogenannten «Sorglospaketen» kümmert sich der Anbieter darüber hinaus gänzlich um

den Betrieb und die Wartung der Kommunikationslösung. Sie können sich dem Kerngeschäft widmen. Zudem haben Sie die Gewissheit, dass die Infrastruktur immer auf dem neuesten Stand der Technik ist. Im Rahmen einer sogenannten Evergreen-Garantie tauschen Sie die Endgeräte regelmässig gegen neue Modelle aus und profitieren von kontinuierlichen Software-Upgrades. Sollten sich die Geschäftsumstände verändern, etwa zusätzliche Mitarbeitende oder ein neuer Standort, können Sie die Lösung

einfach anpassen. Dank dem modularen Aufbau lässt sie sich flexibel mit neuen Funktionen erweitern und passt stets zu Ihrem KMU.

FEHMI EL BENNA Fehmi El Benna ist KMU-Berater bei Swisscom und beantwortet Fragen zur Informations- und Kommunikationstechnologie.

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UNTERNEHMER BONUS Eine Firmenauskunft (Risiko-Analyse) nach Wahl des Wirtschaftsauskunftsdienstes Bisnode (früher Dun & Bradstreet) im Wert von CHF 45.– bei Bestellung eines Jahres-Abonnements der UnternehmerZeitung für CHF 64.– oder Drei Firmenauskünfte (Risiko-Analysen, Wert total CHF 135.–) von Bisnode, bei Bestellung eines Zwei-Jahres-Abonnements der UnternehmerZeitung für CHF 112.–. Informieren Sie sich über neue Kunden, Lieferanten und Ihre Konkurrenz. Schützen Sie sich vor schlechten Zahlern und profitieren Sie vom Informationsvorsprung. Mehr Infos zu den Wirtschaftsauskünften von Bisnode auf www.monetas.ch/risikoanalyse Senden Sie den ausgefüllten Coupon an Redaktion UnternehmerZeitung, Zürcherstrasse 39, 8952 Schlieren, Fax: 044 306 47 11, www.swissbusinesspress.ch

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MOBIL

Die Mobility Solutions AG bietet Fahrzeuge aller Marken und zu verschiedenen Einsatzzwecken an.

Fotos: zVg/Post + Kyburz

Ökologisch sinnvoll ÖKOLOGISCHES FLOTTENMANAGEMENT Wir alle sind uns der Gefahren der Umweltverschmutzung bewusst, die unter anderem auch durch die Verbrennung von Kraftstoffen von Autos verursacht wird. Aus diesem Grund sind alternative Antriebsmöglichkeiten weltweit auf dem Vormarsch. Auch bei Fahrzeugflotten können solche Techniken wie der Elektroantrieb von Vorteil sein. TEXT A N N I N A H A L L E R

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obilität ist in unserer Gesellschaft ein wichtiger Faktor. Sowohl privat als auch geschäftlich sind wir oft unterwegs und wollen uns möglichst schnell von A nach B bewegen können. Aus diesem Grund betreiben auch viele Unternehmen eine Fahrzeugflotte. Natürlich ist dies mit Kosten verbunden. Immer mehr sollen Fahrzeugflotten aber nicht nur wirtschaftlich, sondern auch ökologisch betrieben werden. GUT FÜRS KLIMA Der Klimawandel sowie zahlreiche Umweltschutzmassnahmen verlangen nach neuen Lösungen in der Mobilität. Der Antrieb mit Benzin oder Diesel ist mit hohen Emissionen verbunden, die der Umwelt schaden. Betreiben Unternehmen eine Fahrzeugflotte, die mit nachhaltigen Antrieben auskommt, gehen sie mit gutem Vorbild voran. Die Mobility Solutions AG geht seit 2005 genau diesen Weg. In diesem Jahr hat sie für ihre Kundin Die Schweizerische Post die ersten Elektrofahrzeuge auf die Strasse gebracht. «Und seither hat sich viel getan», meint Michael Graf, Product Manager Flottenmanagement bei der Mobility Solutions AG. So betreiben sie mit der Postflotte heute fast 6000 Elektrofahrzeuge. FORTSCHRITTE Zu Beginn habe es noch keine grossen Fahrzeughersteller gegeben, die sich ernsthaft mit der Elektromobilität befasst haben. Die einzigen damals erhältlichen Fahrzeuge waren

Umbauten, Umrüstungen oder Kleinserien von innovativen Herstellern und Umbauern. «Diese Fahrzeuge haben dafür gesorgt, dass sich Vorurteile über E-Fahrzeuge in den Köpfen festgebrannt haben: Sie seien unzuverlässig, langsam und teuer», sagt Graf. Heute sind massiv mehr Angebote vorhanden. Das hat möglicherweise auch damit zu tun, dass mehr Anreize vorhanden sind: Importeure werden mit sogenannten «Strafsteuern» gebüsst, wenn der Flottenausstoss aller pro Jahr verkauften Fahrzeuge gewisse Grenzwerte überschreitet. Zudem hat sich die Batterietechnologie enorm entwickelt. Heute werden fast ausnahmslos LithiumIonen-Batterien verbaut, die nicht nur massiv höhere Reichweiten ermöglichen, sondern auch viel einfacher zu handhaben sind. DESIGN UND ÖKOLOGIE Wichtig für die Fortschritte in der Elektromobilität waren das Erscheinen der ersten elektrischen Serienfahrzeuge grosser Hersteller – des Mitsubishi i-MiEV und des Tesla Model S beispielsweise. «Der Tesla fasziniert dadurch, dass erstmals ein Elektrofahrzeug den Fahrkomfort einer Oberklasselimousine mit grosser Reichweite, tollem Design und mit Fahrleistungen eines Sportwagens verbindet», erzählt Graf. So stösst dieses Modell auch bei den Kunden der Mobility Solutions AG auf grosses Interesse. Aber auch andere Modelle wie der BMW i3 oder der Renault Zoe kommen laut Michael Graf sehr gut an. Aufgrund ihrer Markenunabhängigkeit bie-

tet die Mobility Solutions AG Fahrzeuge aller Marken an. ÖKONOMISCHER VORTEIL Elektromobilität ist nicht nur gut für die Umwelt, sondern macht auch ökonomisch Sinn. Je nach Einsatzdauer und Kilometerleistung kann bereits heute mit einem Elektrofahrzeug Geld gespart werden. Auch wenn die Beschaffungskosten anfangs höher ausfallen als bei vergleichbaren konventionell angetriebenen Modellen, gleichen sich diese Kosten wieder aus. Unter gewissen Umständen sind die TCO-Kosten (Total Cost of Ownership) geringer als mit einem vergleichbaren herkömmlich angetriebenen Fahrzeug. Die Unterhaltskosten – also Reparaturen und Energiekosten – machen die höheren Fahrzeugpreise wieder wett. Weiter weiss die Mobility Solutions AG durch langjährige Erfahrung und intensive technische Begleitforschungsprojekte, dass heutige Serienfahrzeuge äusserst zuverlässig funktionieren und teilweise sogar weniger störungsanfällig sind als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Ausserdem mache Elektromobilität Spass und fasziniere auf der ganzen Linie. Das starke Drehmoment beschere überragende Fahrleistungen und das rucklose Fahren ohne Schalten sei sehr entspannt, so Michael Graf. Er ist sich sicher, dass es sich für viele Fahrzeugnutzer lohnen kann, dem Beispiel der Mobility Solutions AG zu folgen und auf Elektromobilität umzusteigen. «Elektromobilität ist gut fürs Image. Heute ist es wichtig, im Geschäftsleben nachhaltig zu agieren», so Graf. Nr. 1/2 2015 | UnternehmerZeitung

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MOBIL

Perfekt unterwegs

Singapore Airlines bietet komfortable Sitze in der Business Class und sichert sich so den ersten Platz im Skytrax-Rating dieser Kategorie. Foto: Singapore Airlines

KOMFORT Jedes Jahr wird mittels Kundenbefragung die Qualität von Fluggesellschaften neu ermittelt. Wir haben die wichtigsten Punkte für Sie zusammengefasst. TEXT A L F R E D K U H N

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ie jährlich durchgeführten WORLD AIRLINE AWARDS des Meinungsforschungsinstituts SKYTRAX sind die international anerkanntesten Rankings. Rund 12 Millionen Fluggäste aus 105 Nationen nahmen 2014 an dieser weltgrössten Befragung von Passagieren teil, die als die wichtigste Erhebung zur Kundenzufriedenheit gilt. Die Airlines werden in 38 verschiedenen Kategorien bewertet. Dazu gehören beispielsweise die Qualität der Lounges, des Check-In, des Boardings, aber auch die Sauberkeit in den Kabinen, die Verpflegung, das Entertainment an Bord und natürlich der Sitzkomfort in den verschiedenen Reiseklassen. Breitere Sitze und grössere Fenster lassen Flugreisen immer bequemer

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und komfortabler werden. Sicher ist: In der Business Class werden flache Betten bald bei allen Airlines zum Standard gehören. DIE BESTEN BUSINESS CLASS SITZE Besonders auf Langstreckenflügen ist für Geschäftsreisende der Sitzkomfort der wohl wichtigste Faktor bei der Auswahl einer Fluggesellschaft. Skytrax hat auch 2014 die besten Business Class Sitze ermittelt. Der beste und bequemste Sitz befindet sich demnach an Bord der Singapore Airlines Business Class, gefolgt vom Vorjahressieger Japan Airlines und Oman Air. Was macht diese Sitze so aussergewöhnlich? Gemäss Eigenwerbung offeriert Singapore Airlines in der Business Class «ein Sitz- und Liegeerlebnis der Extra-

klasse sowie viel Raum und Privatsphäre». Und die Werbung übertreibt diesmal nicht. Durch die grosszügige 1-2-1 Bestuhlung hat der Kunde von jedem Sitz aus Zugang zum Gang. Die Sitze haben eine Breite von 72 bis 86 cm. Die Passagiere haben zum Schlafen die Möglichkeit, ihren Sitz in ein flaches Bett mit 1.98 cm Länge zu verwandeln. Zum Arbeiten befinden sich ein Satellitentelefon, zwei USBPorts und eine Stromversorgung direkt am Sitz. Seit Ende 2013 besitzt die Business Class von Singapore Airlines zudem noch einige weitere Annehmlichkeiten: verbessertes ergonomisches Sitzkissen, mehr Schlafkomfort durch eine verbesserte Bettpolsterung und ein gepolstertes Kopfkissen sowie einiges mehr. Japan Airlines und Oman Air, die den 2. und


BUSINESS CLASS: BEST OF... RANKING 1 2 3 4 5 6 7

SEATS Singapore Airlines Japan Airlines Oman Air Qatar Airways Cathay Pacific Airways Austrian Airlines ANA All Nippon Airlines

CATERING Turkish Airlines Oman Air Qatar Airways Cathay Pacific Airways Austrian Airways Qantas Etihad Airways

LOUNGES Qatar Airways Turkish Airlines Cathay Pacific Airways Qantas British Airways EVA Air Virgin Atlantic Datenquelle: Skytrax

SPEZIALANGEBOTE Nach Atlanta in der Business Class für 55 000 Meilen statt 105 000: Ab Zürich, Basel, Genf-Cointrin; Hinund Rückflug; Buchen: 01.01.2015 – 31.01.2015; Reisen: 01.05.2015 – 31.05.2015 Nach Chennai/Madras in der Business Class für 55 000 Meilen statt 105 000: Ab Zürich, Basel, GenfCointrin; Hin- und Rückflug; Buchen: 01.01.2015 – 31.01.2015; Reisen: 01.05.2015 – 31.05.2015 Auf www.meilenschnaeppchen.de/ findet man immer wieder günstige Miles&More-Meilenschnäppchen. Bei den aufgeführten Aktionen handelt es sich nicht um Angebote der UZ.

3. Platz einnehmen, unterscheiden sich im Sitz-Komfort kaum von der erstplatzierten Singapore Airlines. Einziger wesentlicher Unterschied: die Breite der Sitze ist etwas geringer (53 bzw. 56 cm). CATERING IN DER BUSINESS CLASS Ein nicht zu vernachlässigender Faktor für eine angenehme Reise ist das Essen. Auch in diesem Bereich hat Skytrax durch Passagierbefragungen das beste Airline-Catering 2014 ermittelt. Auf Platz 1 ist Turkish Airlines, gefolgt von Oman Air und Qatar Airways. Eigenwerbung von Qatar Airways: «Von 5 Sterne-Starköchen zusammengestellte mehrgängige internationale Menüs lassen Sie den Flug mit allen Sinnen erleben. So erhalten Sie zum Frühstück frische Brötchen, Croissants und Kaffeespezialitäten sowie zur Mittagszeit und am Abend mehrgängige Menükreationen nach Ihrem Geschmack ... Früchte sowie feinste Pralinés erwarten Sie im Anschluss.» BUSINESS CLASS LOUNGES In Lounges können Geschäftsreisende

längere Wartezeiten auf angenehme Weise überbrücken. Die Qualität einer Fluggesellschaft zeigt sich heute auch an den Lounges. Was kundenfreundliche Airlines von anderen unterscheidet, ist ein Service, der sich nicht nur auf das Flugzeug beschränkt: Lounges und Entspannungsoasen an Flughäfen, Limousinen-Services, schnelle Check-In-Schalter oder Flughafentransfer. An der Spitze sind auch in diesem Skytrax-Ranking einmal mehr die üblichen Verdächtigen: auf Platz 1 ist Qatar Airways, auf Platz 2 Turkish Airlines, gefolgt von Cathay Pacific. Eine perfekte Lounge-Ausstattung ist besonders für Drehscheiben (Hubs) wichtig, weil Passagiere speziell an Flughäfen mit Drehscheibenfunktion oft relativ viel Zeit am Boden verbringen. Da die Unterschiede an Bord immer kleiner werden, verlagert sich der Wettbewerb unter den Airlines zunehmend auf den Boden. Auch der Flughafen Zürich-Kloten, der spätestens seit der Übernahme durch Lufthansa ebenfalls zur Drehscheibe geworden ist, muss hier mithalten.

VIP-LOUNGE IN ZÜRICH-KLOTEN Die Lounges der Airlines bleiben den Vielfliegern und Business- und First Class-Passagieren vorbehalten. Wenig bekannt ist aber, dass der Flughafen Zürich-Kloten selber eine VIP-Lounge unterhält, die allen Passagieren offen steht – gegen eine entsprechende Gebühr selbstverständlich. Der sogenannte VIP-Service richtet sich gemäss Eigenwerbung an «Passagiere mit hohen Ansprüchen an Komfort, Diskretion und Zeitmanagement, unabhängig von der Fluggesellschaft und Buchungsklasse». Die Zürich Airport VIP-Lounge kann von abfliegenden und ankommenden Passagieren benutzt werden, ist aber besonders geeignet für Transitpassagiere, welche die Zeit bis zum nächsten Flug überbrücken wollen. Der Eintritt in die Zürich Airport Lounge kostet 150 Franken pro Person. Damit der Lounge die exklusive Atmosphäre erhalten bleibt, ist eine Anmeldung erforderlich. Die VIP-Lounge ist selten überfüllt und viele Prominente halten sich gerne dort auf. Die Räume sind luxuriös eingerichtet, am Buffet kann man sich verpflegen und mit Getränken versorgen. Es stehen Fernseher und WLAN, Arbeitsplätze, Liegekojen und sogar ein Badezimmer mit Duschen zur Verfügung und internationale Zeitungen und Zeitschriften liegen auf. Wenn man sich nicht nur einfach in der Lounge aufhalten will, sondern weitere Serviceleistungen in Anspruch nimmt, wird es teurer. Auf 380 Franken kommt es einen VIP-Kunden zu stehen, wenn er bei seiner Ankunft oder Abreise folgende Dienstleistungen in Anspruch nimmt: Limousinen-Transfer direkt vom Flugzeug, erleichterte Einreise, Entspannen in der VIPLounge, Bereitstellen des Gepäcks durch Porter-Service, Begleitung der Gäste durch die Zollkontrolle, Verabschiedung der Gäste am vereinbarten Ort. Umsteigepassagiere bezahlen 480 Franken. (http://www.flughafen-zuerich.ch/vip) DIE GÜNSTIGSTEN HOTELS FÜR GESCHÄFTSREISENDE Bei der Buchung von Hotelzimmern können Geschäftsreisende oft von Firmenrabatten profitieren. Im Gegensatz zu Grosskonzernen bringen kleine und mittelständische Unternehmen sowie Selbständige selten das Volumen auf, um mit Hotelketten vergünstigte Preise auszuhandeln. Es ist aber möglich, bis zu 40 Prozent günstigere Preise bei Hotelbuchungen zu erzielen, wenn man einem Club beitritt, der auf Geschäftsreisen spezialisiert ist, wie beispielsweise «Profitrip». Als Mitglied des Clubs lassen sich Hotels zu attraktiven Preisen in über 600 Städten weltweit buchen. Nr. 1/2 2015 | UnternehmerZeitung

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UNTERNEHMEN

Ein Stück Schweiz STÖCKLI Die Schweiz ist eine Skination. Beim Weltcup vorne mit dabei, durchzogen von den Alpen, ein Paradies für den Wintertourismus. Trotzdem konnte sich mit Stöckli in der Schweiz nur ein einziger industrieller Skifabrikant am Leben halten – dank Kampfgeist, Innovation und helvetischer Bescheidenheit. TEXT S A V E R I O G E N Z O L I

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on den einst gut 30 Schweizer Skiherstellern ist nur noch einer übrig geblieben. Und hätte sich Josef Stöckli vor etwas weniger als 50 Jahren nicht für eine drastische Neuauslegung der Vertriebsstruktur entschieden, hätte es vielleicht auch den letzten erwischt. Von der kompromisslosen Preispolitik des Sportfachhandels abgeschreckt, beschränkte sich die Firma Stöckli ab 1967 auf den direkten Verkauf ab Fabrik. So gelang es ihr, dem Margendruck durch die Mitbewerber aus dem Ausland zu entgehen. Wer mit Stöckli-Brettern über die Piste rauschen will, muss diese auch heute noch an einem der eigenen 15 Verkaufspunkten oder in einem der 35 Partnergeschäften erwerben. Im Grosshandel findet man sie nicht. HOLZ IM KERN Angefangen hat alles ganz klein. Mitte der 1930er Jahre zimmerte Josef Stöckli seine ersten Holzski für den Eigenbedarf. Von seinen Fertigkeiten faszinierte Kollegen baten ihn, dasselbe auch für sie zu tun. Als die Nachfrage nach seinem Produkt immer grösser wurde, gründete er 1935 die Skifabrik Stöckli AG. Lange Zeit waren die Produktion und der Verkauf der Ware in erster Linie Freizeitbeschäftigung – der kleine Nebenerwerb lediglich Begleiterscheinung. Bis der erste verleimte Holzski mit aufgeschraubten Stahlkanten angefertigt wurde, vergingen zehn Jahre. 1951 bezog Stöckli die Werkstatt am heutigen Firmen-Hauptsitz in Wolhusen und stellte für die Skiherstellung zwei Mitarbeiter ein. Zum Ende der 50er Jahre wurde die gesamte Produktion auf Metall-Ski umgestellt. Seit 1965 bestehen die Stöckli-Bretter mehrheitlich aus Kunststoff. Das Basismaterial Holz hat aber bis heute nicht ausgedient: Stöckli ist dem Holzkern weiterhin treu geblieben. Spätestens mit der Inbetriebnahme der neuen Fabrikationsstätte in Malters im Jahr 36

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1986 konnte sich die Firma Stöckli als Massenproduzentin im Gewerbe etablieren. Der Absatz konnte durch die neuen Möglichkeiten auf 50 000 Paar Ski pro Jahr gesteigert werden, wodurch sie sich klar von einzelnen Schweizer Kleinstfabrikanten abzusetzen vermochte. QUALITÄT VOR QUANTITÄT Trotz steigendem Umsatz und neuen Absatzmärkten hat sich Stöckli nie von seinem ursprünglichen Leitgedanken abgewendet. Eine hohe Qualität der Ware und eine enge Beziehung zum Kunden stehen auch heute noch im Vordergrund. So verfolgt das Unternehmen auch international die Strategie des selektiven Vertriebs mit ausgewählten Partnern. Mittlerweile werden rund 40 Prozent der jährlichen Produktion ins Ausland exportiert. Inzwischen kaufen Kundinnen und Kunden aus 33 verschiedenen Ländern Stöckli-Ski. Umso mehr fokussiert sich das Unternehmen auf den Swissbrand ihrer Ware. «Diese Ausrichtung spielt für uns eine immer grössere Rolle», verrät Marc Gläser, seit gut drei Monaten der neue CEO bei Stöckli. Die Bedeutung des «Made in Switzerland» hat in dieser Branche eine sehr hohe Bedeutung. Swissness verkauft sich gut – auch im Inland. Daher versucht Gläser die Schweizer Werte möglichst ausgedehnt auf die Firma und deren Produkte zu projizieren. Die Schweiz steht für Qualität und Einzigartigkeit. Zwei Prädikate, die laut Gläser auch auf die Ski von Stöckli zutreffen. «Wir leben die Schweiz vorbildlich», ist er überzeugt. Doch dabei geht es nicht bloss um Verkaufsstrategie. Durch die Verkörperung der Schweiz vermag Stöckli die Nation als Ganzes auch gegen aussen zu vertreten. Einem Land wie die Schweiz kann es nicht schaden, sich in der Skibranche erfolgreich präsentieren zu können. Nicht zuletzt auch im Ski-Weltcup, in welchem Stöckli seit der

Aufnahme in den «Swiss Ski Pool» im Jahr 1994 ebenfalls gut vertreten ist. MIT STÖCKLI AUFS BÖCKLI Die Zulassung als Ausrüster im Ski-Weltcup kam einer Wende in der Unternehmensgeschichte gleich. Durch die ersten Erfolge der Stöckli-Fahrer nahm auch die Nachfrage rasant zu, weshalb man sich ein Jahr später auf eine Neuausrichtung des Vertriebssystems entschied und die Stöckli-Ski von nun an nicht mehr nur in den eigenen Verkaufsläden an den Kunden brachte. 1996 durfte Stöckli den ersten Weltcupsieg durch Vize-Olympiasieger Urs Kälin im Riesenslalom bejubeln. In den 20 Jahren, in welchen sich Stöckli bisher im Weltcup engagierte, konnten zudem Cracks wie Marco Büchel, Paul Accola, Ambrosi Hoffmann, Andrej Jerman und Fabienne Suter für sich gewonnen werden. Und spätestens mit den berauschenden Erfolgen der Slowenin Tina Maze hat niemand mehr Zweifel an der Konkurrenzfähigkeit der Marke. Die Saison 2012/2013 dominierte Maze nach Belieben und brach dabei alle Rekorde. Den Gesamtweltcup gewann sie mit mehr als doppelt so vielen Punkten wie die Fahrerin auf dem zweiten Platz. An den Olympischen Spielen in Vancouver 2010 gewannen die Stöckli-Fahrerinnen und Fahrer fünf Medaillen – zwei davon im Ski Alpin, drei im Skicross. Vor einem Jahr in Sotschi gab es zweimal Gold für Maze und einen Doppelsieg im Skicross. Die Bedeutung dieser Erfolge für die Vermarktung von Stöckli ist unbestritten. Der Weltcup schafft Glaubwürdigkeit und sorgt für Vertrauen in die Marke. «Die Skistars glauben an unser Produkt», so Gläser. Finanziell kann Stöckli als Sponsor nicht mit den grossen Herstellern wie Head, Atomic oder Rossignol mithalten. Trotzdem entscheiden sich Profis wie Tina Maze oder Tim Jitloff ganz bewusst für die Zusammenarbeit mit


Die Erfolge der Slowenin Tina Maze bestätigen die Qualität von Stöckli.

den Schweizern. Das spricht laut Gläser sehr für die Marke Stöckli. «DER PORSCHE UNTER DEN SKI» Diese neu gewonnene Ernsthaftigkeit gilt es nun zu festigen. Stöckli bietet eine hochqualitative Ware an. Trotzdem schlittern in der Schweiz nach Gläsers Geschmack noch immer zu viele Leute mit anderen Brettern über die Pisten. Sein Ziel ist es, ein identifizierbares Produkt zu etablieren und in der Schweiz eine Selbstverständlichkeit für die Marke Stöckli zu schaffen. Die Leute sollen sich für Stöckli entscheiden, weil sie stolz sind auf die Marke Schweiz. Aber auch, weil sie die speziellen charakteristischen Eigenschaften des Skis von Stöckli erkennen. Selbstbewusst nennt Gläser seine Ware «den Porsche unter den Ski». So träumt Gläser davon, dass eines Tages alle Schweizer nur noch mit Stöckli fahren. Auch wenn dieses Ziel bislang vor allem Träumerei ist und das Interesse am Skifahren bei der Bevölkerung tendenziell eher abgenommen hat, läuft das Wintergeschäft für Stöckli sehr gut. Schwierig für das Unternehmen ist in erster Linie die Saisonalität. Ski gefahren wird lediglich im Winter – und länger werden diese nicht. Deshalb hat Stöckli 1996 seine eigene MountainbikeLinie lanciert. Momentan werden pro Jahr 4000 Bikes produziert. Noch klar zu wenig, um die Sommermonate problemlos zu überbrücken. Deshalb legt das Unternehmen seinen Fokus nun vermehrt auf beide Absatzmärkte. Gleichzeitig will Gläser einen Beitrag

Um die Gefahren der Saisonalität zu bannen, setzt Stöckli seit 1996 auch auf Mountainbikes.

dazu leisten, um das Skifahren vor allem auch bei der jungen Bevölkerung wieder populärer zu machen. Er denkt dabei vor allem auch an die Zusammenarbeit mit den Bergbahnen oder an die Unterstützung von

Schulen. Der Skisport wird immer teurer. Skilager sind für Schulen kaum mehr durchführbar. «Hier muss sich unbedingt was tun», stellt Gläser fest. Grosse Pläne also. Für Stöckli gerade gross genug.

Fotos: zVg

STÖCKLI AG Hauptsitz: Besitzverhältnisse: Gründung: Umsatz: Mitarbeiter:

Wolhusen Aktiengesellschaft 1935 60 Millionen Franken 250

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MARKETING

Ein positives Vorurteil ANTWORTEN AUF MARKENFRAGEN Starke Marken haben einen positiven Einfluss auf den Kaufentscheid. Bis es dazu kommt und dabei bleibt, braucht es strategische und kreative Markenführung. Dazu zählt die eigenständige Positionierung, die Bekanntmachung und die Profilierung, um sich von allen andern relevanten Marken zu differenzieren. Dieses Renommee muss durch konsistente Markenerlebnisse immer wieder neu bestätigt werden. TEXT S T E F A N V O G L E R

E

ine starke Marke kann entscheidenden Einfluss auf den Unternehmenserfolg haben. Der Markenexperte Stefan Vogler gibt Antworten auf die am häufigsten gestellten Markenfragen.

UM WAS GEHT ES EIGENTLICH BEI MARKEN? Ziel jeder Marke ist die Verankerung in den Köpfen der relevanten Zielgruppen. Wie gelangt sie dorthin? Eine Marke muss bekannt gemacht und gut profiliert werden, denn nur was Sie kennen und gut finden, werden Sie in Ihre Kaufentscheidung einbeziehen. Wenn ich Sie zum Beispiel frage, welche Schokolade sie kennen und gut finden, dann ist die Chance gross, dass Sie eine jener Marken kaufen, die Ihnen spontan in den Sinn kommen. Das gilt übrigens nicht nur für Konsumgüter. Auch bei Dienstleistungen wie der Wahl von Restaurants, Hotels, Banken, Versicherungen, Krankenkassen, Telecom etc. werden Sie sich für jene entscheiden, deren Marke Sie kennen und gut finden. Bei Dienstleistungen spielt aber nicht nur die Kommunikation eine Rolle. Das Markenerlebnis ist mindestens so wichtig. Services werden ja von Menschen erbracht. Sie sind Botschafter der Marke und bauen das Vertrauen zu Kunden auf. Je nach Markt und Zielgruppe kann es Jahre dauern, bis man einer Marke vertraut und sie im besten Falle nicht nur selbst in Anspruch nimmt, sondern auch weiter empfiehlt. Umgekehrt kann eine Marke, beispielsweise durch ein Qualitätsproblem oder einen Reputationsskandal, schnell an Wert verlieren oder sogar untergehen. WELCHES SIND DIE ANFORDERUNGEN AN EINE STARKE MARKE? Eine Marke ist dann erfolg-

reich, wenn sie bekannt, gut profiliert und damit bei den jeweiligen Entscheidern und 38

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Beeinflussern präferenziert ist. Sie erzeugt im Kopf der relevanten Zielgruppen sofort eine klare, höchst persönliche Vorstellung vom jeweiligen Produkt, Service oder Unternehmen. Produkte und Services mit bevorzugten Marken werden viel eher gekauft bzw. in Anspruch genommen und weiter empfohlen, als schwach bekannte und wenig oder schlecht profilierte. SIND MARKEN NUR EIN THEMA FÜR GROSSUNTERNEHMEN? Marken sind für alle Anbieter wich-

tig, egal wie gross das Unternehmen ist. Auch kleine, vielleicht lokale Marken können sehr erfolgreich sein. Je begehrter sie sind, desto mehr wird ihnen vertraut und desto mehr Kunden oder sogar Fans können sie gewinnen. Ich arbeite häufig für KMU. Darunter sind auch viele Start-ups und Familien-Unternehmerinnen und Unternehmer, die ich im Branding strategisch berate und betreue. Sie setzen alles daran, ihre Marken lokal, national oder global begehrenswert zu machen. KANN MAN EINE MARKE GEGEN NACHAHMER UND TRITTBRETTFAHRER SCHÜTZEN? Ja, indem man

sie im Markenregister eintragen lässt. Leider stelle ich oft fest, dass speziell kleinere Unternehmen den Markenschutz sträflich vernachlässigen. Ich rate allen: Investieren Sie nur in eingetragene Marken. Ein Markeneintrag kostet viel weniger als Sie vermutlich denken und kann extrem viel mehr kosten, wenn der Markenschutz vernachlässigt wurde. SPIELEN MARKEN AUCH IM SOGENANNTEN BUSINESS-TO-BUSINESS-BEREICH (B2B) EINE ROLLE? Und ob! Auch in der Industrie, bei

Services oder in der Beratung von und für Unternehmen ist eine in der jeweiligen Branche bekannte und profilierte Marke gut fürs

Geschäft. Die Zielgruppe für B2B-Marken sind in der Regel Fachleute und Führungskräfte, die sich in ihrer Branche bestens auskennen. Bei ihnen gilt es, durch professionelles Branding und gute Kommunikation Vertrauen für eine Marke aufzubauen. Mit Produktqualität, Freundlichkeit oder gutem Service muss aber das, was eine Marke verspricht, immer wieder bestätigt werden. Sie können sich den Verlauf einer Marke wie ein Konto vorstellen: Alles was in die Bekanntheit und Profilierung einer Marke investiert wird, erhöht den Kontostand und damit den Wert der Marke. STIMMT ES, DASS EMPFEHLUNGEN WICHTIG SIND FÜR MARKEN? Persönliche Empfehlungen,

sogenannte Mund-zu-Mund-Propaganda – sie findet heute immer mehr auch in den Sozialen Medien statt – sind die glaubwürdigste Werbung, die es gibt. Wenn Kenner oder Experten, also angesehene Fachleute wie Professoren, Forscher, Entscheidungsträger oder VIPs einer bestimmten «community» Marken loben oder tadeln, hat das mindestens so grossen Einfluss auf die Wahrnehmung, wie Werbung oder die Berichterstattung in den Medien. Genauso wichtig sind Marken-Empfehlungen von Freunden und Bekannten. Das Image von Marken kann ja nicht befohlen werden. Es wird aus einer Vielzahl von Markenkontakten – Marketingfachleute nennen das «Touchpoints» – gebildet. Sie können für jede Marke eruiert und analysiert werden. Die einen gewichten mehr als die andern. Dabei müssen die Marken-Inhaber aber stets den Grundsatz beachten: Wahr ist, was wahrgenommen wird. FUNKTIONIEREN B2B-MARKEN ANDERS ALS MARKEN FÜR KONSUMENTEN, SOGENANNTE B2CBRANDS? Grundsätzlich ja. Sie richten sich


Der Begriff stammt aus der amerikanischen Prärie. Dort wurden die Rinder mit den Namen ihres Besitzers gebrandmarkt. Fotoquelle: BilderBox.com

nur nicht an die breite Bevölkerung von Konsumierenden, sondern an andere, in der Regel viel kleinere Zielgruppen wie z.B. Fachleute eines Unternehmens. Also unterscheidet sich die Markenkommunikation, insbesondere müssen andere Werbe- und Kommunikationsmittel als Massenmedien eingesetzt werden. Wichtig ist, dass zwar ein Unternehmen für andere Unternehmen wirbt, aber am Schluss sind es die Menschen in den Unternehmen, welche die Marken verkaufen und kaufen. Es geht bei Marken immer um Menschen und deren Beziehungen zu Produkten, Dienstleistungen und Unternehmen, Organisationen oder Institutionen. Marken sind die Brücke vom Anbieter über das Produkt zum Käufer und Beeinflusser - egal ob es sich um B2B- oder B2C-Marken handelt. WOHER STAMMT EIGENTLICH DER AUSDRUCK «BRAND»? Der englische Begriff «Brand»

stammt aus der amerikanischen Prärie. Dort wurden die Rinder mit den Namen ihres Besitzers gebrandmarkt. Das war die Geburtsstunde des Branding. Das Produkt wurde durch diese zugegeben schmerzvolle Kennzeichnung der Herkunft zur Marke oder eben zum Brand. Und dies war der Brand fürs ganze Leben. Das zeigt, wie sehr Marken

langfristig ausgerichtet sind und wie wichtig Kontinuität in der Markenführung ist. WAS IST UND WAS NÜTZT EINE STARKE MARKE?

Eine starke Marke ist ein positives Vorurteil. Damit ist auch klar, was eine beliebte Marke bringt: Sie hilft, Produkte und Dienstleistungen zu verkaufen oder für Marken von Unternehmen, Organisationen oder Menschen Vertrauen durch ein klares Profil und gutes Image aufzubauen. DIE BEKANNTHEIT IST DIE VORAUSSETZUNG FÜR DEN ERFOLG VON MARKEN. REICHT DAS? Nein, denn Sie

vertrauen nicht jeder Marke, die Sie kennen. Sie müssen eine Marke auch gut finden. Dieses Gefühl entsteht durch gute Profilierung, wobei das Profil einer Marke möglichst exakt der jeweiligen Positionierung entsprechen sollte. Das Profil ist der Schlüssel zur relevanten Zielgruppe, weil damit zum Beispiel gezielt jene angesprochen werden, welche Prestige mit Luxusmarken begehren oder ein Schnäppchen einer Discountmarke suchen. Übrigens wechseln heute viele Konsumentinnen und Konsumenten zwischen solch extrem positionierten Marken. Für gewisse Produkte kaufen sie nur Billigmarken, für andere bevorzugen sie Luxusmarken. Man nennt sie deshalb hybride Konsumierende.

ERHÖHEN MARKEN DEN WERT VON UNTERNEHMEN?

Starke Marken zählen wie Patente und das Potenzial der Mitarbeitenden und Kunden zu den wichtigsten «Intangible Assets» und Wertetreibern von Unternehmen. Bei Konsumgütern trägt der Markenwert gemäss einer pwc-Studie rund 60 Prozent und bei Dienstleistungsunternehmen über 40 Prozent zum Unternehmenswert bei. Der monetäre Wert von Marken kann, z.B. durch die ISO-zertifizierte Markenbewertungsfirma BV4 Ltd. (www.bv4.ch) berechnet werden und macht Marken zu einem auch finanziell wertvollen, handelbaren Gut. DER AUTOR Stefan Vogler ist seit 30 Jahren Markenarbeiter und seit 2006 Unternehmensberater für Branding, Marketing & Kommunikation. Er hilft seinen Kunden, ihre Marken strategisch weiter zu entwickeln, dem Zeitgeist anzupassen oder neue zu kreieren. Ausserdem ist er Dozent an der Hochschule Luzern, der HWZ Hochschule für Wirtschaft Zürich und Verwaltungsrat von KMU.

Nr. 1/2 2015 | UnternehmerZeitung

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MARKETING

Historic Hotel of the year MARKE DES MONATS VON S T E F A N V O G L E R

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ie Chesa Salis wurde 1590 erbaut und 1880 in ein Patrizierhaus umgebaut. Vor rund 45 Jahren ist daraus ein sehr spezielles Hotel entstanden, das die Anforderungen an einen effizienten Betrieb aus heutiger Sicht kaum mehr erfüllen würde. Die Übernahme des über 400-jährigen Hauses durch den Vater des heutigen Besitzers war schon damals Liebhaberei. Als branchenfremder Unterländer Feriengast rettete er den Hotelbetrieb vor

MARKE DES MONATS

Im Januar 2015:

www.chesa-salis.ch

dem Untergang und sicherte dem idyllischen Bever ein Kleinod. Ein Gastgeberehepaar sorgte während fast zwei Jahrzehnten mit einem begnadeten Koch für herzlich-familiäre Gastlichkeit sowie exzellentes Essen und Trinken.

Heute geniesst die mit 14 Gault Millau-Punkten bewertete, typische Engadinerküche einen ausgezeichneten Ruf. Die heutigen Gastgeber, Sibylla und Jürg Degiacomi, haben ihren Feriensitz im Engadin vor bald einem Jahrzehnt zum Wohnsitz gemacht und ihr Hotel in Eigenregie übernommen. Die Chesa Salis zu führen ist anspruchsvoll. Und die Erhaltung der historischen Substanz erfordert aufwändige Pflege. Aber bei aller Herausforderung – Degiacomis lieben es, ihre Gäste in einem

historischen Hotel zu verwöhnen. Gemeinsam mit Gastrosuisse, hotelleriesuisse und Schweiz Tourismus hat ICOMOS Suisse der Chesa Salis den begehrten Award «Historic Hotel of the year 2015» verliehen «für die weitsichtige Umnutzung in ein Hotel unter Erhalt der für den Aufenthalt prägenden historischen Zimmer». Starke Quality Labels prägen starke Marken. Und umgekehrt. Die Gastgeber und ihr Team freuen sich über die Anerkennung, verstehen diesen Preis aber als Ansporn für das nächste

Kapitel Hotelgeschichte: «Die beste Rückmeldung ist, wenn der Gast begeistert ist, nicht nur zufrieden.» Das Magazin «Landliebe» titelt in der aktuellen Ausgabe zur Chesa Salis «Wo die Seele auftankt». Wie wahr! STEFAN VOGLER

Er berichtet über die aktuelle Markenführung einer grossen oder kleinen, globalen, nationalen oder lokalen, altbewährten, aufgefrischten oder neuen Marke. www.markenexperte.ch

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LEKTOR AN BORD: CHRISTIAN WALTER

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MANAGEMENT

I

n einem Altbau mitten in Zürich öffnet mir Karina Berger ihre Türen. Das Büro der Eventagentur Russen&Berger, die sie zusammen mit ihrem Mann Thomas Russenberger führt, befindet sich unweit des Zürcher Bellevue. Und «une vue belle» ist auch der Anblick dieser Räume: Viel Weiss, hohe Decken und dank brennender Kerzen liegt ein unwiderstehlicher Duft in der Luft. Sofort sympathisch war mir auch meine Gastgeberin. Und das nicht zuletzt auch, als ich die Tassen gesehen habe, in denen sie mir einen Kaffee servierte und sich selbst einen Tee einschenkte – von beiden hätten jeweils mindestens zwei Personen trinken können. Ich persönlich freue mich immer, wenn jemand meine Leidenschaft für riesige Tassen teilt. Auch eröffnet dies eine Atmosphäre, in der man sich auf ein Gespräch freuen kann, das nicht bloss im Zeitrahmen eines Espresso-Schluckes bleibt. Und so war es schliesslich auch: Karina Berger entpuppte sich als entspannte, offene und selbstbewusste Gesprächspartnerin. NEUAUSRICHTUNG Bekannt ist Karina Berger den meisten Schweizerinnen und Schweizern unter anderem vermutlich als «Missen-Mami» – als Betreuerin der jeweiligen Miss Schweiz und Organisatorin der Wahl. Sie selbst hat den Titel 1988 gewonnen und ein Jahr später wurde sie zur Miss Globe International gekürt. Stolze zwanzig Jahre lang hat sie sich im Anschluss der Miss Schweiz-Organisation gewidmet. 2014 schliesslich hat Karina Berger einen Schlussstrich gezogen. Wieso nach so vielen Jahren? «Ich habe eigentlich schon von Anfang an gesagt, dass ich diese Aufgabe nicht mehr als zwanzig Jahre übernehmen und mich danach wieder anderen Projekten widmen will», meint sie. Obwohl die Marke Miss Schweiz nach einigen schwierigen Zeiten wieder in positiveres Licht gerückt ist und mit Dominique Rinderknecht ein frischeres Image erhalten hat, geht Karina Berger mit ihrem Partner Thomas Russenberger nun eigene Wege. Vielleicht stimmt das Sprichwort ja auch in diesem Falle: «Man sollte gehen, wenns am schönsten ist.» RUSSEN&BERGER Russen&Berger ist eine inhabergeführte und unabhängige Agentur, welche eigene und fremde Produktionen umsetzt, Events in jeder Grössenordnung realisiert, im Auftrag individuelle Bookings von Spezialisten im Eventbereich in verschiedenen Sparten koordiniert und für ausgewählte Personen der Öffentlichkeit das persönliche Management übernimmt. www.russenundberger.com

Foto: zVg/Sandro Bross

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UnternehmerZeitung | Nr. 1/2 2015


Dirigentin des Eventmanagement UZ-SERIE: FRAUEN IM MANAGEMENT Karina Berger hat den Sprung vom «Missen-Mami» zur erfolgreichen und selbständigen Unternehmerin geschafft. Mit über 20 Jahren Erfahrung im Show- und Eventbusiness ist sie bestens für neue Projekte gerüstet. Als Eventmanagerin setzt sie ihre kreativen Talente genau am richtigen Ort ein. TEXT A N N I N A H A L L E R

Diese Neuausrichtung ist nun geschehen. Ein mutiger Schritt, den ihr vielleicht auch nicht jeder zugetraut hätte. Viele haben Karina Berger immer nur als das viel zitierte «Missen-Mami» gesehen und sie deswegen vermutlich auch unterschätzt. Was es bedeutet, eine solche Miss-Wahl zu organisieren und zu produzieren, sei vielen nicht klar. Solche Vorurteile müssen aber nicht nur negativ sein. Vielmehr geben sie einem die Möglichkeit, die Menschen zu überraschen und sich mit seinen Fähigkeiten zu beweisen. UNTERNEHMERIN VERSUS BETREUERIN Dass sie nicht nur Betreuerin der Kandidatinnen war, sondern vor allem die Unternehmerin, die hinter der gesamten Organisation steht, wurde auch in den Medien meist verschleiert. Hinter solchen Veranstaltung steckt immer mehr, als von aussen sichtbar ist. Da diese Türen nun aber geschlossen sind, kann Karina Berger sich als Event-Managerin voll und ganz auf ihr neues Unternehmen konzentrieren. Mit ihrer Event-Agentur konnten Karina Berger und ihr Mann schon einige Erfolge verbuchen. Der Grossteil der Aufträge dreht sich um Firmen, Mode, Präsentationen und private Anlässe. Aber auch zahlreiche grössere öffentliche Veranstaltungen finden sich auf der Referenzenliste. Allen voran ist der Presse- und Medienball zu nennen. Wie eine solche Grossveranstaltung überhaupt als Erfolg zustande kommt, weiss Karina Berger: «Ich kann bei einem solchen Event natürlich nicht überall persönlich jede Aufgabe über-

nehmen. Da wähle ich ein Team mit den passenden Leuten, auf die ich mich verlassen kann. Ich bin die Dirigentin und führe durch das Konzert Meine Leute müssen dann aber wissen, welche Noten zu spielen sind.» Die Mühe für diesen sehr aufwändigen Event lohne sich aber definitiv. Der wichtigste Partner auch in geschäftlicher Hinsicht ist ihr Mann, Thomas Russenberger. Eine Gefahr, dass Geschäftliches mit Privatem vermischt wird, sieht Karina Berger nicht. «Wir sind bereits seit 22 Jahren zusammen, da weiss man, wie der jeweils andere funktioniert und beide sich zu einem Team ergänzen», erläutert sie. Zudem hätten sie beide ihre Stärken, die sie auch sinnvoll einsetzen können. Alles was in den kreativen Bereich hineinspielt, erfordert Erfahrung im Business. Und die hat Karina Berger. Ihr Mann kümmert sich im Gegenzug um die operative Leitung der Firma Russen&Berger. Das einzige, auf was sie gerne achtet, ist, dass sie nicht jede einzelne Minute zusammen sind. Beide brauchen mal Zeit für sich. Und natürlich kümmern sie sich zusammen auch um die Kinder. Die siebenjährige Tochter beispielsweise brauche immer ein Programm, «da ist jeder von uns immer wieder gefordert», lacht Karina Berger. HINTER DEN KULISSEN Bei jedem Event, den sie organisiert, sehen die Gäste am Schluss nur das Endprodukt. Was sich aber hinter den Kulissen abspielt, bleibt den meisten verborgen. «Das ist eben gewissermassen ein Nachteil beim Event-

management. Die Leute konsumieren nur vorne und sehen nicht, was hinten abläuft», sagt Karina Berger. Andererseits finde sie diese Vorarbeit immer sehr spannend. Es sei schön, mitanzusehen, wie man etwas von Anfang an aufbaut. «Es ist eigentlich fast wie bei einer Hochzeit: Man arbeitet Monate auf einen solchen Event hin und dann ist er innert Stunden vorbei.» Das sei bei der Miss Schweiz-Wahl anders gewesen, da habe das Projekt nie geendet. Zwar konnte man jeweils den einen Jahrgang ablegen, aber gleichzeitig begann damit die Vorbereitung für den nächsten. «Trotzdem ermöglichte dies mir, dass ich mit vielen tollen Menschen zusammenarbeiten und auch einige sehr langjährige Freundschaften aufbauen konnte», resümiert Karina Berger. Heute gestaltet sich der Alltag von ihr anders. «Jetzt ist es toll: Wir organisieren einen Event, ziehen ihn durch und schliessen ihn nachher ab. Und dann kommt er ins Archiv», lacht Karina Berger. MEDIENBALL Der Ball zählt somit auch zu den Highlights im Veranstaltungskalender. 2014 oblag die Leitung des Organisationskomitees erstmals bei Russen&Berger. Etwa 650 Gäste seien anwesend gewesen. «Und die Rückmeldungen sind bisher sehr positiv ausgefallen», freut sich Karina Berger. Sie sieht das auch als Bestätigung gegenüber denjenigen, die ihr und ihrem Mann die Organisation dieses Events nicht zugetraut hätten. «Darum bin ich auch sehr stolz darauf», meint sie. Der Ball ist eine Eigenproduktion von Russen&Berger. Zwar haben sie den Event nicht ins Leben gerufen, der kommende Ball ist ja bereits die 84. Ausgabe und findet am 9. Mai 2015 im Kongresshaus Zürich statt. Aber ihre Aufgaben umfassen von der Finanzierung bis zur Umsetzung wirklich alles. Darum brauche es auch sehr viel Zeit und Energie. Zum jährlichen Anlass des traditionsreichen Medienballs kommen Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Kultur, Politik, Kommunikation, VIPs sowie zahlreiche Medienschaffende zusammen. Natürlich sind da auch Fragen des Networking von Interesse. Und Networking ist auch für das tägliche Geschäft von Karina Berger von grösster Wichtigkeit. «Im Event-Business sind Kontakte und persönliche Beziehungen das A und O», bestätigt sie. Nr. 1/2 2015 | UnternehmerZeitung

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VRPRAXIS

«Substanz über Formalität» DAVID DEAN, CEO DER BOSSARD GRUPPE

INTERVIEW S A V E R I O G E N Z O L I , C H R I S T O P H H I L B E R

D

avid Dean ist seit über 20 Jahren bei der Bossard Gruppe tätig, seit 2005 als Geschäftsführer. Im Interview spricht er über Kundenbeziehungen, den Formalismus und den Mut, Fehler zu machen.

Die Bossard Gruppe ist global tätig. Wie interessant ist für Sie der Werkplatz Schweiz überhaupt noch? DAVID DEAN Wir haben grosses Interesse am Werkplatz Schweiz, denn in der Schweiz machen wir 20 Prozent unseres Konzernumsatzes. Und die Schweizer Industrie bleibt hoffentlich noch etwas hier, auch wenn der Euro gegenwärtig wieder auf Tiefgang ist. Wer mit diesem Währungsnachteil wettbewerbsfähig ist, gehört zur Weltspitze. Die Schweiz hat einige Vorteile.

Von welchen Vorteilen schwärmen Sie am meisten? Die Arbeitseinstellung von uns in der Schweiz ist im Vergleich zum europäischen Umland überdurchschnittlich. Damit meine ich den Arbeitseinsatz und die Bereitschaft, etwas zu leisten. Gerade in der Produktion von Spezialitäten und Nischenprodukten können wir in der Schweiz noch lange mithalten. Die Bossard Gruppe produziert selber nicht. Was ist ihr Beitrag an den Werkplatz Schweiz? Wir versuchen unseren Kunden zu zeigen, wie diese ihre Produkte möglichst günstig herstellen können. Auch wenn unsere Ware bei den Endprodukten in der Regel nur gerade 0.2-1 Prozent des Ganzen ausmacht, besteht bei deren Anwendung grosses Optimierungspotenzial. Beim ineffizienten Einsatz von Verbindungsteilen geht viel Zeit verloren. Die Durchlaufzeiten in der Herstellung lassen sich stark reduzieren, wodurch sich auch die Produktionskosten massgeblich verringern. Unsere Kunden staunen immer wieder, wieviel Produktions-

ZUR PERSON David Dean ist seit 2005 CEO der Bossard Gruppe. Im Unternehmen ist er bereits seit 1992 in verschiedenen Funktionen tätig. Zudem ist er Mitglied des Verwaltungsrats der Komax AG in Dierikon, Agta Record AG in Fehraltorf, Trumpf AG in Baar und Mitglied des «Industry Executive Advisory Board» des «Executive MBA Supply Chain Management» an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) in Zürich.

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UnternehmerZeitung | Nr. 1/2 2015


und Montagezeit durch den effizienten Einsatz unserer Produkte eingespart werden kann. Also auf den Kunden eingehen, auch wenn es eben nur eine kleine Schraube ist? Ja genau. Den Kunden verstehen ist eines unserer Credos. Erfolgreich sein kann man nur, wenn man versteht, was die effektiven Bedürfnisse des Kunden sind. Neben der Tätigkeit als CEO haben Sie auch verschiedene VR-Mandate inne. Profitieren Sie von dieser Alternation? Ja klar. Es ist interessant, die Geschäfte von verschiedenen Blickwinkeln betrachten zu können. Ist die VR-Professionalisierung ein Thema für Sie? Nein, im Gegenteil. Ich sehe die Gefahr eher im Übergewicht des Formalismus. Irgendwelche Stimmrechtsvertreter wollen anhand von bürokratischen Checklisten bestimmen, was gut und recht ist. Das ist eine gefährliche Entwicklung, bei der ich nicht sicher bin, ob das uns in Zukunft in Bezug auf eine angemessene Corporate Governance weiter bringen wird. Durch überhasteten Formalismus lässt sich kein Skandal verhindern. Es wird nur noch auf Risikoverminderung hingearbeitet anstatt auch mal an die Chancen zu denken. Ich bin der Meinung, dass die Einführung von Vorschriften momentan ein grosses Übergewicht hat. Dafür wird viel zu viel Zeit verschwendet. Die Tendenz ist für mich klar: Beim Versuch, in bester Absicht gewisse Dinge zu regulieren, schlägt das Pendel zu weit aus. Dadurch geht viel wertvolle Zeit verloren, welche die Unternehmer besser in die Zukunftsplanung und Entwicklung des eigenen Geschäfts investieren würden. Haben Sie schon mal daran gedacht zu dekotieren, um all diese Probleme los zu werden? In meiner Funktion als CEO muss ich zugeben, dass ich diesen Gedanken auch schon hatte. Ab und zu wäre es tatsächlich ein Traum, nicht börsenkotiert zu sein. Aber mit einem starken Ankeraktionär im Rücken haben wir den Vorteil, dass wir uns auf den langfristigen Erfolg ausrichten können und nicht nur immer direkt das nächste Quartal optimieren müssen. Per Saldo überwiegen

die Vorteile einer Kotierung und ich hoffe, dass die regulatorischen Entwicklungen gerade für die Small-Caps diese nicht weiter erodieren. Wie gehen Sie mit Kritik von VR oder Aktionärsgruppen an Ihren Entscheidungen um? Da spielt die Erfahrung eine entscheidende Rolle. Als ich das erste Mal in einer solchen Situation war, hat mich das schon ziemlich mitgenommen. Aber irgendwann musste ich feststellen, dass das einfach Teil des Geschäfts ist. Damit muss man umgehen können. Entscheidend sind die Einsicht, dass man prinzipiell mit jeder Entscheidung auch falsch liegen kann und es braucht die Bereitschaft, seine Meinung auch ändern zu können. Also muss man als CEO und Verwaltungsrat auch einmal den Mut haben, Fehler eingestehen zu können? Ja klar. Niemand kann davon ausgehen, dass er im Leben niemals Fehler macht. Solange man nicht zwei oder drei Mal denselben Fehler begeht, kann man ja auch davon lernen. Was man in den Erfolgsrechnungen eben nicht sieht, ist das, was gar nie probiert wurde. Die Chancen, welche ich verpasse, kritisiert keiner – was eigentlich falsch ist. Aber wenn etwas wahrgenommen wird, das sich dann als Faux-Pas entpuppt, stösst man damit natürlich auf Gegenwind. Wir sagen immer, es soll etwas ausprobiert werden, ohne dass jemand dann gleich in den Boden gestampft wird, wenn es nicht klappt. Gute Ergebnisse basieren auf guten Ideen. Das ist bei uns Firmenkultur.

die Möglichkeit, ein Unternehmen einmal aus einer anderen Optik zu begleiten. Der Austausch mit Kollegen, die einen anderen Hintergrund haben, ist sehr wertvoll und gibt Inspiration und auch Bestätigung in gewissen Dingen. Auch die Abwechslung zum Tagesgeschäft ist interessant. Oftmals hat man das Gefühl, dass gewisse Probleme nur bei einem selber auftreten. Mit dem Austausch mit anderen Leuten aus anderen Branchen sieht man dann, dass diese oftmals mit denselben Schwierigkeiten konfrontiert sind. Wie gross ist der Einfluss eines einzelnen Verwaltungsrats? Was kann ein VR in einer Firma bewirken? Es findet immer eine gewisse Gruppendynamik statt. Je nach Themengebiet hat oft ein einzelner sein Steckenpferd. Jeder übernimmt dann den Lead, wenn er am meisten zu sagen hat. Ein anderes Mal ist es dann ein anderer. Seine eigenen Ideen kann man natürlich immer einbringen. Am Schluss ist es dann sowieso ein Teamentscheid. Dann muss man auch mal mit Entscheiden leben, mit denen man nicht einverstanden ist? Ja klar, das gehört zur Sache. Vielleicht erkennt man auch erst zu einem späteren Zeitpunkt, dass ein eher unpopulärer Entscheid dann eben doch Sinn gemacht hat. Aber wir sind ja keine Roboter. Wenn alle der gleichen Meinung wären, wäre das auch nicht gut.

Sie als CEO oder auch VR sind dafür zuständig, dass diese Firmenkultur auch zugelassen wird. Da hat jede Firma ein anderes Ambiente. Wir tun unser Bestes, unseren Führungskräften diese Kultur vorzuleben. Mein Beitrag dafür ist, dass ich mich einmal im Jahr mit unseren neuen Mitarbeitern in Zug an einen Tisch setze, ihnen unsere Werte vermittle und sie dazu aufrufe, auch Entscheide von oben zu hinterfragen.

Haben Sie zur Entscheidungsfindung ein gewisses Wertesystem, welches Sie ganz bewusst in die Firmen einbringen möchten? Einer meiner Leitwerte ist: Den Leuten vertrauen und Vertrauen schaffen. Die Mitarbeiter müssen spüren, dass man Vertrauen in sie hat. Es muss ein Ambiente geschaffen werden, welches dieses Vertrauen ausstrahlt. Ausserdem finde ich es sehr wichtig, dass Versprechen gehalten werden. Und authentisch zu bleiben, ist auch ein wichtiger Aspekt. Ich will keine Schauspieler als Mitarbeiter.

Was gefällt Ihnen denn an Ihrer Aufgabe als Verwaltungsrat besonders? Von Erfahrungen an einem anderen Ort profitieren und mein bestehendes Wissen einbringen zu können. Ich habe da

Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, was würden Sie verändern? Die regulatorischen Fesseln würde ich mit gesundem Menschenverstand anreichern und Substanz über Formalität stellen.

«AB UND ZU WÄRE ES TATSÄCHLICH EIN TRAUM, NICHT BÖRSENKOTIERT ZU SEIN.» Nr. 1/2 2015 | UnternehmerZeitung

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Geheimrezept für Teams? VORTEIL UNTERSCHIEDLICHKEIT Foto: BilderBox.com

TEXT P A T R I C I A W O L F UND SHERON BAUMANN

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iele Unternehmen setzen in Innovationsprozessen auf interdisziplinäre Teams. Ist Interdisziplinarität DAS Geheimrezept? Das Zukunftslabor CreaLab der Hochschule Luzern befragte dazu 80 Deutschschweizer Unternehmen. BESSERE IDEEN Innovativ sind 53 Prozent der Unternehmen wegen neuer Kundenanforderungen, Konkurrenzprodukten oder Technologiesprüngen. Für 25 Prozent sind Überlegungen zu zukünftigen Kundenbedürfnissen der Innovationstreiber. Ein Viertel entwickelt Neues zusammen mit Kunden oder Lieferanten. Mit 63 Unternehmen setzen 80 Prozent interdisziplinäre Teams in Innovationsprozessen ein. Der Mehrwert entsteht für die Meisten aus originelleren und qualitativ hochwertigeren Ideen. Für 64 Prozent der Befragten verkürzt interdisziplinäre Arbeit die Zeit bis zur Markteinführung. TEAMZUSAMMENSETZUNG Mitglieder interdisziplinärer Innovationsteams unterscheiden sich oft bezüglich der Ausbildungshintergründe (43 Prozent), Abteilungszugehörigkeit (68 Prozent) und Hierarchiestufe (32 Prozent). Überraschenderweise sind Alter (4 Prozent), Geschlecht (2 Prozent) und Nationalität (6 Prozent) fast nie Kriterien bei der Teamzusammensetzung. Gerade eine Durchmischung in Bezug auf Geschlecht und Alter wäre aber vielerorts leicht erreichbar und sinnvoll. Denn Unterschiedlichkeit trägt zur Vielfalt von Ideen bei. WENIG SELBSTBESTIMMUNG Die Führung interdisziplinärer Teams wird meist von Vorgesetzten übernommen oder festgelegt. Weniger als ein Drittel der Teams bestimmt diese selbst. Die Mehrzahl der Teams wird streng kontrolliert. Nur knapp 25 Prozent verfügen frei über ein Budget. 75 Prozent fällen Finanzentscheide nur in Rücksprache mit Vorgesetzten oder agieren ohne designiertes Budget in einem Projektumfeld. FÜHRUNGSHERAUSFORDERUNGEN 70 Prozent der Innovationsverantwortlichen koordinieren interdisziplinäre Arbeit vor dem 46

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Um eine möglichst bunte Palette von Ideen zu erhalten, braucht es eine gute Durchmischung in Innovationsteams.

STUDIE CREALAB Im Winter und Frühjahr 2013/14 beteiligten sich 80 Innovationsverantwortliche – CEOs, F&E-Leitende und Innovationsmanager – aus 80 Deutschschweizer Unternehmen an der Studie. Der Online-Fragebogen enthielt 49 Fragen. Von den 80 Unternehmen haben 25 bis zu 49, 27 zwischen 50 und 499, und 22 über 500 Beschäftigte. Die meisten befinden sich in den Kantonen Zürich, Luzern, Aargau und Bern.

Hintergrund begrenzter Zeitbudgets der Teammitglieder. Auch Unterschiede in Motivation (43 Prozent) und Erwartungen (57 Prozent) der Teammitglieder halten die Befragten für schwierig. Sie berichten über Verständigungsprobleme wegen verschiedener Kommunikationsstile (43 Prozent), Erfahrungen (40 Prozent) und Fachjargons (29 Prozent). Folgende Tipps lassen sich aus den Antworten ableiten: 1. Gemeinsamkeiten herstellen: Ziele und Ideen sollten Teammitglieder gemeinsam entwickeln. Kreativitätsmethoden, professionelle Sitzungsmoderation und Teambildungsmassnahmen unterstützen dies. 2. Klarheit schaffen: Klare Führungsstrukturen und transparente Kommunikations- und Entscheidungswege ermöglichen, dass Teammitglieder sich auf ihre Aufgabe konzentrieren. 3. Freiraum fördern: Interdisziplinäre Innovation braucht gelebten Freiraum und Offenheit. Flache Hierarchien und Co-Leitungen helfen.

FAZIT Interdisziplinäre Innovationsteams unterstützen Innovationsprozesse. Sie zu leiten ist jedoch herausfordernd. Die Befragung zeigt Widersprüchliches: Als wichtig gelten klare Strukturen, Freiraum und Unterschiedlichkeit. Praktiziert wird jedoch wenig Selbstbestimmung in Projektumgebungen. Alter und Geschlecht spielen für die Teamzusammensetzung selten eine Rolle. Aus der Studie kann man zwar Zutaten zum Geheimrezept ableiten. Die optimale Mischung bleibt jedoch offen. Und auch hier gilt: Nicht allen schmeckt dasselbe.

DIE AUTOREN

Patricia Wolf, Prof. PD Dr., leitet das Zukunftslabor CreaLab der Hochschule Luzern. E-Mail: patricia.wolf@hslu.ch Sheron Baumann leitet die Studie zu Interdisziplinarität in Innovationsprozessen. E-Mail: sheron.baumann@hslu.ch


Finden und gefunden werden STIFTUNGSCHWEIZ.CH Wer für sein Projekt eine geeignete Förderstiftung sucht, kann in der Schweiz schon mal verzweifeln. Mit 7 500 registrierten Stiftungen ist das Angebot einfach zu gross, um den Überblick zu behalten. Die Stiftungen wiederum sind damit beschäftigt, unpassende Anfragen abzulehnen. Ein Onlineportal schafft Abhilfe. TEXT A N N I N A H A L L E R

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ennen Sie das Problem, zu viel Geld zur Verfügung zu haben? Ich auch nicht! Aber offenbar geht es den Schweizer Stiftungen so. Sie hätten Mittel zur Verfügung, um unterschiedlichste Projekte zu unterstützen. Und doch suchen sie vergeblich nach geeigneten Projekten. Auf der anderen Seite stehen gemeinnützige Projekte, die Geld brauchen und auf der Suche nach passenden Geldgebern sind. Eigentlich wären also alle Voraussetzungen gegeben, damit Angebot und Nachfrage übereinstimmen. Wieso sitzen die Stiftungen aber dennoch auf ihren Geldern? PROBLEMATIK Ein Problem ist die schiere Dichte von Stiftungen in der Schweiz: Sie ist eine der grössten im europäischen Vergleich. In unserem kleinen Land gibt es rund 13 000 gemeinnützige Stiftungen und jedes Jahr kommen ca. 300 dazu. Etwa 7 500 von ihnen sind Förderstiftungen, die zusammen jährlich rund eine Milliarde Franken ausschütten. Wie soll man aber bei dieser Auswahl den Überblick behalten? Herauszufinden, welche Stiftung für das eigene Projekt am besten geeignet ist, ist nicht einfach. Abhilfe schaffen soll deswegen das Onlineportal StiftungSchweiz.ch, welches die Philanthropy Services AG (PhilServe) zusammen mit der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW entwickelt hat. Mit Dr. Peter Buss, der PhilServe gegründet hat, hat StiftungSchweiz.ch einen erfahrenen Stiftungsmanager zur Seite. Ihm sei es ein Anliegen, das Vertrauen in die wichtige Arbeit der Förderstiftungen zu stärken und den allseitigen Dialog im Stiftungswesen zu erleichtern. Doch wie funktioniert StiftungSchweiz.ch?

Stiftung bestmöglich unterstützt. Er erlaubt eine visuell unterstützte Recherche mit hoher Trefferquote. Nutzer des Portals können nach Kooperations-, Umsetzungs- oder Finanzierungspartnern suchen, nach offenen oder besetzten Förderthemen oder einfach nur nach zusätzlichen Informationen über die auf der Plattform registrierten Organisationen.

Der Initiant Peter Buss setzt sich mit StiftungSchweiz. ch für die Verbesserung des schweizerischen Stiftungswesens ein. Foto: StiftungSchweiz.ch

ONLINE-PLATTFORM Auf der Seit Juni 2014 bestehenden Plattform sind sämtliche gemeinnützigen Stiftungen der Schweiz erfasst. Sie ermöglicht es den Stiftungen, sich und ihre Arbeit näher vorzustellen und ihren genauen Stiftungszweck genau zu umschreiben. So wird das Portal zur professionellen Austauschplattform für alle, die sich mit dem Stiftungswesen befassen: Stifter, Gesuchsteller und Fundraiser, Stiftungsräte, Anwälte, Notare, Treuhänder, Finanzdienstleister und Behörden. Mit dem eigens für StiftungSchweiz.ch programmierten intelligenten Suchalgorithmus wird die Suche nach einer passenden

INTELLIGENTER ALGORITHMUS Die Applikation wurde zusammen mit der ZHAW entwickelt und wurde auch von der eidgenössischen Kommission für Technologie und Innovation (KTI) unterstützt und mitfinanziert. Durch ihren intelligenten Algorithmus lernt sie aufgrund der Interaktionen und der Bewertungen durch die Nutzer ständig dazu. Inhalte werden angereichert und verbessern die Trefferquote stetig. Die so gestaltete Community trägt massgebend zum Erfolg des Portals bei: Je mehr Nutzer aktiv sind, desto mehr lernt die Applikation. Der verstärkte Austausch, die verbesserte Transparenz und die lernfähige Plattform werden letztlich dazu führen, dass unterstützungswürdige Projekte schneller und effizienter finanziert werden können. Durch den Einbezug der Nutzer entwickelt sich die Online-Plattform also stetig weiter. Auch für die Wissenschaft ist das von zentraler Bedeutung. Durch die verbesserte Transparenz und den grösseren Austausch erhöht sich auch das Wissen über die Stiftungslandschaft Schweiz laufend. Die ansprechend gestaltete, übersichtliche und intuitiv bedienbare Stiftungsplattform verspricht also auf jeden Fall eine Verbesserung im unübersichtlichen Stiftungswald der Schweiz.

HERAUSZUFINDEN, WELCHE STIFTUNG FÜR DAS EIGENE PROJEKT AM BESTEN GEEIGNET IST, IST NICHT EINFACH. Nr. 1/2 2015 | UnternehmerZeitung

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VRPRAXIS

Einmann-AG (NICHT) ALLEIN AUF WEITER FLUR Die einfache Organisation der Einmann-AG entbindet nicht von der Einhaltung gesetzlicher Formalitäten.

TEXT S T E F A N I E M E I E R - G U B S E R

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ie Einmann-AG hat nur einen einzigen Aktionär, der gleichzeitig einziger Verwaltungsrat und Generalversammlung (häufig auch einziger «Arbeitnehmer») ist. Aus dieser Konstellation ergeben sich für diese Form der Aktiengesellschaft gewisse Besonderheiten. DURCHGRIFF Als juristische Person hat die Einmann-AG eine vom Alleinaktionär grundsätzlich unabhängige Rechtsstellung. Wird diese Unabhängigkeit im Einzelfall rechtsmissbräuchlich (z.B. zur Umgehung von Vorschriften oder in offensichtlicher Verletzung von Drittinteressen) geltend gemacht, anerkennen Lehre und Rechtsprechung den sogenannten Durchgriff auf den Aktionär. Dies bedeutet, dass die von der Einmann-AG eingegangenen Verpflichtungen im betreffenden Einzelfall direkt dem Aktionär zugerechnet werden. Auf den Durchgriff können sich nur die im konkreten Einzelfall Geschädigten berufen. EINHALTUNG GESETZLICHER FORMALITÄTEN Wirtschaftlich betrachtet ist die Einmann-AG ein Einzelunternehmen mit beschränkter Haftung. Für Schulden der Einmann-AG haftet ausschliesslich die Gesellschaft. Damit kann der Alleinaktionär sein Risiko beschränken. Aufgrund der gewählten Rechtsform gelten für die Einmann-AG jedoch die aktienrechtlichen Vorschriften uneingeschränkt. Insbesondere bestehen mindestens die beiden Organe Verwaltungsrat und Generalversammlung mit entsprechenden zum Teil unübertragbaren und unentziehbaren Rech-

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ten und Pflichten. Dieser Minimalstruktur ist Rechnung zu tragen, denn auch die Einmann-AG muss die gesetzlichen Formalitäten einhalten. Zu denken ist dabei vor allem an die Durchführung und Protokollierung von Generalversammlung und VR-Sitzungen, an Beschlüsse über Gewinnverwendung und Dividendenausschüttung, an die strikte Trennung des Vermögens der Einmann-AG und des Alleinaktionärs etc. ORGANISATION Die Einmann-AG braucht für die Unternehmensführung faktisch wenig Organisation. Trotzdem empfehlen sich als Mindestlösung gewisse Überlegungen und Vorkehrungen. So ist z.B. die Einmann-AG ohne ihren einzigen Verwaltungsrat handlungsunfähig respektive leidet unter einem Organisationsmangel. Beim Tod des Alleinaktionärs fällt nicht das Unternehmen als solches, sondern nur seine Aktien in den Nachlass. Es empfiehlt sich, für Fälle der (plötzlichen) Handlungsunfähigkeit oder des Todes des Alleinaktionärs Vorkehrungen zu treffen, damit das Unternehmen zumindest vorläufig weitergeführt werden kann. Auch hier ist den aktienrechtlichen Vorschriften Rechnung zu tragen; Im Vordergrund stehen dürfte allerdings die Erteilung von Vollmachten. Fehlt einer AG ein gesetzliches Organ, verlangt in der Regel das Handelsregisteramt beim Richter die Vornahme erforderlicher Massnahmen (Frist zur Wiederherstellung des rechtmässigen Zustands, Ernennung der fehlenden Organe, Bestimmung eines Sachwalters, Auflösung der Gesellschaft). INTERESSENKONFLIKTE UND INSICHGESCHÄFTE Der Verwaltungsrat muss die Interessen der Gesellschaft und nicht diejenigen des Aktionärs wahren. Bei der Einmann-AG decken sich

Foto: BilderBox.com

die Interessen der Gesellschaft und des Alleinaktionärs zwar in der Regel, ist dem nicht so, muss der Verwaltungsrat indessen im Interesse der AG entscheiden und handeln. Zu beachten ist dieser Grundsatz namentlich auch bei Insichgeschäften. Solche Verträge müssen zudem von Gesetzes wegen schriftlich abgefasst werden, wenn die Leistung der Gesellschaft 1000 Franken übersteigt. KEINE DÉCHARGE MÖGLICH Die Décharge (Entlastung) des Verwaltungsrats muss von der Generalversammlung erteilt werden. Dabei haben Personen, die selbst an der Geschäftsführung mitgewirkt haben, kein Stimmrecht. Aufgrund der speziellen Konstellation ist die Erteilung der Décharge in einer Einmann-AG daher nicht möglich. ARBEITGEBERÄHNLICHE PERSON Verwaltungsräte (auch von anderen als Einmann-AG) gelten von Gesetzes wegen als arbeitgeberähnliche Person und haben damit keinen Anspruch auf Kurzarbeits-, Schlechtwetterund Insolvenzentschädigung und nur einen eingeschränkten Anspruch auf Arbeitslosenentschädigung.

DIE AUTORIN

Stefanie Meier-Gubser ist Geschäftsführerin des Schweizerischen Instituts für Verwaltungsräte und Geschäftsleitungsmitglieder (sivg).


Obligatorische Änderungen NEUES RECHNUNGSLEGUNGSRECHT Ab 2015 gelten für KMU die neuen Bestimmungen. Die Übergangsfrist ist per Ende 2014 abgelaufen. TEXT M A R T I N B Ü R K L E

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as neue Rechnungslegungsrecht (Art. 957 ff. OR) ist per 1. Januar 2013 in Kraft getreten. Den KMU wurde dabei eine Übergangsfrist von zwei Jahren gewährt, um ihre Rechnungsabschlüsse den neuen Vorschriften anzupassen. Diese Frist ist Ende 2014 abgelaufen. Ab dem laufenden Geschäftsjahr 2015 müssen die KMU-Rechnungsabschlüsse zwingend nach dem neuen Recht erstellt werden. GELTUNGSBEREICH Die neuen Bestimmungen zur Buchführung und Rechnungslegung gelten grundsätzlich unabhängig davon, welche Rechtsform ein Unternehmen aufweist. Einzelunternehmen und Personengesellschaften sind jedoch nur dann zur vollständigen Rechnungslegung und Buchführung verpflichtet, wenn sie einen jährlichen Nettoerlös von mindestens 500 000 Franken aufweisen. Liegt der Nettoerlös unter diesem Schwellenwert, müssen diese Unternehmen (dazu zählen auch Vereine und Stiftungen, die sich nicht im Handelsregister eintragen lassen müssen und nicht einer Revisionspflicht unterstehen) lediglich über ihre Einnahmen und Ausgaben sowie die Vermögenslage Buch führen («Milchbüchlein-Rechnung»). RECHNUNGSLEGUNGSGRUNDSÄTZE In Art. 1 der Verordnung über die anerkannten Standards zur Rechnungslegung (VSAR) hat der Bundesrat fünf Regelwerke als Standards zur Rechnungslegung anerkannt: IFRS, IFRS für KMU, Swiss GAP FER, US GAAP und IPSAS. Der vom Unternehmen gewählte Standard ist für den gesamten Jahresabschluss heranzuziehen. Die bereits bisher gültigen Grundsätze ordnungsgemässer Rechnungslegung wurden nun im Rahmen der neuen Bestimmungen gesetzlich verankert (Art. 958c OR): Klarheit und Verständlichkeit, Vollständigkeit, Verlässlichkeit, das Wesentliche enthaltend, Vorsichtigkeit, Stetigkeit und Verrechnungsverbot. BILANZ, ERFOLGSRECHNUNG, ANHANG Die Darstellung der Bilanz und der Erfolgs-

Seit diesem Jahr gelten die neuen Bestimmungen zur Buchführung und Rechnungslegung für sämtliche KMU. Foto: BilderBox.com

rechnung enthält neu detaillierte und verbindliche Mindestgliederungsvorschriften. In der Bilanz (Art. 959 f. OR) sind unter anderem in den Aktiven die Wertschriften mit Kurswert von anderen Wertschriften getrennt auszuweisen. Ebenfalls sind Finanzanlagen und Beteiligungen separat aufzuführen. In den Passiven dürfen insbesondere Gründungs-, Organisation- und Kapitalerhöhungskosten nicht mehr aktiviert werden. Kurz- und langfristige verzinsliche Verbindlichkeiten sind gesondert auszuweisen. Auch eine Neudarstellung des Eigenkapitals hat stattzufinden. Die Erfolgsrechnung (Art. 959b OR) kann als Produktions- und Absatzerfolgsrechnung geführt werden. Der Finanzaufwand und der Finanzertrag müssen einzeln ausgewiesen werden. Zudem ist neu auch eine Unterscheidung zwischen ausserordentlichem, einmaligem und periodenfremdem Aufwand und Ertrag vorzunehmen. Ebenfalls verlangt das neue Recht, dass Wertberichtigungen – wie Abschreibungen – in der Erfolgsrechnung festzuhalten sind.

Einschneidende Veränderungen sind beim Anhang der Jahresrechnung (Art. 959c OR) zu beachten. Sämtliche Unternehmen, die zur Anwendung der neuen Rechnungslegungsbestimmungen verpflichtet sind, haben nun mehr einen Anhang zu erstellen. Dieser hat beispielsweise Angaben über die angewandten Grundsätze, Vollzeitstellen, Eventualverbindlichkeiten und wesentliche Ereignisse am Bilanzstichtag zu enthalten. Nicht mehr erforderlich ist die Aufführung von Brandversicherungswerten sowie Angaben über die Durchführung einer Risikobeteiligung. Ergänzend ist darauf hinzuweisen, dass die sogenannten grösseren Unternehmen, die einer ordentlichen Revision unterstehen oder eine Konzernrechnung zu erstellen haben, im Anhang zur Jahresrechnung weitergehende Angaben machen müssen (Art. 961a OR) und zudem eine Geldflussrechnung (Art. 961b OR) sowie einen Lagebericht (Art. 961c OR) zu erstellen haben. In letzterem sind der Geschäftslauf, die wirtschaftliche Lage und die Zukunftsaussichten der Unternehmung darzulegen. AUFBEWAHRUNGSPFLICHT Das neue Rechnungslegungsrecht verlangt die Aufbewahrung der Geschäftsbücher, Buchungsbelege, Geschäfts- und Revisionsberichte während zehn Jahren. Die angepasste Geschäftsbücherverordnung (GebüV) sieht indessen eine Aufbewahrungspflicht für Geschäftskorrespondenz eines Unternehmens nur noch vor, wenn diese Korrespondenz die Funktion eines Buchungsbeleges hat.

DER AUTOR Rechtsanwalt Martin Bürkle ist Partner bei der Wirtschaftskanzlei Stiffler & Partner in Zürich. Er berät Unternehmen und Privatpersonen im Wirtschafts- und Versicherungsrecht.

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VRPRAXIS

Aber bitte mit Stil VERKAUF DES GRALS Wieder ist mit der SIKA AG ein Schweizer Vorzeigeunternehmen ins Ausland verkauft worden. Das wäre eigentlich nicht so tragisch, werden ja auch ausländische Firmen von Schweizer Unternehmen gekauft. Und beide Richtungen machen in der Regel Sinn. Was diesmal anders ist, ist der Stil des Verkaufs und vor allem die scheinbar unerwartete Reaktion von Schlüsselfiguren. VON C H R I S T O P H H I L B E R

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uerst die rechtliche Situation. Es Kommunikation? Es mutet seltsam an, ist absolut legitim, dass ein Aktidass der Kommunikation wenig Beachtung enbesitzer seine Anteile verkauft. geschenkt wurde. Minimalste Empathie Die Regeln wurden eingehalten. hätte mit einer starken Reaktion der Kader Ein Verkäufer – ein Käufer. Dass ein Minund Aktionäre rechnen müssen. Stil hätte bederheitsaktionär die Stimmenmehrheit des deutet, diejenigen, welche den Erfolg (mit-) Unternehmens hat, war bekannt. Die asynerarbeitet hatten, vorgängig zu involvieren. chrone Stimmrechtregelung machte Sinn, Wer weiss, vielleicht hätten sich Optionen zumindest als sie beschlossen wurde: Schutz aufgetan, welche für die Verkäufer akzeptavon Firma und Gründerfamilien, wahrbel und die übrigen Stakeholders erträglich scheinlich Schutz vor Einflussnahme oder gewesen wären. In der erwähnten Umfrage Übermacht Dritter. Die externen Aktionäre haben 100 Prozent geantwortet, dass sie das brachten überproportional mehr Kapital Kader involviert hätten. und Vertrauen ein, als sie dafür Mitbestimmung erhielten. Doch die Zeit vergeht. Und EINSICHT Dass die Gralshüter der Sika-Werte ihre Anteile heimeines Sonntags informieren die StimmenEs wäre zu schön, wenn bei den Verkäufern lich verkauft haben, fassen die übrigen Stakeholders mehrheitsbesitzer, dass sie ihre Anteile ins die Einsicht aufkäme, auf einen Teil ihres Er– quasi die Gralsritter – als Verrat auf. Ausland verkauft haben. Eine ganz normale löses zugunsten derer aufzugeben, die den Bildquelle: BilderBox.com Finanztransaktion. Unerwartete Reaktionen Wert ihrer Anteile erst generierten. Wegen der von VR, Management und restlichen Aktiocausa SIKA das Prinzip der Familien-AGs mit nären waren die Folge. Dabei hatten die Gralshüter ja nur den Gral ihrer oft speziellen Stimmenverteilung zu verteufeln, wäre falsch. Diese verkauft, ohne ihre Gralsritter zu involvieren. Eine nicht repräsenmachen Sinn und tragen zur Solidität der Schweizer Unternehmerkultative Umfrage* von P-Connect bei Verwaltungsräten hat ergeben, tur bei. Vielleicht werden die Statuten ja so angepasst, dass vor oder dass 69 Prozent mit der Reaktion von VR und Management sympathizumindest nach einem Verkauf des Grals die Stimmen-Asynchronität sieren, aber nur 37 Prozent gleich reagiert hätten. 63 Prozent hätten dahinfällt. Das aktuelle Gezänk lässt darauf schliessen, dass die Kröte zugewartet. geschluckt werden muss: VR und Management werden ersetzt und synchronisiert, die normalen Aktionäre müssen hoffen, dass das neue MaSTIL nagement auch erfolgreich wird und der Wert sich irgendwann erholt. Trotzreaktion? Haben VR und Management mit ihren RücktrittsanUnd den Mitarbeitenden bleibt wahrscheinlich nur die Hoffnung und kündigungen überreagiert? Es ist ja keine Fusion, sondern eine Bevielleicht ein Gutschein für einen Französisch-Kurs. teiligung, und die neuen Besitzer wollen den Erfolgskurs der Firma Umfrageresultat auf www.p-connect.ch/neuigkeiten/ wohl kaum negativ beeinflussen. Aber es lässt auf Mut, Rückgrat und Überzeugung schliessen, was sicher auch Attribute des bisherigen Erfolgsrezepts der Firma waren. Die Kommunikation war klar und CHRISTOPH HILBER macht einen Rückzug des Rückzugs fast unmöglich. Berater wechseln? Die Familie hatte offenbar mit dem SIKA-Geschäft nicht mehr viel gemeinsam, die Interessen in den verzweigten Familien lagen woanders. Es war nur noch ein sprudelnder Dividendentopf. Den Auftrag der Maximierung der Transaktion hatten die Der Autor ist Betriebswirtschafter und seit sieben Berater schnell erfasst und durch den «stillen» Verkauf den Preis Jahren Headhunter mit eigener Firma: P-Connect und ihr Honorar positiv beeinflusst. Der Grundgedanke der StimExecutive Search & Recruiting hat den Fokus auf men-Asynchronität wurde missbraucht, die Herrschaft über das UnIndustrie (MEM), IT/Telekom und die Positionen VR, ternehmen zum höchst-möglichen Preis zu verhökern. Der Gedanke, GL und Spezialisten. Finanzberater mit Ethikberatern zu mischen, kam wohl nie auf. Nr. 1/2 2015 | UnternehmerZeitung

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Foto: BilderBox.de

1 Was benötigen Sie zur Herstellung eines Schweizer Rindsfilets? a) Pulverisiertes ungarisches Huhn, Glutamat und roten Klebstoff b) Ein in der Schweiz oder in einem von der UNO anerkannten Staaten produziertes Rindvieh (Bos primigenius taurus) c) Einen toten Wasserbüffel, Natriumchlorid und Enzyme 2 Ihr Chef kommt aus einem Marketingseminar zurück und ist überzeugt, dass man Mähdrescher nicht nur in der Milchwirtschaft, sondern auch auf dem privaten Rasen sinnvoll einsetzen kann. Wie erreichen Sie in kurzer Zeit eine akzeptable Marktpenetration? a) Sie verschenken den Mähdrescher, verlangen aber den Abschluss eines Wartungsvertrags für die ersten achtzig Betriebsjahre. b) Sie stellen den Mähdrescher kostenlos zur Verfügung und bringen das Parlament dazu, Ihr Produkt als Service public via Steuern zu finanzieren. c) Sie starten eine Plakatkampagne mit hinreissend schönen Mähdrescherfahrerinnen. 3 Wie berechnen Sie die minimale Blechstärke am Gehäuse eines Backofens? a) Es muss eine Notlandung einer Stubenfliege ohne Delle überstehen. b) Beschuss aus einer 20 mm Flabkanone darf das Blech nicht durchdringen c) Ich frage in der Finanzabteilung, was das Blech kosten darf.

4 Sie sind beim staatlichen Fernsehen für den Bildungsauftrag verantwortlich. Für das nächste Jahr planen Sie eine Sendereihe über Gebäudeschäden, die durch Schimmel und andere Schädlinge verursacht werden. Mit welchen Massnahmen stellen Sie die von Ihren Vorgesetzten verlangte Einschaltquote von 70 Prozent sicher? a) Sie verlegen die in der Zentralbibliothek geplanten Aufnahmen in ein gut besuchtes Bordell. b) Sie ersetzen den Titel «Bekämpfung von Parasiten in Wohngebäuden» durch den besser verständlichen «Tote haben keinen Sex». c) Sie laden das Ganze politisch auf und rechnen mit wirksamer PR-Unterstützung der Staatsanwaltschaft: «Kakerlaken haben kein Recht auf Asyl.» 5 Was verstehen Sie unter dem Begriff «Kunstleder»? a) Ein kunstvoll verarbeitetes Stück gegerbte Tierhaut. b) Eine mit einer Matrix geprägte Plastikfolie für die Herstellung von Handtaschen für naive Konsumenten. c) Synthetische Türvorlage am Eingang eines Kunstmuseums. 6 Wie kalkulieren Sie den VP einer Armbanduhr? a) Ich hänge am Einstandspreis hinten eine Null dran. Das ist zwar weniger als branchenüblich, aber einfach zum Rechnen. b) Ich nehme den Einstandspreis für das Uhrwerk und multipliziere mit 100.

c) Im Prinzip wie bei Kartoffeln: 50 Franken pro Gramm. 7 Ihr beliebtes Waschmittel vernichtet 100 Prozent aller Keime. Wie kommunizieren Sie den Sachverhalt, dass das Nachfolgeprodukt noch 20 Prozent mehr Mikroorganismen umbringt? a) Ultraweiss. Tötet auch ab, was nie gelebt hat. b) Gigaweiss, das Tschernobyl für Deinen Dreck. c) Noch sauberer. Diesmal ist es wahr. 8 Sie produzieren Schokolade. Weil auch der dümmste Konsument weiss, dass das Rohmaterial in unserem Klima nicht wächst, dürfen Sie ausnahmsweise Ihr Produkt als Schweizer Schokolade anpreisen. Nun beschwert sich der Konsumentenschutz darüber, dass Ihre in der Schweiz hergestellte Schokolade in St. Gallen steuerbereinigt um die Hälfte teurer ist als in München. Was schreiben Sie diesen Stänkerern? a) «Unsere Preisgestaltung orientiert sich am Markt. Wir haben keinen Einfluss auf die Zahlungsbereitschaft unserer Kunden im Ausland. Wenn die Schweizer so blöd sind, das erstbeste Angebot anzunehmen, sind sie selber schuld.» b) «St. Gallen liegt höher als München. Transporte in die Voralpen verlangen nach speziellen Lastwagen, was die Kosten explodieren lässt.» c) «Unsere Kalkulation geht Sie einen Dreck an. Wir fragen Sie auch nicht, wie viel Subventionen Sie bekommen (Wir wissen es sowieso).

Auflösung Was suchen Sie hier? Haben Sie nicht in der Einleitung gelesen, dass die Antworten per E-Mail einzusenden sind? Prüfungsergebnis Im Fall einer bestandenen Prüfung werden Sie voraussichtlich informiert. Kosten Die Teilnahme an der Aufnahmeprüfung ist kostenlos. Falls Sie uns durch eine Spende unterstützen wollen, verlangen Sie bitte bei der Redaktion einen Einzahlungsschein. Nr. 1/2 2015 | UnternehmerZeitung

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NETZWERKE

Sonntagsarbeit VON S T E F A N I E M E I E R - G U B S E R

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as Arbeitsgesetz verbietet Sonntagsarbeit. Als Sonntag gilt der Zeitraum von Samstag 23 Uhr bis Sonntag 23 Uhr, wobei dieser mit Zustimmung der Mehrheit der Arbeitnehmer um eine Stunde vor- oder nachverschoben werden darf. Ausnahmen vom Verbot der Sonntagsarbeit bedürfen einer Bewilligung des Staatssekretariats für Wirtschaft SECO (bei dauernder oder regelmässiger Sonntagsarbeit, d.h. bei mehr als sechs Sonntagen pro Betrieb und Jahr) oder der zu-

ständigen kantonalen Behörde (bei vorübergehender Sonntagsarbeit, d.h. bei bis zu sechs Sonntagen oder bei einer zeitlichen Befristung auf maximal drei Monate). Das Gesuch um Bewilligung ist schriftlich einzureichen und zu begründen. Insbesondere ist bei vorübergehender Sonntagsarbeit ein dringendes Bedürfnis nachzuweisen und bei dauernder oder regelmässiger Sonntagsarbeit deren technische oder wirtschaftliche Unentbehrlichkeit darzulegen. Für gewisse Arbeitsver-

fahren wird die Unentbehrlichkeit allerdings vermutet, so dass sie nicht besonders nachgewiesen werden muss. Um den besonderen Verhältnissen gewisser Branchen Rechnung zu tragen, sind überdies gewisse Betriebe generell von der Bewilligungspflicht für Sonntagsarbeit befreit (z.B. Spitäler, Gastbetriebe,

Bahnhöfe und Flughäfen etc.), d.h. in ihnen darf ohne Bewilligung Sonntagsarbeit geleistet werden. Sonntagsarbeit bis zu fünf Stunden muss durch Freizeit gleicher Dauer ausgeglichen werden. Dauert die Sonntagsarbeit mehr als fünf Stunden, ist dem Arbeitnehmer in der Regel in der vorhergehenden oder nachfolgenden Woche ein Ersatzruhetag (35 Stunden am Stück inkl. Ruhezeit) zu gewähren. Vorübergehende Sonntagsarbeit ist zudem mit einem Lohnzuschlag von 50 Prozent zu entschädigen. Diese Regelungen gelten auch für Feiertage (Bundesfeiertag plus maximal acht kantonale

Feiertage), die den Sonntagen gleichgestellt sind. Weitere kantonale, regionale oder lokale Feiertage gelten nicht als Feiertage im Sinne des Arbeitsgesetzes, d.h. an ihnen darf bewilligungsfrei gearbeitet werden.

STEFANIE MEIER-GUBSER Die Autorin ist lic. iur und Fürsprecherin bei Centre Patronal, Kapellenstrasse 14, Postfach 5236, 3001 Bern, +41 58 796 99 09, +41 58 796 99 03, smeier@centrepatronal.ch, www.centrepatronal.ch

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UnternehmerZeitung | Nr. 1/2 2015

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Nachfolge gesucht KAUFPREISFINDUNG Nebst der Wahl des geeigneten Nachfolgers bildet die Kaufpreisfindung eines der zentralen Elemente in der Unternehmensnachfolge von KMU. TEXT F R E D Y B R Ü G G E R

I

n der Praxis zeigen sich dabei vermehrt Abweichungen zu den rechnerischen Unternehmenswerten, welche anhand von anerkannten Bewertungsmethoden ermittelt werden. MÖGLICH FORMEN SOWIE VOR- UND NACHTEILE VON STANDARD-MODELLEN Die bereits bei verschiedenen Dienstleistungsunternehmungen praktizierte und anerkannte Methode mit der Kaufpreisermittlung als Substanzwert zuzüglich eines Goodwills im Umfang von einem bis drei Monatsumsätzen stellt eine gangbare Variante dar. Der Wert ist grundsätzlich einfach und für alle beteiligten Parteien nachvollziehbar zu ermitteln. Betriebswirtschaftlich besteht der Nachteil dieser Methode darin, dass die Grösse Umsatz keine Aussage über die Rentabilität einer Unternehmung liefert. Das heisst, bei einer ungenügenden Rentabilität kann der Kaufpreis durch den Käufer unter Umständen gar nicht im geforderten Umfang verzinst und amortisiert werden. Der Vergleich verschiedener Dienstleistungsunternehmungen innerhalb der gleichen Branche zeigt jedoch eine sehr hohe Übereinstimmung der Gewinnmargen sowie

NACHSCHLAGEWERK GÜTER- UND ERBRECHT – 2. AUFLAGE Das bisherige Nachschlagewerk zu Güter- und Erbrecht ist in einer 2. Auflage erschienen, ergänzt um praxisorientierte Ausführungen zu den finanziellen Folgen bei Trennung und Scheidung sowie um eine Darstellung des neuen Erwachsenenschutzrechts, welches seit 1. Januar 2013 in Kraft ist. Auch in der 2. Auflage stehen anstelle von theoretischen Abhandlungen praktische Hinweise und Beispiele im Vordergrund. Weitere Informationen und Bestellung unter: www.unternehmerforum.ch

vorgenommen werden kann. Im Gegensatz zu Dienstleistungsunternehmungen, in welchen der Substanzwert in der Regel kurz- bis mittelfristig der Unternehmung in der Form von flüssigen Mitteln zur Verfügung steht (Debitoren, angefangene Arbeiten), beinhaltet der Substanzwert von Handels- und Produktionsunternehmungen bereits einen erheblichen Teil des unternehmerischen Risikos (Bewertung und Handelbarkeit der Warenvorräte sowie Bewertung und Erneuerungsbedarf der Produktionsmittel). Deshalb empfiehlt es sich, hier den Substanzwert lediglich für die Kontrollrechnung oder zur Ausscheidung von nicht betriebsnotwendigem Vermögen zu ermitteln und den Kaufpreis Bei einer ungenügenden Rentabilität kann der Kaufpreis eines vollständig anhand der MultipliUnternehmens durch den Käufer unter Umständen gar nicht im kation des EBIT festzulegen. geforderten Umfang verzinst und amortisiert werden. Foto: BilderBox.com Mit der Ermittlung des EBIT ist bis auf die Finanzierung die Kostenstruktur der Unternehder Kostenstruktur, so dass in dem konkremung und deren Eigenheiten vollumfänglich ten Fall die Umsatzgrösse auch verlässliche berücksichtigt. Selbstverständlich muss die Rückschlüsse auf die Rentabilität zulässt. Ermittlung des EBIT auf betriebswirtschaftAls weiterer Nachteil ist festzuhalten, lich bereinigten Zahlen erfolgen. dass die Berechnung auf dem historischen Die Nachhaltigkeit des EBIT ist in der VerUmsatz basiert, welcher nicht unbedingt dem handlung um die Anzahl der als Kaufpreis zu zukünftigen entsprechen muss. Diese Unsibestimmenden EBIT zu berücksichtigen. Gecherheit besteht jedoch auch in sämtlichen nerell ist als Kaufpreis von einer Anzahl von 5 ertragswertorientieren Bewertungen, die auf bis 7 Mal dem EBIT auszugehen. budgetierten Zukunftswerten basieren. Handels- und Produktionsunternehmungen weisen in der Regel unterschiedliche DER AUTOR Kostenstrukturen auf, weshalb die Methode der Multiplikation der monatlichen Umsätze zur Ermittlung des Goodwills eher weniger anwendbar ist. Fredy Brügger ist dipl. Steuerexperte, dipl. Die Multiplikation des EBIT (earnings Experte in Rechnungsbefore interest and taxes) dürfte hier einen legung und Controlling. verlässlicheren Wert ergeben. In dieser VaEr ist Partner und Mitriante besteht ebenfalls der Vorteil, dass glied der Geschäftsleidie Ermittlung verhältnismässig einfach tung bei der T+R AG. und für alle beteiligten Parteien transparent Nr. 1/2 2015 | UnternehmerZeitung

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NETZWERKE

Lösung für die «Kleinsten» DER SCHWEIZER UNTERNEHMERVERBAND

INTERVIEW P E T E R B L A T T N E R

ternehmerischen Aspekten, wie regulatorische Vorgaben, Gesetzesänderungen, Personal- und Sozialversicherungsrecht oder auch die Führung des Unternehmens betreffend, wird keine oder nur wenig Beachtung geschenkt.

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nnovative Dienstleistungen mit transparenter Kostenstruktur für Selbständigerwerbende und freiberufliche Unternehmer aus den Branchen Medizin, Recht und Finanz stellen den Unternehmer in den Vordergrund.

Weshalb ein Unternehmerverband, was sind die Ziele dieser neuen Organisation und wen sprechen Sie genau an? ROEL HEIJMANN Es geht nicht um einen, sondern um drei Verbände, nämlich die Schweizer Unternehmerverbände Medizin, Recht und Finanz. Diese konzentrieren sich auf selbständige und freiberufliche Unternehmer, vielfach Einzel- oder Kleinstunternehmer ohne oder mit maximal 1-2 Mitarbeiter. Die Verbände setzen sich dafür ein, dass diese Unternehmer sich auf ihre Kerntätigkeit konzentrieren können. Im Verband Medizin sprechen wir z.B. Ärzte und Zahnärzte, aber auch den paramedizinischen Sektor wie Physio- oder Ergotherapeuten an. Im Verband Recht werden Juristen wie Anwälte und Notare, aber auch Personen aus dem Paralegalbereich angesprochen. Im Verband Finanz werden u.a. Treuhänder, Finanzplaner, Steuerberater, Vermögensverwalter oder Finanzberater angesprochen. Für welche Unternehmen ist eine Mitgliedschaft von besonderem Interesse? Die Verbände sind von besonderem Interesse für Selbständigerwerbende ohne Mitarbeiter aus den genannten Branchen. Die richtige Lösung für den Unternehmer im Bereich der beruflichen Vorsorge oder Versicherungsbedarf zu erarbeiten, ist sehr komplex, zeitaufwendig und bedarf enormer Kompetenz. Durch die Fachleute des Verbandes bekommen die Mitglieder Zugang zur Verbandsvorsorge und können sich somit primär ihrem Kerngeschäft widmen. Die Schweizer Unternehmerverbände haben mit verschiedenen Versicherern branchenspezifische Tarife ausgearbeitet, von denen ausschliesslich die Mitglieder des Verbandes profitieren. Wie hoch ist der Mitgliederbeitrag? Der Mitgliederbeitrag beträgt 200 Franken 56

UnternehmerZeitung | Nr. 1/2 2015

Wann wollen Sie starten und wie wollen Sie Ihre Ziele erreichen? Die Gründungsversammlung hat am 22. August stattgefunden und seit 14. Oktober sind die Verbände auch im Handelsregister eingetragen. Offizieller Start war am 9. Dezember 2014. Wichtig für uns sind Inhalt und ein starkes Beraternetzwerk, denn wir wollen von Anfang an einen hohen Qualitätsstandard bieten und vor allem unser professionelles Netzwerk nutzen. Wir planen keinen werbebezogenen Paukenschlag, sondern setzen auf kontinuierlichen Aufbau mit innovativen und punktuellen Vertriebskonzepten. Roel Heijmann ist Geschäftsführer der neuen Verbände.

pro Jahr. Dafür erhalten die Mitglieder nicht nur Zugang zur beruflichen Vorsorge und anderen Dienstleistungen, sondern auch zu einem sogenannten «Netto-Modell». Das Netto-Modell ist eine Innovation im Versicherungsmarkt, mit der auch bei Versicherungen die Kostentransparenz hergestellt wird. Die Prämien für die angebotenen Produkte enthalten keinerlei Provisionen, Courtagen oder anderweitige Rückvergütungen. Die Beratung wird vom UnternehmerBerater auf Honorarbasis abgerechnet. Für den Unternehmer sind mit diesem Modell erhebliche Kostenoptimierungen möglich. Wie sieht es denn mit den bestehenden Berufsverbänden aus, können die Ihre Dienstleistungen nicht erbringen? Bestehende Verbände sind in der Regel reine Berufsverbände. Dass diese Berufsleute «nebenbei» auch noch Unternehmer sind, geht vielfach unter. Weiterbildungen und Informationen sind i.d.R. sehr fachbezogen. Un-

Wer steckt hinter dem Projekt, wie wird der Verband finanziert und wie sieht die Organisation aus? Präsidenten der Verbandsvorstände sind: Marianne Volonté, Gründerin und Präsidentin von L&F Law and Finance AG in Zug; Thomas Aeschmann, ehemaliger Spitaldirektor vom Spital Schwyz und Stephan Hegner, ehemaliger Leiter des Bereichs Kollektiv-Leben einer grossen Versicherungsgesellschaft in Winterthur. Die Verbände werden im operativen Bereich von der SVZ Schweizer VerbandsZentrum AG geführt. Das SVZ (www.svz.ch) versteht sich als Dienstleister für Berufsverbände mit einer breiten Palette an Dienstleistungen. Die Verbände finanzieren sich ausschliesslich aus den Mitgliederbeiträgen. Wird der Verband in der ganzen Schweiz aktiv sein oder nur in der Deutschschweiz? Die Verbände werden in der Deutschschweiz wie auch in der Romandie tätig sein. Mehr Informationen finden Sie unter www.unternehmerverband.net.


EVENTS

Im Zürcher Kongresshaus trifft sich am 6. März 2015 die Affiliate-Marketing-Branche aus dem deutschsprachigen Raum.

Foto:zVg

Trends und Insights AFFILIATE-MARKETING-KONFERENZ Bereits zum dritten Mal trifft sich die Affiliate-Marketing-Branche zur Konferenz. In den letzten beiden Ausgaben ist sie auf grosses Interesse gestossen, darum wird die Konferenz im März 2015 aus Kapazitätsgründen erstmalig im Kongresshaus Zürich stattfinden. TEXT A N N I N A H A L L E R

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uch für diese Ausgabe der Affiliate-Marketing-Konferenz hat Organisator Kurt Schwendener, Geschäftsführer von adresult AG, erneut ein hochkarätiges Programm zusammenstellen können. Referenten aus verschiedenen Bereichen und Unternehmen zeigen zahlreiche Blickwinkel auf: affilinet, zanox und Tradedoubler vertreten die Netzwerk-, Globus die Kundenseite. GDM Digital und Cuponation sprechen für die Publisher und adclear sowie trbo übernehmen den Technologiepart. Hauptsponsor der Konferenz ist das Affiliate-Netzwerk affilinet. Durch das Tagesprogramm führt Patrick Price als Moderator. Er ist Chairman der Firma Blueglass EMEA, die zur BlueGlass Interactive gehört, einer aus Amerika stammenden Digial-Marketing-Agentur. Price gehört mit Webprojekten wie vergleiche.ch zu den Schweizer Affiliate-Publishern der ersten Stunde. PROGRAMM Das Konferenz-Programm verspricht eine spannende Palette an Vorträgen hochkarätiger Referenten aus dem deutschsprachigen Raum. So läuten nach der beginnenden Rede

AFFILIATE-MARKETING-KONFERENZ Die grosse Schweizer Affiliate-Marketing-Konferenz findet am Freitag, 6. März 2015, 13-18 Uhr im Kongresshaus Zürich statt. Treffen Sie die grössten Affiliate-Experten und erfahren Sie hautnah alle Trends und Insights. Für Anfänger und Experten. TICKETS Ab sofort sind Tickets unter www.affiliate-konferenz.ch erhältlich. Die ersten Early-Bird-Tickets werden zu 129 Franken angeboten, anschliessend sind die Eintrittskarten zum regulären Preis von 169 Franken erhältlich. Die Platzzahl ist auf 300 Teilnehmende limitiert. KONTAKT Kurt Schwendener, adresult AG Organisator Affiliate-Marketing-Konferenz 2015 Telefon +41 43 243 34 90 kurt.schwendener@adresult.ch

des Organisators beispielsweise Matthias Stadelmeyer, der neue International CEO von Tradedoubler, Christian Würst, Executive Vice President Strategy von affilinet, und Henning Gerlach, Sales Director DACH von zanox, das Tagesprogramm ein und gewäh-

ren den Teilnehmern einen Einblick in die Welt von Affiliate-Marketing-Netzwerken. Daniel Fernandez, Leiter Online-Marketing des Traditionsunternehmens Globus, gibt als regionaler Profi Einblick in seine täglichen Digital-Aktivitäten. Weitere Redner sind Siamac Alexander, Geschäftsführer des Realtime Advertising Anbieters GDM Digital; Dimitrios Haratsis, Geschäftsführer des Customer Journey & Tracking Solutions-Anbieters adclear; Juan Jose Dardon, Head of Global Strategy and Business Development des Gutscheinportals Cuponation; und Dr. Daniel Kirchleitner, Geschäftsführer des Predictive Personalization Technologieanbieters trbo. UNTERHALTUNG Auch für humorvolle Abwechslung ist gesorgt: Die ehemalige Miss Schweiz Stefanie Berger konnte als Stand-up-Comedian für die Konferenz gewonnen werden. Seit über fünf Jahren ist sie auf den Comedy-Bühnen der Schweiz und Deutschlands unterwegs. Networking-Möglichkeiten während der Pausen und nach Ende der Vortragsreihe sowie einer Posiumsdiskussion runden die Veranstaltung ab. Nr. 1/2 2015 | UnternehmerZeitung

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BÜCHER

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s ist unbestritten, dass Europa in seiner grössten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg steckt. Die Zerrissenheit manifestiert sich nicht zuletzt im Konflikt um die Ostukraine. Der Autor des vorliegenden Buches stellt fest, dass es bisher weder der EU noch den Nationalstaaten gelungen ist, nationale Konflikte und Vorurteile zu überwinden, basisdemokratische Strukturen aufzubauen und wettbewerbsfähige wirtschaftliche Bedingungen zu schaffen. Durch zunehmenden politischen Zentralismus festigten die Nationalstaaten ihre Macht, dabei zerstörten sie die regionale und lokale Selbstverwaltung. Der Autor fordert ein Umdenken in Europa und stellt das erfolgreiche politische Modell der Schweiz in den Vordergrund. Über die Wurzeln des Dilemmas wird heftig diskutiert. Viele machen die Institutionen der EU oder den Euro für alles Übel verantwortlich, aber auch die Leistungsscheue und von staatlicher Abhängigkeit geprägte europäische Mentalität. Der Autor ortet fehlende Mechanismen für eine bedürfnisgerechte Politik

auf lokaler und regionaler Ebene. Er setzt sich ausführlich mit den gegenwärtigen politischen Institutionen und ihren historischen Wurzeln auseinander. Strukturschwäche, Arbeitslosigkeit und Verschuldung kennzeichnen die Krise überdeutlich. Das «Beispiel» Schweiz zeigt, dass ein Grund des Erfolges die regionale und lokale Selbstverwaltung darstellt, was in der EU meist nur sehr beschränkt der Fall ist. Und wir schaffen es, vier Sprachgruppen friedlich in einem Staat zu vereinen. Dazu kommen eine relativ niedrige Steuerlast, mässige Schulden und quasi Vollbeschäftigung. Die Stimme des Volkes wird von den Regierenden gehört.

WAR’S DAS SCHON? Junge Frauen sind gegenüber Männern bildungsmässig auf der Überholspur. Aufgrund ihrer Qualifikationen bekommen sie entsprechende Top-Positionen in Wirtschaft, Wissenschaft, Politik oder Kultur. Viele Frauen verfolgen aber noch immer eine Politik der Anpassung anstatt das System infrage zu stellen. Die Autorin appelliert an die Frauen, ihre Möglichkeiten wahrzunehmen und ihre Lebensziele gezielt umzusetzen. Die Männer sind aufgerufen, gleichermassen den gesellschaftlichen Prozess der Veränderung mitzugestalten. Klagen und Selbstmitleid sind fehl am Platz, mit Beharrlichkeit lassen sich die eigenen Ziele erreichen.

SELBSTORGANISATION BRAUCHT FÜHRUNG Scrum-Berater (Projektmanagement) posaunen gerne die These «Mit selbstorganisierten Teams wird alles besser» in die Welt. Viele Manager glauben, damit die Last des Führens abwälzen zu können. Aber in vielen Fällen klappt das mit der Selbstorganisation nicht. Agile Selbstorganisation braucht Führung in ihrer besten Form, Manager die sich ihrem Menschsein stellen. Teamentwicklung und Führung sind eng miteinander verwoben. Die Autoren zeigen, welche Strukturen die Selbstorganisation anregen und wie der Weg vom Anreiz- zum Anerkennungssystem verläuft.

Ein Europa der Regionen Peter Josika, IL-Verlag 107 Seiten, gebunden CHF 24.40 ISBN -13 978-3-906240-10-7

WARUM KEINER WILL, DASS DU NACH OBEN KOMMST Der einfache Weg ist der leichteste, aber Hindernisse machen erst stark. Der Autor beschreibt schonungslos in vielen persönlichen Episoden seinen alles andere als einfachen Aufstieg vom No-Name im Ruhrpott zum bekannten und gesuchten Top-Speaker. Er war auf diesem Weg mit zahlreichen Hindernissen konfrontiert, was von der Selbstsabotage bis zu falschen Freundschaften reicht. Aber der Autor liess sich nicht ausbremsen. Ein «Nein» bedeutet für ihn nur, dass er sein Ziel noch nicht erreicht hat. Oft genügt ein kleiner Schritt, um Stolpersteine zu überwinden und sein Ziel zu erreichen.

Selbstorganisation braucht Führung,

Warum keiner will, dass du nach oben

War’s das schon? Monique R. Siegel

Boris Gloger/Dieter Rösner,

kommst, Martin Limbeck,

Orell Füssli Verlag, 240 Seiten,

Carl Hanser Verlag, 265 Seiten,

Redline Verlag, 208 Seiten, gebunden,

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Hindernisse machen stark: Kolumbusstatue in Barcelona. Foto: BilderBox.com

UnternehmerZeitung | Nr. 1/2 2015


10 FRAGEN AN

«Mehr Wettbewerb» DR. OLE WIESINGER CEO Privatklinikgruppe Hirslanden, Mitglied der Geschäftsleitung und des Verwaltungsrates von Mediclinic International.

Warum sind Sie Unternehmer geworden? Nach dem Medizinstudium und im Zuge der chirurgischen Ausbildung habe ich gemerkt, dass die universitäre Chirurgie nicht das ist, was ich mein Leben lang machen will. Mich hat die Medizin immer fasziniert, ich wollte aber auch unternehmerische Verantwortung übernehmen, mitgestalten, Prozesse optimieren. Ich war immer der Meinung, dass es den Fortschritt sowohl in der Medizin, als auch in der Gesundheitsökonomie braucht. Deshalb habe ich mich weitergebildet und ins Management von Unternehmen im Gesundheitswesen gewechselt.

Wenn nichts unmöglich wäre, was wäre Ihr Traumjob? Als Kind wollte ich, wie so viele Jungen, Pilot werden. Ich habe mich sogar einmal bei der Lufthansa beworben – erfolglos. Aus heutiger Sicht wäre es die Kombination von meiner jetzigen Rolle mit der Möglichkeit, weiter als Notarzt – meine grosse Leidenschaft – arbeiten zu können. Was mögen Sie nicht an Ihrer Branche? Das Schweizer Gesundheitswesen wird zu stark durch den Staat reguliert. Ich bin überzeugt, dass mehr Wettbewerb und

ein vernünftig regulierter Markt für das Gesundheitssystem besser wären. Die Qualität würde steigen, die Kosten sinken. Ich störe mich ebenfalls an der Mehrfachrolle der Kantone, also daran, dass diese zeitgleich Regulatoren und Betreiber von Spitälern sind. An welches Ereignis in Ihrer Karriere erinnern Sie sich am liebsten? Bevor ich in die Schweiz kam, hatte ich die Wahl zwischen einer Tätigkeit als Direktor der Klinik Hirslanden in Zürich und einem ähnlichen Angebot in Leipzig. Die Entscheidung für Zürich fiel mir damals nicht leicht. Ich habe sie aber bis heute nicht bereut. Was war Ihr grösster Fehlentscheid? Kurz nach Abschluss meiner chirurgischen Ausbildung hatte ich vor, mit einem Kollegen eine Allgemeinarztpraxis zu übernehmen. Als ich bemerkte, dass das eine nicht wirklich reiflich überlegte Entscheidung war, musste ich mich Hals über Kopf wieder zurückziehen. Welche Persönlichkeit hätten Sie schon immer gerne einmal getroffen? Den Schriftsteller Paulo Coelho. Worüber können Sie sich ärgern? Über fehlende Flexibilität. Wie erholen Sie sich vom Stress? Beim Lesen, beim Sport, mit meiner Familie – und seit letztem Jahr auch auf meinem SUP (Stand up Paddle).

ZUR PERSON Unternehmen: Privatklinikgruppe Hirslanden Position: CEO. Bei Mediclinic International (Muttergesellschaft) Executive Director im Board. Economiesuisse: Mitglied des Vorstandes Werdegang: zuletzt: 2004 – 2008: Direktor, Klinik Hirslanden, Zürich 2003 – 2004: CEO, EUROMED AG, Fürth, Deutschland 1999 – 2002: COO, EUROMED AG, Fürth, Deutschland 1995 – 1998: Oberarzt und Mitglied der Klinik- sowie Geschäftsleitung, EURO-MED-CLINIC GmbH & Co., Fürth, Deutschland Ausbildung: Biologie- und Humanmedizinstudium, Nachdiplomstudium in Gesundheitsökonomie Liebste Hobbies: Musik und Literatur Zivilstand: Verheiratet, vier Kinder

Was zeichnet die Schweizer Wirtschaft aus? Eine der stabilsten Volkswirtschaften, der liberale Arbeitsmarkt und das duale Bildungssystem, das ein Vorbild für andere Länder sein könnte. Was wünschen Sie sich für die Schweiz? Dass sie sich nicht komplett abschottet und dass sie ihre Einwanderungspolitik auf die wirtschaftlichen Bedürfnisse ausrichtet. Ansonsten wird sich der Mangel an qualifizierten Fachkräften noch zuspitzen. Nr. 1/2 2015 | UnternehmerZeitung

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Zubehör inkl. Messestand sind vorhanden. Zur Weiterführung sind keine weiteren Investitionen erforderlich. Geschäft ca. 100 m2, derzeitiger Mietzins Fr. 1 600.-- inkl. Stand Inventar per 01.01.15 Fr. 230 000.– Kleider + Accessoires (je nach Lagerverkauf reduziert sich dieser Betrag bis zur Übernahme). Einrichtung, Sofa Einzelstück, EC Gerät, Bügelmaschine, Kleiderständer usw. Fr. 20 000.–. Kompletter Messestand bis 40 m2 mit Puppen, Theke usw. Fr. 15 000.–. BAUCHEMIE UND ABDICHTUNGEN(3211) Weiterhin stark wachsende Traditionsunternehmung in den Bereichen Bauchemie und Abdichtungen. Sowohl Handelsprodukte wie auch eigenes Sortiment. Letzteres dank eigener Forschung & Entwicklung weiterhin stark zunehmend. Grosse Stammkundschaft bei gleichzeitig wachsendem Anteil von Neukunden. Letzteres dank neuen, eigenständigen Produkten wie auch verlässlichem Kundendienst. Bekannt für einwandfreie Baubegleitung mit Dienstleistungen und Problemlösungen. Entwicklung, Produktion, Vertrieb und

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IMPRESSUM UNTERNEHMER ZEITUNG 9. Jahrgang (21. Jahrgang KMU-Manager), Die UnternehmerZeitung erscheint zehnmal jährlich im Verlag SWISS BUSINESSPRESS SA, Zürcherstrasse 39, CH-8952 Schlieren, Zürich; Telefon 044 306 47 00, Fax 044 306 47 11, www.unternehmerzeitung.ch, info@unternehmerzeitung.ch HERAUSGEBER Remo Kuhn, kuhn@swissnews.ch REDAKTION Steffen Klatt, klatt@unternehmerzeitung.ch; Peter Blattner, blattner@unternehmerzeitung.ch; Saverio Genzoli, genzoli@unternehmerzeitung.ch; Annina Haller, haller@unternehmerzeitung.ch LAYOUT UND PRODUKTION Bruno Strupler, print@unternehmerzeitung.ch MITARBEIT AN DIESER AUSGABE Peter Kofmel, Yvonne von Hunnius, John Dyer, Fredy Gilgen, Joachim Künzi, Janine Jäger, Fehmi El Benna, Alfred Kuhn, Stefan Vogler, Christoph Hilber, Patricia Wolf, Sheron Baumann, Stefanie Meier-Gubser, Martin Bürkle, Ruedi Stricker, Fredy Brügger ANZEIGENLEITUNG Felix Keller, keller@unternehmerzeitung.ch, Telefon 044 306 47 00 DRUCKUNTERLAGEN www.swissbusinesspress.ch/kundendaten ABONNEMENTS UnternehmerZeitung, Postfach, 8952 Schlieren Zürich, abo @unternehmerzeitung.ch, Einzelverkaufspreis: Fr. 8.– JAHRES-ABONNEMENT Fr. 64.– Inland; WEMF-beglaubigte Auflage 2014: 30 318 Exemplare DRUCK Swissprinters AG Brühlstrasse 5, CH-4800 Zofingen NACHDRUCK Nur mit schriftlicher Genehmigung der Redaktion und genauer Quellenangabe © UnternehmerZeitung gestattet. Für unverlangt eingesandtes Text- und Bildmaterial wird keine Haftung übernommen. DIE UNTERNEHMER ZEITUNG IST MEDIENPARTNER VON SVC SwissVentureClub/SVC Unternehmerpreis, sivg Schweiz. Institut für Verwaltungsräte, SVSM Schweiz. Vereinigung für Standort-Management, SwissCleantech.ch, UnternehmerForum Schweiz, Schweizer KMU-Tag, KMUSwissEvent, Switzerland Global Enterprise, EnAW Energie-Agentur der Wirtschaft, ICT Berufsbildung Schweiz, Suisse EMEX, Award Corporate Communications®, Fachhochschulen Nordwestschweiz FHNW IM VERLAG SWISS BUSINESSPRESS SA ERSCHEINEN AUSSERDEM SWISS-CUISINE, das Gastronomie-Fachmagazin sowie ZÜRCHER KMU, das Zürcher Unternehmer-Magazin.

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UnternehmerZeitung | Nr. 1/2 2015


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DAS LETZTE

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Dank einer starken Wirtschaft kann sich inzwischen auch die Schweiz bei voller Ernährung der Bevölkerung eine Staatsquote von rund 50 Prozent leisten. Zehntausende von Menschen in Verwaltungsgebäuden von kaum vorstellbaren Ausmassen befassen sich Tag für Tag mit der Frage: «Wohin mit all dem Geld?» Bei der Lösung dieser Frage kommt uns die Tatsache entgegen, dass der Schweizer in seinem Grundcharakter ehrlich und bescheiden ist. Damit diese Eigenschaft nie in Versuchung gerät, verfügt die Verwaltung über ausgeklügelte Kontrollmechanismen und -organe, die ständig ausgebaut werden. Im Zuge dieses Ausbaus suchen wir nun im Auftrag der Bundesverwaltung einen

Eidg. Dipl. Whistleblower Ihre Aufgabe besteht einerseits darin, Unregelmässigkeiten nachzuspüren. Sie werden aktiv, wenn der Verdacht auf den Missbrauch von Befugnissen oder Kompetenzüberschreitungen auftaucht. Andererseits sind wir auf Ihre Unterstützung angewiesen, wenn es um die Beseitigung von Querschlägern geht, denen kein konkretes Fehlverhalten zur Last gelegt werden kann. Die Beispiele reichen von der politisch falsch verdrahteten Bundesbeamtin bis zum männlichen Angestellten, der einer Quotenfrau zu weichen hat. Auf diesem Gebiet schaffen Sie es, mit entsprechenden Anreizen für Delinquenz zu sorgen. Eine enge Vernetzung mit Milieus aller Couleur ist dabei von grossem Wert. Der ideale Bewerber für diese einzigartige Position ist Junggeselle, vorzugsweise von unauffälliger Erscheinung und stets fern des öffentlichen Interesses. Gesunder Menschenverstand und eine Portion Gerissenheit sind wichtiger als eine akademische Ausbildung. Obwohl grundsätzlich eine Neuanstellung angestrebt wird, prüfen wir auch Bewerbungen von Führungskräften in der staatlichen Verwaltung, die eine Zusatzaufgabe wahrnehmen möchten. Allerdings weisen wir darauf hin, dass das bestehende Salär in diesem Fall an das Gesamteinkommen angerechnet wird. Die Besoldung erfolgt nach der Lohnklasse 21 B. Ihre Bewerbung wird von uns mit äusserster Diskretion behandelt. Ihren Lebenslauf samt Handschriftprobe und den üblichen Beilagen senden Sie bis spätestens 31. März 2015 per Post an

Persönlich/Vertraulich Ruedi Stricker c/o Stricker Consulting Weiherstrasse 4a 8594 Güttingen Tel. +41 (0)71 870 02 01

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UnternehmerZeitung | Nr. 1/2 2015


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