UZ 6 2014

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Nr. 6, Juni 2014 20. Jahrgang, Fr. 6.– www.unternehmerzeitung.ch

AUFSCHWUNG IN EUROPA:

WOHIN GEHT DIE SCHWEIZ? Europa hat die Krise hinter sich. Das ist eine gute Nachricht für die Schweizer Wirtschaft. Doch wenn die Schweiz auch langfristig vom Aufschwung bei den Nachbarn profitieren will, muss sie ihr Verhältnis zur EU reparieren. Ab Seite 7

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Die fetten und die mageren Jahre Die Europawahlen sind vorbei. Oberflächlich betrachtet, haben sie der EU einen neuen Rückschlag beschert: Noch nie waren die EU-Skeptiker – rechte wie auch linke – so stark wie jetzt.

4 K Ö PF E UND K A R R IE R E N

Steckt Europa erneut in einer politischen Krise? Im Gegenteil: Europa ist so gesund wie nie zuvor. Nicht nur, dass weit über zwei Drittel der Bürger bewusst proeuropäische Parteien gewählt haben – nach der schwersten Wirtschaftskrise der Nachkriegszeit keine Selbstverständlichkeit. Sondern vor allem ist Europa aus einem Projekt der Eliten zur Lebenswirklichkeit einer halben Milliarde Menschen geworden. Die Kritik an Europa wird nun im EU-Parlament selbst eingebracht.

7 Christa Markwalder

W IR T S C H A F T UND P O L I TI K PODIUM

Europa hat sich aus den Wirren und Unsicherheiten der Eurokrise herausgearbeitet. Die sieben mageren Jahre liegen hinter ihm. Alle Anzeichen sprechen dafür, dass nun die fetten Jahre beginnen. Manches spricht dafür, dass es diesseits der Grenzen gerade andersherum ist: Die Schweiz hat fette Jahre erlebt. Seit dem Inkrafttreten der bilateralen Abkommen vor zwölf Jahren ist es praktisch nur noch bergauf gegangen. Selbst die Krise 2008/09 war hier weniger hart und schneller vorbei als in den anderen Industrieländern. Unternehmen und Fachkräfte sind in Massen gekommen und haben die Wirtschaft brummen lassen. Die Schweiz hat den Weg verlassen, der ihr diesen Erfolg beschert hat. Wirtschaft und Politik sind verunsichert, wie es nun weitergehen soll. Doch wer nicht weiss, was er will, kann keinen Erfolg haben. Es ist Zeit, dass die Schweiz aus den Schützengräben der Vergangenheit herauskommt. Es geht nicht mehr darum, ob der bilaterale Weg weitergeführt wird oder nicht – er ist in der bisherigen Form zu Ende. Es geht auch nicht darum, ob die Schweiz der EU beitritt – das täte derzeit weder der Schweiz noch der EU gut. Es geht darum, wie die Schweiz ihren Zugang zum EU-Binnenmarkt sichern und gleichzeitig ein Maximum an Mitbestimmung erhalten kann. Da braucht es endlich neue Konzepte. Die Weiterentwicklung des EWRs, den die Schweiz einst abgelehnt hat, zu einem demokratischeren Gebilde wäre eine Möglichkeit dazu.

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THEMA: EU/CH

Ein Kontinent in sieben Thesen Schweizer Wohlstand braucht Europa Ökonom Thomas Mayer über die EU und den Euro Nick Beglinger will den EWR weiterentwickeln

EUROPA

16 Migration in der EU

SCHWEIZ

18 Konjunkturumfrage 2/2014

INNOVATION

22 Ein Start-up schneidet mit Laser Knochen CLEANTECH.CH 24 Nachhaltigkeit bei der LGT Bank

UZ PR A X IS 28 30 30 32

GELD

Aktien im Alter Subventionen: Rowdies in Halbschuhen Stehaufmännchen Euro Pensionskassen hatten gutes Anlagejahr

DIGITAL

34 Der Bund schafft eine Cloud-Plattform 36 UZ-Serie: Die Software-Fallstudie

MOBIL

38 Parkplatz-Sharing 40 Travel Management Companies

UNTERNEHMEN

42 Glockengiesserei H. Rüetschi 44 Stämpfli AG 46 48 50 52 53

MANAGEMENT

Beschaffung im Ausland IT-Ratgeber: E-Rechnung UZ-Serie: Frauen im Management IT-Outsourcing Marke des Monats: Calzedonia

RECHT

54 Unternehmenskauf

NETZWERKE

56 Unternehmerforum: Sozialplan ist neu Pflicht 58 Centre Patronal: Bezahlte Stillzeiten 61 EVENTS 64 BÜCHER

10 FRAGEN AN

67 Urs Schubiger, Schubiger Möbel 67 IMPRESSUM 68 KAPITALMARKT

Steffen Klatt klatt@unternehmerzeitung.ch

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Von Ruedi Stricker


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UZ l KÖPFE UND KARRIEREN

Neue Chefredaktorin Charlotte Pauk übernimmt die Chefredaktion des Magazins «management». Sie war bis 2013 Chefredaktorin der im Axel-Springer-Verlag erschienenen Publikation «io management». Sie ist geschäftsführende Hauptinhaberin der Pauk & Partner GmbH, Dozentin für Kommunikation und Medien an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) und Dozentin für PR am Zentrum Bildung, Wirtschaftsschule KV Baden. Vor 2008 war sie jahrelang Redaktorin und Korrespondentin für die Tagesschau.

Mitteilungen für diese Rubrik: Text und Foto (300 dpi; > 1MB): blattner@unternehmerzeitung.ch

Neu im Vorstand Philippe Hertig, Partner Egon Zehnder, wurde neu in den Vorstand der Schweizerischen Management Gesellschaft (SMG) gewählt. Von 2007 bis 2012 agierte er als Managing Partner des Zürcher Büros von Egon Zehnder. Seit 2001 ist er Mitglied des globalen Leadership Teams der Egon Zehnder Industrie Praxisgruppe. Nach Abschluss des betriebswirtschaftlichen Studiums war er als Regional Sales Manager bei der Pilatus Aircraft tätig. Von 1993 bis 1996 doktorierte er am Institut für Organisation und Personal an der Universität Bern. Hertig ist seit 1999 bei Egon Zehnder und wurde 2004 zum Partner befördert.

Neuer General Manager Peter van der Ree übernimmt die Position als General Manager im Park Hyatt Zürich. Er tauscht seinen bisherigen Arbeitsplatz in Istanbul mit Jacques Morand. Er studierte an der Hotel School The Hague, welche er im Bereich Hotel Management mit dem Bachelor of Business Administration abschloss. Seit 1988 war er für mehrere Hyatt Hotels weltweit tätig, damals im Hyatt Regency Köln. Es folgte das Hyatt Regency Jeju in Südkorea. Weitere Stationen waren Saigon und Dubai. Jedes Park Hyatt weltweit wurde von weltbekannten Architekten und Innenarchitekten gebaut und eingerichtet.

Neue Channel Marketing Director Marielle de Jong heisst die Channel Marketing Director für die D-A-CHRegion bei Unilever Food Solutions. Sie machte 1999 ihren Bachelor mit Auszeichnung an der Erasmus University Rotterdam und startete ihre Karriere als Junior Product Manager bei Sara Lee/Douwe Egberts. Zwischen 2001 und 2003 arbeitete sie als Product Manager für Farm Frites International. Danach bis zu ihrer heutigen Stellung wurde sie in verschiedenen Standorten von FrieslandCampina eingesetzt.

Neuer Managing Director Der bisherige Finance Director bei der TNT Swiss Post, Ron Willemsen, übernimmt die Position des Managing Director. Er wird auch für TNT Österreich verantwortlich sein. Ron Willemsen hat einen Master in Business Administration und ist bereits seit 1990 für das Unternehmen tätig. Er bekleidete höhere Positionen im Bereich Finanzen & Administration, unter anderem in den Beneluxländern und in Südkorea. Seit 2008 amtete er als Finance Director bei TNT Swiss Post.

Neuer Geschäftsführer Francesco Romano übernimmt bei Iveco, Kloten, die Geschäftsführung. Der italienische Staatsbürger ist seit 2007 für den Importeur von Nutzfahrzeugen tätig. Zunächst war er PMC Manager bei Iveco Magirus in München, ab 2010 Technical Service Manager. 2011 übernahm er die zusätzliche Verantwortung für den Verkauf und das Marketing. Als Customer Care & Technical Manager war er bei Iveco Magirus für die Trucks und Busse in der D-A-CH-Region zuständig. Romano verfügt über einen Abschluss als Ingenieur für Elektronik des Polytechnikums Turin.

Neuer Director of Operations Der führende Schweizer ICT Systemintegrator A. Baggenstos & Co AG übergibt Markus Rieder die Position als Director of Operations. Er war in seinen letzten Positionen als Head Data Center Services und Head IT Business bei namhaften Systemintegratoren/ Outsourcern tätig. Er wird den Ausbau des Dienstleistungsgeschäfts an die Hand nehmen und die Führungsmannschaft des Unternehmens verstärken. Baggenstos will die Voraussetzungen schaffen für weiteres Wachstum beim ICT-Betrieb, Cloudservices und Outsourcing. Der unabhängige Familienbetrieb beschäftigt rund 70 ICT-Spezialisten.

Neuer Leiter Verkauf & Marketing Die SwissPrimepack AG hat Emanuel Schäpper zum Leiter Verkauf & Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung ernannt. Er wird für die strategische Marktausrichtung des Unternehmens und die operative Leitung von Verkauf und Marketing verantwortlich sein. Schäpper bringt mehr als 20 Jahre Erfahrung im Verpackungsund Druckbereich mit sich. Zuletzt war er Mitglied der Gruppen-Geschäftsleitung und Marketingleiter der gesamten Pago Gruppe, einem international tätigen Spezialisten für Etiketten und Etikettentechnik.


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UZ l PODIUM

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UNSER VERHÄLTNIS ZU EUROPA

Das Demokratiedefizit der Schweiz Die Schweiz ist stolz auf ihre direkte Demokratie, dennoch verzichtet sie freiwillig auf Mitbestimmung in der EU. Wirtschaftlich geht es ihr trotz und nicht wegen der Nichtmitgliedschaft gut.

viel Goodwill seitens der EU, da kein Land unilateral entscheiden kann, ob es einen bilateralen Weg mit der EU einschlagen will. Europa hat gewählt. Ein neues Parlament und bald auch Politisch hat sich die Schweiz mit dem EWR-Nein eine neue Kommission werden ihre Arbeit aufnehmen und zunächst in eine europapolitische Isolation hineinmadie EU weiterentwickeln – in welche konkrete Richtung növriert, die ihr während der Neunzigerjahre veritablen wird sich noch weisen. Das Resultat der EU-Parlamentswirtschaftlichen Schaden zufügte. Heute geht oft vergeswahlen wird die einen freuen, die anderen frustrieren. In sen, dass nur dank dem vom Bundesrat der Schweiz müsste der Frust eigentlich Foto: Swiss-image.ch/Walter Storto erklärten «strategischen Beitrittsziel» besonders gross sein: Nicht wegen des die bilateralen Verhandlungen erfolgpolitischen Ausgangs der Wahlen, sonreich geführt und abgeschlossen werdern weil wir uns als Nichtmitgliedsden konnten. Die Verschiebung von staat an der Wahl gar nicht beteiligen einer Legislatur zur anderen sowie die konnten. Wir haben weder als Bürger stille und öffentliche Beerdigung dienoch als Land ein Stimmrecht in Europa, ses Ziels haben jedoch den traditionelund auch unsere künftige Europapolitik len Parteien keine zusätzlichen Wähler wird sich auf das Prinzip Hoffnung stütgebracht – im Gegenteil. zen, nämlich auf die Hoffnung, dass die Wirtschaftlich hat sich die Schweiz Repräsentanten in den europäischen dank der bilateralen Abkommen und Institutionen die zahlreichen Herausinternen Reformen sehr erfreulich entforderungen zugunsten des Kontinents wickelt. Wir zählen heute zu den innound der Welt meistern werden. vativsten und wettbewerbsfähigsten Ländern. Das Erfolgsmodell Schweiz Die Schweiz ist ein kleines Europa basiert auf unserem dualen BildungssysDie Schweiz liegt nicht nur im Herzen tem, dem liberalen Arbeitsmarkt, finanEuropas, sie ist auch ein Europa «en zieller Disziplin und unserer Offenheit miniature» mit ihrer Sprachenvielfalt – und eben gerade nicht darauf, dass die und den verschiedenen Kulturen und Schweiz nicht EU-Mitglied ist, wie dies Religionen, mit ihrem Föderalismus die Öffnungsskeptiker gerne insinuieund der gelebten Subsidiarität sowie ren. Dank der organisatorischen Flexials weltoffenes Land, das auch zahlbilität der Unternehmen, die sich oft weitere Standbeine reichen international operierenden Unternehmen Heimat innerhalb der EU aufbauten, konnten sie und ihre inländibietet. Warum nur finden wir uns mit dem Widerspruch schen Zulieferer prosperieren. Dadurch ist offensichtlich ab, einerseits so stolz auf unsere direkte Demokratie und auch die Bereitschaft gewachsen, einen souveränitäts- und Mitbestimmung im eigenen Land zu sein und andererseits demokratiepolitischen Preis zu entrichten. auf Mitbestimmungsrechte innerhalb der EU freiwillig zu verzichten? Vorreiter statt Zaungast Die Antwort auf das schweizerische Demokratiedefizit Wie es jedoch nach der Annahme der Masseneinwandeist vielschichtig: Sie kann historisch, politisch und wirtrungsinitiative im Verhältnis Schweiz-EU weitergeht, ist schaftlich begründet werden. Unsere Wertebasis oder offen und lässt wenig Raum für Optimismus. Diese Hürde unsere kulturelle Vielfalt können als Argumente nicht haben wir uns selber und freiwillig in den Weg gestellt. herhalten, da wir beides mit der Europäischen Union und Klar ist, dass der Initiativtext, der Kontingente bei der ihren Mitgliedstaaten teilen. Zuwanderung und Inländervorrang bei der Anstellung fordert, nicht mit der Grundfreiheit der Personenfreizügigkeit Weniger Souveränität, weniger Demokratie vereinbar ist und das Diskriminierungsverbot verletzt. Historisch hat sich die Schweiz stets geweigert, aktiv am Gerade deshalb müssen wir den Fächer öffnen für einen Prozess der europäischen Integration teilzunehmen. Nach neuen europapolitischen Diskurs in der Schweiz, der sich dem Ende des Kalten Kriegs wäre eine vollumfängliche an Chancen orientiert, anstatt in den Miesmacher-Chor der Beteiligung am Binnenmarkt via EWR möglich gewerechtsnationalen Parteien einzusteigen, die bei den Eurosen, was jedoch durch den negativen Volksentscheid im pawahlen zulegen konnten. Wir haben Europa viel mehr zu Dezember 1992 torpediert wurde. Der Ausweg via bilatebieten als die Rolle eines Zaungastes. In vielen Bereichen rale Verträge garantierte unserem Land zwar sektoriellen könnten wir Vorreiter sein – wenn wir nur wollten. Marktzutritt, bedingte aber stetige Verhandlungen und VON CHRISTA MARKWALDER

Die Schweiz ist ein Europa «en miniature».

CHRISTA MARKWALDER

Die Autorin ist FDP-Nationalrätin und war acht Jahre lang Präsidentin der Neuen Europäischen Bewegung Schweiz (NEPS).


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UZ l TITELTHEMA

GUT GERÜSTET FÜR DIE ZUKUNFT

Europa in sieben Thesen VON STEFFEN KLATT

l.

Europa ist auf dem Weg zu einem Staat. Die Eurokrise ist vorbei. Der Euro bleibt so sicher die gemeinsame Währung von heute 18, bald noch mehr Staaten, wie der Franken die gemeinsame Währung von 26 Kantonen. Das hat Folgen. Die Euroländer werden ihre Finanzpolitik angleichen. Die ersten Ergebnisse sind schon zu sehen. Deutschland setzte die Schuldenbremse 2011 in Kraft, die Eurozone folgte 2013. In der Schweiz verlief die Angleichung viel langsamer: Der Kanton St. Gallen hat 1929 als erster die Schuldenbremse eingeführt. Erst 2001 folgte die Eidgenossenschaft. Noch eindrücklicher ist die Angleichung der Wirtschaftspolitik der EU-Staaten – gerade weil sie kaum noch bemerkt wird. Seit der Schaffung des EU-Binnenmarkts 1992 ist die EU wirtschaftspolitisch praktisch ein Bundesstaat. Es gelten die gleichen Regeln überall. Es ist ähnlich einfach, von Deutschland nach Österreich, Dänemark oder Polen zu exportieren, wie von einem Kanton in den anderen. Auch die innere Sicherheit ist längst europäisch. Die Polizisten tragen unterschiedliche Uniformen, greifen aber auf das gleiche Datensystem zurück, wenn sie Straftäter suchen – das Schengen-Informationssystem. Die EU ist auf dem Weg zu einem Bundesstaat, ähnlich wie einst die Schweiz. In vielen Bereichen der Politik ist sie praktisch schon am Ziel. Das Eigenleben der EU-Mitglieder zeigt sich am stärksten noch in der Aussenpolitik. Aber der Druck von aussen, aktuell die Expansionspolitik des Kremls, schweisst sie zusammen.

ll.

Europa wird von einem Projekt der Eliten zu einer Realität der Bürger. Europa hat die Stammtische erreicht. Sogar die Rechtspopulisten, die eigentlich die EU oder zumindest den Euro abschaffen wollen, schliessen sich grenzübergreifend zusammen. Marine Le Pen, die Chefin des französischen Front National, sucht den gemeinsamen Auftritt mit Geert Wilders, dem Chef der niederländischen Freiheitspartei. UKIP-Chef Nigel Farage ist mit einer Deutschen verheiratet. Nur wenige Parteien ganz weit rechts setzen auf klassischen, gewaltsamen Nationalismus, in Ungarn etwa und Griechenland. Entsprechend waren die jetzigen Europawahlen auch die bisher wichtigsten. Nicht nur traten erstmals europäische Spitzenkandidaten an – der Luxemburger Christdemokrat Jean-Claude Juncker und der deutsche Sozialdemokrat Martin Schulz. Sondern es wurde in den meisten Ländern tatsächlich diskutiert. Europa bewegt seine Bürger, Europas Bürger wollen mitgestalten. Das ist der beste Kitt, den Kontinent zusammenzuhalten. Das wird sich in den politischen Abläufen auch in Brüssel niederschlagen. Das Gewicht des EU-Parlaments wird steigen, der Drang zu mehr Mitbestimmung der Bürger auch. Europas Spitzenpolitiker haben gelernt – wenn auch oft widerwillig –, auf die Bürger zu hören. Europa ist als Projekt seiner Eliten entstanden. Jetzt ist es zur Lebenswirklichkeit seiner Bürger geworden. Niemand wünscht sich zurück in das Europa der Schlagbäume und Selbstschussanlagen an den Grenzen.

lll.

Europa fährt mit verschiedenen Geschwindigkeiten. Die EU wird von ihren Skeptikern in der Schweiz gern als Monolith wahrgenommen. Das wäre auch aus der Sicht der EU-Kommission der Idealzustand: ein Europa statt vieler Staaten. Die Wirklichkeit ist anders. So ist der Euro die Währung eines Teils der EU-Mitgliedstaaten, aber zugleich reicht die Eurozone über die EU hinaus: Kosovo, Andorra, Monaco und San Marino haben den Euro übernommen. Zahlreiche andere Staaten haben ihre Währung an den Euro gekoppelt, Bosnien ebenso wie Burkina Faso und die Schweiz. Ähnlich bei der inneren Sicherheit: Grossbritannien und Irland sind nicht Teil des Schengenlandes, Norwegen, Island und die Schweiz aber sehr wohl. Auch der Binnenmarkt ist grösser als die EU: Ihm gehören auch Norwegen, Island und Liechtenstein an. Der Europäischen Zollunion gehören neben der EU die Türkei, Andorra und San Marino an. Innerhalb der Europäischen Freihandelszone – Schweiz inklusive – werden wiederum keine Zölle erhoben. Die EU wird sich weiter auseinander differenzieren. Dazu trägt die sogenannte verstärkte Zusammenarbeit bei. In deren Rahmen können Gruppen von EU-Staaten stärker zusammenarbeiten, ohne dass alle Mitgliedsstaaten sich beteiligen müssen. Das begann 2010 mit dem Scheidungsrecht und reicht derzeit bis zur Finanztransaktionssteuer, die nur elf EU-Staaten einführen. Die Aufspaltung in ein Kerneuropa und eine Rand-EU ist Wirklichkeit geworden.

lV.

Europäische Politik wird Innenpolitik. Das Zeitalter der grossen Nationalstaaten geht in Europa zu Ende. Gleich mehrere – Grossbritannien, Spanien, Italien, in geringerem Mass Frankreich – sehen sich von Unabhängigkeitsbewegungen in einzelnen Regionen herausgefordert. Die EU stellt sich noch auf die Seite der Nationalstaaten. Aber sie könnte sich ebenso gut neutral erklären: Sie hat bisher gute Erfahrungen mit kleinen Mitgliedsstaaten gemacht, von Luxemburg bis zu den baltischen Staaten. Ob gross oder klein – der Spielraum der nationalen Politiker sinkt. Wie sehr Europa in die nationale Politik hineinredet, zeigte sich ab 2010, als die Regierungen der überschuldeten Mitgliedsstaaten reihenweise purzelten. Ob die griechischen Sozialdemokraten oder der Politclown Berlusconi – wer sich Europa widersetzte, wurde aus dem Amt gedrängt. Meist zum Besseren des eigenen Landes. Die Europäisierung reicht bis in die Sozialpolitik, lange eine Domäne der Mitgliedsstaaten. Schuldenfinanzierte Wohlfahrtsstaaten, wie sie während Jahrzehnten in Westeuropa Mode waren, sterben aus. Was nicht bezahlt werden kann, wird abgewickelt. Politik in der EU wird zunehmend Innenpolitik. Die wichtigsten Entscheidungen werden nicht mehr in den nationalen Hauptstädten getroffen, sondern auf europäischer Ebene. Das zwingt die Staaten zur Angleichung ihrer Politik.

V.

Mitbestimmung tritt an die Stelle der Sou veränität. In der europäischen Wirklichkeit spielt Souveränität keine Rolle mehr. Es geht stattdessen um Mitbestimmung. Politiker haben die Aufgabe, das Optimum für ihre eigene Klientel auszu-

Europa-Skulptur vor dem Parlament in Brüssel: «Vom Projekt der Eliten zur Lebenswirklichkeit seiner Bürger.»


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Europa hat die schwerste wirtschaftliche und politische Krise seit der Gründung der ursprünglichen Montanunion hinter sich gebracht. Die Eliten haben sich im entscheidenden Augenblick darauf geeinigt, Europa um jeden Preis zu erhalten. Dafür haben sie sich vom überbordenden Schuldenstaat ebenso befreit wie vom allzu engen europäischen Zentralismus. Das einstige Elitenprojekt wird zur Realität der Bürger. Die Schweiz hat die Wahl, im Fahrersitz die Richtung mitzubestimmen oder im rumpelnden Anhänger mitgezogen zu werden.

klärliches Knäuel von Ausschüssen, Kommissionen und Räten. Aber wer weiss, welche Spaghetti für ihn wirklich wichtig sind, bekommt sie auch. Wer nicht, hat das Nachsehen.

Vl.

Die Zukunft Europas beginnt erst. Das real existierende Europa ist nicht perfekt. Aber es kann sich im Wettbewerb der grossen Wirtschaftsregionen der Welt sehen lassen. Das Wachstum ist derzeit in Europa gering, aber der Kontinent macht beim Rückbau der Schulden und bei der Bewältigung des demographischen Wandels Fortschritte – während etwa in China eine Zeitbombe tickt. Europa ist dank seiner Freiheit und dank seiner starken wissenschaftlichen Infrastruktur innovativ, während Schwellenländer wie Russland, Brasilien und Indien zurückfallen. Europa hat nur noch wenige Bodenschätze, hat aber begonnen, mit seinen Ressourcen haushälterisch umzugehen – anders als die USA und die meisten Schwellenländer. Europas politisches System ist komplex, aber die Eliten sind konsensorientiert – anders als derzeit in den USA. Europa hat seine Zukunft noch vor sich. Wie so oft könnte auch diesmal auf eine tiefe Krise der starke Aufschwung folgen.

Vll.

handeln. Dafür müssen sie gut informiert sein, sich gut vernetzen und zur richtigen Zeit in den entscheidenden Gremien sitzen. Das kleine Luxemburg kann dabei mehr Einfluss haben als das grosse Frankreich. Europa hat ein komplexes System der Mitsprache aller irgendwie wichtigen Beteiligten entwickelt. Von aussen sieht dieses System wie eine Spaghettischüssel aus – ein schier uner-

Foto: Keystone

Die Schweiz muss über ihr eigenes Recht mitentscheiden können. Die Schweiz ist in ihrem Verhältnis zu Europa an einem Kreuzweg angekommen. Sie wird entweder zu einem Satelliten, der sich seine eigene Gesetzgebung per Fax oder Mail aus Brüssel schicken lässt, ohne bei der Verabschiedung dieser Gesetze mitsprechen zu können. Oder sie bemüht sich um ein Recht auf Mitbestimmung. Schon bisher hat die Schweiz ihre wirtschaftlich relevante Gesetzgebung zu einem grossen Teil aus dem EU-Recht kopiert – der sogenannte autonome Nachvollzug. Nun erwartet die EU, dass die Schweiz sich im institutionellen Rahmenabkommen auch formell verpflichtet, künftiges EU-Recht automatisch zu übernehmen. Das kann nicht gut gehen. An einem solchen Mangel an Mitbestimmung ist einst der Amerikanische Unabhängigkeitskrieg ausgebrochen. «No taxation without representation», hiess der Schlachtruf – keine Steuern ohne Mitentscheidung. Heute müsste es heissen: No legislation without representation – keine Gesetzgebung ohne Mitentscheidung. Brüssel hat der Schweiz einst eine solche Mitentscheidung angeboten. Als der damalige Kommissionspräsident Jacques Delors den EFTA-Ländern im Frühjahr 1989 Verhandlungen über einen Europäischen Wirtschaftsraum anbot, da war die Mitentscheidung Teil des Vorschlags. Delors zog sein Angebot wieder zurück – ein Grund des Scheiterns des EWRs. Heute ist die EU viel demokratischer als vor einem Vierteljahrhundert. Entsprechend muss sie auch das Verhältnis zu den «Aussenseitern» anders lösen – demokratischer. Die Schweiz muss den Mut haben, das einzufordern. Schweizer Bundesräte und Schweizer Parlamentarier müssen mitentscheiden, wenn Gesetze verabschiedet werden, die auch in der Schweiz gelten sollen. Ein EU-Beitritt ist dazu keine Alternative: Die heutige EU wäre mit der direkten Demokratie der Schweiz überfordert.


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HANDELSPARTNERSCHAFT

Schweizer Wohlstand braucht Europa

«Mehr Spielraum für stärkere Einbindung»: Concordia-Statue am Schlossplatz in Stuttgart, Baden-Württemberg. Foto: Keystone/Imagebroker/Michael Weber


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Die Länder Europas sind und bleiben Exportpartner Nummer Eins für Schweizer KMU. Daran wird so schnell kein politischer Umstand etwas ändern. Und auch die wirtschaftlichen Bedingungen verbessern sich hierfür zusehends: Eine Erholung sorgt für positive Impulse.

TEXT YVONNE VON HUNNIUS

Vor kurzem hat Nicola Forster, Präsident der Denkfabrik foraus, die These aufgestellt: «Die erfolgreiche Schweiz mag die Globalisierung nicht.» Falsch – zumindest aus Sicht Schweizer Unternehmer, ob Grosskonzern oder KMU. Sie wissen bestens und die Zahlen belegen es: Der hiesige Wohlstand basiert zu einem grossen Teil auf dem Export und auf Europa. Exportiert wird zwar auch stark nach Übersee, zu knapp 59 Prozent jedoch noch immer nach Europa. Vor den Währungsturbulenzen lag der Anteil noch um einige Punkte höher, viele Unternehmen hatten sich fast ausschliesslich auf den europäischen Markt konzentriert. Das Klumpenrisiko liess sich nicht mehr vertreten, man suchte und fand Marktchancen in Asien, den USA und Südamerika. Gerade im ersten Quartal 2014 stiegen die Exporte nach Europa jedoch wieder stark an. Wie gross die Bedeutung von Europa ist, zeigt sich auch an den Anfragen beim Schweizer Internationalisierungsförderer Switzerland Global Enterprise (S-GE). Seit mehreren Jahren betreffen die Hälfte der von ihnen abgewickelten Exportprojekte Schweizer Firmen, die nach Europa expandieren. Asien ist nicht immer erste Wahl So gross und vielversprechend auch die Märkte in China oder Indien sein mögen – sie eigenen sich nicht als Ziel für jedes exportierende Unternehmen. Ein Beispiel hierfür ist Pavatex. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Freiburg hat sich in den letzten 15 Jahren strategisch auf Dämmsysteme aus Holz für den Baustoffhandel ausgerichtet. Export ist für das Unternehmen mit seinen 200 Mitarbeitern Pflicht, denn man produziert mehr, als der Heimmarkt brauchen kann. Geschäftsführer Martin Brettentaler sagt: «Logistisch ist der Export in ferne Länder für uns nicht sinnvoll.» 20 Prozent der Lieferungen gehen in die Schweiz, 40 Prozent nach Deutschland und Österreich, und 15 Prozent nach Frankreich. Laut Oliver Bertschinger, bei S-GE für den Zielmarkt Europa zuständig, hat der Bereich Energieeffizienz bei Gebäuden und in der Industrie 2015 besonders grosses Potenzial in mehreren Ländern Europas. Allen voran sieht er Chancen in Russland, Frankreich, Deutschland und auch Österreich. Weniger Impulse sind hierbei von südlichen Ländern der EU zu erwarten. Aufhellung am europäischen Horizont Die Eurokrise hat viele Euroländer stark gebeutelt und auch Schweizer Unternehmen Sorgen bereitet. In diesen Wochen klärt sich jedoch die Schlechtwetterlage auf. Ökonomen wie Jan-Egbert Sturm von der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (KOF) verweisen auf eine Trendwende: Deutschland ist Motor einer positiven Ent-

wicklung, die sogar Spanien wieder Hoffnung gibt. Die Rezessionsphase scheint ein Ende zu nehmen. Sturm sagt: «Die Situation heute steht im Kontrast zu anderen Phasen der Erleichterung, die wir nach der Krise 2008 beobachtet haben. Die letzten Male hatte die Entwicklung in Asien für Hoffnung und auch anschliessende Enttäuschung gesorgt. Jetzt geben positive Entwicklungen in Europa und den USA Impulse.» Fraglos sind strukturelle Probleme insbesondere in Südeuropa und auch Frankreich noch lange nicht gelöst. Dennoch gibt es laut den Experten Gründe dafür, das Glas als halb voll zu betrachten. Imageschaden kleiner als befürchtet Auch an anderer Stelle gibt es behutsame Entwarnung. Der gefürchtete Imageschaden durch die Masseneinwanderungsinitiative für die Schweiz sei zumindest beim grössten Handelspartner Deutschland nicht so dramatisch einzuschätzen, wie die ersten Reaktionen vermuten liessen. Das ist das Credo von Rainer Brüderle, dem ehemaligen deutschen Bundesminister für Wirtschaft und Technologie. Vertragsbruch mit der EU sei kein Kavaliersdelikt – trotzdem: Seiner Einschätzung nach geniesst die Schweiz in Deutschland weiterhin grosse Wertschätzung. Brüderle rät: «Verhandeln Sie zügig, damit die momentane Unsicherheit keine negativen Auswirken hat, aber bleiben Sie ruhig. Wir brauchen die Schweiz.» Alle Seiten sind laut Brüderle auf offene Märkte angewiesen. Der liberale Politiker ist nur einer von vielen, die sich auch für Deutschland eine geregelte Zuwanderung wünschen. Kritisch sieht er auch die Institution der Europäischen Union und fordert eine Halbierung des Wasserkopfes der Kommission sowie eine Konzentration auf ihre Kernkompetenzen. Hürden im europäischen Export Mit europäischen Regeln haben auch Schweizer Exporteure zu kämpfen. Ob überreguliert oder uneinheitlich: Das kostet Zeit und Geld. Laut Martin Brettentaler von Pavatex sind langwierige länderspezifische Zertifizierungen nur eine der Hürden, die exportwillige Unternehmen zu nehmen haben. Jedes Land bedarf einer eigenen Strategie, bei der auch der Swissness-Faktor nicht immer die gleiche Rolle spielen dürfte. Gerade im deutschen Bausektor, so Brettentaler, sei Schweizer Herkunft nicht unbedingt von Vorteil und man brauche weitere schlagende Argumente. Auch wenn die kulturellen Unterschiede klein erscheinen, will ein Markteintritt wohl vorbereitet sein und darf nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Klar ist: Einheitlich ist der europäische Markt noch lange nicht. Mehr Schweiz wagen – mehr Europa wagen Stellt sich die Frage nach dem künftigen Verhältnis der Schweiz zur EU. Luzius Wasescha, früherer Leiter der Schweizer Mission bei der Welthandelsorganisation WTO und der EFTA, sieht Vorteile darin, mehr Mitsprache zu besitzen. «Wir müssen zumindest die Option eines Beitritts in Erwägung ziehen. Wir setzen sonst nur Regeln um, ohne an ihrer Entstehung beteiligt zu sein», sagt er. Dass es bald mehr Spielraum für stärkere Einbindung geben wird, davon ist der ehemalige Präsident der Schweizer Nationalbank Philipp Hildebrand überzeugt. Es werde in der EU zu Vertragsänderungen kommen, sagt Hildebrand, und: «Das wird für die Schweiz und Grossbritannien neue Möglichkeiten eröffnen.» Glaubt man zumindest dem deutschen Politiker Rainer Brüderle, könnte eidgenössisches Flair in Brüssel gut tun: «Lasst uns in Europa mehr Schweiz wagen, dann wagt die Schweiz vielleicht auch mehr Europa.»

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Der Schaden durch die Masseneinwanderungsinitiative sei zumindest beim Handelspartner Deutschland nicht so dramatisch einzuschätzen.


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THOMAS MAYER, EX-CHEFÖKONOM DEUTSCHE BANK

«Der Euro ist kein Selbstzweck» Euroland hat die Rezession hinter sich gelassen, die Eurokrise sich beruhigt. Doch viele grundsätzliche Probleme seien noch nicht gelöst, sagt der Volkswirt Thomas Mayer. Der Euro sei ein Angebot an die Mitgliedsländer. Wer die Regeln nicht einhalten könne, soll auch wieder austreten können. Für die Annahme der SVP-Initiative hat er kein Verständnis.

INTERVIEW ULRICH GLAUBER, FRANKFURT

Laut der Frühjahrsprognose der EU-Kommission wird die Wirtschaft der Eurozone um 1,2 Prozent in diesem und um 1,7 Prozent im nächsten Jahr wachsen. Ist die Rezession in Euroland ausgestanden? Thomas Mayer: Das ist die gute Nachricht, die Rezession ist vorbei. Die Probleme mit der Gemeinschaftswährung sind also erledigt? Das ist die schlechte Nachricht: Die Probleme sind damit nicht erledigt. Erstens ist der konjunkturelle Aufschwung sehr verhalten. Die Erwartungen der Kommission sind nicht gerade überwältigend – zumal nach einer Rezession. Der zweite Punkt ist, dass die Fiskalanpassung noch lange nicht vorbei ist. Überall haben wir jetzt Staatsschuldenquoten, die weit über die 60 Prozent, in einigen Ländern sogar über 100 Prozent hinausgehen. In Griechenland nimmt sie mit prognostizierten 177 Prozent allmählich japanische Werte an. Einige Länder wie beispielsweise Frankreich, Spanien, Irland haben zudem weiterhin Haushaltdefizite über drei Prozent. ZUR PERSON

anderen EWU-Mitgliedern und der EZB garantiert werden und der Austritt Griechenlands nicht mehr auf der Agenda steht, gibt es keinen Grund, warum die Rendite für griechische Staatsanleihen sich nicht weitgehend derjenigen von deutschen Bundesanleihen annähern sollte. Sie haben in diesem Zusammenhang von einer «Japanisierung der griechischen Schulden» gesprochen. Ein hoher Politiker in Athen hat den Ausdruck in einem Gespräch benutzt, als ich ihn bei meiner jüngsten Reise nach Athen getroffen habe. «Japanisiert» bedeutet, dass Staatsanleihen in Händen eines Gläubigers sind, der nicht mehr auf Rückzahlung besteht und mit extrem niedrigen Zinsen zufrieden ist. In Japan halten die eigenen Bürger ihrem Staat die Treue und leihen ihm Geld. In der Eurozone hält der Europäische Stabilitätsfonds 80 Prozent der griechischen Schuld. Damit ist der Druck weg. Nach dem Rezept der «Japanisierung» könnten auch andere EWU-Länder verfahren. Sollte dadurch das Netz des Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) in Luxemburg reissen, steht immer noch die Europäische Zentralbank (EZB) als letzte Auffanglinie bereit.

Thomas Mayer (60) war bis zum Ausscheiden von

«Eurostaaten aus ihren Finanzproblemen herauszukaufen, war nicht vereinbart. Aber es stabilisiert die Situation.»

Mit Volkswirtschaften von der Größe Frankreichs oder Spaniens wäre der ESM aber überfordert. Stimmt, aber nicht die EZB.

Also über dem entsprechenJosef Ackermann als Vorstandsvorsitzender im Mai den Stabilitätskriterium des 2012 Chef-Volkswirt der Deutschen Bank. Heute Vertrags von Maastricht. ist er für die Bank als Vorstandsberater tätig und Genau. Die Krisenländer zugleich Senior Fellow am Center for Financial Studies Heisst das, wir nehmen das haben zwar Strukturreformen der Goethe-Universität Frankfurt. einfach hin? beschlossen. Aber das alles Das ist die erklärte Politik – muss bis unten durchsickern. auch wenn das nicht der Vereinbarung entspricht, die Wir haben das in Deutschland erlebt. Die Agenda 2010 am Anfang der Währungsunion stand. Demnach sollten wurde 2003 und 2004 beschlossen, und erst 2006/2007 Eurostaaten eben nicht durch Gemeinschaftsaktionen haben wir tatsächliche Effekte gesehen. In Griechenland und schon gar nicht durch die EZB aus selbstverschuldehaben wir zudem gesehen, dass Gesetze erlassen, aber nicht ten Finanzproblemen herausgekauft werden. Das ist alles durchgesetzt werden. höchst bedenklich. Aber es stabilisiert die Situation. Aber Griechenland hat sich doch mit Bravour wieder Existiert der Euro denn nur noch, weil eine Preisgabe Geld auf den Kapitalmärkten besorgt. der Währungsunion zu teuer wäre? Das hat nichts damit zu tun, dass die grundlegenden ProEs ist sehr gefährlich, so zu denken. Wir müssen uns in bleme gelöst wären. Die Märkte gehen davon aus, dass Erinnerung rufen, was die Europäische Union wirklich der politische Wille, die Währungsunion (EWU) zusambedeutet – nämlich Freiheit, Rechtstaatlichkeit und Demomenzuhalten, alles dominiert. Wenn die Investoren davon kratie. Davon abgeleitet kann man Vereinbarungen treffen ausgehen können, dass die griechischen Schulden von den


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Helvetia blickt rheinabwärts in Richtung Landesgrenze: Kann die Schweiz vom freien Waren-, Dienstleistungs- und Kapitalverkehr mit der EU profitieren und sich gleichzeitig dem freien Arbeitsmarkt der Union verschliessen? Foto: Wikipedia/Helvetia auf der Reise, Mittlere Rheinbrücke in Basel

– sei es der gemeinsame Markt, das Schengen-Abkommen über den Abbau der Binnengrenzen oder eine einheitliche Währung. Der Euro ist kein Selbstzweck. Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel liegt falsch, wenn sie sagt: Scheitert der Euro, dann scheitert Europa. Europa ist viel mehr als der Euro. Wenn man das so versteht, dann müsste man den Euro als ein Angebot an die Mitgliedsländer der EU sehen, aber nicht als Zwangsjacke. Dann müsste man also eine Austrittsmöglichkeit für einzelne Länder schaffen. Ich würde den Euro als Angebot sehen. Wer rein möchte, kann rein. Und wer sagt, ich kann nicht mehr, kann wieder raus. Das bedeutet auch, dass jeder selbst dafür verantwortlich ist, ob er mithalten kann. Ist es denn nicht ziemlich abenteuerlich, eine Währung zu schaffen, die nicht durch eine gemeinsame Wirtschafts- und Finanzpolitik unterfüttert ist? Es kommt auf die Art der Geldordnung an. Sie können Geld als unpolitisches Tauschmittel, als Wertaufbewahrungsmittel definieren. Das klassische Beispiel dafür ist der Goldstandard. Der Wert des Geldes ist dabei klar definiert. Man kann sich aber auch für eine staatliche Schuldgeldordnung entscheiden. In diesem Fall verfügt der Staat über die Währung und kann dementsprechend Schulden machen. Diesen Weg haben etwa die USA oder Grossbritannien gewählt. Dieses Model funktioniert aber im Euroraum

nicht, weil wir keinen gemeinsamen Staat haben. Dennoch haben wir es mit dem Verzicht auf Umschuldung, mit dem Ausschluss von Austritten aus der Eurozone und mit der Etablierung der EZB als letztinstanzlichen Kreditgebers für Staaten eingeführt. Die EZB wurde zur Staatszentralbank ohne einheitlichen Staat. Eine so aufgezogene Währung geht den Weg aller früher so aufgezogenen Währungen – sie zerfällt. Die Alternative ist eine wirklich unabhängige Zentralbank, die eine Gemeinschaftswährung als Angebot an die EU-Mitglieder emittiert. Wer damit nicht umgehen kann, der lässt es halt bleiben. Haben Sie denn bei all diesen Turbulenzen Verständnis für den Europa-Skeptizismus in der Schweiz, wie er sich in der Annahme der SVP-Zuwanderungsinitiative gezeigt hat? Da ging es ja nicht um die Gemeinschaftswährung, sondern um das Thema Freizügigkeit. Ich bin ein Anhänger des Binnenmarkts, der ohne freien Waren- und Dienstleistungsverkehr, freien Kapitalverkehr und eben auch freien Personenverkehr nicht funktioniert. Die Schweizer Initiative zielt aus meiner Sicht darauf ab, die Konkurrenz insbesondere von qualifizierten Arbeitnehmern aus dem Ausland zu limitieren. Wenn die Schweizer das so wollen, dann müssen sie aus dem Binnenmarkt raus. Sie können nicht freien Waren-, Dienstleistungs- und Kapitalverkehr mit der EU haben wollen und sich gleichzeitig dem freien Arbeitsmarkt der Union verschliessen.


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UZ l TITELTHEMA

NICK BEGLINGER, PRÄSIDENT SWISSCLEANTECH

«Den EWR weiterentwickeln» Der bilaterale Weg ist zu einer Sackgasse geworden, sagt Nick Beglinger. Der Vorschlag des Bundesrats für ein institutionelles Rahmenabkommen verschärft das Problem sogar: Die Schweiz gibt die Mitbestimmung über ihr eigenes Recht auf. Ein weiterentwickelter EWR könnte eine gute Lösung sein.

INTERVIEW YVONNE VON HUNNIUS

Der Bundesrat sucht nach einer Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative, welche die bilateralen Abkommen nicht gefährdet. Ist das machbar? Nick Beglinger: Es ist wohl nicht machbar, und wurde ja auch bereits vor der Abstimmung vom Bundesrat als nicht machbar bezeichnet. In den ersten Wochen nach der Abstimmung schienen verschiedene Akteure trotzdem primär nach der Quadratur des Kreises zu suchen. Zum Glück hat sich diese Strategie nun wohl geändert. Die Frage ist aber meines Erachtens nicht, ob es machbar ist oder nicht – sondern ob es sinnvoll ist. Konsequent wäre, die Masseneinwanderungsinitiative strikte umzusetzen. Nur so kann die SVP zur Verantwortung gezogen werden. Ist die Umsetzung definiert, dann sollte die EU formell nach den Konsequenzen dieser Umsetzung angefragt werden. Die SVP kann so nicht behaupten, man höre nicht auf sie, und auch nicht, dass der Bundesrat oder das Parlament den Volkswillen nicht ernst nehme. Die EU Antwort wird dann sehr wahrscheinlich sein: Kündigung der Personenfreizügigkeit und daher der Bilateralen Verträge, also auch Kündigung des Zugangs zum Europäischen Binnenmarkt. Sind diese Konsequenzen auf dem Tisch, sind wir dann wohl bereit, um im November 2016, vor der Umsetzungsfrist, mittels Volksabstimmung eine neue EU Lösung zu finden. ZUR PERSON

Nick Beglinger (45) ist Präsident von swisscleantech. Vor der Gründung des Wirtschaftsverbandes 2010 hat er für das von ihm mitgegründete Beratungsunternehmen maxmakers und davor für McKinsey gearbeitet. Er war unter anderem in Vietnam, Singapur und Abu Dhabi tätig. Beglinger hat an der London School of Economics und an der Community of European Management Schools studiert.

Sind die bilateralen Abkommen also gefährdet? Sicher sind sie gefährdet – und blockiert waren sie ja bereits vor der Abstimmung. So hat swisscleantech bereits im Juni 2013 eine Weiterentwicklung des bilateralen Wegs verlangt. Nur schon die Entwicklungen rund um das Schweiz-EU-Stromabkommen haben die Notwendigkeit dafür klar aufgezeigt. Einfach gesagt: Die EU akzeptiert die Schweizer Extrawurst nicht mehr und verlangt eine Weiterentwicklung. Und bekanntlich braucht es zwei für einen Tango. Wo ist das Problem? Der bilaterale Weg steht innen- wie aussenpolitisch vor grossen Herausforderungen. Bisher hat er der Schweiz viele Vorteile gebracht – trotz des Neins 1992 zum Zugang zum europäischen Markt und zur europäischen Wissenschaft und Kultur. Die EU wird oft als Bürokratiemonster dargestellt. Diese Optik stimmt aber nicht. Kurz: Die gewaltigen Vorteile eines vereinten Europas, unserer geographischen Heimat, gehen in der Schweiz zu oft vergessen. Gerade seit dem letzten Volksentscheid 2009 scheint «EU-Bashing» im Trend. So hat auch niemand der SVP im EU- und Zuwanderungs-Bashing Paroli geboten – im Gegenteil. Damit muss jetzt Schluss sei. Die Vorteile, ja die geopolitische und wirtschaftliche Notwendigkeit einer engen EU-Partnerschaft, müssen seitens Wirtschaft, Wissenschaft und Politik klar dargelegt werden. Nur so, gestützt auf den Rückhalt in der Bevölkerung, steht unsere Beziehung zur EU langfristig auf

einem guten und stabilen Fundament. Wechselt der Kurs alle vier Jahre, weil er immer erneut in Frage gestellt wird, ist das Gift für unsere Unternehmen, Universitäten und administrative Effizienz. Auch punkto Planungssicherheit ist das für Schweizer Innovation und Wettbewerbskraft zentral. Jetzt gilt es unsere bilaterale Beziehung konsequent weiterzuentwickeln. Bundesrat Burkhalter will die Bilateralen retten, indem er ein Rahmenabkommen aushandelt. Ist das der richtige Weg aus der Sackgasse? Noch ist über diesen Vorschlag wenig Genaues bekannt. Es gibt da das Non-Paper und den Ansatz Rahmenabkommen mit dem EuGH als Gerichtshof. Das Problem dieses Ansatzes: Es fehlt die Mitbestimmung – und das gilt für die gesetzlichen Rahmenbedingungen wie auch für die Besetzung der Richter am Gerichtshof. Da orten wir Verhandlungspotenzial und finden, dass über eine so zentrale Schicksalsfrage nicht ohne Einbezug der Öffentlichkeit entschieden werden soll. Es gilt, in Partnerschaft mit Wissenschaft und Wirtschaft, langfristige Lösungen zu finden. Diese werden in jedem Fall die Schweizer Wirtschaft und Gesellschaft massgeblich beeinflussen. So etwas muss also breit diskutiert werden. Welchen Rahmen wollen Sie? Klar ist, dass wir einen Rahmen brauchen - nur was für einen? Dabei ist in unseren Augen die Mitbestimmung zentral. Mit dem, was die Schweiz jetzt auszuhandeln gedenkt, würden wir de facto Mitbestimmung über das eigene Recht aufgeben. Einmal in Kraft, würde Brüssel massgeblich über die Weiterentwicklung des in der Schweiz geltenden Rechts entscheiden. Das spielt der SVP in die Hand und positioniert die Schweizer Wissenschaft und Wirtschaft ungünstig. Was die fremden Richter angeht, verstehe ich daher nicht, warum der Bundesrat den EU-Gerichtshof vorzieht, wenn es mit dem Efta-Gerichtshof ein Gericht gibt, das von Schweizern entworfen wurde und mit Schweizern besetzt ist. Aus Sicht von swisscleantech sollte die Schweiz der EU als Teil eines Rahmenabkommens auch neue, für unser Land vorteilhafte Konditionen vorschlagen. Mitsprache gibt es nur für Mitglieder, sagt die EU. Die SP will deshalb den EU-Beitritt. Sie auch? Für uns ist ein Beitritt weder strategisch richtig noch realistisch. Und es gelten nun mal die drei Jahre Umsetzungsfrist der Masseneinwanderungsinitiative, was heisst, dass eine Lösung vor dem Februar 2017 vors Volk muss. Zudem: Wir sehen die beste Position der Schweiz, aus wirtschaftlicher und geopolitischer Sicht, zwar eng in Europa integriert aber nicht politisch verbunden. Unser Land kann und soll in verschiedenen Bereichen Vorreiterin sein, zum Beispiel beim Klima und bei Cleantech. Und die Schweiz soll über Europa hinweg, wie aktuell das Beispiel Ukraine zeigt, Brücken bauen können.


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Welche Lösung streben Sie an? Die beste Lösung, um qualitatives Wachstum für die Schweiz zu ermöglichen. Wie gesagt, wir haben das grundsätzliche Problem früh erkannt – und zwar sowohl was den aussenpolitischen Handlungsbedarf betrifft, als auch bezüglich der innenpolitischen Massnahmen, die notwendig sein werden, um die Bevölkerung für eine auch für die Wissenschaft und Wirtschaft tragbare Europa-Lösung gewinnen zu können. Wir haben als einziger Wirtschaftsverband das neue Raumplanungsgesetz aktiv unterstützt – und nicht wie einige andere bekämpft. Nicht weil wir uns als Landschaftsschützer profilieren wollen, sondern weil die Bevölkerung wissen muss, dass bereits viele in der Wirtschaft erkennen, dass die Sorgen und Ängste der Bevölkerung ernst genommen werden müssen. Das zugrunde liegende Thema ist die Frage des qualitativen Wachstums. Durch unsere bisherige Arbeit in Bereichen wie Klima, Energie, Ressourcen oder Raumplanung, die wir durch Forschung, Fokusgruppen und Analysen bearbeiten, können wir mit gutem Gewissen sagen: Es kommt betreffend Zuwanderung oder auch Wirtschaftswachstum nicht primär auf das «Wie viel» an, sondern auf das «Wie». Setzen wir in wichtigen Bereichen wie der Energie, Mobilität oder Raumplanung die richtigen Rahmenbedingungen, verträgt die Schweiz auch nachhaltig zehn oder mehr Millionen Einwohner. Um spezifische Lösungen erarbeiten zu können, hat swisscleantech zwei neue Fokusgruppen lanciert – eine zur Aussenpolitik mit Fokus Europa und eine zu innenpolitischen Massnahmen unter dem Stichwort Gesellschaftspolitik. Zu welcher Lösung könnte das führen? Für uns könnte eine Art EWR 2.0 die beste Lösung sein. Viele Leute realisieren ja nicht, dass der EWR mehr oder weniger für die spezifischen Bedürfnisse der Schweiz entwickelt wurde. Wir sollten diesen nochmals genauer unter die Lupe nehmen – und das vor allem bezüglich Mitbestimmung bei Themen der Wissenschaft und Wirtschaft. Wir schlagen also ein Szenario Weiterentwicklung des EWR vor und kooperieren dazu mit den EWR-Staaten. Weil wir

der EU so eine Paket- und keine Schweizer Speziallösung anbieten können, gelingt es uns wohl im Gegenzug eben mehr Mitbestimmung und auch eine Art permanente Ventilklausel zu verhandeln. Für die Schweiz würde das heissen: Unser Volk hat in der Tat das letzte Wort bezüglich Zuwanderung. Glauben Sie, dass die EU so etwas akzeptieren würde? Ja, das glaube ich. Verhandlungstechnisch heisste es eben – EWR-Rahmen-Patentlösung, und im Gegenzug Ventilklausel. Und auch inhaltlich, oder sagen wir konzeptionell, ergibt so etwas Sinn. Gerade die Diskussionen um die Masseinwanderungsinitiative in der Schweiz zeigen ja, wie wichtig es ist, dass innen- und aussenpolitische Massnahmen gut synchronisiert sind. Sonst kommt es eben zu «Stress» – Züge, die zu voll sind, schnell wachsende Emissionen oder Zersiedelung. Kommissionspräsident Jacques Delors hat etwas Ähnliches übrigens vor den Verhandlungen über den EWR ja selbst angeboten! Die Schweiz muss mehr Mut haben ihre Interessen zu vertreten. Sie muss nach aussen möglichst mit einer Stimme sprechen, und nach innen vermitteln, dass eine solide EU-Partnerschaft im Interesse aller ist. Aber warum sollte die EU das heute akzeptieren? Es ist im eigenen Interesse der EU. Nur ein demokratisches Europa, eines in dem Bevölkerung, Wissenschaft und Wirtschaft langfristig profitieren, ist ein erfolgreiches, stabiles und wettbewerbsfähiges Europa. Die «Schweizer EWR-Lösung» könnte auch auf andere EWR-Länder angewandt werden – die Länder, zum Beispiel, die der politischen EU entweder nicht beitreten wollen oder nicht beitreten können. Denken Sie an die Ukraine, die Türkei, ja vielleicht auch Grossbritannien oder Marokko. Bei alldem dürfen wir nicht vergessen: Die Heimat der Schweiz ist Europa. Von einem starken Europa profitieren wir ganz direkt. Ebenso haben wir vieles, das wir Europa bieten können. Dazu müssen auf beiden Seiten Tabus gebrochen werden. Gefordert sind wir, und gefordert ist auch Europa.

«Die beste Position der Schweiz: in Europa integriert, aber nicht politisch verbunden.»

Foto: Bilderbox.de

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UZ l EUROPA Foto: Bilderbox.de

MIGRATION

Lange Liste an Vorteilen Zuwanderung hilft der Wirtschaft und den Sozialwerken der Länder, welche die Zuwanderer aufnehmen, sagt EU-Beschäftigungskommissar László Andor. Aus seiner Sicht ist die Skepsis vieler Menschen gegen die Zuwanderung das Ergebnis von Feindbildern der Rechtspopulisten und Boulevardmedien.

INTERVIEW MAREK PEDZIWOL, KATTOWITZ

auf die Einnahmen der Empfängerländer und auch auf ihre Sozialwerke.

Ist die Migration in Europa derzeit zu gross? László Andor: Europa hat derzeit ein sehr mässiges Niveau der Arbeitsmigration. Das sind nur ungefähr drei Prozent der europäischen Bevölkerung, die in einem anderen Land leben – ungefähr 14 Millionen Menschen von 500 Millionen. So sieht manchmal die Differenz zwischen der Wahrnehmung und der Realität aus. Wir glauben, dass dieses Niveau mit der Zeit wachsen wird, was für die europäische Wirtschaft und auch die europäische Gesellschaft nützlich sein wird.

Warum sehen so viele Menschen das anders? Die Leute suchen in einer Krisenzeit nach Erklärungen, warum zum Beispiel die Arbeitslosigkeit so hoch ist. Dann kommen sie sehr oft zu irreführenden, falschen Schlussfolgerungen und sie beschuldigen dafür die Einwanderer. Die Populisten nutzen sehr gern Feindbilder dieser Art aus, die auch durch einen Teil der Medien, insbesondere durch die Boulevardpresse, geschaffen und am Leben gehalten werden. Und die Migranten, egal ob sie aus den EU-Ländern oder aus anderen Kontinenten kommen, sind leicht einzuschüchtern.

Warum soll es nützlich sein? Dank dem Recht und der Möglichkeit, in einem anderen Land zu arbeiten, können die Menschen ihre Karrieren bereichern, mehr verdienen und mehr lernen. Wenn sie in ein anderes Land auswandern, um zu arbeiten, tragen sie zur Wirtschaft des Empfängerlandes bei. Wir haben viele Beweise für einen starken, positiven Einfluss der Migration der Arbeitskräfte

ZUR PERSON László Andor (Jahrgang 1966) ist seit 2010 EUKommissar für Beschäftigung, Soziales und Integration. Zwischen 2005 und 2010 war er Vorstandsmitglied der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung EBRD, wo er ausser Ungarn auch Kroatien, Tschechien und die Slowakei repräsentierte. Andor ist Politiker der Ungarischen Sozialistischen Partei MSzP, er war Mitglied des Beraterteams des Premiers Ferenc Gyurcsány (ebenfalls MSzP), der von 2004 bis 2009 regierte. Der Volkswirt ist auch ausserordentlicher Professor an der Budapester Corvinus-Universität.

Welchen Einfluss hat die Arbeitsmigration auf die Heimatländer der Auswanderer? Sollte das Einkommensniveau im Ursprungsland niedrig sein und ist die Arbeitslosigkeit hoch, dann kann ein bedeutsamer Teil der Menschen das Land verlassen. Den höchsten Anteil an Auswanderern hat Rumänien, wo ungefähr neun Prozent der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter in einem anderen EU-Land leben. Das ist ein sehr grosser, aussergewöhnlich hoher Anteil. Diese Menschen nutzen die Möglichkeit, eine Beschäftigung in einem anderen Land zu haben. Sie erarbeiten dort ihren Lebensunterhalt, sie gewinnen Berufserfahrung, sie lernen hinzu. Ein Teil ihrer Einnahmen schicken sie nach Hause. Damit unterstützen sie ihre Heimatländer. In gewissen Fällen kann das Volumen der Geldüberweisungen einen bedeutsamen Anteil am Brutto-

inlandprodukt erreichen – zwei, drei, manchmal vier Prozent, was eine sehr bedeutsame finanzielle Unterstützung für diese Länder darstellt. Und wenn die Auswanderer zurückkehren, was immer öfters, etwa in Polen, passiert, tragen sie mit ihrer im Ausland gewonnen Erfahrung, dem Wissen und den Fähigkeiten zum Wirtschaftswachstum ihres Landes bei. Die Liste des potenziellen Nutzen und der Vorteile ist lang. Würden die Menschen, die auswandern, auch in ihrer Heimat Jobs finden? Sie zeigen überdurchschnittliche Initiative. Die Menschen, die sich entschieden haben, anderswo zu arbeiten, tun es nicht deswegen, weil sie keine Chancen zu Hause sehen, sondern weil sie ihre Karrieren nicht einschränken wollen und weil sie die Möglichkeit geniessen, eine Zeit lang anderswo zu arbeiten. Wir müssen selbstverständlich die Wirtschaftstätigkeit und den Wohlstand in den Ursprungsländern der Auswanderer ankurbeln. Wir können nicht akzeptieren, dass die Arbeitsmobilität die einzige Option ist. Die Regierungen müssen zum Beispiel in die unterentwickelten Regionen investieren. Dort gibt es zu wenig Wirtschaftstätigkeit, und das ist der Grund, warum wir zum Beispiel Polen ermuntern, die europäischen Fonds – den Sozialfonds und den Regionalfonds – zu nutzen, um die Entwicklung im östlichen Teil des Landes zu beschleunigen. Das gleiche gilt für die Slowakei. Dort hat man grossen Wohlstand in der Region von Bratislava erreicht, aber der Osten hat zu wenig profitiert. Es ist also wichtig, die EU-Mittel für diese Ziele zu nutzen.


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EU schliesst Tür für Sozialtourismus Die EU will keine Einwanderung in die Sozialsysteme. Das hat der Generalanwalt des EU-Gerichtshofes deutlich gemacht. Auch die deutsche Kanzlerin Angela Merkel hat sich gegen eine «Sozialunion» ausgesprochen. Deutschland steht nun am Beginn einer Zuwanderungswelle wie die Schweiz vor gut einem Jahrzehnt.

TEXT STEFFEN KLATT

Melchior Wathelet ist ausserhalb seiner Heimat nur noch Kennern des EU-Gerichtshofes bekannt. Und doch hat der belgische Christdemokrat wenige Tage vor den EU-Wahlen einen der wichtigsten Stolpersteine der europäischen Integration aus dem Weg geräumt. Deutschland könne solchen EU-Ausländern die Sozialhilfe verweigern, die nur mit dem Ziel ins Land kommen, diese Sozialleistungen zu erhalten, erklärte der Generalanwalt des EU-Gerichthofes nur wenige Tage vor den EU-Wahlen. Die Personenfreizügigkeit, eine der Grundpfeiler der europäischen Integration, ist also kein Freibrief für Sozialtourismus. Angela Merkel kam die Nachricht aus Luxemburg gelegen. Die deutsche Kanzlerin hatte in der Woche vor der Wahl in mehreren Interviews erklärt, die EU sei keine Sozialunion. «Die Arbeitnehmerfreizügigkeit, die ich für ein sehr hohes Gut halte, gewährleistet nur den freien Zugang zu Beschäftigung», sagte sie etwa der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Darin sei sich Deutschland mit Gross-

britannien, den Niederlanden, Österreich und Frankreich einig. Indirekt hat sie damit auch gesagt, dass andere EU-Länder andere Auffassungen haben. Und dazu gehören insbesondere jene, aus denen die Zuwanderer kommen: die osteuropäischen EU-Staaten. So ist es auch keine Überraschung, dass der noch amtierende EU-Kommissar für Beschäftigung sich für eine unbeschränkte Zuwanderung einsetzt und für grosszügige Gewährung von Sozialleistungen: László Andor ist ungarischer Sozialist (siehe nebenstehendes Interview). Nicht nur in Deutschland, sondern auch in Grossbritannien hatten Sozialleistungen an EU-Ausländer zu heftigen Diskussionen geführt. Nigel Farage, der Chef der Unabhängigkeitspartei (UKIP), verlangte, solche Leistungen ganz zu verweigern. Seine Partei wurde mit 27 Prozent prompt die stärkste Kraft bei den Europawahlen in Grossbritannien. Die Luxemburger Richter könnten Nigel Farage künftig ein wichtiges Argument aus der Hand nehmen. Deutschland folgt der Schweiz Doch die Diskussionen über die Zuwanderung werden auch nach einer Entscheidung der Luxemburger Richter gegen den Sozialtourismus nicht verstummen, gerade nicht in Deutschland. Denn die grösste Volkswirtschaft der EU befindet sich nun an dem Punkt, an dem die Schweiz vor gut einem Jahrzehnt gestanden hat: am Beginn einer neuen Zuwanderungswelle. Die relative Stärke der deutschen Wirtschaft – und die Schwä-

che anderer Länder in der EU – wirkt wie ein Magnet. Wie die Organisation für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD) ebenfalls kurz vor den Europawahlen in einem Bericht festgestellt hat, hat Deutschland 2012 netto so viel Zuwanderer gehabt wie kein anderes westliches Land, die USA ausgenommen. Fast 400 000 Menschen sind zugewandert, die meisten von ihnen aus anderen EU-Ländern. Und ähnlich wie in der Schweiz ziehen die Zuwanderer dorthin, wo die Wirtschaft brummt – nach Bayern, Baden-Württemberg, Berlin, nicht aber in die ostdeutschen Flächenländer. Fachkräfte für die Zukunft Die deutsche Wirtschaft hat sich aktiv daran beteiligt, die Zuwanderungswelle loszutreten. Denn sie weiss, dass bereits am Ende dieses Jahrzehnts die geburtenstarken Jahrgänge der 50er und 60er Jahre in Rente gehen. Wer dann noch Fachkräfte haben will, muss sie jetzt ausbilden. Und so holen deutsche Mittelständler junge Spanier – und andere Südeuropäer – mit speziellen Programmen in die deutsche Provinz. Auch die Bundesregierung hat ein Berufsbildungsprogramm aufgelegt, das so erfolgreich war, dass es im April sogar kurzfristig gestoppt wurde. Noch gibt es in Deutschland Kritik nur an den Schattenseiten der Zuwanderung, nicht aber an der Zuwanderung selbst. Damit das auch so bleibt, braucht die Politik Instrumente gegen den Sozialtourismus. Melchior Wathelet hat sie ihr nun gegeben.

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KONJUNKTURUMFRAGE 2/2014

Binnenmarkt bleibt Stütze Die unsichere Lage in der Ukraine und die Probleme der Banken mit den USA bereiten Sorge. Kurzfristig wird keine Änderung im Tiefzinsumfeld erwartet. Das Baugewerbe verliert an Schwung, auch die Tourismusbranche hat weiter zu kämpfen.

1. Wie schätzen Sie die Wachstumsausichten für die Schweizer Wirtschaft in den nächsten sechs Monaten ein?

Dr. Yngve Abrahamsen, Leiter Prognosen

Daniel Kalt, Chefökonom Schweiz

Dr. Michael Grampp, Chefökonom

Dr. Felix Brill, Chefökonom

Alexis Bill Koerber, Senior Economist

2. Wie wird sich der Binnenmarkt im gleichen Zeitraum entwickeln?

Die Wirtschaftsdynamik der vergangenen Monate dürfte sich in nächster Zeit fortsetzen. Die wirtschaftliche Entwicklung in Europa hat sich verbessert und dies wird die beobachteten Abschwächungen andernorts kompensieren. Negative Konsequenzen der Annahme der Masseneinwanderungsinitiative sind in der kurzen Frist nicht zu erwarten.

Der Binnenmarkt bleibt eine Stütze, auch wenn das Wachstum etwas nachlassen wird. Dies trifft vor allem für den Wohnbau zu, aber auch für den privaten Konsum.

Mit einem Wirtschaftswachstum von 2 Prozent im vergangenen Jahr hat die Schweiz die meisten europäischen Länder und die USA knapp überflügelt. Wir erwarten auch in diesem Jahr eine ähnliche Wirtschaftsentwicklung und gehen von 2,1 Prozent BIP-Wachstum aus. Impulse für dieses solide Wirtschaftswachstum dürften neben der Binnenwirtschaft auch von der Exportindustrie kommen.

Wir rechnen weiterhin mit einer soliden Entwicklung des Schweizer Binnenmarkts. Neben dem nach wie vor starken privaten Konsum wird auch weiterhin das Baugewerbe unterstützend beitragen.

Die Wachstumsaussichten für die folgenden sechs Monate bleiben stabil. Die Schweiz profitiert dabei vor allem von der robusten wirtschaftlichen Entwicklung wichtiger Handelspartner. Eine Unsicherheit stellt die Krise in der Ukraine dar. Eine grössere Eskalation könnte temporär auch die europäische Wirtschaft treffen. Zusätzliche Unsicherheiten für die langfristigen Wachstumsaussichten und die Standortattraktivität der Schweiz resultieren aus der Annahme der Masseneinwanderungsinitiative und weiteren eher wirtschaftsschädlichen Initiativen, die in Kürze zur Abstimmung stehen. Die Ablehnung der Mindestlohninitiative hat diese Unsicherheit zumindest nicht erhöht.

Der Binnenmarkt bleibt robust, die Kaufkraft hoch, die Arbeitslosigkeit niedrig. Darüber hinaus sind Inflationstendenzen ausserhalb einzelner Vermögensklassen nicht zu erkennen.

Die Aussichten für das zweite Halbjahr sind gut. Während die Binnenkonjunktur von weiterhin tiefen Zinsen und einem robusten Arbeitsmarkt Unterstützung erhält, kann die Exportwirtschaft von der Erholung der Weltwirtschaft profitieren. Positiv stimmt dabei insbesondere die an Kraft gewinnende Konjunkturerholung in den europäischen Absatzmärkten, die immer noch über 50 Prozent der gesamten Schweizer Warenausfuhren ausmachen.

Die Binnenkonjunktur dürfte sich weiterhin als wichtige Wachstumsstütze für die Schweizer Wirtschaft erweisen. Allerdings sind die Vorzeichen nicht mehr ganz so günstig wie noch in den vergangenen zwei Jahren. Insbesondere die Bauwirtschaft kämpft mit gewissen Sättigungstendenzen.

Wir erachten die Wachstumschancen weiterhin als gut. Im Vorjahresvergleich dürften sich die Wachstumsraten des Schweizer Bruttoinlandproduktes auch in den kommenden Monaten leicht oberhalb der Marke von zwei Prozent bewegen.

Mit Hinblick auf den privaten Konsum weiterhin robust. Innerhalb der Investitionen ändern sich die Treiber. Während die Ausrüstungsinvestitionen weiter an Kraft gewinnen, ist bei der Bautätigkeit nach dem sehr starken ersten Quartal 2014 eine nachlassende Dynamik zu erwarten. In der Summe bleibt aber auch die Investitionstätigkeit aufwärts gerichtet.


UZ

Das Baugewerbe verliert an Schwung . . .

3. Für welche Branchen erwarten Sie einen Aufwärtstrend, für welche einen Abwärtstrend?

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Foto: Bilderbox-de

4. Welche Risiken sehen Sie für die Schweizer Wirtschaft?

Die Exportwirtschaft wird in erster Linie profitieren, und zwar vor allem jene Unternehmen, die in die EU exportieren. Die Banken gehören zwar zur dienstleistungsorientierten Exportwirtschaft, werden wohl aber aufgrund von Problemen mit den amerikanischen Behörden und auch mit anderen OECD-Staaten in der Vermögensverwaltung weiterhin zu kämpfen haben.

Auf mittlere Sicht birgt die Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative die grössten Risiken. Kurzfristig kann eine Eskalation des Konflikts in der Ukraine negative Auswirkungen haben.

Positiv sehen wir die Entwicklung der eher auf den einheimischen Markt fokussierten Branchen: Gesundheits- und Sozialwesen sowie Informatik und Kommunikation bei den Dienstleistungsbranchen. Bei den Industriebranchen profitierte das Baugewerbe weiterhin von tiefen Zinsen und einer nach wie vor hohen Zuwanderung, allerdings sind die Margen in dieser Branche eher tief. Auch für die exportorientierte Chemie- und Pharmaindustrie und Uhrenindustrie sind wir optimistisch. Vor allem strukturschwache Branchen wie die Textil- oder die Papier- und Graphische Industrie konnten bis jetzt wenig von der wirtschaftlichen Aufhellung in Europa profitieren und bekunden weiterhin Mühe. Bei den Dienstleistungsbranchen kämpfen der Detailhandel und der Tourismus mit Margenproblemen.

Um die europäische Schuldenkrise ist es zwar in letzter Zeit etwas ruhiger geworden, grundsätzlich sind aber die Probleme immer noch nicht gelöst. Ein erneutes Ausbrechen der europäischen Schuldenkrise könnte zu einem Rückgang der Nachfrage nach Schweizer Gütern führen und würde der sich wieder erholenden Exportindustrie erneut einen Dämpfer verpassen.

Die Industrie bleibt insgesamt in einer stabilen Lage, der leichte Aufwärtstrend bleibt intakt. Insbesondere die Pharmaund Chemiebranche zeigen eine hohe Dynamik. Auch der Dienstleistungssektor entwickelt sich weiterhin positiv, insbesondere die Dienstleistungen für den Unternehmenssektor. Zu kämpfen hat weiterhin die Tourismusbranche. Mit einer weiteren Belebung ist bei den Exporten zu rechnen, bedingt durch die wirtschaftliche Belebung in wichtigen Absatzmärkten.

Die langfristig grössten Risiken gehen von einem möglichen Rückgang der Attraktivität der Schweiz als Wirtschaftsstandort aus. Seit der Annahme der Masseneinwanderungsinitiative herrscht bei vielen Unternehmen Unsicherheit diesbezüglich. Weitere Initiativen stehen demnächst zur Abstimmung und werden zeigen, in welche Richtung die Schweiz wirtschaftspolitisch gehen wird. Wirtschaftsschädigende Umsetzungen von Initiativen werden langfristig ihren Preis haben, und zwar in Form von geringerem Wirtschaftswachstum und höherer Arbeitslosigkeit.

Für exportorientierte Branchen hat sich der Ausblick vor dem Hintergrund des Aufschwungs in den wichtigsten Absatzmärkten weiter aufgehellt. Davon profitieren dürften insbesondere Unternehmen aus dem Chemie- und Pharmasektor sowie die Uhrenindustrie. Für die Finanzindustrie bleibt der Ausblick dagegen weiterhin herausfordernd.

Mittelfristig stellt die zu klärende Frage nach dem zukünftigen Verhältnis mit der Europäischen Union den grössten Unsicherheitsfaktor für die Schweizer Wirtschaft dar. Kurzfristig drohen vor allem Risiken von einer allfälligen Eskalation in der Ukraine.

Wie erwähnt dürfte das Baugewerbe an Dynamik verlieren. Weiter aufholen dürften vor allem die Exportbereiche aus dem Investitionsgütersektor sowie das Gastgewerbe und das Verkehrswesen.

Die globalen Risiken bleiben hoch. Für böse Überraschungen könnten insbesondere eine sich weiter akzentuierende Wachstumsschwäche der Emerging Markets oder eine Zuspitzung der Differenzen mit Russland sorgen. Auf binnenwirtschaftlicher Seite bleiben vor allem die ersten konkreten Umsetzungsrichtlinien der Massenweinwanderungsinitiative abzuwarten. Fortsetzung auf Seite 16


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. . . und auch die Tourismusbranche hat weiter zu kämpfen.

Foto: swissimage.ch

Fortsetzung von Seite 15

Dr. Yngve Abrahamsen, Leiter Prognosen

Daniel Kalt, Chefökonom Schweiz

Dr. Michael Grampp, Chefökonom

Dr. Felix Brill, Chefökonom

Alexis Bill Koerber, Senior Economist

5. Wie wird sich der Franken in den nächsten sechs Monaten zu den anderen Währungen entwickeln?

6. Wie sehen Sie die Zinsentwicklung in der Schweiz und in Europa in den kommenden sechs Monaten?

Der Kurs zum Euro wird weiterhin von dem von der SNB gesetzten Mindestkurs von 1,20 Franken beeinflusst und wir erwarten, dass der Euro langsam an Wert gewinnt. Der US-Dollar wird gegenüber dem Euro und damit auch dem Franken an Wert zulegen, während der Yen eher zur Schwäche neigen wird.

Die kurzfristigen Zinssätze werden nur geringfügig, die längerfristigen etwas stärker ansteigen. Das Niveau bleibt aber alles in allem recht tief.

Wir erwarten, dass der US-Dollar von der Reduzierung der Fed-Anleihenkäufe und von einer Straffung der Geldpolitik profitieren wird. Auch verbesserten sich die Situation am US-Arbeitsmarkt und die Konsumnachfrage kontinuierlich. Beim Verhältnis Franken zu Euro erwarten wir, dass sich der Wechselkurs weiter in einer engen Spanne zwischen 1,21 und 1,25 bewegen wird.

In der Schweiz erwarten wir, dass die Zinskurve wieder steiler wird, wie es im zweiten Halbjahr 2013 zu beobachten war. Die kurzfristigen Zinsen werde wegen der äusserst lockeren Geldpolitik der Schweizerischen Nationalbank nahe null bleiben, während die längerfristigen Zinsen infolge der besseren Wachstumsaussichten steigen dürften. Für den Euroraum erwarten wir ein moderates Wirtschaftswachstum bei gleichzeitig niedriger Inflation und rechnen mittelfristig mit einem Anstieg der Zehnjahreszinsen in Deutschland. Allerdings dürften die deutschen Zinsen etwas weniger stark ansteigen als die Schweizer Zinsen.

Ohne grosse negative Überraschungen wie beispielsweise externe Krisen ist davon auszugehen, dass der Frankenkurs sich weiterhin in der Spanne von 1,20 und 1,24 gegenüber dem Euro seitwärts bewegt. Für den US-Dollar-Kurs ist mit einer Bewegung im Korridor von 0,85 bis 0,90 zu rechnen.

Die amerikanische Notenbank FED wird weiterhin ihre expansive Geldpolitik schrittweise reduzieren. Es ist weiterhin mit rekordtiefen Zinsen zu rechnen. Auch ist nicht mit veränderten Zinsen durch die Europäische Zentralnotenbank zu rechnen. Am Tiefzinsumfeld in der Schweiz ist ebenfalls nicht mit kurzfristigen Änderungen zu rechnen.

Aufgrund der Wechselkursuntergrenze ist einer allfälligen Aufwertung des Frankens gegenüber dem Euro weiterhin ein Riegel vorgeschoben. Gegenüber den meisten anderen Hauptwährungen bewegt sich der Franken im Bereich der entsprechenden handelsneutralen Wechselkurse, woraus sich keine deutlichen Signale für Auf- oder Abwertungsbewegungen ableiten lassen. Wechselkursrisiken sollten daher wie üblich abgesichert werden.

Der in den letzten Monaten zu beobachtende Rückgang der Kapitalmarktzinsen dürfte lediglich eine Korrektur des deutlichen Zinsanstiegs in der zweiten Jahreshälfte 2013 gewesen sein. Der zugrundeliegende Trend bei den längerfristigen Kapitalmarktzinsen bleibt aus unserer Sicht aufwärts gerichtet. Jedoch spricht das weiterhin verhaltene Inflationsumfeld dafür, dass die Zinsen in der Tendenz nur langsam steigen werden.

Gemessen am gesamten nominellen Aussenwert rechnen wir wieder mit einer leichten Abwertung (rund minus 0,5 Prozent). In Relation zum Euro dürfte sich der Franken in Richtung 1,23 Franken/Euro bewegen, in Relation zum US-Dollar in Richtung 0,90 Franken/Dollar. Beim Yen sehen wir hingegen im Vergleich zu den letzten sechs Monaten einen etwas stärkeren Franken von rund 0,83 Franken/100 Yen.

Am langen Ende ziehen die Zinsen wieder leicht an. Die Rendite von Bundesobligationen (zehn Jahre) wird nach unserer Einschätzung im Verlauf der nächsten sechs Monate auf rund 1,2 Prozent steigen.


UZ l PROMOTION

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NACHFOLGEPLANUNG

Wann ist der richtige Zeitpunkt? In der Schweiz werden pro Jahr über 12 000 KMU mit der Nachfolgefrage konfrontiert. Für viel zu hohe 30 Prozent geht die Existenz des Unternehmens nicht weiter. Was können wir dagegen tun?

Rechtzeitige Nachfolgeplanung steht im Fokus der Stiftung KMU Next.

Fotoquelle: Bilderbox.de/zVg

Die erfolgreiche Regelung der Unternehmensnachfolge ist von grosser volkswirtschaftlicher Bedeutung, bilden doch gerade die kleinen und mittelgrossen Unternehmen das Rückgrat der schweizerischen Wirtschaft heute und in Zukunft. In Opposition zu den wirtschaftlichen Interessen der Unternehmensnachfolge stehen oftmals persönliche und emotionale Aspekt der Unternehmer. Ob bewusst oder unbewusst: Das Thema Nachfolgeplanung wird hinausgeschoben und die Übergabe des persönlichen Lebenswerkes in nachfolgende

Hände erschwert und sogar verhindert. Im Durchschnitt werden für den ganzen Prozess der Nachfolgeplanung und -regelung drei bis fünf Jahre berechnet. Zahlreiche Einflussfaktoren gilt es zu bedenken und zu berücksichtigen. Die rechtzeitige und sorgfältige Initiierung der Nachfolgeplanung bei KMU steht im Fokus der neutralen und unabhängigen Stiftung KMU Next. Als gemeinnützige Organisation bezweckt sie die Förderung eines verantwortungsvollen und nachhaltigen Unternehmertums in der Schweiz sowie

die Fortführung der Unternehmertradition. Es ist nie zu früh! Die persönliche Auseinandersetzung mit Fragestellungen zu Themen wie zum Beispiel Familie, persönliche Zielsetzungen, Unternehmensorganisation, Vorsorgeplanung, Steuern oder Finanzierung bringt nicht erst zum Zeitpunkt der Nachfolgeregelung zahlreiche Vorteile. Sie kann als persönliche Standortbestimmung und Indikator für die Weichenstellung zu jedem Zeitpunkt der Unternehmerkarriere wertvolle und entscheidende Impulse liefern.

SENSIBILISIERUNG MIT WWW.NEXTCHECK.CH Mit dem Next Check, einem onlinebasierten und anonymen Selbstevaluationstool, haben Sie die Möglichkeit, sich in Ruhe mit den wichtigsten und relevanten Fragen rund um das Thema Nachfolge auseinanderzusetzen und Ihre persönlichen Handlungsfelder im Rahmen des Nachfolgeprozesses zu identifizieren: Das Instrument Next Check ist eine kostenlose Dienstleistung der Stiftung KMU Next; der Aufwand für die Bewältigung der rund 120 Fragen beträgt 90 bis ca. 120 Minuten. Werden Sie aktiv! (Flyer Next Check siehe Beilage in dieser UZ). Für freuen uns, Sie zu unterstützen. Für Fragen oder persönliche Beratung sind wir für Sie da:

Stiftung KMU Next, Schwarztorstrasse 26, 3001 Bern Tel. 031 306 11 11, info@kmunext.ch, www.kmunext.ch


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l Nr. 6 l 2014 l

UZ l INNOVATION

KNOCHENCHIRURGIE IM 21. JAHRHUNDERT

Lasern statt sägen Seit es Laser gibt, versuchen Forscher, Säge und Bohrer aus dem Operationssaal zu verbannen. Das Start-up AOT hat ein Gerät entwickelt, das es möglich machen soll, Knochen kontaktfrei zu trennen.

TEXT MANUELA PAGANINI

Ausschlag für die Erfindung gab eine persönliche Geschichte. Der Tochter des Laserphysikers Alfredo Bruno musste die Zahnstellung chirurgisch korrigiert werden. Dafür wurden Ober- und Unterkiefer abgesägt und in einer neuen Position festgeschraubt. Eine brachiale Operation, wenn sie wie heute üblich mit Säge, Hammer und Bohrer geschieht. «Die Operationssäle sind gespickt mit Hightech-Instrumenten. Nur beim Schneiden von Knochen greifen wir auf Methoden aus dem 19. Jahrhundert zurück», erzählt Bruno. Er hat schon mehrere Start-ups bis zum Markteintritt geführt, unter anderem hat er einen Laser zur Behandlung von Nagelerkrankungen für Novartis entwickelt. Der Laser müsste sich auch hier anwenden lassen, schloss er, und stellte Nachforschungen an. Jetzt, vier Jahre später, hat Brunos neu gegründete Firma AOT den Pionierpreis des Technoparks und der Zürcher Kantonalbank gewonnen. «Ich war mir sicher, dass wir den Preis gewinnen würden,» erzählt der 60-jährige Argentinier. «Eines der wichtigsten Kriterien der Jury war die Marktnähe, dass wir auf die Bedürfnisse der Kunden eingehen. Die Anforderung erfüllen wir ohne Zweifel, unsere Technologie wurde für eine konkrete Operation im Gesicht in Zusammenarbeit mit Chirurgen entwickelt.» Eine alte Idee Advanced Osteotomy Tools, Fortgeschrittene Instrumente zum Knochenschneiden, heisst AOT ausgeschrieben. Als Spin-off des Universitätsspitals und der Universität Basel ist AOT eng an die interdisziplinären Forschungszentren des Departements Biomedical Engineering angebunden und forscht Hand in Hand mit den Wissenschaftlern der Institute. Das Start-up vereint drei verschiedene Disziplinen. Zum einen Lasertechnik, die Knochen schneiden kann, ohne sie zu stark zu erhitzen, und zugleich so klein ist, dass sie in der Spitze eines Roboterarms Platz findet. Dann Robotik, die den Roboterarm von einem Computer aus steuert, und schliesslich ein Sicherheitsfeature, das die Schnittiefe innerhalb des Knochens kontrolliert. AOT ist kein gewöhnliches Start-up: «Normalerweise kommt jemand Junges und hat eine Idee, die vorher noch niemand gehabt hat. Er lässt sie patentieren und setzt sie um» sagt Bruno. Die Idee, Knochen ohne physischen Kontakt zu schneiden, gibt es aber schon seit 40 Jahren. Gewebe trennen konnte man bisher schon mit Lasern, aber nur unter Freisetzen grosser Hitze. Das schloss eine Anwendung bei Knochen aus, denn wenn Knochen zu heiss werden, verkohlen sie und heilen nicht mehr. «Es war ein bisschen peinlich, neben den anderen Jungunternehmern auf der Bühne zu stehen. Meine Partner Zeilhofer, Jürgens, Cattin und ich haben zusammen 80 Jahre Erfahrung in unserem Gebiet.» Das mag mit ein Grund für den Preis gewesen sein: «Die Jury schätzte, dass ich mich mit dem Führen von Start-ups auskenne.»

Die 98 696,04 Franken Preisgeld, der 10 000-fache Wert der Zahl Pi Quadrat, sind schon weg. Das heisst, sie sind in das allgemeine Budget geflossen. «100 000 Franken, das finanziert etwa einen Angestellten für ein Jahr. Das freut uns natürlich, aber wir haben ein jährliches Budget von zwei Millionen Franken.» Für AOT sind das Prestige, das mit dem Preis einhergeht, und die Aufmerksamkeit der Medien am wichtigsten. Durch die Berichterstattung hätten sich auch schon private Investoren gemeldet. Alles wird besser Das Ergebnis von Brunos Engagement ist CARLO, kurz für Computer Assisted, Robot-guided Laser Osteotome – Computer unterstütztes, robotergesteuertes Knochenschneiden mittels Laser. Damit wollen Bruno und seine Kollegen die Operationspraxis umkrempeln. CARLO ist dem konventionellen Knochenschneiden weit voraus: Auch mit der heute fortschrittlichsten Methode gibt es grosse Spannungsrisse an der Schnittstelle, ausserdem wird Knochenmehl in die Struktur des Knochens rein gepresst. Beides verlangsamt die Heilung des Knochens. Bei CARLO sind die Spannungsrisse dank dem berürungsfreien Schneiden und dem Wasserspray viel kleiner und die Knochenoberfläche bleibt frei von Knochenmehl, sagt AOT-Mitgründer Philippe Cattin in einem Videoclip im Rahmen des Pionierpreises. Hinzu kommt, dass der Apparat nicht nur gerade, sondern auch geschwungen oder puzzleförmig schneiden kann. «Damit kann ich Knochen besser wieder zusammenfügen. Die Heilung geschieht viel schneller, es gibt weniger Komplikationen und die Stabilität des Knochens ist viel grösser», sagt Mitgründer Hans-Florian Zeilhofer im selben Videoclip. Start-up versus Global Player In einem kleinen Start-up fallen Entscheidungen viel schneller als in einem grossen Unternehmen, sagt Bruno. «Die Prozesse laufen dynamischer ab, wenn vier Personen die gesamte Verantwortun tragen. Heute Morgen waren fünf Personen in meinem Büro, wir haben diskutiert und jetzt setzen wir das Ganze um.» Bruno meldete die Lasertechnik zum Patent an, erstellte einen Businessplan und begab sich auf Investorensuche. Gerade wenn es um Innovationen geht, ist Zeit Geld. In einem internationalen Konzern sei so ein Tempo undenkbar, sagt Bruno. Auf lange Sicht geht er davon aus, dass AOT aber an eine grössere Firma verkauft wird. «Für etablierte Unternehmen ist es einfacher, Personalaufwände zu bündeln und sich in rechtlichen Fragen durchzusetzen.» Schon jetzt laufen Gespräche.

ADVANCED OSTEOTOMY TOOLS - AOT AG Das Spin-Off der Universität Basel gibt es seit 2010. Es beschäftigt 9 Mitarbeiter. Hochbergerstrasse 60C, 4057 Basel, www.aot-swiss.ch

Die sanfte Art der Gesichtschirugie: An Tieren hat sich CARLO schon bewährt. Foto: zVg


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Im Moment arbeiten Bruno und sein Team daran, die Bedienung von CARLO intuitiver zu gestalten. Um das Lasern zu unterbrechen, genügt es, den Roboterarm vom Patienten wegzuziehen. «Ein Instrument, das gut funktioniert, aber nicht bedient wird, nützt keinem was», sagt Bruno. Eine Marktanalyse hat ergeben, dass auf der ganzen Welt ungefähr 400 bis 500 Geräte allein für die Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie gebraucht werden könnten. Das tönt erst mal nicht nach besonders viel, findet Bruno, aber CARLO ist nicht auf den Einsatz an Gesichts- und Schädelknochen beschränkt: Prinzipiell lassen sich damit Knochen-Operationen am ganzen Körper präziser und schonender durchführen. Die Studien, die über CARLO veröffentlicht worden sind, haben das Interesse der Fachwelt geweckt. «Im Businessplan gibt man immer an, dass man wachsen werde und zu dem Zweck auch Marketing betreiben wird.» In Realität sieht das anders aus, sagt Bruno. Schon jetzt liegen AOT Bestellungen von Institutionen vor, die CARLO für Forschungszwecke nutzen wollen. Gegenwärtig laufen Versuche an Tieren, voraussichtlich nächstes Jahr wird der Apparat für den Einsatz am Menschen zugelassen. Wie schnell das Gerät für den Markt freigegeben wird, hängt von den Regulationssystemen der einzelnen Ländern ab, AOT rechnet mit einem Markeintritt 2016. Brunos Tochter hat die Operation gut überstanden, obwohl sie noch mit der konventionellen Methode behandelt worden ist. Ihr Vater ist zufrieden: «Meine Tochter ist sehr schön. Wollen Sie ein Foto?»

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UZ l CLEANTECH.CH

URSULA FINSTERWALD, NACHHALTIGKEITS-MANAGERIN

Alle Risiken betrachten Die LGT Group achtet als Unternehmen und in ihren Anlagen auf Nachhaltigkeit. Dabei setze die Bank auch auf den Dialog mit den Unternehmen, in die sie investiere, sagt Ursula Finsterwald, Group Sustainability Managerin. Der positive Effekt bei diesem Nachhaltigkeitsansatz ist, dass auch nichtfinanzielle Chancen und Risiken eingehend betrachtet werden.

INTERVIEW STEFFEN KLATT

Die LGT ist eine erfolgreiche Bank. Sie ist gleichzeitig eine Bank, die seit langem auf Nachhaltigkeit setzt. Besteht da ein Zusammenhang? Ursula Finsterwald: Aus meiner Sicht ganz klar ja. Die LGT setzt auf eine langfristige Geschäftsstrategie und hat nicht den schnellen Gewinn im Blick. Die Eigentümerin der LGT, die Fürstenfamilie von Liechtenstein, denkt nicht in Quartalen, sondern in Generationen. Für sie bedeutet Nachhaltigkeit, ihren Kindern und Enkelkindern eine intakte ökologische, soziale und ökonomische Ordnung zu hinterlassen. Diese Werthaltung spiegelt sich in der Unternehmenskultur.

arbeit nachgewiesen wurde. Bei Staatsanleihen schliessen wir Länder aus, die den Atomwaffen-Sperrvertrag und die völkerrechtlichen Verträge zum Verbot von Landminen und Streumunition nicht unterzeichnet haben oder die Menschenrechte in schwerwiegendem Masse verletzen. Auch analysieren wir das Ausmass der Korruption in einem Land anhand von Daten der Organisation Transparency International. In einem zweiten Schritt wenden wir ein transparentes ESG-Indikatorenset zur Erschliessung von Anlagechancen

Ursula Finsterwald: «Wir wollen verstehen, wie ein Unternehmen wirtschaftet.» Foto: zVg

Ist langfristig gleich nachhaltig? Langfristigkeit hat mit Nachhaltigkeit zu tun. Aber die beiden Begriffe bedeuten nicht dasselbe. In der Nachhaltigkeit sprechen wir vom «Dreieck der Nachhaltigkeit». Im Prinzip geht es darum, dass ökonomische, ökologische und soziale Verantwortung sich gegenseitig bedingen und nicht isoliert betrachtet werden können. Dazu gehören zum Beispiel ein faires Geschäftsgebaren, Umweltthemen und der schonende Umgang mit Ressourcen. Auch soziale Risiken wie Kinder- und Zwangsarbeit sowie Menschenrechtsverletzungen gilt es zu berücksichtigen. Nicht zuletzt nimmt die LGT gesellschaftliche Verantwortung wahr. Wie kann man das im alltäglichen Geschäft umsetzen? Wir haben das sogenannte Norm Screening eingeführt, das heisst, wir investieren gruppenweit nicht in Unternehmen, die an der Herstellung, Lagerung und Lieferung kontroverser Waffen beteiligt sind. Darunter verstehen wir Atombomben, Landminen, Streubomben und -munition, biologische und chemische Waffen. Weiter identifizieren wir bei unseren LGT Sustainable Investment Funds Unternehmen, Organisationen und Länder, die langfristig und nachhaltig das menschliche Wohlbefinden steigern, gleichzeitig aber auch zur dauerhaften Wertschöpfung beitragen. Es gilt, Anlagen zu selektieren, die langfristig und nachhaltig positives Entwicklungspotenzial aufweisen und die investierbar sind. Wie? Für diese Anlagen haben wir einen dualen Ansatz entwickelt, bei dem sowohl Nachhaltigkeitskriterien (ESG) als auch finanzielle Fundamentaldaten berücksichtigt werden. Die Portfoliokonstruktion basiert auf einem zweistufigen Prozess: Zunächst schliessen wir in einem Selektionsprozess illiquide Aktien und Obligationen sowie jene Unternehmen aus, die ihren Umsatz mit Tabak, Glücksspiel, Waffen und Pornografie generieren oder bei denen Kinder-

ZUR PERSON Ursula Finsterwald ist seit 2011 Group Sustainability Managerin der LGT Group. Vorher hat sie unter anderem bei BHP – Brugger und Partner AG – in Zürich und beim Bundesamt für Umwelt (BAFU) in Bern gearbeitet. Sie hat an der Universität St. Gallen Staatswissenschaften studiert.


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UZ

an. Das speziell entwickelte Analyseverfahren ermöglicht dabei insbesondere, Unternehmen aus den unterschiedlichsten Sektoren und Regionen miteinander vergleichbar zu machen. Die schlechten Unternehmen hinsichtlich des ESG-Scores werden aus dem Anlageuniversum ausgeschlossen. Also investieren Sie in Hersteller von nichtkontroversen Waffen? Bei unseren nachhaltigen Anlagen sind Waffen generell ausgeschlossen. Für andere Anlagelösungen gibt es keine expliziten Ausschlusskriterien. Wir sind überzeugt, dass nachhaltiges Investieren nicht nur über Ausschlusskriterien umgesetzt werden kann. Dies deckt nur einen Bereich ab und greift zu kurz. Wir kombinieren die Analyse von Nachhaltigkeitskriterien und Fundamentaldaten und treten zudem mit den Unternehmen in Dialog. Wir wollen verstehen, wie ein Unternehmen wirtschaftet. Nehmen wir als Beispiel die Rohstoffbranche: Wir investieren in diesen Sektor, aber wir wollen, dass sich die Unternehmen an gewisse Minimalstandards halten. Würden wir diese Unternehmen aus unserem Universum komplett ausschliessen, könnten wir keinerlei Einfluss auf die Unternehmen nehmen, in der Branche würde sich nichts verändern. Über den Dialog können wir die Auseinandersetzung mit Nachhaltigkeitsfragen anstossen. Wie engagieren Sie sich? Gehen Sie zu Glencore nach Baar und reden mit den dortigen Managern? Zunächst analysieren wir ein Unternehmen in Hinblick auf

die ESG-Faktoren gründlich. Dabei stützen wir uns auch auf Daten eines externen Analysten aus diesem Bereich. Wenn dies Fragen aufwirft oder Schwachstellen offensichtlich werden, sprechen wir die Unternehmen darauf an. Hierzu verwenden wir einen eigens ausgearbeiteten Fragebogen. Als langfristig ausgerichteter Investor verfolgen wir die Entwicklung eines Unternehmens auch hinsichtlich von Nachhaltigkeitsthemen. Entwickeln sich diese nicht wie gewünscht, investieren wir nicht oder de-investieren auch wieder. Wie reagieren die Unternehmen? Unterschiedlich. Es gibt Unternehmen, die froh sind über unser Engagement. Sie können auf diese Weise aufzeigen, was sie machen. Oft haben sich die Unternehmen des Themas bereits angenommen, es ist aber nicht öffentlich bekannt. Manche Unternehmen wünschen keinen Dialog mit uns. Schauen Sie sich so nur diejenigen Unternehmen an, in die Sie mit Ihren nachhaltigen Anlagen investiert haben? Nein, auch bei den alternativen Investments treten wir in einen Dialog mit unseren externen Managern. Wir möchten, dass sie ESG-Kriterien bei ihren Investitionsentscheiden berücksichtigen. Wie können Sie Nachhaltigkeit messen? Im Rahmen der von uns entwickelten ESG-Analyse für Unternehmen vergleichen wir die Nachhaltigkeit von

Fortsetzung auf Seite 26

Promotion

U MWE LT ARE N A S PR EIT ENBA CH

Umweltschutz am Arbeitsplatz spart Energie und Geld Erleben Sie, wie Sie Ihren Arbeitsplatz zukunftsweisend einrichten können. Es gibt Dinge, die muss man gesehen haben, um sie zu glauben. Darum finden Sie in der Umwelt Arena Spreitenbach Ideen und Vorschläge, wie Sie in Ihrem Unternehmen Energie und Geld sparen können.

Es beginnt bereits beim Arbeitsweg. Durch einen Umzug in die Nähe des Arbeitsorts oder einen Homeoffice-Tag können die Kosten und die Umweltbelastung spürbar reduziert werden. Oder motivieren Sie Ihre Mitarbeiter bei «Bike to Work» mitzumachen, einer nationalen Mitmach-Aktion zur Förderung des Velofahrens auf dem Arbeitsweg. Die Umwelt Arena hat

im letzten Jahr im Rahmen der «Bike to work»-Aktion mit einem 4er-Team in vier Wochen 1100 Kilometer per Velo zurückgelegt und damit 180 Kilogramm CO2 eingespart.

Der Energieverbrauch am Arbeitsplatz kann zum Beispiel mit sparsamen Leuchtmitteln und, je nach Standort, mit Bewegungsmeldern statt Dauerlicht reduziert werden. Wichtig ist es, energieeffizi-

ente Geräte einzusetzen und diese bei Nichtgebrauch ganz auszuschalten. Auch mit überlegtem, angemessenem Papierverbrauch können Ressourcen und Geld gespart werden.

Oder haben Sie schon daran gedacht, Wasserspardüsen einzusetzen (minus 40 Prozent Verbrauch), den Drucker oder das Kopiergerät allenfalls gemeinsam zu nutzen? Die Umwelt Arena bietet nicht nur zu den oben erwähnten Themen viele praktische Tipps. Es warten 45 Ausstellungen zum modernen, bewussten Leben auf Sie – interaktiv, zum Anfassen und Erleben.

DIE UMWELT ARENA MACHT IHREN ANLASS ZUM NACHHALTIGEN ERLEBNIS Als Veranstaltungsort bietet die Umwelt Arena den perfekten Rahmen für Firmen- und Familienanlässe, Seminare, Messen und Kongresse (Sitzungsräume für 20 bis 350

Personen, Arenafläche mit bis 4000 Personen stehend). Buchen Sie Ihre Veranstaltung am besten inklusive Catering, welches sich der biologischen, regionalen und saisonalen

Küche verpflichtet hat. Oder mit Testfahrten der energieeffizientesten zwei- und vierrädrigen Fahrzeuge; vom E-Bike über Segways bis hin zu BMW i3, Nissan Leaf, Renault Twizy,

oder VW e-up! auf dem 300 Meter langen Indoor Parcours. Eine Themenführung durch die Ausstellungen wertet zudem jede Veranstaltung auf. Öffnungszeiten Besucher: Do/Fr 10 bis 18 Uhr, Sa/So 10 bis 17 Uhr; Gruppen/ Führungen/Events: Di-So, nach Vereinbarung. Abweichende Öffnungszeiten und detaillierte Daten Indoor Parcours siehe Website.

Die perfekte Bühne für Kongresse, Seminare und Events.

Foto: zVg

Beratung und Buchung über events@umweltarena.ch, 056 418 13 13, Umwelt Arena Spreitenbach, www.umweltarena.ch


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UZ l CLEANTECH.CH

«Wir investieren gruppenweit nicht in Unternehmen, die an der Herstellung, Lagerung und Lieferung kontroverser Waffen beteiligt sind.» Fortsetzung von Seite 25

Unternehmen gegeneinander. Wir haben den Anspruch, in unserer Sustainability-Produktpalette einen höheren Nachhaltigkeitsquotienten als die jeweilige Produkt-Benchmark zu haben. Für externe Manager haben wir ein Ranking entwickelt. Dieses macht das Nachhaltigkeitsengagement messbar und vergleichbar. Sind nachhaltige Anlagen auch finanziell die besseren Anlagen? Verschiedene Studien haben gezeigt, dass es durchaus einen positiven Zusammenhang zwischen Rendite und Nachhaltigkeit gibt. Unternehmen, die auch Chancen und Risiken aus den Bereichen Soziales, Umwelt und Unternehmensführung berücksichtigen, wirtschaften anders. Sie können langfristig eine bessere Wertschöpfung generieren als Unternehmen, die kurzfristig hohen Gewinn anstreben. Wie können Sie sicherstellen, dass alle LGT-Kundenberater das in ihren Kundengesprächen auch so darstellen? Um das Thema zu vermitteln, nutzen wir verschiedene Kanäle. Einerseits bieten wir interne Schulungen an. Andererseits kommunizieren wir in regelmässigen Abständen über die Bereiche Soziales/Gesellschaft, Umwelt und Governance. Und natürlich ist das persönliche Gespräch ein wichtiges Medium. Wie reagieren die Kunden? Unsere Kunden teilen die Werthaltung der LGT. Für sie ist die langfristige Wertschöpfung und Wertvermehrung wichtig. Dies passt sehr gut zu unseren spezifischen LGT Sustainable Investment Produkten, die in Unternehmen investieren, die langfristig die finanzielle Wertschöpfung sichern und darüber hinaus nachhaltig zur Erhöhung der Lebensqualität beitragen. Wir stellen auch fest, dass sich die Kunden verstärkt für nachhaltige Anlagen interessieren. Oft wollen sie auch wissen, wie die LGT selber ihre unternehmerische Verantwortung wahrnimmt. Zum Beispiel mit LGT Venture Philanthropy… LGT Venture Philanthropy, kurz LGT VP, ist mittler-

weile einer der bekanntesten Impact Investors. LGT VP unterstützt Sozialunternehmen, die Produkte und Dienstleistungen für die rund zwei Milliarden Menschen entwickelt haben, die täglich weniger als zwei US-Dollar zum Leben haben. Dies mit dem Ziel, die Lebensqualität von so vielen Menschen wie möglich zu verbessern, also eine möglichst hohe soziale Rendite zu erwirtschaften. Nachhaltigkeit bedeutet in diesem Kontext, dass LGT VP erstens keine Projekte, sondern Organisationen bei gesundem Wachstum und Skalieren unterstützt, zweitens nur streng geprüfte, hochwirksame Lösungen fördert, und drittens die finanzielle Unterstützung nach marktüblichen Be. dingungen und zur Qualitätsverbesserung ausrichtet. Mittlerweile hat LGT VP ein aktives Portfolio von über 29 Organisationen, die sich auf sechs Weltregionen verteilen und gemeinsam über 4,5 Millionen benachteiligte Menschen erreichen. Wessen Geld investieren Sie? Einerseits investiert die Fürstenfamilie einen Teil ihres Vermögens – pro Jahr zwischen fünf und zehn Millionen Franken. Andererseits investieren auch Kunden in die Portfolio-Organisationen oder in speziell aufgelegte Impact Fonds. Ein neuer Trend? Im Spektrum der sozialverantwortlichen Investitionsarten ist Impact Investing zwar ein noch junger, aber vielversprechender Ansatz mit grossem Potenzial, denn Impact Investing geht einen Schritt weiter: Investiert wird nur in Geschäftsmodelle, die bewusst und nachweisbar einen positiven Mehrwert für Mensch und Umwelt schaffen; sozusagen ein Plus auf dem ESGKonto erwirtschaften, statt «nur» weniger stark ins Minus zu rutschen. S.D. Prinz Max von und zu Liechtenstein, CEO der LGT Group, hat dieses Potenzial schon 2007 erkannt und gefördert. LGT ist weltweit die einzige Privatbank, die ein eigenes Impact-Investing-Team hat und aus eigener Erfahrung Kunden auch zu philanthropischen Themen berät und massgeschneiderte Impact-Investing-Engagements von Kunden umsetzen kann.

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Energiekosten und CO2 reduzieren mit dem KMU-Modell

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Die Swissphone Wireless AG spart mit dem KMU-Modell jedes Jahr Energie im Wert von 32 000 Franken. Die Elektrizitätswerke des Kantons Zürich (EKZ) bieten das Modell in Zusammenarbeit mit der Energie-Agentur der Wirtschaft (EnAW) an und ermöglichen damit ihren Geschäftskunden, den Energieverbrauch markant zu senken. Sicherheit und Zuverlässigkeit sind für die Swissphone Wireless AG zentral: Die Firma in Samstagern (ZH) produziert für die Alarmierung von Blaulichtorganisationen robuste Pager, konzipiert sichere Alarmierungsnetze und entwickelt innovative Softwarelösungen für das Ressourcenmanagement. Heute beschäftigt das 1969 gegründete Unternehmen 300 Mitarbeitende und ist international präsent. Firmengründer Helmut Köchler hat aber noch ein weiteres Anliegen: Energieeffizienz. So liess er bereits 1979 das erste Firmengebäude mit einer Wärmepumpenheizung ausrüsten. 2013 übernahm sein Sohn die Position als CEO, und Helmut Köchler hatte endlich genug Zeit, sich mit der energetischen Sanierung des Standortes Samstagern zu befassen. Als er vom KMU-Modell der EKZ erfuhr, wusste er: «Das ist die ideale Lösung!» «Das KMU-Modell ist die ideale Lösung», sagt Helmut Köchler, Gründer der Swissphone Wireless AG.

Prinzip der Wirtschaftlichkeit Das KMU-Modell von EKZ und EnAW bietet kleinen und mittelgrossen Unternehmen eine individuell zugeschnittene Beratung zur Senkung des Energiebedarfs: Eine Fachperson analysiert den Zustand der Haustechnik und der technischen Anlagen. Die daraufhin

Vorteile des KMU-Modells auf einen Blick – Einsparung: Sie reduzieren Ihre Energiekosten. – Unterstützung: Sie haben einen kompetenten Ansprechpartner für Energiefragen. – Übersicht: Sie verfügen über ein einfaches Monitoring-System. – Kompatibilität: Sie erfüllen den kantonalen Grossverbraucherartikel. – Befreiung: Sie bekommen eine Grundlage für die Rückerstattung der CO2-Abgabe. – Zertifikat: Sie erhalten das EnAWLabel «CO2 & kWh reduziert».

ausgearbeiteten Sparmassnahmen enthalten Schätzungen zur Einsparwirkung und zu den Investitionskosten. Mit der anschliessenden Zielvereinbarung verpflichtet sich der Unternehmer, die Massnahmen in den nächsten zehn Jahren umzusetzen. Dieses Modell wird von den Kantonen und vom Bund anerkannt und hat einen hohen Stellenwert. So erfüllt es die Anforderungen des kantonalen Grossverbraucherartikels und bildet die Grundlage für eine Befreiung von der CO2-Abgabe. Vom Angebot profitieren können alle Unternehmen mit Energiekosten bis zu 1 000 000 Franken pro Jahr. Massnahmen überzeugen Bei der Swissphone Wireless AG liegt das Einsparpotenzial mit insgesamt 17 Massnahmen bei total 215 Megawattstunden Energie pro Jahr. Die Firma kann damit jährlich 32 000 Franken ein-

sparen. Helmut Köchler haben die vorgeschlagenen Massnahmen schnell überzeugt. Er ist sehr zufrieden: «Jetzt kann ich getrost an die Umsetzung gehen.» Die EKZ sind für Sie da Weitere Informationen zum KMUModell von EKZ und EnAW erhalten Sie bei Ihrem EKZ Energieberater.

Elektrizitätswerke des Kantons Zürich Energieberatung Dreikönigstrasse 18 Postfach 2254 8022 Zürich www.ekz.ch/kmu-modell Telefon 058 359 57 57 salessupport@ekz.ch


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l Nr. 6 l 2014 l

UZ l GELD

AKTIEN IM ALTER

Ja nicht oder ja doch? Im Alter, bitte ja keine Aktien. Das ist zwar nicht gerade ein kategorischer Imperativ, aber ein immer wieder gehörter Rat der meisten Anlageexperten. Doch einige legen sich quer: Gerade im Alter Aktien, raten sie.

TEXT FREDY GILGEN

Seniorinnen und Senioren sollten nichts mehr anbrennen lassen. Zum Einmaleins des Anlegerlateins zählt die Empfehlung, das Risiko mit zunehmendem Alter sukzessive zu reduzieren. Wer jung sei, könne dagegen mehr wagen, weil er noch mehr Zeit zur Verfügung habe, um Geld zur Seite zu legen und die regelmässigen Kursrückschläge an den Börsen auszusitzen. Am einfachsten lege man die Aktienquote nach der Formel «100 minus Lebensalter» fest, lautet eine oft gehörte Regel. Anlagefonds, die sich an diesem Prinzip orientieren, so genannte Life Cycle oder Target Date Funds, sind vor allem in angelsächsischen Ländern zunehmend populär. Nicht immer allerdings ist, was logisch erscheint, auch zielführend. Im Gegenteil, diese Regel sei kreuzfalsch, behaupten einige Experten, die sich auf Anlagen im Rentenalter spezialisiert haben. Pensionäre, die möglichst lange einen Teil ihres Vermögens für den Konsum verwenden wollen, sollten nämlich genau das Gegenteil tun, rät der US-Finanzprofessor Wade Pfau, Dozent am American College in Bryn Mawr im US-Bundesstaat Philadelphia. Die Ausgangsfrage seiner Forschungen: Wie soll ein Pensionär sein Geld auf Aktien und Obligationen aufteilen, wenn er plant, 30 Jahre lang vier oder fünf Prozent des bei Rentenbeginn vorhandenen Vermögens zu verbrauchen? Die überraschende Antwort: Angehende Rentner, die 20 bis 40 Prozent Aktien in ihrem Portfolio halten, sollten diese Quote mit fortschreitendem Alter nicht etwa senken, sondern sukzessiv auf 40 bis 80 Prozent ausbauen. Bei dieser Strategie sei nicht nur die Chance am grössten, die Entnahmen über den gesamten Zeitraum vornehmen zu können, sondern auch die Gefahr am geringsten, dass das Vermögen sehr früh aufgebraucht sei. An diesen Resultaten ändert sich nach den Untersuchungen des US-Professors auch dann nichts, wenn Zeiträume von 20 und 40 Jahren untersucht oder wenn verschiedene Aktien- und Anleiherenditen angenommen werden. Begründen lässt sich das verblüffende Resultat nach Pfau damit, dass der Anlageerfolg über einen langen Anlagezeitraum von 30 Jahren mit Aktien deutlich grösser ist als mit Obligationen und weitgehend in den ersten 15 Jahren bestimmt wird. Die grösste Gefahr des traditionellen Vorgehens liege darin, dass Verluste einer frühen Aktienbaisse später mit einer dann niedrigeren Aktienquote fast nicht aufzuholen seien. Ein Fakt, den auch viele Schweizer Pen-

sionskassen in den letzten Jahren immer wieder schmerzlich erfahren haben. Das von Pfau favorisierte Vorgehen ermöglicht dagegen, später mit höheren Aktienquoten mehr «billige» Aktien zu erwerben und an einer Normalisierung überproportional zu partizipieren. Banken zeigen sich zurückhaltend Schweizer Banken zeigen sich gegenüber den Thesen des amerikanischen Professors eher zurückhaltend. Christian Gattiker, Anlagestratege der Bank Julius Bär, hält es generell für gefährlich, mit irgendwelchen Faustregeln zu operieren. Natürlich seien die letzten Jahre vor dem Vermögensbezug am wichtigsten, weil der Kapitalsockel dann am höchsten sei und die besten Erträge generieren könne. Auch ein hoher Kapitalstock könne aber leicht verspielt werden. «Gewiss, von der reinen Finanzmarkthistorie her ist der Ansatz von Pfau intellektuell anregend», gibt Gattiker zu: «Die langfristigen Renditen tendieren in der Tat dazu, zu einem Mittelwert zurückzukommen und eben deshalb ist es verführerisch, dies auch auszunutzen. Doch was passiert, wenn ein Rentner ausgerechnet zu denen gehört, bei denen die Strategie nicht funktioniert und die einen substanziellen Teil ihres Vermögens unmittelbar nach der Pensionierung verlieren? Wird dann wohl Herr Pfau einspringen?» Julius Bär empfehle ebenso wenig eine altersabhängige Aktienquote wie eine nach Geschlecht oder Herkunftsland. Im Wesentlichen hängt die Quote von der Fähigkeit der Kunden ab, Risiken zu nehmen, wie auch vom Willen, Risiken zu tragen. Die Zürcher Kantonalbank, die UBS und die Credit Suisse raten ebenfalls von einer altersabhängigen Aktienquote ab. Diese müsse sich stets an der individuellen

Aktien im Alter? Der Expertenrat reicht vom mahnenden Prädikat «verführerisch» bis zur Aussage: «Wer rational handelt, investiert 100 Prozent in Aktien.»

Foto: Pixelio.de/Andreas Hermsdorf


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Risikofähigkeit, der Risikoneigung und den Renditeerwartungen orientieren. «Und sofern Rentner einen eher schwankungsarmen Einkommensstrom bevorzugen, wäre eine hohe Aktienquote nicht die richtige Entscheidung», erklärt die ZKB. Und was meinen die Privatanleger selber? Sie zeigen sich im Prinzip deutlich offener gegenüber substanziellen Aktieninvestitionen im Alter. Nach einer Umfrage der Zeitung «Finanz und Wirtschaft» ist eine erdrückende Mehrheit der kommenden Rentner bereit, mehr als 35 Prozent Aktien im Alter von 65 zu halten. Allerdings klaffen Wollen und Tun auch bei den Investoren meilenweit auseinander: Gemäss einer Erhebung des US-Vermögensverwalters Black Rock halten Schweizer Privatanleger derzeit 60 Prozent Cash, 13 Prozent Immobilien und gerademal 12 Prozent Aktien. Und bei Rentnern dürfte diese bescheidene Quote nochmals tiefer ausfallen. Rentner und Aktien, das passt durchaus «So magere Aktienquoten sind ganz eindeutig suboptimal», sagt Thomas Braun, Partner des Zürcher Fondsunternehmens Braun, von Wyss & Müller (BWM): «Wer rational handelt, der investiert das für den Ruhestand angesparte Vermögen ab der Pensionierung nicht bloss zu 40 bis 80 Prozent, sondern gleich zu 100 Prozent in Aktien. Die 100-minus-Alter-Regel und auch die Tipps von Pfau&Co gehen Braun eindeutig zu wenig weit: «Unsere jahrelangen Studien zeigen ein unumstössliches Resultat: Die beste Lösung ist es, die privaten Vorsorgegelder zu 100 Prozent in Aktien zu investieren und das Kapital dann diszipliniert zu verbrauchen». Das Fondsunternehmen hat sich sehr intensiv mit dem optimalen Anlageverhalten im Alter auseinandergesetzt. Nach Angaben von Braun enthält die Datenbasis des Unternehmens weltweite Börsen- und Obligationenrenditen sowie Inflationsdaten von hundertzwölf Jahren. Auf Basis dieser Daten rentierten Weltaktien in Franken von 1899 bis 2011 im jährlichen Durchschnitt und nach Berücksichtigung von aller Depotbankgebühren, Vermögenssteuern und Einkommenssteuern auf Dividenden beachtliche 5,8 Prozent. Und selbst die schlechteste 20-Jahres-Phase mit Aktien war noch besser als die beste mit Obligationen. Renten könnten deutlich aufgebessert werden Diese langfristige Überlegenheit der Aktien, und unter diesen speziell der so genannten Value-Aktien, ist der Hauptgrund dafür, dass es sich nach Ansicht der BWM-Experten lohnt, auch nach der Pensionierung hundertprozentig auf diese Anlageklasse zu setzen. Denn schliesslich beträgt der Anlagehorizont für sehr viele Rentner bei der Pensionierung immer noch 20 Jahre und mehr. Und in dieser Zeit können vorübergehende Rückschläge an den Aktienmärkten, wie sie immer wieder vorkommen, in aller Regel mehr als nur wettgemacht werden. Für Ruheständler, die sich mit dieser These anfreunden können, hat BWM die Sockel-Überschuss-Methode entwickelt, die der Planung des Vermögensverbrauchs nach der Pensionierung dient. Das Prinzip dieser fein ausgetüftelten Methode besteht darin, den Vermögensverzehr in einen sicheren Sockelbetrag (in der Regel zwei bis vier Prozent des Vermögens) und in einen Überschussbetrag aufzuteilen, der von der Aktienkursentwicklung abhängig ist. Diese Überschüsse darf der Rentner ebenfalls konsumieren. Nur der Betrag, der eine bestimmte Bezugsobergrenze überschreitet, wird zum Vermögen beigefügt. In besonders guten Börsenjahren wird ein Teil des Überschusses also auf die hohe Kante gelegt.

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Der Zustupf für Hans Huber Und was darf mit dieser Methode konkret erwartet werden? Nehmen wir das Beispiel von Hans Huber, der per 30. Juni pensioniert wird. Er hat ab dem Alter 45 jährlich 5000 Franken in einen Weltaktienfonds investiert, kann nun mit rund 154 000 Franken ins Rentenalter starten. Dieser Betrag erlaubt es ihm nach der Sockel-Überschuss-Methode, in der 30-jährigen Verbrauchsphase zusätzlich zur AHV und Pensionskasse im Mittel jährlich 9264 Franken zu beziehen. Eine sicher beachtliche Rentenaufbesserung. Im besten Fall, bei einer überdurchschnittlich guten Entwicklung an den Aktienmärken, resultieren sogar 14 774 Franken Und auch wenn sich Kurse in den nächsten 30 Jahren so schlecht entwickeln, wie im historisch bisher miesesten Fall, gäbe es noch 5364 Franken. Das wäre immer noch deutlich mehr als im besten Fall mit Obligationenanlagen möglich sind und nur unwesentlich weniger als mit dem Topresultat der 100-Alter-Regel. Rentner, die ihr Erspartes in Obligationen investieren oder auf dem Sparheft belassen, können nach den BWM-Daten mit nur gut einem Viertel dieser Beträge rechnen. Diese Zahlen sprechen für sich: Auch Rentner sollten Aktien keinesfalls den Rücken kehren. Es sei denn, ihr Vermögen ist so gross, dass sie auch mit Erträgen leben können, die drei- oder viermal tiefer sind als mit der Sockel-Überschuss-Methode.

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SUBVENTIONEN (11)

Rowdies in Halbschuhen VON RUEDI STRICKER

Sehr geehrter Herr Füglistaler,

mit grosser Genugtuung haben wir von der Tatsache Kenntnis genommen, dass Sie als erste Gemeinde im Interesse der Sicherheit auf öffentlichem Grund etwas gegen unkontrollierte Rasergänge von Fussgängern unternehmen und Geschwindigkeitsbeschränkungen einführen. Nach Rücksprache mit der Departementsleitung werden wir Sie mit folgenden Massnahmen unterstützen:

KONSTRUKTIONSMÄNGEL

Schuhwerk Ihre Idee, auf öffentlichem Grund nur noch offizielles und geprüftes Schuhwerk zuzulassen, finden wir – verzeihen Sie die saloppe Ausdrucksweise – obergeil. Vor allem

Stehaufmännchen Euro

Unter dem Stichwort «Abgeltung Ertragsausfälle Skyguide» vergibt der Bund auf der Grundlage des Bundesgesetzes vom 21.12.1948 über die Luftfahrt Gelder für die Sicherung eines vorbildlichen Flugsicherungsstandards und hoher Sicherheitskultur.

Eurokrise, war da mal was? Seit Wochen sind Negativschlagzeilen über die europäische Einheitswährung Euro praktisch verschwunden. Dafür gibt es nun viel Aufbauendes zu lesen. Sogar von den Sorgenkindern der Währungsunion, Portugal und Griechenland.

begeistern uns die digitalen Schrittlängen- und Kadenzzähler. Was hingegen die RFID-Kopplung mit dem Server in der Gemeindeverwaltung anbelangt, haben wir vom Datenschutzbeauftragten des Bundes noch kein grünes Licht erhalten. Wir bitten Sie deshalb noch um ein wenig Geduld. Unabhängig vom Entscheid des EDÖB werden wir Ihr Projekt jedoch sofort mit einem nicht rückzahlbaren Kredit von 425 000 Franken unterstützen. Teilen Sie uns bitte Ihre Bankverbindung mit. Radargeräte Wie Sie wissen, haben wir in Zusammenarbeit mit einem namhaften Unternehmen ein Gerät entwickelt, das Fussgänger erkennt und unter gewissen Voraussetzungen auch sofort identifiziert. Bei Überschreiten der voreingestellten Maximalgeschwindigkeit von sechs Stundenkilometern wird der Delinquent automatisch fotografiert, identifiziert und im Zentralrechner erfasst. Wir sind überzeugt, mit diesen Kontrollgeräten nicht nur Verkehrssünder mit nicht zugelassenen Schuhen erfassen zu können, sondern vor allem die in der wärmeren Jahreszeit gehäuft auftretenden illegalen Barfussgänger. In der letzten Sitzung haben wir entschieden, Ihnen zwölf Geräte im Wert von insgesamt 294 000 Franken kostenlos zu überlassen. Mit freundlichen Grüssen bfu – Beratungsstelle für Unfallverhütung gez. Dr. H. Siegenthaler

TEXT FREDY GILGEN

RUEDI STRICKER

Der Autor ist Inhaber der Beratungsfirma Stricker Consulting in Güttingen (TG). www.stricker-consulting.ch

Wie es scheint, hat der frühere EU-Vorsitzende Jean-Claude Juncker wieder einmal Recht bekommen: «Der Euro ist noch aus jeder Krise gestärkt hervorgegangen», hat der Luxemburger immer und immer wieder betont. Das letzte Mal hauptsächlich dank Mario Draghi, dem Chef der Europäischen Zentralbank EZB. Draghis mutiger Auftritt im Sommer 2012 hat den Spekulationen um das Auseinanderbrechen der Einheitswährung fast über Nacht ein Ende gemacht. Dauerhaft? «Ganz klar nein», widerspricht der US-Ökonom Barry Eichgreen. Die Aufgabe, dem Währungsgebäude Europa ein wasserdichtes Dach zu verpassen, stehe immer noch bevor. Fortschritte hat es nach Eichgreen erst bei der Frage einer Bankenunion gegeben. Die zentralen Themen Fiskalunion und Transferzahlungen seien aber immer noch auf der langen Bank. «Doch wissenschaftliche


UZ l GELD

Studien sprechen sich ganz klar für eine Fiskalunion aus», sagt der US-Ökonom. Skepsis gegenüber Transfers In Europa sperren sich viele gegen diese Idee. Den Menschen mangle es hier an der gemeinsamen Identität, um einen Bundeshaushalt zu tragen. Deutsche und Griechen sehen sich eben als Deutsche und Griechen, nicht als Europäer. Und für Deutschland ist Fiskalunion ohnehin bloss ein anderer Ausdruck für Transferunion. Transfers, die nur eine Richtung kennen würden: von Deutschland nach Südeuropa. Wegen dieser Bedenken, ein echtes Fundament zu legen, muss halt weiter am Euro herumgebastelt werden. Von allein werden dessen erhebliche Geburtsmängel nicht verschwinden: Der Euro ist in erster Linie ein politisches Projekt und kein wirtschaftliches. Und mit ökonomischen Gründen lässt sich die Einführung einer Einheitswährung auch nicht überzeugend darlegen. Der Euro bietet zwar beachtliche Vorteile für Unternehmen und Konsumenten, weil sie das Wechselkursrisiko innerhalb der Währungsunion eliminiert und die Transaktionskosten senkt. Dem stehen aber schwerwiegende Nachteile entgegen. Das Gebiet der Währungsunion ist nämlich weit entfernt von dem, was Ökonomen einen «optimalen Währungsraum» nennen. Die unterschiedlichen Konjunkturentwicklungen in den einzelnen EU-Ländern verschwinden durch die gemeinsame Währung ja nicht, wie die jüngsten Daten aus Frankreich und Deutschland exemplarisch zeigen. Die Unterschiede können nun aber nicht mehr durch Wechselkursanpassungen und durch die nationale Geldpolitik gedämpft werden. Sondern nur noch durch Kürzungen der Löhne, der Sozialleistungen und/oder der Staatsausgaben, durch Transferzahlungen der reichen an die armen EU-Staaten oder durch Auswanderung der Arbeitskräfte von den schwachen in die starken EU-Länder. Alle diese Auswege sind allerdings sehr, sehr schmerzhaft, wie die Beispiele von Griechenland, Portugal und Spanien drastisch gezeigt haben. Es ist ein Fakt: Gerade die schwachen Länder der EuroZone sind durch ihre Teilnahme am Währungsraum in die Bredouille geraten. Deren Exportbranchen sind für eine harte Währung schlicht und einfach nicht produktiv genug. Umgekehrt ist der Euro für Deutschland sichtbar zu schwach.

Plan B: Binnnenmarkt mit zwei Währungen Für einen grossen Euro-Reformentwurf ist die Zeit aber wohl nicht reif, nachdem erst gerade eine Krise überstanden ist. Es wird in den kommenden Monaten also wie gehabt bei Flickschustereien bleiben. EU-Spitzenpolitiker hoffen, dass das Zusammenrücken in der EU den Euro endgültig irreversibel macht. Dem widersprechen historisch bewanderte Wirtschaftswissenschafter energisch: Noch jede Währungsunion sei bisher gescheitert, erklären die deutschen Ökonomen Mathias Weik und Marc Friedrich. Und Marc Vittori, der französische Wirtschaftspublizist, schätzt die Überlebenschancen des Euros immer noch auf unter 50 Prozent. Sicher ist jedenfalls: Die nächste Euro-Krise wird kommen. Und dann wird auch der bisher chancenlose Plan B wieder auf der Schublade geholt werden. Der Plan nämlich, dass die finanziell soliden Euro-Länder einen neuen Euro gründen, den sie beispielsweise «Neuro» nennen könnten. Die neue Währung würde durch eine ebenfalls neu aufgebaute Zentralbank verwaltet, während die bisherige Europäische Zentralbank den alten Euro weiterbetreuen würde. Die Problemländer Griechenland, Portugal, Spanien wären als Folge dieser Aufspaltung schlagartig wettbewerbsfähiger. Noch erscheint ein Binnenmarkt mit zwei Währungen allerdings unvorstellbar. Viele Alternativen gibt es allerdings nicht. Auch massive Transferzahlungen von den reichen in die armen EU-Länder oder drastische Sparprogramme für die schwachen werden früher oder später an ihre Grenzen stossen. Eleganter Weg ins Gleichgewicht? Noch gäbe es aber einen eleganteren Vorschlag, den Euro dauerhaft zu stabilisieren: Die EU-Kraftprotze und Exportüberschussländer Deutschland, Schweden, Holland und Co könnten durch Ankurbelung der Importe und/oder höhere Löhne die Nachfrage nach Gütern aus den EU-Mittelmeerländern steigern. «Auf diesem Weg käme Europas Wirtschaft leichter wieder ins Gleichgewicht und so hätten die Krisenländer deutlich bessere Chancen, ihre schwindelerregenden Staatsdefizite in den Griff zu bekommen», erklären der US-Professor Martin Feldstein und der deutsche Wirtschaftsweise Peter Bofinger. So elegant der Vorschlag, der politische Sukkurs für ihn dürfte kaum ausreichen. Nüchtern betrachtet sind die Risiken, dass der Euro doch noch scheitert, grösser als die Chancen, dass die Währungsunion auf eine solidere Basis gestellt wird.

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Für einen grossen Euro-Reformentwurf ist die Zeit wohl nicht reif, es bleibt vorläufig bei Flickschustereien.

Foto: Pixelio.de/Nico Meier


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PENSIONSKASSEN-UMFRAGE 2014 VON SWISSCANTO

PKs nutzen gutes Anlagejahr Das Jahr 2013 geht als gutes Jahr für die berufliche Vorsorge in die Annalen ein. Die markanten Kurssteigerungen bei Aktien verhalfen den Pensionskassen trotz anhaltend tiefer Zinsen zu einer überdurchschnittlichen Performance und, wie schon im Vorjahr, zu einer Erhöhung der Deckungsgrade.

zent auf 2,9 Prozent zurückgenommen worden, bei den öffentlichen Kassen von 3,5 auf 3,1 Prozent.

TEXT JONAS HUGENTOBLER

Die tiefen Zinsen und die gleichzeitig starke Kursentwicklung an den Börsen haben zu den erwarteten Verschiebungen im Anlageportefeuille der Pensionskassen geführt. Der Obligationenanteil wurde stetig gesenkt und ist mit 34,5 Prozent auf einen Tiefststand gefallen, was angesichts des Tiefzinsumfeldes und der guten Aktienperformance auch logisch und richtig ist. Gleichzeitig erhöhte sich der Aktienanteil primär aufgrund der Performance auf durchschnittlich 29,4 Prozent. Damit erreicht die Aktienquote den höchsten Anteil seit Ende 2007, liegt aber immer noch unter den 30,7 Prozent von Ende 2006. Umwandlungssätze sinken Die Performance für 2013 wurde mit durchschnittlich 6,3 Prozent ermittelt. Über die Hälfte der teilnehmenden Kassen melden für ihre Rendite einen Wert zwischen 5 und 7,5 Prozent. Dies führte zu einer Steigerung des vermögensge-

wichteten Deckungsgrades bei den privatrechtlichen Kassen von 108 auf 110 Prozent. Die öffentlich-rechtlichen Kassen mit Vollkapitalisierung (keine Staatsgarantie) weisen einen Deckungsgrad von 101, jene mit Teilkapitalisierung und Staatsgarantie von 75 Prozent aus. Die erzielte Anlagerendite hat im vergangenen Jahr die erforderlichen Zinssätze deutlich übertroffen. Da die Pensionskassen auch in schlechten Anlagejahren eine positive Verzinsung gewähren müssen, ist es unablässig, dass in guten Jahren Reserven aufgebaut werden. Entsprechend besteht bei den öffentlich-rechtlichen Kassen weiterhin Handlungsbedarf. Die Stabilisierung ihrer Finanzierungssituation angesichts historisch tiefer Zinsen und einer steigenden Lebenserwartung erreichten die Pensionskassen vor allem mit der Senkung ihrer technischen Zinsen respektive der Umwandlungssätze. Der technische Zins im Beitragsprimat ist bei den privaten Kassen seit 2007 von durchschnittlich 3,7 Pro-

Um die Finanzierung zu stabilisieren, haben die Pensionskassen ihre technischen Zinsen respektive Umwandlungssätze gesenkt. Foto: Flickr/Michael Thurm

Umfrage «Altersvorsorge 2020» Die Umfrage hat auch Reaktionen zum Projekt «Altersvorsorge 2020» ermittelt. Dabei wurden einige der zentralen Elemente im Bereich der beruflichen Vorsorge aufgenommen. Eine hohe Zustimmung findet insbesondere die Erhöhung des Referenzalters für Frauen auf 65 Jahre; ähnlich gross ist die Unterstützung für die Senkung des BVG-Mindestumwandlungssatzes. Auf Ablehnung stossen hingegen die vorgeschlagenen Einmalzahlungen an die Mitglieder der Übergangsgeneration über den Sicherheitsfonds BVG sowie die Erhöhung des Alters zum Bezug von Altersleistungen. Mit dessen Erhöhung auf 62 Jahre werden in erster Linie die Möglichkeiten zum Einkauf in die Vorsorgeeinrichtungen reduziert. Eine Verbesserung der Altersvorsorge bedeutet dies nicht. Obwohl rund zwei Drittel der Befragten mit dem Fahrplan des Bundesrates grundsätzlich einverstanden sind, werden mindestens zwei vom Gesetzgeber verursachte Probleme nicht gelöst. Die Senkung des BVG-Mindestumwandlungssatzes auf 6 Prozent ist als Reaktion auf die veränderten Marktverhältnisse ungenügend und kommt viel zu spät. Die Umsetzung wird erst nach einer Übergangszeit im Jahr 2024 stattfinden, wenn die geburtenstarken Jahrgänge bereits pensioniert sind. Wie aus der Umfrage hervorgeht, agieren deshalb viele Pensionskassen bereits heute. Die Senkung des Umwandlungssatzes führt zu Senkungen bei den Rentenansprüchen. Es ist nachvollziehbar, dass dies ausgeglichen werden soll. Weniger nachvollziehbar, und deshalb in der Umfrage mehrheitlich abgelehnt, ist, dass für den Ausgleich von Leistungssenkungen der «Übergangsgeneration» ein anderes Sicherungsinstrument der zweiten Säule, nämlich der Sicherheitsfonds BVG, beigezogen werden soll. Dies schwächt die zweite Säule und führt zu weiteren Umverteilungen, die nicht offengelegt werden.


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CLOUD COMPUTING

Regierungsprojekt als Wegbereiter Die Nutzung der Cloud ist nach wie vor mit vielen Unsicherheiten verbunden. Der Bund hat nun eine Plattform in Auftrag gegeben, die Klärung schafft und Hilfestellung bietet.

TEXT STELLA GATZIU GRIVAS, CLAUDIO GIOVANOLI UND BEN LAMMEL

AUTOREN Prof. Dr. Stella Gatziu Grivas ist Leiterin des Kompetenzschwerpunktes Cloud Computing und Dozentin an der Hochschule für Wirtschaft der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW. Claudio Giovanoli und Ben Lammel sind Assistenten im Kompetenzschwerpunkt Cloud Computing.

Nach dem grossen Hype rund um Cloud Computing wird heute mehr denn je nüchtern nach realen Einsatzszenarien gesucht, die Hemmnisse für einen Cloud-Einsatz werden hinterfragt. Untersuchungen zeigen, dass die vorherrschenden Themen, die Unternehmen davon abhalten, Cloud-Dienstleistungen zu nutzen, nach wie vor dieselben sind: Datenschutz, Integration von Cloud Services in die bestehende IT-Umgebung und fehlendes Vertrauen in die Provider. Dazu erhöht der Einsatz von Cloud Services die Komplexität der IT-Landschaft. Geeignete Einsatzmöglichkeiten für die Cloud Services zu finden, ist somit das A und O. Beim Thema Datenschutz fragen sich viele Unternehmen, ob sie ihre Daten dem Provider «weitergeben» dürfen und welche Einschränkungen es diesbezüglich gibt. Solange dessen Rechenzentren auf schweizerischem Staatsgebiet stehen, stellt dies oftmals kein Problem dar. Was aber gilt, wenn der Dienstleistungserbringer die Daten im Ausland aufbewahrt? Oder wenn der Provider Dienstleistungen von Dritten in Anspruch nimmt und dieser keine Angaben über den Standort der Datenaufbewahrung machen kann? Diese beiden Punkte sind meist sehr kritisch zu betrachten und bleiben für den Kunden oft ungenügend beantwortet. Vertrauensaufbau Ein weiterer heikler Punkt sind die Einsatzmöglichkeiten. Viele Unternehmen fragen sich, welche Art von Dienstleistungen überhaupt aus einer Cloud bezogen werden können. Und bei welchen es überhaupt sinnvoll ist, sie bei externen Anbietern zu beziehen. Oftmals fehlen hier die nötigen Referenzen, die dem Kunden auf einfache Weise zeigen, welchen effektiven Nutzen er durch den Einsatz eines Cloud Services hat. Als weiteres grosses Hemmnis wird häufig der Vertrauensaufbau gegenüber dem Provider genannt. Dabei stehen oft die eigenen Bedenken, die erwähnten Herausforderungen anzugehen, im Vordergrund. Vertrauensbil-

dend ist in erster Linie die nachhaltige Betriebssicherheit des Providers. Dienstleistungserbringer müssen offen und transparent kommunizieren und im Gespräch mit dem Kunden dessen Bedenken aufnehmen. Es gilt, gemeinsam eine Lösung finden. Insgesamt betrachtet können diese einzelnen Punkte eine abschreckende Wirkung auf potenzielle Nutzer haben. Dabei bleiben die Vorteile der Cloud – gerade für KMU – ungenutzt. Das GovCloud-Projekt Mit dem GovCloud-Projekt möchten die schweizerischen Bundesbehörden solche Fragenstellungen angehen und dadurch den Einsatz von Cloud-Lösungen in der Schweizer Wirtschaft vorwärtsbringen. Cloud-Angebote, die für Behörden und Organisationen, die mit diesen zusammenarbeiten, geeignet wären, sind nicht immer bekannt und teilweise undurchsichtig. Potenzielle Nutzer sehen sich auch in diesem Umfeld mit einer markant wachsenden Anzahl von Anbietern konfrontiert, die ihre eigene Marktnische suchen und ihre Marktmodelle den individuellen Gegebenheiten anpassen. Die Voraussetzungen für eine flächendeckende Nutzung von Cloud Services einer Regierung wären jedoch bereits heute vorhanden. Der Steuerungsausschuss E-Government des Bundes hat deshalb am 25. Oktober 2012 die «Cloud-Computing-Strategie der Schweizer Behörden 2012 bis 2020» und den dazugehörigen Massnahmenkatalog verabschiedet. Darin wird unter anderem die Schaffung eines Ökosystems hervorgehoben, das die Problematik der Servicefindung und des Vertrauensaufbaus zwischen Nutzern und Anbietern vereinfachen soll. In Zusammenarbeit mit diversen Fachhochschulen als wissenschaftliche Partner sowie Vertretern von behördlichen Organisationen, Cloud-Anbietern und dem Informatiksteuerungsorgan des Bundes als treibende Kraft wird die Schaffung einer sogenannten Community-Plattform angestrebt. In diesem Umfeld sollen behördliche Institutionen wie Gemeinden, Kantone oder Bundesbehörden


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Schweizerische Eidgenossenschaft Confédération suisse Confederazione Svizzera Der Bund hat eine CloudComputing-Strategie verabschiedet, nun soll eine Cloud-Infoplattform für Gemeinden, Kantone und Bundesbehörden geschaffen werden.

Confederaziun svizra

Fotoquelle: Bilderbox.de

ihren Anforderungen entsprechende Cloud-Dienstleistungen auf einfachere Weise beziehen können. In einem ersten Schritt wurden auf der Basis verschiedener Studien Bestimmungen und Spielregeln definiert. Kriterien wurden aufgestellt, welche die Anbieter erfüllen müssen, bevor sie ihre Dienstleistungen auf der Community-Plattform anbieten dürfen. Damit diesen Anforderungen Folge geleistet werden kann, müssen entsprechende Vorkehrungen getroffen werden. So wird beispielsweise eine Zertifizierung in Zusammenarbeit mit EuroCloud Swiss vorbereitet. Provider können durch einen entsprechenden Audit ihren Service zertifizieren lassen. Durch ein Self-Assessment, das einen Teil der Zertifizierungsfragen enthält, bekommen die Provider Zugang zur Plattform. Damit wird ein entsprechender Qualitätsstandard gesetzt. Die Zertifizierung untersucht die einzelnen Services nach verschiedenen Kriterien: – Service-Provider-Vertrag, – Service-Level-Vereinbarungen, – Gesetze und Regulatoren, - Sicherheit und Datenschutz, – Anwendungsbezogene Services und Schnittstellen, – Betriebsprozesse, – Infrastruktur Rechenzentrum und – Implementierung und Schulung.

In einer nächsten Phase werden sogenannte Hilfsservices wie «Identity and Access Management», eine technische Referenzarchitektur, eine Infoplattform und ein Vermittlungsdienst (Broker) umgesetzt. Somit können die erwähnten Herausforderungen - Vertrauensaufbau, Sicherheit, Entscheidungsunterstützung – bewältigt werden. Die Infoplattform soll dem Nutzer den Einstieg in die Cloud erleichtern, durch die Bereitstellung gezielter Informationen Transparenz herstellen und somit eine erste Vertrauensbasis schaffen. Cloud-Nutzer können auf der Infoplattform Informationen zum Thema Cloud Computing sammeln und einen Überblick über bestehende Anbieter gewinnen. Zudem werden verschiedene Hilfsmittel wie Leitfäden, Studien, Assessments und Erfolgsgeschichten zur Verfügung gestellt. Obwohl das GovCloud-Projekt in erster Linie auf den Cloud-Einsatz bei Behörden abzielt, ist zu erwarten, dass Resultate daraus auch dem allgemeinen Cloud-Umfeld in der Schweiz zugute kommen und die Nutzung der Cloud – gerade im KMU-Bereich – gefördert wird.

Die Studien «Cloud Labeling», «Gov Cloud» und «Hilfsmittel» sind abrufbar unter isb.admin.ch

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UZ-SERIE: IT-FALLSTUDIEN

ERP-System mit Profil In der Schweiz sind 4,3 Millionen Personenwagen zugelassen. Eine einfache Rechnung: Um diese zu bewegen, braucht es mehr als 17 Millionen Reifen – und Firmen wie die Wilhelm & Dousse AG in Reichenburg SZ, die als Generalimporteur Garagen und Reifenhändler beliefert. Damit alles rund läuft, sorgt die ERP-Lösung von microtech zu jeder Jahreszeit für griffige Geschäftsprozesse.

TEXT CHRISTIAN BÜHLMANN

«Die Einführung einer neuen Gesamtlösung ist nicht zu unterschätzen, daher ist die Flexibilität und Verfügbarkeit des IT-Partners von grösster Bedeutung.» Monica Petito, Geschäftsführerin, Wilhelm & Dousse AG

Bei der Wilhelm & Dousse AG kommt niemand so schnell ins Schleudern, wenn es um Reifen geht. Das Handelsunternehmen mit Sitz in Reichenburg SZ hat sich seit über zwanzig Jahren als Generalimporteur der Marken Hankook und Toyo einen Namen gemacht und beliefert landesweit circa 4000 Garagenbetriebe und Reifenhändler. In der Schweizer Reifenbranche steht die Firma Wilhelm & Dousse für schnellen und flexiblen Lieferservice und höchste Verfügbarkeit. Dies auch während saisonaler Spitzen, wenn von Sommer- auf Winterreifen gewechselt wird und umgekehrt. Fachwissen und Erfahrungen, aber auch reibungslose Geschäftsprozesse und zuverlässige Informationen sind die Grundlage für den Erfolg der Wilhelm & Dousse AG. Die gemeinsame Plattform für alle Mitarbeiter bildet die zentrale Unternehmenslösung «büro+/ERP-complete» von microtech. Diese wurde vom Systempartner Bögli Netzwerk sorgfältig auf die Anforderungen von Wilhelm & Dousse abgestimmt und gezielt erweitert. Im Sinne einer durchgängigen Lösungskette kümmerte sich Bögli auch um die passende IT-Infrastruktur und den Webauftritt inklusive Webshop. Ausgangslage Das alte ERP-System war bereits in die Jahre gekommen und in manchen Bereichen den steigenden Anforderungen der dynamischen Reifenbranche nicht mehr gewachsen, zum Beispiel beim Ablauf der Lieferantenbestellungen. Pro Saison wird bei den Lieferanten eine Gesamtbestellung getätigt. Die Reifen werden nach Bestellung produziert, in vielen Containern verschifft und über die Saison verteilt angeliefert. Von der Auftragsbestätigung bis zum Eintreffen der Ware ändern in der Regel die Liefertermine und der

Inhalt der einzelnen Container mehrmals. Manchmal steht sogar erst nach der Wareneingangskontrolle fest, welche Reifen und Stückzahlen tatsächlich in der Teillieferung enthalten sind. Die aktuellsten Informationen zur Verfügbarkeit einzelner Artikel für die Kunden bereit zu halten, war bisher nur umständlich und mit grossem Zeitaufwand zu bewerkstelligen. Erst nach der Wareneingangskontrolle konnte die Lieferung im System erfasst werden, so dass die Informationen erst ab diesem Zeitpunkt im ERP-System für die Auftragsbearbeitung zur Verfügung standen. Zielsetzung Eines der Ziele bei der Einführung eines neuen ERP-Systems bei Wilhelm & Dousse war deshalb, die aktuellsten Lieferinformationen mit wenig Aufwand zu erfassen, einfach zu verwalten und sofort jedem Mitarbeiter über das ERP-System zur Verfügung zu stellen. Ebenso wichtige Anforderungen waren ein individualisierter Speditionsablauf mit elektronischer Übermittlung der Daten an den Spediteur, korrektes Handling mehrerer produktionslandabhängiger EAN-Codes für einen Artikel und eine intelligente Chargenverwaltung mit verfallsdatumgesteuerten Lagerbewegungen. Auch die Handhabung von bargeldloser WIR-Verrechnung sowie die Finanzbuchhaltung gehörten zum Anforderungsprofil. Nicht zuletzt sollte ein neuer Webauftritt mit nahtlos ins ERP-System integriertem Webshop realisiert werden und die IT-Infrastruktur (Server/Client/Peripherie) erneuert werden. Vorgehen Am Anfang jedes erfolgreichen ERP-Projektes steht die Analyse. Nur durch genaue Kenntnis der bestehenden Betriebsprozesse und durch das Erkennen des Optimierungspotenzials können nutzenbringende Lösungen realisiert werden. Da bei Wilhelm & Dousse kein Pflichtenheft vorhanden


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FALLSTUDIEN Unter dem Label «IT-Konkret» erstellt die topsoft-Fachredaktion aktuelle Erfahrungsberichte über die Einführung und Nutzung von Business Software. Das Ziel ist die Vermittlung von praxisnahem Wissen und nützlichen Anregungen für den erfolgreichen Einsatz von Unternehmenslösungen. Sämtliche Fallstudien und Whitepaper stehen unter www.it-konkret.ch kostenlos zur Verfügung.

war, hat der IT-Partner Bögli Netzwerk zusammen mit dem Kunden im Rahmen einer Analyse die Anforderungen definiert und dokumentiert. Dabei wurde primär auf Besonderheiten in den Prozessen von Wilhelm & Dousse eingegangen und weniger auf Standardabläufe, die in der Regel durch die meisten ERP-Systemen abgedeckt sind. Da Bögli Netzwerk seit Jahren ERP-Projekte auf der Basis der Lösung «büro+/ERP-complete» von microtech realisiert, war es naheliegend, die Verwendung des bewährten Produktes auch bei Wilhelm & Dousse zu prüfen. Das Anforderungsprofil des Kunden wurde mit der Lösung verglichen und unter anderem folgende Fragen beantwortet: Kann «büro+/ ERP-complete» als Basis für dieses Projekt verwendet werden? Welche Prozesse können mit dem vorhandenen Funktionsumfang abgebildet werden, und wo muss durch eine gezielte Erweiterung eine spezielle Anforderung abgedeckt werden? Wie können die bestehenden Prozesse optimiert werden? Wie hoch sind schlussendlich die Kosten? Lösungskonzept Analyse und Strategie ergaben, dass in Ergänzung zum Standard zwei kundenspezifische Erweiterungen programmiert

PROJEKT Anwender: Wilhelm & Dousse AG, Reichenburg SZ, www.wido.ch Mitarbeiter: 25 User: 10 Branche: Grosshandel Thema: ERP, Webshop Anbieter: Bögli Netzwerk GmbH, 8200 Schaffhausen, www.boegli.net Lösung: büro+/ERP-complete, www.microtech.de

werden mussten. Auf der einen Seite war dies im Bereich Einkauf eine Containerverwaltung, um den Bestellablauf wesentlich einfacher und effizienter zu gestalten, auf der anderen Seite im Bereich Spedition eine Erweiterung, um den bestehenden Versandprozess optimiert zu integrieren. Alle weiteren Prozesse konnten mit dem vorhandenen Funktionsumfang abgebildet werden. Während der Umsetzung wurden einige neu entstandene Anforderungswünsche geprüft und nach Möglichkeit direkt ins Projekt integriert. Da das «Going Live» gleich auf Anfang Jahr geplant war, mussten bis im Dezember sämtliche Arbeiten und Tests abgeschlossen und die Mitarbeiter geschult werden. Im Oktober wurden das bereits im Vorfeld angepasste ERP-System und die Erweiterungen auf der neuen Hardware installiert und die ersten Schulungsblöcke durchgeführt. Das komplette System konnte anschliessend pünktlich und erfolgreich in Betrieb genommen werden. Da im Vorfeld wegen dem in der Reifenbranche sehr hektischen Jahresendgeschäft die Schulungen nicht im geplanten Umfang durchgeführt werden konnten, entschied sich Bögli Netzwerk gemeinsam mit dem Kunden für eine intensive Begleitung der produktiven Startphase und stellt die nötige Kapazität zur Verfügung. So erhielt Wilhelm & Dousse bei Fragen und Unsicherheiten jederzeit sofortige Unterstützung. Wo nötig, wurden Online-Individualschulungsblöcke durchgeführt. Aus der Anwendungspraxis heraus entstandene Wünsche nach Anpassungen und Erweiterungen wurden in kürzester Zeit umgesetzt. Anfangs März gingen auch der ins ERP-System integrierte Webshop und die neue Webseite erfolgreich online. Fazit Mit der Einführung von «büro+/ERP-complete» als integrierte Gesamtlösung sind die Arbeitsabläufe einfacher und effizienter geworden. Ganz besonders wichtig für die Reifenprofis ist, dass die Informationen zu Rückständen und Lieferterminen jetzt immer aktuell und sofort abrufbar sind. Zudem können bei Bedarf alle Daten exportiert und ausserhalb vom ERP-System weiterbearbeitet oder ausgewertet werden. Ein besonderes Highlight ist die auf die Kundenbedürfnisse zugeschnittene Containerverwaltung, welche den Wareneinkauf stark vereinfacht. Monica Petito, Geschäftsführerin von Wilhelm & Dousse AG, hebt aber auch die Zusammenarbeit mit dem Systempartner besonders hervor: «Die Flexibilität der Firma Bögli Netzwerk hat uns sehr geholfen. Egal zu welcher Zeit, die Projektbetreuer waren immer zur Stelle, sei es persönlich vor Ort oder virtuell über Fernwartung. Mit Bögli Netzwerk haben wir einen kompetenten und zuverlässigen Partner, der uns bei Fragen, Problemen und Wünschen schnell und unkompliziert unterstützt.»

Eines der Ziele bei der Einführung eines neuen ERP-Systems bei Wilhelm & Dousse war, die aktuellsten Lieferinformationen mit wenig Aufwand zu erfassen, einfach zu verwalten und sofort jedem Mitarbeiter über das ERP-System zur Verfügung zu stellen.

Foto: Bilderbox.de


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Mit wenigen Franken ist man dabei, rund ein Drittel geht an die Parkplatz-Anbieter. Mit dem neuen Sensor-System Sesam können parku.ch-Mitglieder Schranken öffnen, um zu ihrem gebuchten Parkplatz zu kommen. Fotos: parkit.ch/parku.ch

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PARKPLATZ-SHARING

Meiner ist Deiner Internetplattformen helfen Autofahrern, in der Stadt Parkplätze zu finden – zu einem Grossteil von privaten Anbietern. Reich wird damit niemand, der Share-Economy-Ansatz soll den Suchverkehr verringern. Das liegt im Interesse aller, doch manche Städte sehen das kritisch.

TEXT YVONNE VON HUNNIUS

Alltagshorror: Man verheddert sich im Gewirr von Einbahnstrassen in der Innenstadt, weder ein freier Parkplatz noch ein Parkhaus mit Kapazitäten in Sicht – die Nerven liegen blank. Wer auf das Auto angewiesen ist und nicht auf den öffentlichen Verkehr umsteigen kann, hat schlechte Karten. Für Schweizer Städte und die Metropolen dieser Welt wollen findige Unternehmer seit einiger Zeit Abhilfe schaffen: mit Internet-Plattformen, die Besitzer von Parkplätzen mit Parkplatz suchenden Autofahrern zusammenbringen. In der Schweiz versuchen hauptsächlich zwei Jungunternehmen die grössten Städte mit ihren Angeboten aufzuräumen. Über den Desktop-Computer oder eine Smartphone-App können Autofahrer die Wunschregion nach freien Plätzen absuchen und direkt buchen. Mit wenigen Franken ist man dabei, rund ein Drittel geht an die Parkplatz-Anbieter. Die Plattformen von parku.ch und parkit.ch stellen sich zwar unterschiedlich auf, basieren jedoch auf denselben Prinzipien und sehen sich auch ähnlicher Kritik ausgesetzt. Teilen statt besitzen Die sogenannte Sharing Economy boomt auf der ganzen Welt. Unter dem Motto «Meins ist Deins, wenn ich es nicht brauche» verleiht, vergibt, teilt man Bohrmaschinen, Autos oder Nahrungsmittel, koordiniert sich übers Internet. Die Smartphone-Revolution befeuert die Entwicklung. Reich werden die Mitstreiter kaum, vielen geht es um die Schonung der Ressourcen – aus egoistischen oder ökologischen und sozialen Gründen. Bestes Beispiel für die Skalierbarkeit der Idee ist die Mobility-Genossenschaft. Aus einer kleinen Autoteilete-Gemeinschaft entstanden, stellt Mobility heute schweizweit 2650 Fahrzeuge an 1395 Standorten zur Verfügung. Ein sehr früher Anbieter von Parkplatz-Sharing ist yourparkingspace.co.uk in Grossbritannien, der auf die Parkplatznot in London reagierte – seit 2006 konnte ein Netz von 250 000 Parkplätzen aufgebaut werden.

Klinkenputzen auf der Parkplatzsuche In der Schweiz ist man noch nicht soweit. Die Gründerin von parkit.ch, Jasmin Samsudeen, sagt jedoch: «Je bekannter wir werden, desto mehr Menschen melden uns ihre freien Plätze.» Inzwischen zählt man 20 000 Mitglieder. Angefangen hat alles mit der Parkplatzsituation vor Samsudeens Wohnung in Zürich, als sie noch Jura studierte. Erst haben die Anwohner in einer Excel-Tabelle eingetragen, wann sie ihren Parkplatz freigeben; bald folgte eine Online-Lösung. Jeder Parkplatz wurde persönlich akquiriert. Klinkenputzen hiess es auch bei parku.ch, dessen Gründer inzwischen auch in Deutschland erfolgreich sind. In der Schweiz ist Roland Zeller Geschäftsführer. Er sagt: «Zuerst wurde bei Restaurants und Privatpersonen persönlich angefragt, dann bei grösseren Geschäften, und heute kommen die Parkplätze von allein. Wir haken nur dort nach, wo es besonders grossen Bedarf gibt.» Bedarf und Potenzial sind riesig Generell scheint der Bedarf in der Schweiz besonders gross zu sein. In diesem Frühjahr hat die Mobilitätsakademie Schweiz die Ergebnisse eines Vergleichs zwischen 22 europäischen Ländern veröffentlicht: Nirgendwo sonst sei öffentlicher Parkraum so knapp wie in der Schweiz, heisst es. Man kommt auf 84 bewirtschaftete Parkplätze pro tausend Personenwagen und erklärt dies zum Teil damit, dass es viele private Plätze gebe. Der Direktor der Mobilitätsakademie, Jörg Beckmann, sagt: «Platz ist in den Schweizer Städten Mangelware. Wir brauchen daher auch beim ruhenden Verkehr eine Art Effizienzrevolution und damit eine intelligentere Parkraumbewirtschaftung, beispielsweise mittels privater Parkplatzbörsen.» Der Suchverkehr in Städten soll gemäss einer internationalen Studie bei 30 Prozent liegen. Die jungen Sharing-Unternehmen möchten durch die direkte Navigation zu freien Parkplätzen eben diesen minimieren. Zeller von parku.ch schätzt, dass der Suchverkehr beispielsweise zu Stosszei-


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ten in der Zürcher Innenstadt noch weit höher liege. Und in Zürich ist auch ein Fokus der Anbieter. Über parku.ch werden in der Schweiz 2000 Parkplätze angeboten – 700 davon sind in Zürich. Parkit.ch veröffentlicht keine Parkplatzzahlen, doch bestätigt einen Zürich-Anteil von 75 Prozent. Gründerin Samsudeen: «Von insgesamt 270 000 Parkplätzen in Zürich sind 50 000 öffentlich und 20 000 in Parkhäusern. Das Potenzial ist riesig.» Gegenwind von öffentlicher Seite Die Situation ist zwar ein Ärgernis für Autofahrer, doch indirekt ist sie nicht ganz ungewollt. Einige Schweizer Städte, darunter auch Zürich oder Luzern, haben zur Aufgabe, den öffentlichen Verkehr zu stärken und alles dafür zu tun, dass der motorisierte Individualverkehr nicht anwächst. So reagierten die Stadtverantwortlichen und manche grüne Politiker denn auch kritisch, als die Parkplatz-Plattformen ihren Betrieb aufnahmen. Sie befürchteten, der Verkehr könnte anwachsen, wenn es ohne Parkplatzmangel wieder attraktiv würde, per Auto in die City zu fahren. Samsudeen war komplett überrascht: «Es war stets mein Anliegen, dass meine Idee CO2 und Benzin spart und den Verkehr verringert», sagt sie. Noch ein weiterer kritischer Punkt kam hinzu: Es ist mancherorts ein rechtlicher Graubereich, den für den Eigenbedarf gedachten Parkplatz unterzuvermieten. Ein Lage, die parku.ch-Geschäftsführer Zeller nicht neu ist. Er hat schon einigen Internet-Start-ups bei der Entwicklung geholfen und sagt: «Innovationen wie diese sind zu frisch, als dass es eine rechtliche Handhabe dafür gäbe.» Dabei hat er jetzt aber auch lernen müssen, wie emotional das Thema Auto in der Öffentlichkeit diskutiert werde. Ganzheitliches Konzept im Blick Die Wogen haben sich geglättet. Regelmässig rapportieren die Anbieter, wie viele Parkplätze in den jeweiligen Städten zur Verfügung stehen. Martin Urwyler, Verkehrsingenieur der Stadt Luzern, sagt: «Wir beobachten die Entwicklung und verlieren nicht aus dem Auge, dass das Stimmvolk uns beauftragt hat, den motorisierten Individualverkehr in Luzern auf dem Stand von 2010 zu halten.» Martin Etter

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vom Tiefbauamt der Stadt Zürich betont zwar, man habe übers Ganze gesehen mehr Parkplätze als benötigt würden, doch solange das Ausmass der Mietparkplätze sich im Rahmen halte, greife man nicht ein. Etter: «Vorteilhafter ist es aber sowieso, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nach Zürich zu kommen.» Ein cleverer Schachzug ist dabei parkit.ch gelungen, als eine Kooperation eingegangen wurde mit der Migros-Tochter m-way, die unter anderem Elektroautos verleiht. Eine Partnerin ist auch die SBB: Park-and-Ride-Parkplätze an Bahnhöfen sind nun Teil des Angebots. Somit stärkt man das Image, ein ganzheitliches Verkehrskonzept zu fördern. Noch können aber die SBB-Parkplätze nicht konkret gebucht, sondern nur über die App bezahlt werden. ZHAW will Suche revolutionieren Helfen könnte hier, woran man an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) tüftelt. Der Studiengang Verkehrssysteme hat das Forschungsprojekt placebook ins Leben gerufen. Gemeinsam mit dem Institut für angewandte Informationstechnologie und dem Institut für Datenanalyse und Prozessdesign wird eine neue Art der virtuellen Parkplatzbörse entwickelt. Im Fokus stehen öffentliche Parkplätze. Über eine App gibt ein Mitglied Bescheid, wann es einen Parkplatz verlässt, ein Suchender kann dies abrufen und zur Stelle sein, wenn dieser frei wird. Thomas Sauter-Servaes, Leiter des Studiengangs Verkehrssysteme, sagt: «Wir arbeiten daran, dass die Anwendung beispielsweise durch Spracherkennung während der Fahrt zu bedienen ist.» Zudem laufen Simulationen über das Suchverhalten der Autofahrer und wie die Lösung dazu beiträgt, diesen Verkehr zu verringern. In Israel ist mit parko.co.il bereits ein vergleichbares Projekt in Aktion. Sauter-Servaes kann den Zielkonflikt der Städte gut verstehen. Auch hier brauche es clevere Lösungen, um den Verkehr zu steuern. Vielleicht, so der Wissenschaftler, könnten derlei Parkplatzangebote auf Kleinwagen beschränkt werden. So mancher Nutzer fiele dann aus dem Raster. Der klassische parkit.ch-Nutzer ist männlich, 30 Jahre alt, kommt aus der Agglomeration einer grossen Stadt und besitzt einen Audi.

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TRAVEL MANAGEMENT COMPANIES

Im Aufwind 2014 soll ein umsatzstarkes Jahr für Travel Management Companies werden. Diese spezialisierten Reisebüros bieten einen All-inclusive-Service mit Beratung, Planung und Durchführung von Geschäftsreisen an. Auch für KMU lohnt es sich, die Organisation wichtiger Reisen in die Hände dieser Experten zu legen.

TEXT ALFRED KUHN

Hauptgrund für Stress auf Geschäftsreisen sind lange Fahrzeiten wegen der schlechten Lage der Unterkünfte. Gemäss einer Studie des Deutschen Reiseverbandes (DRV) beklagen sich 55 Prozent der reisenden Geschäftsleute darüber, dass sie zwischen Flughafen und Hotel und vom Hotel zum Kunden zeitraubende Wege zurücklegen müssen. 40 Prozent der Befragten nennen als zweithäufigsten Grund für Stress die mangelnde Orientierung vor Ort. Beispielsweise sei es schwierig, sich im Tarif-Dschungel der öffentlichen Verkehrsmittel zurechtzufinden. Drittgrösste Stressursache sind laut Studie schlecht geplante Reiseverbindungen mit viel zu wenig oder zu viel Umsteigezeit. Stefan Vorndran, Vorsitzender des Ausschusses Business Travel im DRV, kommentiert das Ergebnis der Studie folgendermassen: «Um den Stress für Geschäftsreisende zu mindern und Fehlplanungen zu vermeiden, sollten Chefs das Travel Management in die Hände von Experten legen. In anderen Geschäftsbereichen, etwa in der IT, ist das längst üblich. Im Reisemanagement sind viele Unternehmen noch nicht so weit.» Spezialisierte Geschäftsreisebüros – genannt Travel Management Companies (TMC) – handeln für die Kunden günstige Flug- und Hoteltarife aus und buchen Flüge, Hotels und Transfers. Sie helfen bei Problemen während der Reise, vermitteln wichtige Informationen zu den Zielorten und garantieren die Einhaltung betrieblicher Reiserichtlinien. Nicht zuletzt zeigen sie auch Sparmöglichkeiten auf. Wenn Termine verschoben oder zusätzliche Tickets benötigt werden, organisieren sie kurzfristige Umbuchungen für den Kunden. Zunahme der weltweiten Geschäftsreisetätigkeit 2014 Eine Studie von Oxford Economics im Auftrag von Amadeus zeigte, dass die weltweite Reisebranche vor einem Jahrzehnt nachhaltigen Wachstums steht. Die Asiaten werden gemäss der Untersuchung bis in zehn Jahren für 55 Prozent des weltweiten Geschäftsreisewachstums verantwortlich sein. In den westlichen Ländern würden aber die Geschäftsreisen auf der Kurzstrecke erst 2018 wieder das Niveau der Zeit vor 2008 erreichen. Laut einer Studie des Reisedientsleisters Travelport geht der Trend weg von Business-Reisen im Premiumbereich hin zu günstigeren Varianten, beispielsweise Reisen mit der Eisenbahn. Auch gemäss einer Erhebung von Airplus International, einem führenden internationalen Anbieter von Lösungen für das Management von Geschäftsreisen, werden 2014 wieder deutlich mehr Geschäftsreisen stattfinden als in den vergangenen Jahren, als die Branche infolge der Finanzkrise besonders in den Industriestaaten Umsatz- und Gewinnverluste hinnehmen musste. Ausserdem wird in der Untersuchung festgestellt, dass die Kontrolle der Reisekosten 2014 einen höheren Stellenwert einnehmen wird als je zuvor. Der American Express Global Business Travel 2013 EVP Baro-

meter untermauert diesen Trend mit Zahlen: Der Anteil der Flugkosten am Geschäftsreisebudget von Unternehmen hat stark abgenommen. Betrug er 2011 noch 53,0 Prozent, so sank er 2013 auf 37,0 Prozent. Im selben Zeitraum stieg der Anteil der Hotelkosten von 19,5 auf 23,6 Prozent und die Kosten für Bahnreisen von 10,0 auf 15,7 Prozent. Travel Management in der Schweiz Der jährliche Umsatz aller in der Schweiz tätigen Geschäftsreisebüros liegt gemäss Schätzung der Zeitschrift «Business Traveltip» bei knapp vier Milliarden Franken. Marktführer sind hierzulande die französisch-amerikanische Carlson Wagonlit Travel (CWT), die britische Hogg Robinson Group (HRG) und die US-amerikanische American Express (Amex). Auch bekannte Schweizer Reisedienstleister sind ganz vorne mit dabei: Kuoni Schweiz, Finass Reisen und Globetrotter Travel Service. Die umsatzstärkste nationale TMC ist BTA First Business Travel, die zum Migros-Reisekonzern Hotelplan gehört. (siehe Tabelle) Unter den TMCs herrscht ein harter Kampf um Marktanteile, was zu Preisanpassungen nach unten und somit zu sinkenden Margen führte und wohl auch in Zukunft führen wird. Trotz hartem Wettbewerb konnte aber beispielsweise Globetrotter Travel Service 2013 den Umsatz leicht steigern. Die BTA First Travel verzeichnete 2013 «stabile Zahlen». Insgesamt sind in der Schweiz, im Gegensatz zu anderen Ländern, die Wachstumsmöglichkeiten aber begrenzt. TMC und KMU Auch für KMU wird Business Travel zum strategischen Faktor. In der globalisierten Welt müssen Prozesse optimiert und Kosten minimiert werden. Dies haben die TMCs schon lange erkannt, CWT etwa betreut deswegen neben multinationalen und globalen Unternehmen auch viele Schweizer KMU. Wo erhält man umfassende Informationen zum Thema Geschäftsreisen? Das Schweizer Travel DIE TOP 10 TMC IN DER SCHWEIZ Unternehmen Anzahl * HRG Switzerland über 300 CWT Switzerland 319 American Express über 300 BTA First Business Travel 114 BCD Travel Suisse 70 Kuoni Schweiz 1300 ** Finass Reisen 20 Globetrotter Travel Service 250 ** Raptim Travel 20 TUI Suisse 570 ** * Anzahl Mitarbeiter/Standorte in der Schweiz ** Freizeit- und Businessreisen insgesamt

Standorte * 13 17 2 13 2 92 ** 1 250 ** 2 570 **

Gate B, Flughafen Zürich: Wenn Termine verschoben oder zusätzliche Tickets benötigt werden, organisieren spezialisierte Geschäftsreisebüros die Umbuchungen. Foto: Flughafen Zürich AG


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Management Forum hat sich als jährlicher Treffpunkt der Geschäftsreisen-Spezialisten etabliert, wie die Anwesenheit von zahlreichen Travel-Management-Dienstleistern sowie Reiseverantwortlichen der Unternehmen belegt. Dieses Jahr gibt es im Anschluss an das Forum eine Veranstaltung, die sich speziell an KMU richtet (siehe Kasten).

TRAVEL MANAGEMENT FORUM 9. September 2014 | Dorint Airport-Hotel Zürich Das Swiss Travel Management Forum (STMF), der bedeutendste jährliche Treffpunkt für die Business Travel Professionals in der Schweiz, kommt in diesem Jahr bereits zum neunten Mal zur Durchführung. Mit seiner aktuellen Themenwahl, hochkarätigen Experten-Beiträgen, spannenden Diskussionsrunden und genügend Zeit für Networking hat sich das STMF als «must» für Travel Manager, Einkäufer und alle in Firmen und Organisationen jeder Grössenordnung für Geschäftsreisen zuständigen Spezialisten etabliert. Ebenso angesprochen werden die auf Geschäftsreisen ausgerichteten Leistungsträger, Dienstleister und Reisebüros. Neu und erstmalig kommt im Anschluss an das STMF ein gesondertes Format zur Durchführung, das sich an die Assistenz oder Travel Arrangers in KMU richtet. Im Rahmen eines informativen und kurzweiligen Afterwork-Praxisevents werden für den Arbeitsalltag nützliche Tricks, Trends und News rund um die Abwicklung von geschäftlich bedingten Reisen thematisiert. Der Anlass wird von Business Traveltip organisiert und vom Verband Deutsches Reisemanagement (VDR) und der Beratungsfirma travelBrain unterstützt.

Online buchen, Kosten sparen Seit einigen Jahren spüren die TMCs zunehmend die Internet-Konkurrenz in Form von Online-Buchungsportalen. Vor fünf Jahren wurde die Online-TMC Egencia, eine Tochter des Online-Reisekonzerns Expedia, ins Leben gerufen. Der Clou: Mit extrem tiefen Servicegebühren konnte der neue Onlinedienst Kunden von den Konkurrenten abwerben. Wie viel Markanteil dieses Portal in der Schweiz hat, ist allerdings nicht bekannt. Die grossen TMC-Anbieter haben schnell reagiert und bieten ihrerseits kleineren und grossen Firmenkunden attraktive Lösungen für das Online-Buchen von Reiseleistungen an. Unterscheiden muss man hierbei zwischen individuellen Lösungen für Grossfirmen und den kostengünstigeren TMC-Lösungen für KMU. Eine teure, individuelle Lösung beinhaltet neben der eigentlichen Buchungsmöglichkeit für Flug, Hotel und Mietwagen mit Schnittstellen zu den globalen Reservierungssystemen auch die Anbindung an die TMC und die Integration in das Firmennetzwerk, ein automatisches Pricing mit Tarifvergleichen und weitere individuelle Implementierungen. Für KMU macht eine solche kostspielige Online-Lösung wenig Sinn. Einige grosse TMC haben für KMU deshalb spezielle Lösungen entwickelt (siehe Tabelle). Es sind einfach zu bedienende und kostengünstige Online-Lösungen, mit denen man nach der Registrierung Zugriff auf ein Online-Tool für Flüge, Hotels und Mietwagen erhält. Wichtigster Grund für die zunehmende Nutzung solcher Online-Buchungsmöglichkeiten ist auch im KMU-Bereich die steigende Kostensensibilität bezüglich Geschäftsreisen. Die Gebühren für die Online-Lösungen variieren je nach Reisevolumen der Firma und dem Serviceumfang, sie sind aber deutlich günstiger als bei Offline-Buchungen. Eines gibt es aber zu bedenken: Die Online-Portale können die Leistungen der klassischen TMC nur teilweise ersetzen. Die persönliche Kenntnis der Bedürfnisse der Kunden, massgeschneiderte Strategien zur Kostensenkung, rasches Eingreifen bei Pannen und unvorhersehbaren Ereignissen sind Zusatzleistungen, die Online-Portale nicht erbringen können. Das Fehlen der persönlichen Beratung und allenfalls verpasste Gelegenheiten können sich allgemein nachteilig auswirken.

ONLINE-BUCHUNGSLÖSUNGEN FÜR KMU BCD Travel Business Online (1) BCD Travel Online (1) BCD Travel Direct (1) Carlson Wagonlit Travel CWC Connect Now (2) HRG Switzerland HRG Online (3) (1) Alle drei Standardlösungen sind auf den Bedarf der KMU abgestimmt. Bei BCD Travel Direct sind die Funktionalitäten limitierter, dafür ist keine Anmeldung erforderlich. (2) Mit der Möglichkeit, auf spezifische Kundenwünsche einzugehen. Gibt zuerst die günstigen Flüge an (nicht rückstattbar), dann die übrigen. (3) Umfasst Funktionen wie Reiseplanung, Reiseverwaltung, Reiseassistent, Schnellabfrage, detaillierte Suche, Servicetool, Hilfe und geplante Reise. BCD Travel Suisse

Quelle: Business Traveltip (www.businesstraveltip.ch)


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H. RÜETSCHI AG

«Fusa sum arow» Seit über 600 Jahren widmet sich die Firma Rüetschi dem traditionsreichen Glockenguss. Das Aarauer Unternehmen ist damit eines der ältesten des Landes. Trotz der langen Geschichte schaffte es Rüetschi immer am Puls der Zeit zu sein und durch stetige Innovationen neue Geschäftsfelder zu erschliessen.

TEXT MAXIMILIAN TREFFER

«Akribisch an den Gussen arbeiten»: Die Glockengiesser der H. Rüetschi AG bei der Arbeit.


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In den Werkhallen der Firma in Aarau spürt man sofort die Geschichte und die lange Handwerkskultur des Unternehmens. Das traditionelle Handwerk sprüht einen grossen Charme durch die Werkstatt. Eine Schulklasse lauscht einem Vortrag über die Geschichte des Glockengiessens und verfolgt gespannt eine fachliche Präsentation. 100 Jahre vor der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus beginnt die Geschichte der Rüetschi AG mit dem Guss der sogenannten Barbara Glocke für die Kathedrale in Fribourg. Die Glocke trägt die Inschrift: «Fusa sum arow» – «Zu Aarau gegossen». 1367 begründet der Giessermeister Walter Reber mit dem ersten Aarauer Glockenguss somit ein Gewerbe, dass noch heute weitergeführt wird. Rund vierzig Jahre nach dem ersten Geläut goss Reber 1405 die Glocken des prestigeträchtigen Berner «Zytglogge»-Turms und schuf sich mit der Mitarbeit an diesem Schweizer Kulturerbe ein Denkmal. Schon im 15. Jahrhundert konnte sich Rüetschi durch qualitativ hochstehende Produkte auszeichnen. Anders ist nicht zu erklären, dass die Firma zu dieser Zeit Glocken für Fribourger Kirchen liefern konnte, also von Habsburger in Zähringer Hoheitsgebiet – für viele Unternehmen unmöglich. Der gute heutige Zustand der Glocke beweist, wie akribisch an diesen Gussen gearbeitet wurde. Die zentrale Lage und die politische und religiöse Zurückhaltung im Aargau brachten weitere Vorteile. So konnte Rüetschi auch nach Zürich oder Bern liefern. 1601 baute Hans-Jakob Stalder den heutigen Firmensitz und die Werkhallen in Aarau.

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Luxus wirkte sich auch auf die Innenausstattung der Kirchengebäude aus. Anfang des 20. Jahrhunderts goss Rüetschi 180 Tonnen Glocken pro Jahr. Zudem winkten viele Aufträge im Kunstguss.

Glockentechnik für den Papst Mittlerweile ist die Firma in dritter Generation im Besitz der Familie Spielmann. René Spielmann leitet seit 2000 die Geschicke des Unternehmens. «Ich bin Quereinsteiger. Vorher habe ich zehn Jahre im Ingenieurwesen in Biel gearbeitet. Der Reiz, selber für eine Firma verantwortlich zu sein, war sehr gross», sagt Spielmann. In seiner Tätigkeit bei einem Anlagebauer konnte er wertvolle Erfahrungen im Bereich Softwareentwicklung und Steuerungstechnik sammeln: «Als ich zu Rüetschi kam, sah ich sofort das Potenzial im Bereich der Automation. Heute macht dieses Segment einen Drittel unseres Umsatzes aus.» Die Umstände zwangen Rüetschi laufend zu Anpassungen des Geschäftsfeldes. Neue Glocken werden in der Schweiz nahezu nicht mehr benötigt. Die Haupttätigkeit liegt mittlerweile im Bereich Restauration. Neuproduktionen liefern die Aarauer fast ausschliesslich ins nahe gelegene Ausland. Im Bereich Kirchentechnik konnte vor vier Jahren mit der Gründung eines Netzwerkes neue Massstäbe gesetzt werden. Das Netzwerk, bestehend aus vier Fotos: zVg Unternehmen, verbindet alle notwendigen Unterhaltselemente einer Kirche: Akustik, Heizung, Beleuchtung, Glockentechnik, Multimedia, Schliesssysteme. «Unsere Lösung sieht ein Steuergerät für alle Anforderungen vor. Wie bei der modernen Haustechnik ist alles extern Aarauer Kanonen steuerbar», sagt Spielmann. Die innovative Die Industrialisierung im 18. Jahrhundert Technik ist ein Resultat internationaler barg für die kleine Firma Schwierigkeiten. Forschungsarbeit. Rüetschi beteiligte sich Aarau nahm zu dieser Zeit eine zentrale vor fünf Jahren an der Gründung des GloRolle als Waffenplatz ein. Dieser Umstand ckenforschungsprojektes «ProBell» und an brachte Rüetschi einen grossen Auftrag im der Gründung eines Kompetenzzentrums Kanonenguss ein. 1840 bis 1860 fertigte an der Fachhochschule Kempten. «Wir die Giesserei 400 bis 500 Kanonen an die konnten unsere jahrelange Arbeit und die Armee und wuchs rapide an. Dieser AufErfahrung unserer Mitarbeiter mit einer trag ist mit den heutigen Aufträgen über Quereinsteiger René Spielwissenschaftlichen Grundlage ergänEisenbahngüter der Firma Spuhler an die mann leitet die Giesserei. zen. Das hat unsere Glaubwürdigkeit bei SBB zu vergleichen. Der Waffen-Boom unseren Kunden erheblich gestärkt», sagt wurde durch die Entwicklung von Krupp Spielmann. Sogar Papst Johannes Paul II. leistete für das und deren Stahlkanonen beendet. Rüetschi stellte das vor Forschungsprojekt Lobbyarbeit. eine weichenstellende Frage: Sollte man mit auf den Zug der Eisentechnologie aufspringen oder beim Glockenguss Modernisierung im Glockengiessen bleiben? Das Unternehmen entschied sich für Letzteres. Nach über 600 Jahren Firmentradition blickt die Rüetschi Just zu jener Zeit begann die grosse Zeit des Kunstgusses. AG positiv in die Zukunft. Die Firma konnte das GeschäftsMit der Erarbeitung des grossen Reiterdenkmals in Bern, das heute bei der Kornhausbrücke steht, konnte man sich feld um viele weitere Bereiche wie Turmuhrtechnik oder schnell einen Namen machen. Wer Kanonen giessen kann, Automation erweitern. Mittlerweile betreiben die Giesser beherrscht auch den Kunstguss, lautete die Devise. Nach neben dem Standort in Aarau einen weiteren in der Ostder Industrialisierung zeigte die Gesellschaft ihren Wohlschweiz und einen in Neuenburg. «Wie damals mit dem Kanonenbau haben wir einen Wechsel eingeleitet. Die stand in der Kultur und im Kirchenbau. Religion war ein Stabilisierung des historischen Unternehmens und die Staatsverständnis, für das auch viel Geld locker gemacht Überführung in eine neue Generation ist uns in den letzten wurde. Die Schweizer Kirchenarchitektur im 19. Jahrhunzehn Jahren gelungen», sagt Spielmann. Für die Zukunft dert kann man als absolute Weltspitze bezeichnen. Dieser strebt man die Modernisierung des Glockengiessens an: «Wir wollen den gleichen Weg wie in der Gebäudetechnik H. RÜETSCHI AG einschlagen. Beim Giessen sind wir noch am Anfang.» Die Sitz: Aarau Gesellschaftsform und die Nachfrage nach Religion könne Gründung: 1367 man schliesslich nicht beeinflussen, deswegen wolle das Inhaber: René Spielmann Unternehmen zukünftig vermehrt in den Bereich KunstMitarbeiter: 24 guss vorstossen.

Die Haupttätigkeit liegt mittlerweile im Bereich Restauration.


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STÄMPFLI AG

Alles andere als träge Die Stämpfli AG blickt auf über 400 Jahre Firmengeschichte zurück. Um im digitalen Zeitalter nicht unterzugehen, hat sich das Berner Unternehmen radikal gewandelt. Heute steht es gut da – und ist weit mehr als eine Druckerei.

TEXT LUKAS STUDER

Wer das Gebäude der Stämpfli AG betritt, wähnt sich nicht in einer Druckerei. Der Eingangsbereich ist grosszügig gestaltet, der Boden aus Holzlaminat, die Säulen aus grauem Beton, an der Wand hängt ein Gemälde. Ein Flachbildschirm begrüsst die Gäste, nebenan verbringen Mitarbeiter ihre Pause in der Cafeteria. Dominiert wird das Entree von einer raumhohen Glasfront, die den Blick freigibt auf die tiefer gelegenen Druckmaschinen, Produktionsstrassen und Papiervorräte. Der elfjährige Firmenkomplex an der Wölflistrasse im Berner Wankdorf-Quartier steht für den Wandel des Unternehmens, der schon in den frühen 1990er-Jahren begonnen hat und nur funktionierte, weil die Familie Stämpfli seit Generationen eine ganz bestimmte Unternehmenskultur pflegt. Schon im 19. Jahrhundert fortschrittlich Die Stämpfli AG hat ihren Ursprung im 16. Jahrhundert. Weil es keiner privaten Druckerei gelang sich zu etablieren, gründete der mächtige Stadtstaat Bern 1599 die Hoch-Obrigkeitliche Druckerei. Das Druck-Monopol vergab er alle zehn Jahre an einen Pächter. 200 Jahre später, 1799, wurde Gottlieb Stämpfli obrigkeitlicher Drucker – seither ist die Familiengeschichte der Stämpflis eng mit dem Unternehmen verwoben. Weil Gottlieb Stämpfli früh starb, führte – für die damalige Zeit aussergewöhnlich – seine Frau Marie Albertine die Firma weiter. 1814 verlor sie das staatliche Druck-Monopol, erhielt dafür als Entschädigung das Kalenderprivileg. So druckte und verkaufte sie in einem eigenen Gebäude an der Postgasse verschiedene Kalender. Ihr Sohn Carl Samuel Stämpfli übernahm die Firma 1828 und modernisierte sie. Aber auch er starb früh, so dass sich seine Gattin Maria-Friederike Luise Stämpfli 1848 zum Verkauf der Firma gezwungen sah. Doch sie gab die Firma nicht auf: Sohn Karl Stämpfli kaufte die Firma 1871 zurück, und so war das Unternehmen bereits in dritter Generation im Besitz der Stämpflis. Mit der vierten Generation setzte eine Tradition ein. Seit 1906, als Rudolf und Wilhelm Stämpfli das Unternehmen übernahmen, wird die Firma immer von einem Brüderpaar geführt. Doch es waren zwei Frauen, die in kritischen Phasen dafür sorgten, dass das Unternehmen weitergeführt wurde und in der Familie blieb. Die Stämpflis dachten offenbar schon damals fortschrittlich. Auch das soziale und politische Engagement durfte nie zu kurz kommen. Peter und Rudolf Stämpfli, die das Unternehmen seit 1988 in sechster Generation führen, bringen sich als Unternehmer in der Politik ein; ersterer setzt sich besonders für den Wirtschaftsstandort Bern ein, letzterer präsidierte unter anderem bis 2011 den Arbeitgeberverband. Peter Stämpfli betont oft die Tradition der starken Sozialpartner in der Schweiz.

Radikaler Umbau als Antwort auf die Digitalisierung Die Ära von Peter und Rudolf Stämpfli steht für einen radikalen Umbau der Stämpfli AG. «Seit unserem Eintritt befand sich die Firma jedes Jahr im Umbruch», sagt Peter Stämpfli. Das Unternehmen hielt auch zuvor Schritt mit den technologischen Änderungen, anders hätte es nicht mehrere Jahrhunderte überlebt; Carl Stämpfli zum Beispiel schaffte 1845 als erster Drucker in Bern eine Schnellpresse an. Anfangs der 1990er-Jahre blickte jedoch eine ganze Branche besorgt in die Zukunft: Welchen Einfluss hat die an Fahrt gewinnende Digitalisierung auf das Druckerei- und Verlagsgeschäft? Würde Ende des Jahrhunderts überhaupt noch etwas gedruckt werden? In ihrer Existenzangst setzten viele Firmen auf die Spezialisierung, sie sahen sich in Zukunft als Nischenanbieter. Die Stämpflis wagten einen anderen Weg: Sie begannen die Weichen in Richtung eines grösseren Unternehmens zu stellen, das Dienstleistungen anbietet, die weit über das Kerngeschäft der Druckerei hinausgehen. Die Stämpflis fällten einen Grundsatzentscheid. «Wir wollten näher dran sein, wenn der Kunde entscheidet, etwas zu publizieren – egal ob Print oder digital», sagt Peter Stämpfli. Damals habe das ausgesehen, als wolle sich das Unternehmen selbst kannibalisieren. Im Nachhinein ist das Gegenteil eingetroffen: Das Geschäft mit Publikationssystemen und Dienstleistungen wuchs stark und hat so auch die Erträge im klassischen Druckgeschäft gestützt. Manch ein Kunde lässt zusätzlich zu den Online-Inhalten gleich noch eine Broschüre drucken. Für die angestrebte Tiefe im Angebot fehlte dem Unternehmen etwas: das Know-how im Umgang mit modernen graphischen Benutzeroberflächen. Also übernahm Stämpfli 1994 die CAP Solutions, eine Informatik-Firma mit zwei Mitarbeitern und einer automatisierten Katalog-Lösung. Das legte den Grundstein für die Entwicklung einer eigenen Software. Der Wandel des Unternehmens nahm noch an Fahrt auf, als um die Jahrtausendwende das Internet aufkam. An dessen Ende steht die Stämpfli Gruppe, der vier Unternehmen angehören: die Stämpfli Verlag AG, die Stämpfli Polska, eine Kommunikationsagentur für den polnischen Markt, die Kraft all media GmbH, über die Stämpfli mit einer Partnerfirma die eigene Software auf dem deutschen Markt vertreibt, und die Stämpfli Publikationen AG. Letztere betreibt das heutige Kerngeschäft der Gruppe: sämtliche Leistungen der Verbands- und Unternehmenskommunikation. Früher stand das Produkt im Vordergrund, heute ist es der Prozess. Je nach dem, was der Kunde benötigt, übernimmt Stämpfli die Arbeiten einer Medienagentur, eines Lektorats oder eines Webdesigners, verfasst Pressemeldungen, konzipiert Webshops oder erstellt Inhalte für Tablets. Dabei findet das Digitale nicht in einer dafür vorgesehenen Abteilung statt, sondern prägt alle Ebenen des Unternehmens. Ob ein Kunde im Internet oder auf Papier publiziert, ist nur noch eine Frage seiner Kommunikationsstrategie.

Druckanlagen und Mitarbeiter der Stämpfli AG: «Die Tätigkeiten haben sich verändert, die Werte aber sind geblieben.»

Fotos: zVg/Stämpfli


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Neue Tätigkeiten – bestehende Werte Veränderungen waren auch auf Führungsebene nötig. «Die strategische Diskussion musste breiter abgestützt werden», sagt Peter Stämpfli. Sie dürfe nicht nur von CEO, Finanzer und Produktionschef geführt werden. In die Geschäftsleitung stiessen neu Vertreter der verschieden Unternehmensbereiche. Heute führt ein 8-Personen-Gremium die Stämpfli Publikationen, der Unternehmensgruppe sitzen zusätzlich die vier Geschäftsleitungsmitglieder des Stämpfli Verlags vor. So fliesst das Fachwissen aller Unternehmenstätigkeiten in die Strategiearbeit ein. Und die Führungsriege hat mehr Fühler, die spüren, was in den Abteilungen für Initiativen entstehen und welche Innovationen sich anbahnen. Die technologischen Neuerungen verlaufen laut Peter Stämpfli in einem Tempo, das es verunmögliche, als einzelne Führungsperson alles zu überblicken. Die breit abgestützte Geschäftsleitung allein reicht noch nicht, um innovativ zu sein; genauso wenig hervorragende Spezialisten. «Wir brauchen eine Umgebung, in der die Mitarbeiter motiviert sind und Ideen von selbst einbringen», sagt Peter Stämpfli. Hier kommt dem Unternehmen zugute, was die Familie Stämpfli schon seit Generationen pflegt: eine Unternehmenskultur, die auf den Menschen ausgerichtet ist. «Wir sehen Hierarchien als organisatorische Notwendigkeit, und nicht als Werthaltung», sagt Peter Stämpfli. Die Firma sei für die Mitarbeiter nicht bloss Arbeitsort, sondern auch Lebensort: Sie sollen Wertschätzung erfahren, Freude an ihrer Arbeit haben und eigenständig sein – ganz wichtig sei «Mitsprache auf Augenhöhe». Man könnte eine Firma auch durch viel Kontrolle, Bevor-

STÄMPFLI GRUPPE Sitz: Gründung: Inhaber: Umsatz: Mitarbeiter:

Bern 1599; seit 1799 geführt von der Familie Stämpfli Rudolf und Peter Stämpfli (in sechster Generation) 55 Millionen Franken 365

mundung und einseitige Übermittlung führen. Weil die Unternehmenskultur aber Leute anzieht, die sich mit ihr verbunden fühlen, setzt Stämpfli auf das Gegenteil. «Nur mit Mitarbeitern, mit denen wir unsere Werte und Ziele teilen können, sind wir für die Zukunft gerüstet», sagt Peter Stämpfli. Die Mitarbeiter beobachten selbst, was sich auf dem Markt tut und was für neue Technologien auftauchen – aus Eigeninteresse, nicht weil sie es müssen. Das Erstaunliche: Diese Kultur stammt nicht aus Management-Lehrbüchern – sie ist verankert in der Familie Stämpfli und wurde lediglich auf die neuen Begebenheiten angewandt. Genau deshalb funktioniert sie auch. Trotz des radikalen Wandels zur heutigen Stämpfli Gruppe greifen Mitarbeiter und Führungspersonen auf bewährte Werte zurück. Die Tätigkeiten haben sich stark verändert, die Werte aber sind geblieben, ja, sie wurden umso mehr betont. So ist aus der Hoch-Obrigkeitlichen Druckerei von anno 1599 ein modernes Unternehmen geworden, das nicht von der Digitalisierung zerstört wurde, sondern sie zu ihrem Vorteil genutzt hat. Und gewappnet ist für die Zukunft.

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UZ l MANAGEMENT

GLOBAL SOURCING

Mit starkem Franken über die Grenze Die Beschaffung im Ausland kann lukrativ sein. Sie ist allerdings mit strategischen Herausforderungen verbunden.

EINSPARUNGSPOTENZIAL (in Abhängigkeit der Wechselkursveränderung, Einsparungen in Prozent)

30 %

25 %

20 %

15 %

EINSPAR-BEISPIELE 10 %

5% TEXT MANFRED GODEK

(Verlagerung vom Franken- in den Euro-Raum *) Dreh/Frästeile PCBAs Kunststoffspritzguss Gummiformteile Schmiedeteile

15 bis 23 Prozent 13 bis 23 Prozent 12 bis 18 Prozent 8 bis 17 Prozent 14 bis 22 Prozent

* Kosten inklusive Verpackung, Fracht, Zoll

Der Preisdruck aufgrund der Frankenstärke belastet Schweizer Unternehmen im internationalen Wettbewerb. Er lässt sich aber in einen Vorteil ummünzen, indem Vorproduktionen vermehrt im Ausland eingekauft werden. Allerdings gilt es nicht nur Wertschöpfung zu generieren, sondern gleichzeitig den hohen Qualitätsanforderungen gerecht zu werden, die sich aus dem Prädikat «Made in Switzerland» ergeben. Rückrufaktionen, unterbrochene Versorgungsketten und genervte Kunden, weil an teuren Geräten billige Komponenten den Geist aufgeben – das würde mehr als nur Imageprobleme schaffen. «Einsparungen im Einkauf dürfen nicht auf Kosten der Leistung gehen, wenn letztere das Überleben sichert», warnt Prof. Dr. Ronald Bogaschewsky, Chef des internationalen Centrums für Supply Management an der Universität Würzburg. Wer blindlings dem Credo der Total Cost of Ownership (TCO) folge, lande schnell in der Kostensenkungsfalle und kanibalisiere seine Marktposition. «Global Sourcing ist Bestandteil einer ganzheitlichen Effizienzsteigerung und Kostenoptimierung», heisst es bei dem Verkabelungsspezialisten Reichle & De-Massari AG in Wetzikon ZH. Die Chancen und Potenziale zu nutzen, setzte allerdings ein ganzheitliches Supply-Chain-, Lieferanten- und Risikomanagement voraus. «Es ist von zentraler strategischer Bedeutung, die Qualitätsanforderungen innerhalb der ganzen R&M-Gruppe sicherzustellen», betont Unternehmenssprecher René Eichenberger. Die grenzüberschreitende Beschaffung ist mit hohen Anforderungen verbunden und der Begriff Global Sourcing zudem aus Expertensicht irreführend. Denn wer hohe Anforderungen an die Innovationsfähigkeit und Qualität seiner Lieferanten stellt, erzielt mit einer «weltweiten Rasterfahndung nach den billigsten Anbietern» – so das klassische Erklärungsmodell – nicht immer das beste Ergebnis. Auch der Euro-Raum ist attraktiv Sourcing in China oder Indien klingt zwar zeitgemäss, ist aber nicht immer effizient. Vor allem für kleinere Unternehmen birgt der Einkauf in einer Vielzahl an Ländern und

Quelle: Convivax AG

0% Wechselkurs Franken/Euro:

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Regionen die Gefahr der Verzettelung und Überforderung der gesamten Organisation. Es lohnt sich daher, aus den Erfahrungen westeuropäischer, vor allem deutscher Unternehmen zu lernen. Die Meinung, in China – respektive Südostasien – dabei sein zu müssen, führte zum Beispiel oft zu Qualitätsproblemen. Gleichzeitig wurden die Chancen, die sich auf mittel-, ost- und südeuropäischen Märkten bieten, eine lange Zeit übersehen. Dazu gehören der höhere Ausbildungsstand und geringere Risiken durch bessere Kontrollmöglichkeiten und mehr Rechtssicherheit. Dies sind keineswegs teuer erkaufte Vorteile. «Bei bestimmten Teilen oder Produkten sind die Stückkosten aufgrund höherer Produktivität und eines geringeren Logistikaufwands unter dem Strich sogar im zweistelligen Bereich günstiger», so Markus Füchtenbusch, Vorstand der Convivax AG, einer Beratungsgesellschaft für strategische Veränderungsprozesse im Einkauf mit Sitz in Ermatingen TG und Dozent an der Hochschule Konstanz. Unter den gegenwärtigen ökonomischen Bedingungen sei unter anderem der südeuropäische Raum für Einkäufer attraktiv, denn hier kämpften technologisch starke Unternehmen um Aufträge. Schweizer Unternehmen profitierten zudem von der Frankenstärke. Ein Beispiel ist die Kaba AG mit Hauptsitz im Rümlang ZH, eines der fünf weltweit grössten Unternehmen der Sicherheitsindustrie. Das Produktspektrum reicht von elektronischen Zutrittssystemen über Schliesszylinder und Schlüssel, Betriebsdaten- und Zeiterfassung, physische Zutrittssysteme und Hotelschlösser bis zu elektronischen Hochsicherheitsschlössern. Im Bereich von Key Systems ist Kaba weltweit die Nummer eins. Innerhalb des Konzerns beschaffen die einzelnen Standorte sowohl regional als auch global. «Wir fahren dabei eine differenzierte Beschaffungsstrategie je Warengruppe, die unse-

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Sourcing in China oder Indien ist nicht immer effizient. Lange übersehen wurden Mittel- und Südeuropa.

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Ecknauer+Schoch ASW

UZ

version internet

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rem Anspruch an eine Premium-Brand Rechnung trägt. Die europäischen Standorte des Konzerns, darunter unser Werk in der Schweiz, fokussieren sich zunehmend auf die Beschaffungsmärkte in Osteuropa», so Bernd Reisacher, Vice President Group Procurement. Es gelte stets, die eigene Wettbewerbsfähigkeit sowohl in wirtschaftlicher als auch in technologischer Hinsicht zu verbessern. Vom globalen zum differenzierten Sourcing Der Global-Sourcing-Hype ist von gestern. «Die richtige Strategie liegt in der richtigen Zuordnung der einzelnen Materialgruppen zu passenden Regionen und Clustern», so Markus Füchtenbusch. Ein Cluster zeichnet sich zum einen durch eine Konzentration von Unternehmen der gleichen Branche aus‚ zum anderen besteht eine «korrespondierende» Infrastruktur, etwa aus Universitäten oder Fachverbänden. Daraus entstehende Synergien sorgen für einen hohen Leistungsstand der Produktionen. Häufig unterliegt mehr als die Hälfte des Einkaufsvolumens einem sehr hohen Qualitätsanspruch. Spezialteile sollten von Lieferanten bezogen werden, die sich in einem möglichst dichten Cluster befinden. Typische Beispiele für solche Cluster in Deutschland sind das Rhein-Main-Gebiet für Druckmaschinen, der Raum Nürnberg-Erlangen für Medizintechnik und die Region Jena für Opto-Elektronik. Füchtenbusch: «Erfahrungen zeigen zudem, dass Firmen in europäischen Clustern unter dem Strich oftmals sogar eine deutlich günstigere Kostenposition aufweisen, während Teile aus typischen Low-Cost-Regionen deutlich teurer sind.» Standardteile liessen sich dagegen prinzipiell überall beschaffen. Allerdings hätten bei geringwertigen Produkten die Prozesskosten ein umso grösseres Gewicht, so dass sich in diesem Fall grundsätzlich Local Sourcing als Beschaffungsstrategie eigne.

«Hohe Anforderungen an die Beschaffung»: Hohlglasproduktion der Oberglas AG in Bad Wurzach, Deutschland.

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Grafikquelle: Convivax AG Foto: Wikipedia/Compagnie de Saint-Gobain

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UZ l MANAGEMENT

E-RECHNUNG

Einfach, schnell und sicher VON LARRY ESTEVEZ

LARRY ESTEVEZ Der Autor ist KMU-Berater bei Swisscom (Schweiz) AG und beantwortet Fragen zur Informations- und Kommunikationstechnologie.

Was muss ich als KMU beachten, wenn ich Rechnungen nur noch elektronisch empfangen will?

Elektronische Rechnungsprozesse eignen sich für Unternehmen aller Grösse. Die Komplexität und der Grad der Integration in die bereits vorhandene Infrastruktur können sich dabei von Unternehmen zu Unternehmen unterscheiden. Ist-Situation analysieren Als erstes sollten Sie prüfen, ob Ihre Rechnungssteller E-Rechnungen anbieten. Je mehr Ihrer

Rechnungssteller elektronische Rechnungen versenden, desto einfacher kann E-Rechnung als ganzheitliche Lösung den vorhergehenden Prozess ablösen. Zwar bieten mittlerweile über 500 Rechnungssteller in der Schweiz Rechnungen auch in elektronischer Form an, einzelne senden diese jedoch nach wie vor ausschliesslich per Post. Es kann also gut sein, dass Sie den gewohnten Freigabeprozess von Papierrechnungen noch nebenher weiterführen müssen. Übrigens: Die wichtigste Voraussetzungen, um E-Rechnung im Unternehmen einführen

zu können, ist ein E-Banking-Konto. Auf E-Rechnung umstellen Ein E-Banking-Konto können Sie direkt bei Ihrem Finanzinstitut beantragen. Um E-Rechnungen anschliessend empfangen zu können, melden Sie sich in Ihrem E-Banking-Konto an und wählen den Menüpunkt «E-Rechnung». Anschliessend können Sie die Rechnungssteller auswählen, von welchen Sie künftig nur noch elektronische Zahlungsaufforderungen erhalten möchten. Einige Banken bieten ausserdem Schnittstellen zu den gängigen Buchhaltungssyste-

men, um die firmeninterne Verarbeitung weiter zu vereinfachen. Elektronische Rechnungen müssen jedoch elektronisch bleiben und dementsprechend auch digital archiviert werden. Beispielsweise Finanzunternehmen oder IT-Dienstleister bieten Archivlösungen verschiedener Arten an, wobei moderne Cloud-basierte Archivierungen im Trend liegen. Dabei sind die Daten in den Rechenzentren des Cloud-Anbieters gespeichert und dort optimal vor unbefugten Zugriffen, Ausfällen und unvorhersehbaren Ereignissen wie Feuer oder Hochwasser geschützt.

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ALARMIERUNG AUS DER CLOUD

Arbeitssicherheit zahlt sich aus Ausfälle von Mitarbeitenden kosten Zeit, Energie und Geld. In der Regel ist jeweils nur ein Drittel der Schadenssumme durch eine Versicherung gedeckt. Alarmierungssysteme wie sikado™ portal helfen, Menschen besser zu schützen und die Folgen von Unfällen zu mildern. Drei Praxisbeispiele.

Hitachi Zosen Inova AG HZI liegt die Sicherheit ihrer Mitarbeitenden am Herzen. Das Generalunternehmen für thermische Abfallverwertungsanlagen sichert deshalb den Standort Zürich mit einer neuen Evakuierungsalarmierung. Darüber hinaus wurde eine Alarmierungsund Notfallkommunikationsplattform für Baustellen in ganz Europa installiert. Beide Lösungen laufen über das sikado™ portal. Einfache und sichere Alarmierung für alle: Nach der Einführung eines neuen Betriebssystems konnte HZI im Notfall keine Alarmmeldungen mehr simultan auf alle Bildschirme senden. Gleichzeitig wollte man die kollektive Alarmierung über das Telefonnetz technisch erneuern. Jean-Luc Torriani, Health & Safety Manager von HZI, sagt dazu: «Seit 2013 ermöglicht sikado™ eine vom eigenen Firmen-Netzwerk und der eigenen Telefonie unabhängige, schnelle, sichere und einfache Alarmierung für alle unsere Mitarbeitenden, egal in welcher Position sie sind und in welchem Land auf der Welt sie sich gerade befinden. Im Notfall alarmiert sikado™ mittels SMS, E-Mail, Telefonalarm, Telefondisplay- oder Bildschirmmeldung.» Direkten Zugriff auf das Alarmierungssystem haben zwei Personen am Empfang sowie der Sicherheitsverantwortliche der HZI Zürich, aber auch sämtliche Baustellenleiter und Sicherheitsfachkräfte auf Baustellen im Ausland. Rausch AG Die Rausch AG benötigte ein neues verlässliches System, um Mitarbeitende bei einer

Hitachi Zosen Inova baut ein Multibrennstoff-Kraftwerk in Ferrybridge (Yorkshire GB). Jede Grossbaustelle dieser Dimension birgt naturgemäss Gefahren für die Arbeitenden.

DIE HAUPTARGUMENTE FÜR SIKADO™ – Die Alarmierungslösung ist umfassend und benötigt keine zusätzliche eigene Infrastruktur. – Es steht immer die aktuellste Technologie zur Verfügung. – Die Alarmierung ist unabhängig vom eigenen Firmen-Netzwerk und der Telefonie. – Die Anwendungen lassen sich sehr einfach integrieren und jederzeit online selber verwalten.

Evakuierung zu informieren und die Betriebssanität zu mobilisieren. Zuvor gab es keine Möglichkeit, einen Alarm automatisch auszulösen. Ein System, das funktioniert: Der Schweizer Produzent von Produkten für Haarpflege, Körperpflege und Styling nahm Anfang 2013 an den Standorten Kreuzlingen und Bottighofen die webbasierte Alarmierungslösung sikado™ in Betrieb. Die Alarmauslösung erfolgt jetzt per Web oder per Telefon an das sikado™ portal. Dieses alarmiert die dort hinterlegten Empfänger per Telefon, mit Sprachmeldung

oder via SMS. Das Portal warnt die Belegschaft bei besonderen Ereignissen wie etwa einem Brand schnell und zuverlässig oder bietet bei Bedarf die richtigen Hilfskräfte auf. Verschiedene Argumente sprachen für die Cloudlösung von Dolphin Systems: «Den Entschluss habe ich gefasst, weil viele andere namhafte Institutionen mit Dolphin zusammenarbeiten und ich ein System wollte, das auch wirklich funktioniert, einfach zu konfigurieren ist, keine Softwareinstallation benötigt und keine Updates erfordert», sagt Jens Brünisholz, Leiter Fabrikation bei Rausch.

Täglich werden in dieser Produktionshalle Hundertausende von Printprodukten im 3-Schicht-Betrieb hergestellt. Trotz allem Hightech bleibt immer ein Restrisiko für die Belegschaft. Fotos: zVg

DZB Druckzentrum Bern AG Das Druckzentrum Bern hatte eine Sanitätsalarmierung in Betrieb, die den hohen sicherheitstechnischen Ansprüchen der Hightech-Druckerei nicht mehr entsprach. Bei fast 200 Angestellten und einem Maschinenpark, der im 3-Schicht-Betrieb täglich 1 000 000 Zeitungen produziert, besteht immer ein gewisses Unfallrisiko. Die Tochter der Mediengruppe Tamedia suchte deshalb eine verlässliche und leistungsstarke Alarmierungslösung. Automatische Telefonkonferenz mit Hilfskräften: Das webbasierte sikado™ portal erfüllte die von DZB gestellten Anforderungen professionell und wirtschaftlich: Ereignet sich ein Zwischenfall, ruft einer der Mitarbeitenden die Nummer der Betriebssanität an. Dies ist für sikado™ der Auslöser, um automatisch eine Telefonkonferenz einzuberufen. Die verantwortlichen Hilfs-

kräfte erhalten vom System per Telefon eine Einladung zur Konferenz. Alle Teilnehmer, welche die Einladung annehmen, können nun in einer virtuellen Konferenz die Problemstellung besprechen und sofort die weiteren Schritte einleiten. Fazit Das webbasierte sikado™ portal ist eine leistungsfähige und professionelle Alarmierungslösung in der Private-Cloud für das Alarmund Informationsmanagement. Die Plattform unterstützt Unternehmen in allen Branchen und Bereichen: von der Arbeitssicherheit, der Evakuierung und der Krisenkommunikation über die Mobilisierung bis zur technischen Alarmierung.

Dolphin Systems AG Samstagernstrasse 45 8832 Wollerau, 044 787 30 70 info@dolphin.ch www.dolphin.ch l www.sikado.ch


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UZ l MANAGEMENT

UZ-SERIE: FRAUEN IM MANAGEMENT

Thurgauer Taschen Barbara Tschanen, die Geschäftsführerin von Lady Lederwarenfabrik, ist zackig und engagiert. Von der Fabrik hat das Unternehmen nur noch den Namen behalten.

TEXT MANUELA PAGANINI

Barbara Tschanen ist 27, als ihr Vater die Führung von Lady Lederwarenfabrik abtreten will. Tschanens Grossvater hat das Familienunternehmen als Sattlerei gegründet. Nachdem die Armee nicht mehr beritten war, hat Tschanens Vater auf Schulranzen und Damenhandtaschen umgestellt. Das Geschäft läuft mässig. Tschanen hat nicht vor, in die Modewelt einzusteigen, sie arbeitet bei Sulzer Triebwerke AG und verkauft Triebwerkteile für Kampfjets. Auch ihr Bruder will die Unternehmensleitung nicht. Also versucht Tschanens Vater,

die Firma zu verkaufen, erfolglos. «Mir hätte es wehgetan, wenn mein Vater den Betrieb hätte schliessen müssen», erzählt Tschanen. Spannungsfeld Familienbande Sie lässt sich in das Unternehmen einführen. Die Übernahme ist kompliziert. «Als erstes habe ich mir das Sortiment angesehen. Da war keine einzige Tasche, die ich oder eine meiner Freundinnen hätten tragen wollen.» Für Tschanens Vater ist diese Ansage schwer zu verkraften. In der eigenen Familie sei es schwerer, so offen zu kommunizieren, sagt sie. Und da sei sie, neu, jung und erst

Barbara Tschanen (rechts) mit ihren Mitarbeiterinnen Isabel Bach und Monica Erb Foto: zVg


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noch Quereinsteigerin, gekommen und habe alles anders machen wollen. «Natürlich ist das eine Herausforderung gewesen, auch für die anderen Mitarbeiter.» Nach vier Monaten verlangt Tschanen eine Aussprache. «Ich habe meinem Vater gesagt, ich brauche mehr Freiheiten, so könne ich nicht weiter arbeiten.» Drei Wochen später habe er sie zum Mittagessen eingeladen und gesagt, es sei in Ordnung, er lasse sie machen. Sie solle zu ihm kommen, wenn sie Hilfe brauche. «Dass ich so offen war, war wichtig», meint Tschanen. Rückblickend versteht sie, dass Vater bei gewissen Entscheidungen skeptisch war. Sie selbst schüttelt den Kopf, wenn sie an ihre erste Kollektion zurückdenkt. «Aber das waren Erfahrungen, die ich machen musste.» Dass sich ihr Vater zurückhielt und sie aus ihren Fehlern lernen liess, rechnet Tschanen ihm hoch an. 2005 ist er gestorben, aber er hat miterlebt, wie es der Lady Lederwarenfabrik wieder gut ging. «Dinge, die ich tragen würde» Verkauf sei Verkauf, sagt Tschanen, «kompetent Auskunft geben zu können ist das A und O.» Wie in der technischen Branche komme es auch in der Modewelt darauf an, die eigenen Produkte zu kennen und zu verstehen. «Man darf sich als Vorgesetzte nicht zu schön sein», erklärt sie, anzupacken sei ein Charakterzug von ihr. Noch heute nehme sie selbst Lieferungen entgegen, wenn gerade niemand anders Zeit hat. Im Gespräch wirkt sie zackig und engagiert. Auf Fragen, die sie unpassend findet, («wie misst man Erfolg, haben Sie Umsatzzahlen?») reagiert sie kühl. Und sie dreht den Spiess um: «Wissen Sie, Sie machen das sehr gut, aber wie alt sind Sie? – Findet man Sie im Impressum? – Sind Sie auf Facebook?» Tschanen sagt von sich, sie sei direkt und impulsiv, ein Teamplayer. Ihr ist wichtig, dass alle Mitarbeiterinnen sich einbezogen fühlen, mitentscheiden und Verantwortung übernehmen können: «Ich bin keine Polizistin.» ZUR PERSON Barbara Tschanen (45) ist Geschäftsführerin und Inhaberin von der Lady Lederwarenfabrik AG. Nach einer kaufmännischen Lehre arbeitete sie als als Leiterin Auftagsabwicklung für Sulzer Triebwerke AG, ehe sie 1996 den Betrieb ihres Vaters übernahm. Tschanen ist verheiratet und lebt mit ihrem Mann in Frauenfeld.

Von den Angestellten vor der Übernahme arbeitet keiner mehr im Betrieb. Tschanen hat die Fertigung der Taschen nach Italien ausgelagert. «Natürlich haben wir in den 60er Jahren viel mehr verkauft.» Aber immerhin sei der Umsatz des Unternehmens jetzt doppelt so gross wie vor 18 Jahren, als sie ihr Amt angetreten hat. Heute hat die Lady AG, wie sich die Firma auch nennt, fünf Mitarbeiterinnen. Das Team besteht vollständig aus Frauen, das gehe sehr gut. Wie weiss man als Leiterin der Auftagsabwicklung einer mechanischen Fertigung, wie man Taschen designt? Tschanen sagt, ihr sei das in die Wiege gelegt worden, ihre Familie habe am Esstisch ständig über Design diskutiert. «Modedesign hat sehr viel mit der Stilrichtung, die sie wählen, zu tun», sagt sie. Sie würde in London dieselben Taschen designen wie in Frauenfeld. Taschen sollten benutzt werden, «ich mache keine Sachen, die man nur im Modemagazin und nie auf der Strasse sieht.» Tschanen orientiert sich zwar an den Trends der grossen Laufstege, aber letztlich will sie Alltagsmode machen, ein breites Publikum ansprechen. Eine Entwicklung, die Tschanen beobachtet, ist, dass ihre Kundinnen mehr auf individuelle Mode ansprechen als früher. «Heute geht es weniger um Vorbilder und mehr um Eigenständigkeit.» Zurück zu den Wurzeln, woher die Produkte kommen, werde wichtiger, Nachhaltigkeit, die verwendeten Materialien ebenso. Seit in Bangladesch Fabriken eingestürzt sind und die Medien die Produktionsumstände im Fernen Osten bekannt gemacht haben, seien die Konsumenten stärker darauf sensibilisiert, woher die Produkte stammen. Das komme der Lady Lederwarenfabrik AG zugute: «Unsere Modelle sind einfach, modern, klassisch, praktisch und nachhaltig.» Früher hatte das Unternehmen einen Lizenzvertrag mit Navyboot, mittlerweile ist dieser ausgelaufen. «Wir haben aus der Not eine Tugend gemacht und unser eigenes Label gegründet: 07 14 – mehr als normal.» Das Datum ist Tschanens Geburtstag. Sie werde oft darauf angesprochen, dass 07 14 ja weniger als 08/15 sei. Das ist die Pointe der Marke: «Ein bisschen Kontroverse musste da rein.» 07 14 sei erfolgreich, und auch wenn sie noch nicht da sei, wo sie in Spitzenzeiten zu Navyboot-Zeiten war, gehe es der Firma besser als auch schon. «Alle Kosten sind gedeckt und der Absatz ist gleich wie in durchschnittlichen Jahren bei Navyboot.» Neben ihrem eigenen Bag Store in Frauenfeld verkauft Tschanen ihre Taschen schweizweit im Lederwaren-, Mode- und Schuhfachhandel, in ausgewählten Warenhäusern und in den Filialen des Schweizer Heimatwerks. Epizentrum Thurgau Tschanen liebt, wie kreativ sie bei ihrer Arbeit sein kann, dass es kaum Routine gibt, wie flexibel sie ist, weil sie ihr Unternehmen selbst führt. Sie ist verheiratet, hat keine Kinder. Sie macht viel Sport; Golf, Schwimmen und Mountainbike, «ich bin eine von denen, die lieber bergauf als bergab fahren.» Wie viel genau pro Woche sie arbeitet, weiss Tschanen nicht, sicher mehr als 40 Stunden, meint sie. Dazu arbeitet sie ehrenamtlich in verschiedenen Gremien mit. Sie ist Bürgerschreiberin der Bürgergemeinde Frauenfeld und Senatorin der Jungen Wirtschaftskammer Frauenfeld. Ebenso war sie Mitglied im Organisationskomitee des Eidgenössischen Turnfestes 2007 sowie des Eidgenössischen Schwingfests 2010. «Die Gelegenheit, in eine Welt hineinzuschauen, zu der ich sonst keinen Zugang hätte, ist fantastisch!» All die Verbindungen schaffen ein Netzwerk, auf das sie sich verlassen könne. «Ich brauche nicht oft Hilfe. Aber auch wenn nicht, ist es gut zu wissen, dass Leute da sind, auf die ich mich verlassen kann.» So sehr in den Thurgau integriert zu sein, sei schön.

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UZ l MANAGEMENT

IT-OUTSOURCING

Mehr als reine Kostensenkung Überlegungen zum optimalen Einsatz knapper Ressourcen gehören in KMU zum täglichen Brot. Agile und intelligente Outsourcing-Modelle senken nicht nur Kosten, sie erhöhen auch die Effizienz. Zwei Beispiele aus der Praxis.

TEXT CHRISTOPH HÖINGHAUS

«Schneller, schlanker, besser» lautet das Wirtschaftsmotte dieser Tage. Wer hier nicht mithalten kann, gerät schnell in Schwierigkeiten. Diese Dynamik wird mitgeprägt durch technologische Innovationen. Anwendungen und Geräte können schneller als andere Ressourcen den sich ständig verändernden Geschäftsanforderungen angepasst werden. So erweitern beispielsweise die neuen mobilen Geräte die Möglichkeiten von innovativen Unternehmen, ihre Produktivität zu erhöhen. IT-Leistungen zu mieten, statt teure Lizenzen zu kaufen, spart Kosten. Gerade kleinere und mittlere Unternehmen stossen an Grenzen, wenn es um die Nutzung dieser Möglichkeiten geht und sind gut beraten externe Spezialisten einzusetzen. Zwei Beispiele für unterschiedliche Outsourcing-Lösungen zeigen, wo sich der Einsatz von Outsourcing lohnt: Fallbeispiel 1 Rapportierung vereinfachen Ein mittleres Serviceunternehmen wollte seine Monteure durch den Einsatz mobiler Geräte entlasten und dem Kunden einen besseren Service vor Ort bieten. Das Unternehmen konnte sich den hohen Aufwand für das Ausrollen der Geräte und die Inbetriebnahme des Gesamtsystems jedoch nicht leisten. Diese Aufgaben wurden dem externen Partner gestellt, der sie folgendermassen löste: 1. Betriebskosten senken: Die Lizenzkosten fallen bei kleineren und mittleren Unternehmen ins Gewicht. Sie können gemäss Experten ein Sparpotenzial von 15 bis 30 Prozent bergen. Aus diesem Grund wurde die Lizenzstruktur auf mögliche Konsolidierungen oder alternative Preismodelle untersucht. Erfahrungsgemäss ist lediglich die Hälfte aller Unternehmen korrekt lizenziert. In diesem Beispiel konnten 20 Prozent der Lizenzkosten eingespart werden. 2. Internes IT-Team entlasten: Die Entlastung durch die Übernahme des Tagesgeschäftes gehört zum grundlegenden Handwerk von Outsourcing-Partnern. Im oben genannten Fall konnte sich die interne IT-Abteilung, dank der Hilfe des Partners, der Aufgabe

Kluge Outsourcing-Modelle gehen weit über reine Manöver zur Senkung von Kosten hinaus.

Fotoquelle: Bilderbox.de

widmen, den Mitarbeitern die neuen mobilen Geräte zur Verfügung zu stellen. Diese konnten die neue Gesamtlösung für die Erfassung und Rapportierung der Arbeiten konzipieren, auswählen und einführen. Ersatzteillisten, Erfassung von Reise- und Arbeitsstunden, die Erstellung von Arbeitsrapporten und Lieferscheinen, die direkt durch den Kunden umgeschrieben werden können – all das hat eine Vielzahl von teuren und fehleranfälligen Back-Office-Prozessen überflüssig gemacht. Fallbeispiel 2 Automatische Zählerablesung Die mühsame und fehleranfällige Ablesung von Strom- und Gaszählern sollte durch moderne Technologie stark vereinfacht werden. Ein Hersteller von Zählern wollte die neue Generation von Zählern mit der neusten Technologie ausstatten, die eine drahtlose Datenübertragung auf Smartphones ermöglicht. Mit einer App sollten Kunden ohne Mühe den Zählstand auslesen und automatisch an den Energielieferanten melden können. Leider waren die wichtigen Köpfe des Unternehmens vollständig mit dem Engineering der neuen Zählergeneration beschäftigt und konnten weder die App noch das zugehörige Abrechnungssystem in nützlicher Frist bereitstellen. Aus diesem Grunde wurde ein Outsourcing-Partner beauftragt, eine gangbare Lösung zu finden. Die Lösung erfolgte in diesem Beispiel in zwei Schritten:

1. Erstellung App: Als Erstes realisierte der Outsourcing-Partner die App für das Auslesen des Zählerstandes und erweiterte das bestehende Abrechnungssystem mit den notwendigen Schnittstellen. 2. Garantie des Betriebs: Darüber hinaus stellte der Partner sicher, dass die Kunden des Herstellers von Zählern die neue Technologie einführen konnten. Dies geschah durch die Bereitstellung eines entsprechenden flexiblen Service-Angebotes, das von der Kundenschulung über die Einrichtung eines Service-Centers für die App bis hin zum Betrieb des Abrechnungssystems reichte.

Fazit: Was ist kluges IT-Outsourcing? Kluge Outsourcing-Modelle gehen weit über reine Manöver zur Senkung von Kosten hinaus. Sie werden – in Zusammenarbeit mit Outsourcing-Partnern – zu strategischen Initiativen, die es Unternehmen erlauben, ihre Effizienz zu steigern und ihre Agilität zu verbessern. Die wichtigsten Elemente sind gutes Kostenmanagement, kluge Automatisierung, lokales Know-how und flexible Innovationsfähigkeit. DER AUTOR

Christoph Höinghaus ist CEO beim IT-Dienstleister und Beratungsunternehmen Trivadis.


UZ l MANAGEMENT

MARKE DES MONATS: CALZEDONIA

Sinnliches zum Top-Preis VON STEFAN VOGLER

STEFAN VOGLER Der Autor berichtet über die aktuelle Markenführung einer grossen oder kleinen, globalen, nationalen oder lokalen, altbewährten, aufgefrischten oder neuen Marke. www.markenexperte.ch

Marke des Monats im Juni 2014 www.calzedonia.it/de

Rechtzeitig zur Badesaison expandiert der rasant wachsende Retailer Calzedonia auch in der Schweiz. Wie so oft bei erfolgreichen Unternehmen liegt der Ursprung des Labels für Bademode, Strümpfe und Socken im Vertrieb. Sandro Veronesi, Gründer der Calzedonia-Gruppe, hatte in eine Strumpffabrik eingeheiratet. Als er in einem Warenhaus Stunden auf eine arrogante Einkäuferin warten musste, war seine Reaktion lust- statt frustvoll: Er gründete für den Vertrieb seiner Badekleider eigene Shops. Heute gibt es alleine für Calzedonia über 1 800 Verkaufsstellen in 29 Ländern. Dazu gesellen sich weitere Shops der Marken

Intimissimi und Tezenis an mehr als 3500 Standorten. Im Wochenrhythmus werden neue Shops eröffnet, zum Beispiel einer für Intimissimi im neuen Zürcher Durchgangsbahnhof. Calzedonia setzt auf ein eher junges Publikum von modisch interessierten Frauen und Männern, welchen das nötige Kleingeld für teure Bademode fehlt. Diese Zielgruppe will sich am Strand keine Blösse geben und schätzt die trendige und qualitativ gute Ware zu einem unschlagbaren Preis-/Leistungsverhältnis. Veronesi musste keine Sekunde darüber nachdenken, wodurch sich Calzedonia von der Konkurrenz unterschei-

det. «Durch unser Design und die erschwinglichen Preise.» Kaum hängt eine Kollektion in den kleinen Shops mit grosser Produktpalette, starten Werbe- und PR-Kampagnen vom Schönsten. An den TV-Spots und Plakaten mit Top-Models wie Gisele Bündchen kann nicht nur Mann nicht vorbei schauen. Alles ist perfekt geplant und wird konsequent umgesetzt. Auch der Preis folgt gemäss Veronesi einem klaren, einfachen Ziel: «Er darf für den Kunden nie eine Rolle spielen. Sobald er darüber nachdenkt, haben wir verloren.» Calzedonia, Intimissimi und Tezenis sind in

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eigenen und in Franchisebetrieben erhältlich, denn Konkurrenz belebt bekanntlich das Geschäft (auch wenn dies die Kunden nicht wahrnehmen). Der Schweizer Franchisepartner Retail Fashion Partners eröffnet im Verlauf des Jahres gleich mehrere Shops der Erfolgsmarken aus Verona. Die über 25 000 Mitarbeiter können sich auf den charismatischen Firmengründer verlassen, denn er ist sich dem grössten Risiko im schnellebigen Modebusiness bewusst: «Wenn wir nicht mehr den Geschmack unserer Kunden treffen. Die Farbe, das Design und den Style.» Ich wünsche Ihnen modische Badeferien. Falls Sie lieber in die Berge fahren: Falconeri heisst das neuste Calzedonia-Label – feinste Kaschmirmode zum besten Preis.

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UZ l RECHT

UNTERNEHMENSKAUF

Im Labyrinth der Begriffe M&A, Share Deal, Asset Deal, Leveraged Buy-Out – bei Unternehmenskäufen werden für den Laien schwer verständliche Begriffe verwendet. Was bedeuten sie und wie sind solche Transaktionen strukturiert?

TEXT CHASPER KAMER

Markus und Andreas sind Unternehmer. Ihnen gehört eine Firma mit rund 100 Mitarbeitern, die Defibrillatoren und Blutdruckmessgeräte herstellt und verkauft – die M&A AG. Die beiden sind die einzigen Aktionäre. Die M&A AG verfügt über einen Produktionsstandort in Kanton Bern und einen im Kanton Schaffhausen. Markus und Andreas haben die operative Leitung ihres Unternehmens an eine fünfköpfige Geschäftsleitung delegiert. Die beiden Eigentümer denken darüber nach, ihr Unternehmen ganz oder teilweise zu verkaufen, weil sie älter werden, weil Kaufanfragen vorliegen und weil ihnen der Markt günstig erscheint. M&A-Transaktionen M steht für das englische Wort merger, was Fusion beziehungsweise Unternehmenszusammenschluss bedeutet. A steht für acquisition, auf Deutsch: Erwerb und Firmenübernahme. Transaction lässt sich übersetzen mit Geschäftsvorgang und Abwicklung eines Geschäfts. M&A bedeutet somit Unternehmenszusammenschluss und Unternehmensübernahme. M&A beschreibt jedoch nicht die Art und Weise, wie zwei Unternehmen zusammen gehen oder wie ein Unternehmen oder Teile davon erworben werden. Kaufen Markus und Andreas zwecks Erzielen von Synergieeffekten ein Konkurrenzunternehmen und vereinigen dies mit der M&A AG, sodass künftig das gekaufte Unternehmen nicht mehr als selbständiges Unternehmen am Markt auftritt, liegt eine Fusion vor, auf Englisch ein merger. Die gekaufte Gesellschaft geht in der M&A AG auf, Markus und Andreas halten weiterhin sämtliche Aktien der M&A AG. Kauft die M&A AG das Konkurrenzunternehmen und führt es als selbständige Tochterge-

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sellschaft weiter, ist dies eine Akquisition. Neue Aktionärin der gekauften Gesellschaft wird die M&A AG. Durch ihre Aktionärsstellung bei der M&A AG bestimmen Markus und Andreas die Geschicke der neuen Tochtergesellschaft. Institutionalisierte Prozesse Anlehnend an die anglo-amerikanische Praxis hat sich auch in der Schweiz ein vierphasiges Vorgehen bei M&A-Transaktionen bewährt und durchgesetzt. Phase 1 umfasst die Analyse des Bedarfs des Übernehmers und die Analyse von möglichen Zielunternehmen sowie den Beizug von externen Beratern. Die nachfolgende Phase 2 umfasst die vertiefte Prüfung des Kaufobjekts («Due Diligence»), die Bewertung des Kaufobjekts und Vertragsverhandlungen. Diese Phase endet mit der Unterzeichnung des Kaufvertrags («Signing»). In der Phase 3 werden jene Handlungen ausgeführt, deren Vornahme im Hinblick auf den Vollzug der Unternehmensübernahme vereinbart wurde. Sind diese Handlungen erledigt, folgt der eigentliche Vollzug («Closing»). Bei einfachen Verhältnissen können Signing und Closing zusammenfallen. Mit dem Vollzug findet der Eigentümerwechsel beziehungsweise der Kontrollwechsel statt. Im Gegenzug erfolgt die Zahlung des Kaufpreises. Schliesslich folgt als Phase 4 die Integration des gekauften Unternehmens in die unternehmerische Umgebung des Käufers. Share Deal Verkaufen Markus und Andreas ihre Aktien (englisch: shares) der M&A AG an einen Käufer, ändern die Besitzes- und Kontrollverhältnisse an der M&A AG. Die M&A AG selbst wird durch die Aktienübertragung nicht unmittelbar verändert. Der Käufer wird neuer kontrollierender Eigentümer der M&A AG. Da bei dieser Transaktion die Aktien verkauft werden, spricht man von Share Deal. Andreas und Markus schliessen folglich mit dem Erwerber einen Aktienkaufvertrag.Da durch den Kauf der Aktien das Unternehmen mittelbar erworben wird, werden im Aktienkaufvertrag nicht nur die Übertragung der Aktien selbst, sondern auch Zusicherungen hinsichtlich des Unternehmens und der Umgang mit Risiken des Unternehmens geregelt. Der Käufer wird beispielsweise von Markus und Andreas eine Zusicherung verlangen, dass die M&A AG sämtliche Steuern bezahlt hat. Fallen dennoch Steuern bei der M&A AG an, mindert sich – je nach Vereinbarung – der Kaufpreis, der an Markus und Andreas zu bezahlen ist. Der Aktienverkauf ist die dominierende Form des Unternehmensverkaufs. Denn gehören die Aktien zum Privatvermögen der Verkäufer, fällt bei diesen ein steuerfreier Kapitalgewinn an. Asset Deal Markus und Andreas möchten ihr Unternehmen auf den Bereich Defibrillatoren ausrichten, diese neu an einem Standort entwickeln und am anderen Standort produzie-


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ven übertragen, ist darauf zu achten, dass die jeweiligen rechtlichen Erfordernisse an eine solche Übertragung bei jedem Aktivum beachtet werden. Bei beiden Vertragsformen ist es wichtig, dass die Verträge sehr sorgfältig ausgestaltet werden.

Die Welt der Merger & Acquisitions mutet zuweilen an wie ein verwirrendes Begriffslabyrinth. Foto: Pixelio.de/Rainer Sturm

ren. Ein Interessent möchte den Bereich Blutdruckmessgeräte erwerben. Dieser interessiert sich besonders für die entsprechenden Patente der M&A AG, für die Übernahme der Belegschaft, den Kauf von Produktionswerkzeug und das Fortbestehen von Lieferantenbeziehungen. Der Käufer will die Geräte weiterhin unter derselben Marke weiterverkaufen und daher auch die Markenrechte von der M&A AG übernehmen. Anders als beim Share Deal verkaufen beim Asset Deal nicht Markus und Andreas Aktien, sondern die M&A AG verkauft Teile ihres Unternehmens an den Käufer. Parteien des Unternehmenskaufvertrags sind die M&A AG und der Erwerber. Der Kaufpreis wird an die M&A AG gezahlt. Markus und Andreas bleiben unverändert Aktionäre der M&A AG und steuern auch weiterhin ihre Gesellschaft. Für den Vollzug des Verkaufs eines Unternehmensteils stehen grundsätzlich zwei Formen zur Auswahl. Es können ein ganzer Unternehmensteil mit Aktiven und Passiven in der Form einer Vermögensübertragung nach Fusionsgesetz übertragen werden oder auch nur einzelne Aktiven. Welche Übertragungsform die passende ist, hängt von den Interessen der Kaufvertragsparteien ab. Bei der Vermögensübertragung werden einige Informationen zum Verkauf öffentlich, da der Vermögensübertragungsvertrag vom Handelsregisteramt geprüft wird und dieser dort einsehbar wird. Vorteil der Vermögensübertragung ist, dass die Kaufgegenstand bildenden Aktiven und Passiven in einem Akt auf den Käufer übergehen. Werden nur einzelne Akti-

Leveraged Buy-Out und Private Equity Mit Leveraged Buy-Out werden Unternehmensübernahmen bezeichnet, die erheblich fremdfinanziert sind. Der Käufer des Unternehmens bezahlt den Kaufpreis unter Beanspruchung von Mitteln von Investoren oder Banken. Die Bezahlung der Zinsen für die Finanzierung und die Rückführung von Darlehen erfolgt dabei in der Regel aus dem künftigen Ertrag der gekauften Gesellschaft. Bei LBO-Transaktionen werden in der Regel die Aktien erworben (Share Deal). Markus und Andreas sind grundsätzlich bereit, ihre Aktien den Mitgliedern der Geschäftsleitung zu verkaufen, die das Unternehmen seit Jahren erfolgreich führen und dieses auch künftig weiterführen will. Die Geschäftsmitglieder verfügen jedoch nicht über ausreichend finanzielle Mittel zur umgehenden Bezahlung der Aktien. Damit der Verkauf an das Management («Management Buy-Out») dennoch klappt, stellen Dritte die notwendigen Mittel zur Verfügung. Finanzierende sind dabei oft Bekannte, Banken oder Private-Equity-Unternehmen. Glauben Markus und Andreas, dass eine externe Gruppe von Managern ihr Unternehmer künftig besser führen wird als die bestehende Geschäftsleitung, ist im Rahmen der Nachfolgeregelung ein Verkauf an eine neu eintretende Gruppe von Managern (Management Buy-In) allenfalls ein erfolgversprechender Weg. Potenzielle Käufer können auch Private-Equity-Gesellschaften sein. Private-Equity-Unternehmen suchen Investitionsmöglichkeiten. Sie erwerben Gesellschaften, meist Mehrheitsbeteiligungen, nehmen Einfluss auf das übernommene Management, gewähren Führungsunterstützung und beabsichtigen, die erworbenen Beteiligungen nach einer Haltedauer von mehreren Jahren gewinnbringend zu verkaufen. Massgeschneiderte Transaktion Da jeder Unternehmenskauf trotz Systematisierung der Abläufe individuellen Anforderungen zu entsprechen hat, gelingen M&A-Transaktionen häufig dann, wenn Berater frühzeitig beigezogen werden, sodass Käufer und Verkäufer hinsichtlich der Form der Transaktion frühzeitig Übereinstimmung erzielen.

DER AUTOR Rechtsanwalt Chasper Kamer, LL.M. ist Partner bei der Wirtschaftsanwaltskanzlei Ruoss Vögele Partner in Zürich. Er berät Unternehmen und Unternehmer in Bereichen des Gesellschafts- und Handelsrechts sowie beim Schutz von Immaterialgütern. Chasper Kamer ist auch prozessierend tätig.

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l Nr. 6 l 2014 l

UZ l NETZWERKE

ARBEITSRECHT

Gesetzliche Sozialplanpflicht Seit Anfang Jahr sind Grossfirmen verpflichtet, bei einer Massenentlassung einen Sozialplan zu erstellen. Ein gesetzlicher Anspruch auf eine Abfindungszahlung besteht aber weiterhin nicht.

TEXT MICHAEL KRAMPF

Vor über 17 Jahren forderte Nationalrat Paul Rechsteiner die Einführung einer gesetzlich geregelten Sozialplanpflicht. 2002 wurde der Schweizerische Gewerkschaftsbund bei der damaligen Bundesrätin Ruth Metzler vorstellig. Sie begann mit den Arbeiten. Doch nach ihrer Abwahl aus dem Bundesrat schubladisierte ihr Nachfolger Christoph Blocher das Projekt. Im Rahmen der Revision des Sanierungsrechts (UZ 12/2013) beschloss das Parlament nun letztes Jahr die Einführung einer Sozialplanpflicht, und zwar gegen den Widerstand der Arbeitgeberverbände. Sie gilt seit Anfang Jahr. Nach dem bisherigen Recht hatte ein Arbeitgeber bei einer Massenentlassung nur eine Konsultationspflicht. Die Angestellten durften Vorschläge machen, wie die Kündigungen vermieden und ihre Folgen gemindert werden können. Der Arbeitgeber konnte Vorschläge berücksichtigen oder ablehnen. Nach dem neuen Recht ist er verpflichtet, mit den Arbeitnehmern zu verhandeln und einen verbindlichen Sozialplan auszustellen. Die neue Pflicht gilt für Unternehmen mit mehr als 250 Angestellten. Betroffen sind über 1000 Firmen mit mehr als einer Million Beschäftigen. Sie müssen einen Sozialplan erstellen, wenn sie beabsichtigen, innert 30 Tagen mindestens 30 Arbeitnehmer aus wirtschaftlichen Gründen zu entlassen. Damit diese Vorschrift nicht umgangen werden kann, darf der Arbeitgeber die Kündigungen auch nicht über einen

Können sich Arbeitgeber und Arbeitnehmervertretung nicht auf einen Sozialplan einigen, müssen sie ein Schiedsgericht einschalten.

Foto: Bilderbox.de

NACHSCHLAGEWERK GÜTER- UND ERBRECHT – 2. AUFLAGE Das bisherige Nachschlagewerk zu Güter- und Erbrecht ist in einer 2. Auflage erschienen, ergänzt um praxisorientierte Ausführungen zu den finanziellen Folgen bei Trennung und Scheidung sowie um eine Darstellung des neuen Erwachsenenschutzrechts, welches seit 1. Januar 2013 in Kraft ist. Auch in der 2. Auflage stehen anstelle von theoretischen Abhandlungen praktische Hinweise und Beispiele im Vordergrund. Weitere Informationen und Bestellung unter: www.unternehmerforum.ch

längeren Zeitraum als 30 Tage gestaffelt aussprechen, wenn sie auf dem gleichen betrieblichen Entscheid beruhen. Hingegen besteht keine Sozialplanpflicht bei Massenentlassungen in einem Konkurs oder in einem Nachlassverfahren, das mit einem Nachlassvertrag mit Vermögensabtretung abgeschlossen wird. Der Arbeitgeber muss den Sozialplan mit den am Gesamtarbeitsvertrag beteiligten Arbeitnehmerverbänden verhandeln, wenn er Partei eines GAVs ist. Andernfalls ist die Personalkommission des Unternehmens Gegenpartei oder, falls keine besteht, alle Angestellten. Weil es praktisch unmöglich ist, mit 250 oder mehr Personen zu verhandeln, sollten Firmen mit über 250 Angestellten eine Arbeitnehmervertretung einführen. Die Arbeitnehmerseite kann zu den Verhandlungen eine sachverständige Person beiziehen. In der Regel wird dies ein Gewerkschaftsvertreter sein. Im Interesse der Arbeitgeber sind diese gegenüber betriebsfremden Personen nach Gesetz «zur Verschwiegenheit verpflichtet». Sozialplan muss für das Unternehmen tragbar sein Der Sozialplan ist eine Vereinbarung, in welcher der Arbeitgeber und die Arbeitnehmer die Massnahmen festlegen, mit denen Kündigungen vermieden, deren Zahl beschränkt oder deren Folgen gemildert werden. Die gesetzliche For-

mulierung ist bewusst weit gefasst und soll eine Lösung ermöglichen, welche die konkreten Umstände des Unternehmens berücksichtigt. Mögliche Massnahmen können etwa sein: interne Stellenvermittlung, «Outplacement» (Schulungen, Kurse, Weiterbildung), frühzeitige Pensionierung oder eine Abfindungszahlung. Nach Gesetz besteht aber kein Anspruch auf eine solche Zahlung. Sie muss zwischen den Parteien verhandelt und gegebenenfalls in einem Sozialplan festgelegt werden. Die Kosten des Sozialplans, die auf den Arbeitgeber zukommen, müssen für ihn tragbar sein. Sie dürfen ihn nicht in finanzielle Schwierigkeiten bringen und so den Fortbestand des Unternehmens gefährden. Können sich der Arbeitgeber und die Angestellten respektive ihre Vertreter nicht auf einen Sozialplan einigen, müssen sie ein Schiedsgericht einschalten. Dieses stellt dann den Sozialplan durch einen verbindlichen Schiedsspruch fest.

DER AUTOR

Michael Krampf, lic.iur. ist Rechtsanwalt, Berater und Redaktor beim Beobachter.


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l Nr. 6 l 2014 l

UZ l NETZWERKE

CENTRE PATRONAL: AUS DEM ARBEITSRECHT

Bezahlte Stillzeiten ab 1. Juni VON STEFANIE MEIER-GUBSER

STEFANIE MEIER-GUBSER Die Autorin ist lic. iur. und Fürsprecherin bei Centre Patronal, Kapellenstrasse 14, Postfach 5236, 3001 Bern, +41 31 390 99 09, +41 31 390 99 03, smeier@centrepatronal.ch, www.centrepatronal.ch

Aufgrund der Ratifizierung des Übereinkommens der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO) über den Mutterschutz sowie einer Revision von Artikel 60 der Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz (ArGV1) müssen Arbeitgeber Stillzeiten ab 1. Juni 2014 entschädigen.

Im ersten Lebensjahr des Kindes gelten Stillzeiten neu als bezahlte Arbeitszeit. Foto: Flickr/Sanutri

Bisher war nur geregelt, in welchem Umfang Stillzeiten – zur Ermittlung der Höchstarbeitszeit – an die Arbeitszeit anzurechnen waren. Dabei galten Stillzeiten im Betrieb ganz und Stillzeiten ausserhalb zur Hälfte als Arbeitszeit. Einen Anspruch auf

Bezahlung gab es nicht. Neu müssen Stillzeiten und Zeiten für das Abpumpen von Milch im ersten Lebensjahr des Kindes mindestens wie folgt als bezahlte Arbeitszeit angerechnet werden: – 30 Minuten (bei einer täglichen Arbeitszeit von bis zu vier Stunden)

– 60 Minuten (bei einer täglichen Arbeitszeit von mehr als vier Stunden) – 90 Minuten (bei einer täglichen Arbeitszeit von mehr als sieben Stunden) Die revidierte Bestimmung wirft – nebst der Tatsache, dass die Regelung von Lohnfragen im Arbeitsgesetz rechtsdogmatisch

falsch ist – Fragen auf: Zum Beispiel ist nicht mehr explizit geregelt, welche Stillzeiten an die Arbeitszeit anzurechnen sind. Deshalb werden wohl neu, abhängig von der täglichen Arbeitszeit, maximal 30, 60 oder 90 Minuten angerechnet und bezahlt – unabhängig davon, ob die Mutter ihr Kind im Betrieb oder ausserhalb stillt. Die Dauer der Lohnzahlungspflicht ist so zu verstehen, dass maximal 30, 60 oder 90 Minuten bezahlt und angerechnet werden. Reicht diese Zeit zum Stillen nicht aus, so ist der Mutter zwar die gesamte erforderliche Zeit freizugeben, sie wird aber weder angerechnet noch bezahlt. Braucht die Mutter zum Stillen weniger Zeit, wird nur die effektiv gebrauchte Zeit angerechnet und bezahlt.

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KMU & POLITIK

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Referat von Bundesrätin Doris Leuthard Erbschaftssteuer/Situation der KMU

Offenes Forum Erwartungen der KMU an die Politik Erwartungen der Bundesrätin an die KMU

Ein starkes Schlusswort www.sageschweiz.ch

Nationalratspräsident Ruedi Lustenberger

Anmeldung: Fax 031 352 24 30, info@cvp.ch Anmeldeschluss: 6. Juni 2014 www.cvp.ch/die-cvp/kmu-forum


Online-Anmeldung unter www.kmu-tag.ch

Urs Fueglistaller

Cornelia BĂśsch

Norbert Bolz

Thomas Bieger

Adrian Steiner

Anne M. SchĂźller

Daniela Merz

24 / OKTOBER 2014 Notker Wolf

SCHWEIZER KMU-TAG ST GALLEN

Patronat: Schweizerischer Gewerbeverband / economiesuisse / IHK St.Gallen-Appenzell / Kantonaler Gewerbeverband St.Gallen (KGV)

Veranstalter

Hauptsponsoren

Kommunikationspartnerin

Medienpartner


UZ l EVENTS

l Nr. 6 l 2014 l 61

SWISSMEM INDUSTRIETAG

Industrie denkt über Berufsbildung nach Fachkräftemangel, weniger Schulabgänger, mehr Gymnasiasten: Die Berufsbildung steht vor Herausforderungen. Am Swissmem Industrietag diskutieren Experten, wie sie auch künftig ein Erfolgsmodell bleibt.

TEXT LUKAS STUDER

Rund zwei Drittel aller Schweizer Jugendlichen absolvieren eine Berufslehre. Von der Pike auf erlernen sie einen Beruf und steigen früh in die Arbeitswelt ein. Später können sie sich weiterbilden an Höheren Fachschulen oder – mit Berufsmatur – an Fachhochschulen. So lautet das bewährte Erfolgsmodell. Nun nimmt aber die Zahl an Schulabgängern ab, gleichzeitig wählen immer mehr den Weg ins Gymnasium. Kritiker sagen, das Erfolgsmodell Schweiz sei in Gefahr: Die Industrie sei auf gut ausgebildete Fachkräfte angewiesen und könne nicht beliebig Mitarbeiter aus dem Ausland einstellen. Gleichzeitig müssten Schweizer Abschlüsse

Wie bleibt die Berufsbildung das Erfolgsmodell, für das die Schweiz gelobt wird?

im Ausland bekannter gemacht werden. Novum Lernendentag Der Thematik «Königswege, Spannungsfelder und Entwicklungstrends in der Berufsbildung» widmet sich der Industrietag von Swissmem, dem Branchenverband der Maschinen-, Elektro- und

Metallindustrie (MEM). Am 2. Juli referieren in der Messe Zürich – neben Verbandspräsident Hans Hess – Lino Guzzella, Rektor und Thermotronik-Professor der ETH Zürich, und Stefan Wolter, Direktor der Koordinationsstelle für Bildungsforschung. Ein Streitgespräch liefern sich Alt-Preisüberwacher und

Bildungspolitiker Rudolf Strahm und Walther Zimmerli, Professor für Philosophie. Das Aushängeschild der Veranstaltung ist Bundesrat Johann Schneider-Ammann. Im Vorfeld des Industrietages organisiert Swissmem erstmals den Lernendentag. Lehrlinge aus der MEM-Industrie können

Foto: Swissmem

Workshops besuchen zu Themen wie «Berufslehre im Jahr 2025» oder «Mädchen und technische Berufe». Ihre Anregungen werden am Industrietag aufgenommen: Die Generation, die heute die Verantwortung trägt, möchte «deren Vorstellungen über eine moderne Berufsbildung erfahren».

UNTERNEHMENSFORUM ZÜRICH – BADEN-WÜRTTEMBERG

Austausch unter Nachbarn Am 3. Juli findet zum achten Mal das Unternehmensforum Baden-Württemberg – Zürich statt. Vertreter beider Regionen laden ins Hotel Marriott nach Zürich. Im Vordergrund steht der Austausch zum Fachthema «Medizintechnik».

TEXT MAXIMILIAN TREFFER

Der Zürcher und der Baden-Württembergische

Wirtschafsraum sind seit jeher eng miteinander verbunden. Für die Zürcher Unternehmen wird die geografische Nähe für eine Niederlassung im EU-Raum zunehmend interessanter. Die kulturellen und sprachlichen Gemeinsamkeiten fördern die enge Beziehung der Bevölkerung auf beiden Seiten des Rheins. Dieser Hintergrund bekräftigte 2002 den Volkswirtschaftsdirektor

INFOS Unternehmensforum Baden-Württemberg – Zürich 3. Juli 2014, 9.30 bis 16.00 Uhr. Hotel Marriott Zürich www.bw-i.de

des Kantons Zürich, Dr. Ruedi Jeker und den Wirtschafsminister des Landes Baden-Württemberg, Walter Dörig, die Veranstaltung ins Leben zu rufen. Anfangs fand das Forum jährlich und abwechselnd

in Zürich oder Stuttgart statt. Nach einem Unterbruch von 2008 bis 2012 einigte man sich, den Rhythmus auf alle zwei Jahre zu ändern. «Medtech – Trends und Technologien» Jedes Forum steht im Zeichen eines Fachthemas. Dieses Jahr wird ein Themenpaket um Medizintechnik behandelt. Fachreferenten diskutieren mit verschiedenen Gästen aus Politik, Wirtschaft und

Wissenschaft über neue Trends und Technologien und die Stärken des gemeinsamen Wirtschaftsraums. Neben Möglichkeiten und Perspektiven der beiden Regionen und dem Fachthema bietet der Anlass eine Networking-Plattform für Unternehmen und Multiplikatoren. Die Teilnahme ist kostenlos. Anmeldungen können bis zum 27. Juni online platziert werden.


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UZ l EVENTS

l Nr. 6 l 2014 l 63

STARTUPFAIR

Eine Spielwiese für Jungunternehmer Die Startupfair bläst zur Schlacht: Im «Start-upBattle» kürt die grösste Schweizer Messe für Jungunternehmer das Startup des Jahres. Daneben stellen Gamedesigner die neusten Trends der Startup-Szene vor und Experten liefern Tipps und Tricks zur Gründung.

TEXT MANUELA PAGANINI

Gamification ist das Schlagwort der diesjährigen Startupfair. Spielprinzipien auf nüchterne Sachverhalte anzuwenden ist zu einem Trend geworden, auf dessen Welle junge Unternehmen obenauf reiten. Sie nutzen Elemente von Computerspielen wie Levels und Punktestand, um Lern-, Simulations- oder Business-Anwendungen attraktiv zu gestalten. An der Messe zeigen die

besten Gamedesigner der Schweiz, wie sie als Dienstleister ihr Metier weit über Computergames hinaus ausgedehnt haben. Bühne frei Die Startupfair wendet das Thema Gamification gleich selbst an und lädt junge Unternehmer ein, sich am Start-up-Battle um die Auszeichnung «Start-up des Jahres» zu bewerben. Die Ausscheidungen laufen jetzt an: Noch bis zum 25. Juni können sich Schweizer Gaming- und Gamification-Start-ups anmelden. In drei Ausscheidungsrunden werden zehn Start-ups gekürt, die sich der Jury präsentieren können. In Kurzpräsentationen stellen sie ihr Projekt vor, drei von ihnen gelangen ins Finale. Der Gewinner erhält die Auszeichnung «Start-up des Jahres 2014», dazu ein Jahr lang kostenlos Business Coaching und einen

KMU-TAG 2014

Impulse und Kontakte

DIE STARTUPFAIR findet am 3. Juli in der Maag Event Hall statt. Organisiert wird sie vom Startzentrum Zürich. Der Eintritt ist frei, Bedingung dafür ist eine Benutzer-Registrierung. (Mindestalter: 18 Jahre) Informationen zum Anmeldungs-Ablauf finden sich auf www.startup-battle.ch, info@startzentrum.ch oder 044 455 6060.

Die Ausscheidungen für den Preis «Start-up des Jahres» laufen jetzt an: Noch bis zum 25. Juni können sich Schweizer Gaming- und Gamification-Start-ups anmelden. Foto: Bilderbox.de

Arbeitsplatz im Stadtzentrum von Zürich. Im Rahmenprogramm der Messe gibt es eine Start-up-Expo und Experten-Referate. Auf dem

Programm stehen neue Trends als Chancen für neue Start-ups, etwa, dass mit der Energiewende mehr Nachhaltigkeit gefragt ist. Weiter präsen-

AM 24. OKTOBER 2014 IN DER OLMAHALLE

Das Thema des kommenden Schweizer KMU-Tages lautet «KMU und ihre Kunden – Aspekte einer besonderen Beziehung».

TEXT PETER BLATTNER

Der Schweizer KMU-Tag ist eine gesamtschweizerische Tagung, die sich vor allem auf Klein- und Mittelunternehmen abstützt. Das Patronat über den Anlass, zu welchem jeweils gut 1 000 Teilnehmende in der Olmahalle erwartet werden, wird getragen von economiesuisse, dem Schweizerischen Gewerbeverband, der Industrie- und Handelskammer St. Gallen-Appenzell und

dem Kantonal St. Gallischen Gewerbeverband. Die Organisation liegt in den Händen der Universität St. Gallen respektive dem «Schweizerischen Institut für Klein- und Mittelunternehmen an der HSG», das von Professor Urs Fueglistaller geleitet wird. Für die Kommunikation ist alea iacta zuständig. Der Schweizer KMUTag vermittelt Impulse für Unternehmer, damit diese Trends der aktuellen wirtschaftlichen Entwick-

Ein Netzwerk von besonderem Wert.

Foto: zVg/KMU-Tag

Der Anlass wird moderiert von – Anne Schüller, Erfolgsautorin und Marketingder SRF-Tagesschausprecherin referentin Cornelia Bösch. Das Begrüssungsreferat hält der Professor – Notker Wolf, Abtprimas des Benediktinerordens Urs Fueglistaller. – Daniela Merz, CEO der Die Referenten: «Dock-Gruppe». – Thomas Bieger, HSG-RekDie Kosten inklusive Tagungstor und BWL-Professor mit unterlagen, Steh-Lunch und Spezialgebiet Tourismuswirt- Pausenverpflegungen betraschaft gen 450 Franken. – Norbert Bolz, Medienwissenschaftler, Professor an der Anmeldung für den TU Berlin Tagesanlass in St. Gallen: – Adrian Steiner, CEO www.kmu-tag.ch info@kmu-tag.ch Thermoplan

tieren sich Hochschulen, Investoren, Behörden und Medien. Der Tag bietet die ideale Gelegenheit, Geschäfte anzubahnen und das eigene Netzwerk auszubauen. Die Besucher erfahren, wie aus Forschungsresultaten neue Frimen gegründet werden und angehende Gründer können sich alle Informationen holen, die sie brauchen für den grossen Schritt.

lung kennen und nutzen lernen. Führungskräfte in KMU sollen in der Lage sein, den Wandel in ihrem Unternehmen aktiv mitzugestalten und auch Mitarbeiter in höheren Funktionen sollen im mitunternehmerischen Denken gestärkt werden. Die Plattform beleuchtet Herausforderungen, mit denen KMU in wirtschaftlicher, politischer und wissenschaftlicher Hinsicht konfrontiert sind. Von besonderem Wert ist das Netzwerk, das zwischen KMU, Verbänden und Vereinigungen geknüpft wurde und rege genutzt wird. Das detaillierte Tagungsprogramm wird im Juni aufgeschaltet. Der Anlass wird seit 2003 durchgeführt. Es ist ratsam, sich frühzeitig anzumelden, da die Tagung regelmässig überbucht wird.


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l Nr. 6 l 2014 l

UZ l BÜCHER

FERIENLEKTÜRE MIT GRIPS

Futter für den wachen Geist Die Geschichte der Schweiz Bei diesem neuen Standardwerk handelt es sich um ein Nachschlagewerk, das reichhaltige Materialien für eine historisch fundierte Diskussion liefert. Politische Projekte aus der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft werden von namhaften Autoren und Autorinnen geschildert. Die letzte Ausgabe desselben Titels erschien 1982. Es gibt aber Unterschiede zu damals, die Geschichtswissenschaft ist methodisch und thematisch vielfältiger geworden. Dazu kommen neue Gebiete wie Geschlechtergeschichte oder Alltagsgeschichte, die sich als Forschungsfelder etabliert haben. 22 Beiträge zeigen Familien- und Verwandtschaftsbeziehungen auf, aber auch klassische Themen wie das Wehrwesen, die Neutralität oder die direkte Demokratie. Edutrainment Unser Gehirn funktioniert nicht lineaer wie ein Computer. Es scheint alles wahllos durcheinanderzulaufen, aber am Ende steckt doch System dahinter. Der Autor baut auf den neuesten Erkenntnissen aus der Hirnforschung auf. Zusammen mit den bewährten Methoden der Didaktik hat er ein ganzheitliches Lernkonzept für Erwachsende entwickelt. Das Konzept besteht aus den Elementen «Education», «Training», «Entertainment». Der Praxisbezug wird durch vier fiktive Charaktere hergestellt. Das Buch liefert Einblicke in die Geschichte des Lernens und fördert gleichzeitig die Vernetzung verschiedener Gehirnabschnitte, es liefert handfeste Impulse für die erfolgreiche Personalentwicklung. Ziel ist die systematische Verbesserung der Selbstlernkompetenz.

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Wirtschaft boomt, Gesellschaft kaputt, Philipp Löpfe/Werner Vontobel, orellfüssli, 220 Seiten, gebunden, Fr. 19.95 ISBN 978-3-280-05534-2

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Edutrainment, Albrecht Kresse, GABAL Verlag, 280 Seiten, gebunden, Fr. 69.90 ISBN 978-3-86936-557-2

Diplomatie – ein Handbuch, Paul Widmer, Verlag Neue Zürcher Zeitung, 496 Seiten, gebunden, Fr. 64.90 ISBN 3-03823-881-3

Ich bin mein eigener Coach, Urs R. Bärtschi, Springer Gabler, 132 Seiten, broschiert, Fr. 25.– ISBN 3-658-02965-X

Innen- und Aussenpolitik von Unternehmen, Andreas Hug/Ronny Kaufmann, Stämpfli Verlag AG, 216 Seiten, gebunden, Fr. 49.– ISBN 978-3-7272-1363-2

Wirtschaft boomt, Gesellschaft kaputt Je globaler die Wirtschaft wird und wirkt, desto grösser ist das Ausmass der Ausbeutung, extremer die Entwicklung der Einkommen und einseitiger die Verteilung des erwirtschafteten Reichtums. Obwohl viele Politiker, Industrielle und Wissenschaftler die Vorzüge der globalisierten Wirtschaft verherrlichen, entwickelt sich diese längst zum Auslaufmodell. Das Werk liefert eine kritische Abrechnung mit einem Wirtschaftssystem, das die Fähigkeit der Menschheit beschädigt, die Gesellschaft so zu organisieren, dass möglichst viele Menschen gut in ihr leben können. Was mit dem Versprechen von mehr Innovation und Wachstum begann, hat sich zum Experiment entwickelt, in dem jedes Land die Nachfrage anderer befriedigt und dabei die eigene unterdrückt. Diplomatie – ein Handbuch Dieses Handbuch ist eine spannende Tour d’Horizon für die Leser, die sich für Geschichte, Theorie und Praxis der Diplomatie interessieren. Der Autor ist nicht nur Historiker und Lehrbeauftragter für internationale Beziehungen an der Universität St. Gallen, sondern auch langjähriger Diplomat. Das Wort «Diplomatie» stammt aus dem Griechischen. Im Römischen Reich wurden Reisepässe auf zwei Tafeln ausgestellt, die man mit versiegelten Schnüren aneinanderheftete. Die Diploma, ausgestellt vom kaiserlichen Amt, war nur solange gültig, als dass die Siegel nicht aufgebrochen waren. Lange Zeit brachte man diplomatische Angelegenheiten nicht mit der Aussenpolitik, sondern mit Urkunden und Verträgen in Beziehung. Je mehr ein Aussenministerium mit den rechtsgültigen Verträgen vertraut ist, desto wirksamere Aussenpolitik kann dieses Land betreiben Innen- und Aussenpolitik von Unternehmen Dieses Managementbuch gibt Impulse für organisatorische und institutionelle Professionalisierung der politischen und wirtschaftlichen Beziehungspflege. Es ist gleichzeitig ein praxistaugliches Nachschlagewerk. Unternehmen kommunizieren und pflegen ihre Beziehungen. Public Affairs gehört zur unverzichtbaren Managementpraxis. Corporate Governance ist als Orientierungsrahmen und Innenpolitik eines Unternehmens untrennbar damit verknüpft. Analysebeiträge und Fallbeispiele sowie Interviews mit CEOs und VR-Präsidenten runden das Werk ab.


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UZ l 10 FRAGEN AN

l Nr. 6 l 2014 l 67

URS SCHUBIGER, MITINHABER SCHUBIGER MÖBEL

Unternehmer brauchen Freiheiten ten gerade auf dem Golfplatz bei einer gemeinsamen Runde. Der Favorit wäre hier wohl Adam Scott.

Warum sind Sie Unternehmer geworden? Das selbstständige Arbeiten und Entscheidungen zu treffen hat mir von Beginn weg sehr gefallen. Als Unternehmer ist man für den Erfolg selber verantwortlich und kann niemandem die Schuld zuweisen; das gefällt mir. Wenn nichts unmöglich wäre, was wäre Ihr Traumjob? Ich denke, ich möchte gar nichts anderes machen. So wie es ist, ist es perfekt. Wenn ich für alles etwas mehr Zeit hätte, wäre das natürlich fantastisch. Was mögen Sie nicht an Ihrer Branche? Viele Möbelhändler sind eher pessimistisch. Sie sind Spezialisten im Ausreden-Finden. Ich mag aber viel lieber motivierende Personen, die mit Tatkraft nach neuen Möglichkeiten suchen. Zum Glück gibt es auch hier einige positive Ausnahmen. An welches Ereignis in Ihrer Karriere erinnern Sie sich am liebsten? Im Jahr 2002 wurde der Vergrösserungsbau nach einer sehr intensiven und spannenden Bauzeit fertig. Wir haben mit dieser Vergrösserung der Ausstellungsfläche auf 12 000 Quadratmeter einen wichtigen Meilenstein in der Firmengeschichte von Schubiger Möbel gesetzt. Der Erfolg in den darauffolgenden Jahren hat dann auch gezeigt, dass es ein sehr wichtiger und guter Entscheid war. Was war Ihr grösster Fehlentscheid? Zum Glück ist mir ein grosser Fehlentscheid bis jetzt erspart geblieben. Natürlich hatte ich viele kleinere Entscheidungen getroffen, die ich im Nachhinein

Worüber können Sie sich ärgern? Ich kann mich ärgern, wenn ich mit Leuten zusammen bin, die keinen Ehrgeiz und keine Selbstmotivation haben. Grundsätzlich ärgere ich mich aber sehr wenig. Meistens lohnt es sich einfach nicht und ich sehe das Meiste sowieso eher positiv.

ZUR PERSON Unternehmen: Schubiger Möbel Position: Mitinhaber, Mitglied der Geschäftsleitung, verantwortlich für Verkauf, Einkauf und Marketing Werdegang: Nach der Banklehre war ich zwei Jahre in Lausanne und in den USA, um die Sprachen zu lernen. Nach der Ausbildung zum Betriebswirt Fachrichtung Möbelhandel in Köln habe ich noch in einigen anderen Möbelgeschäften gearbeitet, um Erfahrungen zu sammeln. Anschliessend bin ich dann im Jahr 1995 in den elterlichen Betrieb eingetreten. Ausbildung: Kaufmännische Banklehre, Betriebswirt Fachrichtung Möbelhandel in Köln Liebste Hobbies: Golf, Fitness, Skifahren, Snowboard Zivilstand: verheiratet, drei kleine Kinder

anders entschieden hätte. Es bleibt keinem Unternehmer erspart Fehlentscheidungen zu treffen, wichtig dabei ist aber, dass man diese möglichst schnell erkennt und dann auch die Grösse hat, diese einzugestehen und zu korrigieren. Welche Persönlichkeit hätten Sie schon immer gerne einmal getroffen? Da gibt es ein paar gute Golfspieler, die ich mal gerne treffen würde, am liebs-

Foto: zVg

Wie erholen Sie sich vom Stress? Am liebsten bin ich mit meiner Familie zusammen. Wenn ich mit meinen kleinen Kindern spiele, vergesse ich alle Alltagsprobleme und tauche in eine andere Welt ein. Das ist ein super Ausgleich und sehr stressabbauend. Was zeichnet die Schweizer Wirtschaft aus? In der Schweiz haben wir noch viele Freiheiten. Unternehmer brauchen dies auch, um erfolgreich sein zu können. Wir müssen nur schauen, dass es so bleibt und nicht immer noch mehr Regulierungen auf uns zu kommen. Sonst verlieren wir langsam diesen Vorteil. Was wünschen Sie sich für die Schweiz? Die Schweiz muss einen Weg finden, sich in Europa gut zu positionieren. Zurzeit besteht hier eine Unsicherheit, wie das Verhältnis zur Europäischen Union sein soll. Es ist eine schwierige Aufgabe, die die Schweiz bewältigen muss. Ich hoffe fest, dass wir in ein paar Jahren sagen können, dass die Schweizer Politik alles richtig gemacht hat. Wir werden sehen.

IMPRESSUM UnternehmerZeitung: 8. Jahrgang (20. Jahrgang KMU-Manager), Die UnternehmerZeitung erscheint im Verlag SWISS BUSINESSPRESS SA, Zürcherstrasse 39, CH-8952 Schlieren, Zürich; Telefon 044 306 47 00, Fax 044 306 47 11, www.unternehmerzeitung.ch, info@unternehmerzeitung.ch Herausgeber: Remo Kuhn, kuhn@ swissnews.ch Verlagsleitung: Jonas Hugentobler, hugentobler@ unternehmerzeitung.ch Redaktion: Steffen Klatt, klatt@unternehmerzeitung.ch; Peter Blattner, blattner@ unternehmerzeitung.ch; Lukas Studer, studer@swissnews.ch, Manuela Paganini, paganini@swissnews.ch, Maximilian Treffer, treffer@swissnews.ch Layout und Produktion: Bruno Strupler, print@ unternehmerzeitung.ch Mitarbeit an dieser Ausgabe: Nathalie Baumann, Christian Bühlmann, Larry Estevez, Stella Gatziu Grivas, Fredy Gilgen, Claudio Giovanoli, Ulrich Glauber, Manfred Godek, Christoph Höinghaus, Yvonne von Hunnius, Chasper Kamer, Michael Krampf, Alfred Kuhn, Ben Lammel, Christa Markwalder, Stefanie Meier-Gubser, Marek Pedziwol, Ruedi Stricker, Janick Tagmann, Stefan Vogler Anzeigenleitung: Felix Keller, keller @ unternehmerzeitung.ch, Telefon 044 306 47 00 Druckunterlagen: www.swissbusinesspress.ch/kundendaten Abonnements: UnternehmerZeitung, Postfach, 8952 Schlieren Zürich, abo@ unternehmerzeitung.ch, Einzelverkaufspreis: Fr. 6.–, Jahres-Abonnement: Fr. 54.– Inland. WEMF-beglaubigte Auflage 2013: 38 395 Exemplare Druck: NZZ-PRINT, Schlieren, Zürich; Nachdruck: Nur mit schriftlicher Genehmigung der Redaktion und genauer Quellenangabe © UnternehmerZeitung gestattet. Für unverlangt eingesandtes Text- und Bildmaterial wird keine Haftung übernommen. Die Unternehmer Zeitung ist Medienpartner von: SVC SwissVentureClub/SVC Unternehmerpreis, sivg Schweiz. Institut für Verwaltungsräte, SVSM Schweiz. Vereinigung für Standort-Management, SwissCleantech.ch, UnternehmerForum Schweiz, Schweizer KMU-Tag, KMUSwissEvent, Switzerland Global Enterprise, EnAW Energie-Agentur der Wirtschaft, ICT Berufsbildung Schweiz, Suisse EMEX, Award Corporate Communications®, Fachhochschulen Nordwestschweiz FHNW Im Verlag SWISS BUSINESSPRESS SA erscheinen ausserdem: SWISS NEWS, The international Magazine of Switzerland;SWISS-CUISINE, das Gastronomie-Fachmagazin; ZÜRCHER KMU, das Zürcher Unternehmer-Magazin, sowie als Supplement zur UnternehmerZeitung VR-Praxis, das Magazin für Verwaltungsräte.


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ÖFFENTLICHE AUSSCHREIBUNG

Beschwerde abgelehnt VON RUEDI STRICKER

Bundesamt für Informatik und Telekommunikation BIT Monbijoustrasse 74 CH-3003 Bern

A-Post

Dangtum Schweiz AG Herrn Dr. Gustav Schildknecht Baslerstrasse 112 8999 Bornach

Ihre Beschwerde OW-358/C23 vom 27. März 2014

Sehr geehrter Herr Dr. Schildknecht,

RUEDI STRICKER Der Autor ist Inhaber der Beratungsfirma Stricker Consulting in Güttingen (TG). www.stricker-consulting.ch

im Zusammenhang mit der Ausschreibung zur Beschafauf die Farbe zu. Ein weisser Stecker ist nun einmal im fung eines neuen Mobiltelefons für die Mitarbeitenden Dunkel einer Aktentasche besser zu finden als ein schwarder Bundesverwaltung und Ihrer im Betreff bezeichneten zer. Die diesbezügliche Spezifikation ist deshalb sachlich Beschwerde bitten wir Sie, das nachstehend zusammengut begründet. gefasste Ergebnis unserer Abklärungen zur Kenntnis zu 5. Bedienungsanleitung: Verlangt war eine Leporello, die nehmen. ohne Falz in der Verpackung Platz findet. Ihr zugesandtes Muster erfüllt nicht nur diese Anforderung in keiner Weise, 1. Gehäusebreite: Wie Sie der Ausschreibung entnehmen sondern ist in fünf statt einer Sprache gehalten, was die können, liegt die Sollbreite des Geräts zwischen 56 und 63 Nutzer nur unnötig verwirrt. Millimetern. Gemäss unseren Umfragen in der Verwaltung würde ein Unterschreiten dieses Masses die Gefahr des 6. Kennzeichnung des Produkts: Für den Fall von ZusatzVerlusts signifikant erhöbeschaffungen muss das Gerät an gut sichtbarer hen. Ihre Unterstellung, Stelle klar und eindeutig wir hätten aus nicht nachgekennzeichnet sein. Die vollziehbaren Gründen Spezifikationen lauten beziehungsweise «behördeshalb nicht minder klar: dennaher Willkür» einen «mittig auf der vertikalen US-Hersteller bevorzugt, Geräteachse». Falls diese weisen wir deshalb in aller Formulierung für Sie missForm zurück. verständlich sein sollte, 2. Gehäuseradius: Aus zeigt Ihnen ein Blick auf das gutem Grund verlangen wir ausgewählte Produkt sofort, in den Spezifikationen an was gemeint war. Mit dem allen vier Ecken einen einSymbol des angebissenen heitlichen Gehäuseradius Apfels ist dieses Gerät in von mindestens sechs Milvorbildlicher und für jedes limeter. Die Suva hat uns Die Sollbreite des Geräts liegt zwischen 56 und 63 Kind verständlicher Weise nach Rückfrage bestätigt, Millimeter. Ein Unterschreiten erhöht die Verlustgegekennzeichnet. dass scharfe Ecken die Verfahr signifikant. Foto: zVg letzungsgefahr in erheb7. Preise und Konditionen: lichem Mass erhöhen. Im letzten Bulletin, von dem wir Wir haben selbstverständlich zur Kenntnis genommen, Ihnen eine Kopie beilegen, finden Sie auf Seite 7 den Fall dass Ihr Produkt 46 Prozent günstiger als das ausgewählte einer Mitarbeitenden des Bundesamts für Energie, die sich ist. Es mag Sie auch überraschen, dass uns schon vor dem kurz nach dem Einschlafen durch eine brüske Bewegung Eintreffen Ihres Schreibens bekannt war, dass letzten ein schweres Hämatom zugezogen hat und leider immer Endes die Steuerzahler unsere Beschaffungen finanzieren. noch arbeitsunfähig ist. Vielleicht haben Sie aber auch den kürzlich publizierten Lohnvergleich zur Kenntnis genommen, wonach die 36 700 3. Ein-/Ausschalten: Ihr angebotenes Gerät wird auf der Bundesangestellten im Jahr 2013 im Durchschnitt 120 075 Unterseite mittels Druckknopf ein- und ausgeschaltet. Franken verdienten. Erwarten Sie wirklich, dass der Bund Der Benutzer muss es also vollständig aus dem Behältnis als vorbildlicher Arbeitgeber an einem Arbeitsgerät knau(Jackentasche, Handtasche oder ähnlich) nehmen, um den Betriebszustand zu ändern. Dieses Faktum widerspricht sert, das weniger als ein Prozent der Lohnsumme kostet? nicht nur den Soll-Spezifikationen, sondern zeigt klar auf, dass Ihr Angebot nicht mehr dem allgemeinen Stand der Wir müssen Ihnen also mit dem Ausdruck des Bedauerns Technik entspricht. Auch hier können wir Ihre tendenmitteilen, dass wir den Fall als abgeschlossen ad acta legen ziöse Behauptung einer rechtswidrigen Bevorzugung eines werden. Anbieters nicht nachvollziehen. 4. Stecker für Ladegerät: Die EU verlangt demnächst Hochachtungsvoll einheitliche beziehungsweise kompatible Ladegeräte und Stecker. Wir sind zwar, wie Ihnen bekannt sein dürfte, noch nicht Mitglied der EU. Daher bringen wir Ihrer vom Bundesamt für Informatik und Telekommunikation BIT geforderten Lightning Stecker abweichenden Ausführung Abteilung Beschaffung ein gewisses Verständnis entgegen. Dies trifft jedoch nicht lic. oec. Karl Bütikofer


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ford.ch


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