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Porträt 57
IM PORTRÄT
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Fo to : D a n i e l K l a re
MIT HERZBLUT FÜR DEN WALD
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ichael Held, 71, ist pensionierter Forstwissenschaftler. Im Vorstand der BN-Kreisgruppe Passau ist er für das Thema Wald verantwortlich. Lisa Eder, 56, ist Dokumentarfilmerin. Kennengelernt hat sich das Ehepaar bei Dreh arbeiten. Gemeinsam treten sie für den Schutz des Waldes ein – auf unterschiedliche Weise. An diesem Junitag ist es 30 Grad heiß, doch hier, mitten im Wald, unter mächti gen Baumkronen, ist es dagegen gerade zu angenehm kühl. Goldene Lichtkringel sprenkeln den Waldboden. Bergahorn, Bu chen, Tannen, Eichen, Eschen, Vogelbeere bilden hier ein dschungelartiges Mitein ander. Michael Held macht für den BUND Naturschutz eine Führung durch den Mischwald am Marterberg, Thema ist der Klimawandel. Held erklärt mit ruhigen Worten das vieltausendfache Ineinander greifen von Werden und Vergehen in ei nem Wald. Als stellvertretender Leiter des Natio nalparks Bayerischer Wald und später als Forstamtsleiter gehörte es zu seinen Auf gaben, Akzeptanz für Wildnis zu schaf
Ob bei Exkursionen oder auf der Kinoleinwand: Lisa Eder und Michael Held sind ein Dreamteam, wenn es um den Schutz des Waldes geht.
fen. »Im Nationalpark konnte ich jahre lang beobachten, wie der Wald sich ohne menschliches Eingreifen erneuert.« Als Mitglied beim BN setzt er sich dafür ein, dass Altholzinseln auch in den Wirt schaftswäldern erhalten und vernetzt werden. Wenn Lisa Eder über den Wald erzählt, sprechen ihre Hände und Arme mit. »Der Wald ist etwas Mächtiges, ein komplexes System, das wir nicht ansatzweise ver standen haben«, sagt sie. Und: »Er ist un ser Ursprung, denn wir sind Teil der Pflan zenwelt. Und dennoch behandeln wir den Wald wenig respektvoll. Er ist wie ein Dienstleister für uns: Er liefert den Roh stoff Holz, dient als CO2-Speicher, als Lernort, als Ort der Erholung«.
PORTRÄT DES NATIONALPARKS In ihrem jüngsten, sehr erfolgreichen Film »Der Wilde Wald« hat sie ein vielschichti ges Porträt vom Nationalpark Bayerischer Wald gezeichnet. Anlass war dessen 50. Geburtstag. Seit 2021 läuft der Dokumen tarfilm in Kinos und auf Festivals, deutsch landweit und im Ausland. Über kraftvolle
Bilder stellt sie bei den Zuschauern ein Gefühl der Verbundenheit mit all dem Le ben in dieser Wildnis her. »Das ist meine Art, für die Belange der Natur einzutre ten«, sagt Lisa Eder. Ihrem Mann ist sie für seinen fachlichen Input dankbar. »Mi chael hat mich den Wald erst wirklich ver stehen gelehrt.«
NEU VERBUNDEN MIT DER HEIMAT An ihre Kindheit im »Woid« erinnern sich beide mit Ambivalenz. »Da war oft ein Ge fühl von Enge durch die Nähe des Eiser nen Vorhangs«, sagt Held. »Aber auch durch die festgefügten sozialen Struktu ren in dieser Region«, fügt Eder hinzu. Hin aus in die Welt hatte es daher beide in jun gen Jahren gezogen. Über die intensive Beschäftigung mit dem Bayerischen Wald hätten sie sich mit ihrer Heimat neu ver bunden, wie sie selber sagen. Die Schön heit und Bedeutung des Waldes vielen nahezubringen, hier und anderswo, das verbindet und motiviert die beiden. Margarete Moulin