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Nino Haratischwili

Nino Haratischwili, geboren 1983 in Tbilissi/Georgien, ist preisgekrönte Romanautorin. Ihr großes Familienepos “Das achte Leben (Für Brilka)”, in 30 Sprachen übersetzt, avancierte zum weltweiten Bestseller.

Ihr Werk wurde vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Anna-Seghers-Literaturpreis, dem Bertolt-Brecht-Preis und dem SchillerGedächtnispreis. Heute lebt die Autorin in Berlin. 2021 gewann Nino den Mülheimer KinderStückePreis für ihren Theatertext “Löwenherzen”, der im Oktober 2024 auch im illustrierten Buchformat in der Frankfurter Verlagsanstalt erscheinen wird. Dieser erzählt die Geschichte eines Spielzeuglöwen, der in Bangladesch von einem Jungen genäht und von diesem auf eine weite Reise fast um die ganze Welt geschickt wird. Der Text greift große, globale Themen von Kinderarbeit und Migration bishin zu Leihmutterschaft auf und stellt gesellschaftliche Zustände in Frage.

Wir haben Nino zu einem Interview per Zoom getroffen, mit ihr über Löwenherzen, schöne Momente und neue Pläne gesprochen.

Im Oktober erscheint Löwenherzen als Buch. Es wird bereits seit ein paar Jahren als Theaterstück aufgeführt. Wie kam es zu der Entscheidung, den Text nun auch als Buch zu veröffentlichen?

Zu dem Glück hat mir mein Verleger verholfen. Es ist ja ganz klar als Theatertext entstanden und war ursprünglich eine Auftragsarbeit. Es war eine sehr schöne Zusammenarbeit und das Stück lief bzw. läuft immer weiter, was mich sehr freut. Dass es als ein Kinderbuch taugen kann, auf die Idee kam mein Verleger Joachim Unseld und ich hatte natürlich nichts dagegen. Dann kam als nächstes die Idee, mit Julia B. Nowikowa zu arbeiten, die all meine Buchcover gestaltet und mit der ich auch im Theater viel zusammenarbeite. Erst gab es die Überlegung, ob ich es umschreiben kann und das konnte ich mir aber irgendwie nicht vorstellen, auch weil ich mich mit Kinderbüchern nicht so auskenne. Klar, ich kenne mich insofern aus, dass ich sie lese oder vorlese, aber ich habe nie vorher eins selbst geschrieben. Ich war auch damals bei diesem Theaterstück ein bisschen ängstlich und nicht sicher, ob ich es kann. Dadurch habe ich schnell gesagt, dass ich es mir nicht zutraue, es umzuschreiben, wenn überhaupt könnte das jemand anderes machen. Aber es wurde dann entschieden, dass es in der Form, in der es nun ist, auch okay ist, es zu veröffentlichen, weil es ja auch ein relativ untypischer Text ist und kein klassisches Stück. Noch kann ich nicht einschätzen, für welches Alter es sein wird, aber ich finde es eine aufregende Idee und es wäre das erste Buch, das ich meinen Kindern dann vorlesen kann.

In Kapitel 4 gibt Kiano Amari den Tipp, sich auf seiner Flucht ein Raumschiff vorzustellen, mit dem er als Astronaut durch die Galaxie reist. Außerdem gibt er ihm den Löwen mit, mit dem Hinweis, dass er zaubern, ihm die Angst nehmen und ihn außerdem unsichtbar machen kann, wenn er das möchte bzw. braucht. Wie sehr kann Fantasie dabei helfen, schreckliche Situationen durchzustehen? Mir hat es immer geholfen und ich glaube, damit bin ich keine Ausnahme. Ob es durch Bücher war, durch eigene Vorstellungskraft, durch Filme - was auch immer - einfach etwas, mit dem man sich in eine andere Realität hinein katapultieren kann. Das kann sehr trösten, ablenken, auf eine Art die eigene

Dimension erweitern, vielleicht auch ein Stück das Gefühl geben von “Okay, zu dem, was mich jetzt umgibt - und auch, wenn es nicht das Schönste ist, was um mich herum geschieht - gibt es Alternativen, andere Möglichkeiten und andere Orte”. Das hat mir schon oft als Kind geholfen. Ich bin in einer sehr schwierigen Zeit groß geworden in Georgien, mit Bürgerkriegen und Krisen etc., und habe sehr viel gelesen und mir ausgedacht. Das war schon etwas, was mir viel Halt gegeben hat.

Die Kinder in Geschichte 5 lernen sich kennen, indem sie mit ihren Kuscheltieren spielen (ein Löwe und ein Elefant) und sich vorstellen, wie es wäre, diese Tiere zu sein. Sie bewundern die Tiere für ihre Stärke. Warum hast du dich für ein Löwenkuscheltier entschieden? Es hätte ja auch z.B. eine Puppe sein können oder eine ganz andere Figur.

Löwen stehen ja immer für eine Anmut und letztlich auch für Mut, als Könige der Tiere. Ich finde, sie haben eine besondere Kraft und ich fand es schön, einen Löwen zu nehmen, der aber gar nicht so perfekt ist und nicht das repräsentiert, was er eigentlich präsentieren soll, sondern einen Makel hat (der Löwe hat ein schiefes Auge).

Das fand ich sehr charmant und weil ein Bär oder ein mal auch nicht oder auch anders. Die Spielsachen und die Bezüge, die man zu ihnen aufbaut, oder diese Fragen “Warum hängt das Kind mehr an dem einen Stofftier als an dem anderen?”, haben oft was mit Projektionen und Fantasievorstellungen zu tun und ich würde sagen, das ist individuell. Aber grundsätzlich schafft dieser Löwe eine Verbindung und ich glaube, das war für mich das Wichtigste. Dass er das Verbindungsglied zwischen all diesen Figuren ist und bleibt.

Hase per se niedlich sind und Löwen für mich nicht automatisch mit “Kuscheln” verbunden werden. Klar gibt es auch Löwenkuscheltiere, aber ich glaube, sie sind seltener. Und ich empfand es als schöne Vorstellung, ein sehr anmutiges und starkes Tier zu nehmen, das nicht vollkommen ist.

Der Löwe hilft den Kindern und wird dann weitergegeben. Am Ende kommt er aber zurück nach Bangladesch, wo er quasi geboren ist. Wieso kehrt er hierher zurück? Wieso zieht er nicht weiter?

Ja, das ist wirklich hochgradig unwahrscheinlich, aber dafür ist es ja auch eine Geschichte, eine Kindergeschichte. Und ich fand es ganz schön, den Gedanken zu verfolgen, dass sich der Kreis schließt wegen diesem Brief. In diesem wird ja eine große Frage an Gott adressiert, an die Galaxie, an wen auch immer. Und ich fand es ganz schön, dass es einfach mit einer Form von Hoffnung enden darf, trotz all der Widrigkeiten oder Probleme, die die Kinder zu meistern haben. Es sind ja nicht nur niedliche Themen, so dass ich es einfach einen schönen, tröstlichen Gedanken fand, dass der Löwe zurückkehrt, auch wenn es etwas utopisch wirkt.

Ich bin in einer sehr schwierigen Zeit groß geworden in Georgien, mit Bürgerkriegen und Krisen etc., und habe sehr viel gelesen und mir ausgedacht. Das war schon etwas, was mir viel Halt gegeben hat.

Wie ist es, deine Stücke als fertige Inszenierungen zu sehen? Würdest du sagen, dass sich in dem Moment, wenn du die Aufführung siehst, auch der ursprüngliche Text für dich verändert hat?

Bei Puppen ist man schnell in diesem typischen Mädchen-Klischee, das wollte ich nicht. Und Kuscheltiere sind universell, manche Erwachsene haben sogar noch eins. Kuscheltiere sind häufig mit mehr Sentimentalitäten verbunden, bei Puppen sind wir assoziativ schnell bei “Mama-PapaKind” und diese ganzen Rollenklischees fand ich irgendwie blöd.

In Kapitel 6 sagt Louise über den StoffLöwen: “Wie, bitte, sollte er irgendwelche Wünsche erfüllen? Er gibt mir einfach ein gutes Gefühl.” Das scheint der Löwe auch bei den anderen Kindern auszulösen, wenn auch auf unterschiedliche Weise. Wie schafft er das?

Kuscheltiere und Spielzeuge bieten häufig Projektionsflächen und ich glaube, je nach Kombination mit dem jeweiligen Kind, der jeweiligen Situation, der jeweiligen Bedürfnisse, gibt er mal das gute Gefühl,

Nicht viel, es war eine ganz tolle Zusammenarbeit. Es war ein Auftragswerk vom Consol Theater in Gelsenkirchen, das ist ein relativ kleines Kinder- und Jugendtheater. Das Projekt war gefördert von der NRW-Kulturstiftung, die immer wieder Autor:innen anfragen, für sie zu schreiben, die sonst nicht für Kinder und Jugendliche schreiben. Vor mir hatte zum Beispiel Sibylle Berg ein Stück geschrieben und ich dachte mir “Okay, wenn Sibylle Berg einen Kindertext hingekriegt hat, dann schaffe ich es ja vielleicht irgendwie auch”. Im Grunde lief es so ab, dass wir uns getroffen, gebrainstormt und sehr viel ausgetauscht haben. Meine Inspiration war eine Fotowand des Fotografen James Mollison, der durch die Welt gereist ist und Kinderzimmer fotografiert hat. Von Bangladesch bis New York hat er Kinder besucht und die Kinder in ihren Zimmern fotografiert. Und die Unterschiede dieser Realitäten sind so gravierend und schockierend. Und ich fand es toll, daraus etwas Großflächiges zu spinnen. Also dass man nicht sagt “es spielt in Deutschland” oder an einem konkreten Ort, sondern man eine Reise, eine Odyssee, abbildet und da sind wir uns schnell einig geworden. Dann hatte ich relativ viel Freiraum, konnte es so anlegen, wie ich wollte, und es kam gut an. Das Blöde war, dass ich es abgegeben habe und als die Premiere nahte, Corona anfing und ich es dadurch sehr lange nicht sehen konnte. Ich habe es dann erst letztes Jahr gesehen und war sehr berührt. Der Text war nicht viel verändert worden, vielleicht wurde ein bisschen rausgestrichen. Aber sie wissen es eh besser, weil sie direkt mit den Kindern und Jugendlichen zusammenarbeiten. Daher habe ich mich diesbezüglich natürlich sehr zu- rückgehalten. Solche Auftragsarbeiten sind natürlich auch riskant, es kann auch nach hinten losgehen, wenn man sich nicht gut versteht, aber in diesem Fall war es wirklich eine sehr, sehr schöne Zusammenarbeit.

Ist mit der Veröffentlichung des Buches nun auch eine Inszenierung in Berlin geplant?

In Berlin nicht. Es wird immer wieder nachgespielt, ich glaube, zuletzt in Münster. Aber Berlin ist bisher nicht geplant, also nicht, dass ich wüsste. Das Theater an der Parkaue wäre schön.

In deinen Büchern und Stücken erschaffst du viele Verbindungen und Verflechtungen zwischen den agierenden Personen. Sind diese Verbindungen schon von Anfang an klar oder spinnst du sie während des Schreibens und aus dem Prozess heraus?

Vieles entsteht beim Schreiben, grundsätzlich finde ich es aber immer schön - auch ich als Leserin - wenn Stränge irgendwann zusammenfallen. Ich mag es nicht, wenn Geschichten sehr lose sind, aber natürlich kommt es auch immer auf das Buch und den Kontext an. Ich persönlich finde es aber schöner, wenn sich Dinge irgendwann erschließen, anders wieder zusammenkommen und ich glaube, es ist auch einfach eine Geschmackssache, wie man das Narrativ oder die Geschichte begreift und sieht. Und ich finde auch im Leben grundsätzlich die Zusammenhänge und Kausalitäten einfach spannend. Auch den Gedanken “Was wäre, wenn…”, also ein bisschen diese Theorie mit dem Schmetterlingsflügel und dem Erdbeben, irgendetwas gibt es daran, was mich interessiert und fasziniert. Dass Dinge im Zusammenhang stehen und nicht einfach nur lose stattfinden. Das meine ich gar nicht esoterisch, sondern ich bin davon überzeugt. Auch die Zeit, die Politik, die Ereignissedie beeinflussen ja alle und formen die eigene Biografie. Man ist immer irgendwo ein Produkt der Zeit und auch ein Produktjenseits der eigenen Familie und Kindheitder Menschen, die man in seinem Leben trifft und die einen begleiten, oder eben nicht begleiten. Und ich glaube, das ist etwas, was mich grundsätzlich interessiert und wahrscheinlich mache ich es zum Teil bewusst, zu einem anderen Teil passiert es mir aber auch einfach. Vieles kristallisiert sich dann beim Schreiben heraus, ich habe nicht immer einen Plan von A bis Z, was auf welcher Seite passieren soll, wenn ich loslege. Ich brauche ein Gesamtbild, ich muss wie ein Puzzle einmal alles in Gänze sehen können, bevor ich anfange. Ich muss wissen, wo es am Ende hingeht, aber von A nach B, diese Zwischenschritte, von denen entstehen viele erst beim Schreiben.

Wie sieht bei dir der Schreibprozess aus?

Gibt es eine Routine, nach der du arbeitest, oder läuft es immer anders ab?

Gerade früher, wo ich noch keine Kinder hatte, war es für mich ideal, mich zu isolieren und irgendwohin zu fahren, wo ich niemanden kenne. Telefon aus, mich treiben lassen und auch wirklich einfach so losschreiben. Ich bin ein Nachtmensch, kein Morgenmensch. Wenn man mich ließe, würde ich immer abends oder nachts arbeiten und morgens ausschlafen. Seit ich Kinder habe, ist das alles mehr und mehr eine Improvisation. Ich kann nicht mehr so lange verreisen mit den Kindern, man muss immer irgendwie dann einen Kompromiss finden. Tendenziell bevorzuge ich es immer, wegzugehen, aus den alltäglichen Strukturen raus, aus der eigenen Wohnung, aus dem eigenen Umfeld. Ich finde, dieses Neutrale, egal, ob es eine kleine Wohnung ist oder woandersich brauche nicht viel: einen Tisch, einen Stuhl und einen Computer - das ist in meinem Fall immer effektiver. Ich habe jetzt mit etwas Neuem angefangen und bin gerade für diesen ersten Anfang auch tatsächlich zehn Tage im April weggefahren. Woanders bin ich fleißiger, zuhause fällt es mir immer schwer, man ist sehr in diesen Alltagsstrukturen drin, man hat Verpflichtungen. Dieses Umswitchen ist sehr anstrengend, das erschöpft mich auf eine Art, wenn ich in diesen Stress gerate. Manchmal geht's nicht anders, dann nehme ich mir die Stunden, setze Kopfhörer auf und versuche es, wenn alle schlafen. Ich improvisiere viel seit den letzten Jahren. Ich habe nun auch überlegt, ob ich mir einen kleinen Büroraum anmieten soll, weil dieses “einfach rausgehen” in meinem Fall sehr hilfreich ist.

Das heißt, wir können uns bald auf etwas Neues von dir freuen?

Das dauert noch, ich habe gerade erst angefangen. Die Anfänge sind häufig sehr fragile Prozesse, aber ich glaube, ich habe die erste Hürde überwunden. Das Anfangen ist für mich wirklich immer die Hölle.

Wird es denn ein Roman oder ein Theaterstück?

Das wird jetzt ein Roman. Theaterstücke hatte ich in den letzten Jahren vier und das letzte habe ich gerade erst fertig geschrieben. Da ist es immer einfacher für mich, weil es kein Prozess über Jahre hinweg ist, sondern höchstens über Monate. Das kann man sich wie Langstrecke und Kurzstrecke vorstellen. Wenn man in eine Art Rauschzustand kommt und sagt, “Okay, ich mache mal drei, vier Nächte durch”, kann man das mit einem Theaterstück schaffen. Bei einem Roman geht das nicht, das kann man nicht drei Jahre durchhalten. Da braucht man eine ganz andere Art von Disziplin.

Mit deinen Büchern und Romanen erschaffst du riesige Welten. Was ist das für ein Gefühl, wenn du die Geschichten fertig geschrieben hast und das Projekt quasi abgeschlossen ist?

Es kommt drauf an. Klar, bei einem Roman ist es ein sehr berauschender Moment, weil es einerseits Erleichterung und Erschöpfung ist, gleichzeitig aber auch Traurigkeit, weil man loslassen muss. Grundsätzlich aber ein tolles Gefühl. Danach beginnt ja dann erst das Lektorat, man ist noch eine Weile damit zu Gange, so schnell geht alles nicht. Aber ab dem Moment, wo die Bücherkiste kommt - ich hole das Buch raus, stelle es ins Bücherregal - lasse ich auch los. Mich interessiert und erfüllt hauptsächlich der Schreibprozess. Und obwohl ich dann noch auf Lesereise bin: ab dem Moment, in dem das Buch erschienen ist, habe ich keine Kontrolle mehr und es beginnt für das Buch ein eigenes Leben. Und das ist auch okay so, ich bin gedanklich dann schon woanders. Für die Leute fängt es dann natürlich erst an, ich bin aber schon mit dem nächsten beschäftigt. Es ist manchmal mühsam, dahin zurückzugehen und immer wieder über etwas zu reden, was für mich schon abgeschlossen ist. Ich liebe einfach den Entstehungsprozess und glaube, dieser ist auch das, was mich am meisten erfüllt.

Was war die schönste Rückmeldung, die du auf deine Bücher oder Theaterstücke bekommen hast?

Es gibt viele schöne Begegnungen oder Momente, vor allem mit den Leser:innen. Klar, es gibt auch schöne Rezensionen, aber von denen distanziere ich mich möglichst. Es kann sehr schön sein, Rezensionen zu lesen, aber am nächsten Tag kannst du auch schon wieder gesteinigt werden. Von den Rezensionen sollte man sich nicht so abhängig machen. Ich glaube, einer der schönsten Momente fand in Holland beim Signieren statt. Dort stand eine Frau mittleren Alters, sie kam auf mich zu, mit dem Buch und als sie mich angeguckt hat - sie stand, ich saß, ich habe sie von unten nach oben angesehen, sie hielt ihr

Buch fest - fing sie plötzlich an zu weinen. Und ich bin aufgestanden und wir haben uns umarmt und sie hat geweint. Ich war sehr gerührt und sie ist ohne ein Autogramm weggegangen. Es war ein sehr berührender Moment für mich. Sie hat nichts gesagt, es war aber auch nicht nötig. Es war bestimmt etwas mit ihrer eigenen Geschichte, die sie mit dem Buch in Verbindung gebracht hat und es ging darum, dieses Gefühl irgendwie zu teilen. Und dafür war ich schon sehr dankbar. Und auch sonst gibt es wirklich viele schöne Momente und Feedback. Manchmal kriege ich auch Post, das ist alles sehr, sehr wertvoll für mich. Aber an diesen einen Moment erinnere ich mich nach wie vor sehr lebhaft.

Was beschäftigt dich derzeit? Worüber machst du dir viele Gedanken?

Krieg, Gewalt, was so in der Welt los ist. Politik. Ich war den ganzen Frühling mit den Ereignissen in Georgien beschäftigt und den Demos usw., denn dort herrscht auch eine alarmierende Situation. Über die Ukraine natürlich, Gaza, all das. Und diese wahnsinnig nihilistische Erkenntnis, dass man sich immer wieder im Kreis dreht und es immer wieder der gleiche Mist ist, weil Menschen offenbar so lernresistent sind.

Gibt es gerade auch etwas, worüber oder worauf du dich freust?

Ich freue mich jetzt erstmal darauf, morgen nach Georgien zu fliegen. Ich freue mich auf die Sommerferien, auf die Zeit mit den Kindern, darauf, Freund:innen wiederzusehen. Darauf, ein bisschen Wein zu trinken und hoffentlich kurz ans Meer zu fahren. Und aufs Schreiben. Ich habe gerade tatsächlich total große Lust darauf, mir diese Ruhe dafür freizuschaufeln. Mal gucken, wie das so klappen wird. Aber mich etwas zu isolieren, der Arbeit nachzugehen, darauf freue ich mich gerade besonders.

Nino Haratischwili: Löwenherzen. Frankfurter Verlagsanstalt, 80 Seiten, 26 €

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