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Interview 5 Fragen an Roman Ehrlich
Roman Ehrlich, aufgewachsen in Neuburg an der Donau, studierte am Deutschen Literaturinstitut Leipzig und an der Freien Universität Berlin.
Zuletzt ist sein Roman Malé 2020 erschienen, der auf der Longlist des Deutschen Buchpreises stand.
Ende August ist nun sein neuer Roman Videotime erschienen, in dem er von einer Jugend in den Neunziger Jahren in einer bayrischen Kleinstadt erzählt und die Frage aufwirft, in welcher Zeit und Welt wir eigentlich leben.
Dein neuer Roman Videotime ist der Name einer Videothek. Viele können sich noch sehr gut an die Zeit erinnern, in der man Filme noch vor Ort ausgeliehen hat, für einige gehörte das, mindestens zum Wochenende, dazu. Vermisst du diese Zeit, in der der Medienkonsum noch ganz anders stattgefunden hat, manchmal?
Ich bin eigentlich kein besonders nostalgischer Mensch und ich vermisse vergangene Zeiten weniger, als dass ich meiner Erinnerung an sie misstraue. Vor allem, wenn es Erinnerungen an vermeintlich bessere oder schönere Zeiten sind. In meinem Buch ist aber das Verschwinden von Orten, Menschen und ganzen Kulturtechniken, die man als prägend für die eigene Entwicklung angesehen hat, ein zentrales Motiv. Ich würde sagen, es geht im Kern darum, Erinnern als einen Akt des Glaubens zu begreifen und die erinnerte Zeit und Welt als etwas Phantastisches. Ich denke auch, dass wie wir unsere Gegenwart erleben schon sehr stark davon geprägt ist, wie wir unsere vergangenen Erfahrungen durch unser Erinnern fiktionalisieren. Dafür schienen mir die Videothek und die wiederbespielbaren und überschreibbaren Videokassetten sehr passende Motive zu sein. Auch weil sie selbst längst aus der Öffentlichkeit verschwunden und ihrerseits nun Gegenstand nostalgischer Erinnerungen sind.
In deinen Romanen hältst du der Gesellschaft gerne einen Spiegel vor und thematisierst zeitkritische Momente. Verbirgt sich in Videotime auch wieder eine solche aktuelle Zeitkritik/Gegenwartskritik?
Das Bild vom vorgehaltenen Spiegel ist hier sehr passend gewählt. Ich versuche eher zu reflektieren, was ich wahrnehme an gesellschaftlichen Dynamiken meiner Zeit, als eine konkrete Kritik daran auszuformulieren. Ich lasse mich selbst ungern von Romanen über Falschheiten und Missstände belehren, bin aber immer offen dafür, mich in widersprüchlichen, fehlerhaften, scheiternden oder auch ungerechten Figuren und Positionen gespiegelt zu sehen. Im Fall von Videotime liegt der Fokus auf der kleinsten gesellschaftlichen Einheit der Familie und damit auf einem sozialen
S. Fischer, 368 Seiten, 26 € nicht nur in der Pubertät der eigenen Schreibbiografie.
Kontext, in dem noch nie jemand alles richtig gemacht hat, im Gegenteil das meiste meistens ziemlich schief läuft. Die Familie ist der Ort, an dem zugleich die Fiktion des richtigen Lebens im Falschen am hartnäckigsten aufrechterhalten wird und all die Beschädigungen ihren Ursprung haben, mit denen die Menschen durchs gesellschaftliche Leben gehen und es mit gestalten.
Was hat sich zwischen deinen literarischen Anfängen und heute am meisten an deiner Erzählstimme verändert?
Ich würde sagen, ein Bewusstsein, das sich mit der Zeit ausbildet, woher diese Stimme kommt, was sie prägt und dass sie etwas Wandelbares ist. Dass man achtsam sein muss, was man in sich aufnimmt und wie man es wiedergibt. Ich glaube gern, dass es als Kompliment gemeint ist, wenn von Souveränität im Erzählen die Rede ist. Aber eigentlich glaube ich nicht daran. Die Erzählstimme bricht ja ständig, Roman Ehrlich: Videotime.
Zu welchem deiner Bücher könntest du dir eine Verfilmung gut vorstellen und warum?
All meine Bücher sind sehr filmisch erzählt. Das heißt, ich stelle sie mir eigentlich schon als Filme vor, wenn ich sie schreibe. Das hängt mit meiner Prägung zusammen, weil ich zur Literatur erst über den Umweg der Filme gekommen bin. Ich würde allerdings sehr gerne sehen, wie jemand mit den Mitteln des Films Malé umsetzt. Das stelle ich mir als eine sehr schöne Herausforderung vor.
Wie gefällt dir die Literaturbranche? Wo siehst du Verbesserungspotenzial, was findest du andersrum richtig gut?
Ich weiß nicht, ob ich hier überhaupt von einer Branche sprechen würde. Es gibt ja verschiedene Äste, die vom Stamm der Literatur abgehen. Der Buchhandel ist sicher ein ganz anderes Phänomen als das Verlags- oder das Förderwesen oder die verschiedenen Studiengänge und Werkstätten. Mir gefällt am literarischen Betrieb, dass vieles daran dinosaurierhaft alt und langsam ist. Das entspricht meinem Naturell. Und dass er, wie die Galaxien im All, um etwas Phantomhaftes, Ungreifbares kreist: das Lesen, das jede und jeder für sich allein macht und dabei eine Erfahrung mit anderen Lebenden und Toten teilt, ohne je darüber sprechen zu müssen.
Roman Ehrlich: Die fürchterlichen Tag des schrecklichen Grauens. S. Fischer, 640 Seiten, 24 €

Roman Ehrlich: Malé.
S. Fischer, 288 Seiten, 22 €








Verlagsvorstellung
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