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Foto: Markl-Meider
ie Naturschützerin und Stadträtin Karin HollubaRau (65) macht es ihren Widersachern nicht leicht. Selbst in der Stunde des Triumpfs, als sie im Herbst vergangenen Jahres aus den Händen des Schwabacher Oberbürgermeisters die Anna-Wolf-Medaille, eine der ehrenvollsten Auszeichnungen der mittelfränkischen Stadt, in Empfang nimmt, gibt sie keine Ruhe.
Karin Holluba-Rau
»Ich bin ein Störfall!« Naturschutz lebt – auch von weiblicher Weitsicht und Widerspenstigkeit. Karin Holluba-Rau aus Schwabach gehört zu jener couragierten Frauengeneration, die der Umwelt bewegung Anfang der 1980er-Jahre menschlichen Charme, gepaart mit politischer Schärfe bescherte. Von Christoph Markl-Meider Mutter Courage im Naturschutz Die Öko-Aktivistin Karin Holluba-Rau gilt seit über 30 Jahren als das grüne Gewissen von Schwabach. »Mein Widerspruchsgeist ist angeboren«, sagt sie von sich.
Kontakt Karin Holluba-Rau, Schwabach, Tel. 09 11 22-1 24 61, E-Mail karin. holluba@web.de
Sie nutzt die Gunst der öffentlichen Aufmerksamkeit und wählt statt schicker Bluse ein schlichtes TShirt mit klarer Botschaft als Festgarderobe. »Ich bin ein Störfall«, steht darauf in großen Lettern. Soll heißen: Fühle mich zwar sehr geehrt, bleibe aber wie ich bin. »Mein Widerspruchsgeist ist angeboren«, sagt Holluba-Rau von sich.
Streitbare Stadträtin
Die regionale Zeitung beschreibt sie anlässlich der Preisverleihung als »Mutter Courage des Naturschutzes in Schwabach« und Oberbürgermeister Matthias Thürauf würdigt sie als »unbestechliche Botschafterin für Nachhaltigkeit«. Einstimmig hatte sich der Stadtrat für die Ehrung der oftmals unbequemen Kollegin ausgesprochen und damit ein politisches Lebenswerk gewürdigt, das vor über 30 Jahren begann. 1982 hatte sie gemeinsam mit Gleichgesinnten die Kreisgruppe des BUND Naturschutz (BN) in Schwabach gegründet und ein Jahr später deren Vorsitz übernommen. 20 Jahre lang blieb sie an deren Spitze und stieg Mitte der 1990er-Jahre darüber hinaus in die Kommunalpolitik ein. Seither ist sie für die Grünen
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100 Jahre BUND Naturschutz Natur + Umwelt [1-13]
Mitglied des Schwabacher Stadtrats – »immer konsequent, aber nicht immer kompromissbereit«, wie der OB beklagt. Ihr Weg als Öko-Aktivistin ist dabei typisch für die Frauenkarrieren im BN jener Zeit. Die Mutter dreier Kinder steigt für die Familie aus ihrem Beruf als Fachlehrerin für Hauswirtschaft aus und findet in der ehrenamtlichen Arbeit eine neue Herausforderung. »Im BN konnte ich schon damals als Frau mit den Aufgaben wachsen, in meinem Beruf nicht.«, erklärt sie im Rückblick. Anders als viele männliche Mitstreiter will sie in das Engagement für Natur- und Umweltschutz vor allem ihr Gespür für die Grundbedürfnisse des Lebens einbringen. Sie suche Zusammenhänge, denke in Kreisläufen sowie »über unsere Zeit und unseren Raum hinaus«, betont sie. »Ich tue etwas, was selbstverständlich sein sollte: Die Erde für die Zukunft und die unserer Kinder zu bewahren.«
Lebensenergie aus der Region
Der von ihr propagierten »Weiblichkeit des Denkens« entsprechen die Schwerpunktthemen ihres ebenso energischen wie ausdauernden Öko-Engagements. So ist sie davon überzeugt, dass die Liebe zur Natur durch den Magen geht und das Klima auch »mit Messer und Gabel« zu schützen ist. Gesunde und bewusste Ernährung, regional und biologisch erzeugte Lebensmittel, Öko-Landbau und bäuerliche Landwirtschaft sind ihre Gegenmodelle zu einer industrialisierten Agro-Gentechnik, die auf Kosten der Vielfalt des Lebens geht – »ob auf unseren Fluren oder Tischen«. Schon sehr früh baut sie deshalb ein eigenes, regionales Vermarktungsnetz für Biolebensmittel auf. Die Zukunft, da ist sich Holluba-Rau sicher, liege nicht in weiterer Globalisierung, sondern »in einer Regionalisierung mit europäischem Bewusstsein«. Sie wirbt für lokale Wertschöpfung und eigene heimische Produktion, fordert sparsamen Umgang mit der Ressource Boden und findet »Windkraft aus unseren Breiten« gut. So weit die Palette an Themen und Problemen, so konsequent ihr Kurs als Naturschützerin und Kommunalpolitikerin ist, so abwechslungsreich und geradlinig gestaltet Karin Holluba-Rau auch ihr persönliches Lebensumfeld. Das Erbe der Eltern investiert sie in eine Feuchtwiese mit einigen Obstbäumen, die sie sorgsam hegt und pflegt. Statt über die Schönheit ihrer Heimat nur zu reden, führt sie diese als gefragte Reiseleiterin auf dem von ihr entdeckten Frankenwanderweg vor – hautnah und alle Sinne ansprechend. Statt über den Zusammenhang von Artenschutz und Öko-Landbau zu philosophieren, hält sie sich im Garten einfach ein paar Deutsche Sperber, also Hühner der »gefährdeten Nutztierrasse des Jahres 2012«. Und was ist der Lohn für all ihr Engagement und ihren Einsatz? »Ein glaubwürdiges und unverbogenes Leben, unendlich reich an Farben und Facetten«, schwärmt Holluba-Rau, »auch wenn ich manchmal an meine Grenzen stoße«.