Leidenschaft
Dem Volk aufʼs Maul zu schauen, das wird Politikern zuweilen nachgesagt. Aber auch Komponisten machen das gern und zwar durchaus im wörtlichen Sinne. Die Volksmusik ist schließlich ein riesiger Schatz, den es zu entdecken gilt - und was des Volkes Stimme kundtut, das ist schließlich Volks-Musik. Béla Bartók etwa hat intensiv die alten Lieder und Weisen seines Volkes erforscht. Seine Tanz-Suite basiert wie viele andere Werke Bartóks auf Motiven, die er dem Volk abgelauscht hat. Auch die Werke von Peter Eötvös und Witold Lutoslawski können einen gewissen volkstümlichen Einfluss nicht verleugnen, wenngleich man sie wohl kaum mehr als Volks-Musik bezeichnen kann - die war hier nur eine mehr oder weniger große Inspirationsquelle. Während Eötvös Cellokonzert eine virtuose Tour de Force für einen einzelnen Solisten ist, wird bei Lutoslawski auf einmal das ganze Orchester zu Solisten. Als solche sind die Orchestermitglieder ja auch während ihres langen Studiums ausgebildet worden. Hier dürfen sie mal so richtig zeigen, was musikalisch alles in ihnen steckt.
Jonathan Stockhammer \ Dirigat Sung-Won Yang \ Violoncello
Béla Bartók (1881-1945)
Tanz-Suite 13’
- Moderato
- Allegro molto
- Allegro vivace
- Molto tranquillo
- Comodo
- Finale. Allegro
Uraufführung am 19. November 1923 in Budapest
Peter Eötvös (*1944)
Cello Concerto Grosso 25’
- 1. Satz
- 2. Satz
- 3. Satz
Uraufführung am 18. Juni 2011 in Berlin
\ Pause \
Witold Lutosławski (1913-1994)
Concerto for Orchestra 30’
- Allegro maestoso (Intrada)
- Vivace (Capriccio notturno e Arioso)
- Andante con moto – Allegro giusto (Passacaglia, Toccata e Corale)
Uraufführung am 26. November 1954 in Warschau
9. Philhamonisches Konzert
Jonathan Stockhammer \ Dirigat
Jonathan Stockhammer
Jonathan Stockhammer studierte zunächst Chinesisch und Politologie, später Komposition und Dirigieren in seiner Heimatstadt Los Angeles. Noch während des Studiums sprang er für mehrere Konzerte beim Los Angeles Philharmonic ein und assistierte in der Folge dem Chefdirigenten Esa-Pekka Salonen. Mit Abschluss seiner Studien zog er nach Deutschland und entwickelte enge künstlerische Beziehungen zu bekannten Ensembles wie dem Ensemble Modern oder dem Ensemble Resonanz.
Im symphonischen Bereich hat Jonathan Stockhammer zahlreiche renommierte Klangkörper geleitet und war auf renommierten Festivals zu Gast. Eine besondere Vorliebe hat Jonathan Stockhammer für grenzüberschreitende Produktionen. Dazu gehören eine CD mit Werken von Frank Zappa mit dem Ensemble Modern sowie der neue Soundtrack zu Sergei Eisensteins Film Panzerkreuzer Potemkin von und mit den Pet Shop Boys.
Die von ihm dirigierte Liveaufnahme The New Crystal Silence mit Chick Corea, Gary Burton und dem Sydney Symphony Orchestra erhielt 2009 einen Grammy. Sehr erfolgreich war auch seine Zusammenarbeit mit dem Rapper Saul Williams für Said the Shotgun to the Head, eine Komposition von Thomas Kessler, die Jonathan Stockhammer mit dem WDR Sinfonieorchester Köln, dem RSO Stuttgart und Oslo Philharmonic zur Aufführung brachte.
Sung-Won Yang \ Violoncello
Sung-Won Yang
Der in Seoul geborene Sung-Won Yang schloss sein Studium am Pariser Konservatorium und an der Indiana University als Assistent von Janos Starker ab. Er war Juror beim Internationalen Kammermusikwettbewerb von Banff in Kanada, beim Internationalen Cellowettbewerb André Navarra in Frankreich und beim Internationalen Cellowettbewerb Cassado in Japan. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen und ist derzeit Professor an der Yonsei University School of Music in Seoul sowie Gastprofessor an der Royal Academy of Music und künstlerischer Leiter von Festivals in Beaune und PyeongChang.
Seine Aufführungen des Cellokonzerts von Camille SaintSaëns, des Doppelkonzerts von Johannes Brahms und der Variationen über ein Rokoko-Thema von Pjotr Iljitsch Tschaikowsky mit dem Orchestre Symphonique Français wurden vom französischen Staatsfernsehen und in ganz Europa übertragen.
Als häufiger Interpret zeitgenössischer Musik gibt er regelmäßig neue Werke in Auftrag, darunter ein Trio für Violine, Cello und DaeGum (traditionelle koreanische Holzflöte) des koreanisch-amerikanischen Komponisten Jee Young Kim (2006) und ein Trio für Klavier, Violine und Cello des französischen Komponisten Pierre Charvet (2006), das in Saint-Nazaire und Paris uraufgeführt wurde.
Béla Bartók
Béla Bartók (1881-1945)
Tanz-Suite
Im Jahr 1923 veranstaltete die Budapester Stadtverwaltung ein großes Fest, um den 50. Jahrestag des Zusammenschlusses der Städte Buda und Pest zu feiern, zwei recht unterschiedliche, wenn auch benachbarte - an gegenüberliegenden Ufern der Donau gelegene – Städte: Buda, die alte Stadt mit ihren kaiserlichen Traditionen und aristokratischen Residenzen, und Pest, das kommerzielle Zentrum, in dem sowohl die Mittelschicht als auch die Arbeiterklasse lebten. Drei Jahre nach dem als Folge des Ersten Weltkrieges ausgehandelten Vertrags von Trianon bedeutete die Feier dieser Vernunftehe auch eine Rückkehr ins Leben für die gesamte Nation Ungarns, die damals rund zwei Drittel seines historischen Territoriums an neu gegründete Nationalstaaten abtreten musste.
Zur Krönung des Vereinigungsjubiläums von Buda und Pest veranstalteten die Stadtväter unter anderem ein großes Konzert, bei dem die führenden Komponisten des Landes auftraten. Ernö Dohnányi, Béla Bartók und Zoltán Kodály wurden beauftragt, jeweils ein Werk beizusteuern, die vom Orchester der Budapester Philharmonischen Gesellschaft unter der Leitung von Dohnányi aufgeführt werden sollten. Das Konzert, das am 19. November 1923 stattfand, war nur teilweise der erhoffte Erfolg. Bartóks Beitrag, die Tanzsuite, bekam ein gemischtes Echo. Durchgefallen war sie zwar nicht, aber einen durchaus karrierefördernden Skandal gab es auch nicht. „Meine Tanzsuite wurde so schlecht aufgeführt, dass sie keinen nennenswerten Erfolg erzielen konnte“, schrieb Bartók später.
„Trotz ihrer Einfachheit gibt es ein paar schwierige Stellen,
\
Tanz-Suite
Béla Bartók \ Tanz-Suite
und unsere Philharmoniker waren dafür nicht reif genug. Die Probenzeit war, wie üblich, viel zu kurz, so dass die Aufführung wie Blattspiel klang, und zwar schlechtes.“
Zwei Jahre später wurde die Suite jedoch im Rahmen des Festivals der Internationalen Gesellschaft für zeitgenössische Musik in Prag von der Tschechischen Philharmonie unter Václav Talich erneut aufgeführt und fand großen Anklang. Es folgten Aufführungen in ganz Europa.
Während die Tanz-Suite für Bartok allerhöchstens eine gewisse Nostalgie für das ursprüngliche Ungarn mit seiner außergewöhnlichen ethnischen Mischung zum Ausdruck bringen könnte, machten die kommunistischen Kulturgenossen der Nachkriegszeit daraus eine „Hymne der Brüderlichkeit der Nationen und Völker“: Ungarn, Rumänen, Slowaken, Sinti, Roma und Araber. Doch der Komponist hatte zuvor schlicht erklärt, dass die Tanzsuite „das Ergebnis meiner Forschungen und meiner Liebe zur Volksmusik“ sei, die er seit 1905 studiert und aufgezeichnet habe. Nirgends hat er angedeutet, dass sie möglicherweise als „Hymne“ auf irgendetwas hätte dienen sollen.
Die Themen der sechssätzigen Suite sind Bartóks ureigene Erfindungen, basieren jedoch auf seinem Studium ungarischer Volksmelodien und verwenden auch entsprechende Rhythmen. Die ohne Pause gespielten Sätze sind durch ein lyrisches Ritornell miteinander verbunden. Grotesk sind die ersten beiden Sätze, wobei der erste Satz durch zwei Fagotte nach Aussage des Komponisten „eher arabisch anmutend“ eingeleitet wird. Der zweite Satz mit
Béla Bartók \ Tanz-Suite
seinen schleichenden Posaunen und schmetternden Trompeten erinnert stark an die Musik für die Ballettpantomime „Der wunderbare Mandarin“, die damals noch unvollendet in Bartóks Schublade schlummerte. Im dritten Satz ist vor allem eine Reihe von Celesta- und Harfenglissandi über einer trillernden Flöte auffällig, die im weiteren Verlauf dieses Tanzes zu hören sind. Der vierte Tanz beginnt fast bewegungslos, mit einer bedrohlichen Stille, die sich zu einem Vorgeschmack auf das entwickelt, was zu einer von Bartóks charakteristischsten Klanglandschaften werden sollte: eine gespenstische Nocturne, in der die Instrumente einzeln auftreten, zuerst Englischhorn und Bassklarinette, gefolgt von Flöte, Oboen, Klarinetten und Fagotten, die dann in umgekehrter Reihenfolge wieder die Klangbühne verlassen. Schließlich kündigt ein Anklingen des Ritornells ein Rondo an, das die meisten der früheren Themen der Tanzsuite in einem lärmenden Tumult zusammenführt.
Die Tanzsuite gehört heute zum Standardrepertoire aller großen Orchester undd zählt zu den meist aufgeführten Werken Bartóks.
Béla Bartók
„Hier verschmelzen tatsächlich ungarische oder transsylvanische Melodien und Tänze mit Bartóks eigenen Ideen zu einer Einheit. Das ist eine so außergewöhnliche Idee, so als hätte man einen Kaiser und einen Bauern zu einem Gespräch an einen Tisch gebeten – und es hätte funktioniert!“
Cem Mansur
\ Tanz-Suite
Peter Eötvös \ Cello Concerto Grosso
Peter Eötvös (*1944)
Cello Concerto Grosso
„Das Werk ist ein mehrschichtiger Dialog: Der Solocellist konzertiert mit der Cellogruppe des Orchesters, Solist und Gruppe treten darüber hinaus in einen Dialog mit dem ganzen Orchester. Das Konzert folgt dem klassischen Muster mit drei Sätzen, die mit ´energisch, tänzerisch´, ´meditativ´ und ´frisch, perlend´ charakterisiert werden könnten. Die Musik zitiert auch instrumentale Volksmusiktechniken Transsylvaniens, wie beispielsweise das ´Bartók-Pizzicato´ mit seinem knallenden, perkussiven Sound“, so der Komponist Peter Eötvös über sein Werk.
In diesem Jahr hat Eötvös, der zu den bedeutendsten zeitgenössischen Dirigenten und Komponisten zählt, sein 80. Lebensjahr vollendet. Immer noch voller Tatendrang, ist das ein Anlass, um auf die Anfänge zurückzuschauen. Die liegen bei Eötvös schon sehr früh: Als fünfjähriger Bub komponiert er für seine Mutter bereits einen Kanon, sein Opus 1 entstand im Alter von 17 Jahren: Kosmos, ein Klavierstück, das durch den ersten Weltraumflug Juri Gagarins ausgelöst wurde und von der immer noch andauernden Begeisterung des Komponisten für das Universum zeugt.
Wichtige Stationen im Leben von Eötvös waren seine Studien an der Hochschule für Musik in Köln, wo er Karlheinz Stockhausen traf. Die Folge war eine jahrzehntelange freundschaftliche Zusammenarbeit. Diese Zeit hat ihn ebenso beeinflusst wie der Jazz, die Musik von Frank Zappa, Film, Theater, Literatur und auch die
Zusammenarbeit mit den französischen Dirigenten und Komponisten Pierre Boulez. Eötvös hat sich vor allem als Opernkomponist profiliert und war von 1979 bis 1991 Musikdirektor des Ensemble Intercontemporain. 1991 gründete er das International Eötvös Institute and Foundation zur Förderung von jungen Dirigentinnen und Dirigenten sowie Komponistinnen und Komponisten.
Eötvös selbst schreibt über sein Cello Concerto Grosso, das die barocke Form eines Concerto grosso mit der Form des klassischen Solokonzertes mischt: „Laut der ursprünglichen Bedeutung des Concerto grosso wetteifert nicht nur ein Solist, sondern eine ganze Gruppe von Solisten mit dem Orchester. Der Doppeltitel, Cello Concerto Grosso, weist darauf hin, dass ich neben den acht Cellisten des Orchesters – als Concertino – auch einen Violoncello-Solisten, wie einen ´Vortänzer´, mit einbezogen habe. Mein Concerto ist eine Aneinanderreihung kurzer Tanzszenen, vielleicht sogar der ´letzte Tanz´ der traditionellen transsylvanischen Kultur, die zum allmählichen Verschwinden verurteilt ist. Glücklicherweise haben neben anderen auch Béla Bartók und László Lajtha noch vor etwa einem Jahrhundert Materialien gesammelt und aufgezeichnet, die belegen, wie damals die instrumentale Tanzmusik traditionell gespielt wurde. Seit meinem Oratorium Atlantis (1995) verwende ich in einigen meiner Kompositionen auch diese speziell transsylvanischen Spieltechniken und charakteristischen Melodiewendungen. Stets mit einer leisen Wehmut, denn dies ist vielleicht das letzte Mal, dass wir miteinander
Peter Eötvös
\ Cello Concerto Grosso
tanzen. Zu solchen Spieltechniken gehören nicht nur die häufigen, als ´Bartók-Pizzicato´ bekannten, knallend gezupften Töne, sondern auch die tänzerisch schwungvollen Glissandi, die besonders darauf hinweisen, dass diese Tanzmusik in der Regel mit Streichinstrumenten gespielt wurde. Drei Tanzsituationen wechseln sich regelmäßig ab: Der stampfende Tanz der Männer, die langsam schwebenden Tänze der Frauen und die gemeinsamen Tänze, die von Zeit zu Zeit bruchartig auseinanderfallen – zu viele kennen die Schritte bereits nicht mehr.“
„Meine wichtigste Eigenschaft als Dirigent war es, wie ein Komponist zu denken. Und umgekehrt.“
Peter Eötvös
Witold Lutosławski (1913-1994)
Concerto for Orchestra
Woche für Woche schallte von 1969 bis 1988 Witold Lutosławskis „Concerto for Orchestra“ aus den TV-Geräten bundesdeutscher Haushalte, zumindest einige Takte davon. Die Passage war außerordentlich markant. Massive repetierende Streicherakkorde (Strawinskys Sacre lässt grüßen...), aufsteigende, irrwitzig flirrende Bläsergirlanden, eine eigentümlich „eckige“, sich abwärts windende Melodiefolge – das war die Titelmelodie des von Gerhard Löwenthal moderierten „ZDF-Magazins“, die vielen Hörern noch im Ohr sein dürfte. Das Magazin widmete sich insbesondere Deutsch-Deutschen Themen und veröffentlichte zum Beispiel Hilferufe von DDR-Bürgern. Die Wahl der Titelmusik war da zweifelsohne ein durchaus programmatisches Statement, saß doch auch Lutosławski, Doyen und Vaterfigur vieler polnischer Komponisten, hinter dem Eisernen Vorhang.
Für viele polnischen Komponisten des 20. Jahrhunderts, darunter etwa die international bekannten Henryk Górecki und Krzysztof Penderecki, stellte Lutosławskis Musik eine sehr reale Verbindung zwischen den nationalistischen und spätromantischen Stilen von Szymanowski und Paderewski vor dem Zweiten Weltkrieg und dem ultramodernen Denken der jüngeren Polen her. Auch Lutosławski begann mit einem Fuß in der Tradition und studierte am gleichen Warschauer Konservatorium, an dem hundert Jahre zuvor Frédéric Chopin ausgebildet wurde. Neben Komposition studierte er Klavier und Geige, später auch Mathematik.
Die Besetzung Polens durch die Nationalsozialisten und das fast unmittelbare Vordringen des sowjetischen Sozialismus in der Nachkriegszeit haben die Entstehung einer polnischen Avantgarde ebenso gehemmt wie die zunehmende Isolation hinter dem Eisernen Vorhang.
Infolgedessen konnte die moderne und avantgardistische Musik von Schönberg oder Webern, Stockhausen, Messiaen oder Boulez, die über das Radio oder durch individuelle Kontakte in das sozialistische Mittel- und Osteuropa gelangte, von Lutosławski und seinen Kollegen nur im Untergrund rezipiert werden. Eine Lockerung dieser Beschränkungen erfolgte zumindest für Polen 1955. Im darauffolgenden Jahr wurde das legendäre Festival für neue Musik „Warschauer Herbst“ ins Leben gerufen.
Lutosławski hatte bereits seit den 1930er Jahren polnische Volksmusik komponiert und griff in seinen Werken nach dem Krieg immer wieder auf dieses reiche Material zurück. Seine erste Symphonie aus dem Jahr 1947, die zu Beginn der sozialrealistischen Doktrin noch verboten wurde, markiert den Beginn seiner Suche nach einer neuen Art der Annäherung an den musikalischen Klang. Bereits in den 1940er Jahren hatte Lutosławski begonnen, mit der Zwölftontechnik zu experimentieren. Er bewegte sich weiter auf dem Pfad der Ultramoderne, nachdem er 1960 eine Radiosendung von John Cages Klavierkonzert gehört hatte, und begann, unbestimmte (d. h. zufällige) Elemente in seine Werke einzubauen. Nach 1980 vollzog Lutosławski eine stilistische Wende: Seine Spätwerke dokumentieren eine verstärkte Rezeption und musikalische Hinwendung zum französischen Impressionismus.
Lutosławski \
for Orchestra
Witold
Concerto
1. Satz
Der erste Satz basiert auf einer volkstümlichen Melodie aus Masowien, dem polnischen Bezirk, zu dem auch Warschau gehört. Die über einem majestätischen Orgelpunkt in den tiefen Streichern eingeführte, rhythmisch eigenwillige Melodie wird an andere Abteilungen des Orchesters weitergereicht, wobei im weiteren Verlauf weitere Melodien die Textur bereichern. Auf die Eröffnung, die im Verlauf des Satzes wie eine Art Ritornell wiederkehrt, folgen kontrastierende Episoden. Besonders zauberhaft ist die abschließende Episode, wenn sich über einem endlos gehaltenen Akkord und zarten Perkussionsschlägen viele Soloinstrumente mit dem ersten Thema überschneiden. Ganz am Ende spiegelt sich der tiefe Orgelpunkt des Beginns in einer Art Umkehrung, die von der Piccoloflöte am oberen Ende des orchestralen Klangspektrums symbolisiert wird.
2. Satz
Der zweite, überleitende Satz ist ein flatterhaftes Scherzo mit kontrastierendem Trio, das in seiner Struktur den Menuettsätzen von Haydn und Mozart ähnelt. Lutosławskis außerordentliche Fähigkeiten hinsichtlich der Orchestrierung werden hier am deutlichsten.
3. Satz
Der dritte Satz, der länger ist als die ersten beiden zusammen, kann als Hauptteil der Komposition verstanden werden. Er ist in drei Abschnitte unterteilt, die auch die größere Gliederung des gesamten Werks widerspiegeln: Passacaglia, Toccata und Corale. Eine Passacaglia basiert auf einer sich wiederholenden Basslinie. Das Thema dieses Satzes erklingt zunächst in der Harfe und den Kontrabässen, zu denen sich nach und nach die anderen Orchestergruppen gesellen.
Witold Lutosławski \ Concerto for Orchestra
Witold Lutosławski
\ Concerto for Orchestra
Die Toccata ist eine verbindende Episode, die das stetig steigende Energieniveau der Passacaglia abfedert.
Der Choral, der zunächst von Oboen und Klarinetten eingeleitet wird, ist der Höhepunkt des Satzes.
Es folgt eine Coda in schnellem Tempo, die das Werk abschließt.
Kaija Saariaho
für Sopran und Orchester
„Wahrheit in der Musik verstehe ich als aufrichtigen, ehrlichen Ausdruck dessen, was man anderen Menschen an Eigenem zu sagen hat.“
Witold Lutosławski
Guido Krawinkel studierte in Bonn Musikwissenschaften, Französisch, Kommunikationsforschung und Philosophie. Als freier Musikjournalist arbeitet er u.a. für den Bonner Generalanzeiger, NMZ, Crescendo, Klassik-Heute, die Bamberger Symphoniker und die Elbphilharmonie.
\
Émilie-Suite
Bremer Philharmoniker
Bremer Philharmoniker
1. Violine
Anette Behr-König
\ Konzertmeisterin
Oleh Dulyba
\ Konzertmeister
Reinhold Heise
\ stellv. Konzertmeister
Anja Göring
N.N.
Britta Wewer
Dagmar Fink
Rafael Wewer
Gert Gondosch
Kathrin Wieck
Katja Scheffler
Marina Miloradovic
Julia Nastasja Lörinc
Leila Hairova
Viola Klein
2. Violine
Romeo Ruga
Jihye Seo-Georg
Doretta Balkizas
Soobin Kim
Florian Baumann
Immanuel Willmann
Christine Lahusen
Bettina Blum
Beate Schneider
Ines Huke-Siegler
Lenamaria Kühner
Anna Schade
Haozhe Song
Viola
Boris Faust
Annette Stoodt
Marie Daniels
Yin-Ying Tseng
Gesine Reimers
Steffen Drabek
Anke Ohngemach
Dietrich Schneider
Auste Ovsiukaite
Saori Yamada
Hayaka Sara Komatsu
Violoncello
Antonia Krebber
Hannah Weber
Ulf Schade
Karola von Borries
Benjamin Stiehl
Andreas Schmittner
Caroline Villwock
Joke Flecijn
Kontrabass
Hiroyuki Yamazaki
Eva Schneider
Florian Schäfer
Christa Schmidt-Urban
David Barlow
Asako Tachikawa
Flöte
Hélène Freyburger
Mihaela Goldfeld
Wen-Yi Tsai
Euna Sim
Svea Guémy
Oboe
Andrew Malcolm
Gregor Daul
Abraham Aznar Madrigal
Daisuke Nagaoka
Klarinette
Martin Stoffel
Shiho Uekawa
Olaf Großmann
Raphaël Schenkel
Liana Leßmann
Fagott
Dirk Ehlers
Johannes Wagner
Berker Šen
Naomi Kuchimura
Horn
Matthias Berkel
Ines Köhler
Friedrich Müller
Stefan Fink
Dirk Alexander
Peter Schmidt
Trompete
Roman Lemmel
Thomas Ratzek
Michael Boese
Rudolf Lörinc
Posaune
Anatoli Jagodin
Wolfram Blum
Georg Steiner
Michael Feuchtmayr
Tuba
Ernst Haake
Harfe
Amandine Carbuccia
Pauke / Schlagzeug
Nils Kochskämper
Rose Eickelberg
Simon Herron
André Kollikowski
Pao Hsuan Tseng
Orchesterwarte
Torsten Scheffler
Felix Caspar
Oliver Buss
Bremer Philharmoniker
Bremer Philharmoniker
Bremer Philharmoniker
So 17.3.24 \ 11:30 Uhr \ Halle 1 im Tabakquartier Kammermusik am Sonntagmorgen Aus meinem Leben
Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791)
Streichquartett d-Moll KV 421
Bedřich Smetana (1824-1884)
Streichquartett Nr. 1 e-Moll „Aus meinem Leben“
Quattro corde
Marina Miloradovic\ Violine
Katja Scheffler \ Violine
Gesine Reimers\ Viola
Karola von Borries\ Violoncello
Fr 5.4.24 \ 19:00 Uhr \ Rathaus Bremen, Obere Rathaushalle Benefizkonzert
12. Gala gegen Krebs
Italienische Opernarien
Florian Ludwig \ Dirigat
So 7.4.24 \ 11:30 Uhr \ Halle 1 im Tabakquartier Kammermusik am Sonntagmorgen Ménage-à-trois
Antonín Dvořák (1841-1904)
Terzetto C-Dur op. 74, Bagatellen op. 47, Miniaturen op. 75a
Eugène Ysaÿe (1858-1931)
Trio op. 35 „Le Londres“
Zoltán Kodály (1882-1967)
Serenade op. 12
Jihye Seo-Georg \ Violine
Ines Huke-Siegler \ Violine
Annette Stoodt \ Viola
Alexander Rumpf \ Harmonium
Vorschau
Fr 12.3.24 \ 19:00 Uhr \ Halle 1 im Tabakquartier
PhilX
Himmel über Charkiw
Musikalische Lesung aus dem Buch
„Der Himmel über Charkiw“ von Serhij Zhadan zu Antonín Dvořáks (1841-1904) Dumky-Trio.
Trio Beluc
Jihye Seo-Georg \ Violine
Benjamin Stiehl \ Violoncello
Manami Ishitani-Stiehl \ Klavier
Franziska Mencz, Rezitation
So 14.4.24 \ 11:00 Uhr \ Glocke
Mo 15.4.24 \ 19:30 Uhr \ Glocke
10. Philharmonisches Konzert
Rausch
John Adams (*1947)
The Chairman Dances. Foxtrott für Orchester
Sergej Prokofjev (1891-1953)
Konzert für Violine und Orchester Nr. 1 D-Dur op. 19
Ludwig van Beethoven (1770-1827)
Symphonie Nr.7 A-Dur op. 92
Marko Letonja \ Dirigat
Alina Pogostkina \ Violine
Impressum
Herausgeber
Bremer Philharmoniker GmbH
Am Tabakquartier 10, Halle 1 28197 Bremen
info@bremerphilharmoniker.de www.bremerphilharmoniker.de
Texte
Guido Krawinkel
Redaktion
Barbara Klein
Konzeption
H&K+S / Agentur für Gestaltung
Gestaltung
Martina Vierthaler
Fotocredits
Titel, S.3 stock.adobe.com
S. 6, Marco Borggreve
S. 7, Yang
S. 9, gemeinfrei
S. 13, Levente Bacsko
S. 15, wikicommons
S. 22, Caspar Sessler
S. 24, Rudolf Lörinc
S. 25, Nikolaj Lund
S. 26, Bremer Philharmoniker
S. 27, Lukas Klose
Medienpartner
Nachdruck verboten
Wir danken den beteiligten Künstleragenturen und Fotografen für die freundliche Unterstützung.
Gemeinsam die Bremer Philharmoniker fördern prophil e. V., der Freundeskreis der Bremer Philharmoniker, schafft finanzielle Freiräume für innovative Projekte der Bremer Philharmoniker und hilft so, durch Musik unsere Stadt liebens- und lebenswert zu machen. Unsere Mitglieder bilden mit der uns verbindenden Freude an der Musik und dem gemeinsamen Engagement ein Netzwerk zur Förderung des Orchesters und damit auch der klassischen Musik in Bremen und umzu.
Über die besonderen Veranstaltungen, die wir zusätzlich zum Konzertbetrieb in der Glocke ermöglichen, bauen wir eine Brücke in die Stadtgesellschaft. Mit unseren Mitgliedsbeiträgen und Spenden kann unter anderem die Musikwerkstatt der Bremer Philharmoniker gefördert sowie die Initiative »Orchester des Wandels« unterstützt werden, bei der sich die Musiker:innen in außergewöhnlichen Konzertformaten mit der Klimakrise auseinandersetzen.
Das bietet prophil Ihnen:
Einladung zum Neujahrsempfang, Einladung zu Orchester proben, Einladung zur Teilnahme an exklusiven Konzertreisen, intensive Begegnungen mit Musiker:innen und Dirigent:innen, kostenlose Teilnahme an einem 5nachsechs-Konzert pro Spielzeit
Weitere Informationen und Kontakt unter www.prophil.de
Der prophil-Vorstand (v.l.n.r.):
Claudia Marcus und Prof. Dr. Hans-Werner Zoch (stellv. Vorsitzende), Rolf Mählmann (Schatzmeister) sowie Daniel de Olano (Vorsitzender).
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