Bremer Heimstiftung aktuell 02/11

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www.bremer-heimstiftung.de · Das Blog der Bremer Heimstiftung: www.lebens-weisen.de

Bremer Heimstiftung

aktuell

Nr. II / 2011 April – Juni

Quo vadis, Altenhilfe?

Das Porträt Dr. Ferdinand Wilke: auf den Spuren seines berühmten Vorfahren

Die Bremer Heimstiftung setzt auf Vielfalt: Hier ist das Leben alles, nur nicht langweilig… Rendezvous mit Rudi und Horst Hanna Schröder (87) wird zur »Rockerbraut«


Aus dem Inhalt

Aus für Diabetikerlebensmittel Diätkekse & Co. – ihre Tage sind gezählt! Ernährungs beraterin Helga Strube verrät im Interview, was das bedeutet. Seite 14

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Titelthema Bewegung für mehr Lebensqualität »MiA« macht mobil im Alter Bremen Der Liebe auf die Sprünge helfen Sex im Seniorenalter ist nicht peinlich, sondern gesund

Service 10 Tipps & Termine Bleiben Sie gesund! Im April dreht sich in den Residenzen der Bremer Heimstiftung alles um das Thema Gesundheit – mit Vorträgen, Diskussionen und Mitmach-Aktionen.

12 Häuser und Einrichtungen der Bremer Heimstiftung auf einen Blick Gesundheit 17 Oh du schöne Spargelzeit Warum das Stangengemüse so beliebt ist

Seite 15-16

Aufgeschlossen für andere Religionen… …Kulturen und Traditionen. Die Bremer Heimstiftung geht mit der Eröffnung einer jüdischen Pflege-Wohngemeinschaft neue Wege in Bremen. Seite 22

Aus den Häusern 19 Viel näher dran an den Menschen Mehr als ein halbes Jahrhundert Fichtenhof 21 Humor ist, wenn man trotzdem lacht Udo Busch steht mitten im Leben – trotz Erblindung 22 Rückblick Bremer Heimstiftung eröffnet erste eigene Physiotherapiepraxis

Impressum

Willkommen zum »Tag der offenen Tür« Stiftungsdorf Rönnebeck Stiftungsresidenz St. Ilsabeen Stiftungsdorf Gröpelingen Stadtteilhaus Kattenesch Stiftungsresidenz Ichon Park Stiftungsresidenz Landhaus Horn Stadtteilhaus St. Remberti Stiftungsdorf Blumenkamp Stiftungsdorf Osterholz Stiftungsdorf Fichtenhof Stiftungsresidenz Riensberg

jeden ersten Sa. im Monat 14 -17 Uhr jeden letzten Sa. im Monat 15 -17 Uhr jeden letzten Di. im Monat 15 -17 Uhr jeden Do. 16 -19 Uhr Mi., 13. April 15 -18 Uhr Mi., 13. April 11-17 Uhr Sa., 16. April 14.30 -17 Uhr Mi., 18. Mai, 9.30-12 und 15 -18 Uhr So., 22. Mai, 14 -17 Uhr mit Tanztee So., 22. Mai, 9 -18 Uhr mit Wahllokal So., 26. Juni, 15 -17 Uhr

Herausgeber Bremer Heimstiftung, Marcusallee 39, 28359 Bremen, verantwortlich: Alexander Künzel Produktion kontext kommunikation info@kontext-kommunikation.com Text + Redaktion Kerstin Schnaars, Sandra Wagner Gestaltung PfeifferDesign, info@PfeifferDesign.de Fotos Bremer Heimstiftung, Martin Rospek, Michael Bahlo, privat, Senator für Umwelt, Bau, Verkehr und Europa, knipseline - pixelio.de, Gina Sanders - Fotolia.com, LPhoto - Fotolia.com Nächster Erscheinungstermin 30. Juni 2011

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Editorial

Kurz notiert

Guten Tag!

Bremen möchte sich »fairbessern«…

So viel Veränderung, so viel Wahlmöglichkeit rund ums Leben im Alter war noch nie! Jahrzehntelang dominierte der »Einheitslook« das Gesicht der Altenhilfe-Angebote. So hieß der Ort zum Älterwerden oft »Haus Abendfrieden« oder ähnlich – angesiedelt möglichst fernab von städtischem Leben. Und der Alltag in solch einer »Anstalt«, vorzugsweise unter Leitung einer energischen Oberschwester, nahm doch recht ungeniert Anleihe an unseligen militärischen Vorbildern. »Wohnen, wo das Leben weitergeht« oder »Mittendrin statt außen vor« – so sieht die Bremer Heimstiftung sich im 21. Jahrhundert. Und dass dies nicht nur Werbefloskeln sind, beweist die Vielfalt unserer Angebote. Wir messen uns daran und werden daran gemessen, inwieweit es uns gelingt, Einschränkungen des Alltags zum Trotz individuelle Lebensentwürfe zu unterstützen. Also Vielfalt statt Einfalt mit dem Ziel, Menschen unabhängig von Handicaps die Teilhabe am normalen Leben zu ermöglichen. Versuchen Sie einmal, die Angebote für ältere Menschen durch diese Brille zu begutachten. Unter dem Dach der Bremer Heimstiftung können Sie spannende Entdeckungen machen.

… und die Bremer Heimstiftung ist mit dabei! Bremen bewirbt sich um den Titel »Hauptstadt des Fairen Handels 2011«. Dahinter verbirgt sich ein Wettstreit, der von der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt der GIZ (Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit GmbH) ausgelobt wird. Ziel der Initiatoren ist es, beispielhafte regionale Aktionen und Projekte rund um Fair Trade in die Öffentlichkeit zu tragen, um den fairen Handel voran zu bringen. Den fünf »fairsten« Wettbewerbsteilnehmern winken 100.000 Euro Preisgeld. Als eine von mehreren Bremer Institutionen, Behörden und Unternehmen beteiligt sich die Heimstiftung mit eigenen Beiträgen an der Bewerbung. Seit Anfang März gibt es in allen 26 Häusern der Stiftung fair gehandelten Tee und Basmati-Reis. Der ausgeschenkte Assam-Tee etwa stammt aus biologisch kontrolliertem Anbau im Garten Sewpur, Indien. Derzeit plant die Bremer Heimstiftung weitere Aktionen, die im Juli 2011 in die Bremer Bewerbung einfließen sollen. ●

Mit freundlichen Frühjahrsgrüßen Ihr Alexander Künzel Vorstandsvorsitzender Bremer Heimstiftung

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Titelthema

Auf dem Weg zu noch mehr Vielfalt Lebensentwürfe gibt es so viele, wie es Menschen gibt. Wie könnte das Alter in einem Pflegeheim traditionellen Stils da die Lösung sein? Die Bremer Heimstiftung geht andere Wege. Sie setzt sich gezielt für mehr Vielfalt und Teilhabe ein. Ältere Menschen hinein holen ins Leben, so dass sie ihre Fähigkeiten einsetzen und eigene Ideen umsetzen können, das ist es, wofür Alexander Künzel, Vorstandsvorsitzender der Heimstiftung, sich engagiert. Einer der Schlüssel zum Erfolg sind für ihn Häuser, die als lebendige Stadtteilzentren funktionieren, in denen Bewohner, Angehörige, Nachbarn und Dienstleister oder Ehrenamtliche ein- und ausgehen, miteinander leben, sich gegenseitig unterstützen und voneinander profitieren. Das kann durchaus bedeuten, dass Senioren den Werk- und Kunstunterricht in der benachbarten Grundschule besuchen, um Schüler zu unterstützen – so, wie es im Stiftungsdorf Borgfeld seit Kurzem geschieht, denn: »Das Alter ist doch kein Leben unter der Käseglocke«, sagt Alexander Künzel, »da ist noch ganz viel möglich.« Auch in anderen Häusern lebt dieses Konzept – immer ein wenig anders, immer individuell. Ganz so, wie es sich gut in das gesellschaftliche Leben des jeweiligen Viertels einfügt. So ist das Stiftungsdorf Fichtenhof demnächst Wahllokal, in der Stiftungsresidenz St. Ilsabeen entsteht ein Kindergarten, im Stadtteilhaus OTe steht Bollywood-Tanz auf dem Programm und im Landhaus Horn wohnen junge, internationale Künstler zur Untermiete. Sicherheit und Pflege, die viele ältere Menschen sich wünschen oder brauchen, kommt deshalb nicht zu kurz. Hier setzt die Stiftung mit einem ambulanten Pflegedienst, dem Wohnen mit Service, mit Angeboten wie der Tages- oder Kurzzeitpflege sowie Haus- oder Pflege-

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Alexander Künzel (l.) und Franz Müntefering in Bremen

Wohngemeinschaften für Menschen mit und ohne Demenz auf eine Vielfalt, die es erlaubt, selbst zu entscheiden, wie viel Unterstützung nötig ist. Konzepte und Angebote wie diese finden auch überregional Beachtung: »Was wir hier finden, ist ein gutes Beispiel dafür, wie man es machen kann«, urteilte Franz Müntefering, Demografiebeauftragter der SPD Bundestagsfraktion, anlässlich eines Besuchs in verschiedenen Häusern der Bremer Heimstiftung vergangenes Jahr über das Miteinander von Alt und Jung im Haus im Viertel. Eine Pflegewohngemeinschaft für Menschen mit Demenz, Wohnungen mit Serviceangebot, die Volkshochschule, Pflegedienste, ein Café mit Bistro, eine buddhistische Glaubensgemeinschaft, ein Kindergarten, Ehrenamtliche und zahlreiche Nachbarn sorgen hier mit Bewohnern und Angehörigen für Leben auf dem Gelände. ●


Titelthema

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Ich bin glücklich darüber, dass sich meine Tante hier in der Pflege-Wohngemeinschaft trotz Demenz so gut eingelebt hat. Es war schön zu sehen, wie sie immer offener wurde. Sie bewohnt ihr eigenes Zimmer und weiß genau, was sie will – und was nicht. Die Essensvorbereitungen in der Wohnküche liegen ihr nicht so. Aber es ist immer etwas los, das ihre Neugier weckt. Mit einem der Betreuer geht sie heute sogar allein spazieren. Ich bin

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Es gibt nichts, was ich hier im Haus nicht mitmache. Ich habe viel dazu gelernt und Dinge erlebt, die ich sonst nie erlebt hätte. Zum Beispiel die gemeinsamen Unternehmungen mit den Kleinen aus dem Kindergarten. Fruchtsalat schnippeln, Blumen pflanzen, basteln – die strahlenden Kinderaugen sind da das Schönste. Die sind nicht mit Geld zu bezahlen. Toll ist auch, dass wir gemeinsam hier sein können. Meine Lebensgefährtin wohnt auf der gleichen Ebene, aber in einem eigenen Zimmer. Das ist auch gut so, denn sie ist dement und das ist nicht immer einfach. Aber auch da bekomme ich hier viel Unterstützung, wenn ich mal nicht mehr weiter weiß. Die Marcusallee ist heute mein Zuhause.«

Peter Petersen, Bewohner der Hausgemeinschaft »mediterran« im Pflegebereich der Stiftungsresidenz Marcusallee

oft zu Besuch oder nehme an gemeinsamen Aktivitäten wie Feiern und Ausflügen teil. Doch wenn ich mal keine Zeit habe, weiß ich, es geht auch ohne mich.« Renate Brodda, Nichte von Rosemarie Wegener, Bewohnerin der Pflege-Wohngemeinschaft im Stiftungsdorf Walle

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Ich schätze und wollte das Wohnen mitten im Leben und bin froh, dass ich aus der Anonymität und Einsamkeit meiner alten Wohnung hierher umgezogen bin. Im Haus herrscht ein fröhliches, nettes Miteinander und es ist jede Menge los. Ich spiele Skat, Canasta, Rommé oder Doppelkopf mit den Nachbarn, nehme an der Geschichtswerkstatt teil, bereite gemeinsam mit anderen einmal im Monat unser Mieterfrühstück vor oder bin heute Abend unterwegs im Theater. Man kann einerseits kommen und gehen wann man will, hat auf der anderen Seite aber Ansprechpartner in der Verwaltung und die Sicherheit, dass im Falle des Falles jemand da ist, der hilft.«

Käthe Klüver, Bewohnerin und Mieterrätin im »Wohnen mit Service« im Haus im Viertel

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Titelthema

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Man ist Zuhause, aber trotzdem gut aufgehoIch lebe gern selbstständig in meinen eigenen ben. Jeden Tag kommen morgens und abends vier Wänden, doch ich fühle mich dort auch die Damen vom Pflegedienst und unterstützen oft sehr allein. Darum bin ich froh, dass es die mich in allem, was ich alleine Tagespflege im Stadtnicht mehr so kann, zum Beiteilhaus OTe gibt. Jeden spiel beim Anziehen und beim Freitag verbringe ich Frühstück zubereiten oder wenn hier den Tag in Gesellich krank bin. Ich bin froh, dass schaft der anderen Teilich sie habe und wir lachen viel, nehmer. Gemeinsam das tut gut. Als ich mir den Arm spielen, basteln und gebrochen hatte, haben die klönen wir. Es ist immer Damen sich darum gekümmert, jemand da, der mir dass mir mein Mittagessen zuhört und mit Rat und gebracht wurde, bis ich wieder Tat zur Seite steht. Ich fit genug war, um zum Mittagsfreue mich die ganze tisch außer Haus zu gehen. Woche auf das ZusamAuch mein Sohn ist beruhigt, mentreffen mit den lieweil ich mit Hilfe des Pflegeben Menschen dort und dienstes noch so gut zurechtüberlege sogar, ob ich Angelika Schoon zeigt in der Tagespflege komme.« bald noch häufiger Bilder von zu Hause komme.« Lisbeth Stuckenberg, Kundin

der ambulanten PFLEGE Bremer StiftungsService GmbH des ambulanten Pflegedienstes der Bremer Heimstiftung

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Angelika Schoon, Besucherin der Tagespflege im Stadtteilhaus OTe


Titelthema

Bewegung für mehr Lebensqualität Alter schränkt ein, erst auf die Wohnung, dann auf den Sessel, den Rollstuhl und übrig bleibt das Bett. Aber kann man diesem Prozess nicht auch etwas entgegen setzen? Unbedingt, glauben die Experten der Bremer Heimstiftung und haben »MiA« ins Leben gerufen. »Besonders in der Langzeitpflege kommt Bewegung oft zu kurz. Alte Menschen, die in Betten liegen, da möchte keiner so recht hingucken«, sagt Elke Schlesselmann, eine der Projektleiterinnen von »MiA«. »Wenn man jedoch gleich bei Einzug eines Bewohners gemeinsam schaut, wo das Interesse und die Möglichkeiten liegen, sich zu bewegen, dann lässt sich viel dafür tun, dass es gar nicht oder erst sehr viel später soweit kommt – auch, wenn man an einer demenziellen Erkrankung leidet«, betont sie. Genau hier setzen die Mitarbeiter aus derzeit zwei Häusern der Bremer Heimstiftung und aus den Abteilungen Qualität sowie Gesundheit und Rehabilitation jetzt zusammen an. »MiA«, das steht für »Mehr Mobilität im Alter«. Erstes Ziel dieses Projektes ist es, Erfahrungen dazu zu sammeln, wie man mehr Bewegung in den Alltag integriert. Dazu gingen die beteiligten Häuser durchaus unterschiedliche Wege, denn die individuellen Bedürfnisse der Bewohner sowie die baulichen und strukturellen Gegebenheiten vor Ort seien unterschiedlich, erklärt Elke Schlesselmann. Vielleicht helfe es schon, schwergängige Türen auszutauschen, um Bewohner dazu zu ermutigen, mehr zu laufen, sagt sie.

Schwung nach Plan In der Stiftungsresidenz Luisental erproben Mitarbeiter im Rahmen von »MiA« derzeit zum Beispiel individuelle Wochenpläne zum Thema Bewegung, die sie in interdisziplinären Fallbesprechungen erarbeiten. Mit dabei sind Physiotherapeuten, Mitarbeiter aus Hauswirtschaft

und Sozialdienst, aus der Pflege und der Betreuung. In den Plänen tauchen Gymnastik und Spaziergänge ebenso auf wie Gartenarbeit, Körperpflege oder der Weg zum Lesevormittag in den Gemeinschaftsraum – je nachdem, was ein Bewohner körperlich bewältigen kann. »Natürlich besprechen wir diese Pläne mit den Bewohnern und Angehörigen«, erklärt Elke Schlesselmann, denn wer statt des Spaziergangs lieber Blumen pflege, solle das gerne tun. Für Hubertus Jende hat sich dieser neue Schwung nach Plan bereits ausgezahlt. Mobil durch Gymnastik: Hubertus Jende Kurz nach Einzug in die Stiftungsresidenz Luisental stürzte der 91-Jährige und war auf einen Rollstuhl angewiesen. Heute, ein halbes Jahr später, ist Hubertus Jende, wie vorher auch, wieder per Rollator unterwegs. »Ein schöner Erfolg«, findet Elke Schlesselmann. Fernziel der Projektinitiatoren ist es, die mit »MiA« in den ersten teilnehmenden Häusern gesammelten Erfahrungen in alle Häuser der Bremer Heimstiftung zu tragen, um auch hier den Bewohnern vielfältige Lösungen für mehr Bewegung in der Langzeitpflege und damit für mehr Lebensqualität anzubieten. ●

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Porträt

»Suche Frau, die mein Studium finanziert…« …spätere Heirat nicht ausgeschlossen! So ungefähr lautete die Kontaktanzeige, die Dr. Ferdinand Wilke vor seinem geistigen Auge formuliert hatte, als er 1947 mit nichts aus der Kriegsgefangenschaft kam. Wurzel zurückgekehrt – meine Frau wurde in Bremen geboren«, so Ferdinand Wilke.

Beständiger Charakter in Bewegung

Eine Begleiterin fürs Leben fand der damals 27Jährige prompt, gefeiert wurde allerdings eine Liebeshochzeit. Studiert hat er trotzdem – nämlich Naturwissenschaften. Dass immer alles anders kommt als erwartet, das erlebte der heutige Bewohner der Stiftungsresidenz Marcusallee mehrfach – auch im Ruhestand. Bei Einzug etwa hätte er sich nicht träumen lassen, einmal den Vorsitz der Heimbeiräte in den Häusern der Bremer Heimstiftung zu übernehmen. Soziales Engagement wurde Ferdinand Wilke in die Wiege gelegt: Sein Ur-Großvater ist kein geringerer als Ferdinand Donandt, einst Senator in Bremen und Präsident der 1848 konstituierten Bürgerschaft. Das Bild des berühmten Vorfahren – der promovierte Jurist prägte die Verfassung des Bremischen Staates wesentlich – hat einen Ehrenplatz im gemütlichen Appartement des Senioren. Vor sechs Jahren hat er es mit seiner Gattin Hella bezogen, die vor zwei Jahren verstarb. »Wir beide sind zu unseren familiären

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Herumgekommen ist Ferdinand Wilke zeitlebens. Er und seine Frau bauten Häuser in vier Städten. Wer ihn kennt, würde den heute 88-Jährigen dennoch als beständigen Charakter bezeichnen. In Sorau in der Lausitz zur Welt gekommen, besuchte er das Gymnasium in Guben. Schon früh beschloss er, nicht Theologe wie der Vater, sondern Chemiker zu werden. Gesagt, getan: Das Studium in Bonn absolvierte er erfolgreich. Bald ereilte ihn der Ruf nach Leverkusen in die Farbenfabrik Bayer AG, wo Ferdinand Wilke in der Forschung tätig war. Anschließend folgte ein Wechsel in die Lehre: Bis zu seiner Pensionierung unterrichtete er Chemie und Physik an der Fachhochschule für Bauwesen in Höxter. Hier setzte er sich nicht nur für seine Studenten ein, sondern unterstützte auch seine Frau, die eine Bürgerinitiative für den Erhalt der Altstadt gegründet hatte. Als das geschafft war, errichtete das rührige Ehepaar ihr letztes Heim in Potsdam. »Bezogen haben wir es nicht mehr – Bremen kam dazwischen«, erzählt der Senior. Und auch hier hatte er gleich eine verantwortungsvolle Aufgabe: »Ehe ich mich versah, war ich im Heimbeirat der Stiftungsresidenz Marcusallee. Eine schöne Zeit.« Seine Qualitäten als Unterschriftensammler und Protest-Flugblatt-Autor habe er aber nicht unter Beweis stellen können: »Es gab nie Probleme mit der Hausleitung.« Vor kurzem gab Ferdinand Wilke seine Ämter ab, aktiv ist er noch immer: »Ich beschäftige mich wieder mehr mit der Familiengeschichte!« ●


Bremen

Der Liebe auf die Sprünge helfen Sexualität im Alter? Die gibt es. Und was noch wichtiger ist: Wenn sich Verlangen bei Senioren regt, ist das nicht peinlich, sondern sehr gesund! »Sexualität hört nicht auf, wenn man das 70. Lebensjahr überschritten hat, sie wird nur anders«, sagt Diplom-Psychologe und Sexualberater Thomas Jürgens von der pro familia Beratungsstelle Bremen. Dem zu grunde lägen nicht nur körperliche Veränderungen, sondern auch andere Lebensformen. Mitunter ist für ältere Menschen zum Beispiel die Betreuung in einer Senioreneinrichtung notwendig. Hier leben die meisten Bewohner allein; es gibt aber auch Paare, die zusammen einziehen oder sich neu finden. Ihnen rät Jürgens, das Recht auf Intimsphäre einzufordern: »Oft reicht schon ein Schild mit ‚Bitte nicht stören’.« Das Gleiche gälte natürlich auch für Alleinstehende: »Selbstbefriedigung ist gerade für ältere Menschen kein einfaches Thema, was mit der Erziehung zu tun hat. Dennoch ermöglicht sie uns bis ins höchste Alter, sexuelle Lust zu erleben«, erklärt er.

pienebenwirkungen hinterlassen Spuren, die Schamgefühle auslösen können. »Insbesondere Frauen bewerten ihr Aussehen oft sehr negativ, wollen sich nicht mehr nackt zeigen. Männer kommen in den Teufelskreis von Versagensangst, wenn Erektionsstörungen auftreten. Wichtig ist, über seine Wünsche und Sorgen zu reden. Sexualität ist nicht nur Geschlechtsverkehr. Kuscheln, Streicheln, Zuhören – im dritten Lebensabschnitt kann man mit sämtlichen Sinnen noch Neues am Partner entdecken«, ermutigt Psychotherapeut Dr. Marko Specht, Leiter der Beratungsstelle. Bei Männern wie Frauen nimmt die Produktion der Geschlechtshormone im Alter ab, das sexuelle Verlangen sinkt. »Medikamente und Hilfsmittel können Lust und Liebe aber wieder auf die Sprünge helfen«, betont er. Niemand solle sich gehemmt fühlen, das Gespräch mit Ärztin oder Arzt zu führen: »Sexualität ist schließlich ein Teil unserer Gesundheit!« ●

Sexualität als Teil der Gesundheit Mit dem Altern verliert der Körper an Spannkraft; operative Eingriffe oder Thera-

Weitere Informationen: pro familia Bremen: Tel. 340 60 30

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Tipps und Termine

Dienstag, 5. April, 17.30 Uhr

Mittwoch, 18. Mai, 10 Uhr

Die Hospizidee: Unterstützung und Begleitung schwerkranker und sterbender Menschen Vortrag von Erika Nola und Petra Scholz

Eröffnung der Pflege-Wohngemeinschaft im Stiftungsdorf Gröpelingen mit Besichtigung der Räumlichkeiten

Stiftungsdorf Gröpelingen

Bildungszentrum der Bremer Heimstiftung Eintritt frei

Mittwoch, 18. Mai + 15. Juni, 16.30 Uhr

Mittwoch, 6. April, 16 Uhr

Die Kunst zu leben: Führung für Menschen mit Demenz und Begleitung Christine Holzner-Rabe ●

Waldmeister und Buschwindröschen Naturerfahrungen für Menschen mit Demenz und Angehörige Birgitta Wilmes ●

Paula Modersohn-Becker Museum Eintritt 5 Euro pro Person Anmeldung erbeten unter Tel. 33 88-222

Stiftungsdorf Rönnebeck Eintritt 5 Euro pro Person Anmeldung erbeten unter Tel. 60 94-110

Mittwoch, 6. April, 19.30 Uhr Eine Reise nach Tansania Vorträge, Vernissage und Fotoausstellung des Bremer Künstlers Jean Noel Schramm Informationen zur Arbeit des Deutschen Medikamenten-Hilfswerks action medeor e.V. Die Ausstellung ist bis 30. Juni werktags von 816.30 Uhr zu sehen; Donnerstag, 7. April, Vorträge um 10.00 +12.30 Uhr zum Weltgesundheitstag ●

Bildungszentrum der Bremer Heimstiftung Eintritt frei

Dienstag, 3. Mai, 17.30 Uhr Die Apfelbäume hinterm Zaun erröten Autorenlesung von Karl Plehn

Mittwoch, 25. Mai, 14.30 Uhr Die Kunst zu leben: Atelierkurs für Menschen mit Demenz und Begleitung Ulrike Schulte und Ute Duwensee ●

VHS im Bamberger-Haus Eintritt 5 Euro pro Person Anmeldung erbeten unter Tel. 33 88-222

Freitag, 17. Juni, 16-20 Uhr Tag der offenen Tür im Bildungszentrum der Bremer Heimstiftung Schülerinnen und Schüler der Fachschule für Physiotherapie und der Schule für Altenpflege informieren über ihren Beruf ●

Fedelhören 78, 28203 Bremen Eintritt frei

Bildungszentrum der Bremer Heimstiftung

Freitag, 17. Juni, 10-17 Uhr

Leben und Tod – Forum. Messe Vorsorge, Pflege, Begleitung, Abschied, Trauer

Markt der Möglichkeiten anlässlich des 5. Bremer Fachtages Demenz am 25. Juni, 10-17 Uhr im Swissôtel Bremen Informationsstände mit Wissenswertem und hilfreichen Angeboten für Menschen mit einer Demenz und ihren Angehörigen

Halle 4, Messe Bremen

Marktplatz Bremen

Tageskarte Messe und Vorträge 8 Euro Tageskarte Fachkongress ab 25 Euro

Eintritt frei

Eintritt frei

Donnerstag / Freitag, 12. /13. Mai, 9-18 Uhr ●

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Unterhaltung

Bremer Residenz Club

Neues aus dem Residenzclub-Programm

Achtung, frisches Lesefutter! Gemeinsam mit der Stadtbibliothek Bremen stellen wir Ihnen unterhaltsame und informative Lektüre vor, die Sie dort selbst entleihen können. Entspannte Lesefreuden wünscht Ihnen Ihre Redaktion

Romantipp: »Brief an Sally«, Charles Chadwick Ein Roman über das Altern – die 80-jährige Anthropologin Naomi Marshall lässt ihr Leben Revue passieren. Sie erinnert sich an die emotionslose Beziehung zu ihrem Mann und ihre gemeinsame Zeit in Afrika. Auslöser sind die ausbleibenden Besuche ihrer Hausnachbarin Sally, die sich für das Leben der alten Dame interessierte. Als diese eines Tages nicht mehr auftaucht, beschäftigt sich Naomi mit ihren frühen Tagebuchaufzeichnungen und sucht nach Antworten auf die Fragen, die Sally ihr einst stellte. In der Zentralbibliothek und in Zweigbibliotheken vorhanden, Stichwort »Romane« ●

Sachbuchtipp: »Zusammen ist man nicht allein: alternative Wohnprojekte für Jung und Alt«, Jutta Besser Die Autorin stellt verschiedene Wohnmodelle in Deutschland für Jung und Alt vor, die sich etabliert und bewährt haben. Die Beschreibung von einem Ökodorf, einer spirituellen Gemeinschaft sowie einem Frauenwohnprojekt und anderen Lebensformen enthält die Entwicklungsgeschichte und Erfahrungsberichte Beteiligter. In der Zentralbibliothek und in Zweigbibliotheken vorhanden, Stichwort »Sozialpolitik« ●

Im Juni können sich die Mitglieder des Residenzclubs auf einen besonderen Termin freuen. Dr. Katja Pourshirazi, Leiterin des Overbeck-Museums in Bremen-Vegesack, führt persönlich durch die aktuelle Sonderausstellung des Hauses. »Deine Frau, Dein Freund, Dein Kollege, Dein Alles«, so charakterisierte Hermine Rothe sich selbst ihrem Zukünftigen gegenüber – kurz vor der Eheschließung mit dem Worpsweder Maler Fritz Overbeck. Dieses Zitat der Malerin ist heute Titel und Zentrum einer umfassenden Retrospektive, die das Overbeck-Museum Bremen vom 29. Mai bis 25. September dieses Jahres zeigt, um das Werk der Künstlerin zu würdigen. ●

Dienstag, 14. Juni, 15.00 Uhr »Deine Frau, Dein Freund, Dein Kollege, Dein Alles« Hermine Overbeck-Rothe – Die Retrospektive Ausstellungsführung mit Museumsleiterin Dr. Katja Pourshirazi Overbeck-Museum, Altes Packhaus Vegesack, Alte Hafenstraße 30, 28757 Bremen Eintritt: Clubpreis 2 Euro pro Person inkl. Führung Anmeldung erbeten unter Tel. 24 34-182, Anmeldeschluss ist der 30. Mai Fragen und Anregungen zum Clubprogramm: Doris Johnssen, KundenCentrum Tel. 24 34 -185

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Service

BREMER HEIMSTIFTUNG BREMER HEIMSTIFTUNG KundenCentrum Marcusallee 39 28359 Bremen Tel. 0421-24 34 -0 Fax 0421-24 34 -189

e-mail: info@Bremer-Heimstiftung.de www.Bremer-Heimstiftung.de Das Blog der Bremer Heimstiftung: www.lebens-weisen.de

Häuser – Pflege-Wohngemeinschaften – Treffpunkte

Stadtbereich Mitte Stadtteilhaus St. Remberti Hoppenbank 2/3 28203 Bremen Tel. 0421-36 02-0 Fax 0421-36 02-119 Haus im Viertel mit Pflege-Wohngemeinschaft im Alten Fundamt Auf der Kuhlen 1b 28203 Bremen Tel. 0421-33 49-0 Fax 0421-33 49-119

Stadtbereich Ost Stiftungsresidenz Marcusallee mit Villa am Deliusweg Marcusallee 39 28359 Bremen Tel. 0421-23 85-0 Fax 0421-23 85-619 Stiftungsresidenz Landhaus Horn Schwachhauser Heerstraße 264 28213 Bremen Tel. 0421-24 68-0 Fax 0421-24 68-119 Stiftungsresidenz Riensberg Riekestraße 2 28359 Bremen Tel. 0421-23 86-0 Fax 0421-23 86-119 Lür Oltmann Domizil Riekestraße 2 28359 Bremen Tel. 0421-30 16-0

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Stiftungsresidenz Luisental Brucknerstraße 15 28359 Bremen Tel. 0421-23 82-0 Fax 0421-23 82-119 Stiftungsresidenz Ichon-Park Oberneulander Landstraße 70 28355 Bremen Tel. 0421-25 77-0 Fax 0421-25 77-119 Emma Holler Domizil Oberneulander Landstraße 70 28355 Bremen Tel. 0421-30 16-0 Stiftungsdorf Hollergrund Im Hollergrund 61 28357 Bremen Tel. 0421-27 85-0 Fax 0421-27 85-119 Stiftungsdorf Borgfeld mit Pflege-Wohngemeinschaft Borgfeld Daniel-Jacobs-Allee 1 28357 Bremen Tel. 0421-69 62 46 94 Fax 0421-69 62 46 95 Stiftungsdorf Osterholz Ellener Dorfstraße 3 28325 Bremen Tel. 0421-42 88-0 Fax 0421-42 88-119 Stiftungsdorf Hemelingen Diedrich-Wilkens-Straße 18 28309 Bremen Tel. 0421-41 04-0 Fax 0421-41 04-119

Stiftungsdorf Arberger Mühle (in Planung) Tel. 0160- 96 74 94 80 mit Pflege-Wohngemeinschaft Arberger Mühle Arberger Heerstraße 90 28307 Bremen Tel. 0421-48 44-212 Stadtteilhaus Blockdiek mit Pflege-Wohngemeinschaft Blockdiek und Treffpunkt Blockdiek Mülheimer Straße 1-3 28327 Bremen Tel. 0421-43 79-088 Stadtteilhaus OTe mit Pflege-Wohngemeinschaft OTe und Treffpunkt OTe Ludwigshafener Straße 6 28325 Bremen Tel. 0421-69 61-250

Stadtbereich Süd Stiftungsdorf Rablinghausen – Tönjes Vagt Hof – Rablinghauser Landstraße 51 a-e 28197 Bremen Tel. 0421-52 07-0 Fax 0421-52 07-119 Haus in der Neustadt - Wohnen an der Zionskirche Hermannstraße 37–41 28201 Bremen Tel. 0421-24 45-0 Fax 0421-24 45-119


Service

Stadtteilhaus Kattenesch Alfred-Faust-Straße 115 28277 Bremen Tel. 0421-84 02-0 Fax 0421-84 02-119

Stiftungsdorf Fichtenhof Schönebecker Kirchweg 33 28757 Bremen Tel. 0421-62 69-0 Fax 0421-62 69-119

Fachschule für Physiotherapie Fedelhören 78 28203 Bremen Tel. 0421-24 34-420 Fax 0421-24 34-419

Stadtteilhaus Kattenturm Tel. 0421-69 66 14 33 Fax 0421-69 66 14 35 mit Treffpunkt Kattenturm Theodor-Billroth-Straße 46-48 28277 Bremen Tel. 0421-84 02-187

Stiftungsdorf Rönnebeck Dillener Straße 69-71 28777 Bremen Tel. 0421-60 94-0 Fax 0421-60 94-119

Erwin-Stauss-Institut Fedelhören 78 28203 Bremen Tel. 0421-33 87-923

Stadtteilhaus Huchting Tegeler Plate 23 28259 Bremen Tel. 0421-57 22-0 Fax 0421-57 22-119 mit Pflege-Wohngemeinschaft Nimweger Straße Nimweger Straße 13-15 28259 Bremen Tel. 0421-57 20-357 Fax 0421-57 22-119

Stadtbereich West Stiftungsdorf Walle mit Pflege-Wohngemeinschaft am Alten Wasserturm Karl-Peters-Straße 74 28217 Bremen Tel. 0421-336 37-0 Fax 0421-336 37-119

Haus Vier Deichgrafen Zum Alten Speicher 6 28759 Bremen Tel. 0421-40 95-0 Fax 0421-40 95-119

weitere Standorte Schule für Altenpflege Fedelhören 78 28203 Bremen Tel. 0421-24 34 -410 Fax 0421-24 34-419 Außenstelle Bremen-Nord im Stiftungsdorf Blumenkamp Tel. 0421-62 68-506

Diedrichshof Ostendorfer Straße 27 27726 Worpswede Tel. 04792-93 31 37 ambulante PFLEGE Bremer Stiftungs-Service gGmbH Im Hollergrund 3 28357 Bremen Tel. 0421-30 16-100 Kontor für Seniorenumzüge Karl-Peters-Straße 78 28217 Bremen Tel. 0421-69 61-666

Die Bremer Heimstiftung ist Mitglied im Paritätischen Versorgungsnetz

Stiftungsdorf Gröpelingen – Alte Feuerwache – Elbinger Straße 6 28237 Bremen Tel. 0421-38 04-0 Fax 0421-38 04-119

Stadtbereich Nord Stiftungsresidenz St. Ilsabeen Billungstraße 31-33 28759 Bremen Tel. 0421-62 64-0 Fax 0421-62 64-119 Stiftungsdorf Blumenkamp - Anna-Stiegler-Haus Billungstraße 21 28759 Bremen Tel. 0421-62 68-0 Fax 0421-62 68-119

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Gesundheit

Aus für Diabetikerlebensmittel Nach neuem wissenschaftlichem Kenntnisstand benötigen Menschen mit Diabetes keine diätetischen Lebensmittel mehr. Für sie gelten die gleichen Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) wie für die Allgemeinbevölkerung. Helga Strube, Ernährungsberaterin und Mitarbeiterin im Bremer Institut für Präventionsforschung und Sozialmedizin (BIPS) erklärt, was dies für Betroffene bedeutet. Bremer Heimstiftung aktuell: Seit dem 9. Oktober 2010 ist eine veränderte Diätverordnung in Kraft. Was ist neu an ihr? Helga Strube: Bislang legte die Diätverordnung Vorgaben für die Verwendung bestimmter Zuckeraustauschstoffe wie Sorbit und Süßungsmittel wie Fructose anstelle von Haushaltszucker fest. Zudem waren Hersteller zur Angabe von Broteinheiten (BE) in Diabetiker-Lebensmitteln, ihres Gehalts an Fett oder Alkohol, des Brennwerts sowie des Kohlenhydratanteils verpflichtet. Diese Regelungen wurden aufgehoben, was gleichbedeutend damit ist, dass DiabetikerLebensmittel nicht mehr empfohlen werden. Was ist der Grund dafür? Diabetikerlebensmittel sind teurer und haben oftmals unangenehme Nebenwirkungen: Der Anteil von Sorbit oder Fruchtzucker kann zu Verdauungsproblemen wie Blähungen und Durchfall führen. Untersuchungen haben zudem gezeigt, dass die Aufschrift »für Diabetiker geeignet« dazu verführt,

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mehr davon zu essen – in der Annahme, sich etwas Gutes zu tun. Aber: Diabetikerprodukte sind nicht zwingend kalorienärmer und ihr Fettanteil liegt oftmals höher als bei herkömmlichen Produkten. Da viele Diabetiker übergewichtig sind, sind diese Produkte nicht empfehlenswert. Fettarme Joghurts mit einem Teelöffel Marmelade sind sinnvoller als ein Diabetikersahnejoghurt. Ist Naschen für Diabetiker jetzt tabu? Keineswegs. Wer Lust auf Süßes hat, denke aber daran: Lieber eine gute Praline – am besten aus dunkler Schokolade – mit Genuss essen, als eine ganze Packung Diabetikerschokolade mit Unvernunft. Wichtig ist zu wissen, dass Fruchtzucker, Zuckeraustauschstoffe wie Sorbit und andere energiehaltige Zuckeraustauschstoffe gegenüber dem üblichen Zucker (Saccharose) keine wesentlichen Vorteile haben – der Kaloriengehalt ist gleich. Laut Empfehlungen der DGE ist die Aufnahme von Zucker und zuckerhaltigen Lebensmitteln erlaubt, wenn sie 10 Prozent der Gesamtenergie nicht überschreitet. ●


Gesundheit

Bleiben Sie gesund! Die Bremer Heimstiftung lädt ein zu Veranstaltungen rund um das Thema Gesundheit Der Monat April steht bei der Bremer Heimstiftung ganz im Zeichen eines Themas, das uns alle bewegt: die Gesundheit. Vom 5. bis zum 26. April findet die traditionelle Vortragsreihe Gesundheit in den Stiftungsresidenzen statt. Damit aber nicht genug. In der Stiftungsresidenz Riensberg feiert der Vital-Treff sein 10-jähriges Bestehen. Anlässlich dieses Ereignisses stehen hier

vom 11. bis 15. April Veranstaltungen zum Mitmachen, Mitdiskutieren und Zuhören auf dem Programm. Kleine Kostprobe gefällig? Geboten werden Seniorentanz und Wii-Spiele zum Kennenlernen, mobile Massage von Schülern der Fachschule für Physiotherapie der Bremer Heimstiftung sowie Wissenswertes zu Themen wie Heilkräuter und erholsamer Schlaf. ●

Vortragsreihe Gesundheit

Dienstag, 5. April, 15.00 Uhr

Mittwoch, 6. April, 15.30 Uhr

Donnerstag, 7. April, 15.30 Uhr

Stiftungsresidenz Landhaus Horn

Stiftungsresidenz Ichon-Park

Stiftungsresidenz St. Ilsabeen

Stefan Amiri, Diplom-Psychologe, Universität Bremen Der Stress-Pilot – höre auf Dein Herz Wie auf körperliche Anstrengung reagiert das Herz auf Gedanken und Gefühle. Stefan Amiri erläutert, wie sich diese drei Komponenten in Einklang bringen lassen.

Prof. Dr. Annelie Keil, Gesundheitswissenschaftlerin Lebenslügen leben lange, manche machen krank! Prof. Dr. Annelie Keil über die Möglichkeiten, sich selbst zu heilen und kleinen oder großen Lebenslügen mit einem Augenzwinkern auf die Spur zu kommen.

Birgit Lemme, Juristin und Mediatorin Dem (Ver-) Erben nicht aus dem Weg gehen Das Alter will gut vorbereitet sein, um es genießen zu können. Birgit Lemme widmet sich der Frage: Wann ist Zeit zum Loslassen?

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Vortragsreihe Gesundheit

Donnerstag, 14. April, 16.00 Uhr Stiftungsresidenz Marcusallee Birgit Lemme, Juristin und Mediatorin Konflikten nicht ausweichen, gute Lösungen finden Birgit Lemme zeigt auf wie es gelingt, anderen Meinungen mit Verständnis zu begegnen und die Bedürfnisse anderer zu berücksichtigen.

Vital durch die Woche in der Stiftungsresidenz Riensberg Montag, 11. April

Donnerstag, 14. April

11 Uhr, Raum Bellevue

10 Uhr, Salon

Eröffnung mit Sozialsenatorin Ingelore Rosenkötter

Die Wii zum Kennenlernen – Sport, Spiel, Spaß mit neuen Medien

15.30 Uhr Restaurant

Freitag, 15. April, 15.30 Uhr

Podiumsdiskussion »Gesundheit im Alter« u.a. mit Prof. Gerd Glaeske, Pharmakologe, Universität Bremen, Tanja Meier, Demenz Informationsund Koordinierungsstelle und Elke Ehlert, Palliativstation Krankenhaus Links der Weser

Stiftungsresidenz Riensberg

Dienstag, 12. April

Prof. Dr. Annelie Keil, Gesundheitswissenschaftlerin Den aufrechten Gang üben ein Leben lang – Liegen, Sitzen, Stehen, Gehen Körper, Geist und Seele sind jeder für sich mit diesen zentralen Tätigkeiten beschäftigt. Prof. Dr. Annelie Keil wirft einen Blick auf die Stationen unseres Seins. Dienstag, 26. April, 16 Uhr Stiftungsresidenz Luisental Helga Strube, Ernährungsmedizinische Beraterin, Deutsche Gesellschaft für Ernährung Süßes verboten? Essen & Trinken bei Diabetes Helga Strube gibt Empfehlungen dazu, wie sich Diabetiker heute ernähren können, ohne dass die Lebensqualität auf der Strecke bleibt.

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10 Jahre Vital-Treff

11.30 Uhr, Salon »anti dementi« – 10 Minuten Übungen Gedächtnistraining 15-18 Uhr Salon »Für Vieles ist ein Kraut gewachsen« – mit allen Sinnen erleben und entdecken Sebastian Köhler, Horner Apotheke

10 Uhr, Salon

16 Uhr, Salon

Seniorentanz zum Kennenlernen

»Oh wundersamer Schlaf« – Lyrik und Prosa über die Freuden und Leiden, die der Schlaf mit sich bringen kann Klaus Haak, Gesundheits experte

11.30 Uhr, Salon »anti dementi« – 10 Minuten Übungen Gedächtnistraining 15.30 Uhr Restaurant

15 Uhr, Praxis Fußpflege

Vortrag »Glücklich im Alter« Klaus Haak, Gesundheits experte

»Zeigt her Eure Füße« Entspannende Fußmassage

Mittwoch, 13. April

Freitag 15. April

10-13 Uhr, Foyer

10 Uhr, nach Wetterlage im Haus oder Park

Mobile Massage 10-17 Uhr, Salon & Vital-Treff

»Brainwalking – Denken und Bewegen« Spaziergang mit Kopftraining

10 Jahre Praxis Kadiri für Logopädie und Physiotherapie Tag der offenen Tür mit Vorträgen und Schnupperstunden Offenes Training an Fitnessgeräten und Qigong

»anti dementi« – 10 Minuten Übungen Gedächtnistraining

15.30 Uhr, Bellevue

15.30 Uhr Restaurant

Vortrag »Heute für die Zukunft«, Patientenverfügungen, Vorsorgevollmacht & Co. Margrit Ruzika, Hospiz Horn e. V.

Vortrag »Den aufrechten Gang üben ein Leben lang« Prof. Dr. Annelie Keil, Gesundheitswissenschaftlerin

11.30 Uhr, Salon


Gesundheit

Oh du schöne Spargelzeit Es ist wieder so weit: In wenigen Tagen beginnt die Spargelernte. Die leckeren Stangen sind eines der beliebtesten Gemüse Deutschlands. Rund 55.000 Tonnen verputzen wir jährlich, unser durchschnittlicher Pro-Kopf-Verbrauch liegt deutlich über 2 Kilo. Dabei ist die Spargelsaison auf das Frühjahr begrenzt: Am 24. Juni wird er offiziell das letzte Mal gestochen. Danach muss die Pflanze Kraft schöpfen, um im nächsten Jahr wieder ertragsfähig zu sein. Was das Besondere an Spargel ist? Kein anderes Gemüse unterliegt so großen Preisschwankungen im Verkauf. Die Stangen werden nicht nur aufwändig überwiegend per Hand geerntet, sie brauchen auch Wärme, um groß herauszukommen. Am Anfang der Saison oder wenn es kalt ist, macht sich Spargel rar. Um mit den Anbauländern Griechenland und Spanien Schritt halten zu können, die konstanteres Klima haben, ziehen hiesige Anbieter das Gemüse schon mal unter Folie oder mit Hilfe einer Bodenheizung. »Das treibt den Preis natürlich hoch«, sagt Simon Schumacher, Geschäftsführer des Verbandes süddeutscher Spargel- und Erdbeeranbauer, der für die Saison 2011 auf viel Sonne hofft.

Gesundheit kann gut schmecken! Vielen ist ihr Lieblingsgemüse dennoch nicht zu teuer – aus gutem Grund: Spargel, auf Latein Asparagus officinalis, ist mit 13 Kalorien pro 100 g sehr kalorienarm. Gekocht liefert er reichlich Vitamin C, das gut für das Immunsystem ist, Kalium sowie eine Reihe weiterer Vitamine und Mineralstoffe, die die Blutbildung unterstützen und die Knochendichte verbessern. Kaliumsalze und Asparaginsäure regen die Nierentätigkeit und so das Ausschwemmen von Abbauprodukten des Stoffwechsels an. Damit eignet sich Spargel gut zum Entgiften. Aber aufgepasst:

Bei Nierensteinen oder Gicht sollte man auf das Gemüse verzichten oder vor dem Verzehr mit dem behandelnden Arzt sprechen.

Spargel mal anders zubereiten? Ein Rezept aus der Stiftungsresidenz IchonPark von Küchenleiter Ulf Alberts: Spargeltorte für 4 Personen • 450 g TK Blätterteig • 750 g weißer Spargel • 150 g Frühstücksspeck • 125 g Mozzarella • 3 Eier • 125 ml. Sahne • 3 cl. Weißwein • Salz, Pfeffer, Currypulver, Zucker • 1 Tl. gekörnte Gemüsebrühe • 1 El. gehackte Petersilie Den Blätterteig auftauen lassen. Den Spargel schälen und in 2-3 cm große Stücke schneiden. Spargel in Salzwasser ca. 10 Min. garen. Anschließend herausnehmen und abtropfen lassen. Den Frühstücksspeck in Streifen und den Mozzarella in Würfel schneiden. Springform von 28 cm Durchmesser mit den Blätterteigscheiben auslegen, so dass ein 4 cm hoher Rand entsteht. Spargelstücke hineinlegen, mit Frühstücksspeck und Mozzarella bestreuen. Im vorgeheizten Backofen bei 220 Grad 10 Min. vorbacken. Die Eier mit Sahne aufschlagen, Weißwein zugießen, alles verrühren und mit Gewürzen und Gemüsebrühe abschmecken. Die Masse über die Torte gießen, mit Petersilie bestreuen und 20 Min. goldbraun backen. Guten Appetit! ●

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Aus den Häusern

Rendezvous mit Rudi und Horst »Natürlich habe ich mich vorgestellt«, sagt Hanna Schröder augenzwinkernd, »nicht, dass seine Frau denkt, er hätte ein Rendezvous mit einem 20-jährigen Mädchen!« Und so war Rüdiger »Rudi« Rasches Ehefrau einverstanden, als der Hauswirtschaftsleiter des Stiftungsdorfes Blumenkamp und die 87-jährige Seniorin mit Horst auf temporeiche Tour gingen. Horst? Im Haus ist er bestens bekannt, auch wenn man ihn nur draußen stehen sieht. Mit seinen sechs Jahren gilt er im Stiftungsdorf als Jungspund mit 98 PS Motorleistung. Hanna Schröder war bei seinem Anblick hin und weg, denn Motorräder haben es ihr seit Kindertagen angetan. Und Rudi Rasches blaue Kawasaki ist ein schönes Stück. Den Namen Horst bekam es von Rudis Ehefrau: »Sie war von der Anschaffung des Motorrades nicht gerade begeistert und hat meines deshalb entsprechend getauft«, erzählt der 48-Jährige. Von Horst abbringen ließ er sich dennoch nicht – »ich bin ja ein wachsamer und umsichtiger Fahrer.« Auch Hanna Schröder musste gegen Widerstände ankämpfen, bis sie ihre erste Runde drehte – wenn auch nur als Beifahrerin: »Mein Vater hat mir nicht erlaubt, Motorrad fahren zu lernen.« Kaum volljährig, fuhr sie dann bei ihrem Nachbarn als Sozius mit zur Arbeit. Später waren es die Söhne, die mit ihr auf dem schnellen Zweirad unterwegs waren.

Angst? »Die kenne ich nicht« »Sich gemeinsam in die Kurven zu legen, das hat mir schon immer viel Spaß gemacht«, betont die sportliche Seniorin, die mit einem Motorsegler verheiratet war und daher hohe Geschwindigkeiten gut kennt. Eine am Mittagstisch gesponnene Idee ließ sie deshalb nicht mehr los: »Als ich mich mit Rudi über

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sein Motorrad unterhielt, hat er mir angeboten, mich einmal mitzunehmen. Ich musste ihn noch ein bisschen betüddeln, dann war es wirklich soweit.« An einem sonnigen Oktobertag machte Rudi Rasche mit blank geputztem Horst vor dem Stiftungsdorf Blumenkamp Halt – samt Lederjacke und Helm im Gepäck. »Meine Erstgarnitur, die Ersatzkleidung hatte ich an«, erklärt er. Sie passte Hanna Schröder wie angegossen und wenig

Ab geht’s: »Rockerbraut« Hanna Schröder braust vom Hof

später saß die ältere Dame auch schon hinter ihrem Chauffeur. Die Fahrt ging nach Bremen-Vegesack und auf der Bundesstraße gab Rudi Rasche richtig Gas. »Wunderbar war das«, erinnert sich Hanna Schröder, »Angst kenne ich gar nicht.« Nach der ersten Tour war schnell klar – es wird nicht die letzte sein: »Wenn die Sonne scheint, starten wir erneut. Dann geht es in ein Café oder in die Eisdiele«, sagt der Hauswirtschaftsleiter mit sichtlicher Vorfreude. ●


Aus den Häusern

Viel näher dran an den Menschen Gemeinsam mehr als ein halbes Jahrhundert Fichtenhof: Barbara Mienits, Cäcilie Warnke und Waltraud Drygala. Sie kennen das Stiftungsdorf schon seit seiner Gründung Dezember 1990…

V.l.: Silke Beer, Cäcilie Warnke, Waltraud Drygalla und Barbara Mienits

plätze wurden als Einzelappartements eingerichtet. Ungewöhnlich, kannte man bisher doch vornehmlich Drei- oder Vierbettzimmer. Ebenfalls verzichtete man schon damals auf zentrale Speiseräume oder krankenhausähnliche Pflegestationen und setzte auf die Zusammenarbeit mit Institutionen und Dienstleistern aus Bremen-Nord. Ein Weg, der konsequent fortgesetzt wurde. »Für mich ist eine der zentralen Veränderungen die Auflösung der Großküche und die Einrichtung von Hausgemeinschaften mit kleinen Küchen, in denen wir gemeinsam mit den Bewohnern kochen«, sagt Cäcilie Warnke. Für sie und ihre Kollegin Barbara Mienits ist klar: »Wir sind heute viel dichter dran an den Menschen, die bei uns leben«. Tauschen

»In der Nacht vor der Eröffnung wurde fieberhaft Teppich verlegt, damit am nächsten Tag alles bereit war«, erinnert sich Cäcilie Warnke, heute Teamleiterin Hauswirtschaft, an die Anfänge. Genau wie ihre Kollegin, Altenpflegehelferin Barbara Mienits, wechselte sie aus dem Stiftungsdorf Blumenkamp in den Fichtenhof. Hier entstand »ein Zentrum moderner Altenpflege mit 120 Plätzen, insbesondere mit Schwerpunkt in der Betreuung altersverwirrter Menschen«, so schrieb die Bremer Heimstiftung aktuell damals. 27 barrierefreie Wohnungen mit Servicemöglichkeiten für ältere Menschen kamen hinzu.

Gründung als Modellprojekt Schon bei Gründung galt der Fichtenhof als Modellprojekt. Rund 70 Prozent aller Pflege-

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Aus den Häusern

in ein anderes Haus? Das kommt nicht in Frage.

Mittendrin zuhause sein Dem stimmt auch Waltraud Drygala zu. Sie lebt seit fünf Jahren im Stiftungsdorf, erinnert sich aber noch an die Zeit, als hier in den 50er und 60er Jahren ein Kinderheim untergebracht war. Eine Freundin, die später in dem inzwischen für Senioren geöffneten Haus arbeitete, lud Waltraud Drygala dann ein, am Leben im Fichtenhof teilzuhaben.

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»Ich habe mir gedacht, wenn ich umziehen muss, dann nur hierher«, erzählt sie. Ein Zuhause, das sich stetig entwickelt. »Wir arbeiten daran, ein gern und viel besuchter Teil Schönebecks zu werden«, erklärt Sozialdienstleiterin Silke Beer. Ob ein Kindergarten auf dem Gelände, Vorträge, Konzerte oder die Zusammenarbeit mit Partnern wie Schulen, Kirchen und Freiweilligen. Stillstand ist nicht angesagt, und so versammeln sich die Schönebecker im Mai sogar im Wahllokal Fichtenhof – zur Stimmabgabe. ●


Aus den Häusern

Humor ist, wenn man trotzdem lacht! Und das tut Udo Busch sehr gern, mit anderen und durchaus auch mal über sich selbst. »Da habe ich heute glatt das Kämmen vergessen«, begrüßt Udo Busch schmunzelnd den Fotografen zum Interviewtermin und erst die vorsichtig dargebotene Hand zum Gruß macht deutlich, er hat Schmerzen in der Schulter, kann den Arm kaum heben und muss alsbald für eine Operation ins Krankenhaus. Kein Grund zu verzagen, selbst wenn dieser Tag für Udo Busch auch aus anderer Perspektive kein schöner ist. Heute, am 17. Februar vor genau 49 Jahren, sah der Blumenthaler zum letzten Mal Tageslicht. Er erblindete aufgrund einer Meningitis, die zudem zur Querschnittslähmung führte.

Aufgeben? Kommt nicht in Frage Etwa drei Jahre verbrachte Udo Busch in Krankenhäusern. Doch aufgeben kam nicht in Frage. Der ehemalige Feinblechnerlehrling schulte um, erlernte die Braille-Schrift und begann 1965 als Schreibkraft in der Grohner Roland-Kaserne der Bundeswehr. Mehr als 30 Jahre arbeitete Udo Busch dort als Zivilangestellter. »Diese Zeit bereitete mir viel Freunde«, erzählt er und ein Lächeln huscht ihm übers Gesicht, als er sich an eine rasante Fahrt im rollenbesetzten Bürodrehstuhl erinnert – der Spieß hatte sich einen Spaß mit seinem »Halbsoldaten« erlaubt. Für seine berufliche Tätigkeit, erst an der Schreibmaschine, dann am Computer, wurde Udo Busch 1993 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Bis heute engagiert er sich unter anderem im Blinden- und Sehbehindertenverein Bremen e.V. oder unterstützt die Weiterentwicklung technischer Hilfsmittel für Blinde. Ein Projekt, das ihm besonders am Herzen liegt, ist der Blinden-

garten Bremen e.V. in St. Magnus. Hier steht der Rentner dem Vorsitzenden Jan Kleffel zur Seite. Gemeinsam mit der Stiftungsresidenz St. Ilsabeen planen sie, den Kindern aus dem benachbarten Kindergarten die Natur nahe zu bringen. Sie sollen im Blindengarten eigene Pflanzen setzen und pflegen können.

Manch Umdenken erforderlich Nicht nur durch Einsatz wie diesen ist Udo Busch den Mitarbeitern der Stiftungsresidenz ans Herz gewachsen, auch, wenn sein Einzug manch Umdenken erforderte. So kann er Kommunika tionswege wie die Hauszeitung oder das schwarze Brett nicht nutzen. Der Rentner bekommt Informationen deshalb per E-Mail und lässt sie sich am Computer per Sprachausgabe vorlesen. »Außerdem mussten wir uns daran gewöhnen, dass Herr Busch auch dann zu Hause ist, wenn bei ihm kein Licht brennt«, erzählt Hausleiterin Anna Harbusch. Worte, die der Verfasserin dieses Artikels durch den Kopf gehen, als sie sich verabschiedet. Der Weg durch den Wohnungsflur ist zwar nicht einfach, da dunkel – aber vergleichsweise kurz. ●

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Rückblick

Bremer Heimstiftung

Haus im Viertel

Eigene Physiotherapie-Praxis im Herzen Bremens

Ein Traum – Jung und Alt tanzen

Die Vibrationsplattform zur Sturzprophylaxe summt, nebenan wird mit duftenden Ölen massiert: Im Stadtteilhaus St. Remberti hat am 1. März eine eigene Physiotherapie-Praxis der Bremer Heimstiftung eröffnet. »Damit wird eine gesundheitliche Versorgungslücke im Stadtteil geschlossen«, freut sich Hausleiterin Dörte Diekmann. Bislang gab es nur wenige Physio-Angebote in der direkten Nachbarschaft; Therapeuten kamen von außerhalb. Jetzt empfängt das Team rund um Praxisleiterin Monika Mehring von 8 bis 18 Uhr Patienten aus der Einrichtung und der näheren Umgebung mit modernsten Therapiegeräten oder Kursen für Gesundheit und Rehabilitation. Auf Wunsch können unter Telefon 3602 - 305 Behandlungen in der Praxis sowie Hausbesuche und Termine außerhalb der Öffnungszeiten vereinbart werden. ●

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Am 5. und 6. Februar feierte das Tanztheaterstück »Traum« im Alten Fundamt Premiere. Mieter des »Haus im Viertel«, Kinder des dortigen Kindergartens und Be wohner des Stadtteils hauchten den »Kinderszenen« von Robert Schumann Leben ein. Inszeniert hat das Tanzstück der Choreograf und Tänzer Gilles Welinski, der wie die Akteure mit langem Applaus gefeiert wurde. All‘ jene, die wegen der großen Nachfrage keinen Platz mehr bekommen hatten, hoffen nun auf eine Wiederholung der gelungenen Uraufführung. ●

Stiftungsdorf Hemelingen Aufgeschlossen für andere Religionen… …Kulturen und Traditionen. Die Bremer Heimstiftung eröffnete mit der Jüdischen Gemeinde Bremen am 11. Februar die jüdische Pflege-Wohngemeinschaft »Hillel« im Stiftungsdorf Hemelingen. Hier ist alles auf die Bedürfnisse von Menschen jüdischen Glaubens ausgerichtet: Die Pflegekräfte sprechen russisch wie die meisten der in Bremen lebenden Juden. In der Küche wird »koscher« gekocht: Fleisch und Milcherzeugnisse werden getrennt aufbewahrt und zubereitet. Vor Einzug der 11 bis 13 pflegebedürftigen Senioren weihte der Landesrabbiner Netanel Teitelbaum die Wohngemeinschaft mit einer »Mesusa«, einer Schriftkapsel mit Segenssprüchen. ●


Rückblick

Neues aus Kattenturm und OTe »Wir wollen unseren Treffpunkt neu beleben«, betont Birgit Riekens-Avci. Seit 1. Dezember wirkt sie als Hausleiterin im jüngsten Haus der Bremer Heimstiftung in Kattenturm, das in Kooperation mit der BREBAU eröffnet wurde, und hat hier Einiges vor. So wurde im Treffpunkt bisher nur intern genutzt und Mittagessen für Senioren serviert. Das soll sich ändern: Ein Vortrag zum neuen Wahlrecht, Sitzgymnastik oder Gesundheitsvorträge – viel ist bereits organisiert. »Im August laden wir mit unseren Kooperationspartnern gemeinsam Bewohner und Nachbarn aus dem Stadtteil zum Sommerfest ein«, erzählt Birgit Riekens-Avci, »und im Herbst eröffnet eine Pflege-Wohngemeinschaft.« Auch in OTe tut sich etwas. Hier übernahm Marina Aydt im Oktober die Hausleitung. Mit Menschen aus rund 80 Nationen stellt der Stadtteil besondere Herausforderungen an die Altenhilfe. Marina Aydt setzt daher auf Veranstaltungen wie Informationsfrühstück oder Erzählcafés für russische und türkische Senioren, Bollywoodtanz und Kochkurse oder auf Infomaterial in an deren Sprachen und Angebote wie kostenfreie Schnuppertage in der Tagespflege, um das Haus als lebendigen Mittelpunkt OTe’s zu etablieren. Übrigens: Bis 1. Mai zeigt das Stadtteilhaus OTe Landschaftsbilder der Künstlerin Eline Wille in Aquarell, Acryl und Pastellkreide. ● Weitere Informationen:

Stiftungsdorf Borgfeld »Eine Reise in den Süden… …ist für andere schick und fein« - wer den Eingangsbereich im Stiftungsdorf Borgfeld betritt, hat schnell den Schlager von Conni Froboess auf den Lippen. Denn hier schmücken seit Januar Kunstwerke mit Motiven aus »Bella Italia« die Wände. Gemalt hat sie Walter Bade, Bewohner des Hauses. Erst vor fünf Jahren entdeckte der heute 84-Jährige seine Leidenschaft für Acrylmalerei – auf Anregung seiner Frau und seiner Tochter. »Wir sind immer gern in den Süden verreist. Als das nicht mehr ging, motivierten sie mich, die Eindrücke von dort auf der Leinwand festzuhalten«, sagt Walter Bade, der ein Leben lang kreativ war. Er absolvierte ein Kunst- und Grafikstudium und arbeitete als Chefdekorateur und Werbeleiter in einem Warenhauskonzern. Nun im Ruhestand hat er eine reizvolle Aufgabe übernommen: den Flur im Stiftungsdorf farbig zu beleben. Dafür erstellt Walter Bade mit Freude neue Bilder samt Rahmen, die in regelmäßigem Wechsel ausgestellt werden. ●

Stadtteilhaus Kattenturm Birgit Riekens-Avci, Tel. 6966-1433 Stadtteilhaus OTe Marina Aydt, Tel. 696-1250

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EIN HAUS DER BREMER HEIMSTIFTUNG


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