Als Alexander Gerndt 1986 geboren wurde, führte ein anderer Schwede, er hiess Robert Klas-Göran Prytz, den BSC Young Boys zum letzten Meistertitel. Prytz war der Heilsbringer von YB, noch heute wird er zusammen mit Lars Lunde als Erster genannt, wenn wir im YB-Museum unsere geschätzten Besucher nach den «Helden von 1986» fragen. In der Tat war Prytz ein ganz besonderer Zeitgenosse: Er war kaum vom Ball zu trennen, er besass eine magistrale Übersicht, er schlug öffnende Pässe über 40 oder 50 Meter, er schoss aus allen Lagen präzis aufs Tor, kurz: Er war Spielmacher und Chef in der YB-Mannschaft. Alexander Gerndt zu Robert Prytz: «In meinem Heimatland gehört er zu jenen Spielern, die man auch nach Abschluss ihrer Karriere noch kennt. Dass Prytz YB zum letzten Meistertitel geführt hat, habe ich in Bern immer wieder gehört.» Doch es gab auch andere Schweden bei YB. Frage an Alexander Gerndt: Ist Ihnen ausser Prytz ein Name bekannt? «Ja, Alexander Farnerud natürlich. Mit ihm zusammen habe ich bei YB ja auch gespielt. Sonst aber…» Alexander Gerndt beim Studium der Bilder seiner schwedischen Vorgänger.
DAS AHAERLEBNIS MIT LIMPAR
Wir helfen ein bisschen nach: Holmqvist, Nilsson, Limpar, Ljung – sie alle spielten bei YB, und sie alle waren auch schwedische Internationale. Besonders Limpar weckt Gerndts Interesse: Ja, den Namen kenne in
Schweden jeder. Und: Er habe gar nicht gewusst, dass Anders Limpar bei YB gewesen sei. Limpar war in der Tat ein ganz besonderer Spieler: So war etwa zu lesen, er habe «Hebel wie Maradona», und in Anlehnung an den argentinischen Alleskönner wurde er auch als «Maradona des Nordens» bezeichnet – es war genau die Zeit, als der Rumäne Hagi als «Maradona des Ostens» (oder «der Karpaten») fussballerisch unterwegs war. Am längsten in Diensten des BSC Young Boys stand übrigens nicht Robert Prytz (der in Bern 1995 bis 1996 ja ein zweites Gastspiel gab), sondern Björn Nilsson. Auch er war schwedischer Internationaler, als er in Bern als Ersatz für Lars Lunde verpflichtet wurde (Lunde war im Sommer 1986 für eine Million Franken an Bayern München verkauft worden). Nilsson, ein kraftvoller und schneller Stürmer, spielte fünf Jahre in unserem Club – er bestritt insgesamt über 100 Spiele und war 1987 mit drei Assists im Cupfinal gegen Servette (4:2 nach Verlängerung) einer der Schlüsselspieler beim letzten grossen YB-Titelgewinn. Alexander Gerndt hat im Internet inzwischen ein wenig recherchiert und ist gut informiert über das Thema YB und die Schweden. Er weiss nun auch, dass YB einst von bekannten schwedischen Trainern geführt wurde: «Tord Grip ist in Schweden hoch angesehen, den kennen alle. Und auch Roland Andersson und Thomas Sjöberg sind mir bekannt.»
YB ALS SPRUNGBRETT
Die ehemaligen Schweden – ob Trainer oder Spieler – haben allesamt eine gute Erinnerung an den BSC Young Boys. Prytz etwa sagt, dass er in Bern seine schönste Zeit als Fussballprofi erlebt habe. Für die
6
meisten schwedischen Spieler war YB übrigens eine Art Sprungbrett in eine europäische Topliga. So verabschiedete sich Prytz nach seinen ersten Berner Jahren in die Bundesliga (Uerdingen) und alsdann in die Serie A nach Italien (Bergamo), Hasse Holmqvist, sein direkter YBNachfolger, zog es zu Cesena, Anders Limpar zu Cremonese, Alexander Farnerud zu Torino. Roger Ljung hingegen verteidigte weiterhin in der Schweiz (beim FCZ), später wechselte er nach Österreich und in die Türkei. Eine Ausnahme bildete Björn Nilsson, der seine Karriere nach den YB-Jahren in Monthey und später in Schweden ausklingen liess. Erol Bekirovski (nennt sich heute Erol Bekir), der in den späten Neunzigern drei Jahre für YB spielte, stand später unter anderem für Lugano und Thun im Einsatz, ehe er seine Karriere in Schweden beendete.
BJÖRN NORDQVIST «NICHT GUT GENUG»
Wenig hat übrigens gefehlt, und ein weiterer ganz prominenter Schwede wäre bei YB gelandet: Björn Nordqvist. Er war in den frühen Siebzigerjahren bereits 100-facher Internationaler (und damit Rekordhalter in Schweden), als er im Alter von 30 Jahren einen Auslandtransfer anstrebte. Er kam zum Probetraining nach Bern, wo man kurzfristig einen YB-Trainingsmatch gegen den FC Minerva auf dem Sportplatz Spitalacker ansetzte, um Nordqvist im Einsatz zu beurteilen. Man befand seine Leistung und seine körperliche Verfassung alsdann als «nicht gut genug» und sah von einem Transfer ab. Nordqvist wurde anderswo fündig – kam noch auf 115 Länderspiele für Schweden und blieb noch acht Jahre in Holland, in Schweden und in den USA erste Wahl…