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STADT- & STIFTSARCHIV

Franken und Aschaffenburg um 1920

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Eine Ausstellung des Frankenbundes e.V. in Kooperation mit dem Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg

2. Juli bis 19. August | Schönborner Hof, Aschaffenburg

STADT- UND STIFTSARCHIV ASCHAFFENBURG

Ausstellungsinformationen: Eintritt: frei Eröffnung: Fr., 1.7., 18.30 Uhr Öffnungszeiten: Mo.–Fr. 11–16 Uhr 2./3.7. & 6./7.8, 11–16 Uhr; Feiertage geschlossen 9.7. (Museumsnacht): 19–23.45 Uhr Weitere Informationen: Stadt- und Stiftsarchiv Wermbachstraße 15 Aschaffenburg Telefon (0 60 21) 3 30 24 20 E-Mail: stadtarchiv@ aschaffenburg.de Im Internet: www.stadtarchivaschaffenburg.de Die Wanderausstellung präsentiert sich in Aschaffenburg mit einigen Ergänzungen insbesondere aus der Region. Auch stellt ein neues Thema in bildnerischen Umsetzungen den Pazifismus in der fränkischen Literatur im Zusammenhang mit den Grausamkeiten des Ersten Weltkriegs dar. Als Vorbilder dienten die Erzählungen „Der Mensch ist gut“ von Leonhard Frank aus Würzburg, das Versspiel „Kreuzabnahme“ von Karl Bröger aus Nürnberg, das Bühnenstück „Der Totentanz 1921“ von Leo Weismantel in dieser Zeit in Marktbreit und die Passion „Das letzte Gericht“ von Julius Maria Becker aus Aschaffenburg. Das Leben in Franken um 1920 war durch den Ersten Weltkrieg und dessen Folgen geprägt. Gegensätze bestimmten das politische Leben sowie das Tun und Denken jedes Bürgers. Kunst und Kultur machen diesen inneren und äußeren Zwiespalt sichtbar. Am 11. Oktober 1920 wurde in Würzburg, in einer Zeit der Unsicherheit und der Sehnsucht nach Normalität, der Frankenbund gegründet. Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums und zum Verstehen dieses Gründungsvorgangs zeigt der Frankenbund mit lokalen Ergänzungen des Stadt- und Stiftsarchivs Aschaffenburg eine Ausstellung. Schlaglichter aus dem kulturellen Leben stellen in Abhängigkeit zur politischen Situation und sozialen Lage die Zeit vor hundert Jahren dar. Szenische Darstellungen, Abbildungen und Texte aus den Bereichen Theater, Lyrik, Literatur, Musik, bildende Kunst, Architektur und Kleidung geben einen kleinen Einblick in das fränkische Alltagsleben. Raummodule vergegenwärtigen vor allem mit nachgestellten Ereignissen, Aufführungen, Vorlagen aus Literatur, Zeitungsartikeln und Archivalien die authentische Lebenssituation der fränkischen Bevölkerung um 1920. Die meisten kulturellen Darbietungen fanden in den größeren Städten Frankens statt und verbreiteten sich von dort oft zögerlich in die Kleinstädte und ländlichen Gebiete. Beispielsweise stellt die Station „Theater und Politik“ in zwei Szenen die Skandaluraufführung des Theaterstücks „Masse Mensch“ von Ernst Toller im Stadttheater Nürnberg der blutigen Niederschlagung des Kapp Putsches am Nürnberger Hauptbahnhof gegenüber. In einem anderen Modul unter dem Thema „Kunstszene“ wird die überregional bedeutende Kunstausstellung in den Schrannensälen in Würzburg thematisiert, aber auch die oft religiös beeinflussten Ausdrucksformen der durch Schrecknisse des Ersten Weltkriegs traumatisierten Künstler, wie es in dem Erinnerungsgemälde des Malers Anton Rausch in Fladungen und in den Kriegerdenkmälern von Heinz Schiestl in Gollhofen bei Uffenheim und im unterfränkischen Rieden sichtbar wird. Zudem wird in einem Vexierbild die traditionelle der „modern – angehauchten“ Darstellungsweise gegenübergestellt. In dieser Kunstausstellung präsentierten auch Künstler aus Aschaffenburg wie Adalbert Hock, Maria von Fragstein-Niemsdorff und Max Nein ihre Werke. Das Thema „Kleidung“ präsentiert eine kleine Modenschau im nachempfundenen Nürnberger Künstlerhaus auf einer Drehscheibe mit Reformkleidung der Nürnberger Werkstätte des Verbandes Deutsche Frauenkleidung und Frauenkultur und der Mode um 1920. Die Kleider sind alle aus Papier gefertigt entsprechend einer Ankündigung des Kaufhaus Wild im Weißenburger Tagblatt, dass die neuen Modelle in seinem Schaufenster in Papiernachbildungen zu besichtigen seien. Ein weiteres Thema ist die große Wohnungs- und Lebensmittelnot, die das Leben in den Städten bestimmte. Aus dieser Not heraus entstanden überall neue Siedlungen wie im Norden Nürnbergs das Siedlungswerk oder in Aschaffenburg die Obernauer Kolonie. Weitere Themen beschäftigen sich mit der Gebrauchsmusik, aber auch dem Tonkünstlerfest und dem Kulturleben bis hin zum Eskapismus. Auch die Gründung des Frankenbundes im „Franziskaner“ in Würzburg und seine sehr schnelle Verbreitung in Franken wird in einem Raummodul dargestellt. Die Ausstellung, die auf keinem Gebiet Vollständigkeit anstrebt, gibt einen kleinen, ausgewählten Einblick in das kulturelle Leben in Franken, das trotz Not und Entbehrungen

„Wir sind wie aus dem Jungbrunnen entstiegen“

QNTAL vereint seit 30 Jahren die Klangwelten des Mittelalters in innovativer Weise mit denen der elektronischen Musik.

Museumsnacht (Samstag), 9. Juli, ab 21.15 Uhr | Schönborner Hof, Aschaffenburg

Wuchtige Beats und dunkle Synth-Klangwelten treffen bei QNTAL auf ein hohes musikalisches Niveau. Und Achtung: Die von Beginn an durch Sigrid („Syrah“) Hausen (Gesang) und Michael Popp (Instrumente, Kompositionen) vertretene Elektro-Mittelalter-Musik darf dabei nicht mit den typischen Vertretern des Mittelalter-Rocks in einen Topf geworfen werden …

In den Anfangsjahren, als QNTAL mit „Ad mortem festinamus“ einen ihrer Untergrund-Hits landeten, stand mit Ernst Horn der Mastermind des Darkwave-Duos „Deine Lakaien“ an den Keyboards. Bis jetzt haben die in Süddeutschland beheimateten Musiker um Syrah und Michael Popp acht Studioalben veröffentlicht. Anlässlich des Auftritts in der Museumsnacht im Schönborner Hof (Stadt- und Stiftsarchiv) hat Dr. Joachim Kemper, Leiter des Stadt- und Stiftsarchivs Aschaffenburg, mit Syrah und Michael gesprochen.

Sie können dieses Jahr auf 30 Jahre QNTAL zurückblicken. Wie sind Sie zu Beginn der 1990er-Jahre auf die Idee gekommen, „klassische“ Mittelaltermusik mit härterer Elektronik zu verbinden? Michael: Das war eigentlich eine gemeinsame Idee von Ernst Horn (Deine Lakaien) und mir. Wir hatten uns am Theater kennen gelernt, wo wir beide als Bühnenmusiker gearbeitet haben. Wir hatten den gleichen musikalischen Hintergrund und Interessen (klassische Ausbildung, Elektronik und Mittelalter). Wir haben dann einfach herum probiert, an eine offizielle Band haben wir nicht gedacht. Dazu war die Idee damals zu abgefahren. Welchen beruflich-musikalischen Hintergrund haben Sie beide? Syrah: Michael und ich haben zur gleichen Zeit am Mozarteum Musik studiert. Es gab damals einen berühmten Lehrer (Nikolaus Harnoncourt), der Spezialist für Alte Musik war. So haben wir dieses Genre kennen gelernt und sind bis heute noch davon begeistert. Wie kommt man eigentlich auf das Kürzel QNTAL? Welche Bedeutung steckt da dahinter? Syrah: Das ist eigentlich kein Kürzel, sondern ein Wort, das ich tatsächlich geträumt habe und zwar nur als Schrift. Also weiß niemand, wie man es korrekt ausspricht. Das war in der Nacht, nachdem mich Michael gefragt hat, ob ich in diesem Projekt mitmachen wollte. Mit Ihrem textlichen wie musikalischen Repertoire sprechen Sie Freunde der klassischen Mittelaltermusik ebenso an, wie Fans der alternativen Elektronik und des Metal – und natürlich der Gothicszene. Woher stammen Ihre Textquellen? Syrah: Wir benutzen eigentlich die gesamte mittelalterliche Literatur als Quelle. Nicht nur Gedichte und Lieder, auch die Romane werden manchmal verwurstelt. Unsere dritte CD ist z. B. nur von „Tristan und Isolde“ inspiriert. In letzter Zeit kommen immer mehr Texte aus der deutschen und englischen Romantik dazu. Wir haben auch zwei Texte des Fantasyautors MAHET vertont. Programmübersicht Museumsnacht

Samstag, 9. Juli, Einlass ab 19 Uhr

19 Uhr: Pascal Harkawe (Kurzgig, Support) Singer/Songwriter & Multi-Instrumentalist www.pascalharkawe.com 19.45 Uhr: Any Advice (Indierock, Support) Emotionale Texte gepaart mit ausgelassenen Soli und authentischer Ausstrahlung, die zwischen Selbstreflexion und Selbstfindung am Gefühl von Aufbruch festhalten. www.facebook.com/AnyAdviceBand 21.15 Uhr: QNTAL www.qntal.de

Ich habe QNTAL vor vielen Jahren als Vorband bei einem Konzert von „Deine Lakaien“ gesehen – und fand damals QNTAL bereits viel spannender. Welche Rolle spielen befreundete Musikprojekte (wie „Deine Lakaien“) – und vor allem eigene Bands wie das Mittelalter-Ensemble „Estampie“? Michael: Deine Lakaien spielen für QNTAL eigentlich keine Rolle, außer dass es ja ursprünglich ein „side-project“ dieser Band war. Aber halt: Was ich bei den Lakaien gelernt habe, ist die ganze technische Seite, wie man die doch recht zarten Mittelalterinstrumente so verstärkt, dass es mit den elektronischen Beats und Bässen zusammengeht. Mit „Estampie“ gibt es viele Überschneidungen – personell, die Texte, die Melodien – aber die Arbeitsweisen unterscheiden sich komplett. „Estampie“ arbeitet wie eine Band, mit Proben, Ausprobieren usw. QNTAL entsteht mehr im Kopf bzw. am Computer. „Estampie“ muss berücksichtigen, was das Instrument und der Interpret leisten können (deswegen geht das nur mit wirklich guten Musikern). Im eher virtuellen Raum ist viel mehr möglich in Bezug auf Ausdruck und Klang, dafür ist das Spontane, Handgemachte nicht so sehr möglich. Computer rules … Die letzten knapp zwei Jahre waren ja für LiveVeranstaltungen sehr problematisch … Wie sind Sie durch diese Zeit gekommen? Michael: Mir hat die Entschleunigung sehr gut getan. Ich habe mich zurückgezogen, mich viel mit indischer Musik beschäftigt. Daraus resultiert letztendlich unser nächstes großes „Estampie“-Projekt („Mahabarata“) mit indischen Musikern, Tänzern und Schauspielern. Die Uraufführung wird nächstes Jahr im Rahmen des Flandern-Festivals stattfinden. Syrah: Mir sind die Auftritte schon sehr abgegangen. Gottseidank kehrt die Normalität langsam wieder zurück. Welche Pläne haben Sie für dieses und das nächste Jahr noch in Bezug auf QNTAL? Syrah: Diese Jahr erscheint unsere neunte CD. Gerade sind wir schon beim Mischen, d.h. alles ist aufgenommen. Im Herbst wird die CD auf den Markt kommen. Michael: Danach planen wir ein großes akustisches Projekt mit QNTAL, zur Hälfte neue Stücke, zur Hälfte akustische Versionen von alten Songs. Insgesamt drei CDs … da haben wir ein paar Jahre zu tun (lacht). Was können Museumsnacht-Gäste erwarten? Wir hatten letzte Woche unseren ersten QNTAL-Auftritt seit zwei Jahren. Es hat wieder richtig Spaß gemacht. Wir sind wie aus dem Jungbrunnen entstiegen – so frisch wie noch nie (Gelächter). Wer gehört zur aktuellen QNTAL-Livebesetzung? In Aschaffenburg: wir beide, Markus Köstner, unser Drummer. Sarah Newman und Nara, mongolischer Gesang und Pferdekopfgeige. Zum Schluss: In welche drei QNTAL-Titel sollte jemand reinhören, der Sie und Ihre Musik bisher nicht kennt? „Palästinalied“, „ad mortem festinamus“, „swebende wunne“ Vielen Dank für das Interview! Dr. Joachim Kemper