36
DOSSIER WASSER UND KLIMAWANDEL
Der Balmhorngletscher im Berner Oberland.
Bild: Hansruedi Weyrich
Gletscher
Es geht um Schadensbegrenzung Die Schweizer Gletscher schrumpfen. Dieser unabwendbare Prozess hat Konsequenzen für die nationale Wasserbilanz, die Verhütung von Naturgefahren, den Landschaftsschutz und den Tourismus. Rechtzeitige und angemessene Massnahmen sind das Gebot der Stunde. Text: Patricia Michaud
Der Blick vom Bettmerhorn (VS) auf den Grossen Aletschgletscher bestätigt einen traurigen Trend: Die Schweizer Gletscher schrumpfen unaufhaltsam. Laut den Schlussfolgerungen des schweizerischen Gletschernetzwerkes GLAMOS hat sich die Eismasse hierzulande seit 2015 um weitere 10 Prozent zurückgebildet. Im gesamten Alpenraum hat das Gletschervolumen seit 1850 um über 60 Prozent abgenommen. Einige kleine Gletscher in niedriger Lage sind bereits ganz abgeschmolzen – so zum Beispiel der Pizolgletscher, für den im September 2019 eine symbolische Abschiedsfeier stattfand.
die umwelt 4 | 20
Die alarmierende Entwicklung setzt sich leider fort. «Selbst wenn es gelänge, die Klimaerwärmung morgen zu stoppen, würden wir noch 35 Prozent der verbleibenden Gletschermasse in den Alpen verlieren», warnt Glaziologe Jean-Baptiste Bosson. Da ein plötzlicher Stopp nicht möglich ist, zeichnen sich zwei Szenarien ab. Gemäss dem optimistischeren Szenario würden bis zum Jahr 2100 60 Prozent des heutigen Gletschervolumens schmelzen. «Allerdings nur für den Fall, dass das Pariser Klima-Übereinkommen eingehalten wird und dass wir rasch handeln, das heisst in den nächsten 15 bis 20 Jahren. Danach hat der Klimawandel