Viel länger hier als wir!
Der älteste Fund eines Fledermausskeletts wird auf mehr als 60 Millionen Jahre zu rückdatiert (Zingg, 2011). Der Körperbau war praktisch identisch mit demjenigen der heute lebenden Fledermäuse. Diese Ähnlichkeit weist darauf hin, dass bereits damals die meisten Fledermausarten die Echoortung für die Orientierung und für die Jagd nutzten. Die Echoortung ist den weltweit über 1200 Fledermausarten ge meinsam, trotzdem ernähren sie sich auf sehr verschiedene Art und Weise. Die 30 in der Schweiz nachgewiesenen Fledermaus arten sind allesamt Insektenfresser. Orientierung und Kommunikation Fledermäuse orientieren sich mit Ultraschall lauten und nutzen deren Echos für die Orientierung und die Jagd. Diese Echo ortungsrufe liegen in einem für uns unhör bar hohen Frequenzbereich. Die Nacht schwärmer können aber auch mit hörbaren Soziallauten untereinander kommunizieren, was wir dann als mehr oder weniger lautes Gezwitscher wahrnehmen können. Auf ih rem Jagdflug sendet eine Fledermaus meh rere Ultraschalllaute pro Sekunde aus. Tref fen diese Signale auf einen Gegenstand, werden Echos zurückgeworfen, aus denen die Tiere Informationen über die Lage, Form, Grösse und Oberflächenbeschaffen heit des Gegenstands extrahieren können. Handelt es sich beim Gegenstand um ein Fluginsekt, gewinnt die Fledermaus zusätz lich Informationen über Bewegungsrich tung und Geschwindigkeit des Insekts (Zingg, 2004). Je näher die Jägerin einer Beute kommt, desto häufiger werden die immer kürzer werdenden Ultraschalllaute ausgesendet, um die genaue Position der Beute zu erör tern und um diese schlussendlich mit den Flügeln oder der Schwanzflughaut zu fan
Nordfledermaus (Eptesicus nilssonii). (Bilder: zVg Stiftung Fledermausschutz)
gen und zu fressen. Innerhalb einer Nacht kann eine Fledermaus bis zu 4000 Kleinst insekten wie Mücken vertilgen. Unterschiedliche Arten rufen teilweise auf verschiedenen Frequenzen und senden so mit unterschiedliche Ultraschalllaute aus. Die Echoortung ist daher ein Merkmal zur Artenerkennung. Forscher nutzen die Echoortungsrufe für die Identifizierung der Fledermausarten. Mit technischen Geräten können die Ultra schalllaute aufgenommen und in einen für uns hörbaren Bereich umgewandelt wer den. In Kombination mit einem Auswer tungsprogramm, das an der Eidgenössi schen Forschungsanstalt WSL entwickelt wurde, können die Fledermausarten er kannt werden. Die Erkennung basiert auf der zeitlichen und spektralen Charakteristik jedes einzelnen Rufs, welcher sich von Art zu Art unterscheidet. Bei der Nordfleder maus beispielsweise kann ein Ultraschalllaut bis 17 ms dauern. Innerhalb dieser Länge variieren die Lautstärke und die Frequenz in charakteristischer Art. Jeder Ruf weist eine
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