UZ 7/8 2014

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Foto: zVg/Phonak

Nr. 7/8, Juli/August 2014 20. Jahrgang, Fr. 6.– www.unternehmerzeitung.ch

DER PIONIERGEIST LEBT

Die Schweiz verdankt ihren Aufstieg dem Pioniergeist frßherer Generationen. Dieser Pioniergeist lebt noch immer. Roboy, Phonaks HÜrgeräte und die Spiele aus der Zßrcher Games-Szene zeigen es. Ab Seite 7

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Der Pioniergeist lebt Die Schweiz ist lange ein Selbstläufer gewesen. Ihr Ruf war makellos, der Wohlstand selbstverständlich, ihre Wettbewerbsfähigkeit fast einzigartig. Da konnten ein paar böse Worte über die «Gnomen von Zürich» als Ausdruck des Neids angelsächsischer Finanzplätze abgetan werden. Und auch das ruhmlose Ende der Swissair war schnell wieder vergessen, überdeckt von einem Aufschwung, der fast ununterbrochen ein Jahrzehnt lang anhielt – und noch anhält.

4 K Ö PF E UND K A R R IE R E N

W IR T S C H A F T UND P O L I TI K PODIUM 7 Gian-Luca Bona

Doch seit einigen Jahren bilden sich Wolken am Himmel. Die starke Stellung der Schweiz erodiert. Der Abstieg des Finanzplatzes ist noch lange nicht beendet. Der starke Franken macht der Exportindustrie das Leben schwer. Die Steuervorteile der Schweiz sind faktisch verschwunden. Der Ruf der Schweiz als eines liberalen Wirtschaftsstandorts ist angekratzt – auch, aber nicht nur wegen der Masseneinwanderungsinitiative. Andere Standorte holen auf, in Europa ebenso wie im Rest der Welt.

THEMA: INNOVATIVE SCHWEIZ 8 10 12 13

Roboter von der Universität Zürich Hörgeräte aus dem 3-D-Drucker Wachsende Zürcher Game-Branche Prof. Oliver Gassmann über Innovation

EUROPA 14 Kosten einer Kündigung der Bilateralen

EXPORT 16 Aufbruchpläne in Indien

WIRTSCHAFT 18 Thermoplan beliefert Starbucks

Es ist Zeit, sich auf die wahren Stärken der Schweiz zu besinnen. Dazu gehört die vielfältige Unternehmenslandschaft mit multinationalen Konzernen ebenso wie KMU, in einer Vielzahl von Branchen. Dazu gehört die starke Forschungslandschaft. Dazu gehören die immer noch guten Rahmenbedingungen für Unternehmensgründungen – die für die Schweiz wichtiger sind als der Zuzug von auswärtigen Unternehmen. Dazu gehört die hohe Lebensqualität. Dazu gehört vor allem aber der immer noch lebendige Pioniergeist.

CLEANTECH.CH 20 Verbesserte Produktion von Solarzellen 22 Erneuerbare Energien in den USA

UZ PR A X IS GELD 24 27 28 29

Warum Aktien weiterhin erste Wahl sind Vermögen professionell verwalten Flexible Vorsorgelösungen Subventionen: Protokoll einer Fehde

DIGITAL 30 Ein Index für den IT-Markt 32 UZ-Serie: Die Software-Fallstudie 35 IT-Ratgeber: Kommunikations-Infrastruktur

MOBIL

Wie sehr dieser Pioniergeist noch immer lebt, zeigen so unterschiedliche Beispiele wie Phonaks Hörgeräte, der Roboter der Universität Zürich und die Spiele-Entwickler von Zürich. Diese Beispiele werden in dieser Ausgabe der UnternehmerZeitung dargestellt. Aber es gibt unzählige weitere Beispiele. Auf diesen Pioniergeist kann die Schweiz stolz sein. Ob er reicht, wenn die Schweiz die Beziehungen zu ihrem wichtigsten Handelspartner – der EU – nicht wieder in Ordnung bringt, ist allerdings eine offene Frage.

36 Google baut am Auto der Zukunft 40 Die Swiss fürchtet den Wettbewerb 41 Geschäftsreisen: virtuelle Meetings

UNTERNEHMEN 42 WM-Torkameras von Photonfocus 44 Stoll Giroflex AG

MANAGEMENT 46 UZ-Serie: Frauen im Management 48 Hygiene am Arbeitsplatz 49 Marke des Monats: Rivella Cliq

RECHT 50 Probleme beim Erbgang in Familienunternehmen

NETZWERKE 52 Unternehmerforum: Bonitätsprüfung 53 Centre Patronal: Rechte an Erfindungen

Steffen Klatt klatt@unternehmerzeitung.ch

56 BÜCHER

10 FRAGEN AN 59 Rolf Sonderegger, Kistler Gruppe 59 IMPRESSUM 60 KAPITALMARKT

D A S L ET ZT E 62

Von Ruedi Stricker


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UZ l KÖPFE UND KARRIEREN

Neuer Präsident An der 123. Delegiertenversammlung in Flims haben die GastroSuisseDelegierten ihren neuen Präsidenten gewählt. Er heisst Casimir Platzer und führt mit seiner Gattin zusammen das Belle Epoque Hotel Victoria in Kandersteg. Er ist seit 1989 in verschiedensten Gremien des Verbandes tätig. Zwischen 2000 und 2008 war er Präsident von GastroBern und gleichzeitig Präsident des Hotelier-Vereins Berner Oberland. 2013 wurde er zum Präsidenten der «International Hotel and Restaurant Association» IH&RA gewählt. Seit 2004 ist Platzer im Vorstand von SchweizTourismus. Sein Vorgänger im Amt, Klaus Künzli, wurde für seine 12-jährige Verbandstätigkeit mit der Ehrenmitgliedschaft bedacht.

Neuer Sales Manager Marco Giarrusso heisst der neue Sales Manager Healthcare Solutions beim Schweizer Marktführer für integrierte Automatisierungslösungen Swisslog. Er verfügt über ein breites Netzwerk in der Spitallogistik und ist ein ausgewiesener Experte auf dem Gebiet der integrierten Logistiksysteme. Zuvor war er über sechs Jahre in verschiedenen Positionen bei Salomon Automation tätig, einem Unternehmen der SSI Schäfer Gruppe. Der gelernte Elektrozeichner war über vier Jahre bei K-Tron als Servicetechniker in den Bereichen Pharma, Plastik, Food und Chemie weltweit tätig. Zuvor sammelte er wertvolle Erfahrungen in verschiedenen Unternehmen der IT-Branche.

Neuer Head of Sales Fidelity Worldwide Investment hat Alexandre Sauterel zum neuen Head of Sales für die Schweiz ernannt. Bereits von 2007 bis 2012 war er als Sales Director für Fidelity in Zürich und Genf tätig, bevor er als Senior Sales Director und Geschäftsleitungsmitglied zu Invesco Switzerland wechselte. Nach seinem Wirtschaftsstudium an der Universität Fribourg hatte er wertvolle Erfahrungen bei ABN Amro, Coutts Bank und Capital International gesammelt. Er übernimmt die Verantwortung für die Kundenbeziehungen im Vertriebsgeschäft mit Banken, Versicherungen und Vermögensverwaltern. Fidelity Worldwide ist in den wichtigsten Finanzzentren ausserhalb Nordamerikas tätig.

Neue Präsidentin Lignum, Holzwirtschaft Schweiz hat eine neue Präsidentin. Sie heisst Sylvia Flückiger-Bäni, ist Nationalrätin aus dem Kanton Aargau und führt zusammen mit ihrem Gatten ein Hobelwerk in Schöftland. Sie steht nun der Dachorganisation der Schweizer Wald- und Holzwirtschaft vor. Sie ist Mitglied der Kommission für Wirtschaft und Abgaben des Nationalrats, Vorstandsmitglied des Schweizerischen Gewerbeverbandes und Vizepräsidentin des Aargauischen Gewerbeverbandes, Ausserdem ist sie im Vorstand von «Swiss Label», dem Promotor von Schweizer Produkten und Dienstleistungen.

Neu im Vorstand von swisscleantech An der vierten swisscleantech-Generalversammlung wurde Marcel Frei, Direktor EWZ, neu in den Vorstand gewählt. Damit wird das neu 12-köpfige Gremium in den Bereichen Energieversorgung und Gebäudetechnik verstärkt. Die neuen Büroräumlichkeiten beim Zürcher Hauptbahnhof dienen als idealer Treffpunkt für das wachsende Cleantech-Netzwerk. Thematisch ist swisscleantech im Jahr 2013 über die Kernthemen Klima&Energie hinaus gewachsen. Im August hat swisscleantech eine Ressourcenwende für die Schweiz gefordert und mit der Erarbeitung der Cleantech-Ressourcenstrategie begonnen.

Mitteilungen für diese Rubrik: Text und Foto (300 dpi; >1MB):blattner@unternehmerzeitung.ch

Auch Nationalrat Jürg Grossen wurde in den Vorstand bei swisscleantech gewählt. Er ist Geschäftsführer bei Elektroplan Buchs&Grossen und ElektroLink. Bereits zuvor forderte swisscleantech die Weiterentwicklung der Beziehungen zur EU und signalisierte, dass es dazu einen institutionellen Rahmen braucht. Der Verband setzt sein Gewicht als Stimme für eine nachhaltige Marktwirtschaft ein. Die jüngsten Entscheidungen des Bundesrats zur Schweizer Klimapolitik zeigen, dass die grüne Wirtschaft nach wie vor mit grossen Widerständen zu kämpfen hat. Nach Präsident Nick Beglinger braucht es noch viel Überzeugungsarbeit.


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UZ l LESERBRIEFE Foto: Keystone

« EUROPA IN SIEBEN THESEN» (UZ 6/14)

« DIE FETTEN UND DIE MAGEREN JAHRE» (UZ 6/14)

Wurf des Jahrhunderts

Landesverrat

Die EU braucht die Schweiz nicht. Aber die Schweiz wird ohne die EU nicht auskommen. Warum also nicht beitreten und mitbestimmen, statt bilaterale Adhoc-Abkommen zu schliessen? Geburtswehen sind bei grossen Kindern normal. In zehn, zwanzig Jahren wird sich die EU als monolithischer Block beweisen müssen. Dann wird Europa in die Zange genommen: vom Osten her durch die ökonomische und militärische Macht Chinas und Russlands, vom Westen her durch die nach Europa drängenden «emerging markets»

Argentinien, Brasilien und Mexiko. Die USA spielen nicht länger den Weltpolizisten. Eingewanderte Latinos sitzen an den Schalthebeln von Politik und Wirtschaft. Sie verschwenden keine Milliarden für Ölkriege, sondern wollen, dass ihr Nachwuchs Zugang zu guten Schulen bekommt. Das 19. Jahrhundert war das Jahrhundert der Nationenbildung. Das 20. Jahrhundert hat sich durch zwei grosse Kriege selbst zerfleischt. Das 21. Jahrhundert wird das Jahrhundert der Blockbildung. Die EU ist der grosse Wurf dieses Jahrhunderts! Dieter Stark, Arlesheim

Sehr geehrter Herr Klatt, ob Ihrer grenzenlosen «Eurotreiberei», sprich Schönrederei, erfasst mich beinahe das kalte Schaudern. Die EU ist alles andere als gesund. Die EU hat den vernünftigen Weg verlassen, nicht wir. Die exorbitante Verschuldung wird die EU noch treffen wie ein Blitz vom heiteren Himmel. Weshalb wandern wohl so viele EU-Bürger (Deutsche) in die Schweiz ein, wenn doch das Paradies dort drüben liegt? Insbesondere scheinen Sie den Unterschied zwischen einem Binnenmarkt und einem freien Marktzugang nicht zu kennen. Dieses vordergründig vernünftige Schlagwort

zielt auf den EU-Beitritt durch die Hintertüre! Falls Sie den Unterschied nicht kennen, handeln Sie äusserst fahrlässig. Falls Sie ihn hingegen kennen, käme dies einem Landesverrat gleich. Zu wem zählen Sie sich? Sind Sie sich bewusst, dass die SVP mittlerweile mehr «echte» Unternehmer in ihren Reihen hat als die FDP? Diese Tatsache sollten Sie berücksichtigen oder den «Schützengraben» verlassen und Ihren Job in der EU suchen! Dort im Paradies würden Sie sich doch – in jeder Hinsicht – viel wohler fühlen. Fredy Nydegger, Bremgarten

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UZ l PODIUM

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INNOVATION ALS WETTBEWERBSVORTEIL

Die Erfolgsgeschichte weiterschreiben Wenn Wissenschaft, Wirtschaft und Kultur unter stabilen politischen Rahmenbedingungen zusammenwirken, ergibt sich ein fruchtbarer Nährboden für innovative Ideen, Konzepte und Technologien. Das ist essenziell, um unseren gesellschaftlichen und ökonomischen Wohlstand nachhaltig zu sichern.

VON GIAN-LUCA BONA

Schweizer Unternehmen haben sich in den letzten Jahren trotz hartem Franken meist ausgesprochen gut im globalen Umfeld behauptet. Dabei stechen die Stärken der Schweiz in der Innovation hervor, die uns helfen, trotz hoher Kosten regelmässig neue, kompetitive Produkte auf den Markt zu bringen. Internationale Rankings gaben uns wiederholt hervorragende Noten, setzten uns gar auf die Spitzenposition. Mit «Schulnoten» ist es aber so eine Sache; sie bilden die Realität nur teilweise ab. Die Kernfrage lautet: Welche Voraussetzungen sind notwendig, um nachhaltig innovativ zu sein? Innovationen sind ja nicht bloss Erfindungen, sie

«INNOVATION ENTSTEHT IM FREIEN, INSPIRIERTEN AUSTAUSCH.»

GIAN-LUCA BONA Der Autor ist Direktor der Empa und Professor für Photonik an der ETH Zürich und ETH Lausanne. Zudem ist er Stiftungsratspräsident des Technoparks Zürich.

werden letztlich erst durch ihre wirtschaftliche oder gesellschaftliche Bedeutung fassbar. Um also beim Anwender einen erkennbaren Nutzen zu erzielen, ist eine ganze Kette von ineinandergreifenden Prozessen notwendig – angefangen mit der technischen Lösung über die Umsetzung mittels Businessplan bis zur kompletten Finanzierung. Grosse Innovationen werden oft durch kreative, leistungswillige und hartnäckige Persönlichkeiten hervorgebracht, die sich in einem offenen Umfeld entwickeln. Zum Beispiel Steve Wozniak und Steve Jobs, die mit Apple dem PC zum Durchbruch verhalfen im Klima der Hippie-Kultur der San Francisco Bay Area, dem späteren Silicon Valley. Querdenkender haben auch in der Schweiz Neues erschaffen, was zu vielen global agierenden, einzigartigen KMU geführt hat. Diese Personen sind hierzulande umso wichtiger, weil wir kaum natürliche Rohstoffe haben und darum der Rohstoff «Mensch» der entscheidende Wettbewerbsvorteil für die Innovationskraft ist. Die Schweiz lässt sich als kleines Land nicht mit den USA vergleichen, sie muss darum auch künftig selbstbewusst und offen ihr eigenes Geschäftsmodell entwickeln, um erfolgreich zu bleiben.

Wohl austarierte Bildungsmaschine Niemand wird bestreiten, dass unsere erstklassigen Ausbildungsmöglichkeiten und das duale Bildungssystem die Basis dafür sind. Wir tun gut daran, dieser wohl austarierten Bildungsmaschine Sorge zu tragen und sie weiterzuentwickeln. Dazu gehört in erster Linie die Anerkennung von Leistung, aber auch die Förderung von Kreativität – auf allen Stufen. Es ist bedauerlich, dass der Zeitgeist vor allem in der obligatorischen Schulbildung einseitig das Spielerische gegenüber dem Schulischen hervorhebt und die akademische Bildung der Lehre vorzieht. Ein Handwerk zu erlernen oder eine Theorie zu bergreifen ist beides mit harter Arbeit verbunden, führt jedoch zu grosser Befriedigung. Ich erlebe gerade junge Leute als neugierig, engagiert und leistungsbereit, sie wollen Neues kreieren und erschaffen. Resignation und Sättigung kommen erst dann ins Spiel, wenn man keine Möglichkeiten mehr sieht, seine Talente und Neigungen zu entwickeln, und keine Vorbilder mehr erkennen kann. In der Schweiz haben wir (noch) sehr gute Startbedingungen, die uns bislang die fatale Entwicklung mit extremer Jugendarbeitslosigkeit, wie wir sie in Südeuropa beobachten können, erspart hat. Eine «verlorene Generation» wäre eine Katastrophe für die Zukunft. Zu viele Regelwerke behindern Innovation Staat und Privatwirtschaft schaffen dank verlässlichen, liberalen Rahmenbedingungen die Voraussetzungen, damit ein fruchtbarer Nährboden für Innovationen entstehen kann. Davon zeugen zahlreiche Entdeckungen und bahnbrechende Erfindungen. Dank angewandter Forschung hat man diese Entdeckungen in innovative Produkte nutz- und umsetzbar gemacht und dadurch die Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz in einer zunehmend globalisierten Welt gestärkt. Wir sollten darauf achten, dass wir hier nicht zu viele Regelwerke einbauen. Denn Innovation entsteht nur im freien Austausch in inspirierender Umgebung. Dies wird künftig noch wichtiger werden, da Neues häufig an der Grenzfläche verschiedener Disziplinen entsteht. So werden etwa die Fortschritte in der Analyse grosser Datensätze («big data») – kombiniert mit dem vertieften Verständnis von Nanomaterialien – ungeahnte Veränderungen in der Medizin auslösen («personalized medicine»). Wenn sich die Schweiz nicht abschottet, haben wir dank unserer offenen Kultur eine riesige Chance, unseren Wohlstand und die hohe Lebensqualität langfristig zu sichern. Dazu braucht es den Mut, gezielt Risiken einzugehen und eine bestmögliche, offene Vernetzung, sodass sich innovative Ideen weiterentwickeln können – damit die Schweiz dank nachhaltigem Wachstum an ihrer Erfolgsgeschichte weiterschreiben kann.


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SCHWEIZ FÜHREND IN ROBOTIK

Wenn Roboter den Werkplatz revolutionieren Roboter sind mehr als Maschinen – bald arbeiten sie nicht mehr anstelle, sondern gemeinsam mit Menschen. Dass diese Idee weltweit mit Schweizer Know-how verbunden wird, hängt zu einem Grossteil mit Rolf Pfeifer zusammen. Der Forscher kehrt der Universität Zürich zwar nun den Rücken, doch die internationale Robotik schaut weiter neugierig auf die Schweiz.

TEXT YVONNE VON HUNNIUS

Wer an schlauen Maschinen tüftelt, bringt mit der Schweiz kaum Schokolade in Verbindung. «Die Schweiz ist das Silicon Valley der Robotik», sagte Chris Anderson 2013 in einem Interview. Und Anderson ist nicht nur Gründer eines 3-D-Drohnen-Unternehmens, sondern auch Autor des Bestsellers «Makers» und vielbeachtete Stimme einer neuen Unternehmergeneration. Die Schweiz steht unter Experten für Innovation pur in der Roboterforschung. Zu verdanken ist das insbesondere schlauen Köpfen an der Universität Zürich und den ETH Zürich und Lausanne. Zuvorderst steht ein Ausnahmewissenschaftler mit unbändiger Kreativität und sein Männchen mit Kulleraugen: Rolf Pfeifer und der Roboter Roboy. Vermächtnis verbreitet sich rasant Rolf Pfeifer ist weltweit eine der bekanntesten Stimmen im Bereich der künstlichen Intelligenz und der Robotik, hat drei Jahrzehnte an der Universität Zürich geforscht und die Schweizer wie auch internationale Gemeinschaft der Robotiker nachhaltig geprägt. Sein Konzept des Embodiment ist nun Teil des Kanons und hat die Forschung an Robotern und Erforschung der menschlichen Intelligenz so nah wie nie zusammengebracht. Bis zu seiner Pension in diesem Sommer ist er noch Leiter des Labors für künstliche Intelligenz an der Universität Zürich, das dann seine Pforten schliessen wird. «Doch viele unserer Ideen werden in der Schweiz und international weitergetrieben», sagt Pfeifer ohne sichtbaren Wehmut, aber mit Stolz. Dabei betont er immer das «Wir», wenn es um die Forschung geht. Gerade im letzten Jahr war dem Laborteam und den Partnern noch ein Clou gelungen: Zum 25. Jubiläum wurde in neun Monaten der Roboterjunge Roboy entwickelt. Hierin steckte die Forschung von vielen Jahren, und es war gelungen, Roboy menschlicher als viele seiner Artgenossen zu gestalten. Weiche Materialien passen sich an Roboy verfügt über Muskeln mit Sensoren, die Informationen weiterleiten – er kann somit lernen, welche Situationen welche Auswirkungen hatten. Weiche Materialien spielen eine zentrale Rolle bei Roboy: Hierdurch soll seine Konstitution derjenigen des menschlichen Körpers näher

kommen. Ein Meilenstein wäre es, so Pfeifer, wenn es gelänge, Roboy mit einer Art Haut zu überziehen, die nur ansatzweise Funktionen der menschlichen Haut besitzt. «Fällt der Strom oder auch nur die Steuerung aus, so ist beispielsweise ein elastisches Muskel-Sehnen-Element immer noch elastisch. Es passt sich der Umwelt an. All das entspricht viel eher dem komplexen, adaptiven System, das wir Menschen besitzen», sagt Pfeifer. Neben Neurowissenschaftlern, Biologen und Ingenieuren zählen gerade auch Materialwissenschaftler zu Roboys Elterngemeinschaft. Soft Robotics, so heisst die neue Disziplin, die heute nicht nur im Fokus von EU-Forschungsprogrammen steht. Weitergetrieben wird es auch in der Schweiz im Rahmen des Schweizer Forschungsschwerpunkts «Robotik», einem der sogenannten Swiss National Centre of Competence in Research (NCCR). In diesem Verbund aus Forschern der ETH Lausanne, ETH und Uni Zürich wird an intelligenten Robotern für eine verbesserte Lebensqualität gearbeitet. Interdisziplinarität als Basis Grundvoraussetzung für diese Forschung ist, dass viele Disziplinen Hand in Hand arbeiten. Und hier hat Zürich viel zu bieten. Der Masterstudiengang der ETH ist renommiert, die Neurowissenschaften haben höchstes Ansehen, Spitzenforscher aus der ganzen Welt zieht es nach Zürich. Hier sind die Wege zwischen Spitzenbiologie und -psychologie kurz und wenn es darum geht, sich Know-how zu holen: «Hier kooperiert man traditionell mit den besten Wissenschaftlern aus der ganzen Welt», sagt Pfeifer. So divers die Einflüsse bei der Entwicklung, so vielfältig die Einsatzmöglichkeiten: Ob Medizin, Landwirt-


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«DIE ZUSAMMENARBEIT ZWISCHEN MENSCH UND ROBOTER MUSS CLEVERER WERDEN» ROLF PFEIFER, ROBOTIKER

schaft, Intralogistik oder im Alltag – die Roboter könnten an vielen Stellen ihren Beitrag leisten. Wenn Pfeifer sich etwas wünschen dürfte, wären es mehr Praxismöglichkeiten für die Forscher, die die Hochschulen verlassen. Manche seiner ehemaligen Studenten wagen den steinigen Start-up-Weg und arrivieren: Die Jungunternehmer von Dynamic Devices in Zürich beispielsweise entwickeln roboter-assistierte Trainings- und Therapiegeräte für Menschen mit schwerwiegenden neuromuskulären Krankheiten. Auch die Zürcher Ability Switzerland AG ist im Medizinbereich und konzentriert sich auf Roboter für gehbehinderte Menschen nach einem Hirnschlag. Doch laut Pfeifer könnte die Start-up-Landschaft dieses Bereichs noch viel aktiver sein, hätten die Schweizer Financiers mehr Wagemut, wie er in der Venture-Capital-Welt der USA zu finden sei. Zudem integrierten noch zu wenige Unternehmen Roboter-Wissenschaftler in ihren Expertenstab. Die Produktion wird menschlicher Dabei könnte sich das lohnen. Denn gerade auch in der industriellen Produktion liegt die Zukunft für Roboy und seine Nachfahren. Sie könnten Prozesse revolutionieren – durch einen neuen Schulterschluss zwischen Mensch und Maschine. Pfeifer ist ein Mensch der Grundlagenforschung, doch kommt er auf dieses Thema, ist er ganz in der Produktionshalle. «Hundertprozentige Automatisierung ist zwar gewollt», sagt Pfeifer, und: «Typischerweise sind aber die letzten fünf Prozent die Knacknuss und man überlässt wieder mehr und mehr schwierige Arbeiten dem Menschen.» Somit müsse die Zusammenarbeit zwischen Robotern und

Menschen flexibler, sicherer und cleverer gestaltet werden. «Ein wichtiger Punkt in der Interaktion mit dem Menschen ist die Sicherheit. Wir beben und geben nach, wenn wir irgendwo anstossen – so tut es ein Roboter unserer Prägung dann auch», sagt Pfeifer. Kooperative Systeme für eine neue Wirtschaft Flexibilität ist das Stichwort der Zukunft, bleibt man bei der industriellen Produktion. Gerade im wachsenden Lebensmittelbereich herrscht eine unendliche Vielfalt an Formen. Generell spielen individualisierte Produkte eine immer wichtigere Rolle. Da braucht man kaum Millioneninvestitionen für ein Komplettsystem, das zwar schnell grosse Losgrössen desselben Produkts bearbeiten kann, aber wenig flexibel ist. Roboter der neuen Generation können unterschiedliche Formen handhaben. Pfeifer sieht dabei auch strategische Vorteile für KMU: «Kooperative Systeme sind für unterschiedliche Anwendungen zu gebrauchen und vom Umfang her für ein kleineres Unternehmen erschwinglich. So kann das kleine System an unterschiedlichen Punkten des Produktionsprozesses eingesetzt werden.» Derlei Innovationen können für die Produktion an einem Werkplatz wie der Schweiz viel bedeuten. Chris Anderson hat beschrieben, wie die «Makers»-Generation von Unternehmen die Wirtschaft verändern wird. Durch 3-D-Druck und kollaborative Plattformen über den Globus hinweg wird schneller innoviert und die Produktion demokratisiert – nicht übermorgen, sondern morgen. Die Nachfahren von Roboy, der übrigens im 3-D-Druck entstanden ist, könnten hierbei des Menschen perfekte Partner sein.

Ausnahmewissenschaftler und sein Männchen mit Kulleraugen: Rolf Pfeifer und der Roboter Roboy.

Foto: zVg


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HÖRGERÄTE AUS DEM 3-D-DRUCKER

Digitalisierung hört sich gut an Phonak hat die Herstellung von individuellen Hörgeräten revolutioniert. Dank der Digitalisierung des Produktionsprozesses und der Verwendung von 3-D-Druck-Technologien konnte sich das Unternehmen in Stäfa an die Spitze der Branche setzen. Und die Revolution geht weiter.

TEXT ELANA CARO

Im idyllischen Stäfa am Zürichsee findet eine ganz eigene digitale Revolution statt. Doch auf den ersten Blick ist davon in dem hellen Produktionsgebäude mit seinen grossen Fenstern kaum etwas zu sehen. Techniker fügen dort mit feinen Werkzeugen Kabel und Chips in Geräte, die teilweise so klein sind, dass sie komplett unsichtbar im Gehörkanal getragen werden können. Doch auf den zweiten Blick gibt es viele Hinweise auf den Wandel, der in den vergangenen anderthalb Jahrzehnten die Branche umgewälzt hat. So sitzen andere Techniker vor grossen Bildschirmen, auf denen sie dreidimensionale Modelle rotieren lassen. Eine kleine Bewegung mit der Maus, und die Modelle können bis auf den Zehntel-Millimeter genau konfiguriert werden. Am Ende des Ganges steht zudem eine Gruppe von strahlend orangen 3-D-Druckern. Jeder von ihnen ist gerade mal 1,5 Meter hoch – und doch vielleicht der Kern jeder Fabrik der Zukunft.

Foto: zVg/Phonak

Lange auf Handarbeit ausgerichtet Der Produktionsstandort in Stäfa gehört zu Sonova. Die heutige Phonak ging aus der bereits vor 60 Jahren als «AG für Elektroakustik» gegründeten Firma hervor und ist heute Mitglied der Sonova-Gruppe. Das Unternehmen ist zum führenden Hersteller von Hörlösungen geworden – und das unter anderem auch dank der Digitalisierung des Produktionsprozesses seit 1999. Damit konnte die Zahl der Beschäftigten von 2750 auf mehr als 9000 Mitarbeiter weltweit gesteigert werden. Sonova bietet inzwischen das breiteste Produktspektrum der Branche an. Möglich wurde das durch eine Mischung aus Pragmatismus und innovativem Geist. «Der Produktionsprozess für individuell gefertigte Im-Ohr Hörgeräte und Ohranpass-

stücke war auf Handarbeit ausgerichtet und sehr arbeitsintensiv», sagt Christoph Widmer, Direktor für Software Technologies bei Phonak. Zunächst musste ein Silikonabdruck des Ohrkanals genommen werden, der dann in eine Negativform umgewandelt wurde. In diese Form wurde danach Acrylharz gegossen und mit Licht ausgehärtet. Wenn das Harz fest war, wurde eine Lüftungsbohrung eingefügt und die Elektronik eingebaut. 3-D-Druck lernt von der Natur Mit der Entscheidung zur Digitalisierung des Produktionsprozesses in 1999 konzentrierte sich Phonak auf die Software zur Modellierung seiner Produkte. Die Entwicklung von Scanning wie auch der 3-D-Drucktechnologie überliess das Unternehmen weitgehend externen Partnern. Gemeinsam mit dem belgischen Unternehmen Materialise entwickelte Phonak das sogenannte Rapid Shell Modeling (RSM). Mit dieser Software kann der Silikonabdruck des Ohrkanals in ein digitales dreidimensionales Modell des Hörgerätes umgewandelt werden. Damit kann neu die äussere Hülle um die Elektronik herum gelegt werden – statt wie bis dahin die Elektronik in die Hülle aus Harz einzufügen. Damit folgt das Verfahren im Grunde auch der Natur selbst. Oder wie es Janine Benyns, Mitbegründerin von Biomimicry 3.8, sagt: «Das Leben baut Hüllen.» So schützt der Brustkorb lebenswichtige Organe. Befänden sie sich nicht an dieser Stelle des Körpers, brauchte es auch keinen Brustkorb. Dank 3-D-Druck, der Schicht um Schicht ausdruckt, ist es nun möglich, um die Elektronik herum die Hülle genau so zu erstellen, wie es dem digitalen Modell des Ohrkanals entspricht. Steile Lernkurve Die Anwendung des 3-D-Drucks hat dabei einen Lernprozess durchgemacht. Die ersten Scanner, die Silikonabdrücke von Ohrkanälen digitalisieren konnten, waren riesig und nur an wenigen Standorten verfügbar. Auch die ersten


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«WIR ARBEITEN AN ORGANISCHEN FORMEN, DIE RUND UND KOMPLIZIERT CHRISTOPH WIDMER, PHONAK SIND»

Digitalisierte Produktion: Der 3-D-Drucker baut das Hörgerät Schicht um Schicht, bis es der Form des Ohrkanals entspricht.

Drucker, mit denen Phonak arbeitete, waren sehr gross und teuer. Jeder von ihnen kostete eine halbe Million Franken. Das Unternehmen verfügte denn auch nur über zwei von ihnen, einen in der Schweiz und einen anderen in den USA. Aus technischer Sicht waren die ersten Ergebnisse begeisternd, so Widmer. Die ausgedruckten Hüllen fühlten sich an, als beständen sie aus Haut. Sie hatten dünne Wände und passten gut ins Ohr. Aber die Nutzer zögerten, die neuen Im-Ohr Hörgeräte zu verwenden. Denn sie waren an die glänzenden Oberflächen aus Harz und eine Vielzahl von verschiedenen Farben gewöhnt. Phonak reagierte und setzte andere Drucker ein – und innerhalb von zwei Jahren stieg der Anteil der Produkte aus digitaler Produktion bei den individualisierten Hörgeräten von 20 auf 100 Prozent. Inzwischen gibt es deutlich mehr Scanner und Drucker auf dem Markt. Die Produktionskosten sind damit markant gesunken. Phonak verwendet nun kleinere Scanner, die zwei Silikonabdrücke von Ohrkanälen innerhalb von 90 Sekunden digitalisieren können. Die derzeit verwendeten Drucker können 20 bis 30 Hüllen in weniger als zwei Stunden herstellen. Weil nun jeweils mehrere Drucker verwendet werden, kommt es auch nicht mehr zu Produktionsverzögerungen, wenn Drucker repariert werden müssen. Bessere Akustik Die Digitalisierung hat enorme Folgen. Die Herstellung ist heute wesentlich schneller. So können Hörgeräte gleichzeitig für beide Ohren gestaltet werden. Heute stellt Sonova mit diesem Verfahren mehr als eine Million individualisierter Hörgeräte und Ohranpassstücke pro Jahr her. Die Qualität konnte ebenfalls deutlich erhöht und vor allem weltweit standardisiert werden. Damit sank auch der Anteil der returnierten Geräte. Und wenn ein Hörgerät verloren geht, dann kann es schnell wieder nachproduziert werden – das individuelle 3-D-Modell ist in den Datenbanken des Unternehmens gespeichert.

Die Vorteile der Digitalisierung reichen über den quantifizierbaren Nutzen hinaus. Wie Christoph Widmer erläutert, konnte dank der Digitalisierung auch die Qualität der Akustik verbessert werden. «Der Klang ist heute natürlicher.» Schon in der Modellierungsphase können die Techniker heute den Hörverlust unter Berücksichtigung der Risiken einer akustischen Rückkopplung und der notwendigen Abdichtung einschätzen und entsprechend die Lüftungsbohrung individuell optimieren, bevor die Daten an den 3-D-Drucker gesendet werden. Phonak hat das Verfahren patentieren lassen. Doch damit ist die Arbeit noch nicht getan. Seit 2012 besteht eine Zusammenarbeit zwischen den Mitarbeitern der Phonak und Forschern an der ETH Zürich, um die interaktive Modellierungssoftware weiter zu verbessern. Das sei auch für die ETH-Forscher spannend, sagt Widmer. «Sie können ihr Wissen einsetzen, um an organischen Formen zu arbeiten, die rund und kompliziert sind.» Direkte Digitalisierung als nächstes Ziel Phonak sieht noch weiteres Verbesserungspotenzial bei weichen Materialien, die heute für den 3-D-Druck zur Verfügung stehen. Sie sind noch nicht genügend strapazierfähig und können deshalb noch nicht für die Produktion eingesetzt werden. Zudem gibt es noch keine kommerziell verfügbaren Scanner, die den Ohrkanal direkt mit einer ausreichend hohen Qualität scannen könnten – und damit die Silikonmodelle überflüssig machen würden. Phonak bemüht sich seit mehreren Jahren um eine Digitalisierung dieses Schrittes. «Idealerweise würden wir das Ohr und den Ohrkanal direkt digitalisieren», sagt Christoph Widmer. «Damit könnten wir uns den Versand des Silikonabdruckes sparen.» Phonak ist stolz darauf, die bisherigen Begrenzungen der Technologie überwunden zu haben. Widmer ist überzeugt, dass auch die nächsten Herausforderungen bewältigt werden. «Es gibt noch viel zu tun. Wir haben Freude daran.»

WENIG HÖRGESCHÄDIGTE TRAGEN HÖRGERÄTE Die Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass rund 5 Prozent der Weltbevölkerung – 360 Millionen Menschen – in einem Mass an Hörverlust leiden, das sie in ihrem Leben einschränkt. Weitere 10 Prozent leiden an leichtem Hörverlust. Die Ursachen können vielfältig sein, von Erbkrankheiten bis zu Infektionen. Hörverlust hat einen direkten Einfluss auf die Fähigkeit, mit anderen Menschen zu kommunizieren. Er kann die

Lernergebnisse von Kindern ebenso einschränken wie die sozialen Beziehungen von älteren Menschen. Hörverlust kann damit das Leben verkürzen. Dennoch benutzen nur relativ wenige Menschen mit Hörschäden auch Hörgeräte. Während immerhin 70 Prozent der Menschen mit starkem Hörverlust Hörgeräte benutzen, sind es bei den Menschen mit mittlerem Hörverlust nur noch 50 Prozent

und bei geringen Hörverlusten nur noch 10 Prozent. Selbst in den entwickelten Ländern beträgt dieser Anteil nur 20 Prozent. Die Hear the World Foundation wurde 2006 gegründet und ist eine Initiative der Sonova Gruppe, dem führenden Hersteller von Hörlösungen. Die Stiftung setzt sich weltweit für Chancengleichheit und erhöhte Lebensqualität von Menschen mit Hörverlust ein.


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«EINEN VERDRÄNGUNGSKAMPF KENNEN WIR NICHT» MATTHIAS SALA, GAME-ENTWICKLER VIDEOSPIELBRANCHE

Aus Spiel wird Ernst Zürich wird zu einem Zentrum der Game-Branche in der Schweiz. Noch ist sie klein. Doch sie wächst – und erkundet neues Terrain. Immer wichtiger werden Spiele, die für Unternehmen und Organisationen entwickelt werden.

TEXT DAVID NÄGELI

Matthias Sala ist ganz am Anfang dabei gewesen. «Als wir begannen, Spiele zu entwickeln, gab es neben uns vielleicht noch zwei oder drei andere Studios.» Im Jahr 2007 gründete Sala die Gbanga Millform AG – ein Videospielstudio, das in unmittelbarer Nähe der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) seine Büros bezogen hat. Heute präsidiert Sala den Schweizer Computerspiel-Entwickler-Verband (SGDA) – mit bereits 26 Entwicklerstudios. «Die Branche dürfte aber noch wachsen», sagt Sala. «Denn immer mehr sitzen heute Generationen in Entscheidungspositionen, die mit Games aufgewachsen sind.»

Foto: zVg

Serious Games Nicht nur die Spieler, die in den 80ern vor den ersten Spielkonsolen sassen, sind gereift – auch die Spiele sind gewachsen, ernsthafter geworden. «Serious Games» finden bei Spielern, Medien und Unternehmen Anklang – also Spiele rund um ernste Themen: Alkoholmissbrauch, Immigration oder Abstimmungsvorlagen. «Papers, Please» ist ein Beispiel, das kürzlich hohe Wellen schlug: Der Spieler sitzt als Kontrolleur an der Grenze und lässt Einwanderer passieren oder weist sie ab. Videospiele, die etwas vermitteln, vielleicht sogar lehren wollen, und trotzdem noch Spass machen: Eine Gratwanderung, meint Sala. «Man darf den Spieler nicht mit erhobenem Zeigefinger abschrecken», sagt er. Auch Gbanga entwickelt Serious Games: In «After

Party» wankt der Spieler vom Club nach Hause, muss Hindernissen ausweichen und dabei nüchtern werden, in dem er in Quiz-Manier Stammtisch-Mythen über Alkohol entlarvt. Konzipiert wurde «After Party» gemeinsam mit dem Bundesamt für Gesundheit und der Beratungsstelle für Unfallverhütung. Dass neben Organisationen und Unternehmen auch der Staat Aufträge an Game-Studios vergibt, ist mittlerweile Alltag geworden. Spiele als Marketingmassnahme Diese Auftragsarbeiten sind für viele Schweizer Entwicklerstudios ein wichtiges Standbein. Eigenentwicklungen sind mit Risiko verbunden – da ist die Szene froh über Aufträge des Wirtschaftsverbandes economiesuisse – «Superwilli» in der Kampagne zur Einwanderungsinitiative – oder der Mobiliar. Das Versicherungsunternehmen liess sich von Gbanga im typischen Bleistift-Design des Unternehmens das Spiel «Pilotifant» basteln. Die Story: Der sprichwörtliche Elefant tobt im Porzellanladen und verursacht Versicherungsschaden – der Spieler mindert den Schaden und darf sich auch ab und an über ein Mobiliar-Angebot auf dem Bildschirm freuen. Dank der stetig wachsenden Nachfrage durch Unternehmen gibt es für die Schweizer Studios viel zu tun. So viel, dass man einander in der kleinen Branche Gutfreund ist: «Einen Verdrängungskampf kennen wir nicht», sagt Sala. «Videospiele bieten auch diverse Möglichkeiten zur Spezialisierung.»

Im Debut der «Blindflug Studios» (First Strike) kontrolliert der Spieler eine Nation im atomaren Wettrüsten.

Familiäre Start-up-Szene Abseits von den internationalen Grosskonzernen wie Ubisoft (der vergangenes Jahr seinen Ableger in Zürich wieder schliessen musste) und Nintendo findet sich in der Schweiz eine starke Start-up-Mentalität. «Viele Softwareentwickler kennt man im Raum Zürich aus dem gemeinsamen Studium», sagt Jeremy Spillmann, Game-Designer bei den Blindflug Studios und Absolvent des Game-Design-Studiums an der ZHdK. Viele Alumni des einzigen GameDesign-Bachelors der Schweiz gründen eigene Studios – darunter auch Spillmann. Die Blindflug Studios entstanden als Schwesterfirma aus der Design- und Marketing-Agentur Feinheit, die am Helvetiaplatz in Zürich arbeitet – in Geh-Distanz zu den Gbanga-Studios. Nach Auftragsarbeiten – unter anderem das Doping-Präventionsspiel «Born To Run» – sollen nun vermehrt Eigenkreationen entstehen. Und auch hier setzt man auf ernste Themen: «Wir wollen Probleme aus der Realität in unseren Spielen erlebbar machen», sagt Spillmann. «First Strike» heisst das Blindflug-Debut. Der Spieler übernimmt die Kontrolle über eine Nation im atomaren Wettrüsten. Man setzt auf Forschung oder baut unzählige Atomsprengköpfe, droht den Nachbarländern oder sucht Allianzen. Und stets schwebt eine Frage über der digitalen Weltkarte: Wer startet den nuklearen Krieg? Auch die Unternehmen der Spiele-Branche beobachten ihre Nachbarn aufmerksam. Doch der Fortschritt der anderen weckt noch keine Angst: «Wenn ein anderes Studio Erfolg hat, wächst die Branche und die Akzeptanz von Videospielen steigt», sagt Spillmann.


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OLIVER GASSMANN

Neues tut auch weh Die Schweiz muss sich noch stärker auf forschungsbasierte Innovation stützen, sagt Oliver Gassmann. Nur so kann sie im globalen Wettbewerb bestehen. Doch Innovationen stellen Unternehmen auch in ihrem Inneren auf den Prüfstand. Nicht alle Firmen können damit umgehen.

INTERVIEW STEFFEN KLATT

Viele Unternehmen setzen auf Innovation. Zu Recht? Oliver Gassmann: Innovation ist der entscheidende Wettbewerbsfaktor hier in Europa. Wir haben weder natürliche Ressourcen noch billige Arbeitskräfte. Innovation kann mehr Nutzen für den Kunden und billigere Produktion bedeuten. Wenn ein Unternehmen einen stabilen Markt, treue Kunden und zufriedenstellende Margen hat, dann braucht es vielleicht keine Innovation. Aber dabei muss man aufpassen: Immer, wenn Innovation dringend wird, ist es typischerweise zu spät. Wann braucht es Innovation? Typische Kennzeichen sind die Globalisierung des Marktes, neue Wettbewerber, eine Erosion der Margen und eine abnehmende Loyalität der Kunden. Ist nicht jede Innovation auch ein Risiko? Es gibt keine hohe Rendite ohne Risiko. Leider haben die Bedenkenträger in neun von zehn Fällen Recht, wenn sie sagen, dass eine Innovation nichts taugt. Die Unternehmen müssen daher gegen die Wahrscheinlichkeit ankämpfen zu scheitern. Denn sie können es sich nicht leisten, im risikofreien Raum zu verharren. Wenn sie stehen bleiben, werden sie überrollt.

«INNOVATION BRAUCHT SCHLANKE PROZESSE» OLIVER GASSMANN, INNOVATIONS-FORSCHER erleichtern. Die Art, wie Räume gestaltet sind, bestimmt auch, wie sich Menschen begegnen. Neue Impulse kommen oft aus der Begegnung von Menschen. Daher ist wichtig, wo die Teams sitzen.

Wer sollte im Unternehmen das Signal geben, dass es Zeit für eine Innovation ist? Typischerweise sollte die Bereitschaft zu Innovationen von dort kommen, wo der Druck am stärksten ist. Wenn die Produktionskosten zu hoch sind, dann sollte es der Produktionschef sein. Wenn es eine neue Technologie ist, dann der Entwicklungschef, wenn ein neuer Trend am Markt, dann der Vertrieb. Wichtig ist, dass die Geschäftsleitung das mitträgt.

Wovor sollten sich Unternehmen hüten? Das Schlimmste ist, wenn Unternehmen von Innovation reden, aber nie handeln. Sehr viele Unternehmen haben überbürokratisierte Innovationsprozesse oder gar keine. Beides ist genauso schlimm. Innovation braucht schlanke Prozesse, die aber wirklich lebendig sein müssen.

Innovationen stellen Abläufe in Frage. Verunsichert das ein Unternehmen? Innovationen sind in der Tat unbequem. Wer sich auf etwas Neues einlässt, muss ausgetretene Pfade verlassen und kann scheitern. Unternehmen mit hoher Innovationskraft sind oft fehlertolerant und entwickeln in der Innovation selbstverstärkende Effekte. Es ist faszinierend zu sehen, wie Innovation in einem Unternehmen ansteckend sein kann.

Sind KMU innovationsfähig? Absolut. Es gibt zwei Typen: Die traditionsorientierten KMU kennen oft eine eher pragmatische Innovation. Dort wird Innovation häufig bei Generationswechseln ein Thema. Die technologieorientierten KMU andererseits sind bei uns typischerweise hochgradig innovativ.

ZUR PERSON Oliver Gassmann ist Direktor des Instituts für Technologiemanagement der Universität St. Gallen und lehrt mit dem Schwerpunkt Innovationsmanagement. Er ist unter anderem Vizepräsident des Verwaltungsrates der Zühlke Gruppe und als Berater für seinen früheren Arbeitgeber Schindler tätig.

Wie viele Unternehmen sind innovativ? Zu wenige. Manche Unternehmen haben das in den Genen, weil sie über Innovationen entstanden sind und diesen Geist weiter gepflegt haben. Die meisten Unternehmen dagegen waren mal innovativ und leben nun noch von ihrem tollen Produkt, so lange es eben geht. Sie handeln erst dann wieder innovativ, wenn sie unter starkem Druck stehen. Lässt sich eine Innovationskultur in die Strukturen des Unternehmens einschreiben? Die Struktur ist ein wichtiger Punkt. Sie muss so angelegt sein, dass Silos im Unternehmen verschwinden oder miteinander verbunden werden. Aber auch die Architektur kann Innovation

Foto: zVg

Ist die Schweiz noch innovationshungrig genug? Da habe ich ein ambivalentes Gefühl. Einerseits ist dieser «Hunger» in vielen Regionen Chinas und Indiens viel stärker. Andererseits spüre ich bei uns noch immer die Kreativität und die Leidenschaft für eine Technologie und ein Unternehmen. Wir haben als Forschungs- und Wissenschaftsstandort noch immer enorme Vorteile, auch wenn andere aufholen. Unsere Ausgangsposition in Europa und der Welt ist gut. Wir müssen aber schauen, dass es weitergeht. Wann wird China die europäische Innovationskultur kopiert haben? China wird diese Kultur nicht kopieren. Dafür sind die kulturellen Unterschiede zu gross. Wenn man aber fragt, wann China und Asien auf Augenhöhe mit Europa sein werden, dann wird es bereits kritischer. In der Unterhaltungselektronik ist Europa heute schon abgehängt, in der Netzwerktechnologie ebenfalls. Europa ist China noch im Maschinenbau, der Automobilindustrie und der Pharmaindustrie überlegen. Aber auch da bröckelt es bereits. Wir müssen uns noch stärker auf forschungsbasierte Innovation stützen.


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UZ l EUROPA

WAS KOMMT NACH DEN BILATERALEN?

Das grosse Fragezeichen Die Schweiz hat sich durch die bilateralen Verträge ein Kuchenstück vom europäischen Binnenmarkt erstritten. Wenn die Personenfreizügigkeit fällt, ist damit Schluss. Was bedeutet das in Franken? So schwierig die Schätzungen sind, so heiss ist auch die Debatte hierum.

TEXT YVONNE VON HUNNIUS

Die Chinesen mögen Schweizer Käse und bald finden sie noch mehr davon in ihren Läden. Ab Juli dieses Jahres tritt das Freihandelsabkommen zwischen China und der Schweiz in Kraft. Beat Röösli vom Schweizer Bauernverband (SBV) sagt: «Das ist für Schweizer Produzenten eine Chance. Ähnlich wie in Japan und Südkorea wird auch in China der Konsum von Milchprodukten stark ansteigen. Die wachsende, kaufkräftige Mittelschicht kommt immer mehr auf den Geschmack.» Doch trotz Freihandelsabkommen: Neue Produkte in den Markt zu bringen, ist mit langwierigen Zertifizierungen verbunden. In Europa ist das einfacher: Hier ist unter anderem der Handel mit Käse über die bilateralen Abkommen liberalisiert und die gegenseitige Anerkennung von Produkten erleichtert. Es fragt sich nur, wie lange noch. Bilaterale beseitigen Handelshemmnisse Der Zugang zum europäischen Binnenmarkt – dem wichtigsten für Schweizer Exporteure – hängt seit dem 9. Februar 2014 an einem seidenen Faden. Die Personenfreizügigkeit ist in den Verträgen der Bilateralen I festgeschrieben. Insgesamt sind hier sieben Abkommen zu finden, die durch eine Guillotine-Klausel aneinander gebunden sind: Sie sind nur im Paket zu haben. Dass das Schweizer Stimmvolk damit einverstanden ist, entschied es in einer Volksabstimmung im Jahr 2000. Das darin enthaltene Abkommen zur Beseitigung von technischen Handelshemmnissen steht in seiner Bedeutung allen voran. Schweizer Produktzertifizierungen werden von den EU-Staaten somit anerkannt. Weitere Abkommen beziehen sich auf Verkehr, Forschung und landwirtschaftliche Produkte wie Käse. Regelungen zum öffentlichen Beschaffungswesen ermöglichen beispielsweise Stadler Rail, an europäischen Ausschreibungen teilzunehmen. Wird jedoch das Abkommen zur Personenfreizügigkeit in Folge der Masseneinwanderungsinitiative gekündigt, sind nach sechs Monaten auch alle anderen Abkommen nichtig. Vorteile stehen zur Debatte Macht nichts, sagen manche Ökonomen. Reiner Eichenberger von der Universität Freiburg beispielsweise. Den Warenverkehr regelt prinzipiell das Freihandelsabkommen zwischen der EU und der Schweiz von 1972. Die Einsparungen durch die bilateralen Verträge, so Eichenberger, seien bei weitem nicht so hoch, wie sie eingeschätzt würden. So sind die Käseexporte zwar in den zehn Jahren bis 2012 um ein Viertel gestiegen, doch sei der Zusammenhang nicht eindeutig: «Das Wachstum entsprach dem generellen Export-Trend, der sich bereits vor den Bilateralen abzeichnete», sagt Eichenberger. Und ein paar Millionen Franken machten ohnehin nicht wett, was die hohe Zuwanderung die Schweiz koste. Höher sind die Einsparungen, die das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) 2008 für den Wegfall

der technischen Handelshemmnisse errechnet hat: Jährlich kam man auf rund 250 bis 500 Millionen Franken. Für Eichenberger kein Argument: «Das ist nicht mal ein Promille des Bruttoinlandprodukts. Zudem gäbe es clevere Alternativen für eine Normprüfung.» Kein Einfluss auf Zertifizierungen Die sogenannten Konformitätsbewertungen werden momentan durch 40 von der EU anerkannte Prüfstellen in der Schweiz vorgenommen. Beim Wegfall der Bilateralen I wäre diese Branche gefährdet. Laut dem Seco-Aussenwirtschaftsexperten Christophe Perritaz könnten sie zwar entweder als Beauftragte von EU-Stellen arbeiten oder sich in der EU niederlassen. «Als Beauftragte möge diese Industrie aber leiden, da die Margen in diesem Geschäft geringer wären», sagt er. Die Schweizer Exportindustrie sollte ihre Produkte für den EU-Markt in der EU zertifizieren oder prüfen lassen. Was es bedeutet, wenn Zertifizierungen nicht zusammenpassen, erleben zurzeit Unternehmen in der Baubranche – ein Sektor, der von den Bilateralen I abgedeckt ist. Ein Jahr Verspätung hat die Umsetzung von neuen EU-Regeln der Baubranche, wenn sie in diesem Oktober in der Schweiz Gesetz werden. Perritaz sagt: «Acht Monate herrschte Unsicherheit, ob bestehende Zeugnisse gültig sind.» Dann konnte nach Verhandlungen vertraglich festgemacht werden, dass zwischen April und Oktober eine Ausnahmeregelung gilt: Die Schweizer Stellen zertifizieren in diesen Fällen nach EU-Recht, die Verantwortlichen wurden extra geschult. Ohne Abkommen kein Einfluss Die Schweiz könnte ohne Bilaterale freiwillig alle EU-Re-

«Für eine kleine und offene Volkswirtschaft ist es sinnvoll, nach offenen Grenzen zu streben.»

Foto: BilderBox.com

«AUFGABE DER BILATERALEN NICHT IM INTERESSE DER SCHWEIZ» VON STEFFEN KLATT

Eric Sarasin hätte eigentlich nur Grund zur Freude. «Die Lage und die Prognosen waren selten so ausgezeichnet», sagte der Basler Bankier und Präsident der Handelskammer Deutschland Schweiz an deren Mitgliederversammlung Anfang Juni in Zürich. Das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) erwarte für das nächste Jahr ein Wachstum von 2,7 Prozent; die Arbeitslosigkeit liege bereits bei unter 3 Prozent. «Das ist fast Vollbeschäftigung», sagte Sarasin.

Dennoch gebe es Verlustängste in der Bevölkerung. «Und diese Verlustängste führen zu einem Verlust an aussenpolitischem Realismus.» Ausgerechnet der bilaterale Weg, ein grosser Erfolg für die Schweiz, werde nun gefährdet. Die Kündigung der Bilateralen I stehe im Raum. Das gefährde den Zugang zum EU-Markt und schaffe Unsicherheit für die Unternehmen. Einen Rückfall auf das Niveau des Freihandelsabkommens lehnt Sarasin ab. «Es ist nicht im Interesse der Schweiz, auf das Integrationsniveau von 1999 zurückzukehren.»

Auch aus der Sicht von Heinz Karrer braucht die Schweiz ein spezielles Verhältnis zur EU. «Europa ist für uns näher und wirtschaftlich wichtiger als Asien», sagte der Präsident des Wirtschaftsdachverbandes economiesuisse an der Mitgliederversammlung der Handelskammer. Er setzt auf die Fortsetzung des bilateralen Weges. Wenn dieser sich nicht mit der Masseneinwanderungsinitiative in Übereinstimmung bringen lasse, dann sollte wieder über den Verfassungsartikel abgestimmt werden, so Karrer.


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geln übernehmen – doch auch dann gäbe es noch keinen Automatismus, durch den die EU Schweizer Zeugnisse akzeptieren müsste. Der Logistik-Berater Bernhard Mähr aus Schaan in Liechtenstein steckt als Praktiker seit Jahren im grenzüberschreitenden Geschäft. Er sagt: «Dann gibt es keine Möglichkeit, diese Standards mit zu beeinflussen. Wenn ich ein Abkommen habe, kann ich zumindest versuchen, Einfluss auf die Regelwerke zu nehmen – auch wenn ich nicht EU-Mitglied bin.» Um dem Dilemma zu entkommen, müssten also die bestehenden Inhalte neu verhandelt werden. Für Mähr aber «eigentlich ein Unsinn, da ja alle mit dem Status Quo – was beispielsweise die Vorteile bei den technischen Handelshemmnissen oder anderen Teilen der Bilateralen I und II betrifft – zufrieden sind.» Unwägbarkeiten versperren die Sicht Wie sich Unternehmen unter diesen unklaren Umständen verhalten, ist kaum abzuschätzen. Nicht nur der Bund, sondern auch die KOF Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich ist sehr vorsichtig, geht es um quantitative Bewertungen der Entwicklung nach einer Aufkündigung der Bilateralen. Möglich ist, dass ein zusätzlicher Prüfaufwand Importeuren und Exporteuren zu hoch ist – aber auch, dass sie sich schnell arrangieren. Beispielsweise ist der Anteil der Käseprodukte an der Schweizer Wertschöpfung zwar gering, doch: Braucht es dann Subventionen vom Staat, um die Landwirtschaft zu stützen? Die Effekte wären nicht unmittelbar fassbar, sondern eher schleichend und langfristig, deshalb sind auch Prognosen schwierig. KOF-Leiter Jan-Egbert Sturm sagt: «Da derzeit zu viele Unbekannte

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im Spiel sind, sind mögliche Auswirkungen sehr schwer in Zahlen zu fassen.» Binnenmarkt ist Trumpf der EU Die Europäische Union muss ihren Standpunkt nicht mit Zahlen unterfüttern. Ihr ist wenig daran gelegen, einen neuen Verhandlungsmarathon mit der Schweiz zu starten. Nicht nur, weil unter anderem mit dem geplanten Freihandelsabkommen mit den USA gerade grössere Brocken anliegen. Nach Jahren der Vorgespräche starten mit der Schweiz gerade die Verhandlungen zu institutionellen Fragen. Mehr als sechs Jahre strichen ins Land, um die Bilateralen festzuzurren. Es könnte zehn Jahre dauern, bis ein neues Abkommen vorliegt. Denn die EU der 90er-Jahre gibt es nicht mehr – mit 28 Mitgliedern steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass ein Staat sich querstellt und alles verzögert. Nicht jedes EU-Mitglied dürfte ein vitales Interesse daran haben, der Schweiz einen Zugang zum Binnenmarkt zu erleichtern. Klar ist aber auch, dass die EU seit 1992 endgültig nicht mehr nur eine Waren- und Zoll-Union ist. Bei ihrem grössten Trumpf, dem Binnenmarkt, wird sie die Freizügigkeit der Personen auch für die Eidgenossen nicht hintanstellen. KOF-Leiter Sturm ist bekannt dafür, streng bei der ökonomischen Perspektive zu bleiben. Und als Ökonom kommt er zum Schluss: «Für eine kleine und offene Volkswirtschaft ist es sinnvoll, nach offenen Grenzen zu streben.» Doch gerade diese Debatte habe für ihn deutlich gezeigt: «Ökonomische Gesichtspunkte schlagen eben doch nicht immer politische.» Anzeige

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UZ l EXPORT

REGIERUNGSWECHSEL IN INDIEN

Aufbruch mit Modi Der neue indische Regierungschef Modi will die Wirtschaft retten. Die Weltbank hat gerade ihre Wachstumsprognose gesenkt. Die langsame Verwaltung behindert die Entwicklung. Doch europäische Manager trauen Modi viel zu. Seine alte Heimat dient als Vorbild.

TEXT FREDERIC SPOHR, BANGKOK

In Indien herrschen derzeit Angst und Schrecken. Zumindest, wenn man den Berichten aus indischen Ministerien glaubt. Der neue Regierungschef Narendra Modi hat sich die Beamten vorgeknöpft: Künftig müssen Staatsdiener pünktlich um 9 Uhr zur Arbeit erscheinen, zuvor trudelten manche erst kurz vor der Mittagspause ein. Das Hongkonger Beratungsunternehmen Political and Economic Risk Consultancy zählt die Verwaltung des

Der indische Premierminister Narendra Modi vor dem Parlament in Neu-Delhi.

WASEEM HUSSAIN, INDIENEXPERTE

Indische Wirtschaft wird sich jetzt erholen Indien ist für langfristig denkende Schweizer Unternehmen ein interessanter Markt, sagt der Indienexperte Waseem Hussain. Er rechnet jetzt mit einem Aufschwung für die indische Wirtschaft. Auch die Aussichten für ein Freihandelsabkommen mit dem Schwellenland seien gut.

INTERVIEW STEFFEN KLATT

Die Börse hat den Sieg Modis begrüsst. Zu recht? Waseem Hussain: Ja. Es gab seit mindestens drei Jahren einen Reformstau in Indien. Die Wirtschaft hatte nie richtig Tritt gefasst. Das Wirtschaftswachstum stagnierte bei vier Prozent, zu wenig für dieses Land. Die Wirtschaft, aber auch die Bevölkerung insgesamt hat

sich nach einer Regierung gesehnt, die sich klar dem wirtschaftlichen Fortschritt verschrieben hat – und das war auch eine der Kernbotschaften Modis. Modi hat in Gujarat Erfolg gehabt. Kann er das Erfolgsrezept auf ganz Indien übertragen? Die indische Wirtschaft wird sich jetzt erholen. Aber Modi kann das Wirtschaftswunder von Gujarat nicht wiederholen. Denn in Gujarat hat Modi uneingeschränkt regieren können, ohne auf Koalitionspartner Rücksicht nehmen zu müssen und ohne aussenpolitisch exponiert zu sein. Als indischer Regierungschef muss er auf viele Dinge Rücksicht nehmen und Kompromisse eingehen. Das ist auch eine positive Entwicklung.

Welche Aussichten hat das geplante Freihandelsabkommen mit Indien? Die Aussichten sind sehr gut. Die Signale, welche die Schweiz seit dem Sieg Modis erhalten hat, sind ermutigend. Wenn Indien wachsen soll, dann muss der Handel mit der Welt zunehmen. Indien muss mehr exportieren und braucht mehr ausländische Investitionen, mehr Know-how und moderne Technologien. Das geht schneller und einfacher mit Freihandelsabkommen. Neu-Delhi hat auch der EU signalisiert, dass es das eingeschlafene Dossier eines Freihandelsabkommens wieder öffnen will. Stehen die Schweiz und die EU in einem Wettlauf? Ich denke schon. Für die Schweiz steht viel auf dem

Spiel. Der indische Markt ist sehr gross. Wer zuerst ein Freihandelsabkommen hat, der hat die Vorteile des «first movers», dessen, der zuerst kommt. Das Abkommen ist in der Schweiz selbst umstritten. Die Pharmabranche hat grosse Vorbehalte wegen des Schutzes des geistigen Eigentums und der Patente. Die Uhrenbranche hat sich dieser Haltung angeschlossen. Die Vorbehalte der Pharmabranche kann ich nachvollziehen, weil es leichter ist, die Bestandteile von Pharmaprodukten zu kopieren. Die Schweizer Maschinenindustrie teilt diese Bedenken nicht und will das Abkommen. Ist das geistige Eigentum in Indien unsicher? Ja und nein. Es gibt in

ZUR PERSON Waseem Hussain, Jahrgang 1966, ist Geschäftsführer der Firma Marwas AG, die seit 1995 Firmen bei Geschäften in Indien betreut. Der Schweizer stammt aus einer indischen Familie und ist in Zürich aufgewachsen. Er ist unter anderem Fakultätsmitglied des International Executive MBA der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften und Gastdozent an der ETH Zürich. Ausserdem leitet er die Geschäftsdelegationsreise «Swiss Best Practices in India».


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Landes zu den schlechtesten in ganz Asien. Das soll sich nun ändern. Modi will die Wirtschaft wiederbeleben Vor genau einem Monat wählten die Inder Modi mit überwältigender Mehrheit ins Amt des Regierungschefs. Und der Neue macht Dampf. Sein wichtigstes Ziel ist, die am Boden liegende indische Wirtschaft wiederzubeleben – und hierfür die marode Verwaltung auf Effizienz zu trimmen. Im Wahlkampf hatte sich der Politiker der hindu-nationalistischen BJP als zupackender Reformer profiliert. Immer wieder verwies er auf die Erfolge in seinem Heimatstaat Gujarat im Nordwesten des Landes, den er über zehn Jahre regiert und zu einem wirtschaftlichen Zentrum des Subkontinents geformt hat. Jetzt muss er sich auf nationaler Bühne beweisen. Es gibt viel zu tun: Erst vergangene Woche hat die Weltbank ihre Wachstumsprognose für Indien für 2014 von 6,2 Prozent auf 5,5 Prozent heruntergeschraubt. Damit für die schnell wachsende Bevölkerung ausreichend Arbeitsplätze entstehen, muss die Wirtschaft aber jedes Jahr rund acht Prozent zulegen. Auch der Handel mit Deutschland leidet unter der lang anhaltenden Flaute, seit zwei Jahren sind die Exporte nach Indien rückläufig. Laut der deutschen Aussenhandelskammer ist die Gewinnentwicklung ihrer Geschäfte in Indien «schleppend». Europäische Manager vor Ort beklagen die lähmende Bürokratie, die schlechte Infrastruktur und die grassierende Korruption. Deutsche Manager glauben an Modi Genau diese Punkte will Modi angehen. Modi plant grosse Investitionen in Strassen, Häfen und Flughäfen und will im ganzen Land Sonderwirtschaftszonen für die Industrie ausweisen. Die Bedingungen für Investitionen sollen deut-

Indien keine so systematische und dreiste Verletzung des geistigen Eigentums, wie das in anderen asiatischen Ländern der Fall ist. Aber: Wenn vor einem indischen Gericht geklagt wird, dann entscheiden die Richter meist im Zweifel zugunsten der indischen Firma.

Foto: zVg

Ist die Rechtssicherheit das eigentliche Problem? Genau. Die Gesetze sind nicht schlecht. Aber die Rechtsprechung und vor allem die Durchsetzung des Rechts sind mühsam. Wie korrupt ist Indien? Korruption ist das viel grössere Problem als der Schutz des geistigen Eigentums. Als ausländisches Unternehmen werden Sie damit meist indirekt konfrontiert. Ausländische Unternehmen engagieren deshalb oft Marketingdienstleister, die ihrerseits Schmiergeld zahlen. Aber

ich empfehle, auf keinen Fall Schmiergeld zu zahlen. Denn wenn man es auch nur einmal macht, wird man erpressbar. Für ein KMU heisst das, dass man eine viel längere Durststrecke in Indien hat, bis man Geld verdienen kann. Generell braucht man in Indien bis zum «break even» zwischen sieben und zehn Jahren. Für wen ist Indien interessant? Indien ist als Markt für alle Branchen interessant. Indien steht mitten in der Industrialisierung. Grosse Teile der Infrastruktur werden neu gebaut. Indien braucht Effizienzsteigerungen überall. Aber wer nach Indien kommt, braucht einen langen Schnauf. Das entspricht eigentlich Schweizer Unternehmen generell, da sie oft langfristig denken. Das kommt ihnen in Indien und in Asien generell zugute.

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lich verbessert werden. «Die Regierung wird eine Politik verfolgen, die das Geschäftemachen vereinfacht und Investitionen anlockt», sagte der indische Präsident Mukherjee den Abgeordneten. Derzeit dauert es oft Jahre, bis Firmen die Genehmigung für ihre Projekte bekommen. Europäische Unternehmen sind zuversichtlich, dass Modi seine Versprechen auch einhalten wird. «Es wird sich etwas bewegen, davon bin ich überzeugt», sagte Hubert Lienhard, Chef des Asien-Pazifik-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft. Auch Michael Thiemann, Indien-Chef des Stahlherstellers ThyssenKrupp, ist optimistisch: «Modi hat den Bundesstaat Gujarat, den er 13 Jahre lang regierte, wie ein Vorstandsvorsitzender geführt und war sehr an Investitionen interessiert», sagte er. Schweiz will Freihandelsabkommen Modis alte Heimat Gujarat ist auch bei europäischen Firmen beliebt. Der Chemiekonzern BASF wird dort in diesem Jahr ein neues Werk eröffnen, es ist die grösste Investition des deutschen Unternehmens in ganz Indien. Im Jahresverlauf traf sich der Vorstandsvorsitzende Kurt Bock bereits mit Modi – und sie verstanden sich prächtig. Nach dem Treffen lobte Bock die wirtschaftspolitische Kompetenz des neuen indischen Regierungschefs. Auch für die Schweiz stehen die Zeichen gut. Bundesrat Johann Schneider-Ammann hat bereits mit der Vorgängerregierung über ein Freihandelsabkommen verhandelt. In den Monaten vor den Wahlen ruhte das Dossier weitgehend. Doch nun gibt es Signale, dass die neue Regierung das Dossier wieder zügig an die Hand nehmen will.

Foto: Keystone (AP Photo/Manish Swarup)

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UZ l WIRTSCHAFT

ADRIAN STEINER, CEO THERMOPLAN AG

Wichtig ist das Menschliche Thermoplan beliefert die Kaffeehauskette Starbucks weltweit mit Kaffeemaschinen. CEO Adrian Steiner, Referent am nächsten KMU-Tag, erklärt, wie man als kleines Unternehmen mit Global Playern umgeht und warum ihm Milch wichtiger ist als Kaffee.

INTERVIEW MANUELA PAGANINI

Sie stellen Kaffeemaschinen für Gastronomie-Betriebe her. Wie kommen Sie zu Kunden wie Starbucks, Costa Coffee und Nespresso? Adrian Steiner: Zu unserem ersten grossen Auftrag kamen wir wie die Jungfrau zum Kind. 1997 war die erste Kaffeemaschine unserer Firma gerade mal seit drei Jahren auf dem Markt. Auf einer Messe besuchte uns das Management von Starbucks. Wir wussten damals kaum, mit wem wir es zu tun hatten. Aber die Qualität unserer Geräte muss die Herren überzeugt haben, denn nach einem langen Auswahlverfahren wählten sie uns zur Herstellung sämtlicher Kaffeemaschinen von Starbucks aus. 1999 betrieb Starbucks 2000 Filialen in der ganzen Welt. Woher nahmen Sie die Kapazität, diese alle auszurüsten? Natürlich waren unsere Mittel dem Produktionsvolumen überhaupt nicht gewachsen. Wir waren damals 21 Personen in der Firma! Aber Starbucks hatte Verständnis für unsere Lage und hat Bestellungen im Vorfeld bezahlt. So wurden unsere Investitionen in den Betrieb möglich. Was für Lehren ziehen Sie aus der Zusammenarbeit? Man spricht immer von Business-to-Business- oder Business-to-Customer-Beziehungen. Dabei geht gern vergessen, dass jede Geschäftsbeziehung von Mensch zu Mensch funktioniert. Uns fällt das auf, weil Starbucks mit ihrem CEO Horward Schulz eine sehr personenbezogene Beziehungspolitik pflegt. Bei anderen Partnern wie Nespresso wechseln die Bezugspersonen eher, aber auch dort ist das Verhältnis partnerschaftlich. Als KMU haben wir den Vorteil, dass unsere Firma ein Gesicht hat – das erleichtert jede Zusammenarbeit. Herrschte zwischen Starbucks und Thermoplan immer traute Eintracht? Im März 2008 gab Starbucks den Auftrag alle Maschinen zu ersetzen – das waren 30 000 Stück. Wir rüsteten auf, installierten neue Produktionsstrassen und trimmten alle unsere Zulieferer auf den Produktionsanstieg. Ein halbes Jahr später, mit dem Ausbruch der Finanzkrise, fror Starbucks sämtliche Bestellungen ein. Für uns war der Entscheid existenzbedrohlich. Hätten wir zu dem Zeitpunkt die Produktion eingestellt, wäre ein grosser Teil unserer Lieferantenkette zum Erliegen gekommen. Starbucks ist uns einmal mehr entgegengekommen: «Wie viele Stücke pro Monat braucht Ihr, um Eure Supply Chain aufrechtzuerhalten?», war das erste, was Schulz bei unserem ersten

Treffen nach der Stornierung fragte. Dass Starbucks klar ist, dass die Partner einer Geschäftsbeziehung voneinander abhängig sind, schafft Vertrauen. Wie abhängig sind Sie heute von Starbucks? Noch 2004 hat Starbucks 70 Prozent unseres Umsatzes ausgemacht. Jetzt sind es noch 35 Prozent. Wir haben andere Key-Accounts ins Boot geholt, um das Klumpenrisiko so klein wie möglich zu halten. Und wie steht es mit der Machtbalance zwischen Ihnen und Starbucks? Grundsätzlich profitieren beide Partner voneinander, eben durch ihre Unterschiedlichkeit. Starbucks als Global Player hat Power zum Wachstum, wir als KMU können flexibel auf abrupte Entwicklungen reagieren. Wir profitieren davon, dass wir ein Familienbetrieb sind – der einzige in der Branche. Wir tragen unser eigenes Risiko, indem wir unser eigenes Kapital in die Sache investieren. So haben wir mehr Handlungsspielraum und können langfristiger denken als unsere Mitbewerber. Aber wenn wir Fehler machen und unsere Ware nicht mehr so gut ist wie bisher, ist jeder Vertrag wertlos. Starbucks kann sich in der Hinsicht mehr erlauben, deren Wünsche sind uns sehr wichtig. Was hat Ihre Firma gemacht, ehe sie ins Kaffeemaschinengeschäft eingestiegen ist? Lüftungstechnik und Grossküchenbau. Wir haben erst einmal einen Schlagsahneschläger entwickelt und produziert. Einfach weil wir den Blick in die professionellen Küchen hatten und merkten, dass es keine gute Lösung dafür gab. Unser Modell war einfach zu bedienen und leicht zu reinigen. Durch unser Beziehungsnetz vertrieben wir von Anfang an weltweit. Wie wichtig ist Kaffee für Ihre Firma? Ursprünglich hat die Firma Thermoplan Lüftungstechnik für Restaurants- und Hotelküchen hergestellt. Durch unsere Kontakte in die Branche stellten wir fest, dass es keine guten Maschinen für Schlagsahne gab. Wir entwickelten ein Modell, das einfach zu bedienen und zu reinigen war. Später entwickelten wir professionelle Milchschäumer. Und erst als dritten Schritt fügten wir auch Kaffee zu deren Funktion dazu. Noch heute sind wir eher Milchmänner als Kaffeemänner. Wir sind erfolgreich in Ländern, die nicht

Adrian Steiner ist CEO der Thermoplan AG. Das Familienunternehmen wurde1974 gegründet. Mittlerweile arbeiten 220 Mitarbeiter im Betrieb. Foto: zVg


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KMU-TAG Adrian Steiner wird am KMU-Tag am Freitag, 24. Oktober ein Referat zur Beziehung zwischen KMU und Global Playern halten. Im Vorfeld des KMU-Tages bringt die UnternehmerZeitung in jeder Ausgabe ein Interview mit einem Referenten.

für ihnen Kaffeekonsum berühmt sind: in den USA, Kasachstan, China, Japan. Cappuccino ist aus den Ländern nicht mehr wegzudenken. Starbucks hat erst gerade 1200 neue Läden eröffnet in China. Was ist Ihr Verkaufsargument? Für unsere Kunden ist die Zuverlässigkeit der Maschinen ausschlaggebend. Ein Verkaufspreis von 10 000 bis 15 000 Franken pro Maschine lässt sich mit deren Kapazität von bis zu 500 Kaffees pro Tag schnell amortisieren. Entscheidend ist, dass die Maschinen guten Kaffee liefern und funktionieren. Falls dennoch etwas einmal kaputt gehen sollte, können bei unserem System einzelne Module ausgetauscht werden anstatt der ganzen Maschine. Dass unser Kundendienst gut organisiert ist, bindet unsere Kunden auch. Wie ist es um die Branche der professionellen Kaffeemaschinen bestellt? Ähnlich wie bei der Uhrenindustrie mechanische Präzision ist das A und O. Fast alle unsere Mitbewerber sind in der Schweiz. Mit dem Know-how, das wir hier haben, und der

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guten Berufsbildung der Mitarbeiter ist das Land prädestiniert für den Geschäftszweig. Wie sehr sind Sie mit dem Standort Weggis verbunden? Starbucks hat schon versucht, uns von hier wegzulocken. – weil die Nachschubsicherheit grösser sei, wenn nicht die gesamte Produktion an einem Ort angelegt ist. Aber bisher haben wir uns erfolgreich gewehrt. Uns ist bewusst, dass Weggis nicht der Nabel der Welt ist, aber wir wollen nie von hier weg. Die Lohnkosten mögen hoch sein in der Schweiz, doch das lösen wir, indem wir unsere Produktion effizient organisieren und attraktive Arbeitsplätze schaffen. Uns ist wichtig, dass unsere Mitarbeiter sich wohlfühlen. Sie sind selbst kleine Unternehmer, übernehmen die Initiative für ihre Aufgaben. Dank ihnen sind wir viel flexibler, als wenn wir zum Beispiel in Fernost produzieren würden. Wie entwickelt sich die weltweite Kaffeekultur? Nespresso hat mit seinem Kapselsystem einen Trend eingeläutet, von dem wir sehr profitieren. Kaffee ist zum Kult geworden, die Kunden haben sich daran gewöhnt, dass Kaffee hervorragend sein kann. Wenn sie gute Qualität zu Hause trinken können, wollen sie diesen Standard auch im Restaurant. Ausserdem bietet Nespresso Kaffee in unzähligen Variationen an. Der Trend zur Individualität verstärkt sich. Getränke sind im Begriff zum Lifestyle zu werden. Rauchen kann man ja nicht mehr, also suchen sich die Menschen eine andere Beschäftigung. Das Soziale, das Zusammensitzen wird wichtiger.

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SOLARZELLEN

Mehr Saft aus der Sonnenkraft Hinter dem Kürzel Swiss Inno HJT steckt ein Pilotprojekt, bei dem eine industriereife Fertigungsstrasse für einen innovativen Typ von Solarzellen realisiert wird. Beteiligt sind drei Firmen der Meyer Burger Gruppe sowie das PV-Center des CSEM. Damit lassen sich Solarmodule mit erstklassigem Wirkungsgrad herstellen.

TEXT BENEDIKT VOGEL *

Wenn man an einem Ort die Kraft der Sonne spürt, dann am Ufer des Neuenburgersees in Hauterive. Die Sonnenstrahlen funkeln in der gekräuselten Wasseroberfläche, und sie fallen wärmend auf die Rebberge, die sich dem See entlangziehen. Dieser Sonne das Maximum an Energie abzutrotzen – das versuchen sie auch in dem Fabrikgebäude, das unten am Fuss des Jurahangs steht. Hier betreibt ein Dutzend Wissenschaftler und Techniker der Firma Roth&Rau Research AG seit März 2014 eine Pilotfabrik für eine neue Klasse von Solarzellen. Mehr als einen Fünftel, bis zu 23 Prozent der in den Sonnenstrahlen gespeicherten Energie wandeln die Solarzellen in Strom um. Angesichts der kostengünstigen Produktion mit wenigen Prozessschritten eröffnet dieser hohe Wirkungsgrad ein grosses ökonomisches Potenzial. Pilotanlage für industrielle Produktion Die Solarzellen, die hier in Hauterive unweit von Neuenburg im Testbetrieb gefertigt werden, beruhen auf der Heteroübergangs-Technologie (HJT). Das japanische Unternehmen Sanyo (heute: Panasonic) setzte die Technologie bereits früher für die Produktion von Solarzellen ein. Nach dem Ablauf des Patentschutzes hat ein Projektteam aus Schweizer und deutschen Solarexperten die Technologie aufgegriffen und ein neuartiges Produktionsverfahren für die bekannte Technologie geschaffen. «Der von uns entwickelte neuartige Fabrikationsprozess ist bei gleichen Leistungswerten der Solarpanels günstiger als die vor 15 Jahren realisierten Prozesse von Sanyo», sagt Dr. Matthieu Despeisse, Photovoltaik-Spezialist am Centre Suisse d‘Electronique et de Microtechnique (CSEM), das die Entwicklung massgeblich vorangetrieben hat. Dieses neue Verfahren wird nun in Hauterive getestet. Die Testanlage soll beweisen, dass sich HJT-Solarzellen im industriellen Massstab mit Spitzenwirkungsgraden und hohem Energieertrag fertigen lassen. Weniger Prozessschritte Projektleiter Benjamin Strahm steht in der Produktionshalle und trägt einen weissen Schutzanzug. Der Anzug schützt nicht die Menschen, die drin stecken, sondern die Solarzellen, die hier unter Reinraum-Bedingungen entstehen und die nicht durch Staubpartikel verunreinigt werden sollen. Strahm pickt eine quadratische, dünne Scheibe aus einem Schrank, 156 mal 156 Millimeter gross, gerade mal 0,2 Millimeter dick: ein Wafer aus kristallinem Silizium. Die Wafer wurden von Meyer Burger in Thun mit einer umweltfreundlichen, wasserbasierten Diamantdraht-Technologie aus Silizium-Blöcken geschnitten. In der Testfabrik von Roth&Rau Research in Hauterive werden die Wafer zu HJT-Solarzellen verarbeitet, und zwar mit weniger Prozessschritten als bei anderen Solarzellen üblich: Der Wafer wird beidseitig angeätzt, damit er möglichst viel Oberfläche für

die Lichteinkopplung erhält. Dann kommen pro Seite zwei extrem dünne Schichten aus amorphem Silizium auf den Wafer (hier werden die Elektronen «eingesammelt», die das Sonnenlicht aus dem Silizium-Wafer schlägt) und beidseitig eine transparent leitfähige Anti-Reflektionsschicht (steigert die Energieausbeute). Rückseitig werden dann noch sehr dünne Metallschichten, etwa Aluminium, aufgebracht, die Reflexion und Leitfähigkeit erhöhen. Auf der «sunny side», der Vorderseite, werden mit Siebdruck die typischen Gitterstrukturen aus Silber aufgetragen. Die dünnen metallischen Kontaktbahnen leiten den Strom ins Netz. Fertigungstechnologie optimieren In der Testfabrik sollen für jeden Produktionsschritt die verfügbaren Technologien ausgetestet, optimiert und diese dann für die industrielle Produktion hochskaliert werden. So soll beispielsweise versucht werden, die Dicke des Wafers von 0,2 auf 0,14 Millimeter zu reduzieren. Dadurch könnten aus demselben Siliziumblock mehr Wafer geschnitten werden – die resultierende Materialersparnis würde die Zelle rund fünf Prozent günstiger machen. Auch soll in Zusammenarbeit mit dem Neuenburger Forschungszentrum CSEM versucht werden, die Metallkontakte nicht aus Silber, sondern aus dem kostengünstigeren Kupfer herzustellen. Damit könnte die Breite der Finger von 0,035 auf 0,02 Millimeter reduziert werden, was sehr vorteilhaft wäre, da schmalere Finger den Lichteinfall auf die Solarzelle weniger beeinträchtigen und so die Effizienz der Solarzelle erhöhen. Der Testbetrieb soll zeigen, ob der für das Aufbringen der Kupferbahnen verwendete Galvanisationsprozess im industriellen Massstab kompetitiv durchgeführt werden kann. Zwei Siliziumarten verbunden Die eigentliche Innovation der Neuenburger Testanlage erfolgt bei der Abscheidung der amorphen Siliziumschichten: Der Wafer wird erst beidseitig mit einer fünf Millionstelmillimeter dicken Schicht aus amorphem (also nicht-kristallinem) Silizium überzogen, anschliessend eine zweite Schicht aufgebracht, die auf der Oberseite der Zelle aus einer Silizium-Bor-Legierung besteht (p-Dotierung), auf der Unterseite aus einer Silizium-Phosphor-Legierung (n-Dotierung). Diese insgesamt vier Schichten sind das Charakteristikum der HJT-Zelle, weil hier nicht-kristallines Silizium auf den Wafer aus kristallinem Silizium aufgebracht wird und damit ein Heteroübergang zwischen zwei Siliziumarten zustande kommt, welcher der Technologie den Namen gab. Zum Aufbringen dieser extrem dünnen Schichten wird das PECVD-Verfahren (plasmaunterstützte chemische Gasphasenabscheidung) verwendet. Diese Produktionstechnologie wurde von Roth&Rau und dem Photovoltaik-Labor des Instituts für Mikrotechnik der ETH Lausanne gemeinsam entwickelt. Benjamin Strahm war von Beginn weg an dem

In der Pilotfabrik in Hauterive (NE) werden aus den Silizium-Wafern (grau) Solarzellen (blau) hergestellt. Die Solarzellen werden anschliessend noch mit Kontaktbahnen («Fingern») versehen und zu Modulen zusammengebaut. Foto: Benedikt Vogel


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2008 gestarteten Entwicklungsprozess beteiligt. Er hatte zuvor Materialwissenschaften studiert und an der ETH Lausanne in Plasmaphysik promoviert. «Ich bin dann in dieses Projekt eingestiegen, weil meine Kenntnisse in der Plasmaphysik bei der Entwicklung des PECVD-Reaktionsprozesses gefragt waren.» Der Prozess läuft in Hauterive bei Niedertemperatur von 200 Grad Celsius ab und damit bei deutlich tieferen Temperaturen und geringerem Energieverbrauch, als zur Herstellung klassischer Siliziumzellen benötigt werden, bei denen Temperaturen von 700 Grad herrschen. Das schonende Niedertemperaturverfahren schafft obendrein die Voraussetzung, dass – wie oben beschrieben – noch dünnere Wafer entwickelt werden können. Know-how für die industrielle Fertigung Seit März 2014 werden in der Testanlage am Neuenburgersee erste HJT-Solarzellen hergestellt. Ab Sommer 2014 sollen grössere Produktionsanlagen eingesetzt werden, die industriellen Anforderungen genügen und eine Kapazität von 600 Kilowattpeak pro Jahr haben. Jeweils 60 der in Hauterive gefertigten Solarzellen werden dann bei Meyer Burger in Thun zu einem Solarmodul verbaut. Die fertigen Module werden in Neuenburg bei der Firma Pasan gemessen und geprüft. Swiss Inno HJT wird vom Bundesamt für Energie, vom Kanton Neuenburg und den Partnerfirmen mit zehn Millionen Franken unterstützt. Während des dreijährigen Projekts sollen drei Generationen von Solarmodulen gebaut werden: Bis Ende 2014 entsteht eine erste Generation wie

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oben beschrieben. Bis Ende 2015/Anfang 2016 ist eine zweite Generation geplant, deren Kontakte aus Kupfer gefertigt sind statt aus Silber, sowie eine dritte Generation, die Sonnenstrahlung beidseitig in Strom umwandeln kann. Mit der dritten Generation von Solarmodulen wird auch reflektiertes Sonnenlicht in Energie umgewandelt, was die Effizienz der HJT-Panels weiter steigert. Von jeder Generation werden zehn HJT-Module in einem Feldversuch getestet. Chance für die Schweizer Solarindustrie Swiss Inno HJT befasst sich mit dem gesamten Produktionsprozess vom Wafer bis zum installierten Photovoltaik-System. Die Meyer Burger Gruppe und das CSEM hoffen, dass ihre Kooperation die Produktionsverfahren für Heterojunction-Zellen und -Module für industrielle Hersteller von Solarpanels weltweit verbessert und weiter optimiert, was der Schweizer Solarindustrie Exportchancen für Equipment-Lieferungen eröffnet. «HJT-Module haben ein grosses Potenzial gerade auch für den Einsatz in wärmeren Gegenden. Wir sind daher überzeugt, dass diese Technologie auf den Exportmärkten für uns und damit auch für unsere Schweizer Zulieferer künftig eine wesentliche Rolle spielen wird», sagt Dr. Patrick Hofer-Noser, Leiter des Bereichs Renewable Energy Systems bei der Meyer Burger Technology AG. * Benedikt Vogel hat diesen Text im Auftrag des Bundesamts für Energie geschrieben.

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ERNEUERBARE ENERGIEN IN DEN USA

Auf dem Vormarsch Investitionen in erneuerbare Energie haben in den USA 2013 um 250 Prozent zugelegt. Der Anteil von Sonnen- und Windenergie soll bis 2030 von 3 auf 17 Prozent steigen. Die Wirtschaft lässt sich auf ihrem Weg auch nicht von Streitigkeiten in der Politik abhalten.

TEXT JOHN DYER, BOSTON

Die Einführung erneuerbarer Energien gleicht in den USA der Echternacher Springprozession: zwei Schritt vorwärts und einer zurück. Anfang Juni hat Präsident Barack Obama ein anspruchsvolles neues Programm vorgestellt, um Kohlekraftwerke zu schliessen und den Ausstoss von Kohlendioxid bis 2030 um 30 Prozent zu verringern. Als Massstab gelten die Werte von 2005. Nur zwei Wochen später machte ihm Ohios Gouverneur John Kasich einen Strich durch die Rechnung. Schlechtes Beispiel Ohio Kasich setzte ein Gesetz in Kraft, das die Vorgabe an die Städte und Gemeinden einfriert, mit denen diese gezwungen werden sollten, bis 2025 ihren elektrischen Strom zu 25 Prozent aus Windoder Solarkraftwerken zu beziehen. Die Stromversorger in Ohio bräuchten einfach mehr Zeit, um die wirtschaftlichen wie die Umweltfolgen der alternativen Energien abzuschätzen, sagte Kasichs Sprecher Rob Nichols. Natürlich brauche der Bundesstaat die erneuerbaren Energien. Es sei aber naiv anzunehmen, dass staatliche Vorgaben von Anfang an den

richtigen Weg aufzeigten. Solche Vorgaben müssten immer wieder überprüfbar und rückholbar sein. Nach Obamas Programm zur Schadstoff-Reduzierung müsste Ohio seine Emissionen um 28 Prozent reduzieren. Umweltschützer kritisieren, dass mit dem Kasich-Akt dies nicht mehr einzuhalten sei. «Dieser gewissenlose Schritt zurück gibt den Ohioern weniger Wahlfreiheit, weniger Jobs und schmutzigere Luft», kritisierte der Vorsitzende der grossen und angesehenen Umweltorganisation Sierra Club. Erdgas ist die neue Kohle Das Beispiel Ohio ist repräsentativ für den Status der erneuerbaren Energien in den USA. Zwar wachsen die Solar- und die Windenergie in grossen Sprüngen. Das bedeutet aber nicht, dass das Land das Kohlezeitalter bald hinter sich lassen werde. Einige Umweltschützer kritisieren, dass der Obama-Plan lediglich die Abhängigkeit von der Kohle aufs Erdgas verlagere. «Für mich ist ziemlich klar, dass der Obama-Plan nicht zu dem Boom für die erneuerbaren Energie führt, den wir brauchen», sagte Benjamin Schreiber vom Umweltschutzverband Friends of the Earth in Washington. Tatsächlich sei ein «Erdgas-Standard» gesetzt worden, weil das die leichteste Lösung schien. Solarbranche legt kräftig zu Dennoch legt die Branche der erneuerbaren Energien zu. Investitionen in Solartechnologie, Windkraft, Wasserkraft und Geothermie haben im vergangenen Jahr um 250 Prozent zugelegt, wie das Center for American Progress, eine links-

Barack Obama vor Solarzellen: Der US-Präsident will Kohlekraftwerke schliessen und den CO2Ausstoss reduzieren. Trotz politischem Gegenwind investiert die Wirtschaft massiv in erneuerbare Energien. Foto: Wikipedia/BrokenSphere

orientierte Denkfabrik in Washington, in einem Bericht von Mitte Juni erklärte. Die Investitionen hätten vergangenes Jahr 36,7 Milliarden Dollar ausgemacht. 2010 habe der Anteil der erneuerbaren Energien bei drei Prozent der US-Elektrizitätsgewinnung gelegen. Bis 2030 soll dieser auf 17 Prozent ansteigen. Wasserkraftnutzung und Erdwärmekraftwerke werden bei den derzeitigen sieben Prozent Anteil an der Stromerzeugung bleiben. Alles zusammen genommen würden 2030 rund 25 Prozent der Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen stammen, heisst es in der Studie. Buffet setzt auf Erneuerbare In Kalifornien und Arizona gibt es inzwischen grosse Solar-Kraftwerke, die Strom für hunderttausende von Haushalten erzeugen. In San Luis Obispo soll die Topaz Solar Farm im Januar ans Netz gehen und 160 000 Häuser versorgen. Sie gehört dem amerikanischen Investment-Guru Warren Buffet. Dessen Firma Berkshire Hathaway erhielt 1,9 Milliarden Dollar staatliche Förderung dafür. Buffet will auch weiter in erneuerbare Stromerzeugung investieren. Das so genannte «Orakel von Omaha» will seine bisher darin investierten 15 Milliarden Dollar trotz Wegfalls von Steuererleichterungen 2016 verdoppeln.

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70 Prozent tiefere Stromkosten dank neuer Heizanlage

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Die Albis Bettwarenfabrik AG hat ihre Wärmeproduktion modernisiert und optimiert. Die Firma in Affoltern am Albis konnte dadurch den Stromverbrauch der Heizanlage um 70 Prozent senken. Die Elektrizitätswerke des Kantons Zürich (EKZ) unterstützen ihre Geschäftskunden bei der Umsetzung solcher Stromeffizienz-Massnahmen. Seit mehr als vierzig Jahren stellt die Albis Bettwarenfabrik AG Federkissen und Daunenduvets her. Das Entstäuben, Reinigen, Waschen und Trocknen der Federn und Daunen ist ein energieintensiver Prozess. Als Unternehmen mit dem ISO-Umwelt-Zertifikat 14001 ist die Albis Bettwarenfabrik AG daran interessiert, ihren Energieverbrauch möglichst klein zu halten. «Wir sind immer auf der Suche nach energetischen Optimierungsmöglichkeiten», sagt Geschäftsleiter Adrian Müller. So wurden zum Beispiel im Betriebsgebäude in Affoltern am Albis mehr als 100 Halogen-Spots durch LED-Leuchten mit deutlich geringerem Stromverbrauch ersetzt. Heiz- und Prozesswärme getrennt Bei den Effizienzüberprüfungen rückte auch die dreissigjährige Ölheizung in den Fokus. Die Heizanlage wurde komplett neu konzipiert. Dies brachte deutliche Fortschritte, wie Adrian Müller berichtet: «Dank der Trennung von Heizwärme und Prozesswärme können wir nun den Dampfkessel der Produktion an den Wochenenden abstellen. Zudem funktioniert die neue Heizanlage mit weniger

Förderprogramm «Stromeffizienz im Unternehmen» Die EKZ stellen Förderbeiträge in drei Bereichen bereit: – Energieeffiziente Gewerbe-Kühlgeräte: Gefördert werden steckerfertige Kühl- und Gefriergeräte für die gewerbliche Nutzung. – Energieeffiziente Elektrogeräte: Gefördert werden Monitore, Drucker, Leuchten, Kaffeemaschinen, Wäschetrockner oder Umwälzpumpen. – Stromeffizienz-Projekte: Förderberechtigt sind Projekte, die noch nicht realisiert wurden und die eine Stromeinsparung von mindestens 15 Prozent bringen.

«Der Förderbeitrag von den EKZ hat uns bestätigt, dass unsere Investitionen sinnvoll waren»: Adrian Müller, Geschäftsleiter der Albis Bettwarenfabrik AG.

Umwälzpumpen, und die im Gebäude verteilten Wärmespeicher konnten demontiert werden.» Durch die neuen, hocheffizienten und bedarfsgesteuerten Umwälzpumpen reduziert sich der dafür nötige Stromverbrauch um über 70 Prozent. Dazu kommen die Einsparungen beim Heizöl verbrauch und die Reduktion beim Arbeitsaufwand für den Betrieb der Heizung. Fördergelder für StromeffizienzMassnahmen Die EKZ haben die Heizungssanierung der Albis Bettwarenfabrik AG mit ihrem Förderprogramm «Stromeffizienz im Unternehmen» unterstützt. Für die Umsetzung von Stromeffizienz-Massnahmen stellen die EKZ ihren Geschäftskunden jährlich Fördergelder in Höhe von 600 000 Franken zur Verfügung. «Der Förderbeitrag von den EKZ hat uns bestätigt, dass unsere Investitionen energetisch sinnvoll waren», sagt Albis-Geschäftsleiter Müller. Er will zu-

sammen mit seinen 40 Mitarbeitenden weitere Energiespar- und Effizienzpotenziale ausloten und so die ökologisch ausgerichtete Unternehmensphilosophie fortführen. Die EKZ sind für Sie da Weitere Informationen zum EKZ Förderprogramm «Stromeffizienz im Unternehmen» erhalten Sie bei Ihrem EKZ Energieberater.

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AKTIEN

Weiterhin erste Wahl An verschiedenen Aktienmärkten wurden inzwischen neue Höchststände erreicht. Die Frage, ob mit Aktien weiterhin Geld zu verdienen ist, können wir grundsätzlich mit Ja beantworten. Allerdings wird die Selektion der Länder, Sektoren und Einzeltitel zunehmend wichtiger. Europäische Aktien haben immer noch Kurspotenzial.

DIVIDENDE UND GESAMTRENDITE 180.0%

167.9%

137.2%

119.5%

160.0% 140.0%

69.7%

120.0% 100.0% 93.8%

68.5%

80.0%

TEXT PETER BÄNZIGER 60.0%

Nach den für Aktieninvestoren erfreulichen Jahren 2012 und 2013 liegen auch zur Mitte des laufenden Jahres die meisten Aktienmärkte klar im Plus. Dies war nicht unbedingt so zu erwarten. Nach einem verhaltenen Start in diesem Jahr konnten aber weder die nach wie vor schwierige Situation in manchen Schwellenländern noch die KrimKrise und auch nicht die Kommentare der FED-Chefin Janet Yellen die Marktteilnehmer beunruhigen. Das Anleihenkaufprogramm der amerikanischen Zentralbank wird zwar zurückgefahren, doch die Märkte werden weiterhin mit genügend Liquidität versorgt. Auch durch die im Juni beschlossenen geldpolitischen Massnahmen der Europäischen Zentralbank EZB wurden die Investoren bei Laune gehalten. Das von EZB-Präsident Mario Draghi präsentierte Massnahmen-Paket über die Bereitstellung von günstigen Krediten und Leitzinssenkungen für Banken, stiess bei den Anlegern auf Wohlwollen. Inzwischen haben wichtige Aktienindizes neue historische Höchststände erreicht, wie zum Beispiel der Dow-Jones und der Standard & Poor‘s 500 in den USA oder der deutsche Dax. Europäische Aktien – attraktiv im globalen Vergleich Deshalb fragen sich viele Investoren, ob der Kursanstieg noch anhalten kann. Wir schätzen das Umfeld für Aktien als nach wie vor gut ein und erwarten eine langsame, aber fortschreitende Verbesserung der globalen Wirtschaftslage. Ein klares Signal dafür ist die gegenwärtige Entwicklung der Einkaufsmanager-Indizes in verschiedenen Ländern. Diese Kennzahlen gelten als sehr gute vorauslaufende Indikatoren. Gestützt auf gute Unternehmensnachrichten, solide Bilanzen, hohe Cashflows, eine rege Übernahmetätigkeit und eine nach wie vor lockere Geldpolitik, sehen wir bei Aktien generell gute Chancen auf weitere Kursgewinne. Trotzdem an dieser Stelle eine erste kleine Ermahnung, jetzt nicht «Risiko um jeden Preis» zu nehmen: Die Bewertung der Aktienmärkte ist nicht mehr günstig. Wenn in den letzten drei Jahren die deutliche Unterbewertung der Treiber für die gute Performance war, so weicht dieses Wissen der Hoffnung auf weiter steigende Gewinne. Und die Hoffnung ist ein schwächeres Argument als das Wissen.

98.2% 40.0% 51.0%

43.4%

20.0% 0.0% S & P 500 (US-Aktien)

MSCI Europe

Kursgewinne

Swiss Performance Index

Dividendenertrag

Speziell für Europa ist die globale Wirtschaftserholung sehr wichtig, denn fast die Hälfte der Umsätze kotierter Unternehmen wird ausserhalb Europas erwirtschaftet. Dies bedeutet, dass Europa stark von einer sich anbahnenden Erholung der Weltwirtschaft profitiert. Analysiert man die Bewertung der europäischen Aktien relativ zu denjenigen der übrigen Aktienmärkte, so fällt auf, dass ein Teil der Unterbewertung zwar seit Anfang 2013 korrigiert wurde. Gemäss der aktuellen Bewertung nach Trendgewinnen oder Gewinnschätzungen der Analysten ist Europa mit rund 24 Prozent beziehungsweise acht Prozent aber immer noch deutlich unterbewertet und hat somit weiteres Aufholpotenzial (Grafik rechts). Allerdings ist die bisherige Gewinnentwicklung in Europa immer noch recht schleppend. Für weitere Kursgewinne braucht es jetzt steigende Unternehmensgewinne. Dies ist zwar der Konsens der Analysten, aber keineswegs sicher. Die Unternehmensresultate des ersten Quartals fielen mehrheitlich zufriedenstellend aus, wobei die Erwartungen bewusst tief gehalten wurden. Allerdings enttäuschten die Umsatzzahlen der Unternehmen, denn der Euro zeigt weiterhin Stärke. Wichtige Dividendenrendite Doch nicht nur das Kurspotenzial macht europäische Aktien für Anleger interessant. Die aktuelle Dividendenrendite von über drei Prozent ist im Vergleich zu den niedrigen Zinsen, die am Geldmarkt oder für Staatsanleihen gezahlt werden, weiterhin sehr attraktiv. Positiv ist zudem, dass in den letzten Jahren viele Unternehmen ansehnliche freie Cashflows generiert haben, die sie nun

Prosperierende Aktienmärkte sorgen für gute Stimmung an der Börse.

Grafikquellen: Datastream, Modell Swisscanto Foto: BilderBox.com


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ABWEICHUNGEN DER MSCI-INDIZES VOM FAIREN WERT Welt

USA

Europa ex UK und CH

UK

Schweiz

Japan

Asien

EMMA

19% 15%

14% 10%

8%

7% 3%

2%

2%

10%

0%

-5% -8%

-17%

Trendmodell

-15%

IBES-Gewinnschätzungen -24%

zur Schulden tilgung, für Aktienrückkaufprogramme, Akquisitionen und Dividendenausschüttungen verwenden. Mit Dividendenzahlungen liefern die Unternehmen gute Hinweise auf ihre finanzielle Stärke. Im aktuellen Niedrigzinsumfeld können Aktien mit hohen Dividenden eine Alternative zu Obligationen darstellen, denn die durchschnittliche Dividendenrendite von europäischen Aktien liegt deutlich über den Renditen von Staats- und Unternehmensanleihen. Dividendenstrategien können an den Börsen auf eine lange Erfolgsgeschichte zurückblicken. Die prominenteste ist unter der Bezeichnung «Dogs of the Dow» vielen Anlegern bekannt. Dabei wird jeweils ein Jahr lang zu gleichen Teilen in die zehn dividendenstärksten Titel des DowJones-Index investiert. Dieses Wall-Street-Rezept lässt sich leider nicht eins zu eins auf Europa oder andere Regionen übertragen. Unbestritten ist und bleibt jedoch, dass Dividenden in der Vergangenheit immer einen ganz wesentlichen Teil zum Gesamtertrag von Aktien beigetragen haben. Das wird auch in Zukunft so bleiben. Je nach Region und Börsenphase ist dieser Anteil unterschiedlich. In Europa ist der Anteil von Dividenden an den Gesamterträgen von Aktien besonders hoch. Schweizer Aktien attraktiver als Staatsanleihen Interessant sind auch mittel- und kleinkapitalisierte Titel, die von einer Beruhigung an den Kapitalmärkten überdurchschnittlich profitieren sollten und oft auch als Übernahmekandidaten gelten. In den letzten Monaten ist das Geschäft mit Fusionen und Übernahmen mächtig in Fahrt

geraten und sorgte so für Kursfantasien. Allein im Pharma-Sektor gab es zeitgleich einige Ankündigungen, doch auch General Electric, Facebook und Google haben bereits zugegriffen. Bei all diesen Akquisitionen fällt auf, dass vielfach US-Firmen in Europa zukaufen wollen. Die amerikanischen Firmen haben über die letzten Jahre enorm viel Cash ausserhalb ihres Landes angehäuft, welches sie nicht repatriieren können. Und jetzt, wo sich die Konjunktur in Europa erholt, wollen viele US-Unternehmen die aktuellen Kurse für strategische Investitionen nutzen. In einem global ausgerichteten Aktienportfolio erwarten wir von zyklischen Sektoren derzeit am meisten. Konkret bevorzugen wir die Sektoren Energie, Industrie, diversifizierte Finanzdienstleister und Informationstechnologie. Der Schweizer Aktienmarkt ist mittlerweile nicht mehr unterbewertet. Um weitere Kursanstiege zu rechtfertigen, braucht es deshalb ein Gewinnwachstum, das den Erwartungen mindestens entspricht. Im Vergleich zu Obligationen sind Schweizer Aktien aber immer noch attraktiv. Dies kommt in der Risikoprämie, also der Differenz zwischen der Gewinnrendite des Schweizer Aktienmarktes und der Rendite des zehnjährigen «Eidgenossen» von fast fünf Prozent klar zum Ausdruck. Wir erwarten, dass die jetzt fünf Jahre alte Hausse nicht einfach ungebremst weitergehen kann, sondern eine volatilere Phase mit tieferer Performance bevorsteht. Ein Auslöser dafür könnte zum Beispiel eine früher als erwartete Ankündigung höherer Zinsen durch die amerikanische Notenbank sein, ausgelöst durch die von den meisten Anlegern nicht bemerkte gestiegene Inflation in den USA.

DER AUTOR

Peter Bänziger ist Anlagechef bei Swisscanto.


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UZ l GELD

VERMÖGENSVERWALTUNG

Sicher auf Schritt und Tritt Vermögen lassen sich auf zwei Arten verwalten: durch den Anleger selbst oder durch Spezialisten im Rahmen eines Vermögensveraltungsmandats. Für Privatanleger empfiehlt sich die Zusammenarbeit mit den Fachkräften eines Finanzinstituts.

TEXT JOACHIM KÜNZI

Eine professionelle Vermögensverwaltung zahlt sich auch in Zeiten optimistischer Renditeaussichten aus – in Phasen mit weniger rosigen Perspektiven wohl erst recht. Vermögen nachhaltig erfolgreich anzulegen, ist ungeachtet der Rahmenbedingungen eine anspruchsvolle Aufgabe. Privaten Anlegern stellt sich dabei eine grundsätzliche Frage: Wollen sie ihr Geld selbst anlegen und verwalten oder dies erfahrenen Spezialisten überlassen? Ein Bergsteiger muss sich entscheiden, ob er eine anspruchsvolle Gipfeltour allein oder mit Hilfe eines versierten Bergführers unternimmt. Wer sich im Gebirge gut auskennt und über entsprechende Fertigkeiten und Erfahrungen verfügt, mag den Alleingang wagen. Wer allerdings mit den lokalen Begebenheiten nicht vertraut, ungeübt und wenig routiniert ist, verlässt sich besser auf einen professionellen Bergführer.

Für Anleger wie Bergsteiger gilt: Nur wer sich im Gebirge gut auskennt, mag den Alleingang wagen.

Immer am Puls der Märkte Privatanleger stehen vor vergleichbaren Herausforderungen: Die aktuelle Situation an den Finanzmärkten stets im Auge zu behalten und richtig einzuschätzen, verlangt den Marktteilnehmern einiges ab. Wer über das notwendige Know-how, die Erfahrung und die entsprechende Zeit verfügt, ist wohl in der Lage, auf Basis eigener Recherchen durchdachte Anlageentscheide zu fällen und sein Portfolio selbst zu überwachen. Wenn indessen diese Voraussetzungen nicht gegeben sind, lohnt sich die Zusammenarbeit mit einem Finanzinstitut oder einem Vermögensverwalter. Die Finanzspezialisten sind am Puls der Märkte, beschäftigen sich täglich mit allen relevanten Marktund Produktinformationen und setzen sich mit den rasch ändernden Rahmenbedingungen auseinander. Sie können zeitnah auf aktuelle Geschehnisse reagieren, Entscheide effizient umsetzen und so eine aktive Verwaltung der Vermögen garantieren. Gemeinsam zum Erfolg Sich auf Dritte und deren Expertise zu verlassen, heisst auch zu vertrauen – sei es am schwierigen Berg oder wenn

Foto: BilderBox.com

es ums eigene Vermögen geht. Die Wahl des richtigen Partners ist somit erfolgsentscheidend. Für Anleger sind Reputation, Stabilität und Qualität eines Finanzinstituts genauso wichtig wie Sympathie und Service. Die Bedeutung des persönlichen Kundenberaters als Schnittstelle zwischen Bank und Kunde kann dabei nicht hoch genug geschätzt werden. Nur wenn die berühmte «Chemie» unter den Partnern stimmt, kann ein tragfähiges Vertrauensverhältnis – oder bildhaft gesprochen eine erfolgsversprechende Seilschaft – entstehen. Mit ihren fachlichen und sozialen Kompetenzen prägen Kundenberater das Kundenerlebnis. Empathie und ein umfassendes Verständnis für die Vermögenssituation des Kunden und seiner Präferenzen sind unabdingbar, um gemeinsam das passende Anlegerprofil und in Ableitung davon die individuelle Anlagestrategie definieren zu können. Der Beratungsprozess ist mit der Umsetzung einer Anlagelösung nicht abgeschlossen. Periodische Vergleiche zwischen dem Kundenprofil und den gemeinsam erarbeiteten Lösungen sowie – im Bedarfsfall – Anpassungen des Profils an neue Erkenntnisse sind Teil einer umfassenden Beratungsleistung. Passende Lösung für jedes Kundenbedürfnis Risiko und Ertragsmöglichkeiten entsprechen übrigens immer der von Kunden und Bank gemeinsam festgelegten

Anlagestrategie. Moderne Institute wie die VP Bank setzen in der Umsetzung auf eine offene Architektur und den Best-in-Class-Ansatz. Dabei wird unabhängig vom Anbieter innerhalb eines weltweiten Netzwerks die jeweils beste Lösung für den Kunden ausgewählt. Vermögensverwaltungsmandate gibt es für jedes Kunden- und Anlagebedürfnis. So ist es auch mit kleineren Anlagebeträgen möglich, kostengünstig von der Expertise der Bank zu profitieren, zum Beispiel mit Strategiefonds. Weniger routinierte Berggänger wissen sich bei einem kundigen Bergführer in guten Händen: Als professioneller Begleiter weist er den Weg, vermittelt Sicherheit und trägt massgeblich zu einem einzigartigen Erlebnis bei. Nichts anderes leistet ein Finanzinstitut im Rahmen eines Vermögensverwaltungsmandats: Es begleitet und unterstützt den privaten Anleger dabei, mehr aus seinem Vermögen herauszuholen – massgeschneidert und persönlich, verantwortungsbewusst und vorausschauend.

DER AUTOR Joachim Künzi ist seit 1. Oktober 2013 CEO der VP Bank (Schweiz) AG. Zuvor war er CEO der BHF-Bank (Schweiz) AG und hatte mehrere Führungspositionen bei Schweizer Banken inne.


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UZ l GELD

PRIVATE BANKING

Flexible VorsorgelĂśsungen Die hochstehende VermĂśgensverwaltung ist und bleibt die Kernkompetenz von Privatbanken. Sie sind ausgewiesene Spezialisten, wenn es um die Beratung und Betreuung von vermĂśgenden Kunden geht. Flexible und transparente Anlagestrategien stehen dabei im Mittelpunkt.

TEXT MICHAEL PETERSEN

Pensionskassen oder Versicherungsgesellschaften sind traditionellerweise fĂźr die VorsorgelĂśsung in Unternehmen verantwortlich. Dabei wird zumindest im Kopf zwischen dem VermĂśgen auf dem Bankkonto, im Unternehmen, in Anlagen und Immobilien und dem Vorsorgegeld unterschieden – was eigentlich falsch ist. Denn VermĂśgen ist grundsätzlich VermĂśgen und man sollte jegliche Formen gleich beurteilen – bezĂźglich Performance, Transparenz und Flexibilität. In der Realität ist dies leider viel zu wenig der Fall und VorsorgelĂśsungen werden nicht oder zu wenig in eine individuelle GesamtlĂśsung integriert. Jede Firma ist anders und jeder Inhaber plant privat wie geschäftlich individuell. Flexible PensionskassenlĂśsungen werden diesem Umstand gerecht. Diese berĂźcksichtigen nicht nur die persĂśnlichen WĂźnsche des Unternehmers, sondern kĂśnnen auch als vollwertiges Finanzinstrument eingesetzt werden, um die Steuerbelastung von Unternehmen und ihren Angestellten positiv zu beeinflussen. Die Basis bildet eine hohe Transparenz. Es ist wichtig, dass die HĂśhe der Anlagerendite und die Zusammensetzung klar ersichtlich sind und sämtliche Kosten offen dargelegt werden.

Auf individuelle BedĂźrfnisse eingehen Die meisten Pensionskassenstiftungen unterscheiden zwischen BVG-Obligatorium, Ăœberobligatorium und Ausserobligatorium. Interessant sind jedoch LĂśsungen mit einer Sammelstiftung fĂźr den obligatorischen und den Ăźberobligatorisch versicherten BVG-Lohn sowie mit einer zusätzlichen Stiftung fĂźr den ausserobligatorischen Teil. Im ausserobligatorischen Bereich wird kein Zinssatz vorgeschrieben und die Stiftung kann fĂźr jede versicherte Person ein individuelles Vorsorgekonto/ -depot einrichten. Dadurch kann die Anlagestrategie von der vermĂśgensverwaltenden Bank auf die versicherte Einzelperson angepasst werden und es ergeben sich interessante MĂśglichkeiten fĂźr Arbeitnehmer und Selbständige, welche Ăźber eine Lohnsumme von mehr als 126 360 Franken verfĂźgen. Unternehmensgewinne werden häufig in Form von Boni oder Dividenden ausgeschĂźttet. FĂźr Mitarbeiter und Firmeninhaber besteht auch die MĂśglichkeit, sich in ertragsreichen Jahren in die Pensionskasse einzukaufen, um so die Steuerbelastung zu senken. So lässt das BVG Sparbeiträge von bis zu 25 Prozent des Einkommens zu, bis zu einem maximal versicherbaren Lohn von 842 400 Franken. Da Sparbeiträge

bis zum 25. Altersjahr zurĂźckgerechnet werden, ergibt sich bei einem hĂśher versicherten Einkommen und prozentual hĂśheren Sparbeiträgen ein grosses Einkaufspotenzial. Dies ist jedoch nur sinnvoll, wenn die Anlagestrategie individuell auf die BedĂźrfnisse des einzelnen Versicherten angepasst wird. Um die Planungssicherheit weiter zu erhĂśhen, sollte es auch mĂśglich sein, dass bestehende Anlagen bei einem Bezug ins PrivatvermĂśgen ĂźberfĂźhrt werden kĂśnnen. So läuft man nicht die Gefahr, die Titel zu einem schlechten Zeitpunkt verkaufen zu mĂźssen. Flexible und transparente PensionskassenlĂśsungen bieten einen hohen Mehrwert – fĂźr das Unternehmen, den Inhaber und die Mitarbeiter. Gepaart mit der VermĂśgensverwaltungs- und Servicekompetenz einer Privatbank entstehen neue MĂśglichkeiten fĂźr das VorsorgevermĂśgen. DER AUTOR

Michael Petersen ist Head of Private Banking bei Jyske Bank (Schweiz) AG in ZĂźrich.

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UZ l GELD

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SUBVENTIONEN (12) 36 Milliarden Franken, also rund 9900 Franken für jeden Haushalt, verteilt Bern jedes Jahr an Subventionen. Der Bund hält eine umfassende Überprüfung für unnötig. (Handelszeitung, 10. April 2014)

Keine Subventionen für Subventionsgegner VON RUEDI STRICKER

RUEDI STRICKER Der Autor ist Inhaber der Beratungsfirma Stricker Consulting in Güttingen (TG). www.stricker-consulting.ch

Zürich, April 2019: In Bern herrschen neue Töne. Im Fahrwasser von kurzsichtigen Parlamentariern lässt der Bund aus heiterem Himmel eine Gruppe rechtschaffener Bürger in unverschuldeter Notlage im Stich. Wie es dazu kam:

Februar 2016: Als Reaktion auf diesen Terrorakt beantragt die City Vereinigung mit Erfolg 89,4 Millionen Fördergelder für die zu gründende «Kommission für die Wahrnehmung der Volksinteressen».

Mai 2015: Eine SVP-nahe Gruppierung im Stadtkreis 1 verlangt die Wiederbelebung des Rindermarkts mittels regelmässiger Viehschauen. Das BLW unterstützt das Projekt mit einer Anschubfinanzierung von 11,3 Millionen Franken.

August 2017: Studenten der Juristischen Fakultät nehmen im Rahmen einer Arbeit ihre Mediationstätigkeit auf, um zwischen den zerstrittenen Parteien zu vermitteln. Das EJPD unterstützt das Pilotprojekt mit einem Beitrag von 112,8 Millionen Franken.

Juni 2015: Die City Vereinigung setzt sich zur Wehr und verlangt die Umbenennung der unzeitgemässen Strassenbezeichnung «Rindermarkt» in «Shoe Shopping Mile». Für die bereits in Auftrag gegebenen neuen Strassenschilder und Stadtpläne übernimmt das Bundesamt für Landestopografie die Kosten von 38,2 Millionen.

November 2017: Nordkoreanische Elitesoldaten sorgen auf Einladung des VBS während acht Wochen im Kreis 1 für Ordnung. Die Kosten von 172 Millionen werden mit Zustimmung des Finanzdepartements als «Vorabklärungen für den Austausch von Armeeaufgaben» verbucht.

Januar 2016: Die Viehschaubefürworter blockieren mit Ausnahme von Viehtransporten den gesamten Strassenverkehr in der Agglomeration. Gemeinsam mit Schweiz Tourismus kassieren sie für diese publizitätsträchtige Massnahme eine Finanzspritze von 56 Millionen.

März 2018: Der Verein «Stoppt die Subventionitis» setzt sich dafür ein, dass Konfliktparteien nicht mehr vom Staat finanziell unterstützt werden. Der Bund weigert sich ohne Begründung, diesen Beitrag an die Friedensförderung zu unterstützen.

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KLICK-STATISTIKEN

Index für den IT-Markt Ein Forschungsprojekt der Hochschule für Wirtschaft FHNW in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen ProSeller analysiert eine Preisvergleichsplattform, an die 700 Schweizer IT-Fachhändler angeschlossen sind. Erstellt wird ein Marktindex, der die Entwicklung der Umsätze im IT-Markt Schweiz widerspiegelt.

TEXT HANS FRIEDRICH WITSCHEL, SANDRO EMMENEGGER, THOMAS CZEKALA, ALFRED ROSSI

Internetplattformen, über welche gleichzeitig die Angebote vieler verschiedener Anbieter nach bestimmten Produkten oder Dienstleistungen durchsucht werden können, sorgen für Preistransparenz. Sie erfreuen sich daher bei den Kunden grosser Beliebtheit. Die Betreiber dieser Plattformen hüten einen grossen Schatz: Sie sammeln täglich Daten über das Angebot und die Nachfrage in einem speziellen Markt. Im Projekt SORTIMent wird eine solche Plattform betrachtet. Sie basiert auf einer Online-Schnittstelle zwischen IT-Grosshändlern und IT-Fachhändlern und erfüllt diese Maklerfunktion für den IT-Markt Schweiz. 700 Schweizer IT-Fachhändler sind als zahlende Kunden an das System angeschlossen und können darüber die Angebote der Grosshändler recherchieren und vergleichen. Dies entspricht rund 90 Prozent des Schweizer Fachhändler-Marktvolumens. 2400 Einkäufer arbeiten jeden Tag durchschnittlich vier Stunden mit der Software und generieren dabei täglich rund 20000 Abfragen, um über ein Einkaufsvolumen von rund 1,5 Milliarden Franken pro Jahr zu entscheiden. Der IT-Markt ist weltweit hoch kompetitiv und wird zunehmend durch reine Onlineprozesse und online agierende Fach- und Einzelhändler dominiert. Die Anzahl und

das Handelsvolumen sowie die Margen von stationären IT-Fachhändlern werden aus diesem Grund mittelfristig abnehmen. Dies gilt auch für die Schweiz. Der IT-Markt Schweiz wird durch ein Netzwerk von Beziehungen zwischen IT-Software-Herstellern, IT-Hardware-Herstellern, Grosshändlern, Fachhändlern und natürlich den Anwendern gebildet. Die analysierte Plattform bildet einen Ausschnitt dieses Netzwerks ab. Wir beschreiben im Folgenden die Erstellung eines Marktindex für den Schweizer IT-Markt sowie weiterer Kennzahlen, basierend auf den Daten von Angebot und Nachfrage auf der Plattform. Angebot und Nachfrage speichern Jeden Morgen liefern die Grosshändler Daten über ihr Angebot, bestehend aus dem Datum, den angebotenen Artikeln, dem Preis je Artikel und dem morgendlichen Lagerbestand des Artikels. Mit «Detailansicht» wird der Vorgang bezeichnet, mittels dessen ein Nutzer der Plattform die Angebote aller Distributoren zu einem bestimmten Artikel aufruft. Jeder Vorgang dieser Art wird als «Nachfrage» nach dem angesehenen Artikel interpretiert und gespeichert. Von jedem Artikel ist zudem der Hersteller sowie eine Kategorie bekannt.


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VERLAUF DER UMSATZ- UND NACHFRAGEINDIZES 40 %

Umsatzindex Nachfrageindex

30 %

20 %

10 %

0%

–10 %

–20 %

–30 % Sept. 2013

Okt. 2013

Nov. 2013

Dez. 2013

Der IT-Marktindex Schweiz wird auf Basis der Detailansichten berechnet. Zunächst verfolgen wir die reine Anzahl an Detailansichten. Wir zählen die Gesamtanzahl der Detailansichten einmal für einen definierten Zeitraum und vergleichen ihn mit der Gesamtzahl in einem festen Vergleichszeitraum gleicher Länge. Die prozentuale Abweichung der beiden Anzahlen bezeichnen wir mit «Nachfrageindex». Der Zeitraum sollte nicht zu kurz gewählt sein, um nicht jede kleine lokale Schwankung abzubilden, sondern den groben Trend zu erfassen. Den Umsatzindex berechnen Man kann gut die Einbrüche der Nachfrage an den Wochenenden beobachten. Aufgrund dieser Einbrüche wird die Grösse der Zeiträume auf ein Vielfaches von sieben Tagen festgelegt, in unserem Fall auf 28 Tage. So ist in jedem Zeitraum die gleiche Anzahl von Wochenenden enthalten. Weiter nehmen wir an, dass ein gewisser fester Prozentsatz der Detailansichten im Kauf des betrachteten Artikels resultiert. Somit schätzen wir, dass sich die Summe der Preise aller betrachteten Artikel in einem Zeitraum von der Tendenz her genauso verhält wie der Umsatz, der in diesem Zeitraum durch die entsprechenden Fachhändler bei den Grosshändlern generiert wurde. Der «Umsatzindex» besteht also aus der prozentualen Abweichung dieser Preissumme im aktuellen Zeitraum gegenüber dem festen Vergleichszeitraum. Die Abbildung zeigt den Nachfrageindex (rote Linie) und den Umsatzindex (blaue Linie) bis Ende Mai 2014. Man sieht deutlich den Anstieg der Nachfrage vor Weihnachten und das Nachlassen um den Jahreswechsel. Dies ist plausibel und zeigt, dass der Index generell «funktioniert». Insgesamt fällt auf, dass die Entwicklung beider Indizes zwar grundsätzlich parallel verläuft, sich aber schnell ein Bild einstellt, bei dem der Umsatzindex jeweils unterhalb des Nachfrageindex bleibt. Zudem nimmt der Abstand zwischen beiden Kurven, über die gesamte Zeit gesehen, leicht zu. Dies kann mit den grundsätzlich fallenden Preisen im IT-Markt erklärt werden: Auch wenn die Nachfrage langfristig konstant bleibt (die rote Linie schwankt um die 0 Prozent), werden aufgrund sinkender Preise weniger Umsätze erzielt.

Jan. 2014

Feb. 2014

März 2014

April 2014

Beide Kennzahlen können auch auf der Ebene von Artikelkategorien berechnet und Schwankungen somit auf bestimmte Teile des Sortiments der Grosshändler zurückgeführt werden. Die Aussagekraft schmälernde Effekte vermeiden Eine erste Version des Index zeigte eine deutlich stärkere Divergenz zwischen beiden Linien: Die rote Linie des Umsatzindex sank ab September 2013 deutlich unter 0 Prozent und verlief zwar grob parallel, aber auf sehr viel tieferem Niveau. Eine detaillierte Analyse zeigte, dass gegen Ende des festen Vergleichszeitraums einige Detailansichten zu sehr teuren Artikeln (bis 300 000 Franken) verzeichnet wurden. Dies sorgte für einen sehr hohen Gesamtumsatz im Vergleichszeitraum. Sobald die betreffenden Detailansichten aus dem Zeitfenster des «aktuellen Zeitraums» herausrutschten, sank der Umsatzindex stark ab. Um solche Effekte zu verhindern, wurde eine Preisgrenze von 5000 Franken für Detailansichten eingeführt, das heisst, Detailansichten von Artikeln über diesem Preis fliessen nun nicht mehr in die Berechnung des Umsatzindex ein. Saisonale Trends erkennbar Die Untersuchungen mit den uns zur Verfügung stehenden Daten haben gezeigt, dass wir in der Lage sind, Umsatzschwankungen im Schweizer IT-Markt sichtbar zu machen und plausibel zu erklären. Wir planen, die Index-Daten langfristig zu sammeln, so dass der Kurvenverlauf über mehrere Jahre hinweg beobachtet werden kann. Somit kann der Index von IT-Fachhändlern wie auch von Grosshändlern genutzt werden, um die Ausmasse saisonaler Trends vorwegzunehmen und ihre Preise darauf abzustimmen. Durch eine Aufschlüsselung des Index nach Kategorien wird es auch möglich sein, Trends für einzelne Kategorien zu verstehen und für die Einkaufs- und Preispolitik zu nutzen. Darüber hinaus planen wir, eine kommentierte Version des Index regelmässig auf www.concertopro.ch zu publizieren und somit der Öffentlichkeit Einblick in die Trends des Schweizer IT-Marktes zu geben.

Mai 2014

Der Verlauf der beiden Indizes lässt erkennen, dass die Nachfrage und der Umsatz im Schweizer IT-Markt miteinander korrelieren. Grafikquelle: zVg Foto: BilderBox.com

AUTOREN Dr. Hans Friedrich Witschel ist Dozent und Sandro Emmenegger wissenschaftlicher Assistent an der Hochschule für Wirtschaft der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW. Beide arbeiten im Kompetenzschwerpunkt Information Management. Thomas Czekala ist Verwaltungsrat und Alfred Rossi Geschäftsführer der Firma ProSeller.


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UZ-SERIE: IT-FALLSTUDIEN

Frische Datenanalysen Die FFF Fresh & Frozen Food AG hat zusammen mit dem Systemintegrator Heyde eine Business Intelligence Lösung für die Datenauswertung aus dem bestehenden ERP-System ABACUS realisiert. Das System kommt stufenweise und unternehmensweit für Datenanalysen und Reportings zum Einsatz. Basis bildet der von Heyde entwickelte und auf die Bedürfnisse von FFF individuell abgestimmte quelloffene Heyde-Connector für ABACUS.

TEXT CHRISTIAN BÜHLMANN

Das Unternehmen FFF Fresh & Frozen Food AG mit Sitz im schweizerischen Wohlen wurde im Jahr 2000 von Werner Furrer und Mirko Baldi gegründet. Die zwei visionären Macher haben sich mit viel Engagement und Spürsinn in kurzer Zeit mit dem Vertrieb und der Produktion von hochwertigen Frisch- und Tiefkühlprodukten einen Namen gemacht. Das dynamische Unternehmen beschäftigt heute über 100 Mitarbeiter und beliefert Kunden im In- und Ausland mit über 1300 Artikeln. Mit der stetigen Expansion des Unternehmens sind in den letzten Jahren auch die Informationsbedürfnisse auf den unterschiedlichen Anwenderstufen gestiegen. Die bisherige Form der Datenanalyse innerhalb des ERP-Systems ABACUS entsprach nicht mehr den Anforderungen der FFF Fresh & Frozen Food AG. Ziele und Vorgehen Die Zielformulierung von FFF lautete: Es soll ein nutzerfreundliches, schnelles und flexibles Analysewerkzeug entwickelt und eingeführt werden. «Ziel ist, dass Mitarbeiter aus den verschiedenen Fachabteilungen schneller

PROJEKT Anwender: FFF Fresh & Frozen Food AG, 5610 Wohlen, www.fffood.ch Mitarbeiter: 100 User: 30 Branche: Nahrungsmittel (Import, Export, Logistikdienstleistungen, Produktion Frischprodukte) Thema: Self Service BI Anbieter: Heyde (Schweiz) AG, 8048 Zürich, www.heyde.ch Lösung: Qlik View und Heyde-Connector für ABACUS

auf individualisierte Daten zugreifen und diese für die unterschiedlichen Geschäftsanliegen weiter verwenden können.» Für FFF war entscheidend, bei der Connector-Erstellung flexibel mitwirken zu können. Eine schnelle und pragmatische Lösungsfindung war in diesem komplexen Projekt vordergründig. Den FFF-Fachkräften sollte zeitnah ein Anwendernutzen präsentiert werden, der das Tagesgeschäft massgeblich vereinfacht. In nur sechs Wochen wurden deshalb unter Berücksichtigung aller FFF-spezifischen Prozessabläufe entsprechende Applikationen erstellt.


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UZ

Lösungskonzept Diese Voraussetzung konnte der IT-Hersteller Heyde erfüllen: Der Connector beinhaltet einerseits die Datenbanklogik des Quellsystems ABACUS, wobei die technischen Tabellen- und Feldverknüpfungen standardisiert und vorkonfiguriert zur Verfügung gestellt werden. Andererseits umfasst der Connector auch fixfertige und praxiserprobte Dashboards, Auswertungen, Reports sowie Detailanalysen. Der Heyde Connector für QlikView mit ABACUS ist quelloffen gestaltet. Dieser Ansatz hat System. Anwendern der Business Intelligence Plattform QlikView sollte eine grösstmögliche Freiheit für selbständige Änderungen und Erweiterungen ermöglicht werden. Es ist ein Grundsatz, der auch der Dienstleistungsphilosophie von Heyde besonders entspricht. Dank QlikView können steuerungsrelevante Kennzahlen, Standard-Reports sowie Detailanalysen umgesetzt werden. Bei FFF sind folgende Geschäftsbereiche in das Projekt involviert: Vertrieb, Einkauf, Lager, Personal/Lohn, Produktionsplanung, Finanzbuchhaltung, Debitoren und Kreditoren. In der aktuellen ersten Einführungsstufe kommt die Lösung bei zwanzig Mitarbeitenden aus Einkauf, Verkauf, Finanz und Personal zur Anwendung. Bei der Lösungsentwicklung wurden FFF-individuelle Produktklassifizierungen berücksichtigt. Die Darstellungen von Spalten, Formeln, Zeiträumen und Sortierungen werden basierend auf den Vorstellungen von FFF individuell angepasst. Fazit Dank der unternehmensweiten Einführung von QlikView und dem individuellen Heyde Connector für QlikView mit ABACUS wird den Anwendern eine verbesserte Daten-

ANWENDER-TIPP «Bereits während der Analyse muss man sich auf das Knowhow des IT-Partners verlassen können. So hielten wir zum Beispiel gewisse Auswertungen mit dem neuen System für falsch, bis uns der Systemlieferant bewies, dass die Ergebnisse korrekt waren, aber die Datenqualität unseres Quellsystems unzulänglich war.» Vladimir Vucic, Projektleiter MIS, FFF Fresh & Frozen Food AG

Die neue Business Intelligence Plattform QlikView ermöglicht der Fresh & Frozen Food AG eine effizientere und zielorientiertere Arbeitsweise.

FALLSTUDIEN

Fotos: zVg

Unter dem Label «IT-Konkret» erstellt die topsoft-Fachredaktion aktuelle Erfahrungsberichte über die Einführung und Nutzung von Business Software. Das Ziel ist die Vermittlung von praxisnahem Wissen und nützlichen Anregungen für den erfolgreichen Einsatz von Unternehmenslösungen. Sämtliche Fallstudien und Whitepaper stehen unter www.it-konkret.ch kostenlos zur Verfügung.

qualität, eine schnelle und vor allem flexiblere Auswertung sowie eine individuelle Nutzung gewährt. Vladimir Vucic, Projektleiter MIS bei Fresh & Frozen Food, bringt es auf den Punkt: «Wir können zum Beispiel im Rahmen der Kontrolle der Deckungsbeitragsberechnungen sehr schnell sehen, ob alle Kosten aus der Produktion richtig gemeldet werden, das ermöglicht unseren Fachkräften effizienter und zielorientierter arbeiten zu können. Zudem bekomme ich aus den Fachabteilungen häufig neue Anfragen für neue oder erweiterte QlikView-Applikationen. Ich interpretiere dies als Zeichen dafür, dass die Applikation den hohen Ansprüchen unserer Anwender gerecht wird.» Aus Projektführungssicht liegt zudem ein hoher Nutzen in der Möglichkeit, den Connector stufenweise einzuführen. FFF hat die Möglichkeit, die Einführung jener Module vorzuziehen, deren Zahlenmaterial als dringend und wichtig eingestuft werden. Die Aktivierung der weiteren Module erfolgt zu einem späteren Zeitpunkt – angepasst an die Anforderungen von FFF. Der Einsatz des Systems soll auf das gesamte Unternehmen erweitert werden. Applikationen sind für die Produktion und Logistik, sowie das Qualitätsmanagement und die Qualitätssicherung geplant. Der Geschäftsleitung wird ein umfangreiches Dashboard bereitgestellt.

«Die Applikation wird den hohen Ansprüchen unserer Anwender gerecht.»


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UZ l PROMOTION

E-COMMERCE

Logistiklösung für Onlinehändler Die Menge der online bestellten Produkte steigt stetig. Und wer per Mausklick einkauft, will seine Bestellung so rasch und einfach wie möglich erhalten. Diese Bedürfnisse zu erfüllen, ist eine grosse Herausforderung für Onlinehändler. Ein Outsourcing der Logistik bringt meist die Lösung.

TEXT STEFAN REGLI

In den letzten Jahren ist der E-Commerce-Markt jährlich zwischen vier und fast zehn Prozent gewachsen. So wie die Mengen, sind auch die Ansprüche der Onlineshopper an die Logistik gestiegen. Sie möchten ihre Pakete nicht nur schnell, sondern auch bequem empfangen und einfach zurücksenden. Studien zeigen, dass über ein Drittel der Onlinekunden Wert darauf legt, zwischen verschiedenen Lieferoptionen auswählen zu können. Services wie die Zustellung am Abend und samstags oder die 24-Stunden-Abholung an einem Paketautomaten werden deshalb immer beliebter. Auch Leistungen für einen einfachen Rückversand stehen hoch im Kurs: Fast 80 Prozent der Onlineshopper wünschen sich eine unkomplizierte Retourenabwicklung. Im Trend liegt ausserdem das Multi-Chan-

Online-Einkäufe: Durch Outsourcing der Logistik schnell beim Kunden.

neling, bei dem Händler ihren Kunden die Möglichkeit geben, verschiedene On- und Offline-Kanäle für die Bestellung, Abholung und Rückgabe von Waren zu nutzen. All diese Trends stellen Onlinehändler vor logistische Herausforderungen. Denn die Logistik, vorab die Kommissionierung, das Verpacken der Produkte und die Versandgeschwindigkeit, muss sehr flexibel gestaltbar sein. Und ist nur mit einer leistungsfähigen IT zu bewältigen. Das wird für Onlinehändler schnell zu einer Platz-, Kapazitäts- und Kostenfrage.

Logistikprozesse hinterfragen Angesichts dieser Entwicklungen macht es deshalb für viele Onlinehändler Sinn, ihre Logistikprozesse kritisch zu hinterfragen. Insbesondere für kleinere und mittelgrosse Player ist die Auslagerung der Logistik an einen Drittanbieter mit der passenden Infrastruktur und dem nötigen Knowhow betriebswirtschaftlich attraktiv. Professionelle Logistik-Angebote für den E-Commerce sind oft als Multi-User-Lösung angelegt, hoch automatisiert und stark IT-gestützt. So auch die E-Commerce-Lo-

gistiklösung YellowCube der Schweizerischen Post. YellowCube nimmt Onlinehändlern die Logistik komplett ab: die Lagerung und Kommissionierung der Produkte, das Packen der Pakete, der Versand und das gesamte Retourenmanagement. Das Herzstück von YellowCube ist eine vollautomatisierte Lager- und Kommissionierungsanlage im aargauischen Oftringen. Die Waren der Onlinehändler lagern in dieser Anlage. Trifft eine Bestellung ein, transportieren Roboter die entsprechenden Artikel zu einem Mitarbeiter. Dieser

verpackt ihn, legt der Bestellung die nötigen Dokumente und Flyer bei und macht das Paket versandfertig. Dank der Nähe zum Paketzentrum Härkingen gelangen die Sendungen schnell in die Zustellung. Retouren schicken die Onlinekunden direkt nach Oftringen, wo die Post die Waren kontrolliert und wieder einlagert. Dank der Automatisierung ist die Geschwindigkeit der Logistikprozesse hoch. Einerseits können dadurch auch späte Bestellungen schon am nächsten Tag zugestellt werden. Andererseits geht die Wiedereinlagerung rasch vonstatten. Dadurch kann der Onlinehändler retournierte Artikel schnell wieder in Umlauf bringen. Mit YellowCube erhalten vor allem kleinere und mittelgrosse Onlinehändler marktfähige logistische Strukturen. Sie profitieren von Effizienzgewinnen, über die sonst nur grosse Anbieter mit spezifischem logistischem Know-how verfügen. Ausserdem erhalten sie die Geschwindigkeit und Qualität in der Kommissionierung und der Verarbeitung der Retouren, die für erfolgreichen E-Commerce entscheidend sind.

Foto: BilderBox.com

* Der Autor Stefan Regli ist der Leiter E-Commerce bei der Schweizerischen Post in Bern.


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KOMMUNIKATIONS-INFRASTRUKTUR

Kombinieren und sparen VON NATASA RAKIC

NATASA RAKIC

Die Autorin ist KMU-Beraterin bei Swisscom und beantwortet Fragen zur Informations- und Kommunikationstechnologie.

Festnetz, Mobile, Internet: Ich benötige eine professionelle und kostengünstige Kommunikations-Infrastruktur. Setze ich auf Bundles oder einzelne Produktbausteine?

ferenzieren sich bezüglich der Anzahl Inklusivminuten bei Telefonaten in der Schweiz und ins Ausland. Auch die Bandbreite bei der Internetverbindung ist von Angebot zu Angebot unterschiedlich.

Da Sie bereits genau wissen, was Sie benötigen, haben Sie schon den ersten Schritt zu einer bedürfnisgerechten Kommunikations-Infrastruktur getan. Ob sich ein Einzeloder ein Kombiangebot (Bundle) lohnt, hängt jedoch stark von Ihrem Nutzungsverhalten ab. Für beide Angebotsarten existieren verschiedene Leistungspakete. Diese dif-

Bedürfnisse abklären Wenn Sie lediglich E-Mails empfangen und senden sowie gelegentlich im Internet surfen, sind Standard-Bandbreiten ausreichend. Für die Übertragung grosser Datenmengen empfiehlt sich eine schnelle Internetverbindung. Bei bestimmten Anbietern sind Mobile Abonnements ausserdem ohne jegliche Nutzungseinschränkungen im Inland zu haben. Zu einem

monatlichen Pauschaltarif können Telefonie (teilweise sogar ins Ausland), SMS/MMS und das mobile Internet uneingeschränkt genutzt werden. Sofern Sie Festnetz, Internet und Mobile in etwa der gleichen Intensität nutzen, eignet sich ein Kombiangebot am besten. Vor allem da sich damit meist auch weitere Vergünstigungen aus Paketvorteilen ergeben. Alles aus einer Hand Unabhängig davon, ob Sie sich für ein Einzel- oder Kombiangebot entscheiden: Ein weiterer Vorteil ergibt sich für Sie, wenn Sie alle Dienste vom gleichen Anbieter beziehen. So ist sichergestellt, dass

die einzelnen Elemente miteinander kompatibel sind. Zudem benötigen Sie für Supportfragen nur eine Ansprechperson. Damit kommt der Wahl des passenden Anbieters eine ähnlich grosse Bedeutung zu wie der Wahl des Produkts. Oft können gerade Jungunternehmer von Sonderkonditionen, zusätzlichen Services oder gar spezialisierten Beratungsteams profitieren. Bei Swisscom beispielsweise ist das Business Service Team Teil des speziellen Sorglos-Pakets für Start-ups. Das Team kümmert sich um technische Probleme oder übernimmt die Installation der Infrastruktur.

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UZ l MOBIL

Das Design des selbstfahrenden GoogleAutos ist vor allem auf Funktionalität ausgebaut.

GOOGLE BAUT DAS AUTO DER ZUKUNFT

Der Mensch ist Beifahrer Lange wurde über mögliche Pläne von Google, in den Automobilbereich vorzudringen, spekuliert. Ende Mai brachten die Kalifornier mit einem Blogeintrag Licht ins Dunkle und zeigten, wie nahe sie an einem autark gesteuerten Auto sind.

TEXT MAXIMILIAN TREFFER

Fotos: zVg/Screenshots Google

Es sieht aus wie ein Spielzeug aus dem Playmobilsortiment oder einem futuristischen Hollywoodformat entsprungen. Der vorgestellte Prototyp des Google-Autos zeichnet sich durch sehr einfache kindliche Formen aus. Ein wenig erinnert das computergesteuerte Fahrzeug an den Smart, der damals von der Swatch-Gruppe relativ erfolglos lanciert wurde. Das Auto bietet Platz für zwei Personen. Lenkrad, Pedalen oder Schaltknüppel sucht man in der rudimentären Inneneinrichtung vergebens. Laut einer Google-Mitteilung ist das Design vor allem auf Funktionalität ausgelegt und bietet sehr wenige tote Winkel. Ein weiterer Grund dürfte anderer Natur sein: Das «niedliche» Design des Computers bietet Kritikern weniger Angriffsfläche. Das autonom agierende Gefährt steht sinnbildlich für die digitale Revolution und damit die grosse Angst vieler Menschen, von Maschinen ersetzt zu werden. Das Google-Auto ist ohne jede Eingriffsmöglichkeit konzipiert. Der Mensch wird zum Beifahrer degradiert. Wie das Auto im alltäglichen Strassenverkehr aussehen würde, ist im Moment Spekulation. Laut New-York-Times-Reporter John Markoff, der einer Testfahrt mit dem Prototyp beiwohnen durfte, bietet das Auto viel Beinfreiheit. Die Windschutzscheibe sei aus Plastik und ein grosses Display im Cockpit zeige Uhrzeit, Lufttemperatur und die voraussichtliche Ankunftszeit an. Der Leiter des «Google Self Driving Projects», Chris Urmson, spricht in der jetzigen Entwicklungsphase des Prototyps von wenig Komfort. Dieser würde sich im Laufe des Projektes stetig verbessern.

Die Strasse immer im Blick Um sich im Verkehr zurechtzufinden, ist das Auto mit GPS, Kamera, Radar und Laser ausgestattet. Das Herzstück des Systems ist das Laser-Radar-System auf dem Dach. Der Radar arbeitet mit 64 verschiedenen Laserstrahlen, die es dem System erlauben, eine detaillierte 3D-Karte der näheren Umgebung zu erstellen. Die Software kombiniert diese Daten mit denen der Kamera und des GPS-Systems, um eine endgültige Auswertung zu erhalten. Das Fahrzeug kann so auch bewegliche Objekte, wie Fussgänger oder Radfahrer, auf 200 Meter Distanz erfassen und entsprechend reagieren. Der Prototyp ist auf eine maximale Geschwindigkeit von 40 Kilometer pro Stunde konzipiert und fährt mit einem Elektroantrieb. Google arbeitet und testet seit Jahren an einem Autopiloten-Fahrsystem. Die selbstfahrenden Fahrzeuge wurden bisher nur in Modellen etablierter Automobilhersteller wie Toyota oder Lexus getestet. Die Software hat mittlerweile schon über 480 000 Testkilometer auf dem Buckel. Zu Anfang testete Google auf der einfacher zu berechnenden Autobahn, heute fährt das System nun auch problemlos im engen Stadtverkehr. Im Moment bleiben bei Testfahrten Eingriffsmöglichkeiten eingebaut. Zwei Mitarbeiter begleiten die Ausflüge jeweils. Bei einem solchen «menschlichen Eingriff» ereignete sich der einzige Zwischenfall in der Testphase. Die Software blieb bis anhin absolut fehlerfrei. Autofahren in der Zukunft Der Suchmaschinenriese versucht mit seinen Automobil-Konzepten den Anspruch an die Mobilität der Zukunft


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Hohe Flexibilität im Bereich Car Sharing: Das Google-Auto fährt selber zum nächsten Nutzer.

zu erfüllen. Die Reisezeit kann so effektiv zum Arbeiten oder für andere Tätigkeiten genutzt werden. Das Auto bietet ähnliche Vorteile wie eine Zugfahrt. Google weckte grosse Aufmerksamkeit mit einer erfolgreichen Testfahrt mit dem sehbehinderten Steve Mahan. Das Google-Auto brachte den Mann sicher von Punkt A nach Punkt B. Für Mahan sei dies eine völlig neue Qualität seiner Mobilität. Die Entwickler nennen als weitere Gründe für das System das geringere Risiko bei Verkehrsunfällen: Über 90 Prozent aller Unfälle im täglichen Strassenverkehr würden durch menschliches Versagen verursacht. Weiter unterstreicht Google die ökologische Effektivität des Systems. Ein weiterer Vorteil ist die grosse Flexibilität im Bereich Car Sharing. Denn das Google-Auto kann selbstständig zum nächsten Fahrer navigieren und steht 24 Stunden zur Verfügung. Google-Mitbegründer Sergey Brin denkt eher nicht, dass die Fahrzeuge in privaten Besitz wandern: «Sie

dürften grösstenteils als ein Service in Car-Sharing-Modellen bereitgestellt werden.» Telefonieren erlaubt! Der Konzern kündigte in einer Mitteilung an, nun 100 Testfahrzeuge zu bauen. Zunächst werden diese mit Steuerrad und den üblichen Eingreifelementen, später dann ohne manuelle Hilfen getestet. Laut Urmson wird die Entwicklung des Projektes noch einige Jahre dauern. Es gäbe Probleme bei schwierigen Wetterverhältnissen wie verschneiten und eisigen Strassen oder bei der Erkennung von Baustellensignalen. Das ursprüngliche Ziel zur Realisation wurde gemäss Sergey Brin auf 2017 festgelegt, die meisten Experten halten das aber für unrealistisch. Bei Google hält man sich über den Zeitpunkt bedeckt. Bis wir beim Autofahren schlafen oder telefonieren können, dauert es also noch eine Weile.

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UZ l PROMOTION

FIRMENFLOTTEN UNTER STROM

Elektro wird jetzt preiswert Nicht nur die Reichweite der Elektrofahrzeuge wird immer grösser, auch das Angebot im Elektro- und Plug-inHybrid-Markt steigt. Und jetzt wird es auch finanziell interessant, Elektrofahrzeuge in die Flotte zu integrieren. Ein Langzeittest von zwei Jahren hat gezeigt: Das Ergebnis kann sich sehen lassen!

TEXT SIMONE LEICHT

Seit der Markteinführung der E-Fahrzeuge in der Schweiz 2010 hat sich einiges getan. Mittlerweile ist das Angebot wesentlich grösser, mehr und mehr Hersteller bieten Fahrzeuge mit alternativen Antrieben an. Nebst den Elektrofahrzeugen haben auch die Plug-in Hybride einen immer höheren Stellenwert im Markt. Doch nicht nur im PW-Bereich erhalten E-Fahrzeuge Aufwind, auch im Lieferwagenbereich bewegt sich der Markt nun: Nissan kommt ungefähr Mitte 2014 mit dem E-NV200 (Reichweite 170 Kilometer, 109 PS), der Renault Kangoo Z.E. ist seit geraumer Zeit verfügbar und wird bei der Schweizerischen Post in der Zustellung eingesetzt. Mobility Solutions AG, die Flottenmanagerin der Post, hat einen Langzeittest von zwei Jahren mit dem Kangoo ZE und der Benzinvariante begleitet und die TCO (Gesamtkosten während der Nutzungsdauer) verglichen. Elektro und Benzin liegen gleich auf Das Ergebnis ist beeindruckend: Elektro und Benzin liegen in der TCO-Betrachtung gleich auf. Die Kangoo Z.E. sind in der Anschaffung noch teurer als die normalen Varianten, bei den Betriebs- und vor allem den Energiekosten können sie aber massiv einsparen. Erste Berechnungen zeigen, dass die TCO bei einer Einsatzdauer von fünf bis sieben Jahren eindeutig unter denen eines normalen Fahrzeuges liegen. Sogar, wenn man die Ladeinfrastruktur

TCO KANGOO, 60 MONATE Angaben in Prozent

Konventionell

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ZE

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3

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53 16 13 8

10

4

Amortisation, Wertminderung Reparaturen, Unterhalt, Service Versicherung Steuern, Gebühren Diverse Kosten Energiekosten

Die Einsparungen bei den Energiekosten wiegen die etwas höheren Anschaffungspreise bei Elektrofahrzeugen locker auf. Foto und Grafikquelle: zVg

miteinrechnet. Bei einer Laufzeit von 60 Monaten und 15 000 Kilometern Laufleistung pro Jahr betragen die Kosten pro Kilometer bei beiden Fahrzeugen 0,72 Franken. Der Einsatz ist (kosten-) entscheidend Elektrofahrzeuge machen dann Sinn, wenn kürzere und planbare Strecken gefahren werden. Auch bei Fahrzeugeinsätzen mit permanentem Stop-and-Go sind Elektro-Fahrzeuge deutlich im Vorteil. Die Erfahrungen von Mobility Solutions AG zeigen, dass konventionelle Antriebe im Stop-and-Go das Doppelte der Herstellerangaben an

Treibstoff verbrauchen. Das macht sich bei den Kosten bemerkbar. Wer seine Strecken kennt, kann mit einem Elektrofahrzeug inzwischen Geld sparen. Und der Imagegewinn nach Innen und Aussen durch eine nachhaltig aufgestellte Firmenflotte ist ausserdem bares Geld wert. Finanzielle Sicherheit durch «Sorglos-Paket» Je nach Fahrzeughersteller werden aktuell unterschiedliche Modelle für die Batterie angeboten. Es sind Kauf oder Miete möglich und die Hersteller gewähren unterschiedlich lange Garantien. Hat man seine Flotte im Outsourcing bei einem Flot-

tenmanager, empfiehlt sich für das Elektrofahrzeug ein «Sorglos-Paket», wie Mobility Solutions AG es anbietet. Hier ist die Übernahme des Batterie- und Restwertrisikos eingeschlossen. Jetzt lohnt sich der Preisvergleich! Die neuen Elektro-Modelle der grossen Hersteller haben für viel Bewegung im Preis gesorgt. Mobility Solutions AG hat für ein Full-Service-Flottenmanagement inklusive Batterie- und Restwertrisiko interessante Monatspauschalen im Angebot. Der Richtpreis für den Kanton Bern mit 48 Monaten Laufzeit und 10 000

Kilometer pro Jahr liegt für einen Renault Zoe bei 677 Franken, für einen BMW i3 bei 784 Franken und für einen Renault Kangoo ZE bei nur 633 Franken im Monat. Fazit: Elektrofahrzeuge werden jetzt wirtschaftlich und die Serienproduktion wird noch mehr bewegen.

DIE AUTORIN Simone Leicht ist Leiterin Product Management bei der Mobility Solutions AG.


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FLOTTENMANAGEMENT

Ein Kinderspiel? Flottenfahrzeuge sichern die Mobilität der Mitarbeiter, sie sind somit zentral für den Unternehmenserfolg. Doch viele Firmen könnten beim Fuhrpark sparen – etwa indem sie einen Fuhrparkmanagementanbieter beiziehen. Noch machen vor allem Grossunternehmen davon Gebrauch.

TEXT SVEN KNÖTIG

Die Flottenverantwortlichen von heute sind herausgefordert. Sie müssen ihre Aufgaben effizienter bewältigen, denn das Sparpotenzial ist in vielen Firmen beträchtlich. In mobilitätsintensiven Dienstleistungssparten stellen die Fuhrparkkosten nach den Personalkosten die zweithöchste Betriebsausgabe dar. In den seltensten Fällen ist sich das Unternehmen jedoch der TCO bewusst, der Total Cost of Ownership – sprich der Gesamtkosten. Es setzt diese fälschlicherweise den kumulierten TCM gleich, den Total Cost of Mobility (Mobilitätskosten). Zeitgemässes Flottenmanagement beinhaltet nämlich mehr als die Beschaffung und den Unterhalt des Fahrzeuges. Der massgebliche Hebel liegt in der weitsichtigen Planung des Flottenverantwortlichen und den vertraglichen Rahmenbedingungen. Für Verbesserungen spielt die Grösse der Flotte keine

Rolle – wichtig ist, fliessende Prozesse sowie die Kontrolle und Transparenz der Kosten sicherzustellen. Dies gilt für alle Unternehmensflotten – unabhängig von Grösse und Zusammensetzung. Genaue Bedarfsanalyse erforderlich Die automobile Wertschöpfungskette ist lang. Sie reicht von der ersten Bedarfsanalyse, welche die Auswahl der Fahrzeuge und die Definition der Laufleistung sowie Umwelt- und Sicherheitsaspekte beinhaltet, über den laufenden Betrieb (Versicherung, Wartung, Service, Treibstoff) bis zum abschliessenden Wiederverkauf. Zahlreiche Teilbereiche sind betroffen, was den Aufgabenhorizont des Flottenmanagers noch komplexer macht. Der Flottenmanager kann an vielen Punkten ansetzen – und beachtliche Einspareffekte erzielen. Allgemeingültige Handlungsempfehlungen sind jedoch schwierig. Adäquate Ratschläge für eine Reduktion der betrieblichen Ausgaben

Unabhängig von Grösse und Zusammensetzung gilt: Effizientes Flottenmanagement geht über Beschaffung und Unterhalt hinaus.

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sind immer in Abhängigkeit von der Unternehmensstruktur zu sehen. Das erfordert eine genaue Bedarfsanalyse des Fuhrparks. Ein optimal ausgelasteter Fuhrpark entspricht den spezifischen Anforderungen des Unternehmens. Er soll eine homogene Einheit von variablen und fixen Kosten sein. Erstere fallen an für Treibstoff oder Reifen, für Schmierstoffe oder Reparaturkosten. Die fixen Betriebskosten umfassen Positionen wie die kalkulatorische Verzinsung und Wertminderung des Fahrzeugs sowie Steuern, Gebühren, Versicherung oder Wartung. Ein Beispiel: Bei den variablen Kosten entsteht durch die Vielzahl von externen Dienstleistern ein immens hoher administrativer Aufwand. Das kostet viel Zeit und drängt die effiziente Beurteilung des Fahrzeugeinsatzes in den Hintergrund. Prozesse wie das Rechnungsmanagement oder die Schadensabwicklung fallen in dieselbe Kategorie. Professionelle Lösung kann sich lohnen Diese Arbeitsschritte erledigen Anbieter von Gesamtlösungen oft effizienter. Auch aus Budget-Gründen können das Outsourcen nach dem Baukastenprinzip oder ganzheitliche Fuhrparklösungen nach dem Prinzip des «Operational Full-Service-Leasing» vorteilhaft sein – zur Liquiditätssicherung oder Schonung interner Kapazitäten beispielsweise. Viele Unternehmen nennen auch die Themen Umwelt und Sicherheit als Gründe ihrer Entscheidung. Mit Lösungen von professionellen Fuhrparkmanagement-Anbietern werden die Fahrzeuge regelmässig ausgetauscht. So sind die Mitarbeiter stets in Fahrzeugen mit energieeffizienten Motoren und aktuellen Sicherheitsstandards unterwegs. Dazu kommt, dass zahlreiche Zusatzdienstleistungen eine immer wichtigere Rolle bei der Evaluation zukünftiger Fuhrparkentscheidungen einnehmen. Während sich grössere Unternehmen ihren Firmenfuhrpark immer häufiger finanzieren lassen, ist es in der Schweizer KMU-Landschaft nach wie vor üblich, die Fahrzeuge zu kaufen. Um jedoch Sicherheit in Bezug auf Kosteneffizienz und Kostenkontrolle zu gewährleisten, sollte zusammen mit einem Spezialisten eine Analyse des eigenen Fuhrparks mit Fokus auf die Gesamtkosten (TCO) gemacht werden. DER AUTOR

Foto: zVg

Sven Knötig ist Manager Business & Strategy Development bei der LeasePlan (Schweiz) AG, einer Tochter der LeasePlan Corporation N.V, dem weltweit führenden Finanzdienstleister für Fuhrparkmanagement und Operational Full-Service-Leasing.


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HART UMKÄMPFTE FLUGBRANCHE

Heimatschutz für die Swiss? Die Expansionsstrategie der Golf-Airlines bereitet der Lufthansa/Swiss Sorgen. Andererseits wird durch den Eintritt der arabischen Airlines der Wettbewerb gefördert und die Kunden profitieren von tieferen Flugpreisen in Europa und nach Asien. Für die Schweizer Wirtschaft ist eine gute Anbindung mit Langstreckenflügen in die ganze Welt wichtig. Dies wäre theoretisch auch ohne die Lufthansa/Swiss möglich.

TEXT ALFRED KUHN

Die Golf-Airline Etihad Airways erregte in der Schweiz im November 2013 für Aufsehen, als sie mit einem Darlehen bei der Tessiner Darwin Airline einstieg. Etihad strebt eine Beteiligung von 33,3 Prozent an der inzwischen in Etihad Regional umbenannten Darwin Airline an. Die Diskussion darüber, ob das Eindringen der arabischen Airlines in den europäischen und schweizerischen Markt eher Vorteile oder Nachteile bringt, ist unterdessen heftig entbrannt. Die Fluggesellschaft Swiss forderte unverzüglich, dass die Politik eingreifen soll und staatliche Beihilfen sowie Dumping wirksam unterbunden werden müssten. Ähnliche Bedenken von Seiten der Swiss gab es schon gegenüber Emirates, weil die Fluggesellschaft selbst und auch der Flughafen von Dubai dem Staat gehören und versteckte Subventionen erteilt würden, die einer Wettbewerbsverzerrung gleichkämen (UZ 4/2014). Auf der anderen Seite freuen sich die Konsumenten gegenwärtig über purzelnde Preise für Flugreisen. Ab Zürich kann man mit Etihad Regional in ausgewählte europäische Städte zu Konditionen fliegen, die selbst Billigfluganbieter wie Ryanair oder Easyjet erbleichen lassen. So kostet beispielsweise ein One-way-Flug Zürich-Florenz mit Etihad Regional nur 80 Franken. Die Konkurrenz aus dem Nahen Osten Emirates und Etihad besitzen mit den Flugplätzen in Dubai und Abu Dhabi Verkehrsdrehscheiben an einer äusserst vorteilhaften geographischen Lage. Die Vereinigten Arabischen Emirate liegen verkehrsgünstig auf wichtigen Flugrouten zwischen den Kontinenten. Ausgehend von Dubai und Abu Dhabi lassen sich alle wichtigen Metropolen im Umkreis von 8000 Meilen mit Hilfe von Langstreckenflugzeugen erreichen. Die Hälfte der Weltbevölkerung lebt hier in einem Radius von acht Flugstunden. Die Expansion von Etihad Airways, die erst 2003 per Regierungserlass des Emirs von Abu Dhabi gegründet wurde, ist beeindruckend. Etihad hat in Europa nach und nach verschiedene Beteiligungen aufgebaut, unter anderem an Air Berlin, AirLingus, Jet Airways und Air Serbia. Einem Einstieg bei der serbelnden Alitalia steht fast nichts mehr im Weg. Die Strategie von Etihad, sich an kleinen, maroden Airlines zu beteiligen, erinnert an die Hunter-Strategie der untergegangenen Swissair. Diese hatte sich unter anderem an den maroden Airlines LOT und Sabena beteiligt und ist damit in die Insolvenz geschlittert. Allerdings besteht ein wesentlicher Unterschied: Etihad verfügt über fast unendlich grosse Petrodollar-Ressourcen, die für den Aufbau einer schlagkräftigen, grossen Fluggesellschaft aufgewendet werden können. In einem Interview mit der Online-Zeitschrift Aerotelegraph im November 2013 war der Luftfahrtexperte Cord Schellenberg zuerst einmal rat-

GÜNSTIGE BUSINESS-CLASS-ASIENFLÜGE Emirates, Etihad und Co. konkurrenzieren Lufthansa/Swiss vor allem bei Flügen nach Asien. Wer bereit ist, in den Arabischen Emiraten umzusteigen, kann sowohl bei Economy- als auch bei Business-Class-Flügen viel Geld sparen. Preisbeispiele (günstigste Variante): Zürich-Bangkok (Hin und Rückflug) im Dezember 2014, Businessclass: Etihad: 2794 Franken, Emirates: 3206 Franken, Qatar: 3006 Franken, Swiss: 3983 Franken (Direktflug)

Wie diese Maschine von Emirates heben Fluggesellschaften aus den Golf-Staaten immer häufiger in Europa ab. Foto: Wikipedia

los: «Für mich ist einfach keine Strategie erkennbar, ausser dass sich Etihad wie wild an Airlines beteiligt. Und das teilweise an Gesellschaften, die man auf der Weltkarte suchen muss, etwa Air Serbia. Und Darwin ist noch eine Nummer kleiner... Wenn Etihad etwas aufbauen will gegen die Swiss – und somit gegen die Lufthansa – dann sollte sie mehr in ihren europäischen Partner Air Berlin investieren statt in Darwin.» Die Swiss fühlt sich bedroht Die Swiss muss sich im Wettbewerb mit den Fluggesellschaften aus dem Nahen Osten behaupten. Einerseits wurde die Kapazität von Emirates zu Beginn dieses Jahres durch den Einsatz des A380 zwischen Dubai und Zürich pro Richtung um wöchentlich rund 1100 Sitze oder 23 Prozent erhöht. Dadurch sollen Passagiere aus Europa an den Heimatflughafen Dubai geflogen werden, wo sie auf Flüge in andere Kontinente, beispielsweise Asien und Australien, umsteigen können. Eine ähnliche Strategie fährt auch Turkish Airways. Gleichzeitig fühlt sich die Swiss bedroht von Seiten der Etihad, die ihr regionales Streckennetz in Europa und in der


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Schweiz ausbaut. Das Kalkül: Je mehr Zubringerpassagiere aus Europa, desto billiger werden Tickets nicht nur nach Abu Dhabi, sondern auch in asiatische Städte wie Singapur, Bangok und Hongkong. Momentan ist das Streckennetz von Etihad Regional zwar noch nicht gross – ab Zürich sind es nur acht, ab Genf elf Linienflüge – doch die Expansionsstrategie geht weiter. Mit günstigen Tarifen schnappt Etihad der Swiss Umsteigepassagiere weg. Etihad kann so auch die Asien-Ticketpreise drücken (siehe Kasten). Dadurch wird das Streckennetz der Swiss insgesamt weniger rentabel, was langfristig auch negative Auswirkungen auf das Langstreckennetz der Swiss haben könnte. Wie sieht die Swiss in zehn Jahren aus? Lufthansa/Swiss besitzen im Asienverkehr ab Zürich immer noch eine marktdominierende Stellung. So gesehen ist die Aussage von Andreas Wittmer vom Aviatik-Kompetenz-Zentrum der Universität St. Gallen gegenüber dem Schweizer Fernsehen in der Sendung ECO schon sehr drastisch: «Ein Szenario könnte sein, dass es die Swiss in zehn Jahren nicht mehr gibt.» Wahrscheinlicher ist, dass die Flotte der Swiss in zehn Jahren wesentlich kleiner sein wird als heute und hauptsächlich nur noch Flüge innerhalb Europas durchführt. Etihad und Swiss sind zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch ungefähr gleich gross, haben ein ähnlich grosses Netz und einen vergleichbaren Umsatz. Da Etihad der Herrscherfamilie in Abu Dhabi gehört, profitiert die Airline von tiefen Kapitalkosten und Steuern. Die Lohnkosten sind ebenfalls verhältnismässig gering. Davon profitieren in erster Linie die fliegenden Kunden. Heute kann man mit Etihad & Co. in der Economy-Class schon für weniger als 1000 Franken nach vielen asiatischen Destinationen fliegen. Die Swiss gibt selber zu: «Die Fluggesellschaften aus dem Golf bieten ein vergleichbares, zum Teil sogar besseres Produkt, zu massiv günstigeren Preisen an.»

Die Probleme der Lufthansa Auch die Lufthansa, zu der die Swiss gehört, hat im Moment Sorgen, vorwiegend struktureller Art. Am 11. Juni 2014 strich der neue Lufthansa-Chef Harry Hohmeister die von seinem Vorgänger gesetzten Gewinnziele für 2014 und 2015 deutlich zusammen. Das Geschäft leide besonders in Europa und nach Nordamerika unter Überkapazitäten. Laut Lufthansa ist der Preisdruck im Passagiergeschäft nicht von vorübergehender Natur, wie bisher erhofft. Der Wettbewerbsdruck von Billiganbietern und von Fluggesellschaften aus der Golfregion lasse nicht nach. Die bereits eingeleiteten und geplanten Kosteneinsparungen würden nicht ausreichen, den Ertragsrückgang wettzumachen. Die Politik hält sich zurück Derzeit diskutiert die Politik über Massnahmen, welche die Schweiz ergreifen könnte. Verkehrsministerin Doris Leuthard blieb aber sehr vage in ihren Aussagen. Grundsätzlich sei neue Konkurrenz zu begrüssen, da sie die internationale Anbindung der Schweiz garantiere. Der Bund könne mit geltendem Recht für faire Wettbewerbsbedingungen sorgen. Dies sei schon heute möglich durch Überprüfung der Besitzverhältnisse und Kontrolle von Fluggesellschaften, welche in der Schweiz operieren. Mindestens die Hälfte des Kapitals muss demnach europäisch sein, genauso wie die Mehrheit der Führungskräfte. Fazit In der Flugbranche spielt der Wettbewerb mehr denn je. Da die Lufthansa und die Swiss im Flugverkehr ab der Schweiz nach Asien bis heute noch eine marktdominierende Stellung einnehmen und somit bisher den Preis diktieren konnten, ist der Markteintritt der arabischen Airlines prinzipiell gut für die Schweizer Fluggäste.

GESCHÄFTSREISEN

Sind virtuelle Meetings im Trend? VON KLAUS STAPEL

KLAUS STAPEL Der Autor ist Geschäftsführer von AirPlus International AG (Schweiz), einem führenden internationalen Anbieter von Lösungen für das tägliche Geschäftsreise-Management. Dieser bietet von der Bezahlung bis zur Auswertung von Geschäftsreisekosten Servicelösungen an. www.airplus.com

Die International Travel Management Study von AirPlus International gilt als Branchenbarometer und liefert nun zum neunten Mal in Folge wertvolle Hinweise auf die jährliche Entwicklung globaler und lokaler Trends bei Geschäftsreisen . Für die aktuelle Studie befragte das internationale Marktforschungsunternehmen 2hm im Auftrag von AirPlus International im Herbst 2013 insgesamt 958 Reiseverantwortliche in 24 Ländern, darunter auch Travel Manager von Schweizer Unternehmen. Erstmals wurden die Reiseverantwortlichen

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im Rahmen der zweiten Welle der Befragung auch um die Einschätzung zu den Auswirkungen von insgesamt 14 Mikrotrends auf ihre Arbeit gebeten. Einer dieser Mikrotrends ist das Thema Nachhaltigkeit, in das auch virtuelle Meetings integriert sind. 44 Prozent der befragten Reiseverantwortlichen in Schweizer Unternehmen gaben an, weniger zu reisen und dafür mehr virtuelle Meetings abzuhalten. Weitere 35 Prozent sehen hierin einen künftigen Trend. Damit liegt die Schweiz leicht über dem internationalen

Durchschnitt. Das dürfte mit dem Nachhaltigkeitsgedanken, der in Schweizer Unternehmen besonders stark ausgeprägt ist, zusammenhängen. Zu den weiteren Faktoren zählen Zeit- und Kostenersparnis. Eine Erklärung für die Zunahme der virtuellen Meetings könnte auch sein, dass nur 23 Prozent der Schweizer Travel Manager für 2014 einen Anstieg der Flugbuchungen ihres Unternehmens prognostizieren. Virtuelle Meetings ergänzen Geschäftsreisen Auffallend ist der globale Rückgang des Reisevolumens aufgrund vermehrter virtueller Meetings. Dieser Trend hat sich laut Einschätzung der Reisemanager bereits relativ stark in den Konzernen durchgesetzt. 43 Prozent der Travel Manager gaben an, dass virtuelle Mee-

tings bereits heute einen Teil ihrer Geschäftsreisen ersetzen. Weitere 30 Prozent nehmen an, dass dieser Mikrotrend künftig eine zunehmende Rolle spielen wird. Zudem lassen die Zahlen darauf schliessen, dass viele Firmen ihre Verpflichtung zur Nachhaltigkeit ernst nehmen. Gleichwohl lässt sich nicht belegen, dass die befragten Unternehmen ihr Reisevolumen auch grundsätzlich verringern. So war eine der wichtigsten Erkenntnisse aus dem ersten Teil der Studie, dass 31 Prozent der Befragten von einer höheren Reisehäufigkeit ausgehen, während nur 13 Prozent einen Rückgang vermuten. Hintergrund: Häufig ergänzen virtuelle Konferenzen Geschäftsreisen nur, wodurch persönliche Treffen effizienter und produktiver werden.


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PHOTONFOCUS AG

Die Überwachung der Torlinie

Nicht nur Bosnien und Herzegowina feiert 2014 seine WM-Premiere. Zum ersten Mal wird an einer Weltmeisterschaft eine Torlinientechnologie eingesetzt. Das System unterstützt den Schiedsrichter bei der kritischsten aller Entscheidungen: Tor oder nicht Tor? Die Kameras zu diesem System liefert die Schweizer Firma Photonfocus aus Lachen, Schwyz.

TEXT MAXIMILIAN TREFFER

Die ganze Welt befindet sich alle vier Jahre im kollektiven Fussballfieber. Die Weltmeisterschaft lockt die Massen ins Stadion, zum öffentlichen Public Viewing und vor die privaten TV-Geräte. Nicht nur auf, sondern auch neben dem Platz kochen die Emotionen oftmals über, vor allem wenn es sich um strittige Schiedsrichterentscheide handelt. An der diesjährigen Auflage in Brasilien wurde bereits in der Anfangsphase des Turniers viel über umstrittene Entscheidungen des Spielleiters diskutiert. Auch die Schweiz wurde von Fehlentscheidungen nicht verschont. Die wichtigste Frage für alle Fussballfans lautet: Tor oder nicht Tor? In der Vergangenheit wurden vor allem die hitzigen Duelle zwischen den Fussballnationen England und Deutschland durch Schiedsrichterfehlentscheide, beziehungsweise durch falsche Torentscheidungen, beeinflusst. Das sogenannte Wembley-Tor ging 1966 in die Fussballgeschichte ein: Gemeint ist das WM-Endspiel zwischen den beiden Europäern im Wembley-Stadion. In der 101. Minute überwand der englische Stürmer Geoff Hurst beim Stand von 2:2 den deutschen Torwart Hans Tilkowski zwar, der Ball prallte jedoch von der Unterkante der Torumrandung auf den Boden, von wo er von einem deutschen Verteidiger

über das Tor geklärt wurde. Nach Rücksprache mit dem Linienrichter entschied der Unparteiische dennoch auf Tor für das Heimteam. England sicherte sich somit den bisher einzigen Weltmeistertitel. In der Nachbereitung sorgte dieser Entscheid für grosse Aufregung. Erst in den 1990er Jahren konnte man feststellen, dass der Ball wahrscheinlich nicht im Tor war. Eine weitere Bestätigung wurde erst 2006 präsentiert. Die Meinungen gehen in dieser Causa je nach Zugehörigkeit jedoch auseinander. An der letzten Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika trafen die beiden Nationen im Achtelfinale erneut aufeinander. Beim Stand von 2:1 für die Deutschen setzte der englische Mittelfeldstar Frank Lampard den Ball ebenfalls an die Unterlatte, von wo aus der Ball hinter die Linie sprang. In diesem Fall entschieden die Schiedsrichter jedoch fälschlicherweise gegen die Engländer. Solche Millimeterabstände sind von blossem Auge nahezu nicht zu erkennen. Auch der Linienrichter, immer auf der Höhe des Geschehens, kann derartige Szenen nicht eindeutig beurteilen. Diese folgenschwere Torlinienszene gab den Ausschlag für eine technische Unterstützung für die Schiedsrichter. Am Turnier in Brasilien kommt nun zum ersten Mal in der Geschichte der Weltmeisterschaft eine Torlinientechnik zum Einsatz.


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60 Prozent der Mitarbeiter sind Entwickler. Die Tätigkeiten der Photonfocus, beschränken sich auf Entwicklung und Design, Programmierung, Zusammenbauen und Testen. Die einzelnen Teile werden nach dem Design der Schwyzer aus der ganzen Welt angeliefert. Die hochtechnologischen Materialien setzen ein weltweites Distributorennetzwerk voraus.

Innerhalb einer Sekunde sendet das System das entscheidende Signal auf eine spezielle Schiedsrichteruhr

Fotos: zVg

Fehlentscheide über Tor oder nicht Tor können so zukünftig ausgeschlossen werden. 14 Augen für den Unparteiischen Insgesamt 14 Kameras sind in jedem der zwölf Stadien installiert, sieben für jedes Tor. Aus verschiedenen Winkeln wird die sieben Meter und 32 Zentimeter lange Torlinie ununterbrochen überwacht. Sobald der Ball in den Strafraum eindringt wird das Spielgerät vom System erfasst und in Echtzeit verfolgt. Mit bis zu 500 Bildern pro Sekunde werden die Spielszenen erfasst. In weniger als einer Sekunde sendet das System dem Schiedsrichter ein Signal auf eine spezielle Armbanduhr. Ein weiterer Mehrwert entsteht für den TV-Nutzer. Dank der neuen Technologie können in kürzester Zeit hochwertige Wiederholungen inklusive aufschlussreicher 3D-Animation erstellt und dem Zuschauer präsentiert werden. Das System stammt von der deutschen Firma «GoalControl», einem Spezialisten für bildliche Echtzeitanalysen. Die Kameras, das Herzstück des Systems, wurden jedoch in der Schweiz entwickelt und zusammengebaut. Die Firma Photonfocus AG aus Lachen, Schwyz, konnte diesen prestigeträchtigen Auftrag an Land ziehen. «Natürlich sind wir sehr stolz, den Zuschlag von «GoalControl» erhalten zu haben. Oftmals wissen wir nicht, in welchen Situationen unsere Kameras eingesetzt werden. In diesem Fall ist es die grösste Bühne der Welt. Jeder unserer Mitarbeiter kann die Einsätze der Kameras verfolgen», sagt Produktionsleiter Roger Schuchter. Gegründet wurde das Unternehmen 2001 als Spin-Off am CSEM, dem Schweizerischen Zentrum für Elektronik und Mikrotechnologie in Zürich. Die Firma ist schlank organisiert und beschäftigt heute zehn Mitarbeiter.

Eins steht zumindest fest: An der diesjährigen Weltmeisterschaft in Brasilien wird kein Spiel ohne Schweizer Beteiligung stattfinden.

Bis ins Weltall Die Einsatzfelder der Photonfocus-Kameras könnten vielfältiger nicht sein. Neben der industriellen Bildverarbeitung bei Qualitäts- oder Messkontrollen und der Verkehrsüberwachung finden sich die Produkte in den Bereichen Sicherheitskontrolle, Forschung oder Gesundheit. Im Sport konnten die Zentralschweizer laut Schuchter schon Erfahrungen in den verschiedensten Disziplinen sammeln. Ein relativ neues Produktfeld ist die Kameratechnik für Hollywoods 3D-Animationsfilme. Kameratechnik von Photonfocus wird sogar im Weltraum eingesetzt. «Unsere Stärke liegt in der grossen Flexibilität, die wir mit unserem Entwicklerteam gewährleisten können. Je nach Anwendung programmieren wir unseren Kunden individuell angepasste Kameralösungen», sagt Schuchter. Bekannt wurde Photonfocus in erster Linie mit der «LinLog»-Technologie. Das System wirkt einem gängigen Fotografieproblem entgegen. Eine helle Lichtquelle verunmöglicht oftmals ein klares Bild und verdeckt das eigentliche Motiv. Mit dem entwickelten «LinLog»-Verfahren wird die Lichtsättigung reguliert und unkenntliche Bilder werden verhindert. Das Verfahren wird beispielsweise bei der Überwachung von Autobahntunnels, wo an Einund Ausgängen blendende Lichtquellen entstehen, in der industriellen Bildverarbeitung bei Schweissprozessen oder Laserstrahlmessungen eingesetzt. Die Technologie wurde bereits mehrfach international ausgezeichnet. «Dieses Verfahren hat uns gross gemacht. Heute gibt es auch weitere Techniken», sagt Schuchter. Die Schweiz ist sicher im Finale Die Torlinientechnik ist nicht die einzige innovative Neuerung für Schiedsrichter: Zur Markierung von Mindestabständen bei Freistössen wird ein Spray eingesetzt, mit dem der Schiedsrichter eine Linie am Boden macht. So soll verhindert werden, dass der Abstand unauffällig verkürzt, oder der Ball durch den ausführenden Spieler nochmals nach vorne verschoben werden kann. Die Fifa nimmt mit dieser offenen Haltung zu Neuerungen im Regelwerk eine internationale Vorreiterrolle ein. Der deutsche Fussballbund (DFB) erteilte der Torlinientechnologie unlängst eine klare Absage. Über die Einführung im europäischen Klubfussball im Rahmen der internationalen Wettbewerbe Champions und Europa League wird noch entschieden. Ein positiver Entscheid wäre auch für Photonfocus erfreulich. Mit seiner Leistung für das System von GoalControl hat sich das Unternehmen eine hervorragende Ausgangslage geschaffen und dürfte als Kameralieferant in der Pole-Position stehen, wenn es um weitere Einsatzmöglichkeiten des Systems geht. Den Härtetest hat das System bereits bestanden. Im Spiel Frankreich gegen Honduras zog der Franzose Karim Benzema nicht nur die Augen der Zuschauer, sondern auch die der Tor-Kameras auf sich, als nach seiner Direktabnahme nicht eindeutig zu erkennen war, ob sich der Ball hinter der Linie befand. Die Technik entschied auf Tor und lag damit richtig. Eins steht zumindest fest: An der diesjährigen Weltmeisterschaft in Brasilien wird kein Spiel ohne Schweizer Beteiligung stattfinden. Übrigens, schon beim berühmten Wembley-Tor hatte ein Schweizer seine Finger im Spiel: Der Schiedsrichter im Finale von 1966 hiess Gottfried Dienst und war Schweizer.


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STOLL GIROFLEX AG

Ein Stuhl geht um die Welt Der erste Bürostuhl mit Drehfunktion wurde 1926 in Koblenz erfunden. Heute ist die Stoll Giroflex AG auf ergonomisches Sitzen am Arbeitsplatz spezialisiert – und exportiert in die ganze Welt.

TEXT LUKAS STUDER

Die Besucher von René Walpen sitzen bequem. Nicht nur sein eigener Bürostuhl, auch die Besucherstühle sind komfortabel und ergonomisch unbedenklich. Kein Wunder: Walpen ist schliesslich CEO der Stoll Giroflex AG, einer Produzentin von hochwertigen Stühlen für die Arbeitswelt. Das Unternehmen operiert von Koblenz im Kanton Aargau aus. Hier arbeiten auch die meisten der rund 300 Mitar-

beiter, weitere sind in Niederlassungen in ganz Europa beschäftigt. Länder wie Brasilien oder Japan beliefert Giroflex über Lizenznehmer. Walpens Büro ist die Schaltzentrale des weltweit tätigen Unternehmens. Weil «wichtige Entscheidungen im Sitzen getroffen werden», wie es bei Giroflex heisst, wäre an der Bestuhlung am falschen Ort gespart. Pioniere und Exporteure Die Stolls sind Pioniere im Bau von Bürostühlen. Albert Stoll gründet 1872 eine Stuhlfabrik in Koblenz und beginnt, Bugholzstühle für Cafés, Hotels oder Läden herzustellen. Sein gleichnamiger Sohn setzt ab 1919 den Fokus auf die Produktion von Bürostühlen. Die Pionierleistung der Stolls besteht in der Erfindung des «Federdrehs»: 1926 patentiert Albert Stoll II. den ersten Bürostuhl mit einer Drehmechanik. Der Stuhl liess sich damit in alle Richtungen drehen. Vorerst wird das Patent nur regional angemeldet. Der Schritt ins Ausland folgt erst, als Europa den Zweiten Weltkrieg hinter sich gelassen hat. 1949 steigt das Koblenzer Unternehmen bei einer Firma in Belgien ein, bald darauf folgt der Markteintritt in Brasilien über einen Lizenznehmer. Unterdessen vertreibt die Familie Stoll die Sitzmöbel unter der Marke «giroflex». In Brasilien wird «giroflex» zu einem der bekanntesten Markennamen für Büromöbel; manch ein Brasilianer benutzt das Wort als Synonym für Bürostuhl. In den besten Zeiten beschäftigt ein Lizenznehmer in Südamerika rund 1000 Mitarbeiter. Die Erfolgsgeschichte in Brasilien ergab sich aus Zufall. Der Auslöser waren Personen, die mit Giroflex in gutem Kontakt standen. Und nicht ein strategischer Entscheid, etwa aufgrund einer Analyse des Potenzials verschiedener Exportziele. Im Gegenteil: Gerade die Märkte in Brasilien und Japan versprachen zu Beginn eher wenig Erfolg. Doch man wagte es, weil eine Person vor Ort vom Produkt überzeugt war – und es funktionierte. «Die persönliche Beziehung und ein gemeinsames Ziel sind nach unserer Exporterfahrung die entscheidenden Faktoren», sagt Bernard Eiholzer, seit 28 Jahren Leiter Sales International bei Stoll Giroflex. Heute hat Stoll Giroflex neben Belgien auch Niederlassungen in Deutschland, Frankreich und Holland, Lizenzen verkauft es nach Brasilien und Japan. Sich zum Werkplatz Schweiz bekennen Seit 1977 ist Giroflex nicht mehr im Besitz der Familie Stoll. Das Unternehmen ging durch ein Management-Buyout über auf Urs Forster und Erwin Hort, die bis heute je 50 Prozent der Firma halten, die operative Führung aber abgegeben haben. Am Bekenntnis zum Werkplatz Schweiz hat das wenig geändert. «Die Inhaber stehen zum Standort Schweiz», sagt CEO René Walpen. Viele Teile stellt Giroflex gleich in Koblenz her, bei zugekauften Teilen setzt man vorwiegend auf Schweizer Zulieferer. Insgesamt bleiben rund 70 Prozent der Wertschöpfung im Inland. Den Kunststoff für die Stühle liefert etwa die Espisa AG in Koblenz, eine Tochter der Giroflex Holding. «Wenn ein Produktionsschritt ausgelagert nicht mindestens zehn Prozent günstiger ist, erledigen wir ihn intern», sagt Walpen. So viel lässt sich Giroflex die Standortsiche-

STOLL GIROFLEX AG Sitz: Koblenz AG Niederlassungen: Belgien, Frankreich, Deutschland, Holland Produkt: ergonomische Drehstühle, Konferenzstühle und Besucherstühle Besitzverhältnisse: inhabergeführt Mitarbeiter: rund 300 Umsatz: Keine Angabe


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rung also kosten – und die Kontrolle über den Produktionsprozess. Letztere wirkt sich direkt auf die Qualität aus: Nach eigenen Angaben bestehen 99,7 Prozent der Stühle die Endkontrolle. «Ohne die Leidenschaft unserer Mitarbeiter für beste Qualität und den diesbezüglich optimierten Produktionsprozess könnten wir unser Qualitätsversprechen nicht halten – und nicht mehr zu den gegebenen Lohnund Stückkosten in der Schweiz produzieren», sagt Walpen. Obwohl die Firma nahe an Deutschland liege, zahle sie auch den Grenzgängern Schweizer Löhne. Als Exporteur hat auch Giroflex die Wirtschaftskrise gespürt. Der tiefere Wechselkurs zwang das Unternehmen zu einer «Fitness-Kur», wie Walpen sagt: «Wir mussten effizienter produzieren und nachhaltiger mit den Ressourcen umgehen.» Heute hat das Unternehmen tiefere Produktionskosten und bietet zudem neue Produkte in einem tieferen Preissegment an. Aber auch jetzt, wo sich die Wirtschaftslage wieder aufhellt, plagen das Unternehmen zwei strukturelle Probleme auf dem europäischen Binnenmarkt: In Europa haben die Firmen die Ausgaben pro Arbeitsplatz massiv reduziert, darunter fallen auch die Sitzmöbel. Ausserdem nimmt die Zahl an Arbeitsplätzen pro Mitarbeiter ab, weil sich Konzepte mit flexiblen Arbeitsplätzen häufen. Ergonomie am Arbeitsplatz Veränderungen sind immer Chance und Risiko zugleich. Unternehmerisch zu denken heisst für die Stoll Giroflex, sich nicht damit abzufinden, weniger Stühle zu verkaufen. Vielmehr ergeben sich in der veränderten Arbeitswelt Möglichkeiten, zum Beispiel im Bereich «soft seating». Immer mehr Unternehmen verabschieden sich von fixen Arbeitsplätzen und schaffen im Gegenzug Arbeitsraum für ihre Mitarbeiter, der flexibel genutzt werden soll. Plötzlich verdrängen – im Extremfall – Sitzkissen, Hängematten und Schaukeln den bewährten Bürostuhl. «Hier sehen wir ein grosses Potenzial für ergonomische Lösungen», sagt Walpen. Diese Trends versucht Giroflex aufzunehmen. Beim Thema Ergonomie arbeitet man mit ETH-Spin-offs oder

Die Bürostühle von Stoll Giroflex werden in Koblenz hergestellt. Eine effiziente Mischung aus Handarbeit . . .

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anderen Unternehmen zusammen. Mit Fachhochschulen wird im Bereich Material geforscht: Denkbare Innovationen wären Stühle aus Stoffen, die kühlen oder Lärm absorbieren. Die nächste Innovation kommt bald: «Im Herbst werden wir ein Produkt vorstellen, das sich an die körperlichen Begebenheiten verschiedener Personen anpasst», sagt Walpen. Denn derselbe Bürostuhl wird heute oft nicht nur von einem Mitarbeiter genutzt. Ein weiteres Feld tut sich bei bestimmten Berufsgruppen auf: Uhrmacher oder Zahnärzte stellen spezifische Bedürfnisse an ihre Sitzgeräte. Nicht nur zahlungskräftige Konzerne, Banken oder Versicherungen kaufen bei Giroflex ein. Beispielsweise sind Migros-Kassen mit Koblenzer Stühlen ausgerüstet. Viele Unternehmen entscheiden sich für eine ergonomische Lösung, weil die Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter dadurch steigt, diese zum Beispiel weniger krank werden. Die lange Lebensdauer der Sitzmöbel kann die Investition auf Dauer ebenfalls bezahlt machen; es kommt vor, dass Unternehmen ihre 20-jährigen Giroflex-Stühle lediglich neu beziehen lassen müssen. Mehr Marktnähe und Innovationen Künftig will Giroflex schneller auf veränderte Kundenbedürfnisse reagieren. «Wir wollen die Time-to-Market senken», sagt CEO Walpen. Die Zeit also, die Giroflex für die Entwicklung neuer Produkte braucht, bis sie vermarktet werden. Bisher habe vor allem die Entwicklungs-Abteilung gute Ideen geliefert. «Weil der Markt schneller geworden ist, müssen wir heute die Inputs von aussen besser aufnehmen», sagt er. Dazu wolle das Unternehmen den Innovationsprozess verstärken, um näher am Markt zu sein und mehr Innovationen hervorzubringen. Das alles dient nebenbei einem weiteren Ziel: der Förderung des Werkplatzes Schweiz.

. . . und maschineller Fertigung führt zur hohen Qualität der Sitzmöbel aus dem Aargau. Fotos: zVg/Giroflex


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UZ l MANAGEMENT

Zwei Freundinnen, ein Unternehmen: Catherin Pümpin (links) und Tina Habicht führen die Ladenkette Cachet.

UZ-SERIE: FRAUEN IM MANAGEMENT

Alles nach Plan Vor drei Jahren übernahmen Catherine Pümpin und Tina Habicht die Ladenkette Cachet. Sie haben das angeschlagene Unternehmen saniert und sein Sortiment noch stärker auf bezahlbare Einzelstücke ausgerichtet.

TEXT MANUELA PAGANINI

«Dass wir zusammen einmal eine Firma übernehmen würden, war relativ bald klar», erzählt Tina Habicht. Aber dass es gerade Cachet wurde, sei ein glücklicher Zufall gewesen. Die Freundinnen haben Betriebswirtschaft an der Universität St. Gallen studiert. Den Kontakt haben sie auch nach dem Studium noch aufrechterhalten, während sie in leitende Funktionen in der Wirtschaft aufstiegen: Pümpin in der Finanzindustrie, Habicht im Detailhandel. 2011 wies ein Unternehmensberater, mit dem Habicht

Foto: zVg

zusammenarbeitete, sie auf ein Unternehmen hin; in der Schweiz beheimatet, mehr als 50 Jahre alt, Schwerpunkt auf Geschenkartikel aus Südostasien. 25 Jahre lang hatte der damalige Inhaber Cachet geführt. Aber von ehemals 20 Filialen hatte er nun innerhalb von kurzer Zeit sieben schliessen müssen. Für ihn wäre ein Verkauf die beste Lösung gewesen. Die Gelegenheit war für die zwei Freundinnen ideal. Nachdem sie in ihrem Berufsleben schon viele Geschäftsübernahmen begleitet hatten, waren nun sie die Käuferinnen. Die grösste Herausforderung der Übernahme war, ihren Vorgänger zu überzeugen, dass sie die Richtigen für die Nachfolge waren. «Wir mussten aufzeigen, was wir alles ändern würden. Entscheidend aber war am Ende wohl unsere Leidenschaft für die Sache», meint Pümpin. Einkaufen bei den Herstellern Achtmal im Jahr reist Catherine Pümpin in die Herkunftsländer ihrer Waren und wählt vor Ort die Verkaufsartikel aus. Sechs Monate später stehen diese im Regal. «Wir arbeiten fast ausschliesslich ohne Zwischenhändler», erzählt Pümpin. Das helfe, die Preise günstig zu halten und zugleich kleine Hersteller zu unterstützen. Nachhaltigkeit hat einen höheren Stellenwert erhalten, seit die beiden Geschäftsführerinnen im Amt sind. Ein Teil der Verkaufsartikel ist zertifiziert, andere Hersteller jedoch seien zu klein, um sich eine solche Prüfung leisten zu kön-


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nen. Hinzu kommt, dass die Kundschaft zwar faire Produkte wünsche, aber oft nicht bereit sei, den Aufpreis dafür zu bezahlen. Cachet setzt trotzdem auf Einzelstücke statt Massenware. «Solange wir aber die Produktion vor Ort kennen und den Herstellern einen fairen Preis bezahlen, ermöglichen wir auch kleinen traditionellen Handwerksbetrieben den wertvollen Zugang zum internationalen Markt.», sagt Habicht. «Der Marchendruck wird grösser, zugleich werden die Mieten für gute Geschäftslokale höher. Nur wer sein Unternehmen gewinnorientiert führt und ein durchdachtes Konzept anbietet, kann sich am Markt behaupten», sagt Pümpin. Wende mit Umsicht «Anfangs sind wir mit grossen Erwartungen gekommen, wie wir alles umkrempeln könnten», erzählt Habicht, «aber wir merkten bald, dass die Kundschaft ihre Vorlieben hat, die sich nicht einfach so ändern lassen». Teelichter, Sommerkleider, Schmuck, Kissen und Möbel sind noch immer der Kern des Geschäfts. Räucherstäbchen und Duftkerzen gehören ebenso dazu, ihr Duft gehört zum Konzept der Kette. Einen Feinschliff hingegen hatte das Konzept dringend nötig: «Eigentlich haben wir einen Turnaround vollzogen», sagt Pümpin. Die Freundinnen entschlackten die Firma, sowohl das Personal als auch den Ablauf der Prozesse. Sie kauften kleinere Stückzahlen bei den Lieferanten ein und wechselten die Auslage öfter als vorher üblich. «50 Pro-

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zent unserer Kundschaft sind Stammkunden, die mehr als einmal im Monat unsere Läden besuchen. Für sie lohnt es sich besonders, immer wieder etwas Neues anzubieten», sagt Habicht. Seit der Übernahme ist ein neues Verkaufslokal hinzugekommen. Ziel ist, ab jetzt jedes Jahr eine neue Filiale zu eröffnen, sagt Pümpin: «Erst wollten wir das Geschäft kennenlernen und die bestehenden Ladenflächen optimieren. Jetzt, wo die Firma gesund ist, wollen wir nachhaltig wachsen.» Alte und neue Führungsvorstellungen Im Allgemeinen schätzen die Mitarbeiter den Führungswechsel, sagt Habicht. Ihr Vorgänger habe sich eher als Patron verstanden, sie und Pümpin gingen auf die Mitarbeiter ein, sagt sie. Die Angestellten haben mehr Gestaltungsfreiraum, müssen aber auch mehr Eigeninitiative zeigen. «Indem wir unsere Mitarbeiter in Entscheidungen einbinden, können wir näher an den Kunden sein. Wir entdecken Kundenbedürfnisse schneller und können gezielt regionale Anpassungen vornehmen. Nicht allen hat der neue Führungsstil gefallen. Manche Angestellte mochten es, dass man ihnen sagte, was sie zu tun hatten. Aber jetzt haben wir unser Team so zusammen, wie wir es gerne hätten. Seit sie ihre eigene Firma führen, sind Habicht und Pümpin etwas flexibler in ihrem Tagesablauf als zuvor, aber gross ist der Unterschied nicht: «Ein eigenes Unternehmen zu führen, heisst grossen persönlichen Einsatz zu leisten»

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UNTERNEHMER BONUS Eine Firmenauskunft (Risiko-Analyse) nach Wahl des Wirtschaftsauskunftsdienstes Bisnode (früher Dun & Bradstreet) im Wert von CHF 45.– bei Bestellung eines Jahres-Abonnements der UnternehmerZeitung für CHF 54.– oder Drei Firmenauskünfte (Risiko-Analysen, Wert total CHF 135.–) von Bisnode, bei Bestellung eines Zwei-Jahres-Abonnements der UnternehmerZeitung für CHF 96.–. Informieren Sie sich über neue Kunden, Lieferanten und Ihre Konkurrenz. Schützen Sie sich vor schlechten Zahlern und profitieren Sie vom Informationsvorsprung. Mehr Infos zu den Wirtschaftsauskünften von Bisnode auf www.monetas.ch/risikoanalyse

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UZ l MANAGEMENT

PROFESSIONELLE GEBÄUDEREINIGUNG

Für einen gesunden Arbeitsplatz Büros sind ein Paradies für Bakterien, Viren und Pilze: Angestellte verbringen ihre Arbeitszeit in einer Brutstätte für Keime. Zwar stirbt aufgrund mangelnder Bürohygiene niemand – krankheitsbedingte Arbeitsausfälle und Schäden am Inventar können ein Unternehmen jedoch auf die Dauer teuer zu stehen kommen.

TEXT WILLI STÄHLI

Ein Forscherteam der Universität Oregon untersuchte kürzlich 155 Arbeitsräume und identifizierte dabei mehr als 30 000 verschiedene Arten von Bakterien. Ein Grossteil dieser Bakterien ist harmlos, da sie Teil der menschlichen Haut- und Schleimhautflora von Mund und Nase sind. Daneben wurde jedoch auch eine überraschend hohe Zahl an Keimen gefunden, die aus dem menschlichen Verdauungstrakt stammte. Vom Bakterienbefall vor allem betroffen sind Geräte, die von mehreren Menschen benutzt werden wie etwa Telefone, Tastaturen, Kaffeemaschinen und Türklinken. Da die Menschen im Schnitt alle vier Minuten mit ihren Händen ihr Gesicht berühren und die Krankheitserreger von dort über die Schleimhäute der Nase und des Mundes in den ganzen Körper gelangen, ist die Gefahr einer Ansteckung mit einem krankheitserregenden Keim gross.

Fotos: zVg

Professionelle Reinigung als Teil des Gesundheitsmanagements Während sich das klassische betriebliche Gesundheitsmanagement vor allem auf die Bereiche Ergonomie, Stressmanagement, Work-Life-Balance und Burnout fokussiert, wird die Hygiene am Arbeitsplatz oft zu wenig thematisiert. Doch

gerade Sauberkeit und Hygiene tragen einen wichtigen Teil zu einem angenehmen und gesunden Arbeitsklima bei. Ein sauberer Arbeitsplatz fördert nicht nur die Mitarbeitermotivation, sondern führt auch zu erhöhter Produktivität und ganz wichtig: zu einer Senkung der Absenzen und der damit verbundenen Kosten. Die Unternehmen würden darum gut daran tun, die professionelle Reinigung ihrer Büroräumlichkeiten nicht nur auf ein Minimum zu beschränken. Geschultes Reinigungspersonal Schmutzige Finger und Handflächen sind die grössten Überträger von Millionen Bakterien und Viren. Gerade, aber nicht nur in der Erkältungszeit ist es darum sinnvoll, ein besonderes Augenmerk auf die Hygiene am Arbeitsplatz zu legen. Dabei ist vor allem der Fachmann gefragt, denn professionelles Reinigen will gelernt sein. Für einen sauberen und keimfreien Arbeitsplatz muss das Reinigungspersonal nicht nur die richtigen Reinigungsmittel und -materialien verwenden, sondern diese auch in der korrekten Dosierung und Handhabung anwenden. Reinigungsarbeiten müssen dabei so durchgeführt werden, dass es nicht zu einer Erhöhung der Keimzahl und damit zu einer Verteilung krankheitserregenden Mikroorganismen kommt. Hierbei muss auf die zu reinigende Ober-

fläche (rau, glatt, Holz, Keramik, PVC und so weiter) Rücksicht genommen und Putzeimer und andere Behälter sowie die verwendeten Tücher und Wischbezüge müssen nach Abschluss der Reinigung gründlich gereinigt werden. Ansonsten können diese Gegenstände schnell zu einer Brutstätte für Keime werden und jegliche Reinigung wird kontraproduktiv. Professionell geschultes Reinigungspersonal ist diesbezüglich entsprechend instruiert und sensibilisiert. Darum lohnt es sich für ein Unternehmen doppelt, bei der Vergabe von Reinigungsaufträgen neben den Faktoren Preis und Leistung auch Wert darauf zu legen, dass die ausführenden Reinigungsfachkräfte professionell ausgebildet sind. Denn nur so kann sichergestellt werden, dass die eigenen Mitarbeiter von einem sauberen und hygienischen Arbeitsplatz profitieren und damit gleichzeitig die betriebseigenen Absenzen verringert werden.

DER AUTOR

Willi Stähli ist Ausbildungsleiter des Verbandes Schweizer ReinigungsUnternehmen Allpura.


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UZ l MANAGEMENT

MARKE DES MONATS: RIVELLA CLIQ

Kick dank Cliq für die Traditionsmarke VON STEFAN VOGLER

STEFAN VOGLER Der Autor berichtet über die aktuelle Markenführung einer grossen oder kleinen, globalen, nationalen oder lokalen, altbewährten, aufgefrischten oder neuen Marke. www.markenexperte.ch

Marke des Monats im Juli/August 2014: www.rivella-cliq.ch

Ich entstamme einem «Rivella-Haushalt». Was bedeutet das? Rivella Rot war der erste Softdrink, der als gesund galt – dank des Milchserums. So kam es, dass das heimische Rivella neben Hahnenburger, Mineralwasser und Apfelsaft trotz viel Zucker das einzige Getränk war, das ich als Kind mit dem Segen meiner gesundheitsbewussten Mutter trinken durfte. Schon früh lancierte Rivella dann das künstlich gesüsste Rivella Blau. Damit war selbst der böse Zucker aus meinem Getränkeset verdammt und seit der Lancierung von Rivella Grün zählt auch das dritte im Bunde zu meinen bevorzugten Erfrischungsgetränken.

Rivella wurde 1952 durch den Pionier Dr. Robert Barth eingeführt. Seine Erfolgsgeschichte mit den vielen Sportlern, die Rivella trinken, kennen Sie. Selbst die gescheiterten Expansionsversuche, unter anderem mit Rivella Gelb, konnten dem starken Swiss Brand nichts anhaben. Und der Markenstreit mit der Migros in Sachen Mivella war im Grunde ein grosses Kompliment an das Unternehmen aus Rothrist. Heute trinken die Schweizer genau so oft Rivella wie damals. Wie alle Traditionsmarken benötigte auch Rivella einen innovativen Kick. Mit dem im Mai 2014 lancierten CLIQ hat Rivella in

der Tat einen neuen Weg beschritten. Das neue Produkt mit Rhabarber- und Pfirsich-Geschmack wurde aus über 800 Konsumenten-Ideen entwickelt und extensiv getestet. Die sozialen Medien wurden im Vorfeld der breiten Lancierung geschickt genutzt. Diese innovative Art des Produktmanagements und der Markenführung diente aber nicht nur den Getränken unter der neuen Submarke CLIQ , sondern wird sich auch positiv auf die Dachmarke auswirken. Die Ausdehnung des bewährten Erfolgsrezeptes um weitere Farben wäre auf der Hand gelegen. Anstelle von Rivella CLIQ hätte man zum Beispiel

Rivella Pink und Rivella Orange lancieren können. Mit «line extension» alleine würde der innovative Kick Richtung life-style aber fehlen und statt sich auf den Lorbeeren auszuruhen, hat Rivella Gas gegeben. Der erfrischende Marken-Kick durch CLIQ wird nicht ausbleiben: Bei den für SoftDrinks besonders attraktiven Zielgruppen der 18- bis 29-Jährigen lag Rivella schon letztes Jahr auf dem siebten Platz und bei den 30- bis 49-Jährigen auf dem achten Rang des «BrandAsset Valuator» von Young & Rubicam. Gut möglich, dass die Marke im Ranking 2015 weiter vorne liegen wird, weil sie CLIQ sei dank noch mehr Wert ist als heute.

Promotion

E N E R GY S E LE C T

Die Grundversorgung ist zu teuer Die tiefen Preise an den Strombörsen beleben den Wettbewerb im Schweizer Energiemarkt. Vor allem Unternehmen profitieren vom Preiskampf der Energielieferanten. Die Bereitschaft von kleinen und grossen Unternehmen, ihren Stromlieferant zu wechseln, ist in den letzten Jahren stark gestiegen.

Gemäss ElCom hat sich die Zahl aller Schweizer Unternehmen, die von einem Marktangebot profitieren, gegenüber dem Vorjahr verdoppelt und ist auf 27 Prozent angewachsen. Ebenfalls verdoppelt hat sich die frei gehandelte Strommenge. Sie macht jetzt 47 Prozent aus. Grossunternehmen wie die Migros oder Coop haben das Sparpotenzial der

der befürchten, dass der Wechsel des Stromanbieters kompliziert ist», so Keller. «Zu Unrecht – der Wechsel zu uns beispielsweise ist mit wenigen Mausklicks erledigt und macht sich finanziell bezahlt: Kunden, die zu uns wechseln, sparen bis zu 40 Prozent an Energiekosten.»

Marcel Schmucki ist Geschäftsführer der Schmucki Handels AG und bezieht über Swisspower Energy Strom vom freien Markt – seine Liegenschaften und Betriebe merken den Unterschied nicht, Schmucki nur im Portemonnaie.

Strommarktliberalisierung längst erkannt und sparen Kosten im sechsstelligen Bereich. Kleine und mittlere

Unternehmen zögern noch oft, obwohl sie bei einem Wechsel des Energielieferanten Geld sparen wür-

den. Fredi Keller, CEO von Swisspower Energy, verfolgt diese Entwicklung schon lange: «Viele KMU-Entschei-

Drei Jahre Strom zum günstigen Fixpreis Unter den Energiedienstleistern ist man parat: Firmen wie Swisspower Energy haben sich für die grosse Nachfrage gerüstet und ihr Angebot für KMU stark ausgebaut. Mit Online-Preisrechnern können KMU beispielsweise ganz einfach ihr Sparpotenzial für die nächsten drei Jahre berechnen. Vor allem für Unternehmen der Industrie, Hotellerie, Gastronomie und für Firmen mit Kühlanlagen und Dauerbetrieb sind die Angebote spannend.


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UZ l RECHT

NACHFOLGEPLANUNG

Tücken der familieninternen

Die Mitwirkungsrechte eines querulatorischen Pflichtteilserben können für den Erbgang beschnitten werden.

Die erfolgreiche Übergabe von Familienunternehmen an die nächste Generation ist eine Herausforderung, sie kann den Familienfrieden nachhaltig stören. Manchmal missbraucht ein Pflichtteilserbe seine starke erbrechtliche Position zum Nachteil der gesamten Nachfolgelösung. Wer das vermeiden will, kann dessen Rechte frühzeitig beschneiden – und ihn zum «virtuellen Erben» degradieren.

TEXT PIUS BUMANN

Foto: BilderBox.com

Im schweizerischen Erbrecht wird dem Grundsatz der Gleichbehandlung der Nachkommen ein hoher Stellenwert beigemessen. Zusätzlich werden die Nachkommen durch weitgehende Pflichtteilsrechte geschützt. Schliesslich wird den jeweiligen Miterben eine starke Stellung im Erbgang eingeräumt. Sie werden unter anderem Gesamteigentümer des Nachlassvermögens und damit auch eines im Nachlass befindlichen Familienunternehmens. Diese Form der Eigentümerstellung bewirkt, dass nur alle Miterben gemeinsam über die Nachlassvermögenswerte verfügen dürfen. Die Miterben sind somit faktisch mit einem Vetorecht ausgestattet. Weiter steht jedem Miterben ein

jederzeitiger, gerichtlich durchsetzbarer Teilungsanspruch zu, wodurch die übrigen Miterben zusätzlich unter Druck gesetzt werden können. Diese Schutzmechanismen zu Gunsten sämtlicher Miterben erscheinen grundsätzlich angemessen, können sich jedoch im Falle eines querulatorischen Mitglieds der Erbengemeinschaft kontraproduktiv auswirken. Das diesbezügliche erbrechtliche Instrumentarium stellt nämlich einem querulatorisch veranlagten Nachkommen im Erbgang wirksame Schikanemöglichkeiten zur Verfügung. Er kann seinem zum Nachfolger im Familienunternehmen erkorenen Geschwisterteil unnötig Steine in den Weg legen, um vermeintlich erlittenes Unrecht wiedergutzumachen.


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UZ

Unternehmensnachfolge Der abtretende Unternehmer und zukßnftige Erblasser tut folglich gut daran, zeitig erbrechtliche Vorkehrungen zu treffen. Optimal ist, wenn alle pflichtteilsgeschßtzten Familienmitglieder in eine umfassende NachfolgelÜsung miteingebunden werden kÜnnen, erfolgt diese noch zu Lebzeiten oder erst auf den Zeitpunkt des Hinschieds des bisherigen Unternehmers. Aber gerade in den Fällen, in denen ein querulatorisch veranlagter Nachkomme, ein sogenanntes schwarzes Schaf der Familie, involviert ist, kann eine gemeinsame Nachfolgeregelung häufig nicht realisiert werden. Der virtuelle Erbe Unter anderem besteht in solchen Fällen in der Praxis die MÜglichkeit, seinem familieninternen Nachfolger auf die nachfolgende Weise gewisse Vorteile zu verschaffen. Der abtretende Unternehmer und zukßnftige Erblasser kann mittels Verfßgung von Todes wegen einem querulatorisch veranlagten Nachkommen dessen Erbenstellung entziehen. Weiter kann er ihn bei Bedarf auf den Pflichtteil setzen und ihm seine Pflichtteilsquote am Nachlass mittels eines Vermächtnisses zuwenden. Ein auf diese Weise beschnittener Pflichtteilserbe gilt nach heute herrschender Auffassung als sogenannter virtueller Erbe. Grundsätzlich kommt ihm im Erbgang keine Erbenstellung zu. Er muss sich diese zuerst fristgerecht vor Gericht erkämpfen. Bis zu diesem Zeitpunkt ist der virtuelle Erbe nicht berechtigt, bezßglich der Verwaltung und Verfßgung ßber NachlassvermÜgenswerte mitzubestimmen. Er darf in dieser Rechtsposition auch keine Erbteilungsklage anstrengen. Mittels dieses Nachlassplanungsmittels kÜnnen dem Pflichtteilserben somit mehrere Hßrden in den Weg gelegt werden. Einerseits darf er die relativ kurze Anfechtungsfrist von einem Jahr nicht verpassen, was einem nachlässigen Pflichtteilserben durchaus passieren kÜnnte. Andererseits ist dem virtuellen Erben der Zugang zum Gericht zur Erstreitung seiner Erbenstellung dauerhaft verbaut, sofern ihm sein Pflichtteil entweder als Vermächtnis oder

bereits durch unentgeltliche lebzeitige Zuwendungen des zukĂźnftigen Erblassers ausgerichtet worden ist. Der auf diese Weise befriedigte Nachkomme hat nämlich seinen Pflichtteil ÂŤdem Werte nachÂť erhalten, was von der Rechtsprechung und der herrschenden Rechtsauffassung als ausreichend betrachtet wird. Einfaches und effizientes Mittel Ein ÂŤvirtueller ErbeÂť kann folglich seiner Mitwirkungsrechte – insbesondere seines Vetorechts – sowie seines jederzeitigen Teilungsanspruchs vorderhand, unter Umständen sogar dauerhaft, verlustig gehen. Nach der neusten Rechtsprechung des Bundesgerichts hat dies jedoch keinen Einfluss auf die Berechtigung des ÂŤvirtuellen ErbenÂť, innert der Einjahresfrist die Erstellung eines sogenannten Sicherungsinventars zu verlangen. Eine solche RĂźckbindung eines querulatorisch veranlagten Nachkommens kann oftmals einer effizienten Erbteilung äusserst zuträglich sein. Zudem ist der ÂŤvirtuelle ErbeÂť nach gängiger Praxis auf dem fĂźr die Erbteilung wichtigen Erbschein nicht aufzufĂźhren, was eine reibungslosere Nachlassabwicklung gewährleistet. Anderseits haftet ein Pflichtteilsberechtigter nicht fĂźr Verbindlichkeiten des Nachlasses, sofern ihm sein Pflichtteil einzig als Vermächtnis zugewendet wird. Die Ăźbrigen Erben haben diesfalls das Nachsehen und sind fĂźr solche Erbschaftsschulden alleine haftbar. Diesem Umstand ist bei der Nachlassplanung gebĂźhrend Rechnung zu tragen. Der hiervor aufgezeigte Mosaikstein fĂźr eine erfolgreiche Nachfolgeplanung vermag zwar bei weitem nicht alle Unwägbarkeiten und potenziellen Konfliktherde aus der Welt zu schaffen. Er stellt jedoch ein relativ einfaches und je nach Situation effizientes Mittel dar, um einem familieninternen Unternehmensnachfolger gegenĂźber einem querulatorisch veranlagten Geschwisterteil Vorteile zu verschaffen. Ein auf diese Weise zurĂźckgebundener Pflichtteilserbe muss nämlich von sich aus fristgerecht aktiv werden und seine Rechtspositionen proaktiv vor Gericht erstreiten.

DER AUTOR

Rechtsanwalt Pius Bumann, Fachanwalt SAV Erbrecht, ist Partner bei der Anwaltskanzlei Stiffler & Partner Rechtsanwälte in Zßrich und sowohl beratend als auch prozessierend tätig.

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UZ l NETZWERKE

BONITÄTSPRÜFUNG

Ist die Firma sauber? Wer Waren auf Rechnung liefern will, schaut sich besser den neuen Kunden etwas genauer an und prüft seine Bonität.

TEXT MICHAEL KRAMPF

Machen Sie sich von Anfang an ein möglichst klares Bild über die Zahlungsfähigkeit und die Zahlungsmoral eines neunen Kunden. Wie viel Aufwand Sie dabei betreiben sollten, hängt von der Grösse des in Aussicht stehenden Auftrags ab. Einige Basisinformationen über Ihren neuen Kunden können Sie rasch und direkt einholen: – Informieren Sie sich via Handelsregister. Am schnellsten geht das online auf www.zefix.ch. Kein gutes Zeichen sind häufige Wechsel in der Geschäftsführung oder im Verwaltungsrat, frühere Liquidationen, eine c/o-Adresse oder ein sehr weit gefasster Firmenzweck. – Das grösste Insolvenzrisiko besteht gemäss aktueller Konkursstatistik bei Firmen aus dem Gross- und Detailhandel sowie aus dem Baunebengewerbe und der Gastronomie, wenn sie als GmbH nur mit einem minimalen Grundkapital von 20 000 Franken gegründet wurden und jünger als fünf Jahre alt sind. – Schauen Sie sich die Homepage des Unternehmens an: Ist sie professionell gestaltet und gibt sie Ihnen Einblick in die Tätigkeit der Firma? Schauen Sie unter «Über uns» nach, seit wann die Firma besteht, wie sie sich über die Jahre entwickelt hat, wer dort arbeitet und ob Referenzen mit aktiven Links angegeben sind. – Suchen Sie im Internet nach Kunden, die negative Erfahrungen gemacht haben. Die Geschäftspraktiken dubioser Firmen werden oft in einschlägigen Foren diskutiert, inzwischen findet man oft auch Gruppen auf der Plattform von Facebook. Um beispielsweise Facebook-Gruppen mit Kundenerfahrungen zur Migros zu finden, geben Sie in die Google-Suchmaske Folgendes ein: Migros «schlechte Erfahrungen» site:facebook.com. Damit suchen Sie lediglich auf der Webseite von Facebook nach den genannten Schlüsselwörtern. Betreibungshandlungen überprüfen Die Bonität einer Firma prüfen Sie am

Die Bonität einer Firma prüfen Sie am besten mit Hilfe eines Betreibungsregisterauszugs

Foto: BilderBox.com

besten mit Hilfe eines Betreibungsregisterauszugs. Den beschaffen Sie sich beim Betreibungsamt am Geschäftssitz des Unternehmens. Verlangen Sie ausdrücklich einen detaillierten Auszug über die letzten fünf Jahre. Für das Gesuch verwenden Sie das Online-Formular auf www.betreibungsschalter.ch. Der Registerauszug kostet 18 Franken. Sie erhalten ihn, wenn Sie mit einem Dokument nachweisen, dass Sie mit der Firma in Vertragsverhandlungen stehen. Eine Bestellung oder eine Offerte genügt. Auf dem Auszug sind nur Betreibungen aufgeführt, die im Gebiet durchgeführt wurden, für den das Betreibungsamt zuständig ist. Hatte die Firma früher den Geschäftssitz in einem anderen Betreibungskreis, muss man die nötigen Informationen dort mit einem separaten Auskunftsbegehren einholen.

NACHSCHLAGEWERK GÜTER- UND ERBRECHT – 2. AUFLAGE Das bisherige Nachschlagewerk zu Güter- und Erbrecht ist in einer 2. Auflage erschienen, ergänzt um praxisorientierte Ausführungen zu den finanziellen Folgen bei Trennung und Scheidung sowie um eine Darstellung des neuen Erwachsenenschutzrechts, welches seit 1. Januar 2013 in Kraft ist. Auch in der 2. Auflage stehen anstelle von theoretischen Abhandlungen praktische Hinweise und Beispiele im Vordergrund. Weitere Informationen und Bestellung unter: www.unternehmerforum.ch

Der detaillierte Betreibungsregisterauszug enthält sämtliche Betreibungshandlungen über die letzten fünf Jahre. Bei jeder betriebenen Forderung ist vermerkt, in welchem Stadium sich die Betreibung befindet (zum Beispiel «Zahlungsbefehl zugestellt») und wie das Verfahren allenfalls beendet wurde (zum Beispiel «Zahlung an das Betreibungsamt»). Bei folgenden Einträgen müssen Sie vorsichtig sein: – Der Auszug enthält viele Betreibungen über kleine Beträge von verschiedenen Gläubigern. – Bei einer oder mehreren Betreibungen ist vermerkt, dass der Zahlungsbefehl nicht zugestellt werden konnte. – Die Firma wurde schon für Steuern, Mehrwertsteuer oder Sozialversicherungsbeiträge betrieben. – Bei einer oder mehreren Betreibungen wurde das Pfändungsbegehren gestellt oder der Konkurs angedroht. Tipp: Telefonieren Sie Gläubigern, welche die Firma bereits betrieben haben. Deren Name ist im Auszug verzeichnet. So erhalten Sie gratis Zusatzinformationen über die finanzielle Situation der Firma.

DER AUTOR

Michael Krampf, lic.iur. ist Rechtsanwalt, Berater und Redaktor beim Beobachter.


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NETZWERKE

AUS DEM ARBEITSRECHT

Rechte an Erfindungen und Designs VON STEFANIE MEIER-GUBSER

STEFANIE MEIER-GUBSER Die Autorin ist lic. iur. und Fürsprecherin bei Centre Patronal, Kapellenstrasse 14, Postfach 5236, 3001 Bern, +41 31 390 99 09, +41 31 390 99 03, smeier@centrepatronal.ch, www.centrepatronal.ch

Bei der Beurteilung, wem die Rechte an Arbeitnehmererfindungen und -designs gehören, spielt es eine Rolle, ob es sich um Aufgaben- oder um Gelegenheitserfindungen handelt. Bei den Aufgabenerfindungen und –designs ist das Erfinden respektive Entwickeln Teil der arbeitsvertraglichen Aufgaben (zum Beispiel der Maschineningenieur, dessen Aufgabe die Entwicklung neuer Maschinen ist.) Bei den Gelegenheitserfindungen und –designs hingegen macht der Arbeitnehmer die Erfindung zwar bei der Ausübung seiner dienstlichen Tätigkeit, aber nicht in Erfüllung seiner arbeitsvertraglichen Pflichten

Freie, arbeitsfremde Erfindungen und Designs gehören immer dem Arbeitnehmer. Foto: Bilderbox.de

(zum Beispiel der Maschinenmechaniker, der, statt immer die gleichen Reparaturen vorzunehmen, eine bessere Maschine erfindet). Unabhängig von ihrer immaterialgüterrechtlichen Schutzfähigkeit entstehen die Rechte an Aufgabenerfindungen und -designs

originär bei der Arbeitgeberin. Sie schuldet dem Arbeitnehmer dafür keine Entschädigung, es sei denn, der Arbeitsvertrag sähe dies vor. Die Rechte an Gelegenheitserfindungen hingegen entstehen beim Arbeitnehmer. Die Arbeitgeberin kann sich jedoch im Arbeitsvertrag mit einer entsprechenden schriftlichen Klausel deren Erwerb ausbedingen. In diesem Fall muss der Arbeitnehmer, der eine Gelegenheitserfindung macht oder ein Gelegenheitsdesign entwickelt, die Arbeitgeberin schriftlich informieren und den Erwerb anbieten. Eine Angebotspflicht kann sich unter Umständen auch aus der allgemeinen Treu-

pflicht ergeben. Die Arbeitgeberin muss sich dann innerhalb von sechs Monaten entscheiden, ob sie die Gelegenheitserfindung oder das Gelegenheitsdesign gegen eine angemessene Entschädigung erwerben will, oder ob sie diese dem Arbeitnehmer freigibt. Die Sechsmonatsfrist kann vertraglich verlängert oder verkürzt werden. Freie, arbeitsfremde Erfindungen und Designs schliesslich gehören immer dem Arbeitnehmer. Durch die Nutzung oder Verwertung seiner freigegebenen oder freien Erfindungen und Designs darf der Arbeitnehmer die Arbeitgeberin nicht konkurrenzieren.

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VR-Entschädigung und –Struktur in KMU

Kritische Elemente der Finanzführung

BDO Verwaltungsratsstudie 2014

Finanzkontrolle und Finanzplanung im Unternehmen

Mittwoch, 13. August 2014 ab 17.30 Uhr, Au Premier Zürich Bahnhofplatz 15, 8001 Zürich

Dienstag, 30. September 2014 ab 17.30 Uhr, Au Premier Zürich Bahnhofplatz 15, 8001 Zürich

Details und Anmeldung: www.sivg.ch – Veranstaltungen

Details und Anmeldung: www.sivg.ch – Veranstaltungen


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l Nr. 7/8 l 2014 l

UZ l PROMOTION

NACHFOLGEPLANUNG

Wann ist der richtige Zeitpunkt? In der Schweiz werden pro Jahr über 12 000 KMU mit der Nachfolgefrage konfrontiert. Für viel zu hohe 30 Prozent geht die Existenz des Unternehmens nicht weiter. Was können wir dagegen tun?

Rechtzeitige Nachfolgeplanung steht im Fokus der Stiftung KMU Next.

Fotoquelle: Bilderbox.de/zVg

Die erfolgreiche Regelung der Unternehmensnachfolge ist von grosser volkswirtschaftlicher Bedeutung, bilden doch gerade die kleinen und mittelgrossen Unternehmen das Rückgrat der schweizerischen Wirtschaft heute und in Zukunft. In Opposition zu den wirtschaftlichen Interessen der Unternehmensnachfolge stehen oftmals persönliche und emotionale Aspekt der Unternehmer. Ob bewusst oder unbewusst: Das Thema Nachfolgeplanung wird hinausgeschoben und die Übergabe des persönlichen Lebenswerkes in nachfolgende

Hände erschwert und sogar verhindert. Im Durchschnitt werden für den ganzen Prozess der Nachfolgeplanung und -regelung drei bis fünf Jahre berechnet. Zahlreiche Einflussfaktoren gilt es zu bedenken und zu berücksichtigen. Die rechtzeitige und sorgfältige Initiierung der Nachfolgeplanung bei KMU steht im Fokus der neutralen und unabhängigen Stiftung KMU Next. Als gemeinnützige Organisation bezweckt sie die Förderung eines verantwortungsvollen und nachhaltigen Unternehmertums in der Schweiz sowie

die Fortführung der Unternehmertradition. Es ist nie zu früh! Die persönliche Auseinandersetzung mit Fragestellungen zu Themen wie zum Beispiel Familie, persönliche Zielsetzungen, Unternehmensorganisation, Vorsorgeplanung, Steuern oder Finanzierung bringt nicht erst zum Zeitpunkt der Nachfolgeregelung zahlreiche Vorteile. Sie kann als persönliche Standortbestimmung und Indikator für die Weichenstellung zu jedem Zeitpunkt der Unternehmerkarriere wertvolle und entscheidende Impulse liefern.

SENSIBILISIERUNG MIT WWW.NEXTCHECK.CH Mit dem Next Check, einem onlinebasierten und anonymen Selbstevaluationstool, haben Sie die Möglichkeit, sich in Ruhe mit den wichtigsten und relevanten Fragen rund um das Thema Nachfolge auseinanderzusetzen und Ihre persönlichen Handlungsfelder im Rahmen des Nachfolgeprozesses zu identifizieren: Das Instrument Next Check ist eine kostenlose Dienstleistung der Stiftung KMU Next; der Aufwand für die Bewältigung der rund 120 Fragen beträgt 90 bis ca. 120 Minuten. Werden Sie aktiv! (Flyer Next Check siehe Beilage in dieser UZ). Für freuen uns, Sie zu unterstützen. Für Fragen oder persönliche Beratung sind wir für Sie da:

Stiftung KMU Next, Schwarztorstrasse 26, 3001 Bern Tel. 031 306 11 11, info@kmunext.ch, www.kmunext.ch


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UZ l NETZWERKE

LUNCH-CHECK GENERALVERSAMMLUNG

Die leckerste Währung der Schweiz Die Genossenschaft Schweizer Lunch-Check konnte auch fßr das vergangene Geschäftsjahr anlässlich der 52. ordentlichen Generalversammlung beste Resultate vermelden. Insgesamt wurden fßr 92,3 Millionen LunchChecks verkauft, was einer Umsatzsteigerung von ßber 3,3 Prozent entspricht.

TEXT PETER BLATTNER

Wie Präsident Ernst Bachmann (Restaurant Muggenbßhl, Zßrich) ausfßhrte, konnte die Genossenschaft vor allem in der Privatwirtschaft zulegen. Auch die gute BÜrsenent-

mit Lunch-Checks generierten Umsätze belaufen sich fßr 2013 auf 160 Millionen Franken, was einen schÜnen Teil zu den Personalkosten und hunderten von Stellen in Zulieferbetrieben beiträgt. Ein neues WerLunch-Check hat das neue Werbe- bekonzept wurde umgesetzt und konzept erfolgreich umgesetzt. Das Kult-Logo wurde aufgefrischt, auch die Homepage lunch-check.ch neu die Homepage neu gestaltet. gestaltet. Die HomeBildquelle: zVg page wie auch die schriftlichen Dokumentawicklung trug zum erfreutionen wurden in Deutsch, lichen Betriebsertrag bei. FranzÜsisch, Italienisch Bachmann sieht damit die und Englisch konzipiert. Attraktivität des KonzepDamit kÜnnen Kunden in tes und die Leistungsfäinternationalen Unternehhigkeit der Organisation men in allen Landesteilen aufs Beste bestätigt. Die

optimal angesprochen werden. Neu gibt es das Restaurantverzeichnis der angeschlossenen Betriebe auch in der Form von App fßr iPhone und Android sowie einen Newsletter, in welchem sich Gastronomiebetriebe ihren LunchCheck-Kunden vorstellen kÜnnen. Aus der Generalversammlung Das Protokoll der GV vom Vorjahr wurde ohne Gegenstimmen genehmigt. Nach dem Jubiläumsjahr und dem Wechsel bei Präsidium und Direktion ist das Team mit ganzer Kraft dabei, die Erfolgsgeschichte der Schweizer Lunch-Check Genossenschaft weiterzufßhren. Bei

dieser Gelegenheit verdankte der Präsident den Einsatz von Direktor Thomas Recher und seinem ganzen Team. Eine spezielle Gratulation kommt Roswitha Kleiner zugute, die ihr 30-jähriges Dienstjubiläum begehen kann. Der vormalige Direktor, Ernst Schneider, wurde ßbrigens zum Ehrenmitglied von GastroSuisse ernannt. Die von Ernst Bachmann gefßhrte Versammlung erledigt die Traktanden speditiv und oppositionslos, so dass die Veranstaltung nach einer Stunde bereits endet. Im Anschluss wurden die Anwesenden zum traditionellen Spargelschmaus eingeladen.

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l Nr. 7/8 l 2014 l

UZ l BÜCHER

SCHLAUES FÜR ZWISCHENDURCH

Gelassenheit und schlechte Chefs Ingenieure an die Schalthebel Ein Ingenieur als Führungskraft? Detailverliebtheit, geringes kaufmännisches Verständnis oder mangelnde Sozialkompetenz sind nur einige der Vorurteile, aufgrund derer Ingenieure bei der Besetzung von Top-Positionen oft übergangen werden. Dabei qualifiziert gerade eine technische Ausbildung für hervorragende Unternehmensführung, besonders bei schwierigen Umweltbedingungen. Denn Ingenieure arbeiten analytisch und können mit Komplexität, Unsicherheit und Zielkonflikten umgehen. «Ingenieure an die Schalthebel» bietet anhand spannender Praxisfälle neue Impulse und Perspektiven für Führungsarbeit durch den Einsatz von Ingenieurswissen und technischer Methodik. Nur wer selbst brennt, kann Feuer entfachen Jean-Claude Biver gehört zu den schillernden Unternehmerpersönlichkeiten der Schweiz. Was er anfasst, scheint sich in Gold zu verwandeln: Die Uhrenmarke Blancpain erweckte er wieder zum Leben, Omega verhalf er zu neuem Glanz und zuletzt erhöhte er bei Hublot den Umsatz um das Zehnfache. Nun veröffentlicht er im November seine Autobiografie. Der Leser erfährt: So geradlinig, wie es scheint, verlief die Karriere des gebürtigen Luxemburgers nicht. Wer nun denkt, mit der Veröffentlichung seiner Lebensgeschichte setzt sich der 64-jährige Uhrenpatron verdientermassen zur Ruhe, sieht sich getäuscht: Seit Anfang 2014 leitet Biver die Uhrensparte von LVMH Moët Hennnessy Louis Vitton. Eins ist sicher: Man wird wieder von ihm hören.

Rezensionsunterlagen an blattner@unternehmerzeitung, Zürcherstr. 39, 8952 Schlieren

Resilienz Erfolgreiche Menschen besitzen eine Eigenschaft, die sie von anderen unterscheidet und doch sofort wahrnehmbar ist: Gelassenheit. Sie meistern schwierige Situationen scheinbar mit Leichtigkeit, persönliche Angriffe prallen an ihnen ab und selbst unter hohem Druck büssen sie ihre Leistungsfähigkeit nicht ein. Eine Eigenschaft, nach der sich immer mehr Menschen sehnen und die in der heutigen Zeit immer bedeutender wird. Resiliente Menschen verbinden diese Fähigkeit mit einer erstaunlichen Zielorientierung, Konsequenz und Disziplin in ihrem Handeln. Sie erreichen dadurch etwas, was sie von vielen anderen unterscheidet: persönlichen Erfolg und gleichzeitig ein sehr grosses Wohlbefinden.

Ingenieure an die Schalthebel, Gerfried Zeichen, Linde Verlag, 200 Seiten, gebunden, Fr. 35.40 ISBN 978-3-7093-0558-4

Schwarzgeld, Nummernkonten und andere Steuerlügen, Richard Lechner, orellfüssli, 208 Seiten, broschiert, Fr. 19.90 ISBN 978-3-280-05560-1

Nur wer selbst brennt, kann Feuer entfachen, JeanClaude Biver, orellfüssli, 224 Seiten, gebunden, Fr. 34.90

Der Chef, den keiner mochte, Markus Jotzo, Gabal Verlag, 240 Seiten, gebunden, Fr. 37.90 ISBN 978-3-86936-594-7

ISBN 978-3-280-05556-4

Resilienz, Denis Mourlane, Business Village, 232 Seiten, broschiert, Fr. 35.90

Abc 4 USA, Arthur Honegger, Stämpfli Verlag AG, 256 Seiten, Fr. 34.–

ISBN 978-3-86980-249-7

ISBN 978-3-7272-1367-0

Schwarzgeld, Nummernkonten und andere Steuerlügen Vor allem in Deuschland treten immer mehr Steuerhinterziehungs skandale ans Licht – die Fälle von Uli Hoeness und Alice Schwarzer lassen grüssen. Doch auch bei uns optimieren Unternehmen Steuern, wo es nur geht. Welche Rolle spielen dabei die Berater? Richard Lechner gibt Einblick in das riskante Jonglieren mit Steuerparagrafen am Rande der Kriminalität. Der Steuerberater und Businessexperte aus Bayern verrät legale Steuertricks zum Geschäftserfolg. In «Schwarzgeld, Nummernkonten und andere Steuerlügen» versucht er die Grenze zu ziehen zwischen Cleverness und krimineller Energie – der Gratwanderung eines jeden Steuerberaters. Seine Botschaft: Nie mehr Angst vor der Steuerbehörde! Der Chef, den keiner mochte Nicht jeder Kumpelchef ist auch eine gute Führungskraft. Ganz im Gegenteil: Nicht selten sind es die unbequemen Chefs, die bei den Ergebnissen und der Mitarbeiterentwicklung nicht zu toppen sind. Markus Jotzo bietet seinen Lesern mit «Der Chef, den keiner mochte – Warum exzellente Führungskräfte nicht nett sind» konkretes Handwerkszeug, um den Quantensprung zur erfolgreichen Führungskraft zu schaffen. Er zeigt den Weg vom konventionellen konsensorientierten Führungsstil hin zur individuellen Mitarbeiterentwicklung und zur Steigerung des Gesamtnutzens fürs Unternehmen. Weil gut sein allein heute nicht mehr ausreicht, lautet das Kredo des Autors: Weg vom Führungsmittelmass hin zu exzellenter Führung! Abc 4 USA Der SRF-Amerikakorrespondent Arthur Honegger bringt Lesestoff für Amerika-Fans, USA-Skeptiker und Touristen on the Road. Als Reiseziel gehören die USA zu den Topdestinationen im deutschsprachigen Raum, gleichzeitig belasten Schnüffelaffären und geopolitische Ränkespiele regelmässig die transatlantischen Beziehungen. So geben die Vereinigten Staaten vielen Europäern ein Rätsel auf: Warum denken die Amerikaner so anders wie wir? In seinem Kulturguide über Personen und Ereignisse, über Songs und Marken sucht Honegger nach Antworten. In kurzen Texten, die an Zeitungskolumnen erinnern, zeigt er, was dieses Land zu dem gemacht hat, was es heute ist.


2 Tage Flussreise mit Sternekoch

Excellence Gourmetfestival ab Fr. 275.– Schweizer Spitzenköche an Bord der Excellence Queen

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Christian Kuchler

Dennis Puchert

Othmar Schlegel

1 Michelin-Stern, 17 Punkte Gault Millau, Entdeckung des Jahres 10, Aufsteiger des Jahres 14 Gasthof Hirschen, Eglisau

1 Michelin-Stern, 15 Punkte Gault Millau, jüngster Sternekoch der Schweiz Hotel Rigiblick, Restaurant Spice, Zürich

1 Michelin Stern, 18 Punkte Gault Millau Restaurant Locanda, Hotel Castello del Sole, Ascona

Reisedatum / Buchungscode:

Reisedatum / Buchungscode:

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10. – 11.11.2014

Route 1 / eqbas14_ku

11. – 12.11.2014

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Reisedaten / Buchungscode: Route 1 / eqbas15_ku Route 2 / eqstr15_ku

13. – 14.11.2014 14. – 15.11.2014

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Bernadette Lisibach

Roland Schmid

Antonio Colaianni

15 Punkte Gault Millau, Aufsteigerin 2014 im Bertelsmann Guide Restaurant Neue Blumenau, Lömmenschwil

1 Michelin Stern, 17 Punkte Gault Millau Gourmetrestaurant Äbstestube, Grand Resort Quellenhof, Bad Ragaz

1 Michelin Stern, 17 Punkte Gault Millau Restaurant Mesa, Zürich

Reisedatum / Buchungscode:

Reisedatum / Buchungscode:

Route 2 / eqstr16_ku

16. – 17.11.2014

Route 1 / eqbas17_ku

17. – 18.11.2014

Reisedaten / Buchungscode: Route 1 / eqbas19_ku Route 2 / eqstr19_ku

23. – 24.11.2014 24. – 25.11.2014

Ihr Reiseprogramm Route 1

Nicht eingeschlossen

Tag 1 – Komfort-Busanreise von Ihrem gewählten Schweizer Einsteigeort nach Basel. Zeit zur freien Verfügung in der Kunst-/Kultur- und Shoppingstadt Basel. Abfahrt mit der «Excellence Queen» in Richtung Strassburg. Entspannter Nachmittag an Bord bei Kaffee und Kuchen. Abends Begrüssung durch einen Chef de Cuisine des Excellence Gourmetfestivals 2014. Anschliessend geniessen Sie Köstlichkeiten von Meistern Ihres Fachs, erläutert von einem Kenner gehobener Küche, kredenzt in der stilvollen Ambiance des Luxusliners Excellence Queen. Tag 2 – Strassburg. Gemütliches Frühstück à la Excellence und Zeit, die romantischen Gassen, das Münster und die Fachwerkkulissen der Elsass-Metropole zu erkunden. Bootsrundfahrt auf dem Flüsschen Ill. Rückfahrt in die Schweiz.

Buchungsgebühr (Fr. 20.–, entfällt bei Internet-Buchung), Getränke, persönliche Auslagen, Trinkgelder, Annullierungskosten-Versicherung

Ihr Reiseprogramm Route 2 Reise in umgekehrter Richtung: Strassburg – Basel. Preise & Leistungen An-/Rückreise ab/bis Ihrem gewählten Einsteigeort | 2 Tage Excellence-Flussfahrt mit der Excellence Queen | Excellence Gourmetfestival 2014: Gourmet-Abend mit mehrgängigem Menü eines Spitzenkochs | Excellence Frühstücksbuffet | Bootsrundfahrt in Strassburg | Gebühren & Hafentaxen | Reiseleitung Zuschlag Abreise 14.11., 17.11., 23.11. Fr. 25.– p. P.

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Arrangementpreis pro Person Kabinentyp 2-Bett-Kabine Hauptdeck, 13 m2 2-Bett-Kabine Mitteldeck, frz. Balkon, 16 m2 2-Bett-Kabine Oberdeck, frz. Balkon, 16 m2 Mini-Suite Mitteldeck, frz. Balkon, 17 m2 Mini-Suite Oberdeck, frz. Balkon, 17 m2

Katalogpreis 435.– 485.– 525.– 545.– 605.–

Sofortpreis** 275.– 335.– 375.– 395.– 455.–

Schweizer Spitzenkö che an Bord der Sterne, Hauben, Excellence Queen Flussgenuss Christian Geisler Pascal Schmutz Irma Dütsch Markus Neff Wolfgang Kuchler Christian Kuchler Dennis Puchert Othmar Schlegel

Bernadet te Lisibach Roland Schmid Oskar Marti Antonio Colaianni Andreas Blattner

Abfahrtsorte und Zeiten Wil 07.30 | Winterthur-Rosenberg 07:55 | Bern 08:00 | Zürich-Flughafen 08:15 | Burgdorf 08:45 | Baden-Rütihof 09:00 | Basel SBB 10:00

Information & Buchung Reisebüro Mittelthurgau Fluss und Kreuzfahrten AG, Oberfeldstrasse 19, CH-8570 Weinfelden, Tel. 071 626 8585. Online-Buchung auf www.mittelthurgau.ch


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UZ l 10 FRAGEN AN

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ROLF SONDEREGGER, CEO KISTLER GRUPPE

«Eine wunderbare Branche» Warum sind Sie Unternehmer geworden? Die Möglichkeit hat sich ergeben, und ich habe getan, was getan werden musste. Zum Glück – dies war die beste Entscheidung meiner Karriere. Wenn nichts unmöglich wäre, was wäre Ihr Traumjob? Reisejournalist, um die entferntesten Ecken dieser Erde zu entdecken. Was mögen Sie nicht an Ihrer Branche? Sensorik/Messtechnik ist eine wunderbare Branche, welche viele Bereiche unseres täglichen Lebens entscheidend verbessert. Die technischen Herausforderungen bieten hervorragende Möglichkeiten für Talente. Es gibt dabei nichts nicht zu mögen. An welches Ereignis in Ihrer Karriere erinnern Sie sich am liebsten? An alle Momente, in denen man sich vom Team und von den Mitarbeitern getragen fühlt. Besonders schön war auch die Verleihung des Entrepreneurs of the Year. Was war Ihr grösster Fehlentscheid? Ich denke, der liegt noch vor mir. Welche Persönlichkeit hätten Sie schon immer gerne einmal getroffen? Meinen Nachfolger im Jahr 2040, um zu sehen, ob die heutigen Geschäftsmodelle und Ideen sich tatsächlich nachhaltig entwickeln. Worüber können Sie sich ärgern? Über Menschen, welche zu träge sind, um Chancen zu nutzen. Oder über die Mischung zwischen Arroganz und Ignoranz, welche im Management nicht unüb-

ZUR PERSON Unternehmen: Die Kistler Gruppe mit Schweizer Hauptsitz ist ein weltweit führender Anbieter von dynamischer Messtechnik für Druck, Kraft, Drehmoment und Beschleunigung und beschäftigt gut 1250 Mitarbeiter. Position: CEO Werdegang: Nach Abschluss des Studiums Reisen in aller Welt, verschiedene Funktionen bei Kistler, anschliessende Selbstständigkeit, ab 2002 CEO der Kistler Gruppe. Ausbildung: Ökonom lic.rer.pol. Liebste Hobbys: Snowboard, Riverrafting, Motorrad Zivilstand: verheiratet

lich ist. Und natürlich unnötig Zeit zu verschwenden. Wie erholen Sie sich vom Stress? Mein Umfeld ist eher gestresst, vielleicht

Foto: zVg

auch wegen mir. Ich selbst bin eigentlich zumeist recht entspannt. Was zeichnet die Schweizer Wirtschaft aus? Der liberale Arbeitsmarkt und die Anpassungsfähigkeit der Unternehmen an geänderte Umweltbedingungen. Was wünschen Sie sich für die Schweiz? Die Neugier, um Neues zu schaffen, und der Wille, Probleme zu lösen anstatt neue zu schaffen. Gewisse Kreise, welche keinerlei Erfolgsausweis haben, sollen endlich aufhören die Schweizer Wirtschaft zu sabotieren. Auch die nächste Generation will intakte Chancen haben, unternehmerisch zu wirken.

IMPRESSUM UnternehmerZeitung: 8. Jahrgang (20. Jahrgang KMU-Manager), Die UnternehmerZeitung erscheint im Verlag SWISS BUSINESSPRESS SA, Zürcherstrasse 39, CH-8952 Schlieren, Zürich; Telefon 044 306 47 00, Fax 044 306 47 11, www.unternehmerzeitung.ch, info@unternehmerzeitung.ch Herausgeber: Remo Kuhn, kuhn@ swissnews.ch Verlagsleitung: Jonas Hugentobler, hugentobler@ unternehmerzeitung.ch Redaktion: Steffen Klatt, klatt@unternehmerzeitung.ch; Peter Blattner, blattner@ unternehmerzeitung.ch; Lukas Studer, studer@swissnews.ch, Manuela Paganini, paganini@swissnews.ch, Maximilian Treffer, treffer@swissnews.ch, Saverio Genzoli, genzoli@ unternehmerzeitung.ch Layout und Produktion: Bruno Strupler, print@ unternehmerzeitung.ch Mitarbeit an dieser Ausgabe: Peter Bänziger, Gian-Luca Bona, Christian Bühlmann, Pius Bumann, Elana Caro, Thomas Czekala, John Dyer, Sandro Emmenegger, Yvonne von Hunnius, Michael Krampf, Alfred Kuhn, Joachim Künzi, Simone Leicht, Stefanie Meier-Gubser, David Nägeli, Michael Petersen, Natasa Rakic, Stefan Regli, Alfred Rossi, Frederic Spohr, Willi Stähli, Klaus Stapel, Ruedi Stricker, Benedikt Vogel, Stefan Vogler, Hans Friedrich Witschel Anzeigenleitung: Felix Keller, keller@ unternehmerzeitung.ch, Telefon 044 306 47 00 Druckunterlagen: www.swissbusinesspress.ch/ kundendaten Abonnements: UnternehmerZeitung, Postfach, 8952 Schlieren Zürich, abo@ unternehmerzeitung.ch, Einzelverkaufspreis: Fr. 6.–, Jahres-Abonnement: Fr. 54.– Inland. WEMF-beglaubigte Auflage 2013: 38 395 Exemplare Druck: NZZ-PRINT, Schlieren, Zürich; Nachdruck: Nur mit schriftlicher Genehmigung der Redaktion und genauer Quellenangabe © UnternehmerZeitung gestattet. Für unverlangt eingesandtes Text- und Bildmaterial wird keine Haftung übernommen. Die Unternehmer Zeitung ist Medienpartner von: SVC SwissVentureClub/SVC Unternehmerpreis, sivg Schweiz. Institut für Verwaltungsräte, SVSM Schweiz. Vereinigung für Standort-Management, SwissCleantech.ch, UnternehmerForum Schweiz, Schweizer KMU-Tag, KMUSwissEvent, Switzerland Global Enterprise, EnAW Energie-Agentur der Wirtschaft, ICT Berufsbildung Schweiz, Suisse EMEX, Award Corporate Communications®, Fachhochschulen Nordwestschweiz FHNW Im Verlag SWISS BUSINESSPRESS SA erscheinen ausserdem: SWISS NEWS, The international Magazine of Switzerland; SWISS-CUISINE, das Gastronomie-Fachmagazin; ZÜRCHER KMU, das Zürcher Unternehmer-Magazin, sowie als Supplement zur UnternehmerZeitung VR-Praxis, das Magazin für Verwaltungsräte.


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UZ l KAPITALMARKT

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Zum Verkauf angeboten Maschinenbaufirma zu verkaufen (2602) Vom Inhaber geführter, stets erfolgreich arbeitender Betrieb im Bereich des traditionellen Maschinenbaus mit modernen Produktionsanlagen und langjähriger treuer Kundschaft. Für die Fabrikationshalle besteht ein langfristiger Mietvertrag zu günstigen Bedingungen. Der Firmeninhaber sucht altersbedingt einen gut qualifizierten Nachfolger. Er ist bereit, diesen während einer Übergangszeit aktiv zu unterstützen. Umsatz 1 bis 1,5 Millionen, Verkaufspreis 300 000 bis 350 000 Franken. Kontaktieren Sie uns über companymarket.ch Turnaround in der Mikroelektronik (2949) Wir suchen für ein Turnaround-Projekt einen Finanzinvestor, der auf Restrukturierungsprojekte im Technologiesektor spezialisiert ist. Das Unternehmen ist im Bereich Mikroelektronik tätig und stellt zukunftsträchtige Produktkomponenten für diverse Branchen her wie die Medizinaltechnik, Luft- und Raumfahrt sowie Verteidigung und den Telekomsektor. Der traditionsreiche Betrieb ist aufgrund von Überinvestitionen in der Vergangenheit in Liquiditätsschwierigkeiten geraten. Neben finanziellen Mitteln sollte ein Investor unbedingt auch entsprechende Managementkompetenzen vor allem in Bereich Marketing/Vertrieb

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einbringen. Es besteht ein Kapitalbedarf von etwa 4 Millionen Franken, die in Form von Eigenkapital und nachrangigen Darlehen eingebracht werden sollen. Ertragsstarkes Architekturbüro (2950) Unser Auftraggeber ist der Inhaber eines renommierten Architekturbüros im Raum Bern-Solothurn mit Schwerpunkten in den Bereichen Mehrfamilienhäuser, Alterswohnungen und Industrieund Gewerbebauten. Der Eigentümer strebt im Rahmen einer Nachfolgelösung an, das Architekturbüro zu verkaufen. Erstklassige Referenzen, ein guter Ruf im Markt, langjähriger Auftragsbestand und ein eingespieltes Team zeichnen diese finanziell gesunde Unternehmung aus. Interessiert? Dann rufen Sie uns an. Herr Beat Scheidegger, 0794086108 Franchise: Sauna und Wellnessgeräte in Zürich (2953) Sehr gute Geschäftsgelegenheit für Existenzgründer mit Verkaufstalent. Geschäftsübernahme oder Eröffnung einer selbstständigen Zweigniederlassung in der Saunaund Wellnessbranche. Gesucht wir ein Existenzgründer (m/w) in Verbindung mit einer Vollgründung oder Existenzerweiterung, der sich mit einem über viele Jahrzehnte erfolgreich laufendem Geschäftskonzept selbstständig machen möchte. Gesucht werden Partner schwerpunktmässig in der Deutschschweiz, gern in Zürich. Als Grundlage für eine günstige Finanzierung für

Existenzgründer oder Jungunternehmer ist Eigenkapital von mindestens 25 000 Franken erforderlich. Auch für die Anträge wird Beratung und Begleitung zur Realisierung angeboten, was selbstverständlich gute Bonität voraussetzt. Der Interessent oder die Interessentin sollte kaufmännische Fähigkeiten zwecks Führung eines eigenen Gewerbes besitzen, aber auch technisch versiert sein (Schwerpunkt: Holztechnik, Elektrotechnik, aber auch andere technische Berufe denkbar). Ausserdem sollte er oder sie auch teamfähig sein, denn seine/ihre Firma würde dann Vertragspartner einer seit Jahrzehnten erfolgreich agierenden Unternehmensgruppe mit Hauptsitz in Baden Württemberg / Süddeutschland. Nutzen Sie diese Chance und bewerben Sie sich! Paul Bemberg GmbH und Co KG, Herr Andreas Paul Wüllner, 00491704444756. Webseite www.bemberg.de Jetzt Franchise-Unternehmer/in werden! (2942) Sie besuchen die leitendenden Persönlichkeiten von Unternehmen (KMU) mit 5 bis 55 Mitarbeiter als Fokus. Sie zeigen die Vorteile und Möglichkeiten auf, die eine Mitgliedschaft beim grössten Zusammenschluss von KMU bringt. Sie bestimmen mit den Gesprächspartnern, welcher Mitgliedschaftstyp für diese am attraktivsten ist. Sie schliessen die Mitgliedschaft ab und führen eine Bedarfsanalyse durch, damit die Neumitglieder sofort profitieren. Sie pflegen Ihren Mitgliederstamm (Ihre Kunden)

regelmässig, um einen hohe Zufriedenheitsgrad zu halten. Sie geniessen einen jährlichen, gleichbleibenden Umsatzanteil von 25 bis 50 Prozent. KMU-Pool Schweiz AG, Herr Hermann Reber, 062 765 50 20, h.reber@ kmu-pool.ch Cloud Computing (2945) Im Rahmen einer strategischen Nachfolgeregelung suchen die Eigentümer eines führenden Handels- und Dienstleistungsunternehmen, das sich auf den Betrieb von IT-Infrastruktur sowie Cloud-Computing spezialisiert hat, auf den nächstmöglichen Zeitpunkt einen geeigneten Nachfolger. Das Unternehmen aus dem Grossraum Zürich liefert innovative Gesamtlösungen für den Informatikbetrieb von mittelständischen Firmen. Die Gesellschaft beschäftigt momentan rund sieben Mitarbeiter und hat im vergangenen Geschäftsjahr einen Umsatz von fast 2 Millionen Franken erwirtschaftet. Für den Erwerb der Unternehmung muss ein potenzieller Käufer Eigenmittel in Höhe von rund 300 000 Franken einbringen. Eine Finanzierung kann auf Wunsch von einer schweizerischen Bank zu aktuell günstigen Konditionen entsprechend vorgenommen werden. Falls wir Ihr Interesse geweckt haben und Sie gerne weitere Auskünfte über das Projekt «Cloud Computing»/V-345 erhalten möchten, verlangen Sie bitte das Kurzprofil mit den Eckdaten des Verkaufs. KMU link AG, Herr Jens Björnsen, 0041522600622, bjoernsen@kmulink.com

Handelsunternehmen (2939) Das erfolgreiche Handels- und Verkaufsunternehmen ist seit 22 Jahren erfolgreich. Es erarbeitet einen konstanten (ausbaubaren) Umsatz von 0,8 Millionen Franken. Die Firma ist in ihrer Marktnische die Nummer 2 oder 3 in der Schweiz und hat sich einen hervorragenden Namen geschaffen. Das Lager beträgt rund 0,2 Millionen Franken, die Einrichtungen (Büros, EDV, Ausstellungsräumlichkeiten etc.) ebenfalls. Das Unternehmen ist schuldenfrei und verfügt über einen ausgezeichneten Mitarbeiterstamm. Es bietet ihren meist weiblichen Kunden ein echtes Kauferlebnis verbunden mit ausgezeichneter Beratung. Grosshandel consumer goods (Non Food) (2912) Wir sind eine Grosshandelsunternehmen (Nonfood) mit Fokus auf die Schweiz und Liechtenstein. Mit unseren modischen, saisonalen Produkten beliefern wir hauptsächlich den Schweizer Detailhandel, Möbelhäuser und Grossisten. Unsere 14 Mitarbeiter sorgen dafür, dass alle Herausforderungen aus Import und logistischer Feinverteilung erfolgreich bewältigt werden. Trends, Schnelllebigkeit und Vielfalt machen unsere Tätigkeit attraktiv und spannend. Papeterie I Bürobedarf I Buchhandels-Firma (2889) Erfolgreiches Dienstleistungsunternehmen im Bereich Papeterie/Bürobedarf und Buchhandel mit stabilem, langjährigem Kundenstamm, an bester, zentraler Lage kann mit einer selbstständigen,

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hochmotivierten Belegschaft, übernommen werden. Die Firma ist in neu renoviertem Gebäude etabliert und präsentiert sich über modernste Infrastruktur auf zwei Stockwerken. Das Produktportfolio ist breit gefächert, ergänzende Dienstleistungen runden das Angebot ideal ab. Ein attraktiver, bis zur Auslieferung und Fakturierung etablierter e-Shop steht zur Verfügung. Das Unternehmen ist über Jahrzehnte erfolgreich und erwirtschaftet jährlich erfreuliche Resultate. Es besteht weiteres Ausbaupotenzial. Der Inhaber möchte sich neu orientieren und garantiert umfassende Einarbeitung.

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Finanzierungsvarianten (inklusive Mietvertrag) liegen vor.

Zum Kauf gesucht Sanierungsunternehmen sucht Expansion (2948) Wir sind ein eigentümergeführtes Unternehmen im Wohnungs-, Gewerbeimmobilien-Ankauf. Spezialist in der Renovierung- und Modernisierung alter Gebäude. Ganz nach dem Motto: «aus Alt mach Alt plus Neu». Wir suchen zur Erweiterung und zur Expansion ein bestehendes Unternehmen in

Bau- oder Baunebengewerbe zur aktiven Beteiligung. Kauf Vermögensverwaltung im Raum Ostschweiz (2896) Wir sind ein Family Office mit Sitz in der Ostschweiz. Im Zentrum unserer Dienstleistung steht die gesamtheitliche Finanzberatung. Im Bereich des Investment Managements betreiben wir klassisches «Value Investing», wobei wir steuerliche und treuhänderische Aspekte stets miteinbeziehen. Wir suchen eine Vermögensverwaltungsfirma aus dem Raum Ostschweiz zum Kauf. Wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme

Immobilienverwaltung (2897) Kleine Immobilienfirma mit Sitz in der Stadt Zürich sucht Übernahme eines Immobilien-Portefeuilles mit Liegenschaften in der Region Zürich-Ostschweiz oder Zusammenschluss respektive Akquisition einer andern Immobilienfirma. Tätigkeitsfeld: Bewirtschaftung von Liegenschaften, Vermietung, Verwaltung und Verkauf. Die Geschäftsleitung der übernommenen Gesellschaft kann gerne weiterarbeiten respektive bestehen bleiben.

Immobilien/Industrie/ Medizinaltechnik (2450) Schweizer Traditionsbetrieb investiert/sucht: – Unternehmen Region Zürich/Mittelland – Strategische Beteiligung mit folgenden Kriterien: – Etablierte Unternehmung, erfolgreicher Nischenplayer – «Swissness» – Zukunftsorientierte Produkte/DL – Fähige und motivierte Mitarbeiter und bietet: – Finanzielle Perspektiven zur Stärkung der Wettbewerbsposition – Nachhaltige und längerfristige Optik

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VERANSTALTUNGEN 10.07.2014 KMU SWISS Infotable 07–14, «Menschen bewegen – Unternehmen verändern!», die ABB Schweiz gewährt uns einen Einblick in ihr Unternehmen. Der Vorsitzende der Geschäftsleitung – Remo Lütolf – präsentiert uns anhand seines Referates das Erfolgsmodell der ABB Schweiz. Anschliessend folgt ein Rundgang durch die GCB Fabrik. Gemeinsam lassen wir den Tag bei einem Apéro riche ausklingen. 11.09.2014 KMU SWISS Podium 2014, «Die Kunst des Vertrauens», eine anregende Podiumsdiskussion mit erfolgreichen Unternehmerinnen und Unternehmern zum Thema: «Die Kunst der Vertrauens». Melden Sie sich noch heute an und sichern Sie sich Ihren Platz.

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UZ l DAS LETZTE

ALBIN HÜRZELER TRÄUMT

Und die Fee sprach . . . VON RUEDI STRICKER

Wünsch Dir was. Die Kugellagerpreise sind im freien Fall, die Politiker lassen uns im Stich ... Kein Problem, wir garantieren dir einen Mindestabnahmepreis. Der Stahl hat aufgeschlagen, wir werden gemolken wie Weihnachtsgänse ... Kauf den Stahl bei uns zum halben Preis. Der Bund unterstützt unsere Einkaufsgenossenschaft. Noch einen dritten Wunsch, gute Fee? Nur zu. Die neue Stanzmaschine. Die Bank hat kein Verständnis für die Sorgen unserer Branche, die verlangen knallhart ... Ein Drittel übernehme ich. Vergiss nicht, das Formular nach Bern zu schicken. Wie viele Wünsche habe ich denn frei?

Wozu brauchst du eine neue Website? Du hast doch schon eine. Die ist veraltet. Da steht das Gleiche drauf wie draussen auf der grossen Tafel. Ich hab’s. Die Tafel! He? Lass die Tafel stehen. Die ist mindestens vierzig Jahre alt. Dafür bekommst du so viel Kohle, dass deine Website grad bezahlt ist. Im Lager liegen Tonnen von Wälzlagern mit ungebräuchlichen Dimensionen. Was mache ich damit? Die kaufen wir dir ab. Es gibt einen Beschluss zur Entlastung des Altmetallmarktes, und da hat’s noch viel Budget. Einen Wunsch habe ich noch. Die Filteranlage? Genau. Achtzigtausend für eine Lüftung ist eine happige Investition. Wenn man da überhaupt von Investition reden kann. Aber Vorschrift ist Vorschrift.

Neunhundert. Sagt Bern. Du machst nur Kugellager, aber keine Naben? Dazu bräuchte ich eine neue Drehbank. Das regeln wir anders. Wenn du dich bereit erklärst, die nächsten Jahre keine Naben zu drehen, gibt’s Geld. Bern macht das zur Stützung des Nabenmarktes. Dann verkaufe ich die alte Drehbank. Die steht sowieso im Weg.

Wie gesagt: Für Dummheit bin ich nicht zuständig, und für Faulheit erst recht nicht. Meine Präsenzzeit beträgt über fünfzig Stunden in der Woche ... Aber die Verordnung hast du nicht gelesen. Da steht in jedem zweiten Absatz «sofern es die wirtschaftlichen Verhältnisse erlauben». Du meinst, ich brauche gar keine Filteranlage?

Nein, die bleibt hier. Die Drehbank ist schützenswertes Kulturgut. Dafür bekommst du jedes Jahr einen Tausender. Ab sofort? Nein, rückwirkend. Und wo stelle ich sie hin? Sie braucht . . . «Du hast 900 wirklich viel Platz. In den Velounterstand. Der wird abgebrochen. Meine Frau will da einen Gemüsegarten anlegen. Du kennst ja unsere Einkommenssituation, da ist jede Gurke aus dem eigenen Garten willkommen. Über den Gemüsegarten reden wir noch. Der Unterstand kommt an die Strassenseite. Den brauche ich doch gar nicht mehr. Du nicht, aber das Vaterland. Als Zeugnis gestaltender Kraft im Schweizer Gewerbe. Und wenn man ihn von der Strasse aus sieht, gibt’s den doppelten Betrag. Ich weiss schon bald nicht mehr, was ich mir noch wünschen könnte. Einen vollautomatisch gesteuerten Gemüsegarten für deine Frau. Eigentlich macht sie gern Gartenarbeit ... RUEDI STRICKER Der Autor ist Inhaber der Beratungsfirma Stricker Consulting in Güttingen (TG). www.stricker-consulting.ch

Ein normaler Gemüsegarten gibt achthundert im Jahr, ein automatischer viertausend. Und meine Frau? Macht den Garten im Altersheim. Da verdient sie erst noch was. Und ich zahle wieder mehr Steuern. Für Dummheit bin ich nicht zuständig. Sonst noch einen Wunsch? Wir machen eine neue Website. Die könnte doch Bern übernehmen.

Was macht dir mehr Spass: eine Lüftungsanlage oder ein neues Auto? Der Benz hat erst dreissigtausend Kilometer drauf. Den kann ich noch nicht ersetzen. Wenn ich deine Kennzahlen anschaue, fehlen dir dieses Jahr fünfzigtausend für den Investitionszuschuss. Sag’ jetzt nur, dass du mir einen neuen Mercedes finanzierst.

Wünsche frei.»

Ich bin nur die Fee. Zahlen muss Bern. Gut, dann bestelle ich halt den neuen Chlapf. Und vergiss die Anhängerkupplung nicht. Wozu eine Kupplung? Ich habe nichts zum Anhängen. Mit der Kupplung ist es ein betriebsnotwendiges Zugfahrzeug. Gibt nochmals zweieinhalbtausend. Wenn ich den alten Benz als Reservefahrzeug behalte, brauche ich eine grössere Garage. Dann musst du dich aber beeilen. Die Frist zur Einreichung der Antragsformulare für Beihilfen bei Erhalt und Pflege von Betriebsbauten läuft am Freitag ab. Jetzt fällt mir noch etwas ein: Bis vor drei Jahren erhielt ich für das Nichtproduzieren von Axialllagern eine Entschädigung. Wenn Du da . . . Tut mir leid, da kann ich nichts machen. Da haben wir’s. Wenn unsereins wirklich mal etwas nötig hat, lässt man uns im Stich.


Amanda Ammann

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2

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1 Transit Courier 1.6 TDCi 95 PS/70 kW mit Start/Stop-Option. Abgebildetes Modell: Transit Courier Trend 1.0 EcoBoost, 100 PS/74 kW, Fahrzeugpreis Fr. 15’600.- inklusive Optionen im Wert von Fr. 1000.-. 2 Berechnungsbeispiel Leasing Ford Credit: Transit Courier Ambiente 1.0 EcoBoost, 100 PS/74 kW, Fahrzeugpreis Fr. 12’600.-. Leasing ab Fr. 149.-/Monat, Sonderzahlung Fr. 2084.-. Zins (nominal) 3.9%, Zins (effektiv) 3.97%. Laufzeit 48 Monate, 15’000 km/Jahr. Kaution und Restwert gemäss Richtlinien der Ford Credit. Obligatorische Vollkasko-versicherung nicht inbegriffen. Die Kreditvergabe ist verboten, falls sie zur Überschuldung des Konsumenten führt (Art. 3 UWG). Angebote gültig bis 30.9.2014, bei teilnehmenden Ford Händlern. Änderungen vorbehalten. Listenpreis exkl. MWST. Auf Wunsch sind auch Full-Service-Leasing-Angebote von Businesspartner erhältlich. Fragen Sie Ihren Ford Partner. 3 Flottenkonditionen nur für Kunden mit Handelsregistereintrag.

ford.ch


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