UZ 12 2013

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Nr. 12, Dezember 2013 19. Jahrgang, Fr. 6.– www.unternehmerzeitung.ch

SPECIAL

CLEANTECH Europa Ăźberdenkt die FĂśrderung erneuerbarer Energien Seite 20

CLEANTECH

Von der Krise zum Wachstum Foto: zVg

Die Energiewende wird konkret. Die Cleantech-Branchen lassen ihre schwierigen Jahre hinter sich. Dabei geht es nicht nur um mehr Strom aus Sonne und Wind, sondern vor allem auch um mehr Energieeffizienz. Die Gebäudetechnik kann da eine zentrale Rolle spielen, sagt Wolfgang Schwarzen Seite 8 bacher, Chef von Cofely Schweiz. Anzeige

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CLEANTECH SPECIAL

EDITORIAL l UZ

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5 NEWS

WIRTSCHAFT

Ist Mittelmass genug? Das schleckt keine Geiss weg: Die Schweiz ist in Sachen Cleantech nur Mittelmass. Sie hat in Sachen erneuerbare Energien und nachhaltiger Umgang mit Ressourcen viele Pioniere hervorgebracht. Sie weist Spitzenhochschulen wie die ETH und die EPFL auf, grosse Spitzenunternehmen wie ABB und kleinere wie Sputnik und Brusa. Sie hat mit Minergie einen Standard in der Energieeffizienz der Gebäudehülle gesetzt. Aber die Breitenwirkung ist bemerkenswert gering. Für einen grossen Teil der Schweiz war Nachhaltigkeit lange ein grünes Nischenthema.

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Köpfe und Karrieren Rudolf Strahm: Cleantech im Engpass TITELGESCHICHTE Cleantech Konjunkturumfrage IV/2013 EXPORT Sparpotential Freihandelsabkommen 20 EUROPA EU überdenkt Förderung der erneuerbaren Energien 22 INNOVATION Datenbank für Ökobilanzen 28 ENERGIE KMU-Beratung in Energiefragen

24 Anlegerverbund P80 will in Cleantech investieren 26 Cleantech Nachrichten

GELD 27 Subventionen: Vaterland und Kaffeerahm 30 Anlagestrategien von Peter Bänziger,

Diese Zeiten sind vorbei. Ein riesiger unsanierter Gebäudebestand, massenhaft Ölheizungen, die Verschwendung von Kulturland, rekordalte Kernkraftwerke, eine bloss homöopathische Dosis an Sonnen- und Windenergie – das sind Wettbewerbsnachteile für die Schweizer Wirtschaft. Selbst die Stärken in Sachen Cleantech, auf welche die Schweiz zu Recht stolz ist, bergen Risiken. So gibt es bisher kein Geschäftsmodell, um die Wasserkraft sinnvoll in das Netz der erneuerbaren Energien einzubinden – die Pumpspeicherwerke sind auf Atomstrom und Spitzenbedarf zu Mittagszeiten ausgerichtet. Und die Bahninfrastruktur, heute mancherorts bereits an der Grenze der Leistungsfähigkeit, droht zu einem Monster an Unterhaltskosten zu werden.

Swisscanto 32 Das IT-Dilemma der KMU

Es ist gut, dass das Parlament in Bern nun mit der konkreten Diskussion der Energiestrategie des Bundesrates beginnt. Es ist auch gut, dass die Atmosphäre nicht mehr derart von sterilen ideologischen Argumenten belastet wird, wie das noch beim Entscheid über den Atomausstieg vor zwei Jahren d er Fall war. Aber die Energiewende weg vom Atomstrom und von fossilen Energieträgern kann nur der Beginn sein. Wenn die Schweiz es nicht lernt, ihren Ressourcenverbrauch zu reduzieren, wird sie ihren Wohlstand nicht halten können.

43 Marke des Monats: Zimmerli

K O M M U N I K AT I O N 34 UZ-Serie: Software Fallstudien 36 Gemeinsam Dokumente bearbeiten 37 Die wirtschaftliche Bedeutung des Internets

B U S I N E S S T R AV E L 38 Vielfliegerprogramme: Zusammenfassung

MANAGEMENT 40 Zukunftsforscher Georges T. Roos im Interview

44 Gespräch mit Psychologe Gerd Gigerenzer 46 Studie: Internationalisierung von KMU

MARKETING

UNTERNEHMEN 48 System-Alpenluft: Abfallentsorgung in Zermatt 50 Interview mit Andreas Hollenstein, Camion Transport

RECHT 52 Private Bestechung: Eine Hand wäscht die andere

55 Sanierungsrecht: Keine zwingende Änderung 56 Arbeitsrecht: Sachlicher Kündigungsschutz

AKTUELL 54 Entrepreneur Of The Year 2013 58 B Ü C H E R

10 FRAGEN AN 59 Peter Farka, Sukha IT

Steffen Klatt klatt@unternehmerzeitung.ch

DAS LETZTE 62 Von Ruedi Stricker


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UZ l WIRTSCHAFT

Köpfe und Karrieren Trainingsverantwortlicher Stephan Lendi, CEO von Newbury Media & Communications, wird im 2014 die Funktion des Trainings- und Weiterbildungsverantwortlichen der Jungen Wirtschaftskammer JCI Schweiz für die gesamte Schweiz übernehmen. Die Präsidialfunktion für die Region Zürichsee übergibt Lendi in die kompetenten Hände der Ökonomin Claudia Chinello, die bisher als Vizepräsidentin der Jungen Wirtschaftskammer Zürichsee tätig war. Sie wird unterstützt von Karin Schmid, die soeben erfolgreich ihren MBA abgeschlossen hat.

Mitteilungen für diese Rubrik: Text und Foto (300 dpi; > 1MB): blattner@unternehmerzeitung.ch

Airlines Area Manager Rosanna Cataldo hat zusätzlich zum Markt Schweiz die Verantwortung als Scandinavian Airlines Area Manager über die Länder Italien, Griechenland, Zypern und Malta übernommen. Sie startete ihre Karriere bei SAS 1993 und zeichnete fünf Jahre später für das SAS Reservationsbüro in der Stadt und am Flughafen Zürich verantwortlich. Danach wurde sie Sales Manager Schweiz und Liechtenstein, später Area Managerin für die gleiche Region. Im Juli 2012 hat sie zusätzlich die Verantwortung für Österreich übernommen.

Channel Account Manager Norman Data Defense Systems AG verstärkt sein Verkaufsteam mit Çağlar Çölkuşu als Channel Account Manager innerhalb des Verkaufsteams. Er betreut in dieser Funktion Norman-Vertriebspartner in der ganzen Deutschschweiz. Çölkus¸u blickt auf eine langjährige Erfahrung in der ICT-Branche zurück und verfügt über fundiertes Know-how im Bereich der strategischen und operativen Verkaufs- und Marketingplanung. Zuvor war er als Store Manager und Projektleiter bei Sunrise Communications in Basel tätig. Er ist gelernter Radiound Fernsehtechniker und besitzt ein Vordiplom in Elektrotechnik.

Leiterin Wealth Management Der Verwaltungsrat der Centrum Bank hat Daniela Lohner Ammann zur neuen Leiterin Wealth Management und vorbehaltlich der Zustimmung der FMA zum Mitglied der Geschäftsleitung der Centrum Bank AG, Vaduz ernannt. Sie hatte von 1991 bis 2013 verschiedene Führungspositionen innerhalb des Private Bankings der Credit Suisse Group inne, zuletzt als Leiterin des Departements Client Management. Sie bringt sehr fundiertes Fachwissen mit und eine grosse Expertise im Führen von spezialisierten Kundenberatungsteams.

Neuer CEO Bei der Allianz Suisse kommt es zu einem Wechsel an der Spitze. Severin Moser wird die Leitung der Allianz per 1. Januar 2014 übernehmen. Er löst Klaus-Peter Röhler ab, der CEO der Allianz Italia wird. Seit 2010 ist Moser Vorstandsvorsitzender der Allianz Versicherungs-AG und leitet das Sachversicherungsgeschäft der Allianz Deutschland. Vor seinem Eintritt in die Allianz Suisse war Severin Moser Mitglied der Konzernleitung der Winterthur-Gruppe (heute AXA). Er absolvierte ein Wirtschaftsstudium an der Universität St. Gallen (lic. oec.).

Führungswechsel Bernhard Merki wird per 1. Januar 2014 neuer CEO der 4B Fenster AG. Der bisherige CEO Mark Bachmann wird sich als VR-Präsident der 4B Holding AG mit seinen Brüdern um die strategische Führung der 4B Gruppe kümmern. Merki ist Ingenieur mit Fachrichtung Maschinenbau und absolvierte ein Nachdiplomstudium als Wirtschaftsingenieur. Seit 1988 war er bei der Netstal Gruppe Näfels in verschiedenen Management-Funktionen tätig, während den vergangenen zehn Jahren als CEO. Bernhard Merki ist Hochschulrat der Hochschule für Technik in Rapperswil und hält VR-Mandate bei verschiedenen Industrieunternehmen.

Neue Seniorberaterin und Partnerin Grass & Partner AG, die Experten für Outplacement/ Bestplacement und Karrierecoaching, bauen ihre weibliche Beratungskompetenz aus. Dr. Regina Thiergardt ist bereits die fünfte Vertreterin des weiblichen Geschlechts. Nach Chemiestudium und Promotion arbeitete sie in der Forschung bei Ciba-Geigy, später in Führungspositionen in der Siegfried Group in der Schweiz und den USA. Vor ihrem Eintritt bei Grass & Partner war sie bei der RSVP Group im Bereich Executive Search, Management Audits und Development Center tätig.

Chief Technical Officer Andreas Mader ist neuer CTO in der erweiterten Geschäftsleitung von Sputnik Engineering (SolarMax). Er leitet den gesamten Bereich der Neu- und Weiterentwicklung der SolarMax Produkte sowie das LifeCycle-Management (Produktpflege). Mader leitete bereits seit 2009 den Bereich Research und Development. Das Schweizer Unternehmen gehört zu den weltweit führenden Herstellern netzgekoppelter Solarwechselrichter. Unter der Marke SolarMax entwickelt, produziert und vertreibt das Unternehmen seit über 20 Jahren Wechselrichter für jedes Einsatzgebiet.


NEWS l UZ SCHWEIZER KMU-TAG

managerin, einen schweren Stand. Anhand ihres eigenen Karriereverlaufs referierte sie über das Karriereende oder ausbleibenden Erfolg bei Spitzensportlern. Fazit: Wer sich in einer neuen Rolle wiederfindet, muss sich von Grund auf neu «erfinden» und dem Leben eine komplett neue Wendung geben.

Über 1000 Teilnehmer «KMU und ihr Potenzial – wie Kleine auch ganz Grosses erreichen können», dies das Motto der 11. Durchführung des KMU-Tages am 25. Oktober 2013 in St. Gallen. Hochkarätige Referentinnen und Referenten aus Praxis und Forschung lieferten handfeste Tipps und Erfolgsbeispiele.

Dr. Serge Gaillard, Direktor Eidgenössische Finanzverwaltung

in den kommenden Jahren enger werden. Dass der Kanton Zürich in wirtschaftlich guter Lage dastehe, führte Bruno Sauter, Leiter des Amtes für Wirtschaft und Arbeit des Kantons Zürich, aus. Die Krise der Banken sei ausgeglichen worden durch das Wachstum der Versicherungen. Hans-Ulrich Bigler, Direktor des Schweizerischen Gewerbeverbandes, unterstrich die Leistungskraft der Schweizer KMU. Weitere Belastungen durch politische Entscheide oder solche der Verwaltung

Foto: zVg

steht, muss erledigt, Anfragen von Kunden zu 100 Prozent befriedigt werden. Mit diesem Grundsatz hat er sich ein Unternehmen mit über 1000 Mitarbeitern geschaffen. Vieles fiel ihm leichter dank seines Charmes, aber auch dank seiner absoluten Zuverlässigkeit. Und er gibt unumwunden zu, dass andere Zeiten herrschten und es heute auch für ihn wohl schwieriger wäre… Der Applaus der begeisterten Zuhörer grenzte an eine Standing Ovation. Da hatte Katja Kraus, ehemalige Spitzenfussballerin und Sport-

Führungswerte Der Internet-Unternehmer Oliver Reichenstein ging der Frage nach, wie in einem Unternehmen Orientierung geschaffen werden kann, wenn das Oben und das Unten fehlen. Es braucht zum Unternehmen passende Führungswerte, damit sich Chancen und Potenziale entfalten können. Eine gesunde Fehlerkultur monierte der Erfolgsautor und Berater Hermann Scherrer und warf die Frage auf, warum manche lebenslang Chancen suchen und andere sie täglich nutzen. Der Anlass fand in bewährter Co-Organisation der Universität St. Gallen (KMUHSG) und der Agentur alea iacta ag statt. Patronatgeber sind der Schweizerische Gewerbeverband, economiesuisse, die Industrie- und Handelskammer St.GallenAppenzell und der Kantonale Gewerbeverband St. Gallen. Die Hauptsponsoren sind Helvetia, Raiffeisen, OBT, ABACUS und Swisscom. Der nächste Schweizer KMU-Tag wird am 24. Oktober 2014 durchgeführt.

Moderator Roman Kilchsperger im Gespräch mit Werner Kieser und Oliver Gassmann

TEXT PETER BLATTNER

In der bekannt charmantlockeren Art führte der SRFModerator Roman Kilchsperger durch den Tag. «Schlank bleiben», riet der HSG-Professor für Innovation, Oliver Gassmann, den anwesenden KMU-Leitern und -Inhabern. Diese Devise beherzigte der nachfolgende Referent Werner Kieser, der sich aus bescheidensten Verhältnissen zu einem führenden FitnessCenter-Inhaber – auch mit Ablegern im Ausland – emporarbeitete. Er glaubt, dass Ideen am Widerstand wach-

sen, und Widerstände hatte er viele zu überwinden, um schlussendlich eine beispiellose Erfolgsstory zu schreiben. Kein Problem Als Höhepunkt des Tages kann die Rede des prominenten Firmengründers, ehemaligen Olympiasiegers und Filmschauspielers Hans «Hausi» Leutenegger bezeichnet werden. In seinem breiten Ostschweizer Dialekt erzählte er Spannendes und Heiteres aus seinem Leben. Für ihn galt von jeher die Aussage: «Kein Problem», was an-

10. SWISS LEADERSHIP FORUM

850 Besucher nahmen am Anlass in Zürich teil. Sie hörten von hohen Vertretern des Bundes und des Kantons sowie der nationalen Wirtschaft, dass die Schweiz weiter wachsen müsse. Sparübungen sollen neue Investitionen ermöglichen. Gelobt wurde die Schuldenbremse des Bundes und das «grüne» Engagement der Verwaltung. Stephan Isenschmid, Veranstalter

des Swiss Leadership Forums, bekräftigte seinen Willen, den Standort Zürich und die Schweiz mit solchen Veranstaltungen zu stärken. Der Swiss Leader Award 2013 ging an die aizo AG, Erfinderin und Herstellerin von digitalSTROM. Der Direktor der Eidgenössischen Finanzverwaltung Serge Gaillard wies darauf hin, dass die Budgetspielräume des Bundes

Foto: © Swiss Leadership Forum 2013

«Sparen und wachsen»

l Nr. 12 l 2013 l 5 IN KÜRZE Präsidium Avenir Suisse Der Stiftungsrat der Stiftung Zukunft Schweiz hat die Nachfolgeregelung für das Präsidium getroffen. Die letzte dreijährige Amtszeit von Dr. Rolf Soiron läuft am 27. März 2014 ab. Als Nachfolger gewählt wurde Andreas Schmid, der schon von 2003 bis 2006 Stiftungsrat war. Unter seiner Ägide wurde die Trägerschaft des liberalen Think Tanks um zahlreiche KMU und Einzelpersonen erweitert. Rücktritt des Rektors Der Universitätsrat hat den Rücktritt von Prof. Dr. Andreas Fischer als Rektor der Universität Zürich genehmigt. Der bisherige Stellvertreter, Prof. Dr. Otfried Jarren, Prorektor Geistesund Sozialwissenschaften, wird als Rektor ad interim bis Ende Januar 2014 eingesetzt. Award für Festtagsgrüsse Die Post vergibt erstmals den «Nicolas – Prix Carte de Noël» für die besten Festtagskarten der Schweiz. Gratis teilnehmen können alle Unternehmen, die 2013 eine Weihnachts- oder Neujahrskarte erstellt und per Post verschickt haben. Die Jury kürt die schönste, die kreativste und die passendste Festtagskarte. Die Gewinnerkarten werden anschliessend publiziert. Den NicolasAward rief die Agentur evoq commucations vor sechs Jahren ins Leben.

lehnte er ab. Barbara Kux, Mitglied des Vorstandes der Siemens AG, betonte, Wachstum in der Schweiz sei schon deshalb möglich, weil rundherum neue Märkte entstünden, die zweimal so gross wie die EU seien. Sparen müsse man in Teams und in enger Zusammenarbeit mit strategischen Lieferanten. Das Swiss Leadership Forum wurde 2004 gegründet und ist heute das grösste Wirtschaftsforum im Grossraum Zürich. www.swissleader.ch


l Nr. 12 l 2013

UZ l NEWS

A U T O M AT I S I E R T E FA H R Z E U G E

Bereits vor einigen Monaten wurde der erste vollautomatisierte Google Car in mehreren US-Bundesstaaten zugelassen – der erste Fahrer war gar blind! Die ersten kommerziellen Fahrzeuge sollen 2017 auf den Markt kommen. Die Welt der Automobile steht vor einer Revolution. Alle Marken arbei-

Miss-EarthSchweiz Die Umwelt Arena Spreitenbach wird Presenting Partner und Austragungsort der Miss-Earth-Wahlen 2014. Ende April soll eine junge, schöne Frau mit Grips und Engagement für die wirklich wichtigen Themen dieser Welt gekürt werden. Michel Loris-Melikoff, Geschäftsführer der Umwelt Arena, will die erste energieneutrale Miss-Wahl der Welt durchführen – ausschliesslich gespiesen von Solarenergie. Wer eine Veranstaltungsplattform suche, die nachhaltig gedacht und gebaut wurde und die CO2neutral betrieben werde, sei in der Umwelt Arena am richtigen Platz. Die Besucher nehmen eine Fülle an

Foto: Bilderbox

Autofahren bald ohne Fahrausweis?

Manuelles Lenken könnte wieder zum Privileg für Liebhaber werden.

Inspiration und Eindrücken mit, und das wird bei den Miss-Earth-Wahlen noch verstärkt der Fall sein. Die aktuelle UmweltMiss Djoa Strassburg sammelte über 40 000 Franken für die Sklaven-Mädchen in Nepal. Djoa nimmt auch an der internationalen Wahl der Miss Earth in Manila teil. Für 2016 besteht ein Projektkonzept, die Internationalen Miss-Earth-Wahlen in die Schweiz zu holen. Übrigens ist der neue Miss-Earth-Kalender 2014 erschienen. Der Kalender wurde in limitierter Auflage realisiert, der Reinerlös kommt einem sozialen Projekt zu Gute. Zu 250 Franken ist der Kalender in der Umwelt Arena oder unter www.missearthschweiz.ch erhältlich.

ten gegenwärtig an Technologien, die unterstütztes oder gar völlig automatisiertes Lenken ermöglichen sollen. BMW rechnet ab 2025 mit einem Automobil, das ganz ohne menschlichen Fahrer auskommt. Mercedes und Audi sind ebenfalls im Rennen. Das niederländische Start-up Mobileye brachte kürzlich 400 Millionen Dollar auf, um ein Fahrassistentensystem zu entwickeln. Nissan will ab 2020 vollautomatisierte Fahrzeuge auf den Markt bringen.

Der Vorteil: keine Emissionen, keine Unfalltoten. Mit der Vorstellung der Nissan LEAF wurde bereits ein erster Schritt getan. Sollte die Markteinführung schnell gelingen, würde sich das Bedürfnis, selbst zu lenken, wegen des erhöhten Risikos auf die Prämien auswirken. Das manuelle Lenken würde zum Privileg einer kleinen Gruppe von Liebhabern – wie schon 100 Jahre zuvor, als die ersten unförmigen Limousinen über die Strassen ratterten.

Attraktive Märkte für ICT-Firmen Am ICT-Forum im KKL Luzern fand die ICTExportbühne von Switzerland Global Enterprise statt. Es ging um Chancen für Schweizer Firmen im Ausland. Experten präsentierten Marktstudien zu Brasilien, Finnland, Grossbritannien und Schweden. Brasilien ist zwar ein ferner Markt, aber einer mit Potenzial. Im fünftgrössten Internetmarkt der Welt gibt es interessante Geschäftsmöglichkeiten in den Bereichen Fernsehen der Zukunft, M2M- und Cloud-Lösungen, ferner bei GPS, Datensicherheit oder E-Health. Die Nordländer Schweden und Finnland sind attraktiv, grosse Bewegung ist spürbar in den

Bereichen Mobilität, Cloud-Dienstleistungen, Big Data, Social Features, E-Government, E-Health und IT-Beratung. Zudem ist Schweden ein wichtiger Hub für die gesamte Nordische Region. Finnische Unternehmen suchen vor allem nach Komplementärtechnologien. In Grossbritannien werden innovative IT-Sicherheit und Cloud Computing gross nachgefragt. London gilt mit TechCity als Dreh- und Angelpunkt der Branche, aber auch der TechHub Manchester, Cambridge, Bristol und Belfast gelten als interessante Standorte für Schweizer Firmen. www.s-ge.com

Women’s Business Award 2013 Gewinnerin ist Jasmin Staiblin, CEO des Schweizer Energiekonzerns Alpiq. Katrin Trautwein, Gründerin der Farbmanufaktur kt.color, erhielt den Women’s Business Motivationspreis 2013. 400 Personen nahmen am Anlass in der Hochschule Luzern statt. Ehrengast war Bundesrätin Simonetta Sommaruga. Die AwardGewinnerin kann jeweils einer Person, stellvertretend für alle, die sie auf ihrem Weg unterstützt haben, den Companion Award überreichen. Jasmin Staiblin wählte ihren Mann. Das Ehepaar spendet seinen Preis, gesponsert von Bucherer Uhren und Schmuck, dem Kinderspital Zürich. Der Motivationspreis für die Chemikerin Katrin Trautwein wurde von Arosa gesponsert.

Foto: Alpiq

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Jasmin Staiblin, CEO Alpiq.

IMPRESSUM UnternehmerZeitung: 7. Jahrgang (19. Jahrgang KMU-Manager), Die UnternehmerZeitung erscheint im Verlag SWISS BUSINESSPRESS SA, Zürcherstrasse 39, CH-8952 Schlieren, Zürich; Telefon 044 306 47 00, Fax 044 306 47 11, www.unternehmerzeitung.ch, info@unternehmerzeitung.ch Herausgeber: Remo Kuhn, kuhn@ swissnews.ch Verlagsleitung: Jonas Hugentobler, hugentobler@ unternehmerzeitung.ch Redaktion: Steffen Klatt, klatt@unternehmerzeitung.ch; Peter Blattner, blattner@unternehmerzeitung.ch; Salome Kern, kern@ unternehmerzeitung.ch; Lukas Studer, studer@swissnews.ch Layout und Produktion: Bruno Strupler, print@ unternehmerzeitung.ch, Angelina Sofia, sofia@swissnews.ch Mitarbeit an dieser Ausgabe: Rudolf Strahm, Yvonne Von Hunnius, Nena Weibel, Ulrich Glauber, Christian Häuselmann, Ruedi Stricker, Hanspeter Spörri, Peter Bänziger, Bradley Richards, Christian Bühlmann, Shenoll Demiri, Alfred Kuhn, Stefan Vogler, Rico J. Baldegger, Chasper Kamer, Michael Krampf, Stefanie MeierGubser, Sabrina Plattner Anzeigen: info@ unternehmerzeitung.ch, Telefon 044 306 47 00 Druckunterlagen: www.swissbusinesspress.ch/kundendaten Abonnements: UnternehmerZeitung, Postfach, 8952 Schlieren Zürich, abo@ unternehmerzeitung.ch, Einzelverkaufspreis: Fr. 6.–, Jahres-Abonnement: Fr. 54.– Inland. WEMF-beglaubigte Auflage 2012: 44 818 Exemplare Druck: NZZ-PRINT, Schlieren, Zürich; Nachdruck: Nur mit schriftlicher Genehmigung der Redaktion und genauer Quellenangabe © UnternehmerZeitung gestattet. Für unverlangt eingesandtes Text- und Bildmaterial wird keine Haftung übernommen Die Unternehmer Zeitung ist Medienpartner von: SVC SwissVentureClub/SVC Unternehmerpreis, sivg Schweiz. Institut für Verwaltungsräte, SVSM Schweiz. Vereinigung für Standort-Management, SwissCleantech.ch, UnternehmerForum Schweiz, Schweizer KMU-Tag, KMUSwissEvent, Switzerland Global Enterprise, EnAW Energie-Agentur der Wirtschaft, ICT Berufsbildung Schweiz, Suisse EMEX, Award Corporate Communications®, Fachhochschulen Nordwestschweiz FHNW Im Verlag SWISS BUSINESSPRESS SA erscheinen ausserdem: SWISS NEWS, The international Magazine of Switzerland;SWISS-CUISINE, das Gastronomie-Fachmagazin sowie als Supplement zur UnternehmerZeitung: VR-Praxis und ZÜRCHER KMU


CLEANTECH SPECIAL M A N G E L A N B E R U F S FA C H L E U T E N F Ü R E N E R G I E T E C H N I K

AusbildungsEngpass Die praktische Umsetzung der Energiewende erfordert qualifizierte Berufsfachleute. An ihnen mangelt es der Schweizer Wirtschaft. Die Energielobby vermag nicht, genügend Gelder für die Ausbildung auszuhandeln.

VON RUDOLF STRAHM

DER AUTOR

Rudolf Strahm ist Chemiker und Ökonom. Er war von 1991-2004 Nationalrat und von 2004-2008 Eidgenössischer Preisüberwacher.

Wenn Energiepolitiker über die Energiewende streiten, reden sie über Atomstrom und dessen Ableben, über Energieabgaben und ökologische Steuerreform oder über erneuerbare Energien und Technologien wie Cleantech. Doch der Schlüsselfaktor der Energiewende wird meist ausgeblendet, nämlich die Diffusionsgeschwindigkeit, also die Fähigkeit, neue Technologien möglichst rasch und breit in der Wirtschaft zu implementieren. Was nützt es, wenn neue Technologien den Energieverbrauch der bestehenden Liegenschaften zwar zu halbieren in der Lage sind, aber dazu fünfzig Jahre benötigen, bis sie flächendeckend greifen? Oder was nützen die optimistischen Szenarien für neue erneuerbare Energien, wenn es Jahrzehnte braucht, um damit nur ein einziges Atomkraftwerk zu ersetzen? Wer seine Liegenschaft mit einer Wärmepumpe oder einer Totalenergieanlage ausrüsten will, muss viele Monate, wenn nicht mehr als ein Jahr warten, weil die Fachkräfte fehlen und die qualitativ geeigneten Anbieterfirmen überlastet sind. Schlüsselfaktor für die Investitionswende im Energiebereich ist nicht das Geld, sondern der Mangel an Berufsfachleuten für Wärmetechnik, Gebäudeisolation, Sensortechnik, Wärmepumpen, Solaranlagen, Biogasverstromung und für andere ressourcensparende Prozesse. Oder es ist das fehlende energiepolitische Knowhow der Liegenschaftsverwaltungen, die als Auftraggeber fungieren. Ausbildungsmängel werden sichtbar Der Bundesrat betont in seinem Bericht zur Energiestrategie 2050 über deren Vollzug: «Fehlende Fachkompetenz und -kräfte für die Umsetzung der Errungenschaften bei der Gebäudesanierung, aber auch im Industrie- und Dienstleistungsbereich, stellen ein wesentliches Hemmnis dar. [...] Die Mängel in der Aus- und Weiterbildung werden zunehmend sichtbar.» Kurz nachdem der Bundesrat die Energiewende proklamiert hatte, gelangten die ETH und das Paul-ScherrerInstitut PSI flugs mit der Forderung nach mehr Forschungsgeldern im Energiebereich an die Behörden und Öffentlichkeit. Und flugs gewährte ihnen das Parlament zusätzliche Forschungsmittel. Die Energiewende hängt nicht primär von der Grundlagenforschung ab – die ist langfristig auch wichtig. Die Schlüsselstrategie in der Diffusion wirksamer Energiespar- und Effizienztechnologien dreht sich heute um deren Anwendung und Installation und damit um die Aus- und Weiterbildung im gewerblich-industriellen Bereich. Zugespitzt ausgedrückt: Die Gewerbler, die Installa-

WIRTSCHAFT l UZ

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teure und die Energieplaner sind für das Timing der Energiewende entscheidender als die Forscher! Zentral bei der Implementierung von Cleantech-Anwendungen ist die berufliche Weiterbildung von Fachleuten wie Heizungsmonteuren, Spenglern oder Elektrikern und die Höhere Berufsbildung. Diese führt zur Qualifizierung von Berufsfachleuten: von Energieberatern, Fachleuten für Energiesysteme, Heizwerkführern, gleich wie Vertiefungslehrgänge in Höheren Fachschulen in Energietechnik, Heizungstechnik, Systemtechnik, Energieberatung und Energiemanagement. Im jungen Wirtschaftsverband Swiss Cleantech hat man das Thema Ausbildung im Cleantech-Bereich, wie der zuständige Bereichsleiter Christian Zeyer sagt, «noch nicht wahnsinnig intensiv bearbeitet» – im Klartext: überhaupt nicht beachtet. Der Verband steckt noch in den Kinderschuhen und ist in seiner Nachhaltigkeitsvision nicht zu Vollzugsfragen vorgestossen. Beim Gebäudetechnik-Verband Swisstech hat man sich intensiver und pragmatischer mit der Ausbildungsfrage befasst. Der Verbandspräsident, Nationalrat Peter Schilliger, betrachtet aus gewerblicher Sicht die Sensibilisierung der Liegenschaftsbesitzer und die fachspezifische Weiterbildung der Berufsleute in Energietechniken als Hauptprobleme. Und er engagiert sich auch bildungspolitisch, um diese Probleme zu beheben. Allerdings verfolgt er eine rein auf das Gewerbe fixierte Strategie und verkennt den Nachholbedarf bei den Titelbezeichnungen und der Titeläquivalenz in der Höheren Berufsbildung, die gegenüber der ausländischen Konkurrenz durch die Personenfreizügigkeit immer dringender werden. Die entscheidenden Ausbildungsgänge für die Anwendungspraxis sind heute auf der Stufe der Höheren Berufsbildung angesiedelt, während die Fachhochschulen eher praxis- und arbeitsmarktferner geworden sind. Masterplan Cleantech in Vorbereitung Aufgrund eines Postulats von Nationalrat Felix Müri hat der Bundesrat im Mai 2013 den Bericht «Cleantech in der beruflichen Grundbildung» erstellen lassen. Danach soll ein Masterplan Cleantech erstellt werden, an welchem das Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation UVEK und das Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung WBF mitarbeiten. Am 22. Januar 2014 wird das in Ausbildungsfragen initiative Bundesamt für Energie BFE für die Akteure eine grosse Präsentation der bildungspolitischen Strategie im Energiebereich durchführen. In seinem Detailkonzept «Energie Schweiz 2011-20» will der Bundesrat ab 2015 jährlich 7 Millionen Franken für Bildungsmassnahmen ausgeben, was von allen Seiten begrüsst wird. Doch dieser an sich kleine Betrag wird verzettelt auf nicht weniger als zwölf verschiedene Gebiete, von der Architektenausbildung bis zur Bildung von Lehrkräften in Volksschulen und zum Erlebnisunterricht. Es braucht noch eine Verengung mit einer Konzentration auf die Engpässe, und die liegen in der Qualifizierung der Berufsleute und der Höheren Berufsbildung. Für die Weiterbildung von Technikern und Installateuren sind in diesem Ausbildungsplan nur etwa eine Million Franken pro Jahr vorgesehen. Das ist zu wenig. Im Vergleich dazu: Das Bundesamt für Zivilluftfahrt BAZL, im gleichen Departement angesiedelt, will für die Pilotenausbildung (Stufe Höhere Berufsbildung) jährlich 12 Millionen Franken Subventionen einsetzen, die den privaten Fluggesellschaften Swiss, Edelweiss, Belair zugutekommen. Offensichtlich ist die Luftfahrtlobby durchsetzungsfähiger als die Cleantech-Branche. Letztere muss sich erst noch zusammenraufen.


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UZ l TITELGESCHICHTE

DIE ENERGIEWENDE BRAUCHT DIE GEBÄUDETECHNIK

Das Potential ist riesig Die Gebäudetechnik bietet ein riesiges Potential an Energieeinsparungen. Gerade die Abwärme werde bisher in der Schweiz kaum genutzt, sagt Wolfgang Schwarzenbacher, Chef von Cofely Schweiz. Dabei müssten aber über die einzelnen Gebäude hinaus integrale Lösungen für ganze Industrieareale und Wohnquartiere entwickelt werden.

INTERVIEW STEFFEN KLATT

Die Gebäude machen ungefähr die Hälfte des Energieverbrauchs der Schweiz aus. Wie hoch ist das Einsparpotential? Wolfgang Schwarzenbacher: Mindestens 25 bis 30 Prozent. Diese Einsparungen erzielen wir auch in unseren Projekten. Wir haben für Kunden wie etwa das Medizinaltechnikunternehmen B Braun Medical klassische Energieoptimierungen gemacht, und da liegen wir irgendwo bei 25 Prozent. Wo in den Gebäuden lassen sich Einsparungen erzielen? Da geht es um Klassiker wie die Heizung und die Kühlung oder fehlende Steuerungen, die einen energiesparenden Betrieb ermöglichen. Es geht aber auch um die sinnvolle Nutzung lokal verfügbarer Umweltenergien. Alle diese Elemente müssen integral angeschaut werden, und das zusammen mit dem Produktionsprozess. Ganz generell wird in der Schweiz die Abwärme zu wenig genutzt, sowohl in KMU als auch in grossen Industriebetrieben. Das klingt nach vielen kleinen Brötchen, die gebacken werden müssen… Es gibt zumindest keine Standardlösung. Man muss am Anfang immer eine saubere Bestandsaufnahme machen und dabei alle Aspekte einbeziehen. Dabei hilft uns unsere praktische Erfahrung im Bau und Betrieb von Anlagen. Für wen lohnt es sich, diese vielen kleinen Brötchen zu backen? Es lohnt sich für alle. Bei älteren Gebäuden ist das Potential natürlich grösser als bei einem modernen. Unsere Erfahrung zeigt, dass Unternehmen bei einem integralen Ansatz ihre Investitionen dank tieferen Energiekosten schon nach vier bis sieben Jahren wieder eingespielt haben. Entscheidend ist, dass die Anlagen auch intelligent betrieben werden. Denn nur so lassen sich die Einsparungen auch realisieren. Baut Cofely vor allem grosse Anlagen? Unser Hauptkunde ist der Mittelstand. Aus unserer Unternehmenstradition sind wir stark im Industriebereich. Wir bieten aber auch Gesamtlösungen für Büro- und Wohngebäude oder Heizungssanierungen für Einfamilienhäuser. Wir bauen dabei nicht nur neue Anlagen ein, sondern betreiben sie auch. Und wenn der Kunde es will, finanzieren wir das auch mit einer Contractinglösung. Unser integraler Ansatz reicht nicht nur über alle Gewerke, sondern auch über den gesamten Lebenszyklus der Anlagen.

Wie sieht es mit den vielen Einfamilienhäusern oder den kleinen Wohnquartieren aus? Wenn man die Energiewende in der Schweiz schaffen will, dann ist es ganz wichtig, dass man nicht mehr jedes Gebäude isoliert anschaut. Das gilt für ein Industrieareal genauso wie für ein Wohnquartier. Aktuell entwickeln wir ein Projekt in Küssnacht am Rigi, bei dem wir Industrie- und Wohnquartier über einen Energie-Ring mit Kälte und Wärme versorgen. Das wird die Zukunft sein. Der Sinn dieses Ansatzes liegt darin, dass jeder diejenige Energie einspeist, die er nicht braucht, und nur diejenige Energie bezieht, die er wirklich braucht. Dadurch werden automatisch der Gesamtbedarf und die Gesamtkosten gesenkt. Wo stehen Sie mit dem Projekt in Küssnacht? Wir haben die Konzeptphase abgeschlossen und gehen jetzt auf die potentiellen Nutzer zu und versuchen sie zu überzeugen, sich an unseren Energie-Ring anzuschliessen. Wir haben gute Argumente: Wir nutzen die vorhandene Abwärme, wir nutzen Solarenergie und Seewasser, wir verringern die Feinstaubbelastung – und die Kosten sind vergleichbar mit einer klassischen fossilen Lösung. Was ist der Vorteil gegenüber einer Wärmepumpe im Einfamilienhaus? Als Ersatz für eine Ölheizung kann das sehr sinnvoll sein. Besser wäre es auch hier, wenn ganze Wohnquartiere zusammenspannen, vielleicht sogar mit einem Industriequartier, und eine effizientere Wärmepumpe in einer Energiezentrale einsetzen. Wann wollen Sie in Küssnacht starten? Wir müssen bis Mitte nächsten Jahres wissen, ob die erste Etappe kommt. Für uns ist der Energie-Ring Küssnacht ein Pilotprojekt für die Zukunft. Entweder wir machen es dort oder an einem anderen Ort. Interessieren sich andere Gemeinden dafür? Wir haben Anfragen. Wir diskutieren das Modell des Energie-Rings bereits für Industrieareale. So arbeiten wir mit einem Datenzentrum zusammen, das in der Nähe anderer Kunden von uns untergebracht ist. Wir wollen dort die Kälteversorgung des Datenzentrums für die Wärmeversorgung der anderen Kunden nutzen. Dieses Prinzip wird aus meiner Sicht Teil der Energiestrategie des Bundes sein müssen: Man muss die Areale zusammen anschauen und die Abwärme nutzen, die dort vorhanden ist. Wird die Gebäudetechnik angemessen in der Energiestrategie berücksichtigt? Aus meiner Sicht klar nicht. Bisher wurde vor allem über die Gebäudehülle gesprochen. Diese ist auch wichtig. Aber

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Die Gebäude-

technik rentiert bereits nach vier bis sieben Jahren.


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TITELGESCHICHTE l UZ

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Foto: zVg

das Potential der Gebäudetechnik ist bisher klar unterschätzt worden. Immerhin, die Diskussionen haben begonnen. Gebäudetechnik muss in Zukunft im Rahmen des Gebäudeprogramms des Bundes genauso gefördert werden wie die Hülle. Wie wollen Sie das erreichen? Wir müssen noch viel besser aufklären. Es ist einfach, den Politikern zu erklären, dass ein Gebäude ein neues Fenster oder ein neues Dach braucht. Es ist viel schwieriger zu erklären, welche Lösungen die Gebäudetechnik bietet. Die Gebäudetechnik beginnt mit Energiestudien, geht über die Messtechnik hin zur Ausführung bis zum Betrieb. Das klingt sehr komplex… Es braucht sicher viel Know-how. Die Gebäudetechnik hat viele Vorteile: Sie lässt sich schnell umsetzen und die Technik ist entwickelt und bewährt. Und nach vier bis sieben Jahren rentiert sich das bereits. Gibt es denn genug Fachleute, die das erforderliche Know-how haben? Die Branche leidet heute an einem grossen Fachkräftemangel. Dabei hat ein Job in der Gebäudetechnik enorm Zukunft. Wenn Sie heute einem jungen Menschen einen Rat für einen sicheren Job in der Zukunft geben wollen, empfehlen Sie ihm einen Beruf in der Gebäudetechnik, egal ob es Heizung, Lüftung, Sanitär oder Automation ist. Cofely ist ein global aufgestelltes Unternehmen. Wo steht die Schweiz in der Gebäudetechnik im internationalen Vergleich? Andere Länder sind mit ihrer Energiestrategie weiter als die Schweiz. Ein so innovatives Land wie die Schweiz sollte auch in der Energiefrage und Gebäudetechnik führend dabei sein. Wie viel Schweiz ist in Cofely enthalten? Wir sind 100 Prozent Schweiz. Cofely Schweiz kommt von Sulzer, da tragen wir immer noch die Sulzer-Gene in uns. Unsere Mitarbeiter sind oft ein ganzes Arbeitsleben bei uns. Wir haben immer wieder Dienstjubiläen von 40, 45, sogar 50 Jahren. Wir gehören zwar einem grossen französischen Konzern an. Aber wir haben ein klares Länderprinzip: Wir sind nur für die Schweiz zuständig. In der Schweiz sind wir regional organisiert. Jede Niederlassung von uns ist praktisch ein KMU. So sind wir nahe beim Kunden. Aber natürlich profitieren wir von unserer internationalen Gruppe. Cofely ist beispielsweise in vielen Ländern sehr stark bei Datenzentren. Das Know-how dieser Spezialisten steht uns auch in der Schweiz zur Verfügung.

ZUR PERSON Wolfgang Schwarzenbacher ist seit Anfang 2011 CEO von Cofely Schweiz. Zuvor war er Leiter des Bereichs Energie und Anlagentechnik bei Alpiq Anlagentechnik GmbH in Heidelberg. Der Liechtensteiner hat an der Universität St. Gallen studiert und später unter anderem für Hilti gearbeitet. Cofely Schweiz ist aus Sulzer Infra hervorgegangen und gehört heute zu GDF SUEZ. Von 2001 bis 2009 trat das Unternehmen unter dem Namen Axima auf. Im vergangenen Jahr erzielte Cofely Schweiz mit 1 384 Mitarbeitern einen Umsatz von 452 Millionen Franken.

Wie steht Cofely wirtschaftlich da? Wir sind gesund und stabil, aber wir sind in einer hart umkämpften Branche tätig. Das Volumen in der Baubranche ist immer noch gut, aber vor allem im Wohnungsbereich. Im Industriebereich merkt man, dass unsere Kunden unter Druck sind. Das drückt auf die Preise. Es ist genügend Arbeit da, aber bei der Marge ist es schwierig. Setzen Sie deshalb auf die Energiewende? Definitiv. Das ist die logische Weiterentwicklung von Cofely. Wir entwickeln uns vom klassischen Installationsunternehmen hin zu einem Energieeffizienzunternehmen. Das macht Cofely bereits in ganz Europa. Wir in der Schweiz sind da eher Nachzügler, weil sich der Markt erst jetzt in diese Richtung entwickelt.


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UZ l TITELGESCHICHTE

SOLARKRISE

Die Sonne weist den Weg Die Sonnenfinsternis der Schweizer Solarbranche ist nicht von langer Dauer – wenn Innovationsgeist den Weg in Produktionsstätten findet. Davon ist Christophe Ballif fest überzeugt: Sein neues Photovoltaik-Zentrum greift der Wirtschaft unter die Arme.

TEXT YVONNE VON HUNNIUS, NEUENBURG

Lichtdurchflutete Räume, noch werden Ordner sortiert und Pflanzen so positioniert, dass sie möglichst viel Sonne abbekommen. Doch die Photovoltaikanlage auf dem Dach des funkelnagelneuen Forschungs- und Entwicklungsgebäudes Microcity in Neuenburg ist bereits in Betrieb. In diesen Räumen mit Seeblick trotzt man der Solarkrise – mit Köpfchen und Mut. Federführend dabei ist der Physiker Christophe Ballif, Direktor des im Januar offiziell eröffneten CSEM PV-center. «Durch unsere Forschungsleistung unterstützen wir Schweizer Unternehmen dabei, im Photovoltaik-Markt wettbewerbsfähig zu sein», so sein Kredo. Bislang hatte die Schweiz keine offizielle Anlaufstelle für Solarstrom nach Vorbild des Fraunhofer Instituts in Deutschland. Nun soll auch in der Schweiz der Transfer kluger Ideen hin zu Unternehmen schneller in Schwung kommen. Am Potential der Sonne und der Schweiz hegen die Forscher des PV-center keinen Zweifel. Solarkrise hat Schweiz hart getroffen Doch gerade jetzt Kapazitäten in diesem Bereich aufbauen? Das Tempo der Wettbewerbsfähigkeit wird momentan vor allem in Asien vorgegeben, obwohl die europäische Photovoltaik-Branche lange Zeit die Nase vorne hatte. In den letzten Jahren ist sie in eine tiefe Krise geschlittert, die auch clevere Unternehmer in den Ruin getrieben hat. Gemäss Zahlen der European Photovoltaic Industry Association (EPIA) ist es amtlich: Seit 2012 hat Europa die Führungsrolle im PV-Markt abgegeben. Zum ersten Mal seit über einer Dekade schrumpfte der europäische Markt im Vergleich zum Vorjahr. Aktuelle Zahlen des US-Beraterhauses Solarbuzz schätzen, dass die Photovoltaik-Nachfrage in Europa allein im dritten Quartal 2013 um 43 Prozent im Vergleich zu 2012 gesunken ist. Das ist ein starker Rückgang nach einem aussergewöhnlichen Wachstum in den Vorjahren. Aber insgesamt wächst der Solaranteil am Energiemix weiter – der Fokus liegt nun auf China, den USA, Japan und Indien. Ein Zentrum für alle Fragen Das weltweite Wachstum allein ist jedoch ein guter Grund, hier aufzurüsten, heisst es in Neuenburg. Grosse Mengen zu geringeren Preisen, kleine Mengen in stark spezialisierten Nischen – dank Innovationen soll auch die Schweiz weiter mitmischen. Ballif kann schon auf veritable Erfolge verweisen. Er ist ebenfalls Direktor des Vorgängers und jetzigen Partners des neuen Zentrums – des PV-Lab, das an der ETH Lausanne (EPFL) in Neuenburg angesiedelt ist. Über 40 Industrieverträge in den letzten acht Jahren hatte man realisiert. Nun wird der Technologietransfer im Rahmen des Schweizer Zentrums für Elektronik und Mikrotechnik (CSEM) und sein PV-center auf eine neue Stufe gehoben. In Neuenburg und Basel konzentrieren sich nun rund 35 Forschende ganz auf die Fragestellungen von Unternehmen.

Sie bearbeiten Projekte zu Produktionsanlagen, neuen Materialien oder zu Komponenten wie Verkabelungen – bei Garantiezeiten von 25 Jahren zählt hier Qualität. Die Experten tüfteln auch an Anwendungen beispielsweise bei Uhren und Sensoren oder konzipieren ein komplettes städtisches Elektrizitätsmanagement. Und natürlich sind sie mit ihren Forschungsanlagen für Modultechnologie gerüstet. Das Zentrum wird finanziert durch Mittel des Bundes, aus öffentlichen Projekten und der jeweiligen Wirtschaftspartner. Globale Aufmerksamkeit für Neuenburg «Wir bauen die Zukunft und ich weiss, dass wir im Vergleich zu China die besseren Produkte und Produktionstechnologien entwickeln», sagt Ballif. Und dass er Recht hat, kann man messen. Vor ihm auf dem Tisch liegen zwei kleine Solarzellen, die in der Solarwelt Aufmerksamkeit auf sich gezogen haben: eine Dünnschichtzelle, bei der eine Zelle aus amorphem und eine aus microkristallinem Silizium übereinandergestapelt wurden. In der Herstellung eine preiswerte Variante, wird so die Energie des einfallenden Lichts besonders gut ausgebeutet. Sie erreicht einen Wirkungsgrad von rund zehn Prozent und ist bei einer Installation pro Quadratmeter unschlagbar günstig. Wäre Ballif ein Scheich in Saudi-Arabien, würde er mit diesen Dünnschicht-Modulen in der Wüste Energie erzeugen – sie sind perfekt geeignet für die Ausstattung grosser Flächen und für schwierige Temperaturverhältnisse. Diese Technologie treibt der Solarkonzern TEL Solar weiter; es wurden schon für mehr als eine Milliarde Franken Produktionslinien verkauft. Innovationen rollen den Markt neu auf Daneben liegt eine kristalline Silizium-Zelle, die auf beiden Seiten mit ultra-dünnem amorphem Silizium beschichtet wurde: Sie erbringt mit einem Wirkungsgrad von über 22 Prozent Spitzenleistung. Die Produktionskosten werden vergleichsweise gering gehalten, da mitunter eine neue Technologie den Silberanteil stark verringert; Silber macht rund einen Zehntel des Solarmodul-Preises aus. Produktionsanlagen wurden bereits entwickelt – mit dem deutschen Solar-Systemlieferanten Roth & Rau, der seit 2011 zum Schweizer Solarunternehmen Meyer Burger gehört. Man hat sich als Ziel gesteckt, dass diese sogenannte Heterojunction-Technologie einen relevanten Teil des globalen Marktes übernimmt. China-Module müssen nicht schaden Dann werden diese Zellen in Asien produziert. Na und? Für die Schweiz muss das laut Ballif nicht von Nachteil sein: «Kritiker chinesischer Produkte ignorieren, dass das nur ein kleiner Teil der Wertschöpfung ist.» Die Schweiz profitiert einerseits, wenn Komponenten und Produktionsanlagen ausgeführt werden. Die Solarmodule an sich machen nur maximal 40 Prozent des Systempreises aus. Kommen die Module in die Schweiz, sorgen sie für Arbeit vor Ort.

Vielleicht fällt es den Schweizern leichter, ihr Haus zu einem Kraftwerk zu machen, wenn ihre Augen auf den Dächern orange statt blau sehen.

Foto: zVg


CLEANTECH CLEANTECH SPECIAL

Dafür stehen die Zeichen wieder besser: Der Photovoltaik-Zubau soll sich in Europa in den nächsten Jahren erholen, prophezeit die aktuelle Solarbuzz-Studie. «Der Niedergang der europäischen Solarindustrie hat nun einen Boden erreicht», wird Solarbuzz-Analystin Susanne von Aichberger zitiert. Zeiten einer stabileren Endmarkt-Dynamik brechen an, heisst es. Viele Experten bescheinigen der Schweiz gute Voraussetzungen, Teil dieser zweiten Welle zu werden. Allein auf den Schweizer Dächern, die sich im perfekten Winkel gen Sonne recken, finden Module einer Fläche von 150 Quadratkilometern Platz. Mit den besten Modulen könnte man dort theoretisch über die Hälfte des Schweizer Stroms erzeugen. Orange soll den Durchbruch bringen Vielleicht fällt es den Schweizern leichter, ihr Haus zu einem Kraftwerk zu machen, wenn ihre Augen auf den

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TITELGESCHICHTE l UZ

Dächern orange statt blau sehen. Auch im Rennen um farbige Photovoltaik-Lösungen in warmen Tönen ist man am PV-Lab und PV-center vorne dabei. Eine Farb-Innovation der Forschenden um Ballif wurde bereits zur Serienreife gebracht. Es bedarf einer vergleichsweise einfachen Anpassung von bestehenden Produktionslinien und es können erschwingliche Module hergestellt werden, deren Farbe denjenigen gängiger Hausdächer täuschend ähnelt. Auf Schweizer Produktionsanlagen wurden in China bereits die ersten 200 Quadratmeter vom Band gelassen. Sie warten darauf, in den kommenden Monaten zu Präsentationszwecken verbaut zu werden. Das Interesse ist riesig. Doch auch hier: Das Geschäft kommt mit dem Volumen. Je mehr Anpassungen bei einer Gebäudeintegration erforderlich sind, desto kleiner die Stückzahl und desto höher der Preis. Und es fehlen noch Partner. Schweizer Unternehmen wird in Neuenburg der Teppich ausgerollt.

«

Wir bauen

die Zukunft. Im Vergleich zu China entwickeln wir die besseren Produkte. Christophe Ballif, Physiker und Direktor des CSEM PV-center


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UZ l TITELGESCHICHTE

WEGWERF-PLASTIKSÄCKE

Bio ersetzt Plastik Wegwerf-Plastiksäcke in Supermärkten werden verboten. Das Verbot könnte schon 2015 in Kraft treten. Biologisch abbaubare und kompostierbare Plastiksäcke stellen eine Alternative dar. Nun führt auch die Migros Waadt diese Biosäcke ein.

TEXT NENA WEIBEL

Einweg-Plastiksäckli im Supermarkt sind bequem. Aber sie sind nicht ökologisch. Der Bundesrat will deshalb die kostenlose Abgabe verbieten. Die Migros Waadt bietet seit dem 1. November versuchsweise eine ökologischere Variante an. Neu werden kostenpflichtige Säcke aus Biokunststoff abgeben.

Foto: Bilderbox.de

Erst Einkaufssack, dann Kompostbehälter Die Waadtländer Firma Bioapply stellt diese biologisch abbaubaren Säcke her. «Wir bieten Alternativen zu den Einweg-Plastiksäcken an. Diese sind vielleicht nicht perfekt, aber es sind die besten», erklärt Geschäftsführer Frederic Mauch. Dabei handelt es sich um eine Palette kompostierbarer, aus Nichtnahrungsmitteln hergestellter Säcke, die für den einmaligen Gebrauch vorgesehen sind. Sie haben einen doppelten Verwendungszweck: Sie dienen dem Transport der Einkäufe und danach als Kompostbehälter. Sie sind also zu 100 Prozent biologisch abbaubar. Die CO2Bilanz dieser Säcke ist gemäss einer Studie von Denkstatt, einem auf Umweltschutz spezialisierten privaten Institut in Wien, um 40 Prozent besser als bei Plastik- oder Papiersäcken. Die klassischen Einweg-Plastiksäckli sind schädlich für die Umwelt. Deshalb werden sie per Gesetz bald verboten sein. Migros will auf das Verbot mit kundenfreundlichen und ökologischen Ansätzen antworten und arbeitet bereits

an einem Alternativkonzept, heisst es auf Anfrage. Die Migros Waadtland geht mit den BioApply-Säcken indes einen eigenen Weg. Man wolle dem Plastiksack-Verbot einen Schritt voraus sein, heisst es in einem Argumentationspapier. Umsetzung des Verbots noch offen Es brauche nicht erst ein Verbot, um aktiv zu sein, glaubt auch Mauch. «Ich finde es hervorragend, dass die aus nicht abbaubaren, nicht nachwachsenden Rohstoffen hergestellten Plastiksäcke nun abgeschafft werden müssen», so Mauch. Es sein ein mutiger Schritt von Dominique de Buman, dem Nationalrat, der 2012 eine Motion zum Verbot der weissen Wegwerf-Plastiksäcke durchgebracht hat. «Die Schweiz ist bereits fortschrittlich in Umweltfragen. Wir müssen aber ein Zeichen setzen als Pioniere», sagt de Buman. Der Freiburger Christdemokrat glaubt nicht, dass das Verbot für Konsument wie Detailhändler ein Problem darstellen werde. «Es ist eine Illusion, zu denken, dass der Konsument bei den Gratis-Plastiksäckli nicht auch mitzahlt», so de Buman. Es sei wirtschaftlicher für den Konsumenten, wenn er für einen Sack bezahle, den er zweifach – für den Transport und anschliessend für Grünabfälle – verwenden könne. Detailhändler suchen Ersatzlösungen Die Interessengemeinschaft Detailhandel Schweiz IG DHS lehnte die Motion ab, «weil sie keine ökologischen Vorteile


CLEANTECH SPECIAL bringt. Die bestehenden Entsorgungs- und Recyclingsysteme lösen die von der Motion de Buman genannten Umweltprobleme weitestgehend heute schon», heisst es in ihrem Argumentarium. Der Detailhandel biete bereits heute ausreichend Alternativen zu «Gratis-Wegwerfplastiksäcken» an. Coop etwa bietet nebst den Papiertaschen aus RecyclingPapier und den wiederverwendbaren Woven-Taschen nach wie vor die kleinen Gratis-Plastiktüten an. Diese würden aber sehr zurückhaltend abgegeben. Mediensprecher Ramon Gander sagt: «Bis zur Umsetzung der Vorlage wird es noch eine Weile dauern. Bis dahin setzen wir alles daran, eine kundenorientierte und praktikable Ersatzlösung zu finden.» Coop beschäftige sich intensiv mit der Optimierung von Verpackungsmaterialien. Auch bei der Migros insgesamt wird aktiv an der Ausarbeitung von Alternativlösungen und ebenfalls an der Optimierung von Verpackungsmaterialien gearbeitet. Es sei noch nicht abschliessend geklärt, welche anderen Plastiksäcke vom Verbot betroffen seien und ab wann dieses in Kraft trete. Bereits 2009 hat Migros in Genf erfolgreich die weissen Plastiksäckchen abgeschafft. Die Erfahrungen hätten gezeigt, «dass Kunden behutsam an die Veränderung herangeführt werden können und Akzeptanz für die

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TITELGESCHICHTE l UZ

Abschaffung geschaffen werden muss», so Christine Wiederkehr-Luther, Leiterin Ökologie der Migros. Bereits heute gebe es viele Alternativen in Form kostenpflichtiger Mehrweg-Taschen aus Kunststoff, Papier und Stoff. Oxo-abbaubare Säcke verwirren Konsumenten Nur eine scheinbare Alternative sind die oxo-bioabbaubaren Säcke. Das sind Säcke, die sich zwar selbst zerlegen können, aber immer noch aus Erdöl hergestellt werden. Mit dem Wort «bio» wird dem Konsumenten nahegelegt, er halte ein biologisch abbaubares Material in den Händen. Für BioApply sind diese Säcke ein Ärgernis: «Wir hatten einen sehr grossen Kunden, der unsere bioabbaubaren Säcke benutzt hat, dann hat er aber den Lieferant gewechselt zu oxo-bioabbaubaren Säcken», so Mauch. Dem Konsumenten sei nicht signalisiert worden, dass die Säcke nicht biologisch abbaubar seien. Deshalb seien natürlich viele dieser Säcke fälschlicherweise im Kompost gelandet , wo sie sich in winzige Plastikteile verteilen und nicht aus der Natur verschwinden. Mauch plädiert für eine Zertifizierung. Labels wie OK Compost Home für Grünabfälle und OK Compost für die Industrie oder auch die vom Kompostverband empfohlenen Empfehlungen mit Strichcodes, die BioApply stets empfehle, würden Transparenz schaffen.

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Die Schweiz stellt um auf E-Rechnung Die E-Rechnung ist im Vormarsch. 2012 wurden in der Schweiz laut einer aktuellen Studie bereits 14 Millionen Rechnungen an Geschäftskunden elektronisch übermittelt. Dank E-Rechnung wurden Einsparungen von rund 250 Millionen CHF erzielt. Doch die E-Rechnung spart nicht nur Zeit und Geld, sie reduziert auch Fehler bei der Rechnungsverarbeitung, schont die Umwelt und fördert die Kundenbindung.

Die flächendeckende Einführung der E-Rechnung ist eines der erklärten Ziele des Bundes. Bis 2016 soll die elektronische Rechnungsabwicklung auf Ebene von Bund, Kanton und Gemeinde der Normalfall sein. Doch nicht nur die Verwaltung, auch zahlreiche Grossunternehmen und mittlerweile rund 10% der Schweizer KMU haben die Vorteile der E-Rechnung entdeckt.

und einer erhöhten Datenqualität, was zu weniger Rückfragen bei der Rechnungsabwicklung führt. Der Rechnungsempfänger beschleunigt seine Prozesse, unter anderem weil die manuelle Erfassung und physische Archivierung der Rechnungen entfällt. Auch international tätige Unternehmen stellen vermehrt um. So gehen über ein Drittel der elektronisch verschickten Rechnungen an ausländische Geschäftspartner.

Ob Grossunternehmen oder KMU – alle Unternehmen, die jährlich eine Vielzahl an Rechnungen versenden oder verarbeiten, sollten über den Wechsel zur E-Rechnung nachdenken. Denn beide Seiten profitieren: Der Rechnungssteller spart nicht nur Papier- und Versandkosten, er profitiert vor allem von einer schnelleren Bezahlung seiner Rechnung

Wechsel zahlt sich aus Laut einer Studie der Fachhochschule Nordwestschweiz sparen Rechnungssteller durchschnittlich 2 CHF und Rechnungsempfänger sogar 15 CHF pro Rechnung. Je nachdem wie die Prozesse aktuell organisiert sind, ergibt sich daraus ein Sparpotenzial von bis zu 60% der bisherigen Kosten pro Rechnung. Wenn alle verschickten E-Rechnungen zusammengezählt werden, kommt die Studie für die Schweiz auf eine Kostenersparnis von 250 Millionen CHF im Jahr 2012.

«Die E-Rechnung ist für uns eine innovative Dienstleistung und wichtige Kundenbindungsmassnahme.» Martin Zeller, Chef des Onlinemusikhändlers CeDe.ch

Verschickte E-Rechnungen (B2B) (in Millionen) 14 12 10

«Mit der E-Rechnung reduzieren wir unseren Aufwand. Und gleichzeitig profitieren unsere Lieferanten von erheblichen Vorteilen, weil ihre Rechnung schneller bearbeitet wird.» Jörg Ilg, Leiter Shared Service Finance Deutschschweiz bei CRH Swiss Distribution

Einfache Integration Die E-Rechnung lässt sich einfach in die bestehende Finanzsoftware integrieren. Die Verarbeitungsschritte bleiben erhalten. So kann die E-Rechnung zum

Beispiel in die bestehenden WorkflowProzesse integriert und mittels gewohnten Zahlungsprozessen beglichen werden. Die Durchlaufzeit wird deutlich verkürzt und alle Zahlungen werden korrekt in der Buchhaltung erfasst. E-Rechnung als Imagefaktor Für viele Unternehmen zählt nicht primär das Kostenargument. Sie möchten ihren Kunden und Lieferanten eine Möglichkeit bieten, schneller, einfacher und sicherer ihre Rechnungen abzuwickeln. Auch der ökologische Aspekt spielt dabei eine Rolle. Für diese Unternehmen ist die E-Rechnung ein innovatives Element, um die Beziehung zu ihren Geschäftspartnern weiter zu intensivieren.

ins Ausland 8 6 in der Schweiz

4 2 0 2009

2010

2011

Quelle: swissDIGIN 2013

Mehr Informationen zu E-Rechnungs-Lösungen von PostFinance unter www.postfinance.ch/e-rechnung

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UZ l WIRTSCHAFT

KONJUNKTURUMFRAGE 4/2013

Belebung der Weltwirtschaft Treiber ist nach wie vor die Binnenwirtschaft, wenn auch leicht abgeschwächt. Dafür zieht die Exportwirtschaft allmählich an. Unannehmlichkeiten stehen ins Haus wegen Initiativen mit wirtschaftspolitisch bedenklichem Inhalt. Der Steuerstreit zieht sich hin, Auswirkungen der neu zu bildenden Regierung in Berlin sind schwierig abzuschätzen. Ein Silberstreif am Horizont: der Schweizer Tourismus wird im 2014 mehr Gäste generieren als dieses Jahr.

Dr. Yngve Abrahamsen, Leiter Prognosen

Dr. Caesar Lack, Leiter Macroeconomic Research Schweiz

Dr. Michael Grampp, Chefökonom

Dr. Felix Brill, Chefökonom

Alexis Bill Koerber, Senior Economist

1. Wie schätzen Sie die Wachstumsausichten für die Schweizer Wirtschaft in den nächsten sechs Monaten ein?

2. Welche Risiken sehen Sie für die Schweizer Wirtschaft?

Mit dem Ende der Rezession in der EU haben sich die Aussichten für die Schweizer Wirtschaft erheblich verbessert. Darum erwarten wir ein erhöhtes Wachstumstempo in den nächsten Monaten.

Das grösste Risiko wird die Zinsentwicklung sein. Sowohl weiterhin tiefe als auch steigende Zinsen haben negative Konsequenzen. In beiden Fällen ist in erster Linie der Immobilienmarkt betroffen: bei tiefen Zinsen durch weiter steigende Preise für Immobilien, bei steigenden Zinsen durch eine hohe Zinsbelastung für bereits stark verschuldete Besitzer. Das könnte Preiskorrekturen nach unten hervorrufen.

Die Schweizer Wirtschaft ist im ersten Halbjahr mit aufs Jahr hochgerechneten 2,2 Prozent gewachsen. Wir erwarten, dass dieses Wachstumstempo anhält. Die Konjunktur wird von der Binnenwirtschaft getrieben, vom Aussenhandel erwarten wir kaum Wachstumsimpulse.

Die grösste Gefahr für Wohlstand und Wachstum in der Schweiz geht zur Zeit nicht vom Ausland aus, sondern vom Inland, nämlich von diversen wirtschaftsfeindlichen Volksinitiativen, über welche in nächster Zeit abgestimmt wird.

Die Wachstumsaussichten für die Schweizer Wirtschaft bleiben intakt, die Binnenkonjunktur robust. Mehrere Stimmungs- und Frühindikatoren weisen auch weiterhin nach oben, weshalb mit einer anhaltenden positiven Dynamik zu rechnen ist. Solange es keine überraschenden externen Krisen gibt, ist mit einem sehr positiven Konjunkturverlauf für 2014 zu rechnen.

Trotz der positiven Konjunkturaussichten dürfen diverse Risikofaktoren nicht ausser Acht gelassen werden. Erst nach der Regierungsbildung in Berlin wird die Richtung der Krisenbewältigung in der Eurozone zu erkennen sein. Aber egal, wie diese ausfällt: Der wirtschaftliche Krebsgang auf den EU-Märkten wird weitergehen. Die strukturellen Probleme wird man kaum anpacken; Länder wie Spanien, Italien und Frankreich müssen mit einer langen Stagnation rechnen. Die US-Wirtschaft erholt sich dagegen zunehmend, für 2014 ist mit Wachstumsraten um die 3 Prozent zu rechnen. Ein grosser Unsicherheitsfaktor bleibt die Fiskalpolitik, wie die Auseinandersetzungen im Oktober gezeigt haben. Die globalen Finanzmärkte werden hinsichtlich des Zeitpunkts und der Auswirkungen einer Drosselung der monatlichen Anleihekäufe durch die Fed (Tapering) verunsichert bleiben.

Die Schweizer Wirtschaft sollte ihr gegenwärtiges Expansionstempo von etwa 2 Prozent bestätigen können. Dabei dürfte die zu erwartende nachlassende Dynamik beim Privatkonsum durch eine anziehende Auslandsnachfrage aufgefangen werden können. Dafür spricht jedenfalls die sich abzeichnende Belebung der Weltwirtschaft. Dies dürfte sich auch positiv auf die Investitionstätigkeit am Standort Schweiz auswirken.

Der Steuerstreit bleibt eine der grössten Herausforderungen für den Schweizer Finanzplatz. Daneben stellt ein allfälliger, starker Zinsanstieg ein erhebliches Risiko dar. Betroffen wäre davon nicht nur der Immobilienmarkt. Zu befürchten wäre vielmehr, dass ein solcher Zinsanstieg tiefe Spuren in den Bankbilanzen hinterlässt sowie zu empfindlichen Verlusten bei den Pensionskassen führt.

Weiterhin gut. Wir rechnen mit einer leichten Wachstumsbeschleunigung in Richtung 0,6 Prozent pro Quartal, nach rund 0,5 Prozent im zweiten Halbjahr 2013. Im Vorjahresvergleich dürfte das Schweizer Wirtschaftswachstum damit im ersten Halbjahr 2014 rund 2,1 Prozent betragen – das Wachstum im ersten Halbjahr 2013 2,0 Prozent.

Die Negativrisiken gründen weiterhin stark auf der Aussenwirtschaft. Eine anhaltende Wachstumsschwäche in den Emerging Markets oder eine erneute Zuspitzung der Eurokrise würde auch das Schweizer Wachstum dämpfen. Ein ernstzunehmendes Risiko ist auch darin zu sehen, dass die globalen und Schweizer Zinsen wesentlich stärker und schneller steigen als erwartet, etwa im Zuge des angekündigten FED-Taperings. Damit würde auch das grösste binnenwirtschaftliche Risiko, eine Immobilienkrise, deutlich steigen. Von regulatorischer Seite drohen Unannehmlichkeiten, sollten die zahlreichen Volksinitiativen mit wirtschaftspolitisch bedenklichem Inhalt angenommen werden.


WIRTSCHAFT l UZ

Die meisten Branchen blicken einer anziehenden Dynamik entgegen, so auch der Tourismus.

3. Für welche Branchen erwarten Sie einen Aufwärtstrend, für welche einen Abwärtstrend?

4. Wie wird sich der Franken in den nächsten sechs Monaten zu den wichtigen anderen Währungen entwickeln?

Sowohl die traditionellen Exportbranchen Maschinenbau, Metallverarbeitung und Chemie wie auch das Beherbergungsgewerbe gehen besseren Zeiten entgegen. In der Bauwirtschaft und auch in der Uhrenindustrie ist mit einer Stagnation zu rechnen.

Mit der erwarteten Beruhigung an den Märkten und den besseren Konjunkturaussichten in der EU wird sich der Franken langsam abwerten.

Der Tourismus scheint die Talsohle überwunden zu haben und verzeichnet sowohl bei den inländischen wie auch bei den ausländischen Gästen eine Zunahme. Auch in der Industrie häufen sich die Anzeichen für eine Besserung, nicht zuletzt in der Metall- und Maschinenindustrie. Auf Hochtouren läuft weiterhin die Bauwirtschaft.

Wir erwarten keine bedeutenden Veränderungen bei den Wechselkursen. Insbesondere dürfte der Franken bis auf weiteres einige Rappen über der Kursuntergrenze zum Euro verharren.

Die Favoriten bleiben die gleichen wie in den Vorquartalen, an der Spitze die Pharmabranche mit robusten Aussichten. Die Nahrungsmittel- und Chemieindustrie gehören auch zu den Branchen, die einen optimistischen Ausblick liefern. Die Bankenbranche geht dagegen weiterhin durch eine Konsolidierungsphase mit hohem Margendruck, die MEM-Industrie dürfte sich leicht erholen, aber auch hier bleibt der Margendruck bestehen.

Es ist davon auszugehen, dass der Frankenkurs sich weiterhin in einer engen Spanne von 1,20 und 1,25 gegenüber dem Euro und 0,90 bis 0,95 gegenüber dem US-Dollar seitwärts bewegt. Solange der Euroraum sich nicht signifikant erholt, wird die EZB die geldpolitischen Zügel nicht anziehen. Daher ist auch nicht mit einer Aufhebung der Franken-Untergrenze zum Euro zu rechnen.

Es zeichnet sich immer deutlicher ab, dass sich die Konjunktur in der Eurozone endlich erholt. Da die Eurozone immer noch der mit Abstand wichtigste Absatzmarkt für Schweizer Exporteure darstellt, dürften die exportorientierten Branchen in den nächsten Monaten von einer steigenden Nachfrage profitieren. Die Baubranche kämpft dagegen mit gewissen Sättigungstendenzen.

Die Schweizer Wirtschaft wächst mit 2 Prozent, die Zeiten fallender Konsumentenpreise neigen sich langsam, aber sicher dem Ende zu und die Lage in Europa ist längst nicht mehr so krisenhaft wie noch vor zwei Jahren. Damit verlieren die bei der Einführung der Wechselkursuntergrenze genannten Argumente zunehmend an Kraft. In Anbetracht dessen rückt ein Ende der Wechselkursuntergrenze immer näher. Aufkommende Diskussionen um einen Ausstieg der Nationalbank aus der aktiven Wechselkurspolitik könnten unterdessen zu mehr Volatilität führen.

Einen richtigen Abwärtstrend sehen wir eigentlich für keine Branche. Von den grossen Branchen dürfte die Baukonjunktur 2014 etwas an positiver Wachstumsdynamik verlieren und die Chemie- und Pharmabranche sowie der Finanzsektor in etwa gleich stark wachsen wie 2013. Für die meisten anderen Branchen gehen wir von einer anziehenden Dynamik aus, das gilt insbesondere für die exportorientieren Bereiche des verarbeitenden Gewerbes, aber auch für den Handel und Tourismus.

Gemessen am handelsgewichteten nominalen Aussenwert erwarten wir für das gesamte erste Halbjahr 2014 im Vorjahresvergleich eine leichte Abwertung von 0,6 Prozent. Gegen Ende des zweiten Quartals dürfte der Aussenwert um 1,5 Prozent tiefer liegen als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. In Relation zum Euro rechnen wir mit etwa 1,25 Franken/Euro, gegenüber dem US-Dollar und Yen gehen wir gegen Ende des zweiten Quartals 2014 von Relationen um 0,98 Franken/US-Dollar beziehungsweise 0,96 Franken/100 Yen aus.

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Foto: Valais/Wallis Promotion/Christian Perret


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UZ l WIRTSCHAFT

Der Tourismus hat die Talsohle überwunden. Inländische wie ausländische Gäste werden 2014 zunehmen.

Dr. Yngve Abrahamsen, Leiter Prognosen

Dr. Caesar Lack, Leiter Macroeconomic Research Schweiz, UBS

Dr. Michael Grampp Chefökonom Deloitte AG Schweiz

Dr. Felix Brill, Chefökonom

Alexis Bill Koerber, Senior Economist

Foto: Valais/Wallis Promotion/Christian Perret

5. Wie wird sich der Binnenmarkt im gleichen Zeitraum entwickeln?

6. Wie sehen Sie die Zinsentwicklung in der Schweiz und in Europa in den kommenden sechs Monaten?

Der Binnenmarkt war sehr lange eine grosse Stütze für die Wirtschaft. Diese Rolle wird allmählich die Exportwirtschaft übernehmen. Die Aussichten sind dennoch gut: Wir rechnen mit einer Stabilisierung der binnenorientierten Produktion.

Die Zinsen – vor allem die längerfristigen – werden weiter steigen. Da die Inflationsraten aber niedrig bleiben, hält sich der Anstieg in Grenzen.

Der Binnensektor ist weiterhin der Motor der Gesamtwirtschaft. Dort entstehen auch viele neue Stellen, speziell im Gesundheits- und Sozialwesen, im Autogewerbe, in der Informatik, in der öffentlichen Verwaltung, im Unterrichtswesen und im Bausektor.

Die kurzfristigen Zinsen dürften noch mindestens zwei Jahre bei Null verharren, am langen Ende der Zinskurve sehen wir einen gemächlichen Anstieg.

Der Binnenmarkt wird weiterhin die wichtigste Basis der Schweizer Wirtschaft sein, unterstützt vor allem durch die Konsumfreudigkeit der Schweizer. Dieser Boom befeuert eine lockere Geldpolitik der SNB mit rekordtiefen Zinsen, obwohl solch eine Boomsituation eigentlich höhere Zinsen erfordern würde. Der weiterhin starke Bevölkerungszuwachs, insbesondere durch die Zuwanderung, unterstützt diese Entwicklung zusätzlich. Da auch keine Inflationstendenzen ausserhalb einzelner Vermögensklassen zu erkennen sind, wird sich die Binnenwirtschaft weiterhin sehr positiv entwickeln.

Nach der überraschenden Leitzinssenkung der EZB auf ein Rekordtief dürfte das Ende der Fahnenstange nach unten erreicht sein. Mit einer Normalisierung der monetären Lage ist in naher Zukunft aber nicht zu rechnen. Aufgrund des schwachen europäischen Wachstumsumfeldes ist in den kommenden sechs Monaten nicht mit einer Zinswende im Euroraum zu rechnen. Die SNB wird die Auswirkungen des EZB-Zinsschrittes auf den Wechselkurs genau beobachten, aber nur bei grossen Änderungen aktiv werden, um eine Erstarkung des Schweizer Frankens zu verhindern. Am Tiefzinsumfeld in der Schweiz wird sich in den kommenden sechs Monaten nichts ändern.

In der Binnenkonjunktur zeichnet sich eine gewisse Beruhigung ab. So dürfte der Privatkonsum zwar weiterhin zulegen, inflationsbereinigte Wachstumsraten von zuletzt fast 3 Prozent sind aber auf Dauer nicht zu erzielen. Auch auf dem Immobilienmarkt gibt es immer mehr Anzeichen, dass die Baukräne nicht mehr ungebremst in den Himmel wachsen.

Während die Europäische Zentralbank die Leitzinsen zuletzt noch einmal gesenkt hat, stehen die amerikanischen und britischen Pendants in den nächsten Monaten vor der Herausforderung, den Ausstieg aus ihren Anleihenkaufprogrammen in Angriff nehmen zu müssen. Dies sollte zusammen mit der sich abzeichnenden konjunkturellen Belebung und wahrscheinlich wieder leicht steigenden Inflationsraten zu tendenziell steigenden Kapitalmarktzinsen auch in Europa führen.

Weiterhin sehr robust.

Die Schweizer Zinsen (10-Jahres-Bundesobligationen) werden moderat steigen und gegen Ende des zweiten Quartals 2014 bei etwa 1,4 Prozent liegen. Für die Eurozone als gesamtes dürften sich die Zinsen hingegen kaum bewegen. Allerdings wird der gegenwärtig in den Zinsen enthaltene Risiko Spread zurückgehen und die realwirtschaftlich geprägte Komponente steigen.



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UZ l EXPORT

FREIHANDELSABKOMMEN

Exporteure verpassen Sparpotential Schweizer Unternehmen sind Export-Profis. Freihandelsabkommen helfen, Zölle zu sparen. Allein das Abkommen mit dem wichtigsten Handelspartner, der EU, spart eine Milliarde Euro. Doch eine aktuelle Studie zeigt, dass es auch hundert Millionen mehr sein könnten.

TEXT YVONNE VON HUNNIUS

Knappe Margen, Qualitätsanspruch, Innovationsdruck – die Schweizer Exportwirtschaft muss ihre Erzeugnisse mit harten Bandagen im internationalen Wettbewerb positionieren. Und Freihandelsabkommen können helfen, Zölle und bares Geld zu sparen. Gerade auf dem grössten Absatzmarkt der Schweiz, der Europäischen Union, schlägt dies allein im Industriebereich mit knapp einer Milliarde Euro zu Buche. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie des Schweizer Aussenhandelsförderers Switzerland Global Enterprise (S-GE) und der Universität Zürich. Genau angeschaut wurden die Exporte nach Deutschland, Frankreich, Italien, Österreich und Grossbritannien im Jahr 2012. Doch es könnte mehr sein, sagt Patrick Ziltener, Privatdozent an der Universität Zürich und für die Studie verantwortlich. Sogar 100 Millionen Euro zusätzlich könnten Unternehmen jährlich einsparen, würden sie alle Vorteile des Freihandelsabkommens mit der EU nutzen. Abkommen zahlen sich aus Das Freihandelsabkommen für industrielle Güter mit der EU existiert seit 1972. Das bedeutet laut S-GE-Geschäftsführer Daniel Küng einen verbesserten Marktzugang, geringere Zölle, Vereinfachung der Zollprozeduren, besserer Schutz des geistigen Eigentums und generell höhere Rechtssicherheit. Ein Agrarabkommen hat dies 1999 auch für Landwirtschaftsprodukte umgesetzt. Freihandelsabkommen gibt es insgesamt mit 29 Staaten. Im letzten Jahr ist China hinzugestossen. Momentan wird mit Indonesien, Russland und Indien verhandelt. Die Hoffnung stützt sich darauf, dass jede Ratifizierung sich in barer Münze auszahlt. Und tatsächlich: Eine Studie des Staatssekretariats für Wirtschaft (SECO) bestätigte, dass sich das jährliche Handelsvolumen während der ersten vier Jahre nach Inkrafttreten des Abkommens durchschnittlich um 10 Prozent steigert. Exporthimmel ist bewölkt Gerade jetzt sind positive Impulse gefragt, hat es doch die erfolgsverwöhnte Schweizer Exportbranche in den letzten Monaten gebeutelt: Drei Quartale mit rückläufiger Entwicklung mussten weggesteckt werden. Die Eidgenössische Zollverwaltung konnte jedoch für das Herbstquartal zaghafte Ent-

warnung geben und veröffentlichte ein Plus von 1,3 Prozent. Die Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (KOF) sieht auch für die kommenden Monate eine Erholung: Anziehende Exporte würden die Schweizer Wirtschaftsexpansion bald wieder stärker mitbestimmen. Wohlbemerkt schwächelt momentan der Warenverkehr mit der EU in beide Verkehrsrichtungen. Und das, wobei 55,5 Prozent aller Ausfuhren in EU-Staaten gehen. S-GE-Geschäftsführer Küng sagt: «Freihandelsabkommen sind für die Schweizer Exportwirtschaft wichtiger denn je, zumal die WTO-Verhandlungen seit einiger Zeit ins Stocken geraten sind.» Insbesondere für die Textilindustrie und den Bereich Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie sowie Fahrzeuge sei die Nutzung von enormer Bedeutung.

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Freihandels-

abkommen sind für die Schweizer Exportwirtschaft wichtiger denn je, zumal die WTOVerhandlungen

Nutzung bedarf Ressourcen In dieser Situation dürfte die Nachricht über brach liegendes Einsparpotential so manchen Exporteur sofort zu den Büchern greifen lassen, um zu prüfen, ob alle Optionen wahrgenommen werden. Doch so einfach ist das nicht. Unter Experten ist man sich einig, dass die Regeln der Freihandelsabkommen schon für grosse Firmen eine Herausforderung sind – erst recht für KMU. Herauszufinden, wie davon zu profitieren ist, braucht Ressourcen. Die Abkommen haben nicht für alle Produkte und Sektoren Gültigkeit und werfen auch logistische Fragen auf. Neben der Beantragung der entsprechenden Dokumente braucht allein diese Recherche Zeit. Grosses Informationsbedürfnis bei KMU KMU nehmen die Erleichterungen tendenziell seltener in Anspruch als grosse Unternehmen, das belegen laut Wissenschaftler Patrick Ziltener Untersuchungen regelmässig. Für Grosse lohnt es sich schlicht eher, in diesem Gebiet Kompetenzen aufzubauen. Andererseits glauben manche Unternehmen fälschlicherweise, die Einsparungen seien vernachlässigbar. Um das Bild zurechtzurücken, standen noch Ende November für Experten und Unternehmer S-GE-Foren in St. Gallen und Lausanne an. Das spezielle Online-Tool «Trade4Free» soll bei der Nutzung von Zolleinsparungen helfen. Der Bedarf besteht: Bei S-GE sind im Verlauf von 2013 im Vergleich zum letzten Jahr bereits doppelt so viele Anfragen zu Freihandelsanliegen eingegangen, bestätigt Geschäftsführer Küng.

seit einiger Zeit ins Stocken geraten sind. Daniel Küng, Geschäftsführer von S-GE

Die Schweizer Exportindustrie könnte dank Freihandelsabkommen noch mehr sparen. Foto: Bilderbox.de


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E U R O PA Ü B E R D E N K T F Ö R D E R U N G E R N E U E R B A R E R E N E R G I E N

Einspeisevergütung im Stresstest Die Förderung erneuerbarer Energien in Deutschland wird immer teurer. Die künftigen Partner der Grossen Koalition wollen den Anstieg der Energiekosten nun dämpfen. Doch dabei stossen sie auf Kritik von allen Seiten. Damit nicht genug: Die EU-Kommission hat Vergünstigungen für industrielle Grossverbraucher auf den Prüfstand gestellt.

TEXT ULRICH GLAUBER, FRANKFURT

Ein wenig geht es den deutschen Politikern wie Wieland Goethes Zauberlehrling. Mit Garantien beim Preis für gelieferten Öko-Strom wollten sie die Investitionen in die Energiewende beflügeln. Über eine Umlage müssen das die Verbraucher bezahlen. Durch den Boom bei der Errichtung von Sonnen- und Windenergieanlagen ist das System jedoch so teuer geworden, dass der Preis für Elektrizität den Privatkonsumenten wie der Wirtschaft über den Kopf zu wachsen droht. Doch es fehlt eine wirksame Formel, wie die Kostenexplosion in den Griff zu bekommen ist. Dass es nicht wie bisher weitergehen kann, ist allen Beteiligten klar. Die ungedeckelte Förderung der Erneuerbaren hat zu einer paradoxen Situation geführt. Da sich Strom nun mal nicht wie auf einem Konto ansparen lässt, muss Deutschland ihn zu manchen Zeiten an die Nachbarländer verschenken. Doch je billiger die Energie auf dem freien Markt wird, desto höher ist die Differenz zur garantierten Einspeisevergütung für die Erzeuger von Solar- und Windenergie. Der Preis für die Elektrizität klettert deshalb durch die steigende Umlage ständig. Kürzung beim Ausbau der Windenergie Im Jahr 2000 zahlte ein Drei-Personen-Haushalt in Deutschland durchschnittlich knapp 14 Cent für eine Kilowattstunde Strom, inzwischen sind es fast 30 Cent (37 Rappen). Innerhalb der EU müssen nur die Dänen etwa gleichviel berappen. Das liegt vor allem auch an der Öko-Umlage, die bei rund 5,3 Cent pro Kilowattstunde angelangt ist. Das sie auch 2014 steigen wird, ist vorprogrammiert (siehe Kasten). Dass eine Änderung bei den Einspeisevergütungen nötig ist, hat sich auch in Berlin herumgesprochen. «Eines der ersten grossen Projekte der neuen Bundesregierung wird eine Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) sein», hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) versprochen. Auch wenn die Grosse Koalition noch nicht in trockenen Tüchern ist, sind die Reformpläne der Fachpolitiker aus den Unionsparteien CDU/CSU und der SPD bereits bekannt. Im ersten Schritt soll Windenergie an Land wie auf hoher See weniger Hilfen erhalten. Allein die Zahl neuer Offshore-Windparks in Nord- und Ostsee soll bis 2030 fast halbiert werden. Auch bei der Förderung von BiomasseAnlagen wird der Rotstift angesetzt. Zug um Zug sollen sich sämtliche Betreiber von Ökostrom-Anlagen vom bisherigen System der garantierten Abnahmepreise verabschieden. Bei der Solarenergie steht ohnehin bereits fest, dass ab 52 000 Megawatt installierter Leistung mit Subventionen – vermutlich in drei oder vier Jahren – Schluss ist.

Murren von allen Seiten Wenn Murren von allen Seiten ein Zeichen für die Ausgewogenheit einer politischen Entscheidung ist, haben die Verhandler in Berlin alles richtig gemacht. Der Bundesverband der Verbraucherschützer rechnet mit geringen Preiseffekten. Teuer sei besonders die Förderung bestehender Anlagen, die aber nicht angetastet werde. «Da wird schon das Richtige getan, es bringt nur nicht so viel», sagt Energie-Experte Holger Krawinkel. Für die Ökostrom-Branche wiederum kommt die Beschleunigung der Energiewende zu kurz. «Durch die Bremsmanöver bei Windenergie und Biomasse wird die Energiewende deutlich an Fahrt verlieren», prophezeit der Geschäftsführer des Bundesverbandes Erneuerbare Energien, Hermann Falk. Die fünf Nordländer Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg und Bremen, die mehr als 40 Prozent der deutschen Windkraftleistung beisteuern, sind von den Plänen ebenfalls nicht angetan. Sinkende Vergütungen sind aber auch nicht im Interesse der südlichen Flächenländer, die noch Nachholbedarf haben. «Das Potential der vorhandenen guten Windkraftstandorte im Süden bleibt dann ungenutzt, und wir müssen einen enormen Zubau der Transportnetze finanzieren», sagt der baden-württembergische Umweltminister Franz Untersteller (Die Grünen). Er warnt vor zu grosser Distanz zwischen Stromerzeugung im Norden und den industriellen Grossverbrauchern im Süden. Zufrieden kann lediglich die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft sein. Die Sozialdemokratin aus dem ehemaligen Kohle- und Stahlland scheint ihr Ziel durchsetzen zu können, dass auch Kohlekraftwerke als Reserve für sonnen- und windarme Tage im Spiel gehalten werden. Industrie muss Brüssel fürchten Die Unternehmer sind mit den bisher bekannt gewordenen Reformplänen ebenfalls nicht einverstanden. «Die Vereinbarungen zur Energiewende bringen nur leichte Verbesse-

Durch den Boom bei der Errichtung von Sonnenund Windenergieanlagen ist das System so teuer geworden, dass der Preis für Elektrizität den Privatkonsumenten wie der Wirtschaft über den Kopf zu wachsen droht.

T E U R E R T R A N S F O R M AT O R Die Förderung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz beträgt in Deutschland in diesem Jahr laut dem Energie-Branchenverband BDEW gut 20 Milliarden Euro. Die Kosten dafür tragen die privaten, öffentlichen und industriellen Stromverbraucher mit einer Umlage von 5,3 Cent pro Kilowattstunde. 2014 wird sie sich auf 6,24 Cent belaufen und könnte laut Prognose der Netzbetreiber im übernächsten Jahr auf knapp sieben Prozent steigen. Das wären 280 Euro an zusätzlicher Belastung für einen Durchschnittshaushalt. Foto: zVg


CLEANTECH SPECIAL

rungen am Status quo, sind aber weit von einer echten Reform entfernt», moniert der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertags, Eric Schweitzer. Dabei sind viele energieintensive Unternehmen in Deutschland bisher ungeschoren davongekommen. Aus Angst vor dem Verlust der Konkurrenzfähigkeit ganzer Branchen hat die deutsche Regierung eine Reihe von Betrieben von der Umlage befreit. Das Forum ökologisch-soziale Marktwirtschaft beziffert das Gesamtvolumen der Industrievergünstigungen im laufenden Jahr auf über fünf Milliarden Euro, die von den anderen Stromkonsumenten mitbezahlt werden müssen. Diese Regelung hat allerdings die Wettbewerbshüter in Brüssel auf den Plan gerufen. Deutschland droht in den nächsten Wochen ein Verfahren der EU wegen der milliardenschweren Industrie-Rabatte beim Ökostrom. Sollte die EU die Freistellungen als verbotene Staatshilfe werten, könnte sie die Unternehmen verdonnern, die Subventionen zurückzuzahlen. Kritiker bemängeln ohnehin, dass auch Firmen keine Umlagen zahlen, die gar nicht im internationalen Konkurrenzkampf stehen.

EUROPA l UZ

Mit Abwanderung gedroht Das EU-Verfahren setzt Berlin noch mehr unter Reformdruck. Sollte Brüssel die nachträgliche Zahlung der Ökostromumlage durch die bisher befreiten Unternehmen anordnen, wird das teuer für die Industrie. Die Giganten drohen ohnehin schon mit Abwanderung. Falls der Chemieriese BASF künftig nicht mehr von der ÖkostromUmlage befreit werden sollte, könnte der Ludwigshafener Konzern seine Produktion nach den Worten seines Vorstandsvorsitzenden Kurt Bock teilweise ins Ausland verlagern. Allein am Produktionsstandort Ludwigshafen drohen laut Bock Mehrkosten von fast 400 Millionen Euro durch die EEG-Umlage. Laut Torsten Henzelmann wird allerdings nichts so heiss gegessen, wie es gekocht wird. «Die deutschen Unternehmen werden auf höhere Strompreise nicht mit Abwanderung reagieren. Sie werden investieren. In vielen Industriezweigen sehen wir noch deutliches Potenzial für mehr Energie-Effizienz», meint der Partner bei der Unternehmensberatung Roland Berger in München.

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ÖKOBILANZEN

Lebenszyklus unter der Lupe Die Nachfrage nach Nachhaltigkeit ist hoch. Die Umweltauswirkungen eines Produkts oder einer Tätigkeit zu messen, ist aber aufwendig. Die Datenbank ecoinvent legt mit ihren Inventardaten einen wichtigen Grundstein für das Erstellen von Ökobilanzen. Die dritte Version der Datenbank ist nun erschienen.

TEXT SALOME KERN

Wie umweltverträglich ist der allmorgendlich getrunkene Kaffee? Die Empa nahm vor einigen Jahren den Kaffee mit Hilfe der Ökobilanz und ecoinvent unter die Lupe. Resultat: Auf den Inhalt kommt es an. Die Wahl des Kaffees beeinflusst die Ökobilanz viel stärker als die Wahl zwischen Kapsel, Vollautomat und Filterkaffee. Das Instrument der Ökobilanz hilft, Ressourcenverbräuche und Emissionen entlang des Lebensweges eines Produktes quantifizierbar zu machen und nimmt den gesamten Lebensweg unter die Lupe. Dazu gehören beispielsweise der Energieverbrauch beim Transport, die Materialien für die Produktion oder die Kehrrichtverbrennungsanlage. Fast 6 500 Nutzern aus der ganzen Welt Um eine Ökobilanz rascher erstellen zu können, wird, wo immer möglich, auf bestehende Ökoinventardatensätze zurückgegriffen. Mit fast 6 500 Nutzern aus der ganzen Welt ist ecoinvent die führende Ökoinventardatenbank dieser Art. Vom Kleinstunternehmen aus dem Umweltsektor bis zum internationalen Konzern wird die Datenbank genutzt. Behörden, Unternehmen oder Berater können den Lebenszyklus des Produktes anhand der Datensätzen von ecoinvent rascher und detaillierter berechnen. Mit Hilfe einer solchen Analyse erkennen sie, wo Umweltbelastung entsteht, und können anschliessend bei der Weiterentwicklung des Produktes gezielt dort ansetzen.

Diesen Frühling wurde bereits die dritte Version von ecoinvent aufgeschaltet. Die Datenbank ist noch grösser und viel flexibler ausbaubar. «Wir haben nun mehr internationale Daten, vorher lag der Fokus stärker auf der Schweiz und Europa», sagt Linda Wegelin, Leiterin Marketing und Verkauf von ecoinvent. Die Trägerinstitutionen von ecoinvent, namentlich Agroscope, Empa, EPF Lausanne, ETH Zürich und das Paul Scherrer Institut (PSI), haben zu dieser Internationalisierung der Datensätze massgeblich beigetragen. Dank dem PSI sind nun 90 Prozent der Elektrizitätsproduktion weltweit durch nationale Strommixe abgedeckt. Erweiterungen hat es auch in den Bereichen biogene Treibstoffe, Lebensmittel, Chemikalien und Personentransporte gegeben. Datenbank als Innovationstreiber Ökobilanzen können sehr aufwendig werden, trotzdem interessieren sich immer mehr Unternehmen für die Umweltfreundlichkeit ihrer Produkte und nutzen dafür das Instrument der Ökobilanz. Grund dafür sind die erhöhte Nachfrage der Konsumenten nach «grünen» Produkten, die Politik, aber auch wirtschaftliche Überlegungen. Karton oder Plas-

Die Wahl des Kaffees beeinflusst die Ökobilanz viel stärker als die Wahl zwischen Kapsel, Vollautomat und Filterkaffee. Fotoquelle: Bilderbox.de


CLEANTECH SPECIAL tik? Strasse oder Schiene? Steht ein Unternehmen vor der Frage, wie es seine Produkte umweltfreundlich verpacken oder transportieren kann, bietet ecoinvent die Basis, um eine entsprechende Lösung zu finden. Der ganze Aufwand für eine entsprechende Ökobilanz lohnt sich, wenn das Unternehmen die Auswertung auch gezielt umsetzt. Die Datenbank kann damit zum Innovationstreiber werden. Denn dank der Recherche in der Datenbank kann ein neues, umweltverträglicheres Produkt oder eine Dienstleistung entstehen. Der CO2-Fussabdruck von Spargeln, Kopfsalat und Gurken lässt sich massgeblich verbessern, wenn Transportwege und Treibhäuser überdacht werden. Dies erfuhr Coop, nachdem er die ETH-Zürich-Forscherin Franziska Stoessel damit beauftragt hatte, Ökobilanzen für Früchte und Gemüse zu er-

ÖKOBILANZEN IM EINKAUF Was ist umweltfreundlicher, die Tomate aus den Niederlanden oder die aus Spanien? Gemeinsam mit dem Institut für Umweltingenieurwissenschaften der ETH Zürich hat Coop 2009 solche Fragen erforscht. Die Agronomin Franziska Stössel hat dafür Daten gesammelt und Ökobilanzen erstellt. 26 Früchte und Gemüse und Einzelprodukte des Sortiments von Coop hat sie unter die Lupe genommen und berechnet, welchen Einfluss die Produkte auf die Ökosysteme haben. Ziel des Detailhändlers war es, mit den Ergebnissen sein Sortiment zu verbessern und ökologischer zu gestalten. Die zehn Gebote der Beschaffung «Für den Einkauf wurden zehn Faustregeln festgelegt, welche bei der Beschaffung zu berücksichtigen sind», sagt Ramón Gander von Coop. «Zudem haben wir ein einfaches Tool, um Beschaffungsentscheide zu unterstützen.» Coop hat das Sortiment angepasst, Veränderungen sind in der Beschaffung passiert. «Es wurden diverse Projekte zur Reduktion von Flugwaren durchgeführt, das Thema Wasserknappheit wurde umfassend neu angegangen und ein System von Wasseraudits und diverse Wasserprojekte aufgebaut.» Eine weitere Massnahme ist auch die Deklaration von Flugware mit dem byAir Logo. Coop wird Ökobilanzen auch in Zukunft nutzen, um Beschaffung punktuell zu verbessern.

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INNOVATION l UZ

stellen. Erkenntnisse aus der Studie wurden umgehend in die Tat umgesetzt. So werden weisse Spargeln zum Beispiel nur noch mit dem Schiff importiert. Für Unternehmer, die selten mit Ökobilanzen arbeiten, sind die vielen Daten allerdings nicht einfach zu verstehen. Deshalb gibt es Öko-Design Software oder CO2-Fussabdruck-Rechner, die die Umweltwirkungen vereinfacht aufzeigen. «Ökobilanz-Experten arbeiten eher mit Öko-DesignSoftwares», sagt Linda Wegelin von ecoinvent. Ein Beispiel dafür ist e-Dea, kurz für «Everybody can Design with Environmental Awareness». Die Software bietet auch NichtExperten die Möglichkeit, die Umweltverträglichkeit ihres Produktes zu evaluieren oder gar ein neues anhand der Resultate zu kreieren. Nutzer sind gleichzeitig Lieferanten Die Datensätze in der ecoinvent-Datenbank basieren auf Industrieangaben, ergänzt durch Informationen aus Umweltberichten, Statistiken und weiterer Literatur. Damit die Qualität in der Datenbank ecoinvent erhalten bleibt, stehen Transparenz und Kontrolle zuoberst. Nutzer können gleichzeitig auch Lieferanten werden und ihr Wissen einspeisen – und damit die Daten präziser machen. Alle Daten werden vor der Integration in die Datenbank durch mindestens zwei Editoren geprüft. Ecoinvent ist keine neue Erfindung. Bereits seit mehr als zehn Jahren bietet das Kompetenzzentrum von Empa, Agroscope, EPF Lausanne, ETH Zürich und dem PaulScherrer-Institut mit seiner Datenbank Unternehmen die Möglichkeit, Produkte und Dienstleitungen mehr in Einklang mit der Umwelt zu bringen. Seit Juni 2013 ist ecoinvent neu organisiert als ein Non-Profit-Verein. «Wir wollen die Daten zu einem möglichst erschwinglichen Preis zur Verfügung zu stellen», sagt Wegelin.

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Wir wollen

die Daten möglichst erschwinglich zur Verfügung stellen. Linda Wegelin, Marketing & Sales Manager von Ecoinvent


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G L O B A L C L E A N T E C H C L U S T E R A S S O C I AT I O N

Prinz Charles setzt auf Grün Die P80 will künftig vermehrt in grüne Technologien investieren. Der von Prinz Charles initiierte Zusammenschluss von Pensionskassen, Staatsfonds und institutionellen Investoren lanciert gemeinsam mit der Global Cleantech Cluster Association die Global Technology Deployment Initiative.

TEXT CHRISTIAN HÄUSELMANN *

Das heutige Marktumfeld setzt die traditionellen Geschäftsmodelle von institutionellen Investoren wie Pensionskassen und Staatsfonds zunehmend unter Druck. Auf der einen Seite erzielen sichere Anlagen zu wenig Rendite, auf der anderen Seite wollen die Anleger vermehrt wissen, wie ihre Gelder investiert werden. Prinz Charles hat deshalb 2007 die Initiative P80 lanciert. Heute bringt P80 über achtzig der grössten Pensionskassen, Staatsfonds und institutionellen Investoren weltweit zusammen. Ziel ist es, im Dialog neue Finanz-Mechanismen zu entwickeln für sichere, langfristige und nachhaltige Anlagen.

strategie für weltweite Projekte in erneuerbaren Energien. Auch grosse Pensionskassen in Dänemark haben ihre Investments in Energieund Infrastrukturprojekte in den letzten Jahren verdoppelt. Sie erzielen damit inzwischen eine höhere Rendite als mit traditionellen Investitionen. Wird nun die anhaltende Finanzierungshürde für Projekte im Bereich der Energieeffizienz und der erneuerbaren Energien gelöst?

Weichen werden neu gestellt Diese Hinwendung der Investoren zu Cleantech und erneuerbaren Energien ist mit einer bedeutenden Aufklärungsarbeit verbunden. Dabei geht es um vielseitige legale, finanzielle und prozess-technische Fragen. Nur ein Beispiel von vielen: Wie erzielt ein Infrastrukturprojekt Auch Schweizer Firmen mit der Umrüstung herkömmlicher profitieren Strassenlaternen auf moderne LEDNun will die P80 Group Foundation die Entwicklung in Richtung Strassenleuchten eine sicherere einer grünen Wirtschaft beschleuund höhere Rendite als die heute benigen. Sie hat die Global Technokannten und für Pensionskassen inlogy Deployment Initiative lanvestierbaren Finanzinstrumente? Das Verständnis für diese neue Meciert. Diese soll bewährte Technochanik muss auf Seiten der Investologien, welche bereits erfolgreich ren, Gesetzgeber, Projektentwickler in einem Markt eingeführt sind, und Unternehmer zuerst aufgebaut schneller in weitere Märkte weltwerden. Doch die Logik hinter solweit bringen. Dorthin, wo sie heuchen Anlageentscheidungen ist bete aufgrund fehlender finanzieller reits heute mit Zahlen und Fakten Mittel oder fehlendem politischen Willen nicht implementiert sind. belegbar. Nun wirft auch Prinz Die vom Wirtschaftsverband Charles, schon lange ein Vorreiter swisscleantech lancierte Global der nachhaltigen Wirtschaft, sein Cleantech Cluster Association Gewicht in die Cleantech-Waag(GCCA) unterstützt die Global schale. Technology Deployment Initiative Klar ist: Die Weichen der globalen Finanzmechanismen werden aktiv. Deshalb hat sie nun eine Die von Prinz Charles gegründete P80 setzt verstärkt auf Cleantech. heute neu gestellt. Das hochqualienge Zusammenarbeit mit der P80 (Das Bild entstand bei einem Besuch in Indien.) fizierte Schweizer Know-how am Group Foundation vereinbart, die Finanzmarkt in Kombination mit der in Little Rock in Arkansas ihren Sitz hat. Foundation und der GCCA indexierte Energiewende bieten eine einmalige AusDabei wird die GCCA über ihr bereits 50 Portfolios entwickelt und für institutiogangslage, die es proaktiv zu packen gilt. Cluster und 10 000 Cleantech-Firmen umnelle Anleger investierbar gemacht werfassendes Netzwerk Firmen und Projekden. te identifizieren, in welche die Mitglieder der P80 investieren können. Damit sollen Mehr Rendite für Investoren auch Schweizer Cleantech-Firmen frühEinige grosse institutionelle Anleger ge* Christian Häuselmann ist Mitgründer von zeitig einen direkter Zugang zu diesem hen bereits in diese Richtung. So entwiswisscleantech und der Global Cleantech ckelt der Norwegian Government Pensineuen Investitionsmechanismus erhalCluster Association (GCCA). Der weltweit on Fund Global, der Ölfonds des norweten. Zugleich sollen im Rahmen der Zutätigen GCCA gehören bereits 50 Cluster mit gischen Staates, derzeit eine Investmentsammenarbeit zwischen der P80 Group (AP Photo/Altaf Qadri) über 10000 Mitgliedsunternehmen an.


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U M W E LT A R E N A S P R E I T E N B ACH

Die spektakuläre Eventlocation mit nachhaltiger Wirkung Die Umwelt Arena Spreitenbach ist einzigartig. Als Veranstaltungsort bietet sie den perfekten Rahmen für Firmen- und Familienanlässe, Seminare, Messen und Kongresse – inklusive nachhaltiger Gastronomie und attraktiven Rahmenprogrammen. Profitieren Sie davon, alles aus einer Hand zu erhalten. Die Umwelt Arena veranschaulicht, wie sich Nachhaltigkeit und eine attraktive Eventlocation perfekt vereinen lassen.

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500 eigene Tiefgaragenplätze und E-Tankstellen. Alles aus einer Hand Veranstalter schätzen, dass sie von der Themenführung durch die Ausstellung, über das Catering (www.dine-shine.ch) bis hin zur Testfahrt auf dem Indoor Parcours alles aus einer Hand erhalten. Positiver Nebeneffekt: Die Gäste nehmen eine Fülle an Inspiration und überwältigenden Eindrücken mit. Themenführungen durch die Ausstellungen bringen jedem Besucher viele Informationen und werten jeden Anlass auf. Zur Wahl stehen Allgemeine Führung, Blick hinter die Kulissen, Mein nächstes Auto ist grün!, Bauen und Modernisieren inklusive Haustechnik und Erneuerbare Energien. Als PlusEnergieBau erhielt die Umwelt Arena 2012 den Norman-Forster-Solar-Award sowie den europäischen Solarpreis. Als erstes Ausstellungsgebäude überhaupt trägt die Umwelt Arena das MinergieP-Zertifikat. Erst kürzlich wurde ihr der MILESTONE Umweltpreis 2013 verliehen,

U M W E LT A R E N A SPREITENBACH Öffnungszeiten Besucher: Do/Fr. 10 – 18 Uhr, Sa/So 10 – 17 Uhr; Gruppen/Führungen/ Events: Di-So, nach Vereinbarung. Abweichende Öffnungszeiten und detaillierte Daten Indoor Parcours siehe Website.

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die wichtigste Auszeichnung des Schweizer Tourismus. Die Ausstellungen entwickeln sich ständig Die Umwelt Arena achtet darauf, dass die Ausstellungen, Botschaften und Inhalte stets aktuell und attraktiv bleiben und erarbeitet laufend neue Ausstellungen und Konzepte. Weitere namhafte international tätige Brands kommen in nächster Zeit dazu. Inspiration und Ideen für jeden Besucher gibt es reichlich. Bis bald in der Umwelt Arena.

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CLEANTECH NACHRICHTEN Klimastiftung vergibt 1,2 Millionen Franken Zürich – Mit 1,2 Millionen Franken unterstützt die Klimastiftung Schweiz 18 kleine und mittlere Unternehmen in der Schweiz und Liechtenstein, die sich für das Klima einsetzen. Unter den geförderten Projekten befinden sich fünf Innovationen, darunter die WindRail (Windschiene) von der Firma Anerdgy in Zürich. Die Firma will Windbrechungen und Druckunterschiede an Hausdächern nutzen, um Energie zu gewinnen. Zu den 13 Projekten, bei denen KMU Strom oder CO2 im eigenen Betrieb einsparen, gehören das Basler Läckerli Huus, das seine Produktion in ein neues Minergie-Haus verlagert, und der Milchhof Schaan in Liechtenstein, der von Erdgas auf Fernwärme wechselt. Unternehmen vermarkten neue Technologien gemeinsam Zürich – Neue Gebäudetechnologien machen klimaschonendes Heizen und Kühlen möglich. Von der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich entwickelt, werden sie von einem Konsortium vermarktet. Diese Allianz von zwölf Schweizer Firmen hat sich unter dem Label 2SOL zusammengetan, um die verschiedenen Technologien weiterzuentwickeln und zur Marktreife zu bringen. Es sind Firmen, die unterschiedliches Wissen einbringen, von Geräte- und Systemanbietern über Ingenieur- und Planungsunternehmen bis hin zu Installa-

Kostendeckende Einspeisevergütung (KEV) nur noch während 20 statt 25 Jahren. Für Biomasseanlagen mit Entsorgungsauftrag, die nach dem 1. Januar 2014 in Betrieb gehen, wird die Vergütungsdauer von bisher 20 auf 10 Jahre verkürzt. Für die übrigen Biomasseanlagen ebenso wie für Windenergie-Anlagen und Geothermie-Kraftwerke bleibt die Vergütungsdauer wie bisher bei 20 Jahren.

tionsfirmen. Ihnen gemeinsam ist, dass sie alle vom Ansatz überzeugt sind, Gebäude emissionsfrei heizen und kühlen zu können. Windanlagen stören nicht Bern – 78 Prozent der Anwohner von Windenergiepärken in der Schweiz befürworten die Windenergie. Ein vergleichbar grosser Anteil – 76 Prozent – gibt an, dass die Windkraftanlagen keine oder nur geringfügige Auswirkungen auf das Wohlbefinden hätten. Das geht aus einer Meinungsumfrage hervor, welche die Martin-LutherUniversität Halle-Wittenberg in Zusammenarbeit mit der Universität St. Gallen durchgeführt hat. Die Forscher haben 467 Anwohner befragt, die im Umkreis von höchstens fünf Kilometern von einem Windenergiepark in der Schweiz leben. Wasserversorgung wird zum Milliardenproblem Zürich – Auf die Schweiz kommen Milliardenausgaben zu: Die Wasserversorgung kommt in die Jahre und muss gleichzeitig noch ausgebaut werden. Experten fürchten, dass viele Gemeinden dafür schlecht gerüstet sind. Das zeigt eine Studie des Gottlieb Duttweiler Instituts. Eine Nationalfondsstudie schätzte bereits 2001 die Kosten für Ersatz und Sanierung bestehender Leitungen und Anlagen bis 2030 auf rund 88 Milliarden Franken, hinzu kommen 27 Milliarden Franken für die Gemeindestrassen – alles noch ohne Erweiterungen gerechnet.

Auf die Schweiz kommen Milliardenausgaben zu: Die Wasserversorgung kommt in die Jahre und muss gleichzeitig noch ausgebaut werden. Foto: Bilderbox.de Geothermische Tests sind abgeschlossen St.Gallen – Die Gas-WasserProduktionstests am geothermischen Bohrloch in St.Gallen konnten erfolgreich abgeschlossen werden. Erste Ergebnisse zeigen, dass in der erschlossenen Schicht Wasser vorhanden ist. Erfreulich ist der bedeutsame Wasserzufluss im erschlossenen Malmkalk. Konkrete Angaben zu den effektiven Fliessraten und Wassertemperaturen sind aber erst nach Auswertung

der Testdaten möglich. Das Thermalwasser führt gleichzeitig auch Gas mit. Eine Beurteilung dieser Fliessrate sowie eine Abschätzung der Grösse des Gasreservoirs sind ebenfalls erst nach detaillierter Auswertung der Testdaten möglich. Einspeisevergütung nur noch für 20 Jahre Bern – Photovoltaikanlagen und Kleinwasserkraftwerke, die nach dem 1. Januar 2014 in Betrieb gehen, erhalten die

Nachhaltige Anlagen brauchen internationalen Standard Vaduz – Die CARLO Foundation hat ihren ersten Bericht über nachhaltige Investitionen vorgelegt. Danach wollen 70 Prozent der befragten Investoren verstärkt in nachhaltige Produkte investieren. Damit wächst der Bedarf für ein glaubwürdiges Ratingsystem und Minimumstandards für nachhaltige Finanzprodukte. 81 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass es solche Standards braucht. Insgesamt 84 Prozent sind der Ansicht, dass solche Standards international anerkannt sein sollten. Die CARLO Foundation baut ein Rating für nachhaltige Anlagen auf. «Für uns war immer klar, dass nachhaltige Finanzprodukte neben den sozialen und ökologischen Aspekten durchaus auch wirtschaftlich attraktiv sein können», sagten die beiden Geschäftsführer der CARLO Foundation, Volker Weber und Simon Tribelhorn. Anzeige

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Vaterland und Kaffeerahm VON RUEDI STRICKER

RUEDI STRICKER Der Autor ist Inhaber der Beratungsfirma Stricker Consulting in Güttingen (TG). www.stricker-consulting.ch

Sehr geehrter Herr Bundesrat Es ist mir eine Ehre, Ihnen im Namen der Kulturkommission nachstehend das Ergebnis des Evaluationsverfahrens zur Auswahl einer besonderen Kulturleistung im Zusammenhang mit der Symbolisierung des schweizerischen Volkscharakters zur Kenntnis zu bringen. Auf den letzten von drei Plätzen in der Schlussausmarchung verwiesen wurden die Jasskarten. Jassen ist ein fester Bestandteil unserer Kultur, ohne Kartenspiel würde das soziale Leben im Land verkümmern oder sich in Form von roher Gewalt in Fussballstadien verlagern. Gegen das Jassen spricht jedoch, dass der

Schweizer keine Spielernatur ist und seinen Wohlstand ausschliesslich harter Arbeit verdankt. Und dann sind da noch die Welschen, die sich seit Jahrhunderten weigern, mit normalen Karten zu spielen. Beim zweiten Finalisten handelt es sich um eine Sammlung von Autobahnvignetten. Der betonierte Volkswille und seine Darstellung auf dem starken, quadratischen Format mit der grün umrahmten Autobahnbrücke spielt gekonnt auf ökonomischen Fortschritt und satte Wiesen als Ernährungsgrundlage einer Milch trinkenden Volksgemeinschaft an. In der Schlussabstimmung setzten

Unter dem Stichwort «Kultur und Freizeit» zahlt der Bund auf der Grundlage des BG vom 1.7.1966 über den Natur- und Heimatschutz Beiträge an den Betrieb von Museen, Sammlungen und Netzwerken Dritter und an Projekte zur Bewahrung von wichtigen Kunst- und Kulturgütern.

sich jedoch die Innerrhoder Kommissionsmitglieder durch, die von Autobahnen gleich viel halten wie vom

l Nr. 12 l 2013 l 27 Frauenstimmrecht oder von Bundesbahnen. Klarer Sieger des Wettbewerbs sind die Kaffeerahmdeckeli. Die Kommission war sich einig, dass das gemeinschaftliche Sammeln von Metalldeckeln, deren fast kreisrunde, metallisch glänzende Oberfläche an einen Fünfliber erinnert, den uns eigenen ökonomischen Sachverstand und Pragmatismus auf unvergleichliche Weise zum Ausdruck bringt. Die «Vorderseite der Medaille», oft bedruckt mit Motiven aus Natur und Alltag, dient Jung und Alt zur lehrreichen Erbauung. Die Kommission schlägt daher dem Bundesrat die Ausrichtung des Betrags von 180 000 Franken an den Kafirahmdeckelisammelverein Langrickenbach vor.

Freundliche Grüsse Ruedi Stricker

Promotion

M A ST E R I N E N E RG I E W I RTS CH A F T

Brücke zur Energiebranche Der Master in Energiewirtschaft an der HTW Chur vermittelt ein umfassendes Branchenwissen auf hohem Niveau. Der Studiengang spricht Interessenten aus der Branche wie aus angrenzenden Fachgebieten an.

TEXT KARIN EGGERT *

Die Herausforderungen in der Energiewirtschaft erfordern fachkundige Nachwuchskräfte, die fundiert über die Branche Bescheid wissen. Auf dieses Wissen können Aufgaben und Funktionen aufgebaut werden. Der von der HTW entwickelte Weiterbildungsmaster legt die notwendige Wissensbasis für die zukünftigen Führungskräfte der Branche, aber auch für Fachkräfte anderer Fachgebiete. Weil die zukunftsorientierte Wirtschaftswelt Fachlaute braucht, die «Energieversteher» sind, schliesst der Weiterbildungsmaster diese Wissenslücke. Der Master in Energiewirtschaft ist in der Schweiz

der erste und einzige in dieser Form und erfreut sich seit 4 Jahren eines grossen Zuspruchs. Die Dozierenden sind Experten aus der Branche und garantieren einen hohen Theorie-Praxis-Bezug. Namhafte Institutionen wie VSE, Swisselectric und das Bundesamt für Energie beraten die Weiterbildung als Partner seit dem Aufbau und geben fachlichen Input sowie Empfehlungen zur Weiterentwicklung. Der Studiengang ist in zwei Stufen aufgebaut: dem General Management und den energiespezifischen Modulen. Jede Stufe dauert ein Semester. Eine Masterthesis rundet das Studium ab, in welcher die Studierenden Lösungen für konkrete Themenstellungen aus

Praxisorientierung und Berufsbefähigung werden in diesem Studiengang an der HTW Chur gross geschrieben. Foto: zVg

ihrem beruflichen Umfeld erarbeiten. Die erste Stufe ist eine Weiterbildung in General-ManagementFächern. Sechs Module vertiefen das betriebswirtschaftliche Grundwissen. Themen wie Unternehmensführung, Marketing, Entwicklung und Managementmethodik liefern methodisch und inhaltlich den «betriebswirtschaftli-

chen Werkzeugkasten». Wer bereits über ein betriebswirtschaftliches Studium verfügt, kann direkt in Stufe 2 des Studiums einsteigen. Die zweite Stufe ist das energiespezifische Programm und besteht ebenfalls aus sechs Modulen. Drei behandeln die Energiewirtschaft und ihre Spezialthemen, zwei die Energie-

technik und ein Modul das Energierecht und weitere Rahmenbedingungen der Energiemärkte. Veränderungen in der Branche und aktuelle Themen wie Energiewende und Energiestrategie 2050 fliessen in die Lerninhalte ein. Praxisorientierung und Berufsbefähigung werden in diesem Studiengang gross geschrieben. Zwei mehrtägige Exkursionen bringen das erlernte Wissen vor Ort nahe. Eine mehrtägige Energiehandelssimulation rundet das Studienprogramm ab. Abgeschlossen wird das Studium mit dem Titel «Master of Advanced Studies FHO in Energiewirtschaft». Dieser Titel entspricht den internationalen Standards und ist rechtlich geschützt. Studienorte für die Stufe 1 sind Chur, Rapperswil oder Zürich, Stufe 2 findet ausschliesslich in Zürich statt. * Prof. Dr. Karin Eggert ist Studiengangsleiterin dieses Weiterbildungsprogramms an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Chur (HTW Chur). karin.eggert@htwchur.ch www.energiemaster.ch


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UZ l ENERGIE

C AV E LT I A G S PA R T E N E R G I E K O S T E N

Ein Familienunternehmen mit Umweltbewusstsein Dem Familienunternehmen Cavelti AG ist der sorgfältige Umgang mit Ressourcen besonders wichtig.

Die im st. gallischen Gossau beheimatete Druckerei wird ihren Energieverbrauch um 23 Prozent senken und damit jährlich über 20 000 Franken einsparen. Dank der Teilnahme am KMU-Modell der Energie-Agentur der Wirtschaft (EnAW) profitiert sie als Grossverbraucherin von der Befreiung von kantonalen Detailvorschriften.

Fotos: zVg

TEXT HANSPETER SPÖRRI

Andreas Cavelti, Geschäftsführer der Cavelti AG, räumt gleich zu Beginn des Gesprächs ein: «Drucken kann man nicht ohne Ressourcenverbrauch.» Deshalb sei es richtig, den CO2-Ausstoss zu kompensieren. Das macht das Druckereiunternehmen seit zwei Jahren. Damals trat es dem Netzwerk myclimate bei. Seither produziert es unter dem myclimate-Label sogenannt klimaneutral. Weltweit wird mit dem dafür zu entrichtenden Obolus in Projekte investiert, welche Treibhausgase direkt vermindern. Allerdings, so Cavelti, habe ihn diese Form der Kompensation – so nützlich sie sei – an den früheren Ablasshandel erinnert: «Man sündigt, kauft sich aber frei.» Deshalb nahm er sich vor, in seinem Familienunternehmen zunächst die eigenen Hausaufgaben zu erledigen. Umstellung auf Umweltmanagement-Norm ISO-14001 Vor bald zehn Jahren unterzog sich der Betrieb der Umweltmanagement-Norm ISO-14001. Zu dieser Zertifizierung gehört, dass Ökobilanzen erstellt und Umweltkennzahlen erhoben werden. Die Anmeldung beim KMU-Modell der EnAW sei daher ein logischer Schritt gewesen. Dieses ermöglicht es, im Betrieb mit überschaubarem Aufwand das Potenzial für Effizienzsteigerungen festzustellen und mit Hilfe externer Berater in wirtschaftlicher Weise auszuschöpfen. Kantonaler Grossverbraucher «Andere Faktoren, vor allem die Personalkosten und die Investitionsentscheide, haben einen weit grösseren Einfluss auf unsere Rentabilität als die Energiekosten. Der ökonomische Vorteil, den wir gerne entgegennehmen, ist nicht unser Hauptmotiv», sagt Cavelti. «Eher geht es uns

um jene traditionellen Werte, die wir als Familienunternehmen nicht nur propagieren möchten, sondern auch tatsächlich leben. Es geht um Sorgfalt im Umgang mit Ressourcen, um die Qualität des Produktionsprozesses und um die Produkte.» Deshalb entschloss sich die Cavelti AG, mit Unterstützung der EnAW den Energieverbrauch gründlich zu analysieren und weiter zu senken. Als Betrieb mit einem Stromverbrauch von mehr als einer halben Gigawattstunde pro Jahr unterliegt die Cavelti AG zudem dem Grossverbraucherartikel des Kantons St. Gallen. Die EnAW arbeitet eng mit den Kantonen zusammen, die den Grossverbraucherartikel eingeführt haben. Für die Unternehmen, die an einem Modell der EnAW teilnehmen, ist dies ein Vorteil, da sie von den kantonalen Detailvorschriften befreit werden. Sie können somit in ihrem Betrieb dort Energie einsparen, wo das Potenzial am grössten ist. Sparerfolg motiviert Der Erfolg bei der Umsetzung der ersten Sparziele sei eindrücklich und motivierend, findet Cavelti. So resultierten beispielsweise bei der Heizenergie aus dem Ersatz der konventionellen Öl- und Gasfeuerung durch eine Gasheizung in Kombination mit einer Wärmepumpe Energieeinsparungen von 60 Prozent. Die nächste Etappe: Die vor zwanzig Jahren installierten Leuchtkörper werden ausgetauscht. Die sparsameren neuen Leuchten werden über Sensoren gesteuert, die verhindern, dass «ein Loch in den Tag» gebrannt wird. Das Licht wird nur eingeschaltet, wenn es am Arbeitsplatz benötigt wird. Sensoren steuern künftig auch die Sonnenstoren automatisch. Dadurch wird die zur Klimatisierung benötigte Energiemenge reduziert. Insgesamt senkt die neue Beleuchtung den Energiebedarf um 53 000 Kilowattstunden pro Jahr. Die


ENERGIE l UZ

PA R T N E R Energie-Agentur der Wirtschaft (EnAW) Die EnAW bietet ihren Teilnehmern einen Rund-um-Service im Energie-Management mit von Behörden anerkannten Produkten, Dienstleistungen und ISO-50001-konformen Tools. In der Umsetzung setzt sie auf wirtschaftliche Effizienzmassnahmen, die den Energieverbrauch und den CO2-Ausstoss jedes Unternehmens senken. Die EnAW ist eine Non-Profit-Organisation von der Wirtschaft für die Wirtschaft. www.enaw.ch Klimastiftung Schweiz Die von namhaften Dienstleistungsunternehmen gegründete Klimastiftung Schweiz unterstützt die Cavelti AG finanziell beim Energiesparen. Sie übernimmt 50 Prozent des jährlichen Teilnahmebeitrags im KMU-Modell und hilft unbürokratisch und rasch bei der Finanzierung von Investitionen in Effizienzmassnahmen. www.klimastiftung.ch

GROSSVERBRAUCHERARTIKEL Grosse Energieverbraucher mit einem Wärmeverbrauch von mehr als fünf Gigawattstunden oder einem Elektrizitätsverbrauch von mehr als einer halben Gigawattstunde pro Jahr können auf Basis der kantonalen Energiegesetze, wie beispielsweise im Kanton St. Gallen, zur Steigerung der betrieblichen Energieeffizienz verpflichtet werden. Mit dem Abschluss einer Universalzielvereinbarung der EnAW werden Grossverbraucher von kantonalen Detailvorschriften befreit. Der Kanton gibt stattdessen eine Gesamtenergieeffizienzsteigerung vor.

E I N S PA R U N G E N ( P R O J A H R ) Insgesamt werden drei Pakete mit 19 Massnahmen umgesetzt. Das erste Massnahmenpaket führt bis 2015 zu einer Energieeinsparung von 141 700 Kilowattstunden. Ersatz Gasheizung durch Wärmepumpe: 70 000 Kilowattstunden. Erneuerung Beleuchtung, Produktion und Büro: 53 000 Kilowattstunden. Optimierung Temperaturregelung Druckvorstufe und Anheben Kühltemperatur im Serverraum: 10 500 Kilowattstunden.

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ANDREAS CAVELTI

«Tue Gutes und sprich darüber!» Das Energiesparen beginnt wohl auch in Ihrem Betrieb schon mit dem Lichterlöschen? Andreas Cavelti: Grundsätzlich geht es um eine Haltung, um die Sensibilisierung aller Mitarbeiter, jedes Einzelnen. In unserem Unternehmen ist das schon lange ein Thema. Wir nahmen uns auch in die Pflicht, indem wir unser Umweltmanagement verbesserten und zertifizieren liessen. Wir achten darauf, dass die jährlichen Zielsetzungen von allen Beschäftigten mitgetragen werden. Dazu gehört auch, dass unsere Aussendienstler so ökologisch wie möglich unterwegs sind – und nicht mit möglichst vielen Pferdestärken. Es geht um eine Lebenseinstellung. Schulung und Sensibilisierung sind also ein wesentlicher Teil jeder Energiesparstrategie? Es geht jedenfalls nicht nur um die Investitionen in umweltfreundliche und sparsame Technologie. Diese bringen wenig, wenn es nicht gelingt, die Mitarbeiter mitzunehmen.

ren erachte ich aber unser Sparpotenzial immer noch als gross.

Andreas Cavelti Geschäftsführer Cavelti AG

Nur mit motiviertem Personal können Sie die Energieeffizienz im ganzen Betrieb sicherstellen. Sie hatten bereits viel Vorarbeit geleistet, bevor Sie sich für das KMUModell der EnAW entschieden. War es somit schwieriger, zusätzliche Sparziele zu erreichen? Die Zielvorgaben, die zu erreichen sind, sind das eine. Ich habe keine Bedenken, dass man uns einen Strick drehen würde, wenn wir sie leicht verfehlten. Es geht ja in erster Linie darum, dass wir nachweisen können, welche Bemühungen wir unternehmen. Zum ande-

Welche Erfahrungen haben Sie im Beratungsprozess der EnAW gemacht? Es ist zweifellos wertvoll, wenn man von jemandem unterstützt wird, der von aussen kommt, andere Unternehmen kennt und über eine breite Erfahrung verfügt. Er geht mit einem ganz anderen Blick durch unsere Betriebsräume, sieht Optimierungsmöglichkeiten, die wir trotz unserer Bemühungen früher übersehen haben. Ich kann die Beratung durch die EnAW nur wärmstens empfehlen.

Ist Ökologie auch ein Thema bei Ihren Kunden? Man kann das Kundengespräch auch in diese Richtung lenken: Tue Gutes und sprich darüber! Ich stell e jedenfalls fest, dass viele Kunden interessiert sind und ihren Entscheid bis zu einem gewissen Grad auch von ökologischen Kriterien abhängig machen.

Energierechnung der Cavelti AG wird alleine hierdurch um jährlich 8 600 Franken reduziert. Gesamte Produktionskette im Blick «Die Produktivität ist heute das A und O, wenn man konkurrenzfähig bleiben will. Wer die Produktivität mit technischen Mitteln steigert, benötigt fast automatisch mehr Energie – trotz gesteigerter Energieeffizienz der einzelnen Anlage-Teile», räumt Cavelti ein. Deshalb sei es nötig, die ganze Produktionskette anzuschauen. Auch beim Papier spielt die Frage der Nachhaltigkeit eine Rolle. 80 Prozent aller Papiere tragen heute das FSC-Label, sollten also möglichst umweltgerecht, sozial verträglich und wirtschaftlich tragbar produziert werden. Aber auch hier gilt: Papier lässt sich nicht ohne Ressourcenverbrauc h herstellen. Deshalb sei es nötig, den Ausschuss zu reduzieren. 20 bis 25 Prozent des Papiers geht nicht an den Endverbraucher, so Cavelti, sondern wird bei der Vorbereitung des Drucks, beim Einrichten der Maschine, direkt in Altpapier verwandelt. Wenn es gelinge, diese Ausschussmenge zu reduzieren, wirke sich das unmittelbar ökonomisch und ökologisch aus. «Auch hier spielen die Prozessstruktur und die Motivation der Mitarbeiter die Hauptrolle.»

Gasheizung und Bürobeleuchtung im Inneren des Gebäudes wurden optimiert.


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UZ l GELD

K O R R E L AT I O N Z W I S C H E N D E N A N L A G E K L A S S E N W I E D E R N E G AT I V ( 1 )

A K T I E N M Ä R K T E N A H E A N FA I R E R B E W E R T U N G – M I T A U S N A H M E V O N E U R O PA ( 2 )

A K T U E L L E A N L A G E S T R AT E G I E N

Diversifizieren – jetzt erst recht Ein nur langsamer Ausstieg aus der expansiven Geldpolitik und das stärkere Wachstum der Weltwirtschaft dürfte die Aktienmärkte weiter stützen. Die Aufteilung der Gelder auf verschiedene Anlageklassen wird wieder wichtiger.

TEXT PETER BÄNZIGER

Auch wenn viele Investoren mit der Entwicklung der Finanzmärkte im laufenden Jahr insgesamt zufrieden sein dürften, hat sich die Lage im Vergleich zum ebenfalls positiven 2012 deutlich verändert. Zu Ende gegangen ist eine Phase, die man als «beste aller Performancewelten» bezeichnen kann, nämlich der gleichzeitige Kursanstieg von Obligationen, Aktien, Immobilien und Rohstoffen. Wie erwartet haben die Obligationen im bisherigen Verlauf von 2013 schlechter abgeschnitten als noch im Vorjahr, doch es gibt innerhalb dieser Anlageklasse Performanceunterschiede. Während Staatsobligationen wie Eidgenossen oder US-Treasuries als Folge des Zinsanstiegs negative Renditen abwerfen, liegen High Yield Bonds dank sinkender Kreditprämien und hoher Coupons im positiven Bereich. Unternehmensanleihen mit Qualität «Investment Grade» hingegen generieren derzeit Minusrenditen. Durchwegs positiv, wenn auch mit unterschiedlichen Nuancen, präsentiert sich das Bild auf den Aktienmärkten. Erwähnenswert sind hier die Märkte der Peripherieländer Spanien und Italien, die seit Jahresbeginn ein markantes Plus aufweisen.

Besserer Ausblick für die Weltwirtschaft Leider wird uns das Thema Budgetstreit in den USA, insbesondere die Auseinandersetzung um eine Erhöhung der Schuldenobergrenze, spätestens im Februar wieder beschäftigen. Die Märkte könnten nervöser werden, je näher der neue Termin für eine notwendige Einigung rückt. Doch Tatsache bleibt: Der Ausblick für die Weltwirtschaft hellt sich auf. Ein verlässliches Zeichen dafür sind die Einkaufsmanager-Indizes in den verschiedenen Ländern, und diese deuten klar auf eine Beschleunigung des Wachstums hin. Entscheidend für diese Entwicklung ist die führende Wirtschaftsnation USA. Gemäss unserem Prognosemodell wird das reale US-Bruttoinlandprodukt die Wachstumsrate von 2 Prozent überschreiten. Von der verbesserten Zugkraft der Lokomotive USA wird auch die Schweiz profitieren. Wir rechnen mit einer Wachstumsrate des BIP von 2 Prozent oder etwas mehr. Auch die Länder der Eurozone sind auf dem Pfad der Besserung. Die Region als ganze dürfte kräftiger als erwartet aus der Rezession kommen. Kein abrupter Kurswechsel in der Geldpolitik Wir alle wissen: Die expansive Geldpolitik wird ein Ende finden. Die Frage ist nur, wie gut es den Währungshütern gelingen wird, diese Normalisierung herbeizuführen. Wie empfindlich die Märkte auf Signale in diese Richtung


GELD l UZ

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SWISSCANTO-EINSCHÄTZUNGEN ZU DEN ANLAGEKATEGORIEN (3)

reagieren, hat sich im Mai gezeigt, als nur schon die Diskussion um eine mögliche Zinserhöhung die Aktienkurse sinken liess. Wir sind jedoch der Überzeugung, dass die USNotenbank Fed nicht so schnell ihren Kurs wechseln wird. Zum einen vertritt die designierte Fed-Chefin Janet Yellen dieselben geldpolitischen Ansichten wie Amtsinhaber Ben Bernanke und betonte immer wieder, dass ein Kurswechsel sich nach der Entwicklung am Arbeitsmarkt richten müsse. Zum anderen sind die Staaten von einer Arbeitslosenquote von 6,5 Prozent, die als Zielwert für eine Anpassung der Geldpolitik definiert wurde, noch weit entfernt. Dennoch wird die Geldflut, wenn auch nur langsam, zurückgehen und die Zinsen werden steigen. Wie können sich nun Anleger darauf einstellen?

Schweizerische Nationalbank wird aber die nächsten Zinsschritte nicht machen, ohne dass dies auch die Europäische Zentralbank tut. Dennoch gilt: Zinserhöhungen führen bei Obligationen zu Kursverlusten. Die Kursanstiege in den vergangenen Monaten haben dazu geführt, dass viele Aktienmärkte nicht mehr unterbewertet sind (Grafik 2). Die einzige Ausnahme ist Europa, wo die während der Euro- und Staatsschuldenkrise eingetretenen Verluste noch nicht wettgemacht wurden. Eine faire Bewertung heisst aber nicht, dass mit Aktien keine Kursgewinne mehr zu erzielen sind. Ein Anstieg der Märkte über den fairen Wert ist vor allem dann wahrscheinlich, wenn die Weltwirtschaft noch schneller in Fahrt kommt und die Anleger dadurch ein Übermass an Vertrauen gewinnen.

Vorteile der Diversifikation greifen wieder Die zu Beginn erwähnte Periode mit simultan steigenden Kursen verschiedener Anlageklassen dauerte so lange wie selten zuvor (Grafik 1). Eine Diversifikation der investierten Gelder kann aber nur funktionieren, wenn sich die Anlageklassen in unterschiedliche Richtungen bewegen, die Korrelation also negativ ist. Nur schon die Erwartung, dass die Geldpolitik wieder auf einen «normalen» Pfad einschwenkt, hat die Korrelation zwischen Aktien, Anleihen und Rohstoffen in den Minusbereich sinken lassen. Die Vorteile der Diversifikation kommen damit wieder zum Tragen. Um erfolgreich zu sein, müssen Anleger nun wieder mehr zwischen den Anlagemöglichkeiten differenzieren und die Allokation ihres Vermögens häufiger anpassen als in den letzten Jahren.

Sorgfältige Asset Allocation Das Resultat dieser Analysen ist unsere aktuelle Anlagestrategie (Grafik 3). Im jetzigen Marktumfeld sind Staatsanleihen weiterhin zu teuer und das Momentum ist negativ. Im Vergleich dazu bevorzugen wir nach wie vor Unternehmensanleihen und High Yield Bonds, obwohl auch diese nicht mehr billig sind. Anleihen von Schuldnern aus Schwellenländern sind nach der Korrektur bei den betreffenden Währungen und dem Zinsanstieg wieder interessanter. Die bevorzugte Anlageklasse bleiben Aktien, hier insbesondere Titel aus Europa. Aber auch Aktien aus der Schweiz, den USA und Japan besitzen noch etwas Potenzial, vor allem angesichts der besseren Aussichten für die Weltwirtschaft. Schweizer Immobilien sind dank des klaren Renditevorsprungs eine Alternative zu Staatsanleihen. Gold ist zwar nicht mehr so teuer wie zu Jahresbeginn, bei weiter steigenden Zinsen oder positiven Aktienmärkten dürfte es aber zu Rückschlägen kommen. Bei den Währungen ist der Schweizer Franken gegenüber dem japanischen Yen, dem US-Dollar und dem Euro weiterhin leicht bis deutlich unterbewertet. Der Trend beim Yen ist negativ, beim Euro seitwärts und beim US-Dollar leicht negativ. Fazit: Gute Renditen sind auch in nächster Zeit nur unter Einbezug riskanterer Anlageklassen zu erzielen – und eine sorgfältige Asset Allocation wird wieder vermehrt zum Schlüssel für den Anlageerfolg.

Risiken bei Obligationen – Chancen bei Aktien Wer Anleihen hält, stellt sich die Frage, wo das «faire» Zinsniveau ohne die künstlichen Eingriffe der Notenbanken liegen würde. Mithilfe unseres Modells haben wir das berechnet und dabei die Variablen Inflation, Arbeitslosigkeit und die Einkaufmanager-Indizes verwendet. Das Ergebnis für die Schweiz: Der faire Zins läge bei etwa 1,8 Prozent, was bedeutet, dass wir ungefähr die Hälfte des Zinsanstieges auf dem Weg zur Normalisierung bereits hinter uns haben. Die

Die bevorzugte Anlageklasse bleiben Aktien. Schweizer Immobilien sind eine gute Alternative zu Staatsanleihen. Grafikquellen: Swisscanto Asset Management AG / Datastream, Modell Swisscanto Fotoquelle: Bilderbox.de /Swiss Image/ Gian Marco Castelberg & Maurice Haas

DER AUTOR

Peter Bänziger ist Anlagechef bei Swisscanto.


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UZ l KOMMUNIKATION

WENN KLEINSTUNTERNEHMEN WACHSEN

Das IT-Dilemma Meist sind es die grossen Unternehmen, die Schlagzeilen machen. Aber das Herz der Schweizer Wirtschaft sind die KMU. Einblicke in die Herausforderungen bei der Anwendung der IT in KMU.

TEXT BRADLEY RICHARDS

KMU weisen gegenüber grösseren Unternehmen zahlreiche Vorteile auf: Ihr dynamischer Führungsstil und die kürzeren administrativen Wege machen sie innovativer. Benachteiligt sind KMU jedoch häufig bezüglich ihrer IT. Ihre IT-Architektur ist eher ein Sammelsurium von einzelnen Teilen, die über die Jahre zusammengefügt wurden, als ein konsistentes Bauwerk. Die IT sollte ein Unternehmen unterstützen und ihm erlauben, seine Fähigkeiten auszubauen. In der Praxis wird das hingegen selten so empfunden. Im Gegenteil: KMU fühlen sich durch die IT oft eingeschränkt in ihren Möglichkeiten. Dieser Artikel untersucht einige Ursachen für dieses «IT-Dilemma» und zeigt Lösungsvorschläge. Das Kleinstunternehmen Bei einem Kleinstunternehmen besteht die IT-Infrastruktur typischerweise aus ein paar Computern, die mit Standardoffice-Software ausgerüstet sind. Über das Aufsetzen einer Website oder eines Webshops und die Unterstützung des täglichen Geschäfts hinaus gibt es keinen spezifischen IT-Support. In diesem Fall kann die Verantwortung für die IT einem Freund übertragen werden, auch wenn dieser kein IT-Experte ist (siehe Kasten 1). Bereits in Kleinstunternehmen gibt es häufig Probleme, die mit der IT zusammenhängen. Es gibt keine zentrale Dokumentenablage. Die Geschäftsdokumente sind auf einzelnen Computern abgespeichert. Diese können jederzeit einen Totalschaden erleiden oder gestohlen werden. Der drohende Datenverlust ist beträchtlich. Die Angestellten könnten viel effizienter arbeiten, wenn die Geschäftsprozesse durch die IT unterstützt würden. Spezialsoftware kann zwar teuer sein, Gehälter sind es aber auch. Unternehmer oder Geschäftsführer verfügen selten über das notwendige Fachwissen, die verschiedenen Softwareangebote zu prüfen. Zudem wissen sie oft nicht, wo sie eine neutrale und vertrauenswürdige Meinung einholen können.

Foto: Bilderbox.de

Das schnell wachsende KMU Das Kleinstunternehmen von einst ist gewachsen. Unterdessen hat jemand Softwarewerkzeuge zur Unterstützung der Geschäftsprozesse entwickelt, vielleicht auch ein oder zwei einfache Datenbank-Anwendungen. Als sie eingeführt wurden, waren diese Lösungen sehr nützlich. Aber das Unternehmen ist inzwischen aus ihnen herausgewachsen (siehe Kasten 2). Das Unternehmen hat nun beides: Das dringende Bedürfnis nach einer zuverlässigen IT-Infrastruktur – Hardware und Software – und die Mittel, diese zu beschaffen. Dennoch vergeht weitere wertvolle Zeit, bis eine Veränderung eingeleitet wird. Die Geschäftsprozesse sind gewissermassen um die alte Lösung herum gewachsen und die Angestellten haben sich daran gewöhnt. Niemand im Unterneh-

DER ERSTE SERVER EINER FIRMA (l) Ein KMU mit 25 Angestellten, aber ohne IT-Personal, entschloss sich eines Tages, einen externen Spezialisten hinzuzuziehen und beauftragte ihn, ein professionelles ComputerNetzwerk einzurichten. Die neue Architektur schien einwandfrei zu funktionieren, bis die Firma, ungefähr zwei Jahre später, keinen Zugriff auf ihre Daten mehr hatte. Seit der Installation hatte sich niemand mehr um den Server gekümmert. Niemand bemerkte, dass das Back-up-Band schon seit Monaten nicht mehr funktionierte. Als die zweite Festplatte versagte, war der Datenverlust komplett. Die Moral der Geschichte: Jedes Unternehmen braucht jemanden, der sich täglich um die IT kümmert.

men könnte sich eine andere Arbeitsweise vorstellen, weil es «immer so gemacht wurde». Die Firma wächst weiter und es wird zunehmend wichtiger, dass ein internes IT-Team ihre spezifischen Bedürfnisse kennt, die dafür notwendige Infrastruktur bereitstellt und den Support gewährleistet. Das bedeutet natürlich zusätzliche Kosten, welche das Unternehmen bis anhin nicht hatte. Zudem scheint es dringender, die alltäglichen Probleme zu lösen, als innezuhalten und eine nachhaltige Lösung zu entwickeln. Die Symptombekämpfung funktioniert seit Jahren. Mehr oder weniger. Tendenz: Weniger (siehe Kasten 3). IT ist teuer Typische Schweizer KMU geben je nach Industriezweig zwischen 2 000 und 10 000 Franken pro Jahr und Angestellten für die IT aus. Ziel der IT ist es, die Geschäftsprozesse im Unternehmen effizienter zu gestalten und das Personal in ihren täglichen Aufgaben zu unterstützen. Weil Personal teuer ist, lautet die Kernfrage für IT-Inves-


KOMMUNIKATION l UZ

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ANGST VOR VERÄNDERUNG ODER DER TRUGSCHLUSS DER VERSENKTEN KOSTEN (lll) Ein Unternehmen mit 50 Angestellten investierte vor zehn Jahren in ein spezialisiertes ERP-System. Da zu dieser Zeit kein geeignetes System existierte, arbeitete man mit einem Softwarehersteller zusammen und bezahlte viel Geld für eine kundenspezifische Lösung. Da die Lösung auf das Unternehmen zugeschnitten war, verlangte der Softwarehersteller beträchtliche jährliche Supportgebühren. Die Gesamtinvestition betrug über die zehn Jahre beinahe 1 000 000 Franken, und genau wegen diesen enormen verlorenen Kosten konnte sich die Firma keinen Wechsel vorstellen. Die Moral der Geschichte: Veränderung kann mit Schrecken verbunden sein, ist aber oft notwendig.

Z E I T E R FA S S U N G I N E I N E M 2 4 / 7 - U N T E R NEHMEN (ll) Das Unternehmen startete mit nur sechs Angestellten, die rund um die Uhr Telefonsupport anboten. Für die Einsatzplanung erstellte der Eigentümer der Firma eine einfache Tabellenkalkulation. Die Firma wuchs, verschiedene Spezialgebiete entstanden und der Besitzer ergänzte die Tabellenkalkulation entsprechend. Der Einzige, der die Tabellenkalkulation noch wirklich verstand, war er. Aber die Organisation der Arbeitszeiten mit Hilfe der Tabelle nahm ihn mittlerweile über alle Masse in Anspruch. Der Aufwand, die Tabellenkalkulation zu ersetzen, war ihm zu gross. Lieber schlug er sich eine weitere Woche mit ihr durch… Die Moral der Geschichte: Wenn man sich keine Zeit für ein Projekt nimmt, werden die Dinge nie einfacher.

titionen: Wie stark werden die Investitionen die Effizienz der Angestellten erhöhen und wie viel kostet ein Angestellter? Multiplizieren Sie die Effizienzsteigerung mit den Lohnkosten und Sie haben Ihr IT-Budget. Die Gleichung ist natür-

lich vereinfachend, aber sie hilft, den Sachverhalt zu verstehen. Fazit Heute verlässt sich jedes Unternehmen auf die IT, die einfache Aufgaben wie Mails und Tabellenkalkulation bis hin zu komplexen Anwendungen wie CRM und ERP umfasst. Auch für KMU führt eine gute Investition in die IT zu einer dramatischen Effizienzsteigerung. Aber – und genau da liegt der Hund begraben – was ist eine gute Investition? Die Lösung beginnt mit der Frage nach den Bedürfnissen Ihrer Firma. Was sind Ihre Geschäftsprozesse? Wie können diese am besten durch IT unterstützt werden? Diese Analyse sollte von jemandem durchgeführt werden, der nicht die eigenen Produkte empfiehlt, sondern eine neutrale Position vertritt, und der Ihnen während des gesamten IT-Erneuerungsprozesses zur Seite steht. KMU sollen ihre Dynamik durch durchdachte IT-Lösungen stärken.

DER AUTOR Prof. Dr. Bradley Richards ist Dozent an den Hochschulen für Wirtschaft und Technik der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW.


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UZ l KOMMUNIKATION

U Z - S E R I E : I T- FA L L S T U D I E N

Beziehungen wollen gepflegt sein

Verkaufschancen

Angebote

Kundendaten strukturiert erfassen und besser nutzen, Geschäftsprozesse im Verkauf beschleunigen, einfacher Zugriff für alle berechtigten Mitarbeiter, reibungslose Integration in die bestehende Umgebung. Diese Anforderungen stellte Creasoft an ihr neues Kundengewinnungs- und Betreuungssystem. EGELI Informatik erfüllte die Anforderungen mit der Lösung :-crm – und mit kompetenter Beratung und Betreuung.

Aufträge

TEXT CHRISTIAN BÜHLMANN

Die Creasoft AG wurde 1993 gegründet und hat sich seither zu einem renommierten Software-Dienstleister im Fürstentum Liechtenstein und Umgebung entwickelt. Auf der Basis von umfassender Kompetenz und Innovationskraft plant und realisiert das Unternehmen massgeschneiderte Softwarelösungen. Ein dynamisches Team aus 16 Mitarbeitern betreut den breit gefächerten Kundenstamm aus Industrie, Gewerbe und dem Dienstleistungssektor. Ausgangslage Doch auch ein Software-Unternehmen ist auf eine leistungsfähige Unternehmenssoftware angewiesen. Die bisherige Datenverwaltungslösung der Creasoft stiess je länger je mehr in funktionaler Hinsicht an ihre Grenzen. Bei der Evaluation einer neuen Software ging es der Creasoft jedoch nicht nur um Funktionalität und Zweckdienlichkeit. Ein essenzieller Aspekt war die Kompatibilität mit anderen Systemen, zudem sollte die neue Lösung auch Geschäftsprozesse direkt beeinflussen und nachhaltig unterstützen. Sämtlichen Mitarbeitern war ein effektives und leistungsfähiges Instrument in die Hand zu geben, das die Arbeitsabläufe verbessert, die Zusammenarbeit optimiert und die Kundenbindung erhöht. Zielsetzung Nachdem verschiedene Lösungen geprüft wurden, entschied sich Creasoft für :-crm. Grund dafür war, dass sich bei der evaluierten Lösung die Dienstleistungen des Anbieters EGELI Informatik nicht darin erschöpften, lediglich eine hochwertige Software zu verkaufen und einzuführen. Zentral war vielmehr das Bestreben von EGELI Informatik, die Kunden von der Erfassung der Bedürfnisse über die Festlegung und Implementierung der gewünschten Lösung bis zum persönlichen und verlässlichen Support zu begleiten.

Foto und Grafik: zVg

Vorgehen Bei der Einführung der Lösung :-crm erfolgte das Vorgehen in einzelnen Etappen. In einem ersten Schritt wurden die

Der direkte Kontakt mit den Kunden ist Creasoft wichtig. Bei der regelmässig stattfindenden Creasoft Akademie werden praxisnahe IT-Themen vermittelt.

FA C T S & F I G U R E S Z U M P R O J E K T Anwender: Creasoft AG, FL-9493 Mauren, www.creasoft.li Mitarbeiter: 16 User: 5 Poweruser und 11 Anwender Branche: IT-Dienstleistungen Thema: CRM Anbieter: EGELI Informatik AG, 9000 St. Gallen, www.egeli-informatik.com Lösung: :- crm

Akquisitionsprozesse im CRM abgebildet. Die Verwaltung der bestehenden Kunden, das Kampagnenmanagement und die Erweiterung auf andere Geschäftsbereiche sind für die nächsten Etappen geplant. Die Umsetzung erfolgte stets unter Berücksichtigung verschiedener Anforderungen. So galt es, eine zentrale Informationsplattform mit allen kundenrelevanten Aktivitäten sicherzustellen, die sämtlichen Mitarbeitern einen eigenen Zugang mit rollenbasierten Nutzerrechten ermöglicht. Gefordert waren überdies die Inte-


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KOMMUNIKATION l UZ

Telefonanrufe Kontakte Marketinglisten

Akivitäten

Termine

FA L L S T U D I E N Unter dem Label «IT-Konkret» erstellt die topsoft Fachredaktion aktuelle Erfahrungsberichte über die Einführung und Nutzung von Business Software. Das Ziel ist die Vermittlung von praxisnahem Wissen und nützlichen Anregungen für den erfolgreichen Einsatz von Unternehmenslösungen. Sämtliche Fallstudien und Whitepaper stehen unter www.it-konkret.ch kostenlos zur Verfügung.

gration in Programme wie Outlook sowie die Automatisierung von Geschäftsprozessen. Vertrieb Geschäftspartner

E-Mails

Verträge

Beziehungen Dokumente

Das CRM-Lösungskonzept bei Creasoft stellt den Geschäftspartner ins Zentrum und verbindet die Daten mit allen dazu gehörenden Informationen und Funktionen.

Lösungskonzept Das modular aufgebaute CRM-System :-crm, welches bei Creasoft heute zum Einsatz kommt, basiert auf Microsoft Dynamics CRM. Damit verfügt Creasoft über ein leistungsfähiges Datenbanksystem mit grossem Funktionsumfang, mit welchem die Geschäftsprozesse auf mehreren Ebenen nachhaltig in ihrer Effizienz gestärkt werden konnten. Rollenbasierte Dashboards erlauben allen Benutzern jederzeit den Zugriff auf relevante Informationen aller Geschäftspartner (Kunden, Lieferanten, Partner und so weiter), die präzise Planung von Aktivitäten, das Abrufen des aktuellen Standes von Kampagnen, Soll-Ist-Vergleiche und vieles mehr. Auf einfache Weise lassen sich Kommunikation und Interaktion mit allen Beteiligten in unterschiedlichen Bereichen intensivieren und steuern.

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Es ist noch nicht zu spät für kreative Festtagsgrüsse für Kunden und Partner: Mit dem Online-Tool PostCard Creator der Post lassen sich originelle Karten ganz einfach selber kreieren. Mit wenigen Klicks sind sie erstellt und auf Wunsch noch am gleichen Tag unterwegs zu den Kunden.

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Lieber Angelo

Individuell frankieren Eine selber gestaltete Briefmarke ist das i-Tüpfelchen auf der Weihnachtspost. Mit PostCard Creator gelingt dies mit einem Klick. Aber auch auf gekauften Karten oder auf Briefumschlägen lässt sich eine persönliche Frankatur ganz einfach einsetzen: Mit dem Online-Tool WebStamp der Post können Briefmarken zum Beispiel mit dem Firmenlogo, einem Foto oder einer Textbotschaft versehen und direkt im Büro auf Etiketten oder auf den Briefumschlag ausgedruckt werden. Und das Beste: Der nützliche Onlinedienst ist rund um die Uhr unter www.post.ch/webstamp verfügbar. Spezialrabatt für Ihre Weihnachts- und Neujahrspost: Wenn Sie Ihre Festtagskarten bis 31. Dezember 2013 mit PostCard Creator produzieren, erhalten Sie 5 Prozent Rabatt auf die Produktionskosten. Weitere Infos: www.post.ch/postcardcreator Aktionscode: untz311213

n, geniessen: Einmal Zurücklehnen, ausruhe ers gut. Denn an den im Jahr geht das besond Zeit, alles Geschäftliche Festtagen ist es höchste ganz den schönen sich liegen zu lassen und es dir zu widmen. Du hast Lebens des Dingen verdient. en, n mit Familie und Freund Ob gemütliche Stunde oder Party pur: Wir Bergen den in Skiplausch dabei! wünschen dir viel Spass

vom einmal blau und sind in den Auch wir machen für bis am 3. Januar 2014 24. Dezember 2013 auf eine Wir freuen uns bereits Weihnachtsferien. Jahr. enarbeit im neuen spannende Zusamm

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Mit PostCard Creator lassen sich originelle Weihnachts- und Neujahrskarten ganz einfach selber gestalten und verschicken.

Die Post prämiert mit dem «Nicolas – Prix Carte de Noël» die besten Festtagskarten der Schweiz. Um einen «Nicolas-Award» können sich alle Schweizer Unternehmen und Organisationen bewerben, die 2013 eine individuelle, gedruckte Weihnachtsoder Neujahrskarte realisiert und verschickt haben. Einsendeschluss ist der 24. Dezember 2013 (Poststempel). Weitere Informationen samt Einreichformular: www.post.ch/nicolas


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KOMMUNIKATION

GEMEINSAM DOKUMENTE BEARBEITEN

Zusammenarbeit vereinfachen VON SHENOLL DEMIRI

DER AUTOR Shenoll Demiri ist KMU-Berater bei Swisscom und beantwortet Fragen zur Informations- und Kommunikationstechnologie.

In Projekten arbeite ich häufig mit externen Partnern zusammen. Wir tauschen regelmässig Geschäftsdaten aus und arbeiten gemeinsam an Dokumenten. Wie können wir das möglichst effizient und sicher tun? Event-Organisator mit PRAgentur oder Architektin mit Schreinerei: Viele Unternehmer arbeiten bei komplexen Aufträgen mit anderen Firmen zusammen oder beschäftigen Freelancer. So bereichernd die Zusammenarbeit mit anderen Disziplinen sein kann, so gross ist häufig auch der Koordinationsaufwand. Um diesen zu reduzieren, sind die richtigen Hilfsmittel gefragt.

Dokumentenablage: Herzstück jeder Teamarbeit Für ein Projekt zentral ist das Dokumentenmanagement. Projektteams erstellen unzählige Dokumente, die verschiedene Personen bearbeiten – und ehe man sich versieht, entsteht ein Durcheinander zwischen den verschiedenen Versionen. Welche ist nun die aktuellste? Und hat man daran gedacht, immer alle Personen über die neuste Anpassung zu informieren? Solcher Koordinationsbedarf entfällt mit einer gemeinsamen Dokumentenablage. Nach einer Änderung werden die Dokumente am gleichen Ort wieder abgespeichert. Damit alle Beteiligten auf die Ablage zugreifen kön-

nen, sollte sie via Internet zugänglich sein und nicht auf einem lokalen Server gespeichert werden. So können auch externe Partner oder Freelancer auf die Dokumente zugreifen und alle Projektmitarbeiter sind auf dem neusten Stand. Einer funktionierenden Teamarbeit steht nichts mehr im Weg. Die Berechtigungen werden auf Ordnerstufe vergeben, externe Partner haben auf die internen Dokumente keinen Zugriff. Anbieter sorgfältig auswählen Wer sensitive Daten über das Internet speichert, sollte den Anbieter nach Sicherheitsaspekten auswählen. Die Daten müssen

verschlüsselt übermittelt und vor Angriffen geschützt werden – etwa durch eine Firewall. Idealerweise werden die Daten in Rechenzentren in der Schweiz gespeichert. Nur dann kommt Schweizer Gesetz zur Anwendung. Wer Daten via Cloud in Rechenzentren ablegt, ist auch gegen Aus- oder Brandfälle besser geschützt als mit einem lokalen Server im Unternehmen. Denn die Daten werden mehrfach und an verschiedenen Orten abgelegt. Die firmenübergreifende Teamarbeit bereichert nicht nur inhaltlich, sie spornt gleichzeitig dazu an, die eigene Infrastruktur sicherer und effizienter zu gestalten.

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DIE WIRTSCHAFTLICHE BEDEUTUNG DES INTERNETS

Und in Zahlen ausgedrückt? Das Internet beeinflusst die Wirtschaft, das ist Allgemeinwissen. Doch es ist schwierig, den Einfluss durch Zahlen zu belegen. Nun liegt eine Studie für den Wirtschaftsraum Schweiz vor.

TEXT LUKAS STUDER

Kennen wir den Einfluss des Internets auf die Wirtschaft? Das fragten Vertreter von McKinsey am G8-Gipfel 2011 in Deauville, Frankreich. Und lieferten die Antwort gleich nach: eben nicht. Verlässliche Zahlen, etwa zum Einfluss des Internets auf das BIP, seien nicht vorhanden. Deshalb habe das Beratungsunternehmen dieses Thema genauer untersucht. 5,6 Prozent des BIP im Internet Die Resultate seien erstaunlich. Für jeden Job, den das Internet zerstöre, entstünden zweieinhalb neue. Gut vernetzte Volkswirtschaften würden schneller wachsen als andere Regionen. Und die Erfindung des Internets habe in fünfzehn Jahren denselben Einfluss auf das Wirtschaftswachstum gehabt als jene der Elektrizität in fünfzig. McKinsey präsentierte die Zahlen der G8-Länder und anderer bedeutender Staaten wie Brasilien oder Indien, dazu jene von Südkorea und Schweden als Internet-Pioniere. Nicht untersucht wurde die Schweiz – genauso wenig in Studien der Boston Consulting Group, des Konkurrenten von McKinsey. Nun liefert Econlab Zahlen zur Schweizer Wirtschaft. Das Basler Beratungs- und Forschungsunternehmen errechnete, dass das Internet bei 32,2 Milliarden Franken Wertschöpfung eine zentrale Rolle spiele, also bei 5,6 Prozent des BIP. Damit liegt die Schweiz deutlich über dem internationalen Durchschnitt (3,4 Prozent), aber noch hinter Europas Spitzenreitern Schweden (6,6), Grossbritannien (6,2) und Dänemark (5,8). Deutlich hinter der Schweiz liegen ihre Nachbarländer: Deutschlands und Frankreichs Anteile betragen je 3,2 Prozent, Italien erwirtschaftet 2 Prozent des BIP dank dem Internet. Gesamte Wirtschaft betroffen Die Autoren weisen daraufhin, dass der ökonomische Effekt des Internets die gesamte Volkswirtschaft betreffe, und nicht nur die IT- und KommunikationsBranche und deren Beschäftigte. McKinsey schätzte 2011, dass drei Viertel des BIP-Wachstums die Nicht-InternetSektoren betreffen. Diese Effekte in Zahlen auszudrücken, ist laut Econlab schwierig.

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Trotzdem äussert sich die Studie gegen Ende zu diesen Effekten, denn sie sind «vielleicht sogar wichtiger als der messbare Beitrag des Internets zum BIP». Die Infrastruktur des Internets hat einen immensen Informationsfluss ermöglicht. Dieser erhöht die Effizienz und Produktivität in zahlreichen Bereichen: Online-Werbung wirkt oft gezielter als herkömmliche, auch Einkäufe oder Bankgeschäfte erledigt der Kunde im Internet schneller. Ein sehr gutes Beispiel für die Effizienzgewinne ist auch die Online-Stellensuche, so die Studie «Die ökonomische Bedeutung des Internets für die Schweiz», die von ICTswitzerland in Auftrag gegeben und von Google Schweiz unterstützt wurde.

Wollerau ist digitalste Stadt Zusammen mit der Econlab-Studie wurden am 24. Oktober die Gewinner der eTownAwards veröffentlicht. «Mit den Awards möchten wir auf die Bedeutung des Internets für den Innovations- und Wirtschaftsstandort Schweiz hinweisen», erklärt Patrick Warnking, Country Director von Google Schweiz, die Idee hinter dem eTownKonzept. Erstmals kürte Google in der Schweiz die digitalste Stadt jeder Sprachregion als eTown. Die Siegerstädte sind Wollerau in der Deutschschweiz, Morges in der französischsprachigen und Locarno in der italienischsprachigen Schweiz. Die Initiative eTown wurde bereits in zahlreichen weiteren europäischen Märkten vergeben.


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UZ l BUSINESS TRAVEL

VIELFLIEGERPROGRAMME

Die UZ-Favoriten Wir fassen in der letzten Folge dieser Serie die Ergebnisse unserer Untersuchung über Vielfliegerprogramme zusammen. Für die Airlines sind die Programme wahre Goldgruben und der Kunde muss aufpassen, nicht über den Tisch gezogen zu werden. Acht Meilenprogramme erhalten das Prädikat «gut».

SPITZENGRUPPE DER MEILENPROGRAMME Programm Dividend Miles (US Airways) AAdvantage (American Airlines) Mileage Plus (United Airlines/Continental) Skywards (Emirates) Eurobonus (SAS) Flying Blue (Air France/KLM) Royal Orchid Plus (Thai Airways) Topbonus (Airberlin)

Besonderes Tiefe Gebühren für Prämienflüge. Immer wieder sehr günstige Aktionen für Meilenkauf. Tiefe Gebühren für Prämienflüge. Grosszügige Meilengutschriften. Tiefe Gebühren für Prämienflüge. Grosszügige Meilengutschriften. Tiefe Gebühren für Prämienflüge. Relativ junge Flotte. Gewinner des Skytrax Rankings 2013. Gutes Langstreckennetz (Asien, Afrika und Australien). Tiefe Gebühren für Prämienflüge. Meilenverfall erst nach fünf Jahren. Grosses Streckennetz. Gute Einlösemöglichkeiten von Meilen im eigenen Streckennetz. Gewinner der Freddie Awards 2013. Gute Verfügbarkeit von Prämienflügen. Geeignet für Flüge nach Asien und Australien. Sehr junge Flotte. Hohe Verfügbarkeit von Prämienflügen, aber lückenhaftes Streckennetz. Vor allem geeignet für Europareisende. Günstige Prämienflüge ab 3 000 Punkten.

TEXT ALFRED KUHN

Für den Vielflieger gibt es verschiedene Kriterien, die er beachten muss, wenn er sich ein Meilenprogramm aussucht. In erster Linie ist das Streckennetz der ausgesuchten Airline beziehungsweise Airline-Allianz von zentraler Bedeutung: Wie viele Flugziele werden angeflogen und wie ist die geografische Verteilung? Diese Entscheidung hängt im wesentlichen von den individuellen Reisezielpräferenzen ab. Zudem ist die Qualität der Flotte nicht ganz unbedeutend. Mit Kundenbefragungen und entsprechenden Rankings wie beispielsweise den Freddie Awards wird jedes Jahr der Versuch unternommen, die besten Kundenbindungsprogramme, Airlines und Hotels ausfindig zu machen.

Foto. Bilderbox.de

Awards Um etwas über die Qualität eines Meilenprogramms oder einer Airline zu erfahren, lohnt es sich, deren Auszeichnungen zu verfolgen. Die Freddie Awards wurden 1988 ins Leben gerufen und gehören zu den renommiertesten Auszeichnungen der Reisebranche. Diese Awards ermöglichen es, die besten Kundenbindungsprogramme von Airlines und Hotels zu finden. Dabei werden die Favoriten von den Kunden online gewählt. Bei den Airlines liegt 2013 in der Region Europa das Programm Flying Blue von Air France/KLM vorne. Bei den Hotels gewinnt Le Club Accorhotels. Auch bei den Kreditkarten wurde ein Sieger erkürt: American Express von Flying Blue. Skytrax ist eine Unternehmensberatung, die weltweit Kundenbefragungen zur subjektiven Qualität internationaler Airlines durchführt. Beurteilt werden also nicht die Meilenprogramme, sondern die Fluggesellschaften bezüglich Service, Sitzkomfort et cetera. Unter den Siegern 2013 waren, wie in den

Jahren zuvor, Qatar Airways und Singapore Airlines. Neu ist 2013 Emirates auf den ersten Platz vorgestossen. In unserer UZ-Serie haben wir eine Vielzahl von Quellen benutzt, um die besten Meilenprogramme zu finden. Wir haben uns auf folgende vier Kernfragen konzentriert: – Wie einfach ist das Meilensammeln? – Wie steht es mit der Verfügbarkeit von Prämienflügen? – Wie hoch sind die Gebühren und Treibstoffzuschläge? – Wie schnell verfallen die Meilen? Positiv aufgefallen in Bezug auf das Meilensammeln ist das Programm von United Airlines. Mileage Plus bietet volle Meilengutschriften auch in der Economy Class. Das Programm erlaubt auch das Sammeln von Meilen bei allen Star Alliance Partnern. Gut haben uns auch die Programme Skywards (Emirates) und AAdvantage (American Airlines) gefallen. Das in der Schweiz weit verbreitete Programm Miles & More (Lufthansa/Swiss/Austrian) schneidet in dieser Kategorie schlecht ab. Miles&More ist unattraktiv für Schweizer Mitglieder, die ihr Meilenkonto beim Fliegen füllen wollen. Während es in Deutschland diverse Möglichkeiten gibt, zusätzliche Meilen am Boden zu erwerben, ist das Angebot in der Schweiz eher dürftig. Ausserdem ist bei Miles&More der direkte Kauf von Meilen sehr teuer und auf maximal 12 000 Meilen begrenzt. Der Meilenguru Ravindra Bhagwanani meinte im UZ-Interview zu diesem Thema: «Selbst wenn man als Schweizer eine Miles&More-Kreditkarte benutzt, bedeutet das noch lange nicht, dass man seine Flugmeilen dem Miles&More-Konto gutschreiben soll.»Tatsächlich lohnt es sich, bei mehreren Programmen Mitglied zu sein und die erflogenen Meilen jenem Programm gutzuschreiben, das die besseren Bedingungen bietet. Fliegen Sie zum Beispiel mit Thai Airways nach Bangkok, können Sie


BUSINESS TRAVEL l UZ

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N Ü T Z L I C H E I N T E R N E TA D R E S S E N F Ü R V I E L F L I E G E R Meilenschnäppchen: www.vielflieger-lounges.de/category/meilenschnappchen/ www.meilenschnaeppchen.de Flüge zum Sondertarif: www.vornesitzen.ch Tipps, Vergleiche und Rankings (Hotels und Airlines): www.reise-preise.de, www.travel-cheaper.de, www.ideaworkscompany.com, www.freddieawards.com, www.vielflieger-lounges.de, www.forum.flugbegleiter.net, www.first-class-and-more.de Hotels zu Sonderkonditionen: www.profitrip.de Beratung von Firmen: www.globalflight.net Blogs: www.meilenguru.de/meilenguru-blog/, www.meilenschwund.wordpress.com, www.bonusmeilen.info, www.vielfliegertreff.de, www.vielfliegerforum.de Meilen sammeln und ausgeben am Boden: www.webmiles.ch

DIE BESTEN TIPPS, UM SCHNELL EINEN P R Ä M I E N F L U G Z U E R H A LT E N – Werden Sie Mitglied von mehreren Bonusprogrammen, aber möglichst von solchen, die miteinander kooperieren und die Ihre persönlichen Reiseziele optimal abbilden. – Buchen Sie nicht vorschnell mit Meilen, vergleichen Sie mit dem Kaufpreis. Manchmal ist der reguläre Flugpreis billiger als das Prämienticket plus Gebühren. – Seien Sie aktiv und besuchen Sie Vielfliegerforen im Internet. Mit Hilfe von Profis der Firma Global Flight optimieren Sie das Meilensammeln und -ausgeben. – Meilen einlösen: Sachprämien haben eine wesentlich geringere Wertigkeit als Flugprämien. – Kreditkarten: Verwenden Sie die richtigen Kreditkarten, um Meilen zu sammeln. Ist die Kreditkarte vom Programmanbieter, sind die Meilen unbegrenzt gültig.

die Meilen entweder Miles&More gutschreiben oder aber dem Programm von Thai Airways, Royal Orchid Plus. Die Prämienverfügbarkeit ab Zürich ist nämlich bei Thai Airways wesentlich besser als zum Beispiel bei Swiss oder Lufthansa, wie die UZ in Ausgabe 10/2013 zeigen konnte. Auch bei Flügen nach Amerika muss man nicht lange überlegen: United Airlines (Mileage Plus) bietet eine höhere Verfügbarkeit von Prämienflügen und es gibt die vollen Meilengutschriften auch bei Flügen in der Economy Class. Tipp: Sie können mit irgendeiner Star-Alliance-Airline fliegen und sich die Meilen beim Programm Mileage Plus gutschreiben lassen. Bei der Verfügbarkeit von Prämienflügen glänzen besonders die kleineren Airlines.

nerschaften und Allianzen mit europäischen Fluggesellschaften sind sie nicht nur für Amerika-Reisende interessant, da die Meilen auch bei den Partner-Airlines für einen Prämienflug eingesetzt werden können. Sparpotenzial für Firmen Unterdessen gibt es Unternehmensberater, die Firmen beraten, wie sie mit Hilfe von Meilenprogrammen Geld sparen können. Im deutschsprachigen Raum ist hier der Unternehmensberater Ravindra Bhagwanani der Firma Global Flight führend (UZ 11/2013). Die Netto-Ersparnis für Unternehmen durch diese Beratung soll gemäss seinen Aussagen bei rund 10 Prozent liegen.

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Schafft der Aussenhandel Arbeitsplätze im Inland?

Ärgernis Gebühren Wir haben festgestellt, dass das grösste Ärgernis für Vielflieger die hohen Gebühren und Treibstoffzuschläge bei Prämienflügen sind. Unter den grossen Airlines stachen folgende Unternehmen in Bezug auf die Treibstoffzuschläge bei Meilenbuchungen positiv hervor: Emirates, SAS, United/Continental und US Airways sowie Air Berlin dank Spezialkondition (Bezahlung der Gebühren mit Meilen). Air France/KLM (Flying Blue) hat kürzlich immerhin die Treibstoffgebühren für Prämienflüge in Europa aufgehoben. Die UZ Favoriten Bei unserer Untersuchung haben wir uns auf die genannten vier Kernpunkte konzentriert, da diese für alle Meilensammler zentral sind. Berücksichtigt man diese vier Faktoren zu gleichen Teilen, gehören acht Vielfliegerprogramme zur Spitzengruppe (siehe Kasten). Jedes dieser Programme hat seine spezifischen Vorteile. Immer noch stammen die lukrativsten Meilenprogramme aus Amerika. Dank Part09:47


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l Nr. 12 l 2013

UZ l MANAGEMENT

« W I R M Ü S S E N G E WA P P N E T S E I N , Ü B E R R A S C H T Z U W E R D E N »

Schneller, reicher, gesünder Überalterung, Beschleunigung und künstliche Intelligenz – was prägt unser Leben in den kommenden Jahren? Mit Zukunftsforscher Georges T. Roos wagen wir den Blick in die Zukunft.

INTERVIEW SALOME KERN

Wollen wir die Zukunft heute schon kennen, weil wir uns fürchten? Georges Roos: Der Mensch ist das einzige Lebewesen, dass in der Lage ist, sich mit Zukunft zu beschäftigen. Es ist ganz natürlich, dass sie uns interessiert. Was passiert mit meiner Welt? Was Sie sagen, ist tatsächlich so. Viele Menschen schauen besorgt in die Zukunft. Das hat damit zu tun, dass die Zukunft uns ungewisser vorkommt als früher.

Die heutige Technologie erzwingt einen beschleunigten Arbeitsrhytmus. Fotoquelle: Bilderbox.de

Was meinen Sie damit? Es ist besorgniserregend, wie viele Menschen daran erkranken. Depressionen, Burn-out und andere psychische Krankheiten sind die Hauptgründe dafür, dass jemand neu in die Invaliditätsversicherung kommt. Wir müssen Wege finden, wie wir besser mit der Technologie und der Beschleunigung umgehen.

Wieso? Heute ist alles vernetzt und komplex. Wir können kaum mehr sinnvolle Annahmen für die Zukunft aus der Vergangenheit ableiten. Wir müssen gewappnet sein, überrascht zu werden. Ihre Arbeit ist heute schwieriger? Ja, vielleicht ist deshalb die Arbeit des Zukunftsforschers mehr gefragt. Je mehr Fragen da sind, desto mehr beschäftigt man sich damit.

Ist die Beschleunigung Schuld, dass wir unkonzentriert arbeiten? An der Universität von Kalifornien gab es ein Forschungsprojekt, das gemessen hat, wie lange jemand ungestört arbeitet. Das Resultat waren elf Minuten. Nach der Unterbrechung erledigt man zwei andere Aufgaben, für die benötigt man zwanzig bis vierzig Minuten. Man hat vergessen, an was man gearbeitet hat. Und muss Zeit investieren, bis man wieder auf dem gleichen Stand ist.

Gemäss dem Zukunftsforscher Horst Opaschowski lautet die Arbeitsformel für Deutschland: 0,5 x 2 x 3. Die Hälfte verdient doppelt und leistet dreimal so viel. Was halten Sie davon? Nichts. Etwa ein Drittel der Erwerbstätigen in der Schweiz wird in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren pensioniert. Es kommen weniger Junge nach – unabhängig von der Zuwanderung. Wir haben eher eine Verknappung der Ressource Arbeit, es gibt tendenziell gute Arbeitsmarktchancen. Aber wir müssen viel mehr leisten? Die Ansprüche steigen. Die Schweiz steht im globalen Wettbewerb und da können wir nur mit hochqualifizierter Arbeit mithalten. Spitzendienstleistung, Spitzenprodukte - das ist anspruchsvoll. Im Jahr 2020 wird vermutlich die Hälfte der Erwerbstätigen einen tertiären Abschluss haben, und das braucht unsere Wirtschaft. Was die zeitliche Arbeit angeht, gibt es eher den Gegentrend. In den letzten 40 Jahren ist die Arbeitszeit pro Woche gesunken, der Anteil Ferien gestiegen. Ein Trend ist die Beschleunigung. Welche Auswirkungen hat das? Verantwortlich für den Beschleunigungsschub ist die Technologie. Es ist aber nicht die erste Phase, bereits die industrielle Revolution war ein solcher Schub. Die Beschleunigung schafft Wohlstand, eine höhere Innovationsrate und Produktion von Wissen. Aber es gibt einen Nachteil: Wir haben uns noch nicht angepasst.

Was für Vorschläge gibt es da? Ich habe noch kein Patentrezept. In einem internationalen Technologieunternehmen müssen die Mitarbeiter CC-Mails nicht mehr beachten. Eine andere Lösung ist, dass man Emails ersetzt durch ein firmeninternes Netzwerk, das ähnlich wie Facebook funktioniert. Wir müssen unsere Arbeit mit einem Rhythmus gestalten: Eine hektische Phase wird von Ruhe abgelöst. Wenn wir das so einhalten, können wir mit der Beschleunigung umgehen. ZUR PERSON Georges T. Roos ist Gründer und Geschäftsführer des privaten Instituts für Zukunftsforschung ROOS Trends & Futures in Luzern. Er hat die European Futurists Conference Lucerne gegründet, die wichtigste jährliche Zusammenkunft für Zukunftsforscher.

Die Beschleunigung findet aber nicht nur in der Arbeitswelt statt. Im Privaten gilt die gleiche Regel. Wie will man damit umgehen, dass man nicht dauernd im Hochtempo ist? Es ist eine kulturelle Kompetenz, die wir erlernen müssen. Die Beschleunigung ist nicht nur schlecht. Sie erhöht die Kontaktmöglichkeiten, man ist besser verbunden und hat die richtigen Informationen im richtigen Moment. Die Generation der Digital Natives ist sich den Umgang mit den Technologien schon gewohnt. Sie werden in


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16 und 25 Jahren aus der Schweiz, den USA, Brasilien und Singapur. FĂźr die Schweizer Jugendlichen ist es kein primäres Ziel Karriere zu machen, sie haben einen hohen Anspruch an die Work-Life-Balance. In Brasilien ist das anders. Das hat keinen negativen Einfluss auf die Schweizer Wirtschaft? Arbeitgeber mĂźssen sich etwas diesen WĂźnschen anpassen. Es geht um Flexibilität, aber auch darum, wie der Arbeitsplatz gestaltet ist. Viele Digital Natives fĂźhlen sich vom Google Office in ZĂźrich angesprochen: die Spielecke, der Relaxraum oder die SportmĂśglichkeiten. Das sind Modelle, die in anderen Branchen umgesetzt werden mĂźssen, damit diese Generation sich wohlfĂźhlt und bereit ist Leistung zu geben. Heisst das, dass es fĂźr KMU schwieriger wird qualifizierte Arbeitnehmer anzustellen? Ein KMU hat andere MĂśglichkeiten. Ein Familienunternehmen kann Geborgenheit bieten – das ist ein Trumpf. In den letzten 100 Jahren haben Reichtum und Lebenserwartung der WeltbevĂślkerung enorm zugenommen. Geht dieser Trend weiter so? Die Chancen stehen sehr gut. In Ländern, die noch weniger weit sind, wird das Wachstum stärker sein. Aber auch in der Schweiz steigt die Lebenserwartung noch an. Skeptiker sagen, das s unser ungesunder Lebensstil eine weitere Zunahme der Lebenserwartung bremsen wird. Aber dafĂźr gibt es keine Anzeichen.

Zukunft anders damit umgehen. Im Jahr 2020 wird die Hälfte der ErwerbsbevĂślkerung Digital Natives sein. Es gibt an der Universität Bern Forschungen, die zeigen sollen, wie sie ÂŤtickenÂť. Diese Generation ist technikaffin und flexibel, leistungsorientiert, aber nicht karrierefixiert. Sie wollen eine Arbeit, die Spass macht und gute Teams schafft. Sie suchen Autonomie in der Gestaltung der Arbeit. Die Schattenseite ist, dass sie betreuungsintensiv sind. Was bedeutet das? Wenn man bedenkt, dass die Zusammenarbeit in Firmen immer mehr Ăźber elektronische Mittel funktioniert, haben die Jungen eine wichtige Kompetenz Ăźber die Kinder- und Jugendzeit erlernt. Wann kann die eingesetzt werden? Beispiel Home Office – der Chef kann nicht mehr ins NachbarbĂźro gehen und kontrollieren, ob der Mitarbeiter da ist. Er muss Kontrolle und Vertrauen anders managen als bisher. Diese Fähigkeit, eine Verbindlichkeit Ăźber soziale Netzwerke aufzubauen, lernen die Digital Natives. Das ist eine Qualität, die späteren FĂźhrungspositionen zugute kommen kann. Wird Home Office unter dieser Generation zur Normalität? Fixe Arbeitszeiten kommen aus der Industrie. Heute und in Zukunft ist die abgesessene Zeit aber nicht mehr entscheidend, sondern was jemand leistet. Es gibt Versuche, in denen die Menschen frei wählen dĂźrfen, wo, wann und wie sie arbeiten wollen . Sie haben eine Leistung, die sie erbringen mĂźssen. Je mehr einen Job haben, in dem sie nicht repetitive Aufgaben abarbeiten mĂźssen, desto weniger macht es Sinn, wenn sie von fĂźnf bis acht im BĂźro sitzen mĂźssen. Sie sagen, Karriere verliert an Wichtigkeit. Wieso? Vor wenigen Wochen hat die Credit Suisse den Jugendbarometer verĂśffentlicht. Er vergleicht Jugendliche zwischen

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Im Zusammenhang mit der hohen Lebenserwartung wird von Überalterung gesprochen. Sie sagen aber, es gäbe einen medizinischen Verjüngungsprozess. Es ist eine Tatsache, dass in der Schweiz fast jeder ein hohes Alter mit guter Gesundheit erreichen kann. Aber das medizinische Alter nimmt viel langsamer zu als das kalendarische – ein Verjüngungsprozess. Ein 60-Jähriger heute ist jünger, als ein 60-Jähriger vor 30 Jahren. Diese Tendenz wird zunehmen. Die hohe Lebenserwartung ist eine grosse Leistung unserer Zivilisation, aber es gibt problematische Aspekte. Wie können wir die Rentenversprechen lösen? Und wie können wir? Das Eidgenössische Finanzdepartement hat letztes Jahr Szenarien geschrieben. Diese zeigen, was die demografische Entwicklung für die Verschuldung bedeuten würde, wenn nichts politisch geändert wird. Sie rechnen bis ins Jahr 2060 mit einer Verschuldung von 130 Prozent des BIP. Es gibt drei Stellschrauben, die das Szenario verändern können: das Wachstum der Wirtschaft, die Migration und die Erhöhung des Rentenalters um ein bis zwei Jahre. Es ist wichtig, dass wir etwas länger arbeiten, ein gesundes Wachstum beibehalten und keine Kamikaze-Politik in der Einwanderung führen. Ich finde die Idee von Bundesrat Alain Berset, dass man sich teilpensionieren lassen kann, toll. Allerdings müsste man dann das Alter für die 100-prozentige Rente erhöhen. Die Zukunft sei weiblich, ist ein häufig gehörter Satz. Frauen arbeiten immer noch deutlich weniger, vor allem wenn man die Erwerbsbeteiligung in Vollzeitäquivalenzen umrechnet. Und das, obwohl Frauen mittlerweile besser ausgebildet sind als Männer. Ausbildung ist für eine Volkswirtschaft eine Investition. Deshalb ist es unsinnig, diese Investition nicht abzuholen. Voraussetzung ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Das braucht eine gemeinsame Anstrengung der Wirtschaft und Politik. Ist die Politik in diesem Thema wenig zukunftsorientiert? In den letzten Jahren ist viel getan worden. Die Politik ist noch zu wenig weit, aber sie ist unterwegs. Die Wirtschaft muss mitziehen. Aber es gibt einen grossen Wertestreit: Welche Betreuungsform ist besser? Bereits seit Jahrhunderten existiert die Angst: Maschine ersetzt Mensch. Ist das so? Die Maschine erhöht die Produktivität. Das hat nicht dazu geführt, dass wir immer frei haben, aber die Freizeit ist gestiegen. Mit den Kommunikations- und Informationstechnologien wurden verschiedene Prozesse automatisiert. Die Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine verschiebt sich. Statt mit Muskelkraft etwas zu bedienen, bedient der Mensch eine. Es braucht Menschen, aber sie haben andere Aufgaben. Spannend wird es, wenn wir zwanzig Jahre in die Zukunft schauen und etwas Neues in die Arbeitswelt einrechnen: die künstliche Intelligenz. Was verändert das? Es gibt eine erneute Verschiebung der Schnittstelle. Künstliche Intelligenz ist ein System, das selber dazulernt. Das Projekt Watson von IBM ist sehr faszinierend. Das Computerprogramm versteht natürliche Sprache und kann selber Hypothesen bilden, und so auf Fragen antworten. Wenn man ihm sagt, seine Antwort sei falsch, dann lernt es dazu. Watson hat 2011 in der Quizsendung Jeopardy gewonnen. Wo wird künstliche Intelligenz eingesetzt? Mittlerweile arbeitet Watson in einer Krankenhauskette in den USA. Er berät die Ärzte und Pflegefachleute, welches die richtige Behandlung für einen Patienten ist. Watson gibt es auch in der Finanzindustrie. Er erarbeitet Anlagevorschläge. Hier kommt das Thema «Big Data» ins Spiel. Wir haben viele In-

formationen, aber es ist schwierig, etwas Sinnvolles herauszudestillieren. Künstliche Intelligenz kann das, da sie mehr Daten verarbeiten kann als wir.

Künstliche Intelligenz in Form von neuartigen Computerprogrammen kann mehr Daten verarbeiten als wir.

Wann arbeiten wir mit einem Watson-Nachfolger zusammen? Ich gehe davon aus, dass das nun in Meilenstiefeln auf uns zukommt. IBM sagt, in ein paar Jahren sei das App auf dem Smartphone. Wie oft, wenn man am Anfang steht, ist es schwer zu sehen, wie es konkret aussehen wird. Es kommt nicht in jeder Branche sofort. Ich rechne damit, dass es in der Gesundheits- und der Finanzwirtschaft schnell gehen kann, wenn sich zeigt, dass es zu besseren Ergebnissen führt. Ein weiteres Thema, das die Zukunft bestimmt, ist die Rohstoffknappheit. Welche Folge hat sie für die Unternehmen? Global gesehen, wächst die Bevölkerung: heute 7,2 Milliarden Menschen, die UNO schätzt 2050 9,5 Milliarden. Ein Drittel der Bevölkerung gehört zum Mittelstand, 2030 sind es bereits zwei Drittel. Sie verdienen mehr, als sie zum Überleben benötigen. Die Ressourcenintensität ist eine Herausforderung. Unser Wachstum soll weniger Ressourcen benötigen. Wir sind auf dem richtigen Weg. Wir müssen neue Energiequellen erschliessen und effizienter machen, damit Wachstum nachhaltiger wird. Wenn wir ohne Schaden Energie produzieren können, spielt es keine Rolle, wie viel wir verbrauchen. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich diese Szenarien bewahrheiten? Bei den meisten Aussagen gehe ich davon aus, dass diese Entwicklungen vom heutigen Stand absehbar sind – unter normalen Umständen also eine recht hohe Wahrscheinlichkeit. Bei globalen Szenarien müssen wir mit Ereignissen rechnen, die alle Annahmen auf den Kopf stellen könnten. Extreme Ereignisse wie Krieg, einen Supervulkan oder eine Pandemie kann man nie ausschliessen.

Fotoquelle: Bilderbox.de

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Es ist wich-

tig, dass wir etwas länger arbeiten und ein gesundes Wachstum beibehalten.


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MARKETING l UZ MARKE DES MONATS: ZIMMERLI

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beim zweiten Anlauf. So ging die von Johann Jakob Zimmerli gegründete Rotfärberei in Konkurs. Er suchte nach einer neuen Herausforderung. Seine Frau Pauline lernte auf der Weltneuheit einer Einnadelstrickmaschine feinste Strümpfe und Herrensocken herzustellen. Frauenpower legte 1871 den Grundstein für die Schweizer Traditionsmarke Zimmerli. Das Unternehmen eroberte die Welt. Der Unternehmer Walter Borner engagierte sich mit beseelter Innovationskraft für steten Erfolg. 2006 wurde er zum Schweizer Unternehmer des Jahres gekürt. Heute finden Sie die begehrte Marke bei 750 Kunden in 50 Ländern.

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MARKETING NEWS Weltpremiere: SBB und Starbucks lancieren das erste fahrende Coffee House. Was dabei herauskommt, wenn eine der führenden Foto: zVg

Schhweizer und globalen Marken kooperieren, können Bahnreisende im neuen SBB/Starbucks-Speisewaggon auf der Strecke Genève/Fribourg-St. Gallen und zurück erleben.

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G E R D G I G E R E N Z E R , V E R H A LT E N S P S Y C H O L O G E

«Mein Handy ist meistens Aus dem Bauch heraus wissen, was zu tun ist, gilt als verpönt. Dagegen stellt sich Gerd Gigerenzer. Der renommierte Psychologe im Gespräch über unternehmerische Entscheidungen, digitale Medien und den Umgang mit Risiko.

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Viele Leute

haben Angst,

INTERVIEW LUKAS STUDER

Darf sich ein Unternehmer auf seinen Bauch verlassen? Wenn er erfahren ist auf seinem Gebiet, ist das erste Gefühl oft das Beste. Über ein neues Problem lohnt es sich länger nachzudenken.

eine Bauchentscheidung zuzugeben.

Foto: zVg

Für Marktforschung und Statistiken wird viel Geld ausgegeben, das Bauchgefühl ist umsonst. Was keinen Preis hat, scheint nichts wert zu sein. Das ist ein grosser Irrtum. Gute Intuitionen beruhen auf jahrelanger Erfahrung, und das kostet etwas. Im Umgang mit berechenbaren Risiken zahlen sich Berechnungen aus. In vielen Bereichen unserer Welt haben wir es aber mit Ungewissheit zu tun, da reicht rechnen nicht. Wir brauchen gute Intuitionen oder Faustregeln, die wir Psychologen Heuristiken nennen. Viele Leute haben Angst zuzugeben, dass sie eine Bauchentscheidung getroffen haben. Also suchen Mitarbeiter oft im Nachhinein wochenlang die Gründe, die zur Entscheidung geführt haben sollen. Wieso ist das so schwierig, eine Bauchentscheidung zuzugeben? Das ist eine gute Frage. In anderen Bereichen erwarten wir, dass Menschen intuitiv agieren. Im Fussball zum Beispiel

oder bei der Partnerwahl. Auch dabei könnten Sie ja alle möglichen Alternativen auflisten und sich dann für die Frau entscheiden, die Ihnen den höchsten erwarteten Nutzen bringt. Nur wird das Ihre Partnerin äusserst unromantisch finden. Sie coachen auch Unternehmer. Welchen Ratschlag geben Sie zuerst? In der Regel gebe ich keine Ratschläge, sondern ich vermittle Werkzeuge. Jeder Unternehmer weiss in seinem Geschäftsbereich viel besser Bescheid als ich. Das Übersetzen in sein Arbeitsgebiet muss er selbst leisten. Dazu gehören Dinge wie: Wie trifft man schnelle Entscheidungen? Wie schafft man ein Klima, in dem Bauchentscheidungen akzeptiert werden? Ein Klima, in dem das Ergebnis zählt und nicht die Prozedur? Viele komplizierte Berechnungen kommen zu Stande, weil man nur auf die Prozedur schaut und keinen Fehler machen möchte – selbst wenn das Ergebnis am Ende schlechter ist. Stimmt die Faustregel: «Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser»? Es gibt keine Regel, die immer richtig ist. Diese Regel ist oft gut, kann aber innovationshemmend sein. Ich bin Direktor eines Max-Planck-Instituts, und die Max-Planck-Institute


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schaften und so weiter. Diese Menschen haben am Anfang Angst, über etwas zu reden, das sie nicht verstehen. Damit diese Personen den Mut haben, Fragen zu stellen – die anderen wissen ja so viel mehr –, muss die Umgebung stimmen. Jeden Tag um vier Uhr gibt es Kaffee und Tee, und weil kein Zwang besteht hinzugehen, kommen alle. Diese zwanzig Minuten sind keine verlorene Zeit. Da entstehen Brücken und man bekommt mit, was der andere tut und wo man zusammen arbeiten könnte. Dieses Umfeld ist wichtig für Kreativität. Offene Türen sind auch wichtig – sie sind ein Zeichen, dass Interaktion willkommen ist.

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Immer mehr Leute arbeiten von zuhause aus. Ist die Durchmischung von Beruf und Privatem gesund? An sich ist das unproblematisch, nur geht der persönliche Kontakt verloren. Email und andere digitale Techniken können den persönlichen Kontakt nie vollständig ersetzen. Das kann schädlich für Innovation sein. Gerd Gigerenzer sprach an der TEDx-Konferenz am 2. Oktober in Zürich über Risikokompetenz.

ZUR PERSON Professor Gerd Gigerenzer ist Direktor am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin sowie des Harding Zentrum für Risikokompetenz. Er war unter anderem Professor an der University of Chicago. Gigerenzer berät Manager, Richter und Ärzte in der Kunst des Entscheidens und im Umgang mit Risiken und Unsicherheiten. Seine Sachbücher wurden in 18 Sprachen übersetzt. Die Bücher «Das Einmaleins der Skepsis» und «Bauchentscheidungen: Die Intelligenz des Unbewussten» sind Bestseller, letzteres wurde 2007 als Wissenschaftsbuch des Jahres ausgezeichnet. In seinem jüngsten Buch «Risiko» nennt Gigerenzer das grösste Manko im 21. Jahrhundert: Risikokompetenz. Die Menschen wüssten nicht, wie mit Risiken und Statistiken richtig umzugehen sei. Ereignisse wie der 11. September oder die Schweinegrippe belegen die These des Autors.

funktionieren anders. Man sucht lange und international nach einem Direktor und dann vertraut man der Person. Jeder Direktor hat die Ressourcen Leute einzustellen, bis er emeritiert. So wird kurzatmige Forschung verhindert. Wir müssen nicht alle drei Jahre ein neues Trend-Proposal publizieren. Es werden keine schnellen Resultate gefordert. Nein, aber wir liefern mehr gute Resultate! Wer häufiger publiziert, schreibt in vielen Fällen darüber, was er bereits gemacht hat und was gesichert ist, und will nur nichts riskieren. Hier ist das Sprichwort «Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser» nicht richtig. Bei uns steht die Kontrolle am Anfang, dass gute Leute eingestellt werden. Dann wird ein Klima des Vertrauens geschaffen, das zu Innovation führen kann. Als Institutsdirektor haben Sie einfache Unternehmensgrundsätze eingeführt wie «Kaffee um vier» oder «offene Türen». Sollten Unternehmer bei Ihnen abschauen? Wer innovativ sein will, braucht Leute mit verschiedenen Hintergründen. Die 35 Wissenschaftler, die in meiner Forschungsgruppe arbeiten, kommen aus zehn verschiedenen Gebieten: aus Ökonomie, Psychologie, Mathematik, Computer Science, Evolutionärer Biologie, Ingenieurwissen-

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Die digitalen

Medien sollten nicht uns kontrollieren, wir sollten sie kontrollieren.

Welche Faustregeln helfen in der digitalen Welt? Die grösste Gefahr der digitalen Techniken ist, dass ich nicht mehr selbst zum Denken und Arbeiten komme und ständig unterbrochen werde. Aus diesem Grund habe ich mir einige Regeln angeeignet. Das Handy ist meistens – auch jetzt – abgeschaltet. Meine Sekretärinnen sind brillant, denn wenn es wirklich brennt, erreichen sie mich immer. Meine Email kontrolliere ich vielleicht zweimal am Tag, es sei denn, ich erwarte etwas Wichtiges. Manche meiner jungen Forscher haben die Email immer offen. Sie arbeiten an ihrem Text und warten nur darauf unterbrochen zu werden. Da kann man nicht klar denken und eine Idee wirklich tief verfolgen. Die digitalen Medien sollten nicht uns kontrollieren, wir sollten lernen sie zu kontrollieren. Die Botschaft in Ihrem neuen Buch «Risiko» lautet: Risikokompetenz ist im 21. Jahrhundert so wichtig wie Lesen und Schreiben (siehe Kasten). Sind wir Risikoanalphabeten? Zum grossen Teil ja. Manche meiner Kollegen meinen, das liege daran, dass die Evolution unser Gehirn falsch verdrahtet hat. Was macht man nun mit all diesen hoffnungslos überforderten Menschen? Man muss sie treiben wie Schafe, von der Geburt bis zum Tod. Das ist nicht meine Vision. Die meisten dieser kognitiven Illusionen – das haben wir experimentell gezeigt – können entweder zum Verschwinden gebracht werden oder wir können Techniken lernen, um Risiken zu verstehen. Wieso fällt uns statistisches Denken so schwer? Weil wir es nicht in der Schule lernen. Stellen Sie sich vor, Lesen würde nicht gelehrt werden: Sie würden sich auch nicht fragen, wieso die Leute Mühe haben zu lesen. Wir lernen die Mathematik der Sicherheit, aber nicht die Mathematik der Unsicherheit: die Statistik. Zudem lässt sich statistische Information auf zwei Arten kommunizieren: klar oder irreführend. In unserer Gesellschaft wird oft irreführend kommuniziert. Wären die Leute besser trainiert, würden sie sagen: Jetzt sprich mal Klartext! Meine Botschaft ist eine andere als diejenige vieler Sozialpsychologen, welche die Menschen, konfrontiert mit Risiken, hoffnungslos verloren sehen. Warum lehren die Schulen den Umgang mit Risiko nicht? Risikokompetenz ist in unserem Erziehungssystem ein blinder Fleck. Deshalb darf sich niemand wundern, wenn viele Menschen nicht wissen, wie man mit Geld, Gesundheit oder digitalen Medien umgeht. Dagegen könnten wir etwas tun. Doch nur wenige Politiker in Deutschland wollen das Problem überhaupt verstehen. Die Schweiz ist klein genug und könnte eine Vorreiterin sein.


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D A S I N T E R N AT I O N A L I S I E R U N G S V E R H A LT E N V O N S C H W E I Z E R K M U

KMU-Präsenz im Ausland Immer mehr KMU unternehmen den Expansionsschritt ins Ausland. Wie gestaltet sich eine erfolgreiche Internationalisierung? Auskunft gibt der Swiss International Entrepreneurship Survey 2013.

TEXT RICO J. BALDEGGER

Die Internationalisierung von KMU hat in den letzten Jahren – vor allem in Ländern mit kleinem Binnenmarkt – eine gesteigerte wirtschaftspolitische Bedeutung erhalten. KMU betrachten die Expansion ins Ausland immer mehr als grundlegende strategische Option. Da die KMU äusserst heterogen sind, ist es schwierig, den Erfolg ihres Internationalisierungsverhaltens zu messen beziehungsweise die Erfolgsfaktoren zu identifizieren. Nach ersten Studien im 2007 und 2010 gaben zwischen März und Mai 2013 zum dritten Mal international aktive KMU Aufschluss über ihr Verhalten. Die branchenübergreifende quantitative Befragung von 788 internationalen Schweizer KMU richtete sich an deren Entscheidungsträger. Die Fragen beantwortet haben dementsprechend Gründer und zugleich CEOs (49,4 Prozent), Nachfolger und zugleich CEOs (19,4), CEOs (13,5), das Senior Management (7,8) und weitere Personen, die in strategische Entscheide involviert sind (9,9). Die befragten Personen halten ihre Position im Durchschnitt seit 14 Jahren inne.

Grafikquelle: zVg / Foto: Bilderbox.de

Internationale Erfahrung essenziell Einerseits stimmt das unternehmerische Potenzial der Schweiz durchaus optimistisch. Anderseits belegt die Studie, dass Verbesserungen auf verschiedenen Ebenen erforderlich sind, etwa in der Unterstützung der Unternehmen. Im Zentrum der Studie stand der Unternehmer mit seiner

globalen Vision und der Erkenntnis, dass auf jeder Stufe des Lebenszyklus eines Unternehmens jeweils andere Eigenschaften des Managementteams erforderlich sind. Deshalb ist es wichtig, frühzeitig zu erkennen, welche Fähigkeiten für die aktuelle Situation essenziell sind, entsprechend zu handeln und sich die fehlenden Fähigkeiten anzueignen. Der Schlüssel für eine erfolgreiche Internationalisierung ist unbestritten der Unternehmer respektive das Managementteam. Die internationale Erfahrung des Unternehmers oder des Teams ist existenziell. In der vorliegenden Studie wird der bereits bekannte Einfluss internationaler Erfahrung nachgewiesen und empfohlen, für den geplanten Gang über die Grenzen ein international erfahrenes Führungsteam zu beschäftigen. Die Bedeutung internationaler Erfahrung ist nicht zu unterschätzen und beeinflusst nicht nur die Internationalisierungsgeschwindigkeit, sondern auch den Erfolg. Innovative Position in der Wertkette Die Studie verdeutlicht die Wichtigkeit einer adäquaten Vorbereitung des Internationalisierungsprozesses sowie einer Strategie, die auf den eigenen Kompetenzen basiert. Am Beispiel von anderen Unternehmen können Entscheidungsträger sehen, wie sie Wettbewerbsvorteile in ausländischen Märkten halten können. Die Resultate legen nahe, dass Unternehmer und KMU-Manager weniger in Sachwerte, sondern mehr in Bereiche investieren, die direkt Wettbewerbsvorteile generieren. Hierzu gehören Forschung


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VERTRIEBSWEGE IN FREMDE LÄNDER UND DEREN ERFOLG 700

Häufikkeit der Nennungen

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Erfolg (7 = sehr erfolgreich) ➊ Direkter Export ➋ Indirekter Export ➌ Grossabnehmer ➍ Auslandniederlassung ➎ Tochtergesellschaft ➏ Lizenzvergabe ➐ Joint Venture ➑ Ausländischer Produktionsbetrieb mit eigenen Vertriebsstrukturen ➒ Franchising ➓ Andere

und Entwicklung sowie die Kreativität der Mitarbeiter. Die Praxisbeispiele zeigen die Vielfalt der Internationalisierungsmodi von KMU und verdeutlichen, dass Internationalisierung nicht notwendigerweise im Export von Marktleistungen kulminiert, sondern ebenso mit einer innovativen Position in der internationalen Wertekette erreicht werden kann. Im Hinblick auf künftige Produkt- und Prozessinnovationen stehen bei den Schweizer KMU die Kunden im Zentrum; 66,3 Prozent wollen sich konsequent am Kundennutzen orientieren. Der Bedarf ist mittels exakter Marktforschung abzuklären (34,3 Prozent). Verbesserte Prozesse (33,2) und der Know-how-Zuwachs dank neuen Mitarbeitern (28,9) sollten dazu verhelfen, innovative und marktfähige Lösungen anzubieten. Rund 21,4 Prozent der KMU sehen Erfolg sowohl in der gemeinsamen Forschung mit Netzwerkpartnern als auch in der Zusammenarbeit in Forschung und Entwicklung mit Universitäten und Fachhochschulen. Etwas weniger Unternehmen (20,1) forcieren interne Forschung und Entwicklung. Nur gerade 12,9 Prozent sehen Open Innovation oder 11,4 Prozent eine gemeinsame Tochtergesellschaft (Joint Ventures) als Weg zu marktfähigen Neuerungen. Kaum ein KMU geht davon aus, dass es mit externen Beratern oder Denkfabriken der Herausforderung gerecht werden kann. Lernen von den Born Globals Schliesslich befasste sich die Studie mit der Schlüsselfrage,

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Der direkte Export (Mittelwert 5,62, auf einer Skala von 1 bis 7) ist der häufigste und erfolgreichste Vertriebsweg für die Schweizerischen KMU. Zugleich ist er die Markteintrittsform, die zu einem späteren Zeitpunkt am wenigsten aufgegeben wird. Offenbar überwiegen die Vorteile die bekannten Nachteile des direkten Exportes. Ein Pluspunkt des direkten Exports dürfte die Unmittelbarkeit der Geschäftsbeziehung sein, bezeichnet doch rund die Hälfte der befragten Unternehmen ihre Angebotspalette als ein komplexes Produktsystem. Die intensive Interaktion kann kaum über Handelsorganisationen oder Mittler abgewickelt werden. Fehlende Gastlandkenntnisse und Akzeptanz vor Ort sind die meistgenannten Nachteile, die jedoch nicht überwogen. Der indirekte Export (4,15) über Agenturen und Absatzmarkthelfer wurde am zweithäufigsten genannt, gefolgt vom Markteintritt über Grossabnehmer (3,93). Da mehr Ressourcen benötigt werden und kulturelle, sprachliche und gesetzliche Unterschiede eher zum Tragen kommen, sind die ausländischen Direktinvestitionen als Internationalisierungsform geringer als die Exportform. Die befragten KMU bestätigen, dass Auslandniederlassungen (3,52) und Tochtergesellschaften (3,21) nur mittelmässig erfolgreich sind. Das wenig erfolgreiche Franchising-System (1,66) findet in der Praxis nur selten Anwendung. Zudem wird Franchising in 36 Prozent der Fälle aufgegeben. Dieser Befund ist nicht weiter verwunderlich. Franchising zahlt sich vor allem bei hohem Standardisierungsgrad aus, nicht aber wenn komplexe Produktpaletten ein differenziertes Vorgehen erfordern.

wie erfolgsversprechend eine geografische Diversifikation sein kann. Will ein Unternehmen global agieren, gewinnt es von den Born Globals wichtige Einsichten. Born Globals erwirtschaften im Vergleich zum Durchschnitt aller KMU einen deutlichen höheren Auslandsumsatz im Verhältnis zum Gesamtumsatz und sind rascher in mehr Ländern aktiv. Sie sind zufriedener mit den Ergebnissen in puncto Imagegewinn und Lernen. Höhere Zufriedenheit Die rasche Expansion wird zumindest kurzfristig auf Kosten der Zufriedenheit mit anderen, untergeordneten Zielen realisiert. Mittlere Unternehmen, die langsamer expandieren, weisen eine höhere Zufriedenheit mit dem finanziellen Erfolg auf, zulasten der Zufriedenheit mit dem Verkaufsvolumen oder dem Marktanteil. Wenngleich die Internationalisierung viele Erfolgsdimensionen bestimmt, so hilft umso mehr ein klares und einfacheres Zielsystem. Mehrere Ziele gleichzeitig anzusteuern, ist grundsätzlich problematisch. Erst recht, wenn diese miteinander im Konflikt stehen. KMU müssen während ihrer geografischen Expansion mit vielen Faktoren fertig werden, die sie nicht beeinflussen können. Klare Ziele, Prioritäten und Werte sind jedoch zu 100 Prozent unter der eigenen Kontrolle. Die Frage nach den Zielmärkten ist wesentlich. Die Studienautoren sehen durchaus Hinweise, dass je nach Situation der Globalisierung eine Internationalisierung vorzuziehen ist.

DER AUTOR Rico Johannes Baldegger ist Professor für Unternehmensführung und Innovation an der School of Management Fribourg. Er ist Autor zahlreicher Publikationen zu Unternehmensführung, Internationalisierung von KMU und Nachfolgeregelung von Familienunternehmen. Baldegger gründete selbst mehrere Firmen.


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UZ l UNTERNEHMEN

CLEANTECH SPECIAL

P R E S S C O N TA I N E R S O R G E N F Ü R S A U B E R K E I T

Mission Alpenluft Zermatt ist einer der beliebtesten Ferienorte in den Bergen – das bedeutet auch Berge von Abfall. Die Schwendimann AG hat eine nachhaltige Lösung gefunden.

Das Matterhorn zieht die Gäste an, der pastell-türkise Seitenlader entsorgt den Abfall.

Fotos: zVg

TEXT UND INTERVIEW SALOME KERN

Noch ist es ruhig in Zermatt. Eine dünne Schneedecke liegt auf den Wiesen, Elektroautos kurven durch den autofreien Ferienort, die Bauarbeiter stellen die Hotels fertig. Richtig los geht es Mitte Dezember, dann strömen die Touristen ins Dorf. Normalerweise leben knapp 6000 Personen in Zermatt, über den Winter können es bis 40000 werden. Das Matterhorn zieht die Gäste an. Zwischen dem Hotel Cervo und den Ferienwohnungen Amaryllis steht eine auffällige pastell-türkise Box. Ein Abfallcontainer, aber kein normaler, sondern Teil des neuen Entsorgungssystems von Zermatt. Gepresster Kehrricht Es war ein langer Weg für die Schwendimann AG. Zermatt schreibt im Juli 2010 einen Auftrag für die Abfallentsorgung in der Gemeinde neu aus. Doch: Die Strassen sind eng, Dieselfahrzeuge passen nicht ins Dorfbild und 8000 Tonnen Abfall müssen bewältigt werden. Der Geschäftsführer Matthias Schwendimann hat eine Idee: Presscontainer und Seitenlader. Elektrische Container verdichten einen 35-Liter-Sack auf fünf Liter und der Seitenlader transportiert die Container. Das Unternehmen nutzt eine 40 Jahre alte Technik neu elektrisch. Die Presscontainer sind aber nicht in einer Breite erhältlich, die auf die Strassen Zermatts passen. Deshalb konstruiert System-Alpenluft Container mit einer Grösse von drei bis vier Kubikmeter. Im Dezember 2010 erhält die Schwendimann AG den Auftrag. Der Geschäftsführer Matthias Schwendimann spaltet das Projekt von der Firma ab, geboren ist die System-Alpenluft AG. Eine Einsprache des früheren Entsorgers von Zermatt hat das Projekt noch etwas verzögert. Nun sollte es aber nicht mehr lange dauern: 32 der 40 Sammelplätze sind fertig. Die System-Alpenluft entsorgt bereits jetzt den Abfall der Zermatter, teilweise noch mit der herkömmlichen Methode. Im nächsten Frühling wird der letzte Schliff gemacht, dann wird nur noch mit der Alpenluft-Methode entsorgt.

Noch haben sich die Einwohner nicht ganz an die neue Technik gewöhnt. Geplant wäre, dass der Presscontainer nach jedem dritten Einwurf die Walze aktiviert und so den Kehricht presst. Die Leute warten nun, dass etwas passiert, nachdem sie den Abfallsack eingeworfen haben. Wenn sie dann nichts hören, drücken sie den Notknopf und blockieren so die Maschine. Also stapelten sich die Abfallsäcke vor dem Container anstatt darin. Seitdem der Container jedes Mal verdichtet, funktioniert die Technik. Die ganze Firma turnt Matthias Schwendimann ist nicht nur mit Herzblut für sein Unternehmen dabei, manchmal gehört auch Herzschmerz dazu. Für das Projekt Alpenluft wurde er zum Zermatter. Den administrativen Aufwand hat er etwas unterschätzt – die Berner Verwaltung hat genau nachgefragt. Heute gehört er fest zum Dorfbild von Zermatt. Die blauen Elektrowagen mit dem weissen Logo sind präsent, die Walliser kennen und grüssen ihn. Matthias Schwendimann führt die Schwendimann AG in vierter Generation, für ihn ist Innovation kein leerer Begriff. Sein Urgrossvater hat das Unternehmen 1935 gestartet, seit damals hat sich viel verändert. Heute hält die österreichische Loacker Recycling GmbH 50 Prozent der Aktien. Fast 80 Mitarbeiter oder Mitdenker, wie Schwendimann sie nennt, arbeiten im Unternehmen. Zwölf betreiben das System-Alpenluft in Zermatt. Sie gehören aber auch zur Schwendimann AG, die in Münchenbuchsee stationiert ist. Jeden Montag und Donnerstag startet der Arbeitstag mit dem obligatorischen Morgenturnen – rund acht Minuten macht die Firma gemeinsam Übungen. Einmal pro Jahr analysiert ein Spezialist die Sitzhaltung der Mitarbeiter und ein Dorn-und-Breuss-Therapeut behandelt sie präventiv. Das nicht erfolglos: Die Mitarbeiter sind nur noch halb so oft krank. Es scheint, als würde die Geschichte des Familienunternehmens weitergehen. Nach seiner Auto-Mechatroniker-Lehre arbeitete der Sohn temporär auch im Unternehmen. Heute gehört er fest dazu. Und spricht mit seinem besten Freund und Mitarbeiter bereits von der Nachfolge.


UNTERNEHMEN l UZ

MATTHIAS SCHWENDIMANN

«Wir benötigen 80 Prozent weniger Energie» Wo stehen Ihre Container überall? Matthias Schwendimann: Neben Zermatt haben wir in der Schweiz sechs Container bei den Jungfraubahnen – drei auf der kleinen Scheidegg und drei auf dem Jungfraujoch. In Melbourne warten wir auf den politischen Entscheid, dass die Container nur noch in der Nacht geleert werden dürfen. Dann benötigen sie unsere geräuscharmen Container. Wir haben einer Firma die Exklusivrechte vertraglich zugesichert. In Bergen, Norwegen, rechnet man seit dreiviertel Jahren an einer neuen Lösung mit System-Alpenluft. Wir haben absolute Nischenprodukte entwickelt und setzen sie dort ein, wo das Bedürfnis besteht.

und können günstiger arbeiten. Entwickeln Sie Ihre Methode weiter? Wir kennen die Schwächen unseres Systems, die Fahrzeuge sind zu schwer. Wir tüfteln an einer Lösung. Ich denke aber, dass die Zukunft ganz klar in Richtung geräuschfrei, also elektrisch geht. Matthias Schwendiman präsentiert sein neues Entsorgungssystem.

Das dauert alles ziemlich lange. Entsorgung ist eine sehr träge Branche. Durch die vielen Entscheidungsträger in den Behörden läuft es sehr langsam - auch die Politik spielt hinein.

Das ist das Leid am Geschäft. Die Freude ist dafür umso grösser, wenn man einen Auftrag erhält. Zum Glück geht der Trend wieder in Richtung 5-Jahres-Verträge, so haben wir weniger Risiko

Riecht man den Abfall? Sind die Silos zu gross und werden selten geleert, beginnt es zu riechen – grundsätzlich produzieren wir aber Alpenluft. Im Sommer, als es in Zermatt heiss wurde, haben wir bemerkt, dass man die Container nicht länger als eineinhalb Wochen stehen lassen darf. Wenn die Spei-

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seresten separat entsorgt werden, können die Container auch einen Monat nicht geleert werden und man riecht nichts. Wie umweltfreundlich ist Ihr System? Die Container sind direkt an das Stromnetz gehängt. Wir leeren sie zweimal pro Woche, das sind etwa fünf Tonnen. Das kostet etwa 70 bis 90 Franken pro Jahr für Ökostrom. Ein herkömmlicher 26-TonnenHecklader braucht acht bis zwölf Liter Diesel pro Stunde. Die Verdichtungscontainer benötigen 80 Prozent weniger Energie, wenn sie mit Elektrofahrzeugen geleert werden. Dafür haben wir 2012 den Watt d’Or erhalten. * Matthias Schwendimann ist Geschäftsführer der Schwendimann AG und der System-Alpenluft AG. Anzeige

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ANDREAS HOLLENSTEIN, CAMION TRANSPORT

«Den Verbrauch minimieren statt kompensieren» Camion Transport gewann unlängst den Eco Performance Award. Was tut der Logistik-Dienstleister für die Umwelt? Was bietet das Unternehmen seinen Kunden? Und wie steht der Verfechter des dualen Transportsystems zur Verkehrspolitik? Andreas Hollenstein, Leiter Infrastruktur und Umwelt, steht Rede und Antwort.

Anzahl an gelagerten Produkten und bewirtschaften das Lager für den Kunden. Der Kunde ruft Artikel aus dem Lager ab oder löst Bestellungen aus, um den Bestand aufzustocken. Idealerweise läuft die Übermittlung via IT. Als Nachteil bleibt, dass der Kunde nicht mehr schnell aus dem Lager etwas mitnehmen kann – er muss es abrufen. Unser Standardangebot ist der Gütertransport innerhalb von 24 Stunden, also die Folgetagsauslieferung. Auf Wunsch bieten wir Laufzeiten unter 24 Stunden an. Von daher besteht in der Distribution kein wesentlicher Nachteil – je nach dem kann der Kunde die Laufzeit sogar verkürzen.

INTERVIEW LUKAS STUDER

Welche Anfragen muss Camion Transport ablehnen? Ablehnen müssen wir reine Lebensmitteltransporte oder Tiefkühltransporte – dazu fehlt uns die Möglichkeit, die gesamte Kühlkette anzubieten. Ebenfalls ablehnen müssen wir Transport- oder Dienstleistungsanfragen, die unter unserem Kostenniveau liegen. Welchen aussergewöhnlichen Kundenwunsch konnten Sie erfüllen? Im 2004 haben wir die Logistik für einen führenden Reifenhersteller übernommen. Der Dienstleistungsauftrag umfasst die Lagerung, die Kommissionierung und den Transport der PW- und Lastwagen-Reifen in der Schweiz. Dafür haben wir extra in Bülach ein Lager zugemietet. Das 13 000 Quadratmeter grosse Gebäude mussten wir umbauen, um die Bedürfnisse der Reifenlogistik zu erfüllen. Das war ein grösseres Projekt.

Die Logistikbranche ist im Umbruch, und Anbieter wie DHL oder die Post rüsten massiv auf. Ist das die direkte Konkurrenz von Camion Transport? Diese Anbieter sind schwergewichtig in einem anderen Teilmarkt tätig. Wir verteilen Stückgüter oder Handelsgüter, in der Regel sind diese palettiert. Wir transportieren alles, was in einen Lastwagen oder Lieferwagen eingeladen werden kann. Paket- oder Briefpost sind nicht dabei.

Was sind das für Firmen, welche die Lagerung an Camion Transport abtreten? Das sind Firmen aus allen Branchen, die in der Logistik nicht ihre Kernkompetenz sehen und sie deshalb an einen Spezialisten auslagern. Auschlaggebend sind etwa die Nachfolgeregelung eines Mietobjekts, eine neue Strategie oder ein Wechsel der Dienstleistungsanbieter.

Ihr Nachtservice Quali-Night ist doch aber ein Konkurrenzprodukt? Richtig, dort sind wir auch im Einzelversand mit eher kleineren Mengen tätig. Quali-Night ist ein direkter Konkurrent zur Schweizer Post, die auch einen Nachtservice anbietet. Wir haben den Umbruch in der Logistikbranche angesprochen: schnellere Lieferzeiten, Lieferungen über Nacht, der Kunde will die Sendung nachverfolgen. Trifft dieser Trend bei den kleinen Mengen auch auf Ihr Kerngeschäft zu? Kurze Laufzeiten, zeitpunktgenaue Auslieferung und die Rückmeldung von Sendungsstatus oder Auslieferungserfolg – diese Standardanforderungen werden auch an uns gestellt.

Ist das eine neue Entwicklung? Es liegt im Trend der Zeit, das Lager auszugliedern und sich auf die eigentlichen Kernkompetenzen zu konzentrieren. Seit ungefähr zehn Jahren lässt sich das vermehrt beobachten. Mit jedem Auftrag muss sich Camion Transport auf etwas Neues einstellen. Jede Kundenanforderung ist speziell, das ist richtig. Es sind andere Produkte dabei, die Produkte stellen andere Anforderungen an die Infrastruktur, an die Ausgestaltung der Logistikdienstleistung, an die elektronische Anbindung zur Datenübermittlung oder an den Transport. ZUR PERSON Ist es für ein Unternehmen kein Nachteil, das Lager nicht vor Ort zu haben? Die Kunden übergeben uns einen Artikelstamm und die dazu passenden Produkte oder Güter in bestimmter Anzahl. Wir verfügen über diese

Andreas Hollenstein ist Leiter Infrastruktur & Umwelt und Mitglied der erweiterten Geschäftsleitung bei der Camion Transport AG. Zuvor bekleidete er verschiedene leitende Positionen bei Camion Transport, zuletzt als Niederlassungsleiter Rümlang. Er ist Betriebsökonom FH und diplomierter Betriebsleiter im Strassentransport.

Weshalb baut Camion Transport das Cargo- und Logistikzentrum in Rümlang? Der Neubau ist ein Ersatzbau, wir waren bereits an diesem Standort. Die Transport- und Logistik-


CLEANTECH SPECIAL

CAMION TRANSPORT Die Camion Transport AG ist ein Transport- und Logistikdienstleister mit Hauptsitz in Wil. Sie setzt auf das duale Transportkonzept, die Verbindung von Schiene und Strasse. 2010 lancierte sie das Projekt Eco Balance, um die ökologischen Aktivitäten in der Unternehmung zu bündeln. Momentan baut Camion Transport ein Cargo- und Logistikzentrum in Rümlang, das im Frühling 2014 betriebsbereit ist.

organisation wurde für die Bauzeit nach Dietikon verlagert und kehrt 2014 zurück nach Rümlang. Wir stocken die Kapazitäten auf und bauen insbesondere das duale Transportsystem weiter aus, entsprechend dem, was wir brauchen und was wir in Zukunft am Markt absetzen wollen. Das Projekt ist also in erster Linie ein Ausbau und nicht unbedingt eine Innovation. Aufgrund unserer Philosophie bauen wir energieoptimiert. In Rümlang installieren wir zum ersten Mal in der Firmengeschichte eine Holzschnitzelheizung, kombiniert mit Gas, um den CO2-Ausstoss zu minimieren. Wir statten den Standort vollständig mit LED-Beleuchtung aus. Das sind für uns die Highlights des Projekts. Investitionskostenmässig ist das kein Vorteil, wir geben mehr Geld aus als nötig. Bei der Holzschnitzelheizung ist es noch unklar, ob sich die Investitionskosten vollständig amortisieren lassen. Sie spekulieren darauf, dass sich das Öl stark verteuert? Nicht einmal das. Wir möchten unseren Beitrag daran leisten, dass die Umwelt erhalten bleibt. Uns ist die Ökologie ein wichtiges Anliegen. Für dieses Engagement erhielt Camion Transport den Eco Performance Award. Wofür konkret hat Ihre Firma sich diesen Preis verdient? Das müssen Sie die Jury fragen. Wir denken, dass wir für zwei Dinge ausgezeichnet wurden. Einerseits für unser Programm Eco Balance by Camion Transport, in dem wir alle Massnahmen zur Transportökologie und Nachhaltigkeit bündeln. Das geht von der Ideenaufnahme über die Weiterverarbeitung in einem Projekt bis hin zur Umsetzung und Kommunikation. Andererseits aber auch für Projekte wie die Ausbil-

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UNTERNEHMEN l UZ dung zum Junior-Driver. Dieser Lehrgang bietet Quereinsteigern die Chance, sich zu Lastwagenführern ausbilden zu lassen. Und intern bieten wir den Mitarbeitern damit eine Weiterbildungsmöglichkeit. Wir fördern so den Nachwuchs. In diesem Lehrgang lernen die Teilnehmer ökologischer zu fahren? Weit mehr als das: Wir bilden, zusätzlich zu den Lernenden im Betrieb, junge Leute aus, die als Lastwagenführer tätig sein wollen. In einem sechsmonatigen Lehrgang machen sie die Lastwagenprüfung und besuchen alle Kurse, die für die Chauffeur-Zulassung notwendig sind. Darüber hinaus absolvieren sie zum Beispiel die Staplerprüfung. So bilden wir Berufsleute aus, die wir nachher in der Firma einsetzen können. Ihre Firma hat auch vor dem Programm Eco Balance schon ökologische Ziele verfolgt. Welchen Vorteil hat die Bündelung der Massnahmen? Die vielen Einzelmassnahmen sind besser «handlebar». Vor Eco Balance by Camion Transport wurden diese primär aus ökonomischer Sicht umgesetzt. Gegen aussen sind unsere Aktivitäten besser kommunizierbar und – das ist nicht zu unterschätzen – auch gegen innen. Wir haben zuerst unsere Mitarbeiter darüber orientiert, was wir erreichen wollen. Erst dann haben wir das Programm nach aussen getragen. Was haben Sie gegen CO2-Zertifikate? Nichts. Aber Camion Transport setzt bewusst nicht auf Zertifikate. Für uns ist das nicht der richtige Weg. Wir wollen die Emissionen dort minimieren, wo wir selber Einfluss nehmen können. Das Ziel ist nicht zu kompensieren, sondern zu minimieren. Die Verkehrspolitik ist in der Schweiz eines der umstrittensten Themen. Der Hauptkonflikt lautet: Strasse oder Schiene. Früh schon setzte ihre Firma auf das duale Transportsystem, auf die Verbindung von Strasse und Schiene. Wo steht Camion Transport in dieser Diskussion politisch? Grundsätzlich ist die Politik nicht unser Kerngebiet. Natürlich haben wir aber Wünsche und konkrete Bedürfnisse, die wir erfüllt haben wollen. Dazu gehört die Überlegung, welche Leistung der Transport im Transit-Land Schweiz erfüllen soll. Davon ausgehend soll man den Verkehrsträgern ermöglichen, diese Leistung zu erbringen. Ein Ausbau der Strassen ist sicher bei den bekannten Nadelöhren nötig. Die Stauzeiten gehen bei uns an produktiver Zeit ab. Auch muss die Leistungsfähigkeit der Schienen im Bereich des Gütertransportes erhöht werden, so geschehen durch die NEAT, damit die richtigen Rahmenbedingungen geschaffen werden.

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Wir bieten

Quereinsteigern die Chance, sich zum Lastwagenführer ausbilden zu lassen.

Firmen aller Branchen gliedern Lagerung und Transport an einen Spezialisten wie Camion Transport aus. Fotos: zVg


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UZ l RECHT

P R I VAT B E S T E C H U N G

Eine Hand wäscht die andere Wie ist die private Bestechung in der Schweiz gegenwärtig geregelt und welche gesetzgeberischen Tendenzen zeichnen sich ab?

TEXT CHASPER KAMER

Die Schweiz gehört zu den weltweit am wenigsten von der Korruption betroffenen Ländern. Diese Wahrnehmung der Schweizer Bevölkerung wird durch die OECD, die UNO und der Europarat bestätigt. Dennoch gibt es auch in der Schweiz Fälle von Bestechung, insbesondere im Wirtschaftsleben. Häufigster Gegenstand medialer Berichterstattung sind jedoch Bestechungsvorwürfe gegen Amtsträger und korrumpierende Praktiken bei der Vergabe von Grossanlässen von internationalen Sportverbänden mit Sitz in der Schweiz. Beamtenbestechung versus Privatbestechung Das Schweizer Strafgesetzbuch regelt gegenwärtig nur die Bestechung schweizerischer Amtsträger, die «Beamtenbestechung». Danach macht sich strafbar, wer einem schweizerischen Amtsträger einen nicht gebührenden Vorteil anbietet, verspricht oder gewährt, damit der Amtsträger eine pflichtwidrige Begünstigung begeht oder sein Ermessen zugunsten des Bestechenden oder eines Dritten ausübt. Nebst der aktiven Bestechung ist auch die passive Bestechung strafbar. Lässt sich der Amtsträger bestechen oder fordert er eine ihm nicht zustehende Leistung, begeht der Amtsträger passive Bestechung. Es machen sich der Bestechende und der bestochene Amtsträger strafbar. Aktive und passive Bestechung ist auch dann strafbar, wenn keine Amtsträger, sondern Privatpersonen im Rahmen des Wirtschaftsverkehrs nicht gebührende Vorteile anbieten oder annehmen. Die Privatbestechung wird im Gegensatz zur Beamtenbestechung nicht im Strafgesetzbuch, sondern im Bundesgesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) geregelt. Das private Bestechen und das Sich-Bestechen-Lassen sind nach der geltenden UWG-Bestimmung nur bei Vorliegen eines Strafantrags strafbar. Ermittlungsbehörden dürfen ohne einen solchen nicht von sich aus ermitteln. Berechtig zur Stellung eines Strafantrags sind jene Personen, welche auch zu einer Zivilklage berechtigt sind. Dazu gehören das Bestechungsopfer, daher auch Konkurrenten des Bestechungsgewinners und allenfalls Kunden, Branchenverbände und Konsumentenschutzorganisationen. Der Strafrahmen für aktive und passive Bestechung beträgt Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder Geldstrafe. Täterkreis umfasst auch Unternehmen Das Gesetz zieht den Kreis der möglichen Täter, welche sich

der passiven Bestechung schuldig machen können, weit. Darin genannt werden Arbeitnehmer, Gesellschafter, Beauftragte oder Hilfspersonen eines Dritten. Grundsätzlich kann jede Person Täter sein, welche zum Bestechungsopfer in einem Treuverhältnis steht. Sich bestechen lassen können Verwaltungsräte, Mitglieder der Direktion, Einkäufer, Aussendienstmitarbeiter, aber auch Auftragsnehmer wie Architekten, Bauleiter, Anwälte, Agenten und Vermittler jeder Art. Keine solche Anknüpfung an ein Vertrauensverhältnis kennt das Gesetz für die Umschreibung des Bestechenden. Bestechender kann jedermann sein. Häufig wird der Bestechende jedoch Angestellter desjenigen Unternehmens sein, welches sich aus der Bestechung einen Vorteil erhofft. Duldet ein Unternehmen die aktive Bestechung Dritter durch seine Angestellten und Beauftragen und hat es keine auf die Verhinderung von aktiver Bestechung gerichtete Massnahmen intern umgesetzt, kann auch das Unternehmen in den Fokus der Ermittler geraten und selbst bestraft werden. Der Höchstbetrag einer gegen das strafbare Unternehmen ausfällbaren Busse beträgt fünf Millionen Franken. Aktive und passive Bestechung Die aktive Bestechung geht vom Bestechenden aus. Der Bestechende bietet dem Bestochenen einen diesem nicht gebührenden Vorteil an, verspricht ihm einen solchen Vorteil oder gewährt ihn. Das Anbieten des Vorteils muss einen Zusammenhang mit einer Handlungsoption des Bestoche-

Die aktive Bestechung durch Unternehmen ist auch in der Schweiz strafbar.

Fotoquelle: Bilderbox.de


RECHT l UZ nen aufweisen. Sie muss darauf abzielen, eine Handlung oder Unterlassung einer Handlung oder die Ermessensausübung Person zu beeinflussen, die in einem Vertrauensverhältnis zu einem Prinzipal steht. Wer für sich oder einen Dritten einen ihm im Zusammenhang mit seiner geschäftlichen Tätigkeit nicht gebührenden Vorteil fordert, sich versprechen lässt oder annimmt, um eine pflichtwidrige oder im Ermessen stehende Handlung oder eine Unterlassung herbeizuführen, verhält sich unlauter und wird damit strafbar. Auch hier ist entscheidend, dass der Bestochene sein Ermessen oder seine Handlung nicht im Sinne seines Prinzipals ausübt beziehungsweise eine Handlung oder Unterlassung duldet, gegen welche er zu Wahrung der Interessen des Prinzipals einzuschreiten hätte. Bestechungsmittel und Wegfall der Strafbarkeit Als verpönte Vorteile gelten materille und immaterielle Zuwendungen. Solche Vorteile können Zahlungen, Naturalgaben, nicht geschuldete Beratungshonorare oder auch die Gewährung eines günstigen Darlehens sein. Auch immaterielle Vorteile können Vorteile im Sinne der Gesetzesbestimmungen sein. Nicht gebührend sind die Vorteile immer dann, wenn der Bestochene auf die Zuwendung keinen Anspruch hat. Zu den sozial üblichen Vorteilen, welche ohne Risiko gewährt werden dürfen, gehören Trinkgelder, kleine Geschenke zu bestimmten Gelegenheiten, MerchandisingArtikel von geringem Wert, eine kleine Verpflegung – jedoch darf der Wert der Zuwendung in der Regel 100 Franken nicht übersteigen. Sind die Vorteile vertraglich genehmigt, entfällt die Strafbarkeit ebenfalls. Verschärfung des Korruptionsstrafrechts Aufgrund Bestechungsvorwürfen im Zusammenhang mit der Vergabe von grossen Sportanlässen sowie wegen bestehenden internationalen Vereinbarungen hat der Bundesrat im Frühling 2013 das Vernehmlassungsverfahren für eine Verschärfung des Korruptionsstrafrechts eröffnet. Nach dem bundesrätlichen Vorschlag soll die Privatbestechung neu auch im Strafgesetzbuch geregelt werden und dabei zu einem Offizialdelikt werden. Wird dieses Kernstück der vorgeschlagenen Neuregelung umgesetzt,

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entfällt das Vorliegen eines Strafantrags als Voraussetzung für eine Strafverfolgung. Ausserdem muss die Bestechung nicht mehr wie bis anhin zu einer Beeinflussung eines Wettbewerbsverhältnisses führen. Erfährt die Polizei oder Staatsanwaltschaft von einem Bestechungsvorgang muss sie ermitteln, unabhängig vom konkreten Interesse des betroffenen Unternehmens. Selbstregulierung statt neue Strafnormen Die meisten Aspekte der geplanten Verschärfung des Korruptionsstrafrechts werden von den führenden Wirtschaftsverbänden zu Recht abgelehnt. Die Bestechung von Privatpersonen soll wie bis anhin auf Antrag strafbar sein. Denn bereits firmeninterne Reglements, welche die Bestechung untersagen, und deren konsequente Durchsetzung mittels arbeitsrechtlichen Massnahmen vermeiden aktive und passive Bestechung. Sie lassen aufwändige Strafverfahren, an welchen Unternehmen zwangläufig mitwirken müssen, obsolet werden. In einem solchen Reglement kann das Unternehmen im eigenen Interesse und in einer für den Mitarbeiter verständlichen Weise regeln, was eine im Geschäftsverkehr durchaus übliche zulässige geringfügige Zuwendung ist und wo die Grenze zum nicht mehr tolerierten, unüblichen, den Bestochenen beeinflussenden ungebührlichen Vorteil liegt. Selbstregulierungen funktionieren, sind günstiger und bestrafen das Opfer der Bestechung nicht doppelt. Das betroffene Unternehmen soll wie bis anhin selber entscheiden können, ob es ein Strafverfahren und eine strafrechtliche Ahndung für angezeigt hält. Ein Unternehmen, welches zufolge Bestechung einen Auftrag nicht erhält oder Waren und Dienstleistungen zu überteuerten Bedingungen einkauft, kann auch heute schon gegen den Bestechenden, den Bestochenen und den Gewinner der Bestechung straf- und zivilrechtlich vorgehen. Selbstregulierungen schonen ausserdem die Ressourcen der Strafverfolgungsbehörden. Richtig ist, den strafrechtlichen Aspekt des Tatbestandes der Privatbestechung im Strafgesetzbuch und nicht mehr alleine im UWG zu regeln. Damit wird der Tatbestand einfacher durchsetzbar und die Abgrenzung zwischen strafbarem und nicht strafbarem Handeln für die Rechtsunterworfenen einfacher erkennbar. Für ein zivilrechtliches Vorgehen wäre auch künftig die Regelung im UWG die Anspruchsgrundlage.

DER AUTOR Rechtsanwalt Chasper Kamer ist Partner bei der Wirtschaftskanzlei Ruoss Vögele Partner in Zürich. Er berät Unternehmen und Unternehmer in den Bereichen des Handels- und Gesellschaftsrechts sowie beim Schutz und der Verwertung von Immaterialgüterrechten. Chasper Kamer ist auch prozessierend tätig.

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UZ l AKTUELL

ENTREPRENEUR OF THE YEAR 2013

Meisterhafte Unternehmer ausgezeichnet In vier Kategorien hat EY den Award zum Entrepreneur Of The Year verliehen. Die Jury nahm von der Möglichkeit Gebrauch, einen Master Entrepreneur zu berufen: Hans Huber, den Ehrenpräsidenten der SFS Holding.

TEXT LUKAS STUDER

Als einzige Organisation führt EY, ehemals Ernst & Young, weltweit einen Unternehmerwettbewerb nach einheitlichen Kriterien durch. Um in Monte Carlo zum World Entrepreneur Of The Year gekürt zu werden, muss sich ein Unternehmer gegen 10000 Mitbewerber aus 60 Ländern durchsetzen. In der Schweiz wird der Entrepreneur-Of-The-YearAward seit 16 Jahren verliehen. Am 25. Oktober fand in Zürich die Gala zur diesjährigen Preisverleihung statt, wie ein Communiqué von EY mitteilt. Preisträger quer durchs Beet Der Award wird in vier Kategorien vergeben. Unternehmer des Jahres in der Kategorie Dienstleistung/Handel dürfen sich Kadir und Deniz Ugur nennen. Vater und Sohn haben Bentour als führenden Veranstalter für Türkei-Reisen in der Schweiz und als starken Player im deutschsprachigen Markt etabliert. Sieger der Kategorie Industrie/HighTech/Life-Sciences ist Rolf A. Sonderegger, CEO und VR-Delegierter der Winterthurer Kistler Gruppe. Er baute die Gruppe erfolgreich vom Komponenten- zum Systemanbieter um. Emerging Entrepreneur dieses Jahres ist der Gründer und CEO von Leonteq Securities, Jan Schoch. Zum ersten Mal in der Geschichte des Preises zeichnet EY einen Vertreter der Finanzindustrie aus. Leonteq ist unabhängiger Betreiber einer modernen Plattform zur Entwicklung von strukturierten Anlageprodukten, über die institutionelle Anleger, aber auch Banken unter ihrem Namen Produkte vertreiben. Die Kategorie Family Business entscheidet Christoph Tobler für sich. Unter Tobler als VR-Mitglied und Vorsitzender der Gruppenleitung behauptet sich die Sefar Holding, ein seit 180 Jahren bestehendes Textilunternehmen, das heute neun Familienunternehmen vereint, erfolgreich auf dem Weltmarkt. Tobler, Urenkel eines Geschäftsführers der ersten Stunde, hat im Oktober 2012 ein Jungaktionärentreffen initiiert, um die nächste

Die Gala zur Preisverleihung fand am 25. Oktober in der Eventhalle StageOne in Zürich statt.

Master Entrepreneur: Hans Huber wurde für sein Lebenswerk geehrt.

Generation für sein Unternehmen zu begeistern. Die Jury machte es sich nicht leicht, die vier Preisträger zu küren. So meinte denn auch Bruno Chiomento, CEO von EY Schweiz: «Die Arbeit, die unsere Jury seit 1998 leistet, kann kaum hoch genug eingeschätzt werden.» Zum Wettbewerb

Fotos: zVg

liess die Jury, bestehend aus verdienten Unternehmern, vergangenen Gewinnern, zwei Professoren und Ständerätin Karin Keller-Sutter, gerade einmal 46 Kandidaten zu. Diese wussten die Experten durch unternehmerische Leistung, Geschäftsentwicklung und Innovationskraft, Mitarbeiterführung, Zukunftsfähigkeit und gesamtgesellschaftlichen Impuls zu überzeugen. Danach interviewte EY die Entrepreneurs und ihre Firmen, so dass die Jury elf Finalisten bestimmen konnte. Über sie bildeten sich die Jury-Mitglieder in Gesprächen und Firmenbesuchen ihr eigenes Urteil, und in nach eigenen Angaben «kontrovers geführten Diskussionen» kristallisierten sich die vier Preisträger heraus. Zukunftsgerichtet und meisterhaft Die Jury machte ausserdem zum erst sechsten Mal Gebrauch von der Möglichkeit, einen Master Entrepreneur zu berufen. Sie ehrte Hans Huber, den Ehrenpräsidenten der SFS Holding, für seine herausragende unternehmerische Leistung und Persönlichkeit. Huber sei als Unternehmer ein Naturtalent, ein Glücksfall, er sei Seele und Motor seiner Firmen, äussern seine Wegbegleiter sich über den Patron. Schon als 10-Jähriger handelte er lieber mit Kupfer, einem dazumal seltenen Rohstoff, statt wie seine Altersgenossen zu ministrieren. Huber, heute 86-jährig, formte die SFS-Gruppe im St. Galler Rheintal in über 50 Jahren treuer Tätigkeit zu einem «bedeutenden, international tätigen Industrieunternehmen», so das Communiqué. Huber sei ein zukunftsgerichteter Mann, schrieb die BILANZ schon vor 25 Jahren. So gründete er am Ende seiner Laufbahn, im Jahr 1997, die Hans Huber Stiftung zur Förderung der dualen Ausbildung. So soll der Gang an die Börse die Zukunft der SFS-Gruppe sichern. Und so kauft Huber bei dieser Gelegenheit einige Firmen aus der Gruppe heraus, da sich deren Zukunft besser in Privatbesitz gestalten lässt. Dieser Schachzug: für EY schlicht «meisterhaft».


UNTERNEHMERFORUM l UZ

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NEUES SANIERUNGSRECHT

Keine zwingende Regel Am 1. Januar 2014 wird das revidierte Sanierungsrecht in Kraft treten. Es bringt ein paar Verbesserungen. Viel ändern wird sich aber nicht.

TEXT MICHAEL KRAMPF

Am 2. Oktober 2001 musste die Swissair den Flugbetrieb einstellen. Wenige Tage später ging die Airline mit fünf weiteren Gesellschaften in Nachlassstundung. Damit begann eines der umfangreichsten Insolvenzverfahren, die es in der Schweiz je gegeben hat, und es dauert bis heute an. Wie oft bei grossen Ereignissen reagierte die Politik. Bereits Mitte November forderte Ständerat Filippo Lombardi die Verbesserung des Sanierungsrechts nach dem Vorbild des amerikanischen «Chapter 11». Ihm folgte der damalige Nationalrat Rudolf Strahm, der zusätzlich ein Konzerninsolvenzrecht wünschte. Der Bundesrat reagierte und setzte im Sommer 2003 eine Expertengruppe ein. Diese kam zum Schluss, dass eine Generalüberholung des Sanierungsrechts nicht nötig sei, dass aber punktueller Reformbedarf bestehe. In ihrem Bericht vom Juni 2008 schlug die Expertengruppe daher nur verschiedene Massnahmen zur Verbesserung des Sanierungsrechts vor. Die Vorschläge wurden vom Bundesrat grösstenteils übernommen und später vom Parlament nach längerem Hin und Her im Sommer 2013 ebenfalls akzeptiert. Gegen die Vorlage wurde kein Referendum ergriffen. Das revidierte Sanierungsrecht wird am 1. Januar 2014 in Kraft tre-

Das umfangreichste Insolvenzverfahren, das es in der Schweiz je gegeben hat, und es dauert bis heute an: das Grounding der Swissair.

Foto: zVg

NACHSCHLAGEWERK GÜTER- UND ERBRECHT – 2. AUFLAGE Das bisherige Nachschlagewerk zu Güter- und Erbrecht erscheint in einer 2. Auflage, ergänzt um praxisorientierte Ausführungen zu den finanziellen Folgen bei Trennung und Scheidung sowie um eine Darstellung des neuen Erwachsenenschutzrechts, welches seit 1. Januar 2013 in Kraft ist. Auch in der 2. Auflage stehen anstelle von theoretischen Abhandlungen praktische Hinweise und Beispiele im Vordergrund. Weitere Informationen und Bestellung unter shop.unternehmerforum.ch

ten. Das neue Recht gilt dann für alle Verfahren, die im nächsten Jahr eingeleitet werden. Fünf inhaltliche Neuerungen Das geltende Recht kennt kein spezielles, eigenständiges Sanierungsrecht. Teilaspekte sind im OR beim Konkursaufschub und im SchKG-Nachlassverfahren geregelt. Letzteres wurde nun geändert. Die meisten Änderungen betreffen Verfahrensfragen und die Mitwirkungsrechte der Gläubiger. Diese können zum Beispiel neu die Bewilligung der Stundung anfechten. Oder das Gericht kann einen Gläubigerausschuss einsetzen, der den Sachwalter beaufsichtigt. Inhaltlich gibt es nur fünf wesentliche Neuerungen. Diese sind: – Generelle Debitorenzessionen verlieren ihre Wirkung ab erteilter Nachlassstundung für Forderungen, die später entstehen. – Dauerschuldverhältnisse wie Mietoder Leasingverträge – nicht aber Arbeitsverträge – können jederzeit aufgelöst werden. Die Betroffenen erhalten eine Entschädigung. – Bei Veräusserung eines Betriebs oder Betriebsteils während der Nachlassstundung ist der Käufer weder verpflichtet, die bestehenden Arbeitsverträge zu übernehmen, noch haftet er solidarisch mit dem bisherigen Arbeitgeber für ausstehende Forderungen der Arbeitnehmer. – Das Privileg für Forderungen der Mehrwertsteuer in der zweiten Klasse wird aufgehoben. – Bei einem Dividendenvergleich müssen die Forderungen der dritten Klasse (zum Beispiel der Lieferanten) nicht mehr sichergestellt werden. Als

Ausgleich dazu müssen die Eigentümer der zu sanierenden Gesellschaft einen «angemessenen Sanierungsbeitrag» leisten. Abgelehnt wurde die Aufhebung des Retentionsrechts des Vermieters von Geschäftsräumen – entgegen dem Vorschlag des Bundesrats. Zudem wurde darauf verzichtet, das Sanierungsdarlehen gesetzlich zu regeln und ein Konzerninsolvenzrecht einzuführen. Motivation zur Sanierung fehlt Die aufgezählten Neuerungen mögen in Zukunft eine Sanierung erleichtern – frei nach dem Prinzip «nützt’s nüt, so schadets nüt». Es ist aber naiv zu glauben, mit dem neuen Recht liessen sich überschuldete Firmen eher dazu motivieren, ein Sanierungsverfahren einzuleiten, bevor alles verloren ist. Denn es fehlt eine Regel, welche die verantwortlichen Personen zwingt, ein Sanierungsverfahren frühzeitig zu beginnen. Doch dies kann sich ändern. In zwei Motionen wurde der Bundesrat Ende 2012 beauftragt, ein umfassendes Sanierungsverfahren im Obligationenrecht aus-zuarbeiten. Damit sollen Unternehmenssanierungen bereits vor Einleitung eines formellen Nachlassverfahrens ermöglicht und deren Durchführung erleichtert werden.

DER AUTOR

Michael Krampf, lic.iur. Rechtsanwalt, Berater und Redaktor beim Beobachter.


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UZ l CENTRE PATRONAL

AUS DEM ARBEITSRECHT

Sachlicher Kündigungsschutz TEXT STEFANIE MEIER-GUBSER

DIE AUTORIN

Stefanie Meier-Gubser, lic. iur., Fürsprecherin, Centre Patronal, Kapellenstrasse 14, Postfach 5236, 3001 Bern, +41 31 390 99 09, +41 31 390 99 03, smeier@centrepatronal.ch, www.centrepatronal.ch

Die Kündigungsfreiheit im privatrechtlichen Arbeitsverhältnis wird durch den zeitlichen (Sperrfristen) und den sachlichen (Missbräuchlichkeit) Kündigungsschutz eingeschränkt.

Eine missbräuchliche Kündigung führt grundsätzlich nicht zur Weiterführung des Arbeitsverhältnisses, sondern räumt der gekündigten Partei einen Entschädigungsanspruch ein. Im privatrechtlichen Arbeitsverhältnis bedarf die Kündigung keines besonderen Grundes. Es gibt allerdings unzulässige – weil missbräuchliche – Gründe. Das Obligationen-

recht zählt in nicht abschliessender Weise mögliche Missbrauchstatbestände auf: Sowohl Arbeitgeber- als auch Arbeitnehmerkündigungen können missbräuchlich sein, wenn sie ausgesprochen werden aufgrund einer persönlichen Eigenschaft, wegen Ausübung eines verfassungsmässigen Rechts, um die Entstehung von Ansprüchen aus dem Arbeitsverhältnis zu vereiteln, bei Rachekündigungen, weil die gekündigte Partei im Militär- oder Schutzdienst ist oder eine nicht freiwillig übernommene gesetzliche Frist erfüllt. Die Arbeitgeberin darf zudem nicht kündigen, weil der Arbeitnehmer einer Gewerkschaft angehört,

Missbräuchliche Kündigungen führen zu einem Entschädigungsanspruch. Foto: Bilderbox.de

während der Arbeitnehmer gewählter Arbeitnehmervertreter ist und bei Massenentlassungen ohne Konsultation der Arbeitnehmer. Die Missbräuch-

lichkeit führt nicht zur Ungültigkeit der Kündigung, sondern räumt der gekündigten Partei (in der Praxis meist dem Arbeitnehmer) einen Entschädigungsanspruch von maximal sechs Monatslöhnen ein. Dazu muss sie bis zum Ende der ordentlichen Kündigungsfrist bei der kündigenden Partei schriftlich Einsprache gegen die Kündigung erheben und innert 180 Tagen nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses Klage eingereichen. Die gekündigte Partei muss die Missbräuchlichkeit der Kündigung beweisen. Liegt die Missbräuchlichkeit in einer Diskriminierung nach Gleichstellungsgesetz, kann die gekündigte Partei die Wiederherstellung des Arbeitsverhältnisses verlangen, sofern sie die Kündigung vor Ablauf der Kündigungsfrist bei Gericht anficht.

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l Nr. 12 l 2013 l 57

DER PRIX SVC NORDSCHWEIZ WIRD VERLIEHEN

Sechs Erfolgsgeschichten Der Swiss Venture Club zeichnet erfolgreiche KMU aus dem Norden der Schweiz aus. Mit dem Prix SVC Nordschweiz werden dieses Jahr sechs innovative Unternehmen ausgezeichnet.

TEXT SABRINA PLATTNER

Foto: zVg

Am 28. November 2013 ist es wieder soweit. Der Swiss Venture Club (SVC) verleiht im Kongresszentrum der Messe Basel vor über 1200 geladenen Gästen aus Wirtschaft, Kultur, Politik und Medien

D I E P R E I S T R Ä G E R ( v. l . n . r. ) Die Wirtschaftsregion Nordschweiz ist geprägt von zahlreichen innovativen Unternehmen, die vielfältige Arbeitsplätze schaffen und zukunftsgerichtet denken. Diese Vielfalt der Unternehmerlandschaft widerspiegelt sich in den diesjährigen Preisträgern des Prix SVC Nordschweiz:

Rego-Fix AG – Schweizer Präzision in der Werkzeugbranche (Richard Weber) Die REGO-FIX AG im Schwei-

zer Jura ist der weltweit führende Hersteller von Präzisions-Spannwerkzeugen. Die REGO-FIX AG, mit ihrer Produktion von feinmechanischen Hilfsmitteln nach höchsten Qualitätsrichtlinien, fügt sich daher perfekt in die Gegend ein. Tochterfirmen in Amerika und Deutschland sowie ein weltweites Netzwerk von Vertretungen (China) ergänzen das globale Vertriebssystem. Das Familienunternehmen wird in der zweiten Generation geführt.

zum sechsten Mal den Prix SVC Nordschweiz. Sechs Preisträger wurden aus 95 nominierten Unternehmen in einem aufwendigen Selektionsprozess nominiert: CP Pumpen AG aus Zofingen, Gastrag AG aus Basel, HT-Holding AG aus BadenDättwil, List AG aus Arisdorf, Marquis AG aus Füllinsdorf und die REGO-FIX AG aus Tenniken. Mit dem Prix SVC Nordschweiz zeichnet der SVC namhafte und erfolgreiche Klein- und Mittelunternehmen der Region Nordschweiz aus, die durch die Qualität der Mitarbeiter und des Managements, durch eine langjährige nachhaltige Entwicklung, regionale Verankerung sowie durch Innovationskraft überzeugen. «Der Preis ist eine Form der Wertschätzung unserer KMU. Wir rücken die Leis-

LIST AG – keine Lösung von der Stange (Klaus R. List) Die LIST AG ist weltweit führend in der lösungsmittelfreien Verfahrenstechnik (Dry Processing). Seit über 40 Jahren entwickelt das Unternehmen kundenspezifische Prozesslösungen für eine effizientere und effektivere Produktverarbeitung ohne Lösungsmittel. Dem Unternehmen wird unter anderem die Entwicklung der ersten Anlage für die kontinuierliche Reaktionsführung bei stark absorbierenden Polymeren und der ersten kontinuierlichen Vakuum-Verdampfungs-

tungen jener Unternehmen ins Licht der Öffentlichkeit, die täglich den Werk-, Denk- und Finanzplatz Schweiz stärken und Arbeitsplätze erhalten oder neue schaffen», so OK-Präsident und SVC Regionenleiter Nordschweiz Bernhard B. Fischer. Spannende Gäste und Programmpunkte Neben der Vorstellung der Unternehmen findet im Rahmen der Verleihung ein Wirtschaftstalk statt mit Persönlichkeiten wie Bruno Chiomento, CEO EY, HansUlrich Meister, Head Private Banking & Wealth Management und CEO Credit Suisse Schweiz, sowie Roger WüthrichHasenböhler, Leiter KMU Swisscom (Schweiz) AG und Roland Mack, Geschäftsführer und Inhber Europa-Park.

anlage für die TDI-Rückgewinnung aus Destillationsrückständen zugeschrieben. Gastrag AG – friendly Restaurants, Pubs & Hotels (Richard Engler) Papa Joe’s, Mister Wong und Mr. Pickwick Pub sind allen Schweizer Gastronomen ein Begriff und zählen zu den erfolgreichen Marken der Gastrag AG. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Basel spezialisiert sich seit 45 Jahren auf die Planung, den Bau und die Leitung markengastronomischer Betriebe und betreibt mittlerweile 19 Restaurants und zwei Hotels in der Schweiz. HT Holding AG – High-Tech aus der Schweiz (Rudolf Hug) Die HT-Holding AG ist ein privatgeführtes Dienstleistungsunternehmen, zu der die MPL AG, weltweiter Produzent von Hochleistungscomputern für den industriellen Gebrauch, und die AOS Technologies AG, weltweit führender Hersteller von High-Speed-Kameras, HighSpeed-Streaming-Systemen und industriellen Bildverarbeitungssystemen, gehören. AOS-Produkte werden von führenden globalen Unternehmen, wie Automobilherstellern, in eingehenden Forschungsprojekten und nicht zuletzt als HighSpeed-Messgerät für anspruchsvolle militärische Anwendungen eingesetzt.

Marquis AG – «geht nicht, gibt’s nicht!» (Andreas Marquis) Seit über 50 Jahren steht der Name Marquis, dank langjähriger Erfahrung und ehrgeizigen Zielsetzungen, für innovative, grösstenteils selbst entwickelte und auf neustem technischen Standard stehende Lösungen in den Bereichen Reinigung, Prüfung, Untersuchung sowie Sanierung von Abwassersystemen und -kanälen. 2010 sorgte die MarquisGruppe für Schlagzeilen, als sie den Zuschlag für die während den Bauarbeiten im neuen Gotthard-Tunnel anfallenden Reinigungsarbeiten erhielt, die das Unternehmen seither mit dem eigens von ihr entwickelten Spezialfahrzeug ausführt. CP Pumpen AG – Pumpen für höchste Anforderungen (Thomas Würsch) CP Pumpen AG ist ein unabhängiges, innovatives europäisches Unternehmen mit umfassender Expertise im Bereich der Baumaterialien Edelstahl, Speziallegierungen, fluorierte Polymere und Keramik. Seit 1948 liefert sie Pumpen für Kunden in der Chemie-, Pharma-, Biotechnologie-, Nahrungsmittel-, und Papierindustrie. CP produziert sichere, erschwingliche und umweltschonende Pumpen, um die Energieeffizienz zu steigern.


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l Nr. 12 l 2013

UZ l BÜCHER

ZEIT ZUM LESEN

Was Sie schon immer wollten . . . Von der hohen Kunst ein Plagiat zu fertigen Plagiat bedeutet die Anmassung fremder geistiger Leistungen (Wikipedia). Der Autor Roland Schimmel nennt im Untertitel sein Büchlein: eine Anleitung in 10 Schritten. Kein Geringerer als Karl-Theodor zu Guttenberg liefert das Geleitwort und bezeichnet erwartungsgemäss den Vorwurf des Vorsatzes in seinem Fall als «absurd». Streifen wir die Frage nach dem Warum? Weil die Zeit knapp geworden ist, ein Abgabetermin naht. Eigenes Denken und Formulieren strengt an. Risiko und Nervenkitzel stehen minimalem Aufwand und grösstmöglichem Ertrag gegenüber. Wer wagt, der gewinnt…

Foto: Bilderbox.de / zVg

Von der hohen Kunst ein Plagiat zu fertigen, Roland Schimmel, LIT Verlag, 96 Seiten, gebunden, Taschenformat, CHF 14.90

Flexible Arbeitswelten Das Buch beleuchtet die Schnittstelle zwischen Changemanagement und dem Entwicklungsprozess moderner Bürowelten. Erfahrungsberichte, Modelle und Muster sollen dem Leser relevante Faktoren liefern und ihn für den Office-Changeprozess sensibilisieren. Changemanagement ist keine Spielwiese für Technokraten, sondern ein effektives Instrument zur Integration aller am Veränderungsprozess Beteiligten. Im zweiten Teil des Buches folgt ein Leitfaden zur Durchführung. Das Buch wendet sich an Personen, die am Prozess einer Büroraumgestaltung teilnehmen, vom Raumgestalter über Organisations- und Personalfachleute bis zur Führungskraft.

ISBN 3-643-11248-3

Null Bock Komplott Der Autor, Gerald Hörhan, studierte in Harvard angewandte Mathematik und Betriebswirtschaft und arbeitete für McKinsey&Co und JP Morgan. Er betreibt ein international tätiges Corporate Finance-Unternehmen und weiss, wie es im Geschäftsleben läuft. Weicheier machen Karriere, Fleissige werden gemobbt. Er sieht, dass unser politisches und ökonomisches System Menschen mit eigenen Visionen die Motivation raubt. Gesetze, Benimm-Terror und Überwachung sorgen dafür, dass Systemerhalter, Bürokraten und Ja-Sager nach oben gespült werden. Sie übernehmen keine Verantwortung, kein Risiko und werden die Wirtschaft damit auf Dauer ruinieren.

ISBN 978-3-7281-3517-9

Flexible Arbeitswelten, Dieter Boch, Jennifer Konkol, vdf ethz verlag, 176 Seiten, gebunden, CHF 65.–

HR Spotlights, Bruno Staffelbach, NZZ libro, 232 Seiten, gebunden, CHF 28.– ISBN 978-3-03823-774-7

Fit für die KMU-Nachfolge, Roger Tinner, Urs Fueglistaler, Walter Weber, KMU Verlag HSG, 141 Seiten, gebunden, CHF 20.– ISBN 978-3-906541-33-4

Null Bock Komplott, Gerald Hörhan, Edition a GmbH, 187 Seiten, gebunden, CHF 28.50

Arbeitsfrei, Constanze Kurz, Frank Rieger, Riemann Verlag, 285 Seiten, gebunden, CHF 25.90

ISBN 978-3-99001-058-7

ISBN 978-3-57050155-9

HR Spotlights Ob ein Unternehmen erfolgreich ist oder nicht, liegt in erster Linie an seinem Personal. Deshalb ist HR in jedem Betrieb von grösster Bedeutung – Menschen sind das wahre Kapital eines Unternehmens, sie entscheiden, ob es läuft oder nicht. Das Buch stellt zahlreiche Forschungsergebnisse vor, die für HR Manager aufschlussreich sind. So das Verhältnis zwischen Selbstüberschätzung und Beförderung, Moral und Ethik, Emotionen, Gesundheit, Überlastung, Misserfolge und Risiken, Belohnung, Kultur und Rekrutierung. Führen in verschiedenen Kontexten – in Krisen und bei familiären Verpflichtungen. Fit für die KMU-Nachfolge Zum soeben abgehaltenen 11. Schweizer KMU-Tag haben dessen Organisatoren gemeinsam mit dem Nachfolge-Experten des KMU-HSG, Frank Halter, ein Büchlein zum obigen Thema verfasst. Es beantwortet sieben mal drei Fragen zur erfolgreichen Nachfolge in KMU. Das Buch stellt Fragen, welche die Unternehmerpersönlichkeiten herausfordern und ihnen helfen sollen, die NachfolgeLösung zu finden. Erfahrungen werden geschildert, wie andere Unternehmer mit der Nachfolgefrage umgegangen sind. Es werden keine fertigen Rezepte geliefert wie in einem Kochbuch, aber es bestärkt die Betroffenen, das Thema selbstbewusst und frühzeitig anzugehen. Arbeitsfrei Die Automatisierung schreitet immer weiter voran, die Produktionshallen leeren sich, Büros stehen leer. Hat der Mensch überhaupt noch eine Chance, gegen die Maschine zu bestehen, lassen sich neue und positive Lebensbedingungen gestalten? Die Autoren, Medienforscher, greifen exemplarisch das archaische und ursprünglichste Lebensmittel, das Brot, heraus und zeigen anhand dessen Herstellung vom Feld bis zum Laden das Ausmass an Technisierung und Undurchschaubarkeit unserer Arbeitswelt. Schritt für Schritt entsteht ein Bild der flächendeckenden Vernetzung, der Automatisierung und Digitalisierung von Produktions- und Informationssystemen.


10 FRAGEN AN l UZ

l Nr. 12 l 2013 l 59

P E T E R FA R K A S , G E S C H Ä F T S F Ü H R E R S U K H A I T

«Mehr spirituellen Wohlstand»

1. Warum sind Sie Unternehmer geworden? Ich hatte schon als Schüler die Vision, ein Software-Produkt zu entwickeln, das Probleme auf eine kompromisslos einfache Weise löst. Bei meinem letzten Job hatte ich eine konkrete Idee für ein solches Tool und habe mich entschlossen, endlich den Schritt in die Selbständigkeit zu machen. 2. Wenn nichts unmöglich wäre, was wäre Ihr Traumjob? Die Aufgabe, ein Unternehmen aufzubauen, erfüllt mich, und ich freue mich auf jeden Tag. 3. Was mögen Sie nicht an Ihrer Branche? Heute geht vergessen, wie effektiv man mit einer klaren Architektur Software entwickeln könnte. Zum Beispiel haben Niklaus Wirth und Jürg Gutknecht von der ETH praktisch im Alleingang das Betriebssystem Oberon entwickelt. Stattdessen wird ohne einen klaren Plan mit der Implementierung begonnen, was zu einer organischen gewachsenen, überkomplizierten Architektur führt. 4. An welches Ereignis an Ihrer Karriere erinnern Sie sich am liebsten? Es ist ein alltägliches, aber jedes Mal faszinierendes Erlebnis zu sehen, dass Soft-

P E T E R FA R K A S Unternehmen: Sukha IT ist ein Software-Unternehmen im Technopark Zürich, spezialisiert auf mobile Apps und Web-Applikationen. Mit der neuesten App, dem ToxFox vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, kann man beispielsweise Produkte mit hormonellen Inhaltsstoffen erkennen und gleich ein Protestmail an den Hersteller senden. Parallel dazu arbeitet Sukha IT an einem Tool, das es Entwicklern radikal vereinfacht, ihre Software zu testen. Website: www.it-revolution.ch Position: Geschäftsführer Werdegang: Nach Abschluss meines Studiums 2004 habe ich bei KMU als Software-Entwickler gearbeitet. 2010 habe ich die Firma Sukha IT gegründet. Ausbildung: Software Engineer (Master of Science ETH in Computer Science) Liebste Hobbies: Buddhismus, Sri Lanka, Klettern

ware, die ich geschrieben habe, tatsächlich verwendet wird.

Foto: zVg

5. Was war Ihr grösster Fehlentscheid? Ich habe mehrmals erfolglos versucht, komplexe Software-Produkte über das Internet zu verkaufen, und dabei viel Zeit und Geld verloren. Bei grösseren Applikationen ist Vertrauen das wichtigste Entscheidungskriterium, daher führt die Vermarktung über persönliche Kontakte.

6. Welche Persönlichkeit hätten Sie schon immer gerne einmal getroffen? Guy Kawasaki, Autor meiner Bibel «The Art of the Start». 7. Worüber können Sie sich ärgern? Wenn ich multitasken muss. 8. Wie erholen Sie sich vom Stress? Mit einfachen Meditationen, die den Geist beruhigen und sammeln, zum Beispiel der Beobachtung des Atems. Und plötzlich fügt sich alles zusammen. 9. Was zeichnet die Schweizer Wirtschaft aus? Mitarbeiter geniessen Freiheit und Flexibilität. Gleichzeitig wird von ihnen aber erwartet, dass sie mitdenken und nicht einfach Befehle ausführen. So funktionieren Schweizer Unternehmen bottom-up. In der Informatik würde Top-down-Strategie nicht funktionieren, weil kein Chef alle Details einer Applikation präsent haben kann. 10. Was wünschen Sie sich für die Schweiz? Neben dem materiellen Wohlstand, der reichlich vorhanden ist, wünsche ich der Schweiz mehr spirituellen Wohlstand, damit sie ihren Reichtum auch geniessen kann.


60 Nr. 12 2013 UZ l KAPITALMARKT https://www.companymarket.ch companymarket.ch die Hersteller Renovationen schätzt elektronischer Kundschaft Vertrauensba Anlagen (2702) die durch die Tradition sis, welche Die Firma zeigt sich für die Fertigung von elektrischen, und die Mitarbeiter vermittelt wird. Das in der Ostschweiz und elektronischen mechani UNIQfitness definiert sich als tätige Unternehmen schen Geräten und Anlagen erbringt Verkauf Holzbau KMU im Bereich Holz, verantwortlich. (2707) ein Premium-Angebot Seit einigen Leistungen im Sek- und Kunststoff Jahren bilden grössere Auf Die Unternehmung ist im tor. Zielgruppe ist eine Zimmerei / Holz- und Holz/Metall der Klientel träge das Fundament fenster und erwirtschaftet anspruchsvolle ab 30 Bereich und Gewinnentwick Umsatz das Umsatzvon ca. 6.5 Mio Jahren, Training tätig und seit 45 einen Elementbau zumal sehr gut etabliert. Der Fertigung lung. Neben der CHF. 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l Nr. 12 l 2013

UZ l DAS LETZTE Foto: Bilderbox.de

Die Bahn wird immer sympathischer, am Montag kaufe ich ein GA.

A U S D E M TA G E B U C H E I N E S W Ü R D E G E R N B A H N FA H R E R S

Der Kluge steht im Zuge VON RUEDI STRICKER

Montag Mit Helen zum Bahnhof gefahren. Der Schalter ist geschlossen, daher am Automaten versucht, ein Billet zu kaufen. Ein paar Mal bestätigt, dass ich den Verkaufsvorgang fortsetzen will, aber am kleinen Bildschirm passiert nichts, bis das Gerät endlich meldet, dass es mich nicht mag: TIMEOUT. Mit dem Taxi doch noch rechtzeitig zur Arbeit gekommen. Dienstag Ich gebe nicht so schnell auf. Helen lässt mich wieder am Bahnhof aussteigen. Der Schalter ist geschlossen, der Automat bekommt die letzte Chance. Aber er mag mich wirklich nicht: TIMEOUT. Am Schluss der Menschenschlange neben mir befindet sich ein zweiter Automat. Als ich nur noch drei Menschen vom Gerät entfernt bin, fährt mein Zug weg. Zum Glück gibt es Taxis. Mittwoch Helen hat es eilig und fährt ohne Umweg zur Arbeit. Aber ich gebe nicht auf und fahre mit dem Bus zum Bahnhof. Erspare mir den Umweg via Schalter und gebe dem Automaten die wirklich allerletzte Chance. Diesmal klappt es. Steige in den Zug und werde schon kurz nach dem Verlassen des Bahnhofs freundlich darüber aufgeklärt, dass mein Halbtaxabo, das vermutlich in Helens Auto liegt, eine Erfindung sei. Mit einem Zuschlag von weniger als hundert Franken erspare ich mir die Verhaftung und gelte gemäss Auskunft des Beamten weiterhin als «nicht vorbestraft».

RUEDI STRICKER Der Autor ist Inhaber der Beratungsfirma Stricker Consulting in Güttingen (TG) www.stricker-consulting.ch

Donnerstag Bereite mich generalstabsmässig auf die heutige Reise zum Arbeitsplatz vor. Lasse mir von Helen mein Halbtaxabo aushändigen und bin schon zwölf Minuten vor der Abfahrt meines Zugs am Bahnhof. Der erste Automat hat einen schlechten Tag, aber der zweite händigt mir problemlos ein Billet aus. Pünktlich zum Zeitpunkt der geplanten Abfahrt des Zuges meldet der Lautsprecher eine Verspätung von dreissig Minuten. Stellwerkstörung. Zum Glück gibt es Taxis.

Freitag Heute funktioniert es perfekt. Halbtaxabo im Sack, Billet kommt anstandslos, Zug ist pünktlich. Mache es mir bequem und lese die Tageszeitung. Super, so ohne Stau und Stress zu fahren. Beim Aussteigen merke ich, wie klebrig die Substanz auf meinen Hosen ist, die mein Vorgänger auf dem Sitz hinterlassen haben. Helen bringt mir eine neue Hose an den Arbeitsplatz, mein Auftritt im Marketingmeeting ist gerettet. Montag Wenn es diese Woche zweimal klappt, kaufe ich mir ein GA. Die Bahn scheint noch beliebter als letzte Woche. Es ist kein einziger Sitzplatz frei. Macht nichts. Dienstag Auch heute klappt es, und ich habe sogar einen Sitzplatz. Gönne mir ein Nickerchen, werde aber schon nach wenigen Minuten unsanft geweckt: «Die Fahrkarte ist dem Personal unaufgefordert vorzuweisen.» Immerhin gibt es diesmal keine Busse. Mittwoch Vor dem WC eine lange Schlange. Und wenn jetzt der Kontrolleur mein Billet sehen will, wenn ich im WC bin? Gibt’s dann wieder eine Busse? Aber auch heute: ein voller Erfolg, die Bahn wird mir immer sympathischer. Donnerstag Fussballfans fahren auch Bahn. Durstige, fröhliche Menschen bevölkern das Abteil. Schicke Helen ein SMS: «Brauche dringend unverkotzte Kleider. Bin ab 08:10 im Büro. Sorry und danke.» Freitag Verschlafen, aber den Zug doch noch erreicht. Während der Fahrt fast wieder eingenickt. Gegenüber sitzt eine sympathische Dame, die mir erklärt, ab nächstem Jahr könne man nicht mehr versehentlich einschlafen. «Sitzplätze nur noch für VIPs, aber im Stehen hat man einen besseren Überblick, wissen Sie.» Am Montag kaufe ich ein GA.


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Den Haken an diesem Angebot sehen Sie rechts. Mit ihm bestätigt V W Nutzfahrzeuge das äusserst attraktive Easy Care Angebot: ein Full-Leasing mit einem Zinssatz ab 3.5 % sowie einem Wartungs- und Reparaturvertrag. Konzentrieren Sie sich auf Ihr Kerngeschäft, und wir kümmern uns um Ihr Fahrzeug. Möchten Sie mehr wissen? Bei Ihrem V W Nutzfahrzeuge Partner erfahren Sie, was Ihr V W Nutzfahrzeug im Full-Leasing kostet und wie Sie Ihr individuelles Easy Care Angebot zusammenstellen können. Angebot für Gewerbetreibende, Preise in CHF und exkl. MwSt. Berechnungsbeispiel Full-Leasing von AMAG Leasing AG: V W Caddy Entry Kastenwagen 1.2 TSI, 85 PS, Zinssatz 3.5%, Laufzeit 60 Monate (15’000 km/Jahr), Barkaufpreis CHF 14’900.–, Sonderzahlung CHF 2’789.–, Leasingrate CHF 199.–/Mt., exkl. obligatorischer Vollkaskoversicherung, inkl. Wartung und Unterhaltspaket. Unter w w w.v w-nutzfahrzeuge.ch/easycare finden Sie alle Details.


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